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OPER OPERNGESCHICHTE OPERETTE SINGSPIEL MUSICAL
BROADWAYOPER
Gattungen des Musiktheaters
Oper
Der Begriff Oper leitet sich ab aus dem italienischen Wort opera (Pl. opere, "Werk",
zu lat. opus, Pl. opera).
Zunächst benutzte man diesem Begriff im 16. und frühen 17. Jahrhundert für
verschiedene Formen von geschriebenen und improvisierten Stücken, während für
die musikalisch-dramatischen Werke bis weit ins 18. Jahrhundert hinein der
allgemeingültige Begriff Dramma per musica in Italien, Tragédie lyrique in Frankreich
und Singspiel in Deutschland verwendet wurde. Oper festigte sich als fester
Terminus erst im Verlauf des 18. Jh.
Um den Begriff Oper mit seinen verschiedenen Operngattungen, die sich im Laufe
der Zeit im italienisch-, französisch-, deutsch-, und englischsprachigen Raum
entwickeln, zu bestimmen, genügt es nicht zu sagen, Oper sei einfach eine
Verbindung von Bühnendichtung mit Musik. Eine Oper kommt erst zustande, wenn
die Musik eigene Mittel zum Ausdruck der Rede und Gebärde im szenischen Dialog
und Monolog einsetzt und so die dramatische Aktion verdeutlicht. Drama und Musik
müssen sich in einer dialektischen Spannung befinden.
Die Entwicklung der Oper - ein kurzer geschichtlicher Überblick
Die Geschichte der Oper begann, als die Monodie der Florentiner Camerata, der
Stile recitativo, auf längere Bühnenstücke übertragen wurde. Die rezitativische
Vortragsweise der Dialoge und Monologe der handelnden Personen verdichtet sich
hier mittels affektischer Ausdrucksfiguren in Melodie und Harmonie zum
bühnenmäßigen Darstellungsstil (Stile rappresentativo). Monteverdi hatte hier den
ersten großen Erfolg. Die stärksten Impulse der italienischen Opernpflege gingen
dann im 17. Jh. von Rom und Venedig, im 18. Jh. von Neapel aus. Es wurden Stoffe
aus der Mythologie, den antiken Heldensagen und der griechischen und römischen
Geschichte verarbeitet. Die bedeutendste Neuerung, ausgehend von Neapel, war die
opera buffa (komische Oper), die auf die Stegreifkomödie zurückgeht, Stoffe und
Handlungen aus dem Leben des Alltags enthält und gelegentlich die herkömmliche
Oper (opera seria = ernste Oper) parodiert. Die italienische Oper drang im 17. und
18. Jh. in fast alle europäischen Länder vor, in einem Umkreis von Spanien, Portugal
bis nach Rußland.
Nach der Einführung der italienischen Oper am Pariser Hof in den 40er Jahren des
17. Jh. entstand die Französische Oper (Tragédie lyrique), geprägt vor allem von
Lully und Rameau, weiter entstand in Annäherung an die italienisiche Oper das
Opéra-ballet, und im 18 Jh. auch eine eigene französische komische Oper (opéra
comique).
In England näherte man sich der Oper im 17. Jh. sehr behutsam. Zwar hielt hier
ebenfalls der italienische Stile rappresentativo Einzug, aber der Begriff The English
Opera stand für eine freie Verbindung zwischen gesprochenem Drama und Musik.
Erst gegen Ende des 17. Jh. ist der Anschluß an die Opern des Festlandes, vor allem
durch Purcell und Händel, erreicht. Mit Stücken, die die Opern nach italienischem
Vorbild verspotten, entsteht in Engand die Ballad opera. Auch Ansätze zu einer
englischen komischen Oper entwickeln sich, es kommt aber nicht zu einem der
Opera buffa oder der Opéra-comique gleichrangigen Gebilde.
In Deutschland steht im 17. und 18. Jh. die ernste italienische Oper im Vordergrund.
Die Versuche in der 2. Hälfte des 17. Jh. zu einer durchkomponierten deutschen
Oper zu gelangen, blieben in örtlichen Versuchen stecken. Dagegen hatte das
inzwischen aufkommende deutsche Singspiel mehr Erfolg. Ohne Gluck und Mozart
bliebe die Geschichte der Oper in Deutschland bis 1800 blaß. Gluck verband die die
Opera seria und die Tragédie lyrique in glücklicher Weise miteinander, Mozart hat die
Mittel der Seria, Buffa, Comique und des deutschen Singspiels verwendet.
Im 19. Jh. geht die Entwicklung weiter hin zur Großen Oper, deren Mittelpunkt Paris
war.
Das erste große Werk der deutschen Operngeschichte des 19.Jh. ist Beethovens
Fidelio. Als romantische Opern können die Werke Webers bezeichnet werden.
Ansonsten ist dieser Begriff problematisch, da sich die deutschen romantischen
Musiker nicht als Opernkomponisten durchsetzten konnten. Andere Werke
orientieren sich an der französischen Oper dieser Zeit, der französischen Comique
und der italienischen Buffa. Als Schöpfer der Symphonischen Oper gilt Wagner, der
die deutsche Oper auch zu Beginn des 20. Jh. stark beeinflusste. Eine Sicherung
gegen diese Einflüsse boten die komische, volkstümliche und die Märchenoper.
Die Hauptströmungen der französischen Oper am Ende des 19. und zu Beginn des
20. Jh. begegnen sich mit dem Naturalismus und Symbolismus in der französischen
Literatur. Als Gegenpol zu Wagner entwickeln sich vor allem die musikdramatischen
Werke Debussys und Ravels.
In Italien kann einerseits von einer Befreundung mit dem Musikdrama Wagners
gesprochen werden, andererseits gibt es aber auch hier Gegenströmungen.
Auch in England gab es Ansätze zu einer romantischen Oper, ebenso wurde die
Tradition der dortigen komischen Oper fortgeführt.
In der Neuen Welt war im 18. Jh. hauptsächlich die englische Ballad Opera
verbreitet. Im Laufe des 19. Jh fand in den USA die Oper aus fast allen europäischen
Ländern Aufnahme und Pflege und auch eine amerikanische Oper entstand.
Etwa seit 1920 scheint die Oper als musikalische Gattung in Frage gestellt. Es geht
dabei um den Zweifel an der stiltragenden Kraft und gesellschaftlichen Gebundenheit
dieser Gattung. Dies bezeichnet die Situation bis zur Gegenwart. Vieles, was unter
dem Namen Oper in Erscheinung tritt, führt nicht geradlinig irgendeine Tradition fort,
sondern macht nach freier künstlerischer Wahl Anleihen bei benachbarten Gattungen
wie Ballett, Oratorium, Kantate, beim Schaustück mit Musik usw. Für diese Situation
bietet sich eine neue Bezeichnung an , die sich fast schon eingebürgert hat, das
Musiktheater.
Operette
Der Begriff Operette ein Diminutiv von Oper und bezeichnet ursprünglich ein
musikalisches Bühnenwerk von kürzerer Dauer, in dem gesungene oder instrumental
vorgetragene Musiknummern mit gesprochenen Dialog- oder Monologpassagen
abwechseln.
Das Auftreten des Begriffs häuft sich ab der Mitte des 18. Jh., seine Verwendung ist
aber stets unscharf, meist mit den Begriffen Singspiel, Komisches Singspiel,
Komische Oper oder Komische Operette einhergehend.
Die Entwicklung der Art von Bühnenstücken, die heute Operetten genannt werden,
nahm ihren Ausgang um die Mitte des 19. Jh. in Paris (Offenbach) und war in der 2.
Hälfte des 19. Jh. besonders dort und in Wien (Joh. Strauß [Sohn]) beheimatet. Vor
dem ersten Weltkrieg erlebte sie auch eine Blüte in Berlin (P. Lincke). Es sind
Bühnenstücke vorwiegend heiteren Charakters mit gesprochenem Dialog, Gesang
und Einlagen von aktuellen Tänzen (z.B. Cancan, Walzer , Polka, Marsch usw.) an
den Höhepunkten der Szenenfolge. Wichtig auch für dieses Genre ist die
Übereinstimmung von Text und Musik. Das amerikanische Musiktheater am Ende
des 19. Jh. war geprägt von importierten Werken. Starken Einfluß hatten die z.B. die
englische Comic Opera (später: Musical comedy), eine Abart der englischen
Operette, und die Wiener Operette. Seit den 1920er Jahren entwickelte sich in
Amerika eine neue Strömung, aus der das Musical hervorging.
Von einer lebendigen Fortsetzung der klassischen Operettentradition durch neue
Kompositionen während und nach dem zweiten Weltkrieg kann bis auf wenige
Ausnahmen nicht gesprochen werden. Filmusik, Musical und Revue traten an deren
Stelle.
Als historische Vorläufer der klassischen Operette können folgende Formen genannt
werden.
a) The English Ballad Opera
Stücke mit stark satirisch-parodistischem Charakter gegenüber der großen
heroischen Oper oder populären Opern der Zeit
b) das deutsche Singspiel
Diese schöpften ihre Anregungen aus der English Ballad Opera und vor allem aus
französichen Traditionen. Als ein Charakteristikum läßt sich die Verwendung von
musikalischen Unterhaltungsstücken ansehen.
c) Vaudeville, Opéra comique
Vaudeville (eigentl.: Straßenlied) wurden die von italienischen Komödianten in die
Stegreifstücke eingebauten populären Lieder, dann auch die Stücke selbst genannt.
Sie führten zur Opéra comique
d) Tradition des Wiener Volkstheathers
Diese Stücke sind gekennzeichnet von gemütlich-heiterem, leicht sentimentalen
Charakter, wie er auch in Folge für die Wiener Operette bezeichnend bleiben sollte.
Singspiel
Singspiel ist ein gesprochenes, meist heiteres Theaterstück mit musikalischen
Einlagen (vor allem Lieder, aber auch mehrstimmige Sätze und Tänze). Es
verwendet im Unterschied zur Oper die vorhandene und meist sehr volkstümliche
Musik der Zeit.
Bereits seit dem 15. Jh. gibt es in Spanien die verschiedenartigsten ernsten und
heiteren, dichterischen und volkstümlichen singspielartigen Stücke, ebenso in Italien
seit dem 16. Jh. In England wurde eine Art Singspiel gepflegt, woraus die englische
Ballad opera hervorging, in Frankreich legten italienische Stegreifkomödianten den
Grund für die spätere Opéra comique, die wiederum für das deutsche Singspiel
vorbildlich wurde. In Deutscheland taucht der Begriff Ende des 16. Jh. auf als
Bezeichnung für volkstümlich-komische Dramen mit Musikeinlagen. Doch schon im
17. Jh. werden auch Übersetzungen italienischer oder französicher Opern mit
Singspiel bezeichnet, gelegentlich auch deutsche Opern. Singspiel wird also zum
Synonym für Oper.
Das eigentliche deutsche Singspiel ist eine Unterhaltungsform, die in der zweiten
Hälfte des 18. Jh. als das vom Bürgertum getragene Gegenstück zur höfischen Oper
entwickelt wurde. Es ist eine deutsche Erscheinung, die natürlich ohne ausländische
Einflüsse nicht denkbar ist. Sowohl die englische Ballad Opera als auch die
französische Opéra comique waren entscheidend an der Ausprägung des deutschen
Singspiels beteiligt.
Zentrum des Singspiels war zunächst Leipzig, bis eine Neubelebung durch das im
Jahr 1778 ins Leben gerufene Wiener Nationalsingspiel erfolgte. Mozart war es, der
hier dem Singspiel die entscheidende musikalische Dimension hinzugewann. Er
befreite das Genre aus der engen Bindung an das gesprochene Schauspiel und
begründete somit ein musikalisch-dramatisches Werkganzes. Einflüsse der
italienischen Opera buffa werden hier deutlich. Nach Mozart führte die Entwicklung
des deutschen Singspiels unmittelbar zur romantischen Oper Webers sowie zu den
wieder mehr dem Schauspiel zugeneigenden Stücken des Wiener Volkstheaters und
endlich zur Wiener Operette.
Musical
Musical, Kurzform von engl. musical comedy oder musical play, ist die heute
international gebräuchliche Bezeichnung für eine amerikanische Gattung des
musikalischen Unterhaltungstheaters. Es bezeichnet ein meist in zwei Akte geteiltes,
reich ausgestattetes Bühnenstück mit gesprochenem Dialog, Gesang (Songs,
Ensemble, Chöre) und Tanz, das frei von jeder Schematik der Handlung und
Besetzung ist. Das heutige amerikanische Musical, ein auf Serienaufführungen
gerichtetes, typisches Produkt der Theater am Broadway in New York, verwendet oft
auf die Gegenwart bezogene, vorwiegend heitere Sujets. In neuerer Zeit werden
häufig Stoffe der Weltliteratur (Romane, Schauspiele) sowie zeitgenössische
dramatische und epische Werke herangezogen.
Die Entwicklung des Genres Musical hat sich vornehmlich in diesem Jahrhundert
vollzogen. Es lassen sich heute zwei Hauptlinien unterscheiden, die zu dieser
Entwicklung beigetragen haben. Zum einen die "europäische" Linie, beginnend mit
Werken von Komponisten, die aus der englischen und mitteleuropäischen
Operettentradition kamen. Eine "amerikanische" Linie des Musicals läßt sich
feststellen aufgrund einer Vielzahl von Formen, die im 19. und frühen 20 Jh.
innerhalb des amerikanischen Unterhaltungstheaters vorkommen und die alle in
irgendeiner Weise Gesang, Tanz, Sketche und Dialog aufweisen: die minstrel show
(Nachahmung negerischen Musizierens [Lieder, Tänze] durch Weiße), das
amerikanische Vaudeville (zunächst auch variety genannt), die Pantomime, die
extravaganza (hier werden Spektakel und Bühneneffekte in den Vordergrund
gestellt), die burlesque (ein Literatur oder bekannte Persönlichkeiten parodierendes
Genre) oder die Revue (enstanden in Paris - aufwendiges, effektvoll ausgestattetes
Unterhaltungsstück ohne eigentlichen dramatischen Zusammenhang, das in einer
Folge von Bildern aktuelle Zeitereignisse kritisch-satirisch "Revue passieren" läßt).
Die weitere Entwicklung dieser amerikanischen Linie führte zu den Musical comedys.
Werke dieser Richtung haben meist ausgesprochen amerikanische, oft
großstädtische Sujets, satirische oder parodistische Züge, prägnant gestaltete
Melodien und sie verwenden Mittel der modernen amerikanischen Tanz- und
Unterhaltungsmusik und des Jazz. Um 1940 begann die Zeit des Musical play, das
die Handlungsthematik erweiterte und sich auch seriösen Gegenständen zuwandte.
Allmählich setzt sich der Terminus Musical als Gattungsname und Oberbegriff durch.
In den 1960er Jahren zeichnet sich einerseits eine zunehmende Perfektionierung
des Aufführungsstils ab, andererseits wird auch eine Stilisierung und Überwindung
des realistischen Darstellungsstils angestrebt.
Die Klassiker des Genres Musical entstammen vorwiegend den 1940er und 1950er
Jahren, ein Zeitraum, der als das "goldene Zeitalter" des Broadway-Musiktheaters
gilt.
Das amerikanische Musical wurde vor allem in England beliebt, wo sich bald eine
eigene Musical-Tradition herausbildete.
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