ANFALLSLEIDEN - EPILEPSIE Definition: Epileptischer Anfall wird bedingt durch eine vorübergehende, totale oder partielle Dysfunktion des Gehirns und kommt am Patienten als eine plötzlich einsetzende Störung mit motorischen, sensorischen, vegetativen und/oder psychischen Erscheinungen zur Beobachtung. Epilepsie Eine chronifizierte, epileptogene zerebrale FunktionsStörung unterschiedlicher Ätiologie, die durch rezidivierende epileptische Anfälle charakterisiert ist und bei 0,5-0,6% aller Menschen vorliegt. Äthiopathogenese: - Genetisch bedingte Epilepsien Frühkindliche Hirnschäden Intrakraniell raumfordernde Prozesse Hirntraumen Weitere Ursachen (Hypoglykämien, Meningoenzephalitiden etc.) Anfallsauslösende Faktoren: - Schlafentzug Alkoholgenuss und –entzug Bestimmte Medikamente Übermäßige Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr Fieberhafte Infekte Rhythmischer Lärm Flackerlicht Einteilung der Epilepsien: Einfach-fokale Anfälle Bewusstsein immer ohne Störung ! Können mit motorischen, sensiblen, sensorischen, vegetativen und psychischen (z.B. Déjà-vu) Symptomen einhergehen, ebenso affektiven (Angst, Erregung) und kognitiven Störungen (Zeitsinnesstörungen, Unwirklichkeits- oder Depersonalisationsgefühle) Gewöhnlich nur eine Hemisphäre einbezogen. Komplex-fokale Anfälle Fokale Anfälle mit Bewusstseinsstörungen. Unter Umständen mit Automatismen (Kau-, mimische Automatismen usw.) Im Verlauf werden häufig beide Hemisphären einbezogen. Fokale Anfälle jeden Typs können zum generalisierten Anfall fortschreiten Primär generalisierte Anfälle Bereits die ersten klinischen Veränderungen weisen eine Einbeziehung beider Hemisphären auf. Das Bewusstsein ist in der Regel gestört, die EEG Muster von Anfang an bilateral mit weit ausgedehnten neuronalen Entladungen Nicht-klassifizierbare Anfälle Klinische Erscheinungsbilder: Generalisierte Anfälle Grand-Mal-Anfälle Prodromalerscheinungen (fakultativ, Stunden oder Tage dem Anfall vorausgehend Aura (in 10% der fokalen Fälle, Sekunden dauernd) Tonisch-klonische Phase (in den häufigsten Fällen direkt, abrupt, oft mit Initalschrei. Bewusstlosigkeit. Diese erste tonische Phase wird geprägt durch Gesichtszyanose und lichtstarre, weite Pupillen) Nach 30 Sekunden setzt klonische Phase für etwa ½ bis 1 Minute ein, rhythmische, klonische Zuckungen endend in allgemeiner Muskelerschlaffung. (Häufig: vermehrte Speichelproduktion mit Schaumbildung, Zungenbiss, Einnässen, Erhöhung von CPK, Prolaktin, Leukozyten und Temperatur Seltener: Einkoten) Postparoxysmal folgt ein sich bis zu Stunden hinziehender Terminalschlaf, Amnesie bezüglich des Anfalls. Petit-Mal-Anfälle Eine Reihe generalisierter Anfälle, die nicht einem Grand-MalAnfall zuzuordnen sind und häufig an das Reifungsalter des Gehirns gebunden sind mit spezifischen Erscheinungs- und EEG-Mustern. Fokale Anfälle Kommen in jedem Lebensalter vor. Ursache ist allermeist in einer lokalisierten, morphologischen Veränderung des Hirns zu suchen. Einfach-fokale-Anfälle Jackson-Anfälle (motorische oder sensible Anfallserscheinungen in umschriebenen Körperarrealen der Gegenseite, Kombinationen möglich. Besonders häufig im Hand- und Gesichtsbereich. March of Convulsion. Große Gefahr einer status- und serienartigen Wiederholung mit Hinterlassen von Todd-Lähmungen (passagere Lähmungen) Adversiv-Anfälle (ausgehend von der prämotorischen Rinde (Area 6 und 8), geprägt durch tonische Wendung von Bulbi, Kopf und Rumpf zur kontralateralen Herdseite, u.U. Fechterstellung.) Komplex-fokale Anfälle (psychomotorisch) Ebenfalls fokal, ausgehend von Bereichen des limbischen Systems und medialen und basalen Strukturen des Temporallappens. Aura (Dreamy State) Bewusstseinseintrübung mit häufig Automatismen und vegetative Symptome Diagnostik: Diagnose des Anfallstyps Beachtung des Manifestationsalters EEG-Befund Neuroradiologische Untersuchungen Liquoruntersuchung Internistische Untersuchung Therapie: Ziel ist die Anfallsfreiheit, angestrebt durch eine Ursachenbehandlung und wenn nötig antikonvulsive Therapie. EEG-Sanierung ist nicht unbedingt erforderlich. Gelegenheitsanfälle bedürfen keiner antikonvulsiven Therapie. Bei allen fokalen und unklassifizierbaren Anfällen: Carbamazepin, Oxcarbazepin, Gabapentin und Phenytoin Bei generalisierten Anfällen Valproinsäure Langzeitbehandlung, Monotherapie wenn möglich, einschleichende Einleitung, Überwachung von Nebenwirkungen, Beendigung erst nach dreijähriger Anfallsfreiheit mit normalisiertem EEG in Erwägung ziehen. Beim Status Epilepticus intensivmedizinische Behandlung mit Clonazepam oder Diazepam intravenös bzw. Phenytoin oder Valproinsäure. OP bei nicht ausreichender Ansprechbarkeit auf Medikamente.