31 Harnstoff-Zyklus Harnstoff (Kohlensäurediamid, lat. Urea Pura) – nicht zu verwechseln mit Harnsäure – ist eine organische Verbindung, die von vielen Tieren als ein Endprodukt des Stoffwechsels von Stickstoffverbindungen (z.B. Aminosäuren) im sogenannten Harnstoffzyklus (in der Leber) produziert und anschließend (über die Niere) im Urin ausgeschieden wird. Reiner Harnstoff ist ein weißer, kristalliner, geruchloser, ungiftiger und hygienisch unbedenklicher Feststoff. Transaminierung - Transferasen http://www2.chemie.uni-erlangen.de/projects/vsc/chemie-mediziner-neu/aminosaeuren/transamd.html Beim Abbau vom Proteinen werden die Peptidbindungen durch Peptidasen hydrolytisch gespalten. Sollen die Aminosäuren weiter abgebaut werden, muss der Organismus die Freisetzung von Ammoniak (NH3) verhindern, da Ammoniak ein starkes Zellgift ist. Die meisten Aminosäuren werden daher zunächst transaminiert. Bei diesem Prozess, für den Pyridoxalphosphat (PLP) als Co-Substrat nötig ist, wird die Aminogruppe auf eine -Ketosäure (2-Oxosäure) übertragen, wobei aus der Aminosäure eine -Ketosäure wird und aus der vorherigen -Ketosäure eine Aminosäure. Beispiele: CH3 Alanin COOH CH GPT (ALT, ALAT) CH3 NH 2 Phenylalanin CH2 CH Pyruvat COOH CO Phenylpyruvat CH2 COOH COOH CO NH2 Aspartat (Asparaginsäure) HOOC CH2 CH COOH GOT (AST, ASAT) HOOC Oxalacetat CH2 CO COOH NH2 Glutamat (Glutaminsäure) HOOC CH2 CH2 COOH CH g-GT HOOC Ketoglutarat CH2 CH2 CO NH2 GPT, ALT (ALAT) : Glutamat-Pyruvat-Transaminase (Alanin-Transferase) GOT, AST (ASAT) : Glutmat-Oxalacetat-Transaminase (Aspartat-Transferase) g-GT: Gamma-Glutamyl-Transferase COOH 32 Durch diesen Prozess können nicht essentielle Aminosäuren für die Proteinbiosynthese oder zur Erzeugung biogener Amine gewonnen werden, oder es werden Asparaginsäure und Glutaminsäure gebildet, die in den Harnstoffzyklus (in der Leber) eingeschleust werden. Im Harnstoffzyklus erfolgt dann die eigentliche "Ammoniak-Entgiftung". Aminotransferasen im Stoffwechsel: 33 Im Verlauf des Harnstoffzyklus wird Harnstoff aus einem Molekül Ammoniak und Bicarbonat sowie aus dem α-Aminostickstoff von Aspartat zusammengesetzt. Die Biosynthese eines Moleküls Harnstoff nach der Brutto-Gleichung 2 NH3 + CO2 + 3 ATP → CO(NH2)2 + 2 ADP + AMP + 4 Pi + H 2O erfordert unmittelbar 3 Moleküle ATP bzw. die Spaltung von vier energiereichen Bindungen. 34 Der Harnstoffzyklus ist sowohl im Mitochondrium als auch im Cytosol (der Leberzellen) lokalisiert. Hieraus wird sogleich der Bedarf eines oder mehrerer Transporter über die innere MitoMembran erkenntlich. Im Mitochondrium erfolgt die Verbindung der Trägersubstanz mit einer der zwei Aminogruppen, im Cytosol wird dann die zweite Aminogruppe angelagert und Harnstoff damit vollständig synthetisiert. Beschreibung des Harnstoff-Zyklus: Eine der Reaktionen, bei welcher in der Leber ein erheblicher Anteil an Ammoniak entsteht, ist die NAD+-abhängige oxidative Desaminierung von Glutamat. Das Enzym CarbamylphosphatSynthetase katalysiert die Bildung von Carbamylphosphat aus Ammoniak und CO 2 unter Verbrauch von zwei Molekülen ATP (Abb. 1). Diese Reaktion läuft in den Mitochondrien der Hepatozyten ab. Carbamyl-Phosphat ist das Eintrittsprodukt in den eigentlichen Harnstoffzyklus, der aber im Cytosol abläuft. Also muss Carbamoyl-Phosphat auch in das Cytosol gebracht werden. Es gibt aber keinen Carrier für Carbamoyl-Phosphat. Also muss es auf einen Transporter gesetzt werden, für den Carrier-Proteine in der inneren Mito-Membran gibt. Die Lösung heißt Ornithin/Citrullin. Beides sind nicht-proteinogene alpha-L-Aminosäuren, sie unterscheiden sich genau in dem auf Ornithin gesetzten Carbamat-Rest und für sie existieren Carrier. Vom Carbamylphosphat wird die Carbamyl-Gruppe auf Ornithin unter Bildung von Citrullin und Freisetzung von Phosphat übertragen. Diese Reaktion wird durch das Enzym OrnithinTranscarbamylase katalysiert. Citrullin wird aus den Mitochondrien in das Cytosol transportiert. Eine zweite Aminogruppe wird durch Aspartat in den Zyklus eingeschleust. Die Aminogruppe von Asparatat kondensiert mit der Carbonylgruppe des Citrullins, wobei Argininosuccinat entsteht. Diese Reaktion erfordert ein Molekül ATP und als Enzym Argininosuccinat-Synthetase. Argininosuccinat wird durch Argininosuccinatlyase in Fumarsäure und Arginin gespalten. Harnstoffausscheidende Organismen besitzen eine hohe Aktivität des Enzyms Arginase, durch dessen Wirkung Arginin hydrolytisch in Harnstoff und Ornithin gespalten wird; das Gleichgewicht liegt weit auf der Seite von Harnstoff und Ornithin. Der Harnstoff wird ausgeschieden, während das Ornithin wieder in die Mitochondrien transportiert wird. Allgemeine Fragestellungen: Welche energiereichen (Ver)bindungen kommen im Harnstoffzyklus vor? Um welchen chemischen Bindungstyp handelt es sich dabei? Welches Coenzym wird von Aminotransferasen benötigt? Worin besteht eine Wechselbeziehung zwischen Harnstoffzyklus und Citratzyklus?