Bildungsstandards im Fach Ernährung und Haushalt M. Schuh 1. Ausgangssituation National und international werden aktuell grundlegende Bildungskonzepte diskutiert. Transnationale Verständigungen z.B. über Schlüsselqualifikationen und Kompetenzmodelle werden erzielt. Bereiche einer neu definierten Grundbildung werden beschrieben1. Von der Erkenntnis und Einsicht in die Notwendigkeit die hauswirtschaftliche Bildung (Ernährung und Haushalt) zu innovieren, Anschluss an die nationale Bildungsdiskussion zu gewinnen und für den Fachbereich nutzbringend zu verwenden, ist bisher nicht gelungen. Es ist bisher zu keinem Reflexions- und Verständigungsprozess über den Beitrag des Faches zur Bildung gekommen. Die strukturellen Defizite der Universitäten, Pädagogischen Akademien und Schulen mit hauswirtschaftlicher Bildung erschweren den Akteuren in diesem Bildungsbereich die nötige Einmischung in die Diskussionen um den Wert der hauswirtschaftlichen Bildung. Unterschiedliche Faktoren tragen dazu bei, dass die Bedeutung der Ernährung, Verbraucher- und hauswirtschaftlichen Bildung nicht ausreichend vermittelt und ihr spezieller Beitrag nicht eingebracht werden kann in die aktuelle Bildungsdiskussion. So bleiben einige Bereiche des hauswirtschaftlichen Bildungsbereiches einem traditionell engen Fachverständnis einzelner Disziplinen überlassen (z.B. Gesundheitsbildung und Biologie) oder sind in der Imagefalle gefangen (z.B. hauswirtschaftliche Belange). Dies hat zur Folge, dass Ernährungund Verbraucherbildung im Bildungskanon kaum berücksichtigt wird. Eine weitere Folge ist eine Reduktion im gesamten Bildungsverständnis, das den komplexen Herausforderungen an die Zukunftsfähigkeit individueller und gesellschaftlicher Bildung in der Nach-PISA-Debatte nicht mehr gerecht werden kann. PISA verwendet den Begriff literacy2 nicht ausschließlich auf den Bereich der Lesekompetenz an, sondern erweitert die Definition der notwendigen Kulturwerkzeuge zur Realisierung und Teilhabe und Lebensbewältigung um die mathematische und naturwissenschaftliche Grundbildung und erklärt damit Science for all zum Ziel. Dem von PISA vertretenen Begriff von Basiskompetenzen ist ein verändertes Konzept von grundlegender Bildung zu eigen, das gegenüber dem herkömmlichen Verständnis eine deutlich neue Akzentsetzung. OECD, 2001 „The notions that schools have a responsibility to create a future society in which adults are also mathematically literate, scientifically literate und technologically literate is a relaively recent area.“ (OECD 2000, S. 9) 1 2 1 1.1 Der Literacy-Begriff3 Allgemeinbildung – ein neues Verständnis für PISA führt den Begriff der „literacy“ als Begriff für eine Grundbildung in drei Bereichen für den deutschen Sprachraum neu ein: er beschreibt die notwendigen Kulturwerkzeuge zur Realisierung und Teilhabe an gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Entwicklungen. Der emanzipatorische Charakter der Grundbildung wird stärker betont und das Verfügen über die Grundqualifikationen als Menschenrecht herausgestellt. Massive Einschränkungen der Literalität, bekannt als Funktioneller Analphabetismus sind mit der PISA-Studie neu in das gesellschaftliche Bewusstsein gerückt. Gegenwärtig gibt der Begriff also ein neues Verständnis von Allgemeinbildung an4. Über seine traditionelle Bedeutung (Lesen, Schreiben, Rechnen – reading literacy, writing literacy, mathematial literacy, scientific literacy,) hinaus wird Literacy auch auf andere Bereiche (informaton literacy, media literacy, technical literacy, democratic literacy) ausgedehnt, die als unerlässliche Kulturkompetenzen anerkannt sind und ohne die eine Teilhabe an der Kultur behindert wird. International – und vor allem für den Haushaltsbereich interessant -, wird auch die Bedeutung innerhalb des Literacy- Modells von health literacy, social literacy, financial litracy, economic literacy, cultral literacy, consumer literacy, environmental literacy, ecological literacy und nutrition literacy als gleich wichtig wie die anderen Literalitäten gesehen5. Für jeden der in der Übersicht angeführten Literacy–Bereiche gilt analog zur ursprünglichen Bedeutung: Es geht um einen Bereich der Grundbildung, der den Anspruch einer Kulturtechnik hat und eine notwendige Voraussetzung für die Bewältigung und verantwortliche Gestaltung der Zukunft darstellt. ES GIBT EINEN FUNKTIONELLEN ANALPHABETISMUS, DER FÜR DIE EINZELNEN UNTERSCHIEDLICH ZU BEZIFFERN IST, JEDOCH IN MANCHEN RISIKOGRUPPEN KULMINIERT. BEREICHE Es ist deshalb besonders wichtig, die fachliche Domäne der Hauswirtschaft zu beschreiben und konkret zu fassen, damit Leistungserwartungen und Bildungsanspruch in Standards ausformuliert werden können. Sie müssen allerdings immer einen Rückzug zu allgemeinen Bildungszielen aufweisen, lassen sich daraus ableiten und daran prüfen6. ursprünglich Literarität – das Verfügen über Schriftsprache –hat in der jüngsten Geschichte eine Erweiterung erfahren 4 Siegried Beer: Zum Grundverständnis für die Standard- und Curriculum-Entwicklung 2004 5 Barbara Methfessel: Bildungsstandards für den Bereich Haushalt. 2003 6 Siegried Beer: Zum Grundverständnis für die Standard- und Curriculum-Entwicklung 2004 3 2 2. (Ernährungs)Bildung – wie? Lernen durch soziales und materielles Handeln, Lernen durch Anwenden - ein an sich allgemein gültiges Lernprinzip - hat im Fall des Lernbereichs Ernährung einen absolut niederen akademischen Status. Während in allen Fächern Methoden des handlungsorientierten Lernens gefördert und gefordert werden, behindert das Imageproblem bezüglich der praktischen Anwendung von Ernährung nachhaltiges Lernen: Lernen ist dann erfolgreich, wenn die Lernebenen von Wissen und Verhalten übereinstimmen, das Tun reflexive Lernerfahrungen ermöglicht und als Motivator genutzt werden kann. 2.1. Institutionelle Kooperation – ein Beitrag zur Qualitätssicherung in der Lehrerausbildung! Fachdidaktik Ernährung wird heute an vier verschiedenen Ausbildungsinstitutionen gelehrt: Universität, Berufspädagogische Akademien, Agrarpädagogische Akademie (einschl. Ausbildung für Beratung) und Pädagogische Akademien. Ernährung ist ein wesentliches Lernziel in der Volksschule und ein Unterrichtsgegenstand in der Hauptschule, im wirtschaftskundlichen Realgymnasium, in mittleren und höheren humanberuflichen Schulen, an landwirtschaftlichen Fachschulen und an höheren Bundeslehranstalten für Land- und Ernährungswirtschaft. Die unterschiedlichen Ausbildungsstrukturen und Schulprofile fordern zum Vergleich der didaktischen Konzepte heraus, wodurch die Entwicklungen in der Fachdidaktik Ernährung und Verbraucherbildung vorangetrieben, Synergien genutzt und die Professionalisierung der Ausbildner/innen im Lernbereich Ernährung unterstützt werden kann. Ernährungsbildung hat in Österreich mit erheblichen Image- und Akzeptanzproblemen zu kämpfen. Eine Erklärung dafür ist, dass Ernährungsbildung aus der hauswirtschaftlichen Bildung erwachsen ist und Bildung für den Haushalt einem traditionell weiblichen Zuständigkeitsbereich - mehr als Privatsache denn als notwendige Allgemeinbildung wahrgenommen wird. Ernährungsbildung hat auch deshalb mit Imageproblemen zu kämpfen, weil die dafür notwendige Fachdidaktik maßgeblich von Fachdidaktiken anderer Sachbereiche abweicht und dies im Sachunterricht der Volksschule keine Berücksichtigung findet. 2.2 Die Forderung nach einer politischen Ökonomik des Privathaushaltes7 Anlass zur Formulierung eines Entwurfs zu einer politischen Ökonomik des Privathaushalts sind Erkenntnisse über einen erschreckenden Wissenstand von Jugendlichen und Erwachsenen über die Ökonomie des Alltags. Die Folgen dieses Mangels gehen bis zu Verarmungsprozessen hin. 7 Michael Burkhard Poirkowsky in: Fokus Haushalt. 2003 3 Als Ursache muss auch das Bildungsangebot gesehen werden. Dieses System ignoriert die Wichtigkeit der Kompetenzen zur Bewältigung des Alltags. Der Modernisierungsprozess in unserer Gesellschaft kann nur dann gelingen, wenn die Menschen ihre Aufgaben, Grenzen und Möglichkeiten erkennen. Es ist erforderlich, ein präventives Bildungsangebot bereits im Kinder- und Jugendalter zu etablieren um die Gesellschaft mit Kompetenzen ausstatten zu können, die ihnen auch ein lebenslanges Lernen auf diesem Sektor ermöglichen. Ohne Grundausstattung wird der Anschluss verloren. Diese Ausstattung sollte bereits im allgemein bildenden Schulwesen geschehen. 2.3. Die Konsequenzen des Umbruchs der Moderne zur Postmoderne in der hauswirtschaftlichen Bildung8 Vorweg: Der Begriff Postmoderne ist im Zusammenhang mit dem Begriff der Moderne bzw. der Modernisierung zu verstehen. Gemeint sind mit Moderne die Wandlungen in der sozialen und ökonomischen Struktur westlicher Gesellschaften von Agrar- zur Industriegesellschaften. Ende des 20. Jahrhunderts kam es zu einem ähnlichen Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft. In den Philosophie- und Sozialwissenschaften wird dieser Übergang von der Moderne zur Postmoderne gedeutet. Die vorherrschende Orientierung in der österreichischen Diskussion um Bildungsstandards auf Sprachen, Mathematik und Naturwissenschaften bergen für das Fach Ernährung und Haushalt eine besondere Herausforderung. Setzt sich in dieser Diskussion der (international längst überholte) so genannte bürgerliche Bildungskanon durch, dann erhalten die lebensweltorientierten Fächer keinen oder nur einen statusmäßig untergeordneten Platz. Dies betrifft auch den Sachunterricht sowie technische und wirtschaftlich orientierte Fächer. Dabei wird Wirtschaft und Technik aufgrund des öffentlichen und wirtschaftrelevanten Status noch eine gewisse Wichtigkeit zugesprochen. Das Fach Ernährung und Haushalt orientiert jedoch auf die private Alltagsbewältigung und ist stark durch die körper- und damit naturbedingten alltäglichen Abhängigkeiten des Menschen bestimmt (vgl. Methfessel 1994), womit es sich für traditionelle Denker als kulturtragende oder -vermittelnde Bildung disqualifiziert. Wir sehen daher die Einmischung und Beteiligung unserer Fachdidaktik an der Diskussion um Bildungsinhalte und -standards als dringend geboten. 2.3.1 Aktuelle Diskussion und Position der Fachdidaktik Übergeordnete Bildungsziele, zu denen das Fach (bzw. der Lernbereich) beitragen will, sollten die Bestimmung der Kompetenzen, Curricula und Standards leiten. 8 Michael Burkhard Poirkowsky in: Fokus Haushalt. 2003 4 Bildungsziele beinhalten ein „bestimmtes Verständnis der Bedeutung, die ein Fach oder Lernbereich für die persönliche Entwicklung hat und worin seine gesellschaftliche Funktion besteht“9 . Sie dienen (nach Klieme et al., ebd.) der Entwicklung der individuellen Persönlichkeit, Aneignung von kulturellen und wissenschaftlichen Traditionen, Bewältigung praktischer Lebensanforderungen, aktiven Teilname am gesellschaftlichen Leben. Der Lebensweltbezug des Faches und sein expliziter Auftrag, Grundkompetenzen zur Lebensführung zu vermitteln, können der so formulierten Funktion von Bildungszielen in besonderer Weise entsprechen. Lebensführung ist eine Aufgabe, die in der (Spät-, Post-)Moderne immer breitere Kompetenzen erfordert und zunehmend anspruchsvoller wird10. Die Komplexität der Lebenswelt spiegelt sich in vielen Alltagsaufgaben und die Vorbereitung auf die Alltagsbewältigung kann sich nicht in der Aneignung von segmentiertem Wissen erschöpfen. Wir brauchen für die Alltagsbewältigung ebenso eine ‚Literacy’, wie für Lesen und Schreiben. Ein funktionaler Analphabetismus ist auf vielen Ebenen (ökonomisch, sozial, ökologisch etc.) von gravierenden Folgen für Individuum und Gesellschaft begleitet11. Der Fokus der hauswirtschaftlichen Bildung Anders als die meisten schulischen Fächer, wie Sprachen oder Geschichte, die einen durch ein Sachgebiet zu begrenzenden Lehr-Lernbereich umfassen, ist der Inhaltsbereich des Faches Ernährung und Haushalt durch seine Perspektive auf den Haushalt als Institution der Alltagsbewältigung der Menschen bestimmt. Der Fokus der hauswirtschaftlichen Bildung richtet sich auf den handelnden Menschen, der seinen Alltag bewältigt und sein Leben gestaltet, und zwar im Rahmen des Haushalts, der die institutionelle Basis für die konkrete Realisierung der Alltagsbewältigung und Lebensgestaltung bietet, in Interaktion mit der sozialen Gemeinschaft (meist Familie oder Partner/in), mit der er zusammen seinen Alltag organisiert, als verantwortlicher und abhängiger Teil des natürlichen, kulturellen und sozialen (d. h. gesellschaftlichen) Umfeldes. Die übergeordneten Bildungsziele sowie die angestrebten Kompetenzen und Standards sind wesentlich durch die Funktionen des Haushalts bestimmt. Bisher wurden als (Familien-)Haushaltsfunktionen im Allgemeinen die ökonomische, die Sozialisations-, die Regenerations- und die generative Funktion Klieme et al. (2003) : S. 14 vgl. Schlegel-Matthies 1998; 2003; Methfessel 1999; Thiele-Wittig 2000 11 vgl. von Schweitzer 2003 9 10 5 genannt und dies auch meist mit Orientierung auf die vom Haushalt zu erbringenden Leistungen. Piorkowsky12 erweiterte diese Funktionen unter Berücksichtigung des gesellschaftlichen Wandels: „Aber in postmodernen13 Gesellschaften sind zusätzliche, andere Funktionen gefordert; und diese sollten nicht normativ an Maßstäben traditioneller oder moderner Gesellschaften gemessen werden. Ich sehe durchaus auch einen Zugewinn an gesellschaftlichem Leistungspotential – im Sinne von erwünschter Aufgabe und möglicher Leistung – in folgenden postmodernen Haushalts- und Familienfunktionen: Funktion der individuellen Autonomie, d..h. die Betonung von Diversität statt Konformität, sowie die Ablehnung von Hierarchie und Diskriminierung, insbesondere im Hinblick auf ethnische Gruppen und soziale Normen, z. B. Geschlechterverhältnisse; Funktion der individuellen Lebensqualität, d..h. das Recht auf Versuch und Irrtum, nach den eigenen Vorstellungen glücklich werden zu können; politische Funktion, d..h. mehr Mitsprache in der formalen Politik, aber auch mehr informelles Bürgerengagement (passives Wahlrecht eröffnet lediglich eine Möglichkeit politischer Teilhabe, die Beteiligung an Lichterkette und Baumbesetzungen sind andere, neue Formen politischer Aktivität); ökologische Funktion, d.h. Aktivitäten zur Umweltschonung bei Güterbeschaffung, Haushaltsproduktion und Konsum; Funktion globaler Solidarität, d.h. die Anerkennung von kulturellen Unterschieden und die Akzeptanz aller Nationen und ethnischen Gruppen sowie das Streben nach Wohlstandsausgleich auf globaler Ebene“ Die Bewältigung dieser Funktionen muss sich in den Bildungszielen widerspiegeln und verlangt umfassende Kompetenzen. 2.3.2 Die Konsequenzen Aus haushaltswissenschaftlicher Perspektive sind folgende Wandlungstendenzen von Bedeutung: Die Pluralisierung der Lebens- und Erwerbsformen bringen eine Ablösung der Dominanz der Normalfamilie mit sich. Mit der Auflösung der oft lebenslangen Bindung der Ehe und Familie sowie Beruf im gleichen Betrieb kommt es auch zur Auflösungen starrer Rollenzuweisungen sowie zu einer Fragmentierung individueller Biographien. Piorkowsky (2000): S. 19 f. Auf die Diskussion, ob es sich um postmoderne oder vielmehr (immer noch) moderne Entwicklungen handelt, soll hier nicht weiter eingegangen werden. Der Fokus liegt hier darauf, dass die Funktionen erweitert wurden und dass sie Individuum und Gesellschaft, zumeist in ihrer Wechselwirkung, betreffen. 12 13 6 Mit der Wandlung der Märkte und der öffentlichen Versorgungsangebote ist die Verdrängung der sozialen Marktwirtschaft durch die Globalisierung sowie die Verschlankung des Sozialstaats gemeint. Spätestens seit Aktien für Jedermann zugänglich sind (z.B. Telekom) wird klar, dass die Neuordnung von öffentlicher und privater Vorsorge in Zukunft alle Haushalte betreffen wird. Neue Verhaltensanforderungen bedeuten eine Erweiterung des Werte- und Rollenkanons um neue ethische Prinzipien, die mit den alten Normen in Konkurrenz treten. Gefordert wird fairer Handel sowie Nachhaltigkeit bei Produkten und Konsum. Neue informations- und Kommunikationssysteme bedeuten neue Zugangsweisen zum Erwerb von Wissen und Gütern. Experten warnen vor einer digitalen Spaltung durch das Internet in User und Nichtuser. All dies führt zu einer Ausdifferenzierung der Mittelstandsgesellschaft. Ein mögliches Grundkonzept für die ökonomische Allgemeinbildung in der Schule14 Entdichotomisierung bedeutet die Verabschiedung von der eindimensionalen Sicht auf die Haushalte zugunsten einer differenzierten Sicht auf die Mehrdimensionalität des Wirtschaftens. Entbanalsierung bedeutet, die privaten Haushalte und Familien nicht als schwächstes Glied in der Kette zu sehen, sondern als die maßgebliche Grundeinheit für Wirtschaft und Gesellschaft zu begreifen. Entberuflichung bedeutet, die berufsfeldorientierten Bildungsinhalte den berufsbildenden Schulen bzw. Hochschulen zu überlassen. Wirtschaftliche Allgemeinbildung bringt keine kleinen „Betriebs- und Volkwirte“ daher. 3. Zu den Voraussetzungen von Bildungsstandards15 Bildungsstandards brechen mit der Vorstellung, dass die Angabe des Unterrichtstoffes tatsächlich auch angibt, was gelernt wird. Lehrpläne sollten bisher das Lehrangebot sichern, es gab aber keine Verpflichtung, wie der Lernerfolg sichergestellt werden sollte. Mit den Bildungsstandards soll nun angegeben werden, zu welchem Bildungsergebnis sich Schulen verpflichten. Sie erhalten damit die Verantwortung, diese Standards auch zu erreichen. Bildungsstandards16 (im Sinne der Mindeststandards) haben die Aufgabe, • ‚Mindestwissen und -können‘ zu sichern, • ‚Mindestbildung‘ zu gewährleisten, • schulspezifische Profile und Wege zu gewährleisten, • nach Schülerinnen und Schülern zu differenzieren. Michael Burkhard Poirkowsky in: Fokus Haushalt. 2003 Barbara Methfessel: Bildungsstandards für den Bereich Haushalt. 2003 16 nach Klieme et al. 2003, S. 13ff. und 51ff 14 15 7 Für die hauswirtschaftliche Bildung ist wesentlich, dass die Lehrkräfte selbst über ausreichende Kompetenzen verfügen, die angeführten Kompetenzen und Inhalte zu analysieren. Sie müssen hinter abstrakten Formulierungen erkennen, in welchen Bereichen, über welche Themen und Inhalte sie welche Grundkompetenzen zur Lebensbewältigung und -gestaltung im Haushalt vermitteln können und sollten. Dazu ist ein umfassendes und reflektiertes Fachwissen der Lehrkräfte Voraussetzung. Unterschiedliche Typen von Standards17 Bildungsstandards - Kompetenzstandards - Content standards - Performance standards Qualitätsstandards - Input-Standards - Prozess-Standards - Opportunity Learn-Standards 3.1 Vom Bildungsverständnis zum Bildungskonzept Nicht erst seit der PISA-Studie, aber durch sie forciert, zeigen wissenschaftliche Befunde, dass die Organisation der Schul- und Lebenszeit für Lernen und Leben der Jugendlichen dysfunktional ist. Der Erwerb von Kompetenzen die in lebensnahen Situationen aktiviert und genutzt werden können, ist eingeschränkt. Zukunftsfähige Lehr- und Lernarrangements sind darin zu messen, ob sie: - Verständnisintensives Lernen mit Blick auf anwendungsfähiges Wissen anregen - Lernen handlungsorientiert und problemlösend gestalten - Dem Lernen einen hohen Stellenwert im Lernprozess einräumen - Für den Umgang mit Komplexität qualifizieren - Die Eigenaktivität und das Selbstwirksamkeitserleben der Lernenden fördern - Individuelle Lernwege ermöglichen - Neugier, Exploration und Weiterlernen stimulieren18 Der Erwerb von systematisch-symbolischem Wissen wird dabei aber keineswegs negiert. A) Bildungsziele Übergeordnete Bildungsziele sollten die Bestimmung der Kompetenzen, Curricula und Standards leiten. Bildungsziele beinhalten ein „bestimmtes Verständnis der Bedeutung, die ein Fach oder Lernbereich für die persönliche Entwicklung hat und 17 18 Klieme 2004 Edelstein & de Haan, 2003, S. 18 8 worin seine gesellschaftliche Funktion besteht19. Sie enthalten aber auch transnationale Bildungsziele, die durch die Menschenrechte, die demokratischen Werte und die nachhaltige Entwicklung begründet werden. Daraus leiten sich dann zentrale Schlüsselkompetenzen ab, die für eine erfolgreiche Gestaltung des Lebens und eine funktionierende Gesellschaft unabdingbar sind. Bildungsziele für hauswirtschaftliche Bildung20 Eigen- und sozialverantwortliche Lebenserhaltung, -führung und –gestaltung: Bedürfnis- und bedarfsorientierter nachhaltiger Umgang mit Ressourcen Sicherung der Lebensqualität und Förderung der Alltagskultur Eigen- und sozialverantwortlicher Umgang mit Gesundheit und Krankheit Individuell förderliche und sozial verträgliche Kultur des Zusammenlebens in Haushalt, Familie, Gemeinschaft, Gesellschaft Entwicklung und Erhalt von Humanvermögen im generationsübergreifenden Kontext Zukunftsgerechte Gestaltung von Wirtschaft, Sozialleben und natürlicher Umwelt Bildungsziele erfordern das Festsetzen von Kompetenzen, um erreicht werden zu können. B) Schlüsselkompetenzen21 Zentrale Schlüsselkompetenzen sind z.B. im zivilgesellschaftlichen Kontext verantwortlich zu handeln, die Kompetenz mit den Instrumenten der Kommunikation und des Wissens verantwortlich umzugehen und die Kompetenz in sozialen Gruppen bestehen und handeln zu können Hier ist zu fragen, was hauswirtschaftliche Bildung zu Bildungszielen und Schlüsselqualifikationen beitragen kann: - um notwendige Kulturwerkzeuge zu beschreiben - um einen spezifischen Beitrag zur Anschlussfähigkeit an das Gerüst der Schlüsselkompetenzen zu gewährleisten - um der Gefahr zu begegnen, dass mit der Definition eines Kanons an Schlüsselqualifikationen und den sich daraus ableitenden Standards , Inhalten und Aufgaben lediglich eine Pseudoauthentizität zu schaffen. C) Kompetenzen Der Kompetenzbegriff wird in unterschiedlichen Bedeutungen und Bedeutungsebenen oftmals unreflektiert nebeneinander gebraucht. Sowohl die OECD als auch die PISA-Studie stützen sich auf einen Kompetenzbegriff, der von Franz E. Weinert22 geprägt wurde: Kompetenzen sind danach „die bei Individuen verfügbaren oder von ihnen erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, bestimmte Probleme zu lösen, 19 20 21 22 Klieme (2003) Barbara Methfessel (2003): Bildungsstandards für den Bereich Haushalt. DeSeCo Strategy paper,. 2002, p. 11-14 Weinert, F. E. (2001) S. 27f 9 sowei die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitenschaften und Fähigkeiten, die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen können“ Die individuelle Ausprägung lässt sich nach Weinert beschreiben mit: Fähigkeit, Wissen, Verstehen, Können, Handeln, Erfahrung und Motivation. Kompetenzen entsprechen nicht einem abstakten Wissen, sind kein Bündel von Einstellungen und auch keine formalen Fertigkeiten. Sie sind an spezifische Gegenstände, Inhaltsbereiche, Wissens- und Fähigkeitsbereiche gebunden. Für die Ernährungs- und Verbraucherbildung ist es nicht sinnvoll, Kompetenzen und Schlüsselkompetenzen konkurrierend zu sehen. Kompetenzen werden von Wissen fundiert durch Werte konstituiert als Fähigkeiten disponiert durch Erfahrungen konsolidiert auf Grund von Willen realisiert Kompetenzen müssen abprüfbar sein so allgemein gehalten sein, dass sie den Gegenstand „Privater Haushalt“ beschreiben und für mehrere Inhaltszuweisungen gültig sind die unerlässlichen Qualifikationen für den privaten Haushalt beschreiben auf mehreren Stufen beschreibbar sein Kompetenzbereichen zuzuordnen sein Kompetenzstufen Diese geben an, welche Kompetenzen am Ende einer „Bildungsphase“ erreicht werden sollen. Die Kompetenzstufen wurden international so konzipiert, dass durchschnittlich fähige Schülerinnen und Schüler einer Stufe eine durchschnittlich schwierige Aufgabe dieser Stufe in 62 Prozent der Fälle lösen. Von allen Schülerinnen und Schülern, die sich einer Kompetenzstufe zuordnen lassen, kann weiterhin erwartet werden, dass sie mindestens die Hälfte der Aufgaben dieser Stufe korrekt lösen. D) Bildungsstandards Ein nationales, aber auch transnationales Bildungsverständnis, die Bildungsziele und die Kompetenzausprägungen liefern auch in der Ernährungs- und Verbraucherbildung die Grundlage für die Formulierung der - Bildungsstandards - Der Kerncurriculumentwicklung - Der Evaluation Standards werden für das Ende der Grundschulzeit, das Ende der Pflichtschulzeit schulformübergreifend als Mindeststandard und als transparent gemachter Bildungsanspruch der Schülerinnen und Schüler formuliert. 10 Die Qualiätskriterien23 für Standards sind: - Fachlichkeit Fokussierung Kumulativität Verbindlichkeit für alle Differenzierung Verständlichkeit Realisierbarkeit Für die beteiligten Fächer und ihre Didaktik gilt es nun, Evaluationsinstrumente zu entwickeln, die von Lehrkräften unabhängig von „Testspezialisten“ für die Unterrichtshandhabung zu entwickeln. Bildungsstandards in den Fächern sind auch Instrumente zur Schulentwicklung- wir müssen daher die Qualität und Bedeutung des Faches unter Beweis stellen. Bildungsstandards dienen der Entwicklung der individuellen Persönlichkeit Aneignung von kulturellen und wissenschaftlichen Traditionen Bewältigung praktischer Lebensanforderungen Aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen Leben Bildungsstandards dienen nicht der individuellen Leistungsbewertung! 4. Praktischer Bezug zwischen Bildungsstandards Bildungskompetenzen an Hand von 2 Beispielen und Beispiel 1 (1) Problem Planen und Zubereiten einer Speise für zwei Personen (Zeitvorgabe: ca. 45 Minuten). Immer zwei Schülerinnen/Schüler bekommen zusammen ein Paket mit Lebensmitteln. Die enthaltenen Lebensmittel sollen alle verwendet werden. Restmengen dürfen übrig bleiben. Gewürze und Kleinmengen der Grundnahrungsmittel sind im Vorrat. Rezeptnachschlagemöglichkeiten sind vorhanden. (2) Niveaubeschreibung Niveaustufe A Die Schülerinnen und Schüler bereiten eine einfache Speise arbeitsteilig zu, decken den Tisch. Bei der Nahrungszubereitung und der anschließenden Aufräumaktion werden Hygieneregeln beachtet. Niveaustufe B 23 Klieme et al. (2003) : S. 18 11 Die Schülerinnen und Schüler wenden mehrere Zubereitungsarten/Garmethoden an und können die jeweilige Entscheidung begründen. Niveaustufe C Die Schülerinnen und Schüler planen auf der Grundlage des Ernährungskreises/der Ernährungspyramide eine bedarfsgerechte Speise für eine ausgewählte Personengruppe. Bei der Lebensmittelauswahl beachten sie die Jahreszeit. Beispiel 2 (1) Bezug zu den Bildungsstandards Die Schülerinnen und Schüler einer Gruppe wissen um Essstörungen, mögliche Folgen, institutionelle Hilfen und Hilfe durch Familie und Angehörige kennen institutionelle Einrichtungen zur Hilfestellung erarbeiten Lösungsmöglichkeiten für die Konfliktsituation Eltern-KinderHaushalt- Beruf-Partnerschaft (2) Problem Das Erscheinungsbild, die Möglichkeit zur Aktivierung/Motivation sowie die Belastbarkeit einer Schülerin/eines Schülers (nach Wahl) hat sich im Verlauf der letzten drei Monate grundlegend verändert! Was kann getan werden? (3) Niveaubeschreibung = Kompetenzstufen Niveaustufe A Die Schülerinnen und Schüler vermuten, dass möglicherweise eine Essstörung vorliegt. Sie erkennen darin eine Lebenssituation in der Hilfe benötigt wird. Sie kennen Möglichkeiten zur Recherche nach institutioneller Hilfe und wissen um den vorsichtigen Umgang mit Informationen aus der Presse, dem Internet, ... Niveaustufe B Die Schülerinnen und Schüler nennen institutionelle Einrichtungen die hilfreich dabei sind, Problemsituationen zu bewältigen. Sie beschreiben die Arbeitsweise einer Institution ihrer Wahl. Niveaustufe C Die Schülerinnen und Schüler reflektieren am Fallbeispiel die Familiensituation eines Betroffenen. Sie erkennen die Bedeutung und die Aufgabe aller Beteiligter um der betroffenen Person Hilfestellungen zu geben. 12 5. Beitrag des Faches Ernährung und Haushalt zur Bildung Das Fach Ernährung und Haushalt vermittelt fächerübergreifende, aber auch alltagstaugliche Basiskompetenzen. Damit ist EH auf der Sekundarstufe 1 als Impuls und Quelle für Kompetenzen zur Bewältigung des täglichen Lebens, die einen nachhaltigen und der Gesundheit förderlichen Lebensstil ermöglichen, zu sehen: der Gesundheit förderliche Lebensmittel auswählen und nährstoffschonend verarbeiten können, sich als KonsumentIn verantwortungsbewusst am Markt zurechtfinden, die Konsumentenrechte nutzen und interessiert verfolgen; den Haushalt als Ort der sozialen Zusammenlebens wahrnehmen und Wert schätzen können, die interkulturelle Handlungsfähigkeit zu verbessern, die Zusammenhänge zwischen individuellem Lebensstil und persönlicher Gesundheit kennen. 5.1 Schlüsselkompetenzen, die im Fach Ernährung und Haushalt erworben werden sollen: - - Lebensmittel gesundheitsförderlich auswählen Soziale Kompetenzen (Verantwortung übernehmen, Hilfe leisten, Hilfe annehmen, Kommunikation, Regeln in der Zusammenarbeit einhalten, Teamfähigkeit, Verständnis und Einsicht in andere Kulturen,...) Arbeits- und Sachstrukturen erkennen und selbst schaffen: Orientieren, planen und entscheiden, reflektieren Lern- und Arbeitsergebnisse präsentieren und bewerten Informationen beschaffen, erfassen, bearbeiten, bewerten und nach Fragestellungen beurteilen Kommunikation mit Argumenten begründen (Verbraucherbildung, Ernährungsbildung) Selbsteinschätzungsfähigkeit schulen 5.2 Kompetenzbereiche des Faches Demnach sollen die Schülerinnen und Schüler, Lebensmittelqualität nach gesundheitlichen Aspekten bewerten können. Basisernährungswissen situationsangemessen und adressatengerecht anwenden können. Ökologische, wirtschaftliche und soziale Folgewirkungen in Bezug auf die Auswahl der Lebensmittel abschätzen können. Einfache Rezepte und Gebrauchsanweisungen in die Praxis umsetzen können Eigenes Ernährungsverhalten reflektieren und zu ernährungsphysiologischen und psychologischen Aspekten in Beziehung setzen Soziale Grundregeln bei der Ess- und Tischkultur in das eigene Verhalten integrieren Verstehen wie persönliche, kulturelle und soziale Gegebenheiten eigene und fremde Essgewohnheiten beeinflussen Kreativität und Engagement einsetzen bei der Gestaltung von Speisen und Bereichen der Ess- und Tischkultur Einfache Aufgaben übernehmen und sachlich richtig ausführen und bewerten können 13 Grundlagen der Lebensmittelkennzeichnung verstehen und anwenden Unterschiedliche Lebensformen und deren individuelle, berufliche und gesellschaftliche Wechselbeziehung kennen Formen des Zeit-, Stress- und Konfliktmanagements kennen und situationsgerecht anwenden Information und Beratung beschaffen und auswerten können Die Einflüsse auf das eigene Konsumverhalten reflektieren können Finanzielle Ressourcen managen können Werbung und Information unterscheiden können Das Prinzip der Nachhaltigkeit als durchgängiges Lebensstilprinzip verstehen Hygiene als durchgängiges Prinzip verstehen und anwenden Grundlagen von Sicherheitsmanagement und Arbeitsorganisation verstehen und anwenden 6. Kommentierte Kompetenz- und Standardbeispiele Kompetenzen Lebensmittelqualität nach gesundheitlichen, haushälterischen und ökologischen Aspekten bewerten können. Basisernährungswissen situationsangemessen und adressatengerecht anwenden können. Aufgabenbeispiele zur Überprüfung der Standards Standard: Die Schülerin, der Schüler kennt Methoden zur Bewertung von Lebensmittelqualität nach ökologischen, sozialen und ökonomischen Kriterien. Mögliche Differenzierungen - Kriterien zur Bewertung von Lebensmitteln an Beispielen anwenden - Lebensmittel und Gerichte nach den Prinzipien einer Produktlinienanalyse bewerten - Preis-Leistungsverhältnis analysieren und bewerten - Die Vorteile der biologisch produzierten Lebensmittel erklären können Standard: Die Schülerin, der Schüler kennt die Aufgaben der Lebensmittelinhaltsstoffe und ist in der Lage, für sich geeignete Lebensmittel entsprechend ihrer Funktionen und bezogen auf das eigene Ernährungsverhalten auszuwählen Mögliche Differenzierungen Gerichte nach ihrer Zusammensetzung hinsichtlich der Energiespender analysieren können - Versteckte Fette in Lebensmittel identifizieren können - Energiespender von Nichtenergiespendern unterscheiden können - Technologisch bearbeitete von nichtbearbeiteten 14 Einfache Rezepte und Gebrauchsanweisungen in die Praxis umsetzen können Lebensmitteln unterscheiden können - Ein Gericht in einzelne Lebensmittel zerlegen können und im Ernährungskreis/der Ernährungspyramide einordnen können und notwendige Ergänzungen herausarbeiten - Fastfood-Gerichte nach ihrer Zusammensetzung an Hand einer Nährwerttabelle analysieren und notwendige Ergänzungen festlegen - Lebensmittel und Gerichte ihrem möglichen Einsatz im Rahmen der Mahlzeiten zuordnen - Lebensmittel der Saison/ der Region auswählen können - Nährwerttabelle einsetzen können - Zutatenliste erklären können - Einfache Tests zur Bestimmung von Inhaltsstoffen anwenden und erklären können - Proteinreiche LM und kohlenhydratreiche LM sowie vitamin- und mineralstoffreiche LM unterscheiden und erkennen können Standard: Die Schülerin, der Schüler versteht die Anweisungen und Angaben in Rezepten und anderen Arbeitsanweisungen und kann sie fachgerecht umsetzen. Mögliche Differenzierungen - Die Vorarbeiten für die Durchführung eines Rezeptes wissen und anwenden - Arbeitsschritte in einem Rezept in eine Reihenfolge bringen können - Lebensmittel und Mengen in einem Rezept zuordnen - Lebensmittelmengen bereit stellen können - Rezepte in Partnerarbeit sinnvoll gliedern - Rezeptanweisungen und Arbeitsgeräte in Beziehung bringen - Rezepte kreieren und darstellen können - Verantwortung für einen Arbeitsgang übernehmen - Einfache Rezepte selbständig durchführen können - Arbeitsanleitungen lesen und nachmachen können - Professionelle, vielseitig verwendbare Arbeitstechniken beherrschen und anwenden - Technische Hilfen sicher und professionell einsetzen können - Maßeinheiten richtig einsetzen können Verstehen wie persönliche, Standard: Die Schülerin, der Schüler kann persönliche, kulturelle und soziale soziale und kulturelle Beeinflussungen von Essverhalten 15 Gegebenheiten eigene und beschreiben und den Selbstbezug herstellen. fremde Essgewohnheiten beeinflussen Mögliche Differenzierungen - Lebensqualität aus lokaler- und globaler Sicht erkennen können - Die Beeinflussungen auf den persönlichen Lebensstil erklären und sich selbst dabei einordnen können Unterschiedliche Standard: Die Schülerin, der Schüler versteht die Lebensformen und deren Abhängigkeiten und Beeinflussungen für die Gestaltung individuelle, berufliche und des individuellen Lebensstils und ist in der Lage einen gesellschaftliche Problembereich aufzufinden und einen Lösungsansatz Wechselbeziehung kennen dafür zu entwickeln Mögliche Differenzierungen - Unterschiedliche Lebensbedingungen im Singlehaushalt, Partnerhaushalt und Familienhaushalt analysieren können - Zu neuen Lebens- und Arbeitsformen Stellung beziehen können - Die Auswirkungen von neuen Arbeitsformen auf die Mitwelt erklären können - Den Wert des Schutzes der Privatsphäre begründen können Eigenes Standard: Die Schülerin, der Schüler kennt die Ernährungsverhalten Regelmechanismen für Hunger, Durst und Appetit und reflektieren und zu ist in der Lage sein eigenen Ernährungsverhalten ernährungsphysiologischen reflektiert darzustellen. und psychologischen Aspekten in Beziehung Mögliche Differenzierungen setzen - Fallbeispiele analysieren und in Beziehung zum eigenen Ernährungsverhalten setzen - Ernährungsprotokoll führen und darstellen können - Die psychologische Bedeutung des Essens anhand von Bildern erklären können Soziale Grundregeln bei Standard: Die Schülerin, der Schüler kann ein Gedeck der Ess- und Tischkultur in für eine Speisenfolge decken und zeigt sozial das eigene Verhalten verträgliches Verhalten bei Tisch. integrieren Mögliche Differenzierungen - Ein einfaches Gedeck decken können - Das Essverhalten sozialen Grundregeln anpassen - Andere Ess- und Tischkulturen aus interkultureller Sicht bearbeiten Kreativität und Standard: Die Schülerin, der Schüler zeigt Engagement Engagement einsetzen bei und Kreativität durch individuelle Lösungen in der der Gestaltung von Speisen Gestaltung von Speisen und durch die Erfüllung der und Bereichen der Ess- und gestellten Aufgaben 16 Tischkultur Einfache Aufgaben übernehmen und sachlich richtig ausführen und bewerten können Mögliche Differenzierungen - Einen Festtagstisch gestalten können - Lebensmittel und Speisen dekorativ gestalten - Eine Speise individuell gestalten - Eine Dekoration an mehreren Gerichten nachmachen Standard: Die Schülerin, der Schüler kann Aufgaben strukturiert durchführen und die Ergebnisse bewerten. Mögliche Differenzierungen - Einkauf nach Einkaufsliste durchführen können - Nacharbeiten oder Sonderaufgaben mit Verantwortung und fachlich richtig ausführen Grundlagen der Standard: Die Schülerin, der Schüler kann anhand von Lebensmittelkennzeichnung praktischen Beispielen die wesentlichen Kriterien der verstehen und anwenden Lebensmittelkennzeichnung erklären und kritische Bereiche erkennen. Information und Beratung beschaffen und auswerten können Formen des Zeit-, Stressund Konfliktmanagements kennen und situationsgerecht anwenden Mögliche Differenzierungen - Grundregeln der Lebensmittelkennzeichnung an eigenen Kreationen anwenden können - Zutatenlisten erklären können - Den Unterschied zwischen Mindesthaltbarkeitsund Verfallsdatum erläutern können - Lebensmittel nach ihrer Zutatenliste bewerten - Verarbeitungs- und Lagerhinweise identifizieren und anwenden Standard: Die Schülerin, der Schüler kann Information und Beratung einfordern, verarbeiten und bewerten. Mögliche Differenzierungen - einfache Konsumentenrechte im Rollenspiel einfordern - Informationsgespräche vor einem Kauf führen können - Vorbereitungen auf einen Produktkauf simulieren Standard: Die Schülerin, der Schüler kann Aufgaben strukturiert und zeitökonomisch durchführen und organisatorische Maßnahmen dabei zielorientiert einsetzen. Mögliche Differenzierungen - Bedarf und Bedürfnis unterscheiden können - Zeitliche und organisatorische Abläufe bei der Planung von Arbeiten ordnen und zuteilen können 17 Werbung und Information unterscheiden können Die Einflüsse auf das eigene Konsumverhalten reflektieren können Finanzielle Ressourcen managen können Standard: Die Schülerin, der Schüler kennt Kriterien, wie Werbung und Information unterschieden werden können und setzt diese Kriterien auch ein. Mögliche Differenzierungen - Informationsquellen beschaffen, bewerten - Werbematerialien erläutern - Werbetricks anhand von Werbematerial erklären können Standard: Die Schülerin, der Schüler kennt die Beeinflussungen auf das Kaufverhalten und kann das eigene Konsumverhalten reflektiert darstellen Mögliche Differenzierungen Fallbeispiele analysieren und in Beziehung zum eigenen Konsumverhalten setzen - Bedürfnis von Bedarf unterscheiden können - Bedürfnisse in unterschiedlichen Lebensphasen darstellen können Standard: Die Schülerin, der Schüler kennt Maßnahmen zur Organisation der finanziellen Ressourcen und erkennt Problembereiche des eigenen Konsumverhaltens Mögliche Differenzierungen - Wege der Finanzierung von Gütern kennen - Einige Vor- und Nachteile verschiedener Finanzierungsformen erklären können - Ein Ausgabenbuch für das Taschengeld führen können und den Umgang mit dem Taschengeld bewerten - Strategien zur Vermeidung von Schulden erklären können - Haushaltseinkommen und Haushaltsausgaben auflisten können Das Prinzip der Nachhaltigkeit als durchgängiges Lebensstilprinzip verstehen und akzeptieren Standard: Die Schülerin, der Schüler kann die Zusammenhänge zwischen Lebensstil und den Auswirkungen auf die Mitwelt darstellen und erkennt Problembereiche. Mögliche Differenzierungen - Einkauf müllvermeidend durchführen - Putz- und Reinigungsmittel sparsam einsetzen - Die Auswirkungen des übermäßigen Einsatzes von Reinigungsmittel auf die Gesundheit und Umwelt analysieren können - Lebensmitteleinsatz kritisch prüfen können - Einsatz von Lebensenergie für den Kauf von 18 Produkten darstellen Hygiene als durchgängiges Standard: Die Schülerin, der Schüler kennt wesentliche Prinzip verstehen und Hygieneregeln und wendet sie auch in den anwenden Praxisbezügen an. Mögliche Differenzierungen - Praktische Arbeiten hygienisch durchführen - Persönliche Hygiene einhalten - Hygieneregeln auf den Berufsalltag beziehen können Literatur 1] 2] 21] OECD (2000): DeSECo Background paper. Neuchatel. http://www.statistik.admin.ch/stat_ch/ber15/deseco_strategy_paper_final.pdf vom 2.Aug. 2003 3] 4] 6] Beer, S. (2004). Kompetenzmodelle. Grundlagen für die Standard- und CurriculumEntwicklung im Forschungsprojekt REVIS. (Demnächst in Projekt "Reform der Ernährungsund Verbraucherbildung in Schulen" (REVIS), www.ernaehrung-und-verbraucherbildung.de). 5] 15] 20] Methfessel, B. (2003a). Keine Angst vor Veränderung! Anmerkungen zu den Chancen für die Haushaltslehre durch die aktuelle Diskussion um Bildungsstandards und Schulentwicklung. Haushalt & Bildung, 80 (4), 50-54. 7] 8] 12] 14] Piorkowsky, M.-B. (2000). Strukturwandel und gesellschaftliche Leistungspotentiale von Haushalten und Familien. In I. Kettschau, B. Methfessel & M. Piorkowsky (Hrsg.), Familie 2000. Bildung für Familien und Haushalte zwischen Alltagskompetenz und Professionalität. Europäische Perspektiven (S. 15-28). Baltmannsweiler: Schneider. 9] 16] 17] 19] 23] Klieme, E., Avenarius, H., Blum, W. et al. (2003a). Zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards. Eine Expertise. Frankfurt/M.: DIPF. 10] Schlegel-Matthies, K. (1998). Zwischen Wissenschaft und Lebenswelt. Entwicklung, Stand und Zukunftsperspektiven haushaltsbezogener Bildung. Habilitation. Münster. Methfessel, B. (1999). Körperbeziehungen und Ernährungsverhalten bei Mädchen und Jungen. Lehr- und Lernvoraussetzungen in der Ernährungserziehung. In B. Methfessel (Hrsg.), Essen lehren Essen lernen. Beiträge zur Diskussion und Praxis der Ernährungsbildung (S. 31-76). Baltmannsweiler: Schneider. Thiele-Wittig, M. (2000). Alltagskompetenzen - Bildungsbedarf in einer komplexen Welt, Bildung als Voraussetzung für Selbstlernprozesse. In I. Kettschau, B. Methfessel & M. Piorkowsky (Hrsg.), Familie 2000. Bildung für Familien und Haushalte zwischen Alltagskompetenz und Professionalität. Europäische Perspektiven (S. 83-99). Baltmannsweiler: Schneider. 11] von Schweitzer, R. (2003). Fokus Haushalt - Herausforderungen für Bildung und Politik. In B. Methfessel & K. Schlegel-Matthies (Hrsg.), Fokus Haushalt - Beiträge zur Sozioökonomie des Haushalts (S. 15-34). Baltmannsweiler: Schneider. 18] Edelstein, W. & de Haan, G. (2003). Von Schlüsselkompetenzen zum Curriculum. 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