Niere 110) Niere, Ratte, Bodian, PAS-H-Orange G, 6 μm - Nieren sind paarig angelegt und haben Bohnenform und auf der medialen Seite eine große zentrale Einziehung (Hilum renale), die sich in eine tiefe Bucht (Sinus renalis) fortsetzt. Der Sinus renalis wird ausgefüllt v.a. vom Nierenbecken (Pelvis renalis) mit dazugehörigen Kelchen (Calices). Das Nierenbecken setzt sich in den Ureter fort. Der Nierensinus enthält Blut-, Lymphgefäße und Nerven, die gemeinsam am Nierenhilum ein- bzw. austreten, sowie Fettgewebe. Umgeben wird die Niere von einer Kapsel (Capsula fibrosa) aus dichtem koll. Bindegewebe. Die Nieren dienen der Ausscheidung von Endprodukten des Stoffwechsels und der Aufrechterhaltung des inneren Milieus (hinsichtlich ionaler Zusammensetzung, Osmolalität und pH-Wert), der Entgiftung und Wirkstoffbildung Gliederung 1. Medulla renalis, Nierenmark: - 7 – 9 konische Pyramiden (Pyrames renales) deren Spitzen (Papillae renales) in die Calices renales vorragen und deren breite Basen der Nierenrinde zugewandt sind. An der Spitze jeder Papille finden sich 10 – 20 Öffnungen (Foramina papillaria) von Sammelgängen (Ductus papillares), die Harn ins Nierenbecken abgeben. Die Öffnungen bilden an jeder Papillenspitze eine Area cribrosa 2. Cortex renalis, Nierenrinde: - in sie dringen von der Basis der Pyramiden Markstrahlen (Pars radiata), die aus Bündeln von Sammelrohren und gestreckten Kanälchenabschnitten bestehen. Zwischen den Markstrahlen liegt das Labyrinth der Nierenrinde, das sich im Wesentlichen aus Nierenkörperchen und gewundenen Kanälchenabschnitten zusammensetzt. Sie ist ca. 6 - 10 mm breit und umgibt die Nierenpyramiden kappenförmig. Das Rindengewebe zwischen benachbarten Pyramiden bildet die Columnae renales (Bertini-Säulen) 3. Lobus renalis: - Nierenlappen, Einheit aus einer Nierenpyramide mit dazugehöriger Nierenrinde. Zu einem Läppchen gehören alle die harnableitenden Einheiten (Nephrone), die den Harn über die zugehörige Pyramide ableiten 4. Lobus corticalis : - Nierenläppchen. Zu jedem Läppchen gehört ein Markstrahl und umgebendes Rindenlabyrinth. Ist die Achse eines Lobulus ein Markstrahl -> Markstrahlläppchen, ist sie ein, zwischen den Markstrahlen verlaufendes, Gefäßbündel -> Gefäßläppchen Nephrone bestehen aus: 1. Corpusculum renale, Nierenkörperchen : - haben in der Regel Kugelform. Ihr Durchmesser beträgt ca. 0,2 mm und ihr wichtigster Bestandteil ist der Glomerulus (Kapillarknäuel). Hier wird das Blut filtriert und Primärharn gebildet. Der Lage nach werden unterschieden: subkapsuläre (oberflächliche), midkortikale und juxtamedulläre Nierenkörperchen 2. Tubulus 2.1. Tubulus proximalis, proximaler Tubulus, Hauptstück : - leitet den Harn aus dem Nierenkörperchen ab. Der gewundene Teil ist stets in der Nähe des zugehörigen Nierenkörperchens. Sie bilden zusammen mit den gewundenen Teilen des distalen Tubulus im wesentlichen das Rindenlabyrinth. Einige Tubulusschlingen steigen bis unter die Nierenkapsel auf, so daß subkapsulär eine schmale glumerulusfreie Zone (Cortex corticis) entsteht. Die geraden Abschnitte der proximalen Tubuli der juxtamedullären Nephrone treten direkt ins Nierenmark, die der übrigen schließen sich den Markstrahlen an und gelangen teilweise auch ins Mark, mit ihnen beginnt das Nierenkanälchen. Ausgekleidet sind die proximalen Tubuli von einschichtigem, hochdifferenziertem Epithel 2.1.1. Pars convoluta, proximales Konvolut: - Epithelzellen hochprismatisch bis kubisch, rel. groß hoher apikaler Bürstensaum, der von einer PAS-positiven Glykokalix bedeckt wird, die zahlreiche Bürstensaumenzyme, u.a. für den Peptidabbau enthält (z.B. Peptidasen, -Glutamyltranspeptidase) und alkalische Phosphatase. Die Zellkerne sind rund und in Zellmitte gelegen. Das Zytoplasma ist azidophil und hat basal senkrechte Streifung (viele längliche, längsorientierte Mitochondrien). Unter den Epithelzellen liegt gut entwickelte, PAS-positive Basalmembran. Die Zellen enthalten coated vesicles und apikale Vakuolen (Resorptionsvakuolen) und haben zahlreiche basolaterale Zellfortsätze. Oberhalb des Zellkerns sind zahlreiche Lysosomen. Auch Peroxysomen sind häufig, das rER und der Golgi-Apparat sind rel. unauffällig. Untereinander sind die Epithelzellen durch (durchlässige) Zonulae occludentes und Nexus (Gap junctions) verbunden 2.1.2. Pars recta, dicker absteigender Teil der Henle-Schleife: - Epithelzellen etwas niedriger, basale Oberflächenvergrößerungen geringer, weniger und kleinere Lysosomen, aber mehr Peroxysomen, Länge der Mikrovilli erhöht 2.2. Tubulus intermedius, intermediärer Tubulus, Überleitungsstück : 2.2.1. Pars descendens, dünner absteigender Teil der Henle-Schleife : - bei den kurzen Schleifen hat der dünne absteigende Teil ein sehr niedriges, abgeplattetes, organellenarmes Epithel, die Kernabschnitte wölben sich ins Lumen vor. Ein Bürstensaum fehlt. Bei den langen Schleifen ist das Epithel zwar auch flach, die Zellen sind aber seitlich stark miteinander verzahnt und zeigen nur geringe aktive Transportleistung 2.2.2. Pars ascendens, dünner aufsteigender Teil der Henle-Schleife : - nicht bei allen Nephronen vorhanden. Aufsteigende Abschnitte haben nur Intermediärtubuli von langen Schleifen: Das Epithel ist flach, zeigt aber parazelluläre Transportwege, da es nur von durchlässigen Zonulae occludentes unterbrochen ist 2.3. Tubulus distalis, distaler Tubulus, Mittelstück : - der gerade Teil erreicht schließlich wieder die Nierenrinde, wo das Mittelstück an umschriebener Stelle den Gefäßpol des zugehörigen Nierenkörperchens berührt. An der Berührungsstelle bildet das Mittelstück eine bes. gestaltete Epithelplatte (Macula densa). Unmittelbar nach dieser Macula densa geht der gerade Teil des Tubulus distalis in einen gewundenen Teil, Pars konvoluta, über 2.3.1. Pars recta, dicker aufsteigender Teil der Henle-Schleife: - folgt dem dünnen Teil der Henle-Schleife. Eine deutliche Grenze zum gewundenen Teil des distalen Tubulus besteht kurz hinter der Macula densa. Ein Bürstensaum fehlt, obwohl Mikrovilli vorkommen. Die Glykokalix enthält ein spezifisches Protein (Tamm-Horsfall-Protein). Basale Streifung, zur Rinde hin werden die Zellen flach 2.3.2. Pars convoluta, distales Konvolut : - Zellen wieder höher als am Ende der Pars recta, ähneln sonst aber den Zellen des medullären Teils. Sie sind stark miteinander verzahnt und weisen sehr hohe Natrium-Kalium-ATPase-Aktivitäten auf. 2.4. Tubulus reuniens, Verbindungstubulus, Verbindungsstück : - das Ende des Tubulus nephroni, leitet in das Sammelrohr über. Die Verbindungsstücke der juxtamedullären Nephrone können Arkaden bilden, die aus einer Kette von ineinander mündenden Verbindungstubuli mehrerer Nephrone aufgebaut sind. Das letzte Verbindungsstück der Kette zieht in einem Bogen (Arkade) aus dem Rindenlabyrinth in den Markstrahl und mündet dort in das Sammelrohr. Vielfalt von Zelltypen (z.B. distale Tubuluszellen, verschiedene Typen von Sammelrohrzellen). Es beginnt dort, wo zum ersten Mal typische distale Sammelrohrzellen auftreten, und endet dort, wo zum letzten Mal typische distale Tubuluszellen sichtbar sind. Insgesamt ist das Epithel des Verbindungsstücks heller als das des dicken gewundenen Mittelstücks Henle-Schleife: - Ansa nephroni, U-förmig gebogen, besteht aufeinanderfolgend aus: • Pars recta des Tubulus proximalis • Pars descendens des Tubulus intermedius • Pars ascendens des Tubulus intermedius • Pars recta des Tubulus distalis - ab- und aufsteigende Schenkel laufen sehr eng benachbart -> HaarnadelGegenstrom-Prinzip. Es werden unterschieden: 1. kurze Henle-Schleifen, die zu gehören den subkapsulär und midkortikal beginnenden Nephronen gehören. Die Wendepunkte liegen entweder im Markstrahl oder im Innenstreifen. Sie haben sehr kurze dünne Segmente -> ihr Scheitel wird oft von einem dicken, zum Mittelstück gehörigen Abschnitt gebildet -> es fehlt eine Pars ascendens. Beim Menschen überwiegen Nephrone mit kurzen Henle-Schleifen denen mit langen. 2. lange Henle-Schleifen, die von juxtamedullär beginnenden Nephronen gebildet werden. Sie reichen unterschiedlich weit ins Nierenmark hinein -> es gibt „kurze„ lange Schleifen und „lange„ lange Schleifen. Ihre Scheitel werden stets von dünnen Abschnitten gebildet -> die Tubuli intermedii haben einen dünne absteigenden und einen dünnen aufsteigenden Teil Sammelrohrsystem - Tubulus renalis colligens, setzt sich zusammen aus kortikalen und medullären Sammelrohrabschnitten. Es ist ausgekleidet von kubischem Epithel mit deutlichen Zellgrenzen. Das Zytoplasma ist organellenarm, und färbt sich schwach an (Hauptzellen, helle Zellen). Die Zellkerne chromatinreich und dunkel. Die Zellen haben basale Einfaltungen. Zwischen den Hauptzellen kommen vereinzelt dunkle Zellen mit organellenreichem Zytoplasma vor (Schaltzellen), die sich weitgehend vom Lumen zurückziehen können und bis auf einen kleinen Schopf von Mikrovilli an der Oberfläche von Hauptzellen bedeckt werden, Nach distal werden die Zellen höher und schließlich hochprismatisch. An der Öffnung der Ductus papillares setzt sich das Epithel der Sammelrohre in das Epithel an der Oberfläche der Nierenpapillen fort. In einem Markstrahl in der Nierenrinde liegen ca. 4 – 6 Sammelrohre, ein Sammelrohr nimmt ca. 8 – 10 Nephrone auf. Im Markstrahl und in den äußeren Abschnitten des Marks verlaufen die Sammelrohre zunächst parallel zueinander, benachbarte Sammelrohre vereinigen sich jedoch in der inneren Zone des Marks mehrfach (ca. 8 mal), bis schließlich in der Nierenpapille 10 – 20 Ductus papillares vorliegen. Zonengliederung 1. Nierenrinde: - Gliederung durch Unterschiede in Größe und Häufigkeit der Nierenkörperchen in Zona externa und Zona interna (Zona juxtamedullaris). In der Zona externa sind die Nierenkörperchen kleiner und häufiger als in der Zona interna 2. Grenze zwischen Nierenrinde und Nierenmark: - deutliche Grenze, da in sehr vielen Nephronen gewundene Abschnitte von proximalen Tubuli in gleicher Höhe in gestreckte Abschnitte (absteigende Schenkel der Henle-Schleife) übergehen. Sie ist gleichzeitig die untere Begrenzung des Rindenlabyrinths 3. Nierenmark: - Gliederung steht in engem Zusammenhang mit der Gestaltung der HenleSchleifen. In der menschlichen Niere sehr undeutlich zu sehen sind eine Außenzone, die der Nierenrinde folgt und eine Innenzone, die im wesentlichen der Nierenpapille entspricht 4. Grenze zwischen Außen- und Innenzone: - entsteht, da in gleicher Höhe dünne aufsteigende Abschnitte von langen Henle-Schleifen in dicke (aufsteigende) gerade distale Tubulusabschnitte übergehen 5. Außenzone: - beim Menschen rel. undeutliche Unterteilung in Außenstreifen (subkortikale Zone) und Innenstreifen. Die Grenze zwischen den beiden Streifen entspricht einer Linie, in der gerade Abschnitte proximaler Tubuli in dünne absteigende Abschnitte der Henle-Schleife übergehen Corpusculum renale, Nierenkörperchen - an jedem Nierenkörperchen sind zu unterscheiden: 1. Glomerulus, Kapillarknäuel: - füllt das Nierenkörperchen weitegehend aus. Es verbleibt ein schmaler Kapselraum zwischen den 2 Blättern der Capsula glomeruli 2. Capsula glomeruli, Bowman-Kapsel: - Inneres Blatt, Paries interna, das als viscerale Schicht den Kapillaren aufliegt - Äußeres Blatt, Paries externa, das das Nierenkörperchen als parietales Blatt nach außen (Bowman- Kapsel) begrenzt 3. Polus vascularis, Gefäßpol: - hier gehen beide Blätter ineinander über und zu- und abführendes Gefäß (Arteriola afferens und efferens) treten gemeinsam in das Nierenkörperchen ein. Außerdem beginnen und enden hier die Kapillaren, die den Glomerulus bilden 4. Polus tubularis, Harnpol: - hier beginnt der proximale Tubulus und der Primärharn, der als Ultrafiltrat des Blutes in den Kapselraum abgesondert wird, wird drainiert. Gefäß- und Harnpol liegen sich i. allg. gegenüber Glomerulus - arterielles Kapillarnetzwerk. Die Arteriola afferens teilt sich immer weiter bis schließlich ein Kapillarknäuel mit ca. 30 Kapillarschlingen entsteht. Zwischen Kapillarästen kommen Anastomosen vor, außerdem treten direkte Verbindungen zwischen Arteriola afferens und efferens auf (shunts), durch die das Blut, ohne den Glomerulus zu durchströmen, abfließen kann. In der Wand der Arteriola afferens kommen außer kontraktilen Zellen auch sekretorische Zellen (Reninbildung) vor. Glomeruluskapillaren unterscheiden sich durch ihren Wandbau von anderen Kapillaren, sie bestehen aus: 1. Endothelzellen: - Endothel der Glomeruluskapillaren ist sehr dünn und gefenstert. Es hat große runde Poren (70 - 90 nm) denen Diaphragmen fehlen und die von einer 12 nm dicken Glykokalix, die auch die Endothelzellen bedeckt, überbrückt werden 2. Basalmembran: - die einzige zusammenhängende Struktur in der Wand der Glomeruluskapillaren. Sie unterbindet v.a. den Durchtritt hochmolekularer Plasmabestandteile und ist rel. dick (0,2 – 0,3 μm) und wie sonst dreischichtig. Die L. densa enthält, in eine Glykoproteinmatrix eingebettet, Typ-IV.-Kollagen, Laminin und Fibronektin. Die helleren Zonen enthalten Heparansulfat 3. Mesangiumzellen: - liegen eingebettet in einer mesangialen Matrix zwischen den Kapillaren. Sie kommen insbes. dort vor, wo 2 oder mehr Kapillaren benachbart sind. Sie haben viele kurze zytoplasmatische Fortsätze mit kontraktilen Filamenten und sind untereinander durch Nexus verbunden. Ihre Bedeutung ist noch nicht ganz geklärt 4. Podozyten: - viszerales Blatt der Bowman-Kapsel. Sie bilden die Paries interna des Corpusculum renale, die die äußere Schicht der Glomeruluskapillaren bilden. Sie sind stark verzweigt und fortsatzreich, mehrere primäre und zahlreiche sekundäre Fortsätze, die Kapillarschlingen umgreifen können. Wohingegen die Zellkörper und primären Fortsätze nicht mit der Basalmembran der Kapillaren in Berührung kommen, stehen die sekundären Fortsätze mit etwas verbreiterten Füßchen direkt auf der Basalmembran (-> Füßchenzellen). Sekundäre Fortsätze verzahnen sich untereinander, lassen aber stets Spalträume frei (Filtrationsschlitze), die von einer sehr dünnen Schlitzmembran (6 nm) , die von der äußeren Lamelle des Füßchenplasmalems ausgeht, überbrückt werden. Podozyten und Filtrationschlitze sind von einer dicken, negativ geladenen Glykokalix überkleidet. Podozytenfortsätze enthalten zahlreiche Filamente und Mikrotubuli, jedoch keine weiteren Zellorganellen, wohingegen in der Umgebung des Zellkerns ein gut entwickelter Golgi-Apparat, rER und freie Ribosomen vorkommen. Sie sind zur Neubildung von Material für die Basalmembran befähigt parietales Blatt der Bowman-Kapsel: - Paries externa des Corpusculum renale. Es besteht aus einem niedrigen einschichtigen Plattenepithel, das außen von einer Basalmembran und einer dünnen Schicht ret. Fasern getragen wird, die mit ret. Fasern um die Tubuli renales in Verbindung stehen. Macula densa: - schmale Zellplatte in der Pars recta des distalen Tubulus. Sie besteht aus 40 50 rel. schmalen Zellen -> Zellkerne liegen nebeneinander. Sie befindet sich dort, wo der distale Tubulus an den Gefäßpol seines Glomerulus herantritt. Ihre Zellen färben sich z.T. dunkler als die ihrer Umgebung und haben basal einen auffälligen Golgi-Apparat, keine basale Streifung und sind nicht miteinander verzahnt. Sie wird gemeinsam mit den extraglomerulären Mesangiumzellen und den, mit viel Phantasie zu erkennenden, Renin-Granula zum juxtaglomerulären Apparat zusammengefaßt. Hier folgt die ReninProduktion. Gefäße - Blutstrom durch beide Nieren zusammen ca. 1,2 l /min. Die Flußrichtung ist: A. renalis -> Aa. interlobares -> 2 Aa. arcuatae -> Aa. corticalis radiatae (= Aa. interlobulares) -> Arteriolae afferentes (Arteriolae glomerulares afferentes) -> Rete capillare glomerulare -> Arteriolae efferentes (Arteriolae glomerulares efferentes) -> peritubuläre Kapillarnetzwerke -> Fasciculi vasculares (Vasa recta) -> Venulae rectae (aufsteigende Vasa recta) -> Vv. corticales radiatae (= Vv. interlobulares) -> Vv. arcuatae -> Vv. interlobares -> Vv. renalis A. renalis: - jeweils eine fließt zu jeder Niere und teilt sich am Hilum in zwei Äste auf (R. anterior und R. posterior). Jeder dieser Äste teilt sich in Segmentarterien, aus denen die Aa. interlobares: - hervorgehen. Sie dringen ins Nierenparenchym ein und steigen zwischen den Pyramiden in den Columnae renales rindenwärts auf. Sie gabeln sich in Höhe der Nierenmarkgrenze in 2 Aa. arcuatae: - jeder Ast zieht an der Rinden-Mark-Grenze parallel zur Nierenoberfläche etwa bis zur Mitte der Pyramidenbasis. Von ihnen zweigen im rechten Winkel in regelmäßigen Abständen die Aa. corticales radiatae (= Aa. interlobulares) - ab. Sie verlaufen zwischen den Markstrahlen senkrecht auf Nierenkapsel zu, die nur wenige erreichen und mit Arterien der Nierenkapsel als Aa. perforantes anastomosieren. Sie bilden zusammen mit dem sie umgebenden Nierengewebe die Gefäßläppchen der Nierenrinde. Von ihnen gehen zahlreiche Arteriolae afferentes (Arteriolae glomerulares afferentes): - ab, Sie treten an die Nierenkörperchen heran und bilden mit ihnen dort das Rete capillare glomerulare. Einige sind auch Endäste der sich verkleinernden A. arcuata. In den Glomeruli gibt das Blut zahlreiche Metaboliten ab, bleibt jedoch arteriell und wird abgeleitet durch Arteriolae efferentes (Arteriolae glomerulares efferentes): - sie bilden peritubuläre Kapillarnetzwerke: in Rinde und Mark sind sie fenestriert mit Diaphragmen. Die Arteriolae efferentes der juxtamedullären Glomeruli sind dicker als alle vergleichbaren Gefäße der Niere. Sie bilden zunächst lange Verlaufsstrecken (absteigende Vasa recta), die im Außenstreifen des Marks zu Fasciculi vasculares (Vasa recta): - werden. Einige der absteigenden Vasa recta gehen (wahrscheinlich infolge Degeneration von Nierenkörperchen) direkt aus der A. arcuata bzw. A. corticalis radiata hervor. In der Niere gibt es im Prinzip keine aglomerulären arteriellen Äste -> das gesamte Blut der Niere ist vorher durch Glomeruli geflossen. Aus den gestreckten Gefäßen des Nierenmarks geht ein reiches Kapillarnetzwerk hervor, das im Innenstreifen am dichtesten ist. Aus den venösen Verlaufsstrecken der peri- und interlobulären Kapillaren bilden sich rückläufige venöse Verlaufsstrecken, die im Nierenmark zu gestreckten Venulae rectae (aufsteigende Vasa recta): - werden. Sie gleichen im Wandbau (wie die Vv. interlobulares der Nierenrinde) Kapillaren. Durch die Zusammenlagerung (primäre und sekundäre Bündel) von auf- und absteigenden Gefäßen mit gegenläufiger Verlaufsrichtung des Blutes kann zwischen dem Inhalt beider Gefäße ein Gegenstromaustausch erfolgen. Den Gefäßbündeln legen sich dünne Teile von langen HenleSchleifen an (komplexer Typ von Gefäßbündeln), aufsteigende Vasa recta können unabhängig von Gefäßbündeln verlaufen. Das Nierenmark enthält im Gegensatz zur Nierenrinde nur ca. 8% des der Niere zugeführten Blutes. Das Blut gelangt in die ableitenden Gefäße: - Vv. corticales radiatae (= Vv. interlobulares) -> Vv. arcuatae -> Vv. interlobares -> Vv. renalis. Im Gegensatz zu Aa. arcuatae bilden die Vv. arcuatae Anastomosen, wodurch sie bogen- oder ringförmig an der Pyramidenbasis verlaufen. Ähnliche Anastomosenringe bilden die Vv. interlobares in der Höhe der Papillenspitze. Die Kapillaren des äußeren Teils der Nierenrinde und der Nierenkapsel verbinden sich miteinander und bilden die Vv. stellatae: - sie entleeren sich in die Vv. interlobulares, die dann zur V. renalis im Hilus ziehen 9) Nierenpapille quer, Macaca mulatta, FEA, Azan, 8 μm - In der Präparatmitte befindet sich eine Nierenpapille und viele Anschnitte von Aa. arcuatae. AM Rand sind verschiedene Anschnitte von Tubuli getroffen. Man erkennt Sammelrohre und Mittelstücke. Die Sammelrohre bestehen sind ausgekleidet von einschichtigem hochprismatischen Epithel. Die Zellkerne sind rund und rot gefärbt. Die Mittelstücke, die den aufsteigenden Ast der HenleSchleife bilden, sind kleinere Rohre mit einem, wegen der vielen Mitochondrien, bräunlichen Epithel. Des weiteren sind Blutkapillaren und dünne Teile der HenleSchleife zu sehen, deren Unterscheidung jedoch kaum möglich ist. Beides sind dünnwandige Rohre. EM) Niere, Glomeruluskapillaren und Wand der Bowman-Kapsel, Ratte, 8.000 - Man erkennt links und rechts unten Lumen von Glomeruluskapillaren mit fenestriertem Kapillarendothel, das einer Basallamina aufliegt. Die Fenstermembranen sind kaum zu erkennen. Die Basallamina weist eine typische Dreischichtung mit L. rara interna (hell), L. densa (dunkel) und L. rara externa (hell) auf. Sie besteht aus einer Matrix polymerisierter Polysaccharid-ProteinKomplexe. Die L. densa enthält zusätzlich ein dichtes Maschenwerk feiner Fasern, das sie dunkler erscheinen läßt. Am oberen Bildrand sieht man wie das Endothel das parietale Blatt der Capsula glomeruli-Auskleidung bildet und am Gefäßpol in das aus Podozyten bestehende viscerale Blatt umschlägt, welches den Glomerulus auskleidet. In der Bildmitte sind zahlreiche Podozytenfortsätze (verschiedene Anschnitte) zu erkennen, die von verschiedenen Podozyten stammen und ineinander übergreifen. Man erkennt gut die engen Abstände zwischen den einzelnen Fortsätzen. Sie liegen der Basallamina direkt auf und zeigen in ihren engen Zwischenräumen die Schlitzmembran, durch die der Primärharn in das Lumen der Capsula glomeruli übertritt. Des weiteren sieht man unten links eine Mesangiumzelle mit einem deutlichen Zellkern und am rechten Bildrand in der Mitte einen weiteren Podozyten. 112) Ureter quer, Hund, Susa, Molybdän-H (Held) - zu sehen sind Ureter einmal im gedehnten und einmal im ungedehnten Zustand. Ungedehnt sind ein sternförmiges Lumen und der typische Wandbau der ableitenden Harnwege zu erkennen: Tunica mucosa (Übergangsepithel, Lamina propria), Tunica muscularis, Tunica adventitia Übergangsepithel: bildet eine Barriere zwischen hypertonem Harn und Gewebe. Es ist durch Umordnung der Schichten sehr dehnbar. Zum Schutz des Epithels vor dem Harn dienen die Glykokalix, die besondere Bauweise der oberflächlichen Zellmembran und des angrenzenden Zytoplasmas der Deckzellen sowie sehr wirksame Tight junctions, die auch den Austritt von Wasser aus dem Gewebe in den Harn verhindern. Unter der Zellmembran wechseln dickere und dünnere Platten aus intermediär- und Aktinfilamenten ab, die zusammen mit der Zellmembran die lichtmikroskopisch sichtbare Crusta der Deckzellen des Übergangsepithels bilden Lamina propria: - besteht aus lockerem Bindegewebe mit zahlreichen elast. Fasern und bildet eine sehr bewegliche Verschiebeschicht Tunica muscularis: - lockere, untereinander verbundene, durch viel koll. Bindegewebe aufgelockerte, glatte Muskelbündel, die in Spiralen, die am Übergang der Kelche in das Nierenbecken und am Harnleiterbeginn sphinkterartig verstärkt sind (Ureterenge). Zweischichtung der Muskulatur in Stratum longitudinale internum und Stratum circulare, wo im letzten Drittel eine äußere longitudinal verlaufende Muskelschicht (Stratum longitudinale externum) hinzukommt, die dort, wo der Ureter schräg die Wand der Harnblase durchbricht, mit koll. Bindegewebe vermischt eine fibromuskuläre Scheide (Waldeyer-Scheide) bildet. Tunica adventitia: - umgibt die ableitenden Harnwege und verbindet diese mit ihrer Umgebung. Der obere Teil der Harnblasenwand wird außerdem von einer Tunica serosa bedeckt. Sie ist gefäß- und nervenreich (Nerven im Präparat nicht zu sehen). Im gedehnten Zustand ist das Lumen ringförmig und weite. Die Wand ist abgeflacht und die Schichten schlechter voneinander abgrenzbar. 113) Harnblase, Schwein, Bouin, HE, 10 μm - Im Prinzip der gleiche Wandbau wie beim Ureter. Eine Sonderstellung nimmt jedoch das Trigonium vesicae ein, das ein Schleimhautdreieck in der Harnblase zwischen den beiden Einmündungsstellen der Ureteren und der Öffnung der Harnröhre (Ostium urethrae internum) ist. Hier ist die Schleimhaut faltenfrei da sie mit der Muskelschicht fest verwachsen ist. Die Harnblasenwand hat eine kräftige Muskulatur, die, wie auch im Ureter, ein komplexes dreischichtiges Gefüge bildet. Deutliche Schichtenbildung ist jedoch erst im Bereich des Blasenhalses zu erkennen. Die innere Längsschicht setzt sich hier in die innere und äußere Längsmuskulatur in zirkuläre Muskelfasern der Urethra fort. Die zirkulären Fasern der Harnblasenmuskulatur hören oberhalb des Blasenausgangs auf. Der obere Teil der Harnblasenwand wird zusätzlich zur Adventitia von einer Tunica serosa bedeckt. -