1 Problemaufriss und Zielstellungen

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Vermittelte Kunst – Vermittelnde Kunst
Theaterpädagogische Konzepte an den
Allgemeinbildenden Höheren Schulen in Niederösterreich
BACHELORARBEIT
aus Lehramt Volksschule
zur Erlangung des akademischen Grades
Bachelor of Education (BEd)
an der
Pädagogischen Hochschule Niederösterreich
vorgelegt von
Andreas Steiner
1089002
Baden, März 2009
Kurzzusammenfassung
[Text max. 15 Zeilen.
Die Kurzzusammenfassung informiert in knappen Sätzen über Inhalt, Anliegen, Ziel und
Ergebnis bzw. Ergebnisse (Erkenntnisse) der Bachelorarbeit. Hier steht daher nicht nur,
was Ziel war und was gemacht wurde, sondern vor allem das Ergebnis bzw. stehen die
Ergebnisse Ihrer Arbeit. Das sind die Erkenntnisse bzw. die Antwort(en) auf die
Forschungsfrage(en) der Bachelorarbeit.]
Summary
[Text max. 15 Zeilen
Hier steht die englische Übersetzung der Kurzzusammenfassung.]
[Kurzzusammenfassung und Abstract dürfen zusammen eine Seite nicht überschreiten.]
Vorwort [Hier steht das Vorwort. Als Überschrift kann das Wort „Vorwort“ geschrieben
werden, muss aber nicht.]
[Im Vorwort (max. ¾ Seite) sind die beiden Studienfächer und die beiden Themensteller
der Bachelorarbeit namentlich zu nennen – so sie nicht am Deckblatt angeführt sein
müssen. Eine Danksagung an die Betreuer der Bachelorarbeit sollte unterbleiben, da es
sich in diesem Fall um eine professionelle Aufgabe handelt, die eine Selbstverständlichkeit
darstellt und nicht bedankt werden muss. Hingegen sind Dankesworte an andere Personen
sehr wohl angebracht. Möglich sind auch Hinweise, von wem die Anregung zum Thema
ausgegangen ist.
Der Schreibstil kann persönlich gehalten sein. Die „Ich-Form“ sollte ausschließlich im
Vorwort verwendet werden.]
Krems, im März 2009
[Vorname FAMILIENNAME]
Verzeichnisse
4
Inhalt
[Die Einfügemarke (Cursor) in das Inhaltsverzeichnis setzten und mit der Funktionstaste
<F9> das Inhaltsverzeichnis aktualisieren. Achtung: Sämtliche Hinweise das
Textverarbeitungsprogramm betreffend beziehen sich auf Microsoft Office Word 2003]
1
PROBLEMAUFRISS UND ZIELSTELLUNGEN ............................................. 9
2
THEATERPÄDAGOGIK ALS FACHWISSENSCHAFT................................ 11
2.1
Zwischen Kunst und Erziehung – Grundlagen und Ortsbestimmung der
Theaterpädagogik .............................................................................................................. 11
2.2
Historischer Abriss ................................................................................................ 13
2.2.1 Geschichte des pädagogischen Theaters.............................................................. 13
2.2.1.1 „De spectaculis“ und die Auswirkungen ..................................................... 13
2.2.1.2 Geistliche Spiele .......................................................................................... 14
2.2.1.3 Laienspiel und Jugendbewegung ................................................................. 14
2.2.1.4 Lehrstück nach Brecht ................................................................................. 15
2.2.1.5 Episches Theater .......................................................................................... 15
2.2.1.6 Theater der Unterdrückten ........................................................................... 16
2.2.1.7 Moderne Improvisation und Theatersport ................................................... 16
2.2.2 Geschichte des Theaters in der Schule ................................................................ 17
2.2.2.1 Schuldrama .................................................................................................. 17
2.2.2.2 Gegenwart und Ausblick ............................................................................. 17
2.3
Theoretische Legitimation .................................................................................... 18
2.3.1 Paradigmatische Begründung .............................................................................. 19
2.3.2 Anthropologische Begründung ............................................................................ 19
2.3.3 Kulturpädagogische Begründung ........................................................................ 20
2.3.4 Sozialisationstheoretische Begründung ............................................................... 20
2.4
Arbeitsfelder der Theaterpädagogik ................................................................... 20
2.4.1 Institutionelle Bildungseinrichtungen ................................................................. 20
2.4.2 Sozialer Bereich ................................................................................................... 21
2.4.3 Therapie ............................................................................................................... 21
2.4.4 Freizeit ................................................................................................................. 21
2.4.5 Kulturelle Bildungseinrichtungen........................................................................ 22
2.4.6 Theater ................................................................................................................. 22
2.4.7 Hochschule .......................................................................................................... 22
2.4.8 Wirtschaft ............................................................................................................ 22
2.5
Resümee .................................................................................................................. 23
3 THEATERSPIELEN UND THEATER „SPIELEN“ – ERLÄUTERUNG UND
DIFFERENZIERUNGEN DES SPIELBEGRIFFS................................................. 24
3.1
Psychologische Sichtweise ..................................................................................... 24
3.1.1 Definition und Merkmale .................................................................................... 24
Verzeichnisse
5
3.1.2 Das Rollenspiel .................................................................................................... 25
3.2
Soziologische Sichtweise ........................................................................................ 26
3.2.1 Spiel-Raum .......................................................................................................... 27
3.2.2 Symbolischer Interaktionismus/Interaktionistische Rollentheorie ...................... 27
3.2.3 Rollentheorie und Rollenspiel ............................................................................. 28
3.3
Zum Begriff des „Als-ob“ ..................................................................................... 28
3.4
Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Spiel und Theaterspiel .................... 29
3.5
Resümee .................................................................................................................. 31
4
4.1
ZUR BEDEUTUNG DER THEATERPÄDAGOGIK ....................................... 32
Allgemeine Überlegungen zum Lernumfeld „Theater“ .................................... 32
4.2
Theaterpädagogik als ästhetische Bildung .......................................................... 34
4.2.1 Definition ............................................................................................................. 34
4.2.2 Ästhetische Bildung durch Theater ..................................................................... 35
4.2.3 Problem der Messbarkeit ..................................................................................... 38
4.3
Theaterpädagogik als Soziales Lernen ................................................................ 38
4.3.1 Definition ............................................................................................................. 38
4.3.1.1 Personale Kompetenzen .............................................................................. 38
4.3.1.2 Soziale Kompetenzen .................................................................................. 38
4.3.2 In der Schule ........................................................................................................ 38
4.3.3 Soziales Lernen durch Theater ............................................................................ 38
4.4
Theaterpädagogik als Ausbildung ....................................................................... 39
4.4.1 Handwerk Schauspiel – Psychologischer Realismus .......................................... 39
4.4.1.1 Konstantin Sergejewitsch Stanislavskij ....................................................... 39
4.4.1.2 Michail Alexander Cechov .......................................................................... 41
4.4.1.3 Lee Strasberg ............................................................................................... 42
4.4.2 Praktische Umsetzung am Beispiel „Theaterwerkstatt“ ...................................... 44
4.5
5
Resümee .................................................................................................................. 49
THEATERPÄDAGOGIK IN DER SCHULE .................................................. 50
5.1
Darstellendes Spiel................................................................................................. 50
5.1.1 Verankerung des Darstellenden Spiels im österreichischen Lehrplan ................ 51
5.2
Drama Education................................................................................................... 52
5.3
Drama in Education .............................................................................................. 52
5.4
Theatre in Education ............................................................................................. 52
5.5
Jeux Dramatique ................................................................................................... 52
5.6
Szenisches Spiel ...................................................................................................... 53
Verzeichnisse
5.7
6
6
Resümee .................................................................................................................. 53
AUSWERTUNG DES FRAGEBOGENS ....................................................... 55
6.1
Ablauf der Untersuchung ..................................................................................... 55
6.2
Datenauswertung ................................................................................................... 56
7
ZUSAMMENFASSUNG ................................................................................ 66
8
LITERATURVERZEICHNIS .......................................................................... 70
9
ANHANG ...................................................................................................... 71
9.1
Geschlechtergerechtes Formulieren .................................................................... 72
9.2
Das Lehrbuch zur Bachelorarbeit ....................................................................... 74
9.3
Anhang 4................................................................................................................. 75
9.4
Anhang 4................................................................................................................. 76
Verzeichnisse
7
Abbildungsverzeichnis
[Wenn keine Abbildungen und Tabellen vorhanden sind, ist diese Seite zu löschen.
Nachdem die Abbildungen im Textteil der Bachelorarbeit mit Einfügen/Referenz/
Beschriftung..., Bezeichnungs-Option Abbildung beschriftet worden sind, kann das
Programm an obiger Stelle automatisch ein Abbildungsverzeichnis generieren:
Einfügen/Referenz/Index und Verzeichnisse... Registerkarte Abbildungsverzeichnis, Titel:
Abbildung).]
Abbildung 1: Aktivitäten in der UÜ .................................................................................... 59
Abbildung 2: Ausbildung und Qualifikationen ................................................................... 60
Abbildung 3: Bereitschaft zur Fortbildung.......................................................................... 61
Abbildung 4: Theaterbezogene Aktivitäten Gesamtübersicht ............................................. 62
Abbildung 5: Anwendung der Methode Theater ................................................................. 64
Abbildung 6: Gründe für das Nicht-Angebot der UÜ ......................................................... 65
[Wenn Sie erstmalig ein Abbildungsverzeichnis erstellt haben, können Sie dieses jederzeit
aktualisieren, indem Sie den Cursor in das Verzeichnis setzen und die Funktionstaste <F9>
drücken. Wählen Sie in der erscheinenden Dialogbox Gesamtes Verzeichnis aktualisieren.
Sog. Felder, wie beispielsweise die Felder des Abbildungsverzeichnisses, erkennen Sie an
der grauen Markierung. Diese schalten Sie ein mit Extras/Optionen Registerkarte Ansicht
wählen und im Feld Anzeigen Feldschattierungen: Immer auswählen.]
Verzeichnisse
8
Tabellenverzeichnis
[Nachdem die Tabellen im Textteil der Bachelorarbeit mit Einfügen/Referenz/
Beschriftung..., Bezeichnungs-Option Tabelle beschriftet worden sind, kann das Programm
an obiger Stelle automatisch ein Tabellenverzeichnis generieren: Einfügen/Referenz/Index
und Verzeichnisse..., Registerkarte Abbildungsverzeichnis, Titel: Tabelle).]
[Wenn Sie erstmal ein Tabellenverzeichnis erstellt haben, können Sie dieses jederzeit
aktualisieren, indem Sie den Cursor in das Verzeichnis setzen (es ist dann grau markiert)
und die Funktionstaste <F9> drücken. Wählen Sie in der erscheinenden Dialogbox
Gesamtes Verzeichnis aktualisieren.]
Tabelle 1: Stundenausmaß und Gruppenanzahl .................................................................. 56
Tabelle 2: Anzahl der Teilnehmer/innen und Geschlechteraufteilung ................................ 57
Tabelle 3: Geschlechteraufteilung in Prozenten .................................................................. 57
Tabelle 4: Aufführungsrahmen ............................................................................................ 58
Tabelle 5: Dauer des Angebots ............................................................................................ 61
Tabelle 6: Anzahl der Nennungen ....................................................................................... 62
Tabelle 7: Theaterbezogenen Aktivitäten in Prozent .......................................................... 63
Tabelle 8: Einsatz der Methode Theater .............................................................................. 64
Tabelle 9: Einsatz der Methode Theater in anderer Form ................................................... 65
Tabelle 10: Dauer des Nicht-Angebots ............................................................................... 66
[Wenn Sie erstmalig ein Tabellenverzeichnis erstellt haben, können Sie dieses jederzeit
aktualisieren, indem Sie den Cursor in das Verzeichnis setzen und die Funktionstaste <F9>
drücken. Wählen Sie in der erscheinenden Dialogbox Gesamtes Verzeichnis aktualisieren.
Sog. Felder, wie beispielsweise die Felder des Tabellenverzeichnisses, erkennen Sie an der
grauen Markierung. Diese schalten Sie ein mit Extras/Optionen Registerkarte Ansicht
wählen und im Feld Anzeigen Feldschattierungen: Immer auswählen.]
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1
PROBLEMAUFRISS UND ZIELSTELLUNGEN
„Der seligste Schlupfwinkel für diejenigen, die ihre Kindheit heimlich in die Tasche
gesteckt haben und sich damit auf und davon gemacht haben,
um bis an ihr Lebensende weiterzuspielen.“1
Mit diesen Worten beschreibt der österreichische Theatermacher Max Reinhardt (1873 –
1943) das Theaterspielen. Bei genauerer Betrachtung fallen durchaus Ähnlichkeiten – aber
auch Unterschiede – zwischen dem kindlichen Rollenspiel und der Arbeit des
Schauspielers auf. Beides verlangt nach dem Einsatz einer dem Menschen immanente
Eigenschaft: Der Phantasie. In einer vermehrt rationalisierten Welt gilt es allerdings, diese
bei vielen Menschen, mitunter auch Kindern, zu suchen und (wieder) zu finden (Vgl.
Bidlo, 2006, S. 117). Allerdings soll die Beschäftigung mit dem Theater nicht bloß
hoffnungsvolle, verspielte Träumer hervorbringen, sondern zu einer ganzheitlichen
Bildung des Menschen beitragen. Das bedeutet, das durch den Umgang mit dem Medium
„Theater“ ästhetische, soziale wie auch schauspielimmanente Kompetenzen wie
Präsentationsfähigkeit und ein klarer Ausdruck verstärkt und erworben werden sollen (Vgl.
Hentschel/Ritter, 2009, S. 126).
Dennoch spielt das Theater im (niederösterreichischen) Schulsystem eine – das Wortspiel
möge an dieser Stelle verziehen werden – untergeordnete Rolle, wie eine Internetsuche
nach den Begriffen „Darstellendes Spiel“ und „Theater“ in Verbindung mit
„Niederösterreich“, „Gymnasium“ oder „Schule“ auf einen Blick verrät.
Der Autor hat im Laufe seiner Zeit als Schüler am Gymnasium selbst an einer
Unverbindlichen Übung „Darstellendes Spiel“ teilgenommen und später im Rahmen eines
groß angelegten Schüler/innenprojektes die Gruppe selbst geleitet, darüber hinaus bereits
Erfahrung im Unterrichten des Darstellenden Spiels gesammelt und ist daher mit der
Arbeitsweise, den Strukturen sowie den Problemen der Theaterarbeit mit Jugendlichen
vertraut. Außerdem spielt er selbst seit einigen Jahren für Kinder und mit Kindern Theater,
woraus auch interessante Erkenntnisse hinsichtlich Produktion und Rezeption erwachsen
sind.
Auf dieser Grundlage wurde diese Arbeit geschrieben. Einerseits sollen Formen,
Möglichkeiten als auch Grenzen theaterpädagogischer Arbeit sowohl erläutert als auch aus
verschiedenen Blickwinkeln anhand einer Literaturanalyse betrachtet und untersucht
werden, was im theoretischen Teil dieser Arbeit behandelt werden soll. Eine Einführung in
den theoretischen Überbau sowie das Handlungsfeld der Theaterpädagogik sollen hierbei
1
http://www.zitate.de/kategorie/Theater/ (12.11.2013)
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den Rahmen bilden. Auch wird der eingangs bereits angedeutete Spielbegriff noch näher
diskutiert werden. Hierbei soll immer wieder Bezug zum Lern- und Erlebnisumfeld
„Schule“ genommen werden.
Andererseits hat es sich der Autor zur Aufgabe gemacht, eine umfangreiche und auf
quantitative Vollständigkeit der teilnehmenden Schulen ausgerichtete Untersuchung zum
momentanen Stand theaterpädagogischer Konzepte und Umsetzungen durchzuführen, um
einen Status Quo festzulegen, auf dessen Basis weitergeforscht werden kann, bzw. etwaige
Konsequenzen daraus gezogen werden können. Anhand einer sowohl qualitativen wie auch
quantitativen Auswertung des Fragebogens soll die Realität theaterpädagogischer
Konzepte (insbesondere am Beispiel der Unverbindlichen Übung „Darstellendes Spiel“) in
niederösterreichischen Allgemeinbildenden Höheren Schulen abgebildet werden.
Dementsprechend sollen folgende Fragen im Laufe dieser Arbeit untersucht und
beantwortet werden (die ersten beiden Fragen entsprechen den durch den Fragebogen
ausgewerteten Forschungsdaten, wohingegen die beiden letzten Frage Ergebnis der
Literaturrecherche sind):
Wie stellt sich die Situation theaterpädagogischer Konzepte am Beispiel der Unverbindlichen Übung „Darstellendes Spiel“ in niederösterreichischen Allgemeinbildenden Höheren Schulen dar?
Besteht ein Zusammenhang zwischen Stundenkürzungen und dem Angebot der
Unverbindlichen Übung „Darstellendes Spiel“?
Welche pädagogische Konsequenz(en) müssen aus den Gemeinsamkeiten und
Unterschieden von „Spiel“ und „Theaterspiel“ gezogen werden?
Welche ästhetischen, sozialen sowie schauspieltechnischen Kompetenzen können
durch theaterpädagogische Arbeit erworben werden?
Der Autor hofft, durch diese Arbeit die eine oder andere Erkenntnis bezüglich der
Relevanz einer weiteren Integration theaterpädagogischer Konzepte im Schulsystem zu
Tage zu fördern und der Bedeutsamkeit dieser noch jungen Disziplin der Pädagogik ein
wenig Aus- und Nachdruck zu verleihen.
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2
THEATERPÄDAGOGIK ALS FACHWISSENSCHAFT
Im folgenden grundlegenden Kapitel sollen sowohl theoretische wie historische
Grundlagen der pädagogischen Theaterarbeit näher erläutert werden. Diese sollen das
Fundament weiterer Ausführungen bilden. Insbesondere sollen der Handlungs- und
Wirkungsbereich theaterpädagogischer Arbeit anhand des Spannungsfeldes von
ästhetischem und pädagogischem Anspruch sowie die pädagogische Bedeutung des
Theaters im historischen Kontext dargelegt werden.
Es soll ein Verständnis aufgebaut werden, in welchem Bereich der
Erziehungswissenschaften die Theaterpädagogik anzusiedeln ist, in welchem theoretischen
Feld sie sich bewegt und welche Ansprüche diese noch junge Fachdisziplin der Pädagogik
stellen darf und soll.
2.1
Zwischen Kunst und Erziehung – Grundlagen und Ortsbestimmung
der Theaterpädagogik
Bei der Beschäftigung mit der Suche nach einer Definition der Theaterpädagogik fällt auf,
dass stets (mindestens) zwei Perspektiven erwähnt werden:
Hoppe (2011, S. 178) beispielsweise unterscheidet:
1.)
Die Vermittlung von Fertigkeiten, Fähigkeiten und Kenntnissen, die zum Ausüben
theaterpraktischer Betätigung notwendig sind
und
2.)
die Entwicklung sozialer, personaler und politischer Kompetenzen der Teilnehmenden.
Bidlo (2006, S. 32) schreibt ähnlich, Aufgabe der Theaterpädagogik sei:
1.)
das ästhetische Resultat der Kunst der Darstellung
und
2.)
die Konzentration auf die Darsteller/innen mit ihren Einstellungen, inneren Werten,
Möglichkeiten und Schwierigkeiten.
Nickel wiederum unterscheidet von einer anderen Perspektive aus, allerdings mit einer
ähnlichen Konsequenz. Er differenziert zwei Arten von Spielleitern:
1.)
Der „ergotrope“ Spielleiter, dessen vorrangige Fragestellung lautet: Was fehlt dem
Theater?
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und
2.)
der paidotrope Spielleiter, seine primäre Fragestellung lautet: Was fehlt der
Gruppe? (Vgl.: Hentschel/ Ritter, 2009, S. 156)
Durch diese Zweiteilung erkennt sich sofort der dichotome Aspekt der Theaterpädagogik.
Es geht nicht nur um Ausbildung am Theater (dies wäre der Schauspielpädagogik
zuzuordnen), sondern auch um Bildung durch Theater. Es geht also nicht lediglich darum,
Kinder (und auch Erwachsene) zu Schauspielern/Schauspielerinnen auszubilden, sondern
durch die aktive Beschäftigung mit dem Medium „Theater“ eine Vielzahl an Kompetenzen
zu erwerben, die der Arbeit am Kunstwerk immanent sind (Vgl. Bidlo, 2006, S. 16).
Theaterpädagogische Arbeit bewegt sich im Spannungsfeld von pädagogisch-didaktischen,
pädagogische-politischen und künstlerisch-ästhetischen Zielsetzungen (Vgl.: Hoffmann /
Klose, 2008, S. 81). Der Theaterpädagoge/ die Theaterpädagogin hat (im Gegensatz zum
Schauspielpädagogen / zur Schauspielpädagogin) eine Binnensicht zu übernehmen: Es
geht ihm/ihr nicht vorrangig um das vollendete Kunstwerk, sondern um die Spielenden, auf
den Einfluss des Kunstwerks auf die Spielenden und deren persönliche Entwicklungen
(Vgl. Bidlo, 2006, S. 41).
Die Theaterpädagogik ist also um eine kompetente (kulturelle) Teilhabe am menschlichen
Leben bemüht, da ihr Handlungsfeld trotz des „Als-obs“ des Theaters (auf das im
Folgenden noch eingegangen werden wird) dass des realen menschlichen (Zusammen)Lebens darstellt: Erinnerung und Vorstellung, Handlung und Kommunikation, Mitgefühl
und Emotion sowie Zusammenarbeit und Selbstkonfrontation sollen als Beispiele genannt
werden (Vgl. Bidlo, 2006. S. 19).
Allerdings sollten auch das Medium „Theater“ und das Kunstwerk – trotz aller
pädagogischen Bemühungen – nicht einfach als didaktisches Werkzeug herhalten, sondern
auch das ästhetische Moment der Kunst in den Vordergrund rücken (Vgl. Hentschel, 2010,
S. 130). Es gilt also sowohl den Menschen, als auch das Kunstwerk zur Entfaltung
kommen zu lassen, um den größten Nutzen aus theaterpädagogischer Arbeit zu ziehen.
Trotz seiner sozialen Form ist die Theaterpädagogik somit als zutiefst postmoderne
Disziplin zu sehen, da sie die Entwicklung der performativen Kompetenzen des Einzelnen
fördern und Grundqualifikation menschlichen Rollenhandelns (z.B.: Empathie,
Identitätsdarstellung, Flexibilität,..) leichter zugänglich machen soll (Vgl.: Hentschel,
2010, S. 107). Die Theaterpädagogik bezieht ihr pädagogisches Potential somit stets aus
einer beinahe dialektischen Wechselwirkung von Kunst und Künstler/Künstlerin.
Wie viele andere Teilpädagogiken (z.B. Medien-, Musik-, Tanzpädagogik) wird die
Theaterpädagogik dem Begriff der Kulturpädagogik untergeordnet. Das Ziel der
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Kulturpädagogik ist eine Förderung von Bildung, in der der Individualität und Subjektivität
der Lernenden ein hohes Maß an Bedeutung eingeräumt wird. Kulturpädagogik und die
damit einhergehende kulturelle Bildung sprechen somit die Persönlichkeit und
Befindlichkeit der Menschen an. Dabei geht es nicht allerdings nicht um „richtig“ oder
„falsch“, sondern um die Auseinandersetzung mit Kunst/Kultur und der in der angeleiteten
Konsequenz folgenden Auseinandersetzung mit sich selbst und den eigenen Ansichten zur
Welt (Vgl. Bidlo, 2006, S. 31).
2.2
Historischer Abriss
Im nun folgenden Teil dieser Arbeit soll auf die erzieherische Bedeutung des Theaters im
historischen Kontext eingegangen werden. Dies soll helfen, den einerseits den ermittelten
Status Quo besser nachvollziehen zu können, andererseits soll die Entwicklung der
verschiedenen konkreten Ausformungen bereits einen Eindruck über Art und
Wirkungsweise theaterpädagogischer Praxis geben. Hierbei wird eher auf die modernen
Formen und Theorien eingegangen werden. An dieser Stelle sei gesagt, dass diese eher
paraphrasisch zusammengefasst sind, da eine detaillierte Beschreibung der Ideen und
Techniken den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde und dass dementsprechend kein
Anspruch auf Vollständigkeit besteht.
2.2.1
Geschichte des pädagogischen Theaters
Die Idee der modernen Theaterpädagogik, die Wirkung des Theaters von den Zusehenden
zu den Spielenden zu verschieben und zu fokussieren, ist relativ neu. Schon Aristoteles
(384 v. Chr. – 322 v. Chr.) hat die Frage nach den möglichen und anzustrebenden
Auswirkungen auf das Publikum diskutiert. In seiner „Poetik“ beschreibt er den Zweck
einer Tragödie als „Katharsis“, also auf reinigende Wirkung auf die Seele. Und auch nach
ihm gab es immer wieder verschiedene Ansätze zu einer erzieherischen Wirkung des
Theaters. Einige wichtige Punkte im Zuge der Entwicklung des pädagogischen Theaters
sollen im Anschluss genannt und erläutert werden.
2.2.1.1
„De spectaculis“ und die Auswirkungen
Das Theater, wie wir es kennen, hatte nicht immer den Stand als Ausdruck von
Hochkultur. 198 n. Chr. veröffentlicht Quintus Septimus Tertullianus im Namen des
Christentums die Schrift „De spectaculis“, in der er sich vehement gegen das Theater
ausspricht. Schauspieler seien Opfer der Laster der Zügellosigkeit, der Zurschaustellung
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von Körperlichkeit sowie der sinnenfreudigen Ausschweifung. Außerdem seien sie dafür
verantwortlich, in den Menschen heftige Gemütsbewegungen und Erschütterungen des
Geistes auszulösen. Die Schriften des Tertullianus wurden bis ins 18. Jahrhundert als
Referenz für die Einstellung des Klerus zum Theater herangezogen, weshalb Schauspieler
häufig geringschätzend betrachtet und als Strauchdiebe, Quacksalber und Kurpfuscher
abgetan wurden (Vgl.: Hoppe, 2011, S. 154).
2.2.1.2
Geistliche Spiele
Trotz der Vorbehalte des Christentums gegenüber dem Theaterspielen war es
ironischerweise ausgerechnet die katholische Kirche, auf die der Ursprung des Theaters
mit pädagogischer Absicht zurückführbar ist.
Im Zuge religiöser Zusammenkünfte wurden stoffgebundene Passagen der Bibel
aufgeführt, um die Verbreitung der christlichen Lehre aufgrund der damals nicht weit
verbreiteten Alphabetisierung zu erleichtern. Anfangs wurden die „Rollen“ noch von
Geistlichen verkörpert, allerdings übernahmen später – auch aufgrund von Spielverboten
für Geistliche – immer öfter Nicht-Geistliche (=Laien) die Aufführungen. (Vgl. Hentschel,
2010, S. 76). Aus diesen Darstellungen entwickelten sich die noch heute gängigen
Passionsspiele. (Vgl. Koch / Streisand, 2003, S. 115).
2.2.1.3
Laienspiel und Jugendbewegung
Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts setzte im Rahmen der Jugendbewegung eine
systematische Diskussion des Laien- und Schulspiels ein. Die sich im Zuge der
Reformpädagogik entwickelnde Jugendbewegung (welche Aufgrund vereinheitlichter
Zielsetzungen und verschiedener individueller Zugänge nicht als homogene Strömung
betrachtet werden darf) kritisierte die einseitige Bildung des Verstandes an der
pädagogische Institution Schule und setzte sich für eine Bildung der Jugend zum „ganzen
Menschen“ ein, welche in alle gesellschaftlichen Bereiche ausstrahlen sollte. Diese in der
als „musische Erziehung bezeichnete Praxis sollte der Jugend zur sozialen und moralischen
Erziehung verhelfen. (Vgl. Hentschel, 2010, S. 81 ff.). Zwei theaterpädagogische Ansätze
sollen hier näher erläutert werden, deren Differenzierung nach Giffei (1989, S. 23) erneut
den eingangs erwähnten bipolaren Charakter theaterpädagogischer Arbeit unterstreichen
soll:
Rudolf Mirbt, welcher auch als „Laienspielpapst“ der Jugendbewegung bezeichnet wird,
betont in seiner Herangehensweise des „Theaters des Gestaltschaffens“ die Unterschiede
von Laien- und Berufsschauspiel. Im Gegensatz zum Berufsschauspiel steht im Laienspiel
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nicht die Kunstfertigkeit im Vordergrund, sondern die gemeinschaftsbildende Erfahrung
der Spielenden, sowie der volksbildende Charakter des Spiels. Für Mirbt war nicht die
künstlerische Vollendung, sondern die Hingabe des Spielers an das Spiel Sinn des
Laienspiels. Dies sollte nicht anhand der großen Klassiker (wie es im z.B. im Schuldrama
– welches noch erläutert wird) geschehen, und dies war das revolutionäre an seinem
Ansatz, sondern durch das Aufgreifen von zeitgenössischen Problemen und Inhalten (Vgl.
Hentschel, 2010, S. 81 ff.).
Bei Martin Luserkes „Theater der Gestaltung“ wird der Gedanke der stiefmütterlichen
Behandlung gegenüber der künstlerischen Gestaltung kritisiert. Für ihn ist die
gemeinschaftsfördernde Wirkung der Arbeit zwar ein angenehmes Beiprodukt, welches
allerdings nur indirekt über das gemeinsame Produzieren eines Kunstwerks vonstattengeht.
Bei Luserke liegt die bildende Kraft des Theaters weniger in von außen herangetragenen
bildenden Wirkungen, sondern primär im theatralen Gestalten und seinem Prozess (Vgl.
Hentschel, 2010, S. 83 ff.).
2.2.1.4
Lehrstück nach Brecht
Bertolt Brecht griff die Überlegungen der Reformpädagogik und des Laienspiels auf und
entwickelte diese Ideen mit einer politischen Zielsetzung weiter. Seine Lehrstücke stehen
in der Tradition sozialistischer Erziehung, welche das Potential zu gesellschaftlichen
Veränderungen verstärken soll. Der Unterschied des Lehrstücks zum klassischen
Schaustück besteht darin, dass das Schaustück belehren soll, indem es betrachtet und
reflektiert wird, während das Schaustück seinen erzieherischen Charakter aus der
szenischen Erfahrung gemeinsamen Verkörperns und Handelns zieht. So sollen durch
Einnahme von mit bestimmten Handlungsweisen verbundenen Haltungen gesellschaftliche
Werte entdeckt und Missstände aufgedeckt werden (Vgl. Hentschel, 2010, S. 193). Das
Lehrstück arbeitet unter anderem mit dem Mittel des „Rollentauschs“, um es den
Spielenden zu ermöglichen verschiedene Perspektiven einzunehmen. Ein mehrjähriges
Experiment zur Wirkung des Lehrstücks brachte dabei die Erkenntnis, dass die
Auseinandersetzung mit dem Text allein dabei noch keine selbstreflektiven Prozesse in den
Spielenden auslöst, sondern dass dafür spezielle Aktivitäten und Strukturierungen des
Spielprozesses notwendig sind (Vgl.: Koch / Streisand, 2003, S. 182).
2.2.1.5
Episches Theater
Das epische Theater nach Bertolt Brecht ist - im Gegensatz zu seinem Lehrstück publikumsorientiert. In seinem Bemühen eine neue Dramatik zum Aufdecken
gesellschaftlicher Missstände (in diesem Fall der Kapitalismus) zu entwickeln, entwickelte
Error! Use the Home tab to apply Überschrift 1 to the text that you want to appear here.16
er die Form des epischen Theaters und revolutionierte somit die Theaterwelt. Dem
epischen Theater zufolge nehmen die Menschen unter den Zwängen der Gesellschaft
unwillentlich verschiedene soziale Rollen ein, deren Handlungen durch die Gesellschaft
bestimmt werden. Dafür soll hinter die Fassade der Figur geblickt werden, damit sich das
Publikum fragen kann, wie es soweit kommen konnte und welche Lösungsmöglichkeiten
es gäbe. Es soll nun nicht mehr wie im klassischen Drama einfach mit der Rolle mitfühlen,
soll kritische Distanz zur Rolle übernehmen und ihre Handlungen übernehmen. Dies soll
unter anderem durch die Technik der „Verfremdung“ geschehen, in dem der Zuschauer/die
Zuschauerin aus der Illusion des Theaters gerissen wird. Klassische
Verfremdungstechniken sind beispielsweise erklärende Lieder oder Musikeinsatz, der
Einsatz von Projektionen, Masken,… (Vgl. Bidlo, 2006, S. 66 ff.).
2.2.1.6
Theater der Unterdrückten
Augusto Boal, der heute noch als Theaterpädagoge aktiv ist, entwickelte im Zuge der
sozialen Ungleichheiten in seinem Heimatland Brasilien das „Theater der Unterdrückten“.
Wie auch schon bei Brecht sollte es helfen, gesellschaftliche Missstände aufzuzeigen. Sein
Theater richtete sich an die von der Obrigkeit ausgebeutete Unterschicht. Die Ensembles
suchten die Leute auf und spielten meist an öffentlichen Plätzen. Das Außergewöhnliche
daran war, dass das Publikum aufgefordert wurde mitzuspielen, mitzuentscheiden und bei
der Genese des Stückes zu helfen. Dabei ist es von großer Bedeutung, dass eine Szene
mehrmals gespielt werden kann, immer mit verschiedenen Ausgängen. Somit können
verschiedene Handlungsweisen gleichsam simuliert werden, „denn Theater ist
Wirklichkeitsprobe“ (Bidlo, 2006, S.82). Nach seinem Exil nach Europa entwickelte Boal
seine Methoden ständig weiter (Vgl. Bidlo,, 2006, S. 74 ff.).
2.2.1.7
Moderne Improvisation und Theatersport
Inspiriert vom enthusiastischen Publikum bei Wrestlingkämpfen übernahm der Engländer
Keith Johnstone die Wettkampfsituation von Sportveranstaltungen und integrierte sie in
den 1960er Jahren in seine Methode des Theatersports. Hierbei treten je zwei Teams
gegeneinander im Rahmen eines Wettkampfes vor Schiedsrichtern an (Koch / Streisand,
2003, S. 325). Diese Wettkämpfe bestehen aus improvisierten, also nicht vorbereiteten
oder abgesprochenen, Szenen. Die Schiedsrichter schreiten mittels optischem oder
akustischem Signal ein, wenn eine Szene „langweilig“ wird, oder sich keine Entwicklung
abzeichnet. Das Publikum ist dabei aufgefordert, direktes Feedback durch Jubeln,
Klatschen, Buhen usw. zu geben.
Dem Theatersport liegt Johnstones Idee zu Grunde, als Schauspielpädagoge eine Schule
der Kreativität und Spontaneität anzubieten. Seine Studierenden wurden zu Ungehorsam
gegenüber den auf der Bühne herrschenden starren Verhaltensregeln (z.B. Fokussierung
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auf Wortlaut des Textes) angehalten. Seine pädagogischen Überlegungen hierbei waren,
dass die Persönlichkeit des Menschen auf der Bühne wie im Leben entwicklungsfähig und
wandelbar bleiben sollte. Hieraus entstanden auch seine Übungen zur Improvisation,
welche auch heute noch gängige theaterpädagogische Praxis sind (Vgl. Bidlo, 2006, S. 104
ff.).
Improvisation (lat.: improvisus – unvorhergesehen) ist eine Spielform, die die Spontaneität
und Freiheit in den Vordergrund stellt und Szenen nicht geplant gespielt werden (Vgl.:
Koch / Streisand, 2003, S. 137 ff.). Hierzu soll der Intellekt in den Hintergrund treten und
der Intuition und dem spontanen Erleben weichen. Hierbei ist besonders wichtig, Impulse
der Mitspieler aufzunehmen und weiterzuverarbeiten (Vgl.: Bidlo, 2006, S. 137).
2.2.2
2.2.2.1
Geschichte des Theaters in der Schule
Schuldrama
Im zweiten Drittel des 15. Jahrhunderts entwickelte sich eine im Dienste pädagogischdidaktischer und religiöser Intentionen stehende Form schulischen Theaterspiels: das
Schuldrama. Diese nach dem Vorbild antiker Dramen von Studenten und Schülern
konzipierten Stücke dienten der moralischen Schulung und der Verbreitung religiöser
Lehren. Darüber hinaus wurden die meist lateinischen Schuldramen als Sprach- und
Gedächtnisübung verwendet. Das sich daraus entwickelte protestantische Schuldrama
verfolgte überdies die Bildung der politischen Handlungskompetenz des Menschen. Bereits
damals wurde das Theaterspielen als Vorbereitung für zukünftige gesellschaftlich
erwartete Rollen gesehen (Vgl. Hentschel, 2010, S. 77).
Im Laufe des 18. Jahrhunderts nahm die Praxis des Schuldramas deutlich ab (auch wenn
dies nicht einheitlich geschah – katholische Schulen hielten länger daran fest als
protestantische). Außerdem wurden, je nach Mode, verschiedenen Epochen pädagogische
Wirkungen zugesprochen. Zunächst wandte man sich von der Antike ab und erhob die
Dramen der französischen Klassik in deren Stand, wonach man sich vermehrt den
zeitgenössischen Dramatikern widmete (Vgl. Hentschel, S. 78 ff.).
2.2.2.2
Gegenwart und Ausblick
Bereits der zeitliche Sprung vom 18. Jahrhundert in die Gegenwart verdeutlicht, wie sehr
das Theater in der schulischen Bildung stets außen vorgelassen wurde (von einem in der
Tradition des Laienspiels auftretenden reformpädagogischen Intermezzo im ersten Drittel
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des 20. Jahrhunderts abgesehen). Zwar „existierte“ das schulische Theater noch (nach 1945
wurden Begriffe wie Schulspiel, Bühnenspiel und Schulbühnenspiel durch die
allgemeinere und heute noch gebräuchliche Bezeichnung „Darstellendes Spiel“ ersetzt“),
fand aber wenig bis keine Beachtung im Lehrplan (Vgl.: Hoppe, 2011, S. 14) . Bedenkt
man, dass die Musik als eine der septem artes liberales bereits im sophistischen Lehrplan
vor mehr als 2500 Jahren einen festen Bestandteil in der Bildung hatte und seit Beginn des
20. Jahrhunderts im Curriculum aufscheint, erscheint das Nichtaufscheinen des Theaters
durchaus verwunderlich. Theater in der Schule wird vorwiegend als Methode im Unterricht
oder zu verschiedenen Anlässen (z.B. Schulfest) angewandt. In Deutschland ist im Land
Hamburg „Darstellendes Spiel“ als einziges Bundesland als eigenständiges Schulfach in
alles Schulstufen und Schulformen vertreten (Vgl.: Hoppe, 2011, S. 150 ff.), obwohl
bereits 1967 in einem von Theoretikern und Praktikern des Darstellenden Spiels heißt, dass
das Darstellende Spiel eine Bereicherung von Unterricht und Erziehung bewirkt, „wenn es
dort angewendet wird, wo mit seiner Hilfe ein pädagogisches Ziel leichter und gründlicher
verwirklicht werden kann. Es ist geeignet, die schöpferische Eigentätigkeit anzuregen, die
Phantasie zu wecken, das Wissen um die eigenen Fähigkeiten und ihre Grenzen zu
vertiefen und Erfahrungen über den Menschen und die Umwelt zu vermitteln. Zudem
fördert es denn Sinn für das Kunstwerk“ (Hentschel, 2006, S. 102).
Insbesondere im muttersprachlichen Unterricht sind Literatur und Dichtung seit jeher fester
Bestandteil schulischer Bildungs- und Erziehungsarbeit. Allerdings wird mit Theatertexten
immer noch vorwiegend analytisch denn performativ gearbeitet, wodurch ein erheblicher
Bestandteil des Gesamtkunstwerks „Theaterstück“ ignoriert wird (Vgl.: Hoppe, 2011, S.
156).
Für das weitgehende Fernbleiben der Möglichkeit des Lernens am und durch Theater gibt
es viele Gründe. Der historische Kontext, der bereits erläutert wurde, die Schwierigkeit der
Beurteilung, die volkstümliche Gleichsetzung von Spiel und Theaterspiel (welche in
Kapitel 3 behandelt werden soll) oder Finanzierungsschwierigkeiten (Vgl.: Hoppe, 2011,
S. 156 ff.). Auf weitere Gründe eines fehlenden flächendeckenden Angebots des Theaters
an der Schule wird bei der Auswertung der Untersuchung eingegangen.
2.3
Theoretische Legitimation
Die moderne Theaterpädagogik blickt auf eine kurze Fachgeschichte zurück, da man davon
ausgeht, den Beginn derselben in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts mit HansWolfgang Nickel zu verorten (Vgl.: Hentschel/Ritter, 2009, S. 65). Dem theoretischen
Rahmen, welcher allerdings nicht als fixiert zu betrachten ist sondern welcher sich – da das
Theater als soziales wie kulturelles Produkt zu betrachten ist - sozialen wie kulturellen
Paradigmenwechseln unterworfen sieht, soll der folgende Teil dieser Ausführung
Error! Use the Home tab to apply Überschrift 1 to the text that you want to appear here.19
gewidmet sein. Exemplarisch für weitere Begründungen sollen hier vier theoretische
Zugänge beschrieben werden. Es sei an dieser Stelle betont, dass es sich um theoretische
und diskursive Zugänge handelt, die nicht per se den Anspruch stellen, ihre Ansätze
vollends verwirklichen zu können.
2.3.1
Paradigmatische Begründung
Der im ausgehenden 20. Jahrhundert stattgefunden habende Paradigmenwechsel des
„performative turn“ beschreibt das Verdrängen einer „Kultur als Text“ durch eine „Kultur
als Performance“. Erst durch das (soziale) Handeln, also als performativer Akt, werden
kulturelle Prozesse hervorgebracht, weshalb es diese auch als Performance zu erforschen
und dementsprechend wieder zu erleben gilt. Durch den Performanceschub des
performative turns kann Theatralität als kulturwissenschaftliche Grundkategorie betrachtet
werden, die auch in methodischer Hinsicht angewendet werden kann. Da sich die
zeitgenössische Kultur zunehmend zur „Kultur der Inszenierung“ beziehungsweise der
„Inszenierung von Kultur“ verschiebt, ist die Erforschung theatraler Prozesse auch für weit
in andere Bereiche des Lebens (welche zunehmend „inszeniert“ werden) hinausgehende
Aspekte relevant (Vgl. Hentschel / Ritter, 2009, S. 62 ff.).
Dementsprechend kann die Theaterpädagogik, deren Handlungsweise per defnitionem
performativ ist, als pädagogische Antwort auf den performative turn betrachtet werden und
als Modell für pädagogische Prozesse im Allgemeinen herhalten. Die Rolle des Lehrenden
verschiebt sich vom Wissensvermittler zum Erfahrungsgestalter (Vgl.: Hentschel / Ritter:
2009, S. 68). In der schulischen Praxis äußert sich dies bereits zunehmend im handelnden,
erforschenden Lernen, wo es um das Anwenden von Kompetenzen geht und nicht um das
Anhäufen deklarativen Wissens. Die Implementierung eines flächendeckenden Angebotes
des Darstellenden Spiels scheint daher wie eine logische Konsequenz.
2.3.2
Anthropologische Begründung
Eine anthropologische Begründung der Theaterpädagogik geht davon aus, dass die
Aktivität des Spielens (und damit – nicht analog, aber vergleichbar - das Theaterspielen)
zum Wesen des Menschen gehöre und dementsprechend einen wesentlichen Bestandteil
bzw. sogar den Inbegriff menschlicher Bildung darstelle (Vgl. Hentschel, 2010, S. 123).
Da das Kind heute schneller als junger Erwachsener angesehen wird und das zweckbefreite
kindliche Tun weniger wird, verstärkt sich die Bedeutung des Spielens (Vgl. Hentschel /
Ritter, 2009, S. 188). Auf den Spielbegriff und seine Zusammenhänge mit dem Theater
wird in Kapitel 3 noch näher eingegangen.
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2.3.3
Kulturpädagogische Begründung
Die kulturpädagogische Begründung der Theaterpädagogik geht von der ganzheitlichen
sozialen wie intersubjektiven Bildung durch die Erziehung zur Kunst und durch Kunst
(Vgl. Hentschel, 2010, S. 123). Sie steht damit in der Tradition der neuhumanistischen
Bildungstheorie, wonach durch ästhetische Bildung der Mensch zu Selbstbestimmung und
Selbsttätigkeit befähigt wird (Vgl. Koch / Streisand, 2003, S. 10).
2.3.4
Die
Sozialisationstheoretische Begründung
sozialisationstheoretische
Begründung
der
Theaterpädagogik
sieht
theaterpädagogische Methoden als Mittel an, dem Subjekt des Bildungsprozesses die für
zukünftiges gesellschaftliches Handeln notwendigen Qualifikationen zu vermitteln (Vgl.
Hentschel, 2010, S. 123). Ausgehend von der Interaktionistischen Rollentheorie (auch hier
wird zum näheren Verständnis auf Kapitel 3 verwiesen) legitimiert sich diese Begründung
in der Wandelbarkeit des sozialen Subjekts.
2.4
Arbeitsfelder der Theaterpädagogik
Wie die verschiedenen theoretischen Zugänge gezeigt haben, ist der Wirkungsbereich der
Theaterpädagogik bei weitem nicht auf unmittelbare Theaterarbeit beschränkt, sondern
strahlt bis in viele andere Bereiche kulturellen und sozialen Handelns aus. Allein die
zunehmenden Differenzierungen theaterpädagogischen Wirkens lassen dabei den Schluss
zu, dass das Interesse an dieser noch jungen Teildisziplin zunimmt (Vgl. Bidlo, 2006, S.
25). Dabei ist davon auszugehen, dass sich die Arbeits- und Berufsfelder dabei stetig
verändern und erweitern werden. Dem momentanen Stand der Dinge nach, werden zurzeit
achte Felder theaterpädagogischer Arbeit unterschieden (Vgl. Koch / Streisand, 2003, S.
29).
2.4.1
Institutionelle Bildungseinrichtungen
Die Arbeit an
institutionellen Bildungseirichtungen (also Kindergärten, Schulen,
Volkshochschulen) orientiert sich in ihren Inhalten zumeist an den (alters-)spezifischen
Bildungsinteressen der Zielgruppe. Im Kindergarten steht vor allem die spielpädagogische
Arbeit im Mittelpunkt des erzieherischen Handelns. Die Persönlichkeitsbildung des Kindes
sowie die individuelle Ausdrucksfähigkeit sollen besonders gefördert werden. In Schulen
vollzieht sich theaterpädagogische Arbeit unter anderem in Unverbindlichen Übungen,
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Projektarbeiten oder als didaktische Methode im Unterricht. In Kapitel 5 werden einige
dieser Methoden noch genauer untersucht und diskutiert.
Im Bereich der Erwachsenenbildung an Volkshochschulen werden theaterpädagogische
Verfahren in der Weiterbildung und Lehre sowie in koordinierenden Tätigkeiten (Vgl.
Koch / Streisand, 2003, S. 29ff.) angewendet.
2.4.2
Sozialer Bereich
Schwerpunktmäßig handelt es sich bei Theaterpädagogik im sozialen Bereich um
Präventions-, Integrations-, und Resozialisierungsmaßnahmen in Einrichtungen der
Jugendhilfe und der Drogenberatung, aber auch in Jugendzentren und kirchlichen,
kommunalen und sozialen Einrichtungen (Vgl. Koch / Streisand, 2003, S. 30). Das Ziel
sozialpädagogischen Handelns liegt in der Förderung von Verhaltensweisen und
Einstellungen, die zum eigenmächtigen und verantwortungsbewussten Lebensvollzug
befähigen soll. Daraus folgt, dass die theaterpädagogische Arbeit möglichst lebens- und
altersbezogen sein sollte. Die Bühne bietet hierbei die Möglichkeit, mit eigenen und
fremden Lebensaspekten - über den Umweg der Auseinandersetzung mit der Kunst konfrontiert zu werden und hieraus Erkenntnisse über sich selbst und die Welt zu ziehen
(Vgl. Hentschel / Ritter, 2009, S. 145 ff.).
2.4.3
Therapie
Die physische und psychische Gesundung von Patienten ist das Ziel therapeutischer
Theaterpädagogik. Primär findet diese Art der Arbeit in Krankenhäuser, Psychiatrien und
Rehabilitationszentren statt (Vgl. Koch / Streisand, 2003, S. 30). Hierbei wird allerdings
diskutiert, inwiefern Theaterpädagogik gleichzeitig Therapie sein kann, da die
Zielsetzungen einer Therapie (Heilung) nicht denen der Pädagogik (Erziehung und
Bildung) entsprechen. Theaterpädagogisches Handeln hat zwar in der Methodik (z.B.
Rollenspiel) Überschneidungen mit therapeutischen Methoden, sie darf allerdings
keineswegs a priori als therapeutisch betrachtet werden (Vgl. Hentschel / Ritter, 2009, S.
170 ff.).
2.4.4
Freizeit
Im Freizeitbereich arbeitet die Theaterpädagogik an der Durchführung von Theater- und
Spielprojekten mit Kindern und Jugendlichen sowie Erwachsenen (Koch / Streisand,
2003, S. 30). Es soll allerdings betont sein, dass nicht jede Arbeit am Theater mit
theaterpädagogischer Arbeit gleichzustellen ist, da generell das Theater das Kunstwerk in
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den Vordergrund stellt, während die erzieherische Wirkung den Grundpfeiler der
Theaterpädagogik bildet, wie bereits eingangs erwähnt wurde.
2.4.5
Kulturelle Bildungseinrichtungen
Außerhalb der Schulen gibt es viele weitere Bildungseinrichtungen (z.B. Musikschulen,
Museen, theaterpädagogische Zentren,…) in denen theaterpädagogisch gearbeitet wird /
werden kann. Die besondere Qualität dieses Aspekts liegt in der Freiwilligkeit der
Teilnehmenden (die in diesem Fall anders geartet ist, als im therapeutischen oder sozialen
Bereich) und der Vielseitigkeit der Lernorte (Vgl.: Koch / Streisand, 2003, S. 30).
2.4.6
Theater
Dass in professionellen Theatern in gewissem Maße theaterpädagogische Arbeit geleistet
wird, liegt auf der Hand. Allerdings beschränkt sich diese nicht auf die teilnehmenden
Akteure, sondern ist ausgeweitet auf Bereiche wie Spielplangestaltung, dem Erstellen von
Begleitmaterial, der Vor- und Nachbereitung von Stücken sowie Werbemaßnahmen wie
Führungen (Vgl. Koch / Streisand, 2003, S. 30)
2.4.7
Hochschule
Die Arbeit der Hochschulen (und anderen wissenschaftlichen Institutionen) liegt in der
Erforschung der Theaterpädagogik als Handlungswissenschaft und der Theorieentwicklung
einerseits, andererseits auch in der Erstellung und Entwicklung des Curriculums und von
Studienangeboten (Vgl.: Hentschel / Ritter, 2003, S. 30).
2.4.8
Wirtschaft
Unter theaterpädagogischer Arbeit in der Wirtschaft wird auf der einen Seite das Training
und Coaching von Führungskräften verstanden. Auf der anderen Seite ist die Anwendung
theaterpädagogischer Methoden gemeint, die auf innerbetriebliche komplexe
Veränderungsprozesse vorbereiten oder die Kommunikation am Arbeitsplatz verbessern
soll (Vgl.: Koch / Streisand, 2003, S. 30). Hieraus bildete sich der Begriff des
„Unternehmenstheaters“. Im Gegensatz zu den anderen Arbeitsfeldern wird die
Teilnehmerorientierung durch die Zielsetzungen des Unternehmens (z.B. Pflege der
Unternehmensphilosophie) überlagert (Vgl. Hentschel / Ritter, 2009, S. 148).
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2.5
Resümee
Wie sich in Kapitel 2 zeigte, hat die Theaterpädagogik (bzw. das Theater im Allgemeinen)
viele Gesichter, sowohl in historischer, funktionaler wie operationaler Hinsicht. Die
theoretischen Legitimationen (insbesondere die den performative turn betreffende) legen
dabei nahe, dass ein Kompetenzaufbau durch Theaterpädagogik in der heutigen Kultur
mehr als sinnvoll erscheint. Als noch junge Fachwissenschaft ist es nicht verwunderlich,
dass die Theaterpädagogik noch nicht im allgemeinen Kanon pädagogischer Maßnahmen
eingegangen ist, auch wenn Ansätze bereits in vielen verschiedenen Bereichen existieren.
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3
THEATERSPIELEN UND THEATER „SPIELEN“ – ERLÄUTERUNG UND
DIFFERENZIERUNGEN DES SPIELBEGRIFFS
Die Bezeichnungen Schauspiel, Darstellendes Spiel, Schulspiel, Bühnenspiel, Theater
spielen tragen als Wortkern alle das Wort „Spiel“. Es liegt also nahe, dass es sich beim
Schauspielen u.ä. stets um eine spezielle Form des Spiels handelt. Die Beobachtung eines
kindlichen Rollenspiels teilt viele Aspekte eines Schauspiels. Hierbei ist zu beachten, dass
die Kinder in diesem Zusammenhang sowohl Akteure, Regisseure und Publikum in einem
sind (Hentschel / Ritter, 2009, S. 114). Wenn während der „Szene“ besprochen wird, was
geschehen soll, wer wann was zu tun hat ist, dies theatraler Inszenierung sehr nahe.
Kindern wird mitunter auch eine „naive Dramaturgie“ zugesprochen, mit der sie in
verschiedene Rollen schlüpfen um in zwischenmenschlichen Interaktionen bewusst
Wirkungen auf das Gegenüber auszuüben (Vgl. Hentschel / Ritter, 2009, S. 112).
Dementsprechend wäre es also logisch, an dieser kindlichen Disposition anzuknüpfen und
theaterpädagogisch zu wirken.
In dem Spannungsfeld von Spiel und Schauspiel bewegt sich das nun folgende Kapitel, das
systematisch erörtern soll, welche Überschneidungen es gibt und worin die Unterschiede
bestehen. Daraus sollen Konsequenzen für die pädagogische Arbeit gezogen werden.
3.1
Psychologische Sichtweise
Bereits der Zugang der Lern- und Entwicklungspsychologie zum Thema „Spiel“ impliziert
eine pädagogische Auseinandersetzung mit Selbigem, da die Pädagogik ihre Lehren aus
dem Zusammenhang von Entwicklung bzw. Lernen und Spielen ziehen kann und soll.
Spielerische Tätigkeitsvollzüge können grundsätzlich wie alle anderen praktischen
Lebenstätigkeiten der Aneignung, Ausbildung und Einübung jedweder Fähigkeiten,
Kenntnisse oder Kompetenzen dienen (Vgl. Hentschel / Ritter, 2009, S. 31).
3.1.1
Definition und Merkmale
Da der Themenbereich „Spiel“ ein sehr komplexes Phänomen darstellt, ist auch nicht von
einer einheitlichen Definition ausgehen. Das Spiel kann in verschiedensten Situationen
auftreten und ist an teilweise variable Bedingungen geknüpft, wobei auch die Funktion des
Spiels (sofern man von einer solchen reden kann) nicht immer dieselbe ist. Allerdings gibt
es einige Bedingungen nach Schenk-Danzinger (2006, S. 163 ff.) die als Prämissen des
Spiels herangezogen werden können:
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 Autonomie des Spiels
Spielen ist eine intrinsisch motivierte, spontane Tätigkeit. Die spielenden
Individuen setzen sich ohne Fremdbestimmung mit ihrer Umwelt nach selektierten
angebotenen Reizen auseinander.
 Zweckfreiheit des Spiels
Im Spiel selbst wird kein außerhalb des Spiels liegender Zweck verfolgt (was
allerdings dem Spielen keineswegs seinen Nutzen abspricht). Damit geht einher,
dass Erfolg oder Misserfolg im Spiel lediglich von den subjektiv gesteckten Zielen
abhängen, da das Spiel nicht von außen herangetragen wird. Verpflichtungen gibt
es nur gegenüber sich selbst oder den anderen im Spiel befindlichen (Vgl. Tücke,
2007, S. 134).
 Lustbetonung des Spiels
Im Spiel wird der Wechsel von Spannung und Lösung gesucht
(„Aktivierungszirkel“), womit der Lustgewinn am Spielen im Mittelpunkt steht.
Dieser pendelt zwischen den Polen Spannung und Lösung. Wird zu viel Spannung
aufgebaut, kann (im kindlichen Spiel wie auch z.B. bei diversen Computerspielen)
Angst entstehen, herrscht zu viel Lösung vor, wird das Spiel langweilig. Der
Lustgewinn besteht also besonders im Bewältigen neuer Aufgaben (Vgl. Tücke,
2007, S. 136).
 Quasi-Realität des Spiels
Das Spiel findet in einer eigenen (Quasi-)Realität statt, ist aber gleichzeitig eine
aktive Auseinandersetzung mit der realen Umwelt (Vgl. Schenk-Danzinger, 2006,
S. 164). So können Kisten, die das Kind in der „echten“ Realität als Kisten erkennt,
zu Mauern und Türmen einer Burg werden, die dann in der Quasi-Realität „Spiel“
auch Mauern und Türme sind. So wird die Umwelt nach Belieben umfunktioniert
und im Spiel implementiert. Das spielende Individuum ist sich dieser Doppelung
der Realität dabei (normalerweise) durchaus bewusst, da es auch zwischen Spiel
und Realität abrupt wechseln kann (Vgl. Tücke, 2007, S. 136).
3.1.2
Das Rollenspiel
Das Rollenspiel (auch Fiktions- oder Illusionsspiel) tritt beim Kind meist gemeinsam mit
der Entwicklung der Sprache auf, wobei davon ausgegangen wird, dass dies mit dem
Ausbildung des Vorstellungsvermögens für Symbole und Repräsentanz, die sowohl für die
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Sprache als auch das Rollenspiel Bedingung sind, zu tun hat (Vgl. Schenk-Danzinger,
2006, S. 164).
Die folgenden Punkte sind charakteristisch für das Rollenspiel:
 Als-ob-Einstellung (siehe 3.3)
 Anthropomorphismus
 die Verwandlung von Personen und Rollen
 Nachahmung beobachteter Handlungen und Handlungsabläufe
 Willkürliche Symbolsetzung bzw. Metamorphose von Gegenständen (Vgl. SchenkDanzinger, 2006, S. 165)
Nachdem eigene Verhaltensschemata (Essen, Schlafen) bereits im zweiten Lebensjahr
situationsunabhängig wiederholt werden, wird danach vorwiegend bei Erwachsenen
beobachtetes Verhalten reproduziert (Autofahren, Rauchen). Hierfür werden bereits Dinge
der Realität umgedeutet (ein Stift wird zur Zigarette). In weiterer Folge (im Alter zwischen
drei und vier Jahren) übernimmt das Kind selbst verschiedenste Rollen, in denen das
Erlebte mimetisch durch symbolische Umdeutungen reproduziert wird (Vgl. SchenkDanzinger, 2006, S. 165). Dabei handelt es sich allerdings nicht um neutrale Ereignisse,
sondern meist affektgeladene Situationen. Das Rollenspiel dient somit sowohl der
emotionalen Anpassung als auch um das Abbauen seelischer Spannungen. Dies geschieht
in vielfacher symbolischer Weise, z.B. durch die Entladung von Aggressionen, die
Realisation unerfüllter Wünsche und Ähnlichem.
Bevor das kindliche Rollenspiel abklingt, erreicht es noch eine Phase der Sozialisierung.
Im Alter von etwa fünf bis sieben Jahren werden vertraute Muster (Vater, Mutter, Kind) in
kollektiven Rollenspielen übernommen und häufig mit im Rahmen des Rollenspiels
durchgeführten Konstruktionsspielen kombiniert (Vgl. Schenk-Danzinger, 2006, S. 166
ff.).
3.2
Soziologische Sichtweise
Wie bereits erläutert ist das Spiel anthropologisch im Menschen verankert und daher als
ureigenster Antrieb anzusehen. Dementsprechend ist es von Nöten, auch den
gesellschaftlichen Raum „Spiel“ aus soziologischer Sicht zu beleuchten.
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3.2.1
Spiel-Raum
Die Soziologie des Spiels spricht dem Spiel sehr wohl eigene Zwecke zu, nämlich
verschiedene selbst gewählte Spielzwecke (Zeitvertreib, der Wunsch zu gewinnen,…), die
lediglich im abgesteckten, intersubjektiven Raum zwischen Kommunikationspartnern zu
erreichen sind. Das Spiel ist also ein Kommunikationssystem in einem größeren
Kommunikationssystem. Die Art der im Spiel auftretenden Kommunikation symbolisiert
eine willkürliche Unterbrechung erwarteter Normen. Die Normalität und Realität ist im
Spiel eine andere als außerhalb. Damit findet das Spiel in einem eigenen „Spiel-Raum“
statt, getrennt von einer Art gedachter Grenze zwischen Spiel und Realität (Vgl. Thimm,
2010, S. 18).
3.2.2
Symbolischer Interaktionismus/Interaktionistische Rollentheorie
Bezugnehmend auf oben erwähnte Form des Spiels als Kommunikation (und damit
soziales Handeln) in Verbindung mit der Spielform „Rollenspiel“ soll an dieser Stelle die
Theorie des symbolischen Interaktionismus bzw. deren Weiterentwicklung, der
interaktionistischen Rollentheorie diskutiert werden.
Erstere wurde vom Sozialpsychologen George Herbert Mead entwickelt und später von
Goffmann und Blumer weiter ausgearbeitet. Diese besagt, dass Kommunikationsprozesse
zwischen Subjekten (als welche Spieler anzusehen sind, siehe oben) als gesellschaftliche
Prozesse, in denen sich Identität entwickelt, anzusehen sind. In der Interaktion, in der das
eigene Verhalten durch Erwartungen an den Anderen in einem gemeinsamen
Symbolsystem (z.B. Sprache) antizipiert wird, wird gleichsam die Sicht des Anderen auf
sich selbst übernommen und das eigene Verhalten somit den Erwartungen angeglichen.
Diesen Vorgang des Erkennen und Annehmen der Erwartungen des Anderen nennt Mead
„Role-taking“. Dem stellt er den Prozess des „role-making“ gegenüber, worin die
angenommene Rolle mit Teilen der eigenen Identität „angereichert“ wird. Das bedeutet,
das im Gegensatz zur klassischen Rollentheorie, laut der Rollen festgelegte
Verhaltensanforderungen darstellen, den Rollen ein subjektiver Handlungsspielraum
eingeräumt wird (Vgl. Roller, 2007, S.26). Der unmittelbare Zusammenhang mit dem
Theaterspielen soll mit einem weiteren Zitat von Max Reinhardt untermauert werden:
„Der wahre Schauspieler ist von der unbändigen Lust getrieben, sich unaufhörlich in
andere Menschen zu verwandeln, um in den anderen am Ende sich selbst zu entdecken.“2
2
http://www.zitate.eu/de/autor/3151/max-reinhardt (21.11.2013)
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3.2.3
Rollentheorie und Rollenspiel
Sowohl die klassische als auch die interaktionistische Rollentheorie habe
theaterpädagogische Entsprechungen im Rollenspiel. Die klassische Rollentheorie, der
zufolge Rollen nicht wandelbar und widerspruchsfrei sind, dementsprechend von den
Teilnehmenden exakt übernommen werden, wird in der Form des „geschlossenen
Rollenspiels“ widergespiegelt. Hierbei werden vom Spielleiter Rollen und
Handlungsweisen relativ strikt vorgegeben. Hierbei werden gesellschaftliche Normen
überprüft und angenommen, allerdings nicht hinterfragt. Das geschlossene Rollenspiel
eignet sich daher zum Erlernen gesellschaftlicher Normen, die der jeweiligen Rolle
innewohnen und damit zur Einübung von Verhalten, dass in gewissen kulturellen
Situationen gewünscht ist (Vgl. Roller, 2007, S. 28). Im Gegensatz dazu steht das „offene
Rollenspiel“, welches – interaktionistischen Rollentheorien entsprechend – ein flexibles
Rollenverständnis hat, laut dem Rollen wechselseitig in der Interaktion hinsichtlich
gesellschaftlicher Erwartungen und individueller Bedürfnisse gestaltet wird. Eine derartige
Rollenspielkonzeption gesteht den am Rollenspiel Teilnehmenden ein hohes Maß an
Individualität und Kreativität in der Rollengestaltung ein. Dabei ist auch das Ausprobieren
verschiedener Verhaltensweisen gewünscht, wodurch sich auch die Rollenspiele in
verschiedene Richtungen mit mehreren Ausgängen und Lösungen entwickeln können (Vgl.
Roller, 2007, S. 28).
3.3
Zum Begriff des „Als-ob“
Das „Als-ob“ wird für zweierlei Bedeutungen herangezogen: Einerseits wird damit der
Grundvorgang gemeint, eine „Rolle“ (im soziologischen Kontext, also ein mit gewissen
Erwartungen in der Kommunikation und Interaktion verbundener Status) zu übernehmen,
womit das „Als-ob“ zu einer Grundkategorie jeglicher erfolgreichen Kommunikation wird
(siehe 3.2.3). Anderseits bezeichnet „Als-Ob“ den Grundcharakter spielerischer wie
schauspielerischer Tätigkeiten. Der Begriff ist auf Stanislawskij (siehe 4.3.1.1)
zurückzuführen und wird auch als „magisches Wenn“ bezeichnet (Vgl. Koch / Streisand,
2003, S. 15).
Konkret ist damit die Einstellung des Schauspielers (und des Publikums) gemeint, die
theatralen Vorgänge so zu betrachten „als ob“ diese echt wären, während man sich der
„Als-ob“-Einstellung bewusst ist (aus diesem Grund werden auf der Bühne verübte
Schandtaten im Normalfall auch nicht zu verhindern versucht) (Vgl. Koch / Streisand,
2003, S. 15). Diese Doppelung müssen Kinder interessanterweise erst lernen, da
regelmäßig zu beobachten ist, wie Kinder im Theater versuchen, den Protagonisten zu
warnen, wenn der Antagonist eine Falle gestellt hat.
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Ohne die „Als-ob“-Einstellung wäre theaterpädagogische Praxis nicht denkbar. Sobald in
einer Aktion das „Als-ob“ in Kraft tritt, wird das reale Leben gedanklich in die Ebene der
Vorstellung gehoben. Die Möglichkeitsform ist dabei von entscheidender Bedeutung und
wird dabei bereits sprachlich reflektiert. Die Forderung an den/ die Schauspieler/in lautet
nicht „Öffne die Tür und du weißt nicht, wer dahinter steht!“ (da er das ja im Regelfall tut),
sondern „öffne die Tür, als ob du nicht wüsstest, wer dahinter steht.“ Das Als-ob soll daher
den/die Schauspieler/in zu einem begründeten Verhalten führen, um die Authentizität
aufrecht zu erhalten (Vgl. Koch / Streisand, 2003, S. 15 ff.). Diese Einstellung evoziert
entweder Handlungen ohne weitere Konsequenzen („Handle, als ob du einen Schlüssel
hältst!“), andere , kompliziertere Situationen können eine ganze Reihe von Handlungen
oder Emotionen hervorrufen („Handle, als ob du gerade einen schlimmen Unfall gesehen
hättest!“) (Vgl.: Bidlo, 2006, S. 46).
Das „Als-ob“, welches bereits als Teil des (Rollen-)Spiels identifiziert wurde, trägt
ungeachtet seiner theoretischen Bedeutung einen enormen pädagogischen Mehrwert des
Theaters in sich. Diese Einstellung hat – ähnlich dem Spiel-Raum (siehe 3.2.1) – eine
schützende Wirkung. Ich (als Spielender) werde durch das „Als-ob“ insofern geschützt als,
als „ich“ im Rahmen des theatralen Vorgangs nicht „ich“ und gleichzeitig nicht „nicht ich“
bin (Vgl. Hentschel, 2010, S. 188). Das bedeutet, im geschützten Raum des „Als-ob“ lässt
sich mit der eigenen Identität besser experimentieren, als in anderen Spiel-Räumen (Vgl.
Hentschel / Ritter, 2009, S. 46).
3.4
Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Spiel und Theaterspiel
Wie Hoppe (2011, S. 136) bemerkt, „steht […] es außer Frage: Spiel und Theater sind
nicht ein und dasselbe. Dennoch wird von beiden immer wieder in einem Atemzug
gesprochen, geradezu wie von siamesischen Zwillingen.“ Dennoch gibt mitunter genauso
deutliche Überschneidungen wie Unterschiede zwischen beiden Handlungsformen. So ist
es eindeutig, dass das oben beschriebene „Als-ob“ eine Grundkomponente von sowohl
theatralen Vorgängen wie auch Rollenspielen darstellt (Vgl. Hoppe, 2011, S. 14).
Außerdem ist die Installation eines Spiel-Raumes im institutionalisierten Theater dergestalt
ausgebildet, dass dieser Spiel-Raum zuzüglich zum gedachten Raum sogar als tatsächlich
vorhandener Raum („Bühne“) existiert. Allerdings sind sich nicht nur die Spielenden der
darin vorherrschenden kommunikativen Strukturen bewusst, sondern auch das Publikum.
Bei genauerer Betrachtung der in Punkt 3.1.1 beschriebenen Charakteristika des Spiels (die
auch für das Rollenspiel herangezogen werden) fallen allerdings teilweise gravierende
Unterschiede auf.
Die Quasi-Realität des Spiels ist zwar noch auf theatrale Vorgänge („Als-ob“) übertragbar,
allerdings kann einen bereits die Lustbetonung des Spiels vor das Problem stellen, diese
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exakt in das Modell theatraler Vorgänge zu implementieren. Der Wechsel von Spannung
und Lösung wird zwar im Idealfall auch von den Schauspielenden (vor allem im
improvisatorischen Theater) gesucht, allerdings wird diese im Normalfall von außen
(Spielleiter, Autor, Regisseur, Schiedsrichter und Publikum im Theatersport,…) an die
Spielenden herangetragen. Dabei ist das Bemühen der Schauspielenden primär auch nicht
auf den eigenen Lustgewinn durch den Wechsel von Spannung und Lösung (welcher
dankend angenommen wird) gerichtet, sondern eher am gelungen Darstellen und dem
Hervorbringen eines Produktes, das als Resultat der produktiven Tätigkeit auch von
Anderen und nicht nur dem produktiven Subjekt wahrgenommen werden kann (Vgl.
Hoppe, 2010, S. 15). Man könnte jetzt einwerfen, dass genau darin der Wechsel von
Spannung (Aufregung) und Lösung (Erleichterung) liegen könnte, allerdings wird dabei
übersehen, dass dieser Wechsel dabei nicht von den Akteuren gesucht wird (wie per
definitionem verlangt wird), sondern eher der Aktivität implizit ist. Oben erwähnter
Einfluss von außen ist es auch, der eine Autonomie des Theaterspiels (in Anlehnung auf
die Autonomie des Spiels) von Vornherein eingrenzt, und zwar auf das eher kleine Feld
offener Darstellungen (wie der Improvisation oder dem offenen Rollenspiel), da die
intrinsische Motivation sich damit darauf beschränkt, dass gespielt wird und nicht wie was
wann wie lange gespielt wird (Vgl. Hoppe, 2010, S. 15). Vor eine ähnlich geartete
Schwierigkeit wird man bei der Auseinandersetzung mit der Zweckfreiheit des Spiels
gestellt. Weder die künstlerisch-ästhetische noch die pädagogisch-didaktische Komponente
des Theaterspiels können für sich Zweckfreiheit beanspruchen. Zwar ist das performative
Element des Vollzugs sowohl dem Spiel als auch dem Theaterspiel eigen, allerdings kann
in dem Augenblick, in dem eine besondere Absicht außer dem intersubjektiven Vollzug
der Handlung vorliegt, nicht mehr von Zweckfreiheit gesprochen werden. Der Zweck des
künstlerisch-ästhetischen Anspruchs liegt nicht im reinen Vollzug, sondern im Vollzug vor
Publikum und der in jedweder Art und Weise gehaltenen Wirkung auf das Publikum (Vgl.
Hoppe, 2011, S. 13). Der pädagogisch-didaktische Zweck des Theaterspielens liegt im
Erwerb kultureller Schlüsselqualifikationen, wodurch in der Konsequenz darüber gestritten
werden kann, ob irgendeine Form des pädagogischen Spiels als solches bezeichnet werden
kann, da es seiner Zweckfreiheit entbunden ist. Hier ist die Differenzierung von
„spontanem Spiel (intrinsisch motiviert, zweckentbunden)“ und „didaktisch-angeleitetem
Spiel“ (extrinsisch motiviert, zweckgebunden) erforderlich. (Vgl. Hentschel / Ritter, 2009,
S. 209).
Insofern könnte man „Theaterspielen“ im Blickwinkel der oben beschriebenen Ansätze als
eine extrinsisch motivierte und gesteuerte Form des Rollenspiels, deren Ziel in der
performativen Hervorbringung eines konkreten Produktes liegt, deren Zwecke von der
jeweiligen Zielsetzung abhängen und deren Ausmaß des Lustgewinns auch von äußeren
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Einflüssen abhängt, bezeichnen, wobei der Spiel-Raum (mitsamt den jeweiligen Regeln)
im Gegensatz zum Rollenspiel für alle Beteiligten ersichtlich ist.
3.5
Resümee
Kapitel 3 hat nun gezeigt, dass eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Spielbegriff
zu Überschneidungen genauso wie zu Unterschieden mit dem Theaterspiel führt. Die
Gemeinsamkeiten (vor allem mit dem Rollenspiel) legen dabei einen Erkenntnisgewinn
aus der Spielpädagogik nahe, allerdings in mindestens ebenso großem Ausmaß, wie uns
die Unterschiede diesen verwehren. Konkret sollte dies in der pädagogischen Praxis
bedeuten, dass ein unreflektiertes Dahinspielen (wie es im spontanen Rollenspiel
geschieht) den Lernenden einen erheblich Erkenntnisbereich (Theater) vorenthält. Durch
Reflexion und Ästhetisierung spielerischer Vorgänge wird das Spiel auf eine andere Ebene
gebracht, in der sich die bildende Wirkung des Theaters (siehe Kapitel 4) entfalten kann.
Das Bedeutet, dass die Lernenden sich auch stets des Mediums und seiner eigenen Regeln
(die im Gegensatz zum Spiel/Rollenspiel stehen) bewusst sein sollten, um beiden
Lernbereichen – Spiel und Theater – gerecht zu werden.
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4
ZUR BEDEUTUNG DER THEATERPÄDAGOGIK
„Theatrale Bildung hat fundamentale Bedeutung für die Allgemeinbildung: 1. eröffnet das
Spiel mit den Fiktionen und den Möglichkeiten auf inszenatorischer, performativer und
semiotischer Ebene höchst komplexe Erfahrungs- und Bildungsmöglichkeiten. 2. eröffnet
dieses Spiel auf einer Meta-Ebene Erfahrungen mit dem Bildungsprozess selbst, also die
Erfahrung der Möglichkeit von Bildung als Bildung, und da heißt zugleich: der
Möglichkeit der Gestaltung von Ich und Welt und ihrer gerade nicht kalkulierbaren,
kontingenten und genau dadurch bildenden Wechselwirkung. 3. integriert Theater als
„unreine“ Kunstform Sprache, Musik, bildende Kunst, Video, Medien, Sport, Tanz etc. Die
damit verbundene inhaltliche und kulturelle Komplexität und genuine Interdisziplinarität
bietet kein anderes Schulfach. 4. erfordert die Kunstform Theater für ihre Gelingen eine
strikte Aufgabenorientierung und damit eine Fülle unterschiedlichster Fähigkeiten und
Fertigkeiten, die hier gleichsam nebenbei erworben werden müssen, personale, soziale,
praktische, kulturelle und künstlerische Kompetenzen. Und 5. eröffnet die Kunstform
Theater Erfahrungsmöglichkeiten mit dem Spiel einer anthropologisch und kulturell
fundamentalen Dimension menschlicher Existenz. Damit kommt ihm zentrale Bedeutung
für ästhetische Bildung insgesamt zu (Hoffmann / Klose, 2008, S. 88 ff.).“
Wie obiges Zitat eindrucksvoll belegt, sind die mit der theaterpädagogischen Arbeit zu
erwerbenden Fähigkeiten und Kompetenzen mannigfaltig. Wie deren Bildung von Statten
geht und auf welchen Wegen sie erreicht werden kann, soll im folgenden Kapitel den
Mittelpunkt der Ausführungen darstellen. Hierbei soll der Fokus auf die eingangs
erwähnten ästhetischen, sozialen und schauspieltechnischen Kompetenzen gerichtet sein.
Dabei soll aber auch auf die Grenzen der (Messbarkeit der) Theaterpädagogik eingegangen
werden, um diese nicht im allgemeinen Überschwang als „Antwort auf die ,Not der Welt‘
(Hentschel, 2010, S. 244)“ anzusehen. Bevor aber diese Aspekte spezifisch besprochen
werden, sollen noch allgemeine Lernvoraussetzungen und Rahmenbedingungen erläutert
werden.
4.1
Allgemeine Überlegungen zum Lernumfeld „Theater“
Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass, was den Erziehungs- und
Bildungswert von theatraler Arbeit betrifft, dadurch grundsätzlich alle sozialen,
ästhetischen, politischen, emotionalen, körperlichen und intellektuellen Kompetenzen,
Kenntnisse, Fähigkeiten und Dispositionen erworben, ausgebildet und gefestigt werden
können, die notwendig sind, um theatral zu wirken (was auch Planungs- und
Organisationsarbeit sowie Rezeptionskompetenz miteinschließt) (Vgl. Hentschel / Ritter,
Error! Use the Home tab to apply Überschrift 1 to the text that you want to appear here.33
2009, S. 33). Auch aus der Sicht des/der Zusehenden kann theoretisch alles, was im
Rahmen eines Darstellungsvorganges wahrnehmbar wird, Lernvorgänge auslösen kann.
Dies ist allerdings im besonderen Maße vom persönlichen Zugang des/der Zusehenden
abhängig, da üblicherweise Lernprozesse meist erst durch längerfristige Aktivitäten
verstärkt oder eingeleitet werden (Vgl. Hoppe, 2011, S. 163 ff.). Aus diesem Grunde ist
die produktive, performative Ausführung theatraler Aktivitäten für den pädagogischen
Bereich wesentlich erträglicher als die Rezeption (welche wiederum von der Reflexion
abhängig ist). Theaterpädagogische Arbeit (bzw. Theaterarbeit im Allgemeinen) ist, sofern
ein Produkt angestrebt wird, gekennzeichnet durch zahlreiche Wiederholungen im Rahmen
der Arbeit. Aufgrund der Wiederholungen und der damit einhergehenden Vertiefung der
verbundenen Erfahrungen erhöht sich dabei auch die Wahrscheinlichkeit, Lernprozesse
einzuleiten (Vgl. Hoppe, 2011, S. 117). Hoppe (2011, S. 117 ff.) nennt drei Gründe für die
besondere Eignung von aktiver Theaterarbeit für das Ermöglichen von Lernerfahrungen:
1.) Alle nur denkbaren Bereiche, Vorgänge und Themen des menschlichen Lebens, welche
durch szenische Aktion und Interaktion von Aktionsträgern darstellbar sind, können
Gegenstand theatraler Darstellungen werden.
2.) Den Mitwirkenden werden auch Sachverhalte zugänglich gemacht, die sich der
unmittelbar sprachlichen Kommunikation entziehen (z.B. Körperhaltung, Intonation,
Gestik,…)
3.) Im Rahmen der Erarbeitung und des Vollzugs des Darstellungsvorgangs kann nicht nur
rationale Erfassung des Dargestellten, sondern auch eine verhaltens- und
einstellungsmäßige Aneignung bewirkt werden. Das Lernen am fiktiven Modell ist in
diesem Fall durch die Erlebnisnähe zum Modell wesentlich stärker ausgeprägt.
Es ist zu bedenken, dass die Wirksamkeit des theatralen Prozesses (also das Ausmaß der
Erfahrungen oder der möglichen Lernprozesse) wesentlich von der formalen und
inhaltlichen Beschaffenheit der Darstellungen sowie den konkreten Bedingungen des
Arbeitsprozesses abhängig ist (Vgl. Hoppe, 2011 S. 113).
Darüber hinaus ist anzumerken, dass beim Theater als „genuin soziale Kunstform“
(Hoffmann / Klose, 2008, S. 81) stets der pädagogisch-didaktische Mehrwert einer
„Gruppenarbeit“ mitschwingt. Lösungen werden ausprobiert und diskutiert, Erfahrungen
untereinander ausgetauscht und Ideen gemeinsam umgesetzt. Von diesem Blickwinkel aus
sollen nun konkrete Lernbereiche der Theaterpädagogik besprochen werden.
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4.2
Theaterpädagogik als ästhetische Bildung
Die Diskussion um die bildungspolitische Bedeutung des Einflusses von Kunst bzw. dem
künstlerischen Prozess auf den Menschen geht auf Schillers „Briefe zur ästhetischen
Erziehung des Menschen“ (1795) zurück und flackerte seither immer wieder auf. Schiller
verzichtete damals strikt auf eine inhaltliche Festlegung der Wirkung von ästhetischer
Bildung. Und gerade durch diese Verweigerung der allgemeinen Wirkung, wird der
Mensch dabei zu Freiheit und Selbstbestimmung erzogen, was für ihn letztendlich ein
utopischer – also in letzter Konsequenz nicht erreichbarer - Zustand ist (Vgl. Koch /
Streisand, 2003, S. 9 ff.). Für Schiller war die ästhetische Erziehung eine Grundbedingung
des menschlichen Seins und der Inbegriff von Erziehung im Allgemeinen, da sie das
Wesen des Menschen hervorbringen könnte (Vgl. Hentschel, 2010, S. 37). Zu Beginn des
20. Jahrhunderts wurde Schillers Diskursfigur der ästhetischen Bildung in Folge der
Jugendbewegung wieder aufgenommen und mit überwiegend sozialen wie moralischen
Zielsetzungen versehen und unter dem Überbegriff „musische Erziehung“
zusammengefasst. In den 1960er Jahren fand innerhalb der Fachdidaktik der Bildenden
Kunst eine Ausweitung der Inhalte auf Alltagsphänomene (Gebrauchsgegenstände,
Medien,…) statt, womit das Feld der ästhetischen Bildung auf eine allgemeine
Wahrnehmungserziehung ausgedehnt wurde (Vgl. Koch / Streisand, S. 10). Seit Mitte der
1980er Jahre wächst das Interesse an Fragen der Ästhetik und der ästhetischen Bildung in
der erziehungswissenschaftlichen Diskussion wieder stetig, was vor allem in Zeiten
zunehmend fehlender Primärerfahrungen und dem damit verbundeneren Defizit sinnlicher
Wahrnehmung nicht verwunderlich scheint (Vgl. Hentschel, 2010, S. 30).
Die Theaterpädagogik, die sich als eine Schule des differenzierter, neu und anders Sehens
versteht, ist als ästhetische Praxis ein soziales, thematisches, subjektives und
gestalterisches Bewusstwerden, in der die Theaterarbeit neben dem Ausdrucksvermögen
den Blick der Beteiligten (auf das Thema, das Material, die Welt und sich selbst) schult
und inszeniert (Vgl. Hoffmann / Klose, 2008, S. 108). Dieser „Blick“, der geschult werden
soll, soll nun näher betrachtet werden.
4.2.1
Definition
Ästhetik leitet sich aus dem griechischen Wort aisthesis ab, was so viel bedeutet wie
„Wahrnehmung“ und „Sinnesempfindung“ und wurde im 18. Jahrhundert zum Teilgebiet
der Philosophie, das sich auf das Schöne und auf sinnliche Erkenntnisse bezieht, wodurch
die Kunst und das Kunstwerk zum Inhalt der Ästhetik wurden. Ästhetische Bildung
bedeutet einerseits Wahrnehmungserziehung und Sinnesbildung im Allgemeinen,
andererseits auch Bildung durch die Wahrnehmung und die gestaltende
Auseinandersetzung mit Kunst (Vgl. Koch / Streisand, 2003, S. 10). Die Grundlage der
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ästhetischen Bildung bildet der Prozess, der zwischen dem gestaltenden und dabei
wahrnehmenden Subjekt und dem künstlerischen Objekt bzw. Ereignis, mit denen sich das
Subjekt auseinandersetzt, stattfindet (Vgl. Hentschel, 2010, S. 132). Dabei orientiert sich
die ästhetische Bildung weder an materialen Bildungstheorien, noch versteht sie die damit
verbundene Kunst (in diesem Fall das Theaterspielen) als Übungsstoff für anzustrebende
konkrete Fähigkeiten. Der bildende Mehrwert der Arbeit am Kunstwerk liegt vielmehr
immanent in der performativen Funktion, also der Art und Weise der Gestaltung sowie den
Erfahrungen, die im Gestaltungsprozess gemacht werden (Vgl. Koch / Streisand, 2003, S.
10). Möchte man die ästhetische Bildung in das Korsett formaler Bildungstheorien stecken
(was im Zuge zunehmender Kompetenzorientierung im Bildungsbereich legitim erscheint),
so lässt sich „ästhetische Kompetenz“ als Ziel der ästhetischen Bildung ansehen. Diese ist
ein Teilbereich der Medienkompetenz und sieht sich als „Schlüsselqualifikation,
ästhetische Inszenierungsverfahren, Symbole und Codes unserer ästhetisch verfassten
Kultur und Mediengesellschaft lesen und mitgestalten zu können.“ (Koch / Streisand,
2003, S. 12) Rezeption, Produktion und Reflexion werden dabei als die drei
Aneignungsmöglichkeiten von Kultur angesehen, was zur Folge haben soll, dass das
Subjekt fähig ist, sich im Bereich ästhetischer Kommunikation (Medien, Kunst, auch
Alltag) mit ästhetischen Phänomenen sowohl rezeptiv wie auch produktiv und reflektiv
auseinandersetzen zu können, also diese zu lesen, zu verstehen, zu nutzen und zu gestalten
(Vgl. Koch / Streisand, S. 12).
4.2.2
Ästhetische Bildung durch Theater
Wie also definiert wurde, erfolgt ästhetische Bildung auf Grundlage des Prozesses, der
zwischen Subjekt und Objekt (Gestalter und zu Gestaltendes) im Rahmen der
künstlerischen Auseinandersetzung stattfindet. Im Gegensatz zu anderen „bildenden
Künsten“ (in der zweifachen Bedeutung des Wortes) ist die leibliche Anwesenheit der
Produzenten (und Leiblichkeit im Allgemeinen) ein konstituierendes Element theatraler
Gestaltung, was wiederum bedeutet, dass das gestaltende Subjekt nicht nur gestaltet,
sondern gleichsam Teil des zu gestaltenden Objekts ist/wird (Vgl. Hentschel, 2010, S.
209). Bildlich gesprochen ist das Subjekt theatraler Arbeit also, wäre es ein Maler, nicht
nur der Maler, sondern auch der Pinsel und die Farbe, wobei die Bühne von der Leinwand
repräsentiert wird.
Aus dieser Leiblichkeit heraus, welche ja die Grundvoraussetzung für sinnliche
Wahrnehmung ist, erhält das Theater seinen ästhetisch bildenden Wert. Das schauspielende
Subjekt ist stets an den eigenen Körper und die eigene Wahrnehmung gebunden und
erfährt sich selbst als Teil des Kunstwerks, nimmt sich als solches wahr (Vgl. Hentschel,
Error! Use the Home tab to apply Überschrift 1 to the text that you want to appear here.36
2010, S. 238). Hentschel (2010, S. 238 ff.) segmentiert in ihren Überlegungen fünf sich
teilweise überschneidende ästhetische Erfahrungen, die im theatralen Prozess gemacht
werden (können):
 Ambiguitätserfahrung/Erfahrung des „Dazwischenstehens“
Die Tätigkeit des Theaterspielens ist stets verbunden mit dem Konstituieren und –
um in weiterer Folge „glaubhaft“ zu spielen (nicht nur für das Publikum, sondern
um die ästhetische Erfahrung zu machen) – dem Akzeptieren verschiedener,
nebeneinander stehender Wirklichkeiten. Das Einverständnis des Erschaffens einer
im Spiel erzeugten, eigenständigen theatralen Wirklichkeit führt zu der Erfahrung
des „Dazwischenstehens“, die dem bewussten Verhältnis von Spieler und Figur
(nicht „ich“ und nicht „nicht ich“) entspringt. Diese Erfahrung ist insofern als
Ambiguität zu bezeichnen, als es sich dabei um das gleichzeitige Erfahren nicht zu
vereinbarender Zustände und Situationen handelt.
 Erfahrung des Doppels von Gestaltung und Erleben
Schauspielerische Gestaltung bewegt sich im Spannungsfeld vierer Pole. Auf der
einen Seite befindet sich das schauspielende Subjekt zwischen dem „Erleben in der
Figur“ (was nur bis zu einem gewissen Grad möglich ist, da das Subjekt seine
eigene Körperlichkeit und damit seine Wahrnehmung nicht ablegen kann) und dem
Präsentieren einer Figur, was der Voraussetzung des Akzeptierens der theatralen
Wirklichkeit widerspräche, da in der theatralen Wirklichkeit die Figur keine Figur,
sondern eine Person ist.
Auf der anderen Seite des Spannungsfeldes stehen die subjektive Expressivität, also
die bloße Selbstdarstellung, was der Definition von „Schauspielen“ nicht
entsprechen würde und rein objektives, distanziertes Darstellen im Zuge des
Anwendens einer theatralen Formensprache.
In der theatralen Gestaltung geht es also niemals um rein objektive oder subjektive
Zugänge, sondern um das Bemühen um Objektivierung eines subjektiven
Ausdrucks. Das bedeutet auch, dass sich der Schauspieler/ die Schauspielerin auch
immer von außen betrachten muss, um die Wirkung des subjektiven Ausdrucks zu
kontrollieren. Aus diesem schöpft er/sie seine künstlerische Wirkung, da die
Subjektivität niemals aus dem Prozess ausgeschlossen werden kann.
 Darstellung des „Nicht-Darstellbaren“
Dem Theaterspielen wohnt eine in ihrer Struktur einzigartige Form der
Kommunikation inne, da auf der einen Seite das künstlerisch gestaltete Zeichen aus
der Wechselwirkung zwischen Bezeichnendem (Spieler/in) und Bezeichnetem
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(Figur) entspringt und somit nicht ablösbar von den Zeichenproduzenten ist,
während auf der anderen Seite die zeitliche und räumliche Gegenwart aller am
Kommunikationsprozess Beteiligten (sowohl auf Produzenten- wie auch auf
Rezipientenseite) voraussetzt.
Diese Form der Kommunikation ermöglicht – oder besser: erfordert – die
Erfahrung, dass Wirklichkeit niemals darstellbar ist. Schmerz, Leiden, Tod und
Trauer, aber auch Liebe, Glück und Fröhlichkeit finden nicht tatsächlich auf der
Bühne statt, sondern müssen zu Zeichen gemacht werden. Diese Einsicht, dass das
künstlerische Zeichen niemals identisch mit dem Bezeichneten ist, ist von
höchstem Wert für die ästhetische Bildung. Damit geht auch ein grundsätzliches
Verständnis der Zwei- oder Mehrwertigkeit jeglicher Zeichen einher.
 Erfahrungsfähigkeit und Selbstvergessenheit
Eine wesentliche Voraussetzung des schauspielerischen Gestaltens stellt neben der
Bereitschaft, Neues zu lernen, auch die Bereitschaft dar, Bekanntes neu zu lernen
bzw. sich im Laufe des künstlerischen Prozesses auf bereits gemachte Erfahrungen
immer wieder einzulassen. Der Schauspieler/die Schauspielerin muss sich also
einerseits auf das Erleben des Augenblicks einlassen und andererseits gleichzeitig
die Erfahrungen des bereits Gewesenen und das Wissen um das noch nicht Seiende
bewahren. Dadurch wird dem schauspielenden Subjekt auch die Unmittelbarkeit,
aber auch die Wandelbarkeit von Wirklichkeit bewusst, da die theatrale
Wirklichkeit im Moment des Spielens ja erst – auch im Falle einer Wiederholung konstituiert wird.
 Selbstreflexivität
Der bewusste Umgang mit dem eigenen Körper und der eigenen Aufmerksamkeit
ist eine Notwendigkeit schauspielerischen Gestaltens, dies erfordert wiederum
einen exzentrische Betrachtung des eigenen künstlerischen Selbst. Dieser Blick von
außen ermöglicht es, sich selbst als das Objekt des anderen zu sehen. Diese
„objektivierende“ Wahrnehmung relativiert das eigene Empfinden und die
subjektive Wahrnehmung vor dem Hintergrund möglicher objektiver
Wahrnehmungen. Diese komplexen Anforderungen setzen ein hohes Maß an
Differenzierungsfähigkeit und Selbstdistanz voraus, während diese Fähigkeiten
dabei auch geschult werden.
Wie also gezeigt wurde, ist ein wesentlicher Bestandteil der ästhetischen Bildung durch
das Theaterspielen das Erleben des eigenen Selbst als Teil des Kunstwerks. Durch den
künstlerischen Ausdruck wird dieses Erleben zum Erlebnis. Dieses wiederum kann
Error! Use the Home tab to apply Überschrift 1 to the text that you want to appear here.38
ästhetische Erfahrungen schaffen, die es ermöglichen, das eigene Leben intensiver zu
spüren und diese Erfahrungen in das „reale“ Leben zu integrieren (Vgl. Bidlo, 2006, S. 157
ff.).
4.2.3
Problem der Messbarkeit
Trotz aller noch so verheißungsvollen Versprechungen des Anspruchs der ästhetischen
Bildung an die theaterpädagogische Praxis darf hier nicht zu früh in pädagogischen
Freudenjubel verfallen werden. Empirische Nachweise von Lernwirkungen bei der
Produktion, Rezeption und Reflexion theatraler Darstellungen sind kaum zu erbringen
(Vgl. Hoppe, 2011, S. 112), zumal die für ästhetische Lernerfahrungen im theatralen
Bereich angestrebte Grenzerfahrung des Sicheinlassens auf Imaginationen, des Zwischenden-Realitäten-Stehens immer ein dezidiert subjektiver Prozess sein wird, welcher von der
Einstellung des individuellen Subjekts abhängt und sich nicht pädagogisch herstellen lässt
(Vgl. Hentschel, 2010, S. 244). Darüber hinaus ist zu bedenken, dass eine Wirkung und
damit die Möglichkeit dezidiert ästhetischer Bildung, die ja das Wesen des Menschen
hervorbringen soll, was wiederum bedeutet, dass sie sich bei jedem Individuum anders
äußert, bis heute nicht belegt wurde (Vgl. Koch / Streisand, 2003, S. 11).
4.3
Theaterpädagogik als Soziales Lernen
[Formatvorlage: Textkörper]
4.3.1
Definition
4.3.1.1
Personale Kompetenzen
4.3.1.2
Soziale Kompetenzen
[Formatvorlage: Textkörper]
4.3.2
In der Schule
[Formatvorlage: Textkörper]
4.3.3
Soziales Lernen durch Theater
[Formatvorlage: Textkörper]
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4.4
Theaterpädagogik als Ausbildung
Den dritten Eckpfeiler der in dieser Arbeit beschriebenen Lernfelder theaterpädagogischen
Arbeitens stellt das Erlernen von für das Schauspielen bedeutsamen Techniken und
Kompetenzen dar. Im Gegensatz zu den beiden oben beschriebenen Punkten handelt es
sich hierbei weniger um dem theatralen Wirken inhärente Lernmöglichkeiten, sondern um
gezielt anzustrebende Techniken und Kompetenzen. Im folgenden Kapitel werden
Klassiker des schauspielpädagogischen Zugangs der Theaterpädagogik erläutert und
Umsetzungsmöglichkeiten beschrieben. An dieser Stelle soll erwähnt sein, dass die
beschriebenen Zugänge denkbar paraphrasisch gehalten sind, um einen generellen Einblick
in das Gedankengebäude zu gewähren.
4.4.1
Handwerk Schauspiel – Psychologischer Realismus
Der psychologische Realismus ist ein Darstellungsstil, der auf die perfekte Illusion der
Darstellung der Wirklichkeit mit Hilfe psychologischer Techniken ausgerichtet ist.
Erstmals entwickelt am Moskauer Künstlertheater zu Beginn des 20. Jahrhunderts, versteht
sich der psychologische Realismus als Technik, in der die Darstellung der Figur nicht
durch distanzierte Beobachtung (wie es vor allem von Brecht gefordert wurde), sondern
durch die totale Einfühlung und Identifikation mit der Figur gelingt. Der psychologische
Realismus wurde stetig weiterentwickelt und stellt auch heute noch eine häufig
angewandte Technik dar (Vgl. Bidlo, 2006, S. 42 ff.). Drei bekannte Zugänge sollen hier
anhand ihrer geistigen Väter näher besprochen werden.
4.4.1.1
Konstantin Sergejewitsch Stanislavskij
Stanislavskij (1863 – 1938) war ein russischer Schauspieler, Regisseur und
Schauspielpädagoge. Als Mitbegründer des Moskauer Künstlertheater entwickelte er den
psychologischen Realismus. Für ihn sollte sich die Schauspielkunst stets der Wahrheit
verpflichtet fühlen und daher als „Kunst des Erlebens“ betrachtet werden. Das Ziel seiner
Lehre war also das Erkennen und Anwenden von Ursachen und Bedingungen für
authentisches Theaterspielen. Ihm ging es primär um das „Nachvollziehen innerer Prozesse
der darzustellenden Figur, die vom Schauspieler erfahren werden müssen, um eine
authentische Illusion der sozialen Wirklichkeit zu erhalten“ (Bidlo, 2006, S. 44). Um dies
zu gewährleisten, muss die Handlung und das damit verbundene Handeln des
Schauspielers stets möglich und logisch begründbar sein. Die größte Herausforderung des
Schauspielers besteht in der authentischen Darstellung seelischer Zustände, die vom
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Darsteller von innen nach außen gekehrt werden müssen. Diese Zustände schöpft der
Schauspieler / die Schauspielerin aus seinem/ihrem individuellen Emotions- und
Erfahrungsschatz. Gleichzeitig werden durch die logische Begründbarkeit der Handlungen
gleichsam automatisch sowohl bewusst wie auch unbewusst Emotionen bewirkt (Vgl.
Bidlo, 2006, S. 45).
Dem Unbewussten (bzw. dem Aktivieren des Unterbewusstseins) räumt Stanislavskij
große Bedeutung ein, da dieses auch im Verhalten des realen Lebens eine wichtige Rolle
spielt. Um das Erleben der Figur (also die inneren Vorgänge) nach außen zu kehren, stellt
er dem Erleben das Verkörpern gegenüber, das dem Publikum erst ermöglicht, die
Handlungen der Rolle wahrzunehmen und in weiterer Folge nachzuvollziehen. Aus diesem
Grund ist die Einheit von Seele und Körper für das schauspielerische Handeln unerlässlich.
Verschiedene Zugänge, um dies zu erreichen, sollen nun kurz besprochen werden:
 Handeln „als ob“
Das bereits beschriebene „Als ob“ (auch „magisches Wenn genannt)“ ist für
Stanislavskij ein Grundpfeiler authentischen Schauspielens. Die Schauspieler/innen
sind angehalten, zu handeln, „als ob“ eine Handlung stattfinden würde. Dabei geht
es nicht darum, zu glauben, dass es wirklich so ist, sondern so zu handeln, wie man
es täte, wen es real wäre (Vgl. Bidlo, S. 45 ff.). Für weitere Informationen zum
Handeln „als ob“ sei an dieser Stelle auf Kapitel 3.3 verwiesen.
 Phantasie
Schauspieler/innen dürfen sich nicht nur einer „landläufigen“ Phantasie, die sich
das vorstellt, was existiert, bedienen, sondern muss eine „schöpferische
Vorstellungskraft“ benutzen, die auch Gegebenheiten miteinschließt, die nicht in
der Realität vorkommen (müssen). Das bedeutet, dass im Akt des Schauspielens
auch Handlungen erdacht werden müssen, die nicht dem Entsprechen, was das
Publikum zu sehen bekommt. (Was hat die Rolle gemacht, bevor sie die Szene
betreten hat? Welche außerszenischen Erfahrungen, die das Beziehungsgeflecht der
Rollen beeinflussen, hat der Charakter mit den anderen Charakteren bereits
gemacht?) (Vgl. Bidlo, 2006, S. 47)
 Folgerichtigkeit und Logik
Nach Stanislavskij darf Schauspielen nie allgemein sein (da auch die Realität nicht
allgemein ist), sondern bedarf immer eines indivduell begründeten, logischen
Hintergrunds. Für ihn baut jede Handlung auf einer weiteren Handlung auf und
muss dementsprechend folgerichtig und logisch begründbar sein. Hierzu werden
die sogenannten W-Fragen herangezogen (Wer ist die Figur? Wann/Wo spielt die
Szene? Warum handelt die Figur so und nicht anders?,…) (Vgl. Bidlo, 2006, S. 48
Error! Use the Home tab to apply Überschrift 1 to the text that you want to appear here.41
ff.) Somit erhält die Figur ein individuelles Profil, das die Handlungen
nachvollziehbar erscheinen lässt.
 Emotionales Gedächtnis
Die eigene Erinnerung und Erfahrung ist sozusagen der Pool, aus dem der
Schauspieler sein Material bezieht. Stanislavskij differenziert hierbei zwischen
einem „emotionalen“ (oder auch „affektiven“) Gedächtnis, in welchem die mit
Erinnerungen verbundenen Emotionen gespeichert sind und einem „sensorischen
Gedächtnis“, also dem Sitz des mit sinnlichen Erfahrungen verbundenen
Gedächtnisses. Die Arbeit des Schauspielers/ der Schauspielerin besteht nicht im
Abrufen von Gefühlen durch Erinnerung, sondern im Herstellen und Suggerieren
von Situationen, in denen sich das im emotionalen Gedächtnis gespeicherte Gefühl
von selbst einstellt (Vgl. Bidlo, 2006, S. 49).
 Wahrheitsgefühl
Im Akt des Schauspielens, muss die Geschichte, auch wenn diese fiktiv ist, wahr
erscheinen, indem der Darsteller/ die Darstellerin wahre Emotionen empfindet und
dadurch verkörpert. Daraus folgt, dass er/sie (da die Handlungen logisch und
folgerichtig sind) „gespeist von seiner [/ihrer, Anm.] realen Empfindung an die
Wahrheit der gespielten Szene [im Moment des Vollzugs, Anm.] glauben [muss]
(Bidlo, 2006, S. 50).“ Hierfür muss er/sie sich völlig vom Publikum abwenden und
sich gänzlich auf die Handlungen, Figuren und Gegenstände konzentrieren und
diese als „wahr“ anerkennen.
4.4.1.2
Michail Alexander Cechov
Cechov (1891 – 1955), ein Neffe des russischen Dramatikers Anton Cechov, war wie auch
Stanislavskij am Moskauer Künstlertheater tätig und entwickelte dessen Lehren weiter.
Natürlich überschneiden sich die Lehren beider, jedoch gibt es auch mehr oder minder
klare Abgrenzungen.
 Mitgefühl
Einer der größten Unterschiede der Lehren Stanislawskijs und Cechovs ist die
Trennung von Einfühlung und Mitgefühl. Cechov kritisiert, dass durch die
Einfühlung nicht die Rolle authentisch dargestellt wird, sondern vielmehr nur der
Schauspieler/die Schauspielerin Seiten seiner selbst zeigt, wenn er/sie persönliche
Gefühle zeigt. Viel mehr ist es notwendig, Distanz zur eigenen Person herzustellen,
um schauspielen zu können. Vereinfacht gesagt, schöpft der Schauspieler/die
Schauspielerin sein Material (die Emotionen) aus seinem persönlichen Erfahrungen
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(Alltags-Ich), dieser muss er allerdings an die Anforderungen der Figur anpassen
und sie dementsprechend verfremden (Schöpferisches Ich), um eine Figur zu
gestalten (Figuren-Ich) (Vgl. Bidlo, 2006, S. 60 ff.).
 Psychologische Gebärde
Der psychologischen Gebärde geht die Idee voran, dass die Gebärde des Menschen
nicht nur Resultat seiner inneren Befindlichkeit sind, sondern auch umgekehrt. Das
bedeutet, die Schauspielenden können sich durch ihre Gebärde gleichsam auf ein
Gefühl vorbereiten, dass sich dann wie eine logische Reaktion von selbst einstellt
(Vgl. Bidlo, 2006, S. 62).
 Leib des Schauspielers
Cechov bestreitet, dass die Kenntnis des eigenen Körpers der Darstellung der Rolle
besonders zuträglich ist. Im Gegenteil ist er der Meinung, dass nur über das
Vorstellen einen imaginären Leibs (nämlich dem der Rolle) eine sinnvolle
motorische Annäherung an die Rolle stattfinden kann. Die Schauspielenden sollen
sich sozusagen ihren eigenen Körper wegdenken und an dessen Stelle den
möglichen Körper der Rolle treten lassen. Da der Mensch natürlich nicht aus seiner
eigenen Körperlichkeit treten kann, muss er seinen Körper nutzen und ihn als
fremden Körper wahrnehmen, wodurch authentische Bewegungen entstehen sollen.
Hat sich der Schauspieler/die Schauspielerin an den „neuen Körper“ gewöhnt,
stellen sich die Bewegungen von alleine ein, wodurch der imaginäre Leib an
Bedeutung verliert und die Bewegungen (da ja nun mit dem „echten Körper“
ausgeführt) wahrhaft authentisch werden (Vgl. Bidlo, 2006, S. 63 ff.).
4.4.1.3
Lee Strasberg
Lee Strasberg (1901 – 1987), amerikanischer Theaterpädagoge und Theatermacher, war
hauptverantwortlich dafür, dass die Schauspieltechniken des psychologischen Realismus
auch im transatlantischen Raum verbreitet wurden. Als Mitbegründer des „Actors Studio“
unterrichtete er Schauspielgrößen wie Marlon Brando oder Robert DeNiro. Ziel seines
Zuganges ist es, die Sensibilität der Schüler/innen so weit zu fördern, mit den fiktionalen
Aspekten der Bühne so umzugehen, als hätten sie es mit realen Gegebenheiten zu tun
(Vgl,. Bidlo, 2006, S. 51 ff.). Durch die „Method“ sollen Schauspieler/innen also „mit
wahren Gefühlen auf imaginäre Situationen antworten.“ (Henschel, 2010, S. 177) Die
auch „method acting“ genannte Technik, die auf eine Verbindung der Gefühlswelt von
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Figur und Person abzielt, ist noch heute (v.a. im Filmbereich) eine der anerkanntesten
Schauspielmethoden (Vgl. Koch / Streisand, 2003, S. 301).
 Wahrnehmungsgedächtnis/Emotionales Gedächtnis
Strasberg unterteilt das affektive Gedächtnis in einen analytischen Teil
(Wahrnehmungsgedächtnis),
das
das
Vorstellungsvermögen
für
die
Gegenständlichkeit der äußeren Welt anspricht (dieses wird beispielsweise durch
Übungen mit imaginären Gegenständen geschult) und einen emotionalen Teil, der
die Emotionen und damit die menschliche Introspektion beinhaltet (Vgl. Bidlo,
2006, S. 52 ff.). Durch das Zusammenspiel beider Teile, soll der Schauspieler/die
Schauspielerin zu wahrhaftigen Gefühlen angeregt werden. Nicht ein „So-tun-alsob“ soll erreicht werden, sondern die sinnliche Wahrnehmung fiktiver Situationen
über die Erinnerung an Wahrgenommenes (Vgl. Hentschel, 2010, S. 178).
 Spannung/Entspannung
Diese Technik erfordert (mehr noch als „gewöhnliches Schauspielen“) ein
Höchstmaß an Konzentration. Aus diesem Grund ist es nach Strasberg unerlässlich,
ein Maximum an körperlicher und psychischer Entspannung zu erreichen, bevor die
schauspielerische Tätigkeit ausgeführt werden kann. Er vergleicht diesen Vorgang
mit dem Stimmen eines Musikinstruments, dass nicht richtig klingen kann, bevor es
gestimmt wurde (Vgl. Bidlo, 2006, S. 53). Genauso muss der Schauspieler/die
Schauspielerin alle Verspannungen ablegen, damit Körper und Geist das tun, was
er/sie will.
 Konzentration
Strasberg sieht Konzentration (der die Entspannung vorausgeht), als den Schlüssel
von Phantasie und Vorstellungskraft. Da das (erfolgreiche) Schauspielen in hohem
Maße davon abhängt, inwieweit die fiktive Situationen als „real“ akzeptiert wird,
müssen Schauspielende ihre Konzentration völlig auf die Geschehnisse auf der
Bühne richten, um auf Eindrücke und Impulse authentisch ein- und in der Rolle
aufzugehen (Vgl. Bidlo, 2006, S. 56 ff.).
 Improvisation
Die Aufgabe eines Schauspielers/einer Schauspielerin liegt unter anderem darin, für
das Publikum (und auch sich selbst) die Illusion zu erschaffen, die Handlung auf
der Bühne im Moment zu erleben und nicht zu wissen, was als nächstes passieren
wird. Für Strasberg sind Improvisationsübungen eine wichtige Hilfe hierfür, da sie
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die Spontaneität, die hierfür notwendig ist, fördern. Ganz allgemein meint er sogar,
dass jeder Akt des Schauspielens improvisiert klingen muss, da dieser, wenn er es
nicht ist, auswendig gelernt wirkt und somit nicht mehr authentisch. Aus diesem
Grunde haben alle Übungen Strasbergs Improvisationscharakter (Vgl. Bidlo, S. 58
ff.)
4.4.2
Praktische Umsetzung am Beispiel „Theaterwerkstatt“
Abschließend soll neben dem Zugang der oben beschriebenen Künstlertheorien noch eine
Auseinandersetzung mit einer beispielhaft ausgewählten Möglichkeit, schauspieltechnische
Kompetenzen zu erwerben, stattfinden. Am Beispiel „Theaterwerkstatt“ werden didaktisch
aufbereitete Übungssequenzen vorgestellt und besprochen.
Die Theaterwerkstatt ist eine aus fünf Sequenzen bestehende Übungsreihe, deren Ziel die
Vermittlung grundlegender auf dem Gebiet des Theaterspielens notwendigen Fähigkeiten
und Kenntnisse ist. Hierbei soll eine umfassende theaterpraktische Kompetenz im Hinblick
auf Darstellungs-, Gestaltungs-, Ausdrucks- und Urteilsvermögen der Beteiligten
angestrebt werden (Vgl. Hoppe, 2010, S. 161). Die einzelnen Teilziele hierbei sind:
Die Entwicklung und Förderung
- der körperlichen Bewegungs- und Handlungsfähigkeit im Rahmen des individuellen Ausdrucks.
- der individuellen Ausdrucksfähigkeit in Bezug auf mimisch-gestische, körperliche, sprachliche und stimmliche Möglichkeiten.
- des spielerischen Handelns in fiktiven Situationen.
- des Darstellens von Rollen in fiktiven Situationen.
- der Fähigkeit und Bereitschaft, vor Publikum szenisch-darstellend zu handeln.
- der Wahrnehmungs- und Urteilsfähigkeit szenisch-ästhetischer Komponenten.
- die Fähigkeit, Darstellungsvorlagen und –ideen selbstständig zu erarbeiten und
umzusetzen (Vgl. Hoppe, 2010, S. 161).
Der Ausgangspunkt der Arbeit in der Theaterwerkstatt ist das einfache Handeln als
Realperson, von welcher aus die Erarbeitung fiktiver Rollen ermöglicht werden soll (man
beachte die Parallele zum psychologischen Realismus). Dabei wird vor allem darauf
geachtet, dass die Beteiligten nicht überfordert werden (vor allem Anfänger) und dass sich
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die Gruppenmitglieder nicht genötigt fühlen, möglichst kreativ und originell zu handeln,
sondern möglichst natürlich (Vgl. Hoppe, S. 162).
1. Sequenz – Körperbewegungen im Raum
Den Auftakt der Werkstattarbeit liefern Gruppenaktionen, deren Zweck es primär ist, die
Teilnehmer körperlich, kommunikativ und gruppenbezogen zu aktivieren. Hierbei sind
unzählige Aktionen und Spiele möglich, wie sie im Bereich des sozialen Lernens vor allem
zu finden sind (Kennenlernspiele, Vertrauensspiele,…). Nachdem die Gruppe miteinander
einigermaßen vertraut ist, soll der Raum genutzt werden, um gleichsam als „Spiel-Raum“
(Vgl. Kapitel 3.2.1) konstituiert zu werden.
Um ein Bild dafür zu schaffen, sollen exemplarisch zwei Möglichkeiten genannt werden:
- Die Gruppe bildet eine Schlange, wobei der „Kopf“ versucht, seinen eigenen
„Schwanz“ zu fangen.
- Die Gruppe bewegt sich frei im Raum. Ein Teilnehmer ruft klar und deutlich was
von allen getan werden muss („Wir springen wie Kängurus durch den Raum!“).
Dies wird so lange gemacht, bis ein/e andere/r Teilnehmer/in ein anderes Kommando gibt. Dabei darf von derselben Person nicht zweimal hintereinander ein Kommando gegeben werden.
Danach soll mit Gangarten und Bewegungen experimentiert werden. Zunächst soll auf
möglichst verschiedene Arten gegangen werden (allerdings noch natürlich) wobei die
Gruppe gleichzeitig sozusagen ein Gangarten-Repertoire erstellt. Im Anschluss daran wird
mit dem eigenen Körper experimentiert, indem man sich möglichst unnatürlich, verrückt,
phantastisch usw. bewegt.
Danach wird die erste Sequenz mit einer wiederholenden Übung abgeschlossen: Die
Gruppe bildet einen Kreis und die Gruppenmitglieder gehen nacheinander in
verschiedenen vorher ausprobierten Fortbewegungsmöglichkeiten an eine andere Position
im Kreis. Die Person, deren Platz nun eingenommen wurde, kann die Bewegung
übernehmen oder eine andere einführen und sucht sich wiederum einen neuen Platz.
Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass die Kreisform trotzdem beibehalten wird (Vgl.
Hoppe, 2010, S. 162 ff.).
2. Sequenz - Vormachen-Wahrnehmen-Nachmachen
In der zweiten Sequenz sollen die Teilnehmer/innen mit für das darstellerische Handeln
konstitutiven Verhaltensanforderungen spielerisch vertraut gemacht werden (Vgl. Hoppe,
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2010, S. 166). Das bedeutet, dass der eigene Körper bewusst eingesetzt wurden soll und
mit Möglichkeiten des (stimmlichen und körperlichen) Ausdrucks experimentiert werden
soll. Mögliche Übungen sind:
Gruppenfoto
Die Gruppe wird in zwei Hälften eingeteilt. Gruppe A soll sich auf der einen Seite des
Raums positionieren, und zwar so, dass sich die einzelnen Mitglieder möglichst wohl
fühlen. Haben alle ihre Position eingenommen, versucht Gruppe B, das Bild wie gespiegelt
nachzustellen. Ist dies gelungen liegt es an Gruppe B, ein Bild zu erstellen (eventuell nach
Vorgaben wie: „böse und wütend“, „möglichst bizarr“,…) (Vgl. Hoppe, 2010, S. 167).
Doppelgänger
Gruppe A stellt Gangarten-Originale dar, während sich die Mitglieder von Gruppe B einen
Teilnehmer aussuchen und versuchen, so realitätsgetreu wie möglich zu kopieren. Danach
werden die Aufgaben gewechselt (B wird zu A) und auch andere Teilnehmer können bei
einem Wechsel nachgemacht werden. Als Variation ist es her möglich, beispielsweise das
Original so übertrieben wie möglich darzustellen (Vgl. Hoppe, 2010, S. 168).
Laut-Kreis
Die Gruppe stellt sich im Kreis auf, der Spielleiter spricht Vokale oder Konsonanten mit
bestimmter emotionaler Bedeutung aus (z.B: A, O, I,, Z,…), die Gruppe wiederholt diese.
Danach können die Mitglieder nacheinander Laute von sich geben (z.B: auch tierisch), die
dann wiederum von der Gruppe wiederholt werden (Vgl. Hoppe, S. 168 ff.).
Alle unter einen Hut!
Diese Übung ist gleichermaßen Abschluss dieser wie Übergang zur nächsten Sequenz, da
hier bereits ein „Als ob“-Verhalten angebahnt wird. Ein Gruppenmitglied wird optisch
kenntlich gemacht (z.B. durch eine Narrenkappe), gibt Bewegungen oder Handlungen vor,
die die restlichen Mitglieder nachmachen müssen. Nach kurzer Zeit wird die
Kennzeichnung weitergegeben. Hierbei ist, wie oben erwähnt, nicht erforderlich, möglichst
kompliziert oder originell, sondern spontan und lustbetont zu agieren (Vgl. Hoppe, 2010,
S. 170).
3. Sequenz – Spielerisches Rollenhandeln
Sowohl das soziale wie auch das spielerische und theatrale Rollenhandeln sind, um
erfolgreich vollzogen zu werden, abhängig von der Klarheit der Vorstellungen und
Zielsetzungen der handelnden Personen gegenüber den darzustellenden Rollen. Aus
diesem Grund ist es ratsam, die so genannten W-Fragen im Sinne der Rolle so genau und
detailliert wie möglich zu beantworten. Diese sind dergestalt formuliert:
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 Wer ist die zu verkörpernde Rolle?
 Was empfindet, denkt und tut sie?
 Warum und wozu handelt sie so und nicht anders?
 Wie ist die Beziehung zu anderen Rollen?
 … (Vgl. Hoppe, 2010, S. 170 ff.)
Folgende Übungen eignen sich, sich dem spielerischen Rollenhandeln didaktisch sinnvoll
anzunähern:
Wir tun so, als ob…
Unter größtmöglicher Berücksichtigung der W-Fragen gibt der/die Gruppenleiter/in den
Mitgliedern Aufgaben, die dann handelnd individuell gleichzeitig umgesetzt werden. Aus
didaktischen Gründen ist es ratsam, mit einfachen und bekannten Tätigkeiten und
Verhaltensweisen zu beginnen und dann erst die W-Fragen zu präzisieren und deren
Anzahl sukzessive zu erhöhen (Vgl. Hoppe, 2010, S. 171).
Eine Möglichkeit dieses Stufenaufbaus könnte so aussehen:
„Wir tun so, als ob wir bei der Gartenarbeit sind.“
„Wir tun so, als ob wir bei der Gartenarbeit an einem sehr heißen Tag sind.“
„Wir tun so, als ob wir vierzehnjährige Burschen und Mädchen bei der Gartenarbeit an
einem sehr heißen Tag im Schulgarten sind.“
„Wir tun so, als ob wir vierzehnjährige Burschen und Mädchen bei der Gartenarbeit an
einem sehr heißen Tag im Schulgarten sind und wir mehr an kleinen Flirts untereinander
interessiert sind.“
… (Vgl. Hoppe, 2010, S. 172)
Improvisationsspiele
Möglichkeiten spielerisches Rollenhandeln durch Improvisationsübungen zu initiieren, gibt
es in großer Anzahl. Strukturell werden dabei stets spontan Spielsituationen erzeugt, deren
Erfolg (wie oben erwähnt) vom Grad der Situationskenntnis der Teilnehmenden abhängt.
Hierbei können vom Spielleiter/der Spielleiterin beispielsweise in eine Grundsituation
neue Kommandos gerufen werden, oder aber die Situation kann grundlegend umgestellt
werden. Hierbei sollte aus Gründen der Übersichtlichkeit darauf geachtet werden, die
Teilnehmeranzahl pro Übung zu beschränken (2 – 4) (Vgl. Hoppe, 2010, S. 173). Für
verschiedenste Improvisationsspiele sei auf Literatur wie Johnstone (2011) oder Spolin
(2010) verwiesen.
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4. Sequenz – Darstellerisches Rollenhandeln
Das darstellerische Rollenhandeln unterscheidet sich vom spielerischen Rollenhandeln
insofern, als sich ersteres aus auf inneren Vorstellungen basierenden, im subjektiven
Erleben vollzogenen „Als ob“-Handlungen konstituiert, wohingegen das darstellerische
Rollenhandeln viel mehr auf äußere Vorstellungen der zu verkörpernden Rolle von und für
andere Personen aufbaut (Vgl. Hoppe, 2010, S. 174). Hier wird wieder die Brücke zu
Stanislawskij geschlagen, da der/die Schauspieler/in hierfür authentisch agieren muss, um
die Handlung für Außenstehende nachvollziehbar zu machen. Hier tritt wieder das
„magische Wenn“ in Kraft, das das Agieren vom reinen „So tun als ob“ abgelöst wird (Ich
tue also nicht nur so, als ob etwas geschähe, sondern ich verhalte mich dementsprechend,
als ob die Handlung real wäre. Der semantische Unterschied wirkt marginal, ist aber in der
Schauspielpraxis von größter Bedeutung). Im Gegensatz zum spielerischen Rollenhandeln,
deren Hauptaugenmerk darauf liegt, dass man eine Rolle übernimmt, steht in der Phase des
Darstellerischen Rollenhandelns das Wie im Vordergrund. Wie muss ich sprechen,
handeln, mich bewegen, damit die Intentionen der Rolle für das Publikum und die anderen
beteiligten Schauspieler/innen ersichtlich und nachvollziehbar sind (Vgl. Hoppe, 2010, S.
174 ff.)? Damit verbundene Übungen haben also zum Ziel, das Innere nach außen sichtbar
zu machen. Dabei wird wieder von den W-Fragen ausgegangen.
Stimmungen und Gefühle/Gangarten und Positionen im Raum
Im Gegensatz zur 4. Sequenz wird hier nicht klar und einfach angegeben (Ich tue so, als
ob…), sondern die Anweisungen erfolgen immer im Hinblick auf konkrete Situationen, die
dann durch das magische Wenn „mit Leben gefüllt“ werden sollen. D. h. die Angaben
wären dann nicht „ich tue so, als ob ich wütend wäre“, sondern „wenn die Person X
wütend wäre, würde sie sich so und nicht anders aus diesem und jenen Grund verhalten“,
oder „wenn die Person Y müde wäre, würde sie sich dergestalt bewegen, an den Ort A
gehen,…“ (Vgl. Hoppe, 2010. S. 176). Überschneidungen mit Sequenz 4 sind zwar
ersichtlich, allerdings muss die veränderte Zielsetzung dabei vor Augen gehalten werden.
5. Sequenz – Theatrale Darstellungen
Im Idealfall werden die im Rahmen eines so oder ähnlich gestalteten Workshops
erworbenen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse auch zur Aufführung gebracht und
vor Publikum gespielt, um den handlungsmotivierenden und Feedback gebenden Aspekt
einer Aufführung auszunutzen (Vgl. Hoppe, 2010, S. 122).
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4.5
Resümee
Wie also gezeigt wurde, sind drei Eckpfeiler theaterpädagogischen Handelns also:
 Ästhetische Bildung
 Soziales Lernen
 Schauspielpädagogische Ausbildung
Die Schwierigkeit von Erfolgsnachweisen der ästhetischen Bildung bedeutet nicht, dass
diese nicht stattfindet, sondern, dass sich diese auf individuelle Art und Weise vollzeiht
und deshalb empirisch nicht nachweisbar ist. Gerade dass Schauspielen, bei dem so viele
verschiedene ästhetische Komponenten zum Ausdruck kommen (Bild, Raum, Text,…),
bietet hier die Möglichkeit durch die Unmittelbarkeit für die Beteiligten förmlich selbst
zum Kunstwerk zu werden.
Außerdem bietet der soziale Aspekt des Theaterspielens (welches alleine nicht stattfinden
kann), einen weiteren Grund, das Theater weiter als Lernform zu etablieren, da hier vom
klaren Ausdruck eigener und dem Interperetieren fremder Emotionen bis zum
Gruppenprojekt, in dem jeder Teil gleich wichtig ist, eine Vielzahl an Lernmöglichkeiten
für soziales Miteinander gegeben sind.
Darüber hinaus, liegen die Aufgaben theaterpädagogischen Handelns nicht nur im
ästhetischen und sozialen Bereich. Ähnlich der Bildnerischen Erziehung (um wieder die
Brücke zum schulischen Bereich herzustellen), sollen auch Techniken, Fähigkeiten und
Fertigkeiten des Darstellens vermittelt werden. Mit entsprechenden Ausbildungen ist dies
womöglich sogar der Bereich, in dem am effektivsten, weil am einfachsten zu steuern,
gearbeitet werden kann.
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5
THEATERPÄDAGOGIK IN DER SCHULE
In diesem letzten Teil der theoretischen Ausführungen dieser Arbeit soll noch auf die
Bedeutung der Theaterpädagogik im schulischen Kontext eingegangen werden. Hierbei
sollen sowohl Aspekte des österreichischen Lehrplans, wie auch mögliche
Umsetzungsmöglichkeiten theaterpädagogischer Konzepte beleuchtet werden, bevor in
Kapitel 6 die schulische Realität dargelegt wird. Eingangs soll erwähnt sein, dass sich die
angegebenen Quellen mangels einschlägiger Literatur über das österreichische
Schulsystem vorwiegend auf das deutsche Schulsystem beziehen, wobei aber
weitestgehend von grundsätzlichen Übereinstimmungen ausgegangen werden kann.
Im schulischen Kontext übernimmt das Theater stets mehrere Funktionen. So kann es (je
nach pädagogischer und individueller Gewichtung) zugleich Methode, Fach, Sozial- und
Kunstform sein (Vgl. Klepacki, 2006, S. 59). Hierbei gibt es verschiedenste
Herangehensweisen, wie Theater in Theorie und vor allem Praxis im schulischen Bereich
implementiert werden kann. Hierbei ist es wichtig zu erwähnen, dass im schulischen
Kontext der pädagoische Zugang der Theaterpädagogik fokussiert wird und die Methode
Drama – abgesehen vom kompetenzorientierten Aufbau des Darstellenden Spiels - primär
eine nach innen gerichtete Wirkungsabsicht hat. Es geht also weniger um das Erproben und
Erwerben von Handlungsmöglichkeiten, sondern um das Sammeln unmittelbarer
Erfahrungen und dem daraus zu ziehenden Erkenntnisgewinn (Vgl. Koch / Streisand, 2003,
S. 80). Einige Möglichkeiten sollen im nun Folgenden besprochen werden.
5.1
Darstellendes Spiel
„Darstellendes Spiel“ ist eine in den 1970er Jahre entstandene Bezeichnung für das
Schulfach Theater (Vgl. Koch / Streisand, 2003, S. 67). Das Theater ist somit nicht nur
Unterrichtsform, sondern gleichzeitig auch der dezidierte Inhalt. Das Darstellende Spiel
soll
durch
die
Zusammenführung
fachwissenschaftlicher
(Textanalyse,
Kodierung/Dekodierung theatraler Zeichen,…) sowie künstlerischer (Rollenarbeit,
dramaturgische Bearbeitung,…) Herangehensweisen mit dem Fokus auf spielpraktische
Tätigkeit zur ästhetischen Bildung, sozialen Kompetenz und Fachkompetenz beitragen
(Vgl. Klepacki, 2006, S. 61 ; Vgl. Koch / Streisand, 2003, S. 68 ). Hierbei kann eher
spielorientiert (also beispielsweise mit Improvisationsspielen, wie sie Johnstone gelehrt
hat), oder aber produktorientiert (zum Beispiel durch die Einstudierung eines Musicals, das
dann auch aufgeführt wird) gearbeitet werden (Vgl. Klepacki, 2006, S. 67).In Deutschland
wird das Darstellende Spiel teilweise, wenn auch bei weitem nicht flächendeckend, sogar
als Fach, in dem die Abitur bestritten werden kann, angeboten (Vgl. Koch / Streisand,
2003, S. 69), während in Österreich meist nur eine Unverbindliche Übung, bestenfalls ein
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Fach im Rahmen eines Schulversuchs angeboten wird. Wie sich
niederösterreichischen Schulen realisiert, wird noch explizit dargestellt werden.
5.1.1
dies
in
Verankerung des Darstellenden Spiels im österreichischen Lehrplan
Das Darstellende Spiel ist seit 1976 im Lehrplan des österreichischen Schulsystems
verankert, es wurde damals allerdings noch „Schulspiel“ genannt und fand seinen
Ursprung bei der Landesschulinspektorenkonferenz von 10. bis 13. April 1973 in
Dornbirn, als die Integrierung des Schulspiels in den Fächerkanon in Aussicht gestellt
wurde (Vgl. ???).
Der Lehrplan für die Volksschule knüpft am „Lernen am Spiel“ an, welches bereits in den
allgemeinen Bestimmungen des Lehrplans gefordert wird. Im Vordergrund soll die
Persönlichkeitsentwicklung des Kindes stehen. Ziele sind unterem das Erhalten der
Spielfreude, die Auseinandersetzung mit den eigenen Wünschen, Gefühlen und Ideen
sowie die Entwicklung von Empathiefähigkeit und kooperativen Verhaltensweisen. Der
Lehrstoff selbst gliedert sich in vier Punkte:

Interaktionsspiele zum Aufbau von Kontakt- und Spielbereitschaft,

Ausdrucksübungen zur Förderung der Spielfähigkeit und –fertigkeit,

Improvisationsspiele zum Einstieg ins Rollenspiel,

Auseinandersetzung mit verschiedenen technischen Hilfsmitteln und Requisiten
(Vgl. Lehrplan).
Bei näherer Betrachtung fällt hier auf, dass der Lehrplan alle drei in dieser Arbeit
beschriebenen Grundpfeiler theaterpädagogischen Handelns abdeckt. Unter besonderer
Berücksichtigung des integrativen Charakters des Volksschulunterrichts kann und soll das
Darstellende Spiel als Unterrichtsmethode in verschiedenen Bereichen des Unterrichts zur
Geltung kommen (Vgl. Wolf, 2006, S. 774).
Der Lehrplan der NMS bzw. der AHS-Unterstufe räumt der Unverbindlichen Übung
„Darstellendes Spiel“ von der ersten bis zur vierten Klasse ein Wochenstundenausmaß von
2 – 8 Wochenstunden eingeräumt mit der Möglichkeit, in Block- oder Projektform auf
aktuelle Anlässe zu reagieren. Im Rahmen der didaktischen Grundsätze sollen die
Schüler/innen in die Entscheidungsfindungen bei Themenwahl, Organisationsformen, etc.
weitestgehend miteinbezogen werden. Der Lehrstoff (dessen inhaltliche Ausprägung in der
Schule stattzufinden hat) meint im Wortlaut:
„Die Darstellung ist ein kreativer Prozess, der alle Schülerinnen und Schüler zu erfassen
hat. Die Kooperation erstreckt sich dabei auch auf die Vorbereitungsarbeiten, wie etwa
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Beschaffung und Herstellung von Requisiten, Bühnenbildern, Plakaten oder Einladungen.“
(Lehrplan)
5.2
Drama Education
Drama Education (auch „Dramapädagogik“) versteht sich als Lernen durch und im Drama.
Hierbei soll mit dramatischen Texten kreativ umgegangen werden, sowohl produktiv wie
auch rezeptiv am Stück gearbeitet werden und auch an der Kunstform „Drama“ selbst
gearbeitet werden, also sollen die Regeln des Genres anhand schöpferischen Tuns sich
angeeignet werden (Vgl. Koch / Streisand, 2003, S. 81). Aufgrund ihrer Fokussierung auf
die Gestaltung und Ausgestaltung des Textes liegt der Einsatz der Dramapädagogik im
Erst- und Fremdsprachenunterricht nahe.
5.3
Drama in Education
Das Drama in Education ist eine soziale Unterrichtsform, welche vorrangig darauf abzielt,
sich die eigene soziale Rolle bewusst zu machen und diese zu reflektieren. Durch das Spiel
mit verschiedenen gesellschaftlichen Rollen, soll ein subjektiver Erkenntnisgewinn
evoziert werden. Dieser Zugang des „Rollenspiels“ – als ein bewusstes Spiel mit Rollen –
geht auf die Kommunikationstheorie Paul Watzlawicks zurück, der zufolge man nicht nicht
kommunizieren könne, was verbunden mit der interaktionistischen Rollentheorie auch
heißt, dass man nicht nicht in der Rolle sein kann. Das Drama in Education soll durch das
Einnehmen verschiedener Rollen damit zum bewussten Perspektivenwechsel anregen (Vgl.
Koch / Streisand, 2003, S. 81).
5.4
Theatre in Education
Das Theatre in Education versteht sich als kooperative Arbeit von Schule und Theater, im
Rahmen derer professionelles Theater an den Bildungsstätten angeboten wird. Oftmals
orientiert sich das Angebot am Lehrplan der jeweiligen Schulen. Die Ziele des Theatre in
Education ist das Ermöglichen ästhetischer Erfahrungen für die Schüler/innen sowie ein
Lerneffekt anhand des dargestellten Inhalts (Vgl. Koch / Streisand, 2003, S. 81).
5.5
Jeux Dramatique
Die Jeux dramatiques („dramatisches Spiel“), ein Ausdrucksspiel aus dem Erleben, legt
wert auf eine komplett subjektive Ausrichtung. Durch das Sammeln neuer Körper- und
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Sinneswahrnehmungen und deren expressive Äußerungen im Spiel sollen
Selbsterfahrungen gemacht werden. Vor allem Bewegung und Körpersprache sollen
inneres Erleben im Spiel nach außen kehren und somit das (eigene) Erleben des
Augenblicks verstärken. Im Rahmen des Ausdrucksspiels soll der/die Spielende die
Möglichkeiten der Rolle – und des geschützten Raums des Als-obs – für sich nutzen, und
so eigene Vorstellungen und Ängste ausleben. Hierbei soll allerdings nicht die Gefühlswelt
der Rolle übernommen werden – sondern die eigene verstärkt werden. Die Rollen bleiben
dabei frei wählbar und können auch abgelegt, verändert und getauscht werden (Vgl. Bidlo,
2006, S. 87 ff.). Bei der Arbeit mit Kindern empfiehlt es sich, dass sich die Kinder
überhaupt selbst spielen sollen und der theatrale Rahmen nur die Situation vorgibt (Vgl.
Bidlo, 2006, S. 92).
5.6
Szenisches Spiel
Im Szenischen Spiel nach Ingo Scheller stoßen zwei wesentliche Aspekte des
Schauspielens aufeinander. Einerseits die Auseinandersetzung des/der Spielenden mit sich
selbst, andererseits die Auseinandersetzung mit der fiktionalen Rolle, wodurch ein
Lernstoffzuwachs ermöglicht werden soll. Durch einen subjektiven – weil unmittelbar
wahrgenommenen – Zugang des szenischen Spiels zum Lernstoff soll dieser mit der
Erfahrungs-, Gefühls- und Erinnerungswelt der Spielenden verknüpft werden (Vgl. Bidlo,
2006, S. 94). Das Unbekannte des Lehrstoffs – wie auch immer medial aufbereitet – soll
zunächst mit der eigenen Lebenswelt verglichen werden, wodurch die Lernenden bereits
indirekt in Kontakt mit dem zu Lernenden treten, wodurch auch Selbsterfahrungsprozesse
gemacht werden sollen (Vgl. Bidlo, 2006, S. 96). Durch das „Eintauchen“ in eine dem
Lernenden fremde Welt wird diese mit allen Sinnen wahrnehmbar und damit „lebendig“
(Vgl. Bidlo, 2006, S. 102).
5.7
Resümee
Kapitel 5 demonstriert, dass theaterpädagogische Methoden im pädagogischen Kanon
durchaus bereits einen – wenn auch noch – kleinen Platz eingenommen haben. Bei näherer
Betrachtung stechen dem pädagogischen Blick die Umsetzungsmöglichkeiten einzelner
Methoden sofort ins Auge: Die bereits erwähnte Nähe von Sprachunterricht und Drama
Education, die Förderung personaler und sozialer Kompetenzen im Rahmen von
Darstellendem Spiel und Jeux Dramatiques, sowie das Verdeutlichen historischer Inhalte
und Kontexte im Szenischen Spiel. Im Weiteren gilt es nun noch zu überprüfen, ob
derartige Möglichkeiten lediglich im pädagogischen Methodenkanon oder vielleicht sogar
bereits in den Schulen angekommen sind.
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6
AUSWERTUNG DES FRAGEBOGENS
Im folgenden zweiten großen Block der vorliegenden Arbeit soll eine Auswertung der
mittels Fragebogen im Februar 2014 durchgeführten Untersuchung vorgenommen werden.
Die so ermittelten Erkenntnisse werden interpretiert und in Zusammenhang mit dem
theoretischen Überbau der Theaterpädagogik gebracht. So soll ein Einblick in die
schulische Realität theaterpädagogischer Konzeptionen ermöglicht werden.
6.1
Ablauf der Untersuchung
Der für die Durchführung der Untersuchung verwendete Fragebogen besteht aus insgesamt
13 Fragen, wobei die zu beantwortenden Fragen abhängig von der Tatsache, ob an der
befragten Schule eine Unverbindliche Übung „Darstellendes Spiel“ (oder ähnlich)
angeboten wird, sind. Wird eine Unverbindliche Übung angeboten, sind elf Items
auszufüllen, anderenfalls sind es deren sechs. Vier Fragen sind in beiden Fällen zu
beantworten. Es wird sich hier auch zeigen, dass die Auswertung eben dieser vier Fragen
interessante Erkenntnisse bringt.
Die Fragebögen wurden elektronisch an alle AHS in Niederösterreich verschickt mit der
Anweisung, im Falle eines Angebots der Unverbindlichen Übung die zuständige
Lehrperson mit dem Ausfüllen zu beauftragen, anderenfalls war der Fragebogen von der
Direktion auszufüllen.
Trotz der Anmerkung, es mit einer auf Vollständigkeit abzielenden Untersuchung zu tun
zu haben, war die Beteiligung daran leider relativ gering, da von 47 befragten Schulen
lediglich 12 den Fragebogen ausfüllten, was einem Prozentsatz von 25,53%, also rund
einem Viertel, entspricht. Aus diesem Grund wäre eine Folgeuntersuchung mit den
restlichen Schulen zu Vergleichszwecken von großem Interesse.
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6.2
Datenauswertung
 Frage 1: „Wird an Ihrer Schule eine Unverbindliche Übung „Darstellendes Spiel“
(o.ä.: Bühnenspiel, Schulspiel,…) angeboten?“ (n=12, alle Schulen)
In den 12 befragten Schulen ist eine 50/50-Aufteilung zu sehen, also haben jeweils 6
Schulen angegeben, dass in ihrer Schule eine unverbindliche Übung angeboten wird.
 Frage 2: „In welchem Ausmaß wird die UÜ angeboten?“ (n = 6, Schulen mit UÜ)
Frage 2 beinhaltet weiters auch die Information über die Anzahl der geführten Gruppen an
den jeweiligen Schulen, daraus wurde ein Durchschnittswochenausmaß der
Unverbindlichen Übung ermittelt. Hier zeigte sich, dass lediglich zwei der sechs Schulen
nur eine Gruppe, drei Schulen zwei Gruppen führen und eine Schule sogar drei Gruppen
führt.
Gesamtstundenausmaß
Gruppenanzahl
Stunden pro Gruppe
2
1
2
4
3
1,33*
1
1
1
4
2
2
2
2
1,5
3
2
1,5
Tabelle 1: Stundenausmaß und Gruppenanzahl
* Der Wert ergibt sich aus der geblockten, wöchentlich abwechselnden Abhaltung der
Unverbindlichen Übung.
Nach dem Zusammenrechnen der durchschnittlichen Stunden per Gruppe ergibt sich also
ein Gesamtausmaß von 8,83 Stunden was einem durchschnittlichen Wochenwert von rund
1,5 Stunden pro Gruppe ergibt. Dieser Wert klingt insofern relativ gering, als, wie sich
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zeigen wird, die Gruppen sowohl äußerst produktorientiert als auch auf den Erwerb
schauspielerischer Fähigkeiten abzielend arbeiten. Und wer jemals an einer
Theaterproduktion mitgearbeitet hat, wird sich hier fragen, wie das alles unter einen Hut zu
bekommen ist.
 Frage 3: „Wie viele Schüler/innen nehmen teil? Bitte auch die
Geschlechteraufteilung eintragen!“ (n=6, Schulen mit UÜ)
Teilnehmer/innen Gruppen
Teilnehmer/innen/Gruppe m
w
24
1
24
3
21
60
3
20
12
48
15
1
15
5
10
40
2
20
10
30
30
2
15
8
22
42
2
21
18
24
Tabelle 2: Anzahl der Teilnehmer/innen und Geschlechteraufteilung
Aus diesen Zahlen ergibt sich eine durchschnittliche Teilnehmer/innenanzahl von rund 19
(19,17) Schülerinnen und Schülern pro Gruppe, bestehend aus 5 Burschen und 14
Mädchen. Das heißt, dass fast dreimal so viele Mädchen wie Burschen sich für das
schulische Theaterspiel engagieren. Allerdings zeigt Tabelle 3, wie stark der Prozentsatz
an Burschen von Schule zu Schule variiert. Maximal- und Minimalwert sind dabei fett
unterlegt.
m%
w%
12,5
87,5
20
80
25
75
26,7
73,3
33,3
66,7
42,9
57,1
Tabelle 3: Geschlechteraufteilung in Prozenten
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Dies entspricht auch den Erfahrungswerten des Autors, dass das Theaterspielen für Kinder
und Jugendliche tendenziell eher etwas „für Mädchen sei“ sei. Diese Tendenz könnte
daher rühren, dass Emotionen, also die Gefühlswelt des Menschen, gleichsam die
Werkzeugkiste des Schauspielers / der Schauspielerin ist, und überschwängliche Gefühle
etwas sind, das heute immer noch eher der „weiblichen Welt“ zugeordnet ist (Vgl
Schilling/Tigges, 2000, S. ???).
Interessant wären hier Vergleichswerte aus Hauptschulen/Neuen Mittelschulen, da hier das
sogenannte „Bildungsbürgertum“ nicht so stark vertreten ist wie an Allgemeinbildenden
Höheren Schulen und dementsprechend mit einem noch höheren weiblichen Anteil
gerechnet werden könnte.
 Frage 4: „Wird in der UÜ auf die Aufführung eines Stückes hingearbeitet? Wenn ja,
hat diese Öffentlichkeitscharakter oder wird sie im kleinen Rahmen (z.B. für
Familien) abgehalten?“ (Mehrfachnennungen möglich, n = 6, Schulen mit UÜ)
Diese Frage – und hier kommt die oben erwähnte Produktorientierung
theaterpädagogischen Handelns – wurde von allen beteilligten Schulen, welche eine
Unverbindliche Übung anbieten, mit „Ja“ beantwortet, auch die Frage nach dem Rahmen
der Aufführung zeigt eine sehr regelmäßige Verteilung. Vier der sechs Schulen gaben an,
Aufführungen mit Öffentlichkeitscharakter zu veranstalten, wobei zwei davon nur
öffentlich auftreten. Zwei Schulen wiederum treten sowohl öffentlich, als auch im kleinen
Rahmen (also für Freunde, Familie,…) auf, zwei meinten, nur im kleinen Rahmen
aufzutreten.
Einfachnennung
„öffentlich“
Einfachnennung
„kleiner Rahmen“
Doppelnennung
2
2
2
Tabelle 4: Aufführungsrahmen
Im freien Antwortfeld (das auszufüllen fakultativ war), welches Raum für Informationen
über Anzahl, Ort und Besucheranzahl der Aufführungen bot, wurden sowohl (wenig
überraschend) Aufführungsorte innerhalb des Schulgebäudes (Festsaal, Turnsaal), als auch
an anderen Orten (Stadtsaal, Straße, Kulturhaus, o.ä.) angegeben. Die Anzahl der
Aufführungen schwankt zwischen einer und drei.
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 Frage 5: 5.) Welche weiteren Aktivitäten werden in der UÜ ausgeführt?
(Mehrfachnennungen möglich) (n=6, Schulen mit UÜ).
Abbildung 1: Aktivitäten in der UÜ
Wie Abbildung 1 zeigt, werden alle Aktivitäten mindestens dreimal genannt, was umso
verwunderlicher ist, wenn man bedenkt, dass die Antwort nur dann gewählt werden sollte,
wenn man gezielt Übungen in diese Richtung macht. In den Schulen wird also eine Vielfalt
an Übungen angeboten, welche neben der Einstudierung eines Theaterstücks (was ja von
allen Schulen angegeben wurde) noch gemacht werden. Ebenfalls ist der Abbildung zu
entnehmen, dass die Hälfte der befragten Schulen ein Musical einstudiert und die andere
Hälfte mit Prosa arbeitet. Als weitere in der Unverbindlichen Übung angebotene
Aktivitäten werden im freien Antwortfeld angegeben:
- Gestalten von Kulissen,
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- Selbständige Erarbeitung kurzer Texte,
- Rahmenprogramm für andere Schulveranstaltungen (wobei diese Nennung eher
Frage 4 zuzuordnen ist).
 Frage 6: Welche Qualifikationen oder theaterpädagogische Ausbildung haben Sie?
(Mehrfachnennungen möglich) (n=6, Schulen mit UÜ)
Frage 6 setzt sich mit dem Ausbildungsstand der zuständigen Lehrperson auseinander.
Hierbei zeigt sich (wie Abbildung 2 zeigt), ein relativ deutliches Bild:
Abbildung 2: Ausbildung und Qualifikationen
Die für die Unverbindlichen Übungen zuständigen Lehrpersonen entstammen also nicht
dem akademisch-theoretischen Zugang theaterpädagogischen Wirkens, sondern sind in
erster Linie „gewöhnliche“ Lehrpersonen, welche sich zusätzlich theaterpädagogisch
engagieren (diese Ausführung soll in keinster Weise wertend verstanden werden).
Interessanterweise ist es offensichtlich eher der private Hintergrund (Private Fortbildung,
Mitwirken in Theatergruppen), der den Grundstein für das Durchführen der
Unverbindlichen Übung legt, da diese zwei Antwortmöglichkeiten am öftesten genannt
wurden, sogar jedes Mal zusammen. Eine Lehrperson gab im freien Antwortfeld an,
Dozent einer (aus Datenschutzgründen nicht näher genannten) Schauspielakademie zu
sein.
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 Frage 7: Würden oder werden Sie Fortbildungen zur Theaterpädagogik im Rahmen
der Lehrerfortbildung nutzen? (n=6, Schulen mit UÜ)
Diese Frage, die sich ebenfalls auf die Ausbildung der Lehrer bezieht, wurde tendenziell
deutlich dahingehend beantwortet, dass die Lehrpersonen weitere Ausbildungen nutzen
würden, wie Abbildung 3 zu entnehmen ist.
Abbildung 3: Bereitschaft zur Fortbildung
 Frage 8: Seit wann wird an Ihrer Schule die Unverbindliche Übung angeboten? (n=6,
Schulen mit UÜ)
Hier zeigt sich, dass die meisten Schulen, die die Unverbindliche Übung anbieten, eine
mehr oder weniger lange Tradition im Bereich des Darstellenden Spiels haben. So haben
gleich vier der sechs Schulen angegeben, die Unverbindliche Übung seit mehr als 10
Jahren anzubieten. Seit diesem bzw. letztem Jahr wurde von keiner Schule als Antwort
genannt.
seit diesem
letztem Jahr
0
bzw. seit 2 bis 5 Jahren
1
Tabelle 5: Dauer des Angebots
seit 6 bis 10 Jahren
Seit mehr als 10
Jahren
1
4
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 Frage 9: Nimmt Ihre Schule an sonstigen theaterbezogenen Aktivitäten teil?
(Mehrfachnennungen möglich, n = 12, alle Schulen)
Diese Frage ist die erste, die sich (abgesehen von der einleitenden Frage 1) an alle Schulen,
also auch jene, in denen keine Unverbindliche Übung angeboten wird, richtet. Bei
genauerer Betrachtung der Daten zeichnet sich ein interessantes Bild des Zugangs zum
Theater in der Schule ab. Abbildung 4 zeigt zunächst die Gesamtübersicht über die
Nennungen für weitere theaterbezogene Aktivitäten.
Abbildung 4: Theaterbezogene Aktivitäten Gesamtübersicht
Wie man hier sieht, sind alle Möglichkeiten mindestens 9 Mal angegeben, man also von
einer grundlegend positiven Einstellung zu theaterbezogenen Aktivitäten sprechen kann.
Interessant wird es dann, wenn man sich die Aufteilung der Anzahl der Nennungen
ansieht, und mit dem Angebot der Unverbindlichen Übung vergleicht:
Eine/keine Nennung
Zwei Nennungen
Drei Nennungen
Vier Nennungen
0
4
2
6
Tabelle 6: Anzahl der Nennungen
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Schulen mit UÜ
Schulen ohne UÜ
Abweichung
%
Theaterabonnement
83,3 %
66,7 %
16,6
Exkursionen
83,3 %
83,3 %
0
Externe Künstler in der 100 %
Schule
50 %
50
Veranstaltungen mit
Aufführungscharakter
66,7%
33,3
100 %
in
Alle vier Schulen, die lediglich zwei Nennungen gaben, bieten auch keine Unverbindliche
Übung an, umgekehrt machen dies vier der sechs Schulen, welche angaben, an allen
genannten Aktivitäten teilzunehmen. Eine ähnliche Erkenntnis bietet sich, wenn man die
Daten aus Abbildung 4 nach dem Angebot der Unverbindlichen Übung staffelt.
Tabelle 7: Theaterbezogenen Aktivitäten in Prozent
Hier ist schön zu erkennen, dass Schulen, die eine Unverbindliche Übung anbieten,
grundsätzlich häufiger oder genau so oft (im Fall „Exkursionen“) angeben, eine bestimmte
theaterbezogene Aktivität durchzuführen. Dies lässt den Schluss zu, dass in Schulen mit
„Darstellendem Spiel“ eine eher theateraffine Einstellung vorherrscht. Hier würde es im
Weiteren zu untersuchen gelten, ob das Darstellende Spiel für diese Einstellung Ausdruck
oder Ursache ist.
Im freien Antwortfeld, wurde auf „Theaterfahrten [in eine Landeshauptstadt]“, ein
„englisches Theaterprojekt“ in Kooperation mit dem Vienna English Theatre (1-wöchig)
und auf die Teilnahme von Wettbewerben (Schiller-Gespräche) und Jugendtheatertreffen
aufmerksam gemacht.
 Frage 10: Wird an Ihrer Schule die Methode Theater als Unterrichtsmethode
eingesetzt? Wenn ja, in welchen Gegenständen? (n=12, alle Schulen)
Bei dieser Frage lässt sich erneut eine ausgeglichene Aufteilung erkennen, da sechs
Schulen (also 50%) angeben, die Methode Theater als Unterrichtsmethode einzusetzen.
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Jeweils eine Schule der beiden „Lager“ meinte, die Methode anzuwenden, bzw. nicht
anzuwenden (siehe Tabelle 8).
Einsatz der Methode Theater
Kein Einsatz der Methode Theater
6
6
Schulen mit UÜ
Schulen ohne UÜ
5
1
Schulen mit UÜ
1
Schulen ohne UÜ
5
Tabelle 8: Einsatz der Methode Theater
Bei den Angaben betreffend die Form der Methode wird (wie in Kapitel 5 erwähnt) der
Sprachunterricht (Deutsch – 6 Nennungen; Englisch – 3, Französisch – 2, Latein - 1) am
häufigsten genannt. Weitere Antworten waren „Geschichte und politische Bildung“ (2)
sowie Religion katholisch (1).
Abbildung 5: Anwendung der Methode Theater
Die vorhin erwähnte Theateraffinität zeigt sich also auch bei der Gestaltung des
Unterrichts, was aber (wie auch in einem Fragebogen angemerkt) natürlich von der
unterrichtenden Lehrperson abhängt. Es darf hier also nicht angenommen werden, dass die
Methode Theater zu jeder Zeit in jeder Situation Anwendung findet.
 Frage 11: Wird an Ihrer Schule die Methode Theater in anderer Unterrichtsform
(z.B. als schulautonomer Gegenstand) angeboten? Wenn ja, in welcher Form?
(n = 12, alle Schulen)
Die Auswertung von Frage 11 spricht (trotz der geringen Teilnehmer an der Untersuchung)
eine relativ deutliche Sprache, da 11 von 12 Schulen angaben, keine andere
Unterrichtsform der Methode Theater anzuwenden. Leider gab es zu der einen positiven
Nennung keine weiteren Angaben.
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Einsatz der Methode Theater in
anderer Form
Kein Einsatz der Methode Theater in
anderer Form
1
11
Schulen mit UÜ
Schulen ohne UÜ
1
0
Schulen mit UÜ
5
Schulen ohne UÜ
6
Tabelle 9: Einsatz der Methode Theater in anderer Form
 Frage 12: Warum wird die UÜ nicht angeboten? (Mehrfachnennungen möglich)
(n=6, Schulen ohne UÜ)
Bei der Frage, nach dem Grund für das Nicht-Angebot einer Unverbindlichen Übung,
werden „Zu geringes Stundenkontingent“ und „Zu geringes Schüler/inneninteresse“ mit
Abstand am Häufigsten genannt (4). Die fehlende Ausbildung des Lehrkörpers wird einmal
genannt.
Abbildung 6: Gründe für das Nicht-Angebot der UÜ
Interessanterweise gab es gleich drei Doppelnennungen des Paares der meist Genannten.
Dies ließe sich einerseits so interpretieren, dass das Schüler/inneninteresse von Vornherein
zu gering ist und deswegen das ohnehin knappe Stundenkontingent für andere, den
Interessen der Schüler/innen entsprechende Unverbindliche Übungen verwendet wird.
Oder aber auch, dass, da die Unverbindliche Übung meist schon länger nicht mehr (wegen
des zu geringen Stundenkontingents) angeboten wird (wie Frage 13 zeigen wird), sich die
Nachfrage der Schüler/innen dem Angebot anpasst und dementsprechend wahrgenommen
wird.
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 Frage 13: Wurde in Ihrer Schule die UÜ angeboten? Wenn ja, seit wann wird sie
nicht mehr angeboten? (n = 6, Schulen ohne UÜ)
Gleich fünf von sechs Schulen gaben an, eine Unverbindliche Übung „Darstellendes
Spiel“ früher einmal angeboten zu haben, was heißt, dass lediglich eine Schule keine
Vergangenheit mit dem Darstellenden Spiel hat. Bei der Frage, seit wann dieses nicht mehr
angeboten wird, ist die Verteilung relativ gleichmäßig.
Seit diesem bzw.
letztem Jahr
1
Seit 2 - 5 Jahren
Seit 6 - 10 Jahren
1
2
Seit mehr als 10
Jahren
1
Tabelle 10: Dauer des Nicht-Angebots
Werden die beiden letzten Antwortmöglichkeiten, welche mehr oder weniger unmittelbar
von den 2003 durchgeführten Stundenkürzungen betroffen waren, zusammengezählt,
findet sich hier mehr als die Hälfte der Schulen. Ein Zusammenhang von
Stundenkürzungen und dem Angebot des Darstellenden Spiels könnte vermutet werden,
kann aber bei der geringen Datenmenge nicht sicher bestätigt werden.
6.3
Resümee
Die Auswertung der gesammelten Daten ergab, dass die Unverbindliche Übung in jeder
zweiten (teilnehmenden) Allgemeinbildenden Höheren Schule in Niederösterreich
angeboten wird. Jede dieser Gruppen arbeitet auf mindestens eine Aufführung hin, welche
sowohl öffentlich als auch im kleinen Rahmen stattfinden. Zusätzlich dazu werden
verschiedene Übungen (z.B: Stimmbildung, Soziales Lernen,…) durchgeführt. Die
Gruppen selbst setzen sich im Schnitt zu rund drei Viertel Mädchen und einem Viertel
Burschen zusammen, wobei der Wert von Schule zu Schule stark variiert. Im Schnitt
werden pro Schule rund zwei Gruppen geführt. Die Tatsache, ob eine Unverbindliche
Übung angeboten wird, korreliert auch damit, in welchem Ausmaß andere theaterbezogene
Aktivitäten bzw. Lernmethoden angeboten oder durchgeführt werden. Die Qualifikationen
der Lehrpersonen entstammen eher dem persönlich motivierten Bereich als der
beruflichen Ausbildung. Alle befragten Schulen (bis auf eine) gaben an, die
Unverbindliche Übung einmal angeboten zu haben, dies ist allerdings bei mehr als der
Hälfte (drei von fünf) schon mehr als 6 Jahre her. Die Unverbindliche Übung wird meist
aus Gründen des mangelnden Stundenkontingents und zu geringen Schüler/inneninteresses
nicht mehr angeboten.
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7
ZUSAMMENFASSUNG
Diese Arbeit befasste sich mit theoretischen wie auch praktischen Aspekten
theaterpädagogischen Wirkens. Die Theaterpädagogik an sich ist eine noch junge
Wissenschaft, welche sich als solche erst in den letzten Jahrzehnten etabliert hat. Dabei hat
sich gezeigt, dass die Implementierung spielpädagogischer Zugänge einen pädagogischen
und didaktischen Mehrwert ermöglicht. Dieser Mehrwert entsteht aus dem bewussten und
reflektierten Umgang mit dem Medium Theater, welcher erst erlernt werden muss. Die
möglichen Lerninhalte können hierbei (unter anderem) ästhetischer, sozialer wie
schauspieltechnischer Natur sein. Literaturanalytisch wurde erfasst, dass Spiel und
Theaterspiel sowohl Gemeinsamkeiten (z.B. Rollenspiel, Spiel-Raum), wie auch
Unterschiede (Motivationsaspekt, Zweck des Spiels) aufweisen.
[Im letzten Kapitel sollten Sie eine Antwort (= Ergebnis, Erkenntnis) auf Ihre im
Problemaufriss gestellte(n) Forschungsfrage(n) geben. Das Problem sollte hier gelöst sein,
die Antwort(en) von Ihnen gegeben werden.]
Hinweise zu den einzelnen Bausteinen der Bachelorarbeit stehen in:
SAMAC, Klaus, PRENNER, Monika, SCHWETZ, Herbert (2008): Die Bachelorarbeit an der
Pädagogischen Hochschule. Ein Lehr- und Lernbuch zur Gestaltung wissenschaftlicher
Arbeiten in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Wien: Facultas
[Hier präsentieren Sie eine Zusammenschau ihrer Bachelorarbeit. Die Lösung bzw.
Antwort(en) auf Ihre im Problemaufriss gestellten Forschungsfrage(n) wird den Leserinnen
und Lesern in knappen Sätzen dargestellt. Schreiben Sie nicht, was sie in den
verschiedenen Kapiteln gemacht haben, sondern was in den einzelnen Kapiteln als
(Zwischen-) Ergebnisse rausgekommen ist, was Ihre (Zwischen-) Erkenntnisse sind und
was die zentrale Erkenntnis (= Antwort auf Ihre Forschungsfrage) Ihrer Bachelorarbeit ist.
Ferner empfehle ich eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Punkte Ihrer Arbeit.
Persönliche Bemerkungen in Form von begründeten Bewertungen haben hier ebenfalls
Platz. Mit dem Lesen Ihres Problemaufrisses und Ihrer Zusammenfassung muss Ihr
behandeltes Problem samt Lösung klar erkennbar sein.]
Weitere Bemerkungen zur zusammenfassenden Darstellung finden Sie in:
Error! Use the Home tab to apply Überschrift 1 to the text that you want to appear here.68
SAMAC, Klaus, PRENNER, Monika, SCHWETZ, Herbert (2008): Die Bachelorarbeit an der
Pädagogischen Hochschule. Ein Lehr- und Lernbuch zur Gestaltung wissenschaftlicher
Arbeiten in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Wien: Facultas
[Der quantitative Umfang einer Bachelorarbeit (Text ohne Anhang) liegt bei 150.000
Zeichen. Das entspricht etwa 80 Zeichen pro Zeile, 30 Zeilen pro Seite und 60 Seiten. Als
Mindestumfang gelten 120.000 Zeichen (ca. 50 Seiten), als Maximalumfang 200.000
Zeichen (ca. 80 Seiten). Sowohl eine Unterschreitung als auch eine Überschreitung dieser
Angaben vermindern die Qualität Ihrer Bachelorarbeit. Ein Unterschreiten des
Mindestumfangs lässt u.U. den Schluss ungenügender Literaturrecherche etc. zu. Ein
Überschreiten kann als Unfähigkeit zur Konzentration auf das Wesentliche gedeutet
werden.
Die Anzahl der Zeichen und weitere Dateistatistiken können Sie sich anzeigen lassen mit:
Datei/Eigenschaften, Registerblatt Statistik]
Error! Use the Home tab to apply Überschrift 1 to the text that you want to appear here.69
Error! Use the Home tab to apply Überschrift 1 to the text that you want to appear here.70
8
LITERATURVERZEICHNIS
[Im Literaturverzeichnis wird lückenlos jene Literatur angegeben, die Sie tatsächlich zur
Erstellung Ihrer Bachelorarbeit verwendet haben. Jede Quellenangabe im Text muss im
Literaturverzeichnis aufgeführt sein. Literatur, die sie nicht zitiert haben (direkt oder
indirekt) hat im Literaturverzeichnis nichts verloren. Das Literaturverzeichnis ist
ausschließlich alphabetisch (und dann chronologisch) zu ordnen. Wenn von gleichen
Autoren Literaturen aus demselben Jahr vorliegen, werden der Jahresangabe
Kleinbuchstaben angehängt: 2005a, 2005b, 2005c.]
Eine Einführung zur Literaturrecherche in elektronischen Bibliothekskatalogen sowie eine
genaue Anleitung zur Literaturangabe, sowohl in Papierform als auch in elektronischer
Form, finden Sie in:
SAMAC, Klaus, PRENNER, Monika, SCHWETZ, Herbert (2008): Die Bachelorarbeit an der
Pädagogischen Hochschule. Ein Lehr- und Lernbuch zur Gestaltung wissenschaftlicher
Arbeiten in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Wien: Facultas
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9
ANHANG
[In den Anhang gehören all jene Darstellungen, die für ein direktes Verständnis der in der
Bachelorarbeit behandelten Problematik nicht notwendig sind, sondern nur ergänzenden
Charakter haben. Beispielsweise können dies sein:

sonstige Quellen (z.B. Internetseiten. Jene Websites, aus denen Zitate (direkte,
indirekte) entnommen wurden, müssen als Ausdruck im Anhang enthalten sein.)

ergänzende Materialien

transkribierte Interviews

Fragebögen (unausgefüllte Muster)

Tests (unausgefüllte Muster)

eventuell Rohdaten (bei Fragebogenerhebungen oder bei Tests – Excel-Tabelle)

Protokolle

Tabellenblätter

Bildmaterial

Unterrichtsplanungen

Stundenbilder

etc.]
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9.1
Geschlechtergerechtes Formulieren
Error! Use the Home tab to apply Überschrift 1 to the text that you want to appear here.73
Error! Use the Home tab to apply Überschrift 1 to the text that you want to appear here.74
9.2
Das Lehrbuch zur Bachelorarbeit
[Textkörper]
SAMAC, Klaus, PRENNER, Monika, SCHWETZ, Herbert (2008): Die Bachelorarbeit an der
Pädagogischen Hochschule. Ein Lehr- und Lernbuch zur Gestaltung wissenschaftlicher
Arbeiten in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Wien: Facultas
Error! Use the Home tab to apply Überschrift 1 to the text that you want to appear here.75
9.3
Anhang 4
Error! Use the Home tab to apply Überschrift 1 to the text that you want to appear here.76
9.4
Anhang 4
Eigenhändig unterfertigte Erklärung
„Ich erkläre, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit selbst verfasst habe und dass ich dazu
keine anderen als die angeführten Behelfe verwendet habe. Außerdem habe ich die
Reinschrift der Bachelorarbeit einer Korrektur unterzogen und ein Belegexemplar
verwahrt.“
[Unterschrift]
Lebenslauf
Name:
Vorname Familienname
Geburtstag und -ort:
Staatsbürgerschaft:
Schulbildung:
Jahr - Jahr
Schule Ort
Jahr - Jahr
Schule Ort
Jahr - Jahr
Schule Ort
Jahr - dato
Pädagogische Hochschule
Zusatzqualifikationen:
Jahr - Jahr
Berufliche Tätigkeit:
Jahr - Jahr
Berufliche Tätigkeit
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