Integration in der Praxis

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20 Jahre Integration
in der Praxis
Heft 33
September 2013
Förder- und
Entwicklungspläne
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Gemeinsamer Unterricht
behinderter und nichtbehinderter Kinder und Jugendlicher
Impressum
Medieninhaber und Herausgeber:
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Referat I/5c,
Mag.a Dominika Raditsch
Arbeits-/Redaktionsgruppe:
Mag. Peter Debenjak, HOLin Regina Gössinger, BSI Mag.a Ingrid Handle,
Mag.a Dr.in Andrea Holzinger, SOLin Eva Kainz, SOLin Iris Loibnegger, SD in Irma Mathis,
HOLin Brigitte Mörwald, SD Konrad Müller, SDin Christa Nothdurfter,
SOLin Anneliese Pitzer, SD OSR Hans Weiß
Koordination:
Mag. Peter Debenjak
Layout:
SOL Wolfgang Sieberer
Endredaktion:
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Referat I/5c,
Michael Trnka
Erscheinungstermin:
September 2013
Die Hefte dieser Publikationsreihe stehen als Download auf www.cisonline.at zur
Verfügung.
Die von 1993 bis 2008 in dieser Reihe erschienen Hefte können nach Verfügbarkeit und
gegen Bezahlung einer Manipulationsgebühr und der Portokosten als Printversion bestellt
werden:
Broschürenversand Amedia, Sturzgasse 1 a, 1141 Wien,
Tel. 01/982 13 22 - 360, Fax: 01/982 13 22 – 311, E-Mail: [email protected]
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Inhaltsverzeichnis
Editorial ............................................................................................................................. 4
Vorwort - Förderplanarbeit in inklusiven Schulen ............................................................... 5
Der individuelle Förderplan im Burgenland ..................................................................... 10
Individuelle Förderpläne für Schüler/innen mit SPF in Kärnten ........................................ 12
Förderpläne/Entwicklungspläne in Niederösterreich ....................................................... 19
Förderplanarbeit – konkret (Oberösterreich) ................................................................... 27
Individuelle Förderpläne
Grundlagen und Handhabung im Bundesland Salzburg ................................................. 36
Praxis der individuellen Förderplanung in der Steiermark ............................................... 39
Förderplanung anders denken (Steiermark) ................................................................... 46
Handreichung für Schülerinnen und Schüler mit SPF
Förderplanung und Qualitätssicherung in Tirol ............................................................... 52
Individuelle Förderplanung in Vorarlberg ........................................................................ 55
Gestaltung von Förderplänen in Wien ............................................................................. 59
Anhang ........................................................................................................................... 64
3
Rüdiger Teutsch und Dominika Raditsch
Editorial
Der gemeinsame Unterricht von Schülerinnen und Schülern mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf ist seit 20 Jahren gesetzlich verankert.
Durch die unterschiedlichen Formen der integrativen Beschulung, die sich im Lauf der
Jahre entwickelt haben, werden vielfältige Förderangebote bereitgestellt, welche auf die
individuellen Voraussetzungen und Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler abgestimmt
sind. Integrativer Unterricht ist jedoch auch immer Unterricht für alle Schüler/innen der
Klasse: Miteinander lernen und leben ist das Leitprinzip der Integration und das
Fundament einer inklusiven Schule. Teamteaching, offener und projektorientierter
Unterricht sowie verstärkte Individualisierung und Differenzierung tragen zu einer
Steigerung der Unterrichtsqualität bei und kommen somit allen Kindern und Jugendlichen
zugute.
Um all diese Entwicklungen zu thematisieren, reflektieren bzw. dokumentieren, wird vom
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur die Publikationsreihe „Integration in der
Praxis“ herausgegeben. Die Broschüren werden in Zusammenarbeit mit Expert/inn/en aus
dem Bereich Sonderpädagogik/Inklusion erarbeitet.
Mit dem Heft Nr. 33, das dem Thema „Individuelle Förderpläne“ gewidmet ist, feiert
„Integration in der Praxis“ ihr 20-jähriges Jubiläum.
Spätestens seit der Umsetzung des gemeinsamen Unterrichts in der Grundschule und der
Sekundarstufe I zeigt sich, dass – neben einer Reihe anderer wesentlicher Faktoren - vor
allem eine kontinuierliche Individualisierung und Differenzierung zu einer wirksamen
Förderung von Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf
beiträgt.
Als Kristallisationskern für einen Unterricht, der sich an den Bedürfnissen der Schülerinnen
und Schüler orientiert, kommt in diesem Zusammenhang dem Individuellen Förderplan
besondere Bedeutung zu.
Die Anwendung von Individuellen Förderplänen im Unterricht von Schülerinnen und
Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf ist seit dem Schuljahr 2008/2009 in
allen Sonderschullehrplänen verankert und ist - unabhängig vom Ort der schulischen
Betreuung - in Integrationsklassen und Sonderschulklassen umzusetzen.
Um die Umsetzung der Förderplanarbeit bestmöglich zu unterstützen wurden vom
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur verbindliche Richtlinien
(Rundschreiben 6/2009) erlassen.
Dr. Rüdiger Teutsch
bm:ukk, Abteilung I/5 (Diversitäts- und Sprachenpolitik, Sonderpädagogik und inklusive
Bildung; Begabtenförderung)
Mag.a Dominika Raditsch
bm:ukk, Referat I/5c (Sonderpädagogik und inklusive Bildung)
4
Ewald Feyerer
Vorwort - Förderplanarbeit in inklusiven Schulen
Ob ein Kind in der Schule optimal unterrichtet und erzogen werden kann, hängt nicht
alleine von den Fähigkeiten des Kindes, sondern gleichermaßen von den Fähigkeiten der
Schule ab. Die pädagogischen Möglichkeiten der Schule können in vielen Fällen verändert
werden, die personalen Lernbedingungen kaum. Die inklusive Schule stellt sich daher auf
die Möglichkeiten der Schüler/innen ein, anstatt bloß eine Anpassung der Kinder an die
Schule zu fordern.
Eine Diagnostik im Sinne einer Statusdiagnostik, die anhand von Abweichungen
defizitorientiert und individualtheoretisch Behinderung ursächlich am Kind festschreibt, ist
mit der Idee einer inklusiven Pädagogik daher nicht vereinbar. Eine inklusive Schule
benötigt vielmehr eine prozessorientierte Diagnostik, die auf pädagogische Wirksamkeit
ausgerichtet ist und im Folgenden kurz dargestellt wird.
Im Zusammenhang mit dem „Paradigmenwechsel in der Sonderpädagogik“ (vgl. auch
Eggert, 1998) wurde auch eine intensive Diskussion über die Funktion von Diagnose
geführt, die sich wohl am besten mit dem Schlagwort „Weg von der Selektionsdiagnose,
hin zur Förderdiagnose“ bezeichnen lässt. Dabei sollen nicht die negativen
Normabweichungen bestätigt, nicht die Schwächen gesucht, sondern vor allem die
Stärken
einer
Schülerin/eines
Schülers
festgestellt
und
ihre/seine
Entwicklungsbedingungen durch eine Kind-Umfeld-Analyse geklärt werden.
Individualisierung und Differenzierung können als die Kernelemente inklusiver Bildung und
Unterrichtung bezeichnet werden. Besondere Bedeutung kommt dabei dem so genannten
„Individuellen Förderplan“ (IFP), der in der deutschsprachigen Literatur auch als
„Förderplan“, „Sonderpädagogischer Förderplan“ oder „Individueller Entwicklungsplan“
(IEP) bzw. „Persönlicher Entwicklungsplan“ (PEP) bezeichnet wird, zu. In der
englischsprachigen Literatur hat sich der Begriff „Individual Education Plan“ durchgesetzt.
In jüngster Zeit wird die Förderplanarbeit immer öfter auch mit dem Begriff „Assessment“
in Verbindung gebracht, der in einem Projekt der European Agency sehr umfassend
definiert wird (Watkins, 2007, S. 15):
Assessment bezeichnet die Art und Weise, wie Lehrkräfte und andere Personen, die an
der Bildung und Erziehung einer Schülerin/eines Schülers beteiligt sind, systematisch
Informationen über ihren/seinen Leistungsstand und/oder ihre/seine Entwicklung in
verschiedenen Erfahrungsbereichen (Schule, Verhalten, soziales Umfeld) sammeln und
nutzen.
Individuelle Förderpläne spielen dabei als Instrument zur Feststellung der
Lernausgangslage, zur dauerhaften Lernprozessbegleitung, zur Beurteilung der
Schülerleistungen und zur Qualitätssicherung eine wichtige Rolle. Sollen schriftlich
ausgefertigte Förderpläne längerfristig ihre pädagogische Wirksamkeit entfalten, muss
man sich über ihren Stellenwert klar sein. Ein Förderplan soll in erster Linie ein
5
Arbeitsinstrument für alle sein, die am Förderungsprozess beteiligt sind. Deshalb wird
seine Form sehr stark von den Bedürfnissen und Gewohnheiten der beteiligten Personen
abhängen. Ganz allgemein lässt sich jedoch sagen, dass er mindestens drei Kriterien
erfüllen muss, nämlich das der Übersichtlichkeit, Flexibilität und Praktikabilität. Das
Postulat von Dietrich Eggert – „Es gibt keine Patentrezepte! Es gibt nur individuelle
Lösungen für individuelle Probleme“ (2000, S. 309) – kann auch bei der Gestaltung eines
Förderplans als Handlungsmaxime gelten. Aber auch wenn Pläne individuell sehr
unterschiedlich gestaltet werden, müssen aus der Sachlogik heraus folgende Elemente
enthalten sein (auch Schob & Jainz, 2004):
- Beschreibung des Ist-Standes
- Schwerpunkte der Förderbereiche samt Zielsetzungen
- Rahmenbedingungen der Förderung (personell, materiell, organisatorisch)
- Fördermaßnahmen
- Evaluationsergebnisse und Schlussfolgerungen für die Weiterentwicklung
In der Eingangsdiagnose werden Lernstände, Kompetenzen, Emotionen, Verhalten,
Ressourcen, Risikofaktoren und Entwicklungsbedingungen erfasst. Während des
Förderhandelns finden begleitende Feindiagnosen der Lernentwicklung, der
Lernumgebung, des Lehrer/innenhandelns und der begleitenden Emotionen statt. Die
Fähigkeit, angemessene pädagogische Diagnosen zu erstellen gehört deshalb genauso
zu einer qualitativen Förderplanarbeit wie die Kompetenz, methodisch-didaktisch adäquate
Fördermaßnahmen zu konzipieren, idealerweise partizipativ, kooperativ und
interdisziplinär.
Schlee (2004) betont, dass die zentrale Leistung der Sonderpädagogik weniger in einer
ausgefeilten Diagnostik mittels höchst differenzierten Checklisten von Fehlfunktionen liegt
als vielmehr in der Fähigkeit, Fördermaßnahmen so zu planen und umzusetzen, dass sie
für die betroffenen Schüler/innen kompetenz- und lebensweltbezogen Handlungs- und
Entwicklungsräume eröffnen. Ausgehend von den gemeinsam vereinbarten Zielsetzungen
ist zuerst zu klären,
- welche konkreten Maßnahmen zur Zielerreichung führen können,
- wer in die Arbeit eingebunden ist,
- wer für welche Tätigkeit Verantwortung trägt,
- in welchen sozialen Zusammenhängen die Förderung stattfindet (gemeinsamer
Unterricht, Einzelförderung, …),
- auf welche Weise an die Stärken der Schülerin/des Schülers angeknüpft werden
kann,
- wie Hindernisse beseitigt werden können,
- mit welchen Methoden sich die erwarteten Lern- und Entwicklungsschritte
feststellen lassen,
- in welchen zeitlichen Rahmen die Maßnahmen eingebettet sind.
6
Anschließend erfolgt die Durchführung der Fördermaßnahmen, idealerweise eingebunden
in das alltägliche Geschehen sowie eine regelmäßige Evaluierung, ob und wie die
Förderziele erreicht worden sind als Grundlage für die nächsten Ziele und Maßnahmen.
Voraussetzung dafür, dass Individuelle Förderpläne wirklich inklusiv im Sinne einer
Lernprozessbegleitung individualisierter und differenzierter Unterrichtsprozesse in
heterogenen Lerngruppen eingesetzt werden, ist eine entsprechend inklusive
Grundhaltung. Die in der (Sonder)Pädagogik noch immer vorzufindenden Handlungs- und
Orientierungsmuster wie
- Status und Eigenschaftsorientierung (= Behinderung als individuelles, stabiles
Persönlichkeitsmerkmal: jemand ist behindert),
- Defizit- und Defektorientierung (= Behinderung ist eine negative Abweichung vom
Normalsein: Behinderte gelten als anormal, deviant, krank) und die daraus
abgeleitete
- Förder- und Fürsorgeorientierung (= Behinderte sind hilflos, antriebsschwach,
können ihre Situation nicht realistisch einschätzen, müssen daher umsorgt, behütet
und beschützt werden),
sind für eine inklusive Erziehung, Unterrichtung und Bildung dysfunktional und müssen
durch
- Prozess- und Situationsorientierung,
- Barrieren- und Ressourcenorientierung und
- Assistenz- und Adaptionsorientierung ersetzt werden (Wocken, 2011, S. 203).
In einem inklusiven Bildungssystem muss die (Sonder)Pädagogik somit weg vom alles
bestimmenden Fokus auf das beeinträchtigte Kind, wie das zum Beispiel noch immer in
den Standards der sonderpädagogischen Förderung des Verbandes der Sonderpädagogik
(VdS) gefordert wird (Schumann, Burghardt & Stöppler, 2009) und in der Praxis der
Förderplanarbeit noch oft zu beobachten ist (Hauer & Feyerer, 2006), und hin zu einem
Fokus auf Barrieren in den Systemen und effektiven, subsidiären Angeboten zur
Verringerung dieser Barrieren und zu größeren Bildungserfolgen.
Bei der Weiterentwicklung förderdiagnostischer Arbeit geht es also darum, eine
inklusionstaugliche Diagnostik praxistauglich zu machen, die heute erst in Ansätzen mit
folgenden Kriterien skizziert werden kann (Wocken, 2011, S. 220ff):
- Pädagogische Relevanz (Handlungsrelevanz)
- Prozessorientierung (in Verbindung mit Unterricht und Förderung, hypothetisch und
informell, niederschwellig, zeitnah, nicht eigenschafts-, sondern curriculums- und
lerngegenstandsbezogen, unaufwändige Begleitung pädagogischer Prozesse)
- Situationsorientierung (die gesamte Lernsituation, das Kind-Umfeld steht im
Mittelpunkt diagnostischer Erkenntnisbemühungen)
- Kompetenzorientierung (nicht die Schwächen, Defizite, Mängel sondern die
vorhandenen Stärken sind Ausgangspunkt effektiver Förderung, es wird daher
gezielt nach Stärken der Schüler/innen gesucht)
- Partizipationsorientierung (andere Lehrer/innen, aber auch die Eltern und
Schüler/innen selbst werden am Prozess beteiligt)
7
- Verstehend und nicht erklärend (es geht nicht darum, etwas objektiv zu erklären,
sondern darum, das Kind empathisch zu verstehen)
Dazu müssen bestehende Verfahren sehr kritisch hinterfragt und weiterentwickelt werden.
„Kontexte, in denen Kinder lernen, lassen sich verändern, Persönlichkeiten eher nicht. Die
große Herausforderung für die Lehrerbildung besteht heute vor allem darin, zum einen
jeden pädagogischen Prozess auch diagnostisch zu nutzen und zum andern die
Erkenntnisse aus der Diagnostik in unterrichtlichen Prozessen lern- und
entwicklungswirksam werden zu lassen“ (Schumann, Burghardt & Stöppler, 2009, S.
112f.). Eine so gedachte Förderdiagnostik kann dann die Grundlagen für die in der UNBR-Konvention (BRK 2006, Art. 24, Abs. 2) geforderten angemessenen Vorkehrungen und
wirksamen, individuell angepassten Unterstützungsmaßnahmen innerhalb des
allgemeinen Bildungssystems liefern.
Literatur
BRK (2006). UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen. [online]
Originalfassung vom 13.12.2006, URL:
http://www.un.org/disabilities/default.asp?navid=12&pid=150
deutsche Schattenübersetzung, URL: http://www.netzwerk-artikel3.de/index.php?view=article&id=93:international-schattenuebersetzung [22. Juli 2012].
Eggert, D. (2000). Von den Stärken ausgehen. Individuelle Entwicklungspläne (IEP) in der
Lernförderdiagnostik. Dortmund: Verlag Modernes Lernen.
Eggert, D. (1998). Von der Testdiagnostik zur qualitativen Diagnose in der
Sonderpädagogik. In: H. Eberwein & S. Knauer (Hrsg.), Handbuch Lernprozesse
verstehen (S. 16–38). Weinheim: Beltz.
Hauer, K. & Feyerer, E. (2006). Individuelle Förderpläne für Schüler/innen mit ASOLehrplan. Eine Bestandsaufnahme der Situation in Österreich (2005/06) und
internationale Aspekte. Teilstudie im Rahmen des Projekts „Entwicklung nachhaltiger
Strategien zur Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung im sonderpädagogischen
Bereich“. Verfügbar unter
http://www.cisonline.at/index.php?id=289&L=1%20%2F%3Fpage%3D [05.03.2013].
Schlee, J. (2004). Lösungsversuche als Problem. Zur Vergeblichkeit der so genannten
Förderdiagnostik. In W. Mutzeck & P. Jogschies (Hrsg.), Neue Entwicklungen in der
Förderdiagnostik (S. 23–38). Weinheim: Beltz.
Schob, C. & Jainz, A. (2004). Förderplan – Förderplanung. In W. Mutzeck & P. Jogschies
(Hrsg.), Neue Entwicklungen in der Förderdiagnostik (S. 289–292). Weinheim: Beltz.
Schumann, G., Burghardt, M. & Stöppler, T. (2009). Zur Qualität professionellen Handelns
von SonderpädagogInnen. In F.B. Wember & St. Prändl (Hrsg.), Standards der
sonderpädagogischen Förderung (S. 109–122). München, Basel: Reinhardt.
8
Watkins, A. (2007). Assessment in Inclusive Settings: Key Issues for Policy and Practice.
(Assessment in inklusiven Schulen: Bildungspolitische und praxisorientierte Aspekte)
Odense, Dänemark: European Agency for Development in Special Needs Education.
Verfügbar unter http://www.europeanagency.org/site/info/publications/agency/ereports/docs/19docs/assessmentDE.doc
[15.10.2008]
Wocken , H. (2011). Das Haus der inklusiven Schule. Baustellen – Baupläne – Bausteine.
Hamburg: Feldhaus Verlag.
Autor
Ewald Feyerer, Prof. Dr.
Leiter des Instituts Inklusive Pädagogik an der PH OÖ, Linz
Sonderschullehrer, Soziologe, wissenschaftlicher Begleiter integrativer Schulversuche, Lehrer/innenbildner
Arbeitsschwerpunkte: Inklusive Pädagogik und Didaktik, Assessment, Curriculumsentwicklung, Schul- und
Unterrichtsentwicklung, Evaluationsforschung
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Eva Kainz
Der individuelle Förderplan im Burgenland
Seit dem Beginn des Schuljahres 2009/10 ist der individuelle Förderplan zur wirksamen
Förderung von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in
Sonderschul- und Integrationsklassen verpflichtend umzusetzen.
Im Rundschreiben Nr. 6/2009 werden die Richtlinien für die Anwendung von individuellen
Förderplänen als Instrument der Unterrichtsplanung, Evaluierung und Qualitätssicherung
im Unterricht von Schülerinnen und Schülern erörtert. Als Grundlage dienen für die
Pädagogin/den Pädagogen der Lehrplan der Allgemeinen Sonderschule, der Lehrplan der
Sonderschule
für
schwerstbehinderte
Kinder
und
der
Lehrplan
der
Sondererziehungsschule.
Der individuelle Förderplan (IFP) ersetzt keine Jahresplanung oder Vorbereitung und ist
additiv zum Lehrplan anzusehen.
Im Burgenland kann jedes Lehrer/innenteam die äußere Form des IFP den eigenen
Bedürfnissen anpassen und die Ausführung frei wählen, solange die gesetzlich
festgelegten Rahmenbedingungen erfüllt werden. Unter www.sonderpaedagogikburgenland.at besteht die Möglichkeit einen IFP herunter zu laden, der zur digitalen
Bearbeitung ebenso geeignet ist, wie als Druckvorlage. Dieser besteht aus einer
Einleitung, einer Kurzanleitung, aus technischen Hinweisen, sowie aus Teil A und Teil B.
Im Teil A werden persönliche Angaben eingetragen, wobei jede Änderung, wie etwa eine
Veränderung beim Bescheid oder beim Lehrplan, einzutragen ist.
Im Teil B sind jene Aspekte kategorisiert, welche in der Erstellung des
sonderpädagogischen Gutachtens relevant sind. Zusätzlich werden auch aktuelle
Ergebnisse der pädagogischen Diagnostik eingebunden. Es besteht die Möglichkeit zu
folgenden Bereichen Eintragungen vorzunehmen:
Motorik, Wahrnehmung, Serialität, Sprache, kognitiver Bereich, sozial-emotionaler
Bereich, Lern- und Arbeitsverhalten, emotionale Stabilität, Sozialverhalten, Umfeldanalyse,
Lerninhalte ASO-Lehrplan Deutsch, Mathematik, Sachunterricht, Leerformular für diverse
Gegenstände, Lerninhalte Lehrplan der Sonderschule für schwerstbehinderte Kinder.
Bei der Erstellung des individuellen Förderplanes sollen Gutachter/innen,
Beratungslehrer/innen und alle Personen, die dem „beratenden“ Team angehören,
eingebunden werden. Durch die Einbindung der Erziehungsberechtigten besteht die
Möglichkeit, deren Beitrag zur Erreichung gemeinsam gesetzter Ziele zu definieren und
diese Akzeptanz und Verantwortung mittragen zu lassen. Durch diese Einbeziehung
verschiedener Sichtweisen sollen die Förderziele auf wesentliche Bereiche beschränkt
werden. Die Sonderpädagogin/der Sonderpädagoge ist für die Organisation
verantwortlich.
An
Sonderschulen
obliegt
dieser
Aufgabenbereich
der
Klassenvorständin/dem
Klassenvorstand,
bei
integrativer
Beschulung
der
Integrationslehrerin bzw. dem Integrationslehrer. Durch das gesamte Team der
unterrichtenden Lehrer/innen werden die Förderziele und Fördermaßnahmen festgelegt.
Die Lernstandserhebung, die im Regelfall von der Gutachterin oder vom Gutachter des
zuständigen Sonderpädagogischen Zentrums durchgeführt wird, bietet eine genaue
Beschreibung des aktuellen Entwicklungsstandes des Kindes. Beobachtungen aus den
Bereichen Motorik, Wahrnehmung, Sprache, Kognition, Sozialverhalten und Lern- und
10
Arbeitsverhalten werden in den individuellen Förderplan eingetragen oder im Rahmen
eines Beratungsgesprächs dem unterrichtenden Team zur Verfügung gestellt.
Somit kann an das aktuelle Niveau des kindlichen Entwicklungsstandes angeknüpft
werden, mit dem Ziel des Aufbaus lebensrelevanter Kompetenzen. Im IFP sollen
Maßnahmen zur Zielerreichung sowie deren Überprüfungsmöglichkeiten genannt werden.
Das Team legt gemeinsam fest, welche Fördermaßnahmen in den einzelnen
Lernbereichen
durchzuführen
sind.
Nach
einem
gemeinsam
festgesetzten
überschaubaren zeitlichen Rahmen erfolgt in regelmäßigen Abständen eine Beratung über
die Adaptierung der Ziele, über Abänderungen, Ergänzungen oder über bereits erreichte
Förderziele. Diese Verlaufsbeobachtung soll genau dokumentiert werden, wodurch eine
permanente Aktualisierung des IFP gewährleistet ist.
Zur Kontrolle der Umsetzung und zur Einsichtnahme sind Schulleiter/innen, SPZLeiter/innen und die Schulaufsicht berechtigt.
Der IFP soll drei Jahre lang aufbewahrt werden. Beim Übertritt in eine andere Schulart ist
dem zuständigen SPZ in Form eines pädagogischen Berichts über die im Teil B erfolgten
Fördermaßnahmen zu berichten. Es dürfen keine anamnestischen oder persönlichen
Daten weitergegeben werden.
Beispiele – siehe Anhang
Literatur
Individueller Förderplan, ein Entwicklungsergebnis im Auftrag des LSR für
Burgenland/Abteilung APS/Unterabteilung Sonderpädagogik, in Kooperation mit:
Pädagogische Hochschule Burgenland und Sonderpädagogik Burgenland (2009)
Richtlinien für die Anwendung von Individuellen Förderplänen als Instrument der
Unterrichtsplanung, Evaluierung und Qualitätssicherung im Unterricht von Schülerinnen
und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf (BGBI.II Nr.137/2008,
Rundschreiben Nr. 6/2009)
Lehrplan der Allgemeinen Sonderschule (Bundesgesetzblatt II Nr. 137/2008)
Lehrplan der Sonderschule für schwerstbehinderte Kinder (VOBL des BMUKA 1996, 8a,
Nr. 62, vom 16.8.1996)
Lehrplan der Sondererziehungsschule (Bundesgesetzblatt Nr. 199, 1993)
LSR f. Bgld-PH Burgenland – SoPäd Bgld 2009: Individueller Förderplan aufgrund eines
Bescheides „Sonderpädagogischer Förderbedarf“ im Wirkungsbereich Landesschulrat
für Burgenland
Autorin
Eva Kainz, SOLin
Pädagogische Mitarbeiterin im SPZ Oberwart
e-mail: [email protected]
Stammschule: ASO Oberwart
Homepage: http://asooberwart.jimdo.com
7400 Oberwart
Schulgasse 29
11
Dagmar Zöhrer
Individuelle Förderpläne für Schüler/innen mit SPF in Kärnten
1. Vorwort
Im Zentrum jedes pädagogischen Bemühens steht die Schülerin/der Schüler mit
ihren/seinen individuellen Förderbedürfnissen. Individuelles und differenziertes Arbeiten
stellen seit jeher die Kernelemente sonder- und integrationspädagogischen Unterrichts
dar. Individuelle Förderpläne (IFP) spielen dabei als Instrument zur Feststellung der
Lernausgangslage, zur Lernprozessbegleitung, zur Beurteilung der Schülerleistungen und
zur Qualitätssicherung eine wichtige Rolle. Sie sind in den Lehrplänen der Sonderschule
verankert und somit verbindlich für jede Schülerin/jeden Schüler mit SPF zu führen –
unabhängig vom Ort der Förderung (Sonderschulklassen, Integrationsklassen).
Individuelle Förderpläne sind damit für die Entwicklung und Sicherung der Qualität
sonderpädagogischer Förderung unverzichtbar, benötigen aber in der Umsetzung
systematische, theoriegeleitete aber auch pragmatische Vorgaben, die im Folgenden für
das Bundesland Kärnten beschrieben werden.
Wesentlich ist schon im Vorfeld zu bemerken, dass die in den allgemeinen Bestimmungen
des Lehrplans verankerte Unterrichtsplanung durch einen IFP nicht ersetzt wird, sondern
dieser eine mittelfristige (Förder-)Planung für einzelne Schüler/innen mit SPF darstellt, auf
die die Unterrichtsplanung (Wochen-, Tagesplanung) folgt.
2. Richtlinien für die Anwendung von Individuellen Förderplänen in Kärnten
Basis für die folgenden Ausführungen ist das Rundschreiben 6/2009 des bm:ukk, das die
Richtlinien für die Anwendung von IFP als Instrument der Unterrichtsplanung, Evaluierung
und Qualitätssicherung im Unterricht von Schülerinnen und Schülern mit SPF regelt.
Bei der individuellen Förderplanung ist im ersten Schritt die Lernausgangslage der
Schülerin/des Schülers darzustellen, wobei es nicht darum geht, die Defizite im Hinblick
auf schulisches Lernen aufzulisten, sondern die individuellen Stärken und Kompetenzen
zu erfassen um darauf aufbauend Förderangebote zu planen. Es geht in der
Förderplanung darum, Stärken zu stärken und Schwächen zu schwächen! Fördern baut in
erster Linie auf vorhandenen Fähigkeiten auf und stellt nicht das „Reparieren von
Defiziten“ dar.
Um die Ausgangslage der Schülerinnen und Schüler erfassen zu können, braucht es
Diagnosekompetenz, das heißt, Erkenntnisse aus der pädagogisch-psychologischen
Forschung, wie man den Ist-Stand der Schülerinnen und Schüler in den einzelnen
Entwicklungsbereichen beschreiben kann.
Nach der Erfassung der Ausgangslage kommt es in einem zweiten Schritt zur Planung
und Formulierung der (Förder-)Angebote für individualisiertes Lernen, die stark
kompetenzorientiert ausgerichtet werden und immer an den Möglichkeiten der
Schüler/innen anzuschließen haben.
12
In einem letzten Schritt geht es um die Überprüfung der Wirksamkeit der Förderangebote
(Evaluation), bevor neuerliche Maßnahmen überlegt und formuliert werden.
Dieser Kreislauf (Förderdiagnostik > Förderplan/Maßnahmen > Evaluation) wird während
des Schuljahres in vier Etappen wiederholt, es handelt sich also um eine mittelfristige und
damit flexiblere Förderplanung, die einer nicht immer linear verlaufenden Entwicklung von
Schülerinnen und Schülern entgegenkommt.
Im integrativen Unterricht sind mehrere Lehrer/innen im Team für die sonderpädagogische
Förderung verantwortlich, weshalb eine gemeinsame schriftliche Planung sicherstellen
soll, dass alle Beteiligten dasselbe Entwicklungsziel verfolgen. Auch dafür ist der IFP, der
im Team zu erstellen und vor allem in regelmäßigen Abständen zu besprechen ist, ein
unerlässliches Instrument. Kein anderes Planungsinstrument stellt diese gemeinsame
Förderplanung sicher.
2.1 Bestandteile des IFP
Die Erstellung von Individuellen Förderplänen soll keine „zusätzliche“ Schreibarbeit
darstellen, sondern eng mit dem tatsächlichen Unterrichtsangebot korrelieren, nur dann ist
die pädagogische Wirksamkeit gegeben. Der IFP ist ein Arbeitsinstrument für das
Lehrer/innenteam. Dies ist aus dem Aufbau ersichtlich, alle Gegenstände sind angeführt.
Wie die Zusammenarbeit erfolgt, ob in fachspezifischen Einzelplanungen, die im
Anschluss gemeinsam diskutiert werden oder in einer gemeinsamen Planungssitzung aller
betroffenen Lehrer/innen, ist dem jeweiligen Standort überlassen, solange die Kooperation
im Team sichergestellt ist.
Die Bestandteile des IFP sind
- Deckblatt zur individuellen Gestaltung der Schüler/innen (Foto, Zeichnung)
- Persönliche Daten der Schüler/innen
- Tabellarische Übersicht über die Schullaufbahn
- Bemerkungen über die außerschulische Lebenssituation
- Selbsteinschätzung der Schüler/innen
- Beobachtungs- und Förderraster
- Nahtstellenberichte (VS-HS/NMS und HS/NMS/PTS – Arbeitswelt)
Die Kernelemente des IFP sind die Beobachtungs- und Planungsraster, die wie folgt zu
verstehen sind:
A) Beobachtung in den einzelnen Kompetenzbereichen – Beschreibung des
derzeitigen Entwicklungsstands in den Basisbereichen Motorik, Wahrnehmung,
Sozialverhalten, Arbeitsverhalten und des Entwicklungsstands in den einzelnen
Unterrichtsbereichen
B) Fördermaßnahmen in den einzelnen Kompetenzbereichen
C) Zielerreichung/Evaluation
Förderplanung
(+/-/0)
mit
Schlussfolgerung
für
die
nächste
Die Formvorlagen sind nach Behinderungsarten differenziert, denen in der Regel auch
unterschiedliche Lehrpläne zuzuordnen sind. Kommen bei Schüler/innen mehrere
Bereiche zum Tragen, sind die Formvorlagen zu kombinieren.
13
IFP Lernen VS (ASO) – NEU
IFP Lernen HS/NMS (ASO) - NEU
IFP Hören (VS/HS/NMS/ASO)
IFP Sehen (VS/HS/NMS/ASO)
IFP Verhalten (VS/HS/NMS/ASO)
IFP Basale Förderung (SfS)
Der IFP Lernen wird nach Grundstufe I und Grundstufe II (VS/ASO) und Sekundarstufe I
(HS/NMS/ASO) differenziert, wobei in der Sekundarstufe I die ersten Seiten gleich bleiben,
dann die Zusammenfassung der VS und die Selbsteinschätzung der Schüler/innen folgen,
bevor die Kompetenzbereiche der Sekundarstufe I anschließen.
Ein weiterer Unterschied besteht im Förderzyklus. Während in der VS die
Planungsintervalle in allen Bereichen in drei Schritte eingeteilt sind (Weihnachten-OsternSchulschluss), sieht der IFP für die Sekundarstufe I in den Lernbereichen vier Abschnitte
vor, da sich dies in der Praxis der Sekundarstufe I besser bewährt.
Außerdem gibt es nur in der Formvorlage „IFP Lernen VS“ zu jedem Lernbereich die
Beobachtungsspalten, da das Kind zu diesem Zeitpunkt erstmals umfassend in seinem
Lern- und Entwicklungsstand erfasst wird. Es wird also die „Zone der aktuellen
Entwicklung“ festgelegt und da jede Förderung die „Zone der nächsten Entwicklung“
erreichen soll, also einen kontinuierlichen Aufbau verfolgt, ist eine neuerliche isolierte
Beobachtung nicht nötig, wenn der IFP konsequent dieses Prinzip verfolgt.
Zu A) Beobachtung
Da das Kompetenzlernen derzeit in allen Schularten im Fokus der Bildungsarbeit steht,
muss dies auch für den sonderpädagogischen Bereich gelten – zumal es auch am neuen
Paradigma der Orientierung an den Stärken und nicht an den Defiziten anschließt.
Der neue IFP hat daher in den einzelnen Bereichen Kompetenzen vorformuliert, um die
Beobachtungen im Grundstufenbereich zu erleichtern und die Fördermaßnahmen gezielter
planen zu können.
Diese Beobachtungen sind nicht in einer oder mehreren Unterrichtsstunden
„durchzuführen“, sondern als Prozessbeobachtung über mehrere Wochen anzulegen.
Dabei wird die Schülerin/der Schüler in ihrem/seinem Lern-, Arbeits- und Sozialverhalten
einerseits und in den Basis- und Lernbereichen andererseits beobachtet, das als
Grundlage für die zu planenden Förderschwerpunkte dient. Neben den Beobachtungen im
pädagogischen Feld können weitere diagnostische Zugänge einfließen: Arbeitsproben,
Befragung zu Lernprozessen („... sag mir doch, wie du diese Aufgabe gelöst hast“),
Gespräch über Gefühle, Portfolio u. m.
Zu B) Fördermaßnahmen
Die Herausforderung einer pragmatischen Förderplanung ist, die Förderziele der einzelnen
Schüler/innen mit dem gemeinsamen Thema der Klasse kompatibel zu halten. Das heißt,
Förderschritte zu planen, die „ausschließlich“ separiert als Einzelförderung umgesetzt
14
werden können, ist weder sinnvoll noch gewollt. Daher gibt die neue Formvorlage des IFP
auch die einzelnen Kompetenzbereiche laut Lehrplan vor, die zu beobachten, für die
Maßnahmen zu planen und zu formulieren sind.
Um flexibel auf die Entwicklungsverläufe der Schüler/innen reagieren zu können, wurde
die Planung in der VS in drei Etappen und in der HS/NMS in vier Etappen vorgegeben. Die
Fördermaßnahmen sind daher drei- bzw. viermal pro Schuljahr zu planen.
Vor allem im Sachunterricht der VS bzw. in den Realienfächern der HS/NMS werden die
Kompetenzbereiche nicht vorgegeben, da je nach pädagogischem Modell (Montessori,
Jena-Plan usw.) die Angebote sehr unterschiedlich sind. Hier sind die jeweiligen
Kompetenzbereiche selbstständig zu definieren.
In das Feld „Besondere Fähigkeiten“ sind Fördermaßnahmen einzutragen, die auf
besondere Stärken einer Schülerin/eines Schülers Bezug nehmen, z. B. starkes Interesse
an bestimmten bzw. aktuellen Sachverhalten.
Unter „Sonstiges“ sind Bereiche aufzunehmen, die im spezifischen Klassenkontext
vorkommen, sich aber in der Formvorlage nicht finden.
Zu C) Zielerreichung
Da die Etappen der Förderplanung in Einheiten gegliedert sind, ist nach jeder Einheit
(wieder im Team) zu bewerten, welche Ziele erreicht wurden und wo zukünftige
Förderschwerpunkte zu legen sind. Um die Formvorlage übersichtlich zu gestalten, wurde
die Reflexion nur mittels +/-/0 vorgesehen, um einen Ausgangspunkt für den nächsten
Förderzyklus zu haben.
2.2 Weitere Hinweise für die Arbeit mit dem IFP
PC/Druckversion
Die IFP-Formvorlage wurde in Excel erstellt, alle einzelnen Bestandteile sind als
Datenblätter unten in der Leiste zu öffnen.
Der IFP ist entweder am PC auszufüllen oder aber auszudrucken und händisch zu führen.
Beide Varianten sind auf der Homepage abrufbar (www.sonderpaed.ksn.at).
Wichtig bei der Druckvariante ist das vorherige Öffnen und Abspeichern unter dem Namen
der Schülerinnen und Schüler, da dann der gesamte IFP den Namen in der Kopfleiste
automatisch mitführt!
Reicht der vorgesehene Platz für die Förderplanung nicht aus, sind weitere Kopien
einzufügen!
Der IFP hat in jedem Fall in der Schule aufzuliegen, da alle betroffenen Lehrer/innen
Zugang haben müssen!
Handling
Die definierten Kompetenzbereiche sind zwar alle zu beobachten, aber es wird sich nicht
in allen Rubriken und in allen Förderintervallen eine Fördermaßnahme ableiten – d.h. es
ist völlig in Ordnung, dass nicht alle Rubriken in jedem Förderintervall Maßnahmen
vorsehen. Hier gilt das Prinzip der Schwerpunktsetzung.
Zu den einzelnen Bestandteilen (Excel Datenblätter) des IFP:
15
VS Datenblätter
Deckblatt – ist von den Schüler/innen selbst
zu gestalten und soll die Identifizierung mit
dem IFP stärken
Daten – unverändert wie bisher
HS/NMS Datenblätter
Deckblatt – ist von den Schüler/innen selbst
zu gestalten und soll die Identifizierung mit
dem IFP stärken
Daten – unverändert wie bisher
---
Arbeits- und Lernverhalten
Selbstbild – viele Abhandlungen und
Evaluationen im deutschen Sprachraum
zum Thema Förderplanung fordern die
Einbeziehung der Schüler/innen und ihres
Selbstbildes in den IFP, was für die
HS/NMS (Schreibkompetenz) umgesetzt
wurde
Arbeits- und Lernverhalten
Sozialverhalten
Sozialverhalten
Motorik und Wahrnehmung
---
Mathematik GS 1, Mathematik GS 2,
Deutsch GS 1, Deutsch GS 2,
Mathematik, Deutsch , Englisch, Biologie,
Geografie und WK, Geschichte und
Politische Bildung, Physik, Chemie
Weitere Gegenstände – sollte es noch
andere sonderpädagogische
Schwerpunktsetzungen nach ASO-LP
geben, können sie hier formuliert werden
Zusätzliche Förderbereiche in VS (z.B. SU,
ME, WE, LÜ...) – sollte es noch andere
sonderpädagogische
Schwerpunktsetzungen nach ASO-LP
geben, können sie hier formuliert werden
Besondere Förderschwerpunkte – viele
Standorte setzen gerade in den Realien
mittel- oder längerfristige Projekte um, die
sich in dieser Rubrik formulieren lassen
Besondere Förderschwerpunkte – viele
Standorte setzen gerade in den Realien
mittel- oder längerfristige Projekte um, die
sich in dieser Rubrik formulieren lassen
Abschlussbericht Nahtstelle VS–HS/NMS ist Abschlussbericht Nahtstelle Arbeitswelt – ist
eine wichtige Zusammenfassung für den
eine wichtige Zusammenfassung für den
nächsten Schulbereich
nachschulischen Bereich
Datenschutz
Die Trennung von offizieller Dokumentation und prozessorientierter Datensammlung wird
im Sinne des Datenschutzes empfohlen. Das heißt, alle offiziellen Dokumente (Gutachten,
Bescheide) sind getrennt vom restlichen IFP aufzubewahren.
Weitergabe von IFP an den Nahtstellen
Die IFP sind Lernbegleiter der Schüler/innen und daher auch beim Wechsel von
Klassenlehrer/innen weiterzugeben.
Am Ende der VS-Zeit sind die IFP VERBINDLICH am Sonderpädagogischen Zentrum
abzugeben, damit bei der Vorbereitung der neuen Integrationsklassen im HS-/NMSBereich die IFP schon weitergegeben werden können.
16
Die bisherige Vorgabe, die IFP von der VS direkt an die Sekundarstufe I zu übermitteln,
hat leider nicht überall funktioniert, weshalb nun das SPZ zwischengeschaltet wird.
Am Ende der HS-/NMS-Zeit sind die IFP wiederum VERBINDLICH am
Sonderpädagogischen Zentrum abzugeben, wo sie entweder verbleiben oder aber – im
Fall des Weiterbesuchs einer Schule - dieser zur Verfügung gestellt werden.
Wichtig bei der Weitergabe an Nahtstellen ist der Abschlussbericht, der eine kompakte
Zusammenfassung zu dieser Schülerin/diesem Schüler darstellt, um für den nächsten
Förderort eine grobe Einschätzung zur Verfügung zu stellen.
Einbindung der Schüler/innen und Eltern in die IFP-Arbeit
Betrachtet man die europäische Entwicklung der Förderplanarbeit, so ist im Unterschied
zu Österreich die Einbindung von Schüler/innen und Eltern ein zentrales Element in der
Förderplanung.
Wir haben daher im Rahmen unserer Formvorlage eine Selbsteinschätzung für
Schüler/innen im Sekundarbereich entwickelt, die einerseits dazu führen soll, den IFP mit
den Betroffenen zu kommunizieren (WAS? WARUM? WIE? WANN?) und andererseits die
Bedeutung der Schüler/inneneinschätzung zu unterstreichen.
Für die Eltern ist es häufig ohnehin schwierig, sich mit dem Sonderpädagogischen
Förderbedarf für ihr Kind zu identifizieren, wenn man ihnen aber die Bedeutung der
individuellen Förderung in Form der IFP in Aussicht stellen kann, nimmt das viele
Vorurteile. Eltern sind also nicht zwingend in die Erstellung einzubinden, sondern der
Förderplan ist im Rahmen von Elterngesprächen ein mögliches Instrument, über Stärken
zu reden und die Förderüberlegungen zu erörtern.
Das Rundschreiben 6/2009 sieht jedenfalls eine verbindlich festgelegte Einbeziehung der
Eltern und Schüler/innen in die Förderplanung vor.
IFP an der NMS
Werden an der NMS für alle Schüler/innen individuelle Lernbegleiter geführt, so wird es
schon aus Gründen der „Teilhabe“ der Schüler/innen mit SPF sinnvoll sein, die
Lernbegleiter auch für Schüler/innen mit SPF zu „adaptieren“, d. h. mit den individuellen
Förderinhalten für diese Schüler/innen zu füllen. Werden keine Lernbegleiter für alle
Schüler/innen geführt, ist der IFP auch in der Sekundarstufe mit der Formvorlage zu
erstellen.
Kontrolle
Die Schulleiterin/der Schulleiter hat die Führung der IFP zu kontrollieren und ist im Falle
des Fehlens gegenüber der Schulaufsicht gleichermaßen verantwortlich wie die
betroffenen Lehrer/innen.
Für die Kontrolle der inhaltlichen Gestaltung sind die Schulleitung sowie die Schulaufsicht
zuständig.
17
Beispiele – siehe Anhang
Individueller Förderplan
Abschlussbericht zur Förderplanung – Nahtstelle VS-Sekundarschule
Autorin
Dagmar Zöhrer, LSI Dr.in
Landesschulinspektorin für Sonderpädagogik und Begabungsförderung
Landesschulrat für Kärnten 9010 Klagenfurt
Tel: 0463/5812-408
Fax: 0463/5812-423
Mobil: 0699/15812-408
Mail: [email protected]
18
Johanna Bernkopf, Erwin Brenner, Thomas Schrei
Förderpläne/Entwicklungspläne in Niederösterreich
„Jeder gute Unterricht und jede lernwirksame Förderung baut auf diagnostischer
Erkenntnis auf. Diagnostische Urteile bilden die Grundlage für einen individualisierten und
schülerorientierten Unterricht. Dahinter steht die These, dass Unterricht, der sich an den
Lernvoraussetzungen orientiert, in besonderem Maße das Leistungspotenzial der
Lernenden ausschöpft.“1
Ausgehend von der Prämisse eines individualisierten Unterrichts, sieht das Konzept eine
umfassende Pädagnostik von Schüler/innen vor, die anschließend in die Erstellung eines
umfassenden Förderkonzeptes einfließt.
Am 1. November 2008 formuliert der LSR für Niederösterreich im Erlass II-306/346-2008:
„Für jede Schülerin/jeden Schüler mit Sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) an
Sonderschulen bzw. in Integrationsklassen ist ein Förderplan zu erstellen. Dieser
bildet die Grundlage des unterrichtlichen Handelns, der individuellen Zielsetzungen
und der daraus resultierenden Maßnahmen. Der Förderplan ist eine dokumentierte,
prozesshafte Begleitung einer Schülerin/eines Schülers mit SPF während ihrer/seiner
gesamten Schullaufbahn.
Verantwortlichkeiten:
• VS/SoS: Klassenlehrerin/Klassenlehrer
• In der Integration: Stützlehrerin/Stützlehrer in Kooperation mit KL/KV
Im Integrationsbereich hat die SPZ-Leiterin/der SPZ-Leiter die Erstellung des
Förderplanes zu unterstützen.
Erstellung:
Der individuelle Förderplan ist im Team zu erstellen, d. h. alle mit dem Kind befassten
Lehrer/innen sind mit einzubeziehen. Die Förderplanerstellung kann schriftlich
und/oder elektronisch erfolgen. Formblatt Förderplan, Pädagnostikbogen als
Grundlage und Handreichung werden als Arbeitsvorlagen übermittelt. Förderpläne
sind Teil der Unterrichtsvorbereitung.“2
Im Rundschreiben 6/2009 "Richtlinien für die Anwendung von Individuellen
Förderplänen als Instrument der Unterrichtsplanung, Evaluierung und
Qualitätssicherung im Unterricht von Schülerinnen und Schülern mit
sonderpädagogischem Förderbedarf" führt das bm:ukk wie folgt aus:
Der Individuelle Förderplan
 versteht sich als eine diagnosegeleitete, geplante Begleitung der Lernprozesse
eines Kindes,
 folgt einem dynamischen Entwicklungskonzept, das von Beginn an Planungs- und
Rückkoppelungsschleifen vorsieht,
1
2
Vgl. BUHOLZER, 2006, S.8
Vgl. LSR NÖ, Erlass II-306/346-2008
19



geht von den individuellen Stärken der Schülerin/des Schülers aus,
knüpft am aktuellen Niveau des Entwicklungsstandes des Kindes (Fähigkeiten und
Fertigkeiten) an und
setzt sich zum Ziel, lebensrelevante Kompetenzen aufzubauen.
Welche Schritte gehen der Erstellung eines Individuellen Förderplans voran?
 sonderpädagogische sowie gegebenenfalls psychologische und medizinische
Gutachten
 eine ausreichende Beobachtungsphase
 die Erhebung anamnestischer Daten
 die Erstellung einer Förderdiagnose im Rahmen einer fundierten Kind-UmfeldAnalyse
Entwicklung und Überprüfung des Individuellen Förderplans
Die erstmalige Erstellung eines Individuellen Förderplans wird in der Regel nach einer
vier- bis sechswöchigen Beobachtungsphase erfolgen.
Er wird auf der Grundlage einer umfassenden Förderdiagnose (Analyse der
persönlichen sowie der umfeldbezogenen Bedingungen) ausgearbeitet und enthält
 eine präzise Beschreibung des pädagogischen Ist-Zustandes,
 eine Definition der angestrebten Förderziele,
 eine Beschreibung der geplanten Fördermaßnahmen und Methoden,
 die Angabe des geplanten Zeitraumes zur Erreichung der Förderziele,
 Prozessbeobachtungen,
 die Überprüfung der erreichten Ziele und der durchgeführten Maßnahmen sowie
 deren allfällige Adaptierung und die Festlegung der nächsten Ziele und
Maßnahmen.
Festgelegte Förderziele und Maßnahmen beziehen sich auf einen bestimmten Zeitraum
und bedürfen einer Überprüfung und Adaptierung. Der Zeitpunkt der Überprüfung orientiert
sich an diesem zeitlichen Horizont.3
Der Landesschulrat für Niederösterreich und hier im Speziellen die zuständige
Landesschulinspektorin Maria Handl-Stelzhammer ist bemüht, für Lehrerinnen und Lehrer
in ihrem Bereich einheitliche Richtlinien und Konzepte zu entwickeln. In diesem
Zusammenhang ist die Arbeit an einer digitalisierten Form des Pädagnostikbogens und
Förderplanvorschlags zu sehen. „Die Beobachtung und Dokumentation der
pädagogischen Arbeit ist ein zentraler Punkt in der täglichen Arbeit mit Kindern
geworden…“.4 Daher ist das Ziel, eine möglichst auf Altersgruppe und Entwicklungsstand
abgestimmte Förderplanerstellung zu ermöglichen. Dies wird durch einen, in der
Fertigstellung befindlichen Pädagnostikbogen (derzeit nur als Download in gedruckter,
unbearbeiteter Form erhältlich5) ermöglicht. Das Endprodukt wird in einer beschreibbaren
PDF-Vorlage aufliegen, in die je nach Bedarf entsprechende Eintragungen durchgeführt
werden. Da diese Erstellung hohe Anforderungen an das diagnostische Wissen der
Lehrerinnen und Lehrer stellt, wird es zu jedem Bereich des Pädagnostikbogens mittels
Pop-Up Fenster genaue Erklärungen geben.
3
Vgl. bm:ukk Rundschreiben 6/2009
Vgl. LUEGER, 2005, S.9
5 Vgl. http://spz.noeschule.at/index.php?option=com_content&task=view&id=70&Itemid=1
4
20
Diese Erklärungen beinhalten wenn möglich Bezugsnormen und einen Referenzbereich,
sodass es den Lehrerinnen und Lehrern möglich sein soll, Angaben über den derzeitigen
Entwicklungstand des Kindes/des Jugendlichen zu geben. Dies soll, abgehend von der
derzeitig verbreiteten Methode einer einfachen +/- Skalierung, hin zu einem Vergleich
Lebens- und Entwicklungsalter führen. Lehrerinnen und Lehrer sollen unter Einbeziehung
dieser Bezugsnormen befähigt werden, den derzeitigen Entwicklungsstand der
Schülerinnen und Schüler einem Entwicklungsalter zuzuordnen. Als Unterstützung werden
in den meisten Bereichen auch Beobachtungsmöglichkeiten und vertiefende
Literaturhinweise angegeben werden, wodurch in der Folge eine gute Einschätzung der
Förderansätze ermöglicht werden soll. „Diagnostische Prozesse beginnen mit einer
sorgfältigen Aufzeichnung und Beschreibung des Phänomens und der Symptome. Es
folgen Analyse und Interpretation der vorhandenen Beobachtungen und Daten. Zwei
Teilprozesse stehen dabei im Vordergrund:
(1) Die beschriebenen Phänomene werden
mit theoretischen Kenntnissen verglichen
und in Bezug gesetzt. Im Zentrum stehen
psychologische
und
pädagogische
Entwicklungstheorien,
(fach)didaktische
Modelle
sowie
Referenzgrößen
(2)
Diagnostische
Erkenntnisse
beinhalten
überdies eine Erklärungskomponente“.6
6
Vgl. BUHOLZER, 2006, S.50
21
Ebenso ist es den Autorinnen und Autoren wichtig, dass der digitale Pädagnostikbogen ein
möglichst übersichtliches und leicht zu handelndes Hilfsmittel darstellt. Bezugnehmend auf
viele Anregungen aus dem Lehrkörper wird es möglich sein, nur für das einzelne Kind
relevante Bereiche zu aktivieren. Dies funktioniert durch einfaches Aktivieren eines
Bereiches und führt zur Darstellung aller, für eine entsprechende Pädagnostik wichtigen
Teilbereiche. Es ist jederzeit möglich, weitere Bereiche zu aktivieren, bzw. vorhandene
Bereiche wieder auszublenden.
Am Ende jeder umfassenden Pädagnostik steht schließlich der individuelle Förder-/
Entwicklungsplan. Dieser wird in der digitalen Form ebenfalls in einem PDF-Format
vorhanden sein und dient als mögliche Vorlage für Lehrerinnen und Lehrer. Dabei soll
aber auch möglichen, schon vorhandenen individuell erstellten Plänen Rechnung getragen
werden und dieses Blatt als eine mögliche Form dienen.
Dabei unterstützt diese Form des Förderplans ein möglichst effizientes Arbeiten. Bei einer
wie vom LSR NÖ geforderten, kontinuierlichen Evaluation des Ist-Zustandes bzw. der
durchgeführten Maßnahmen, ergibt die Evaluation den neuen Ist-Zustand der nächsten
Förderperiode. „Förderpläne sind daher kein Manifest für die Ewigkeit, sondern Angebot
mit begrenzter Haltbarkeit“. 7 Dementsprechend liegt die Empfehlung bei drei
Förderperioden während des Schuljahres, wobei dies jedoch bei für die
Klassenlehrerin/den Klassenlehrer „neuen“ Schülerinnen und Schüler nicht zutreffen kann,
da einer umfassenden und genauen Pädagnostik genügend Zeit gegeben werden soll. In
diesem Fall ist die Erstellung eines ersten Förderplans im Dezember anzupeilen.
Pädagogische Diagnostik umfasst daher „alle diagnostischen Tätigkeiten, durch die bei
Individuen (und den in einer Gruppe Lernenden) Voraussetzungen und Bedingungen
planmäßiger Lehr- und Lernprozesse ermittelt, Lernprozesse analysiert und
Lernergebnisse festgestellt werden, um individuelles Lernen zu optimieren“. 8 Ausgehend
von diesem Gedanken soll der Pädagnostikbogen und in der Folge auch der Förder/Entwicklungsplan Einzug nicht nur in die sonderpädagogische Arbeit, sondern auch in
den Regelschulbereich halten. Es liegt speziell in den Händen der Klassenlehrerinnen und
-lehrer auftretende Probleme rechtzeitig festzustellen, um schließlich unter Einbeziehung
von Fachleuten (zuständiges SPZ), Eltern (Stichwort Lernbiographie) und den betroffenen
Schülerinnen und Schülern entsprechende Fördermaßnahmen zu planen und zu
7
8
Vgl. ARNOLD & KRETSCHMANN, 2005
Vgl. INGENKAMP, 1997, S 760
22
verwirklichen. Diese erste „Lernstandserhebung“ liegt hauptsächlich in den Händen der
Klassen-/Fachlehrerinnen und -lehrer. Nur mit deren Unterstützung und Bereitschaft,
individuell auf Leistungsspitzen wie Leistungsdefizite einzugehen, diese zu erkennen und
in ihre Planung einzubeziehen, ist eine individuelle Förderung möglich.
Speziell ausgebildete Gutachterinnen und Gutachter (siehe Lehrgang der PH NÖ 9 )
erstellen an Hand von eigenen Beobachtungen und Informationen der zuständigen
Lehrerinnen und Lehrer ein sonderpädagogisches Gutachten, das schließlich in die
kommissionelle Begutachtung und Entscheidung einfließt. Im vorangegangenen
Beobachtungszeitraum von mindestens sechs Monaten, in dem neben der Pädagnostik
und nachweislicher Förderung auch der intensive Kontakt zu den Erziehungsberechtigten
herzustellen ist, wird ein individuelles Förderkonzept erstellt, an dessen „Ende“ entweder
weitere Fördermaßnahmen erfolgen oder ein sonderpädagogischer Förderbedarf
festgestellt wird.
Die Förderpläne sollen grundsätzlich in der jeweiligen Klasse aufliegen. Nur dadurch wird
eine kontinuierliche Evaluation garantiert und die Informationen stehen allen beteiligten
Lehrerinnen und Lehrern zur Verfügung. Da jeder diagnostische Prozess die Mitarbeit aller
Personen aus dem pädagogischen Umfeld der Schülerin/des Schülers fordert, soll auch
die Evaluation der Förderpläne durch das gesamte Lehrerteam erfolgen. Wichtig dabei ist
das Wissen, dass Förderpläne jederzeit und unmittelbar auch von den
Erziehungsberechtigten eingesehen werden können. „Die Festlegung und Umsetzung der
Förderziele und Fördermaßnahmen erfolgt durch das gesamte Team der Lehrerinnen und
Lehrer. Die primäre fachliche Zuständigkeit liegt bei der verantwortlichen
Sonderpädagogin bzw. beim verantwortlichen Sonderpädagogen. Im Sinne eines
partizipativen Bildungskonzeptes sind nach Maßgabe der Möglichkeiten auch die
Erziehungsberechtigten sowie die betroffene Schülerin bzw. der betroffene Schüler in den
Prozess der Förderplanung einzubeziehen.
Überdies kann es auch immer wieder erforderlich bzw. sinnvoll sein, im Rahmen der
bestehenden Möglichkeiten Expertinnen und Experten von anderen schulischen (z. B.
Sonderpädagogische
Zentren)
bzw.
außerschulischen
Einrichtungen
und
Maßnahmenträgern in die Förderplanung einzubinden.“
Das Rundschreiben 6/2009 regelt auch die Frage der Weitergabe. „Um die Kontinuität der
Fördermaßnahmen für die einzelne Schülerin/den einzelnen Schüler auch bei einem
Schulwechsel zu gewährleisten, ist der Individuelle Förderplan unter Wahrung des
erforderlichen Datenschutzes an die aufnehmende Schule weiterzugeben.
Bei der Weitergabe hat der Individuelle Förderplan jedenfalls die bisher erreichten
Förderziele, die durchgeführten Fördermaßnahmen und angewendeten Methoden sowie
deren Überprüfung und Adaptierung zu beschreiben.
Einsicht in den Individuellen Förderplan ist allen an der Förderplanarbeit beteiligten
Lehrerinnen und Lehrern, der Schulleiterin/dem Schulleiter, der Schulaufsicht auf Bezirksund Landesebene, den Erziehungsberechtigten und den betroffenen Schülerinnen und
9https://www.ph-online.ac.at/ph-
noe/semesterplaene.semesterplan?csr_nr=1387&csj_nr=1684&csum_flag=J&cbackto=T&corg=14296&cspr
ache_nr=1&cstp_nr=502&csem_nr=10000&csz_nr=
23
Schülern sowie – mit Zustimmung der Erziehungsberechtigten – weiteren schulischen
oder außerschulischen Expertinnen und Experten oder Maßnahmenträgern zu gewähren.
Der Einsichtnahme von außerschulischen Maßnahmenträgern kommt insbesondere im
Übergangsbereich Schule – Beruf große Bedeutung zu, da z.B. im Zuge des
Clearingverfahrens Synergien durch die Zusammenführung der schulischen und
außerschulischen Maßnahmen erreicht werden können“10.
Die Zusammenhänge zwischen einer gut reflektierten Pädagnostik und dem daraus
resultierenden Förder- bzw. Entwicklungsplan lassen sich gut anhand eines „best practice
Beispiels“ verdeutlichen, die einen Auszug aus dem Pädagnostikbogen und dem
Förderplan zeigen.
Im diesem Fall handelt es sich um ein 8,5 Jahre altes Mädchen mit bereits
ausgesprochenem SPF und Unterricht nach dem Lehrplan der Allgemeinen Sonderschule:
10
www.bsrgf.lsr-noe.gv.at/verordnungen/2009/05/bl2b.doc
24
Aufgrund dieser im Pädagnostikbogen verschriftlichten Beobachtungen wurde folgender
Förderplan erstellt:
Sehr gut lassen sich dabei die Zusammenhänge zwischen den geplanten Förderansätzen
mit dem im Pädagnostikbogen beobachteten IST-Zustand erkennen.
„Kinder mit unterschiedlichen Lernständen und mit verschiedenen Förderplänen
gemeinsam zu unterrichten, ist eine hohe Herausforderung. Für einen erfolgreichen
Umgang mit Leistungs- und Verhaltensdifferenzierung ist eine Unterrichts- und
Fördergestaltung nach dem Prinzip der inneren Differenzierung respektive
Binnendifferenzierung von großer Wichtigkeit“11.
Pädagnostik und ein kontinuierlich aktualisierter Förderplan sind die Voraussetzung für
eine gelingende Differenzierung und stellen daher die Grundlagen eines erfolgreichen
Unterrichts dar.
11
Vgl. BUHOLZER, 2006, S.189
25
Literatur
ARNOLD, K., KRETMSCHMANN, R. (2005): Förderpläne, Konflikte und professionelle
Kooperation. Zeitschrift für Heilpädagogik, 56 (1), 2-13
BUHOLZER, A. (2006): Förderdiagnostisches Sehen, Denken und Handeln. Luzern: Auer
INGENKAMP, K. (1997): Lehrbuch der Pädagogischen Diagnostik. Studienausgabe.
Weinheim: Beltz Verlag
LUEGER, D. (2005): Beobachtung leicht gemacht. Weinheim und Basel: Beltz Verlag
Autorin/Autoren
Johanna Bernkopf, SDin
SPZ Lassee
Direktorin Friedrich Sacher Schule
Allgemeine Sonderschule Lassee und das Sonderpädagogische Zentrum
2291 Lassee
www.spzlassee.ac.at/
Erwin Brenner, SD
SPZ Wilhelmsburg
Direktor Prof. Fritz Küffer-Sonderschule
Allgemeine Sonderschule Lassee und das Sonderpädagogische Zentrum
3150 Wilhelmsburg
www.spzwilhelmsburg.ac.at/index.php?option=com_frontpage&Itemid=1
Thomas Schrei, Mag.
KPH Wien/Krems
Sonderschul- und Volksschullehrer
Lehrender an der KPH Wien/Krems
1210 Wien
www.kphvie.ac.at
26
Eva Panholzer
Förderplanarbeit – konkret (Oberösterreich)
1. Gesetzliche Grundlagen:
Seit dem Jahr 2008/09 gelten aufbauend auf die Rundschreiben des bm:ukk die Kriterien
und Standards für die Erstellung eines qualitativen Individuellen Förderplanes an
Oberösterreichs Schulen.
-
„Richtlinien für die Umsetzung und das Monitoring von Qualitätsstandards im
integrativen Unterricht von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem
Förderbedarf“ (Rundschreiben 18/2008, bm:ukk)
- „Richtlinien für Differenzierungs- und Steuerungsmaßnahmen im Zusammenhang mit
der Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs“ (Rundschreiben 19/2008,
bm:ukk)
- „Richtlinien für die Anwendung von Individuellen Förderplänen als Instrument der
Unterrichtsplanung, Evaluierung und Qualitätssicherung im Unterricht von Schülerinnen
und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf“ (Rundschreiben 6/2009,
bm:ukk)
Individualisierung und Differenzierung sind die wichtigsten Elemente jeglicher Förderung.
Besondere Bedeutung kommt dabei dem Individuellen Förderplan zu. Dies wird u.a. auch
in den Allgemeinen didaktischen Grundsätzen im Lehrplan der Allgemeinen Sonderschule
gefordert. Diese Lehrplanforderung gilt in Integrationsklassen und Sonderschulklassen.
Als SPZ-Leiterin ist es meine Aufgabe den IFP den Kolleginnen und Kollegen des
Lehrkörpers im Bezirk näherzubringen und zu erklären.
Der Individuelle Förderplan
• versteht sich als eine diagnosegeleitete, geplante Begleitung der Lernprozesse eines
Kindes,
• folgt einem dynamischen Entwicklungskonzept, das von Beginn an Planungs- und
Rückkoppelungsschleifen vorsieht,
• geht von den individuellen Stärken der Schülerin/des Schülers aus,
• knüpft am aktuellen Niveau des Entwicklungsstandes des Kindes (Fähigkeiten und
Fertigkeiten) an und
• setzt sich zum Ziel, lebensrelevante Kompetenzen aufzubauen.
27
2. Erstellen eines Individuellen Förderplans:
2.1 Diagnostik:
Der Individuelle Förderplan baut auf der genauen diagnostischen Abklärung
(sonderpädagogische Abklärung durch das SPZ, sowie gegebenenfalls psychologische
und medizinische Gutachten) und der genauen Beschreibung des Lern- und
Leistungsstandes der einzelnen Schülerin/des einzelnen Schülers auf. Dies sehe ich als
klare Aufgabe und Verantwortung des jeweiligen sonderpädagogischen Zentrums im
Bezirk. Die Bestandsaufnahme des Ist-Zustandes ist die Grundlage für jeden Förderplan.
Die Grundidee der Förderdiagnostik ist es, das Kind in seiner aktuellen Lebenssituation zu
verstehen und zu beobachten. In dieser Diagnostik sollten neben der
Leistungsbeschreibung auch die Stärken einer Schülerin/eines Schülers eine Rolle
spielen. Dies kommt leider in vielen Förderplänen zu kurz.
2.2 Förderziele:
Bei der Erstellung der Förderziele sollten Prioritäten gesetzt werden. Gerade
leistungsschwache Schüler/innen tun sich schwer, mehrere Bereiche auf einmal zu
trainieren und zu verbessern. Die Ziele sollten konkret formuliert werden und sind für einen
Zeitrahmen von maximal drei bis vier Monaten gedacht. Damit ein Ziel pädagogisch
sinnvoll umgesetzt werden kann, sind folgende Eigenschaften erforderlich:
Das Ziel soll einfach, attraktiv, messbar, realistisch und zeitlich festgelegt sein.
So besteht die Möglichkeit den Weg der Zielerreichung zu verfolgen und der
Schülerin/dem Schüler das Gefühl des Erfolges zu geben.
Aus diesem Grund empfiehlt es sich realistische Ziele zu setzen. Gleichzeitig mit den
Förderzielen sollten individuelle pädagogische Maßnahmen ausgearbeitet werden.
Das familiäre Umfeld der Schülerin/des Schülers soll mit einbezogen werden.
2.3 Evaluierung:
Der Lernfortschritt einer Schülerin/eines Schülers sollte laufend erfasst und im Förderplan
dokumentiert werden (z. B. durch ein Schüler/innen-Portfolio). Dies entspricht aber nicht
immer unserem Schulalltag und stellt eine große Herausforderung für manche
Kolleginnen/Kollegen dar.
In regelmäßigen Abständen (ca. alle drei bis vier Monate) sollte im Team überprüft
werden, ob die Schülerin/der Schüler das Ziel erreicht hat, ein Zwischenziel erreicht hat,
beziehungsweise das Ziel nicht erreicht hat.
Folgende Fragen sind zur Evaluierung hilfreich:
• Waren die gesetzten Maßnahmen richtig oder muss man sich eine andere didaktische
Maßnahme überlegen?
• War der Zeitraum zu kurz oder zu lange gesetzt?
• Welche Lösung haben wir als Pädagogin/Pädagoge für dieses Problem?
Nur wenn die festgelegten Ziele überprüft werden, können konkrete Ziele neu definiert
oder sinnvoll abgeändert werden. Der Individuelle Förderplan sollte nicht nur der
Dokumentation dienen, sondern als Mittel zur täglichen Arbeit verwendet werden!
28
2.4 Team:
Wichtig ist unter Wahrung des erforderlichen Datenschutzes, dass der Individuelle
Förderplan allen Teammitgliedern zugänglich ist. Alle Pädagoginnen/Pädagogen, die ein
Kind mit sonderpädagogischem Förderbedarf in einer Klasse unterrichten, bilden ein
Team. Die Erstellung und Vereinbarung der Förderziele in allen Schulfächern erfolgt
idealerweise in Teamsitzungen, die mindestens drei- bis viermal im Jahr stattfinden sollten
und von der zuständigen Sonderpädagogin/vom zuständigen Sonderpädagogen geleitet
werden. Dies ist in den Hauptschulen/Neuen Mittelschulen natürlich um einiges
schwieriger umzusetzen als in den Volksschulen.
Ebenso sollte der Individuelle Förderplan den Erziehungsberechtigten in einem
wertschätzenden Umfeld genau erklärt sowie die Förderziele mit ihnen besprochen
werden. Die Eltern sind die Experten für ihre Kinder und können einen wichtigen Beitrag
zur Erreichung der gesteckten Ziele beitragen.
In diesem Prozess sollte auch die Schülerin/der Schüler sich, je nach Entwicklungsstand,
ihrer/seiner Stärken und Schwächen bewusst werden und die daraus resultierenden
Förderziele sollten besprochen, begründet und verstanden werden.
2.5 Schulleiter/in:
Die Leiterin/der Leiter einer Schule, in der eine Schülerin/ein Schüler mit SPF unterrichtet
wird, sollte seine Pädagoginnen und Pädagogen bei der Förderplanarbeit dahingehend
unterstützen, dass sie/er diese Arbeit unterstützt, aber auch einfordert und Einsicht nimmt.
Ich sehe dies nicht unter dem Aspekt der Kontrolle, sondern als Wertschätzung den
Kolleginnen und Kollegen gegenüber, die in die Erstellung und Führung eines Individuellen
Förderplanes viel Arbeit investieren.
2.6 Weitergabe und Einsicht in den Individuellen Förderplan:
Die Weitergabe des Individuellen Förderplanes von einer Schulart in eine andere ist bei
uns im Bezirk manchmal problematisch. Förderpläne landen in irgendwelchen Ablagen
und werden oft vergessen, wenn diese nicht explizit von der nächsten Schule angefordert
werden.
Der sicherste Weg ist die persönliche Übergabe zwischen den Leiterinnen/Leitern. Wenn
dies nicht möglich ist, da die Schülerin/der Schüler in einen anderen Schulbezirk wechselt,
ist der postalische Weg per Einschreiben zu empfehlen. Die Verantwortung zur Übergabe
liegt bei uns im Bezirk bei der Schule, von die Schülerin/der Schüler abgeht.
Wie erfolgt die Weitergabe von Förderplänen nach Beendigung der Schulpflicht?
Hierzu gibt es eine Aussage seitens der oberösterreichischen Landesschulinspektorin Dr.
Heidemarie Blaimschein: „Der Förderplan einer Schülerin/eines Schülers mit
sonderpädagogischem Förderbedarf verbleibt in der Schule und darf von der Clearing
Assistenz nur im Beisein der Pädagoginnen/Pädagogen oder der Leiterin/des Leiters
dieser Schule eingesehen werden.“
In unserem Bezirk haben wir uns des Weiteren darauf geeinigt, dass diese Förderpläne
ein bis zwei Jahre nach Beendigung der Schulpflicht vernichtet werden können.
29
2.7 Form und Struktur des Individuellen Förderplanes:
Im Bezirk Schärding wählt jede Sonderpädagogin/jeder Sonderpädagoge die Form des
Förderplanes selbst. Manche Pädagoginnen/Pädagogen stellen eigene Förderpläne
zusammen, andere wiederum laden sich Förderpläne aus dem Internet herunter und auch
das Sonderpädagogische Zentrum bietet verschiedene Förderpläne an.
Folgende Struktur sollte jeder Förderplan beinhalten:
1. Allgemeine Daten auf dem Deckblatt: Name, Geburtsdatum, Schullaufbahn,
Klassenlehrer/innen,
Erziehungsberechtigte,
Sonderschullehrer/innen,
mit
unterrichtende Lehrer/innen, Daten des SPF-Bescheides (Zahl, Gegenstände,
Erweiterungsbescheide), ein aktuelles Foto ist empfehlenswert
2. Für den Unterricht relevante Erkenntnisse aus Gutachten und Befunden:
Diagnose und therapeutische Maßnahmen (Datenschutz beachten)
3. Aktueller Entwicklungsstand:
Leistungsstand, Arbeits- und
Fähigkeiten, Elternsicht
Sozialverhalten,
Stärken,
Interessen,
besondere
4. Ziele setzen und reflektieren:
Ausgehend vom Entwicklungsstand und den Lehrplanzielen sind Ziele zu setzen und zu
evaluieren
5. Besondere Fördermaßnahmen:
Spezielle Hilfsmittel, unterschiedliche Lehrmittel, Art der methodisch-didaktischen
Umsetzung, individueller Zeitrahmen, zusätzlich eingesetzte Personen
6. Aufzeichnungen, Notizen, Memos von Gesprächen mit
Eltern, Jugendwohlfahrt, Therapeutinnen/Therapeuten …
7. Exemplarische Dokumentation der Leistungen der Schüler/innen als Portfolio, evtl.
Aufsätze der Schüler/innen, direkte Leistungsvorlagen
In Oberösterreich gibt es in den Bezirken unterschiedliche Vorgaben zu Form und Struktur
der Individuellen Förderpläne. Manche Bezirke wählen eine einheitliche Form, andere
stellen die Gestaltung der Individuellen Förderpläne jeder Sonderpädagogin/jedem
Sonderpädagogen frei.
Um alle Qualitätskriterien eines Individuellen Förderplanes zu erfüllen, taucht immer
wieder der Wunsch nach einer gemeinsamen Form in allen Bezirken in Oberösterreich
auf. Bis zu dieser einheitlichen Lösung bedarf es noch einiger „Diskussionsschleifen“ auf
Ebene der Leiter/innen der Sonderpädagogischen Zentren.
3. Beispiele für Individuelle Förderpläne:
Einige Bezirke in Oberösterreich nutzen in diesem Schuljahr eine EDV-unterstützte
Version.
Bevorzugt wird der „Förderplaner“, der in einer Demo-Version unter www.foerderplaner.de
eingesehen werden kann.
Bis dato gibt es von den Kolleginnen und Kollegen eine durchwegs positive Resonanz.
Dieser Förderplan wird laufend angepasst und die Dokumente können elektronisch den
Pädagoginnen und Pädagogen weitergegeben werden. Der Preis für diese Lösung hält
30
sich im Rahmen und die Bedienung ist relativ einfach. Dieser Förderplan sieht
folgendermaßen aus – Förderplan Beispiel Schüler 1:
31
Ein weiteres Beispiel - Schüler 2:
Zeitraum
Oktober
bis
Weihnachten
1. Klasse
Lernziel und Maßnahmen
Lebenspraktische Übungen, Sozialverhalten
 Umgang mit Mitschülern, anderen Personen (Lehrer, Eltern, Schulwart, …)
Bemerkungen
……….s Verhalten hat sich seit seiner
Umstufung sehr gebessert. Er lacht
öfter und ist meist auch umgänglicher.
Kulturtechniken Kennen lernen einiger Buchstaben und Zahlen
 Erlernen erster Buchstaben
o Buchstaben: Mm, Ii, Aa, Oo
o Hauptgewicht wird auf das Zusammenlauten bzw. Lesen gelegt
o Übungen im optischen, taktilen und akustischen Bereich
o Übungen zum Zusammenlauten
o Erlesen von Wörtern
o Anwenden der Wörter in Sätzen
o Umgang mit dem Setzkasten
o Schreiben von Buchstaben
o Schreiben mit dem Computer
o Abschreiben von Wörtern und kurzen Sätzen
 Grobmotorik
o Motorik und Buchstabenlernen bzw. Menge/Zahl kombiniert
Rollbrett, Teppichfliesen, Balancieren
 graphomotorische Vorübungen
o Plastilin, Schwungübungen, Steckübungen, ….
 Übungen zur Körperwahrnehmung
 Übungen zur Raumwahrnehmung
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Es gibt natürlich auch
Rückfallsphasen, in denen er zuerst
jede Mitarbeit verweigert, meist gelingt
es aber doch ihn umzustimmen.
Bisher gelernte Buchstaben:
Aa Ii Mm Oo Tt Ss
Das Zusammenlauten bereitet nur
selten Schwierigkeiten und Wörter und
kurze Sätze werden gelesen.
Wichtig ist dabei, dass ………. immer
das Gefühl hat, die „Arbeit“ sei für ihn
leicht bewältigbar. Er freut sich dann
sehr über sein Vermögen und spornt
sich dadurch vermehrt selbst an.
Die Schrift im Heft ist wie erwartet sehr
unklar; der Mutter ist zu dem jetzigen
Zeitpunkt aber das dadurch vermittelte
Gefühl der „Normalität“
außerordentlich wichtig.
Die Handhabung des Computers
gelingt sehr gut.
 Bedeutung bzw. Zusammenhang von Menge und Zahl 1 bis 5
o Erkennen und benennen der Mengen
Mengen und Zahl zuordnen
Zahlen schreiben
 Bilden von rhythmischen Reihen
Klatschübungen
Legeübungen (Form, Farbe, Form und Farbe)
Der Zahlenbereich bis 5 ist sehr gut
gefestigt.
 Körperschema entwickeln und Körperteile benennen
Körperteile bei sich selbst / bei Partner berühren, zeigen, benennen
Körperteile spüren (Berührung direkt oder mit Material-Sandsäckchen,
Massagerollen, …)
Fingerübungen in Spielform
 Farben benennen
(siehe Förderplan Farben)
Sich mit der Umwelt auseinandersetzen
 Gespräche über Ereignisse und Erlebnisse zu Hause
Aufbau von Sozialkontakten durch gemeinsames Erzählen, Fragen
stellen und einfaches Plaudern
 Anbahnen von Kontakten in der Pause, im Turnunterricht, WP, ………..
 Gemeinsam Bücher anschauen bzw. vorlesen und besprechen
………. hat manchmal Probleme mit
dem Verständnis, da sein Wortschatz
eher gering ist.
 Fotos anschauen und besprechen
 Gemeinsames Spielen (Bausteine, Puzzle, Memory, Kartenspiele,
Plastilin, Rollenspiele mit Plastilinwerken wie Torten, Knödel, Tiere,…,
Steckspiele, Fädelspiele, …..)
 Allgemeine Verhaltensformen trainieren
(Taschentuch; Wie esse ich meine Jause?; Verbaler Umgang mit
Mitschülern bzw. Lehrern; ……)
 Herbst
Veränderungen in der Umwelt wahrnehmen (Pflanzen, Kleidung, Wetter,
.....)
Naturmaterialien sammeln und verwerten (Gestaltung von Bildern, …..)
Bei Themen, die aus seiner Umwelt
kommen, weiß er Genaues zu
berichten.
In der Großgruppe verhält er sich eher
sehr zurückhaltend und gibt auch sein
Wissen (das oft vorhanden wäre),
nicht immer Preis.
 Gemeinsame Feiern gestalten
Adventzeit
Nikolaus
Kreativität und Bewegung
 Gestaltung von verschiedenen Zeichnungen
 Bauen mit verschiedensten Materialien (Holzbausteine, „Plättchen“,
Naturmaterialien, Wolle, Plastilin, ……..)
 Umgang mit verschiedenen Malmaterialien (Wasserfarben mit Pinsel,
Malen mit Fingern, Wachskreiden, Farbstifte, ……)
 Gemeinsames Singen von Liedern
lustige Lieder mit Bewegungsangebot (z.B.: Zehn kleine Zappelmänner;
Ein kleiner grauer Esel; Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad (+ neue
Strophen dazu erfinden); …….
 Gemeinsames Singen von Liedern passend zur Jahreszeit
 Verschiedene Bewegungserfahrungen sammeln durch
 Angebote in Bewegungsparcours (klettern, schaukeln, kriechen,
krabbeln, hüpfen, balancieren, Hindernisse überwinden, weich fallen,
werfen, fangen, ……)
 Angebote mit verschiedenen Materialien
 alleine, mit Partner, in der Gruppe
bzw. sich selbst für eine dieser Formen entscheiden
33
Im Turnunterricht müssen wir eine
Balance zwischen Hinweisen durch Fr.
.......... und seinem manchmal starken
Bewegungsdrang finden.
Oft geht er aber auch unwillig in
diesen Unterricht, da er das Umziehen
hasst. Er hat dies auch selbst so
formuliert; mit der Mutter wurde daher
vereinbart, dass er an diesen Tagen
eine Weste statt eines Pullovers
anzieht.
Weihnachten
bis
Ostern
Kulturtechniken
 Weiterarbeit mit den Buchstaben
o Buchstabe / Laut – Übungen
o Anlautübungen (Wortschatz)
o Wahrnehmungsübungen in allen Bereichen
o Wörter lesen
o Sätze lesen und Inhalt wiedergeben
o
o
o
Schriftzug
Besonderes Augenmerk auf Benutzung des Computers (Absprache
SPZ für Körperbehinderte)
Wörter abschreiben
Merkwortschatz aufbauen
 Sprache
o Kurze Sätze grammatikalisch richtig (verständlich) formulieren
 Mathematik
o Weiterarbeit im Zahlenbereich bzw. dessen Erweiterung
o Verständnis für Rechenzeichen ausbilden (und bzw. weg)
o Rechnungen in den jeweiligen Zahlenbereichen durchführen können
o Begleitend immer wieder Übungen zum Bereich Körper,
Raumwahrnehmung
(siehe FÖ Plan der Kinder des S-Klassen Bereiches).
Ostern
bis
Schulschluss
Bisher noch gelernte Buchstaben:
Ll Ee Nn Ei ei
Wörter mit diesen Buchstaben können
erlesen werden, ebenso wie kurze
Sätze.
Das Zusammenlauten wurde begriffen
und kann auch angewendet werden.
………. muss aber immer wieder dazu
angehalten werden auch den Sinn des
Gelesenen miteinzubeziehen. Er liest
und weiß nicht was er gelesen hat; bei
Fragen zum Verständnis und dem
Hinweis es noch einmal zu lesen
gelingt ihm das aber sehr wohl.
Die Grammatik in kurzen Sätzen hat
sich stark verbessert, leider spricht er
noch immer fast nicht
in der Großgruppe.
Der Aufbau eines Merkwortschatzes
wurde zu Gunsten eines vermehrten
Lesetrainings auf die 2. Klasse
verschoben.
Der Zahlenbereich wurde bis 7
erweitert; Plus- und Minusrechnungen
werden mit Anschauung durchgeführt.
Kulturtechniken
 Weiterarbeit mit den Buchstaben
o Übungen wie bisher
 Verstärkung des Lesetrainings um die Geläufigkeit zu verbessern und so
mehr Spaß am Lesen zu erwecken
 Sprache
o Kurze Sätze grammatikalisch richtig (verständlich) formulieren
bes. eingekleidet in Spielformen
 Mathematik
o Übungen wie bisher
o Aufbau des Zahlenraumes bis 10
Ende
der 1. Klasse
Beginn
2. Klasse
Umwelt, Kreativität und Bewegung
 Sachunterricht ist stark verknüpft mit Sprechen und findet meist im
Morgenkreis statt
o Besprechen von Veränderungen in der Natur, Tieren, Pflanzen, ….
als Grundlage dienen oft konkrete Gegenstände, Bilder, ….
 Bewegungserziehung erfolgt nach seinen Fähigkeiten, aber nicht in Form
einer speziellen Therapie
bes. Beachtung der Feinmotorik
auch in der Grobmotorik sind Einschränkungen bereits klar zu erkennen;
………. merkt dies selbst und vermeidet solche Bewegungsformen (
Aufstehen aus Hocke, „Häschen hüpfen“,…..)
Sozialverhalten
In diesem Bereich liegt der Schwerpunkt für das restliche Schuljahr!
 Weiterarbeit Stärkung des Selbstwertes
“Ich kann etwas!“ „Ich kann mich auf Neues einlassen und Neues
lernen!“
“Mir wird etwas zugetraut!“ „Ich, als Person, bin wertvoll und wichtig!“
Hier wäre auch Unterstützung durch die Familie nötig!
 Was sind Freunde?
Wie gehe ich mit diesen um?
Halte ich einen Freund zu fest, wird er sich abwenden!
 Umgangsformen im Alltag
 Motivation zum Lernen (ohne Druck, Ermahnung, …)
Dieser Bereich bedarf noch intensiver Bearbeitung.
34
………. kann alle gelernten
Buchstaben und kann mit diesen
Wörter und einfache Sätze lesen.
I M A O T S L E EI N R D U AU W
Das Sinnverständnis ist meist
gegeben, hängt eher mit seiner
Verfassung zusammen. Manchmal will
er einfach nicht und dann kommt auch
kaum etwas dabei raus.
Den Zahlenraum bis 10 beherrscht er
und kann auch + und – Rechnungen
mit Anschauung durchführen.
Im großen Klassenverband spricht er
nach wie vor kaum, im kleineren Kreis
geht es besser.
……….s Sozialverhalten ist immer
noch sehr eigenwillig, sein Selbstwert
in der Schule hat sich aber auf ein
höheres Niveau eingependelt. Er traut
sich etwas zu und ist sehr stolz auf
erbrachte Leistungen.
Soziale Kontakte sind sehr
eingeschränkt eher auf die
Kleingruppe und natürlich seinen
Freund ...........
Zu Hause hat sich kaum etwas
verändert, die Verhaltensweisen aller
Beteiligten sind schon stark tradiert.
Weitere brauchbare Förderplanvorlagen finden sie unter:
• „Förderpläne – kein Problem“ Klasse 1-10 , Dieter Krowatschek, Helga Domsch, 2008,
AOL Verlag
• „Individuelle Förderung planen mit IFDE“, Helge Schulz zur Wiesch, 2006, verlag
modernes lernen
Beispiele – siehe Anhang
Förderplan – Schüler 1
Förderplan – Schüler 2
Autorin
Eva Panholzer
Diplomierte Sonder- und Sprachheilpädagogin,
seit 2007 Leiterin der Allgemeinen Sonderschule Schärding und des SPZ im Bezirk Schärding,
Zusatzausbildung für Integration und Lese- und Rechtschreibdidaktik,
ARGE Leiterin für Sonderpädagogik im Bezirk Schärding,
Referententätigkeit für Volksschul- und Sonderschullehrer/innen
35
Rudolf Mair
Individuelle Förderpläne
Grundlagen und Handhabung im Bundesland Salzburg
Die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler ist ein zentraler Auftrag der
österreichischen Schule.
Mit der Implementierung von SQA – „Schulqualität Allgemeinbildung“ gewinnen
Individuelle Förderpläne für den Bereich der Sonderpädagogik noch größere Bedeutung.
Im Bundesland Salzburg wird nach der flächendeckenden Einführung der Individuellen
Förderpläne vor allem die Evaluation dieser ins Zentrum des Bemühens gerückt.
Schulische Förderung kann in verschiedener Form stattfinden. Die Gestaltung des
Arbeitsplatzes, der Lernumgebung sowie der Lehr- und Lernprozesse stellen ebenso
Fördermaßnahmen dar, wie der klassische Förderunterricht. Besondere Förderkonzepte
wie Sprachheilunterricht, Lese-Rechtschreibtraining, Sprachförderkurse, und eine
Betreuung durch Beratungslehrer/innen sind weitere Möglichkeiten individueller
Förderung.
Im Lehrplan der Allgemeinen Sonderschule ist festgelegt, dass jede Lehrerin/jeder Lehrer
von einer individuellen Planung auszugehen hat.
Mit dem in Salzburg vorliegenden Konzept eines individuellen Förderplanes (download:
(www.landesschulrat.salzburg.at)) wird gewährleistet, dass ein breiter Rahmen an
Informationen strukturiert gesammelt, und daraus Fördervorschläge abgeleitet werden
können. Die Arbeit mit dem individuellen Förderplan unterstützt eine spezifizierte
Unterrichtsplanung im Sinne des Differenzierens und Individualisierens.
Der individuelle Förderplan wird in der Regel von der Sonderschullehrerin/dem
Sonderschullehrer geführt, die Inhalte des individuellen Förderplans müssen jedoch
gemeinsam von allen unterrichtenden Lehrer/innen besprochen und umgesetzt werden.
Der Fördererfolg lebt u. a. davon, dass Informationen von verschiedenen Bezugspersonen
der Schülerin oder des Schülers zusammengeführt werden. Dazu sind
Teambesprechungen über den Förderverlauf nach Bedarf –- mindestens jedoch zweimal
pro Semester -– vorzusehen und mit Datum festzuhalten.
Förderziele und Fördermaßnahmen sollen mit den Erziehungsberechtigten in partizipativer
Weise besprochen werden, um größtmögliche häusliche Unterstützung in der Umsetzung
erreichen zu können. Besonders Förderziele und Fördermaßnahmen im Bereich des
Verhaltens, der Wahrnehmung, Motorik und Kommunikation bedürfen der Zusammenarbeit zwischen Schule und dem außerschulischen Umfeld der Schülerin oder des
Schülers.
Ausgangspunkt des individuellen Förderplanes im Sinne der Darstellung der
Lernausgangslage ist die Schilderung der Stärken des Kindes. Danach erst folgt die
Beschreibung, was noch weniger gut gekonnt wird bzw. die Beschreibung der
Förderbedürfnisse (vgl. Eggert Dietrich, „Von den Stärken ausgehen“, Borgmann 2007).
36
Die zentralen Bestandteile des vorliegenden individuellen Förderplans sind:
1.
Beschreibung des Lernumfeldes
2.
Darstellung der Lernausgangslage
2.1. Darstellung der Lernausgangslage in den Basisbereichen
2.2. Darstellung der Lernausgangslage für Deutsch und Mathematik
3.
Förderziele, Fördermaßnahmen
3.1. Fortlaufende Darstellung
Fördermaßnahmen
der
unterrichtsbezogenen
individuellen
Ziele
und
3.2. Fortlaufende Beobachtungen/Teambesprechungen/Dokumentation
4.
Darstellung des Lernstandes für Deutsch und Mathematik
Die Ersterfassung der Lernausgangslage erfolgt innerhalb eines Zeitraumes von etwa
sechs Wochen nach Zuerkennung des Sonderpädagogischen Förderbedarfs.
Für die Beobachtung und Förderung von Schülerinnen und Schülern in den
Basisbereichen Motorik, Wahrnehmung, Sprache, Aufmerksamkeit/Konzentration,
Kognition, Sozialverhalten und Lern- und Arbeitsverhalten wird der Bogen zur
Schülerbeobachtung und Förderung in der Grundschule als Hilfe empfohlen
(www.landesschulrat.salzburg.at). Markante Veränderungen der Lernausgangslage in den
Basisbereichen werden fortlaufend aktualisiert.
Die Lernausgangslage für die Gegenstände Deutsch und Mathematik wird festgestellt
(Stärken, Schwächen) und zur jeweiligen Lehrplanstufe in Bezug gesetzt.
Die Einträge in den Förderplan sind mit Datum zu versehen.
Im individuellen Förderplan werden relevante Förderziele, welche die Stärken und
Schwächen der Schüler/innen berücksichtigen, festgehalten. Förderziele beziehen sich
entweder
auf
einzelne
Unterrichtsgegenstände,
oder
generell
auf
alle
Unterrichtsgegenstände. Es geht dabei nicht um das Wiedergeben von Lehrplaninhalten
selbst, sondern um die Berücksichtigung spezifischer Stärken/Probleme einzelner
Schüler/innen bei der Erarbeitung von Lehrplaninhalten. Zur Umsetzung der festgelegten
Ziele sind Fördermaßnahmen innerhalb eines überschaubaren Zeithorizontes zu
definieren.
Festgelegte Fördermaßnahmen sind kontinuierlich zu überprüfen, gegebenenfalls neu zu
definieren und an den Lernfortschritt anzupassen. Beobachtungen dazu sind festzuhalten.
Gemeinsame Reflexionen im Team über den Förderverlauf sind nach Bedarf -–
mindestens jedoch zweimal pro Semester -– vorzusehen und in der Spalte Fortlaufende
Beobachtungen/
Teambesprechungen/Dokumentation mit Datum zu vermerken. Mit dem Team sind alle die
Schülerin/den Schüler unterrichtenden bzw. auch alle am Erziehungs- und
Bildungsprozess beteiligten Lehrer/innen gemeint. Das Verständnis des Lernprozesses
des einzelnen Lernenden ermöglicht das Ableiten von Schlussfolgerungen im Sinne einer
optimalen Förderung. Motivations- und Gefühlslagen der Schüler/innen sowie
37
umfeldbezogene Faktoren werden in die Überlegungen einbezogen. Im Sinne der
Dokumentation wird ausgewiesen, ob Förderziele erreicht oder nicht erreicht wurden.
Am Ende des Unterrichtsjahres oder bei Schulwechsel/Klassenwechsel wird der Lernstand
beschrieben. Diese Beschreibung stellt die Lernausgangslage für das Folgejahr bzw. das
neue Lehrer/innenteam dar.
Bei einem Schulwechsel ist der Förderplan – jedoch nur mit schriftlicher
Einverständniserklärung der Eltern oder sonstiger Erziehungsberechtigten – von der
abgebenden Schule an die weiterführende Schule zu übermitteln (die Einverständniserklärung ist Bestandteil des IFP).
Der IFP verbleibt an jener Schule, an der das Kind das letzte Schulbesuchsjahr absolviert
hat. Nach einer einjährigen Aufbewahrungsfrist kann die Unterlage vernichtet werden.
Zur Evaluation der IFP wird derzeit ein Konzept entwickelt, welches einerseits einen
formal-strukturellen Aspekt und andererseits einen inhaltlichen Aspekt berücksichtigen
wird. Schulleiter/innen der jeweiligen Schulen, an denen Kinder mit SPF unterrichtet
werden, sollen in dieses Konzept ebenso eingebunden werden wie SPZ-Leiter/innen (im
Rahmen des SchoG 27a (3))
Wesentlich dabei ist, dass alle zentralen Bestandteile des IFP enthalten sind und die
Relevanz von Förderzielen und durchgeführter bzw. geplanter Maßnahmen gegeben ist.
Im Zusammenhang mit der Umsetzung von SQA – „Schulqualität Allgemeinbildung“ für
den Bereich der Sonderpädagogik soll ab dem Schuljahr 2012/13 ein Rahmen zur
Evaluation von individuellen Förderplänen zur Verfügung stehen.
Autor
Rudolf Mair, LSI Dipl.Päd.
Landesschulinspektor für den Bereich Sonderpädagogik
38
Eva Bernat
Praxis der individuellen Förderplanung in der Steiermark
1. Einleitung
Im Schuljahr 2012/2013 besuchen in der Steiermark 84% aller Kinder mit spezifischen
Förderbedürfnissen den Unterricht in den allgemeinen Regelschulen der Grund- und
Sekundarstufe. Damit liegt die Steiermark hinsichtlich der Integration von Schülerinnen
und Schülern mit spezifischen Förderbedürfnissen an erster Stelle in Österreich.
Zentrales Anliegen der Sonderpädagogik in der Steiermark ist seit Jahren die Bündelung
von Förderressourcen in einem durchgängigen Fördersystem, das bedarfsgerechte und
frühzeitige Förderung für alle bereitstellt. Dieses Fördersystem orientiert sich an der
Förderpyramide des bm:ukk und besteht aus drei Stufen (siehe Fördergarantie im System
Schule/Specht et al., 2007).
Vorausschicken möchte ich außerdem noch, dass die in diesem Artikel verwendete
Terminologie „Kinder mit spezifischen Förderbedürfnissen“ sich an der derzeit international
gebräuchlichen inklusiven Terminologie „children with specific needs“ orientiert, wohl
wissend, dass die derzeitige Gesetzeslage in Österreich immer noch ausschließlich von
Kindern mit und ohne Behinderung spricht. Die Bezeichnung „Kinder mit spezifischen
Förderbedürfnissen“ entspricht aus meiner Sicht jedoch wesentlich präziser dem in der
39
Förderpyramide dargestellten Zugang zu individueller Förderung auf allen Ebenen des
Schulsystems.
2. Fördersystem in der Steiermark
Individuelle Förderung als 1. Stufe der Förderung erfolgt in der Steiermark ausschließlich im Bereich der Regelpädagogik, da Individualisierung und Differenzierung sowie
Förderunterricht im Lehrplan der Volksschule und der Neuen Mittelschule verankert sind.
Für Kinder im Bereich der Volksschule, die den Förderunterricht besuchen sind in der
Steiermark verpflichtende Förderprotokolle zu führen. Diese sind bei Bedarf vorzulegen.
Hinsichtlich der Form gibt es keine einheitlichen Vorgaben. Im Bereich der
Lernstandsdiagnostik wird in bestimmten Abständen der Einsatz von quantitativen
Diagnosematerialien wie der Eggenberger Rechentest, der Salzburger LeseRechtschreibtest oder die Hamburger Schreibprobe als Basis für zielgerichtete
differenzierte Unterrichtsplanung empfohlen.
Rechtliche Grundlagen:
• Rundschreiben 1/2005 bm:bwk: Frühwarnsystem und Frühinformationssystem mit
1.1.2005
• Rundschreiben 11/2005 bm:bwk: Neue Regelung: verpflichtendes standortbezogenes
Förderkonzept beginnend mit dem Schuljahr 2005/06
• Rundschreiben 9/2007 bm:ukk: Initiative „25+“: Individualisierung des Unterrichts
Persönlichkeit und Lernvoraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler in
den Mittelpunkt stellen
• LSR/ I Schu 3/20-2007: Pädagogische Richtlinien Vorschulstufe; gemeinsame Führung
der Vorschulstufe und der 1. Schulstufe
• Erlass VIII Sta 1/57 - 2005 Graz, am 14. 03/2005 - Förderung der leseschwachen
Schülerinnen und Schüler auf der 8. und 9. Schulstufe
• Erlass VIIILe1/4 - 2009 - Qualität in Schule und Unterricht/Zusammenfassung der
wichtigsten laufenden Initiativen
• Erlass IVSta21/2 - 2010 - Bildungsstandards - kompetenzorientiert unterrichten
„Präventive Förderung“ auf der 2. Förderstufe erhalten in der Steiermark Kinder mit
Lernschwächen, die bereits eine Gefährdung im Hinblick auf den Bildungsprozess
darstellen. Diese Förderstufe umfasst derzeit die Bereiche Verhaltensauffälligkeit,
Sprachstörungen, Legasthenie, Dyskalkulie sowie die mobile Betreuung von
sinnesbehinderten Kindern. Voraussetzung für diese niederschwelligen Fördermaßnahmen ist eine fundierte sonderpädagogische Diagnostik und Fördervereinbarungen,
die auf eine begrenzte Zeit mit den Eltern geschlossen werden. Für diese Förderkurse
sind
kindspezifische
Förderpläne
zu
führen
(siehe
zum
Beispiel
http://www.spz.at/174.html). Die Förderung wird von speziell ausgebildeten Fachkräften
durchgeführt, die vom fachlich zuständigen Sonderpädagogischen Zentrum koordiniert
werden.
Rechtliche Grundlagen und pädagogische Erlässe:
• Lehrplan der Allgemeinen Sonderschule
• Erlass LSR/ IV Bi 1/57-2004: Richtlinien zur Betreuung von Schülern und Schülerinnen
mit LRS an APS
40
• Erlass
Neufassung
GZ.:
IVBi1/28-2011
Graz,
am
14.09.2011/
LeseRechtschreibschwierigkeiten (LRS)
• Erlass GZ.: VIIIIe1/9 - 2008 – Verhaltenspädagogische Stützlehrer und Stützlehrerinnen
• Erlass VIIIe1/7-2009 – Maßnahmenkatalog Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern
und Kindern mit besonderen Bedürfnissen
• Allgemeine Richtlinien für den positiven Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit
Aufmerksamkeit-Defizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
• Allgemeine Richtlinien für den positiven Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit
diagnostizierter Autismus-Spektrum-Störung („Autismus“)
• Erlässe vom 15. 1. 1980, Zl.: VII Sa 1/3-1979, und vom 29. 10. 1980, Zl.: Sa 1/7-1980 Errichtung und Durchführung von Sprachheilkursen an Volks-, Haupt-, Sonder- und
Polytechnischen Schulen in der Steiermark
• Maßnahmenerlass II 1990/91 – Errichtung und Durchführung von Sprachheilkursen an
Volks-, Haupt-, Sonder- und Polytechnischen Schulen in der Steiermark/Wiederverlautbarung
Für die Zukunft wäre im Sinne der Qualitätsentwicklung im Rahmen von SQA die
Entwicklung von Qualitätsstandards für die Arbeit in diesen spezifischen Förderbereichen
anzudenken. Der Fachbereich Sprachheilpädagogik Steiermark hat mit dieser
Entwicklungsarbeit bereits im Schuljahr 2009/2010 begonnen und dem Landesschulrat für
Steiermark einen Entwurf vorgelegt.
Auf Förderstufe 3 – Sonderpädagogischer Förderbedarf ist der Individuelle Förderplan
(IFP) für Kinder mit spezifischen Förderbedürfnissen in der Steiermark seit dem Schuljahr
2005 per Erlass des Landesschulrates Steiermark gängige Praxis.
Hierbei gilt:
Das Normalprinzip ist der Regellehrplan und die normale Arbeit in der Klasse sowie der
Glaube an die Leistungsfähigkeit aller Kinder.
Rechtliche Grundlagen und pädagogische Erlässe:
• Lehrplan der Allgemeinen Sonderschule
• Erlass LSR/ VII So 1/10-2005: Individuelle Förderpläne für Schüler und Schülerinnen
mit sonderpädagogischem Förderbedarf
• Rundschreiben 19/2008 bm:ukk: Richtlinien für Differenzierungs- und Steuerungsmaßnahmen im Zusammenhang mit der Feststellung des sonderpädagogischen
Förderbedarfs
• Rundschreiben 6/2009 bm:ukk: Richtlinien für Anwendung von Individuellen
Förderplänen
als
Instrument
der
Unterrichtsplanung,
Evaluierung
und
Qualitätssicherung
im
Unterricht
von
Schülerinnen
und
Schülern
mit
sonderpädagogischem Förderbedarf
Praktische Umsetzung in der Steiermark (Auszug aus dem Erlass von 2005):
Unter Berücksichtigung vorhandener Gutachten (sonderpädagogisches, psychologisches,
medizinisches oder andere Gutachten) und Erkenntnissen aus eigenen pädagogischen
Beobachtungen ist für jedes Kind mit SPF ein Individueller Förderplan zu erstellen und
laufend zu ergänzen.
41
Der Individuelle Förderplan hält wichtige Daten (persönliche Daten, Schullaufbahn, Daten
der Bescheide) und unterrichtsrelevante Informationen (Stärken, Schwächen,
Behinderungen, Entwicklungsstand des Kindes) fest.
Er legt Ziele, die daraus resultierenden individualisierenden Fördermaßnahmen
(methodisch-didaktische Umsetzung der festgelegten Ziele), deren Effektivität, alternative
Beurteilungskriterien und besondere Hilfen und Hilfsmittel fest. Außerdem enthält er
Dokumentationen (Schülerleistungen, Kontakte mit Erziehungsberechtigten, Behörden
etc.) sowie den Evaluierungszeitraum.
Für jedes Kind mit SPF ist ein Förderplan zu führen, an dem alle im gemeinsamen
Unterricht tätigen Lehrerinnen und Lehrer mitzuarbeiten haben. Die Lehrerin oder der
Lehrer mit den meisten SPF-Stunden in der Klasse ist für den Förderplan
hauptverantwortlich.
Bei integrativem Unterricht ohne zusätzlich eingesetzten Sonderpädagoginnen/Sonderpädagogen hat das regionale oder überregionale Sonderpädagogische Zentrum (SPZ) bei
der Erstellung des Förderplans mitzuwirken.
Für Schülerinnen/Schüler mit SPF auf Grund von Verhaltensbehinderung,
Körperbehinderung, Sinnesbehinderung oder Sprachstörung haben die zuständigen
regionalen oder überregional eingesetzten Sonderpädagoginnen/Sonderpädagogen
(Beratungslehrer/in,
verhaltenspädagogische
Stützlehrer/in,
Betreuungslehrer/in,
Sprachheillehrer/in, ...) in Kooperation mit der Klassenlehrerin/dem Klassenlehrer einen
Förderplan zu erstellen.
Der Förderplan muss während der Unterrichtszeit in der Schule aufliegen.
Für die Kontrolle der Förderpläne sind die Schulleitung und die Schulaufsicht zuständig.
Die zuständige Schulleiterin / der zuständige Schulleiter ist für die ordnungsgemäße
Weitergabe der Förderpläne bei Schul- oder Lehrerwechsel verantwortlich.
Im individuellen Förderplan geht es in der Steiermark somit primär darum, das
Lernangebot für Kinder mit spezifischem Förderbedürfnissen so anzupassen, dass es
ihnen ermöglicht wird, am Unterricht in der Regelklasse teil zu haben.
Eine einheitliche Form des individuellen Förderplans über die oben beschriebenen
Rahmenvorgaben hinaus ist in der Steiermark nicht vorgesehen.
Einige Modelle von Individuellen Förderplänen finden Sie unter den folgenden Links auf
www.spz.at unter http://lsr.spz.at/268.html und http://lsr.spz.at/244.html.
Einsicht in individuelle Förderpläne haben alle Lehrpersonen der jeweiligen Klasse, die
Eltern des Kindes, Schulleitung sowie Schulaufsicht und die Leiterin/der Leiter des
zuständigen Sonderpädagogischen Zentrums.
Eine explizite Aufbewahrungsfrist für IFP´s gibt es in der Steiermark nicht.
3. Problemfelder und potenzielle Entwicklungsbereiche
Ein noch sehr wenig entwickeltes Feld – nicht nur in der Steiermark – stellt aus meiner
Sicht die pädagogische Diagnostik und hier die Eingangs- und Verlaufsdiagnostik als
Mittel zur Evaluierung im Rahmen des individuellen Förderplans dar.
Für den Bereich der pädagogischen Diagnostik gibt es weder für die Eingangs- noch für
die Verlaufsdiagnostik derzeit einheitliche Qualitätsrichtlinien. Im Rahmen der
sonderpädagogischen Begutachtung, die oftmals die Basis für den individuellen
42
Förderplan darstellt, werden für die Diagnostik in der Steiermark verschiedene Formen der
nicht-standardisierten entwicklungsorientierten Förderdiagnostik (Lernvoraussetzungen)
verwendet. Für die Diagnostik der Schulleistungen werden seit einigen Jahren wieder
quantitative Diagnosematerialien wie der Eggenberger Rechentest, der Salzburger LeseRechtschreibtest oder die Hamburger Schreibprobe aber auch nicht-standardisierte
diagnostische Verfahren eingesetzt.
Die Kind-Umfeld-Analyse erfolgt hauptsächlich auf Basis von Interviews.
All diese Verfahren zielen auf die Stärken und Schwächen des Kindes und es wird wenig
bis gar kein Augenmerk auf die ressourcenorientierte Lernfelddiagnostik (siehe „Kinder
stärken“; H. Köckenberger; Borgmann Media 2007) gelegt. In der Lernfelddiagnostik
jedoch werden mit Hilfe einer strukturierten Situationsanalyse unauffällige und
problematische Lernsituationen nach den materiellen und sozialen Faktoren hin
untersucht, die das jeweilige Kind im Lernen unterstützen und stärken können. Dies ist aus
meiner Sicht essentiell wichtig, wenn es darum geht, die Lernumgebung für Kinder mit
spezifischen Förderbedürfnissen so anzupassen, dass Lernen für alle Kinder – besonders
auch für Kinder mit sozial-emotionalen Bedürfnissen – möglich ist.
Es gibt verschiedene Arten der Anpassung:
• Quantität:
Anpassung der Menge an Fächern oder Aktivitäten;
• Zeit:
Individualisierung der Fristen zur Fertigstellung einer Aufgabe;
• Förderungshöhe:
Erhöhung der Menge der persönlichen Förderung;
• Lernumfang:
Anpassung der Art, wie Anweisungen an die Schülerin/den
Schüler übermittelt werden;
• Schwierigkeit:
Anpassung der Fähigkeitsstufe, Problemart oder Regeln;
• Lernnachweise:
Anpassungen über die Art, wie Schülerinnen/Schüler auf
Unterweisungen reagieren;
• Teilnahme:
Anpassungen vom Ausmaß, zu dem eine Schülerin/ein Schüler
aktiv an Aufgaben beteiligt ist;
• Alternative Ziele:
Anpassungen der Ziele oder Ergebnisanforderungen bei
Verwendung der gleichen Materialien;
• Funktionaler Lehrplan: Angebot von unterschiedlichen Instruktionen und Materialien,
um die verschiedenen Ziele der Schülerinnen/Schüler zu
erreichen; dies gilt lediglich für Schülerinnen/Schüler mit
mittleren bis schweren Behinderungen.
Auch im Bereich der Verlaufsdiagnostik gibt es derzeit noch keine Vorgaben oder
Empfehlungen im Sinne von Qualitätsrichtlinien.
Vereinzelt gibt es in der Steiermark Ansätze in Richtung der Entwicklung von Modellen zur
Eingangs- und Verlaufsdiagnose für die individuelle Förderplanung vor allem in
Zusammenarbeit mit der KPH im Rahmen von Forschungsprojekten. Aber auch diese
beschränken sich hauptsächlich auf Kind bezogene Förderdiagnostik und lassen die
Lernfelddiagnostik außen vor.
Die Herausforderung der nächsten Jahre wird aus meiner Sicht sein, im Rahmen von
Forschungsprojekten Modelle für eine umfassende Eingangs- und Verlaufsdiagnostik zu
entwickeln, zu erproben und diese in die gesamte pädagogische Landschaft der
43
Steiermark zu implementieren, mit dem Ziel dadurch die individuelle Förderplanung für
Kinder mit und ohne besondere Bedürfnisse qualitativ zu optimieren.
Eine solche gezielte Förderplanung setzt allerdings die Arbeit in interdisziplinären Teams
voraus. Auch die Arbeit in einem Team ist eine Frage von Fähigkeiten (Fähigkeit Arbeit zu
planen, Kommunikationsfähigkeit, Verantwortungsgefühl, Fähigkeit zur unterstützenden
Vielfalt, Fähigkeiten für Feedback und Evaluation) aber sie setzt auch die Einstellung
voraus, dass Kooperation einen positiven fachlichen Wert darstellt.
Die Arbeit in Förderplanteams wird zwar im steirischen Förderplanerlass explizit verlangt,
jedoch gibt es auch hier bis dato keinerlei qualitative Richtlinien.
Aus meiner persönlichen Sicht wären Richtlinien in Bezug auf
• die Zusammensetzung von Förderplanteams (Regelpädagogin/Regelpädagoge,
Sonderpädagogin/Sonderpädagoge, weitere Fachkräfte wie Stützlehrer, Hilfspersonen,
Psychologen,
Therapeuten
sowie
Eltern
und
Schülerinnen/Schüler
und
Teamkoordinator),
• die professionelle Arbeit im Team (Vertrauen und Konflikt, Benennung der Differenzen,
zwischenmenschliche Kommunikation, Problemlösung sowie Entscheidungsfindung),
• die Rollen im Team (Leitung, Kontrolle und Abläufe, Bereitstellung von Ressourcen)
und
• die Evaluierung im Hinblick auf Ziele und Zielsetzungen sehr hilfreich.
Teamarbeit muss als eine Form kollektiver Arbeit verstanden werden, bei welcher
Pädagoginnen/Pädagogen und Fachleute zusammenkommen und Ideen und Strategien
besprechen und Lösungen im Klassen – oder manchmal auch im Schulteam finden.
4. Resümee
Die Einbindung aller schulischen Instanzen in die Erstellung von Entwicklungsplänen im
Rahmen von SQA im Bereich Individualisierung, Differenzierung, Bildungsstandards sowie
individuelle Förderpläne und Übergänge bietet die Chance die Entwicklung eines qualitativ
hochwertigen Fördersystems im Bundesland Steiermark systematisch auf allen Ebnen
weiter zu führen, sei es auf der Ebene des Landesschulrates mit auf alle drei
Förderebenen abgestimmten Qualitätsrichtlinien, der Ebene der Bezirksschulräte mit
regionalen Entwicklungsplänen basierend auf den vorgegebenen Qualitätsrichtlinien, der
Ebene der Schulen mit der praktischen Umsetzung im Rahmen der
Schulentwicklungspläne sowie der Ebene der pädagogischen Hochschulen in Form von
themenbezogenen Forschungsprojekten und Fort- und Weiterbildungsangeboten.
44
Literatur
Specht, W. et al. (2007): Bifie Report „Individuelle Förderung im System Schule;
Negrillo, C. et al; (2009): IRIS – Improvement through research in the Inclusive School Teamarbeit; www.irisproject.eu
Slavin, R.E. (1995): Cooperative learning: Theory, research, and practice. Boston: Edit.
Allyn&Bacon
Thomas, G (1992): Effective Classroom Teamwork: Support or Intrusion? New York:
Routledge
Breslow, L (1998): Teaching Teamwork Skills. TLL Vol. X, No. 4,January/February
Retrieved 7, November 2008 from
http://web.mit.edu/tll/tll-library/teach-talk/teamwork-1.html
Gibbs, G. (1994). Learning in Teams: A Student Manual. Headington, Oxford: The Oxford
Centre for Staff Development.
Ratzburg, W.H. (2005): Team effectiveness: Meeting evaluation scale. OBNotes.HTM
Retrieved from 2, February, 2009 from
http://www.geocities.com/Athens/Forum/1650/meetingevaluationform.html
- Ratzburg, W.H. (2005): Team effectiveness inventory. OBNotes.HTM Retrieved from 2,
February, 2009 from
http://www.geocities.com/Athens/forum/1650/qteameffectiveness.htm
- Ratzburg, W.H. (2005): Team development. OBNotes.HTM Retrieved from 2, February,
2009 from http://www.geocities.com/Athens/forum/1650/htmlgroups05.html
Autorin
Eva Bernat
Leiterin des Sonderpädagogischen Zentrums Graz
Lehramt für Allgemeine Sonderpädagogik, Schwerstbehindertenpädagogik, Sprachheilpädagogik und
Interkulturelles Lernen
Referentin im Lehrgang „Sonderpädagogische Gutachten“
Leiterin der AG „Inklusions- und Sonderpädagogik Steiermark“
Bereichsleiterin für Sonderpädagogik und Inklusion im Pädagogischen Beirat Graz
Vorsitzende der Landesgruppe Steiermark der Österreichischen Gesellschaft für Sprachheilpädagogik
45
Ursula Komposch
Förderplanung anders denken (Steiermark)
1. „Vor“ der Förderplanung – Das Sonderpädagogische Gutachten
Die Feststellung eines Sonderpädagogischen Förderbedarfs (SPF) stellt eine bedeutsame
Maßnahme für den Bildungsweg einer Schülerin bzw. eines Schülers dar, die eine
sorgfältige Überprüfung und Abwägung erfordert. Aus diesem Grund ist darauf zu achten,
dass etikettierende Zuschreibungen vermieden werden und gleichzeitig die erforderliche
sonderpädagogische Förderung sichergestellt wird.
Das Sonderpädagogische Gutachten ist eine unabhängige Expertise einer
Sonderschullehrerin bzw. eines Sonderschullehrers mit entsprechender Qualifikation. Es
erhebt im Gegensatz zur medizinischen und psychologischen Sicht den auf den jeweiligen
Lehrplan bezogenen aktuellen Entwicklungsstand eines Kindes unter Einbeziehung des
Umfeldes im Hinblick auf eine angemessene Förderung. Damit kommt dem
Sonderpädagogischen Gutachten eine zentrale Stellung im gesamten Prozess zu. Im
Rundschreiben Nr. 19/2008 des bm:ukk wird explizit darauf hingewiesen, dass neben der
praktischen Erfahrung eine entsprechende Qualifikation für die Gutachterinnen- und
Gutachtertätigkeit erforderlich ist.
Im Sinne der Qualitätssicherung und Qualitätssteigerung wurde eine bundesweite
Empfehlung für ein Lehrgangskonzept erarbeitet. Dieses Rahmencurriculum vereint
wissenschaftliche Erkenntnisse mit praktischen Erfahrungen mit dem Ziel, Lehrerinnen
und Lehrer für die Gutachtertätigkeit zu professionalisieren.
Seit dem Studienjahr 2010/11 bietet die Pädagogische Hochschule Steiermark den
zweisemestrigen Lehrgang „Das Sonderpädagogische Gutachten“ im Umfang von 6 ECTS
an. Der Lehrgang gilt als erfolgreich abgeschlossen, wenn alle Module positiv absolviert
wurden und ein Mustergutachten, d. h. eine auf den Lehrveranstaltungen beruhende,
schriftliche Darstellung der jeweiligen Aufgabenstellungen und Erkenntnisse, erstellt
wurde. Dieses ist auf wissenschaftlicher Basis zu verfassen, dokumentiert den
persönlichen Lernweg und zeigt eine reflektierte Arbeit der Gutachter/innen. Auch wird das
erstellte Mustergutachten im Rahmen einer multimedialen Darstellung für alle
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Lehrgangs präsentiert. Für die Absolventinnen und
Absolventen des Lehrgangs werden im Rahmen der Lehrerinnen- und Lehrerfortbildung
„follow-up“-Veranstaltungen angeboten, die sich einerseits mit einem Thema vertiefend
auseinandersetzen (z. B. Diagnostik bei Sehbehinderung und Blindheit, besondere
erzieherische Bedürfnisse, SPF und Deutsch als Zweitsprache – Grenzen und
Herausforderung) und andererseits das Netzwerk der steirischen Gutachterinnen und
Gutachter stärken sollen.
Die Qualitätsstandards hinsichtlich des Gutachtens sind klar festgelegt, auch der
Diagnoseprozess ist genau geregelt. Das Sonderpädagogische Gutachten wird an den
Bezirksschulrat übermittelt und dort verwaltet. Erziehungsberechtigte haben im Rahmen
des Parteiengehörs Einsichtsrecht. Eine Weitergabe des Sonderpädagogischen
46
Gutachtens an Lehrerinnen oder Lehrer ist ausschließlich mit dem Einverständnis der
Erziehungsberechtigten möglich, der Datenschutz ist auf allen Ebenen zu gewährleisten.
2. Fördern „mit“ Plan? – Grenzen und Chancen
Im Wort „Plan“ stecken viele Botschaften: die Vorstellung einer zukünftigen
Handlungsabfolge, Absicht, Vorhaben, aber auch eine Landkarte kann unter Plan
verstanden werden. Die Aussicht, dass ein individueller Förderplan auch als gemeinsame
Reise zwischen Lehrperson und Schülerin bzw. Schüler auf einer Art „pädagogischen
Landkarte“ sein kann, stellt einen spannenden Zugang dar. Eine Lernlandkarte kann ganz
individuell Orientierung bieten. Wenn Lehrerinnen oder Lehrer einen Plan nur als Plan
ansehen, kann folgendes passieren:
„Die Auflistung von Aufgaben in Form eines abzuarbeitenden Plans zeigt tendenziell den
Effekt, dass der Aspekt der Planerfüllung sich vor die inhaltliche Auseinandersetzung mit
der Aufgabe bzw. mit der Sache schiebt“ (Huf & Breidenstein, 2009, S. 23).
Hauer und Feyerer (2006) geben an, dass nur etwa die Hälfte der Sonderschullehrerinnen
und Sonderschullehrer, die einen Individuellen Förderplan schreiben, diesen auch als
wichtig erachten. Dagegen sieht die Schulaufsicht in der Erstellung der Pläne „ein
Kernstück der sonderpädagogischen Arbeit“ (Hauer & Feyerer, 2006, S. 56).
Laut Eggert (2003) soll ein Individueller Förderplan ein Plan für Schülerinnen und Schüler,
ein Plan für Lehrerinnen und Lehrer und eine Dokumentation der Entwicklung einer
Schülerin bzw. eines Schülers sein. Die Planerstellung soll auf keinen Fall eine Aufgabe
sein, die routinemäßig erfüllt wird. Auch ist es für Lehrpersonen eine Herausforderung die
Förderung als unterstützendes Angebot wahrzunehmen und nicht an einer an Defiziten
orientierten Sichtweise des Förderbegriffs festhalten. Laut Eggert und Bermann (2007) soll
der Ausgangspunkt jedes individuellen Förderplans im Sinne der Darstellung der
Lernausgangslage die Schilderung der Stärken des Kindes bzw. des Jugendlichen sein.
Erst danach folgt die Beschreibung, was weniger gekonnt wird und dann erst die
Beschreibung der Förderbedürfnisse.
Als Grundlage für jede Lehrerin und jeden Lehrer steht Differenzierung und
Individualisierung. Laut Peschel (2010) gibt es aber einen entscheidenden Unterschied
zwischen diesen beiden Maßnahmen in der pädagogischen Praxis. Die Differenzierung
geht vom durchgenommenen Lernstoff aus, d. h. es gibt nicht mehr ein Lernarrangement
für 25 Kinder, sondern mehrere Lernarrangements. Lehrerinnen und Lehrer erstellen mit
viel Mühe verschiedene Arbeitsblätter und Materialien für ihre Schülerinnen und Schüler,
aber sie richten sich trotzdem nach dem Lernstoff, der gerade durchgenommen wird und
nicht nach dem einzelnen Kind. Individualisierung hingegen beinhaltet nicht nur die
Abstimmung zwischen Lehrstoff und Kind, sondern vor allem auch die Wertschätzung der
Individualität jeder Schülerin und jeden Schülers. Der Lerninhalt muss für das Kind
Bedeutung haben und zur Klärung seiner eigenen Lebenswelt dienen.
Die große Herausforderung besteht darin, dass Lehrerinnen und Lehrer eine Verbindung
zwischen dieser Demokratisierung von Lernwegen und Förderung durch individuelle Pläne
sehen können. Gibt es eine Möglichkeit, dass ein Unterricht, der vorwiegend auf
Autonomie und Eigenverantwortung ausgerichtet ist, auch Kindern mit besonderen
Förderbedürfnissen gerecht wird? Individuelle Förderpläne könnten hierbei ein Instrument
47
zur Feststellung von Lernausgangslagen sein, die das Lernen begleiten und entwickeln
und zur dauerhaften Prozessbegleitung und zur Qualitätssicherung dienen, in die das Kind
bzw. der Jugendliche von Beginn an mit einbezogen wird.
Ein zentraler Punkt ist die Einbeziehung des einzelnen Kindes mit seinem ganzen Umfeld.
Für Boban und Hinz (2003) ist ein Perspektivenwechsel von der Defizitorientierung hin zur
Kompetenzorientierung, beispielsweise durch das in Amerika unter dem Begriff MAP
(Making Action Plan) entwickelte und erprobte Konzept, möglich. Bei dieser Methode
entwickelt eine Gruppe von verschiedenen Personen aus dem Umfeld des Kindes im
Rahmen einer „Persönlichen Zukunftskonferenz“ gemeinsam mit dem Kind einen
Förderplan. Hauer und Feyerer (2006, S. 76) gehen davon aus, dass gegenwärtig nur ca.
10% der Lehrpersonen die Einbeziehung der Schülerin bzw. des Schülers für die
Erstellung eines Förderplans als eine Option ansehen. Das Kind bzw. der Jugendliche hat
aber eine zentrale Stellung im Prozess der Förderplanarbeit.
Mit der Erstellung eines individuellen Förderplanes übernimmt die Lehrerin bzw. der
Lehrer Mitverantwortung für den Lernzuwachs ihrer Schülerinnen und Schüler. Laut Winter
(2006) sollte Förderung möglichst nah am Unterricht selbst stattfinden bzw. in ihm
integriert werden. Vor dem Hintergrund der Individualisierung steht der Individuelle
Förderplan in Bezug zur Gestaltung der Lernumgebung.
Abbildung 1: Eigene Darstellung
48
Mind-Map-Konzept
Eine praktische Möglichkeit, die individuelle Förderplanung mit der Gestaltung der
Lernumgebung zu verknüpfen, ist das Mind-Map-Konzept. Bei der Anfertigung einer MindMap wird laut Brinkmann (2009) zuerst ein Thema in die Mitte gesetzt, von hier aus wird
für jeden Unterpunkt eine Linie gezeichnet. Von diesen eingezeichneten Ästen gehen
wiederum Linien („Zweige“) ab, auf denen die Hauptgedanken untergliedert sind. Durch
die Anfertigung einer Mind-Map visualisieren die Lehrerin bzw. der Lehrer gemeinsam mit
der Schülerin bzw. dem Schüler die Struktur des Lerngegenstandes. Ausgangspunkt sind
hierfür die Stärken des einzelnen Kindes bzw. Jugendlichen in Verknüpfung mit
Lehrplanforderungen des Gegenstandes über einen gewissen Zeitrahmen.
Beispiel für eine Mind-Map: Schülerin Ela ist 10 Jahre alt und hat einen SPF – sie wird in
allen Gegenständen nach dem Lehrplan der Allgemeinen Sonderschule (ASO-LP) der 4.
Stufe unterrichtet (Deutsch nach dem ASO-LP der 3. Stufe). Sie ist sehr schüchtern und
will nicht vor ihren Mitschülerinnen und Mitschülern sprechen. Der Förderschwerpunkt liegt
momentan in Deutsch im Bereich des Sprechens mit dem Ziel, dass Ela sich zutraut vor
der gesamten Klasse zu sprechen. Ein mögliches Beispiel einer Mind-Map für Ela könnte
wie folgt aussehen:
Abbildung 2: Eigene Darstellung
49
Lernlandkarten
Eine weitere Möglichkeit die individuelle Förderplanung „anders“ zu denken ist, den
Förderplan über eine Lernlandkarte anzulegen. Jede Landkarte dient der Orientierung
und nach Wildt (2009) dient eine Lernlandkarte zur Orientierung im individuellen
Lernprozess. Von der Lehrerin bzw. vom Lehrer entworfene Landkarten können der
Schülerin bzw. dem Schüler helfen, den eigenen Lernstand klarer zu sehen und sie
können selbst Ansatzpunkte für ein erfolgreiches Weiterlernen einbringen. Die Quelle der
Idee „Lernlandkarte“ ist eine Metapher und assoziiert Vorgänge des Lernens mit der
räumlich-geografischen Orientierung bei der Suche nach Zielen und den dahin führenden
Wegen. Lernlandkarten können nicht nur individuelle Lernwege und Lernfortschritte
festhalten, sondern deren Erstellung die Auseinandersetzung mit den Gegenständen
vorantreiben. Hierbei zeigt sie ihr Potenzial als Auslöser diagnostischer Kommunikation
zwischen Lernendem und Lernbegleiter.
Dasselbe Beispiel von Ela (wie in Abbildung 2 in einer Mind-Map dargestellt ist), könnte in
einer Lernlandkarte wie folgt veranschaulicht werden. Die Wege auf der Landkarte werden
von Lehrerin bzw. Lehrer und Schülerin bzw. Schüler gemeinsam „begangen“.
Abbildung 3: Eigene Darstellung
In diesem Sinne – auf die „Pläne“ - fertig - los!
50
Literatur
Boban, I. / Hinz, A. (2003) Förderpläne - für integrative Erziehung überflüssig!? Aber was
dann?? In: Mutzeck, W. (Hrsg.): Förderplanung. Weinheim: Beltz.
Bauer, L. (Hrsg. 2010) Der Sonderpädagogische Förderbedarf. Qualitätsstandards und
Informationsmaterialien. Verfügbar unter:
http://www.cisonline.at/fileadmin/kategorien/Der_sonderpaedagogische_FoerderbedarfQualitaetsstandards_und_Informationsmaterialien.pdf [02.03.2013]
Brinkmann, A. (2009). Map in and map out. Mit Mind- und Concept-Maps Wissensnetze
visualisieren und lernen. In: Lernchancen – alle Schüler fördern, Heft 71/09.
Curriculum: Das Sonderpädagogische Gutachten. Verfügbar unter:
http://i3.phst.at/index.php?id=2347 [27.02.2013]
Eggert, D (2003). Individueller Förder- und Entwicklungsplan. Verfügbar unter:
http://nibis.ni.schule.de/~infosos/foerder_u_entwicklungsplan-00.htm [01.03.2013]
Hauer, K. & Feyerer, E. (2006). Individuelle Förderpläne für Schüler/innen mit ASOLehrplan. Verfügbar unter http://www.cisonline.at/index.php?id=289 [01.03.2013]
Huf, C. & Breidenstein, G. (2009). Schülerinnen und Schüler bei der Wochenplanarbeit.
Beobachtungen zur Eigenlogik bei der „Planerfüllung“. In: Pädagogik 61, Heft 4/09
Josch – Pieper, H. (2009). Gemeinsam eigene Wege gehen. In: Lernchancen – alle
Schüler fördern, Heft 71/09.
Peschel, F. (2010). Offener Unterricht – Idee, Realtität, Perspektive und ein
praxiserprobtes Konzept in der Evaluation. 6. Aufl. Baltmannsweiler
Wildt, M. (2009). Wo stehe ich – wo will ich hin? Lernlandkarten In: Lernchancen – alle
Schüler fördern, Heft 71/09.
Winter, F. (2006). Diagnosen im Dienst des Lernens. In: Becker, G. & et al (Hrsg.)
Diagnostizieren und Fördern. Stärken entdecken – Können entwickeln, Friedrich
Jahresheft XXIV 2006
Interaktive Möglichkeiten zur Mind-Map-Erstellung unter http://freemind.softonic.de/ oder
www.prezi.com
Autorin
Ursula Komposch, Mag.a
Mitarbeiterin an der Pädagogischen Hochschule Steiermark im Bereich der Aus-, Fort- und Weiterbildung mit
den Schwerpunkten Inklusion, Persönlichkeitsbildung, Interkulturelle Bildung, Ganztägige Schulformen;
Lehrgangsleiterin des Lehrgangs „Das Sonderpädagogische Gutachten“.
Lehramt für Allgemeine Sonderpädagogik, Schwerstbehindertenpädagogik, Sprachheilpädagogik;
Universitätsstudium Pädagogik und Fächerkombination mit dem Schwerpunkt der Erwachsenenbildung;
langjährige Erfahrung als Sonderschullehrerin in der Volksschul- und Hauptschulintegration
51
Mary Krismer
Handreichung für Schülerinnen und Schüler mit SPF
Förderplanung und Qualitätssicherung in Tirol
Erlass – Richtlinien
Individuelle Förderpläne für Kinder und Jugendliche mit sonderpädagogischem
Förderbedarf sind seit 1996 vorgesehen. Die Richtlinien sind im Rundschreiben Nr. 6/2009
des bm:ukk festgeschrieben und bilden die Basis für die Unterrichtsplanung bzw. für die
Evaluierung und Qualitätssicherung bei der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern mit
sonderpädagogischem Förderbedarf. (Vgl. bm:ukk, 2009, Rundschreiben Nr. 6)
http://www.sonderpaed.tsn.at/content/links-downloads
Wozu dient der Förderplan?
Der Förderplan soll der Schülerin/dem Schüler eine angemessene Unterstützung
entsprechend der individuellen Lernausgangslage bieten. Dieser beinhaltet die
allgemeinen Daten der Schülerin/des Schülers, die Lernausgangslage (Ist-Zustand), die
grob- und feindefinierten Lernziele, den Lernfortschritt und die Lernerwartungen, sowie
beabsichtigte Maßnahmen zur weiteren Förderung. Der Förderplan wird im Team erstellt
und ist das Ergebnis des Austauschs aller am Unterricht und an der Förderung Beteiligten
(Lehrer/innen, Sprachheillehrer/innen, Therapeutinnen/Therapeuten, Eltern, eventuell
auch der Schülerin/des Schülers selbst). Förderpläne sind die Grundlage für die
Unterrichts- und Erziehungsarbeit, stellen den Förderprozess übersichtlich dar und
machen ihn somit leicht nachvollziehbar.
Ein Förderplan versteht sich als Arbeitsplan für die beteiligten Lehrer/innen und dient als
Entwicklungsplan für die Schülerin/den Schüler. Förderplanung ist ein offener dynamischer
Prozess, zeitlich begrenzt und muss regelmäßig überprüft und neu angepasst werden. Die
Dauer der Gültigkeit ist abhängig vom Grad der Konkretisierung und kann einen Zeitraum
von drei Monaten bis zu einem halben Jahr umfassen. Die Form/Darstellungsweise des
Förderplans ist variabel, sollte aber der Schülerin/dem Schüler und den
Arbeitsgewohnheiten des Teams entsprechen und muss die Grundsätze einer
Förderplanung berücksichtigen.
Förderung als „Prozess“
Für Schülerinnen und Schüler die infolge physischer oder psychischer Behinderung den
Anforderungen des Lehrplans der Volksschule oder der Neue Mittelschule nicht mehr zu
folgen vermögen, wird der sonderpädagogische Förderbedarf festgestellt. Der Unterricht
erfolgt nach bescheidmäßig festgelegtem Sonderschullehrplan. Als Qualitätssicherungsmaßnahme gibt es Richtlinien, die im Vorfeld der Feststellung des Sonderpädagogischen
Förderbedarfs einzuhalten sind:
52
o Richtlinien

Auftragsklärung
- Kontaktaufnahme der Schule mit SPZ
- Fallbesprechung
- Elterngespräche
o Beobachtungszeitraum

Schülerbeobachtung mind. 6 Monate vor Antragsstellung

schulinterne Fördermaßnahmen (schriftlich)
- Schulische Unterstützungssysteme
Beratungslehrer/innen
Sprachheillehrer/innen
- Förderunterricht
- andere schulische Ressourcen

Außerschulische Ressourcen
- Eltern
- Nachhilfe
- Therapeutische Einrichtungen
o Antragsstellung

Beratungsgespräch

Schülerbeobachtungsbogen

Vernetzungsgespräche
- Eltern, Lehrer/innen, Beratungslehrer/innen, außerschulische Helfersysteme,
etc.
o Gutachtenerstellung

Das sonderpädagogische Gutachten ist Ausgangspunkt für die Erstellung des
ersten Förderplans aus dem sich in weiterer Folgte der Lernbegleiter entwickelt.
o Erstellen der individuellen Förderplanung

Beispiel
- Förderplan
- Lernbegleiter

Formulierungshilfen
53
Beilagen – siehe Anhang
Persönlicher Lernbegleiter – leer
Persönlicher Lernbegleiter – anonymisiert
SPF-Förderplan
SPF-Fragebogen – Klassenlehrer/neu
Förderplan-Formulierungen
Autorin
Mary Krismer
Beratungslehrerin für Kinder und Jugendliche mit Verhaltensauffälligkeiten,
Mitarbeiterin SPZ Zams
54
Irma Mathis, Konrad Müller, Johann Weiß
Individuelle Förderplanung in Vorarlberg
Einleitung
Individuelle Förderpläne (IFP) sind gesetzlich seit 1996 für Kinder und Jugendliche mit erhöhtem sonderpädagogischem Förderbedarf (eSPF) vorgesehen, für Kinder und
Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) seit 2008 – mit dem
Inkrafttreten des neuen Lehrplans für die Allgemeine Sonderschule.
Im Mittelpunkt der Förderplanung steht das Kind/der Jugendliche mit seinen Stärken und
Ressourcen. Die Haltung der Wertschätzung soll auch im sprachlichen Ausdruck spürbar
werden.
Ein wichtiger Aspekt der Förderplanung ist die Weitergabe des Wissens an die
nachfolgenden Pädagoginnen und Pädagogen im Schulbereich. An das Gebot der
Verschwiegenheit nach außen sind von Gesetzes wegen sowieso alle Mitarbeiter/innen
gebunden. Die Weitergabe der Daten des Förderplans innerhalb der Pflichtschulen sehen
wir als pädagogische Notwendigkeit.
Was ist ein Förderplan?
Der Förderplan ist ein schriftlich vorliegendes Arbeitsinstrument für alle an der Förderung
Beteiligten. Es handelt sich dabei um einen prozessorientierten Tätigkeitsplan, der
überschaubar, flexibel und praktikabel sein muss.
Der individuelle Förderplan enthält eine pädagogische Diagnose und benennt aus
ganzheitlicher Sicht konkrete Ziele und Maßnahmen. Er dokumentiert den individuellen
Lern- und Entwicklungsfortschritt.
Der Förderplan ist durch die gemeinsame Verantwortung aller Beteiligten getragen. Erziehungsberechtigte und Schüler/innen sind als aktiv Agierende in den Prozess der
Förderplanung mit einzubeziehen. Der Förderplan ist einer regelmäßigen Überprüfung zu
unterziehen.
Erstellungsgrundlagen für den Förderplan
 Beobachtungen der Schülerin/des Schülers
 Gespräche mit der Schülerin/dem Schüler
 dokumentierte Förderergebnisse
 Gespräche mit Erziehungsberechtigten
 interdisziplinäre Kooperation
 vorhandene Gutachten
 Teamberatungen
55
Leitfragen bei der Erstellung des Förderplans
 Welche Bedeutung hat das Förderangebot für die Lebensbewältigung der Schülerin/des
Schülers?
 Knüpft das Förderangebot an den Bedürfnissen und Interessen der Schülerin/des
Schülers an?
 Erweitert das Förderangebot den individuellen Handlungsradius der Schülerin/des
Schülers?
 Trägt das Angebot zum Aufbau zwischenmenschlicher Beziehungen bei?
 Beinhaltet das Förderangebot bedeutsame Wahrnehmungsqualitäten?
 Ermöglicht das Angebot wichtige sensomotorische Erfahrungen?
 Ist die Durchführung des Förderangebotes durch ausreichende personelle und
materielle Voraussetzungen abgesichert?
Organisation der Förderplanbesprechungen
Die Klassenlehrerin/Der Klassenlehrer bzw. die Primärbetreuerin/der Primärbetreuer lädt
mindestens zweimal pro Schuljahr zu verpflichtenden Förderplanbesprechungen ein. Alle
Lehrerinnen und Lehrer, die mit dem Kind/Jugendlichen arbeiten, bringen sich ein.
Eingeladen werden außerdem die Therapeutinnen/Therapeuten und weitere Personen, die
mit dem Kind/Jugendlichen arbeiten (Mittagsbetreuung, Praktikantinnen und Praktikanten,
Zivildiener usw.). Wer für das Protokoll zuständig ist, wird zu Beginn der Besprechung
geklärt.
Pro Kind/Jugendlichen werden bis zu zwei Förderschwerpunkte festgelegt, die im
kommenden Halbjahr von allen be(ob)achtet werden.
Der Zeitpunkt der Besprechungen ist so zu wählen, dass die Inhalte anschließend mit den
Erziehungsberechtigten kommuniziert und diskutiert werden können – also vor den Elternsprechtagen.
Der Mantelbogen
Im Mantelbogen (Anhang 1) werden alle in Zusammenhang mit der Förderplanung
erstellten Dokumente aufbewahrt (Grunddaten des Kindes, Gutachten). Die Protokolle der
Förderplanbesprechungen sind ebenfalls in den Mantelbogen einzulegen.
Die Termine mit Erziehungsberechtigten, Jugendwohlfahrt, Therapeutinnen, Therapeuten
usw. sind im Mantelbogen zu dokumentieren.
Die Erziehungsberechtigten werden bei den Elternsprechtagen über die
Fördermaßnahmen in allen notwendigen Details informiert. Darüber ist ein kurzes
Ergebnisprotokoll zu verfassen (z. B. über strittige Inhalte oder auch Übereinstimmungen)
und im Mantelbogen einzulegen.
Landesweit gültige Vorgaben und Vorlagen für alle Schulen
 Website Sonderpädagogik in Vorarlberg: www.vobs.at/cis
 Förderplanung: www.vobs.at/cis/index.php?id=96
56
Individuelle Vorgaben und Vorlagen an einzelnen Standorten,
z. B. an der Sonderschule Götzis
 Jede Lehrerin/jeder Lehrer ist verpflichtet, ein „Pädagogisches Tagebuch“ zu führen:
Dokumentation besonderer Ereignisse mit Datums- und Zeitangabe (die Form ist frei:
Eintrag in einem Kalender oder separate Schülerblätter oder …)
 Vorlage „Beobachtungsbogen“ (zur Vorbereitung auf die Förderplanbesprechung) – falls
jemand an der Besprechung nicht teilnehmen kann, ist diese Vorlage schriftlich zu bearbeiten und der Primärlehrerin/dem Primärlehrer zu übergeben (Beispiel einer Vorlage
für Kinder/Jugendliche mit erhöhtem SPF von Rudi und Ursula Vedovelli als Anhang 2)
 Protokollvorlagen:
Bei neuen Schülerinnen/Schülern: Auswahl einer Vorlage des Landes, Website:
www.vobs.at/cis/index.php?id=96
Bei
schon
bekannten
Schülerinnen/Schülern
werden
ein
bis
zwei
Handlungsschwerpunkte vereinbart und formuliert (schulinterne Protokollvorlage als
Anhang 3)
Kontrolle und Unterstützung
Für die Kontrolle der Förderplanung sind die Schulleiterin/der Schulleiter und die Bezirksschulinspektorin/der Bezirksschulinspektor zuständig. Bei fachlichen und sachlichen
Unklarheiten kann und soll die zuständige SPZ-Leiterin/der zuständige SPZ-Leiter als
Beraterin/Berater kontaktiert werden.
Bei jedem Lehrerinnen-/Lehrer- oder Schulwechsel hat die Schulleiterin/der Schulleiter für
die vollständige und ordnungsgemäße Weitergabe des Förderplans zu sorgen.
Ausblick: ICF-basierte Förderplanung
ICF-CY: Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit
bei Kindern und Jugendlichen
Buchtipp 1: Luder Reto, Kunz André, Diezi-Duplain Peter: Sonderpädagogische
Förderung gemeinsam planen. Grundlagen, Modelle und Instrumente für eine
interdisziplinäre Praxis. verlag pestalozzianum 2011
Einsichten / Haltungen / Philosophie für eine gelingende Förderplanbesprechung
 Förderplanung ist eine interdisziplinäre Aufgabe aller Beteiligten.
 Förderplanung verlangt die Kooperationsbereitschaft aller Beteiligten.
 Eine gemeinsame Sprache ist von grundlegender Bedeutung (Beobachtungen
phänomenologisch beschreiben – nicht bewerten).
 Der Blick richtet sich auf das ganze System (Familie, Schule, gesellschaftliche
Bedingungen usw.) und nicht auf das Kind/den Jugendlichen allein (Vermeidung von
Stigmatisierung).
 Ressourcenorientiertes Denken und Reden dominieren bei den Besprechungen (Orientierung an den Stärken des Kindes/Jugendlichen).
 Bewusstsein: Gezeigte Leistung und Leistungsfähigkeit des Kindes/Jugendlichen sind
nicht identisch.
57
 Partizipation als Leitbegriff: „Teilhabe“ drückt ein passives „Haben“ aus – „Partizipation“
impliziert ein aktives „Sein“. (WHO 2011)
 Die Schülerinnen, Schüler sowie die Erziehungsberechtigten sind nach Möglichkeit und
in angemessener Weise in die Förderplanprozesse mit einzubeziehen.
Buchtipp 2: Weltgesundheitsorganisation: ICF-CY. Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen. Verlag Hans
Huber 2011
Beispiele – siehe Anhang (www.cisonline.at – Überblick – Bundesländerseite
Vorarlberg – Service – Förderplanung)
1. Mantelbogen (landesweit gültig)
2. Vorlage „Vorbereitung Förderplangespräch“ – Beispiel von Rudi und Ursula Vedovelli
3. Vorlage „Kurzprotokoll Förderplangespräch“ – für Schülerinnen und Schüler, die schon
länger an der Schule sind
4. Förderplanbeispiele
Autorin/Autoren
Irma Mathis, Direktorin
Leiterin der Allgemeinen Sonderschule Hohenems und des SPZ für Schüler/innen mit
Blindheit/Sehbehinderung;
Ausbildungen: Lehrämter VS, ASO mit Schwerpunkt Sehbehinderten- und Blindenpädagogik
Konrad Müller, Direktor
Leiter der Allgemeinen Sonderschule Götzis;
Ausbildungen: Lehrämter VS, ASO, Sonderschule für Schwerst- und Körperbehinderte
Johann Weiß, Direktor OSR
Leiter der Heilpädagogischen Landesschule Jupident in Schlins;
Ausbildungen: Lehrämter ASO und Sprachheilpädagogik
58
Isabel Amberg, Sonja Tuschel
Gestaltung von Förderplänen in Wien
Für Kinder mit SPF, die nach dem Lehrplan der Allgemeinen Sonderschule bzw. der
Sonderschule für blinde Kinder bzw. der Sonderschule für gehörlose Kinder unterrichtet
und beurteilt werden, sind seit 2008 individuelle Förderpläne zu erstellen. Im Lehrplan der
Sonderschule für schwerstbehinderte Kinder wurde bereits 1996 die Erstellung von
„Individuellen Förderplänen“ verankert.
Wie diese aussehen sollen, ist jedoch nicht bundesweit einheitlich festgelegt.
Für das Bundesland Wien sind die wesentlichen Aussagen dafür im „Leitfaden für
schulische Integration in Wien“ von Brigitte Mörwald und Judith Stender dargelegt.
Im Folgenden sollen diese Aussagen den Qualitätskriterien aus dem Handbuch zur
Förderdiagnostik in Sachsen (da auch die Untersuchung von Karl Hauer und Ewald
Feyerer darauf Bezug nimmt) gegenübergestellt und verglichen werden.
1. Definitionen
Laut dem Handbuch zur Förderdiagnostik in Sachsen wird Förderplan wie folgt definiert:
„Der Förderplan ist ein Arbeitsinstrument der Lehrer, die den Schüler in ihrem Unterricht
fördern. Er muss für sie realistisch, überschaubar, handhabbar und flexibel sein und er
begleitet den Schüler".
(www.schule.sachsen.de/download/download_smk/foerderdiagnostik.pdf 21.3.2013, S.130 ff)
Im Leitfaden heißt es dazu:
„Der Individuelle Förderplan
 versteht sich als eine diagnosegeleitete, geplante Begleitung der Lernprozesse eines
Kindes,
 folgt einem dynamischen Entwicklungskonzept, das von Beginn an Planungs- und
Rückkoppelungsschleifen vorsieht,
 geht von den individuellen Stärken der Schülerin/des Schülers aus,
 knüpft am aktuellen Niveau des Entwicklungsstandes des Kindes (Fähigkeiten und
Fertigkeiten) an und
 setzt sich zum Ziel, lebensrelevante Kompetenzen aufzubauen“
(B. Mörwald, Mag. J. Stender: Leitfaden für schulische Integration in Wien, 2012, S.21ff)
Vergleicht man diese Definitionen, so ist klar ersichtlich, dass keinerlei Widerspruch zu
erkennen ist. Die Definition im Leitfaden ist weiter gefasst und geht genauer auf die
Konkretisierung ein.
59
2. Qualitätskriterien
Im Folgenden sollen die im Handbuch geforderten Qualitätskriterien mit den
Anforderungen im Leitfaden verglichen werden. Dabei wird auf die Förderplanung und die
Gestaltung des Förderplans näher eingegangen.
Handbuch zur Förderdiagnostik1
Leitfaden für schulische Integration2
Förderplanung
„Die Erarbeitung des Förderplans, seine „Die Festlegung und Umsetzung der
Umsetzung und seine Überprüfung sind Förderziele und Fördermaßnahmen erfolgt
kooperative Prozesse - der Schüler ist durch das gesamte Team der Lehrerinnen
einzubeziehen.“
und Lehrer.
Die primäre fachliche Zuständigkeit liegt
bei der verantwortlichen Sonderpädagogin
bzw. beim verantwortlichen Sonderpädagogen.“
In beiden Forderungen wird die Förderplanung als kooperativer Prozess gesehen. Im
Leitfaden wird auch auf die Kompetenzverteilung im Lehrer/innenteam eingegangen.
„Mit Hilfe der Förderplanung werden die „Im Sinne eines partizipativen BildungsFörderung in der Schule und im familiären konzeptes sind nach Maßgabe der
Umfeld koordiniert.“
Möglichkeiten auch die Erziehungs„Der Schüler hat einen aktiven Anteil an berechtigten sowie die betroffene Schülerin
seiner Förderung.“
bzw. der Schüler in den Prozess der
Förderplanung einzubeziehen.
„Er verknüpft die schulischen mit den Überdies kann es auch immer wieder
außerschulischen Fördermaßnahmen für erforderlich bzw. sinnvoll sein, im Rahmen
dieses Kind.“
der
bestehenden
Möglichkeiten
Expertinnen und Experten von anderen
schulischen (z. B. Sonderpädagogische
Zentren) bzw. außerschulischen Einrichtungen und Maßnahmenträgern in die
Förderplanung einzubinden.“
In diesem Punkt wird auf die Einbeziehung von Erziehungsberechtigten, die betroffenen
Kinder und außerschulische Expertinnen und Experten eingegangen. Auch in diesem
Punkt ist eine klare Übereinstimmung zu erkennen.
60
Förderplan
„Die Förderung beinhaltet gleichzeitig
eine prozessimmanente Diagnostik, die
es erlaubt, das weitere Vorgehen so zu
bestimmen, dass das Kind in die Zone
der nächsten Entwicklung gelangt.“
„Er beinhaltet konkrete Ziele der
Förderung für dieses Kind und für einen
überschaubaren Zeitraum ausgehend
von seinem aktuellen Entwicklungsstand.“
„Die erstmalige Erstellung eines Individuellen
Förderplans wird in der Regel nach einer vierbis sechswöchigen Beobachtungsphase
erfolgen.
Er
wird
auf
der
Grundlage
einer
umfassenden Förderdiagnose (Analyse der
persönlichen sowie der umfeldbezogenen
Bedingungen) ausgearbeitet und enthält.
 eine
präzise
Beschreibung
des
pädagogischen Ist-Zustandes,
 eine
Definition
der
angestrebten
Förderziele,
 eine
Beschreibung
der
geplanten
Fördermaßnahmen und Methoden,
 die Angabe des geplanten Zeitraumes zur
Erreichung der Förderziele,
 Prozessbeobachtungen,
 die Überprüfung der erreichten Ziele und
der durchgeführten Maßnahmen sowie
 deren allfällige Adaptierung und die
Festlegung der nächsten Ziele und
Maßnahmen.“
Auch in diesem Abschnitt lässt sich erkennen, dass die Beschreibung im Leitfaden
konkreter auf die Durchführung eingeht. Es werden genaue Angaben zur Umsetzung
gemacht.
„Aufgeführt werden die vorgesehenen „Festgelegte Förderziele und Maßnahmen
Maßnahmen für die Förderung, die beziehen sich auf einen bestimmten Zeitraum
beteiligten Personen und
und bedürfen einer Überprüfung und
Zeitpunkte für Zwischenbilanzen.“
Adaptierung. Der Zeitpunkt der Überprüfung
orientiert sich an diesem zeitlichen Horizont.“
Einen wesentlichen Punkt im Rahmen der Individuellen Förderpläne nimmt die ständige
Überprüfung und Adaption der Maßnahmen ein.
61
Gestaltung der Förderung
„Die Förderung nutzt die Potenziale des
Unterrichts und die sozialen Bedingungen
in der Klasse.“
„Die Förderung unterstützt die Entwicklung „... geht von den individuellen Stärken der
des Kindes ausgehend von seinen Stärken Schülerin/des Schülers aus, knüpft am
in Richtung der Förderziele“.
aktuellen Niveau des Entwicklungsstandes
des Kindes (Fähigkeiten und Fertigkeiten)
an ...“
Zum ersten Punkt dieses Absatzes ist im Leitfaden nichts zu finden. Im Bezug auf die
Entwicklung und Stärken des Kindes ist wieder eine klare Parallele zu sehen.
3. Formale und rechtliche Kriterien
Darüber hinaus sind im Leitfaden weitere formale Hinweise zu finden:
 Individuelle Förderpläne sollen die Unterrichtsplanung nicht ersetzen, sondern sind
als Teil der Unterrichtplanung zu sehen.
 Die Umsetzung der Förderplanarbeit soll am jeweiligen Schulstandort von der
Schulleiterin bzw. der Schulaufsicht überprüft werden.
 Die Weitergabe von Individuellen Förderplänen ist klar geregelt: Unter Wahrung des
erforderlichen Datenschutzes ist die Weitergabe zu sichern. Dies ist unumgänglich
um die Kontinuität der Fördermaßnahmen für die einzelne Schülerin/den einzelnen
Schüler bei einem Schulwechsel zu gewährleisten.
„Bei der Weitergabe hat der Individuelle Förderplan jedenfalls die bisher erreichten
Förderziele, die durchgeführten Fördermaßnahmen und angewendeten Methoden sowie
deren Überprüfung und Adaptierung zu beschreiben" (Mörwald & Stender, 2012, S.23).
 Auch über die Einsichtnahme gibt es klare Vorgaben. Folgende Personen sind
berechtigt Einsicht zu nehmen:
o alle an der Förderplanarbeit beteiligten Lehrerinnen und Lehrer
o die Schulleiterin/der Schulleiter
o die Schulaufsicht
o die Erziehungsberechtigten und mit Zustimmung der Erziehungsberechtigten
o weitere schulische oder außerschulische Expertinnen und Experten oder
Maßnahmenträger (besonders im Bereich der Transition zum Beruf).
Beispiele – siehe Anhang
Förderplan für Sandra R.
Ressourcenorientierter Förderplan für Sandra R.
62
Literatur
http://www.schule.sachsen.de/download/download_smk/foerderdiagnostik.pdf/ 21.3.2013
B. Mörwald, B., Stender, J. Leitfaden für schulische Integration in Wien. Stadtschulrat für
Wien (2012)
Autorinnen
Isabel Amberg, Prof.in Mag.a
für die Bereiche Deutschdidaktik/Lernbehindertenpädagogik
PH des Bundes, Grenzackerstraße 18, 1100 Wien
Sonja Tuschel, Prof.in Mag.a Dr.in
für die Bereiche Sonderpädagogik/Lernbehindertenpädagogik
PH des Bundes, Grenzackerstraße 18, 1100 Wien
63
Anhang
Folgende Beispiele aus den angeführten Bundesländern finden Sie unter
www.cisonline.at (Überblick – jeweilige Bundesländerseite)
Burgenland:
Förderplan-ASO/S
Förderplan-Verhalten
Kärnten:
Individueller Förderplan
Abschlussbericht zur Förderplanung – Nahtstelle VS-Sekundarschule
Oberösterreich:
Förderplan – Schüler 1
Förderplan – Schüler 2
Tirol:
Persönlicher Lernbegleiter – leer
Persönlicher Lernbegleiter – anonymisiert
SPF-Förderplan
SPF-Fragebogen – Klassenlehrer/neu
Förderplan-Formulierungen
Vorarlberg:
(www.cisonline.at – Überblick – Bundesländerseite Vorarlberg – Service – Förderplanung)
1. Mantelbogen (landesweit gültig)
2. Vorlage „Vorbereitung Förderplangespräch“ – Beispiel von Rudi und Ursula Vedovelli
3. Vorlage „Kurzprotokoll Förderplangespräch“ – für Schülerinnen und Schüler, die schon
länger an der Schule sind
4. Förderplanbeispiele
Wien:
Förderplan für Sandra R.
Ressourcenorientierter Förderplan für Sandra R.
64
Bisher in der Reihe „Integration in der Praxis“ erschienen:
Heft 1:
Idee und Ziele der sozialen Integration – Schulversuche /
Schulversuchsmodelle zum gemeinsamen Unterricht behinderter und
nichtbehinderter Kinder – Förderdiagnostik – Grundsätzliches zum
Wochenplanunterricht
03/1993
Heft 2:
Information über die Gesetzesnovellen – Buchstabenstraße –
Integrativer Unterricht mit Stützlehrer in einer Klasse mit
Abteilungsunterricht – Soziale Prozesse in Integrationsklassen
09/1993
Heft 3:
Sonderpädagogische Zentren – Materialien zur Diagnose und
Förderung von Kindern mit erhöhtem Förderbedarf – Die ersten
Schritte zur Freiarbeit – Sachunterricht in einer integrativen Klasse
02/1994
Heft 4:
Hörstörungen – Impulse zum Mathematikunterricht in einer
Integrationsklasse – Teamteaching in Integrationsmodellen – Ein Jahr
vor Schuleintritt – Die schulfremde Person
10/1994
Heft 5:
Schulprojekt Wasser – Sehschwierigkeiten und Sehbehinderungen –
Kinder beobachten und fördern – MAPS-wenn man gemeinsam den
Unterricht planen will – Alle gegen einen
04/1995
Heft 6:
Die altersgemischte Klasse in der Integration – Stationenbetrieb –
Sprachstörungen – Computer in der Integrationsklasse –
Integrationspädagogik
09/1995
Heft 7:
Kinder, die uns besonders fordern –
Verhaltensauffälligkeiten im Unterricht
01/1997
Heft 8:
Verhaltensauffälligkeiten – Integrative Beratungs- und
Betreuungsformen in Österreichs Schulen
10/1997
Heft 9:
Integration in der Sekundarstufe I – Berufseingliederung –
Unterrichtsbeispiele – Autistische Wahrnehmung
04/1998
Heft 10: Integration in der AHS – Sekundarstufe I
01/1999
Heft 11: Integration auf der 9. Schulstufe – Berufsvorbereitung –
Unterrichtsbeispiele – Fallstudie Pinzgau
05/1999
Die Hefte 1 – 11 sind in elektronischer Form nicht verfügbar, können aber nach Verfügbarkeit gegen Bezahlung einer Manipulationsgebühr und der Portokosten über den
Broschürenversand Amedia, Sturzgasse 1 a, 1141 Wien, Tel.: 01 982 13 22 360,
Fax: 01 982 13 22 311, E-Mail: [email protected] bestellt werden.
Heft 12: Sonderpädagogische Zentren in Oberösterreich –
Theorie der multiplen Intelligenzen –Together – Schule der Zukunft –
Auf dem Weg zum Beruf
11/1999
Heft 13: Geistig behinderte Kinder am PC – Schuleingangsbereich – Planarbeit 06/2000
– Arbeit mit einem hörbehinderten Kind – „Behinderung-Anderssein“
65
Heft 14: Berufsorientierung – Berufsvorbereitung
01/2001
Heft 15: Pflegerische Betreuung im Schuldienst – Plattform Integration –
Wintersportwoche – Förderdiagnostik und Förderpläne – Legasthenie
– Bilingual Primary School
09/2001
Heft 16: Alternative Pädagogik in Integrationsklassen
05/2002
Heft 17: Soziales Lernen und Teamentwicklung in Integrationsklasse
12/2002
Heft 18: Über Grenzen schauen – Integration in Europa
05/2003
Heft 19: Förderpläne – Beispiele aus den einzelnen Bundesländern
03/2004
Heft 20: Teamarbeit und Kooperation
09/2004
Heft 21: Normal oder verhaltensauffällig?
12/2004
Heft 22: Lese-, Rechtschreib- und Rechenschwäche; AufmerksamkeitsdefizitHyperaktivitätsstörung/ Beratungszentrum für Schulfragen –
Eine Institution stellt sich vor
09/2005
Heft 23: Kinder mit autistischer Wahrnehmung
03/2006
Heft 24: Körper- und Sinnesbehinderungen
10/2006
Heft 25: Begleitende und unterstützende Maßnahmen
zur Qualitätssicherung in der Integration
06/2007
Heft 26: Schwierige Schülerinnen und Schüler –
Beratung – Begleitung – Betreuung
10/2007
Heft 27: Schulentwicklung braucht Beratung. Ich lebe mit euch - wir leben mit
dir. Kinder auf dem Weg zur Schulreife begleiten.
Integration geschafft – schafft mehr Integration!
05/2008
Heft 28: AVWS – Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen
11/2008
Heft 29: Integration und Neue Mittelschule
12/2009
Heft 30: Pädagogische Diagnostik
12/2010
Heft 31: Lehrer/innen im Fokus
09/2011
Heft 32: Ganztägig und integrativ ...
09/2012
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„Integration“ interessiert.
Gerne laden wir Sie daher ein, über Ihre Erfahrungen in der Broschüre „Integration in der
Praxis“ zu berichten.
Die Auswahl der eingelangten Beiträge wird von der Redaktionsgruppe vorgenommen.
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Mag. Peter Debenjak
Ginzkeygasse 45
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