PDF 01242 Engelhardt (Hrsg.) Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie Lues drucken PDF Synonyme Syphilis Englischer Begriff Syphilis Definition Meist durch Geschlechtsverkehr oder diaplazentar übertragene Infektionserkrankung mit Treponema pallidum. Pathogenese Infektionserkrankung mit Treponema pallidum, schlanken 10–15 μm langen und 0,2 μm breiten korkenzieherähnlichen Spiralen. Keimreservoir ist der kranke Mensch. Übertragungen werden durch direkten, meist venerischen oder indirekten Kontakt, z. B. über Gebrauchsgegenstände oder auf dem Blutweg, festgestellt. Die Syphilismorbidität ist in verschiedenen Gebieten der Erde sehr unterschiedlich und hängt u. a. ab von der Bevölkerungsstruktur, sozioökonomischen Verhältnissen, Lebensgewohnheiten und Umwelthygiene. In einigen Entwicklungsländern ist die Syphilis endemisch. Symptome Siehe Tabelle 1. Tabelle 1. Die Symptome in den drei Stadien bei Lues. Stadium Inkubationszeit von zwei bis drei Wochen, anschließend Entwicklung eines I Primäraffekts an den Eintrittspforten, beim Mann am Präputium, an der Glans und am Penisschaft, bei der Frau an Labien, Introitus vaginae, Klitoris oder Portio. Es entsteht meist ein einzelnes erbsengroßes, gerötetes, derbes, induriertes Knötchen, das erodiert und in mehr als der Hälfte der Fälle dann auch exulzeriert. Der typische Primäraffekt ist braun-rot und knorpelig-hart. Ab der fünften Woche kommt es zu einer Schwellung der regionären Lymphdrüsen. Stadium Sieben bis acht Wochen nach der Infektion beginnt das Streuungsstadium, das II über mehrere Jahre andauert. Es kommt zu einer allgemeinen Lymphknotenschwellung, begleitet von unspezifischen Allgemeinerscheinungen (Fieber, Gelenkschmerzen, meningeale Reizsymptome, Milz- und Leberschwellunge). Dann Auftreten generalisierter ekzematöser Herde gelbbrauner Färbung und linsengroßer Ausprägung mit Hauptsitz am Rumpf. Syphilitische Papeln (Clavi syphilitici) sind linsengroßen, runde, derbe, gelbbraune bis braun-rote Knötchen und treten insbesondere an Hohlhand und Fußsohlen, gewucherte Papeln oder Condylomata lata in der Genitoanalregion auf. Im weiteren Verlauf kommt es zu Haarausfall, speziell an Hinterhaupt und Augenbrauen, sowie zu Pigmentverschiebungen (Leucoderma syphiliticum). Stadium Bei der Spätsyphilis (vier bis acht Jahre nach der Infektion) treten lokal so III genannte Gummiknoten auf, die leicht zerfallen. Außer an der Haut können sie file:///D|/RAW_TEST/all_pdf_drafts/to022710.html[12.10.2010 07:20:46] PDF 01242 an allen Organen, Gefäßen, am Bewegungsapparat, Nervensystem (Neurolues), Tabes dorsales mit progressiver Paralyse, an Leber, Lunge, Nieren und Augen auftreten. Diagnostik Durch Erregernachweis im Gewebesaft (Dunkelfeld- oder Phasenkontrastmikroskop), durch Nachweis unspezifischer Reagine mit der Wassermann-Komplementbindungsreaktion und Nebenreaktion im Labor (ab der fünften bis sechsten Woche), durch Nachweis spezifischer Antikörper im Immobilisierungstest nach Nelsen oder im Treponema-pallidum-Hämagglutinationstest (TPHA). Differenzialdiagnose Andere venerische Infektionen, tumoröse Erkrankungen. Therapie Bei Lues I antibiotische Therapie meist mit 12 Megaeinheiten Penicillin (besser nach Resistogramm), bei Lues II im seropositiven Stadium fünf Kuren mit 12 Megaeinheiten, jeweils im Abstand von fünf Wochen. Bei Lues III neben Penicillin Jod-Kali-Gaben (Gefahr der Herxheimer-Reaktion). Bei Penicillinüberempfindlichkeit Ausweichen auf Tetracyclin oder Erythromycin. Autor Bernhard Greitemann file:///D|/RAW_TEST/all_pdf_drafts/to022710.html[12.10.2010 07:20:46]