Kapitel 4: Erforschung der Proteine

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13.05.2016
Biochemiezusammenfassung, Kapitel 4
Esther Büchel
Kapitel 4: Erforschung der Proteine
(Zusammenfassung von Kapitel 4.1, 4.2, 4.3 und 4.5 und dem Skript von F. Winkler)
Unter dem Begriff Proteom (Begriff zusammengesetzt aus: Protein und Genom)
versteht man die Information über alle exprimierten Proteine eines Lebewesens.
Also Informationen über:





Regulation der Proteinsynthese
Proteinstruktur (primäre, sekundäre, tertiäre und quartäre)
Umwandlungen nach der Translation (posttranslationale Modifikationen)
Biologische Funktionen der Proteine
Wechselwirkungen der Proteine mit anderen Molekülen
Das Proteom ist viel grösser als das Genom (benötigt zum Verständnis mehr
Informationen) und ist sehr variabel, da es von vielen Faktoren abhängt, wie der Art
der Zelle, deren Entwicklungszustand, Umweltbedingungen etc.
Um das Proteom zu erforschen, werden die einzelnen Proteine untersucht,
charakterisiert und aufgelistet.
Proteinreinigung
Der erste Schritt der Proteinforschung liegt in der Trennung des gewünschten
Proteins von den anderen Zellbestandteilen. Dazu sind mehrere Schritte erforderlich.
Je nach dem, für welches Ziel man das Protein isolieren will, benötigt man
unterschiedliche Mengen und unterschiedliche Reinheitsgrade des isolierten
Proteins. Man wählt dementsprechend die passende Strategie aus für die
Aufreinigung.
Wahl des Ausgangsmaterials
Um zu entscheiden, welche Zellen man als Ausgangsmaterial verwenden will,
untersucht man sie nach dem Gehalt an dem gewünschten Protein. Dazu benötigt
man einen Test auf eine möglichst spezifische Funktion des Proteins
(=spezifisches Assay). So bestimmt man z.B. bei Enzymen deren katalytische
Aktivität. (Das Verhältnis der so genannten „postulierten Enzymaktivität“ zur
Konzentration aller enthaltenen Proteine bezeichnet man als spezifische Aktivität,
welche man bei der Aufreinigung maximieren möchte.)
Seit 1970 werden die gewünschten Proteine immer mehr in genetisch veränderten
Zellen hergestellt (Rekombinante Expression) und danach isoliert. Dabei können
viel grössere Mengen Protein gewonnen werden.
Solubilisierung (Aufschluss der Zellen)
Wenn sich das Protein in der Zelle oder auf der Zellmembran befindet, muss die
Zelle zu Beginn aufgeschlossen werden. (Bei sekretorischen Proteinen ist der
Zellaufschluss nicht nötig.)
Beispiele der Methoden: Verschieden starke Reibkräfte („Mörser“) und Scherkräfte
(Durch schmale Öffnung pressen), milde Detergentien (wie Lysozym, ein Enzym,
welches die Zellwand auflöst) oder Ultraschall (harschere Methode).
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Oft wird bei der Solubilisierung ein Puffer verwendet. Wegen der erhöhten
Salzkonzentration kann so das Protein durch Osmose aus der Zelle gewonnen
werden.
Bei der Solubilisierung sollten möglichst viele Zellorganellen intakt bleiben, man
erhält ein Homogenisat.
Achtung: Das Protein kommt bei der Isolierung meist in ein anderes Milieu. Es
kann dabei irreversibel verändert werden. Faktoren wie die Temperatur, der pHWert, die Ionenstärke des Puffers, gelöster Sauerstoff (Gefahr der Oxidation),
Proteasen (Proteinabbauende Enzme) etc. sollten deshalb berücksichtigt werden.
Von Vorteil ist es, möglichst schnell und bei tiefen Temperaturen zu arbeiten.
Differentielle Zentrifugation
Das Homogenisat wird nun schrittweise bei immer höheren Geschwindigkeiten
zentrifugiert. Dabei verwendet man jeweils nur den Überstand für die weiteren
Zentrifugationsschritte.
Man erhält durch diese Differentielle Zentrifugation eine Reihe von Fraktionen mit
Zellbestandteilen abnehmender Dichte. Diese werden auf die gesuchte Aktivität
hin getestet (Assay). Die Fraktion mit der deutlich höheren Aktivität wird für die
weiteren Aufreinigungsschritte verwendet.
Methoden zur Proteinreinigung, dem Proteinnachweis und
der Proteinanalyse
Die Proteinreinigung erfolgt in einer Reihe von Auftrennungsverfahren, welche auf
verschiedenen Eigenschaften der Proteine beruhen:
 Ladung
 Polarität
 Grösse
 Bindungsaffinität
 Löslichkeit (Proteine sind Polyelektrolyte: sie tragen viele ionisierbare
Gruppen an der Oberfläche. Ihre Löslichkeit ist daher abhängig von der
Salzkonzentration der Umgebung (Puffer) [Ionenstärke I=1/2∑ciZi^2], der Art
der gelösten Ionen, dem pH-Wert, der Temperatur und der Polarität des
Lösungsmittels)
Nach jedem Reinigungsschritt wird der Proteingehalt mit einem geeigneten Assay
untersucht.
Aussalzen
Methode: Durch eine hohe Salzkonzentration wird die Löslichkeit der Proteine
herabgesetzt, so dass sie ausfallen.
Ziele:
 Konzentrieren verdünnter Proteinlösungen
 Trennung von Proteinen, die bei verschiedenen Salzkonzentrationen ausfallen
Dialyse
Methode: Ein Dialyseschlauch (z.B. Celluloseschlauch mit Poren), der die Fraktion
enthält, wird in einen Puffer gestellt. Kleine Moleküle, welche durch die Poren
passen, diffundieren in den Puffer.
Ziel: Entfernung von Salzen und anderen kleinen Molekülen
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Chromatographische Methoden: Substanzgemisch in mobiler Phase läuft durch
stationäre Phase. Unterschiedliche Wechselwirkungen der Moleküle, die in der
mobilen Phase gelöst sind, mit der Stationären Phase bewirkt unterschiedliche
Wanderungsgeschwindigkeiten und damit die Auftrennung der Moleküle. Durch
Wiederholung des Vorgangs kann die Trennleistung verbessert werden. Wichtig sind
die Auswahl der Methode und deren Spezielle Bedingungen. Früher wurden die
Papier- und die Dünnschichtchromatographie angewendet. Da man damit nur sehr
kleine Proteinmengen trennen kann, sind diese Methoden nur für analytische
Anwendungen geeignet. Die Chromatographiemethoden, die heute häufig
angewendet werden sind im Folgenden erklärt:
Gelfiltrationschromatographie
Methode:
 Stationäre Phase: Säule aus porösen Kügelchen, die aus einem unlöslichen,
aber stark hydratisieren Material bestehen. (Poren gefüllt mit wässriger Lösung)
Meist Dextran oder Agarose: Kohlenhydrate mit bestimmter Porenweite.
 Mobile Phase: (Läuft durch stationäre Phase) Grosse Moleküle passieren die
Säule schneller als kleine Moleküle, da ihnen ein kleineres Volumen zugänglich
ist. Kleine Moleküle treten öfters in die Poren der Kügelchen ein, es dauert daher
länger, bis sie aus der Säule austreten.
Ziel: Auftrennung nach der Grösse des Proteins, sehr häufig angewandt.
Ionenaustauschchromatographie
Methode:
 Stationäre Phase: Typische positiv oder negativ geladene Endgruppen sind an
ein Material (meist Cellulose) gebunden:
Positiv geladen: DEAE (Diethylaminoethyl)- Gruppe: Anionenaustauscher
Negativ geladen: CM (Carboxymethyl)- Gruppe: Kationenaustauscher
 Mobile Phase: Je nach Ladungsdichte der Proteine (abhängig von pH und
Ionenstärke), haften diese unterschiedlich stark an den geladenen Endgruppen.
Bei einer Anionenaustauscherchromatographie binden die Moleküle mit der
grössten negativen Ladungsdichte am besten an die positiv geladenen
Endgruppen.
Sie
verlassen
die
Säule
zuletzt.
Bei
der
Kationenaustauscherchromatographie sind es die Moleküle mit der grössten
positiven Ladungsdichte, welche die Säule zuletzt verlassen.
Die an die Endgruppen gebundenen Proteine werden nach und nach ausgewaschen
(eluiert), in dem man die Salzkonzentration (Ionenstärke) des durchfliessenden
Puffers erhöht, so dass andere Ionen die Proteine von den Endgruppen verdrängen.
Resultat: Trennung von Proteinen aufgrund ihrer Ladungsdichte (Nettoladung)
Affinitätschromatographie
Methode:
 Stationäre Phase: An das Trägermaterial der Säule sind Gruppen angehängt, für
welche das gewünschte Protein eine spezifische Affinität besitzt.
 Mobile Phase: Das gewünschte Protein heftet sich an die Gruppen, die restlichen
Proteine werden mit Puffer ausgespült. Anschliessend werden die in der Säule
gebundenen Proteine entfernt. Dies geschieht durch Zugabe von löslichen
Formen der spezifischen Gruppe, welche die Proteine von den Gruppen der
Säule verdrängen, oder durch Änderung der chemischen Bedingungen, so dass
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die Bindungsaffinität der Proteine zu den Gruppen der Säule herabgesetzt wird
und diese die Säule verlassen können.
Resultat: Isolierung eines Proteins aufgrund seiner spezifischen Affinität zu
einer Gruppe.
Vorteile dieser Methode: - Hohe Reinigungsleistung
- schnell: weniger weitere Reinigungsschritte nötig
Nachteile:
- Stationäre Phase oft aufwendig herzustellen
(Heute werden den Proteinen oft Tags (Gruppen für die Reinigung) angehängt)
Hydrophobe Interaktionschromatographie
Methode:
 Stationäre Phase: An das Trägermaterial der Säule sind apolare Gruppen
angehängt.
 Mobile Phase: Durch unterschiedlich starke hydrophobe Wechselwirkungen mit
den apolaren Gruppen werden die Protein aufgetrennt. Diese Wechselwirkungen
sind umso stärker, je höher die Ionenstärke des Puffers ist. Zur Auswaschung der
Proteine wird die Ionenkonzentration des Puffers kontinuierlich erniedrigt.
Die Auftennung erfolgt also hier nach der Polarität der Proteine.
Hochleistungsflüssigkeitschromatographie
liquid chromatography)
(HPLC:
high
performance
Methode: Die stationäre Phase besteht aus einem sehr fein strukturierten Material,
es muss deshalb Druck angewendet werden, damit angemessene Durchflussraten
der mobilen Phase möglich sind. HPLC ist eine verfeinerte Methode, die für alle
Säulenchromatographietechniken angewandt werden kann.
Vorteile:
 Verbesserte Auflösung, genau kontrollierte Flussraten
 Hohe Reproduzierbarkeit aufgrund on-line-Detektion
 Optimal für analytische Trennungen
Elektrophoretische Methoden:
Elektrophorese: Wanderung von Ionen (oder Molekülen mit einer Nettoladung) in
einem elektrischen Feld.
Polyacrylamidgelelelektrophorese (PAGE)
Methode: Auf eine dünne Schicht aus Polyacrylamid (polymerisiertes Acrylamid mit
Quervernetzer) werden verschiedene Proteinproben parallel aufgetragen. Darunter
auch Proben mit Eichproteinen zum Vergleich. Dann wird eine elektrische Spannung
angelegt. Die aufgrund des umgebenden Puffers (pH > 9) negativ geladenen
Proteine wandern in Richtung der positiv geladenen Kathode durch das Gel.
Die Proteinproben werden nun nach ihrer Molekülgrösse und ihrer
elektrophoretischen Beweglichkeit aufgetrennt:
 Je nach Grösse der Moleküle passen sie unterschiedlich gut durch die Poren des
Gels. Das Gel wirkt als Molekularsieb: Kleine Moleküle wandern rasch vorwärts,
grosse Moleküle sind nahezu unbeweglich, Moleküle mittlerer Grössen bewegen
sich mit den entsprechenden Wanderungsgeschwindigkeiten.
 Die elektrophoretische Beweglichkeit (Wanderungsgeschwindigkeit v) ist
abhängig von der elektrischen Feldstärke (E), von der Nettoladung des
Proteins (z) und von dem Reibungskoeffizienten (f):
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v = Ez/f
 Der Reibungskoeffizient seinerseits ist abhängig von der Masse und der Gestalt
des Proteins und von der Viskosität (η) des Mediums. Für eine Kugel mit
Radius r gilt:
f = 6πηr
Nach der Auftrennung werden die Proteine durch Zugabe von Essigsäure fixiert und
danach mit unterschiedlichen Methoden sichtbar gemacht. (Färbemethoden:
Coomassie Brilliant Blue oder Silberfärbung, radioaktiv markierte Proteine durch
Autoradiographie (Röntgenfilm auf das Gel legen), Immuno- oder Westernblotting
(später erklärt)….)
Anwendung:
Primär
analytisch:
Man
kann
die
Effizienz
des
Aufreinigungsprotokolls kontrollieren, indem man immer einen Teil der
Fraktionen mittels Gelelektrophorese auftrennt und sichtbar macht. Die Anzahl
Proteine (Banden) sollte während der Aufreinigung abnehmen, während die
Intensität der Bande des gewünschten Proteins immer mehr zunehmen sollte. (Wird
neben der wiederholten Kontrollen der spezifischen Aktivität (Assays) angewendet.)
SDS PAGE (sodium dodecyl sulfate polyacrylamide gel electrophoresis)
Methode: Die Polyacrylgelelektrophorese wird hier unter denaturierenden
Bedingungen durchgeführt. SDS (Natriumdodecylsulfat) ist ein Denaturierungsmittel.
Es lagert sich an die Aminosäuren an (je ein SDS-Molekül pro zwei Aminosäuren)
und zerstört damit fast alle nicht kovalenten Wechselwirkungen innerhalb des
Proteins. Die Disulfidbrücken werden durch Zugabe von Mercaptoethanol oder
Dithiothreitol aufgebrochen. Es entstehen denaturierte (aufgefaltete) Proteine,
welche je nach Anzahl der Aminosäuren von unterschiedlich vielen negativ
geladenen SDS- Molekülen umgeben sind. Die stärke der negativen Ladung ist also
proportional zum Molekulargewicht des Proteins. (Ladung des Proteins
vernachlässigbar)
Bei der Elektrophorese ist die relative Beweglichkeit der SDS- Proteinkomplexe
etwa proportional zum Logarithmus der Masse des Proteins. (Ausnahmen:
manche Kohlenhydratreiche Proteine und Membranproteine)
Vorteile:
 Mit der SDS PAGE kann das Molekulargewicht von Proteinen sehr genau
bestimmt werden. Dazu vergleicht man die erhaltenen Banden mit den Banden
von Eichproteinen bekannter Grösse.
 Hohe Auflösung
 Bei komplexen Proteinen, die aus mehreren Polypeptidketten bestehen werden
die Ketten voneinander getrennt.
 Indem man die SDS PAGE mit oder ohne Mercaptoethanol/ Dithiothreitol
durchführt kann man Informationen über Disulfidbrücken gewinnen.
Agarosegelelektrophorese
Bei der Agarosegelelektrophorese wird Agarose als Gelmaterial benutzt. Agarose ist
mechanisch stabiler als Polyacrylamid und hat grössere Poren. Sie wird daher zur
Auftrennung grösserer Proteine verwendet.
Elektrophorese: Isoelektrische Fokussierung
Methode: Zuerst ein Gemisch von Polyampholyten elektrophoretisch aufgetrennt.
Polyampholyte sind kleine Polymere mit einer bestimmten Anzahl von sauren und
basischen Gruppen. Durch deren elektrophoretische Auftrennung wird im Gel ein
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stabiler pH-Gradient geschaffen. Danach werden die Proteinproben aufgetragen
und es wird eine Spannung angelegt. Die sauren und basischen Gruppen der
Proteine liegen je nach pH-Wert geladen oder ungeladen vor. Bei der Wanderung
durch den pH-Gradienten verändert sich also deren Nettoladung. Der pI- Wert
(=isoelektrischer Punkt) ist der pH-Wert, bei welchem die Nettoladung des Proteins
null beträgt. Die elektrophoretische Beweglichkeit eines ungeladenen Proteins ist
gleich null. Die Proteine wandern also bei der isoelektrischen Fokussierung
genau bis zu ihrem isoelektrischen Punkt.
Resultate: Auftrennung der Proteine anhand ihres relativen Gehalts an sauren
und basischen Resten
 Hohe Auflösung: Proteine mit der Differenz von einer Ladung sind noch trennbar!
Zweidimensionale Gelelektrophorese
Erste Dimension: Die Proteinprobe wird durch isoelektrische Fokussierung
aufgetrennt.
Zweite Dimension: Senkrecht zur ersten Richtung wird eine SDS PAGE
durchgeführt. Die Proteine mit demselben pI-Wert werden dabei nach ihrer
Grösse aufgetrennt.
Man erhält also ein zweidimensionales Bild von getrennten Proteinen
Vorteile:
 In einem Experiment können sehr viele Proteine getrennt werden
 Zellproteine können unter verschiedenen Physiologischen Bedingungen
aufgetrennt werden → Hinweise auf Genregulation
 Die Identifizierung erfolgt rasch mit Massenspektrometrie und Edman-Abbau
(später beschrieben)
Aufreinigungsprotokoll
Um den Erfolg der Proteinreinigung zu verfolgen, führt man nach jedem
Reinigungsschritt eine SDS-PAGE durch und testet die Fraktion nach ihrer
spezifischen Aktivität. Die erhaltenen Werte werden in einer Tabelle aufgelistet. Man
Beobachtet vor allem die Veränderung von Reinheitsgrad und Ausbeute. (Erklärung
Siehe Buch, S. 95)
Ultrazentrifugation
Der Sedimentationskoeffizient s ist ein Mass dafür, wie stark sich ein Teilchen
unter der Zentrifugalkraft bewegt. Er hängt ab von der Masse m des Teilchens,
vom Reibungskoeffizient f (Mass für die Form des Teilchens) und vom Auftrieb des
Mediums (1-vς) (Korrekte Zeichen: Buch, S.96), wobei v der Kehrwert der Dichte
des Teilchens (partielles spezifisches Volumen) und ς die Dichte der Lösung
darstellt:
S = m(1- vς)/f [Einheit: 1 Svedberg (S) = 10^(-13) Sekunden]
(Zonen-, Banden-,)Dichtezentrifugation:
Zuerst wird im Zentrifugenröhrchen ein Dichtegradient zur Verhinderung von
Konvektionsströmen hergestellt. (z.B. Saccharoselösung, deren Konzentration nach
unten zunimmt) Dann wird die Proteinprobe dazugegeben und bei einer empirisch
bestimmten Dauer und Geschwindigkeit zentrifugiert. Die Proteine trennen sich
nach ihren unterschiedlichen Sedimentationskoeffizienten auf. Die Fraktionen
können durch ein Loch im Röhrchen gesammelt werden.
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Sedimentationsgleichgewichtszentrifugation:
Eine Probe wird bei relativ geringer Geschwindigkeit zentrifugiert, so dass die
Sedimentation durch die Diffusion ausgeglichen wird und sich das
Sedimentationsgleichgewicht eingestellt hat. Die Proteine werden so relativ genau
nach ihren Molekulargewichten aufgetrennt
(unter nativen Bedingungen, im Gegensatz zur SDS PAGE: Proteine aus mehreren
Polypeptidketten bleiben zusammen. Durch Vergleich mit der Masse, die durch SDS
PAGE gewonnen wurde, lässt sich bestimmen, aus wie vielen Polypeptidketten das
Protein besteht)
MALDI-TOF-Massenspektrometrie
Bei der Massenspektrometrie werden gasförmige, positiv geladene Moleküle durch
ein elektrisches Feld beschleunigt. Die Flugzeit (TOF, time of flight) hängt ab vom
Masse- Ladungs-Verhältnis des Teilchens.
Um die Proteine in einen gasförmigen geladenen Zustand zu überführen, werden
verschiedene Methoden angewandt.
Bei der MALDI (matrix-assisted laser desorption-ionisation, matrixunterstützte
Laserdesorption/ Ionisation) wird die in eine geeignete Matrix eingebettete
Proteinprobe durch einen Laserstrahl ionisiert. Der Laserimpuls startet jeweils eine
Uhr, welche die Flugzeit (TOF) der Ionen bis zum Auftreffen auf einen Detektor misst.
Dieser zeichnet das MALDI-TOF-Massenspektrum auf, aus welchem die Masse
des Proteins höchst exakt bestimmt werden kann.
Peptidmassen-Fingerprinting:
Eine
Proteinprobe,
welche
mit
der
zweidimensionalen Gelelektrophorese aufgetrennt worden ist, kann mit
enzymatischen Mitteln spezifisch gespalten und mittels MALDI-TOF untersucht
werden. Die so ermittelten Peptidmassen stellen einen Fingerabdruck für das
ursprüngliche Protein dar. Dieser kann mit elektronisch gewonnenen und in
Datenbankten gesammelten Fingerprints verglichen und identifiziert werden. Diese
Methode zur Identifizierung von Proteinen ersetzt heute weitgehend den
Edman-Abbau. (später erklärt)
Ermittlung der Primärstruktur von Proteinen
Die erste Proteinsequenzierung gelang 1953 Frederick Sanger. Die Entwicklung der
Sequenzierungstechnik war sehr wichtig für die Biochemie und Molekularbiologie.
Die Kenntnis der Aminosäuresequenz…
…ist bedeutend bei der Identifikation von Proteinen
…ist Voraussetzung für 3-D-Strukturbestimmungen
…erlaubt Sequenzvergleiche (z.B. um das evolutionäre Schicksal zu
erforschen→ siehe Abschnitt Proteinevolution)
…ist wichtig für die Analyse von Erbkrankheiten
…ist Grundlage für die Herstellung monoklonaler Antikörper (später erklärt)
…erlaubt die Erkennung von Signalsequenzen (Epitopen), welche Information
über den Bestimmungsort und die Funktion des Proteins liefern
Da heute aber die DNA-Sequenzierung schneller geht, wird die Proteinsequenz über
deren DNA-Sequenz bestimmt, falls diese bekannt ist. (Sonst stellt man DNASonden her, welche einen kleinen Teil der Aminosäuresequenz repräsentieren.
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Diese werden verwendet, um das Gen für das Protein zu isolieren, aus dem sich
dann die Gesamtsequenz für das Protein ermitteln lässt) Aus der DNA-Sequenz lässt
sich ausserdem ermitteln, wie oft und wann das Gen exprimiert wird.
Heute werden meist nur noch Teilsequenzen bestimmt, um…
…(unbekannte) Proteine zu identifizieren
…die Identität eines gereinigten Proteins zu verifizieren
…posttranslational veränderte Proteinreste in der Sequenz zuzuordnen
…herauszufinden, wo im nativen Protein Disulfidbrücken ausgebildet werden
…Proteinsequenzen zu bestimmen, wenn die DNA fehlerhaft ist
Proteinsequenzierung:
Bestimmung der Anzahl Polypeptidketten


Dabsylchlorid reagiert mit einer ungeladenen α-Aminogruppe zu einem
Sulfonamidderivat. Bei der Hydrolyse der Peptidkette wird dieses nicht
aufgespaltet. Aufgrund der chromatographischen Eigenschaften der Dabsylmarkierten Aminosäure kann herausgefunden wie viele und welche Aminosäuren
sich an einem N-Terminus befanden. Die Anzahl N-Termini entspricht der
Anzahl Polypeptidketten des Proteins. Dansylchlorid wird ebenfalls zur
Bestimmung der N-Termini angewendet.
Auch durch eine SDS-Gelelektrophorese unter reduzierenden Bedingungen kann
die Anzahl Polypeptidketten bestimmt werden.
Trennung der Polypeptidketten
Mit denaturierenden Reagenzien wie Harnstoff oder Guanidiniumchlorid werden die
Ketten voneinander dissoziiert. Die Disulfidbrücken werden durch β-Mercaptoethanol
oder Dithiothreitol reduziert und anschliessend durch Zugabe von Iodacetat alkyliert,
damit die SH-Gruppen nicht erneut reagieren.
Die dissoziierten Ketten werden durch chromatographische Methoden voneinander
getrennt.
Fragmentierung der Polypeptidkette
Da die Sequenzierung von Proteinen mit mehr als 50 Resten meist nicht mehr exakt
möglich ist, wird die Polypetidkette zuerst spezifisch gespalten. Dies kann mit
chemischen oder enzymatischen Methoden erfolgen. Die Chemikalie Bromcyan
(CNBr) zum Beispiel, spaltet Polypeptidketten auf der Carboxylseite eines
Metioninrestes. Trypsin, ein proteolytisches Enzym aus dem Pankreassaft, spaltet
Polypeptidketten auf der Carboxylseite von Arginin- und Lysinresten. Chymotrypsin,
ein anderes Enzym, schneidet die auf der Carboxylseite von aromatischen und
weiteren sperrigen unpolaren Resten. Ziel ist es, durch verschiedene spezifische
Spaltungen, Sätze von überlappenden Fragmenten zu bekommen, welche nach der
Sequenzierung die Bestimmung der Sequenz der ganzen Polypeptidkette
ermöglichen.
Trennung der Fragmente
Die Peptide werden chromatographisch aufgetrennt. (mit HPLC)
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Sequenzierung der Fragmente: Automatisierter Edman-Abbau
Beim Edman-Abbau wird vom Aminoende des Peptids her eine Aminosäure nach der
anderen entfernt:
Phenylisothiocyanat reagiert unter mild alkalischen Bedingungen mit der
ungeladenen endständigen Aminogruppe des Peptids. Eine milde Säure aktiviert die
gebundene Chemikalie, so dass die spezifisch die Peptidbindung zwischen der
aminoterminalen Aminosäure und dem Rest des Peptids spaltet. Man erhält also ein
intaktes, um eine Aminosäure verkürztes Peptid und eine abgespaltete PTHAminosäure (Phenylthiohydantoin-Aminosäure). Diese lässt sich mit HPLC
identifizieren.
Das verkürzte Peptid wird nun erneut dem Edman-Abbau unterzogen und die
nächste PTH-Aminosäure kann identifiziert werden. So fährt man weiter, bis alle
Aminosäuren des Peptids identifiziert sind.
Aufklärung der vollständigen Sequenz der Polypeptidkette
Die vollständige Sequenz der Polypeptidkette kann aus den Sequenzen der
überlappenden Fragmente rekonstruiert werden.
Anordnung der Disulfidbrücken
Um herauszufinden wo in einer Polypeptidkette Disulfidbrücken ausgebildet werden,
fragmentiert man sie, ohne vorher die Disulfidbrücken zu brechen. Das
Peptidgemisch wird entlang einer Papierkante elektrophoretisch aufgetrennt. Danach
wird das Papier Perameisensäuredämpfen ausgesetzt. Dabei werden die
Disulfidbrücken gebrochen. Bei anschliessender Elektrophorese in senkrechter
Richtung zur ersten Elektrophorese haben die nun voneinander getrennten Peptide
eine unterschiedliche Beweglichkeit als die über Disulfidbrücken verknüpften Peptide
hatten. Peptide ausserhalb der Diagonalen waren also über Disulfidbrücken
verknüpft. (daher wird diese Methode auch als Diagonale Elektrophorese
bezeichnet) Durch die anschliessende Sequenzierung dieser Peptide und ihrer
Lokalisation in der Polypeptidkette findet man die Lage der Disulfidbrücken im
Protein heraus.
Bestimmung der Aminosäurezusammensetzung:
Die Bestimmung der Aminosäurezusammensetzung ist für die Sequenzierung nicht
erforderlich. Sie kann aber der Charakterisierung eines Proteins dienen. Zum
Beispiel, um zu kontrollieren, ob sie mit der bekannten Sequenz verträglich ist.
Das Polypeptid wird dabei 24 Stunden in 6M HCl bei 110°C hydrolysiert. Die nun
freien Aminosäuren werden durch Ionenaustauschchromatographie aufgetrennt und
über ihr Elutionsvolumen (Puffervolumen, welches benötigt wird um die Aminosäure
aus der Säule freizusetzen) identifiziert.
Die Mengen der Aminosäuren bestimmt man durch Einfärbung mit Ninhydrin und
anschliessender Messung der Extinktion.
Für sehr genaue Mengenmessungen verwendet man Fluorescamin, welches mit der
α-Aminogruppe zu einem fluoreszierenden Derivat reagiert. Die Menge wird hier
durch Fluoreszenzmessung bestimmt.
Proteinevolution
Die Kenntnis der Aminosäuresquenz liefert nicht nur Informationen über die Struktur
und die Funktion des Proteins, sondern auch über sein evolutionäres Schicksal:
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


Biochemiezusammenfassung, Kapitel 4
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Mit einem Computer lässt sich eine bekannte Aminosäurensequenz schnell mit
anderen Sequenzen vergleichen. Proteine mit ähnlichen Sequenzen sind evolutiv
nahe verwandt und zeigen ähnliche Funktionen. Sie werden daher in
Proteinklassen zusammengefasst.
Der Vergleich von homologen Proteinsequenzen verschiedener Arten liefert
Informationen über die Evolutionswege. Die Evolutionären Entfernungen werden
aufgrund der angenommenen Anzahl der Mutationen bestimmt. Wenn man die
Proteine fossiler Proben untersucht, lassen sich Aussagen über den Zeitpunkt der
Aufspaltung des Evolutionsweges machen.
Sich wiederholende Sequenzen können Informationen über das evolutionäre
Schicksal des Proteins liefern. Denn oft sind neue Proteine durch Verdoppelung
und anschliessende Umänderung eines Urgens entstanden.
Immunchemische Methoden:
Immunologische Techniken basieren auf der Spezifität von Antikörpern für eine
Struktur (Epitop) an der Oberfläche eines bestimmtes Antigens (Hier eine Protein).
Herstellung Monoklonaler Antikörper
Früher wurden Antikörper in Tieren hergestellt, indem man ihnen das Antigen
injizierte, so dass das Tier Antikörper zur Abwehr dieses Antigens produzierte.
Danach konnte man die Antikörper aus dem Blutserum gewinnen. Das Problem
dabei war, dass die Antikörper polyklonal waren, das heisst es gab ein heterogenes
Gemisch von Anitkörpern welche auf verschiedene Epitope des Antigens passten.
Heute ist es möglich, fast zu jedem Protein spezifische monoklonale Antikörper
herzustellen:
Dazu injiziert man das Protein einer Maus, und entnimmt ihr danach die Milz. Dort
hat die Maus spezifische Zellen produziert, welche das Antigen gegen das injizierte
Protein produzieren. Ziel ist es nun, die gewünschte antikörperproduzierende Zelle
zu klonen. Diese stirbt aber nach kurzer Zeit ab. Darum fusioniert man die Zellen aus
der Milz der Maus mit unsterblichen Myelomzellen. (abstammend vom multiplen
Myelom, einer Krankheit, bei welcher sich antikörperproduzierende Zellen
unkontrolliert vermehren.) Die entstandenen Hybridomzellen produzieren nun
unbegrenzt eine homogene Antikörperpopulation, deren Spezifität durch die
elterliche Zelle bestimmt ist. (In der Milz waren noch andere antikörperproduzierende
Zellen vorhanden) Die Zellen, bei welchen die gewünschte ProteinAntikörperreaktion stattfindet, werden dann isoliert und weiter vermehrt, bis reine
Zellinien der gewünschten antikörperproduzierenden Zelle entstehen.
Verwendung von monoklonalen Antikörpern in der Proteinforschung:




Markierte Antikörper als Sonden, um die Lage bestimmter Proteine im
Körper nachzuweisen
Verwendung
von
Antikörpern
in
der
festen
Phase
der
Affinitätschromatographie
Antikörper werden in vielen Assays (Tests auf spezifische Funktionen)
verwendet
Produktion von Antikörpern gegen ein unbekanntes Protein (Kapitel 4.4,
kein Prüfungsstoff)
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13.05.2016
Biochemiezusammenfassung, Kapitel 4
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Die vier nachfolgenden Methoden sind ebenfalls Beispiele für die Verwendung von
monoklonalen Antikörpern in der Proteinforschung.
ELISA (enzyme-linked immunosorbent assay)
Indirekter ELISA: In ein proteinbeschichtetes Reaktionsgefäss werden spezifische
Antikörper gegeben, welche an das Protein binden. Danach werden andere
Antikörper dazugegeben, die mit Enzymen gekoppelt sind. Diese enzymgekoppelten
Antikörper binden nun an die proteinspezifischen Antikörper im Reaktionsgefäss.
Ungebundene Antigen-Enzymkomplexe werden ausgewaschen.
Die Enzyme katalysieren die Reaktion eines farblosen Substrates zu einem farbigen
Produkt. Wenn Substrat ins Reaktionsgefäss gegeben wird, kann man aufgrund der
Geschwindigkeit der Farbentwicklung auf die Menge des Enzyms und damit auf die
Menge des Proteins im Reaktionsgefäss schliessen. Die Geschwindigkeit der
Farbentwicklung ist dabei der Menge des proteinspezifischen Antikörpers
proportional.
Man kann mit dieser Methode also das Vorhandensein von Antikörpern
nachweisen. (Bsp. Aidstest: Im Blut wird das Vorhandensein von Antikörpern
gegen das Virusantigen untersucht)
„Sandwich“-Elisa: Ein Reaktionsgefäss wird mit monoklonalen Antikörpern
beschichtet, danach werden die Proteine dazugegeben, welche an die Antikörper
binden. Eine zweite Sorte Antikörper, die mit Enzymen gekoppelt sind, bindet an die
Proteine. Nichtgebundene Moleküle werden ausgewaschen. Bei der Zugabe von
Substrat ist die Geschwindigkeit der Farbentwicklung diesmal proportional zur
Menge Protein.
Man kann mit dieser Methode ein spezifisches Protein nachweisen und die
Menge bestimmen. (Proteinmengen unter einem Nanogramm (10-9g) können
nachgewiesen werden.)
Western-Blotting
Zuerst wird eine Proteinprobe mit der SDS-PAGE aufgetrennt. Die einzelnen
aufgetrennten Fraktionen werden dann auf eine Polymerschicht übertragen. (Diese
Übertragung nennt man Blotting) Danach werden spezifische Antikörper
dazugegeben die an das gesuchte Protein binden. Nichtgebundene Antikörper
werden ausgewaschen. Durch Zugabe einer zweiten Sorte von Antikörpern, die
radioaktiv markiert sind und an den ersten Antikörper binden, kann man nun die
Antikörper-Antigenkomplexe nachweisen. Dort wo auf dem Röntgenfilm schwarze
Banden erscheinen, befindet sich das gesuchte Protein.
Wie beim ELISA kann man zum Nachweis den zweiten Antikörper auch an ein
Enzym koppeln, welches ein gefärbtes Produkt erzeugt.
Mit dem Western-Blotting können sehr geringe Mengen eines bestimmten
Proteins bei gleichzeitiger Anwesenheit zahlreicher anderer Proteine
nachgewiesen werden. (z.B. um ein Virusprotein im Blut ausfindig zu machen)
Fluoreszenzmikroskopie
Zellen werden mit spezifischen fluoreszenzmarkierten Antikörpern oder Proteinen
eingefärbt. Diese heften sich an die Proteine der Zelle, für welche sie eine Affinität
besitzen. Bei der Betrachtung im Fluoreszenzmikroskop sieht man, wo das Protein
lokalisiert ist. Bei dieser Methode können also Proteine in ihrem zellulären Umfeld
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13.05.2016
Biochemiezusammenfassung, Kapitel 4
Esther Büchel
untersucht werden. Die Lokalisation der Proteine in der Zelle erlaubt
Rückschlüsse auf ihre Funktion zu ziehen.
Immunelektronenmikroskopie
Hier setzt man Antikörper mit elektronendichten Markern ein und macht sie mit dem
Elektronenmikroskop sichtbar. Im Gegensatz zur Fluoreszenzmikroskopie erlaubt
diese Methode eine bessere räumliche Auflösung bei der Lokalisation von
Proteinen in ihrem zellulären Umfeld.
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13.05.2016
Biochemiezusammenfassung, Kapitel 4
Esther Büchel
Ermittlung der 3-D-Struktur von Proteinen:
Das Proteinfaltungsproblem ist heute noch nicht gelöst. Das heisst, man kann bei
einer bekannten Aminosäuresequenz noch nicht voraussagen, wie sich die
Polypeptidkette falten wird. Dabei ist die dreidimensionale Struktur des nativen
Proteins entscheidend für seine Funktion.
Zwei der wichtigsten Techniken zur Aufklärung der dreidimensionalen Struktur sind
im Folgenden erklärt.
NMR-Spektroskopie
(nuclear
Kernresonanzspektroskopie)
magnetic
resonance
spectroscopy,
Eindimensionale NMR:
Prinzip: Voraussetzung für die Untersuchung ist die Herstellung einer hochkonzentrierten Proteinlösung (ca. 1mM). An die Proteinlösung wird ein starkes homogenes
Magnetfeld angelegt. Es gibt nun Atome, welche ein eigenes kleines Magnetfeld
besitzen. Zum Beispiel das Wasserstoffatom (Proton,1H), das 13C- und das 15NAtom. Diese kleinen Magnetfelder (Elementarmagnete) entstehen aufgrund der
Bewegung der Kerne dieser Atome, den Kernspins. Sie richten sich parallel (αSpinzustand) oder antiparallel (β-Spinzustand) zum angelegten äusseren Magnetfeld
aus. Der Übergang vom α-Spinzustand zum angeregten β-Spinzustand kostet
Energie. Durch einen elektromagnetischen Strahlungsimpuls bestimmter Frequenz
kann diese Energiedifferenz überwunden werden. Den Übergang des Spins von α
nach β nennt man Resonanz.
Je nach Bindungspartner ist die Elektronendichte um den Elementarmagneten
unterschiedlich gross. Eine Hohe Elektronendichte schirmt den Elementarmagneten
vom äusseren Magnetfeld ab, so dass das angelegte Magnetfeld oder die Frequenz
des Strahlungsimpulses erhöht werden muss, um Resonanz zu erzielen. Auch
Magnetfelder direkt benachbarter Atome (Zum Beispiel Wasserstoffatome, welche
an das benachbarte Kohlenstoffatom gebunden sind) beeinflussen die Stärke eines
Elementarmagneten.
Die angeregten Kerne emittieren elektromagnetische Strahlung einer bestimmten
Frequenz, die sich messen lässt. Die Frequenz (=Energie der Strahlung) hängt von
der Umgebung des Atoms ab. Diese Unterschiede der Frequenz aufgrund der
chemischen Umgebung bezeichnet man als chemische Verschiebung.
Indem man das magnetische Feld bei konstanter Frequenz der eingestrahlten
elektromagnetischen Strahlung variiert oder das Feld konstant hält und die Frequenz
der Strahlung ändert, kann man das Resonanzspektrum eines Moleküls ermitteln. Im
Resonanzspektrum eines kleinen Proteins werden fast alle Protonen und ihre
chemischen Verschiebungen dargestellt. Man kann daraus die Umgebung der
Protonen (wie die Polarität der Bindungen und die Anzahl Protonen an
benachbarten Kohlenstoffatomen) bestimmen.
Zweidimensionale
NMR:
NOESY-Spektroskopie
(nuclear
Overhauser
enhacement spectroscopy)
Wenn man durch einen Hochfrequenzimpuls eine vorübergehende Magnetisierung
erzeugt, so kann man den Spin eines Kerns verändern und die Auswirkung dieser
Veränderung auf die Nachbaratome untersuchen. Je weiter die Kerne voneinander
entfernt sind, desto geringer ist die gegenseitige Beeinflussung. (Kern-OverhauserEffekt, nuclear Overhauser effect, NOE) Bei Kernen, die nicht mehr als 0,5nm
voneinander entfernt liegen, ergibt es ein abweichendes Signal aufgrund des NOE.
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(Abweichende Signale von der Diagonale, welche das eindimensionale NMRSpektrum darstellt) Man kann mit dieser Methode die relativen Entfernungen
(unter 0.5nm) der Wasserstoffatome zueinander im nativen Protein bestimmen.
Durch diese Entfernungen lässt sich die dreidimensionale Struktur des
Proteins nahezu eindeutig voraussagen.
Röntgenkristallographie
Diese Methode erfordert es, dass alle Moleküle in präziser Orientierung vorliegen.
Darum werden die Proteine zuerst kristallisiert. Dies kann zum Beispiel durch Zugabe
von Ammoniumsulfat geschehen, welches die Löslichkeit des Proteins verringert, so
dass sich hochgeordnete Proteinkristalle bilden (Aussalzen). Solche Kristalle sind
meist
aus
regelmässigen
Strukturen
(Einheitszellen)
mit
grossen
Lösungszwischenräumen aufgebaut. Proteine, die in Lösung verschiedene
Konformationen einnehmen können, können auch in unterschiedlichen Zuständen
kristallisieren. Proteinkristalle sind häufig immer noch biologisch aktiv.
Ein Proteinkristall wird nun mit Röntgenstrahlen bestrahlt. Diese werden durch
Beschleunigung von Elektronen gegen eine Aufprallfläche aus Kupfer erzeugt. Die
Wellenlänge von Röntgenstrahlen entspricht ungefähr der Länge einer kovalenten
Bindung. Man erhält dadurch eine sehr hohe Auflösung.
Ein Teil des Strahls geht ohne Richtungsänderung durch den Kristall hindurch, der
Rest wird in verschiedene Richtungen gestreut oder gebeugt. Die gebeugten
Strahlen können mit einem elektronischen Festkörperdetektor registriert oder mithilfe
eines Röntgenfilms sichtbar gemacht werden, wobei der Schwärzungsgrad der
Emulsion der Intensität des gebeugten Strahles proportional ist. Wenn man den
Kristall rotieren lässt, bekommt man ein dreidimensionales Muster von Reflexen
(Punkten) verschiedener Positionen und Intensitäten.
Dieses Beugungsmuster liefert eine Vielzahl von Informationen über die Struktur
des analysierten Proteins: Die Elektronendichte im Protein bestimmt den
Beugungsgrad des Stahls. (bei hoher Elektronendichte wird der Strahl stärker
gebeugt) Man kann ausserdem die Anordnung der Atome herausfinden, denn die
gebeugten Wellen treten wieder zusammen und verstärken sich oder löschen sich
am Detektor oder am Film aus.
Die Elektronendichtekarte kann nun mit einer mathematischen Beziehung, der
Fourier-Transformation, berechnet werden. Aus der Intensität wird für jeden Reflex
eine Elektronendichtewelle berechnet. Die Phase (zeitliche Beziehung ihrer Berge
und Täler) dieser Welle bestimmt, ob sie die Wellen anderer Reflexe auslöscht oder
verstärkt. Aus diesen Elektonendichtewellen erhält man schlussendlich eine
dreidimensionale Darstellung der Elektronendichteverteilung im Protein, welche einer
geologischen Karte mit Höhenlinien gleicht.
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