Gliederung für mediengerechtes Schreiben II Argumentation und Überzeugungskraft Erster Teil: Einleitung I. Die Größe eures Berufes A. Man kann alles zur Sprache, zur Darstellung eines Mediums bringen 1. Ideen, Gedanken werden die Form, die Anschauung der Wirklichkeit gegeben 2. Realität, Welt, Leben werden eine Bedeutung, ein Sinn, ein Inhalt verliehen B. Das Werk des Mediendesigners 1. Der Mediendesigner verändert die „cognitive“ Wirklichkeit, in der die Menschen leben und handeln (ihre Lebenswelt) 2. Der Mediendesigner verändert die Auffassung von der Wirklichkeit, welche die Menschen haben (ihre Weltanschauung) a. nicht nur Meinung sondern Einstellung (aufbauen, festigen, ändern z. B. erweitern) b. Ihre Empfindung, Erwartung, Anspruch 3. Der Mediendesigner regt die Menschenherzen zur Produktivität an, wodurch etwas Neues zur Lebenswelt kommt (ihre Handlung) C. Die Tradition eures Berufes (Rhetorik und Dialektik) 1. Das Medium ist schließlich immer eine Person. 2. Die politische Macht der Sprache 3. Die Rhetorische Theorie als Jahrtausend altes Wissen von kommunikationswirksamen Formen der „Da!“-rstellung 4. Das Was (Ding und Überding; Natürlich – Übernatürlich, Materiell-stofflich – Geistig, Form, Gedanke; Sinnlich – Übersinnlich; Konkret – Abstrakt – s. Tafel der Gegensätze) und das Wie (Die Darstellungsweise eines bestimmten Inhalts, der Stil – s. Res – Verbum Tafel.) II. Die Kunst Menschenherzen zu berühren und zu bewegen A. Erfreuen (Die Nähe des Mediums) 1. Das Gefühl, die Stimmung der Bereitschaft anregen, das Medium anzunehmen 2. Mit dem Medium das Publikum gefallen und unterhalten 3. Sammeln B. Belehren (Die Nähe der Sache zum Denken) 1. Neue Erkenntnisse zu vermitteln 2. Die Begegnung mit der Realität, Fakten, Information (Wissen) 3. Die Sache vor Augen der Urteilskraft führen 4. Einwirken auf ihre Meinungen,Vorstellungen 5. Mitwisserschaft C. Bewegen (Die Nähe der Sache zur Empfindung) 1. Die Emotionen des Publikums 2. Den Willen zur Handlung führen 3. Gegenwart schaffen III. Die Überzeugungskraft A. was ist die Überzeugungskraft? 1. – das schön für sich einnehmende Wesen der Wahrheit a. Mit der Zustimmung des Vernunftwesens (Überzeugung) – das Vernunftwesen ist eins mit ihrer Sache b. Ohne die Zustimmung des Geistes durch List (Überredung) – Durch den Eros, die Anmut, den Liebreiz, wird der Geist bezaubert, hingerissen. c. Gegen die Zustimmung des Denkens (Gewalt) – Durch Zwang den Geist übergehen 2. Persuadere (Süßmachen) a. Attraktivität (es soll werden) b. Geschmack und Unterscheidung c. Geschmack und Wissen 3. Design und Überzeugungskraft a. Die Schönheit einer Sache ist die Form, Gestalt b. Dem Vernunftwesen einen Aufenthalt in der Sache gewahren c. Die Sache in Form des Vernunftwesens fassen d. Ansprechend für die Vernunft und attraktiv für die Neigung B. Die drei Richtungen der Überzeugungskraft 1. Der Ethos a. die Nähe des Mediums zum Publikum (Charisma) b. die Glaubwürdigkeit und Vertrauen c. Die Zustimmung, die durch die Angemessenheit des Mediums vorausgesetzt werden muß (Prämissen) 2. Der Pathos a. Die Nähe der Sache zur Empfindung des Publikums b. Die Anwesenheit und die Aufmerksamkeit c. Dabeisein mit Herz und Geist 2 3. Der Logos a. Die Nähe der Sache zur Vernunft des Publikums b. Die Folgerichtigkeit und die Schlußfolgerung c. Das Einsicht und Erkennen Zweiter Teil: Die Lehre von der Überzeugungskraft I. Ethos (Die Glaubwürdigkeit des Mediums und das Vertrauen des Publikums) A. Das Prinzip der Angemessenheit des Mediums (Aptum) 1. KairosDie Überzeugungsarbeit geht von den Gegebenheiten d.h. Textexterne Anforderungen aus – sich führen zu lassen von den Vorgaben des „Stoffes“) 2. Die Grundlage der Überzeugungskraft ist die Übereinstimmung, welche vorausgesetzt werden muß. 3. Der Rhythmus des Überzeugungswegs: das unmittelbar angenommene Gemeinsame am Anfang (erste Stufe) - die Konfrontation und die Veränderung des Publikums in der Mitte (zweite Stufe) - das Gemeinsame am Ende (dritte Stufe) B. Die Vorgabe des Publikums (Die Angemessenheit der Darstellung zur Bestimmtheit des Publikums) 1. Der Auftraggeber/Redakteur (Großes bekanntes Unternehmen oder der Gegenteil) 2. Das Publikum a. Das allgemeine Publikum b. Sich selbst als Publikum 3. Das bestimmte Publikum mit bestimmten Eigenschaften (Zielgruppe) a. Sozio-demographische Merkmalsbeschreibung des Publikums Wirtschaftlich psychologisch geographisch b. Motivation/Bedürfnis des Publikums (Abweichung zwischen dem Sein und dem Sollen) Erhaltungstreibe (Sexual- Nahrungs- Brutpflege-, Agressions-, Fluchttrieb Gesellschaftstriebe Genußtriebe Kulturtriebe Die Erfüllung welche Trieb wurde am längsten vorenthalten? (Soziale Anerkennung, Sicherheit und Geborgenheit, Liebe, Selbstachtung, Unabhängigkeit) 4. Die Denkart und Gesinnung des Publikums (Einstellungen, Stereotypen, Vorurteil, Klischee), welche es hält: Von Menschen (Image von Menschen Gruppen, Gesellschaft, Organisationsgefüge, Firma, Organisation, z.B.: Junge Leute gegenüber Alter) 3 Von Gegenständen (in der Natur) und Erzeugnisse (in der Kultur, etwa in der Wirtschaft und der Technik), Marken-Image Von großen Ideen (in der Kulturgeschichte – Freiheit, Herrlichkeit, Vollkommenheit) C. Die Vorgabe des Mediums (Die Angemessenheit der Darstellung zur Bestimmtheit des Mediums) 1. Der Stoff und das Element des Sprachmediums a. Textträger (Radio, Fernseher, Fachzeitschrift, Tageszeitung, StadtVeranstaltungszeitung, Illustrierte, Vereinszeitschrift, Internet, Litfaßsäule) b. Textmittel (Anzeige, Prospekt, Plakat, Broschüre, Brief, Faltprospekte, Beilage, Katalogtext, Flugblättern, Anhängeschildchen, Reportage, Buch) c. Textsorte (Brief, Bericht, Protokoll, Fachaufsatz, Rundschreiben) Die wirklichkeitsgetreue Abbildung Beschreibung/Bericht (Naturtreue „Da!“-rstellung) das Bemerkenswerte, das Aufsehenerregende wann, wo, wie,, was Angaben von Ort Zeit, Menge ohne persönliche Stimmungen, Gefühlen, Wertungen, ästhetische Urteile Erlebnis-getönte Nachahmung Schilderung, Begegnung zwischen Menschen und Welt (die Natur-nahe Darstellung) sinnlich-anschaulich, persönliche Eindrücke, Stimmungen, Wertungen Beeinflussung des Lesers in seinem Miterleben und Nachfühlen Die wesentliche Zügen einer Sache (und subjektive Deutung) angeben Erörterung dialektisch, argumentierend, lebhaft Aufsätze, Auseinandersetzung mit einem Problem Für und Wider; Leser wird zu einem Ziel geführt Einstellungen aber auch Handlungen ändern Fiktion-Erzählung (s. Mediengerechtes Schreiben I) d. Textsysteme Schule/Universität/Forschung/Übung Verwaltung . Publizistik Journalismus (die Gestaltung aktueller Aussagen, Themenselektion, Rescherche) Öffentlichkeitsarbeit/PR, Werbung Selbstzweck (Dichtung) 2. Die natürliche Person des Mediums a. Wer bin ich (Identität der Person und ihr Selbstwissen) Stärken und Schwächen (Grenzen) Das innere Bild und das äußere Bild, welches ich von mir habe Das, was ich schätze (Werte) Einsicht in die Bestimmung des Menschen b. Was ist mein allgemeine Ziel (Professionelle Identität) c. Was ist das Ziel meiner vorliegenden Überzeugungsarbeit? Was will ich mitteilen oder was ist die Kernaussage (Botschaft)? 4 Welche Reaktion möchte ich auf meine Botschaft? (Aufmerksamkeit erregen, unterhalten, Kundenvorteile kommunizieren, Spannung erzeugen, Image transportieren, ein bestimmtes Lebensgefühl erzeugen, Denkanstöße geben, neugierig machen auf den Fließtext, informieren) 3. Das Können der Person des Mediums a. Die Fähigkeit, das was die Wortmedien, Bildmedien und Klangmedien zur Verfügung stellen, zu beurteilen und zu unterscheiden hinsichtlich deren Brauchbarkeit gemessen an die Vorgaben (Beherrschung der Medientechnik) b. Die Einsicht in die Bestimmung des Menschen, wie sie in der Kulturgeschichte und der Kulturgegenwart entfaltet hat (Bildung). c. Die Fähigkeit, Gedanken, Gefühle, kurz, das Unsichtbare, das Übersinnliche, durch das, was Wort, Bild und Klang zur Anschauung zu bringen und also eine Gestaltung zu erfinden, die jene „abwesenden“ Gedanken „anwesend“ sein lassen (Einbildungskraft). d. Die Fähigkeit das Gleichsein im Anderssein, das Thema und die Variation, zu erblicken (Scharfsinn) Gleichgesetzte entgegensetzen heißt sie unterscheiden Entgegengesetzte gleichsetzen oder vergleichen nennt man beziehen. 4. Die Tugenden der Person des Medium a. Mediendesigner wissen, wovon sie reden (Einsichtig) b. Der Gedanke des Mediendesigners und die Darstellung stimmen überein (Ehrlich). c. Mediendesigner wollen das Beste für das Publikum und stellen nicht die eigene Interessen in den Vordergrund (Uneigennützig). d. Jedoch stellen die Mediendesigner nicht ihre Waffen zu Diensten einer Sache, mit der sie nicht übereinstimmen. (Wahrhaftig) 5. Die „corporate„ Person des Mediums (CI) a. Unternehmenskultur und deren Wirklichkeit (Erscheinungsbild der Idee in Wort und Tat – also nicht nur im Layout der Seiten und Briefkopf, sondern auch im Verhalten der Angestellten) b. Unternehmensphilosophie (das Leitbild und die Idee, auf der die Erscheinungen, Anschauungen, Handlungen beruhen) c. Das Image (Die Sicht des Publikums, was sie sehen, wenn sie von der Person des Mediums und dessen Sache hören). d. USP (Wie unterscheidet der Nutzwert dieses Produkts von dem der Konkurrenz) D. Die drei Stilarten eines Mediums 1. Die schlichte Stilart (Logos) – a. Schärfe und Treffsicherheit des Ausdrucks b. Variation in den Wendungen nur um Langeweile abzuwehren c. Verwendung in der Erzählungen, Beweise, allgemeine Belehrungen, dem tagtäglichen Sprachgebrauch d. Emotionen werden nicht im Vordergrund gestellt. e. Unscheinbarer Stil, die Kunst bleibt verborgen. f. tagtägliche, gebräuchliche Dinge, mit Sinneswahrnehmung durchtränkt. g. Intellektuelle Fähigkeiten des Publikums ansprechend. h. Urteilskraft und Vernunft werden angesprochen. i. Sachlich, gehen auf die Sache. j. An Fakten halten, direkt zum Ausdruck bringen 5 k. Vernunftschlüsse klar und deutlich vor Augen führen. l. Gefahr der Langeweile. 2. Die mittlere Stilart (Ethos) – a. Unterhaltung und Gewinnung des der Zuhörer b. mehr Metaphern und Redefiguren c. Gefühle werden in den Zuhörern erregt jedoch nicht voll ausgespielt, d. Gefühle werden angedeutet, doch denken muss man doch und nicht nur fortgerissen. e. Milder Affekte: Erfreuen, Unterhaltung f. Der Wille und die Gefühle werden angesprochen. g. Erregung der sanften, mittleren Affektstufen. h. Gezügelte, gleichmäßige (Sittliche Gefühle des Wohnens, zarte Gefühle), Wohlwollen, Menschliche, Lauterkeit, Güte, Liebenswürdigkeit. i. Vergnügen oder Wohlwollen erregt der Redner vorzüglich durch die Vorstellung seine eigenen Charakters. Dessen Redlichkeit und Festigkeit gilt es zu erweisen. Der Redner strebt das Ideal der Bildung und die moralische Überzeugung. j. Natürlich, Extreme meidet, anmutig, schöne Ausdruck, entspannende Wirkung (Verstandesentspannung) Sympathie. 3. Die erhabene Stilart (Pathos) – a. Die großartige, pathetisch-erhabenen Stilart b. soll starke Affekterregung hervorrufen – ein Strom, der Felsen mitreißt und sich seine Ufer selber schafft. c. Glanzvoll und prächtige Kunstmittel werden eingesetzt. d. Emotionale Bekräftigung dessen, was schon überzeugte. e. Leidenschaftlichen-heftigen und feierlich-erhabenen dem Zuschauer mit Ehre, Nutzen, Vorteil, oder Verderben, Schaden oder Schimpf behaftet. f. Gefühlslage werden bestimmt zu Zuneigung, Haß, Zorn, Neid, Mitleid, Hoffnung, Freude, Furcht, Verdruß. g. Die Einbildungskraft und die Sinnlichkeit. h. Die hinreißende, überwältigenden Wirkung (Haß/Liebe, Neid/Wohlwollen, Furcht/Hoffnung, Begierde/Schauder, Freude/Trauer, Mitleid/Lust zur Bestrafung. Höhepunkt und Gipfel der Rede, nicht überreden sondern erschüttern in Ekstase getrieben, was uns erstaunt und erschüttert, eine unwiderstehliche Macht wird auf die Zuhörer ausgeübt, er wird beherrscht. i. Das Erhabene bricht im rechten Moment hervor, zerspringt alle Dinge, wie ein Blitz. Die ganze Gewalt des Mediums. j. Oft am Schluß des Textes k. Schwulst ist die Gefahr. Überspannte Geziertheit, Kitsch. Die Person des Mediums ist verzückt, nur ihr Publikum nicht. E. Die Vier-Farben der Sprache (Nach Förster) 1. Die Blaue Wörter und Sätze a. Denkterminus – nachdenken, urteilen, erinnern, überlegen, kombinieren, kritisch auseinandersetzen, rational verdeutlichen, argumentieren, logisch erklären, knapp, nüchtern 6 b. Sachterminus – Information (Zahlen, Daten, Fakten, logische Problemlösungen, Grundlagen) c. Wirkung – genau, spezifiziert, detailliert, kritisch, kalt, befristet, berechenbar, bestimmend, breit, detailliert, durchdacht, eckig, efficient, entschieden, ernst, exakt, fortschrittlich, funktional, groß, hartnckig, intelligent, kompetent, mechanisch, methodisch 2. Die Grüne Wörter und Sätze (sachlich konservative a. Denkterminus – Zuverlässigkeit nachweisen, empfehlend argumentierend, historisch nachweisen, qualitative überzeugen, ergebnisorientiert b. Sachterminus – Planung, Organisation, Tradition, Garantie, Nachweise, Gewohnheit, sachlich, strukturiert, Ordnungen c. Wirkung – alt, aktenkundig, anekdotisch, anerkannt, angepaßt, anständig, arbeitsam, ausdauernd, bescheiden, besonnen, bewertend, defensiv, ehrbar, einsam, eklusiv, elegant, ewig, festgelegt, gepflegt, gesund, getestet, hierarchisch, gut, korrekt, maßvoll, mißtrauisch, ordentlich, stolz 3. Die Gelbe Wörter und Sätze a. Denkterminus – Sinneswahrnehmung, anschaulich – ordnen, nachprüfen mit den 5 Sinnen, Kreativität, Spontaneität, Unbekümmertheit, heiter, Humor, sorglos, Freiheit, anregend veranschaulichen, begeistern b. Sachterminus - Vieseitigkeit, Innovation Kreativität, Aufbruch, Erlebnisaufgeschlossen, lebhaft c. Wirkung – temperamentvoll, dynamisch, frech, bunt, vital, abwechselungsreich, atemlos, extravagant, fit, geschickt, lässig, hemmungslos, jugendlich, locker, lustig, modisch, nackt, originell, vielseitig, Witz 4. Die Rote Wörter und Sätze a. Denkterminus – Emotionale, Gefühlstexte zur fühlenden Beurteilung, gefühlsbetont erläutern, moralisch vorbringen) b. Sachterminus – Familie, Team, Ethik, Zwischenmenschlichkeit, Einfühlung, emotionale Kontraste, c. Wirkung –verständnisvoll, schön, aggressiv, abgerundet, appetitlich, authentisch, begierig, beherzt, geduldig, gefühlvoll, geschmackvoll, gesellschaftlich, leidenschaftlich, romantisch, Umgänglich, ökologisch, ländlich F. Prämissen (die vorausgesetzte Zustimmung und Übereinstimmung bei dem Publikum) 1. Das Reale 2. Fakten (Wahrgenommenes, Daten, Fakten) a. Wahrheiten (Theoretisches, Religion, Moralische Einstellungen, Denksysteme) b. Annahmen (was im Allgemeinen normal oder wahrscheinlich ist und was gewöhnlich, Brauch ist für eine bestimmte Gruppe) c. Das, was im Gesetz festgelegt ist d. Das, was schon bewiesen wurde e. Das, was (vom Gegner) keinen Widerspruch hervorruft 3. Das Vorzuziehende a. Werte, Einstellungen und Hierarchien (Abstrakt – Konkret) das Bessere, Begehrenswerter, Zu Erstrebendere, eher der Vorzug zu gebende, gegenüber dem Zufliehende, Schlechtere, Abzulehndere, eher zu hassende. 7 Abstrakte Werte (das Schöne, das Gute, das Wahre, das Vollkommene) Konkrete Werte (Treue, Ehrlichkeit, Solidarität, Mut, Bescheidenheit) b. Loci des Vorzuziehenden Das Klassische/Das Romantisches Das Frühere/ Das Spätere Das Existierende/Das Mögliche Das Wesen/Die Manifestation Das Schwierige/Das Einfache c. Maxime, Klischee, Stereotypen, slogans, geflügelte Wörter, Aphorismus, Redewendungen II. Pathos (Die Einbildungskraft des Mediums und die Aufmerksamkeit des Publikums) A. Stil – Das Wie: Die Wahl und die Präsentation (Formulierung) von den Prämissen (Elemente des Mediums) 1. In der Geschichte war Stil der gesamte Bereich der Rhetorik 2. Die Wahl hat manches nicht gewählt (Figur/Hintergrund) 3. Anwesend, was abwesend ist. (Wie hätte man das gleiche anders sagen können?„) 4. Interpretation des Gegebenen (Bedeutung der Fakten in der Argumentation) a. die Sache hat eine bestimmte Rolle im Zusammenhang der Argumentation. b. der Sache wird eine Bedeutung (Interpretation) im Medium gegeben. c. ist es nicht erstaunlich, dass wir überhaupt uns verständigen können? d. Bedeutung im Zusammenhang, im Kontext (der Welt und des Textes) e. Bedeutung in der Verwendung f. Eindeutigkeit ist nur ein Zeichen der Faulheit (oder Dummheit) des Hörers 5. Die Termini, mit denen die Sache nennt (Adjektive und Substantive) a. die Klassifikation (Gattungsbegriff) und Qualifikation (bestimmte Aspekte der Sache) Porno- Star/Film-Diva (Epitheton, Beiwort, Attribut) b. Antonomasie (Eigenschaft steht für Subjekt) Dieselbe Person ist Frau, Tochter, Ehefrau, Autofahrerin, Studentin Frauen und Kinder; Goethe und Schiller; Die Bibel und Herr der Ringe, zwei Dinge „im gleichen Atemzug nennen„. 6. Die Beweglichkeit und Flexibilität der Begriffe und Gedanken in der Argumentation Freiheit (als Beliebigkeit, Unabhängigkeit, Selbstgesetztgebung) Gedanken als vage oder vielseitig, reich, fruchtbar Gedanken als einseitig, rigide, beschränkt, mit fester und endgültiger Bedeutung oder präzise, bestimmt, eindeutig 7. Erweiterung des Bereiches des Begriffs (Student auf ältere Menschen bezogen; Designer von Möbel bis auf Medien) 8. Wortfamilien Beziehungen in verschiedenen Sprachen (Deutsch: Gesicht – Sicht, Kind, satt; Englisch: face – surface, Kind, sad) Etymologie: (Idee – Wissen – Vision; Kunst – Können) 8 9. Kann man „neutral„ reden? Kann das Medium nicht „einfach die Sache wiedergeben.„ (vergleiche verschiedene Versionen eines Satzes) „Wenn Menschen zu einer Beerdigung gehen, reden sie miteinander über den Verstorbenen„ „Bei einer Beerdigung wird nichts als Staunen darüber bekundet, dass einen sterblichen gestorben ist.„ 10. Modalitäten des Gedanken a. Positive und negativ formuliert (darüber wollen wir kein Wort verlieren) b. Befehlform des Satzes (nähe zum Publikum, Anwesenheit der Sache) c. Frageform (Übereinstimmung was die Sache betrifft; Zugeständnisse, welche die Frage voraussetzt; Frage mit einer Frage beantworten- Was denkst du über A? – Wie kannst du fragen?) d. Behauptungsform: Wirklichkeit, Möglichkeit, Notwendigkeit, gewiß, ungewiß, absolut, relativ e. Anrede an sich oder das Publikum 11. Neben und Unterordnung von Gegebenen (Die argumentative Macht des hypotaktischen Diskurses gegenüber dem parataktischen, welcher mehr deskriptiv ist) und, oder, aber, denn, obwohl, da, trotzdem... Ich traf ihn gestern. Er hat dich nicht erwähnt. „Er hat dich nicht erwähnt obwohl er dazu die Gelegenheit hatte.„ B durch A, B wegen A, B weil A (A ist B übergeordnet), B zu Gunsten von A die Vernunft des Menschen; der Mensch der Vernunft Außer A (A wird geringer) Konzession, Einräumen (das eingeräumte ist geringer) 12. Pronomen ich, du, er, sie, es, man (Man tut das nicht; meine Tochter geht in die Schule 13. Verbzeiten: Vergangenheitsform (unveränderlich) Gegenwartsform (Faktum, Wahrheit) 14. Singular/Plural (Studenten, der Student) 15. Der Status der Redeelemente (Gefühle – Werturteile – Fakten) „Wie schön ist es in Paris!„ (Werturteil) statt: „Ich freue mich hier zu sein„ (persönliche Empfindung) Diese Apfel schmecken mir nicht statt ich mag sie nicht er hat vergessen statt er ist undankbar Werte werden zu Meinungen herabgewürdigt B. Die Anschauung des Mediums 1. Anwesenheit/Aufmerksamkeit (Anwesend von – Anwesend bei) a. Die Einbildungskraft und die Emotion b. Einzelheiten, die wir sehen erzeugen Wirklichkeit c. Etwas ist konkret durch die Anwesenheit, die das Medium erzeugt 2. Der Schmuck des Mediums (Die Schönheit einer Sache, es zeigt sich, was „Da!„ ist, die eigentliche Realität. Frauenschmuck – Perlenohrschmuck zeigen die Augen, lenken die Aufmerksamkeit, was da ist, soll „Da!„ sein.) 3. Das „Da!„-sein des Mediums (Einzelheiten geben zu sehen, zu hören, zu riechen, geben Anwesenheit) 9 4. Die Gefühle des Publikums (Anregung, Entspannung, Stimmung) – die Nähe des Publikums (im Fühlen ist die Sache am Nahesten. Fühlen ist berühren, mit dem Körper. Die Nähe des dabei ist die Nähe des „Da!„. 5. Die emotionale Appell (Energie zur Veränderung) (Bewegung des Gemuts, Fortbewegung, Bestimmung-Bestimmtheit, Sinn-Gedanken wird wirklich in der Person, kommt zur Welt im mir, stimmt, bestimmt mich. Darin liegt: Gedanke wird wirklich; Wirklichkeit ist im Gedanken aufgehoben. Erleben ist im Leben begegnen C. Die Figur (Ersetzung des Normalen durch das Ungewöhnliche) Anwesenheit, Wahl, Gemeinschaft mit dem Publikum 1. Die Figur hebt die Sprache zu einer neuen Wirklichkeit: gewöhnlich – ungewöhnlich – eine neue Gewöhnlichkeit 2. Wortfigur: Ornament, Stil, Schmuck (das Wie gegenüber dem Was, die Form gegenüber der Sache) a. Ein Inhalt hat viele mögliche Darstellungsformen (aus der Sicht des Produzenten) Poietische Tätigkeit der Interpretation b. Eine Form hat viele mögliche Inhalte (aus der Sicht des Rezipienten) – theoretische Tätigkeit der Interpretation c. Das Medium transportiert nicht nur Inhalt, sondern gestaltet sie, wirkt auf den Inhalt zurück. d. Das Publikum erschließt den Inhalt (Die Welt geht zur Idee); der Produzent weist den Inhalt auf (Idee geht zur Welt) e. Ornament ist nicht Verlogenheit, Verbrämung (Adolf Loos – Ornament als Verbrechen1908)) sondern die Ausrüstung zur Wirkungsentfaltung – Strahl, Wirkung, Pracht der Sache, Gegenwart der Bestimmung. 3. Amplifikation, Vergrößerung, Sichtbarkeit (Evidenz), Hervorhebung – (Copia) a. Wiederholung einer Sache zwecks Anwesenheit b. Hypothese (die Aufzählung der Bedingungen und Folgen einer These) c. Schritte, Teile, Phasen, Aufzählungen, Entfaltung von Einzelheiten, Entwicklungen, Folgen verleihen einer Sache Anwesenheit d. Übertreibung e. Verkleinerung, Verdichtung, Subtraktion, Zusammenfassen zum Wesentlichen kommen weniger ist mehr, das Wenige zeigt vieles Kunst des Weglassens, Prinzip der Kürze, Knappheit zu Gunsten der „geistigen„ Aktivität des Lesers Vermeidung alles Überflüssigen zur Konzentration, Verdichtung 4. Aus- und Vertauschung (Überraschung). a. Ein Element durch ein anderes ersetzt wird b. Die gewohnte Reihenfolge der Elemente durch eine ungewöhnliche verändert wird 10 D. Gedankenfiguren (Die Person des Mediums nimmt eine bestimmte Haltung an; Gedanke bleibt der gleiche auch wenn die Worte verändert werden) 1. Stelle eine Frage (dem Publikum wird eine Frage gestellt und soll entweder mit ja/nein, mit Information – wo, wann, wie, wo, usw., oder die eigene Einstellung, Meinung, Auffassung preisgeben) a. Ungeduldige, pathetische (wie lange sollen wir warten, sollen wir leiden...?) b. Befehl oder Aufforderung oder Anklage enthaltend c. Scheinbare Zweifel des Redners – Aporie (Wie soll ich beginnen? Wie kann ich das dir erklären?) d. Fragen stellen und selber antworten e. Eine These bestätigen oder in Frage stellen durch ein Frage „Warum bist du so herzlos, Herr Schmidt?“ 2. Spreche an oder führe ein Gespräch mit sich, den abwesenden/anwesenden Gegenständen oder Persönlichkeiten 3. Eine Reihe Fragen stellen und antworten (Ist das wirklich der einzige Weg? Natürlich nicht. Ist das ein guter Weg? Nein, es ist kein guter Weg, es ist lediglich der beste.) 4. Sage noch einmal was du eben gesagt hast oder noch sagen willst. 5. Sage, dass du nicht weiß, was du sagen sollst, tun sollst. Bitte das Publikum um Hilfe. 6. Sage, dass du keine Lust hast zu reden aber dich durch die Umständen dazu gezwungen siehst. 7. Sage, dass das Thema sich aus den Umständen und Gegebenheiten natürlich, organisch, notwendig folgt und naheliegend ist. 8. Sage, dass du etwas keineswegs erwähnen wirst. 9. Sage einen Satzanfang und verschweige das Ende. 10. Rufe die Zuhörer auf hinzuschauen und das und das sehen und den Schluß daraus selber ziehen 11. Überbietung (Ich bringe nie Gesagtes!) 12. Fordere das Publikum heraus, provoziere es – Paukenschlag (Sarkasmus, Ironie, Bosheit, Frechheit, Anstoß, Schockieren, Kontraste) 13. Erwecke Neugier – Lüpfen des Vorhanges (Bedrohliches andeuten, Spannung, Andeutung, Anspielung, Rätsel) 14. Schmunzeln machen 15. Staunen machen (Verblüffung) 16. Zeige eine Szene (Panorama) 17. Zeige eine Situation (in medias res) 11 18. Nachdenklich stimmen (Sentenz, Zitat) III. Sprachlicher Ausdruck (siehe Mediengerechtes Schreiben I) A. Redeschmuck in den Einzelwörtern 1. Das ungewöhnliche Wort (Altertümliche Ausdrücke, Fremdwörter, Fach-Region-, Schicht-, Jugend-spezifisch) 2. Das Neugebildete Wort (Morphemische Zusammensetzung, Wortart Ableitung). Oder ein Wort, welches auf neuer Weise benutzt werden. 3. Das übertragene Wort, der Tropos (Vertauschung eines Wortes oder Ausdrucks mit einer anderen) a. Synonym b. Klangmalerei c. Umschreibung d. Unterbietung e. Litotes f. Synekdoche, g. Emphase h. Antonomasie i. Hyperbel j. Metonymie k. Metapher l. Allegorie m. Ironie B. Redeschmuck in Wortverbindungen 1. Durch Hinzufügung und Wiederholung (z.B.: Verdoppelung am Anfang, in der Mitte oder am Ende eines Satzes, Anadiplose, Anapher, Epipher, Klimax, Polyptoton) 2. Durch Auslassung (z.B.: Ellipse, Zeugma) 3. Durch Umstellung (z.B.: Inversion, Hypallage, Hysteron proteron, Parallelismus, Chiasmus) C. Der Klangkörper der Sprache (s. Mediengerechtes Schreiben I) III. Logos (Die Folgerichtigkeit des Mediums) A. Die Arbeitsgänge der Textarbeit 1. Finden und Erfinden des Stoffes 2. Anordnen des Stoffes 3. Sprachlicher Ausdruck 4. Einprägen der Rede 5. Vortragen der Rede B. Anordnung des Stoffes 1. Einleitung 2. Erzählung (die Fakten - Was, wo, wer, wenn, warum, wie) 3. Gliederung 12 4. Beweisführung 5. Widerlegung 6. Redeschluß (Zusammenfassung) C. Beweisführung (Verknüpfung und Lösung von Elemente) und die ArgumentationsTypen (Nach Perelmann) 1. Argumente, welche die Prämisse auf eine Struktur des Wirklichen bringen (Vergleich)- die mächtigste Form des Beweises a. Beispiel b. Illustration c. Model/Antimodel d. Analogie e. Metapher 2. Argumente, welche die Struktur des Wirklichen voraussetzten a. Argumente der Sequenzverbindungen Ursache-Wirkung (Kausalität) Das pragmatische Argument Zweck/Mittel Argumentation der Verschwendung Argumentation der Richtung (Schwarzfahren ist der erste Schritt in die Kriminalität; Wenn du so weitermachst, wirst du bald keine Freunde mehr haben.) Argumentation des unbeschränkten Fortganges (Mit der Gentechnik geraten wir auf eine schiefe Bahn, Hyperbole) b. Argumente der Koexistenz (Wesen – Manifestation) Die Person und ihre Handlung Die Gruppe und ihre Mitglieder Das symbolische Relation Die doppelte Hierarchie Quantität und Qualität 3. Quasi-logische Argumente a. Identität und Definition b. Die Regel der Gerechtigkeit c. Argumente der Wechselwirkung d. Teil ins Ganze geordnet e. Das Ganze unterteilt in Teilen oder in Gattungen und Art f. Enthymeme: Wir können diesen Mann nicht trauen, da er in der Vergangenheit gelogen hat. (Vordersatz: Die, die Lugen, können nicht getraut werden; Nachsatz: Dieser Mann hat in der Vergangenheit gelogen, Schlußsatz: Dieser Mann kann man nicht trauen.) 4. Argumentation durch Disassoziation von Begriffen 13