1. Lokaltherapie? Man unterscheidet sechs klassische Zubereitungsformen von Lokaltherapeutika, die auf Grundstoffen der drei „Aggregatzustände“ flüssig, fett und fest bzw. deren Mischungen basieren: - Lösung (flüssig) - Creme (Fett in Wasser) - Salbe (Wasser in Fett) - Schüttelmixtur (fest in flüssig) - Paste (fest in Fett) und - Puder (fest). 2. Kortikoidnebenwirkungen? Nebenwirkungen systemischer Kortikosteroide: - Metabolisch: DM, Lipidämie, Umverteilung des Fetts, Atherosklerose - Endokrinologisch: Unterdrückung der Hypothalamus-Hypophysenachse, Wachstumsstillstand, Amenorrhoe - Skelettmuskel: Myopathie - Knochen: Osteoporose, Spontanfrakturen, Aseptische Knochennekrose - Magen-Darm-Trakt: Ulcus ventrikuli, Steatosis hepatis, Pankreatitis - Herz-Gefäß-System: Hypertonie, Na-, Wasserretention, Hypokaliämie - Augen: Glaukom, Katarakt - ZNS: Steroid-Psychose, Pseodotumor cerebri - Bindegewebe: Wundheilungstörungen - Immunologisch: Immunsupression, Infektneigung, - Haut: Atrophie, Hypertrichose, Steroidpurpura, Striae distensae. Lokale Nebenwirkungen: - Teleangiektasien - Steroidpurpura - Atrophie - Hypertrichose - Striae distensae, Verschlechterung präexistierte Hautkrankheiten: z.B. periorale Dermatitis - Kortikosteroidsalbenabhängigkeit. 3. Psoriatische Nägelveränderungen? (Siehe auch Frage 4) Die Nägel zeigen 3 typische Arten von Veränderungen, die isoliert oder gemeinsam gefunden werden können: - Tüfelnägel sind multiple, kleine Eindellungen der Nagelplatte. Entstehung: punktförmige Parakeratose der oberen Nagelplatte, das parakeratotische Hornmaterial zerfällt leicht, nach seinem Herausbröckeln verbleiben grübchenartige Einsenkungen. - Psoriatischer Ölfleck: runde, gelblich-bräunliche Flecken an ansonsten normalen Nägeln. Diese entsteht durch parakeratotisches Material innerhalb der Nagelplatte. - Subunguale Hyperkeratosen: groblamellierte, weiß-graue Schuppenmassen unterhalb der Nagelplatte. Diese kann zur Abhebung und Dystrophie des Nagels führen. Entstehung: Psoriasis des Nagelbettes. Bei der pustulösen Psoriasis können subunguale Pusteln auftreten, die die Nagelplatte anheben und zum Nagelverlust (Anonychie) führen. 1 4. Psoriasis? Psoriasis vulgaris Definition: Psoriasis ist eine häufige, durch charakteristische, schuppende Herde gekennzeichnete exahnthematische Krankheit, die genetische Prädisponiert ist und durch autoimmunologische Entzündungsprozesse und epidermale Hyperproliferation bedingt ist. Verlauf: Psoriasis verläuft chronisch und schubartig. Sie kann schleichend in Form chronischer Plaques an den Prädilektionsstellen, oder als akuter exanthematischer Schub einsetzten. Exanthematische Schübe sind disseminierte punkt- bis tropfenförmige psoriatische Herde, die sich durch peripheres Wachstum vergrößern und später entweder spontan zurückbilden oder in die chronisch-stabile Plaqueform übergehen. Die Bereitschaft Betroffener, psoriatische Herde auszubilden (Krankheitsdruck) hängt sowohl von dispositionellen als auch erworbenen und Umweltfaktoren. In Zeiten hoher Bereitschaft lösen exogene Reize das auftreten psoriatischer Herde aus, sog. Köbner-Phänomen. Jeder Hautläsion führt zu diesen Phänomen, wie: mechanische Minimaltraumen wie Kratzeffekte, Exantheme, Sonnenbrand, Narben, Tätowierungen. Klinik: Die psoriatische Läsion ist ein kreisrunder, scharf begrenzter, ziegelroter Herd mit leichter Infiltration und charakteristischer silbrig-weißer, groß- und groblamellöser Schuppung. Die Schuppen haften nur locker und lassen sich in toto abheben (Kerzentropfphänomen). Bei Abheben mehrerer Schuppenlagen kommt es zu punktförmigen Blutungen (Auspitz-Phämonem). Der psoriatische Herd juckt meist nicht. Die Herde haben bei Entstehung nur Punktgröße (Psoriasis punctata), vergrößern sich durch peripheres Wachstum (Psoriasis guttata, nummularis) und können zu großen Plaques mit polycyklischen Begrenzungen konfluieren (Psoriasis geographica). Ältere Plaques sind häufig lederartig verdickt, andere bilden durch zentrale Rückbildung Ringformen aus. Nach Abheilung geht die psoriatische Läsion in einen hypopigmentierten Fleck über (psoriatisches Leukoderm), der nach einigen Wochen repigmentiert. Die Herde sind häufig symmetrisch angeordnet. Prädilektionsstellen sind die Streckseiten der Extremitäten (Knie, Ellbögen), sakral, Kapillitium. Hautanhangsgebilde: Die Haare sind normal, es gibt keine psoriatische Alopezie. Die Nägel zeigen 3 typische Arten von Veränderungen, die isoliert oder gemeinsam gefunden werden können: - Tüfelnägel sind multiple, kleine Eindellungen der Nagelplatte. Entstehung: punktförmige Parakeratose der oberen Nagelplatte, das parakeratotische Hornmaterial zerfällt leicht, nach seinem Herausbröckeln verbleiben grübchenartige Einsenkungen. - Psoriatischer Ölfleck: runde, gelbliche-bräunliche Flecken an ansonsten normalen Nägeln. Diese entsteht durch parakeratotisches Material innerhalb der Nagelplatte. - Subunguale Hyperkeratosen: groblamellierte, weiß-graue Schuppenmassen unterhalb der Nagelplatte. Diese kann zur Abhebung und Dystrophie des nagels führen. Entstehung: Psoriasis des Nagelbettes. Bei der pustulösen Psoriasis können subunguale Pusteln auftreten, die die Nagelplatte anheben und zum Nagelverlust (Anonychie) führen. 2 Typische klinische Varianten - Eruptive Psoriasis (Guttata-Typ): ist die typische exanthematische Erscheinungsform im akuten Schub. Sie ist vorwiegend am Rumpf und den proximalen Extremitäten lokalisiert. Häufig mit Fokal-infekten assoziiert (z.B. Streptokokkenpharyngitis). Gutes Ansprechen auf Lokal- und Phototherapie, ABBehandlung sinnvoll. - Plaque-Typ-Psoriasis: Typische Erscheinungsform der chronisch-stabilen Psoriasis, durch begrenzte Zahl symmetrischer Plaques charakterisiert. Häufigster Typ (ca. 90%). - Psoriasis vom seborrhoischen Typ (oberflächliche Psoriasis): exanthematisch an Rumpf und Kapillitium; blasser Rotton, sehr geringe Infiltration, wenig Schuppung. Spricht besonders gut auf UV- und Lokaltherapie an. - Psoriasis ibversa: Bei dieser Form sind die Prädilektionsstellen unbefallen und die sonst freien Intertrigostellen, Genitoanalregionen, Handflächen und Fußsohlen befallen. - Psoriasis der Kopfhaut: Diese ist in ca. 40% befallen, oft auch isoliert. Manifestiert als einzelne Plaques oder subtotaler bis totaler Befall. - Chronisch-invertierte Psoriasis: oft ausgedehnte, lederartige verdickte Herde. - Erythrodermische Psoriasis: klinisch steht die Rötung im Vordergrund, die Schuppung ist oft weniger ausgeprägt und nicht so charakteristisch. Durch die hohen Energieverbrauch und kardiale Beanspruchung führt zu Erschöpfung, in Extremfall zum Tod. Sie entsteht entweder durch Konfluenz psoriatischer Plaques und ist oft enorm therapieresistent und von Erythrodermien anderer Genese nicht immer leicht zu unterscheiden. DD: - - Einzelherd: Ekzemplque, Epidermolyse, CDLE, M. Bowen, oberflächliches Basaliom, extramammärer M. Paget, pagetoides Retikulose P. guttata: Seborrhoisches Ekzem, Pityriasis rosea, Pityriasis lichenoides, Lichen ruber, subakut-kutaner Lupus erythematodes, Lues II Plaque-Typ P.: nummuläres Ekzem, Parapsoriasis en plaques, Mycosis fungoides, subakut-kutaner Lupus erythematodes Erythrodermale P.: ekzematische Erythrodermie, Pityriasis rubra piliaris, kongenitale ichtyosiforme Erythrodermie, Sèzary-Syndrom, Erythrodermatische Mycosis fungoides P. capillitii: seborrhoisches Kopfekzem, Tinea amiantacea, Mikrosporie Intertriginöse P.: Intertriginöses Ekzem, Kandidamykose Palmoplantare P.: chronisches Hand-, Fußekzem, palmoplantare Mykose, SèzarySyndrom Genitale P.: M. Reiter, Erythroplasie, Lues II. Therapie: Da die Ursache der Psoriasis nicht bekannt ist, gibt es keine kausale Therapie. Allgemeinmaßnahmen: Unspezifische Pflegemaßnahmen wie Ölbäder, Pflegesalben und Salben mit Keratolytika (z.B. Salizylsäure) besitzen keine Heilwirkung, entfernen jedoch die Schuppen. Lokaltherapie: - Kortikosteroidsalben: unterdrücken die psoriatischen Herde, führen jedoch nicht zur vollen Abheilung, bei Absetzten erfolg oft prompt ein Rezidiv. - Vitamin-D3-Präparate: sind ähnlich wirksam und leicht anwendbar wie Kortikosteroidsalben, jedoch milde irritierend. - Teerpräparate sind kosmetisch wenig attraktiv (schwarz und geruchsvoll), aber durchaus wirksam. Teer ist heute außer Gebrauch, indiziert ist nur wenn Kortisonsalben zu wenig nützen oder zu aggressiv sind. - Dithranol (Cignolin): ein synthetisches Chrysarobinanalog, ist ein sehr wirksames und eines der ältesten Lokaltherapeutika der Psoriasis. Der Wirkungsmechanismus ist wahrscheinlich Induktion der Apoptose. Lokale Retinorale: Tazarotene. 3 Phototherapie: - UV-B-Therapie ist bei oberflächlichen, mittelstark ausgedehnten Formen gut wirksam. Wichtig ist, sowohl Über- als auch Unterdosierung zu vermeiden. UV-B führt in Monotherapie erst nach längerer Behandlung (ca. 15-20 Sitzungen) zum erfolg. - Orale Photochemotherapie: (PUVA = Psoralen + UV-A) ist eine der wirkungsvollsten Therapie der Psoriasis. Prinzip: Das photosensibilisierende Psoralen verbindet sich unter Einwirkung von UV-A-Licht mit der DNA der Epidermalzellen zu Photoaddukten mit Quervernetzung des Doppelstrangs; diese machen eine Zellteilung unmöglich. Zusätzlich kommt zur Entleerung der Haut von Langerhans-Zellen und T-Zellen. Systemische Behandlung: Systemische Kortikosteroide sind kontraindiziert. Kortikosteroide können zwar die Psoriasis unterdrücken, doch kommt es bei Dosisreduktion oder Absetzten zu einem Rezidiv, das oft schwerer als der Ausgangszustand ist (Reboundeffekt). - Etretin, ein synthetisches Retinoid, ist eine wichtige systemische Therapieform. Der Wirkungsmechanismus umfasst Förderung von Differenzierung und Apoptose sowie Hemmung der Chemotaxis und der Lyphozytenproliferation. Sehr gut auf Monotherapie spricht die pustulöse, gut die erythrodermische, und langfristig mäßig gut auch die arthropathische Psoriasis an. - Methotrexat, gilt als das wirksamste Medikament bei Psoriasis. Es normalisiert schon bei niedrigen Dosen die epidermale Proliferation und führt innerhalb einiger Wochen zur Unterdruckung der Psoriasis. Methotrexat gilt als Mittel letzter Wahl bei therapierefraktärer schwerer Psoriasis und ist auch bei sonst nicht beherrschbarer Psoriasis pustulosa und arthropathica indiziert. NW: Leukopenie, Lebertoxizität. - Cyclosporin A ist sehr gut wirksam bei schweren Fällen von Psoriasis vulgaris, gut bei Psoriasis arthropathica und Psoriasis pustulosa. NW: Nierentoxozität. - TNF--Blocker: Infliximab und Etanercept: sie wirken sehr gut bei Psoriasis vulgaris und arthropathika. 4 5. Sonderformen der Psoriasis? Psoriasis pustulosa Definition: Eine Gruppe verwandter Dermatosen, deren klinisches Bild durch Dominanz steriler subkornealer Pusteln wenig mit Psoriasis vulgaris gemeinsam hat. Man unterscheidet generalisierte und lokalisierte Formen der Psoriasis pustulosa. Generalisierte Formen der Psoriasis pustulosa Generalisierte Psoriasis pustulosa (Typ Zumbusch) Eine seltene, potentiell lebensbedrohliche Krankheit, die sich im Rahmen einer Psoriasis vulgaris oder auch de novo entstehen kann. Es handelt sich um eine inkomplette oder komplette Erythrodermie, in der massive synchrone Schübe teils konfuierender oberflächlicher Pusteln entstehen, die innerhalb von Stunden eintrocknen oder platzen und wieder abschuppen. Die Schübe sind von hohem Fieber (bis 40°C), Leukozytose, Schwäche und Krankheitsgefühl begleitet. Unbehandelt kommt zur Gewichtsverlust, Hypalbuminämie und Hypokalzämie mit tetanischen Krämpfen und schließlich zum Tod durch Herzversagen. Spontanremissionen sind möglich. Die generalisierte Psoriasis pustulosa ist häufig von Arthralgien begleitet und mit HLA-B27 assoziiert. Zirzinäre generalisierte Psoriasis pustulosa Diese mildere Verlaufsform ist durch Erytheme mit randständiger Pustelbildung gekennzeichnet, die durch Konfluenz ein girlandenförmiges Muster ergibt. Impetigo herpetiformis Ein historischer Begriff, bezeichnet die generalisierte pustulöse Psoriasis der Schwangerschaft, die typischerweise von Hypokalziämie und tetanischen Krämpfen begleitet wird. DD: akute generalisierte exanthematische Pustulose (AGEP). Psoriasis pustulosa palmoplantaris (Typ Barber), (Syn. palmoplantare Pustulosa): Eine seltene gynäkotrope Dermatose des Erwachsenenalters. Bei manchen Patienten koexistieren Läsionen von Psoriasis vulgaris. Infekte gelten als Trigger; Assoziation mit Arthritis wurde berichtet, Korrelation mit HLA-Typen ist nicht bekannt. Häufig bei Rauchern. Es handelt sich um eine chronische symmetrische Affektion von Handflächen und Fußsohlen, die durch schubartig immer wiederkehrende, oberflächliche sterile Pusteln und relativ festhaltende groblamellöse Schuppung gekennzeichnet ist. DD: Dyshidrotisches Ekzem, palmoplantare Mykose. Akrodermatitis suppurativa (Hallopeau) Eine seltene Dermatose mit Ähnlichkeit zum Typ Barber, jedoch an den Fingerspitzen, Paronychien, subungual und den Dorsalseiten der Finger lokalisiert. Im Gegensatz zur Typ Barber handelt es sich um ein langsam proximalwärts progredientes Geschehen mit Neigung zur Hautatrophie. Bei langen bestehen resultiert Nagelverlust und Versteifung der Fingergelenke. DD: Dyshidrotisches Ekzem, Paronychie. Therapie der Psoriasis pustulosa Sowohl die generalisierte als auch die lokalisierte Form sprechen sehr gut auf Etretin an. Alternative zu den Retinoiden ist Photochemotherapie und, bei der generalisierten Form, Methotrexat. 5 Psoriasis arthropathika Definition: Eine mit Psoriasis assiziierte seronegative Spondyloarthropathie, die mit HLAB27 korreliert und durch Immunmechanismen vermittelt ist. Sie ist mit M. Reiter eng verwandt und durch Läsionen sowohl der Gelenke als auch periartikulärer Strukturen gekennzeichnet. Eine begleitende Uveitis wird in bis zu 10% der Fälle beobachtet. Klinik: Die psoriathischen Arthropathie beginnt meist schleichend und ist an wenigen Gelenken lokalisiert, manchmal hat auch ein akuten verlauf. Die befallenen Gelenke zeigen akute Entzündung, bei längeren befall kann bis zur Ankylose kommen. Folgende Verlaufstypen werden unterschieden: - Peripherer Typ: Bei diesen Typ sind vor allem distale Interphalangealgelenke von Fingern und Zehen, manchmal auch die Metakarpalgelenke betroffen. Charakteristisch ist die asymmetrische Lokalisation. - Monarthritis großer Gelenke: tritt entweder in Kombination mit dem peripheren Typ oder isoliert auf. Betroffen sind Knie, Hüftegelenk, Sprunggelenk. - Axialer Typ: meistens in Kombination mit dem peripheren Typ. Hauptbefallen sind hier die Sakroiliakalgelenke und die HWS. - Arthritis mutilans: Dieser Typ ist durch Knochenresorption gekennzeichnet. Tritt entweder nur an den peripheren Gelenken oder generalisiert auf. Hat hohe Assotiation mit pustulöser Psoriasis und HLA-B27. Diagnostik: Die psoriatische Arthropathie hat keine spezifischen Laborparameter, es finden sich hohe Blutsenkung, CRP und Entzündungsanämie, die Diagnose wird klinisch gestellt. DD: rheumatoide Arthritis, posttraumatische Arthritis, und andere seronegative Spondyloarthritis. Therapie: - NSAR - Kryotherapie - Intraartikuläre Steroidinjektion - Etretin oder Photochemotherapie bei schweren Verlauf - Systemisch: Methotrexat, Cyclsporin A, Infliximab und Etanercept. Systemische Kortikosteroide sind nicht indiziert. - Physiotherapie - Orthopädische Operation (ev. Prothetische Sanierung). 6 6. SSS-Syndrom? Synonym: Staphylococcal scalded skin syndrome, Syndrom der verbrühten Haut Definition: Eine durch großflächige Erytheme und Hautablösung charakterisierte Krankheit, die auf hämatogener Verbreitung von Exfoliatinen aus einem in der Regel extrakutanen Infekt mit Gruppe II-Staphylokokken beruht und unbehandelt häufig zum Tode führt. Klinik: Prodromalphase: Vor dem eigentlichen Beginn tritt manchmal ein kleinfleckiges exanthematisches Vorstadium auf, das später in die typischen Hautläsionen übergeht. Krankheit verläuft in 3 Typischen Stadien: - Stadium erythematosum: Es kommt zur Bildung von schummerige, hellrote, unscharf begrenzte Erytheme in charakteristischer Verteilung und Reihenfolge: zunächst das Gesicht (besonders perioral), die großen Beugen (Hals, Axillen, Leisten) und schließlich der übriger Körper. Die Kinder sind weinerlich, die Haut ist brennend schmerzhaft und ist gegenüber Berührung seht empfindlich. - Stadium exfoliativum: Bedingt durch Akantholyse, löst sich die Epidermis spontan oder durch leichten Druck großflächig ab. Das Nikolski-Zeichen ist positiv (sowohl in den erythematösen als auch in den scheinbar unbefallenen Hautarealen – Unterschied zur toxischen epidermalen Nekrolyse!). Es entstehen ausgedehnte Erosionen, v.a. an den mechanisch beanspruchten Körperteilen. Spontane Blasenbildung kommt vor, prägt aber nicht das Bild. Die Blasen sind dann eher großflächig, schlaff und platzen leicht. Die Schleimhäute (Mund, Auge, Genitale) sind typischerweise unbefallen. Wird in diesem Stadium nicht therapeutisch eingegriffen, kann es durch Flüssigkeitsverlust, hämodynamischen Schock und Sepsis zum Tod kommen. - Stadium desquamativum: Bei Korrekter Behandlung kommt innerhalb einiger Stunden zum Stillstand, und das Kind tritt in das Stadium desquamativum ein: schnelle Reepithelisierung der Erosionen und großflächige, feinlamellöse Abschuppung. DD: Verbrühung, Sonnenbrand, toxische epidermale Nekrolyse, Kawasaki-Syndrom. Therapie: Penizillinaseresistentes Penizillin in hoher Dosierung, bei Bedarf Infusionstherapie zum Flüssigkeits- und Elektrolyteausgleich. Blande Lokaltherapie (Pflegebehandlung). Kortikoide sind kontraindiziert. CAVE: Nikolski-Zeichen: bei Bullösen Dermatosen: Man versucht mit zartem Fingerdruck, die Epidermis tangential abzuschieben (=direktes Nikoski-Zeichen). Dies ist nur bei Schädigung der Kohärenz möglich. Indirektes Nikolski-Zeichen: durch Druck an schon bestehenden Blasen geprüft: Bei Kohärenzschäden verlaufen sich die Blasen in der Umgebung. 7 7. Scabies? Definition: Skabies (Krätze) ist eine häufige, durch die in der Hornschicht lebende Krätzmilbe (Sarcoptes scabiei hominins) hervorgerufene, höchst pruriginöse und infektiöse Dermatose. Übertragung: Erfolgt durch längerdauernden engen Kontakt wie Geschlechtspartner, Familie, Wohngemeinschaft. Die Inkubationszeit beträgt ca. 4 Wochen. Erreger: Sarcoptes hominis, ein permanenter Ektoparasit, ist eine rundliche Milbe mit 4 Beinpaaren und Tracheenatmung. Die Weibchen sind der eigentlich aggressive Part der Milben: Sie bohren innerhalb der Hornschicht Gänge und legen dort Eier ab. Die Männchen leben auf der Oberfläche der Haut; die Weibchen schwärmen nachts zwecks Kopulation auf die Hautoberfläche aus. Männchen haben eine kurze Lebensspanne, Weibchen werden etwa 2 Monate alt. Klinik: Die Skabies gleicht einem generalisierten Ekzem: sie ist charakterisiert durch, heftig juckendes, von Kratzeffekten dominierendes papulo-vesikulo-squamokrustöses Exanthem, oft mit Zeichen der Impetiginisierung. Bei genauer Inspektion erkennt man die diagnostische Primärläsion der Skabies, den Milbengang. Es handelt sich um mehrere Millimeter lange, etwas gewundene, strichförmige Läsionen, in deren Verlauf dunkle Pünktchen erkennbar sind (Kotballen der Milbe). Am blinden Ende des Ganges findet sich eine Erhabenheit (Milbenhügel), unter der die Milbe sitzt (im Auflichtmikroskop als dunkles Dreieck erkennbar). Prädilektionsstellen: Milben bevorzugen Körperlokalisationen mit hoher Temperatur und dünner Hornschicht. Interdigitalräume der Finger, Handbeugen, Mammae und Nabelregion, sowie die Genitale. Sonderformen der Skabies: - Sog. gepflegtes Skabies: Es sind nur weniger oder keine Läsionen vorhanden, im Vordergrund steht ein scheinbar grundloser Juckreiz. In solchen Fällen ist die genaue Untersuchung des Genitales besonders wichtig, da sich hier am ehesten Milbengänge oder zerkratzte Papeln nachweisen lassen. - Granulomatöse Skabies (lang persistierende Skabiespapeln): Neben den typischen Veränderungen der Skabies finden sich knotige, tiefere entzündliche Infiltrate, vorwiegend an Genitale und Rumpf. - Scabies norvegica: eine sehr seltene Verlaufsform bei immundefizienten, meist kachektischen und unter schlechten hygienischen Bedingungen lebenden Menschen. Das klinische Bild ähnelt wenig einer „normalen“ Skabies, sondern entspricht einer psoriasisformen Erythrodermie mit geringem oder fehlendem Juckreiz. Therapie: Therapieziel ist die Eliminierung der Milben, aber auch der Reinfektion. Es muss daher nicht nur der Erkrankte, sondern stets die gesamte Familie bzw. Wohngemeinschaft, inklusive Beschwerdefreien und gleichzeitig behandelt werden. Mittel der Wahl ist Permethrin als 5% Creme (Lyclear). Es hat eine hohe Wirksamkeit und wird als Eintagetherapie eingesetzt (nach 8 Stunden Abbaden). DD: Genralisiertes, insbesondere atopisches Ekzem, Pruritus sin materia, Schwangerschaftsdermatosen, Dermatitis herpetiformis, Dermatozoenwahn. 8 8. Atopische Dermatitis? Synonym: atopisches Ekzem, endogenes Ekzem, Neurodermatitis constitutionalis Definition: Die atopische Dermatitis ist eine meist im Kindesalter auftretende, chronische, stark juckende entzündliche Hauterkrankung mit genetischer Disposition. Ätiologie und Pathogenese: Zugrunde liegt eine polygen vererbte Bereitschaft (Disposition) zur Bildung von IgE-Antikörpern gegen unschädliche Umweltstoffe, die als Atopie bezeichnet wird. Allergische Konjunktivitis, Rhinitis und/oder asthmoide Bronchitis/Asthma bronchiale treten häufig simultan auf. Die Hautveränderungen beruhen wohl auf kombinierter Wirkung immunologischer und nichtimmunologischer Provokationsfaktoren. Unspezifische Reize wie Wollkontakte, Staubexposition, Wärmestau, hohe Luftfeuchtigkeit sowie emotionelle Faktoren (Stress) wirken sich vielfach verschlimmernd. Klinik: Das klinische Bild ändert sich mit dem Alter des Patienten, somit unterscheidet man verschiedene Stadien. - Das Säuglingsekzem beginnt meist vom 3. Lebensmonat an und hat einen stark exsudativen Charakter. Es finden sich alle Zeichen der akuten Dermatitis: entzündliche Rötung, Mikrovesikulation, Erosion, Krusten- und Schuppenbildung. Die Läsionen beginnen häufig an den Wangen oder im Scheitelbereich und führen häufig zu symmetrischen, verkrusteten Herden (Milchschorf) an Gesicht und Kapillitium, in weitere Folgen an Rumpf und Extremitäten. Diese Hautveränderungen können einige Monate bis etwa 2 Jahre bestehen bleiben, dann spontan abheilen oder auch persistieren. - Beim Ekzem des Kindesalter (bei Persistenz) tritt der exsudative Charakter immer in den Hintergrund, die entzündliche Gewebsinfiltration nimmt kontinuierlich zu, und die Läsionen finden sich vor allem im Gesicht, an Hals und Nacken, im oberen Brustbereich und Schultergürtel, besonders ausgeprägt in den großen Beugen (Ekzema flexurarum) sowie am Hand- und Fußrücken. Die übrige Haut ist auffallend trocken, manchmal diffus entzündlich gerötet und fein schuppend. Als folge der Entzündung finden sich Hypo- bzw. Hyperpigmentierungen. Als subjektives Symptom ist der quälende Juckreiz, der die Patienten zum heftigen Kratzen veranlasst. - Beim Ekzem des Erwachsenenalters sind die befallenen Hautareale deutlich lichenifiziert und oft mit Prurigoknötchen durchsetzt. Die Ekzemeherde lokalisieren sich wieder am Stirn und Augenlider, Hals, Beugeseiten der Extremitäten sowie auf Hand- und Fußrücken. Zusätzlich zu Ekzem und Juckreiz weisen Patienten mit atopischer Dermatitis eine Reihe von Begleitsymptomen auf, wie z.B. Ichthyosis vulgaris und eine Keratosis pilaris. Eine Vertiefung der Handlinien, periorale Blässe, eine seitliche Lichtung der Augenbrauen (Hertohe-Zeichen), eine infraorbitale doppelte Lidfalte (Dennie-Morgan-Falte), rezidivierende Konjuktivitiden, Keratokonus und subkapsuläre Katarakte sind weitere fakultativ auftretende Symptome. Spätmanifestationen der atolische Dermatitis: - Pityriasis alba: sind nicht entzündliche, nummuläre, verwaschen hypopigmentierte und zart schuppende Herde (Gesicht, Arme, Rumpf). Ursache: der bei der AD mangelhafte Pigmentransfer von Melanozyten zu Keratinozyten - Trockene, schuppige Haut der Handfläche und Fußsohlen: bei Kälte, Durchfeuchtung und Übergang in ein desquamatives Ekzem. Bei intensiver Ausprägung Entstehung schmerzhafter Rhagaden. - Cheilosis (Schleckekzem): schuppig-erosive Veränderung der Lippen, bei starker Ausprägung mit schmerzhaften Rhagaden und hämorrhagischen Krusten. 9 Diagnose: Diagnose zu stellen müssen 3 Haupt- und 4 Nebenkriterien erfüllt sein. Hauptkriterien: - massiver Juckreiz - Ekzem in typischer Morphe und Verteilung - Chronischer und/oder rezidivierender Verlauf - Positiv Eigen- oder Familienanamnese für Atopie Nebenkriterien: - Vorhanden sein von Begleitsymptomen (s.o.) - Erhöhte Serum-IgE-Werte - Positive Hautreaktionen auf potentielle Allergene in Prick- und Intrakutantest - Paradoxen Weißreaktionen auf mechanische (weißer Dermographismus) und chemische (Nikotinsäureester) Reize. Entschließt man sich zur Biopsie, findet man die für das Ekzem typischen epithelialen Veränderungen, d.h. Spongiose in der Akutphase und Akanthose in chronischen Herden. CD4-positive T-Zellen und CD1-tragende dentritische Zellen dominieren das entzündliche infiltrat und – im Gegensatz zum allergischen Kontaktekzem – finden sich nicht selten eosinophile Granulozyten. DD: seborrhoische Ekzem, Skabies, Dermatomykosen, kongenitale Ichthyosen, evt. Psoriasis und Pityriasis rosea. Therapie und Prävention: Bei schweren Krankheitsbildern sind topische Kortikosteroide unvermeidbar. Man versucht eine intermittierende Gabe von gut wirksamer Steroiden im wechseln mit Pflegecreme, Badeöle. Für die empfindliche Gesichtshaut hat sich die phasengerechte Anwendung einer neuen Generation mittelwirsamer Steroide gut bewährt. Die Topische Gabe von immunsuppressiv wirksamen Makrolide Tacrolimus und Pimecarolimus haben sie bei mittelschwerer bis schwerer AD als gut wirksam erwiesen. Sie inhibieren die Phaosphatase-Aktivität von Calcineurin, aber auch die de Freisetzung von Histamin aus Mastzellen und Basophilen. Ergänzend zur Steroiden und Makroliden können Antihistaminika zur Juckreizstillung und Antibiotika zur Bekämpfung einer Superinfektion verabreicht werden. Bei besonders schweren Verläufen muss die Durchführung einer Phototherapie, oder Photochemotherapie (PUVA), einer systemischen immunsuppressiven (z.B. Cyclosporin A) oder einer immunmodulatorischen (z.B. IFN-) Therapie erwogen werden. 10 9. Dermatomyositis? Definition: Die Dermatomyositis ist eine sich hauptsächlich an Skelettmuskeln und Haut manifestierende Multisystemkrankheit wahrscheinlich von Autoimmungenese. Ein Teil der Fälle ist mit malignen Tumoren innerer Organe assoziiert (Paraneoplasie). Man unterscheidet zwei Verlaufsformen: - die kindliche und - die adulte Form. Klinik: Zu beginn steht meist Krankheitsgefühl, Arthralgien, Raynaudsyndrom und leichtes Fieber. Muskel- und Hautzeichen treten häufig, aber nicht immer gleichzeitige auf. Muskelsymptome: Langsam einschleichend und nur selten akut auftretende Muskelschwäche und Muskelschmerzen, vorwiegend der Schulter- und Beckengürtelmuskluatur. Typisch sind: Schwierigkeiten beim Treppensteigen, Aufstehen aus einem Stuhl, Heben der Arme über den Kopf, Aufheben von Gegenständen. Außerdem häufig befallen sind die Nackenbeuger und –strecker. Wenig oder erste später werden die distalen Muskelgruppen betroffen: Auf-Zehen-Gehen, Handschluss und Feinmotorik sind anfangs normal. Typische Symptome ergeben sich ferner durch Befall der Pharynx- und Larynxmuskulatur: heisere Stimme, nasale Sprache, häufiges Verschlucken. Hautzeichen: - schuppende, unscharf begrenzte livide Erytheme über den Fingerknöchel, selten über Ellbögen, Knien und Malleolen (Gottron-Zeichen) - Teleangiektasien und Hämarrhagien am Nagelfalz - Eine diffuse livide Rötung und Schwellung der oberen Gesichtshälfte, insbesondere der Augenlider – Heliotroperythem. Organbefall: Der Herzmuskel ist in bis zu 40% der Fällen befallen, meist in Form von Reizleitungsstörungen und Tachyarrhythmien, selten tritt eine schwere Kardiomyopathie. Glatter Muskulatur ist bei ein drittel der Patienten Betroffen, verursacht aber selten gravierende Symptome wie, Ösophgus Dysphagie, M. detrusor vesicae Blasenentleerungsstörungen. Befall innere Organe (Niere, Leber) ist selten und tritt meist nur bei Überlappungssyndrom mit SLE oder Skleordermie auf. Lunge ist in bis zu 10% der Fällen betroffen (Bronchilitis obliterans, interstitielle Pneumonitis) und führt zur progressiven Lungenfibrose. Insbesondere bei der juvenilen Form können die tiefen Faszien beteiligt sein, die bis zur Verkalkung der Faszien führen kann. Histologie: vakuolisierende Degeneration der Basalzellen, epidermale Atrophie, milde perivaskuläre entzündliche Infiltrate. Immunfluoreszenz: negativ (kein Lupusband). Labor: Charakteristisch erhöht sind die Laborparameter des Muskelzerfalls: Aldolase, Kreatinphosphokinase, Laktatdehydrogenase und Transaminasen. Im EMG finden sich myopatische Kurvenbilder. Ätiologie und Pathogenese: Nur teilweise bekannt. Die Wirkung von humoralen und zellulären Autoimmunmechanismen ist wahrscheinlich. Virale Trigger werden vermutet. Therapie: Systemische Kortikosteroide in Anfangsdosen von mindestens 1 mg/kg. Die Dermatomyositis spricht langsamer und schlechter an als SLE. Parameter der Besserung sind Wiederkehr der Kraft und Abfall der CPK. Die Therapiedauer liegt zwischen 6 – 12 Monate. Bis zu 30% der Fälle sprechen auf Steroide allein nicht gut an. In diesen Fällen muss eine kombinierte Therapie mit Azathioprin (alternativ Methotrexat oder Cyclophosphamid) begonnen werden. 11 10. TEN (= toxische epidermale Nekrolyse) Definition: TEN und SJS (Stevens-Johnson-Syndrom) sind idente Krankheitsbilder, unterscheiden sich nach ihrer schwergrad. Beim SJS ist weniger als 10% bei TEN mehr als 30% der Körperoberfläche Befallen. Epidemiologie: SJS und TEN kommen sehr selten vor. Weibliche Geschlecht wird bevorzugt, Häufigkeitsgipfel in Kindheit und in der zweiten Lebenshälfte. Klinik: Dem Exanthem geht ein Prodromie voraus: Fieber, Grippegefühl, Pharyngitis, Kopfschmerz, Myalgien, Erbrechen. In diese Phase erhält der Patient Medikamente z.B. AB oder NSAR, die später bei der Diagnose Stellung Probleme machen. Der Beginn des Exanthems ist abrupt und erscheint zuerst ins Gesicht, Hals und zentralen Rumpfbereich, und breitet sich dann weiter. Die Einzelläsionen sind fahl-livide, unregelmäßige Erytheme (nicht erhaben) und neigen zur Konfluenz. Vollausgeprägte Irisläsionen finden sich nicht, häufig ist jedoch ein livid-hämorrhagisches Zentrum. Die Erytheme Neigen sehr früh zur Nekrose: das direkte Nikolskizeichen ist positiv. Gleichzeitig treten oft massive Blasen und Erosionen der hautnahen Schleimhäute: - ausgedehnte Stomatitis und Cheilitis und mit hämorrhagischer Verkrustung des Lippenrots - purulente, erosive Konjuktivitis mit Gefahr von Ulcus corneae und Panophtalmie - erosive Vulvitis, Balanitis,Proktitis. TEN (syn. Lyell-Syndrom) Dieses heute als Maximalform der SJS klassifizierte lebensgefährliche Reaktionsmuster der Haut verläuft analog, aber noch vehementer als SJS. Klinisches Hauptmerkmal ist die oft täuschende Ähnlichkeit mit Verbrühungen (SSS). Die Prodrome sind kürzer (1-2 Tage) und intensiver, zusätzlich typische Schmerzhaftigkeit der noch unauffälligen Haut und Konjunktiven. Das Exanthem konfluiert so schnell, dass diffuse weitflächige Erytheme das Bild prägen. Die Primärläsion ist makulös, besitzt keine Irisläsionen und zeigt von anfangt an das direkte Nikolski-Zeichen. Durch spontane Bildung schlaffe Blasen löst sich die Epidermis wie bei Verbrennungen zweiten Grades großflächig ab, vorwiegend sind Gesicht und Aufliegestellen. Häufig auch Abschwimmen von Nägeln und Haare. Gleichzeitig massive erosive, hämorrhagisch verkrustete Läsionen an Mund-, Anogenitalschleimhaut und Konjunktiven. Systemzeichen und Labor: Fieber, Bewusstseintrübung, Leukozytose, Albuminurie, Transaminasenerhöhung, Akutphasenproteine, Elektrolytverschiebungen, Azidose. Histologie: nur geringfügige bis fehlende entzündliche Infiltrate, hingegen ausgeprägte epidermale Nekrose (zu beginn als „Satellitenzellnekrose“, später der gesamten Dicke), basale Spaltbildung und Abhebung der gesamten Epidermis. Ätiologie: SJS/TEN: Medikamente: Sulfonamide, NSAR, Allopurinol, AB, Tuberkulostatika. Mykoplasmen, diverse virale und bakterielle Infektionen, Neoplasien und Kollagenosen. Prognose: Die Mortalität der SJS liegt weniger Prozent. Die Mortalität der TEN liegt je nach Ausgangslage zwischen 15 und 75%. Therapie: Die Erkennung und Elimination der auslösenden Ursache (Medikament, Infekt) ist der erste Schritt in der Behandlung. Obligatorisch ist die Sicherung der Diagnose durch Biopsie. Systemische Krotikosteroide (skeptisch), zusätzlich prophylaktisch AB Gabe (Peinizillin + Ampizillin und penizillinaseresistentem Penizillin). Wichtig sind begleitende und pflegerische Maßnahmen, z.B. hochkalorische Diät. Die Lokaltherapie sollte in der Frühphase trocken, später mit Salben erfolgen, der Patient sollte auf Metallbeschichteten Folien gebettet und mit solchem bedeckt werden. (Augentherapie). 12 DD: SJS: Erythema exudativum multiforme (EM) und makulöse toxische Exanthem. DD der TEN: - Verbrühungen und bestimmte Arten von Verätzungen - Das SSSS - Das generalisierte fixe Arzneimittelexanthem. 11. Anlegen einer Gonokokken Kultur? Die Kultur erfolgt auf Selektivnährböden z.B. Thayer-Martin-Nährboden. Diese enthalten neben denaturiertem Hämoglobin und anderen Nährstoffen ein Spektrum von AB (Vancomycin, Trimethroprim) und Antimycotika (Nystatin), die das Überwuchern durch Begleitkeime unterbinden. Gleichzeitig Beimpfen von Nährböden ohne AB erhöht die Aussagekraft. Da die Inkubationszeit von Gonokokken beträgt 3 Tage, muss die Kultur 72 Stunden im Brutschrank (37°C) gelagert. Die Probe wird direkt mit der Platinöse auf den vorgewärmten Agar ausgestrichen und in einem luftdichten Container in einer Atmosphäre von 3 – 6% CO2 inkubiert. Die Gonokokken wachsen entlang der Inokulationslinie konfluierenden grauwißlichen, feuchten, glänzenden Kolonien aus. Färbung: Abstrich mit Platin-Öse nehmen, auf Objektträger, kurz durch Flamme, Methylenblau drüber für ca.15sec. mit WASSER waschen, KEIN Deckglas drauf, sondern Immersionsöl und bei 100facher Vergrößerung anschauen. (Intraleukozytäre Gonokokken, in früher Phase extraleukozytär, da noch nicht phagozytiert). 13 12. Gardnerella-Vaginose? Synonym: Bakterielle Vaginose, Aminkolpitis, anaerobe Vaginose, Gardnerella vaginalisVaginitis, Lactobacillary-Deficiency-Syndrome Erreger: - Gardnerella vaginalis: sind kurze, gramnegative, Katalase- und Oxidase-negative Stäbchen mit ausgeprägter Adhärenz am Vaginalepithel. - Anaerobier: Mobiluncus spp. ist ein anaerobes, bewegliches, gebogenes Stäbchenbakterium mit zahlreichen Flagellen und auch hoher Adhärenz am Vaginalepithel. Die Assoziation von Mobiluncus mit der EBV ist nachgewiesen. Mobiluncus ist auch in Rektum nachweisbar. - Genitale Mykoplasmen: M. hominis finden sich bei der 60 – 90% der Frauen mit Bakterielle Vaginose. Klinik: Nach einer Inkubationszeit von weniger als einer Woche stellt sich ein meist nur milder, dünnflüssiger, homogener, grauweißlicher Fluor vaginalis von üblem Geruch („fishy“) ein. Subjektive Symptome wie Pruritus und Brennen der Vulva sind gering oder fehlen. Die Vulva ist meist unauffällig, die Vagina kaum oder milde entzündlich gerötet. Das Vaginalsekret adhäriert an der Vaginalwand; sein pH ist relativ hoch (ca. 5). Beim Partner findet sich eine milde und dach einigen Tagen spontan abklingende Balanoposthitis – Erythem, vermehrte Smegmabildung und ein Gefühl der Irritation. Diagnostik: Ein Bakterieller Vaginose wird Diagnostisiert, wenn mindestens drei der folgenden 4 Kriterien erfüllt sind: - pH-Wert des Vaginalsekretes ist gleich oder größer als 4,7 - positiver Amintest (Entstehung von „fischigem“ Geruch durch biogene Amine bei Zugabe eines Tropfen 10%iger Kalilauge zu einem Tropfen Vaginalsekret auf eine Objektträger) - vermehrtes und verändertes Vaginalsekret (homogener, grau-weißer Fluor) - sog. „clue cells“ (=kurze, gram-variablen Stäbchen) im nativ- oder gramgefärbten Ausstrichpräparat. Therapie: Therapie der Wahl ist Metronidazol (500 mg 2 x tgl. p.o. durch eine Woche oder als Einzeitgabe 2 g oral). CAVE: Metronidazol ist im ersten Trimenon kontaindiziert. Alternative: Clindamyzin 300 mg 2 x tgl. p.o. durch eine Woche. Lokaltherapie: Metronidazolgel oder –suppositorien (2 x tgl. durch 5 Tage) oder Clindamycin Creme 2%, 1 x tgl. intravaginal durch 7 Tage. Die gleichzeitige Mitbehandlung des asymptomatischen männlichen Partners wird nicht empfohlen. 14 13. Erysipel? Definition: Eine akute Infektion der Lymphspalten und Lymphgefäße der papillären Dermis durch Streptococcus pyogenes. Klinik: Das Erysipel beginnt akut: Um die Eintrittspforte entsteht eine brennende Rörung und Schwellung, die sich innerhalb weniger Stunden „Flammenartig“ ausdehnt. Es entsteht eine abgegrenzte, hellrote, heiße, plataeuartiege homogene Schwellung der Haut, die an ihrem Rand mit einer fühlbaren Stufe in die normale Umgebung übergeht. Die Haut ist gespannt und glänzend. Eintrittspforte können Wunden sein, Kratzeffekte, Rhagaden und Fissuren. Die Prädilektionsstellen sind daher Fuß, Unterschenkel und Gesicht. Bei besonders schwerem Verlauf können in der Läsion Blasen auftreten (bulöses Erysipel). Manchmal kommt es zur Einblutung (hämorrhagisches Erysipel). Die schwerste Verlaufsform ist das gangränisierende Erysipel. Akutkomplikation sind Phlegmone und Sepsis. Histologie: neutrophile Durchsetzung der papillären Dermis. Gleichzeitig mit Beginn der Erysipel kommt zur Allgemeinsymptome wie: hohes Fieber (bis 40°C), Schüttelfrost, Nausea, regionäre Lymphadenitis. Labor: Leukozytose, stark erhöhte Senkung und CRP. Diagnose: sie wird klinisch gestellt, kultureller Nachweis des Erregers. Bessere Ergebnisse liefert der IF-Nachweis mit gruppenspezifischer anti-Sterptokokkenantikörpern. DD: Erysipeloid, akute Dermatitis im Gesichtsbereich, tiefe Venenthrombose, Phlegmone, Akrodermatitis chronica atrophikans, angioneurotisches Ödem, akuter Gichtanfall, diabetische Gangrän, inzipienter Herpes Zoster, inflamatorisches Karzinom. Therapie: In der Regel intravenöse Hochdosierte Penizillingabe 3 x 10 Mio. EH für 10 Tage. Antiphlogistische Lokaltherapie (Bauschen). 15 14. (Gürtelrose Herpes Zoster)? Pathogenese: Die Varizelleninfektion führt zur latenten Infektion aller oder der meisten Spinalganglien. Bei Einwirken von Triggerfaktoren, oft bei Immundefizienten, wird die Infektion reaktiviert. Klinik: Beginn mit heftigen einseitigen, auf ein Segment beschränkten Schmerzen, Par- und Hyperästhesie, nicht selten mit Fieber und Allgemeinsymptome. Nach einigen Tagen Auftreten mehrere erythematöser entzündlicher Herde mit gruppierten klaren Bläschen im betreffenden Hautsegment. Gewöhnlich ist nur ein Segment befallen, selten zwei oder mehrere (dann meist benachbart). Nur ausnahmsweise beobachtet man den Befall zweier voneinander entfernte Segmente (Zoster duplex) oder bilateralen Befall (Zoster bilateralis). Prädilektionsstellen: Gesicht und Thorax. Komplikationen: Neben der nicht seltenen pyogenen Superinfektion werden drei Gruppen von Komplikationen unterschieden: - neurogene Ausbreitung der VZV - postzosterische Neuralgie und - Komplikationen durch Immundefizienz. Komplikationen durch neurogene Ausbreitung des VZV - Augenbeteiligung: Bei Befall des 1. Trigeminusastes: Konjunktivitis, Keratitis, Ulcus corneae, Iritis mit Sekundärglaukom, Chorioretinitis, Neuritis N. optici. Begleitend oft auch Augenmusklelähmungen und Ptose. - Ramsay-Hunt-Syndrom: Befall der Ganglien der Nn. Facialis und statoacusticus: periphere Fazialisparese, Schwindel und Hörverlust. Dermatologische Zeichen: Zosterläsionen im äußeren Gehörgang, Trommelfell, Zungenseite und weichem Gaumen. - Motorische Ausfälle: durch lokale Ausbreitung der VZV in das Vorderhorn. Dadurch kommt es manchmal auch zu Paralysen dieser peripherer Nerven. Meist voll rückbildungsfähig. (Post)zosterische Neuralgie Es handelt sich um bohrend-brennende Dauerschmerzen, sowie oft schwerste Schmerzattacken, die spontan oder durch Berührung, Kälte, Zugluft ausgelöst werden. Sie tritt in ca. 10% der Fälle auf, bevorzugt den Trigeminusbereich und Patienten im hohen Alter, und hält einige Monate an. Mit Immundefizienz assoziierte Komplikationen - Generalisierte Herpes zoster: mit exanthematischen Auftreten von Zostereffloreszenzen. Generalisation ist der klinische Ausdruck der Virämie und das Risiko hämatogene Dissemination der inneren Organe. - Dissemination innnere Organe: bei schwerer Immundefizienz ist Gefahr die Bildung eines Sepsis. Am häufigsten werden befallen: Lunge, ZNS, Leber, Ösophagus. - Gangränisierte Herpes zoster: Teilweise Nekrose der Zosterläsionen kommt auch bei Immunkompetenten vor. Bei Immundefizienten (Lymphome, AIDS) stellen sich ausgedehnte, sehr schmerzhafte, unbehandelt oft chronische Ulzerationen ein. Diagnose: wird klinisch gestellt. Virusidentifikation mit Zellkultur, IF, ELISA. Therapie: Systemische Therapie mit Acyclovir 3 x tgl. je. 5 mg/kg KG durch 5 Tage. Ambulante Patienten bekommen oral z.B. Famciclovir 3 x 1000 mg/Tag, Valaciclovir 2 – 3 X 500 mg/Tag. Lokaltherapie in der vesikulöse Phase: Puder-Watte-Verbände, krustöse Phase: indifferente oder AB Salbenverbände. Postzosterische Schmerzen werden mit Carbamazepin (Degretol) behandelt. 16 15. Erythema nodosum? Definition: Ein Reaktionsmuster des subkutanen Fettgewebes, das klinisch durch tiefe, entzündliche Knoten der Extremitätenstreckseite und histologisch durch septale Pannikulitis charakterisiert ist. Das Erythema nodosum ist eine seltener, episodische und selbstlimitierte Intoleranzreaktion, die das frühe Erwachsenenalter und das weibliche Geschlecht bevorzugt. Ätiologie: Streptokokkeninfekte, meist der oberen Luftwege; typischerweise tritt das Erythema nodosum 2 – 3 Wochen nach dem Infekt auf. Andere Ursachen sind Infekte mit Yersinia enterocolitica und Sarkoidose. Klinik: Unscharf begrenzte, hellrote, hitzende, sehr schmerzhafte flache Knoten von bis Handtellergröße über den Schienbeinen, seltener auch an den Streckseiten der Oberschenkel und Unterarme. Die Knoten sind immer bilateral und symmetrisch. Innerhalb einiger Wochen bilden sie sich ohne Exulzeration oder Narben zurück. Charakteristisch ist ein Farbenwechsel ähnlich wie bei Hämatom: von rot über blau, grün zu gelb und braun (Erythema contusiforme). Allgemeinsymptome sind obligatorisch wie: Fieber, Krankheitsgefühl, Arthralgien. Labor: Hohe BSG, Leukozytose und erhöhte Antistreptolysin-Titer. Histologie: In der Frühphase perivaskuläre leukozytäre Infiltrate und Ödem der bindgewebigen Fettgewebessepten, Gefäßschwellung und Hämorrhagien. Später Dominieren von mononukleären Zellen und Fremdkörperrisenzellen. Therapie: Entzündungshemmende Lokaltherapie, NSAR, Bettruhe. DD: Hämatome, prätibiales Myxödem, Erythema induratum Bazin (Nodulärvaskulitis). 17 16. Nävuszellnävi? Synonym: Nävi pigmentosie, Muttermäler Definition: Nävuszellnävi (NZN) sind eine morphologisch vielfältige Gruppe gutartiger melanozytärer Läsionen, die Histologisch durch Nävuszellnester definiert sind. Man unterscheidet: - Angeborene (kongenitale) und - erworbene NZN. Kongenitale Nävuszellnävi Diese sind schon bei der Geburt vorhanden und sind seltener als erworbene Nävuszellnävi und unterscheiden sich von diesen u.a. durch ihre größere Ausdehnung, ihr tieferes Eindringen in die Haut und potentielle extrakutane Beteiligung. Aus ihnen entstehen auch häufiger Melanome. Klinik: Kongenitale NZN treten zu 90% solitär auf und sind zwischen 1 – 3 cm groß. Sie sind rund bis oval, gut begrenzt und von homogener braun- bis braunschwarzer Farbe. Bei Geburt sind sie kaum erhaben und nur leicht pigmentiert. Im Lauf der Jahre dunkeln sie nach, werden erhabener, entwickeln eine vergröberte Textur (papillär, knotig) und werden behaart. Große kongenitale NZN können riesenhaft sein und diffus weite Teile des Rumpfes oder der Extremitäten einnehmen (Badetrikot-Nävi). Sie wachsen postpartal proportional dem Körperwachstum. Therapie: Im Prinzip sollten alle kongenitalen NZN exzidiert. Die Operation großer NZN erfolgt meist in mehreren Sitzungen und Bedarf plastisch-chirurgiescher Techniken. Erworbene Nävuszellnävi Zahl und Form der erworbenen NZN werden von dispositionellen und äußeren Faktoren bestimmt. Wichtige äußere Faktoren sind das UV-Licht und Sexualhormone. Erworbene NZN sind definitionsgemäß bei der Geburt noch nicht vorhanden, sie treten sukzessive im Lauf der Jahre auf und vergrößern sich langsam. Währen und nach der Pubertät setzt ein oft sprungartiger Wachstumsschub ein: die NZN werden zahlreicher, größer und dunkler. Das Maximum wird in der 3. – 4. Dekade erreicht. Allerdings können auch später noch NZN entwickeln (Naevi tardi); sie haben ein höheres Melanomrisiko. Anschließend bilden sich die NZN zurück, sie können im höheren Alter gänzlich verschwunden sein, der verbleibende Rest ist meist unpigmentiert (dermale Nävi). Klinik: Erworbene NZN zeigen eine große morphologische Vielfalt. Allen gemeinsam sind folgende Eigenschaften: sie sind kreisrund, klein (meist < 5mm), nicht gänzlich scharf begrenzt, nicht übermäßig pigmentiert und in Aufbau und Pigmentierung homogen. Junktionsnävi: meist klein, flach, gerade noch tastbar, hell bis dunkelbraun, manchmal rötlich, regelmäßig in Konfiguration und Aufbau. Histologie: Nävuszellnäster nur in der Junktionalzone, Elongation der Retezapfen. DD: Lentigines, Epheliden, seborrhoische Warzen, Urticaria pigmentosa, Melanom. Compoundnävie: sind größer, erhabener, knotiger und zeigen eine grobtexturierte, manchmal papillomatöse Oberfläche (Naevi papillomatosi). Ihre Farbe reicht von hell- bis schwarz-braun und ist homogen. In Compoundnävie wachsen oft dunkelpigmentierte Haare (Naevi pigmentosi pilosi). Histologie: Junktionale und deramle Nävuszellnester, Hyperplasie der Epidermis, Hornzysten. DD: Melanom, pigmentiertes Basaliom. 18 Bei den Compundnävie unterscheidet man einige stereotype. - Der Unna-Typ ist durch seine exophytische, polypoid-gestielte Figur gekennzeichnet, histologisch durch monomorphe Nävuszellnester, Alterungszeichen. - Der Miescher-Typ ist eine halbkugeliger, meist im Gesicht auftretende und oft behaarter NZN, der histologisch exoendophytisch wächst, keilförmig in die retikuläre Dermis vorspringt. - Andere Stereotypen (Spitz- und Clarknävi) werden getrennt besprochen. Erworbene Nävuszellnävi mit besonderen Merkmalen Spitz-Nävus Ein nicht seltener Nävustyp, der klinisch, vor allem aber histologisch Melanomen ähnlich sehen kann. Sein Merkmal ist sein zellreicher spindel- bzw. epitheloidzelliger Aufbau mit atypien und Entzündung. Klinik: Spitz-Nävi sind relativ große, kalottenförmige, eher derbe, höckerige oder glatte Knoten, die haarlos, unpigmentiert und durch ihrer Gefäßreichtum rötlich sind. Sie sind häufig im Kopfbereich lokalisiert und treten in der Regel solitär auf. DD: Xanthogranulom, Histiozytom, seborrhoische Warze, Klarzellakanthom. Clark-Nävus (Syn. Atypischer bzw. Dysplastischer NZN) Clark-Nävi wandeln sich häufiger in Melanome um als die übrigen NZN (Melanompräkursor) und sind auch Marker einer Melanomkonstitution. Klinik: Sie kommen nicht monomorph vor, sind größer (> 5mm), flach und mit leicht erhabenem, manchmal papillärem Zentrum. Dieses ist dünkler pigmentiert als der periphere Rand. Die Figur ist meist rund, die Begrenzung mittelscharf, der Rand manchmal betont. Typisch ist die rötliche Farbe, die durch Gefäßreichtum und Produktion von Phäomelanin zustande kommt. DD: Clar-Nävi und Melanomen. Halonävus (Sutton-Nävus):Eine auffallende Läsion, die durch einen bis mehreren Zentimeter großen kreisrunden, vitiligoartigen, weißen Randsaum um NZN. In den Anfangsstadium ist der NZN noch gut erkennbar, im Laufe der Zeit kommt es zur völligen Rückbildung. Anschließend wird die Läsion durch Melanozyten aus der Peripherie wiederbesiedelt (Zuwachsen). Halonävi sind der Ausdruck einer Autoimmunreaktion und daher häufig mit Vitiligo, andere Autoimmunrekationen oder Melanom assoziiert. Therapie der erworbenen NZN Grundsätzlich müssen diese, als benigne Tumoren, nicht entfernt werden. Man unterscheidet zwischen der medizinischen und der kosmetischen Indikation zur Entfernung von NZN. Wichtige Entscheidungshilfen sind zwei Technologien: - Auflicht-Mikroskop: Dieses dient zur detaillierten Betrachtung verdächtiger Läsionen. Dieser werden mit einem Tropfen Immersionsöl bedeckt und durch ein so genanntes Dermatoskop betrachtet. - Ganzkörperphotodokumentation: Bei Patienten mit sehr vielen NZN wird das gesamte befallene Region nach einem festgelegten Protokoll regionweise und in regelmäßigen Abständen photographiert. 19 17. Malignes Melanom? Definition: Das Melanom ist der maligne Tumor der Pigmentzellen. Epidemiologie: Das Melanom ist vorwiegend ein Tumor des Weißen. Bei Afrikaner und Asiaten ist er selten und betrifft vorwiegend nicht-UV-exponierte Körperregionen. Bei weißen hingegen hängt die Inzidenz von UV-Belastung und der geographischen Region ab. Die Inzidenz ist am höchsten in Australien. Frauen sind etwa 1,5-mal häufiger betroffen. Melanome können in jedem Alter auftreten, sind jedoch im Kindesalter sehr selten. Ätiologie: Der wichtigste Faktor ist das UV-Licht. Andere Risikofaktoren sind: - Dispositionelle Faktoren: ethnische Zugehörigkeit (Weiße) , Hauttyp (I und II), Albinismus, gestörte DNA-Repair (z.B. Xeroderma pigmentosum), positiv Familienanamnese, Geschlecht (Weiblich) - Erworbene Faktoren: Anamnese von Sonnenbränden, Höherer sozio-ökonomischer Status, Immundefizienz - Vorläufer-Läsionen: multiple „typische“ NZN, „atypische“ NZN, kongenitale NZN. Stadieneinteilung: TNM-Klassifikation: T(=Primärtumor) Tumordicke (Breslow) T1 < 1,0 mm T2 1,01 – 2,0 mm T3 2,01 – 4,0 mm T4 > 4 mm. N (lymphogene Metastasierung) Zahl der befallenen LK N1 1 N2 2-3 N3 =/<4 oder konfluierende Metastasen. M (=Fernmetastasen) M1a Haut, subkutane Fett M1b Lunge M1c Jede andere Lokalisation. Klinisches Bild des primären Melanoms: Gemeinsame Charakteristika: Melanome haben drei morphologische Merkmale gemeinsam: - Größe: Melanome sind meistens größer als 5 mm. - Der Charakter des Unregelmäßigen, Chaotischen: Kontur: unregelmäßig polyzyklisch Begrenzung: teils scharf, teils unscharf Farbe: eine „bunte“ Mischung brauner, schwarzer, blau-grauer, weißer und roter Farbtöne. Melanome sind meist dünkler als NZN. - Aufhebung der präexistenten Textur der Haut: Das Melanom zerstört die Textur der Junktionszone und der retikulären Dermis durch Infiltration, Atrophie, Fibrose sowie Exulzeration. - Klinische Klassifikation der Melanome: - Lentigo-maligna-Melanom - Superficial spreading melanoma - Noduläres Melanom - Akral-lentiginöses Melanom - Unklassifizierbare Melanome, Schleimhautmelanome, Melanome innerer Organe. 20 Lentigo-maligna-Melanom Die Lentigo-maligna-Melanoma ist ein Melanoma in situ, das jahre- bis jahrzehntelang in der horizontalen Wachstumsphase bleibt und sich flächig intraepidermal ausbreitet. Sie ist eine Läsion des Alters (9. Lebensjahrzehnt) und findet sich fast ausschließlich in Sonnenexponierten Regionen (Gesicht, Handrücken, Unterarme). Sie besteht aus einem einige Millimeter bis handtellergroßen Fleck (nicht tastbar) mit scharfer polycyklischer Begrenzung, unregelmäßiger Gestalt, dunkelbrauner bis schwarzer Farbe und von scheckigem Aussehen. Der Übergang in die vertikale Wachstumsphase (Invasion) manifestiert sich klinisch durch Auftreten tastbarer Erhabenheiten. Histologie: Die Epidermis ist atroph, die Basalschichte zeigt ein einschichtiges kontinuierliches Band vakuolisiert, teils melanisierter Zellen mit deutlichen Kernatypien und Mitosen. DD: lentigo senilis und simplex, flache seborrhoische Warze, flache aktinische Keratosen. „Superficial spreading melanoma“ (Syn. superfiziel spreitendes Melanom, pagetoides Melanom, SSM) Sie ist die häufigste Variante des Melanoms. Sie kommt während des gesamten Erwachsenenalters vor und ist morphologisch Vielfältig: erhabene, dunkelbraun bis schwarze Herde von bis einigen Zentimetern Größe. Die Begrenzung ist polyzyklisch, unregelmäßig, meist aber scharf. Oberfläche: unregelmäßig durch erhabene und eingesunkene Areale, die Textur der Haut ist aufgehoben. Die Farbe ist inhomogen: hell- bis dunkelbraun und schwarz; blau-schwarz oder stahlblau, rötlich (Gefäßreichtum) und weißlich (depigmentierte Tumorzellen). Es wächst relativ rasch. Histologie: Die Tumorzellen finden sich in einem mehrschichtigen Band in der junktionszone der Basalmembran. DD: Junktionsnävus, Verruca seborrhoica, pigmentiertes Basaliom. Noduläres Melanom Sie ist die aggressivste Variante des Melanoms, die durch das Fehlen einer horizontalen Wachstumsphase und sofortiges vertikales Wachstum gekennzeichnet ist. Es besteht aus einem rasch wachsenden Knoten von einiger Millimetern bis Zentimetern Größe, der nicht selten gestielt und meist dunkel-braun-schwarz und oft scheckig pigmentiert ist. Histologie: Die Melanomzellen bilden einen dermalen Knoten, der die Epidermis halbkugelig nach oben verdrängt. DD: Pigmentiertes Basaliom, Histiozytom, thrombosiertes Angiom, Granuloma pyogenicum. Akral-lentiginöses Melanom Ein lokalisationsspezifisches Wuchstyp des SSM. Das akral-lentiginöse Melanom tritt vorwiegend bei ältere Personen auf und hat eine schlechtere Prognose als das SSM der Körperhaut. Es findet sich meist an Handflächen und Fußsohlen, Finger- oder Zehenendgliedern, aber auch am Nagelapparat (subungual oder Matrix). Klinisch erscheint es als polyzyklischer, dunkelbrauner bis schwarzer gescheckter Fleck, in den nach längere bestehen exulzerierte Knoten auftreten; diese sind oft depigmentiert. Melanome der Nagelmatrix manifestieren sich zu Beginn als longitudinaler braun-schwarzer Strich der Nagelplatte. Histologie: Entspricht einem SSM mit auffallend großen, manchmal dentritischen oder spindeligen Melanomzellen, Neurotropismus. DD: Posttraumatische Blutung, Schmutzpigmentierung, Kaposi-Sarkom, Plattenepithelkarzionom, Plantarwarzen, ekkrine Porom, Granuloma pyogenicum, Paronychie. Schleimhautmelanome: Im Aufbau entsprechen Schleimhautmelanome dem SSM oder dem nodulären Melanom; sie haben eine schloechtere Prognose als vergleichbar dicke Melanome der Körperhaut. Prädilektionsstellen sind die pjysiologisch pigmentierten Schleimhautareale: Gingiva, Nase, Vulva. 21 Sonderformen der Melanome - Depigmentierte Melanome - Partiell oder total rückgebildetes Melanom - Desmoplastiesche und neurotope Melanome. Die wichtigsten DD des Melanoms: - Pigmentnävi Basaliom - Blauer Nävus aktinische Keratosen - Lentigo simplex Adnextumoren - Lentigo senilis veruköses Karzinom - Seborrhoische Warze Hautblutung Varixknoten Angiokeratom Kaposi-Sarkom Granuloma pyogenicum Histizytom, Fibrom, Mastozytom. Diagnose und Frühdiagnose des Melanoms Die klinische Diagnose ist bei typisch ausgebildeten primären Melanomen leicht, bei weniger Typischen kommen einige DD in Frage. Die Auflichtmikroskopie ist eine Hilfsmassnahme zur Verbesserung der klinischen Diagnostik. Als Hilfe für die Diagnose (v.a. Frühdiagnose) gilt die ABCD-Regel: - A (Asymmetrie) - B (Begrenzung): Die Begrenzung ist ungleichmäßig, teils scharf, teils unscharf. - C (Colorit) Farbmischung aus braun, schwarz, blau, rot, weiß, grau - D (Durchmesser): Der Herd wächst (während NZN unverändert bleiben) - Als weiteres Kriterien wird von manchen Autoren noch E (Elevation) hinzugefügt – Auftreten von Knoten. Die histologische Diagnostik betrifft im wesentlich die Unterscheidung der Melanome von den verschiedenen Typen der Pigmentnävie. Prognose: Die 5-Jahres-Überlebenrate (für alle Stadien zusammen) beträgt ca. 80%. Die 10-Jahres-Überlebensrate liegt bei 70%. Bestimmung der Tumorstadium: Diese erfolgt durch Mirostaging, klinische Untersuchungen und Bildgebende Verfahren (US, Rö., CT, MRI, PET). Mikrostaging (=Bestimmung der Vertikalen Tumordicke): Sie kann mit zwei Skalen gemessen werden: - Die Clark-Skala misst die Eindringtiefe in Relation zu den betroffenen anatomischen Hautschichten (Levels of invasion: I – V). - Die Absolute maximale Tumordicke nach Breslow wird durch ein Messokular bestimmt (Distanz von Stratum granulosum zum unteren Tumorrand). Therapie des Melanoms Eine kurative Therapie ist bei Primärmelanomen möglich. Therapie des Primärtumors erfolgt immer operativ durch weite Exzision (Sicherheitsränder nach allen Seiten von 0,5 cm bei Melanomen in situ, von 1 cm bei Melanomen mit Tumordicke <2 mm, und von 2 cm bei Tumordicken > 2mm. Radiotherapie ist Indiziert bei inoperable Primärmelanome, LK- oder auch ausgedehnte und tiefe Hautmetastasen. Sehr gut spricht das Lentigo-maligna-Melanom an. Chemotherapie: Das Dacarbazin (DITC) wird am häufigsten verwendet. In Monotherapie liegt das Ansprechen bei 20 – 25%. Als Adjuvante Therapie wird das IFN--Verwendet. Chemoimmuntherapie: Die Kombination von Chemotherapeutika (DTIC) und Zytokinen (INF-- und IL-2) wir heut häufig verwendet. 22 18. Ichthyosen? Definition: Ichthyosen sind eine heterogene Gruppe von Erbkrankheiten, die durch übermäßige Verhornung der gesamten Haut charakterisiert sind. Klassifikation: Man unterscheidet 2 Hauptgruppen: - vulgäre Ichtyosen (Ichthyosis vulgaris, X-chromosomale Ichtyose) und - kongenitale lamelläre Ichthyosen. Daneben bestehen eine Reihe seltener Ichthyose-Syndrome mit zusätzlichen assoziierten Symptomen. Ichtyosis vulgaris Die Häufigste Ichthyoseform. Erbgang: autosomal-dominant. Das Manifestationsalter liegt bei 3 Monate. Ätiologie: Synthesedefekt des Profilaggrin??? Klinik: Die gesamte Haut ist trocken, rau und von kleinen bis mittelgroßen polygonalen weißen bist schmutzigrauen Schuppen bedeckt. Extremitäten sind schwerer befallen als Rumpf und Gesicht. Prädilektionsstellen: Streckseiten der Extremitäten. Charakteristische Befunde: Große Beugen sind sehr wenig befallen. Handflächen und Fußsohlen sind oft leicht verdickt und zeigen eine verstärkte Furchung der Handlinien (I-Hand=Ichthyosie-Hand). Assoziierte Symptome: Lichen piliaris, atopische Disposition. Histologie: Orthohyperkeratose, Fehlen des Startum granulosum. X-Chromosomale Ichthyosis Ätiologie: Der defekt ist eine Deletion des Steroidsulfatase-Gens. Die zweithäufigste Ichthyoseform. Erbgang: X-chromosomal-rezissiv; erkrankt sind daher nur Männer, Frauen sind symptomlose Überträger. Manifestationsalter: Säuglingsalter. Klinik: Ähnlich wie bei Ichthyosis vulgaris, aber stärker ausgeprägt. Die Schuppen sind schmutziggrau, dicker, gröber gefeldert (Vergleich: Krokodilleder). Die Großen Beugen sind nicht ausgespart. Handflächen und Fußsohlen sind frei. Keine I-Hand. Assoziierte Symptome: Hornhauttrübung, Hodenhochstand. Histologie: Orthohyperkeratose, Startum granulosum ist vorhanden. Lamelläre Ichthyose und kongenitale ichthyosiforme Erythrodermie Eine heterogene Gruppe schwerer, seltener Ichthyosen mit autosomal-rezessive Erbgang. Manifestation bei der Geburt. Histologisch findet man eine Proliferationshyperkeratose. Ätiologie: lamellären Ichthyosen durch Muatation im Transglutaminase 1-Gen. Auch bei der kongenitale ichthyosiformen Erythrodermien findet man Muatation im Transglutaminase 1-Gen aber auch Mutationen im 12R-Lipoxygenase bzw. Lipoxygenase 3Gen. Klinik: Bei der Geburt ist das Neugeborenen häufig vollständig in eine durchsichtige Membran eingehüllt, die einige Tage post partum spontan einreißt und sich in den ersten Lebenswochen ablöst (Kollodiumbaby). Danach entwickelt sich entweder eine grob- und großlamelläse, schmutzigbraune Schuppung, die das gesamte Leben erhalten bleibt, oder es stellt sich eine Erythrodermie mit feinerer, weißlich-hellbauner Schuppung ein. Die Gelenksbeugen sind befallen, Lippen und Schleimhäute frei. Handfläche und Fußsohlen sind verdickt, Nägendystrophie. Histologie: Hyperkeratose, Akanthose, Startum granulosum ist vorhanden. 23 Ichthyosen mit Keratin-Strukturdefekten Epidermolytische Ichthyose (Kongenitale bullöse ichthyosiforme Erythrodermie Brocq) Eine schwere, seltene, autosomal dominante Ichthyose, die durch das histologische Bild der epidermolytischen Hyperkeratose gekennzeichnet ist. Ätiologie: Mutationen im Keratin 1- oder im Keratin 10-Gen. Klinik: Manifestation meist bei Geburt mit Erythrodermie und Blasenbildung (Bild des „verbrühten Kindes“). Im Laufe der ersten Lebensjahre bilden sich Erythrodermie und Neigung zur Blasenbildung zurück; zunehmendes Auftreten groblamellöser Schuppung und bandartiger verruköser bis stacheliger Hyperkeratosen in Handflächen und Fußsohlen, Gelenkbeugen. Ngeldystrophie. Das Hornmaterial ist dunkelbraun und übelrichend (Bakterienbesiedlung). Assoziierte Symptome: Hautinfektionen, Wachstumsrückstand. Histologie: Orthohyperkeratose, breites Str. granulosum, Akanthose. Harlekin-Ichthyose Eine autosomal rezessive, schwerste Ichthyoseform, die bei Geburt durch plattenartiege Hornpanzer, massives Ektropium und Eklabium gekennzeichnet ist. Früher letal innerhalb weniger Wochen, heute bei frühzeitieger Retinoidgabe manchmal überlebensfähigÜbergang in schwere erythrodermische Ichthyose. Ursache: in Keratin-Strukturdefekt. Ichthyosen mit assoziierten Systemsymptomen Netherton-Syndrom Eine seltene autosomal rezessive gynäkotrope Ichthyose, die sich bei Geburt als kongenitale ichthyosiforme Erythrodermie manifestiert und später zusätzlich charakteristische bizarr konfigurierte, polyzyklische, girlandenförmiege Ichthyose-Läsionen mit doppeltem Schuppensaum entwickelt (Ichthyosis linearis circumflexa). Assoziierte Symptome: Gedeihstörungen, Trichorrhexis invaginata (Bambushaare), Atopie (auf die Ichthyose aufgepfropfte Zeichen der Neurodermitis, hohe IgE-Werte, Eosinophilie), Immundefizienz. Ursache: Mutation im SPINK 5-Gen. Refsum-Syndrom (Heredopathia atactica neuritiformis) Eine autosomal rezessive Lipidspeicherkrankheit mit Hautsymptomen ähnlich der Ichthyosis vulgaris. Frühe Symptome sind Retinitis pigmentosa, Nachtblindheit, im späteren Verlauf periphere Polyneuritis, cerebellare Ataxie und Taubheit. Ursache: Defizienz der Phytanoyl-CoA-Hydroxylase. Therapie: Phytansäurefreie Diät. X-Chromosomal-dominante Chondrodysplasiea punctat 2 (Conradi-HünermannHapple Syndrom) Kongenitaler Kongenitaler Beginn mit einer ichthyosiformen Erythrodermie in streifenförmiger Anordnung (Blaschko-Linien), später Abklingen der Ichthyose und Auftreten von streifenförmigen Hyperpigmentierungen. Assoziierte Symptome: follikuläre Atrophodermie, vernarbende Alopezie, sektorielle Katarakt, verschiedene Knochenveränderungen, Minderwuchs. Labor: erhöhte 8 Cholesterin- und 8 Dehydrocholesterinspiegel. Ursache: Ein Cholesterinsynthesedefekt. 24 Trichothiodystrophie (Tay-Syndrom) Ein seltenes und komplexes, autosomal rezessives Zustandsbild, das durch kongenitale ichthyosiforme Erythrodermie, spärliches Haar und brüchige Nägel sowie variable assoziierte Symptome gekennzeichnet ist: Minderwuchs, Fehlen subkutanen Fetts, Progerie, geistige Behinderung, Katarakte, Hypogammaglobulinämie und Infektbereitschaft, Gelenkskontrakturen. Ursache: Defekt von Helikasen. Erythrodermia figurata variabilis Mendes da Costa Eine seltene autosomal-dominante Erbkrankheit, die 2 voneinander unabhängige Hautsymptome zeigt: wechselnde Erytheme und stationäre ichthyosiforme Läsionen (lokalisiert: Gesicht, Extremitäten oder generalisiert). Ursache: Mutation der Connexine 31 (eine Teil). KID-Syndrom (Keratitis, Ichthyosis, Deafness) Eine seltene autosomal-dominante Erythrokeratodermie, die durch universelle Hautrötung und ichthyosiforme Hyperkeratose gekennzeichnet ist, manchmal palmoplantars Keratoderm mit irregulärem retiformem Papillarleistenmuster. Assozierte Symptome: Beidseitige progrediente Innenohrschwerhörigkeit, Hornhautdefekte, Keratitis mit progrediente Sehverlust. Ursachen: Mutation im Connexin 26-Gen. Therapie der Ichtyosen Bei milderen Ichthyosen genügen keratolytische Lokaltherapie (Salizylsäure, Milchsäure, Kochsalz) und Geschmeidighalten der trockenen Haut durch Harnstoffsalben, (Glycerin), rückfettende Bäder. Bei vielen Ichthyosen sind wegen der hohen Keimbesiedlung regelmäßige desinfizierende Bäder erforderlich z.B. Jod-Bäder. Bei manchen schweren Ichthyosen ist die Systemische Gabe von Retinoiden (Etretin, Acitretin) indiziert. Bei Ichthyosen mit entzündlicher Komponente kann Acitretin auch zur massiven Exazerbation führen z.B. Netherton-Syndrom. 19. Peniskarzinom (Bild) / + Therapie? Mit der Behandlung sollte so früh wie möglich begonnen werden. Sie richtet sich nach dem Stadium und der Ausbreitung des Tumors. Operative Therapie: Die operative Behandlung ist in allen Tumorstadien die erste Therapieoption. Je nach Ausmaß der Erkrankung reicht die Operation von einer lokalen Entfernung (z.B. Vorhautbeschneidung) bis zur kompletten Penisamputation. Bei dem Nachweis von Metastasen in Lymphknoten werden die regionären Lymphknoten entfernt. Strahlen- und Chemotherapie: Diese beiden Therapieformen kommen in fortgeschrittenen Stadien der Krankheit zum Einsatz, wenn der Peniskrebs nicht mehr heilbar ist. Die Wirkung ist weitgehend palliativ. Bildbeschreibung (Erythroplasie): düsterroter, scharf und unregelmäßig polyzyklisch begrenzter Fleck von mattem Glanz und samtiger Oberfläche. Ursache: Invasives Plattenepithelkarzinom DD: Balanitis bei Diabetes, Soorbalanitis, atrophe Balanitis. 25 20. Nekrotisierende Venulitis? Synonym: (Kutane) Immunkomplex-Vaskulitis, allergische Vaskulitis Definition: Es handelt sich um eine Immunkomplex-mediierte nekrotisierende Vaskulitis der poskapillären Venolen vorwiegend der Haut, die durch Allgeneimsymptomen und Befall innerer Organe begleitet wird. Sie tritt entweder als „klassischer“ Typ oder als Sonderform auf. Ätiologie und Pathogenese: Ursache sind bakterielle und virale Antigene aber auch Arzneimittel, Fremdeiweiß und Autoantigene. Klinik: Akut und schubweise auftretende dunkelrote Petechien oft nur der Unterschenkelund Knöchelregion, bei intensiverem Befall auch an Oberschenkeln, Rumpf und Rest des Körpers. Die Petechien sind entzündlich, flach erhaben, tastbar und schmerzhaft (palpable Purpura). Sie können sich peripher vergrößern, konfluieren und zu düsterroten schmerzhaften Infiltraten wachsen. Kleinere und mildere Läsionen bilden sich bald unter Hinterlassung von Hämosiderin-Pigmentierung zurück. Größere entzündliche Läsionen bilden hingegen zentrale, hämorrhagische und nekrotische Blasen aus, später trockene Nekrosen oder hämorrhagisch verkrustete Ulzera. Bei diesen dauert der Heilungsvorgang mehrere Wochen, es entstehen hyperpigmentierte, leicht atrophe Narben. Systemzeichen: Milde Systemzeichen wie Fieber, Krankheitsgefühl, Arthralgien, sind fast immer vorhanden. Befall innerer Organe: Gelenke (50%), Muskel (40%), Niere (30%), GI (15%) und ZNS (10%). Der Organbefall ist meist milde, gelegentlich treten Komplikationen auf, wie erosive Gastritis, Magenulzera, Darmkoliken, Meläna und Diarrhöen, Ileus, Meningismus, Makrohämaturie, Glomerulonephritis. Histologie: Nekrotisierende Venulitis mit Leukozytendiapedese, um die Gefäße, Ödem und zerfallende Leukozyten, Erythrozytenextravasate. Labor: Leukozytose, erhöhte Senkung, Albuminurie, evtl. Hämaturie, okkultes Blut im Stuhl, zirkulierende Immunkomplexe (meist IgM, seltener IgA). DD: nichtvaskulitische (z.B. thrombozytopenische) Purpura. Die episodische ImmunkomplexVaskulitis hat in der Regel einen episodischen Trigger: Fokalinfekte (StreptokokkenTonsilitis, Erysipel, GI-Infekte), Einnahme von Medikamente. Prognose: Meist Restitutio ad integrum. Schwerer Organbefall kann zu Defektheilung führen (Niere). Therapie: Die Behandlung zielt, sofern möglich, auf Elimination des Triggers (Infekte, Ansetzen von Medikamente, Behandlung der Systemkrankheit). Bei milde Ausprägung reicht Lokaltherapie mit Salizylaten. Bei schweren fällen v.a. Organbefall (Niere) sind Kortikosteroide Systemisch indiziert. Bei therapierefraktären Fällen können Zytostatika (Cyclophosphamid) verabreicht werden. 26 Sonderformen der kutanen Immunkomplex-Vaskulitis Purpura Schönlein-Henoch Ein nicht seltenes, im klinischem Bild und Laborparametern der kutanen ImmunkomplexVaskultits analoges Krankheitsbild, das – gewöhnlich bei Kindern im Schulalter – nach einer Streptokokkeninfektion des Respirationstraktes auftritt, und Organbeteiligung aufweist (Gastrointestinaltrakt, Niere, Gelenke, seltener ZNS) und durch IgA-Immunkomplexe bedingt ist. Bei Erwachsenen ist sie seltener, aber durch schweren Verlauf (GI-Symptomatik, akutes Abdomen) gekennzeichnet. Ansprechen auf die Therapie ist gut: Antibiotika, bei schwerem Verlauf Kortikoidstoß. Sie neigt oft zu Rezidiven. Nierenversagen im akuten Stadium wird beobachtet. Andere Sonderformen: - Urtukarielle Vaskultis - Nekrotisierende Vaskulitis bei Kryoglobulinämie - Purpura hypergammaglobulinämica (Waldenström) - Erythema elevatum et diutinum - „Rheumatoide“ Vaskulitis. 21. Lues-Diagnostik? Alles über Lues Definition: Lues (Syphilus) ist eine potentiell lebensbedrohliche systemische Geschlechtskrankheit, die durch Treponema pallidum hervorgerufen wird und durch einen chronischen, Stadienhaften Verlauf gekennzeichnet ist. Infektionsmodus: Infektion durch Kontakt und hämatogen sowie diaplazentar. Krankheitsverlauf: Man unterscheidet 3 Stadien. Die Krankheitsaktivität verläuft zyklisch, aktive Phasen werden von Latenzphasen unterbrochen: Frühlatenz (innerhalb des Stadium II) und Spätlatenz (zwischen Stadien II und III). - Primärstadium: Nach seinem Eindringen gelangt T. pallidum über die Lymphbanhen schnell in den Organismus, erst viel später entwickelt sich an der Eintrittsstelle der Primäraffekt, gefolgt von eine regienären LK-Schwellung. Der Primäraffekt heilt nach einigen Wochen spontan ab. - Sekundärstadium: Hier kommt zur Systemzeichen wie (Fieber, Knochenschmerzen), Exantheme und multiple metastatische Absiedlung von Treponemen. Das Stadium II klingt mit immer schwereren Rezidiven ab und leitet in die Spätlatenz über. Danach ist der Verlauf sehr individuell. - Tertiärstadium: Dieses ist durch selektiven Befall eines oder mehrerer Organen (Haut, Knochen, Herz, ZNS etc.) gekennzeichnet. Verantwortlich ist weniger der Erreger, sondern eine zelluläre Immunreaktion mit Ausbildung von teils produktiven, teils nekrotisierenden Granulomen. 27 Klinik der Frühsyphilis: Die Frühsyphilis umfasst Primär- und Sekundärstadium sowie die „Frühlatenz“. Primärstadium (Lues I): Der syphilitische Primäreffekt entwickelt sich nach eine Inkubationszeit von 2 – 3 Wochen an der Eintrittspforte aus einer derbe Papel, die sich in ein Ulkus umwandelt. Etwa eine Woche später tritt eine meist einseitige regionäre Lyphadenitis hinzu. Allgemeinsymptome fehlen. Ohne Behandlung heilt der Primäraffekt spontan narbig ab. Der Primäraffekt (syn. harter Schanker, Ulcus durum) ist ein solitäres, derbes, entzündlich infiltriertes schüsselförmiges Uklus von „schinkenbraunroter“ Farbe, der scharf begrenzt ist. Primäraffekte sind meist genital lokalisiert. Prädilektionsstellen sind beim Mann das Frenulum präputii und der Sulcus coronarius, weniger Glans, Präputium und Penisschaft, bei der Frau die hintere Kommisur, die kleine Labien und die Portio uteri, seltener Klitoris, Urethralöffnung und Vaginalwand. Lokalisation extragenitale Primäraffekte: Mundhöhle, Analbereich, Mamillen, Finger. Sekundärstadium (Lues II): Sein beginnt ist durch das Einsetzen von Systemsymptomen gekennzeichnet (7 – 10 Wochen nach Infektion), das Ende ist etwa künstlich mit 2 Jahren festgelegt. Dazwischen liegt eine Art Vielfalt, denen folgende Merkmale gemeinsam sind: - Schubhafter Verlauf mit freien Intervallen (Frühlatenz). Die Latenzphasen werden immer länger, die Schübe kürzer und milder. - Die Schübe sind meist mild, bei vielen Patienten (70%) kommt es zu einem einzigen Schub, manchmal bleibt die Lues II sogar asymptomatisch. - Den einzelnen Schüben gehen unspezifische Prodromalsymtome voraus, wie: grippale Beschwerden mit subfebrilen Temperaturen, Gewichtsverlust, Inappetenz, Kopf- und Halsschmerzen, Heiserkeit, konjunktivale Reizung, Gelenks- und Knochenschmerzen. Milz und Leber sind oft vergrößert. Die Aktivitätsschübe der Lues II sind durch 5 klassische klinische Manifestationen gekennzeichnet: - Generalisierte Lymphknotenschwellung - Exantheme: Man unterscheidet Früh-(Erstlings-) und Spät-(Rezidiv)exantheme. Das Erstlingsexanthem (Roseola syphilitica) ist immer makulös, oft sehr zart, blasrosabläulich und vorwiegend seitwärts am Stamm lokalisiert. Rezidivexantheme können sowohl makulös, papulös als auch vesikulös, vesikulo-krustös, papulo-pustulös, squamös und sogar ulzurös sein. - Lokalisierte Papeln: Es handelt sich um gruppierte, braunrote, flache, indolente Knötchen. Prädilektionsstellen: Genital-perineal-perianal, Hansfläche und Fußsohlen, Große Beugen und seborrhoische Arealen, Mundschleimhaut. - Luetischer Haarverlust: Syphilis kann zwei verschiedene Arten von Haarvelust verursachen, beide sind reversibel und durch Prädilektion der Parietal- und Okzipitalregionen gekennzeichnet. Das diffuse luetische Effluvium ist ein toxisches Telogeneffluvium im Rahmen der frühen Lues II. Die Alopezia areolaris specifica ist ein disseminierte kleinfleckiger Haarausfall, ein Symptom der späten Lues II, das auf lokaler Toxineinwirkung in lokalisierten Papeln der Kopfhaut beruht. - Luetische Leukoderm: konfettigroße hypopigmentierte Flecken vorwiegend am Nacken und der seitlichen Halspartie. Klinik der Spätsyphilis: Syphilis ab Ende des 2. Krankheitsjahres (WHO), sie umfasst das Stadium der „Spätlatenz“ und die Lues III. Tertiärstadium (Lues II): Lues III ist durch eine zelluläre Abwehrreaktion bei gleichzeitiger Erregerarmut gekennzeichnet. Sie kann durch Zerstörung eines oder mehrerer Organe zum Tod führen. Klinisch unterscheidet man drei Komplexe der tertären syphilis: benigne Spätsyphilis, die Neurosyphilis und die kardiovaskuläre Syphilis. 28 Benigne Spätsyphilis: Diese ist durch fokale proliferative oder destruktive Granulome gekennzeichnet, die Haut, Schleimhäute und Knochen bevorzugt. - Spätsyphilis der Haut: Syphilide: sind flache, braunrote, gruppierte, oft serpiginöse konfigurierte und asymmetrisch angeordnete plattenartige oder knotige Läsionen mit Neigung zu Ulzeration, Narbenbildung und Mutilation. Prädilektionsstellen: Rücken, Streckseite der oberen Extremitäten und Gesicht. Gummen: Es handelt sich um Knoten von mit zentral verkäsendem tuberkuloidem Granulationsgewebe. Sie können in jedem Organ, am häufigsten jedoch an Haut, Schleimhäuten und Knochen Auftreten. - Spätsyphilis der Knochen: häufigste manifestation sind Gummen. Prädilektionsstellen: Tibia, Sternum, Klavikula, Wirbel, Rippen und lange Röhrenknochen. - Weitere betroffene Organe: Augen, Leber, Magen, Lymphknoten, Genitaltrakt und Skelettmuskeln. Spätsyphilis des ZNS (Lues cerebrospinalis, Neurolues) Seit der Einführung der Penizillintherapie selten. Klinische werden folgende Formen unterschieden: - Asymptomatische Neurosyphilis: ist ein Zufallsbefund. - Meinigovaskuläre Neurosyphilis: Überwiegt die Meningitische Komponente, dominieren basale Hinnervenausfälle (meist III, VI, IX) und Optikusatrophie. Vaskulärer befall ist die A. cerebri media betroffen. - Lues parenchymatosa: Tabes dorsalis (Entmarkung der Hinterstränge und der Dorsalwurzel, Zeichen chronischer Leptomeningitis). Kardiovaskuläre Spätsyphilis Ausgangspunkt ist ein Endartitis der Vasa vasorum (vorwiegend der Aorta ascendens). Es kommt zur Ausbildung multipler epitheloidzelliger Granulome in den Gefäßwänden, die durch fibröses, knotiges Narbengewebe ersetzt werden. Klinische Manifestationen sind: - Aorteninsuffizienz - Aneurysmen - Pektanginöse Beschwerden. Konnatale Syphilis Eine in utero von der Mutter auf den Fötus übertragene Lues. Folgende Endausgänge sind für das Kind möglich: - Totgeburt zum Termin - Lues connata (Frühgeburt oder zum Termin) - Ausbleiben der Infektion. Klinik: Die Lues connata läuft wie die Syphilis des Erwachsenen in Stadien ab. Man unterscheidet: - Frühmanifestationen (Lues connata praecox; Säuglingsalter bis Ende des 2. Lebensjahres) - Erscheinung der sog. Rezidivperiode (2. bis 4 Lebensjahr) und - Spätmanifestationen (Lues connata tarda; Schul- und Jugendalter). 29 Diagnostik: Grundsätzlich stehen der direkte Erregernachweis und Serologische bzw. molekularbiologische Reaktionen zur Verfügung. Kulturen sind nicht möglich. Die Wahl des Nachweises hängt vom Stadium ab: Lues I: mit direkten Erregernachweis. Serologische Tests sind in der ersten Phase zwar negativ, aber dennoch obligatorisch (Beurteilung der Ausgangsituation). Lues II: Serologie und direkter Erregernachweiß sind hier gleich bedeutend. Früh- und Spätlatenz: Serologie. Benigne Spätsyphilis: Serologie, der direkte Erregernachweis aus Syphiliden und Gummi ist erfolglos. Neurosyphilis: Durch spezifischen Syphilisserologie im Blut und Liquor (Liquor: Zellzahl, Gesamteiweiß über 40 mg/dl, Liquorelektrophorese). Kardiovaskuläre Syphylis: Serologie, kardiologische Diagnostik. Lues connata: Serologie, direkter Erregernachweis nur bei Lues connata praecox. Erregernachweis: T. pallidum färbt sich nicht mit den häufigsten Farbstoffen; es kann daher nicht in Ausstrichpräparaten, sehr leicht aber im Dunkelfeld- oder Phasenkontrastmikroskop erkannt werden. Die Dunkelfelduntersuchung ist auch heute noch der einfachste und verlässlichste Nachweiß. Technik: Beläge des Ulkus werden mit Kochsalzlösung entfernt und dieses seitlich zusammengepresst, um Gewebsflüssigkeit zu exprimieren. Gelingt dies nicht, wird der Ulkusgrund mit einer Nadel vorsichtig sakrifiziert. Der gewonnene Tropfen wird mit einer Glaskapillare aufgenommen, auf einen Objektträger geblasen, mit einem Deckglas bedeckt und als Nativpräparat im Dunkelfeldmikroskop untersucht. Die Identifikation des Erregers im Dunkelfeld erfolgt anhand seiner Morphologie und der charakteristische Bewegungen: - episodische Knickbewegung mit abwechselnder Ausbildung von stumpfen und spitzen Winkel „Klappmesser“ - Rotation um die Längsachse „Korkenzieher“ - Langsame, zitternde Streck- bzw. Schrumpfbewegungen in der Längsachse „Ziehharmonika“. Neben der Dunkelfelduntersuchung ist ein direkter Immunfluoreszenz-Nachweis verfügbar. Als Testserum verwendet man ein FITC-markiertes Konjugat (Antikörper gegen Oberflächenprotein von T. pallidum). Serologie der Syphilis Man unterscheidet spezifische und nicht-spezifische Tests. Spezifische IgM-Antikörper gegen T. pallidum werden schon während der zweiten Krankheitswoche gebildet (vor dem Primäraffekt). Ihr Titer steigt bis zur 5. und 6. Woche an, fällt dann langsam wieder ab und kann nach Jahren unter die Grenze der Nachweisbarkeit sinken. Spezifische IgG-Antikörper erscheinen gegen Ende der 4. Woche, also kurz nach dem Primäraffekt, überwiegen schon im Verlauf der nächsten beiden Wochen. Nach Behandlung sinken die spezifischen IgM-Titer bei der Frühsyphilis innerhalb einiger Wochen auf Null, bei der Spätsyphilis dauert dies etwa ein Jahr. Die IgG-Titer sinken dagegen auch nach erfolgreicher Therapie nur wenig und bleiben lebenslang erhalten. Neben spezifischen werden auch unspezifische Antikörper (Reagine) produziert. (Reagine sind Autoantikörper gegen Phospholipide der Mitochondrienmembran. Wahrscheinlich enthält T. pallidum ein ähnliches Phospholipid, das immunogen wirkt). Auch Reagine gehören zunächst der IgM-, später der IgG-Klasse an. Die Unspezifischen Antikörper sind in aktiven Phasen der Lues regelmäßig nachweisbar; ihr Titer ist ein grobes Maß der Krankheitsaktivität. Dies gilt auch für die Lues III. Nachweisbar mit Standardmethoden (VDRL). 30 Seroreaktionen als Therapiekontrolle Wichtiger Parameter ist der Abfall der Lipidantikörper (VDRL): Ihr Titer sinkt nach Behandlung der Frühsyphilis rasch ab und wird bei Krankheitsdauer unter 12 Monaten negativ. Bei Therapie zu einem späteren Zeitpunkt sinkt der VDRL zwar ab, kann jedoch in niedrigen Titern jahrelang bis lebenslang reaktiv bleiben. Das Absinken der spezifischen IgM-Titer wird mit den SPHA- und 19S-IgM-FTA-ABS-Tests beurteilt. Der SPHA sollte bei Frühsyphilis innerhalb 2 – 3 Monaten nach Therapie, bei Spätsyphilis innerhalb eines Jahres negativ werden. Spezifische serologische Testverfahren Treponema pallidum-Hämagglutinationstest (TPHA) Mit T. pallidum-Antigen beschichtete Hammelerythrozyten werden mit Patientenserum inkubiert. Sind spezifische Antikörper vorhanden, kommt es zur Agglutination. Die Auswertung erfolgt in einer geometrischen Verdünnungsreihe mit dem Faktor 4 (Titer 1:80, 1:328, 1:1280 etc). Es reagieren sowohl IgM- als auch IgG-Antikörper, verlässlich positive Ergebnisse sind erst mit Anstieg des spezifischen IgG-Spiegels zu erwarten. Falsch reaktive Befunde sind selten. Positive Ergebnisse bedeutet, dass der Patient Syphilis hatte oder noch hat, aus der Titerhöhe können keine verlässlichen Schlusse auf die Krankheitsaktivität abgeleitet werden. Der Test eignet sich nicht zur Beurteilung des Behandlungserfolges. Fluorescent-T. pallidum-Antikörper Test (FTA) Auf einem Objektträger fixierte, abgetötete Trponemen werden mit Patientenserum inkubiert und binden mit in Serum enthaltene spetifische Antikörper. In einem zweiten Schritt wird ein FITC-markiertes Antihuman-Immunglobulin zugesetzt, das sich an den allenfalls gebundenen Antikörper bindet (Sandwich). Die Beurteilung erfolgt semiquantitativ im Fluoreszenzmikroskop. FTA-ABS-Test (FTA-Absorptions-Test) Diese ist eine Weiterentwicklung des FTA. Im Serum gesunder Menschen kommen Antikörper gegen saprophytäre Treponemen der Mund- und Genitalflora vor, darunter auch gegen treponemale Gruppenantigene. Um diese Antikörper zu beseitigen, wird das zu beurteilende Serum vor der eigentlichen Testreaktion mit einem aus Reiter-Treponemen absorbiert. Dieser Absorptionsschritt hat die Spezifität des Tests wesentlich erhöht und ist daher zur Routinemaßnahme geworden. Der FTA-ABS-Test weist spezifische IgG und IgM nach; falsch reaktive Befunde sind selten. FTA-ABS-IgM bzw. IgG Hier verwendet man im letzen Schritt selektiv Antihumanglobuline gegen IgM oder IgG und wertet zusätzlich quantitativ aus (Verdünnungreihe). Wichtig ist der FTA-ABS-IgM in der Frühdiagnostik und der Diagnostik der Lues connata. 19S-IgM-FTA-ABS-Test Eine weitere Verfeinerung, die die mittels HPLC isolierte IgM-Antikörper des Patientenserums für den FTA-ABS-IgM einsetzt.Dieser Test ist allen anderen serologischen Methoden an Spezifität überlegen, es wird bei besondere Fragestellung in Speziallabors durchgeführt und ist die „letzte Instanz“ bei zweifelhaften Befunden. Solid-Phase-Häm-Adsorptionstest (SPHA) Prinzip:Bindung von spezifischen IgM-Antikörper an eine Festphase. Der Test wird in Mikrotiterplatten durchgeführt, die mit Antihuman-IgM-Serum beschichtet sind. Enthält das Testserum T. pallidum-spezifische IgM, binden diese. In einem zweiten Schritt, der Hämadsorption, erden mit Treponemenantigen beschichtete Hammelerythrozyten zugegeben. Sind spezifische IgM gebunden, werden die Erythrozyten an diese fixiert. Fehlen, sinken die Hammelerythrozyten zu Boden. Zum Nachweis einer Neurosyphilis sowie zur Beurteilung einer Reinfektion ist der SPHA-Test unentberlich. 31 Unspezifische serologische Tests Rapid-Plasma-Reagime-test (RPR) Der Rapid-Plasma-Reagime-test (RPR) ist ein Flockungstest, bei dem Cardiolipin suspendiert in Cholin als Antigen dient. Um bei Zusatz von Serum zur Testlösung eine Ausflockung gut sichtbar zu machen, sind der Präparation Kohleteilchen beigemischt. Die Untersuchung wird auf Wegerf-Testkarten makroskopisch durchgeführt. Beurteilung: Ein brauchbarer Schnell-test, in Spezifität und Empfindlichkeit dem VDRL ähnlich. Venereal Disease Research Laboratory Test (VDRL) Der Venereal Disease Research Laboratory Test (VDRL) ist ein Flockungstest, bei der eine Mischung aus Cardiolipin, Cholesterin und Lezithin als Antigen dient. Die Durchführung erfolgt auf Mikrotiterplatten. Serum und Antigenzubereitung werden aufgetropft und die Platte einige Minuten gemischt. Die quantitative Auswertung erfolgt in einer geometrischen Reihe mit dem Faktor 2 (1:2, 1:4, 1:8 etc.). Beurteilung: Idealer unspezifischer Test zur Therapieund Akktivitätskontrolle der Lues. Liquor-Serologie Unspezifische Tests sind für die (Liquor) Diagnostik bei Neurolues unzureichend. Negativer Ausfall der spezifischen Tests im Liquor (TPHA, FTA-ABS) schließen eine Neurolues aus. Der Nachweis der Produktion spezifischer Antikörper im ZNS sichert die Diagnose. Es gib zwei Möglichkeiten: - Errechnung des TPHA-Index (nach Luger); dieser setzt den Titer der spezifischen Antikörper im Liquor mit der jeweils gegebenen Funktion der Blutliquorschranke in Beziehung und schaltet damit mögliche Fehler durch Schrankenstörungen weitgehend us. Als Maß der Funktion der Blutliquorschranke gilt der sogennante Albumin-Quotioen. Liquoralbumin (mg/dl) x 103 Albuminquotient = _____________________________________ Serumalbumin (mg/dl) Normalwerte : 3 bis 8, bei gestörte Schrankfunktion Anstieg bis > 20. TPHA-Titer im Liquor TPHA-Index = ________________________________ Albuminquotient Werte über 500 sind diagnostisch für eine Neurolues, bei Werten zwischen 100 und 500 ist die Erkrankung wahrscheinlich. - Nachweis spezifischer IgM-Antikörper mittels des SPHA: Dieser eignet sich wegen besserer Sensitivität zur Liquordiagnostik weitaus besser als die Fluoreszenztests. Ein reaktiver Liquor-SPHA (> 1:8) ist für Neurosyphilis diagnostisch. Therapie: Penizillin ist Mittel der Wahl, sie muss über 7 – 10 tage verabreicht. Am besten mit Langzeit-Depot-Präparat Benzathin-Penizillin. Da er schlecht Liquorgängig ist, wird hier das Na-Penizillin G i.v. in hohe Dosen (20 Mio. E/d) verabreicht. Tetrazykline (wirken Bakteriostatisch = Hemmung der Proteinsynthese) werden bei Patienten mit Penizillin-Allergie gegeben. Vorteile: Gute Liquorgängigkeit. Erythromycin wirkt auch bakteristatisch. Vorteil: gut wirksam, arm an Nebenweikungen. Nachteil: schlechte Plazenta- und Liquorgängigkeit. 32 22. Erregernachweis bei Ulcus molle? Alles über Ulcus molle Syn. Weicher Schanker, Chancroid Definition: Ulcus molle ist eine durch Haemophilus ducrey hervorgerufene, lokal und regional ivasive Geschlechtskrankheit ohne systemische Ausbreitung. Verlauf: Die Inkubationszeit ist zwischen 3 – 7 Tagen, in Ausnahmefällen bis zu 30 Tagen. Anschließend entstehen genitale Ulzera, die unbehandelt nach mehreren Wochen spontan abheilen. In etwa 50% entsteht nach den Ulzera eine regionale Lymphadenitis (Bubo). Systemische Symptome fehlen. Klinik: Die Läsionen sind meist multipel. Sie beginnen als entzündliche Papeln, die nach kurzer Zeit pustulieren und sich in sehr schmerzhafte, scharf begrenzte Ulzera umwandeln. Der Ulkusgrund ist weich, mit eitrigem, schmierig-nekrotischem Material bedeckt und bei Berührung leicht blutet. Charakteristisches Symptom: heftige brennende Schmerzen beim Darüberfließen des Urins. Prädilektionsstellen: inneres Vorhautblatt, Frenulum präputii, Fossa navicularis. Bei Frauen: hintere Komissu, Labia minora und Meatus urethrae. Extragenitale Ulzera (Hand, Mund, Mamilen) sind selten. Varianten: - Als transientes Chancroid bezeichnet man kleine Ulzera, die innerhalb einiger Tage abheilen - Das Riesen-Ulcus molle entsteht durch periphere Ausbreitung vom Primärulcus - Das Ulcus molle elevatum beginnt als Geschwür, wird jedoch durch hypertrophe Granulation platten- bzw. pilzartig erhaben. Die regionäre Lymphadenitis (Bubo) ist meist einseitig und umfasst mehrere LK, diese sind vergrößert, schmerzhaft und miteinander verbacken, die bedeckte Haut gerötet. Komplikationen: Phimose, Paraphimose, Urethritis, Urethralfisteln. DD: luetische Primärafekt, Herpesgenitalis, Pyodermien, Granuloma inguinale. Diagnostik: Abnahme der Abstrichpräparate aus genitalen Ulzera. Entnahme am Ulkusrand (Rand ist am Keimreichsten). Das Ausstrichpräparat wird garmgefärbt (Alternative: MethylengrünPyronin nach Pappenheim) und nach den charakteristischen Fischzugformationen des H. ducreyi abgesucht. Mehrere Abstrichpräparate werden angelegt. Kultur wird selten durchgeführt: Blutagarplatten mit Zusatz von Hämin und Serum (z.B. Schokoladeagar mit Vancomycin), Wachstumsoptimum 28° - 35°C bis 5 – 10% CO2. Der Keim wächst nach 72 Stunden (kleine, graue, glatte Kolonien). In Ausstriche dieser Kolonien sicht man wieder die fischzugartige Anordnung der Bakterien. Therapie: Ceftriaxon 250 mg i.m., einmalig oder Azithromycin 1 g oral einmalig. Alternativ: Erythromycin 500 mg oral, 4 x tgl. durch 7 Tage. Ciprofloxacin 500 mg oral, 2 x tgl. durch 3 Tage. 33 23. Mycosis fungoides? Definition: Die Mycosis fungoides ist ein perimäres T-Zell-Lymphom der Haut von niedrigen Malignitätsgrad. Der vorherrschende Zelltyp sind T-Helfer-Zellen vom Th2-Typ. Ätiologie: Die Ursache der Mycosis fungoides ist ungeklärt. Diskutiert wird: - Chronische T-Zell-Stimulation - De novo Entstehung monoklonaler T-Zellen - Karzinogene (Teerprodukte, Farbstoffe) - Radioaktive Strahlung - Retroviren. Verlauf: Mycosis fungoides verläuft chronisch, Jahre bis Jahrzehnte. Die Hautsymptome zeigen einen charakteristischen Stadienverlauf (nach Alibert-Bazin). Diese entwickelt sich in 3 Stadien: - dem eyrthematösen - dem Plaquestadium und - Tumorstadium. Stadieneinteilung: TNM-Klassifikation: T-Sradium: Mycosis fungoides T1: Plaquestadium <10% Oberfläche T2: Plaquestadium >10% Oberfläche T3: Tumorstadium T4: erythrodermische Form. N-Satdium: kutane Mycosis fungoides mit LK-Befall N1: LK unauffällig N2: LK klinisch unauffällig histologisch befallen N3: LK klinisch und histologisch befallen. M-Stadium: kutane Mycosis fungoides mit Befall innere Organe. Klinik: Die Initialläsionen der Mycosis fungoides sind zumeist regellos am Rumpf disseminierte, scharf und polycyklisch begrenzte, zart atrophe gelb-rötlich-braune Flecken, die kaum schuppen und subjektiv symptomlos sind. Diese Läsionen entsprechen dem Krankheitsbild der „grosfleckigen Parapsoriasis en plaques“. Die makulösen Läsionen der frühen Mycosis fungoides zeichnen sich durch oft jahrelanges Bestehen am selben Ort aus. Im Laufe von Jahren werden die einzelnen Läsionen mehr infiltriert, als plattenartiges Infiltrat tastbar (Plaquestadium) und nehmen an Menge und Ausdehnung zu. Manche Plaques werden erosiv-nässend, in Ausnahmefällen bullös. Das Bild wird durch das Nebeneinanderbestehen verschiedener Entwicklungsstadien bunter, und schließlich treten in einzelnen Läsionen die für das Spätstadium charakteristischen weichen, roten, oft halbkugeligen und bald nekrotisch zerfallenden Tumoren (Tomatentumoren). Prädiletionsstelle ist das Gesicht (Facies leonina). In der letzten Krankheitsphase leiden die Patienten unter massiven Schmerzen durch Nekrosen und Ulzerationen, Kachexie, Fieber, Organsymptomen und Infektionen (z.B. Sepsis, Pneumonie, Kryptokokkose). Organbeteiligung: Außer Lymphadenopathie und einer Splenomegalie ist die Beteiligung innerer Organe in frühen Phasen selten. Befallen werden meist: KM, Leber, Lungen und ZNS. Oft ist die Krankheit mit B-Symptomatik begleitet. Das Labor zeigt eine periphere Lymphozytose, Verminderung der Immunglobuline, Zeichen hoher Immunaktivierung (Erhöhung des IL-2-Rezeptors, von Neopterin und 2-Mikroglobulin im Serum), eine absolute Eosinophilie und erhöhte IgE-Spiegel. 34 Histologie: In der Anfangsphasen findet man perivaskuläre lymphozytäre Infiltrate ohne auffällige zytologische Anomalien. Die meisten Zellen sind kleine oder mittelgroße atypische Lymphozyten mit ausgeprägten Kernmembranfaltungen. Sonderformen der Mycosis fungoides Mycosis fungoides d`èmblèe Eine seltene, bei der die Krankheit schon mit dem Tumorstadium einsetzt. Erythrodermatische Mycosis fungoides Spezifische Erythrodermien können in jedem Stadium der Mycosis fungoides einsetzen. Sèzary-Syndrom Leukämische Form der Mycosis fungoides. Das typische Krankheitsbild ist durch eine chronische livid-rötlich-bräunliche Erythrodermie, diffuse Infiltration der Haut, generalisierte LK-Schwellung, Ödemneigung, ekzemähnliche Hyperkeratose von Handtellern und Fußsohlen, und Haar- und Nagelveränderungen gekennzeichnet. Labor: Lymphozytose mit Vermehrung der T-Helfer-Zellen (CD4 : CD8-Ratio > 5 : 1). Diagnostischer Befund: Nachweis von Sèzary-Zellen (große Lymphizyten mit zerebriformem Kern) und monoklonalen Zellen im peripheren Blut. Pagetoide Retikulose Eine seltene Variante mit besonders ausgeprägtem Epidermotropismus (Durchsetzung der Epidermis mit neoplastischen Zellen ähnlich dem M. Paget). Sie ist durch solitäre Läsionen gekennzeichnet und hat eins ehr gute Prognose. Uniläsionale Mycosis fungoides Sie tritt vorwiegend am Stamm auf und ist histologisch durch ein wuchtiges, teils lichenoides Infiltrat gekennzeichnet. Übergang in eine voll ausgeprägte Mycosis fungoides ist selten. T-Zell-Rezeptor positives kutanes T-Zell-Lymphom Zeigt klinisch Charakteristika sowohl der pagetoiden Retikulose, einer pleomorphen Mycosis fungoides als auch eines subkutanen T-Zell-Lymphoms. Mycosis fungoides mit großzelliger Transformation Im Tumorstadium der Mycosis fungoides treten häufig großzellige Elemente auf, die auch als immunoblastische oder anaplastische bzw. pleomorphe Zellen bezeichnet werden. Granulomatous slack skin (kutanes elastolytisches Lymphom) Ein sehr seltenes Lymphom, das durch Affinität zur Zerstörung der elastischen fasern gekennzeichnet ist. Beginn meist mit erythematösen Plaques in Leisten und Axillen, führt im weiterem Verlauf zu generalisierten Infiltraten und Cutis laxa-artiegen Veränderungen. Histologie: tuberkuloide Granulome mit Riesenzellen, Phagozytose elastischer Fasern. Therapie der Mycosis fungoides und iherer Sonderformen Zu unterscheiden sind lokale und systemische Maßnahmen die stadiengerecht zur Anwendung kommen. Mittel der ersten Wahl im erythematösen oder Plaque-Stadium ist die Photochemotherapie. Die Ganzhautbestrahlung mit schnellen Elektronen bringt längere Remissionen. NW: reversible Alopezie, Verlust der Funktionsfähigkeit der Schweißdrüsen. Bei Beteiligung innerer Organe ist eine systemische Therapie mit Zytostatika (z.B. COP, CHOP) indiziert. Auch Kombinationsbehandlung mit IFN-und Retinoiden können in Einzelfällen sehr effektiv sein. Sèzary Syndrom wird mit Chlorambucil und Prednisolon therapiert. DD: P. vulgaris, Ekzem, atopischer Dermatitis, Pseudolymphome und andere NHL. 35 24. Impetigo contagiosa? Synonym: Streptokokkenimpetigo, kleinblasige Impetigo Definition: Eine zunächst vesikulöse, später krustige oberflächliche Streptokokkeninfektion der Haut. Klinik: Der Beginn erfolgt meistens nach einem Bagatelltrauma (kleine Verletzung, Insektenstich). Es entstehen oberflächliche, kleine dünnwandige Bläschen mit entzündlichem halo, die schnell pustulieren, eintrocknen und sich in honiggelbe Krusten umwandeln. Bei Ablösen der Krusten entsteht ein nässendes Erythem. Prädilektionsstellen: Extremitäten und Gesicht. Allgemeinerscheinungen bestehen nicht, die Laborwerte sind Normal, ev. leichte Leukozytose kommt vor. Histologie: Subkorneale Pustel. DD: Staphylokokkenbedingte Impetigo. Verlauf: Selbstlimitiert, kann jedoch über Wochen bestehen bleiben. Komplikationen wie Lymphadenitis, Lymphangitis oder Sepsis sind selten. Gefährlichste Komplikation ist die akute Glomerulonephritis. Therapie: Die Behandlung erfolgt mit oralem Penizillin (3 x 1500 Megapenizillin) über 10 Tage. Lokal (in die Nase) Mupirocin-Salbe, topisch Kortison/AB-Salbe. 36 25. Erythema migrans ? Alles über Lyme-Borreliose Definition: Eine durch Zecken übertragene, in Stadien ablaufende Systemkrankheit durch Borrelia burgdorferi mit Hauptmanifestationen an Haut, ZNS, Herz und Gelenke. Borrelien sind relativ große, bewegliche und mit der Giemsa-Färbung darstellbare Spirochäten. Übertragung erfolgt durch Zecken, der häufigste Zeck ist der Ixodes ricinus (Holzbock). Klinik: Krankheit verläuft in 3 Stadien: - Stadium I (Erythema (chronicum) migrans): Tage bis weniger Woche nach dem Zeckenstich entsteht um die Stichstelle ein scheibenförmiges Erythem (meist blass, selten rot), das sich langsam peripher ausbreitet und im Zentrum partiell oder gänzlich zurückbildet. Der resultierende Ring kann im Extremfall über den gesamten Körper wandern. Allgemeinsymptome sind Fieber, Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Myalgien, Arthralgien. DD: Erysipel, fixes Arzneimittelexanthem, gyrierte Erytheme. - Stadium II (Systemische Infektion): Hier kommt zur Organmanifestation, am meistens ist das ZNS betroffen. Das unter dem Namen Garin-Bujadoux-BannwarthMeningopolyneuritis bekannte Syndrom ist durch die Trias von sensomotorischer Radikuloneuritis, Hirnnervenausfälle (Fazialisparese) und lymphozytärer Meningitis gekennzeichnet. Andere Organmanifestationen sind: Herz Reizleitungsstörungen, AV-Block, Peri- und Myokarditis, intermitierende Arthritis, Myositis, Hepatitis. - Stadium III (Chronische Infektion): Monate bis Jahre nach dem Zeckenstich, entwickelt sich eine Oligoarthritis, sowie eine Poliarthritis größerer Gelenke (v.a. Kniegelenk). Dermatologisches Leitsymptom ist die Akrodermatitis chronica atrophikans (Atrophia cutis idiopathica): eine häufig einseitig und meist an der unteren Extremität auftretende, dunkellivide ödematöse Schwellung der Haut mit unscharfer Begrenzung (infiltratives Stadium), nach monatelangem Bestand tritt die Läsion in das atrophische Stadium: Die Ödeme verschwinden, die Haut wird zigarettenpapierartig dünn, die Hautgefäße schimmern durch. DD: Perniones, Erysipel, Klippel-Trenaunay-Syndrom. Diagnostik: Zur Verfügung stehen Kultur und direkter Erregernachweis (als Routinemethoden nicht geeignet), Serologie und PCR. Erythema migrans ist in ca. 50% seronegativ, Nachwies der Serokonversion nach 6 – 8 Wochen ist indiziert. Bei Akrodermatitis chronica atrophikans finden sich in fast 100% hohe IgG-Titer. Zur Serologie stehen verschiedene Methoden und Antigene zur Verfügung. Als suchtest wird ein ELISA- oder Immunfluoreszenztest durchgeführt, dem ein Westernblot als Bestätigungstest angeschlossen werden kann. Therapie: Im ersten Stadium ist orale Therapie ausreichen (Dauer 2 – 3 Wochen); Doxocyclin 2 x 100 mg/Tag und Amoxycillin 3 x 500 – 1000 mg/Tag. Spätere Stadien bedürfen einer i.v. Behandlung (3 – 4 Wochen) mir Ceftriaxon 2 g/Tag. 37 26. Basaliom? Synonym: Basal cell coarcinoma, basal cell epithelioma Definition: Das basaliom ist der häufigste nicht-benigne Tumor der Haut. Sie tritt vorwiegend im hohen Alter und nur an Haarfollikel-tragenden Körperregionen auf. Er ist semimaligne Tumor, da er nicht (sehr selten) metastasiert. Ätiologie: Basaliome entstehen durch somatische Mutationen des PTCH-1- oder 2-Gens; das wichtigste Mutagen ist UV-Licht und Arsen. Der Nävus sebaceus begünstigt die Entstehung von Basaliomen. Klinik: Verteilung: Basaliome können prinzipiell überall am Körper, mit Ausnahme nichtfollikeltragende Regionen (Handfläche, Fußsohlen) und der Mund- und Genitalschleimhaut, entstehen. Bevorzugt ist der Kopfbereich. Im Gegensatz zu den Plattenepithelkarzinome kommen sie jedoch auch an kaum UV-belasteten Körperstellen. Das Verteilungsmuster der Basaliome korreliert daher nicht streng mit der kumulativen UV-Belastung. Primäreffluoreszenz: Basaliome sind durch eine diagnostisch wichtigen Primäreffluoreszenz gekennzeichnet, das sog. Basaliomknötchen: ein bis mehrere Millimeter großes, halbkugeliges, derbes, fahl hautfarbenes und manchmal transluzentes Knötchen von perlmutterartigem Glanz, das von kleinen bis größeren Teleangiektasien umgeben und überzogen ist. Die Oberfläche ist glatt. In manchen Basaliomknötchen erkennt man Pigmentpünktchen. Entwicklung: Ein Basaliom besteht aus einem einzigen, später mehreren aggregierten Basaliomknoten in oft kranzartiger Anordnung. Klinische Unterformen: - knotiges Basaliom: der gewöhnliche Verlaufstyp - zystisches Basaliom: seltener, zystisch durchschimmert, manchmal fluktuierend. Bei Abstehen kann sich seröse Flüssigkeit entleeren. - Pigmentiertes Basaliom: wie das knotige Basaliom, jedoch von bräunlicher bis schwarz-brauner Farbe. Durch die Pigmentierung ist manchmal gut der feine Läppchenaufbau erkennbar. Das ist im Auflichtmikroskop feinkörnig aggregiert. - Obeflächliches Basaliom: eher selten, die Herde sind im Niveau der Haut oder etwas eingesunken, nur leicht infiltriert, nummulär, manchmal polycyclisch, leicht gerötet und besitzen am Rande einen Saum von Basaliomknötchen. Die Herde kommen meist multipel am Rumpf vor. - Sklerodermiformes (sklerosierendes) Basaliom: ist die seltenste Variante. Es handelt sich um flache Herde im Niveau der Haut, die sich durch skreodermieforme Infiltration, Schrumpfung und kaum Basaliomknötchen und Teleangiektasien auszeichnen. - Exulzerierte Basaliome: Oberflächliche Erosionen die erst nach Jahre ulzerieren. Die Ulzera sind schüsselförmig, mit oft sehr steilen Rändern, schmerzlos, nässendkrustös. An ihrem Rand finden sich noch Basaliomknötchen. Die weitere Entwicklung ist entweder durch flächenhafte Ausdehnung oder durch Tiefenwachstum (oder beiden) geprägt: bei horizontalem „Abgrasen“ entstehen oft weitflächige, oberflächliche, polycyklisch begrenzte exulzerierte Basaliome (nagender Typ – Ulcus rodens), bei Wachstum in die Tiefe werden vitale Strukturen oft bald erreicht (bohrender Typ – Ulcus terebrans). 38 Histologie: Basaliome bestehen aus gleichförmigen basaloiden Zellen mit leicht basophilem Plasma und hoher Kern-Plasma-Relation, Kernatypien und Mitosen sind selten. Der Tumor besteht aus scharf abgegrenzten lappigen, strang- oder fingerförmigen Zellnestern zusammen, die periphere Zelllage ist in Palisadenstellung. Nicht selten finden sich reichlich Melanozyten. Therapie: Standardbändlung ist die Exzision mit relativ knappem Sicherheitsabsand. Andere Alternativen: - Fraktionierte Küretage (Mohs-Technik): d.h. Auskratzen des Basalioms mit einer kleinen Kürette in mehreren Sitzungen unter histologischer Kontrolle, abwarten spontaner Wundheilung. - Röntgenbestrahlung: bei älteren oder nicht operationsfähigen Patienten. Basaliome sprechen gut auf Röntgenbestrahlung an. - Kryotherapie und topisches 5-Fluorouracil ist nur bei oberflächlichen Basaliomen. - Photodynamische Therapie: nur bei oberflächlichen Basaliomen. - Medikamentöse Therapie: Interferon (wird nicht praktiziert). Synthetische Retinoide z.B. Isotretinoin haben prophylaktische Wirkung beim BasalzellnävusSyndrom. Lokaltherapie mit Imiquimod nur bei oberflächlichen Basaliomen. DD: kleine knotige Basaliome: Milien, senile Talgdrüsenhyperplasie, aktinischen Keratosen und seborrhoischen Warzen, dermale Nävi. Pigmentierte von Histiozytome, Pigmentnävie und Melanomen. Oberflächliche von M. Bowen, Psoriasis, nummuläres Ekzem. Exulzerierte: Plattenepithelkarzinome, Melanomen, Paget-Karzinom. 27. Pityriasis rosea? Definition: Eine slebstlimitierte, akut entzündliche exantheamtische Dermatose, wahrscheinlich virale Genese. Klinik: Erstsymptom ist die sogennante Primärplaque: ein solitärer, meist kreisrunder, scharf begrenzter erythematöser (lachsroter) Herd mit peripherer Schuppenkrause (Collerette). Es sitz gewöhnlich am oberen Rumpf. Tage bis Wochen später bildet sich schubweise ein auf den Rumpf begrenztes Exanthem aus ovalen, in der Spaltrichtung der Haut ausgerichteten gleichartigen Herden ein (Tannenbaum-artige Verteilung). Häufig symptomlos, manchmal mittelstarker Juckreiz, Spontanheilung nach 1 – 3 Monaten. Pityriasis rosea irritata: Bei Irritationen durch Schwitzen, heiße Bäder oder durch falsche Vorbehandlung (z.B. Antimykotika), kommt es zur Verschlechterung: Verdichtung der Läsionen, Ausbreitung auf Extremitäten und Gesicht sowie Umwandlung in ein polymorphes Bild aus Erythemen, Quaddeln und nässenden Plaques. Heftiger Juckreiz. DD: Seborrhoisches Ekzem, Arzneimittelexanthem, Virusexantheme, Psoriasis guttata, Exantheme bei Lues II. Histologie: Fokale Spongiose, perivaskuläre Rundzellinfiltrate der Dermis mit vereinzelt Eosinophilen, milde Erythrozytenextravasate. Labor: Unauffällig. Therapie: Lokaltherapie mit Kortikoidlotionen, Vermeidung von Irritationen. Bei schwerem Verlauf kurzer Kortikoidstoß. UV-B Phototherapie hat einen milden therapeutischen Effekt. 39 28. Läuse? Pedikulosen (Lausbefall) Läuse sind flügellose Insekte, die als permanente Parasiten auf den Menschen spezialisiert sind und, von ihm entfernt, absterben. Man unterscheidet: - Pediculosis capitis (Kopflausbefall) - Pediculosis vestimentorum (Kleiderlausbefall) und - Pediculosis pubis (Pthiriasis, Filzlausbefall) Pediculosis capitis (Kopflausbefall) Erreger: Kopflaus (Pediculus capitis), ein 2 bis 3,5 mm langer, relativ beweglicher, schlanker Parasit des Kapillitiums, selten der Bart- und Schamhaare. Prädilektionsstellen: retroaurikulär und am Nacken. Neben den Läusen sieht man als diagnostisches Zeichen die Nissen (Läuseeier): ovale Gebilde, die von der Laus an der Basis des Haarschafts festgeklebt werden. Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt. Klinik: Juckreiz, Ekzem, Sekundärinfektion, Lymphadenitis. Therapie: Permethrin als 1% Lösung (Einwirkdauer 30 Minuten), Hexachlorcyclohexan (kontraindiziert bei Schwangeren, Stillen und Kindern unter 3 Jahren). Diese Mittel töten sowohl Läuse als auch Nissen. Das Ablösen der Nissen gelingt am besten mit einem feinen Kamm nach Waschen mit Essigwasser. Pediculosis vestimentorum (Kleiderlausbefall) Erreger: Kleiderlaus (Pediculosis vestimentorum), etwas größer als die Kopflaus (bis 4 mm), mit ihn nah verwandt (können gekreuzt werden). Kleiderläuse leben nicht direkt am Körper, sondern in der Kleidung (Unterwäsche). Auch die Eier werden in den Kleidern abgelegt. Die Übertragung erfolg direkt oder indirekt durch kontaminierte Kleidung. Klinik: Durch den Stich der Laus wird starker Juckreiz ausgelöst; Quaddeln- und Knötchenbildung, Kratzeffekte und Impetiginisierung. Bei lange bestehende Verlausung entsteht die sog. Vagantenhaut: Kratzeffekte, Lichenifikation, Hyper- und Hypopigmentierung. Therapie: Entwesung der Kleider, Lokaltherapie mit Permethrin, Hexachlorcyclohexan. Pediculosis pubis (Pthiriasis, Filzlausbefall) Erreger: Filzlausbefall (Pediculosis pubis, Pthirius pubis), ein knapp 2 mm großer, relativ immobiler Parasit von plumper, schildförmiger Gestalt, ist mit Kopf- und Kleiderläusen entfernt verwandt (keine Kreuzung möglich). Sie besitzen eine Vorliebe für Gebiete mit apokrinen Drüsen (Genitoanalbereich, Achselhöhlen, Augenwimpern,auch Bart und Okzipitalhaar). Die Ansteckung erfolgt durch Geschlechtsverkehr, gelegentlich durch unbelebte Vektoren (Wäsche). Klinik: Geringe ekzemartige Veränderungen der Genitalregion. Kratzeffekte und Sekundärinfektion fehlen meist. Auffällig und diagnostisch sind die sog. Maculae caeruleae (Taches blues): kleine, diskrete, unscharf begrenzte, bläuliche Erytheme in der Genital-, Unterbauch- und Inguinalgegend (=Einstichstellen). DD der Traches Blues: Erstexanthem der Lues II. Therapie: Permethrin, Hexachlorcyclohexan. Piperonylbutoxid (1,65% als Shampoo; nach 10 Min. Einwirkungszeit mit Speiseessig/Wasser 1 : 15 abwaschen). Zur Sicherheit sollte die Therapie nach 7 Tagen wiederholt werden. 40 29. Warzen? Verruca seborrhoica (seborrhoische Warzen) Die Verruca seborrhoica ist ein benignes Papillom der Haut. Sie ist der häufigste Tumor der Haut und die wichtigste DD des Melanoms. Pathogenese: UV-Licht scheint eine geringe oder keine pathologische Rolle zu spielen. Klinik: Seborrhoische Warzen können überall außer an den Akren auftreten. Pädilektionsstellen sind Gesicht und Rumpf. Sie beginnen als hautfarbene, manchmal zart rötlich-bräunliche, matte, scharf abgegrenzte, regelmäßig (rund, oval) konturierte Flecken (flache seborrhoische Warzen). Sie vergrößern sich langsam peripher, werden erhabener und stärker pigmentiert (Melanin) und im Kolorit bis dunkelbraun oder grau-schwarz. Sie behalten jedoch immer ihrer runde Kontur, ihren homogenen Aufbau und konfluieren selbst bei dichter Aussaat kaum. Ihre Oberfläche fühlt sich meist glatt an. Maligne Entartung seborrhoischer Warzen kommt nie vor. Klinische Sonderformen - Filiforme seborrhoische Warzen: meist sehr zahlreiche kleine und schmalbasige, rundliche Läsionen, die besonders im Gesicht- und Halsbereich vorkommen. - Eruptive V. seborrhoicae: plötzlich auftretende sehr zahlreiche, oft heftig juckende seborrhoische Warzen vorwiegend am Stamm. - V. seborrhoica irritata: durch Traumatisierung (Kratzen) entzündlich veränderte Läsion mit pseudoepitheliomatösem histologischem Bild. - Stukkokeratose: eine häufig an den Beinen lokalisierte Variante, hyperkeratotisch und meist unpigmentiert. Histologie: Oft mächtige Akanthose und Orthohyperkeratose, von der benachbarten Haut abgesetzt. Monotoner basaloider Zelltyp ohne Kernatypien. DD: Melanom, Compoundnävus, pigmentiertes Basaliom. Therapie: Im Prinzip nicht erforderlich, jedoch häufig gewünscht. Keratolytische Topika sind wenig erfolgreich, die mechanische Entfernung jedoch leicht (Kürettage mit scharfem Löffel nach oberflächlichem Vereisen mit Chloräthyl oder Lokalanästhesie mit anschließender oberflächlicher Elektrokaustik). 41 30. Epidermomycosis inguinalis? Alles über Epidermomykosen Definition: Eine häufige Dermatophytose ohne Beteiligung der Haarfolikel, die durch rundliche Herde mit Randbetonung gekennzeichnet ist. Sie kann durch anthropophile oder durch zoophile Pilze hervorgerufen werden. Im ersteren Fall findet sie sich gewöhnlich an zwei typischen Prädilektionsstellen: inguinal (Epidermomycosis inguinalis) oder an Hand und/oder Fuß (Tinea pedis); im letzteren am Kontaktort (z.B. Wange). Epidermomycosis corporis: Scheibenförmige Herde mit polyzyklischem Rand, scharfer Begrenzung, eleviertem, gerötetem schuppendem Randsaum und eingesunkenem, fast normal wirkendem Zentrum und Rezidivknötchen. Sie tritt vorwiegend bei Männern mit vermehrtem Schwitzen auf. Hauptsächliche Erreger: T. rubrum, T. interdigitale, E. floccosum. DD: Erythrasma, nummuläres Ekzem, intertriginöses Ekzem, Psoriasis, Pityriasis rosea, Erythema anulare centrifugum, CDLE. Besondere Verlaufsformen: - Generalisierte Epidermomykose: Zahlreiche, oft atypische Herde vorwiegend am Rumpf, häufig bei Immundefizienz. - Verruköse Epidermomykose: Warzige Morphologie, meist durch E. floccosum, häufig bei Immundefizienz. - Tinea incognita: Durch Fehlbehandlung mit lokalen Kortikosteroiden verwaschene Morphologie einer Epidermomykose. - Tinea imbricata: Eine vorwiegend im Pazifik endemische, extrem chronische Mykose durch T. concentricum, die durch regelmäßige, multiple konzentrische Ringe gekennzeichnet ist. Therapie: Lokalbehandlung (antimycotische Salben) ist meist ausreichend. Lokal gut wirksame Antimykotika sind Undecylensäure- und Oxychinolinderivate, Tolnaftat, Azolpräparate sowie Allylamine. Systemische Antimykotika sind selten indiziert. 42 31. Therapie der Candida? Allgemeines zu Kandida-Mykosen Diese sind Infektionen durch die dimorphen Sprosspilze des Genus Candida. Sie sind meist als opportunistische Infektionen, d.h. sie beruhen auf der Störung der lokalen oder der Immunabwehr. Häufigster Erreger ist Candida albicans. Man unterscheidet Kandidamykosen der Haut bzw. Schleimhaut und systemische Kandidamykosen. Erreger: Mehr als 80 Spezies von Kandida sind bekannt, ca. 60% der Kandidamykosen werden von C. albicans, ca. 20% von C. tropicalis verursacht. Weitere häufige Kandidaspezies sind C. parapsilosis, C. krusei und C. stellatoidea. Kandidapilze sind ubiquitär verbreitet. C. albicans ist Teil der normalen Flora des Oropharynx, des oberen Respirations-, des Verdauungs- und des weiblichen Genitaltraktes. Die Haut ist normalerweise nur passager besiedelt (Finger, Beugen). Klinik: Schleimhaut: weißliche, leicht wegwischbare Beläge auf geröteter, oft erosiver Schleimhaut. Haut: oberflächliche Pusteln mit entzündlichem Hof, die schnell platzen und sich in charakteristische düsterrote, nässende kreisrunde Erosionen mit peripherer Schuppen(krause) umwandeln. Therapie: Oberflächliche Kandidiasis (oral, intertriginös, genital): Diese kann topisch behandelt werden. Wirksam gegen Hefepilze sind die Polyenantimykotika Nystatin und Amphotrocin B sowie Azolpräparate (Mikonazol, Ekonazol). Nystatin und Azole stehen als Lutschtabletten, Spülungen, Vaginalsuppositorien, Crems und Pasten zur Verfügung. Systemische Therapie: Mittel der Wahl ist Flukonazol, bei Kandidasepsis mittel der Wahl ist Amphotericin B häufig in Kombination mit 5-Fluorocystosin. Diagnostische Methoden bei Dermatomykosen: Direkter Erregernachweis (Pilzbefund): Proben des jeweils befallenen Substrats (Nagel, Haare, Schuppen, Pustelinhalt) werden auf einem Objektträger gesammelt, mit 10 – 30% Kalilauge überschichtet, mit einem Deckglas bedeckt, über der Gasflamme erwärmt und im Mikroskop untersucht. Im positiven Fall findet man Pilzhyphen (regelmäßig geformte septierte, manchmal verzweigte und zart grünlich schimmernde Fäden), bei Kandidainfektionen auch Pilzsporen. Pilzkultur: Technik: Nährböden glukose- und peptonhaltigen Nährböden (Sabouraud), denen zur Hemmung von Kontaminanten Chloramphenicol und Cyclohexamid zugesetzt ist. Sprosspilze haben ein Wachstumsoptimum von 37°C, Dermatophyten von 27°C. Serologie: Spielt in der Diagnostik der Hautmykosen keine Rolle. Intrakutanereaktionen: Sie haben geringer Bedeutung. Candida ist bei Normalpersonen in der Regel positiv. 43 32. Trichimonaden (Trichimoniasis)? Definition: Eine auf den Urogenitaltrakt beschränkte Infektion mit dem Trichomonas vaginalis. Die Trichomonasis ist häufig, bewirkt aber harmlose, subjektiv manchmal intensive Symptome vorwiegend im Genitalbereich der Frau und wird oft gleichzeitig mit anderen Erregern von STI (sexually transmitted infections) übertragen. Klinik: Die Infektion ist meist oligosymptomatisch, chronisch, und vom Träger häufig unbemerkt. Infektion erfolgt über Geschlechtsverkehr, eine indirekte Übertragung ist möglich (Badewasser). Inkubationszeit 4 Tage bis 3 Wochen. Trichomoniasis der Frau: äußert als Vaginitis mit charakteristisch dünnem, gelblichem, schaumigem und süßlich-übelriechendem Fluor. Dieser ist nur selten profus und führt dann zu einer juckenden und brennenden Vulvitis. Bei der Spiegelung sind Vaginalwand und Portio gerötet; es besteht eine leukozytäre Vaginitis mit Kapillarproliferationen und punktförmigen Hämorrhagien, die der Vagina ein charakteristisches granuläres Aussehen verleihen. Die pH-Wert ist den neutralen Bereich verschoben. In 50% der Fälle sind auch die Harnwege befallen (Urethritis). Der Nachweis erfolgt durch direkten Erregernachweis (Nativpräparat) und Kultur. Nativpräparat: Mit der Öse wird Vaginalsekret entnommen, auf einem Objektträger mit NaCL vermischt und im Dunkelfeld- bzw. Phasenkontrastmikroskop beurteilt. Die beweglichen Trichomonaden sind einfach zu erkennen (CAVE: Verwechselung mit Leukozyten). Trichomoniasis des Mannes: ist meist asymptomatisch, gelegentlich milde Urethritis mit geringem Urethralausfluß. Komplikationen: sind selten Littritis, Prostatitis und Epididymitis. Nachweis ist generell schwieriger als bei der Frau (weniger Sekret). Dunkelfelduntersuchung des Urethralsekretes oder des zentrifugierten Morgenharns ergeben oft falsch negative Resultate. Kulturen sind zur Bestätigung der Verdachtsdiagnose unbedingt erforderlich. Therapie: Die Behandlung erfolgt mit Metronidazol 2 g oral, als Einzeittherapie, alternative 2 x 500 mg tägl. durch 7 Tage. Der Geschlechtspartner muß gleichzeitig mitbehandelt werden. 33. Furunkel? Definition: Furunkel ist eine häufige, sehr schmerzhafte, nekrotisierende und abszedierende Entzündung des gesamten Haarfollikels inklusive der Matrix und des umgebenden Gewebes durch Staphylokokkus aureus. Furunkel können episodisch ohne besonderer Disposition auftreten, schubartig gehäuft (Furunkulose) bei wegbereitenden Dermatosen (z.B. Follikulitis, Seborrhoe, Acne vulgaris) sowie bei DM, Abwährschwäche. Furunkel sind von reginärer Lymphadenitis begleitet, können zu Sepsis führen und heilen unter Verödung des Haarfollikels aus. Karbunkel sind mehrere gleichzeitig an benachbarten Haarfollikeln auftretende Furunkel. Klinik: Furunkel sind akut entzündliche, sehr schmerzhafte und zu Beginn derb infiltrierte Knoten mit oft perifokalem Ödem. Die reginären LK sind vergrößert und schmerzhaft. Nach einigen Tagen einschmelzen, Spontanöffnung und Ausstoßung eines zentralen nekrotischen Propfs (Haarfollikel). Prädilektionsstellen sind Gesicht, Kapillitioum, Nacken, Nates. Allgemeinerscheinungen: Fieber, Leukozytose. Therapie: Beim noch nicht eingeschmolzenen (unreifen) Furunkel Durchblutungs- und Einschmelzungs-Fördernde Maßnahmen: Zugsalben (Ichthyol), Hitzeapplikation. Beim „reifen“ Furunkel Stichinzision. Systemische AB-Therapie ist erforderlich, wenn der Furunkel besonders groß ist oder systemische Symptome (Fieber) verursacht, sowie bei Gesichtsfurunkel und Karbunkel. 44 34. Acne vulgaris? Definition: Eine androgenabhängige, selbslimitierte entzündliche Dermatose der Adoleszenz und des frühen Erwachsenenalters. Primäreffloreszenz: Der Komedo (Mitesser) ist eine auf Hyperkeratose des Follikelostiums beruhende Talgretentionszyste. Man unterscheidet offene und geschlossene Komedonen. Bei den offenen (schwarzen) Komedonen klafft die Follikelöffnung, darinnen sieht man den am oberen Pol schwarzen Horn-Lipid-Propf (Ursache: Schmutz, Melanin, Oxydation). Bei den geschlossenen Komedonen ist das Follikelostium obliteriert; der weißliche Talg scheint durch. Beide Arten von Komedonen treten gemeinsam auf. Klinik: Je nach Entwicklungsstadium unterscheidet man folgende Erscheinungstypen der Acne vulgaris: - Erstmanifestation ist Acne comedonica: die durch zahlreiche Komedonen vorwiegend an Stirn, Nase, nasolabial und im Kinnbereich gekennzeichnet ist. - Im weitern Verlauf kommt es zu entzündlichen Veränderungen an den Komedonen, die vorerst ohne, später mit Pustelbildung ablaufen (Acne papulopustulosa). - Bei weiterem Fortschreiten entstehen multiple knotige perifollikuläre abszedierende Infiltrate, die dadurch zu ausgedehnten Abszessen mit multiplen Fistelöffnungen konfluieren und im Extremfall weite Teile der Haut von Gesicht, Brust und Rücken fuchsbaumartig unterminieren können (Acne nodulocystica bzw. Acne vulgaris conglobata). Therapie: - Komedolytische Therapie: diese erfolgt lokal durch Gebe von Vitamin-A-Säure (trans-Retinsäure), sie wirkt erst nach ca. Wochen. - Antibakterielle Therapie: Lokal: Erythromycin, Benzoylperoxyd oder systemisch orale Tetrazykline bzw. Minozyklin. - Unterdrückung der Talgproduktion: ausschließlich bei Frauen können Antiandrogene (Cyproteronacetat) eingesetzt werden, die durch Rezeptorblockade die Wirkung der körpereigenen Androgene weitgehend ausschalten. Das stärkste gegen Aknen wirksame Mittel ist Isotretinoin, (cis-Retinsäre, Accutan) ein orales Retinoid, das die Talgdrüsen zur langdauernden, aber reversiblen Involution und die Akne zum Stillstand bringt. Komplikationen der Acne vulgaris: - Superinfektion mit Staphylokokken: Therapie: penicillinaseresistentes Penicillin. - Grammnegative Follikulitis: Eine Superinfektion meist mit Klebsiellen oder Enterobakterien. Therapie: Aminoglykoside, Quinolone. Sonderformen der Acne vulgaris - Acne cosmetica: Mäßig entzündliche Akneform, die sich durch reichlich Komedonen und relativ tief sitzende entzündliche fibrotische Knötchen auszeichnet. Ursache: komedogene Substanzen in Kosmetikartikeln. Hauptlokalisation: beide Kinnseiten. - Acne excorièe des jeunes filles: Psychogen überlagerte Akne, reichlich Kratzeffekte. - Acne tropica: Eine wegen Superinfektion mit Staph. aureus besonders intensiv verlaufende Acne vulgaris. - Acne neonatorum: In der Pospartalperiode auftretende Acne papulopustulosa. Ursache: resistierende mütterliche Androgene. Heilt spontan ab. 45 35. Chronische-diskoider Lupus erythematodes (CDLE)? Definition: Eine weitgehend auf die Haut beschränkte Form des Lupus erythematodes, deren Herde durch die Symptomtrias von Erythem, Schuppung und Atrophie gekennzeichnet sind. Ätiologie: Ist nur teilweise bekannt. Eine gentische Disposition ist bei CDLE wahrscheinlich, doch ist familiäre Häufung sehr selten. Korrelation mit HLA-Typen ist nicht gesichert. Als auslösende Ursache spielt das UV-B eine wichtiege Rolle. Klinik: Die Patienten fühlen sich gesund. Häufig wird Lichtempfindlichkeit und Sonnenexposition vor dem Auftreten von CDLE-Schüben angegeben. Meist finden sich nur einzelne oder weniger Herde, vorwiegend an lichtexponierten Arealen (Nase, Stirn, Wangen, Lippen, Ohrmuschel, gelegentlich auch Handrücken), seltener an Kapillitium, Mundschleimhaut, Rumpf und palmoplantar. Ein CDLE-Herd beginnt als subjektiv symptomloses münzgroßes, scheibenförmiges Erythem mit hyperkeratotisch-rauher Oberfläche, wächst langsam zentrifugal an und entwickelt eine festhaftende, in den Haarfollikeln fixierte Schuppung. Bei gewaltsamer Entfernung findet sich an der Unterseite ein aus dem Follikelostium stammender keratolytischer Sporn – „Reißnagelphänomen“. Später wird das Zentrum atroph: die Haut wird dünn, glänzend und wegen des Untergangs von Melanozyten und Haarfollikeln weiß bzw. haarlos. Die Peripherie erscheint als erythematosquamöser Ring (aktiver Randsaum), der weiter schubartig anwächst und polyzyklische Figuren ausbildet. Schließlich kommt es zum Stillstand, der aktive Randsaum verschwindet, zurück bleiben depigmentierte, atrophe Areale. Sonderformen der CDLE - Hypertrophe CDLE: Eine seltene Variante mit flach bis knotig erhabenen hyperkeratotisch-indurierten Läsionen. Häufig an den Extremitätenstreckseiten oder palmoplantar, in der Regel von typischen Herden begleitet. - Lupus erythematosus profundus (Lupus-pannikulitis): Hier kommt zur Mitbeteiligung des subkutanen Fettgewebes: tiefe, derbe, subjektiv symptomarme Knoten meist in den Schulter- und Beckengürtelregionen, seltener Gesicht. Sie heilen mit tief eingezogenen Narben ab. - Lupus erythematodes chronicus disseminatus : Es treten exanthematische CDLE-Herde auf, auch außerhalb der lichtexpositionierten Regionen. Sämtliche Stadien bestehen nebeneinander. Manchmal Juckreiz. - Tumider Lupus erythematodes: Sie tritt vorwiegend bei Männern auf und ist durch dunkelrote, glatte, „saftige“ persistente Papeln und Plaques im Gesicht (Stirn, Schläfe, Jochbogenbereich) und am oberen Stamm gekennzeichnet. Diagnostik: Immunfluoreszenz: In der direkten Immunfluoreszenz finden sich bei ca. 75% ältere aktive CDLE-Herde der diagnostische Befund des „Lupusbads“: klumpig-granuläre Ablagerungen von Immunglobulinen (IgM > IgG) und Komplementkomponenten (C3) entlang der dermoepidermalen Junktionszone. Labor: meist unaffällig. Be ca. 5% milde Laborabweichung in Sinne des SLE: mäßige Leukopenie, Anämie, antinukleäre Antikörper grenzwertig erhöht. Therapie: Systemische Kortikosteroide sind nur selten indiziert. Kortikosteroidsalben sind meist ausreichend wirksam, Intraläsionale Injektion von Kortikoidkristallsuspensionen ist noch wirksamer. Eine Begleitmaßnahme ist Kryotherapie. Bei Nichtansprechen ist eine systemische Behandlung mit Chloroquin bzw. Hydroxychloroquin indiziert und gut wirksam. UV-Schutz. 46 36. Alopezia areata? Definition: Eine relativ häufige, wahrscheinlich autoimmunologische bedingte, nichtvernarbende Alopezie, die durch schubartigen, scheibenförmigen, oft ausgedehnten Haarausfall gekennzeichnet ist. Klinik: Die Krankheit beginnt meist mit plötzlichem Haarausfall in einem oder mehreren münzengroßen Bereichen am Haupt- oder Barthaar, subjektive Beschwerden fehlen. Selten sind foudroyante Verläufe – „Kahlwerden über Nacht“. Die kahle Hautstelle ist unauffällig (keine Entzündung, keine Schuppung), gegenüber der Umgebung allerdings etwas eingesunken (keine atrophie). Einzelne Haare bleiben innerhalb der kahlen Stelle zurück (Telogenhaare). Die Herde breiten sich zentrifugal aus. Nach einiger Zeit setzt in variabler Weise ein Widerwuchs ein. In den meisten Fällen bilden sich nur einzelne oder mehrere bis handgroße alopezische Herde aus, wobei auch Augenbraunen und Wimpern befallen sein können. Selten ist der Befall großflächig; ist das gesamte Kapillitium betroffen, spricht man von Alopezia areata totalis, bei Befall auch der Körperhaare von Alopezia areata universalis. Häufig assoziierte Zeichen sind Läsionen der Nägel (Tüpfelnägel, Längsrillen, Atrophie), selten Katarakte. Nicht selten kombiniert sind ferner andere organspezifische Autoimmunkrankheiten (perniziöse Anämie, Autoimunthyreoiditis, Vitiligo, Hepatitis), das Down-Syndrom und atopische Dermatitis. Histologie: Dichte lymphozytöre Infiltrate, vorwiegend CD8+, um die tiefen Portionen der Haarfollikel. Verlauf: Alopecia areata schwankt meist Monate oder Jahre zwischen partiellen Remissionen und schubartigen Rezidiven. Das Schicksal der Patienten kann 3 Wege gehen: Spontanheilung; chronisch-rezidivierender Verlauf, der schließlich mit einigen bleibenden alopezischen Herden zum Stillstand kommt; progredienter Verlauf, der in einer permanenter totale oder universelle Alopezie einmündet. Diagnose: Bei typischer Ausprägung ist die Alopecia areata leicht klinisch zu erkennen. Akut verlaufende Fälle können mit diffusen Effluvien, insbesondere Anageneffluvien verwechselt werden. Patienten mit Alopecia areata müssen auf das Vorliegen der genannten assoziierten Autoimmunkrankheiten untersucht werden. Therapie: Topische Kortikosteroide sind wenig wirksam. Systemische Kortikosteroide bewirken einen augenblicklicher Stopp des Haarausfalles nur durch hohe Dosen, nach absetzten kommt es sofort zum Rezidiv, diese Behandlung ist daher abzulehnen. Wirksamkeit von Minoxidil wurde berichtet. Von fraglichem Nutzen ist die Behandlung mit Irritantien (Anthralin, Tinctura capsici) und Photochemotherapie sowie orale Zinkgabe. Therapie der ersten Wahl bei schweren Fällen ist die Immunotherapie: Induktion einer allergischen Kontaktdermatitis in den alopezischen Herden mit Diphencypron (DPCP) oder Quadratsäure; diese Therapie ist bei frischen Fällen meist wirksam. 47 37. Tiefe Trichomykose? Alles über Trichomykosen Definition: Bei der trichomykosen sind neben der Epidermis auch die Haarfollikel befallen. Bei der oberflächlichen Trichomykose beschränkt sich der Befall auf das Infundibulum, bei den tiefen dringen die Pilze in das Haar ein und wachsen bis zur keratogenen Zone vor. Oberflächliche Trichomykosen: Sie entstehen durch zoophile Dermatophyten (T. mentagrophytes, M. canis). Es finden sich ein, mehrere oder zahlreiche scheibenförmiger Körperherde mit follikulären Knötchen und Bläschen, Schuppen und Krusten. Reversibler Haarausfall, heftiger Juckreiz, langwierig aber selbstlimitiert. Prädilektionsstellen: Extremitäten, Gesicht. DD: S. Epidermomycosis corporis. Tiefen Trichomykosen: Sie sind in der Regel in Regionen mit Langhaar lokalisiert: (Kapillitium, Bartbereich) und manifestieren sich in 4 typischen Verlaufsformen: - Entzündliche tiefe Trichomykose: Es handelt sich um eine nekrotisierende abszedierende tiefe Follikulitis und Perifollikulitis (analog dem Furunkel). Meist durch Tierkontakt erworben (Rinder, Nagetiere), häufig im bäuerlichen Milieu. Erreger: Meist T. mentagrophytes und T. verrucosum. Klinik: Heftig schmerzende, hochentzündliche scheibenförmige Herde mit eitriger Einschmelzung der Haarfollikel. Prädilektionsstellen: Kopf, (Keroin Celsi) bei Kindern, Bartbereich bei Männern, Arme (Kontakt mit infiziertem Tier). Eiter entleert sich auf Druck aus Follikelöffnungen. Lymphadenitis, oft pyogene Superinfektion. Sonderform: diffus infiltrierende Typ; brettharte Induration, relativ wenig Eiterung. Diagnose: Pilzbefund an ausgezogenen Haaren, Pilzkultur. DD: Furunkel, Karbunkel, Kopfschwartenphlegmone, einschmelzendes Hämatom. - Nicht-entzündliche Trichomykose (Mikrosporie):Eine fast reaktionslose, nichtabszedierende tiefe Follikulitis, durch Abbrechen der Haare gekennzeichnet. Erreger: M. audouinii, seltener T. tonsurans. Klinik: Multiple, kaum entzündliche, pityriasisform schuppende haarlose Stellen der Kopfhaut. Die glanzlosen Haare brechen oberhalb der Haut ab (kein Haarausfall), die Haarstümpfe sind daher sichtbar. Diagnose: Pilzbefund und Pilzkultur. Schnelldiagnose: Grünfluoreszenz der befallenen Stellen im Woodlicht. DD: Pityriasis simplex und seborrhoisches Ekzem, Pityriasis sicca. - Oberflächlich-entzündliche Trichomykose: Kommt sehr häufig in den USA vor. Die Klinik liegt zwischen entzündlicher und nicht-entzündlicher Trichomykose; Hauptmerkmal sind die im Follikel steckenden Haarstümpfe (black dots). Erreger: hauptsächlich T. tonsurans. DD: Seborrhoisches Ekzem, Follikulitis, Alopezia areata. - Flavus: Eine chronische-persitierende tiefe Follikulitis durch den Erreger Trichophyton schönleinii (seltener T. violaceum, M. gypseum). Klinik: Eine chronisch-torpide, progrediente, wenig entzündliche Dermatose. Aus besiedelten Follikeln bilden sich charakteristische schüsselförmige, später konfluierende Schuppenkrusten (Scutula), die reichlich mit Myzel durchsetzt und übelrichend sind (Mäuseurin). Im Lauf der Jahre entwickelt sich eine fleckige vernarbte Alopezie. DD: Follikulitis decalvans. Therapie der Trichomykosen erfolgt mittels systemischen Antimykotika: Itrakonazol, Flukonazol oder Terbinafin durch 3 – 6 Wochen. Bei tiefen Trichomykosen begleitende AB. 48 38. Gonorrhö (Tripper), Gonokokkennachweis? Definition: Eine durch Neisseria gonorrhoeae (Gonokokken) hervorgerufene Geschlechtskrankheit, die die Epithelien vorwiegend des Urogenitaltraktes, weniger häufig extragenitaler Regionen betrifft. Infektionsmodus: Fast ausschließlich durch Geschlechtsverkehr. Nicht-geschlechtliche Übertragung durch Schmierinfektion oder Kontakt mit kontaminierten Gegenständen ist selten. Intra partum kann Gonorrhö auf den Neugeborenen übertragen werden und führt zur Gonobkennorrhoe, früher die Hauptursache kindlicher Blindheit; seit Einführung der CredèProphylaxe ist diese Komplikation fast verschwunden. Krankheitsverlauf: Die Inkubationszeit beträgt 2 – 4 Tage. Gonokokken sind „Epithelparasiten“ und besitzen wenig Neigung zur Gewebsdestruktion. Die Infektion beginnt in der Fossa navicularis bzw. Zervix und breitet sich, per continuitatem am betroffenen Epithel aszendierend, aus. Klinik: Akute Gonorrhö des Mannes Diese beginnt als Urethritis anterior und bleibt meist auf diese beschränkt. Erste Symptome sind Prickeln der Fossa navicularis und Brennen der Harnröhre, das sich beim Urinieren verstärkt (Dysurie). Meist innerhalb von 24 stunden folgt ein eitriger, gelb bis gelb-grünlicher und reichlicher Urethralausfluß. Aszendiert die Infektion über den Sphinkter urethrae externus (die Barriere zwischen Urethra anterior und posterior) entwickelt sich eine Urethritis posterior. Es resultiert Verstärkung der Dysurie, Harndrang und terminale Hämaturie. Gleichzeitig beginnen die Systemzeichen: Fieber, Krankheitsgefühl, Gelenksbeschwerden, grippales Zustandsbild. Komplikationen: Komplikationen der Urethritis anterior: - Balanoposthitis: fast nur bei Phimose; diffuse Rötung der Glans penis und des inneren Präputialblatts. - Tysonitis: Entzündung der beidseits dem Frenulum gelegenen freien TysonTalgdrüsen. - Littritis und Morgagnitis: Entzündung der gleichnamigen Drüsen bzw. Lakunen. - Periurethritis: ist eine subepitheliale entzündliche Infiltration der Urethra. - Periurethralabszeß: - „Cowperitis“: Entzündung der Cowper-Drüse. Komplikationen der Urethritis posterior: - Prostatitis - Befall der Vesiculae seminales und des Ductus ejaculatorius - Befall der Vasa deferentia und der Nebenhoden Chronische Gonorrhö des Mannes: Unbehandelt nehmen die Beschwerden der Gonorrhö ab. Die Menge des Ausflusses wird geringer, seine Beschaffenheit schleimig. Nach Wochen bis Monaten wird die Gonorrhö symptomatisch. Die Keimzahl im Sekret ist regredient, Abstrichpräparate häufig negativ. Manchmal können aber Folgende Komplikationen entstehen: - chronische Littritis - chronische Periurethritis und fibröse Strikturen - chrnische Cowperitis - Chronische Prostatitis, chronische Vesikulitis seminalis, chronische Epididymitis. 49 Akute Gonorrhö der Frau Bei Frauen verläuft die Gonorrhö in der Initialphase generell milder, in etwa 50% der Fälle bleibt sie unbemerkt. Die Periode der Infektiosität ist länger als beim Mann und das Risiko zur Entwicklung einer chronischen Gonorrhö höher. Die Gonorrhö der Frau beginnt häufig an mehreren Lokalisationen gleichzeitig: als Urethritis, Zervizitis und Proktitis; die Vagina bleibt ausgespart. Die Infektion kann per continuitatem (unter Aussparung des Endometriums) in die Tuben aufsteigen und zur gonorrhoischen Salpingitis führen. Urethritis: Verläuft nur in ca. 10% symptomatisch und milde: vermehrter Harndrang, Dysurie. Eitriger Ausfluß ist selten. Systemzeichen fehlen. Zervizitis: Subjektiv häufig symptomlos, manchmal unklare Schmerzen im Kreutz- oder Unterbauchbereich, Dysmenorrhoe, keine Systemzeichen. Nur in schweren Fällen fällt der Patient ein eitriger Fluor auf. Bei Spiegelung findet sich ein zervukaler eitriger oder nur schleimiger Fluor, oft assoziiert mit einer Portioerosionen. Der so genannte Swabtest ist positiv (Wattestieltupfer zur Reinigung des Zervukalkanals verfärbt sich gelblich). Komplikationen der akuten Gonorrhö: - Vulvitis - Skenitis: Entzündung der Skene-Gänge - Bartolinitis: Entzündung der Bartholin-Drüse. - Zystitis: Symptome: Harndrang, Dysurie - Salpingitis und PID - Gonorrhoische Perihepatitis (Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom): eine selten Komplikation der Gonorrhö, fast nur bei Frauen, sie entsteht als Resultat direkter Aszension von einer gonorrhoischen Adnexitis oder metastatisch bei Gonokokkensepsis. Chronische Gonorrhö der Frau: Unbehandelt geht die akute Gonorrhö in chronische Form über: mucopurulenter Fluor, rezidivierende Portioerosionen, Retentionszysten der Zervix, milde chronische Urethritis, rezidivierende Bartholinitis. Die Diagnostik der chronischen Gonorrhö der Frau ist schwierig, da Ausstrichpräparate und Kultur häufig negativ bleiben. Mitbeteiligung von Chlamydien muß ausgeschlossen werden. Wichtiger sind die Endzustände einer aszedierten unerkannten Gonorrhö. Am häufigsten ist die chronische Adnexitis, die sich als rezidivierende Schmerzattacken im Unterbauch mit Fieberschüben, Menstruationsunregelmäßigkeiten, Dysmenorrhö und Dyspareunie äußert. Wesentliche Dauerschäden resultieren aus narbigen Fibrosen: Verschluss einer oder beider Tuben, Sterilität, hohes Risiko von Tubargravidität. Extragenitale Gonorrhö - Die oropharyngitis Gonorrhö tritt selten isoliert auf, genitale Gonorrhö ist in bis 10% mit ihr assoziiert. Die Ansteckung erfolgt durch Oralverkehr, fast nie durch Küssen. - Die anorektale Gonorrhö ist bei Männern fast Folge von Analverkehr, in Ausnahmefällen von durchbrechenden Prostata- oder Cowper-Abszessen. - Ophtalmia neonatorum ist eine in den ersten Tagen (bis 3 Wochen) nach der Geburt auftretende akute eitrige Konjunktivitis. Systemische Komplikationen Die disseminierte gonorrhoische Infektion (DIG) ist Folge einer gonorrhoische Bakteriämie. Sie äußert sich am häufigsten als sogenannte Arthritis-Dermatitis-Syndrom. Klinisch ist die DGI durch die Symptomtrias von intermittierendem Fieber, Arthralgien und Exanthemen gekennzeichnet. Der Gelenksbefall beginnt mit asymmetrischen Polyarthralgien, später Übergang in Arthritis einzelner Gelenke – Knie, handgelenke, Knöchel, Ellenbogen, Fingergelenke. Die Exantheme bestehen typischerweise aus papulopustulösen und hämorrhagischen Läsionen ähnlich denen bei Endokarditis lenta, die relativ schütter vorwiegend an den distalen Extremitäten lokalisiert sind. Gonorrhoische Endokarditis und Meningitis sind seltene, dramatische und komplikationsreiche Verlaufsformen der DGI. 50 Diagnostik der Gonorrhö Grundsätzlich stehen der direkte Erregernachweis, die Kultur, Antigennachweis sowie DNAHybridisierungs- und Amplifizierungsverfahren zur Verfügung Direkter Erregernachweis: Dieser wird an Ausstrichpräparaten mittels verschiedenen Färbemethoden durchgeführt (Methylenblaufärbung). Beim Mann wird Urethralsekret gewonnen. Bei Frauen entnimmt man Abstriche aus der Zervix und aus der Urethra. Gleichzeitig sollten bei beiden Geschlechtern routinemäßig Ausstriche aus dem Analkanal und vom Pharynx durchgeführt werden. Durchführung: Beim Mann wird ein Tropfen Urethralsekret mit einer ausgeglühten Platinöse (bei Fehlen von Ausfluss mit einem sterilen dünnen Wattestab) aufgenommen und dünn auf einem Objektträger ausgestrichen. Nach Lufttrockung wird das Präparat kurz durch die Gasflamme geführt (Hitzefixierung). Nach Abkühlung wird der Objektträger in eine 1%ige Methylenblau-Lösung getaucht, nach 10 sec mit Leitungswasser gespült, mit Löschpapier getrocknet und im Durchlichtmikroskop mit Ölimmersionsobjektiv (100 fache Vergrößerung) untersucht. Interpretation des Ausstrichpräparates: Im Methylenblau-gefärbten Präparat sind Zellen und Bakterien gut beurteilbar. Gonokokken liegen intraleukozytär (nur in frühen Stadien auch extraleukozytär) und paarweise (10 – 20 pro befallenen Leukozyt). Sie sind typisch paarweise gelagert (kaffeebohnenartig) und von regelmäßiger Größe. Je chronischer die Gonorrhö wird, umso mehr sinkt die Zahl der Leukozyten und treten abgeschilferte Epithelzellen und Schleim in den Vordergrund. Im selben Maße nehmen die Gonokokken ab und machen einer Mischflora Platz. Daraus ergeben sich diagnsotische Schwierigkeiten, die die Durchführung einer Gram-Färbung erforderlich machen. Die Gramfärbung wird durchgeführt, wenn im Methylenblau-Präparat eine bakterielle Mischflora vorgefunden wird. Sie erlaubt den Ausschluss grampositiver Keime. Kulturverfahren Die kulturelle Sicherung der Diagnose ist schon aus forensischer Gründen erforderlich. Neben der höheren Sensitivität erlaubt die Kultur auch die Resistenzprüfung auf AB. Durchführung: Die Kultur erfolgt auf Selektivnährböden z.B. Thayer-Martin-Nährboden. Diese enthalten neben denaturiertem Hämoglobin und anderen Nährstoffen ein Spektrum von AB (Vancomycin, Trimethroprim) und Antimycotika (Nystatin), die das Überwuchern durch Begleitkeime unterbinden. Gleichzeitig Beimpfen von Nährböden ohne AB erhöht die Aussagekraft. Da die Inkubationszeit von Gonokokken beträgt 3 Tage, muss die Kultur 72 Stunden im Brutschrank (35°C) gelagert. Die Probe wird direkt mit der Platinöse auf den vorgewärmten Agar ausgestrichen und in einem luftdichten Container in einer Atmosphäre von 3 – 6% CO2 inkubiert. Die Gonokokken wachsen entlang der Inokulationslinie konfluierenden grauwißlichen, feuchten, glänzenden Kolonien aus. Färbung: Abstrich mit Platin-Öse nehmen, auf Objektträger, kurz durch Flamme, Methylenblau drüber für ca.15sec. mit WASSER waschen, KEIN Deckglas drauf, sondern Immersionsöl und bei 100facher Vergrößerung anschauen. (Intraleukozytäre Gonokokken, in früher Phase extraleukozytär, da noch nicht phagozytiert). Identifikation des Erregers: Brauchbar ist der Oxydasetest: ein Papierstreifen wird auf die Kolonien aufgelegt. Bei Vorhanden sein von Neiserien verfärbt er sich innerhalb von Sekunden violett. 51 Die exakte Identifikation erfolgt durch Zuckervergärung in der sog. Lingelsheim-Reihe. Gonokokken fermentieren Glukose, jedoch nicht Maltose, Saccharose und Laktose und unterscheiden sich so von anderen grammnegativen Diplokokken, etwa N. meningitis, N. catarrhalis, Azinetobakter, Veillonella etc. Ferner sind einige Testkits erhältlich, die auf Basis biochemischer Reaktionen die Differenzierung verschiedener Neisserienarten und damit eine exakte Identifikation ermöglichen. Man auch mit (käuflich) FITC-markierten momoklonalen Antikörpern gegen Gonokokkenantigene erfolgen (Kultur-Bestätigungstest). Antigennachweis: Antigennachweis mittels ELISA ermöglicht eine gegenüber der Kultur raschere Diagnostik. Nachteile gegenüber der Kultur liegen im Fehlen einer Resistenzprüfung sowie in geringerer Sensitivität und Spezifität. DNA-Hybridiserung: DNA-Hybridiserungverfahren für den Gonokokkennachweis sind kommerziell erhältlich (Gen-Probe). Der DNA-Nachweis erfolgt mittels Chemoluminiszenz und hat dieselben Vor- aber auch Nachteile wie der Antigennachweis. DNA-Amplifizierung: z.B. mit PCR. Serologie: Die Müller-Oppenheim-Reaktion (eine Komplemenbindungsreaktion) ist nur bei der DGI eine Diagnostische Hilfe. Sie wird (wegen falsche Ergebnisse) kaum eingesetzt. Therapie: Mittel der Wahl ist Cefriaxon; wegen der häufig begleitenden Infektion mit Chlamydien wird eine Kombination mit Azithromycin oder Doxycyclin empfohlen. Partnerbehandlung: Zur Vermeidung einer „Ping-Pong“-Infektion ist die exakte Untersuchung und allenfalls Therapie des (der) Geschlechtspartner des Patienten erforderlich, bevor der Geschlechtsverkehr wieder aufgenommen werden kann. 52 39. Erythema exudativum multiforme? Definition: Erythema exudativum multiforme (EM), Stevens-Johnoson-Syndrom und toxische epidermale Nekrplyse (TEN) sind verwandt, aber sehr verschieden Intileranzreaktionen, denen klinisch das Merkmal der „Irisläsion“ und histologisch das der epideermalen „Satelitenzellnekrose“ gemeinsam ist. EM, ist häufig, meist mild und in der Regel mit rezidivierendem Herpes simplex assoziiert. Ätiologie: Die Ätiologie ist unklar, die rezidivierendes EM wird durch rezidivierenden Herpes simplex ausgelöst. Klinik: Erythema exidativum multiforme tritt ohne oder nach nur geringfügigen Prodromie auf (mildes Fieber, Grippegefühl). Das Exanthem entwickelt sich schnell und schubartig innerhalb einiger Tage und besteht aus einzelnen bis zu hunderten Läsionen. Läsionen erscheinen zuerst an Gesicht und Extremitäten, bevorzugen Akren und Streckseiten, breiten sich zentripetal aus und greifen maist nur wenig auf den Stamm über. Läsionen an der Mundschleimhaut werden in bis 50% beobachtet. Primäreffloreszenz ist die sogenannte Irisläsion: ein hellroter, zunächst münzengroßer flach erhabener und tastbarer Herd, der sich peripherwärts ausbreitet (bis einige Zentimeter) und gleichzeitig im Zentrum einsinkt. Hier kann er sich entweder zurückbilden oder intensivieren, d.h. eine Purpurakomponente oder auch Blasen ausbilden. Durch Aktivitätsschübe von Zentrum aus entwickeln sich konzentrische Ringe (Schießscheibenphänomen), die manchmal auch Bläschensäume tragen (Herpes iris). Irisläsionen ähneln Quadeln, sind aber nicht flüchtig und unverrückbar. Die Läsionen des EM bilden klinisch keine Nekrosen aus und heilen auch unbehandelt innerhalb einiger Wochen narbenlos ab. DD: SJS, Urtikaria, urtikarielle Vaskulitis, bullöses Pemphigoig, multiformeartige Streureaktion bei Kontaktallergien (Sulfonamide, Antihistamenika, pfanzliche Allergene). Therapie: Diese ist nur symptomatisch mit Schüttelmixturen, Kortikoidcrems, Mundspülung. Bei schwerem chronisch-rezidivierendem EM ist eine niedrigdosierte Dauerprophylaxe mit Acyclovir) sehr wirksam. 53 40. Balanitis circinata (zu welcher Krankheit gehört sie und welche Symptome finden sie bei der Krankheit noch)? Balanitis circinata gehört zur M. Reiter. Alles über M. Reiter Definition: Eine mit der arthropatischen Psoriasis eng verwandte postinfektiöse seronegative Spondyloarthropathie. Sie bildet die klassische Symptomtrias: Urethritis, Konjunktivitis und Arthritis der großen Gelenke. Klinik: Die Symptome treten meist gleichzeitig oder unmittelbare Folge auf: unter Fieberattacken entwickeln schmerzhafte arthritische Beschwerden der großen Gelenke der unteren Extremitäten: Rötung, Schwellung, Ergüsse, die Patienten sind oft bettlägerig und immobil. Urologische Symptomatik: ein schleimiger, manchmal eitrig eingetrübter urethraler Ausfluss, gelegentlich milde Prostatitis und Zystitis. Augensymptomatik: eine meist milde und spontan abheilende, bilaterale seröse oder eitrige Konjunktivitis; in schweren Fällen Iridozyklitis. Die Hautsymptome beginnen meist mit gruppierten, pustulierenden Erythemen an Handflächen und Fußsohlen, häufig auch um und unter den Nagelplatten. Die Pusteln platzen bald und, es entstehen hyperkeratotische, schuppende, nässende Herde (Keratoderma blennorrhagicum). An der Mundschleimhaut finden sich oberflächliche Ulzera, und an Glans und Praeputium penis scheibenförmige, polyzyklische, erosive, oft recht ausgedehnte Herde (Balanitis circinata), ein für das Reiter-Syndrom pathognomisches Bild. Selten entwickelt sich ein Erythema nodosum. Labor: es gibt keinen Labortest zur Diagnose des M. Reiter. Die BB-Veränderungen sind unspezifisch (hohe BSG, CRP, Fehlen von ANA und RF). Ein hoher diagnostischer Wert wird dem Nachweis von Antikörpern gegen Hitzeschockproteine von Chlamydien zugeschrieben. DD: (Pustulöse) Psoriasis, Kandida-Balanitis. Therapie: Die Nutzen von AB ist nicht gesichert, aber bei der postvenerischen Form zu empfehlen (Doxozyklin – 3 Monat, inkl. Geschlechtpartner). Die Haupttherapie wird mit NSAR, unterstütz manchmal mit systemische Kortikosteroiden. Bei chronisch rezidivierenden Verlauf (Übergang in erosive Arthritis) wird dann die Therapie mit Sulfasalazin, ev. auch Immunsupressiva, in Ausnahmefällen die Synovektomie durchgeführt. 54 41. Lichen ruber planus und Sonderformen? Synonym: Knötchenfleck Definition: Eine chronische, selbstlimitierte, entzündliche Dermatose unbekannter Ursache, die ohne assoziierte extrakutane Symptome und mit intensivem Juckreiz verläuft. Typischer Lichen ruber Ätiologie: Nur teilweise bekannt. Es handelt sich um eine zelluläre Autoimmunreaktion gegen die basalen Keratinozyten, deren fokale Zerstörung löst die Reaktion aus, die als Lichen ruber-Papel erscheint. Klinik: Primäreffloreszenz ist eine 0,5 bis > 1 mm große, heftig juckende, polygonale, abgeflachte Paplel von charakteristischem hell-lividem Farbton, matten Glanz und (meist) ohne Schuppung. Bei schräger Beleuchtung reflektieren die Papeln mit ihrer planen Oberfläche das Licht (Diagnose Zeichen). Derartige Papeln stehe herdförmig in Gruppen (lichenoid). Stellenweise kommt es zur partiellen Konfluenz; die Grenzlinien zwischen den papeln sind dann als netzartig weißes Linienwerk erkennbar (Wickham-Streifen). Besonders deutlich treten die Wickham-Streifen an der Mundschleimhaut und am Genitale hervor. Prädilektionsstellen sind Handbeugen, Mundschleimhaut, Genitale, Streckseiten der Unterschenkel und Sakralregion. Man unterscheidet einen exanthematischen und einen chronisch-lokalisierten Verlaufstyp. Labor: Unauffällig. DD: Lichen-ruber-ähnliche Exantheme finden sich bei Infektionskrankheiten (z.B. Lues II) und vor allem bei den „lichenoiden“ Arzneimittelexanthemen. Dann Pityriasis rubra pilaris, Keratosis pilaris, chronische Graft-versus-Host-Reaktion, Lichen simplex chronicus, Prurigo simplex chronica. DD des Lichen ruber der Mundschleimhaut sind plane und verruköse Leukoplakien, Narben und luetische Papeln. Therapie: Lokalisierte Lichen ruber spricht oft gut auf Lokaltherapie mit Kortikosteroidsalben an. Auch Teerpräparate sind oft wirksam. Beim exanthematischen Lichen ruber sind systemische Kortikosteroidstöße angezeigt. Bei Therapieresistenz sind Kombinationstherapien indiziert. Zur Kombinationstherapie kommen UV-B-Phototherapie, Photochemotherapie und Etretin in Frage. Auch Cyclosporin A wird in der letzten zeit bei Lichen ruber eingesetzt. Antihistamenika mildern den Juckreiz, beeinflussen den Lauf des Lichen ruber jedoch nicht. Sonderformen des Lichen ruber Morphologische Varianten: Diese treten vorwiegend bei der lokalisierten Verlaufsform auf: neben lichenoiden können sich lineäre, anuläre oder gemmenartige Konfigurationen finden. Ferner können die Herde atroph oder hypertroph (verukös) sein. 55 Lichen ruber der Hautanhangsgebilde Lichen ruber planopiliaris bzw. follicularis (Graham-Little-Syndrom) Bei dieser Verlaufsform des Lichenruber sind die Harrfollikel befallen, die interfollikuläre Epidermis ist frei; sie manifestiert als vernarbende (irreversible) Alopezie. Haarbefall fehlt in der Regel beim typischen Lichen ruber; beim Lichen ruber follicularis ist er jedoch Leit- und meist auch alleiniges Symptom. Er beginnt als subjektiv symptomlose multilokuläre kleinfleckige polyzyklische alopezische Herde meist im Scheitelbereich, die peripher anwachsen, zu scheibenförmigen ausgedehnten Kahlheiten konfluieren und schließlich zur totalen Alopezie werden können. DD: CDLE, Folliculitis declavans, lineäre Sklerodermie, kleinfleckige Alopecia areata und die Alopecia areolaris specifica bei Lues II. Therapie: In frühen Stadien ist der Haarverlust, bei Anwendung systemischer Kortikosteroide, zumindest vorübergehend reversibel, bei längerem Bestand irreversibel. Lokaltherapie ist wirkungslos. Lichen ruber der Nägel Nagelbefall ist beim klassischen Lichen ruber häufig, meist aber nur mild. Schwere Veränderungen kommen nicht selten als isolierter Befund vor. Zugrunde liegt ein entzündliches Infiltrat an der Nagelmatrix, das über partiellen bis totalen Untergang der Matrix zur Minderproduktion an Nagelsubstanz führt. Zu Beginn kommt es zur Längsriefelung, Verdünnung und Verkürzung der Nagelplatte. In fortgeschrittenen Fällen kommt es zum teilweisen Nagelverlust mit Ausbildung eines Pterygium unguis (Vorwachsen der Haut des Paronychiums über Nagelreste und Nagelbett). Völliger Nagelverlust ist selten. DD: Altersnagel, Onychodystrophie, „twenty nail syndrome, Nagelläsionen bei Alopezia areata. Therapie: Auch hier kann bei rechtzeitiger Therapie der Prozess abgebrochen werden, ansonsten ist der Nagelverlust irreversibel. Lokaltherapie wirkungslos. Bullöser, erosiver und ulzeröser Lichen ruber Die Degeneration der Basalschicht bleibt beim klassischen Lichen ruber ein histopathologisches Phänomen; bei starker Ausprägung kommt es zur Spaltbildung mit Blasenbildung und/oder Erosionen. Die häufigste derartige Manifestation ist der erosive Lichen ruber der Mundschleimhaut, selten anderer Schleimhäute. Bulöse Lichen ruber der Körperhaut ist insgesamt seltener. Erosive Lichen ruber der Schleimhaut Sie bildet in der Regel auf dem Boden eines klassischen Lichen ruber der Mundschleimhaut, selten auch der Genitalschleimhaut. Neben den Typische Läsionen finden sich oft ausgedehnte Erosionen an Wangen, Gingiva und Gaumen; diese sind (im Gegensatz zum typischen Lichen ruber) sehr schmerzhaft, langwierig und Therapieresistent. Erosionen ohne typische Lichen-ruber-Läsionen kommen vor. DD: Pemphigus vulgaris, Epidermolysis bullosa acquisita, vaginale Adenose, Erythroplasie, extramammärere M. Paget. Bullöse Lichen ruber Der bullöse Lichen ruber der Körperhaut manifestiert sich in der Regel mit wenigen wasserklaren Bläschen auf meist konfluierenden Läsionen eines typischen Lichen ruber, seltner treten eruptive prall gespannte Blasen auf, sowohl innerhalb von Lichen-ruberLäsionen als auch auf scheinbar normaler Haut. Dieser auch Lichen ruber pemphigoides genannte Variante ist oft durch lineäre Immunoglobulinablagerungen an der Junktionszone gekennzeichnet. Ulzeröser Lichen Ruber Ist eine sehr seltene Variante und schwierig zu diagnostizieren. Prädilektionsstellen: Fußsohle. DD: trophische Ulzera. Therapie: der erosiv-ulzerösen Lichen-ruber-Formen besteht in systemischen Kortikisteroiden und Etretin. 56 42. Candida Vaginitis? Die Kandida-(Vulvo)Vaginitis ist eine häufigste Manifestation bei jungen Frauen. In 80% durch Candida albicans. Sie beruht in der Regel auf der Aktivierung asymptomatischer Besiedlung. Aktivierende Faktoren sind Schwangerschaft (Glykogenanreicherung des Vaginalepithel),orale Kontrazeptiva, AB-Bahndlung, genitaler Fluor andere Ursache, Koitus etc. Die betroffenen Frauen sind in der Regel gesund. Die Übertragung erfolgt durch Geschlechtsverkehr. Sie kann aber auch nosokomial durch Katheder Übertragen werden. Bei Männern kommt es im Übertragungsfall meist zur symptomlosen Besiedlung, nur selten zur Kandidabalanitis. Klinik: Die Kandidavaginitis fällt durch intensiven genitalen Juckreiz, Schwellung und düstere Rötung der Labien und der vaginalschleimhaut, wegwischbare weißliche Beläge und bröckigen weißlichen Fluor auf. Ausbreitung auf die Genitoanalhaut kommt vor. Seltener finden sich ein der atrophen oralen Kandidiasis analoges Bild. DD: Trichomoniasis, anaerobe Vaginitis, Gonorrhö. Kandidabalanitis: Eine meist nur wenige Tage dauernde Rötung, milde Schwellung und juckendes Brennen von Glans und Präputium. Bei stärkerer Ausprägung wegwischbare Beläge, Pusteln, Schuppenkrausen. DD: Zirzinäre Balanitis, plasmazelluläre Balanitis. Therapie: Die akute Vaginitis wird meist lokal mit Antimykotika der Polyen- oder Azolgruppe (Nystatin- oder Imidazolpräparate) behandelt. Als Systemische Antimykotika stehen derzeit Itraconazol und Fluconazol. Bei Rezidivierede Kandidavaginitis wird am besten einer intermittierende Behandlung bzw. Prophylaxe mit systemischen Antimykotica (Fluconazol) unterzogen. Diagnose: Direkter Erregernachweis (Pilzbefund): Proben (Vaginalsekret) werden auf einem Objektträger gesammelt, mit 10 – 30% Kalilauge überschichtet, mit einem Deckglas bedeckt, über der Gasflamme erwärmt und im Mikroskop untersucht. Im positiven Fall findet man Pilzhyphen (regelmäßig geformte septierte, manchmal verzweigte und zart grünlich schimmernde Fäden), bei Kandidainfektionen auch Pilzsporen. Pilzkultur: Technik: Nährböden glukose- und peptonhaltigen Nährböden (Sabouraud- oder Nickerson-Medien), Candida-Chromaga ermöglicht die rasche identifizierung der wichtigsten Candida-Spezies (3 – 7 Tage = Inkubationszeit). Flüssignährböden erhöhen die Trefferquote um einieg Prozent. Serologie: Der Nachweis von Antikörpern gegen bestimmte Kandida-Antigene ist nicht für die Diagnose der genitalen Kandidiasis geeignet. 57 43. Fluor vaginalis? Verstärkte oder veränderte vaginaler Ausfluss bedeutet nicht automatisch Erregervermehrung oder pathologische Keimbesiedelung. Es existieren sowohl infektiöse wie nicht-infektiöse Ursachen. Nicht-infektiöse Ursachen - Physiologische Ursachen: hohe pröovulatorische und prämenstruelle Östrogenspiegel bewirken besonders niedrige pH-Werte der Vagina und damit des sogennanten „Fluor albus“. Hohe Gestagene (Schwangerschaft, orale Kontrazeptiva) führen dagegen zu einem relativ hohem pH, zur Verschiebung der Vaginalflora (Candida albicans) und gleichfalls zu Fluor vaginalis. Die atrophe (senile) Vaginitis entsteht durch das physiologische Absinken des Glykogengehaltes der Vaginalepithelien (neutraler pH). - Chemische Ursachen: zu häufige Vaginalspülungen, Zerstörung des saueren Milieus durch Seife, Verwendung lokaler Kontrazeptiva - Fremdkörper (Tampons) - Zytolytische Vaginose: Bei sehr starker Vermehrung der Laktobazillien kann eine Lyse von Vaginalepithelzellen und starker Fluor vaginitis resultieren. Das Vaginalsekret ist weißlich gefärbt und dem Soorkolpitis ähnlich; der pH-Wert liegt zwischen 3,5 und 4,5. Im Ausstrich finden sich Epithelzellkerne und zahlreiche Laktobazillien, aber nur weniger Leukozyten. Infektiöse Ursachen: Die Häufigsten Krankheiten sind: Kandida-Vaginitis, die Trichomoniasis und die bakterielle Vaginose. Andere Erregern die ein Fluor vaginales verursachen sind: Staphylokokken, Streptokokken, Mykoplasmen, Herpesvirus hominis. 58 44. Wanzenbefall (Cimicosis)? Erreger: Bettwanze (Cimex lectularius), ein auf den Menschen spezialisierte temporärer Ektoparasit. Wanzen sind ovale, etwa 5 mm lange flügellose Insekten von gelblich transparenter Farbe. Die Übertragung erfolgt nicht von Mensch zu Mensch sondern durch Ivasion aus benachbarten Wohnungen oder Häusern bzw. durch Erwerb alter Möbeln. Wanzen können ca. 1 Jahr ohne Blutmahlzeit überleben. Wanzen sind Lichtscheu und verkriechen sich tagsüber in dunklen Ritzen (Möbel, Wäsche, Bildramen). Nachts werden sie aktiv. Der Stich der Wanze erfolgt meist auf den nicht von Kleidern bedeckten Körperteilen. Die Nahrungsaufnahme dauert einige Minuten und wird durch mehrere Stiche durchgeführt; es finden sich daher häufig linear hintereinander gelegene Stichstellen (Wanzenstrasse). Die erzeugte Läsion ist urtikariell, zeigt in der Mitte ein nicht sehr auffälliges Punktum (Stichstelle) und juckt heftig. Im Laufe der zeit erfolgt Gewöhnung. DD: Urtkaria, (es ist sehr ähnlich „Urtcaria e cimicibus“. Therapie: Entwesung der Wohnung. Der Patient braucht nicht mit Pestiziden behandelt zu werden, da die Wanzen sich nicht am Menschen aufhalten. Symptomatische Behandlung mit Antipruriginosa. 45. Flohbisse (Pulicosis = Flohbefall)? Erreger: Menschenfloh (Pulex irritans), ein temporärer Ektoparasit. Ein 2 – 4 mm langes flügelloses Insekt, das wegen seiner langen Sprungbeine sehr weit und hoch springen kann (ca. 0,5 m). Der Floh hält sich teils in der Kleidung oder in Möbelritzen, Teppichen auf. Klinik: Flohstiche sind heftig juckend, erythemato-urtikarielle Läsionen, häufig mit einer Purpurakomponente (Purpura pulicosa). Flohstiche sind typischerweise in Dreierkonfiguration angeordnet, da der Floh vor dem eigentlichen Saugstich Probestiche durchführt. Therapie: Entwesung der Wohnung, Möbel, Wechsel der Unterwäsche. Antiprurigöse Therapie. 59 46. Pemphigusgruppe? Definition: Eine Gruppe von bullösen Autoimmundermatosen, die durch intraepidermale Blasenbildung aufgrund von Akantholyse charakterisiert sind. Sie werden alle durch zirkulierende Autoantikörper gegen desmosomale Strukturproteine (Cadherine) verursacht; Hauptsitz der Schädigung ist das Desmosom. Pemphigus vulgaris (PV) Definition: Eine schwere Pemphigusform, die durch suprabasale Akantholyse gekennzeichnet ist. Ätiologie und Pathogenese: PV wird durch IgG-Autoantikörper gegen das Desmoglein 3 (ein transmembranöses Cadherin der Desmosomen) vermittelt. Der Autoantikörper bindet an die Zelleoberfläche der Keratinozyten und führt direkt zur Akantholyse. Klinik: PV beginnt in der Regel langsam: Die Läsionen treten zuerst umschrieben in einer Region auf und bleiben auf dieser oft monatelang im Wechsel zwischen Besserung und Rezidiv beschränkt. Ort der Erstmanifestation ist in bis zu 70% de Mundschleimhaut, Intertrigostellen, Kapillitium oder präexistente Dermatosen (z.B. Nabelekzem). Nach ca. einem Jahr kommt zur Generalisation. Klinisches Hauptmerkmal ist die Zerreißlichkeit der Epidermis. Durch milde Reibetraumen wird die Epidermis tangential abgeschoben, reißt dabei ein und legt eine nässende Erosion frei; an deren Rand liegt die Zusammengeschobene Epidermis. Dieses Phänomen kann mit dem untersuchenden Finger ausgelöst werden (direkte Nikolski-Zeichen). Blasen entstehen erst bei Generalisation im größerer Zahl und prägen insgesamt das Bild des PV meist nicht. Entstehen Blasen, sind sie schlaff, nicht-entzündlich, breiten sich peripher aus und verlaufen auf sanften Fingerdruck in der Umgebung (indirektes NikolskiZeichen). Sie sind mit klarer Flüssigkeit gefüllt, trüben sich nach einigen Tagen ein und platzen leicht. Bei voller Entwicklung zeigt der PV ausgedehnte, konfluierende Erosionen, vorwiegend im Gesicht und Kapillitium sowie den mechanisch belasteten Stellen (Intertrigostellen, Schultern, Sakral, Akren). Die Erosionen sind hellrot, nässend, leicht blutend, subjektiv brennend, zeigen am Rand halskrausenartig Zusammengeschobene Epidermisfetzen und werden von entzündlichen Höfen umgeben. Die Erosionen verkrusten hämorrhagisch und impetiginisieren bald, vereinzelt stellt sich partielle Reepithelisierung ein, gefolgt von Rezidiven. DD: Bullöse Pemphigoid, Pemphigus foliaceus, Erythema multiforme und SSS-Syndrom. An der Mundschleimhaut: erosive Gingivitis, chronisch-rezidivierende Aphten, Gingivostomatitis herpetica, Hand-Fuß-Mund-Krankheit, Kontankstomatitis, Erythema multiforme und erosiver Lichen ruber. An der Körperhaut verschiedene Ekzemformen, z.B. impetiginisiertes seborrhoisches Ekzem der Kopfhaut, sowie Pyodermien. Labor: Zirkulierende IgG-Antikörper. Diagnose: Histologie: Spongiöse, Akantholyse und horizontale Spaltbildung in den suprabasalen Zellschichten der Epidermis; akantholytischen Zellen sind einzeln oder in Gruppen frei im Spalt bzw. der Blase schwimmende basophile, abgerundete Epidermalzellen ohne wesentliche Degenerationszeichen. Charakteristischerweise bleiben die Basalzellen am Blasengrund auf der Basallamina stehen. Akantholyse findet sich auch in Haarfollikeln. In älteren Läsionen Akanthose und Papillomatose. 60 Exfoliative Zytologie (Tzanck-Test): Ein Schnelltest in der Diagnose bullöser Dermatosen an Ausstrichpräparaten von Material, das vom Grund frischer Erosionen oder Blasen mit einer Meißelsonde entnommen wird. Beim PV zeigen sich die charakteristischen akantholysen Zellen. Immunfluoreszenz: Die direkte Immunfluoreszenz zeigt eine homogene Reaktion des Interzellularraums in der gesamten Dicke der Epidermis. Die nachgewiesenen Immunrekatantien sind IgG, zusätzlich in ca. 50% C3 und seltener IgM und IgA. Selten finden sich ausschließlich IgA (IgA-Pemphigus). Zirkulierende Antikörper werden in 80 – 90% mit der indirekten Immunfluoreszenz nachgewiesen. Therapie: Die Therapie besteht aus systemischen Kortikosteroiden, einer additiven Behandlung mit Immunsuppressiva, und einer Lokaltherapie(nur Pflegerisch, Lokale Koertikosteroide sind wirkungslos). Pemphigus vegetans Pemphigus vegetans ist ein seltene Variante des PV, die durch chronischeren Verlauf, stärkere Neigung zu Spontanremissionen, weniger ausgedehnte Hautherde mit hypertrophvegetierendem Charakter und bessere Prognose gekennzeichnet ist. Man unterscheidet den aggressiveren Typ Neumann und den milderen Typ Hallopeau. Klinik: Beim Typ Neumann finden sich denudierte und verkkrustete Areale wie bei PV, jedoch von schmierig belegtem, pustulierenden-hypertroph-papillomatotischem, später auch verrukösem Charakter. Prädilektionsstellen: Mundschleimhaut, Lippen und Intertrigostellen, seltener die Körperhaut. Beim Typ Hallopeau ist die pustulierende Komponente besonders stark ausgeprägt. Es bestehen meist nur einzelne oder mehrere scheibenförmige vegetierende Herde, Denudationen fehlen. Histologie: Histologisch finden sich oft exzessive Akanthose und Papillomatose, akantholytische Areale, prominentes neutro- eosinophiles Infiltrat, oft mit intraepidermalen Pusteln. Diagnose und Therapie: Wie bei PV, meist gutes Ansprechen. DD: PV, chronisch vegetierende Pyodermie, vergetierender Herpes simplex, Pyoderma gangrenosum. Pemphigus herpetiformis Eine seltene Verlaufsform eines Pemphigus mit suprabasaler Akantholyse, die durch gruppierte Bläschen gekennzeichnet ist und deshalb klinisch der Dermatitis herpetiformis ähnelt. 61 Pemphigus foliaceus Eine schwere Pemphigusform, die durch subkorneale Akantholyse gekennzeichnet ist. Man unterscheidet den sporadischen Pemphigus foliaceus (PF) (Typ Cazenave) und den in Südamerika endemischen Pamphigus braziliensis. Chronische Verlaufsformen des PF sind der Pemphigus seborrhoicus und der Pemphigus erythematosus. Ätiologie: Beim PF sind die Autoantikörper gegen Desmoglein 1 gerichtet. Klinik: Der PF beginnt mit impetigoähnlichen Erosionen und Krusten im GesichtHalsbereich, die sich im Lauf von Wochen auf Rumpf, behaarten Kopf und akralwärts ausbreiten. Das Vollbild wird von erythrodermatischen, konfluierten, rundlichen Erythemen und krustösen, schuppigen Erosionen gebildet. Im unterschied zum Pemphigus vulgaris sind die Schleimhäute meist frei. Subjekrive Beschwerden: schwerer Juckreiz und Brennen. Histologie: Subkorneale Akantholyse und Spaltbildung. Immunfluoreszenz wie bei Pemphigus vulgaris, Betonung der subkornealen Höhenlahe. Brasilianischer Pemphigus (Fogo selvagem): Eine in Brasilien endemische klinisch idente Verlaufsform des PF; wegen des niedrigeren sozioökonomischen Standards allerdings mit höheren Komplikationsrate und schwererem Verlauf. Therapie und Prognose: Wie beim Pamphigus vulgaris (spricht gut an), unbehandelt 40 – 50% Mortalitätsrate. Pemphigus seborrhoicus Eine seltene, milde, chronischere und auf die seborrhoischen Areale lokalisierte Verlaufsform des Pemphigus foliaceus. Klinik: Konfluierende, nummuläre Herde ausschließlich an seborrhoischen Arealen (Gesicht, Kapillitium, zentrale Brust- und Ruckenpartien). Die Herde sind erythematös und mit eher trockenen, festhaltenden Schuppenkrusten bedeckt. Die Mundschleimhaut ist frei. Diagnostik und Therapie: Wie bei Pamphigus foliaceus. Pemphigus erythematosus (Syn. Senear-Usher-Syndrom) Eine seltene Verlaufsform des Pemphigus seborrhoicus, die durch gleichzeitige Symptome eines SLE oder CDLE gekennzeichnet ist. In der direkten Immunfluoreszenz neben dem IgG auch das Lupusband (IgM) gelegentlich antinukleäre Antikörper. 62 Paraneoplastischer Pamphigus Definition: Eine seltene Pemphigusform, die obligat mit malignen Krankheiten assoziiert ist. Ätiologie: Die Autoantikörper sind gegen Desmoglein 1, 3; Desmoplakin I, II; Plectin; Periplakin; Envoplakin. Klinik: Der paraneoplastische Pemphigus ist dem Pemphigus vulgaris ähnlich, aber komplexer. Die Mundschleimhaut weist extensive Erosionen auf, die neben Lippen, Gingiva, Wangen und Gaumen auch Naso- und Oropharynx, Larynx, Tonsillen sowie Epiglotis umfassen und sich in Ösophagus, Trachea und Bronchien fortsetzten können. Intensiv befallen sind ferner Konjunktiven, genitoanale Schleimhäute. Alle Erosionen sind persistent, schmerzhaft und können vernarben. An der Körperhaut finden sich dem Pemphigus vulgaris entsprechende Erosionen, zusätzlich erythematöse, Lichen ruber- oder Erythema multiforme-artiege Exantheme; diese sind vorwiegend an Gesicht, seborrhoischen Arealen und Akren lokalisiert und können sich gleichfalls in Erosionen umwandeln. Assiziation: B-Zell-Lymphome, CLL, Castelman-Tuomr, Thymomen. Anders als bei den übrigen Pemphigusformen finden sich hier auch Manifestationen an inneren Organen (Lunge, Duodenitis, Colitis). Begleitende Myasthenia gravis wurde beobachtet. Histologie und Immunfluoreszenz: Suprabasale Akantholyse, Einzelzellnekrosen, vakuolisierende Basalzelldegeneration und lichenoide Infiltrate in der oberen Dermis. IgGMuster wie bei PV, aber auch Nachweis vom Immunglobulinen und Komplementkomponenten in der dermo-epidermalen Junktionszone. Zirkulierende IgGAutoantikörper in oft hohen Titer. Diagnostisch für paraneoplastischen Pamphigus ist die interzelluläre Bindung der Autoantikörper in einfachen Übergangs- bzw. Zylinderepithelien (Rattenblase als Substrat). Therapie: Dem Pemphigud vulgaris entsprechend, das Ansprechen ist jedoch schlecht. Medikamenteninduzierter Pemphigus Pemphigusähnliche Hautmanifestationen können nach Einnahme einer Reihe von Medikamenten auftreten: am häufigsten nach Penizillamin, dann sulfhydrylhaltiegenSubstanzen sowie andere Medikamente. Hier kommt auch zur Akantholyse, die Spaltbildung kann sowohl suprabasal als auch subkorneal erfolgen, das klinische Bild daher sowohl dem Pemphigus vulgaris wie folicaeus gleichen. Es ist oft durch vorangehende makulöse-urtikarielle Exantheme und kleine, „herpetiforme“ Blasen gekennzeichnet; direkte und indirekte Immunfluoreszenz sind meist positiv. In der Histologie häufig das Zeichen der eosinophilen Spongiose. Arten: - Der transiente medikamenteninduzierte Pemphigus ist mit Einnahme von sulfhydryjhaltiege Medikamenten assoziiert. Die Symptome bilden sich nach Absetzten meist schnell zurück. - Der echte medikamenteninduzierte Pemphigus wird ein immunpathologisch typischer Pemphigus ausgelöst, der auch nach Absetzten der Medikamente bestehen bleibt. - Medikamenteninduzierte Pemphigus ohne immunopathologisches Korrelat: hier finden sich weder zirkulierende noch in vivo abgelagerte Immunreaktionen. Nach Absetzen kommt auch hier zur Remission. IgA-Pemphigus Unter diesen Begriff werden zwei sehr seltene Einheiten zusamengefasst: die „Subcorneale pustulöse Dermatose“ Sneddon-Wilkinson und die „Intraepidermale neutrophile Dermatose“. Erste weist IgA-Antikörper gegen Desmocollin 1, letztere gegen Desmoglein 1 und 3 auf. Beide sind durch chronische Pustelbildung, Erytheme und Schuppung vorwiegend am Rumpf, gekennzeichnet. Schleimhautbefall ist selten. Gutes Ansprechen auf Dapson. 63 47. Pemphigoidgruppe? Definition: Eine Gruppe von bullösen Autoimmundermatosen, bei denen die Adhärenz der Epidermis an die Basallamina gestört ist. Hauptsitz der Schädigung und Ziel der zirkulierenden Autoantikörper sind Strukturproteine der Hemidesmosomen. Alle Vertreter der Pemphigoidgruppe sind durch junktionale Blasenbildung (Spaltbildung in der lamina lucida) charakterisiert, unterscheiden sich aber in klinischen Bild und Prognose. Bullöses Pemphigoid Ätiologie und Pathogenese: Beim Bullöses Pemphigoid (BP) finden sich zirkulierende Autoantikörper gegen zwei Strukturproteine der Hemidesmosomen: das BP-Antigen 1 und BP-Antigen 2. Klinik: Das BP zeigt ein pleomorphes Bild aus disseminierten konfluierenden Erythemen, urtikariellen und multiformeartiegen Läsionen sowie Blasen unterschiedlicher Größe. Die Blasen können sowohl auf normal scheinender, als auch auf erythematöser Haut entstehen, sind prall mit seröser Flüssigkeit gefüllt und lassen sich nicht wegdrücken. Wegen der dicken Blasendecke (gesamte Epidermis) platzen sie nicht leicht. Kommt es zum Platzen, breiten sich die entstandenen Erosionen nicht peripher aus und heilen meist gut ab. Direktes und indirektes Nikolski-Zeichen sind negativ. Prädilektionsstellen: Intertrigostellen und Beugeseiten der Extremitäten. Subjektiv oft intensiver Juckreiz. Komplikationen: Pyodermien. Die Mundschleimhaut ist nur selten betroffen. Varianten: - Juveniles BP - Lokalisiertes BP: hier entstehen und rezidievieren Läsionen des BP immer an derselben Stelle, oft an den Unterschenkeln - Dyshidrosiformes BP: ein lokalisiertes BP an Handflächen und Fußsohlen - Vesikulöses (herpetiformes) BP: durch besonders kleine Blasen ausgezeichnet - Erythrodermatisches BP: oft durch UV-Exposition ausgelöst - Vegetierendes BP: umschreiben, ähnlich einer vegetierende Pyodermie - Noduläres BP: chronisch, juckend; der Prurigo nodularis ähnlich. DD: Pemphigus vulgaris, Epidermolysis bullosa acquisita, Erythema exudativum multiforme, bullöse Kontaktdermatitis. Histologie: Die Epidermis ist unauffällig, in der Junktionszone blasig abgehoben. Ultrastrukturell erscheint die Basallamina am Blasenboden (junktionale Blase). Die papilläre Dermis zeigt eine Infiltration mit reichlich Eosinophilen und Ödem. Im Blaseninhalt (TzanckTest) vereinzelt eosinophile Leukozyten, jedoch keine akantholytische Zellen. Immunfluoreszenz: In der direkten IF finden sich lineare IgG und C3-Ablagerungen in der dermoepitelialen Basalmembranzone. Seltener zusätzlich auch IgA und IgM. Indirekte IF: in ca. 70& zirkulierende IgG-Anti-Basalmembranzone-Antikörper. Labor: Periphere Eosinophilie in bis 50%, oft erhöhte IgE-Spiegel. Therapie und Prognose: Kombinierte Kortikosteroid- und Azathioprintherapie wie beim Pemphigus vulgaris. 64 Vernarbendes Pemphigoid (Syn. zikatrizierendes Pamphigoid, Schleimhautpemphigoid) Definition: Das Vernarbende Pemphigoid ist eine chronisch progrediente bullöse Autoimmundermatose vorwiegend der Schleimhäute, die durch Vernarbung zu Funktionsausfälle führen kann (Blindheit). Ätiologie und Pathogenese: Die Antikörper sind gegen dieselben Strukturproteine gerichtet wie beim bullösen Pemphigoid. Die Ursache der Vernarbung ist unklar, man nimmt an, dass die Pathogenese weitgehend analog zu der des BP ist (Antikörperbindung, Komplementaktivierung, Attraktion von Entzündungszellen). Klinik: Chronisch-rezidivierende, torpide Erosionen der hautnahen Schleimhäute (Mund, Nase, anogenital, Konjunktiven), die nach längeren Bestand zur Vernarbung und deren Komplikationen führen. Die Mundschleinhaut ist meist als Erstmanifestation befallen: Rötung, Schwellung und schmerzhafte, torpide Erosionen der Gingiva, des harten und weichen Gaumen, der Wangen und Zunge. Partielle Regression erfolgt mit weißlich-retikulierten Narben, im späteren Verlauf Adhäsionen, Verlötung der Rezessus, im Extremfall Mikrostomie. In ca. 30% der Fällen dehnt sich der Befall auf Nasenschleimhaut, Naso- Oropharynx, Uvula und Tonsillen aus. Die Konjunktiven sind in ca. 75% der Fälle betroffen. Die Krankheit manifestiert sich meist beidseits mit chronischer fibrinöser Konjunktivitis mit Trenenfluß, Photophobie, Fremdkörpergefühl sowie Erosionen, selten Blasen. Nach längerem Verlauf Ausbildung weißlicher fibrotischer Narbenstränge und Adhäsionen, Verlötung und Schrumpfung des unteren, dann beider Fornices, narbige Verziehung der Lider, Entropion, Trichiasis, Symblepharon, Pannusbildung, Endzustand: Erblindung. Der Anogenitalbereich zeigt chronische Erosionen, die mit Vernarbung abheilen und zu Strikturen führen können (Phimose, Vaginal- Urethralstenose, Verengung des Analkanales). Hautläsionen finden sich nur bei ca. 25% der Patienten und ähneln entweder milden Formen des BP oder repräsentieren umschriebene blasenbildende Herde, die gleichfalls mit Narben verheilen. Eine seltener Variante ist das chronische lokalisierte Vernarbende Pemphigoid (Brunsting-Perry-Typ), bei dem ausschließlich die Haut betroffen ist (Narbenbildung). DD: BP, Epidermolysis bullosa acquisita, erosiver Lichen ruber, organspezifische vernarbende Prozesse an Augen, Genitale etc. Histologie und Immunfluoreszenz: Junktionale Spaltbildung, gemischtes entzündliches Infiltrat mit reichlich Neutrophilen, Eusinophilen und Mastzellen. In der direkten IF findet man IgG- und/oder IgA-Anti-(BMZ)Basalmembranzone-Antikörper und C3. Zirkulierende Antikörper nur in 20 – 30%. Therapie: Das Ansprechen auf systemische Kortikosteroide ist schlechter als beim BP. Eine Standardtherapie gibt es nicht, wirksam ist oft eine Kombination von Kortikosteroiden mit Dapson; bei ungenügendem Ansprechen immunsupresive Begleittherapie mit Azathioprin (oder Cyclophosphamid). Bei Narbigen Komplikationen sind manchmal operative Eingriffe erforderlich. 65 Herpes gestationis (Pemphigoid gestationis) Definition: Herpes gestationis (HG) ist eine dem bullösen Pemphigoid ähnliche selbstlimitierte Schwangerschaftsdermatose. Ätiologie und Pathogenese: Eine Autoimmunkrankheit mit Produktion von Anti-BMZAntikörper gegen das BP-Antigen 2. Klinik: HG setzt typischerweise mit exzessiven Juckreiz ein. Manchmal entstehen erythematöse, urtikarielle oder multiformeartiege Läsionen am und um den Bauchnabel und in den Striae distensae. Nach Tagen bis Wochen kommt zur Generalisation (Rumpf, proximale Extremitäten) und Auftreten von Blasen innerhalb der Läsionen; dieser sind eher klein und können auch ausbleiben. Das Gesicht und die Schleimhaut bleiben in der Regel frei. Histologie: Subepidermale Spaltbildung; zusätzlich fokale vakuolisierende Degenerationen der Basalschicht, reichlich Eosinophile. Immunfluoreszenz: Lineäre Ablagerungen von C3 finden sich in der BMZ bei allen Patienten, von IgG in bis 40%. Assoziierte Krankheiten: Autoimmunthyreoiditis, seltener perniziäse Anämie, Alopezia areata. Schädigung des Fötus: Inder Regel kommt zur keine Fruchtschäden. In ca. 10% weisen die Neugeborenen ein mildes, selbslimitiertes HG-ähnliches Bild auf. Therapie: Bei mildem Verlauf können lokale Kortikosteroide ausreichen; bei massiven Ausbrüchen sind auch während der Grawidität Kortikosteroidstöße indiziert, jedoch möglichst niedrig dosiert (bis 50 mg/Tag). DD: Prurigo gravidarum, PUPPP, nummuläres Ekzem). Lineare IgA-Dermatose und chronische bullöse Dermatose des Kindesalters Die Lineare IgA-Dermatose (LAD) und die chronische bullöse Dermatose des Kindesalter (CBDC) sind seltene, selbslimitierte bullöse Autoimmundermatosen mit Ähnlichkeit zum bulösen Pemphigoid, die auch durch IgA-Autoantikörper gegen hemidesmosomale Antigene verursacht werden. LAD und CBDC sind historisch bedingte Krankheitsbegriffe für dasselbe Krankheitsbild in verschiedenen Altersstufen. Klinik: Klinik ist ähnlich dem bullösen Pemphigoid, doch sind die Blasen oft besonders Groß, prall gefüllt, manchmal hämorrhagisch tingiert und typischerweise gruppiert angeordnet (frische Blasen rings um älteren). Dadurch entstehen anuläre und/oder zirzinäre Konfigurationen. Zusätzlich erythematöse Läsionen, die in der Peripherie Blasen ausbilden können (charakteristisch). Prädilektionsstellen sind Rumpf, perigenital, perianal und proximale Extremitäten. Gelegentlich Befall auch der Mundschleimhaut. Histologie: Junktionale Spaltbildung, entzündliches Infiltrat mit Neutrophilen. Immunfluoreszenz: IgA- und C3-Ablagerungen linear in der dermatoepidermalen Junktionszone. Zirkulierende IgA-BMZ-Antikörper sind meist in niedrigen Titern vorhanden. Therapie: LAD spricht auf Dapson oft rasch und gut an; gelegentlich in Kombination mit Kortikosteroiden. Immunsupressive Therapie ist wegen des selbstlimitierten Charakter nicht erforderlich. 66 67