Hurra – Psychiatrie Chorea Huntington dominant erblich degenerative Erkrankung Atrophie des Gehirns (insbesondere Corpus Striatum) 5-10 Fälle je 100.000 Einwohner 50% der Nachkommen von Genträgern sind betroffen Symptomatik choreatisches Syndrom verminderter Muskeltonus psychische Veränderungen - Wesensveränderungen - paranoid-halluzinatorische Episoden (Choreophrenie) - Enthemmung/Störung des Sozialverhaltens - Demenz Zerebrale Anfallsleiden Grand Mal (generalisierter großer Krampfanfall) Aura Zustand vor dem eigentlichen Krampfanfall Halluzinationen, Lichtblitze Gerüche, Melodien, Geräusche Affektveränderungen (Angst, Glücksgefühl) motorische Auffälligkeiten (Zwangsbewegungen) Bewusstseinsveränderung (Deja-vu Erleben) ggf. dumpfes Gefühl im Oberbauch (gastrische Aura) Tonisches Stadium Beginn des großen Anfalls (Dauer ca. 30 Sek.) plötzlicher Streckkrampf Sturz Initialschrei (Krampf der Atemmuskulatur) ggf. Zyanose ggf. Sehnen und Muskelabrisse Klonisches Stadium rhythmische Zuckungen der gesamten Muskulatur Krämpfe der Extremitäten, Der Kopfmuskulatur etc. ggf. schaumiger Speichel Urinabgang (selten: Stuhl) Hypertonie Terminalschlaf Abschluß des Krampfanfalles (Minuten bis Stunden) Schlaf oder Dämmerzustand Amnesie Fokale Anfälle Krampfanfall durch eine bestimmte Stelle (Herd) im Gehirn (Temporallappen bzw Kortex) Anfall bei erhaltenem Bewusstsein; Symptomatik abhängig von der betroffenen Stelle (motorisch und sensorisch) motorische Symptome Zuckungen einzelner Muskelgruppen (Hand/Arm) Körperkrämpfe (Halbseitig) Jackson-Anfall sensible Symptome Missempfindungen (kribbeln, reißen) auf Region begrenzt (Ausbreitung möglich) Gelegentlich: Übergang von fokalem Krampf in generalisierten Krampf Fokale Anfälle selbst oft Symptom einer Hirnschädigung Psychomotorischer Anfall (komplex fokaler Anfall) durch Laien oft nicht als epileptischer Anfall erkennbar Symptome (Dauer: Minuten bis Stunden) Bewusstseinsveränderung mit schablonenhaften Bewegungsabläufen (Kauen, Schmatzen, Schlucken, Tupfen, Wischen; aber auch: komplexe Handlungsabläufe wie An- und Auskleiden, ziellosem Davonlaufen oder plötzlicher Aggressivität) EEG-Lokalisation: Schläfenlappen oder Temporallappen Petit-Mal-Anfall generalisierter Anfall im Kinder- und Jugendalter (plötzlich einsetzende Vigilanzstörung (Absencen); ca. 10 Sek. Dauer Komplikationen Status epilepticus Zustand gehäufter Anfälle. zwischen denen der Patient das Bewusstsein nicht wiedererlangt NOTFALL (~10% letal) Verletzungen Wirbelbrüche (Sturz), Frakturen, Sehnenrisse, Luxationen Respiratorische Störung Aspiration von Erbrochenem, Blut, Speichel oder Zähnen Psychiatrische Auswirkungen Wesensveränderung (Betroffener) Persönlichkeitsstörung, Verlangsamung, Perseveration, Pedanterie, Umständlichkeit oder Reizbarkeit enechetisches Syndrom Symptomatik kann Angehörige Betreffen (epileptoide Persönlichkeit) Psychosen Halluzinationen, Wahnhafte Zustände häufig, wenn zu schnell auf anfallshemmende Medikamente eingestellt wurde Verstimmungszustände Depressivität, Gereiztheit, unangemessene Heiterkeit Reaktive Störungen Ätiologie Jedes Gehirn ist "krampffähig". 10% der Bevölkerung zeigen erhöhte Krampfbereitschaft Krampfanfall damit unspezifisches Zeichen einer Irritation 4-5% aller Menschen bekommen irgendwann einen oder mehrere Krampfanfall (Gelegenheitsanfälle), die sich nicht als Epilepsie chronifizieren Nur ein geringer Teil der Anfälle genuin bedingt Häufigste Ursachen frühkindlicher Hirnschaden (Geburtskomplikation) entzündliche Erkrankung des Gehirns Verletzungen des Gehirns Gehirnoperationen (zB nach Tumorresektion) Durchblutungsstörung des Gehirns (Rindeninfarkt) Degenerative Erkrankungen des Gehirns (Gehirnatrophie) Schlafmangel Flackerlicht (Diskothek/ Fernsehen) Alkoholismus (häufig bei Entzugssituation) Rauschdrogen (Opioide, Kokain, Thujon, Amphetamin) Medikamente (Penicillin, tricyclische Antidepressiva) Elektrolyt-/Stoffwechselentgleisungen (Hypoglycämie, Hyponatriämie, Urämie) Bei älteren Menschen (Erstanfall) dringender Hinweis auf schwerwiegende Hirndefekte (zB Tumor, Atrophie) Diagnostik erhöhte Krampfbereitschaft durch EEG nachweisbar komplette neurologische Untersuchung Notfallanamnese Verletzungen vor, während und nach dem Anfall ?! Anfallsbeschreibung (Zeugen) generalisiert, fokal ?! Zungenbiß ?! Eingenässt ?! Eingekotet ?! Erstanfall oder Anfallsleiden bekannt ?! Metabolische (Urämie, Hypoglycämie) oder zerebrale Erkrankungen bekannt ?! Exogene Faktoren (Drogen, Alkohol, Neuroleptika, tricyclische Antidepressiva, Schlafentzug, Infekt, Flackerlicht) Compliance der Antikonvulsiva ?! Resorption eingenommener Antikonvulsiva beeinträchtigt (Durchfall, Wechselwirkung) Z.n. Implantation eines Cardiverters/Defibrillators ?! Differentialdiagnose Nichtzerebraler Anfall mit Vigilanzeinschränkung (Herzrhythmusstörungen Adams-Stoke-Anfall) Tetanischer Anfall (Calziummangel/Hyperventilation Verkrampfung der Körper- und Gesichtsmuskulatur mit Pfötchenstellung) Psychogener Anfall (Anfallsartige Verhaltensstörung wenig differenzierte Persönlichkeitsstruktur, Minderbegabung) Finden in der Regel öffentlich, vor Publikum, statt Notfalldiagnostik Basischeck Puls, SaO2, RR, EKG BZ Zungen-/Wangenbiß; Einblutung in Skleren ?! Atemluft: Foetor ?! (Alkohol, urämisch, hepatisch) sekundäre Verletzungen (Prellmarken, Platzwunden, Hämatome, Bewegungseinschränkungen/Gelenke) Fieber Neurostatus (Vigilanz, Meningismus, Pupillenreaktion, Kraftprüfung) Therapie während des Anfalls: Verletzungssichere Lagerung (Schützen) O2-Gabe (Zyanose gehört zum Anfall und ist nicht zwingend Intubatinsgrund) Auskrampfen lassen (3-5 Minuten) Antikonvulsiva nach dem Anfall: Atemwegssicherung (Guedel/Wendl) Basismonitoring (RR, P, EKG, SpO2) BZ-Kontrolle ggf. venöser Zugang Diazepam 5-10 mg / ½ -1 Amp. Midazolam 5 5-10 mg / 1 -2 Amp. Clonazepam 1-2 mg Phenytoin Verletzungen vermeiden (Schützen) Aspirationsschutz ggf. Beißschutz (enge Indikationsstellung) psychomot. Unruhe im postiktalen Dämmerzustand: Therapie: Status Epilepticus Trapanalnarkose 3-5 mg/kg KG Lysthenon 1 –1,5 mg/kg KG (Relaxierung) Norcuron 0,06 mg/kg KG (Aufrechterhaltung Relax.) Phenytoin 250 mg initial, danach Infusion (750 mg/20´) Kontrollierte Beatmung (Hyperventilation) I:E 1:1-1,5 AF 10-12 AZV 10 ml/kg KG alternativ: Propofolnarkose Medikamentöse Langzeittherapie (Antikonvulsiva) Phenytoin (Penhydan, Zentropil) Primidon (Mylepsinum, Liskantin) Valproinat (Orfiril, Ergenyl, Leptilan) Carbamazepin (Tegretal, Timonil, Sirtal) Nebenwirkungen (Langzeittherapie) Müdigkeit, Ataxie, Sprachstörungen, Zahnfleischwucherungen und Akne Leber- und Blutbildschäden Lebensführung Vermeidung von Alkoholkonsum Regelmäßger Lebensrhythmus mit ausreichend Schlaf strickte Einhaltung der Medikation Vermeiden von Reizüberflutung Sonderfall: kindlicher Krampfanfall prolongierte Krampfanfall (länger als 2 Minuten) Status Epilepticus Fieberkrampf Ätiologie kindlicher Krampfanfälle Enzephalitis Meningitis Epilepsie akute Enzephalopathie (zB Impfkomplikation) metabolische Entgleisung (zerebrale Raumforderung) angeborene ZNS-Fehlbildung (zB tuberöse Hirnsklerose, Neurofibromatose Hyperthermie Symptomatik generalisierter tonisch-klonischer Krampfanfall mit Bewusstseinsverlust Typischer Fieberkrampf o tonisch-klonischer Krampfanfall (seitengleich) o meist im Fieberanstieg (zB bei Beginn eines Infektes) o Dauer meist 1-2 Minuten Komplizierter Fieberkrampf o Dauer länger als 20 Minuten/ 2 Anfälle in 24 Stunden o Herdsymptomatik (einseitig, postiktale Paresen) Kurzanamnese Alter des Kindes o Typischer Fieberkrampf > 6 Mon. - < 5 Jahre o komplizierter Fieberkrampf < 6 Mon. - > 5 Jahre Rezidiv oder Erstmanifestation Anfallsbeschreibung o Beginn, Ablauf Dauer des Anfalls !? o Bewusstseinsstörungen/Sprachäußerungen ?! o Körperhaltung/Bewegungen (Seitendifferenz) ?! o Gesichtsausdruck, Augenstellung, Verletzungen ?! o Stuhl- oder Urinabgang ?! o Atmung, Zyanose, Blässe ?! o gehäufte Anfälle ?! Bestehender Infekt, Fieber, vorausgehende Erkrankungen Dauermedikation, letzte Einnahme, regelmäßig ?! Erbrechen, Durchfall ?! Hinweise auf Intoxikation (Alkohol, Medikamente etc.) ?! Sofortdiagnostik (Krampf bereits spontan sistiert) o Basischeck o Grobneurologische Untersuchung (Vigilanz und Verhalten, Schmerzreaktion, Pupillen und Bulbusmotorik, Meningismus, Reflexe, patholog. Reflexe, Tonus, Extremitätenstellung, Paresen) o Vegetative Symptome o Zungenbiß o sonstige Verletzungen o Urin- oder Stuhlabgang o Exsikkose o Blutzuckerbestimmung o Temperatur Sofortdiagnostik (Krampf noch bestehend) o Basischeck o Zyanose, Atemexkursionen o Puls SpO2, RR, EKG o Inspektion auf Verletzungen o Blutzuckerbestimmung Sofortmaßnahmen (Krampf spontan sistiert) o Temperatur < 38,5° Antipyretika (Paracetamol Supp.) Säuglinge : 125 mg Kleinkinder : 250 mg Schulkinder : 500 mg o bei Exsikkose i.V. Zugang / Infusion (Päd) o bei Hypoglycämie i.V. Zugang / Glucose (Päd) Sofortmaßnahmen (Krampf noch bestehend) o vor Verletzungen schützen (weiche Unterlage) o Seitenlage zur Vermeidung einer Aspiration o ggf. Absaugen von Sekret aus dem Rachenraum o O2-Gabe o Diazepam 5 rectiole Neugeborene : 2,5 mg (½ Rectiole) Säuglinge : 5 mg (1 Rectiole) Kleinkinder : 10 mg (2 Rectiolen) kann nach 5 Min. wiederholt werden (max. Dosis: 20 mg) o i.V. Zugang o bei Hypoglycämie : Glucose (Päd) o bei Fieber : Antipyretika ...bei fortdauerndem Anfall, nach zweimaliger Gabe von Diazepam rectal, sobald venöser Zugang vorhanden: o Diazepam 0,25 – 0,5 mg/kg KG kann nach 3 Minuten wiederholt werden Injektionsgeschwindigkeit max. 2 mg/Min CAVE: Atemdepression Maximal Dosis: < 3 Jahre : 10 mg > 3 Jahre : 15 mg ...bei Versagen der bisherigen Therapie: o Clonazepam 0,05 – 0,1 mg/kg KG (1 Amp.=2ml=1mg) max. 2-3 mg / kann in niedriger Dosis wiederholt werden CAVE: Atemdepression ...bei Versagen der bisherigen Therapie: o Thiopental 5-10 mg/kg KG (Narkoseeinleitung) ALTERNATIV: das krampfende Kinde unter O2-Gabe und Infusion in die Fachklinik (Kinderklinik) bringen Intravenöser Zugang innerhalb von 30 Minuten, ansonsten intraossäre Nadel indiziert Bei unkomplizierten Fieberkrämpfen kann das Kind in der Wohnung verbleiben (Vorstellung beim niedergelassenen Pädiater) Notarztentscheidung Differentialdiagnostik o Affektkrämpfe o Hyperventilation o Synkopen / vagale Asystolie o Pavor nocturnus o "blue-episodes" o reflektorisch anoxische Krämpfe vermeintliche Krampfanfälle bei Neugeborenen: sporadische Zuckungen normal (immer nur eine Extremität) Zusammenfassendes Schema: tonisch-klonischer Krampfanfall Sicherung der Vitalfunktionen Fraimachen/Freihalten der Atemwege, O2-Gabe Lagerung in Seitenlage BZ-Kontrolle (ggf. Glucose Päd) medikamentöses Stufenschema Hurra, Krampfanfall beendet bei Fieber: Antipyretika Flüssigkeitssubstitution lokale Kühlung 1. Benzodiazepin (ggf. wdh.) zB. Diazepam, Clonazepam 2. Barbiturate zB.Thiopental (Trapanal) -> Beatmung und Intubation 3. Phenytoin (ultima ratio) zB Penhydan