Michael Jäckel „Kindheit, Jugend und die Bedeutung der Medien“ (in: Matthias Karmasin, „Medien und Ethik“, Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 2002) Abstract Dem Autor geht es vor allem darum, den Stellenwert von Medien als Sozialisationsfaktor für Kinder und Jugendliche zu erklären und dem Leser näher zu bringen. Michael Jäckel führt sehr viele Theorien und Beispiele an mit welchen er seine Hypothesen untermauert. In diesem Artikel erklärt er die wachsende Mediatisierung und den Stellenwert den die Medien in unserer Gesellschaft und in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen einnehmen, mitsamt ihren Vor- und Nachteilen und deren möglichen Konsequenzen. Schlagwörter Jäckel Kindheit und Jugend Medienkultur, Jugendkultur Medienumgang Mediatisierung 1.) Smrzek Nicole, Matr. Nr.: 0306799 2.) Hoffmann Cornelia, Matr. Nr.: 0304932 696511 VO Medienpädagogik: Medienbildung, Medienkompetenz, Medienkultur Univ.- Prof. Dr. Thomas A. Bauer, Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Universität Wien, WS 2004/2005 Rezension des Artikels „Kindheit, Jugend und die Bedeutung der Medien“ (S. 99 – S. 128) Der Artikel ist in vier Teile unterteilt, wobei die Vorbemerkung nicht per Kapitelzahlen besteht, sondern der Autor erläuternd über die allgemeinen Begriffe Medien und Gesellschaft spricht. I. Zusammenfassung des Textes 1. Zwischen Autonomie und Vereinnahmung Es wird das Hineinwachsen in eine Gesellschaft dargestellt, mit den Begriffserklärungen der Nah- und Fernwelt und der Erklärung welche Phasen man im Leben durchläuft. Es werden Phänomene, die die Doppelstrategie der Medienpräsenz betreiben anhand von Beispielen erklärt. Laut Lübbe liegt „es beim Medienkonsumenten, aus Nutzen und Nachteil der Präsenz der Medien in unserem Alltag in Orientierung an zweckmäßigen, selbstbestimmten Regeln des Umgangs mit ihnen das Beste zu machen.“1 Michael Jäckel beschäftigt sich in diesem Kapitel auch mit Diskussionen über den richtigen Umgang mit Medienangeboten, mit der Quintessenz, die man den potentiellen Kunden zwar zeigen kann das in diesem Bezug wünschenswert wäre, aber ihnen nichts vorschreiben kann. Rosenmayr ist der Ansicht, die „Jugend sollte solange wie möglich nicht eingebunden werden in die Verpflichtungen der Gesellschaft.“2 Nun, scheint es eher dazu zu kommen, dass in Zukunft ein sehr viel größerer Entscheidungsdruck auch auf den jüngeren Menschen liegen wird und so genannte „Schonräume“ für Jungendliche immer kleiner werden, somit wäre der so genannte „Ernst des Lebens“ immer präsent. 1 2 Lübbe, 1994, S.313 Rosenmayr, 2002, S.106 -1- 2. Kinder, Medien und Kompetenzen Es werden hier die Untersuchungen von Schramm, Lyle und Parker im Bezug auf Medien und Kinder herangezogen. Ihre Schlussfolgerung lautet: „For some children, under some conditions, some television is harmful. (…) For most children, under most conditions, most television is probably neither harmful nor particularly beneficial.”3 Dies als Beispiel, das sich die Richtung der Forschung veränderte, da nun nicht nur mehr interessant war, was das Fernsehen mit den Kindern macht, sondern vor allem, was die Kinder mit den vielfältigen Medienangeboten machen. Vor allem Hertha Sturm, Piaget und deren Theorien werden in diesem Kapitel in Bezug auf Medien thematisiert. Hertha Sturm befasste sich mit Empfehlungen wie Fernsehen aufgebaut sein sollte – also mit Pausen, Erklärungen für Kinder, logisch strukturiert und die Geschwindigkeit der Bilder sollte beachtet werden. Des Weiteren wird ihre Theorie über die „fehlende Halbsekunde“ anhand eines Beispiels veranschaulicht. Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung des Menschen durch verschiedene Phasen – Kernaussage ist: Der Mensch ist ein lernendes Wesen werden hier auf die Mediendramaturgie übertragen und es wird festgestellt, dass es zu drei Konstellationen kommen kann. Zum ersten besteht die Möglichkeit einer Überforderung der Rezipienten, zum zweiten kann es zu einer Unterforderung derer kommen und zum dritten zu einer entwicklungspsychologisch angemessenen Ansprache. (vgl. Jäckel 2002, S.107) Das, in diesem Teil des Artikels erläuterte Experiment von Salomo und Leigh zu den so genannten „Vor – Einstellungen“, wurde zur Thematik des „wahrnehmenden Fernsehens unter Kindern“ getätigt. Das Ergebnis ist, „dass intelligentere Kinder das Fernsehen auch teilnahmsloser betrachteten und schlechte Testleistungen erzielten, weil sie einfach nicht richtig hinsahen.“4 Anhand dieses Experimentes führt der Autor weiter die Thematik des Fernsehens und der Medien im Allgemeinen aus – alles in Bezug auf mögliche Veränderungen unseres Alltags und der Gesellschaft in der wir leben. 3 4 Jäckel, Kindheit,Jugend und die Bedeutung der Medien, 2002, S.106 – in Anlehnung an Schramm, 1961, S.13 Jäckel, Kindheit,Jugend und die Bedeutung der Medien, 2002, S.110 -2- Ein Teil dieses Kapitels beschäftigt sich vornehmlich mit dem Medium Fernsehen – dessen Vor- und Nachteilen, Auswirkungen und Präsenz in unserem Alltag. Eine wichtige vom Autor erwähnte Typologie die zu dieser Thematik dazu gehört, ist die „Typologie von Familien und Fernsehproblemen“ von Hurrelmann. Die Zusammenfassung seiner Ergebnisse lautet: „ - Probleme mit dem Fernsehen treten insbesondere in Ein-Eltern-Familien und kinderreichen Familien auf. Die hohe Belastung geht häufig mit einem Kontrollverlust über die Freizeitgestaltung der Kinder einher. (…) Vielsehen ist hier überdurchschnittlich anzutreffen. Hinzu kommt in Ein-Eltern-Familien das Fehlen von Identifikationsfiguren. - Zwei-Eltern-Familien mit einem oder zwei Kindern können die Fernsehnutzung besser kontrollieren und beurteilen das Medium auch insgesamt nicht so pessimistisch. Die Fernsehgewohnheiten der Kinder sind bekannt.“5 3. Medien, Lebensphasen und Konvergenz Dieser Teil des Artikels befasst sich hauptsächlich mit dem Unterschied der „Erwachsenen- und Kinderwelt“ in Bezug auf Einstellungen, Verhalten und Sprache. Auch die Buchkultur und das Fernsehen als Medium der Informationswelten werden thematisiert. Neil Postman ist der Ansicht, dass sich Kinder und Erwachsene immer weniger voneinander in Bezug auf ihre Sprache, ihr Verhalten, ihre Einstellungen und ihr Wissen unterscheiden. Seine Grundaussage ist: „Das Verhalten der Menschen ändert sich, wenn sich die Zugangsmöglichkeiten zu Informationen verändern.“6 Genau das ist durch das Medium Fernsehen passiert, da nun Kinder einen Zugang zur Erwachsenenwelt haben. Das hat zur Folge, dass Kinder weniger Sozialisationsstadien benötigen und somit die Grenze immer mehr verschwimmt. Der Autor erklärt detailliert, wie diese Barriere zwischen Kindern und Erwachsenen entstanden ist und auch wodurch sie zerfällt. 5 6 Jäckel, Kindheit,Jugend und die Bedeutung der Medien, 2002, S.111 – vgl. Hurrelmann 1999, S.49f. Jäckel, Kindheit,Jugend und die Bedeutung der Medien, 2002, S.113 -3- Ein weiteres zentrales Thema in diesem Teil des Artikels ist das spielerische Erlernen von Handlungsanforderungen, da diese für die Wirklichkeit von großer Bedeutung sind. George Mead hat hierfür eine Unterscheidung unter den Begriffen „Play“ und „Game“ getätigt. „ ‚Play’ steht für ein Reagieren auf die unmittelbare Umwelt, ‚Game’ für die Fähigkeit, sich in unterschiedliche Rollen hineinversetzen zu können.“7 4. Mediatisierung von Kindheit und Jugend Dieser Teil des Artikels widmet sich vor allem dem Begriff der „Mediatisierung“. Darunter soll folgendes verstanden werden: „– - eine Zunahme der medienvermittelten Erfahrung; eine Zunahme des Stellenwerts elektronischer Medien für die Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen; - eine wachsende Verschmelzung von Medienwirklichkeit und sozialer Wirklichkeit; - eine zunehmende Durchdringung des Alltags durch Medien- und Werbesymbolik“8 Dieses Kapitel behandelt ebenfalls die Tatsache, dass es Generationen als umfassende Einheiten von Jugendlichen (vgl. Mitterauer) nie gegeben hat, sondern nur Teileinheiten, die allerdings nur schwache Beziehungen zueinander gehabt haben. Ein Thema das erörtert wird, ist, dass Jugendliche keine Opfer einer Programmierung ihres Verhaltens durch die Medien sind und nicht wie so oft behauptet leicht beeinflussbar und manipulierbar für die Gesellschaft, sondern laut Anbieter selbstsicher sind und genau wissen was sie tun und mit welchen Medienangeboten sie besser zurecht kommen. Zum Schluss noch ein Zitat der Shell – Jugendstudien: 7 8 Jäckel, Kindheit,Jugend und die Bedeutung der Medien, 2002, S.116 – vgl. Mead 1973, S.192-196 Jäckel, Kindheit,Jugend und die Bedeutung der Medien, 2002, S.119-120 -4- „Eine Fokussierung auf Jugend- und Medienkulturen übersieht (…) die Vielfalt der Faktoren, die die Lebensphase “Jugend“ kennzeichnen. Zum einen ist sie offen für Lebensstile, ohne einen “fast statischen Bekenntniszwang“ abzugeben, zum anderen weist sie eine Differenzierung auf, die sich auch als Nähe und Ferne zu der bevorstehenden Erwachsenenwelt interpretieren lässt.“9 II. Relevanz für die Medienpädagogik Die Relevanz dieses Artikels für die Medienpädagogik besteht in vielerlei Hinsicht. Da ohne Kommunikation keine Gesellschaft entstehen hätte können und die sich daraus bildenden verschiedenen Kulturen, sind Themen die dies zur Thematik haben medienpädagogisch relevant. Heutzutage wird hauptsächlich durch die Einbeziehung der unterschiedlichen Medien miteinander kommuniziert, dadurch besteht ein großer, sich verändernder Zusammenhang zwischen unserer Gesellschaft, unserer Kultur und der Kommunikation. Da die Medienpädagogik die Aufgabe hat, Problemstellungen zu erschließen und Lösungen dafür zu finden, muss sie sich mit den Medien befassen – nicht nur im Allgemeinen, sondern auch im Speziellen. Die Entwicklung von Kinder und Jugendlichen, deren Beeinflussung durch die verschiedensten Medien stattfindet ist ein Beispiel dafür, dass man Regelungen treffen sollte und sich mit den etwaigen Konsequenzen die ein übermäßiger „Gebrauch“ von Medien in jüngeren Altersklassen nach sich ziehen könnte. Die Kenntnisse die wir in der Vorlesung von Prof. Bauer erlangt haben, erleichterten uns das Verständnis und wir waren in der Lage den Artikel zu durchleuchten. Hierbei halfen uns die von Prof. Bauer durchgenommene Definition der Medienpädagogik und vor allem deren Problemzonen (Thomas Bauer, VO Medienpädagogik am 20.20.2004). Ein Kritikpunkt an diesem Artikel ist die Art und Weise wie dieser Artikel geschrieben ist. Häufig kann man keinen wirklichen Zusammenhang erkennen Jäckel, Kindheit,Jugend und die Bedeutung der Medien, 2002, S.125-126 – vgl. Jugendwerk der Deutschen Shell 1997, S.374 und S.380-382 9 -5- und Fachbegriffe werden auch eher selten erklärt, aber durch unser Vorwissen anhand der Vorlesung war dieser Artikel lesbar und verständlich. Bibliographie – weiterführende Literatur Karmasin, Matthias (Hrsg.), Medien und Ethik, Reclam Jun.GmbH&Co, Stuttgart 2002 Tenbruck, Friedrich Heinrich, Jugend und Gesellschaft, Rombach 1962 Piaget, Jean, Meine Theorie der geistigen Entwicklung, Beltz März 2003 Hurrelmann, Klaus, Lebensphase Jugend, Juventa 2004 Postman, Neil, Das Verschwinden der Kindheit, Fischer (Taschenbuch), Frankfurt 1983 -6-