Zusammenfassung Zwangsstörung Offene Zwangshandlungen (z.B. Wasch-, Kontrollzwänge) vs. verdeckte Zwangshandlungen Formen von Zwangshandlungen Wasch- und Putzzwänge o Furcht vor Ansteckung mit Krankheitskeimen o Verunreinigung mit Ausscheidungen o Gefährliche Chemikalien Kontrollzwänge o Herd, Kaffeemaschine, Türen, Fenster, andere verletzen Wiederholungszwang, Zählzwang, Ordnungszwang (magisches Denken) Horten und Sammeln Gliederung von Zwangsgedanken 1. Zwanghaftes Zweifeln - Patient beschäftigt sich über lange Zeit mit Gedanken über eigene Handlungen und deren Folgen 2. Zwanghafte Impulse - Patient verspürt subjektiven Drang, bestimmte Handlungen auszuführen 3. Zwanghafte Bilder/ Vorstellungen - GEGEN SEINEN WILLEN tauchen bei ihm sehr unangenehme, nicht beeinflussbare Vorstellungen auf Beispiele für Zwangsphänomene KONTAMINATION: Idee, durch Kontakt mit gefährlich/en erachteten Substanzen Schaden zu nehmen PHYSISCHE GEWALT (gegen sich selbst oder andere, durch sich selbst oder andere) TOD ZUFÄLLIGER SCHADEN (nicht aufgrund von Kontamination oder physischer Gewalt) SOZIAL INAKZEPTABLES VERHALTEN: z.B. schreien, fluchen, Kontrolle verlieren SEXUALITÄT: inakzeptables Sexualverhalten RELIGION: blasphemische Gedanken ORDNUNG: Dinge müssen an rechtem Platz sein, festegelegte Muster, bestimmte Anzahl an Wdh. NONSENS: sinnlose Phrasen, Vorstellungen, Zahlenreihen, Melodien, Wörter ZWANGHAFTE LANGSAMKEIT: jede Handlung muss „exakt“ vollzogen werden, Schnelligkeit führt zu „Fehlern“ Weitere Merkmale: - INNERER SUBJEKTIVER DRANG - EINSICHT der SINNLOSIGKEIT ICD-10: F42 Zwangsstörung A Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen an den meisten Tagen in 2 Wochen B Die Zwangsgedanken zeigen folgende Merkmale: - werden als eigene Gedanken empfunden - werden als UNANGENEHM empfunden, WIEDERHOLEN sich ständig - man versucht WIDERSTAND zu leisten C man leidet an den Zwangshandlungen, - gedanken und wird in sozialer und Leistungsfähigkeit behindert (wegen erhöhtem Zeitaufwand) D Häufigstes Ausschlusskriterium: Störung nicht bedingt durch andere Störungen, wie Schizophrenie und verwandte Störungen (F2) oder affektive Störungen (F3) Verteilung: 42% Kontrollzwänge, 21% Waschzwänge, 25% beides, 12% Zwangsgedanken PRAGMATISCH- DIFFENTIALDIAGNOSTISCHE UNTERSCHEIDUNG VON SCHIZOPHREN-WAHNHAFTEN STÖRUNGEN ZWÄNGE SCHIZOPHRENIEN Drang kommt von innen Gedanken werden eingegeben „ich will das ja gar nicht, ich versuch mich „ich muss das tun, es ist mir zu wehren“ aufgetragen..“ Patient distanziert sich von den Inhalten Patient identifiziert sich mit den Inhalten (ich-dyston) (ich-synton) Häufigkeit von Zwangsstörungen 1-2% Sechs-Monats-Prävalenz, 2,5 Lebenszeitprävalenz Mann vs. Frau: gleich häufig. Mann eher Kontrollzwang, Frau eher Waschzwang 95% vor 40. Lebensjahr (Frauen 25 Jahre, Männer 20 Jahre) kaum spontane Heilung unabhängig von Intelligenz und Schicht, kulturübergreifend ÄTIOLOGIE – Woher kommen Zwänge? VULNERABILITÄTS-STRESS-MODELL 2-FAKTOREN-MODELL DER ENTSTEHUNG UND AUFRECHTERHALTUNG VON ZWÄNGEN (MOWRER) Ergänzung: - Modell der „PREPAREDNESS“ (Seligman) (Biologisch-evolutionäre Bedeutsamkeit der Auswahl von Störungen) Psychophysiologische und neuronale Zusammenhänge (Köhler, 2005) - Dysfunktion im Bereich der Basalganglien (vermehrte Stoffwechselaktivität) o Automatische Übertragung von Gedanken (Nucleus Caudatus) und Handlungen (Putamen) Verringerung des Stoffwechsels im Nucleus Caudatus nach erfolgreicher Therapie. - Gesteigerte Aktivität im orbitalen/präfrontalen Cortex Hypothese einer Störung der Serotonin-Synthese Hypothese einer Störung des Dopamin-Systems Tuschen-Caffiers Präferenz: KOGNITIVES ZWANGSMODELL (SALKOVSKIS, 1989) Entscheidend ist hierbei die Trennung in eine Stimulus- und in eine Reaktionskomponente Kognitives Modell: aufdringlicher Bewertung, Arousal/ Neutralisierung Unruhe, Zweifel Gedanke automatische Gedanken ..Gott ist Ich darf nicht so denken Anspannung, Schuld Zwanghaftes Beten verrückt Erregung, Aktivierung, Ritual > kurzfristige Handlungsbedarf Beruhigung Rückkopplungsschleifen: Stabilisierung des zwanghaften Rituals durch emotionale Rückkopplung. Versuch des Unterdrückens des Gedankens schlägt fehl/ bewirkt das Gegenteil: „rebound-effect“ (Information wird als sehr bedeutsam erachtet und daher erst recht nicht vergessen) - NETZWERKTHEORIE (FOA & KOZAK, 1986) Netzwerkstruktur im Gedächtnis Angstnetzwerke sind Programme für eine Flucht- oder Vermeidungsreaktion Zwangsstörungen im Kindes- und Jugendalter - Prävalenzrate bei 0,1 – 4 % - Hohe Komorbidität von 62-97%: mit Angststörungen, Depression (ca. 30%), Ticstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen, Persönlichkeitsstörungen. RISIKOFAKTOREN: - Genetische Faktoren - Biologische Einflüsse (z.B. Hirnläsionen) - Psychosoziale Belastungsfaktoren Überprotektives Erziehungsverhalten Hohe Leistungsanforderungen Häufige emotionale Kritik Trennungserfahrungen Therapie: kognitiv-behaviorale Therapie kognitive Therapie Konfrontation und Reaktionsverhinderung („exposure and response prevention“) BTW Resümee: Zwangsstörungen sind subjektiver Natur, die Person erlebt sie als sinnlos und sie leistet zunächst Widerstand gegen die Ausführung des Impulses. In ätiologischer Hinsicht werden prädisponierende Faktoren (Familie, neurobiologische Aspekte) ebenso geltend gemacht wie lerntheoretische Prinzipien (speziell Vermeidungshandlungen) und kognitive Faktoren (Bewertung eines Gedankens). Die Behandlung von Zwangsstörungen gilt zurecht als durchaus aufwändig und schwierig. Dies trifft für den Beginn der Intervention (Motivation, therapeutische Beziehung) ebenso zu, wie für den Verlauf der Therapie (Habituation von Angst und Unruhe; Probleme im Lernprozess) und für die Generalisierung und Aufrechterhaltung (Stichwort: Rückfälle). Kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze können als durchaus bewährt und zielführend angesehen werden.