Ribosomen – Schlüsselstruktur in der Immunabwehr Der diesjährige Chemie – Nobelpreis unterstreicht die Bedeutung eines kleinen, aber zentralen Bestandteils von Zellen: die Ribosomen. Die Forschungsarbeiten der israelischen Wissenschaftlerin Ada Yonath, des Amerikaners Thomas Steitz und des Briten Vankatraman Ramakrishnan haben faszinierende Einblicke in den strukturellen Aufbau und die Funktion der Ribosomen geliefert. Ribosomen sind zwar kleine, aber hochinteressante Ultrastrukturen der Zelle. Sie sind die Zellstruktur, an der die sogenannte Proteintranslation stattfindet. Dies ist die Übersetzung der Information aus dem Erbgut in die Aminosäuresequenz der Proteine. Ribosomen nehmen also eine zentrale Position im Zellstoffwechsel ein. Die Funktion der Ribosomen ist auch bei medizinischen Fragestellungen von großer Bedeutung. Besonders bei der Infektionsbekämpfung ist ein besseres Verständnis unerlässlich. Denn Ribosomen sind ebenfalls an der Proteinsynthese und damit der Vermehrung von Bakterien beteiligt. Zahlreiche Antibiotika setzen bereits heute an den bakteriellen Ribosomen an, um so die Vermehrung von Bakterien zu verhindern. Bakterielle Ribosomen sind aber aus noch einem weiteren Grund interessant: als Stimulatoren des menschlichen Immunsystems. Die meisten Mikroorganismen lösen eine spezifische Immunantwort aus, die später wieder abgerufen wird. Zahlreiche Studien konnten nachweisen, dass auch schon Teile von Bakterien, eben die Ribosomen, in der Lage sind, sowohl eine spezifische als auch eine unspezifische Immunantwort zu hervorzurufen. Dieser Ansatz wird durch ein immunmodulierendes Medikament genutzt. Ribosomen der häufigsten Erreger von Atemwegsinfektionen werden oral verabreicht. Durch Aktivierung sowohl der spezifischen als auch der unspezifischen Abwehr wird gerade in der kalten Jahreszeit eine verminderte Anfälligkeit für Infektionen der Atemwege erreicht. Nach Aussage von neuen Studien italienischer Wissenschaftler ist durch die Aktivierung der Abwehr auch ein positiver Effekt in Hinblick auf Virusinfektionen der Atemwege, einschließlich Influenzaviren, zu erwarten. Von der durch das Medikament verursachten Stimulation der Abwehr profitieren besonders Kinder mit ihrem noch nicht voll entwickelten Immunsystem. Die Forscher ziehen den Nutzen des Medikaments auch für Menschen mit bereits erfolgter Grippeimpfung in Betracht. Die es kommt zu einer verminderten Infektrate, milderen Infektionsverläufen und in Folge zu weniger Krankentagen und Medikamentverbrauch. Auch bei bereits vorliegender Infektion und während der Einnahme von Antibiotika kann das Medikament unterstützend wirken. Quelle: Olivieri D et al.: Ribosome-component immune modulation of respiratory tract infections in adults, Allergy Asthma Proc Vol. 30 (4), 13-19, 2009