Rainer Dollase - Thomas A. Bauer

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Rainer Dollase
Musikpräferenzen und Musikgeschmack Jugendlicher
(aus: Baacke, Dieter (Hrsg.): Handbuch Jugend und Musik. Opladen: Leske + Budrich,
1998)
Abstract
Im Text „Musikpräferenzen und Musikgeschmack Jugendlicher“ von Rainer Dollase
wird mit Hilfe verschiedenster Thesen und Forschungsergebnisse der Versuch
unternommen, eine Erklärung für Musikpräferenzen Jugendlicher zu finden. Besonderes
Augenmerk wird auf die psychologischen Erklärungsansätze und die Untersuchung des
Einflusses der Gesellschaft auf den Musikgeschmack Jugendlicher gelegt. Weiters
werden Präferenzen zwar hauptsächlich als Ergebnis von vorauseilenden Ursachen
dargestellt, jedoch wird auch in Betracht gezogen, dass Folgen von Präferenzen den
Musikgeschmack beeinflussen könnten. Es wird immer wieder darauf hingewiesen, dass
es sehr schwierig ist, Musikpräferenzen Jugendlicher zu erklären, da Musikgeschmack
von vielen Faktoren, Einflüssen und komplexen Wechselbeziehungen abhängig ist.
Schlagwörter
Musikpräferenz – Jugendliche – psychologische Leitvorstellung – gesellschaftlicher
Einfluss – Identität – Sozialisation – Wechselwirkung – Cliquenorientierung –
Präferenzwechsel
Petra Adler, Matr.-Nr. 0303685
Gabi Tremmel, Matr.-Nr. 0300535
Valeria Dejaco, Matr.-Nr. 0308587
696511 VO Medienpädagogik: Medienbildung, Medienkompetenz, Medienkultur
Univ.-Prof. Dr. Thomas A. Bauer, Institut für Publizistik- und
Kommunikationswissenschaft, Universität Wien, WS 2004/2005
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Zusammenfassung des Textes
Im Text „Musikpräferenzen und Musikgeschmack Jugendlicher“ weist Rainer Dollase1
darauf hin, dass es sich heutzutage als sehr schwierig gestaltet, Erklärungen für die
Musikpräferenzen Jugendlicher zu finden. Einerseits, weil heute von einer komplexen
Wechselwirkung des Musikstückes mit der psychischen Situation und den sozialen
Umweltfaktoren des Rezipienten ausgegangen wird, und andererseits weil das
Musikangebot immer vielfältiger wird.
Im ersten Kapitel wird unter anderem auf die Problematik des Gebrauchs der Begriffe
Präferenz und Geschmack eingegangen. Schließlich sind sie nicht nur Alltagsbegriffe,
sondern auch vielfältige psychologische Konstrukte, die nicht präzise definiert sind.
Durch das Miteinbeziehen der Folgen einer verbal geäußerten Präferenz erfährt der
Gebrauch der Begriffe Präferenz und Geschmack eine weitere Problematisierung, da
Einstellung und Verhalten nicht notwendigerweise übereinstimmen müssen.2 Dies
spricht dafür, Musikpräferenzen mehr auf der „abstrakten Ebene als relativ beständige
Wertorientierungen bezogen auf Gattungen und Stile, (…), zu konzipieren“.3 Bei der
Erfassung des Musikinteresses Jugendlicher von Birnstengel durch die drei Items
rezeptiv (Musik Hören), reproduktiv (singen, musizieren) und kreativ (Musik
komponieren) konnte festgestellt werden, dass die reproduktiven und kreativen Folgen
nicht mit den rezeptiven Vorlieben zusammenhängen müssen.4 Innerhalb der rezeptiven
Präferenzen unterscheidet Lull weiter zwischen „exposure“ (auditiver Kontakt),
„consumtion“ (aus dem Kontakt mit Musik Gelerntes) und „use“ (Verwendung von
Musik zur Befriedigung und Gratifikation) und meint, dass man für eine bestimmte
Musik vielleicht nur eine Exposure-, aber keine Usepräferenz hat oder umgekehrt.5
Weiters ist in Bezug auf Präferenzen zu beachten, dass zum Beispiel unterschiedliche
Erhebungsmethoden oder Akzentsetzungen der Jugendlichen auf bestimmte Aspekte
1 Rainer Dollase ist Professor für Psychologie an der Universität Bielefeld:
http://www.nmz.de/nmz/2004/10/lmr-nrw.shtml 2004-11-28, 22:10
2
Vgl. Dollase, Rainer: Musikpräferenzen und Musikgeschmack Jugendlicher. In: Baacke, Dieter (Hrsg.):
Handbuch Jugend und Musik. Opladen: Leske + Budrich, 1998, S.342f
3
Jost, E.: Sozialpsychologische Dimensionen des musikalischen Geschmacks. In C. Dahlhaus & H. de la
Motte-Haber (Hrsg.): Systematische Musikwissenschaft. Wiesbaden: Athenaion, 1982, zit. nach Dollase,
Rainer: Musikpräferenzen und Musikgeschmack Jugendlicher. a.a.O., S.343
4
Vgl. Birnstengel, U.: Die Interessen von Hauptschülern des achten bis zehnten Schuljahres. Bad
Heilbrunn: Klinkhardt, 1989, zit. nach Dollase, Rainer: Musikpräferenzen und Musikgeschmack
Jugendlicher. a.a.O., S.343
5
Vgl. Lull, J.: Listeners Communicative Uses of Popular Music. In: Lull, J. (Hrsg.): Popular Music and
Communication. Newbury Park: Sage, 1987, zit. nach Dollase, Rainer: Musikpräferenzen und
Musikgeschmack Jugendlicher. a.a.O., S.343
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eines Liedes, die Geschmacks- und Präferenzurteile beeinflussen können. Trotzdem
erscheinen Vorlieben für Musikrichtungen bei vielen Menschen als durchaus stabil.
Grundsätzliche Probleme der Musikpräferenzforschung sind Kategorisierung und
Typologie: Je mehr man zu kategorisieren versucht, das heißt je genauer man fragt,
desto weniger einheitlich sind die Antworten innerhalb einer Jugendgruppe. Abgesehen
davon versuchen viele Musiker dafür zu sorgen, jede Klassifikation in eine Kategorie zu
vermeiden. Dies hat zur Folge, dass die Grenzen zwischen den einzelnen Kategorien
immer mehr verwischen. Aufgrund dieser Problematik darf man, selbst wen man
induktiv vorgeht, nicht den Fehler begehen und von einem empirischen Cluster auf den
Einzelfall schließen, da Cluster kaum so eindeutig voneinander getrennt sind.
Sozusagen als Zwischenresümee zu den bisher genannten Ansätzen betont Dollase, dass
auch wenn Pauschalisierungen auf diesem Gebiet nur schwer möglich sind, die Jugend
in Bezug auf ihr Musikverhalten doch gemeinsam hat, dass sie so expressiv und intensiv
wie keine andere Altersgruppe auf Musik reagiert und sich dabei für musikalisch
heterogene Sparten, die jedoch von jedem als typisch jugendlich diagnostiziert werden
können, interessiert. Als Antwort auf die Frage nach Musikpräferenzen Jugendlicher
wird man sich daher mit der Tautologie „Jugend interessiert sich für Jugendmusik“
zufrieden geben müssen.6
Besonders eingegangen wird im Anschluss auf vier psychologische Erklärungsansätze.
Der Ansatz der Tiefenpsychologie geht davon aus, dass sich die Präferenz für eine
Musik aus ihrer Funktion als sozial gebilligte Form der Ersatzbefriedigung für
unerfüllte Wünsche erklärt. Ein sehr anschauliches Beispiel hierfür sind hysterische
Phänomene in Konzertsälen, wodurch unerfüllte Wünsche nach Partnerschaft
ausgeglichen werden. Laut der Lernpsychologie hingegen entsteht die Vorliebe für eine
Musikrichtung aus Lern- und Erfahrungsprozessen. Genannt werden in diesem
Zusammenhang das klassische Konditionieren nach Pawlow, das operante
Konditionieren, das auf Skinner zurückgeht und das Lernen am Modell nach Bandura.
Als möglicher Grund dafür, dass bestimmte Musikrichtungen von Jugendlichen fast
gänzlich gemieden werden, wird hier das durch die Gesellschaft entstandene Image
genannt. Die kognitiven Theorien wiederum postulieren, dass sich die Musikpräferenz
aus formalen Kennzeichen des Verhältnisses zwischen musikalischem Reizmaterial und
kognitiven Voraussetzungen des Rezipienten erklärt. Der Erklärungsansatz der
6
Vgl. Dollase, Rainer: Musikpräferenzen und Musikgeschmack Jugendlicher. a.a.O., S. 346
-4-
Sozialpsychologie geht schließlich davon aus, dass sich die Musikpräferenz eines
Individuums aus den Beeinflussungen durch andere Menschen aus der Umgebung
ergibt.7
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem gesellschaftlichen Einfluss auf
Musikpräferenzen im Jugendalter. Genannt werden hier zwei Wege: die Vorauswahl
von Musik und die Einflüsse von Sozialisationsinstanzen. Im Prozess der Vorauswahl
ist die so genannte „gatekeeper“-Theorie von Bedeutung. Es wird davon ausgegangen,
dass ein musikalisches Produkt erst einige Stationen, wie zum Beispiel eine
Plattenfirma, passieren muss, bis es zum Jugendlichen gelangt, wobei dieser selbst auch
noch „gatekeeper“-Funktion hat. Diese Theorie steht im Gegensatz zur sogenannten
Marionettentheorie, die davon ausgeht, dass der jugendliche Konsument den
gesellschaftlichen Einflüssen erlegen ist. Als Belege für Einflüsse von
Sozialisationsinstanzen gelten eine Reihe von Präferenzkorrelaten mit demographischen
Variablen. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang der Begriff der "taste cultures",
der Gruppenbildung von Personen mit ähnlichem Geschmack, wobei mit den
Musikpräferenzen auch andere Korrelate (wie z.B. politische Orientierung)
einhergehen. Allerdings ist der Einfluss von Eltern und Schule trotz Cliquenorientierung
im Jugendalter relativ groß.
Im vierten Kapitel werden musikalische Präferenzen vom Standpunkt der
Entwicklungspsychologie behandelt. Fest steht, dass die Musikvorlieben von
Jugendlichen häufig Änderungen unterworfen sind. Bezogen auf die Quantität des
Musikkonsums unterscheidet man zwischen Anstiegsphase, Plateauphase und
Abschwungphase: In der Pubertät steigt das Musikinteresse stark an und etwa ab dem
25. Lebensjahr sinkt das Interesse wieder rasant.8 Innerhalb der
Entwicklungspsychologie wird weiters zwischen Alters-, Zeit- und Generationseffekten
unterschieden. Ersteres liegt vor, wenn Verhaltensänderungen mit dem Lebensalter
kovariieren. Zeiteffekte gehen auf aktuelle Ereignisse zurück und von
Generationseffekten spricht man dann, wenn musikalische Verhaltensweisen nur durch
die spezifische historische Abfolge von sozialen Einflüssen in einer Generation
erklärbar sind.9 Auffallend ist in diesem Zusammenhang, dass junge und alte Menschen
eindeutige Präferenzen vorweisen, wohingegen sich 30- bis 44-jährige sehr tolerant
7
Vgl. Dollase, Rainer: Musikpräferenzen und Musikgeschmack Jugendlicher. a.a.O., S. 347ff
Vgl. Dollase, Rainer: Musikpräferenzen und Musikgeschmack Jugendlicher. a.a.O., S. 356ff, vgl nach
Dollase, 1992, DRS, 1986
9
Vgl. Dollase, Rainer: Musikpräferenzen und Musikgeschmack Jugendlicher. a.a.O., S. 361
8
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zeigen. Mögliche Erklärungen für diesen Sachverhalt sind zum Beispiel, dass diese
Generation häufig musikalische Stilwandel erlebt hat oder aber auch dass in diesem
Alter andere Dinge wichtiger sind.
Abschließend wird darauf eingegangen, dass Funktionen und Folgen von Präferenzen
den Musikgeschmack beeinflussen könnten. Individuelle Funktionen von Musik sind
zum Beispiel Entspannung, Sozialkontakt oder Freude. Neben diesen emotionalen,
subjektiven Wirkungen wird weiters Distinktions-, Eskapismus- und Symbolfunktion
unterschieden. Ersteres bedeutet, dass Jugendliche mit Hilfe von Musikpräferenzen eine
positive Distinktheit von anderen herstellen. Die Eskapismusthese besagt, dass durch
Musik zum Beispiel Stress oder schlechte Laune überwunden wird. Sind
Musikpräferenzen hingegen Ausdruck einer Lebensform, haben sie eine Art
symbolische Funktion.10 Auf kulturell-gesellschaftlicher Ebene wird jugendlichen
Musikpräferenzen eine kommerzielle Funktion, eine Innovationsfunktion und die
Funktion der Generationskonstitution zugeschrieben. Bei der dritten Funktion wird
davon ausgegangen, dass die jugendlichen Musikpräferenzen Jugend als einen
andersartigen Teil der Gesellschaft definieren. Diese Tatsache kann, muss aber nicht
notwendigerweise zu Konflikten führen. Die Wahrscheinlichkeit für Konflikte steigt,
wenn eine Generation über die andere Kontrolle ausüben will.11
Auswertung und Besprechung des Artikels
Rainer Dollases Artikel ist gut strukturiert. Der Aufbau von der Begriffserklärung bis
zur Besprechung der Funktionen und Folgen von Musikpräferenzen ist schlüssig und
trägt dazu bei, dass es leicht ist, der Argumentation zu folgen. Die Thematik –
Musikpräferenzen und Musikgeschmack Jugendlicher – wird sehr breit behandelt, daher
konnte oder wollte der Autor bei einigen Ansätzen offensichtlich nicht zu sehr in die
Tiefe gehen. Die ohne weitere Erklärung in den Raum geworfenen, theoretischen
Ansätze kompensiert der Autor aber durch Hinweise auf weiterführende Literatur
optimal. Positiv ist ebenfalls zu bemerken, dass einzelne Ansätze anschaulich mit
Beispielen erklärt werden. Zwei Aspekte, die im Text nicht wirklich thematisiert
werden, sind Musikpräferenzen nach Geschlecht12 und der Zusammenhang von Musik
10
Vgl. Dollase, Rainer: Musikpräferenzen und Musikgeschmack Jugendlicher. a.a.O., S. 364
Vgl. Dollase, Rainer: Musikpräferenzen und Musikgeschmack Jugendlicher. a.a.O., S. 365
12
siehe Statistik im Anhang: http://www.themen.miz.org/konzertemusiktheater/statistiken.php 2004-1128, 22:35
11
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und Gewalt. Zusammenfassend kann dennoch gesagt werden, dass der Artikel einen
fundierten Überblick über den State of the Art der Musikpräferenzforschung bei
Jugendlichen gibt und sich als idealer Einstieg in die Thematik anbietet.
Der Artikel von Dollase erlaubt es, einige interessante Schlüsse und Parallelen zur
Vorlesung "Medienpädagogik: Medienbildung, Medienkompetenz, Medienkultur" zu
ziehen.
Grundlegendes Moment ist der theoretische Rahmen der Kommunikationspädagogik,
der sich aus den Größen Kommunikation, Kultur und Gesellschaft zusammensetzt. Die
Musik als Medium wird auf den ersten Blick im Feld Kultur anzusiedeln sein, doch bei
genauerem Hinsehen (und auch aus Dollases Artikel) wird erkennbar, dass sich Musik
auch durch die beiden anderen Bereiche zieht - und zwar vor allem im Jugendalter.
Denn die Aussage "Kultur wird durch Kommunikation produziert und
umgekehrt" lässt sich beinahe 1:1 auf die Musik übertragen: Durch Musik wird
kommuniziert und Musik entsteht durch Kommunikation. Nicht nur kommuniziert
nämlich ein Künstler durch das Produzieren eines Liedes seine Gefühle, Ideale oder
Stimmungen - sondern auch der/die Jugendliche kommuniziert durch das Hören dieses
Musikstücks auf verschiedenen Ebenen. Zum einen kommuniziert er/sie durch die
Zuwendung zu einer bestimmten Musik mit Gleichaltrigen, mit der eigenen taste
culture13, um zu sagen: "Ich gehöre dazu." Musik hat hier den Zweck der Identifikation.
Im Gegensatz dazu findet Kommunikation zweitens mit den Eltern, der Schule, der
Erwachsenenwelt und/oder anderen taste cultures statt, also mit all jenen
gesellschaftlichen Entitäten, von denen sich der/die Jugendliche durch das Hören
bestimmter Musik abgrenzen möchte, zum Zweck der Rebellion oder Identitätsfindung.
Drittens kommunizieren Jugendliche mit der Musikindustrie, indem sie durch ihre
Präferenz und ihr Kaufverhalten den Plattenfirmen suggerieren, was gut ankommt und
markt- (auch nischenmarkt-)tauglich ist. Hier erfüllt Musik kommerzielle Funktionen.
Auf vielfachen Ebenen lässt sich also sagen: Musik und Kommunikation produzieren
sich gegenseitig.
Das Stichwort produzieren führt zu einem weiteren, hier relevanten Ansatz der
Medienpädagogik: dem konstruktivistischen Ansatz, der sich folgendermaßen
ausdrücken lässt: Wirklichkeit existiert nur durch Kommunikation. Ein "wirkliches"
13
Vgl. Dollase, Rainer: Musikpräferenzen und Musikgeschmack Jugendlicher. a.a.O., S. 355
-7-
Medium, in diesem Fall das soziale Konstrukt der Musik, wird erst durch symbolisch
vermittelte Interaktion von Rollenpartnern sozial konstituiert - und zwar durch die
beiden aufeinander bezogenen Aktivitäten der Produktion und Konsumption. Ein
Medium (Musik), das nicht produziert würde, um konsumiert zu werden, bzw. das nicht
konsumiert würde, weil es dafür produziert wurde, wäre kein Medium, sondern eine
nicht weiter sozial zu definierende Apparatur. Auf einer praxisbezogeneren Ebene der
Medienpädagogik ist dieser Ansatz etwas problematisch: Wie wollen wir unsere Kinder
vor "unpädagogischer" Musik schützen, wenn diese als Medium erst zu existieren
beginnt, sobald sie schon damit in Kontakt sind? Die beste Lösung ist wahrscheinlich,
Jugendliche zu einer eigenen Medienkompetenz heranzuführen.
Dies spielt bereits in einen weiteren, für Dollases Artikel relevanten Bereich der
Medienpädagogik hinein: das sogenannte Wirkungsparadigma, das den direkten
Einfluss von Medien (hier: Musik) auf die Jugendlichen voraussetzt. Durch den
Umgang mit der Musik lernen Jugendliche gewissermaßen von selbst
Medienkompetenz. Sie erkennen, dass sie kritisch eine Auswahl treffen können, dass sie
durch ihr Kaufverhalten selbst Medienmacht ausüben, dass mit dem Musikhören
komplexe gesellschaftliche Vorgänge einhergehen - und sie erlernen dadurch das
Wahren einer Kritischen Distanz im reflexionspädagogischen bzw.
medienökonomischen Sinn. Von einem politikpägagogischen Ansatz ausgehend, führt
die Auseinandersetzung mit dem Medium Musik zur eigenen Medienmündigkeit des/der
Jugendlichen. Die Musikindustrie strebt wahrscheinlich eher danach, die Jugend durch
Werbung etc. zu einem sozialisierten Mediengebrauch zu zwingen, sie also in die
überschaubaren musikalischen Schubladen eines gesellschaftlichen Systems
einzuordnen. Die Jugend aber "rebelliert" sozusagen dagegen, indem sie beispielsweise
immer neue Subkulturen mit eigenen Musikstilen ausbildet, und strebt nach sozialem
Mediengebrauch, also nach dem Benutzen von Musik als Sprachrohr, um sich selbst in
die Gesellschaft einzubringen. Das "Benutzen" von Musik sei hier nicht nur als Musik
machen verstanden, sondern vielmehr auch als Musik hören - denn durch die Aktion des
Präferierens eines Interpreten, Musikstils oder -stücks handelt der/die Jugendliche,
schließt sich mit anderen kurz, die ähnliche Interessen aufweisen oder ausbilden und
erzeugt so selbst Vergemeinschaftung und Gesellschaftlichkeit.
-8-
Quellenverzeichnis
Baacke, Dieter (Hrsg.): Handbuch Jugend und Musik. Opladen: Leske + Budrich, 1998
http://www.nmz.de/nmz/2004/10/lmr-nrw.shtml 2004-11-28, 22:10
http://www.themen.miz.org/konzertemusiktheater/statistiken.php 2004-11-28, 22:35
I
Anhang
„sehr gern“ und „ziemlich gern“ gehörte Genres nach Altersgruppen 2004
höre ich sehr gern/ziemlich
gern
14-19
20-29
Schlager
11,8
18,9
Popmusik
69,1
70,5
Musicals
13,1
18,2
Oldies, Evergreens
13,9
26,3
Volksmusik
2,8
4,1
Country-/Western-Musik
5,3
8,7
Klassische Musik
instrumental
5,6
11,7
Klassische Oper, Operette
4,3
7,6
Jazz
9,5
13,8
Rockmusik
54,6
56,0
Hardrock
34,9
30,7
Heavy Metal
27,9
21,5
Dancefloor
37,8
33,6
Hip Hop
59,9
36,8
Techno, Trance
46,9
33,6
Quelle: Zusammengestellt und berechnet vom Deutschen Musikrat nach: Verbraucher
Analyse 2004, Bauer Media KG Hamburg. (Ausgewählte Altersgruppen)
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