Gruppe 12: Christopher Rose, Florian Binder, Stefan Weiß Protokoll Versuch 6: Bestimmung von Harnstoff und Ammoniak Ziel des Versuchs: 1. Bestimmung der Substrat- und Metallionenabhängigkeit der Harnstoffsynthese unter Verwendung von Leberextrakt. Das Leberextrakt aus Rinderleber enthält die Enzyme zur Synthese. 2. Untersuchung der Zeitabhängigkeit der Harnstoffsynthese mit Leberextrakt 3. Bestimmung der Harnstoffkonzentration im Serum 4. Bestimmung der Konzentration von Harnstoff und Ammoniak im Harn Prinzip der Harnstoffbestimmung: Harnstoff wird bei diesen Experimenten indirekt bestimmt. Das Enzym Urease katalysiert die Reaktion von Harnstoff zu Kohlendioxid und Ammoniak. Ammoniak ist ein Substrat des Enzyms Glutamat-Dehydrogenase (GLDH), welches die Umsetzung von -Ketoglutarat, Ammoniak und NADH zu Glutamat, NAD+ und H2O katalysiert. Die Absorbanz von NADH kann bei einer Wellenlänge von =366 nm gemessen werden. NAD+ absorbiert bei dieser Wellenlänge nicht, so dass die Absorption direkt proportional zur Konzentration an Ammoniak ist. Da Urease bei genügend langer Reaktionszeit den ganzen Harnstoff in Ammoniak und Kohlendioxid spaltet, ist die Konzentration von Harnstoff auch direkt proportional zur Konzentration von NADH. Erstellen einer Eichgerade: Um die Konzentrationen von Harnstoff bei den einzelnen Messungen exakt bestimmen zu können, wird mit Hilfe eines Harnstoff-Standards (0,5mmol/L) eine Eichgerade erstellt. Dazu werden in 6 Küvetten unterschiedliche Volumina der Stammlösung gegeben. Die Substrate der GLDH Reaktion werden zugegeben, um einen Fehler bei der Bestimmung der Absorbanz zu verhindern. Die 1. Küvette dient als Blindwert, da hier kein Standard zugegeben wird. Es werden in die 5 übrigen Küvetten 20, 40, 60, 80 und 100mol des Standards pipettiert. Das entspricht einer Stoffmenge von 0,01 – 0,05 mol Harnstoff1. Probe Nr. Wasser [L] Standard[L] Urease[L] 1 1 Blindprobe 130 30 2 110 20 30 3 90 40 30 4 70 60 30 5 50 80 30 6 30 100 30 folgt aus n=c*V; c=500mol/L und V=20-100L; 500mol/L * 20*10-6L = 0,01mol Dann wird die korrigierte Differenz der Absorbanzen2 gegen die Stoffmenge an Harnstoff aufgetragen. Die Eichgerade befindet sich im Anhang des Protokolls. Aus der Steigung können dann die Konzentrationen an Harnstoff in den Proben bestimmt werden. Substrat und Metallionenabhängigkeit: Hier wird die Abhängigkeit der Harnstoffsynthese von Substraten und Magnesiumionen untersucht. Der unverdünnte Leberextrakt, sowie die Gläser mit den Reagenzien werden auf 37°C temperiert und die Reaktion durch Zugabe von Leberextrakt gestartet. (Ausnahme: Glas 5; hier wurde kein Leberextrakt zugegeben). Die Reaktionszeit beträgt 30 Minuten, danach wird die Reaktion durch ein heißes Wasserbad (90-100°C unterbrochen). Die in dieser Zeit gebildete Menge an Harnstoff wird mit Hilfe der GLDH Reaktion bestimmt. [mL] Wasser Phosphatpuffer ATP/Mg2+ Aspartat Citrullin EDTA Leberextrakt Glas1 0,2 0,1 0,2 0,1 0,4 Glas2 0,3 0,1 0,1 0,1 0,4 Glas3 0,1 0,1 0,2 0,1 0,1 0,4 Glas4 0,1 0,1 0,1 0,2 0,1 0,4 Glas5 0,5 0,1 0,1 0,2 0,1 - Dabei wird festgestellt: Glas 1: Wasser, Phosphatpuffer, Aspartat, Citrullin: Glas 2: Wasser, Phosphatpuffer, ATP/Mg2+, Citrullin: Glas 3: Phosphatpuffer, ATP/Mg2+, Aspartat, Citrullin, EDTA: Glas 4: Wasser, Phosphatpuffer, ATP/Mg2+, Aspartat, Citrullin: Glas 5: Wasser, Phosphatpuffer, ATP/Mg2+, Aspartat, Citrullin: 0,0082 mol 0,0098 mol 0,0084 mol 0,0369 mol -0,0002 mol Bewertung: Die Harnstoffsynthese konnte nur im Glas 4 in größerem Maßstab erfolgen, da hier alle notwendigen Substrate, also ATP/ Mg2+, Aspartat und Citrullin vorliegen. In Glas 3 sind diese zwar auch enthalten, aber hier wirkt EDTA komplexierend auf Mg2+, so dass die Reaktion ebenfalls nicht stattfinden kann. Glas 2 enthält kein Aspartat, welches mit Citrullin zu Argininosuccinat reagieren müsste um den Zyklus fortsetzen zu können. In Glas 1 trifft das gleiche zu, wie in Glas 3, weil hier kein ATP/ Mg2+ vorhanden ist. Dennoch sind die Absorbanzen in den Gläsern 1,2, 3 und 5 ungleich Null. In Glas 5 lässt sich das auf einen geringen Messfehler zurückführen. In den anderen Gläsern stammt die gemessene Absorbanz möglicherweise von dem im Leberextrakt enthaltenem NADH. Zeitabhängigkeit der Harnstoffsynthese: Berechnet sich aus Absorbanz vor der GLDH Reaktion – Absorbanz nach der GLDH Reaktion. Diese Differenz gibt die Änderung der Absorbanz an und muss noch durch die Differenz der Absorbanzen von der Blindprobe in Küvette 1 korrigiert werden. Also: A = A(Start) – A(Ende). A(korr.) = A - A(Blind.) 2 Wie im vorherigen Experiment werden Leberextrakt und ein Zentrifugenglas mit allen Substraten zur Harnstoffsynthese bei 37°C temperiert. 6 weitere Zentrifugengläser werden in ein siedendes Wasserbad gestellt. Die Reaktion in dem temperierten Zentrifugenglas wird durch Zugabe des Leberextrakts (2,8 mL) gestartet. Nach 2 Minuten pipettiert man 2 mL aus diesem Glas in eines der 6 Gläser im siedenden Wasserbad (Ende der Reaktion). Weitere Proben werden nach 4, 6, 10, 15 und 20 Minuten entnommen. Die Absorbanzen werden wieder im GLDH Test bestimmt. Es ergibt sich eine lineare Abhängigkeit von der Zeit, wobei der erste Messwert nach 2 Minuten als Ausreißer betrachtet werden muss, weil die Konzentration an Harnstoff hier größer ist als nach 4 Minuten, was keinen Sinn macht. Es ergibt sich eine Gerade in diesem Bereich, da die Substratkonzentration viel Größer ist als die Enzymkonzentration. Bei entsprechend langer Reaktionszeit ist dies nicht mehr der Fall! Aktivität des Leberextraktes: Der Leberextrakt wurde für diesen Versuch 1:1,5 verdünnt. Aus der Steigung der Geraden im Diagramm „Zeitabhängigkeit“ kann die Aktivität des Extraktes bestimmt werden3. Die Volumenaktivität beträgt: 1,16*10-3 U/mL Harnstoffkonzentration in Serumproben: Von drei Harnstoffproben werden zwei Verdünnungsreihen erstellt. 3 Proben mit 1:9 und 3 Proben mit 1:19. Zur Bestimmung wird wieder die GLDH Reaktion herangezogen. Aus den beiden Messungen jeder Serumprobe wird der Mittelwert gebildet. Alle Tabellenangaben in L. Probe Prob.Vol. Wasser Urease Serum1a 50 80 30 Serum1b 50 80 30 Serum2a 50 80 30 Serum2b 50 80 30 Serum3a 50 80 30 Serum3b 50 80 30 Nach erfolgter GLDH Reaktion ergibt sich: Serum 1: 2,74 mmol/L Harnstoff Serum 2: 8,13 mmol/L H. Serum 3: 31,12 mmol/L H. Bewertung: Der Vergleich mit Laborwerten4 zeigt, dass eine Harnstoffkonzentration im Blut von etwa 2-7 mmol/L normal ist. Die Serumprobe 3 liegt deutlich darüber. Es handelt sich dabei um eine pathologische Harnstoffkonzentration. Bestimmung der Ammoniakkonzentration in einer Harnprobe: 1 kat = 1mol/s; 1 u = 1,67*10-8 kat; aus Steigung: n(Harnstoff)/t = 0,0013 mol/min. = 2,17*10-11 mol/s 1,12 mL reiner Extrakt in 7mL Probe => Vol.Aktivität = (2,17*10-11 mol/s) / 1,12mL Volumenaktivität: n/(V*t) = 1,94*10-11 mol/(s*mL) = 1,16*10-3 u/mL 4 Quelle: http://www.pharmacie.de/info/blutwerte/harnstoff.html 3 Die GLDH Reaktion benötigt als Substrat Ammoniak. Da dieser zu einem geringen Teil schon im Harn enthalten ist, kann seine Konzentration bestimmt werden. Harnstoff stört die Bestimmung nicht, wenn man keine Urease zu der Harnprobe gibt. Zur Bestimmung wird die Probe 1:99 mit Wasser verdünnt und 50L davon eingesetzt. Als Blindwert wird noch eine Küvette mit selbem Inhalt, aber ohne Harnprobe angesetzt. Da die Eichgerade auf Harnstoff ausgelegt ist und hier Ammoniak bestimmt wird, muss der ermittelte Wert mit 2 multipliziert werden, da aus einem Molekül Harnstoff 2 Moleküle Ammoniak entstehen. Nach GLDH Reaktion ergibt sich folgender Wert: 0,0097 mol/L bzw. 0,16 g/L Bestimmung der Harnstoffkonzentration in einer Harnprobe: Die Konzentration an Harnstoff kann ermittelt werden, wenn man die Hälfte der Stoffmenge an Ammoniak von der ermittelten Harnstoff Stoffmenge substrahiert. Der Harn wird hier 1:999 verdünnt und 50L davon eingesetzt. Da hier noch 30L Urease zugesetzt werden, wird die Blindprobe der Eichgerade verwendet. Nach GLDH Reaktion ergibt sich eine Harnstoffkonz. von: 0,1369 mol/L bzw. 8,21 g/L Bewertung: Die natürliche Harnstoffkonzentration im Harn liegt bei 20-35g/24h5. Wenn man von 3L/Tag ausgeht ergibt sich eine Harnstoffausscheidung von ca. 25g. Das liegt im Normbereich. Ebenso die Ammoniakkonzentration. Durchführung der GLDH Reaktion: 50L der jeweiligen Probe werden in eine eigene Küvette pipettiert(gesamt 20 Küvetten) und mit 50L NADH, 30L ADP, 700L Triethanolamin-Puffer und 30L -Ketoglutarat versetzt. Die Absorbanzen werden nach vermischen der Substanzen gemessen (A1) und dann wird mit 30L Glutamatdehydrogenase gestartet. Bei der Eichgerade entfallen die 50L Probe, da hier ja der Standard zugesetzt wurde. (5 Küvetten + 1 Blindprobe). Nach einer Reaktionszeit von ca. 45 Minuten werden die Absorbanzen erneut bestimmt (A2). 5 Quelle: http://www.netdoktor.at/laborwerte/fakten/niere/harnstoff.htm Anhang: Eingesetzte Reagenzien: ATP/Mg2+ : je 0,04 mol/L Citrullin: 0,02 mol/L Aspartat : 0,02 mol/L Na2EDTA: 0,1 mol/L Leberextrakt unverd. und verd. mit Kaliumphosphatpuffer (1 mol/l;pH 7,5) TRAM-Puffer: 70 mmol/L; pH 8 Harnstoff Standard: 0,5 mmol/L NADH: 5 mmol/L ADP: 33 mmol/L Urease: 167U/mL Glutamat-Dehydrogenase: 50U/mL