Kapitel 4_2005

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KAPITEL 4
INTERAKTIONEN ZWISCHEN DEN ZELLEN
UND IHRER NACHBARSCHAFT
___________________________________________________________________________
4.1.
4.2.
4.3.
4.4.
4.5.
4.6.
4.7.
ZUSAMMENFASSUNG
1
ADHÄSIONSMOLEKÜLE SIND TRANSMEMBRANÖSE GLYKOPROTEINE,
DIE AUF DER ZELLMEMBRAN NAHEZU ALLER KÖRPERZELLEN
VORKOMMEN.
2
DIE CADHERINE SIND TRANSMEMBRANÖSE ADHÄSIONSMOLEKÜLE,
WELCHE EINE HOMOPHILE ADHÄSION VERMITTELN.
8
INTEGRINE SIND IN DIE PROZESSE DER ZELLMIGRATION,
EMBRYOGENESE, TUMORMETASTASIERUNG, WUNDHEILUNG,
BLUTGERINNUNG UND IMMUNABWEHR INVOLVIERT.
9
SELEKTINE SIND KOHLENHYDRAT-BINDENDE ZELLOBERFLÄCHENPROTEINE, DIE ZEITLICH BEGRENZTE ZELL-ZU-ZELLADHÄSIONEN IM BLUTGEFÄSSSYSTEM VERMITTELN
10
LEKTINE SIND ADHÄSIONSMOLEKÜLE, WELCHE KOHLENHYDRATE
BINDEN.
12
DIE HYALURONSÄURE IST EIN WICHTIGES MOLEKÜL, WELCHES
DEN AUSTRITT VON LYMPHOZYTEN AUS DER BLUTBAHN IN DIE
GEWEBE STEUERT.
13
ADHÄSIONSMOLEKÜLE SPIELEN VOR ALLEM BEI ENTZÜNDUNGEN
EINE ROLLE UND KÖNNEN DIE METASTASIERUNG VON MALIGNEN
TUMOREN BEEINFLUSSEN.
15
ZUSAMMENFASSUNG
Adhäsionsmoleküle spielen bei drei Prozessen eine Schlüsselrolle: (1) bei der Entstehung
von Thromben, (2) bei Entzündungs- und immunologischen Reaktionen und (3) bei der
Metastasierung maligner Tumoren. Sie kommen auf der Zellmembran nahezu aller Körperzellen
vor. Der durch Adhäsionsmoleküle vermittelte Kontakt zwischen zwei Zellen kann bewirken: (1)
die Induktion eines Signals zur Aktivierung intrazellulärer Botenstoffe (Messengers), welche die
Genexpression bestimmter Proteine induzieren, (2) eine Aktivierung von Proteinen, welche eine
Veränderung des Zytoskeletts hervorrufen und Zellbewegungen induzieren, (3) eine
Clusterbildung von Oberflächenproteinen zur Verstärkung der Zell-zu-Zell-Kontakte und (4) eine
Exozytose. Man unterscheidet fünf verschiedene Familien von Adhäsionsmolekülen: (1)
Integrine, (2) Moleküle der Immunglobulin-ähnliche Superfamilie, (3) Selektine, (4) Cadherine
und (5) Hyaluronsäure-Rezeptoren (CD44-Moleküle).
Die Integrine (transmembranöse heterodimere Glykoproteine, die aus einer - und Kette bestehen) sind vor allem an der Zellmigration in der extrazellulären Matrix (ECM), an der
Embryogenese, Tumormetastasierung sowie an der Funktion der T-Lymphozyten und
Killerzellen beteiligt. Es werden drei Klassen von Integrinen unterschieden. die 1-, 2- und die
3-Unterfamilie.
Die Cadherine sind transmembranöse homophile Adhäsionsmoleküle, welche Ca2+Ionen binden. Sie kommen vor allem in der Zona adhärens von Epithelzellen vor und sind
intrazellulär mit der Zytoskelettkomponente Aktin verbunden.
Die Selektine sind Kohlenhydrat-bindende Zelloberflächen-Proteine, welche zeitlich
begrenzte Zell-zu-Zell-Adhäsionen im Blutgefässsystem vermitteln. Von ihrer Eigenschaft her,
als Proteine Oligosaccharide zu binden, werden die Selektine der Gruppe der Lektine
zugerechnet. Die Selektine werden von neutrophilen Granulozyten und aktivierten
Endothelzellen gebildet. Man unterscheidet zwischen L-Selektinen (im lymphatischen Gewebe
entdeckt), E-Selektin auf Endothelzellen und P-Selektin auf Blutplättchen. Die Selektine sind vor
allem an der Migration von neutrophilen Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten aus dem
Blutgefässsystem in die lädierten Gewebe beteiligt.
Lektine werden von Zellen im Blut- und Lymphgefässsystem sowie von Bakterien als
Adhäsionsmoleküle verwendet. So können Bakterien an ihrer Oberfläche neben
Zuckermolekülen (Oligo- und Polysaccharide) auch Lektine aufweisen. Dies ist von Bedeutung
(1) für die Phagozytose von Bakterien durch neutrophile Granulozyten und Makrophagen, (2) für
die Neutralisierung von Bakterien in Schleimen und (3) für die Infektiosität von Bakterien für
einzelne Gewebe.
Die Bindung von Zellen über Hyaluronsäure-Rezeptoren (CD44) an die Hyaluronsäure
der ECM kann Einfluss auf das Wachstum und die Differenzierung der Zellen sowie auf die
Progression von Tumoren haben. Adhäsionsmoleküle sind in allen Phasen während der
Metastasierung maligner Tumoren beteiligt.
Die Zellen erhalten für ihre Differenzierung und ihr Wachstum ständig Impulse aus ihrer
Umgebung [Nachbarzellen oder extrazelluläre Matrix (ECM)]. Wenn solche Impulse fehlen,
können die Zellen durch eine Apoptose zugrundegehen. Als «Empfängerstationen» für Impulse
aus der Umgebung besitzen die Zellen Adhäsionsmoleküle, Rezeptoren und die
Histokompatibilitäts-Antigene.
4.1.
ADHÄSIONSMOLEKÜLE
SIND
TRANSMEMBRANÖSE
GLYKOPROTEINE, DIE AUF DER ZELLMEMBRAN NAHEZU
ALLER KÖRPERZELLEN VORKOMMEN.
Die Adhäsionsmoleküle besitzen zwei bindende Domänen: eine extrazelluläre und eine
intrazytoplasmatische, funktionelle. Die Adhäsionsmoleküle treten typischerweise nur zeitlich
begrenzt auf der Zellmembranoberfläche auf. Das Vorhandensein oder Fehlen von
Adhäsionsmolekülen kann die Fähigkeit mancher maligner Tumoren, unkontrolliert zu wachsen,
lokal zu invadieren und zu destruieren oder zu metastasieren in ganz entscheidendem Ausmasse
beeinflussen. Der durch Adhäsionsmoleküle vermittelte Kontakt zwischen zwei Zellen löst
verschiedene Aktionen aus: (1) die Aktivierung intrazellulärer Botenstoffe für die Expression
verschiedener Gene, (2) Veränderungen von Proteinen des Zytoskeletts mit dem Ziel,
Zellbewegungen auszulösen, (3) die Aggregation von Oberflächenproteinen zur Verstärkung der
Zell-zu-Zell-Kontakte und (4) eine Exozytose.
Es existieren fünf wichtige Familien von Adhäsionsmolekülen (Tab.4-1). Die einzelnen
Familien der Adhäsionsmoleküle unterscheiden sich vor allem (1) durch die Art des Liganden
(Protein oder Kohlenhydrat) und (2) das Vorkommen des Liganden - entweder auf einer Zelle
oder in der ECM.
Tab.4-1
Es werden fünf Hauptfamilien von Adhäsionsmolekülen unterschieden.
___________________________________________________________________________
Familie
Interaktion
Interaktion
Kontakt Kontakt
Protein - Protein
Protein - Kohlenhydrat Zelle - Zelle
Zelle - ECM
___________________________________________________________________________
Integrine
1-Integrine
2-Integrine
3-Integrine
+
-
+
+
Immunglobulin+
+
ähnliche Superfamilie
CD2, CD4,
CD8, CD22
ICAM
VCAM
LFA
Selektine
+
+
Cadherine
+
+
CD44
+
+
(Hyaluronsäure- oder
Homing-Rezeptor)
___________________________________________________________________________
Die 1-Integrine werden auch «Very late activation antigens» (VLA) genannt, die 2-Integrine «Leucocyte Function
Associated Antigens» (LFA) und die 3-Integrine «Zytoadhesine».
CD
Cluster of Differentiation (Cluster Design protein)
ICAM
Intercellular adhesion molecules
VCAM
Vascular adhesion molecules
NCAM
Neural cell adhesion molecules
4.2.
INTEGRINE NEHMEN AN VERSCHIEDENEN PROZESSEN DER
ZELLMIGRATION,
EMBRYOGENESE,
TUMORMETASTASIERUNG, WUNDHEILUNG, BLUTGERINNUNG UND
IMMUNABWEHR TEIL.
Integrine sind transmembranöse heterodimere Glykoproteine, die aus einer - und Kette bestehen. Es werden drei Klassen von Integrinen unterschieden. Diese Klassierung beruht
auf den Eigenschaften der -Ketten der Integrine (Tab.4-2).
Tab.4-2
Die Klassierung der Integrine beruht auf den Eigenschaften der -Ketten der Integrine.
___________________________________________________________________________
Funktion
1
2
3
___________________________________________________________________________
Interaktionen zwischen Zellen und ECM
+
+
Interaktionen zwischen Zellen und Zellen
+
Adhäsionen an die Makromoleküle der ECM
+
oder Basalmembranen (Fibronektin, Kollagene, Laminin)
Adhäsionen an Makromoleküle des Gefässsystems
+
oder an Thrombozyten (Fibrinogen, von Willebrandfaktor,
Thrombospondin)
Expression auf neutrophilen Granulozyten
+
___________________________________________________________________________
Den Integrinen sind die folgenden fünf Eigenschaften gemeinsam: (1) Sie stehen mit dem
Zytoskelett in Kontakt. (2) Für eine Adhäsion der Integrine mit einem Liganden werden bivalente
Kationen (z.B. Ca2+- oder Mg2+-Ionen) benötigt. (3) Die Zellen können die Aktivität ihrer
Integrine selber regulieren. Dazu müssen die Integrine nicht de nuovo synthetisiert, sondern nur
aktiviert werden. Ein Molekül, welches die Funktion der Integrine reguliert, ist das
carcinoembryonale Antigen (CEA). (4) Die Integrine können die Aktivierung der intrazellulären
Signaltransduktion oder eine Umordnung von Proteinen des Zytoskleletts auslösen. (5) Die
Integrine binden nur mit einer relativ geringen Affinität, dafür müssen sie aber in sehr hoher
Dichte auf der Zelloberfläche vorkommen.
4.3.
SELEKTINE VERMITTELN ZEITLICH BEGRENZTE ZELL-ZUZELL-ADHÄSIONEN IM BLUTGEFÄSS-SYSTEM.
Die Selektine werden von neutrophilen Granulozyten und aktivierten Endothelzellen
gebildet. Die drei Familien der Selektine (Tab.4-3) sind nach den Geweben benannt, in denen sie
erstmals identifiziert worden sind: L-Selektine in lymphatischem Gewebe, E-Selektine auf
Endothelzellen und P-Selektine auf Blutplättchen. Von ihrer Eigenschaft her, als Proteine
Oligosaccharide zu binden, können die Selektine auch der Gruppe der Lektine zugeordnet
werden.
Zu einer der ersten Raktionen des Organismus auf ein Gewebetrauma jedwelcher Art
gehört die Migration von neutrophilen Granulozyten und Monozyten in die Zone des
Gewebeschadens. Diese Migration wird in der ersten Phase durch Selektine, in der zweiten durch
Integrine vermittelt.
Tab.4-3
Die Selektine spielen eine Schlüsselrolle beim Austritt von Zellen aus der Blutbahn.
___________________________________________________________________________
Typ
Vorkommen
Funktion
___________________________________________________________________________
L-Selektin
Lymphozyten
Neutrophile Granulozyten
Austritt von Lymphozyten aus der Blutbahn in die
Lymphknoten über HEVs (Homing)
Verlangsamtes Gleiten von Neutrophilen vor der Diapedese
entlang den Endothelzellen (Rolling)
E-Selektin
Endothelzellen
(über Zytokine induziert)
Austritt von Neutrophilen und Monozyten aus der Blutbahn
(Rolling und Adhäsion)
P-Selektin
Endothelzellen
(über Zytokine induziert)
-Granula der Thrombozyten
(über Thrombin- und Histamin
induziert)
Verlangsamtes Gleiten von Neutrophilen, Monozyten und
vor der Diapedese entlang den Endothelzellen (Rolling)
___________________________________________________________________________
HEVs
High endothelial vessel regions oder venules
An der Adhäsion von neutrophilen Granulozyten und Monozyten/Makrophagen sind alle
drei Familien der Selektine beteiligt. Interessanterweise adhärieren die neutrophilen
Granulozyten; nur in den postkapillären Venulen, die Monozyten vorwiegend in den grossen
Gefässen. Der Grund für die Spezifität der Adhäsion ist nicht restlos geklärt.
Mediatoren, welche zu Beginn einer akuten Entzündung auftreten (Histamin,
Tumornekrosefaktor- und Thrombin), stimulieren die Endothelzellen, ein E-Selektin (GMP140) und P-Selektin zu synthetisieren. An das GMP-140 docken Kohlenhydratliganden von
neutrophilen Granulozyten an. Dies führt zu einer Abnahme der Strömungsgeschwindigkeit der
neutrophilen Granulozyten im Blut. Dieser Prozess wird «Rolling» genannt. Während des
Rollings werden die neutrophilen Granulozyten durch chemotaktische Substanzen aus der
Umgebung der Gefässe aktiviert. Dadurch wird die Affinität ihrer 2-Integrine gegenüber
Liganden auf den Endothelzellen gesteigert mit dem Resultat, dass die neutrophilen Granulozyten
vollständig zum Stehen kommen und an der Oberfläche der Endothelzellen zu haften beginnen.
Jetzt kann die Diapedese der neutrophilen Granulozyten durch das Endothel hindurch erfolgen.
Es sind Krankheiten bekannt, bei denen die 2-Integrine der neutrophilen Granulozyten defekt
sind. Patienten mit diesem Defekt leiden an rezidivierenden Infekten und einer schweren
reaktiven Leukozytose.
4.4.
DIE
CADHERINE
ADHÄSION.
VERMITTELN
EINE
HOMOPHILE
Homophil wird eine Adhäsion dann genannt, wenn der Ligand und das Adhäsionsmolekül
(Rezeptor) identisch sind. Unter den verschiedenen Typen der Cadherine ist das E-Cadherin am
besten charakterisiert. Das E-Cadherin kommt vor allem in der Zona adhärens der Epithelzellen
vor und ist intrazellulär mit der Zytoskelettkomponente Aktin verbunden (Abb.4-1). Der Name
«E-Cadherin» steht für: Epithel (E), Ca2+-Ionen (C), Zona adhärens (Adherin). Bei malignen
Tumoren kann es - abhängig von der Funktion des E-Cadherins - zu einer Erhöhung der
Metastasierungsgefahr kommen. Dies geschieht, wenn (1) die Konzentration der E-Cadherine auf
den Tumorzellen reduziert ist oder (2) das intracytoplasmatische -Catenin phosphoryliert ist. In
den Desmosomen sind die beiden Cadherine Desmoglein und Desmocollin für die Adhäsion
verantwortlich.
Abb.4-1
Die Cadherine sind intrazellulär an Moleküle der Gruppe der Catenine gekoppelt, die mit Proteinen des
Zytoskeletts in Kontakt stehen. Eine Phosphorylierung des -Catenins löst den Kontakt zwischen den beiden
E-Cadherin-Molekülen zweier benachbarter Zellen auf.
4.5. LEKTINE SIND PROTEINE, WELCHE KOHLENHYDRATE
BINDEN.
Die Lektine wurden vor 100 Jahren in Pflanzen entdeckt und «Agglutinine» genannt.
Diese Proteine haben ihren Namen von ihrer Eigenschaft erhalten, zwischen verschiedenen
Blutgruppen-Antigenen unterscheiden zu können (lat: legere = auswählen). Im menschlichen
Organsimus spielen die Lektine bei bakteriellen Infekten und der Metastasierung maligner
Tumoren eine wichtige Rolle.
Lektine werden von Zellen im Blut- und Lymphgefässsystem und von Bakterien als
Adhäsionsmoleküle verwendet. Die Lektine sind von Bedeutung (1) bei der Phagozytose von
Bakterien durch neutrophile Granulozyten und Makrophagen und (2) bei der Neutralisierung von
Bakterien in Schleimen (Abb.4-2).
Abb.4-2
Man unterscheidet zwischen einer aktiven (ALP) und einer passiven Lektino-Phagozytose (PLP) von
Bakterien. Die Makrophagen bedienen sich der ALP und binden die Bakterien mit den Lektinen auf ihrer
Oberfläche. Die neutrophilen Granulozyten benützen die PLP und docken über die Zuckermoleküle auf ihrer
Oberfläche an die Lektine der Bakterien an. Eine Neutralisierung von Bakterien in Schleimen erfolgt nach
dem gleichen Muster wie die PLP.
Bakterien können auf zwei Arten phagozytiert werden: (1) durch eine passive LektinoPhagozytose (PLP) und (2) eine aktive (ALP). Die neutrophilen Granulozyten bedienen sich der
PLP, die Makrophagen der ALP. Bei der PLP binden Oligosaccharide auf der Oberfläche der
neutrophilen Granulozyten an Lectine auf der Oberfläche der Bakterien. Bei der ALP binden die
Lektine auf der Oberfläche der Makrophagen an bakterielle Oligosaccharide (Abb.4-2).
Die Infektiosität verschiedener Bakterien kann Gewebe- oder Blutgruppenspezifisch
sein. Dies erklärt sich folgendermassen: (1) Lektine auf Epithelzellen können bewirken, dass ein
Organ für einen Infekt mit einem bestimmten Bakterium, welches den entsprechenden
Oligosaccharid-Liganden aufweist, anfälliger ist als ein anderes Organ. So verursacht z.B.
Escherichia coli im Darmtrakt keine Entzündung, dafür aber in den Nieren und ableitenden
Harnwegen. (2) Bakterien können Lektine besitzen, welche spezifisch mit BlutgruppenAntigenen auf der Oberfläche von Parenchymzellen zu reagieren vermögen. Probanden mit der
Blutgruppe AB erkranken häufiger an Infekten mit Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae,
Probanden mit der Blutgruppe B häufiger an Infekten mit Pseudomonas und Proteus.
4.6.
DIE WICHTIGSTEN ADHÄSIONSMOLEKÜLE AUF ZELLEN,
WELCHE MIT PROTEOGLYKANEN DER ECM REAGIEREN,
SIND DER «RECEPTOR FOR HYALURONATE-MEDIATED
MOTILITY» UND DAS CD44-MOLEKÜL.
Das CD44-Molekül kommt weit verbreitet vor. Es wird von hämatopoietischen Zellen (Bund T-Lymphozyten, Monozyten, neutrophilen Granulozyten), Epithelzellen, Gliazellen,
Fibroblasten und Myozyten exprimiert. CD44 ist ebenfalls mit dem Zytoskelett der Zellen
verknüpft. Es scheint bei der Adhäsion von Lymphozyten an die Venolen mit hohem Endothel
(HEV) eine Schlüsselrolle zu spielen. An diesen Stellen findet der Austritt der Lymphozyten aus
der Blutbahn in das lymphatische Gewebe statt. Dieser Austritt wird «Homing» genannt. Die
CD44-Moleküle sind auch fähig, an das Chondroitinsulfat der Proteoglykane, aber auch an
Fibronektin, Laminin, Osteopontin und Kollagene (Typ I und VI) zu binden.
4.7.
ADHÄSIONSMOLEKÜLE
SIND
AUCH
BEI
DER
METASTASIERUNG MALIGNER TUMOREN MIT IM SPIEL.
Die Beteiligung von Adhäsionsmolekülen an der Metastasierung maligner Tumoren
(Tab.4-4) kann an verschiedenen Beispielen veranschaulicht werden. Ein Verlust der 2-Integrine
(z.B. VLA-2) ist relativ häufig bei wenig differenzierten Mammakarzinomen und kolorektalen
Karzinomen zu beobachten. Eine Reduktion der E-Cadherine auf malignen Tumorzellen erhöht
das Metastasierungsrisiko erheblich. In mehr als 75% der grossen Kolonschleimhaut-Adenome
ist die Deletion des Gens für ein Protein bekannt, welches grosse Ähnlichkeiten mit den
Adhäsionsmolekülen der Immunglobulin-ähnlichen Superfamilie hat. Das Gen wird DCC-Gen
(Deleted in Colorectal Cancer-Gen) genannt. Ist das DCC-Gen deletiert, nimmt die Gerfahr der
Entstehung eines Karzinoms in den Adenomen deutlich zu. Eine Vermehrung von Liganden für
L-Selektine auf Endothelzellen kann bei kutanen malignen Lymphomen beobachtet werden,
wenn sie sich über die Haut hinaus ausgebreitet haben.
Tab.4-4
Die Metastasierung maligner Tumoren erfolgt über verschiedene Schritte. An einigen dieser Schritte sind in
einem wesentlichen Ausmass Adhäsionsmoleküle beteiligt.
___________________________________________________________________________
Schritt der Metastasierung
Integrine
E-Cadherin
Selektine
CD44 IgSF
___________________________________________________________________________
Loslösung der malignen Zellen
aus dem Tumor
+
+
+
Migration in die Umgebung
der Gefässe
+
+
Invasion in die Gefässe
+
+
Dissemination innerhalb der
Gefässe und Austritt aus den
Gefässen
+
+
+
+
+
Migration ins perivaskuläre
+
+
Gewebe
___________________________________________________________________________
IgSF
Immunglobulin-Superfamilie
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