Die Struktur des Cytoplasmas – neue Ansätze in der Krebsforschung Klassenstufe: 11 – 13 Schwerpunkt: Cytologie (Genetik) Voraussetzungen: Zellaufbau dort an der Regulation der Genaktivität teilzunehmen, liegt die mögliche Querverbindung zum Krebsgeschehen ebenfalls auf der Hand. Didaktisch-methodische Hinweise Sachinformation Schema zur Wechselwirkung zwischen den Myosin- und Aktinfilamenten im Muskel In den ersten elektronenmikroskopischen Aufnahmen erschien die Grundsubstanz der Zelle strukturlos und gelartig. Verbesserte Methoden zeigten aber bald, dass das Cytoplasma von mehreren Filamentnetzwerken durchzogen wird. Die fädigen Strukturen verankern Organellen an ihrem Platz und ermöglichen im Zusammenwirken mit Motorproteinen Formveränderungen und Transportvorgänge. Das von W LADIMIR ENGELHARDT bereits 1938 entdeckte und von DOROTHY NEEDHAM 1972 als „kontraktiles Enzym“ bezeichnete Myosin erwies sich unter anderem als eines der gesuchten Motorproteine. Ebenso wie im Muskel gleiten Myosinfilamente an Aktinfilamenten entlang und benötigen dazu ATP. Außer Myosin gibt es weitere ATP-spaltende Motorproteine z. B. Dynein, die in Wechselwirkung mit den Filamenten für eine komplexe Mobilität sorgen. Neben dem Transport von Zellorganellen oder Vesikeln werden so auch die Bewegungen von Geißeln und Cilien oder von Chromosomen bei der Zellteilung möglich. Ruhende Pole stellen dabei die Intermediärfilamente dar, zu denen unterschiedliche Proteinfamilien gehören: Lamine, die die Kernmembran und Kernporen stabilisieren oder Neurofilamentproteine, die im Axon für den Transport zuständig sind, aber auch Vimentin in Bindegewebszellen und der Augenlinse und Cytokeratine in Hautstrukturen. Jeder Zelltyp besitzt einen charakteristischen Ausschnitt aus der Vielfalt möglicher Intermediärfilament-Proteine. Die normale Funktionen der in Lösung viskosen Intermediärfilament-Proteine sind vielfältig: Über Transmembranproteine wird die extrazelluläre Matrix bevorzugt mit ihnen verknüpft, ebenso die Cytoskelette zweier nebeneinander liegender Zellen. Sie puffern auch Scherkräfte ab, ohne dabei zu zerreißen und sorgen somit für Stabilität. Bösartig veränderte Zellen behalten meist „ihr“ Intermediärfilament-Protein bei, sodass ihre Herkunft bei Metastasen mithilfe monoklonaler Antikörper bestimmt werden kann. Außerdem bilden die Proteine beim Zerfall von Tumorzellen relativ stabile Bruchstücke, die als Fragmente im Blut zu einer Krebsfrüherkennung dienen können. Sind die Proteine durch Mutationen fehlgebildet oder funktionsunfähig, können neue Faltungen zur Unlöslichkeit, zum Transport von Substanzen in unpassende Zellkompartimente oder zu Schädigungen der inneren Organe, insbesondere des Herzens führen. Sind Zell-Zell-Verbindungen geschädigt, können beispielsweise Tumorzellen leichter auswandern und metastasieren. Sind die Proteine Bestandteile von Signalketten oder werden selbst in den Zellkern transportiert, um © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2007 | www.klett.de | Alle Rechte vorbehalten Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten. Das Cytoskelett wird im Unterricht wohl erstmals im Zusammenhang mit dem elektronenmikroskopischen Bild der Zelle als einfaches Strukturelement betrachtet. Bewegungen in der Zelle wie z. B. die Cytoplasmaströmung, die anhand der „wandernden“ Chloroplasten zu sehen ist, werfen die Frage nach den treibenden Kräften auf. Da der Begriff „Bewegung“ schnell mit der Muskulatur assoziiert wird, ergeben sich Ansatzpunkte für Hypothesen, die mithilfe des Arbeitsblattes weiter verfolgt werden können. Völlig neu sind die diagnostischen und therapeutischen Ansätze, die in der Krebsforschung untersucht werden. Anknüpfungspunkte sind die ZellZell-Verbindungskomplexe. Arbeitsblatt Seite 2 1. Durch die Auflösung der Mikrotubuli und die Veränderungen im System der Intermediärfilamente wird der Transport der Chromsomen zu den Polen unmöglich. Das Colchicin (ein Gift der Herbstzeitlosen) fixiert die Chromosomen daher in der Metaphase. 2. Dynein zählt zu den Proteinen, die mit den Mikrotubuli vergesellschaftet sind. Es hat ATPase-Aktivität. Die von den Dyneinarmen entfalteten Kräfte führen zum Verbiegen der Mikrotubuli, sodass eine Bewegung der Geißeln oder Cilien entsteht (Abb. 2). Geißeln bewirken die Fortbewegung der Spermien, Cilien transportieren in den Epithelzellen der Bronchien und der Luftröhre den Schleim. 3. Die Zell-Zell-Verbindungen (Abb. 3) dienen nicht nur dem mechanischen Halt (gegenseitige Verankerung), sondern auch dem Austausch von Informationen. Krebszellen sind durch eine ungehemmte Zellteilungsaktivität gekennzeichnet. Es ist denkbar, dass über die extrazelluläre Matrix, die Integrine in der Membran und das Cytoskelett auch die Tätigkeit des Zellkerns beeinflusst werden kann. Literaturhinweise CAMPBELL, N. A.: Biologie. Spektrum Akad. Verlag, Berlin 2003 Deutsches Krebsforschungszentrum: Krebsforschung heute. Berichte Heidelberg 1996/ 1997 und Steinkopf, Darmstadt 1998; http://www.dkfz-heidelberg.de STRYER, L.: Biochemie. Spektrum Akad. Verlag, Heidelberg 1997 ZELLER W.J. & ZUR HAUSEN, H.: Onkologie. Ecomed Verlagsgesellschaft, Landsberg/Lech 1995 Autorin: Dr. Irmtraud Beyer, Langen Grafik: Jörg Mair, München Seite aus: biologie aktuell 1 ISBN-10: 3-12-028475-0 ISBN-13: 978-3-12-028475-8 1