Programa analitică Denumirea disciplinei Codul disciplinei Literatura germană, Anul III Semestrul Facultatea Litere Profilul Filologie Specializarea Română - Italiană I, II Numărul de credite Numărul orelor pe an / activităţi Total SI TC AT Categoria formativă a disciplinei: DF - fundamentală, DG - generală, DS - de specialitate, DE - economică/managerială, DU - umanistă Categoria de opţionalitate a disciplinei: DI - impusă, DO - opţională, DL - liber aleasă (facultativă) Discipline anterioare Obiective Conţinut (descriptori) Obligatorii (condiţionate) Recomandate AA DF DI - 1. Intelegerea si aprofundarea fenomenelor istorice, sociale, politice, culturale si literare specifice diferitelor perioade si epoci din evolutia limbii si literaturii germane. 2. Insusirea conceptelor si a terminologiei literare specifice fiecarei epoci istorice si literare. 3. Cunoasterea celor mai importante creatii literare si a celor mai importanti autori ai epocii. Zwischen Romantik und Realismus (1815-1848) Die Dichtung des Biedermeier. Peter Hebel. Franz Grillparzer. Adalbert Stifter. Der Schwäbische Dichterkreis. Ludwig Uhland. Eduard Mörike. Die Dichtung des Jungen Deutschland. Heinrich Heine. Ludwig Börne. Georg Büchner und C.D. Grabbe: die politischen Revolutionäre unter den Dichtern des Vormärz Der poetische Realismus (1850 – 1900) Allgemeines. Die Industrialisierung und ihre Folgen. Realismus-ein Begriff und seine Interpeten. Abbildung der Wirklichkeit. Kulturpessimismus. Zu den Erzählern. Gottfried Keller: „Der grüne Heinrich“, „Die Leute von Seldwyla“. Conrad Ferdinard Meyrer: „Huttens letzte Tage“, „Die Versuchung des Pescara“, „Das Amulett“. Theodor Storm: „Immensee“, „Der Schimmelreiter“.Wilhelm Raabe: „Die Chronik der Sperlinsgasse“. Theodor Fontane: Zeitkritische Gesellschaftsromane: „Irrungen, Wirrungen“, „Effi Briest“, „Frau Jenny Treibel“, „Der Stechlin“. Zu den Dramatikern: Friedrich Hebbel. Ideendrama: „Judith“, „Maria Magdalena“, „Agnes Bernhauer“, „Die Nibelungen“. Lyrik im ausgehenden 19. Jahrhundert: Gedichte und Balladen: Th. Fontane, Fr. Hebbel, G. Keller, C.F. Meyer, W. Raabe, Th. Storm. Die Epoche der Moderne Der Naturalismus. Literatur und epirische Wissenschaften. Aufnahme sozialwissenschaftlicher Theorien in der Literatur; Determiniertheit des Menschen. Kunstgesetz; Theatervereine; Soziale Dramen; Die Überwindung des Naturalismus. Die Autoren und ihre Werke. Gerhart Hauptmann. Dramen: „Die Weber“, „Der Biberpelz“, „Die Ratten“. Traum und Märchendichtung: „Hanneles Himmelfahrt“, „Die versunkene Glocke“. Rückkehr zu Mythos und Tragödie: „Atriden-Trilogie“. Erzählprosa: „Bahnwärter Thiel“. Arno Holz. Johannes Schlaf: „Papa Hamlet“, „Die Familie Selike. Der Impressionismus. Detlev von Liliencron. Richard Dehmel. Arthur Schnitzler. Der Symbolismus. Vorbemerkungen. Stefan George. Hugo von Hofmannsthal. Rainer Maria Rilke. Frank Wedekind, Stefan Zweig, Ricarda Huch.Der Expressionismus. Vorbemerkungen. Die Lyrik des Expressionismus. Zur Dramatik des Expressionismus. Zur Prosa des Expressionismus. Forma de evaluare (E - examen, C - colocviu / test final, LP - lucrări de control) E Stalibirea - răspunsurile la examen / colocviu / lucrări practice 50% notei - activităţi aplicative atestate / laborator / lucrări practice/ proiect etc. finale - teste pe parcursul semestrului 25% (procentaje) - teme de control 25% Bibliografia 1. Grosse, W./ Grenzmann, L. : Klassik/Romantik, E. Klett SchulbuchVerlag, 1993 2. Hinderer W. : Geschichte der deutschen Lyrik. Von Mittelalter bis zur Gegenwart, Philipp Reclam jun. Stuttgart, 1983 3. Hoffmeister, G.: Deutsche und europäische Romantik, J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart, 1989 4. Müller- Seidel, W.: Die Geschichtlichkeit der deutschen Klassik, 1983 5. Schutte, J.: Einfuhrung in die Literaturinterpretation, 1993 6. Wellek, R./ Warren, A.: Theorie der Literatur, 1959 7. Kluges, H. – Geschichte der deutschen Literatur, Carl Hauser Verlag, Berlin 1992 8. Baumann, B. / Oberle, B.: Deutsche Literatur in Epochen, Verlag C.H. Beck, 1997 9. Rötzer, H.G.: Geschichte der deutschen Literatur, Bamberg, 1977 10. Van Rinsum: Eine Geschichte der deutschen Literatur in Beispielen, Verlag C.H.Beck, München, 1992 Lista materialelor didactice necesare Suport de curs ID Coordonator de disciplină Gradul didactic, titlul Andreea Ghiţă Asist. univ. dr. Semnătura Legenda: SI - studiu individual, TC - teme de control, AT - activităţi tutoriale, AA - activităţi aplicative aplicate SUPORT DE CURS Disciplina: LITERATURA GERMANĂ (Secolele al 19-lea – al 20-lea) Anul III ID, Semestrul I Titularul disciplinei: Asist. univ. dr. Andreea Ghiţă Prezentul suport de curs este realizat pe baza volumelor: Kluges, H., Geschichte der deutschen Literatur, Carl Hauser Verlag, Berlin 1992, Baumann, B. / Oberle, B.: Deutsche Literatur in Epochen, Verlag C.H. Beck, 1997, Rötzer, H.G.: Geschichte der deutschen Literatur, Bamberg, 1977, Van Rinsum: Eine Geschichte der deutschen Literatur in Beispielen, Verlag C.H.Beck, München, 1992, Bark, Joachim: Geschichte der deutschen Literatur, Neuausgabe, Bd.3 : Biedermeier und Vormärz, Bürgerlicher Realismus, Bark, Joachim: Geschichte der deutschen Literatur, Neuausgabe, Bd.4 : Vom Naturalismus zum Expressionismus, Literatur des Kaiserreichs, Klett Verlag, 2002, Wucherpfenning, Wolf, Geschichte der deutschen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Stuttgart: Klett 1986 şi a materialelor accesibile online. I. Biedermeier (1815 - 1848) Begriff Der Begriff Biedermeier wurde zunächst von den Realisten abwertend zur Kritik der Literatur der Restaurationszeit verwendet. Zuerst erschien das Wort in Ludwig Eichrodts und Adolf Kußmauls Gedichten des schwäbischen Schullehrers Gottlieb Biedermeier und seines Freundes Horatius Treuherz (1850, in: Fliegende Blätter; 1865, in Biedermeiers Liederlust). Diese Gedichte waren eine Parodie auf die "biederen" Reimversuche des dilettantischen Dichters Samuel Friedrich Sauter. In der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert wandte sich die Bedeutung des Begriffs ins Positive. Man verband damit Vorstellungen von der "guten alten Zeit", jenseits aller politischen Wirren, sowie Häuslichkeit, Geselligkeit im kleinen Kreis und die Zurückgezogenheit ins Private. Biedermeier als Stilbezeichnung wurde von der Literatur auch auf die Innenarchitektur und die Malerei (Spitzweg, Schwind, Richter, Waldmüller) der Restaurationszeit bezogen. Eine rein positive Bedeutung des Biedermeier-Begriffs trifft jedoch nicht auf die Autoren und die entstandene Literatur dieser Zeit zu. Die biedermeierlichen Autoren waren, wie die Dichter des Vormärz und Jungen Deutschlands, nicht zufrieden mit ihrer damaligen Situation. Daher ist Zerrissenheit ein typisches Merkmal für den biedermeierlichen Schriftsteller. II. Historischer Hintergrund 1815 wurde der Wiener Kongreß eingeleitet, bei dem die Neuordnung Europas geregelt wurde. Es entstand die "Heilige Allianz" zwischen Preußen, Österreich und Rußland zur Sicherung der Prinzipien der Neuordnung, zur Verteidigung des christlichen Glaubens, zur Erhaltung der Herrschaftshäuser und zur Wiederherstellung der vorrevolutionären Ordnung. Die Zeit zwischen 1815 und 1848 war geprägt von dem Interessenskonflikt zwischen den deutschen Fürsten, welche sich für eine Restauration einsetzten, und dem "Jungen Deutschland" (Studenten und Professoren), das nach Freiheit und einer politischen Einheit strebte. 1815 wurde der Deutsche Bund aus 39 Einzelstaaten gegründet. Burschenschaften entstanden, zuerst in Jena, später auch in anderen deutschen Städten. 1817 fand das Wartburgfest statt. 1819 wurden die Karlsbader Beschlüsse gefaßt, welche die Burschenschaften verboten, die Überwachung von Universitäten einleiteten, eine Buch- und Pressezensur einführten und den Einsatz von Spitzeln erlaubten. Die Folge war der Rückzug vieler Deutscher ins Privatleben. 1832 fand das Hambacher Fest statt. 1834 kam es zur Gründung des Deutschen Zollvereins, der die innerdeutschen Zollschranken beseitigte und somit eine wirtschaftliche Einheit herstellte. Aufgrund schlechter sozialer und wirtschaftlicher Verhältnisse der schlesischen Weser kam es 1844 zu einem Aufstand. Die Enttäuschung über die unerfüllten Hoffnungen des "Jungen Deutschlands" und das Festhalten an der alten Ordnung deutscher Fürsten führte 1848 schließlich zur Märzrevolution. III. Philosophischer Hintergrund Der philosophische Hintergrund der Restaurationszeit war v.a. von der Philosophie Friedrich Hegels (1770-1831) und seinen Schriften Phänomenologie des Geistes (1806), Wissenschaft der Logik (1812/16), Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften (1817) und Grundlinien der Philosophie des Rechts (1831) geprägt. 1. Literatur des Biedermeier Die Biedermeierdichtung versuchte dem Konflikt zwischen Wirklichkeit und Ideal sowie den politischen Spannungen eine heile poetische Welt mit dem Ziel der Harmonisierung entgegenzusetzen. Der Entstehung biedermeierlicher Literatur ging kein theoretisches Programm, wie in anderen Strömungen, voraus. Daher traten häufig verschiedene Formen der Darstellung und die Neigung zur Vermischung der Gattungen auf. Bevorzugt wurden kleine literarische Formen. Die wichtigste literarische Leistung erreichte das Biedermeier im Volkslustspiel. In der biedermeierlichen Literatur wurde das sittliche Ideal der Zeit - genügsame Selbstbescheidung, Zähmung der Leidenschaften, Unterordnung unter das Schicksal, politische Haltung des Mittelwegs, Schätzung des inneren Friedens und kleinen Glücks, Bedacht auf Ordnung, Hang zum Pietismus, Interesse für Natur und Geschichte - dargestellt. Dabei kamen oft die biedermeierlichen Lebensgefühle, wie Resignation, Weltschmerz, Schwermut, Stille, Verzweiflung und Entsagung zum Ausdruck, die nicht selten zu Hypochondrie und Selbstmord führten. Grillparzer, Lenau und Mörike z.B., litten in ihren letzten Lebensjahren an Hypochondrie, Stifter und Raimund dagegen gingen in den Freitod. Sprachliche Kennzeichen biedermeierlicher Literatur sind besonders die Schlichtheit in Form und Sprache, Volkstümlichkeit, Detailgenauigkeit und Bildlichkeit. Lyrik im Biedermeier Die biedermeierliche Lyrik zeichnet sich sowohl in ihrer Form, als auch in ihrem Inhalt vor allem durch Einfachheit und Volksliedhaftigkeit aus. Wichtige Themen waren: Liebe, Religion, Vergänglichkeit, Entsagung und häusliches Glück. Wie schon in der Romantik, traten auch im Biedermeier häufig Gedichtzyklen auf, z.B. bei Droste-Hülshoff (Heidebilder (1841/42)), Grillparzer, Lenau und Mörike. Annette von Droste-Hülshoffs Gedichte zeigen typische Merkmale für biedermeierliche Literatur: die Gebundenheit an ihre Heimat (Westfalen) und ein mythisches Moment, das die Geborgenheit der Heimat bedroht. Diese Merkmale zeigen sich z.B. in ihren Heidebildern (1841/42), besonders in ihrer Ballade Der Knabe im Moor. Dort steht die Natur nicht für Geborgenheit oder eine Rückzugsmöglichkeit, sondern für Bedrohlichkeit und Gefahr. Ballade Anstelle des Irrealismus des Sturm und Drangs oder des ideellen Gehaltes der Klassik, tritt im Biedermeier eine abgemilderte Rationalität der Aufklärung hervor. Rational sind die Balladen des Biedermeier dadurch, weil sie keine Sprünge darstellen, oder durch Rhetorik und Pathos wirken wollen. Deshalb kommt im Biedermeier auch eine Tendenz zur Episierung anstelle von Dramatik in den Balladen zum Ausdruck. Auffallend ist auch, daß Naturgeister und Dämonen vermenschlicht werden. Die Balladen des Biedermeier unterteilt man allgemein in zwei Gruppen: die eine, die zur Rührung anregen soll, und die andere, die einen Schauer auslösen soll. Ein typisches Beispiel für eine Schauerballade ist Droste-Hülshoffs Der Knabe im Moor. Weitere bekannte Balladen sind Mörikes Der Feuerreiter und Die Geister am Mummelsee. Epik im Biedermeier In der Epik waren im Biedermeier kurze Erzählformen, wie z.B. Novelle und Kurzgeschichte, beliebt. Novelle Die wichtigste epische Kleinform in der Biedermeierzeit war die Novelle. Die Judenbuche Annette von Droste-Hülshoffs, Die schwarze Spinne Jeremias Gotthelfs und Der arme Spielmann Franz Grillparzers gelten als die bekanntesten Beispiele von ihr. Droste-Hülshoff: Die Judenbuche (1842) Die Judenbuche. Ein Sittengemälde aus dem gebirgichten Westfalen beruht auf einer wahren Begebenheit, von der Droste-Hülshoff durch ihren Onkel erfahren hatte. Dieser, August von Haxthausen, veröffentlichte 1818 sein Wissen darüber in der Geschichte eines Algierer Sklaven. Die Handlung in Droste-Hülshoffs Erzählung spielt in einem abgelegenen westfälischen Dorf im 18. Jahrhundert, deren Hauptperson Friedrich Mergel ist. Mergel, Mitschuldiger am Mord eines Försters, bringt aus verletztem Ehrgefühl und wegen Geldschulden den Juden Aaron um. Mergel flieht und kann daher nicht des Mordes angeklagt werden. Nach 28 Jahren kehrt Mergel aus türkischer Gefangenschaft unter falschem Namen in seine Heimat zurück. Obwohl der Mord an Aaron längst verjährt ist, begeht Mergel Selbstmord, indem er sich an der Judenbuche aufhängt, unter welcher er einst Aaron ermordete. In der Judenbuche bringt Droste-Hülshoff die ständige Bedrohung des Menschen in seiner scheinbar gesicherten Realität zum Ausdruck. Der Natur kommt in diesem Werk eine besondere Funktion zu: sie übernimmt die Rolle des Zeugen und Richters und ist nicht nur Kulisse. Studie/ Skizze Die wichtigsten Werke dieses Genres stammen von Adalbert Stifters Erzählsammlungen Studien und Bunte Steine. Die bekanntesten Studien der Studien sind Brigitta und Der Hochwald. Eines der wichtigsten Werke der Bunten Steine ist die Erzählung Bergkrystall. Verserzählung Bei den biedermeierlichen Dichtern war das Genre der Verserzählung sehr beliebt. Einige versuchten auch eigenständige Formen zu entwickeln. Die bekanntesten Verserzählungen stammen von Lenau (Die Albigenser, Don Juan, Savonarola), Immermann (Tulifäntchen (1830)) und DrosteHülshoff (Das Hospiz auf dem Großen St. Bernhard (1823/24), Die Schlacht im Loener Bruch (1837/38)). Roman Trotz der Tendenz zu kleinen Formen in der Biedermeierzeit, entstanden auch größere epische Dichtungen, die ebenso einflußreich waren. Die von Karl Immermann verfaßten Romane Die Epigonien. Familienmemoiren in neun Büchern (1836) und Münchhausen. Eine Geschichte in Arabesken (1838/39), Mörikes Maler Nolten (1832) und Stifters Der Nachsommer (1857) gelten als die wichtigsten ihres Genres. Biedermeierliches Drama Die drei bedeutendsten Dramatiker des Biedermeier stammen aus Österreich: Grillparzer, der in der Tradition des Wiener Burgtheaters stand, und die beiden Volksbühnenautoren Nestroy und Raimund. Eine melancholische und pessimistische Einstellung zur Welt prägt die Werke aller drei Autoren. Franz Grillparzer erlangte schon früh im Gebiet des Dramas großen Ruhm mit seinem Trauerspiel Die Ahnfrau (1817). Weitere bekannte Stücke von ihm sind die Komödie Weh dem, der lügt (1838) und das Geschichtsdrama Ein Bruderzwist in Habsburg (1848). Johann Nestroy schrieb zahlreiche Volkspossen und Komödien. Seine Komödien tragen oft groteske Züge, und üben so eine verstärkte Zeitkritik. Als typisch biedermeierlich gilt die Komödie Der Zerrissene (1844). Viele Stücke Nestroys tragen Doppelbezeichnungen, wie die am meisten aufgeführte Komödie Der böse Geist Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt (1832). Literarische Formen Balladen Novellen Kurzgeschichten Studien/ Skizzen (bes. Stimmungsbilder) Verserzählungen Volkslustspiele, wie Possen, Komödien und Zauberstücke Skizze/ Studie: Ein Skizze/ Studie ist ein selbständiger, jedoch formal und stilistisch bewußt unausgestalteter Prosatext. Diese Erzählform überschneidet sich häufig mit anderen, z.B. der Erzählung, der Kurzgeschichte oder dem Bericht. Zauberstück: Ein Zauberstück ist eine Spielvorlage, die übernatürliche Requisiten und Personal beinhaltet. Man unterscheidet zwischen Zauberspiel (z.B. Raimund: Die gefesselte Phantasie), Zaubermärchen (z.B. Raimund: Der Verschwender), Zauberposse (z.B. Nestroy: Der böse Geist Lumpazivagabundus; Raimund: Der Barometermacher auf der Zauberinsel) und Zauberoper (z.B. Schikaneder: Die Zauberflöte). Vertreter Annette Freiin von Droste-Hülshoff (1797-1848) Franz Grillparzer (1791-1872) Nikolaus Lenau (1802-1850) Eduard Mörike (1804-1875) Johann Nestroy (1801-1862) Adalbert Stifter (1805-1868) II. Vormärz und Junges Deutschland Begriff Der Begriff Vormärz als Epochenbezeichnung bezeichnet den Zeitraum zwischen 1815 und 1848. Die Literatur des Vormärz wird unterteilt in Junges Deutschland und den eigentlichen Vormärz. Die Bezeichnung Junges Deutschland wurde zuerst 1834 in Ludolf Wienbargs Ästhetischen Feldzügen verwendet. Als "literarische Schule" wurden das Junge Deutschland erst 1835 in einem Beschluß des Bundestages angesehen, der dessen Schriften verboten hatte. In Wirklichkeit bildeten die Vertreter des Jungen Deutschlands keine Schule. Sie verband aber die Ablehnung der Restauration und des Adels und das Einsetzen für Presse- und Meinungsfreiheit. Die literarische Bewegung des Jungen Deutschlands hatte ihren Höhepunkt zwischen 1830 bis 1835. Mit dem Verbot der Schriften am 10. Dezember 1835 endete sie schließlich, da die meisten jungdeutschen Autoren ihre gesellschaftspolitisch-kritische Arbeit einstellten. Folgende Autoren wurden im Bundestagsbeschluß vom 10.12.1835 namentlich genannt: Heinrich Heine, Karl Gutzkow, Heinrich Laube, Ludolf Wienbarg und Theodor Mundt. Die literarische Strömung des eigentlichen Vormärz setzte 1840 ein und endete 1848 mit der gescheiterten Märzrevolution. Mit der Rheinkrise und der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms von Preußen 1840 kam ein neues Nationalgefühl auf. Es traten zahlreiche neue Autoren hervor, wie Georg Herwegh, Ferdinand Freiligrath, August Heinrich Hoffmann von Fallersleben und Georg Weerth. Die Autoren des Vormärz verband, daß sie eine bestimmte Zeit im Exil verbrachten bzw. nur im Exil publizieren konnten. II. Historischer Hintergrund 1815 wurde der Wiener Kongreß eingeleitet, bei dem die Neuordnung Europas geregelt wurde. Es entstand die "Heilige Allianz" zwischen Preußen, Österreich und Rußland zur Sicherung der Prinzipien der Neuordnung, zur Verteidigung des christlichen Glaubens, zur Erhaltung der Herrschaftshäuser und zur Wiederherstellung der vorrevolutionären Ordnung. Die Zeit zwischen 1815 und 1848 war geprägt von dem Interessenskonflikt zwischen den deutschen Fürsten, welche sich für eine Restauration einsetzten, und den "Jungem Deutschland" (Studenten und Professoren), das nach Freiheit und einer politischen Einheit strebte. 1815 kam es zur Gründung des Deutschen Bundes zwischen 39 Einzelstaaten. Es kam außerdem zur Gründung von Burschenschaften, zuerst in Jena, später auch in anderen deutschen Städten. 1817 fand das Wartburgfest statt. 1819 wurden die Karlsbader Beschlüsse gefaßt, welche die Burschenschaften verboten, die Überwachung von Universitäten einleiteten, eine Buch- und Pressezensur einführten und den Einsatz von Spitzeln erlaubten. Die Folge war der Rückzug vieler Deutscher ins Privatleben. 1832 fand das Hambacher Fest statt. 1834 kam es zur Gründung des Deutschen Zollvereins, der die innerdeutschen Zollschranken beseitigte und somit eine wirtschaftliche Einheit herstellte. Aufgrund schlechter sozialer und wirtschaftlicher Verhältnisse der schlesischen Weser kam es 1844 zu einem Aufstand. Die Enttäuschung über die unerfüllten Hoffnungen des "Jungen Deutschlands" und das Festhalten an der alten Ordnung deutscher Fürsten führte 1848 schließlich zur Märzrevolution. III. Philosophischer Hintergrund Der philosophische Hintergrund der Restaurationszeit war v.a. von der Philosophie Friedrich Hegels (1770-1831) und seinen Schriften Phänomenologie des Geistes (1806), Wissenschaft der Logik (1812/16), Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften (1817) und Grundlinien der Philosophie des Rechts (1831) geprägt. Literatur des Jungen Deutschlands Zensur 1819 wurde für alle Staaten des Deutschen Bundes eine Vorzensur eingeführt. Sie betraf alle Texte unter 20 Bogen (entspricht 320 Seiten). Damit fielen alle Schriften darunter, die für ein breites Publikum zugänglich waren, wie Zeitungen, Zeitschriften und viele Bücher.´ Ab 1830 versuchten immer mehr Schriftsteller und Verleger die Zensurmaßnahmen zu umgehen, indem sie ihre Werke entweder im Ausland drucken ließen oder ihren Umfang auf 21 Bogen ausweiteten. Dieser Widerstand führte unweigerlich zu einer Verschärfung der Zensur. Zur Vorzensur kamen jetzt auch die Ausweitung der Zensur auf alle Werke, das Verbot einzelner Autoren und Verlage und die Zerschlagung von Vereinen hinzu. Verboten war vor allem die Kritik an den herrschenden politischen Verhältnissen, wie an der Regierung oder an dem Adel. Ein Werk konnte auf zwei verschiedene Weisen zensiert werden: die betreffenden Textstellen wurden entweder durch die Zensoren korrigiert oder gestrichen. Die Streichungen waren anfangs noch als Zensurstriche sichtbar, später wurden auch diese verboten. Im 12. Kapitel von Ideen. Das Buch Le Grande parodierte Heine die deutschen Zensoren. Lyrik des Jungen Deutschlands 1827 erschien Heines Buch der Lieder, in dem seine frühen Gedichte zusammengefaßt sind. Es besteht aus fünf Zyklen: Junge Leiden, Lyrisches Intermezzo, Die Heimkehr, Aus der Harzreise und Die Nordsee. Besonders die Gedichte der Zyklen Lyrisches Intermezzo und Die Heimkehr prägten Heines literarischen Ruhm. Sie zeichneten sich durch Liedhaftigkeit und metrische Einfachheit aus und trugen keine Überschriften. Die am häufigsten anzutreffende Strophenform ist die Volksliedstrophe. Das Thema dieser Gedichte war meist eine unerfüllte oder unerreichbare Liebe. Epik des Jungen Deutschlands Die Epik erschien den jungdeutschen Schriftstellern als die geeignetste Gattung für ihre Werke, da sie durch ihre Regelfreiheit sich am besten ihren verschiedenen Inhalten anpassen konnte. Reiseberichte/ Reisebilder Die Reiseliteratur hatte mit Heinrich Heine einen Höhepunkt im 19. Jahrhundert. Neben ihrer informierenden und unterhaltenden Funktion, kam ihr mit Heine vor allem eine politisch aufklärende Funktion zu. Seine Reisebilder-Sammlung erschien in vier Teilen zwischen 1826 und 1831. Band I (1826) enthielt Die Heimkehr, Die Harzreise und Die Nordsee, 1. und 2. Abteilung; Band II (1827) Die Nordsee, 3. Abteilung, Ideen. Das Buch Le Grand und Neuer Frühling; Band III (1830) Italien 1828. I. Reise von München nach Genua, II. Die Bäder von Lucca; Band IV (1831) Italien 1828. III. Die Stadt Lucca. - Englische Fragmente. Der wohl bedeutendste Reisebericht dieser Sammlung war Die Harzreise (1826), die nach Heines Wanderung durch den Harz im Sommer 1824 entstand und 1826 veröffentlicht wurde. In diesem Reisebild verarbeitete Heine durch satirisch-witzige Elemente die aktuellen politischen Verhältnisse in Deutschland. Die Gesellschaft steht in einer Polarität zur Natur. Durch die Hingabe an die Natur tritt zugleich eine Befreiung vom Studentenleben und Philistertum ein. Als Gegenbild zu den entfremdeten Stadtmenschen werden mit der Natur im Einklang lebende Menschen, wie Bergleute oder ein Hirtenknabe gezeigt. Die Komik in der Harzreise wird vor allem durch Kontraste von Einfachem und Erhabenem erreicht. Neben Satire, runden realistische und schwärmerische Naturbeschreibungen, sowie die Einbindung lyrischer Passagen, die Harzreise als Reisebild ab. Flugschriften 1834 erschien die wohl bekannteste Flugschrift des Jungen Deutschlands, Der Hessische Landbote von Georg Büchner und Friedrich Ludwig Weidig, auf ca. 1000 Exemplaren anonym und unter einer fingierten Ortsangabe. Im Hessischen Landboten werden die hessischen Bauern zur Revolution gegen die Obrigkeit aufgerufen. Büchner und Weidig schildern sehr detailliert die Ausbeutung und Unterdrückung der Bauern. Die Zahlenbelege basieren auf einer Statistik des Großherzogtums Hessen von G. W. J. Wagner aus dem Jahre 1831. Romane Der wohl wichtigste Roman des Jungen Deutschlands, Gutzkows Wally, die Zweiflerin (1835), war einer der Gründe, weshalb sein Werk, neben den von anderen Autoren, durch den Bundestagsbeschluß 1835 verboten wurde. Außerdem brachte der Roman Gutzkow 1836 eine einmonatige Gefängnisstrafe ein. Das zentrale Thema des Romans ist der Zweifel am religiösen Glauben, der die Ursache für den Untergang Wallys und ihren Freitod ist. Dramatik des Jungen Deutschlands Als einer der wichtigsten Dramatiker trat Christian Dietrich Grabbe hervor, der v.a. das Geschichtsdrama bevorzugte. Bereits als Gymnasiast entstand seine erste Tragödie Herzog Theodor von Gothland, die allerdings erst 1827 veröffentlicht wurde. In seinem bekanntestem Werk Napoleon oder Die hundert Tage, das 1831 erschien, legte Grabbe wichtige Grundsteine für die Entwicklung des epischen Dramas. Seine Dramen sind von Pessimismus bestimmt, enden aber nicht im Weltschmerz sondern kritisieren stark das Wirklichkeitsverständnis seiner Zeit. Georg Büchner wurde von seinen Zeitgenossen kaum beachtet, mit Ausnahme Karl Gutzkows, der sich für die Veröffentlichung seiner Werke einsetzte. Die literarische Qualität seines Werkes wurde erst nach seinem Tode anerkannt. 1835 erschien das in nur fünf Wochen geschriebene Drama Dantons Tod, das aber erst 1902 uraufgeführt wurde. Das Drama schildert die letzten Wochen vor der Hinrichtung Dantons in Paris. Es hat, im Vergleich zu anderen Dramen, einen modernen Aufbau. Die Handlungen der einzelnen Figuren tritt hinter deren Reden und Reflexionen zurück. Das herkömmliche System zum Aufbau der Spannung durch Willkür und Zufall wird nicht verwendet. Statt dessen sind die Ereignisse durch den Zwang der Verhältnisse bestimmt. 1836 entstand das erste soziale Drama der deutschen Literatur, Büchners Woyzeck. Darin wird zum ersten Mal einer aus der untersten gesellschaftlichen Schicht stammender Mensch zum Helden einer Tragödie. Dieser war durch den Druck seiner sozialen Stellung gezwungen, seine Geliebte zu töten. Das Fragment gebliebene Drama ist in vier nur schwer lesbaren Handschriften überliefert und erschien 1878 und wurde erst 1913 in München uraufgeführt. Es hatte einen wesentlichen Einfluß auf die Entwicklung des Dramas in Deutschland, besonders auf die Dramen des Naturalismus, in denen die Unterdrückung sozial niederer Schichten im Mittelpunkt stand. Die Quellen für Büchners Woyzeck waren ein Gutachten über den realen Mordfall Woyzeck, der seine Geliebte aus Eifersucht umbrachte und dafür später hingerichtet wurde, und Beiträge aus der Zeitschrift für Staatsarzneikunde, die sich mit dem Gemütszustand des Mörders befaßten. Woyzeck entspricht seinem Aufbau nach einem offenen Drama. Die einzelnen Szenen sind aneinandergereiht, für sich inhaltlich abgeschlossen und miteinander austauschbar. Woyzeck, ein armer und besitzloser Soldat, ist verliebt in Marie, mit der er ein uneheliches Kind hat. Da sein geringer Sold für das Überleben der Familie nicht ausreicht, arbeitet er als Barbier und stellt sich für medizinische Experimente zur Verfügung. Diese sind die Ursache für seinen schwachen körperlichen und seelischen Zustand, da er z.B. sich eine Zeit lang nur von Erbsen ernähren muß. Die sozialen Ungerechtigkeiten, wie die ständigen Demütigungen und die Behandlung als Versuchstier, erträgt Woyzeck nur durch seine Beziehung zu Marie. Als diese jedoch eines Tages von einem Tambourmajor verführt wird, sieht sich Woyzeck seiner tragenden Stütze im Leben beraubt. Er kauft sich ein Messer, lädt Marie zu einem Waldspaziergang ein und ersticht sie. Ob Woyzeck am Ende selbst stirbt, bleibt jedoch offen. Mit dem Beginn der 40er Jahre spitzte sich die Politisierung der Literatur radikal zu und fand ihre Rechtfertigung erstmals auch in der Programmatik, in welcher der Versuch einer Begründung der Politik als Gegenstand der Literatur unternommen wurde. Lyrik des Vormärz Die Lyrik war für die Autoren des Vormärz die wichtigste Gattung, in der sie ihre politischen Absichten ausdrücken konnten. Mit der Veröffentlichung der Sammlung Gedichte eines Lebendigen (1841) wurde Georg Herwegh trotz Zensurverbots zu einem weit bekanntem Dichter. In seiner politischen Lyrik ging er mit der Politisierung der Literatur sogar soweit, die Überparteilichkeit des Dichters aufzugeben und für ein Parteinehmen einzutreten (Herwegh: Die Partei, 1842). Der Gebrauch der Lyrik als politisches Instrument, wie sie z.B. von Herwegh, Freiligrath und Fallersleben eingesetzt wurde, fand jedoch nicht bei allen Schriftstellern Zustimmung und führte zu heftigen Diskussionen. Eine besonders heftige Kritik und Distanzierung davon kam von Heinrich Heine, der an einer langen Wirkung politischer Lyrik zweifelte, da er die angewandten Techniken der politischen Lyriker auf die Realität nicht für angemessen hielt (Heine: An Georg Herwegh, 1841; An einen politischen Dichter, 1841; Die Tendenz, 1842). Die politische Lyrik des Vormärz wurde daher oft als Tendenz- bzw. Gelegenheitsdichtung kritisiert. Jedoch stand dazu die Veröffentlichung von Heines Gedicht Die schlesischen Weber 1844, in welchem die sozialen Mißstände der Weber angeklagt wurden, in einem Gegensatz. Epik Das Versepos Deutschland. Ein Wintermärchen entstand nach Heines Deutschlandreise im Jahr 1843 von Paris nach Hamburg. In dem 27 Kapitel umfassenden versifizierten Reisebilden beschrieb und parodierte Heine die aktuellen gesellschaftlichen Verhältnisse in Deutschland, wie z.B. das Zoll-, Zensur- oder Militärwesen oder die Monarchie. Die Motive für die Reise sind Heimweh und Wiedersehen mit der Mutter. Im ersten Kapitel schildert das lyrische Ich seine Eindrücke, Gefühle und Gedanken beim Betreten Deutschlands nach langer Abwesenheit. Mit dem Entsagungslied wird Kritik am Alten und an der Kirche geübt. Im neuen Lied wird eine Vision vom zukünftigen Deutschland hergestellt. Den dichterischen Höhepunkt des Werkes bildet die Auseinandersetzung mit der Barbarossa-Sage in den Kapiteln 14 bis 17. In dem fiktiven Gespräch des lyrischen Ichs mit der Barbarossa-Gestalt findet eine Konfrontation des Barbarossas mit der aktuellen politischen Realität statt. Das Ergebnis des Gesprächs ist eine Absage an den volkstümlichen Barbarossa-Mythos. Dramatik des Vormärz Karl Gutzkow schrieb in der Zeit des Vormärz eine Vielzahl von Tragödien, die aber kaum Nachwirkungen hinterließen und rasch auf den Spielplänen wieder verschwanden. Seine Lustspiele jedoch gehörten auf vielen Bühnen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zum festen Repertoire. Sein wohl bekanntestes Lustspiel, Das Urbild des Tartüffe wurde 1844 in Oldenburg uraufgeführt und erschien 1847. Anhand der Intrigen, die zur Verschiebung der Uraufführung von Molieres Tartuffe führte, stelle er die Zensurmaßnahmen seiner Zeit satirisch dar. Beginn der sozialistischen Literatur In der Revolution von 1848 war das Bürgertum die führende Kraft. Doch in dieser Zeit kam es auch zur Herausbildung der Arbeiterklasse als eigenständige politische Kraft. Zu den ersten Theoretikern gehörte Wilhelm Weitling (1808-1871) mit seinen Schriften Die Menschheit, wie sie ist und wie sie sein sollte (1838/39) und Garantien der Harmonie und Freiheit (1842). Die wichtigsten Theoretiker waren jedoch Karl Marx (1818-1883) und Friedrich Engels (1820-1895) mit ihren gemeinsamen Werken Die deutsche Ideologie (1845/46), Das Elend der Philosophie (1847) und Manifest der Kommunistischen Partei (1848), in denen sie die Theorie vom historischen Materialismus entwickelten. Bedeutende sozialkritische Autoren des Vormärz waren Karl Beck (Lieder vom armen Mann, 1846), Ernst Dronke (Berlin, 1846; Polizeigeschichten, 1846), Ernst Willkomm (Eisen, Gold und Geist, 1843; Weiße Sklaven, 1845) und Wilhelm Wolff (Die Kasematten, 1843). Der wichtigste Vertreter war Georg Weerth mit seinen Studien und Skizzen über die sozialen Verhältnisse in England, wie das englische Arbeiterleben (Das Blumenfest der englischen Arbeiter, 1845/46) und den Liedern aus Lancashire (1845/46). Formen der sozialkritischen Literatur waren Arbeiter- und Industrieromane, Reportagen, Skizzen und Berichte. Literarische Formen politische Lyrik Reisebericht/ Reisebild Skizze Zeit- und Gesellschaftsroman Geschichtsdrama soziales Drama Novelle III. Der Realismus Ausgehend von Frankreich hat sich der Realismus im 19. Jahrhundert als Reaktion auf die Romantik herausgebildet. Das Ziel des realistischen Autors ist die ungeschminkte Wiedergabe der Wirklichkeit. Das Interesse des Künstlers im Realismus richtet sich vor allem auf die Gesellschaft und den (elenden) Platz, den der Mensch darin einnimmt. Ideale Beispiele dafür finden sich bei den Arbeitern, Bürgern und den Menschen vom Lande. Der prosaische Charakter des Romans bietet dem Autor die Möglichkeit seine Figuren nicht nur in einer genau umrissenen sozialen Struktur zu situieren, er kann auch ihre psychologische Entwicklung bis ins kleinste Detail beschreiben. Der Realismus im deutschen Sprachraum Der Begriff "bürgerlicher" oder auch "poetischer Realismus" bezeichnet die Hauptströmung deutschsprachiger Literatur in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts. Wie die Begriffe „Klassik“ und „Romantik“ wird auch der Begriff „Realismus“ nicht nur als Epochenbezeichnung, sondern auch als stiltypologische Bezeichnung verwendet. Schon in der Antike versuchten Platon und Aristoteles durch die „Mimesis“ zu einer höheren Wahrheitserkenntnis zu kommen und im 18. Jahrhundert wird von der Literatur eine Übereinstimmung von Erzähltem mit dem Lauf der Natur verlangt. Erst im 19. Jahrhundert wird der von Otto Ludwig (1813-1865) geprägte Begriff „poetischer Realismus“ zur allgemeinen kunsttheoretischen Bezeichnung für die zwischen Romantik und Naturalismus stehende neue Literatur und für die Periode 1850-1880, in der diese Literatur entsteht. Während die französischen Schriftsteller schon 1830 vom Glauben durchdrungen sind, alle Bereiche des Lebens so beschreiben zu können, wie sie wirklich sind, bekennen sich die deutschen Schriftsteller erst ab 1848 zu der von Leopold von Ranke (1795-1886) als „realistische Neutralität“ bezeichneten Schreibweise, die durch die unparteiische Beobachtung und Schilderung der von den Sinnen fassbaren Welt unter Ausschaltung der Gefühle des Dichters und jeder Art von Wertung gekennzeichnet ist. Die Philosophie der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war stark geprägt vom Positivismus und dem historischen Materialismus. Positivisten vertraten die Meinung, daß Erkenntnis nur aus empirischer Beobachtung der Natur und aus Erfahrung abgeleitet werden könne. Die Hauptvertreter dieser Richtung waren Auguste Comte (1798-1857) und Hippolyte Taine (1828-1893). 1848 wurde das Kommunistische Manifest von Marx und Engels veröffentlicht. Der historische Materialismus, z.B. von K. Marx (1818-1883) oder L. Feuerbach (1804-1872) vertreten, betrachtet die gesellschaftliche Entwicklung des Menschen materialistisch. Wichtig ist dabei, daß das Sein über das Bewußtsein dominiert. Wirtschaftliches Kennzeichen der Zeit des Realismus ist die rasch fortschreitende Industrialisierung auf der Grundlage eines rapide anwachsenden technischen und naturwissenschaftlichen Wissens. Der Realismus macht also die gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen der Mensch lebt, zum zentralen Gegenstand seiner Darstellung. Allerdings waren es der bürgerliche Mensch und seine Lebensverhältnisse, die zum Thema des Realismus wurden. Zudem ging es einer wichtigen Gruppe von frühen Realisten bevorzugt um die Darstellung der wirtschaftlichen Verhältnisse des Bürgertums. Der deutsche Realismus zeichnet sich durch distanzierenden Humor (Raabe), eine zur Idylle neigende Resignation (Keller) und auch durch eine starke landschaftliche oder provinzielle Bindung der Menschen (Storm, Keller, Raabe) aus. Wie ihre Kollegen im Ausland bevorzugen auch die deutschen Realisten die Form der Novelle und vor allem des Romans, die ihnen nicht nur erlaubt, den Einzelnen innerhalb seines sozialen Kontextes darzustellen, sondern auch seine psychologische Entwicklung bis ins kleinste Detail zu beschreiben. Ähnliches gilt für die Dorfgeschichte, die eine gesellschaftliche Realität im Kleinformat schildert und dabei die Problematik sozialer Konflikte darstellen kann – allerdings um den Preis, daß sie eine Gesellschaftsform schildert, der in der Realität des 19. Jahrhunderts immer weniger Bedeutung zukam. Zu den Vertretern des poetischen Realismus gehören u.a. Gottfried Keller, Theodor Storm, Theodor Fontane, Adalbert Stifter, Conrad Ferdinand Meyer, Wilhelm Raabe und Friedrich Hebbel, Gustav Freytag, Paul Heyse, Friedrich Spielhagen. Theodor Fontane (1819-1898), dessen Romanwerk (u. a. Schach von Wuthenow, 1883, Irrungen Wirrungen, 1888, Frau Jenny Treibel, 1892, Effi Briest, 1895) zum überwiegenden Teil durch den Begriff »Berliner Gesellschaftsroman« gekennzeichnet werden kann, stellt Figuren in den Vordergrund, die eine Ausnahmestellung in der dargestellten Gesellschaft innehaben, und zwar aufgrund ihrer Abweichung von den Normen der Gesellschaft. Der dominante Grundkonflikt bei Fontane resultiert aus dem Wunsch nach erotischer Selbstverwirklichung (zumeist bei der weiblichen Heldin) und der – auf die eine oder andere Weise – dadurch bewirkten Kränkung der Würde des jeweiligen (meist männlichen) Partners, die häufig zum Selbstmord führt. In Effi Briest (1895) übte Fontane, wenn auch verhalten, Kritik an den Konventionen und Normen der preußischen Gesellschaft und ihrem Ehrenkodex und zeigt die Unfähigkeit des Adels ihr zu entkommen. Der Roman basiert auf einer wahren Begebenheit aus dem Jahr 1886, bei der sich ein preußischer Offizier mit einem Amtsrichter um eine Liebesaffäre dessen mit seiner Frau duellierte. Der Roman trägt den Titel seiner Hauptfigur, Effi Briest, deren Eltern Vertreter des reichen Landadels sind. Sie heiratet den über 20 Jahre älteren Baron von Instetten auf Rat ihrer Eltern, ohne zu wissen, was auf sie zukommt. Von ihrem Mann oft allein gelassen, wird sie von ihrem bisherigen Leben zunehmend gelangweilt. Auch die Geburt ihrer Tochter kann nicht viel an der Situation ändern. Einzig die kurze Liebesbeziehung mit dem Bezirkskommandanten Crampas bringt ihr etwas Abwechslung. Als Instetten versetzt wird, findet die Liebesbeziehung ein Ende. Nach einigen Jahren findet Instetten aber die Briefe von Crampas, die er an Effi schrieb. Um die Verletzung seiner Ehre zu bereinigen und sein Ansehen wiederherzustellen, fordert er Crampas zu einem Duell, wobei dieser stirbt. Danach kommt es zur Scheidung von Effi, die Tochter bleibt beim Vater. Nach einem Wiedersehen Effis mit ihrer Tochter, die sie nicht mehr als ihre Mutter erkannte, bricht Effi zusammen. Ihre Eltern nehmen die im Sterben liegende Effi bei sich wieder auf, die nach kurzer Zeit schließlich stirbt. Die Handlung des Romans wird ruhig und kritiklos erzählt. Die Frage nach der Schuld am Tode Effis wird nicht direkt gestellt. Gottfried Keller (1819-1890) Die bekanntesten Novellen Kellers erschienen im Novellenzyklus Die Leute von Seldwyla. Romeo und Julia auf dem Dorfe erschien im ersten Band 1856, Kleider machen Leute im zweiten Band 1874. Der grüne Heinrich ist ein teilweise autobiographischer Roman, der neben Goethes Wilhelm Meister und Stifters Nachsommer als einer der bedeutendsten Bildungsromane der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts gilt. Das Werk schildert den Werdegang des jungen Kunstmalers Heinrich Lee, der seiner stets gleichfarbigen Kleidung wegen der grüne Heinrich genannt wird, und gliedert sich in zwei Teile, da es eine abgeschlossene, als autobiographisches Manuskript des Helden fingierte Jugendgeschichte in sich aufnimmt, die über die Hälfte des Romans ausmacht. Im 1. Teil schildert der Ich-Erzähler der Jugendgeschichte, wie er als Kind eines früh verstorbenen Handwerkermeisters in einfachen Verhältnissen unter der Obhut seiner treusorgenden Mutter aufwächst. Wegen eines Schülerstreiches von der Schule verwiesen, versucht Heinrich, sich als Landschaftsmaler auszubilden. Von entscheidender Bedeutung sind für ihn mehrere Aufenthalte bei Verwandten auf dem Lande, wo sich zwischen ihm und der ätherischen Kusine Anna eine zarte Jugendliebe entwickelt, gleichzeitig aber die reife und lebensvolle Judith in sein Leben tritt, die die erwachende Sinnlichkeit des Jünglings herausfordert. Der handlungsärmere, dafür an weltanschaulichen Reflexionen reichere zweite Teil bestätigt den Modellcharakter der Jugendgeschichte durch zahlreiche Motiventsprechungen, die beide Hälften kompositorisch verbinden. Der zweite Teil führt den Helden in eine große deutsche Kunststadt (gemeint ist München), wo er seine Malerausbildung zu vollenden und eine Existenz als Künstler zu begründen hofft. Der Teil schildert im wesentlichen Heinrichs vergebliche Bemühungen, sein Talent aus dem träumerischen, phantastischen Stil der jugendlichen Versuche herauszuentwickeln und einem an der Wirklichkeit und am Lebendigen orientierten Kunstideal anzunähern, zugleich aber auch sich materiell auf eigene Füße zu stellen. Seine endliche Heimkehr fällt mit dem Tod der Mutter zusammen, deren Lebenskräfte von Armut und Gram um den verloren geglaubten Sohn aufgezehrt waren. In der Urfassung bleibt Heinrich einer trostlosen inneren Leere überlassen, bis ihn nach kurzer Zeit eine tödliche Krankheit ereilt. In der Spätfassung findet er hingegen eine selbstgenügsame, dem öffentlichen Wohl gewidmete Existenz als Oberamtmann. Das Werk darf insofern als negativer Entwicklungsroman bezeichnet werden, als es nicht von der Verwirklichung eines Persönlichkeitsideals, sondern vorn Lebensgang eines am Ende gescheiterten und gebrochenen Helden berichtet, auch wenn die Spätfassung diese Konzeption mildert, indem sie Verzweiflung und Tod in tätige Entsagung verwandelt. Als Schriftsteller repräsentierte Theodor Storm (1817-1888) einen poetischen Realismus mit einer lyrischen, schwermütigen Grundstimmung. Er ist in seinem Frühwerk (u. a. Immensee, 1849) der Erzähler einer harmonischen Welt. Mehr und mehr tritt in Storms späteren Werk ein düsterer Pessimismus hervor, der seine Helden tragisch scheitern läßt (Aquis submersus, 1875, Zur Chronik von Grieshuus, 1884, Der Schimmelreiter, 1888). Seine berühmteste Novelle Der Schimmelreiter zeichnet sich durch eine Vermischung von Mystischem, Unerklärbarem mit dem technischen Verständnissen des Deichbaus aus und verweist auf die Gefahren des Fortschritts. Sie stellt auch ein typisches Beispiel für die Rahmenerzählung, die im 19. Jh sehr beliebt war. Hauke Haien, ein technisch-begabter Knecht eines Deichgrafen, widmete seine Arbeit und Zeit dem Deichbau. Nach dem Tod des Grafen, heiratete er dessen Tochter und wurde selber zum Deichgrafen. Gegenüber den anderen Dorfbewohnern faßte er den Plan, einen neuen Deich zu bauen, in dem er alle seine Kräfte steckte und dabei seine Familie vernachlässigte. Doch nach einiger Zeit ließen seine Arbeitsbemühungen nach. Eine schwere Sturmflut brachte den Deich zum Einsturz und riß Haukes Familie und ihn selbst in den Tod. Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898) ist ein Schweizer Dichter des Realismus, der insbesondere historische Novellen, Romane und Lyrik verfasst hat. Conrad Ferdinand Meyers Welt ist nicht, wie die der meisten anderen Schriftsteller seiner Zeit, die des zeitgenössischen Bürgertums; Schauplatz seiner Texte sind längst vergangene historische Epochen; seine Figuren, oft herausragende Persönlichkeiten von bedeutenden historischen und politischen Dimensionen, haben die Größe und Tragik Shakespearescher Gestalten. Auch bei Meyer geht es um die zentralen Probleme dieser Epoche, nämlich um das Problem der Wirklichkeit und ihrer adäquaten Darstellung sowie um dem Konflikt zwischen dem Individuum und den gesellschaftlichen Konventionen. Bereits in Meyers erster Prosaerzählung Das Amulett werden diese Fragestellungen behandelt. Vordergründig wird ein Thema aufgegriffen, das zur Zeit der Abfassung des Textes in dieser Form längst nicht mehr virulent war, nämlich das Problem der fanatischen religiösen Intoleranz unter Christen verschiedener Konfessionen. Doch auf einer tieferen Ebene geht es um ein allgemeineres Problem: das der Erkenntnis und der fanatischen Verblendung, die sie verhindert. Auf dem Schauplatz des Paris der Hugenottenverfolgungen stehen sich zwei Parteien gegenüber, die unfähig sind, ihren jeweiligen beschränkten Standpunkt zu transzendieren und zu einem Weltbild zu gelangen, in dem eine Koexistenz der Standpunkte möglich wäre. Gustav Freytag (1816-1895) Im Roman Soll und Haben entwickelt Freytag sein Ideal des Bürgertums im Helden Anton Wohlfahrt, der sich, trotz Fehler und Rückschläge, gegenüber dem Adel und Judentum durchsetzen kann. Adel und Judentum werden als Gegenbilder des Bürgertums gezeigt, die sich in der Welt nicht durchsetzen können. Damit wurde aber nicht die Wirklichkeit des Bürgertums dargestellt, sondern eine Idealisierung vorgenommen, die einen optimistischen Ausblick gibt. Das Motto des Romans, das Freytag von dem zeitgenössischen Literaturkritiker Julian Schmidt übernommen hat, sagt es bereits: »Der Roman soll das deutsche Volk dort suchen, wo es in seiner Tüchtigkeit zu finden ist, nämlich bei seiner Arbeit.« Das Drama trat im Realismus weit hinter Epik und Lyrik zurück. Von den Dramatikern dieser Zeit sind lediglich Hebbel, Grillparzer und Anzengruber besonders hervorgetreten und populär geworden. Für Friedrich Hebbel (1813-1863) sollte die Auflösung der Konflikte auch in den Individuen zum Ausgleich gebracht werden. Seine Vorbilder waren Kleist, Lessing und Schiller, mit denen er sich häufig auseinander setzte. Hebbel hatte mit seinen Werken zwar große Erfolge erzielt, doch wurde er öfters missverstanden. Hebbels Dramen weisen nur wenig Individualismus auf, da er sich vor allem beim Sprechstil seiner Stücke an die Tradition des Wiener Burgtheaters hielt. Dramatische Spannung wurde vor allem durch den Gegensatz Individuum - Gesellschaft erzeugt. Hebbel wollte auf der Bühne keinen Realitätsausschnitt zeigen, sondern eine künstlerisch geformte Welt darstellen. Bedeutende, noch heute gespielte, Dramen Hebbels sind Judith (1843), Maria Magdalene (1843) und Agnes Bernauer (1851). IV. Naturalismus I. Begriff Naturalismus allgemein bezeichnet eine Stilrichtung, bei der die Wirklichkeit exakt abgebildet wird, ohne jegliche Ausschmückungen oder subjektive Ansichten. Als gesamteuropäische, literarische Strömung wird der Naturalismus als erste Phase innerhalb der europäischen Literaturrevolution, der Moderne, angesehen. Der Naturalismus gilt auch als Radikalisierung des Realismus. II. Historischer Hintergrund Zu Beginn der 1880er Jahre kam es zu großen Fortschritten und Weiterentwicklungen in den Wissenschaften. Z.B. 1884 wurde die Dampfturbine, 1887 die Schallplatte und 1893 der Dieselmotor erfunden. Bestimmend für die innen- und außenpolitische Entwicklung war Reichskanzler Bismarck. 1878 schuf der das Sozialistengesetz. 1879 ging er den Zweibund mit Österreich ein, 1882 wurde dieser mit der Mitgliedschaft Italiens zum Dreibund erweitert. 1887 wurde der Rückversicherungsvertrag mit Rußland geschlossen. Im Deutschen Reich und in Europa wurde dadurch eine gewisse Stabilität geschaffen, die erst wieder abnahm, als Bismarck 1890, wegen politischen Differenzen mit dem neuen Kaiser Willhelm II., zurücktreten mußte. Seit 1891 begann die deutsche Aufrüstung des Heeres und der Flotte, damit die Grundlage für den Erwerb von Kolonien geschaffen. 1905/06 kam es schließlich zur ersten Marokkokrise. III. Grundlagen des Naturalismus Der Naturalismus beruhte nicht allein auf den Erkenntnissen der Naturwissenschaften, z.B. Charles Darwins Evolutionstheorien, er wurde auch stark von der Philosophie des Positivismus beeinflußt. Die wichtigste Bedeutung hatte aber die Milieutheorie Taines. Er faßte den Menschen als ein von Milieu und Rasse (Erbanlagen und soziale Verhältnisse) abhängiges Wesen auf. 1. Literatur des Naturalismus Wie in meist jeder anderen Epoche, sind auch im Naturalismus alle Gattungsarten vertreten: Lyrik, Epik und Dramatik. Jedoch unterscheiden sich deren Anteile literarischer Schöpfungen in verschiedenen Zeitperioden. Zwischen 1880 bis 1885 dominierten neben Theorien und Proklamationen vor allem die Lyrik, von 1885 bis 1890 v.a. Prosatexte und seit den 90er Jahren Dramen und Romane. 1.1 Herausbildung des Naturalismus Die Strömung des Naturalismus läßt sich in drei wesentliche Abschnitte gliedern: den Frühnaturalismus (1880-1889), den Hochnaturalismus (1889-1895) und den Zerfall des Naturalismus (1895-?). Es ist jedoch zu beachten, daß die Perioden ineinander überfließen und die Strömung insgesamt schließlich ganz zerfließt. Im Deutschland bildeten sich zwei Zentren heraus: München und Berlin. Zwei Jahre geben in der Entwicklung des Naturalismus einen entscheidenden Einschnitt: 1885 und 1889. 1885 wurde die Münchener Zeitung Die Gesellschaft gegründet, Arno Holz veröffentlichte seine Gedichtsammlung Buch der Zeit und die Lieder eines Modernen, außerdem wurde die Lyrikanthologie Moderne Dichter-Charaktere, ein Projekt vieler naturalistischer Autoren, veröffentlicht.. 1889 wurde in Berlin die "Freie Bühne" gegründet, Hauptmanns Vor Sonnenaufgang hatte Premiere und Anfang 1890 wurde die Berliner Zeitschrift "Freie Bühne für modernes Leben" gegründet. Beide Zentren, München und Berlin, gerieten mit ihren Vorstellungen aneinander, ein Hinweis, daß auch der Naturalismus keine einheitliche Gesamtbewegung darstellt. Seit den 1890er Jahren kam es zu einer Überlagerung von naturalistischen und gegennaturalistischen Tendenzen. Ein genauer Abschluß der Epoche läßt sich somit nicht mehr klar feststellen. In den Zentren Berlin und München bildeten sich bestimmte Gruppierungen von naturalistischen Schriftstellern heraus. In Berlin sammelten sich um die Zeitschrift "Kritische Waffengänge" von den Brüdern Hart, Bölsche, Holz und Schlaf. In München bildete sich 1885 eine Gruppe um die Zeitschrift Die Gesellschaft von Conrads, der auch Hermann Conradi angehörte. Zwischen beiden Gruppierungen gab es starke Kontraste. 1886 entstand in Berlin der Verein "Durch!". Neben den großen Gruppierungen änderte sich auch die Verwendung der Gattungen. Konzentrierte man sich zunächst am Anfang der 80er Jahre auf Lyrik, so wendete man sich später der Prosa zu. In den neunziger Jahren dominierte schließlich das Drama. Die Herausbildung des Naturalismus wurde durch viele Theoretische Schriften begünstigt: da wären Zolas Experimentalroman, Bölsches' Naturwissenschaftliche Grundlagen der Poesie, Holz' Revolution der Lyrik sowie verschiedene Einzeltexte aus Moderne Dichter-Charaktere. Die Selbstbezeichnung der Epoche besaß eine große Vielfalt: so sahen sich die Anhänger der Strömung als "jüngere Stürmer und Dränger", "jüngstes Deutschland", Realismus, Naturalismus und Moderne. Die Bezeichnung Naturalismus gilt erst in unserer Zeit, als die Bezeichnung für die Strömung. Naturalismus als "die Moderne" verstanden sich die Mitglieder des Literaturverein "Durch!". Dieser Name wurde von ihnen in ihren 1886 veröffentlichen Thesen zum ersten Mal gebraucht. Damit einher geht die Abwendung des klassischen Kunstideals der Antike, und die Hinwendung zum Modernen. Für die Entwicklung des Naturalismus trugen außerdem Auguste Comte und Hyppolite Taine einen entscheidenden Anteil. Comte kam mit Beobachtungen und Experimenten zu einer "positiven" Methode der Analyse, anstatt auf Spekulationen zu vertrauen. Taine sah als Basis für positivistische Experimente die Einheit aus Rasse, Milieu und Moment, d.h. biologische Herkunft, ethnologische Zusammenhänge und die jeweilige Zeitumstände. Er formulierte diese Aspekte in seiner Milieutheorie. Inhaltlich kommen in naturalistischen Werken Themen wie Vererbungslehre, Kampf ums Dasein oder Auslese zum Ausdruck. Arno Holz fand 1891 in seinem Werk Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze. eine Gesetzmäßigkeit in allen Ereignissen. Von ihm stammt die mathematische Formel "Kunst = Natur x". Das "x", die Differenz aus Natur und Kunst, müsse dabei so klein wie möglich sein, damit die Literatur die Realität möglichst exakt abbildet. Lyrik des Naturalismus Bereits die Brüder Hart kritisierten in ihren Schriften, die um 1880 entstandene Vielzahl von lyrischen Werken seien ohne Inhalt, verlogen und eine Überschwemmung des Marktes. Gegen diese Art von Lyrik richteten sich die Naturalisten mit ihrer "Revolution der Lyrik". Dabei ging es lediglich um die Erneuerung dieser Gattung. Dies konnte z.B. 1885 teilweise mit der Anthologie Moderne Dichter-Charaktere erreicht werden. Mit dem Bruch der traditionellen Lyrikauffassung sollte jedoch auch ein Verfall der gesamten Gattung verhindert werden. Die wesentlichsten Probleme, die von der naturalistischen Lyrik behandelt wurden, lauten "Soziale Frage" und Großstadt. Obwohl die Großstadtlyrik z.B. schon zur Hälfte des 19. Jahrhunderts in Paris (mit Baudelaire) auftrat, wurde das Sujet erst von den Naturalisten lyrisch erfaßt. Viele Dichter erlebten das Großstadtleben hautnah, als sie von der Provinz in größere Metropolen zogen. Die Probleme der urbanen Lebensweise drücken sich in einer Reizüberflutung aus, die bis weit in den Expressionismus hineinreicht. Dabei wird die Großstadt meist als Ort des Elends und Schmutzes wahrgenommen, ein Ort, an dem alle Aspekte der Natur verloren gegangen sind. Dies zeigt sich z.B. im Großstadtmorgen (1886) von Arno Holz. In der Großstadt liegt eine Spannung zwischen Anreiz und Fluch. Die Erfassung von Modernem und Technik in der Großstadt bleibt im Naturalismus im großen und ganzen aus. Erst später wird das komplexe Großstadtbild, z.B. durch Montage, als Ganzes bewußt. Anonymität und Tempo ließen sich mit den naturalistischen Mitteln nur schwer darstellen. Die soziale Lyrik tauchte meist gemeinsam mit der Großstadtlyrik auf. Ihr Inhalt war meist mit scharfer Sozialkritik geprägt. Als bedeutendster Lyriker des Naturalismus zählt Arno Holz, mit seinem Buch der Zeit (1886). Wichtige Merkmale seiner Lyrik sind Mittelachsenzentrierung, Verzicht auf Reim und Metrik, die den Rhythmus eines literarischen Werkes entscheidend beeinflussen. Holz zeigt uns das an einem Beispiel: "Ich schreibe als Prosaiker einen ausgezeichneten Satz nieder, wenn ich schreibe: 'Der Mond steigt hinter blühenden Apfelbaumzweigen auf.' Aber ich würde über ihn stolpern, wenn man ihn mir für den Anfang eines Gedichtes ausgäbe. Er wird zu einem solchen erst, wenn ich ihn forme: 'Hinter blühenden Apfelbaumzweigen steigt der Mond auf.' Der erste Satz referiert nur, der zweite stellt dar. Erst jetzt fühle ich, ist der Klang eines mit dem Inhalt. Und um diese Einheit bereits deutlich nach außen zu geben, schreibe ich: 'Hinter blühenden Apfelbaumzweigen steigt der Mond auf. Dies ist meine ganze 'Revolution der Lyrik'." Naturalistische Prosa Die Hinwendung zu Romanen ging mit einer gravierenden Veränderung des literarischen Marktes einher. So erreichten die Romane von Emile Zola eine sehr hohe Auflage im Jahr. Doch der große naturalistische Roman blieb meist nur ein Schatten realistischer Romane von Fontane, H. und Th. Mann. Jedoch in den epischen Kleinformen, wie Skizze, Studie, Novelle, Kurzerzählung, usw. konnten sich die Naturalisten durchsetzen. Thema der Prosaformen waren u.a. Auseinandersetzungen mit der Beziehung zwischen Dichter und Proletariat, Großstadt und Industrialisierung. Eine vollkommen neue Erzähltechnik, die erstmals von den Naturalisten verwendet wurde, ist der Sekundenstil. Mit Hilfe dieser Technik wurde Sekunde für Sekunde Raum und Zeit geschildert, mit dem Ziel der Wiederspiegelung der Realität. Begünstigt wurde der Sekundenstil durch Erfindung des Phonographen und die Entwicklung in der Photographie. Die Bezeichnung Sekundenstil wurde 1900 von Hanstein erfunden. Er erläutert ihn anhand eines Beispiels eines fallenden Blattes: "Die alte Kunst hat von einem fallenden Blatt weiter nicht zu melden gewußt, als daß es im Wirbel sich drehend zu Boden sinkt. Die neue Kunst schildert diesen Vorgang von Sekunde zu Sekunde; sie schildert, wie das Blatt jetzt auf dieser Stelle, vom Lichte beglänzt, rötlich aufleuchtet, auf der anderen Seite schattengrau erscheint, in der nächsten Sekunde ist die Sache umgekehrt; sie schildert, wie das Blatt erst senkrecht fällt, dann zur Seite getrieben wird [...]. Eine Kette von einzelnen, ausgeführten, minuziösen Zustandsschilderungen, geschildert in einer Prosasprache, die unter Verzicht auf jede rhythmische oder stilistische Wirkung der Wirklichkeit sich fest anzuschmiegen sucht, in treuer Wiedergabe jeden Lauts, jeden Hauchs, jeder Pause - das war es, worauf die neue Technik abzielte." Die Technik des Sekundenstils fand z.B. bei Bahnwärter Thiel von Hauptmann, oder Papa Hamlet von Holz/Schlaf Anwendung. Gestaltungsmittel des Sekundenstils: photographische und phonographische exakte Wiedergabe der Wirklichkeit kaum auktoriale Erzählweise, vorwiegend personale Erzählweise und Dialoge exakte Darstellung der Dialoge mit allen Wörtern, Wortfetzen, Pausen, Dialekt. annähernd zeitdeckende Erzählung (Erzählzeit = erzählte Zeit) bis hin zum Zeitlupeneffekt (Erzählzeit länger als erzählte Zeit). Eine weitere Technik, die man häufig in naturalistischer Prosa antrifft, ist der innere Monolog, der häufig mit den Gestaltungsmitteln des Sekundenstils übereinstimmt. Der innere Monolog wurde z.B. bei Dujardin Geschnittener Lorbeer 1888 oder Schnitzler Leutnant Gustl (1900) angewendet. Naturalistisches Drama In den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde das Drama zum wichtigsten Mittel literarischer Schöpfungen. Die schon in naturalistischer Prosa eingesetzten Techniken, wie Dialekt, Jargon, Milieuschilderung und Sekundenstil, kamen auch im Drama zum Ausdruck. Dialekt, Soziolekt und idiomatische Wendungen fanden häufig Gebrauch, auf dramatische Kunstsprache verzichtete man hingegen. Jenes findet man z.B. bei Hauptmanns De Waber, der Urfassung der Weber im schlesischen Dialekt. Das Drama im Naturalismus wurde von vielen Seiten zur damaligen Zeit kritisiert. Hauptmanns Vor Sonnenaufgang, z.B., sah man als Vermischung von Epik und Dramatik an, ebenso die Berliner Studie (1890) von Holz/Schlaf. Im letzteren wurden die Gattungsgrenzen sogar ganz überschritten: Erzählpassagen standen kleingedruckt als Regieanweisung zum normal gesetzten Dialog. Auch auf der Bühne versuchte man Taines menschenbeeinflussende Faktoren, Rasse, Milieu und Moment, umzusetzen. Die Handlung im naturalistischen Drama wurde reduziert, im Zentrum stand die Darstellung der Charaktere. Dies zeigt sich in der Familie Selicke von Holz/Schlaf besonders deutlich. Im Drama des Naturalismus ist die Einheit von Ort, Handlung und Zeit der einzelnen Akte eingehalten. Sie soll die Authentizität des Dargestellten verwirklichen. Die meisten Bühnenstücke haben einen offenen Anfang und offenen Ausgang. Der Zurückgang des Dramatischen, die Reduzierung der Handlung, die Konzentration auf bestimmte Objekte war er Ausgangspunkt für die Entwicklung des epischen Theaters für Brecht. Das Epische war notwendig, um das Soziale darzustellen. Jedoch gibt es eine klare Trennung zwischen naturalistischen Drama und dem epischen Theater Brechts. Die Naturalisten wollten keine Desillusionierung und Verfremdung, im Gegenteil sie verstärkten die Wirkung der Illusionierung noch. Das soziale Drama des Naturalismus bleibt aber auch für andere Theaterformen des 20. Jahrhunderts als Grundlage. In den konsequenten Formen naturalistischer Dramen herrscht oft Unveränderlichkeit und Unveränderbarkeit des exakt abgebildeten Milieus. Die Helden können an ihrer Situation nichts ändern, sondern müssen sie so hinnehmen, wie sie ist. Eine große Popularität genossen auch die Dramen von Ibsen in Deutschland. Literarische Formen: experimentelle Prosa: Dialekt und Alltagssprache, Zeitdeckung, Sekundenstil, genaue Darstellung kleinster Bewegungen und des Mienenspiels im Drama: ausführliche Regieanweisungen "Revolution" der Lyrik: geprägt von Arno Holz, äußerlich Zentrierung der Verse auf eine gedachte Mittelachse, z.B. Phantasus (Holz) V. Die Literatur um die Jahrhundertwende Wie ein in tausend Farbnuancen schillerndes Jugendstil-Mosaik stellt sich die literarische Landschaft der Jahrhundertwende dar. Mehr noch: so eklatant klaffen die Gegensätze zwischen der Lyrik Stefan Georges und Christian Morgensterns, den Dramen Frank Wedekinds und Hugo von Hofmannthals, der Prosa Robert Musils und Paul Scheerbarts, daß die Zusammenfassung dieser Literaten auf reiner Zeitgenossenschaft zu beruhen scheint. So fragwürdig literaturgeschichtliche Periodisierungsansätze oft sein mögen – im Fall der etwa vier Jahrzehnte, die das Jahr 1900 umrahmen, kann durchaus von einer Epoche die Rede sein, wenn man bereit ist, unter der Oberfläche auseinanderstrebender Strömungen und Einzelerscheinungen eine gemeinsame Tiefenstruktur zu entdecken, die allerdings nicht auf programmatischen und ästhetischen Übereinstimmungen beruht, sondern Reflex des historischen Bewußtseins jener Jahre ist: 'Zeitgeist' im völlig wertfreien Sinne. Wie ein Paukenschlag signalisierte das Erscheinen von Friedrich Nietzsches Also sprach Zarathustra (1885) einen generellen Neubeginn. Das Wort von der »Umwertung aller Werte« traf das allgemeine Bewußtsein, in einer Zeit des Umbruchs zu leben; die nahende Jahrhundertwende, die massiven Veränderungen auf sozialem, wissenschaftlichem und technischem Gebiet erzeugten ein neues Lebensgefühl: die Zukunft schien angebrochen. Gestalten wie Friedrich Nietzsche, Sigmund Freud und Max Planck mit ihren umwälzenden, alle Lebensbereiche tangierenden Erkenntnissen prägten die Epoche, die ganz unter dem Zeichen der Neuerung stand. I. Entstehung der Moderne In den neunziger Jahren wurde der Naturalismus allmählich abgelöst. An seine Stelle traten viele gegen- und nachnaturalistische Strömungen bzw. Ismen: Ästhetizismus, Impressionismus, Jugendstil, Symbolismus und Neuromantik. Dieser Stilpluralismus setzte zunächst in Österreich ein, weitete sich aber schnell auf Deutschland aus. Die naturalistische Objektivität wurde verdrängt, stattdessen besann man sich wieder auf das "Ich", Individualität und Subjektivität. Damit war die naturalistische Moderne überwunden. Die Entwicklung der Ismen wurde durch die zunehmende Nietzsche- und Stirner-Rezeption weiter voran getrieben. Davon entfernten sich wieder ab 1910 die Expressionisten. Neue Errungenschaften in den Naturwissenschaften, z.B. Einsteins Relativitätstheorie, führen die Physik zu Beginn des 20. Jahrhunderts in eine Krise. Darin wird ein Verlust traditioneller Werte gesehen. Ein weiterer wichtiger Punkt in der Entwicklung der Moderne war die Sprachkrise der Jahrhundertwende, in welcher die Möglichkeiten und Grenzen von Sprache diskutiert wurden (z.B. im Brief des Lord Chandos von H. v. Hofmannsthal). Die Relativierung von Wahrnehmung und Erkenntnis jedoch führte zu einer "Ichlosigkeit" in der Moderne. So sagte Bahr: "'Das Ich ist unrettbar.' Es ist nur ein Name. Es ist nur eine Illusion. Es ist ein Behelf, den wir praktisch brauchen, um unsere Vorstellungen zu ordnen. Es gibt nichts als Verbindungen von Farben, Tönen, Wärmen, Drücken, Räumen, Zeiten." 1. Literatur der Moderne Ismen der Jahrhundertwende Bei den zahlreichen Stilrichtungen der Jahrhundertwende ist es schwer, alle untereinander begrifflich exakt zu erläutern und voneinander zu trennen. Hinzu kommt noch, daß die Autoren dieser Zeit, sich zu vielen Strömungen zuordnen lassen. Deshalb ist es besser, die einzelnen Ismen zusammenzufassen, um diesen Dilemma zu entgehen. Man greift deshalb auf den Begriff "die Moderne" zurück, den schon die antinaturalistischen Schriftsteller zu ihrer Zeit auf sich bezogen. Impressionismus Der Begriff Impressionismus entstammt aus den Bildenden Künsten und meint 'Eindruckskunst'. Dazu lassen sich Liliencron, Arthur Schnitzler, Marcel Proust, Maurice Maeterlinck und der junge Rilke zählen. Der Impressionismus ist aber mehr als eine Stilrichtung. Er charakterisiert auch eine Lebenshaltung, und zwar eine solche, in der ein Mensch zu irgendeiner Art von Bindung nicht mehr fähig ist. Diese Haltung zeigt sich z.B. besonders deutlich in den Theaterstücken von Schnitzler. Detlev von Liliencrons impressionistische Lyrik (Heidegänger, 1891, Nebel und Sonne, 1900, Bunte Beute, 1903) kann ebenfalls als eine Art Verweigerung angesehen werden. Metaphysische Gedanken ließ er in ihr ebenso außen vor wie seelische Erschütterung: mit in der Tat an den Pointillismus erinnernder Technik beschränkte er sich auf das präzise Skizzieren von Landschaften, Szenen und Stimmungen (Die Musik kommt) und auf das – oft frivole – Lob des Genusses (Bruder Liederlich). Jugendstil Der Begriff Jugendstil entstammt aus der Bildenden Kunst. Auf die Literatur übertragen, bezieht sich Jugendstil vor allem auf die Lyrik. Merkmale des Jugendstils sind Verwendung mythologischer Elemente, Sagenhaft-Mittelalterliches, Feierlich-Symbolisches, Ungewöhnliches, Skandalöses, Bewegungsmotive, Naturschwärmerei, Blumenmotive und Dionysisches. Werke von folgendem Autoren lassen sich dem Jugendstil zuordnen: Wolzogen, Dehmel, Hart, Mombert, Stucken, Stadler, z.T. Rilke, George und Hofmannsthal, Wilde und Maeterlinck. Symbolismus Der Symbolismus ging von Frankreich aus und beeinflußte alle europäischen Literaturen. Der Begriff wurde von J. Moreas geprägt und bezeichnet die seit 1860 entstandene europäische Lyrik. Der Symbolismus lehnt die gesellschaftsbezogene Wirklichkeit, den Imperialismus, Kapitalismus und den Positivismus ab. Damit nimmt er eine antinaturalistische Haltung ein, denn eine getreue Wiedergabe der Wirklichkeit wird abgelehnt. Die Elemente der realen Welt werden in Symbolen wiedergegeben. Symbolistische Werke weisen Abstraktion, Entdinglichung und Sprachmagie (Alliterationen, Assonanzen, Lautmalereien, Synästhesien) auf, die den Werken eine gewisse Musikalität verleiht. Der Franzose Charles Baudelaire beeinflußte mit seiner Lyrik George und Hofmannsthal. Weitere Vertreter sind Maeterlinck, Wilde, Rilke und Trakl. George strebte, beeinflußt von den französischen Symbolisten, eine neue Poesie an, »kunst für die kunst«. Schon äußerlich ist sein Werk vom Willen zur Form bestimmt: mit konsequenter Kleinschreibung, eigener Interpunktion und typographischen Neuerungen gestaltete er in seinen als Zyklen angelegten Gedichtbänden – darunter algabal (1892), das jahr der seele, (1897), der siebente ring (1907), der stern des bundes (1914) – ein durch innere Geschlossenheit und formale Strenge gekennzeichnetes Gesamtwerk, dessen elitärer Anspruch von George selbst programmatisch festgelegt wurde. Nicht minder radikal, aber mit einem völlig anderen Gestus unternahm Rilke den Versuch, in seinen Gedichten die Welt zu erfassen. Vom Band Das Stundenbuch (1905) über Das Buch der Bilder (1902/06), Neue Gedichte (1907/08) – die seinen Ruhm begründeten – bis zu den Duineser Elegien (1923) und Sonette an Orpheus (1923) ist seine emotionale, bilder- und klangreiche Lyrik eine dauernde Suche nach dem Wesen der Dinge (sogenannte »Dinggedichte«) und eine Reise in die tiefsten Seelenregionen. Er schuf – hier ist eine Analogie zu Georges 'neuer Form' durchaus zu sehen – eine eigene, neue Mythologie, mit deren Hilfe er die existentiellen Ur-Erfahrungen von Angst und Verzweiflung auslotete und ihre Überwindung als einen Prozeß des Reifens, der Aufhebung individueller Begrenztheit poetisch vorzeichnete. Neuromantik In der Neuromantik finden sich thematische Rückgriffe auf die Romantik: z.B. Märchen, Mythen, Träume, historische und religiöse Stoffe. Dieser Stilrichtung lassen sich z.B. Hauptmanns Hanneles Himmelfahrt (1893) und Versunkene Glocke (1897) zuordnen. Um die Jahrhundertwende entstand eine Vielzahl von Kunstmärchen, die auf die Orientierung an der Romantik zurückgeht. Fin de siècle Mehr als kein anderer Begriff drückt Fin de siècle das Lebensgefühl und die Epoche um die Jahrhundertwende aus. Es unterscheidet sich stark von Stimmungen anderer Strömungen, wie dem Naturalismus, und drückt eine Niedergangs- und Endstimmung aus, "ein Gefühl des Fertigseins, des Zu-Ende-Gehens" (aus dem Essay "Fin-de-siècle" von Marie Herzfeld). Wörtlich ins Deutsche übertragen, bedeutet Fin de siècle 'Ende des Jahrhunderts'. Dekadenz Der Begriff Dekadenz steht für eine Radikalisierung des Fin des siècle. Er drückt eine Niedergangs- und Verfallsstimmung aus. Jedoch lassen sich zwischen den Begriffen keine klaren Grenzen ziehen. In einigen Teilen der Dekadenz findet man auch Unterschiede: ein selbstreflexives und selbstkritisches Bewußtsein. Einen entscheidenden Einfluß auf den Begriff hatte auch Nietzsche mit Fall Wagner, in welchem wichtige Merkmale der Dekadenz zum Ausdruck kommen: Verlust des Ich und des Daseins, Schaffung einer künstlichen Welt und die Herrschaft der Kunst über die Natur. Auch Bahr prägte den Begriff der Dekadenz entscheidend mit: "Hang nach dem Künstlichen" und "Entfernung vom Natürlichen", "Hingabe an das Nervöse" und "Fiebrische Sucht nach dem Mystischen". Zur Dekadenzdichtung lassen sich Oscar Wilde, Maurice Maeterlinck und Th. Mann zuordnen. Vor allem Thomas Mann griff das Problem des Kulturverfalls immer wieder in seinen Werken auf. Ästhetizismus Der Begriff Ästhetizismus entstammt nicht der Jahrhundertwende. Er wird vielmehr als Oberbegriff für die antinaturalistischen Strömungen dieser Zeit gesehen. Dem Ästhetizismus liegt eine "ästhetische Weltanschauung", d.h. eine zweckfreie Kunstauffassung und eine Autonomie der Kunst zugrunde. 2. Sprache - Sprachlosigkeit - Sprachkrise Die Dichtungen der Jahrhundertwende waren, wie kaum zuvor, sprachgewaltig: Metaphern, Symbole, Bilder, Alliterationen, Assonanzen, Synästhesien durchzogen sie in großem Maße. Den Ästhetizisten ging es dabei nicht um einen Realitätsbezug, wie bei den Naturalisten, sondern einer Loslösung davon. Die Kunst war niemandem anders mehr verpflichtet als sich selbst. Einige Autoren plädierten sogar für eine Geheimsprache, die nur Eingeweihte kennen sollten. Mit der Jahrhundertwende kam es zu einer zunehmenden Selbstkritik der modernen Autoren. Am deutlichsten zeigst sich diese im Chandos-Brief von Hugo von Hofmannsthal, der ihn im Alter von 19 Jahren verfaßte. In diesem fiktiven Brief an Francis Bacon bedauert Lord Chandos den "gänzlichen Verzicht auf literarische Betätigung". Chandos ist "die Fähigkeit abhanden gekommen, über irgend etwas zusammenhängend zu denken und zu sprechen". "Es zerfiel mir alles in Teile, die Teile wieder in Teile, und nichts mehr ließ sich mit einem Begriff umspannen." Doch es gibt ein neues Denken "in einem Material, das unmittelbarer, glühender ist als Worte". Für Lord Chandos ist Denken und Sprechen nur noch in einer Sprache möglich, die es so noch nicht gibt, und "in welcher ich vielleicht einst im Grabe vor einem unbekannten Richter mich verantworten werde". Dieser Brief ist nur Fiktion, auch wenn er die Sprachkrise der damaligen Zeit behandelt. Hofmannsthal selbst, wendete sich von der Dichtung nicht ab, der Brief ist also nicht als persönliche Sprachkrise zu sehen. Der Chandos-Brief ist zum einen Sprachkritik, da er sich gegen die konventionellen Sprachgewohnheiten stellt. Zum anderen ist er ein grundsätzlicher Zweifel daran, in wiefern sich die Realität mit Sprache wiedergeben läßt. Hofmannsthals Sprachkritik hat einen weitreichenden Einfluß gehabt: so auf den jungen Wittgenstein in seinem Tractatus logico philosophicus, in dem es heißt: "Die Gegenstände kann ich nur nennen. Zeichen vertreten sie. Ich kann nur von ihnen sprechen, sie aussprechen kann ich nicht. Ein Satz kann nur sagen, wie ein Ding ist, nicht was es ist." (3.221); "Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt." (5.6); "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen." (7.). VI. Der Expressionismus I. Begriff Der Begriff Expressionismus stammt vom lat. Wort expressio (=Ausdruck) und bedeutet 'Ausdruckskunst'. Er wurde bereits 1911 von Kurt Hiller von der Bildenden Kunst, in der er schon am Ende des 19. Jahrhunderts existierte, auf die Literatur übertragen. In der Bildenden Kunst wurde der Begriff hauptsächlich verwendet, um gegenimpressionistische Strömungen abzugrenzen. Viele Autoren gebrauchten den Begriff Expressionismus als Selbstbezeichnung. Der Expressionismus läßt sich in drei Phasen einteilen: den Frühexpressionismus 1910-14, den Kriegsexpressionismus 1914-18 und den Spätexpressionismus 1918-25. Der Frühexpressionismus, der Anfang expressionistischer Schreibpraxis, endete mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914, der mit einer Verschärfung der Zensur verbunden war und auch die Literaturrezeption im Allgemeinen erschwerte. Der Kriegsexpressionismus wurde 1918 mit der Novemberrevolution abgelöst. Der Expressionismus ging dann in seine Spätphase über und läuft um die Mitte der zwanziger Jahre allmählich aus. II. Historischer Hintergrund Das wichtigste historische Ereignis während des Expressionismus war der Erste Weltkrieg. Sein Auslösen hatte vielfältige Ursachen. Mit dem Rücktritt Bismarcks 1890 und der Machterlangung Kaiser Wilhelms II. änderte sich die europäische Politik schlagartig. Im Konkurrenzkampf um die noch freien Gebiete der Welt griff nun auch das Deutsche Reich ein, um sich Kolonien für einen "Platz an der Sonne" zu sichern. Dieser Imperialismus führte zum gegenseitigen Wettrüsten der Großmächte. Mit der Abkehr von Bismarcks Bündnispolitik kam es zu einer Destabilisierung des europäischen Kräftegleichgewichts. England, Frankreich und Rußland verbündeten sich, während das Deutsche Reich neben seinen Bündnispartner Österreich-Ungarn isoliert wurde. Das Deutsche Reich mischte sich außerdem in mehrere Krisen ein, z.B. die Marokkokrisen 1905/06 und 1911 oder die Balkankriege 1912 und 1913. Der Anlaß des Ersten Weltkriegs war die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Gemahlin am 28. Juni 1914 in Sarajewo. Die Kriegsschauplätze lagen vor allem im Osten und Westen Deutschlands, an denen die Fronten jedoch bald erstarrten und es zum Stellungskrieg kam. Aber auch in den Kolonien wurde Krieg geführt. Besonders die Kriegsschauplätze im Westen waren von Materialschlachten bestimmt. Die erfolglosen Offensiven führten 1918 zu verstärkten Friedensbemühungen. Am 11. November 1918 wurde ein Waffenstillstand vereinbart, am 22. Juni 1919 der Friedensvertrag von Versailles angenommen. Die Novemberrevolution 1918 in Deutschland beseitigte die Monarchie und führte zur Errichtung einer parlamentarischen Republik. Am 9. November 1918 rief Philipp Scheidemann vor dem Reichstagsgebäude in Berlin die Deutsche Republik, zwei Stunden später Karl Liebknecht vom Balkon des Berliner Schlosses die Freie Sozialistische Republik aus. Bei den Wahlen zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 ging Friedrich Ebert als erster Präsident der Weimarer Republik hervor. Am 11. August 1919 wurde von der Mehrheit der Nationalversammlung die Weimarer Verfassung angenommen. III. Ideologischer Hintergrund Auf die expressionistischen Schriftsteller wirkten drei wichtige Einflüsse: der Darwinismus, der Kulturpessimismus Nietzsches und die Psychoanalyse Freuds. 1. Expressionistische Literatur Die Expressionisten lehnten alle Arten des Denkens ab, die auf Logik und Erklärbarkeit basierten. Die Betrachtung des menschlichen Individuums rückte hinter die Erfassung des Wesens der Dinge. In der Sprache hoben sich die Expressionisten deutlich von anderen Stilrichtungen und Epochen ab. Die expressionistische Sprache war extrem subjektiv und durch Ekstase und Pathos gekennzeichnet, grammatische Normen wurden dabei oft gebrochen. Alle Gattungen des Expressionismus weisen zudem einen hohen Metapherngebrauch und eine große Farbsymbolik auf. 1.1 Programm, Vereine, Zeitschriften Der Expressionismus verfügte kein einheitliches Programm, statt dessen entstanden viele einzelne Grundsatzerklärungen. Die erste expressionistische Literaturvereinigung, der Neue Club, wurde 1909 von Kurt Hiller und Erwin Loewenson gegründet. 1911 spaltete sich davon das Literarische Cabaret Gnu ab. Viele junge Autoren nutzten diese öffentlichen Foren für eine erste Veröffentlichung ihrer Werke. Die expressionistische Literatur wurde meist in expressionistischen Zeitungen veröffentlicht, wie Der Sturm (1910-32), Die Aktion (1911-32), Das neue Pathos (1913-20), Die weißen Blätter (191321) und Der Orkan (1917-20). Einen großen Einfluß hatten vor allem die in Berlin erschienen Zeitschriften Der Sturm, gegründet von Herwart Waldens, und Die Aktion, herausgegeben von Franz Pfemfert. 1.2 Lyrik im Expressionismus Am Anfang des Expressionismus war die Lyrik die dominierende Gattung. Die ersten expressionistischen Gedichte waren Weltende (1905) von Else Lasker-Schüler und Weltende (1910) von Jakob van Hoddis. Die Anthologie Menschheitsdämmerung, Symphonie jüngster Dichtung (1920), herausgegeben von Kurt Pinthus, stellte eine der wichtigsten Sammlungen expressionistischer Lyrik von 23 Autoren dar. Die expressionistische Lyrik ist gemischt von Traditionsbruch und der Beibehaltung traditioneller lyrischer Formen. Außerdem betrieben viele Expressionisten Experimente in der Form. So entstanden z.B. sich über mehrere Zeilen erstreckende Verse, oder Verse, die nur aus einem oder zwei Wörtern bestanden und sich dadurch zu hohen Säulen auftürmten. Der grammatische Satzbau der Verse wurde oft gebrochen. Viele expressionistische Gedichte waren von einer großen Metaphorik, Bildlichkeit und Farbsymbolik gekennzeichnet. Häufig fanden auch hässliche oder schockierende Elemente in ihnen ihren Platz, wie z.B. in den Gedichten Gottfried Benns. Die ästhetische Ausgrenzung des Hässlichen, wie in anderen Strömungen, wurde aufgegeben. Manche Autoren verwendeten oft Neologismen. (Wortneuschöpfungen). Die expressionistische Lyrik war durch zwei Strömungen geprägt: den Messianismus und die Simultaneität. Messianische Lyrik löste die äußere Form von Gedichten auf, um das Wesen der Dinge erfassen zu können. Thematisch war diese Lyrik v.a. von einer Aufbruchstimmung, von einem Wandlungsprozeß oder dem Bild eines "neuen Menschen" bestimmt. Vertreter dieser Lyrik waren z.B. Johannes Becher und Franz Werfel. Die Lyrik der Simultaneität wahrte hingegen die äußere Form und löste die innere Form auf. Sie versuchte verschiedene Sinneseindrücke gleichzeitig nebeneinander darzustellen, wie es bei der Wahrnehmung in einer Großstadt der Fall ist. Dies gelang ihr v.a. durch den Gebrauch von Zeilenstil und Parataxe. Die Thematisierung der Großstadt stand bei dieser Lyrik daher häufig im Mittelpunkt. Die ambivalente Wahrnehmung der Großstadt, sowohl positiv als auch negativ, unterschied die expressionistischen Lyriker von den italienischen Futuristen, welche die positiven Seiten der Großstadt verherrlichten. Die simultane Darstellungsweise in der Lyrik wurde z.B. von Alfred Lichtenstein und Jakob van Hoddis gebraucht. Die wichtigsten expressionistischen Lyriker waren Else Lasker-Schüler, Jakob van Hoddis, Franz Werfel, Alfred Lichtenstein, Gottfried Benn, Johannes Becher, Ernst Stadtler, August Stramm sowie Georg Trakl. Jakob van Hoddis - Weltende (1910) Dem Bürger fliegt In allen Lüften vom spitzen hallt Kopf es der wie Hut, Geschrei. Dachdecker Und stürzen an den Der Sturm An Land, Die ab Küsten ist - meisten liest da, um und man die dicke gehn steigt wilden Dämme Menschen - haben entzwei. die Meere Flut. hupfen zu zerdrücken. einen Schnupfen. Die Eisenbahnen fallen von den Brücken. 1.3 Expressionistisches Drama Im Spätexpressionismus wurde das Drama zur dominierenden Gattung. Den Beginn des expressionistischen Dramas datiert man auf 1912, mit dem Erscheinen Reinhard Sorges' Der Bettler. Der Typus des Stationendramas eignete sich hervorragend, um die traditionelle Dramenform aufzubrechen. Der Gang der Handlung verläuft nicht in einer geordneten Reihenfolge, sondern setzt sich aus einzelnen, meist unverbundenen Elmenten, Stationen oder Bildern zusammen. Damit wurde das Simultanitätsprinzip der Lyrik auf das Drama übertragen. Es gab nur wenige Ausnahmen, welche an der Einheit von Handlung, Ort und Zeit festhielten. Charakteristisch für die Thematik vieler Dramen war ein Wandlungsprozeß des Protagonisten, wie er programmatisch in Tollers Die Wandlung (1919) gezeigt wird. Nach der freiwilligen Kriegsbeteiligung des Protagonisten findet dieser bald die wahren Hintergründe des Krieges heraus. Er wandte sich von ihm ab und der Revolution zu, die er zu verbreiten versucht. Dramen mit messianischem Charakter wurden auch als Verkündigungsdramen bezeichnet. Das expressionistische Drama richtete sich jedoch am Illusionstheater aus, das den Spieler vom Publikum strikt trennte. Weitere wichtige Dramatiker des Expressionismus neben Ernst Toller (Masse Mensch, 1920) waren Georg Kaiser (Von morgens bis mitternachts, 1916), Carl Sternheim (Die Hose, 1911), Reinhard Sorge (Der Bettler , 1912) sowie Walter Hasenclever (Der Sohn, 1914). Brechts dramatisches Frühwerk, Baal (1919) und Trommeln in der Nacht (1922), sind ebenso in die Zeit des Expressionismus einzuordnen. 1.4 Epik im Expressionismus Das epische Werk des Expressionismus fand bei der Nachwelt nur wenig Beachtung, trotz des Vorhandenseins zahlreicher und umfangreicher epischer Texte. Zu den wichtigsten Prosaautoren gehörten Alfred Döblin (Die Ermordung einer Butterblume, 1910) und Carl Einstein (Bebuquin, 1912), sowie Autoren, deren Zuordnung umstritten ist, wie Heinrich Mann, Robert Walser und Franz Kafka. Ein Teil der expressionistischen Prosa, deren Erzählen auf Reflexion und Selbstreflexion gerichtet ist, wird als Reflexionsprosa zusammengefaßt. Dazu gehört z.B. Carl Einsteins Bebuquin oder Gottfried Benns Gehirne (1915). Ein anderer Teil der Prosa stand im Zeichen des Messianismus und versuchte eine aktive Weltverbesserung zu erreichen. Die Romane Heinrich Manns, wie z.B. Der Untertan (1918), waren geprägt von Kritik am wilhelminischem Bürgertum. Ein exemplarisches Beispiel für expressionistische Prosa ist die 1910 erschienene Erzählung Die Ermordung einer Butterblume von Alfred Döblin. Die sinnlose Ermordung einer Butterblume des Protagonisten während eines Spaziergangs, zwingt ihn zur Buße und ändert sein Verhältnis zur Natur. Die Buße reichte von der Eröffnung eines Kontos bis hin zur Einpflanzung einer jungen Butterblume in einem goldenen Blumentopf. Döblins Ermordung einer Butterblume war eine Satire auf das Bürgertum, daß an eine harmonische Mensch-Natur-Beziehung glaubte. Die Erzählung zeichnete sich v.a. durch Zerstörung der realistischen Wahrnehmung, fehlende Psychologisierung des Helden und Darstellung neurotischer Verhaltensweisen aus. 2. Literarische Formen traditionelle Formen und Traditionsbruch in der Lyrik Stationendrama, Verkündigungsdrama Prosa (Roman, Erzählung, Novelle, u.a.)