Patiententag am 07.Juni 2008 in Bad Reichenhall: Volles Haus (von Dr. Frank Eichhorn) Themen: Androgendeprivationstherapie (ADT) Androgenunabhängiges Prostata-Karzinom (AUPK) Falldiskussionen Paradigmenwechsel bei Diagnose und Therapie des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms? Gilvec-Studie in Bad Reichenhall PSA-Rezidiv – Welche Bedeutung haben die Samenblasen Der Patiententag am 07.06.08 in Bad Reichenhall hat großes Interesse gefunden. Mehr als 60 Patienten und Angehörige haben die oft weite Anreise nicht gescheut, um an den Vorträgen und Diskussionen teilzunehmen. Schwerpunkte der Veranstaltung waren: - Varianten der Androgenblockade (ADT) - Diagnose und Therapie des androgenunabhängigen Prostata-Karzinoms (AUPK) - Fallldiskussionen. Viele von Ihnen wissen, dass wir immer zur kombinierten Androgenblockade raten: - Ein LHRH-Analogon (z.B. Zoladex, Eligard etc), - Ein Antiandrogen (Casodex), - Ein 5-Alpha-Reduktasehemmer (z. B. Avodart). Der Erfolg dieser Behandlungsstrategie konnte kürzlich erneut in einer Metaanalyse bestätigt werden. „Das Risiko am Prostatakrebs zu sterben sinkt bei kombinierter Behandlung um 20%“ . Die Bedeutung des maximalen Androgenentzugs wird auch deshalb immer klarer, weil sich die Belege dafür häufen, dass die Prostata-Karzinom-Zelle in der Lage ist, mit minimalen Androgenkonzentrationen im Serum weiter zu existieren und sogar unter bestimmten Umständen ihr eigenes Testosteron produzieren kann. (Literatur: Mostaghel et. al.) Je niedriger der Testosteron- (und Dihydrotestosteron-) Spiegel ist, umso mehr Krebszellen 1 sterben ab. Viele von Ihnen wissen, dass wir in unzähligen Arztbriefen seit Jahren immer wieder darauf hingewiesen haben, dass unbedingt zusammen mit dem PSA auch der Serum-Testosteronspiegel kontrolliert werden muss. Morote et.al. haben eine viel beachtete Studie veröffentlicht die zeigt, dass sich bei Prostata-Karzinom-Patienten unter Androgenblockade und einem Testosteronspiegel >32ng/dl im Schnitt nach 88 Monaten ein androgenunabhängiges Prostata-Karzinom entwickelt – bei Testosteronwerten <32ng/dl nach 137 Monaten. Unser Zielnadir von Testosteron ist also mit <0,2ng/ml (entspricht <20ng/dl) noch strenger definiert als in der Arbeit von Morote. Es wäre sicher wünschenswert, wenn sich regelmäßige Testosteronkontrollen in allen urologischen und onkologischen Praxen durchsetzen würden, damit die Qualität des Androgenentzugs beurteilt werden kann. Androgenentzug und Herzinfarktrisiko Die Auswertung der Daten von 73.196 Patienten, die in Amerika bei Medicare versichert sind, hat gezeigt, dass Männer, die eine Androgenentzugstherapie bekommen, ein höheres Risiko haben eine Zuckerkrankheit sowie Herzkreislauferkrankungen zu entwickeln. In einer 2. Studie mit Männern, die sich einer Strahlentherapie Ihres Prostata-Karzinoms mit oder ohne Hormontherapie unterzogen, konnte dieser Zusammenhang nicht bestätigt werden – im Gegenteil, unter der Androgenentzugstherapie traten deutlich weniger Herzkreislauf-bedingte Todesfälle auf (Blutverdünnung?) ( Lit.:( Lit: Efstathiou et. al. ASCO Feb. 2008 # 11 ) Auch wenn letztlich unklar bleibt, ob der Androgenentzug ein zusätzliches kardiovaskuläres Risiko darstellt, bleibt die Tatsache, dass ein weit höherer Prozentsatz von Männern am Herzinfarkt und Schlaganfall stirbt, als am Prostatakrebs. Es ist immer sinnvoll auf die „kompetitiven Risiken“ zu achten. Traditionelle Risiken für Herzinfarkt sind: - Übergewicht - Nikotin - Alkohol - Eine genetische Belastung - Hoher Cholesterin- und LDL-Blutspiegel. 2 Auf der diesjährigen AUA-Konferenz in Orlando präsentierte Herr Hamilton (Hamilton et.al. #2094) eine Studie, die den direkten Zusammenhang von Cholesterin und PSA zeigt. Pro 10mg/dl Cholesterin-Anstieg steigt PSA zwischen 0,02 – 0,08ng/ml – je nach AusgangsPSA. Alle Prostata-Karzinom-Patienten sollten Ihren Cholesterin- und LDL-Blutspiegel so niedrig wie möglich halten. Geeignet dazu sind Statin-Präparate, z.B. Sortis in einer Dosierung von 10mg 1-0-0 oder höher in Kombination mit 100mg Q10 täglich, um Nebenwirkungen der Statin-Medikation (Muskelschwäche) zu vermeiden. Falldiskussionen: Herr A.N. Der Patient stellte sich im Juni 2001 erstmals in meiner Praxis vor. Dx: PK CS T2bN0M0, Gleason 4+5=9 bPSA 218ng/ml. Herr N. war wegen einer Harnsperre mit einem suprapubischen Katheter (sogenannter Bauchkatheter oder Pufi) versorgt. Therapie: Einleitung der Androgenentzugstherapie mit 3 Medikamenten von 06/01 – 10/02. Unter der Therapie sank der PSA-Wert von 218ng/ml langsam ab und erreichte 06/02 den Zieltiefwert (=Nadir) von 0,05ng/ml. 10/02 Stopp des 1. Zyklus Androgenentzug – absetzen des LHRH-Analogons (Zoladex) und des Antiandrogens (Casodex). Erhaltungstherapie mit Proscar 1-0-0. In der Pause stieg der PSA-Wert relativ schnell wieder an und erreichte 08/03 14ng/ml. Deshalb Start eines 2. Zyklus Androgenentzug (2ADT3). Auch unter dem 2. Zyklus Androgenentzug konnte der Zielnadir von 0,05ng/ml im Febr. 2004 erreicht werden. Der 2. Zyklus Androgenblockade wurde im Nov. 2004 unterbrochen. Es folgte wiederum eine Erhaltungstherapie – diesmal mit Avodart 1-0-0. Bereits 04/06 ist der PSA-Wert auf über 14ng/ml angestiegen. Konsequenz: 3. Zyklus Androgenblockade: 3 ADT3. 04/07 war PSA wieder bei 0,05ng/ml. Deshalb Stopp des 3. Zyklus Androgenblockade 04/08 (siehe Grafik). 3 A.N. DX:CST2bN0(CT)M0 Gleason 4+5=9 bPSA 218 ng/ml Akuter Harnverhalt Start 1ADT3 250 200 PSA Testosteron ng/ml 150 100 Stop 1ADT3 Pause Proscar 1-0-0 Erhaltungstherapie 50 26.01.2003 26.12.2002 26.11.2002 26.10.2002 26.09.2002 26.08.2002 26.07.2002 26.06.2002 26.05.2002 26.04.2002 26.03.2002 26.02.2002 26.01.2002 26.12.2001 26.11.2001 26.10.2001 26.09.2001 26.08.2001 26.07.2001 26.06.2001 0 26.06.20 26.07.20 28.08.20 24.09.20 23.10.20 20.11.20 15.01.20 11.02.20 08.03.20 07.05.20 04.06.20 02.07.20 17.02.20 01 01 01 01 01 01 02 02 02 02 02 02 03 PSA 218 Testosteron 3,5 117 8,4 2,3 1,1 0,7 0,54 0,31 0,23 1 0,13 0,09 0,07 0,07 0,2 Datum A.N. 16 Start 3ADT3 Start 2ADT3 14 PSA Testosteron 12 ng/ml 10 8 Stop 2ADT3 Avodart 1-0-0 Erhaltungstherapie 6 4 Stop 3ADT3 Avodart 1-0-0 Erhaltungstherapie 2 01.04.2008 01.02.2008 01.12.2007 01.10.2007 01.08.2007 01.06.2007 01.04.2007 01.02.2007 01.12.2006 01.10.2006 01.08.2006 01.06.2006 01.04.2006 01.02.2006 01.12.2005 01.10.2005 01.08.2005 01.06.2005 01.04.2005 01.02.2005 01.12.2004 01.10.2004 01.08.2004 01.06.2004 01.04.2004 01.02.2004 01.12.2003 01.10.2003 01.08.2003 01.06.2003 01.04.2003 0 01.0 19.0 02.0 04.0 04.0 28.0 03.0 29.0 03.1 19.0 14.0 16.1 14.0 13.0 25.1 15.0 01.0 02.0 13.0 14.0 24.0 01.1 01.0 01.0 4.20 5.20 6.20 7.20 8.20 8.20 9.20 9.20 1.20 2.20 4.20 1.20 4.20 7.20 0.20 1.20 3.20 8.20 4.20 6.20 9.20 2.20 3.20 5.20 03 03 03 03 03 03 03 03 03 04 04 04 05 05 05 06 06 06 07 07 07 07 08 08 PSA Testosteron 2,3 4,34 5,4 7,52 10 13,6 1 2,5 3,4 3 0,97 0,2 0,07 0,05 0,02 0,02 0,05 3,8 12,1 15 0,3 0,2 0,3 1,28 3,2 Datum 4 3,5 3,2 0,2 0,2 0,05 0,05 0,05 0,05 0,05 0,05 Besonderheiten dieser Kasuistik: Bei dem Patienten handelt es sich ohne Zweifel um eine Hochrisiko Ausgangssituation (bPSA 218ng/ml, Gleason 4+5=9, überprüft). Trotzdem lässt sich aus dem bisherigen Verlauf nicht die Entwicklung eines androgenunabhängigen Prostata-Karzinoms ablesen. Eine kombinierte Hormon-Chemotherapie ab 2001 wäre wahrscheinlich eine Übertherapie gewesen. Dieses Fallbeispiel unterstützt die Auffassung, dass auch ein Hochrisiko-Patient jetzt über insgesamt 7 Jahre alleine mit der kompletten Androgenblockade stabil gehalten werden kann. Begleitende Maßnahmen: Knochenschutz mit Bisphosphonat, Calciumcitrat, Rocaltrol und Vitamin D3. Keine wesentliche Einschränkung der Lebensqualität durch den Androgenentzug. Kasuistik Nr. 2: E.R. PK-Historie 1. Dr. G.R. (geb. 1954) 2. 1. 2. 3. ProstVol. : leicht vergrößert 4. GS (5+5) 10 ; großzelliges neuroendokrines Carzinom 5. Therapie: Vorsorge 3/01; Dx PK 12/06; - RP PSA 2,4 bPSA 5,6 11.4.07 ( pT3b, R1, V1, L1, N0, M0 ) - 6 Zyklen Taxotere empfohlen: abgelehnt - ganzkörper Hyperthermie (3 mal 6 Stunden auf 40 Grad C) ; Juli / August 07 - dendritische Zellenkur (3 mal zusammen mit ganzk. Hyperthermie ; Juli / August 07 - Lebensumstellung: - Stressreduktion um 75% - Bewegung: 2x zwei bis drei Stunden Bergwandern / Woche - Ernährung: Starke Reduktion von Fleisch, Zucker, Weißbrot 6. PSA – Verlauf: monatliche Laborwerte seit RP immer < 0,04 NSE – Verlauf: -„weit unter Grenzwert von 15 Cromorganin A: -„knapp unter oder über Grenzwert von 98 5 Besonderheiten: Bei dem Patienten handelt es sich histopathologisch um ein sehr seltenes Prostata-Karzinom. Das großzellige, neuroendokrine Karzinom wird im Allgemeinen als sehr aggressiv bewertet. Deshalb hat man dem Patienten wiederholt zur adjuvanten Chemotherapie geraten. Bemerkenswert ist der Verlauf: Bisher kein Rezidiv, wobei man sicher nicht nur den PSA-Wert kontrollieren sollte, sondern auch die Serummarker für die neuroendokrin entdifferenzierten Prostata-Karzinome wie CEA, CgA, NSE. Weil auch diese Blutwerte zur Verlaufskontrolle unzuverlässig sein können, ist die Einbeziehung eines bildgebenden Verfahrens in ein Kontrollprogramm sinnvoll, z.B. eine 18F-Cholin-PET-CTUntersuchung alle 6 – 12 Monate. Diagnose und Therapie des fortgeschrittenen Prostata-Karzinoms Erleben wir einen Paradigmenwechsel? Wir raten zur Prostatakrebsvorsorgeuntersuchung um ein Prostata-Karzinom früh diagnostizieren zu können. Wird ein Prostata-Karzinom früh diagnostiziert, ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Prostata begrenzt und durch eine lokale Therapie heilbar. Beim lokal fortgeschrittenen Prostata-Karzinom, vor allem aber bei einer Lymphknotenmetastasierung, spricht man bisher von einer „systemischen“ Erkrankung. Nach herrschender Lehre ist die systemische Erkrankung nicht heilbar, sondern nur palliativ (lindernd) behandelbar. Seit einigen Jahren häufen sich die Berichte, dass auch lokal fortgeschrittene und in die Lymphknoten metastasierte Prostata-Karzinome heilbar sein könnten. Ein sehr eindrucksvolles Beispiel liefert die Krankengeschichte von einem betroffenen Onkologen (Dr. „Snuffy Myers“), bei dem im März 1999 ein Prostata-Karzinom im klinischen Stadium CS T3N0M0, Gleason 4+3=7 diagnostiziert wurde, bPSA 20,4ng/ml. Dr. Myers hat sich einer sehr aggressiven Strahlentherapie (externe Bestrahlung + Seeds intra- und periprostatisch) sowie einer kompletten Androgenblockade über 3 Jahre unterzogen. Sein PSA-Wert ist seit 1999 stabil bei 0,04ng/ml; Testosteron im Normbereich. Auch wir betreuen einige Patienten, die zum Zeitpunkt der Diagnose offensichtlich eine „systemische Erkrankung“ hatten und trotzdem nach Androgenentzug +/- Chemotherapie +/Strahlentherapie bisher kein PSA-Rezidiv entwickelt haben.Zwei Beispiele: 6 Patient P. P. Dx: PK CS T3cN1M0 (Cholin-PET-CT) Gleason 4+4=8, ED 09/2005 im Alter von 48 Jahren bPSA 19ng/ml Start ADT3 09/05 Start der Chemotherapie mit low dose Taxotere und Carboplatin 07/06 Externe Strahlentherapie (IMRT) Nov. 06 Stopp Androgenblockade Jan. 08 Start hochdosiert Testosteron-Ersatztherapie bei pos. membrangebundenem Androgenrezeptor (mAR) Status heute: Testosteron weit oberhalb des Normbereichs (10ng/ml), PSA 0,14ng/ml. Nach ASTRO-Kriterien kann man erst dann von einem PSA-Rezidiv sprechen, wenn nach einer Strahlentherapie +/- Hormontherapie der PSA-Wert auf 2ng/ml über dem Tiefwert (Nadir) angestiegen ist. Diese Situation ist bei Herrn P. bisher nicht eingetreten. Es ist sicherlich noch zu früh – trotzdem gibt dieser Verlauf Anlass zum Optimismus. Patient M.F.: Diagnose: Prostata-Karzinom CST3bN1 (USPIO pos.) M0, Gleason-Score 4+4=8, ED 12/2005 im Alter von 49 Jahren bPSA 4,2ng/ml Therapie: ADT3 02/2006 – 06/2007 Low dose Taxotere-Chemotherapie Perkutane Bestrahlung 04 - 05/2007 Jetzt 06/08: Testosteron 1,5ng/ml (Normbereich 1,56 – 5,63ng/ml), PSA aktuell 0,21ng/ml. Auch hier muß man sich mit einer endgültigen Bewertung sicher noch zurückhalten - aber dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll den Erfolg des Behandlungskonzeptes: Zunächst Androgenentzug mit 3 Medikamenten. Wenn unter der maximalen Androgenblockade der PSA-Wert nicht unter 0,05ng/ml absinkt, zusätzlich niedrig dosierte Chemotherapie. Dann eine konsolidierende lokale Therapie – in diesem Fall die Strahlentherapie, dann absetzen der Androgenblockade. Moderne onkologische Konzepte: Bad Reichenhall Studienzentrum der Glivec-Studie Beim androgenunabhängigen Prostata-Karzinom hat sich die Therapie mit Taxotere weltweit durchgesetzt. Allerdings beträgt die Ansprechquote nur 45%. Viel versprechend ist ein Therapiekonzept das einen antiangiogenen, und einen antientzündlichen Ansatz mit einer 7 Chemotherapie verbindet. Ziele („Targets“) sind nicht nur wie bei der bisherigen Chemotherapie die Krebszellen, sondern auch die umgebenden Strukturen, wie StromaZellen und Gefäße. Die Therapie besteht aus Glivec (Imatinib Mesylate) 400mg 1-0-0, Actos (Pioglitazone) 60mg 1-0-0 Arcoxia (Etoricoxib), 60mg 1-0-0 Ovastat (Treosulfan ) 250mg 10-1) und Dexamethasone 1mg 1-0-0. Die wichtigsten Einschlusskriterien: Testosteron <0,5ng/ml, PSA ansteigend über 5ng/ml. Casodex muss mindestens 6 Wochen abgesetzt sein. Weitere Informationen im Anhang. Wenn Sie glauben, Sie könnten für die Glivec-Studie in Frage kommen, nehmen Sie bitte telefonisch oder per E-Mail Kontakt zu uns auf. 4. PSA - Rezidiv nach radikaler Prostatektomie Welche Bedeutung haben die Samenblasen? 30 – 50% der Patienten bekommen ein PSA-Rezidiv nach radikaler Prostatektomie. In einer sehr schönen Studie haben Witherspoon et.al. 1997 festgestellt, dass der 1. PSA-Wert 6 Wochen nach radikaler Prostatektomie sehr genau Auskunft darüber gibt, ob sich ein PSARezidiv entwickelt. Ist PSA <0,01ng/ml entwickelt sich extrem selten ein PSA-Rezidiv, bei PSA-Werten zwischen 0,01 und 0,02ng/ml selten, bei PSA-Werten > 0,02ng/ml ansteigend fast immer. Es gibt also einen PSA-Graubereich, bei dem Patienten und Betreuer nicht wissen, wie sie weiter vorgehen sollen. Die Operationstechnik der radikalen Prostatektomie ist nicht standardisiert. Es gibt viele verschiedene Varianten, z.B. offen oder minimal-invasiv (laparoskopisch) mit und ohne Lymphknotenentfernung, nervschonend etc. Insbesondere gibt es keine einheitliche Auffassung darüber ob die Samenblasen mit entfernt werden müssen. Es gibt Chirurgen die bewußt Samenblasenanteile zurücklassen, um feinste für die Erektion wichtige Nervenfasern zu schonen. Ich möchte im Folgenden auf eine Kasuistik von Dr. M.P. O’Leary, Boston eingehen (siehe Literatur). Bei einem 53jährigen Patienten wurde im Jahr 2000 ein Prostata-Karzinom diagnostiziert (bPSA 4,8ng/ml). Anschl. radikale Prostatektomie (pT2cN0M0 Gleason 4+3=7). Schnittränder negativ. 6 Wochen postoperativ PSA 0,02ng/ml. Daraus entwickelte sich die Frage, ob alle Krebszellen entfernt wurden oder ob mit einem PSA-Rezidiv zu rechnen ist. Folgende Behandlungsoptionen wurden diskutiert: - Adjuvante Strahlentherapie, - Transrektale Biopsie - Beobachtung - Start Androgenentzugstherapie. 8 Man hat sich zunächst dazu entschlossen, eine endorektale Kernspinuntersuchung machen zu lassen und dabei festgestellt, dass auf beiden Seiten Samenblasenreste nachweisbar waren. Nach den Erfahrungen der Kollegen in Boston ist zu vermuten, dass Samenblasen in der Lage sind PSA zu produzieren. Zusätzlich führt bei einem Teil der Patienten das Belassen von Samenblasenresten offensichtlich zu Schmerzen beim Orgasmus. In einer Arbeit aus der Universitätsklinik Zürich wurden 6 Wochen nach radikaler Prostatektomie unter Belassung von Samenblasenanteilen PSA-Werte um 0,04ng/ml, nach 30 Monaten 0,17ng/ml gemessen. Diese PSA-Werte sind sicherlich nicht hoch, aber sie können die Männer nach radikaler Prostatektomie erheblich verunsichern. Ich betreue einen Patienten aus Lanzarote, Spanien, der postoperativ einen PSA – Wert von 2,0 ng/ml hatte !! ( bPSA 7,2 pT2N0M0 Gleason 4+4=8 ) Auch bei Ihm waren auf beiden Seiten ca. die hälfte der Samenblasen zurückgeblieben. Roter Pfeil: Samenblasenreste nach radikaler Prostatektomie im erMRI ( endorektale Kernspinuntersuchung ) aus Kasuistik von Dr. M.P. O’ Leary, Boston Möglicherweise wird wegen zurückgelassener Samenblasenanteile unnötig oft bestrahlt oder sogar unnötig eine Androgenentzugstherapie eingeleitet . Es sollte vor einer Strahlentherapie oder einer Androgenentzugstherapie bei postoperativ etwas erhöhtem PSA (also >0,01ng/ml) auf jeden Fall mittels endorektaler Kernspinuntersuchung abgeklärt werden, ob Samenblasenreste, vielleicht auch Prostatareste, vorhanden sind. Ich freue mich wenn Sie mir per email Ihre Meinung zukommen lassen. 9 Alles Gute ! Dr. F. Eichhorn P.S.: Die Literatur im Anhang ist leider überwiegend in Englisch. Sie haben sicher jemand im Bekanntenkreis der Ihnen das Wichtigste übersetzen kann. Oder gehen Sie damit in die Selbsthilfegruppe. Da sind oft Betroffene mit sehr guten Englischkenntnissen. Sie können auch Auszüge mit zu Ihrem Urologen nehmen und mit ihm darüber diskutieren. 10 1: J Clin Oncol. 2006 Sep 20;24(27):4448-56. Links Diabetes and cardiovascular disease during androgen deprivation therapy for prostate cancer. Keating NL, O'Malley AJ, Smith MR. Division of General Internal Medicine, Department of Medicine, Brigham and Women's Hospital, USA. [email protected] PURPOSE: Androgen deprivation therapy with a gonadotropin-releasing hormone (GnRH) agonist is associated with increased fat mass and insulin resistance in men with prostate cancer, but the risk of obesity-related disease during treatment has not been well studied. We assessed whether androgen deprivation therapy is associated with an increased incidence of diabetes and cardiovascular disease. PATIENTS AND METHODS: Observational study of a population-based cohort of 73,196 fee-forservice Medicare enrollees age 66 years or older who were diagnosed with locoregional prostate cancer during 1992 to 1999 and observed through 2001. We used Cox proportional hazards models to assess whether treatment with GnRH agonists or orchiectomy was associated with diabetes, coronary heart disease, myocardial infarction, and sudden cardiac death. RESULTS: More than one third of men received a GnRH agonist during follow-up. GnRH agonist use was associated with increased risk of incident diabetes (adjusted hazard ratio [HR], 1.44; P < .001), coronary heart disease (adjusted HR, 1.16; P < .001), myocardial infarction (adjusted HR, 1.11; P = .03), and sudden cardiac death (adjusted HR, 1.16; P = .004). Men treated with orchiectomy were more likely to develop diabetes (adjusted HR, 1.34; P < .001) but not coronary heart disease, myocardial infarction, or sudden cardiac death (all P > .20). CONCLUSION: GnRH agonist treatment for men with locoregional prostate cancer may be associated with an increased risk of incident diabetes and cardiovascular disease. The benefits of GnRH agonist treatment should be weighed against these potential risks. Additional research is needed to identify populations of men at highest risk of treatment-related complications and to develop strategies to prevent treatmentrelated diabetes and cardiovascular disease. PMID: 16983113 [PubMed - indexed for MEDLINE] 11 Cardiovascular mortality following androgen deprivation therapy for locally advanced prostate cancer: Analysis of RTOG 85-31 Sub-category: Prostate Genitourinary Cancers Category: 2008 Genitourinary Cancers Symposium Meeting: Printer Friendly E-Mail Article Abstract No: 11 Author(s): J. A. Efstathiou, K. Bae, W. U. Shipley, G. E. Hanks, M. V. Pilepich, H. Abstract: M. Sandler, M. R. Smith Background: Gonadotropin-releasing hormone (GnRH) agonists are associated with greater risk of coronary heart disease and myocardial infarction in men with prostate cancer but little is known about potential impact on cardiovascular mortality. We assessed the relationship between GnRH agonists and cardiovascular mortality in a large randomized trial of men treated with or without adjuvant goserelin following radiation therapy (RT) for locally advanced prostate cancer. Methods: Between 1987-1992, 945 men with locally advanced prostate cancer were randomized to RT and adjuvant goserelin or RT alone on a phase III trial (RTOG 85-31). Fine and Gray's regression was used to evaluate treatment effect on cardiovascular mortality. Covariates included age, prevalent cardiovascular disease (CVD), hypertension (HTN), diabetes (DM), body mass index (BMI), race, Gleason score, stage, prostatectomy history, and nodal involvement. Results: After a median follow-up of 8.1 years, there were 117 cardiovascular-related deaths but no treatment-related increase in cardiovascular mortality. At 5 years, cardiovascular mortality for men receiving adjuvant goserelin was 4.1% vs 6.5% for men treated without adjuvant goserelin (Gray's p=0.17). In multivariate analyses, treatment arm was not significantly associated with increased risk of cardiovascular mortality [adjusted hazard ratio (HR)=0.73, 95% confidence interval (CI) 0.47-1.15, p=0.16; when censoring at time of salvage goserelin therapy, HR=0.99, 95% CI 0.58-1.69, p=0.97]. Traditional cardiac risk factors, including prevalent CVD and DM, were significantly associated with greater cardiovascular mortality. Conclusions: GnRH agonists do not appear to increase cardiovascular mortality in men with locally advanced prostate cancer. Further studies are warranted to evaluate adverse effects of GnRH agonists in men with lower cancer-specific mortality.Multivariate Analyses of Cardiovascular Mortality (n=716) 12 2094] THE ASSOCIATION BETWEEN CHOLESTEROL AND PSA Robert J Hamilton*, Toronto, ON, Canada, Elizabeth A Platz, Baltimore, MD, Kenneth C Goldberg, Stephen J Freedland, Durham, NC INTRODUCTION AND OBJECTIVE: Experimental and epidemiological evidence suggests cholesterol may play a role in prostate cancer development and progression. We recently observed PSA levels were reduced after starting statin medications and that this decline was proportional to the decline in LDL cholesterol induced by the statin. However, the relationship between cholesterol levels and PSA in the absence of statin medication is not known. METHODS: We conducted a longitudinal study of 1214 men prescribed a statin between 1990 and 2006 at the Durham VA Medical Center who were free of prostate cancer, had not undergone prostate surgery or taken medications known to alter androgen levels and whose PSA was between 0.1 and 10.0 ng/mL. To be included, men were required to have at least one PSA determination and at least one of three cholesterol parameters (total, LDL or HDL) within 2 years prior to starting a statin. Our main outcome measure was the association between total, LDL and HDL cholesterol levels and PSA levels prior to starting a statin. RESULTS: Mean (SD) age when starting statins was 60.3 (8.3) years; mean (SD) pre-statin PSA concentration was 1.5 (1.6) ng/mL; and mean (SD) pre-statin total, LDL and HDL cholesterol concentrations were 216 (34), 144 (34) and 40 (11) mg/dL, respectively. After adjusting for age, ethnicity and body mass index (BMI), pre-statin PSA concentration was significantly associated with pre-statin total cholesterol (p=0.02 ) and LDL concentrations (p=0.04), but not HDL (p=0.35). Specifically for every 10 mg/dL increase in total and/or LDL cholesterol, PSA levels rose 0.02 ng/mL and 0.02 ng/mL, respectively. Among men with PSA values 3.0 ng/mL, for every 10 mg/dL increase in total and/or LDL cholesterol, PSA levels rose 0.07 ng/mL (p=0.05) and 0.08 ng/mL (p=0.07), respectively. Thus, among men with PSA values 3.0 ng/mL the adjusted mean PSA value for the highest quartile of total cholesterol was 13% higher than the lowest quartile of cholesterol (4.95 vs. 4.39 ng/mL). CONCLUSIONS: In our cohort of men about to start statin therapy in whom most had elevated cholesterol levels, higher total and LDL cholesterol concentrations were significantly associated with higher PSA concentrations after adjusting for age, race and body mass index. If confirmed in other studies, these findings provide further evidence for the role of cholesterol in prostate biology. Wednesday, May 21, 2008 3:30 PM Moderated Poster Session 71: Prostate Cancer: Serum Markers (II) (3:30 PM-5:30 PM) 13 1: Biol Reprod. 1988 Sep;39(2):499-510. Links Human seminal vesicle-specific antigen is a substrate for prostate-specific antigen (or P-30). McGee RS, Herr JC. Department of Anatomy and Cell Biology, University of Virginia Medical Center, Charlottesville 22908. Human seminal vesicle and prostatic fluids were obtained separately and reconstituted in vitro to test the hypothesis that proteolytic enzymes of prostatic origin would degrade seminal vesicle-specific antigen (SVSA). Using sodium dodecyl sulfatepolyacrylamide gel electrophoresis and immunoblot analysis to follow the fate of SVSA over time, we found that upon mixing the two secretions, SVSA was converted to forms of intermediate and low molecular weight identical to transformations seen in normal liquefied ejaculates. Diisoproprylfluorophophate, a serine protease inhibitor, prevented this degradation, indicating serine protease involvement in the proteolysis of SVSA. Prostate-specific antigen (PSA; also known as P-30), recently identified as a serine protease, was examined for its ability to mimic the effects of prostatic fluid on SVSA. Purified PSA catalyzed degradation of SVSA to produce proteolytic fragments that comigrated and were immunologically related to SVSA fragments produced by prostatic fluid. Purified PSA in the presence of serine protease inhibitors was unable to degrade SVSA. These results demonstrate that SVSA is a substrate for PSA during human semen liquefaction. PMID: 2460148 [PubMed - indexed for MEDLINE] Related Articles Electron microscopic immunolocalization of seminal vesicle-specific antigen in human seminal vesicle. [Biol Reprod. 1989] Demonstration of the role of prostate-specific antigen in semen liquefaction by two-dimensional electrophoresis. [J Androl. 1989] Human seminal vesicle-specific antigen during semen liquefaction. [Biol Reprod. 1987] Characterization of prostate-specific antigen proteolytic activity on its major physiological substrate, the sperm motility inhibitor precursor/semenogelin I. [Biochemistry. 1997] Dynamics of a human seminal vesicle specific protein. [Andrologia. 1990] » See all Related Articles... 14 The effect of seminal vesicle-sparing radical prostatectomy on serum prostate-specific antigen level. John H, Hauri D, Maake C. Department of Urology, Zürich University Hospital, Zürich, Switzerland. [email protected] OBJECTIVE: To investigate if the remaining seminal vesicle tips can affect serum levels of prostate-specific antigen (PSA) in patients after seminal vesicle-sparing radical prostatectomy (SVRP). PATIENTS AND METHODS: Thirty-six patients were treated by either radical retropubic prostatovesiculectomy (23) or SVRP (13). Serum PSA was monitored in all patients before surgery, and at 6 weeks and 30 months afterward. Samples of normal seminal vesicles from radical cystectomies (six) were also snap-frozen and either processed for semiquantitative reverse transcriptasepolymerase chain reaction (RT-PCR) using primers against PSA and alpha-actin (for normalization) or for PSA immunohistochemistry. RESULTS: RT-PCR and sequencing showed that the seminal vesicles synthesise PSA mRNA. Furthermore, PSA peptide was detectable in the glandular epithelium of the seminal vesicle using immunohistochemical methods. There was no significant difference in serum PSA levels after standard or SVRP, with median (range) values (ng/mL) at 6 weeks of 0.04 (0.04-0.9) and 0.04 (0.04-0.66) and at 30 months of 0.17 (0.04-3.8) and 0.22 (0.0458.2), respectively. CONCLUSION: Although the seminal vesicles produce PSA, the PSA derived from the remaining seminal vesicle tips after SVRP has no effect on the oncological follow-up of these patients. PMID: 14632847 [PubMed - indexed for MEDLINE] --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Glivec – Studie 15 16 Tumor versorgt sich selber mit Testosteron Prostatakarzinom: Resistenz gegen Androgenentzug aufgeklärt 02.06.08 - Bei fortgeschrittenem Prostatakrebs mit Metastasenbildung ist die Androgenentzugstherapie eine häufig gewählte Option. Doch mit der Zeit werden viele Tumoren resistent gegenüber der Hormonblockade. Warum dies so ist, fanden Forscher um Dr. Peter Nelson vom Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle (US-Bundesstaat Washington) heraus. "Die Level an zirkulierendem Androgen können durch die Behandlung niedrig gehalten werden", stellt Mitautor Dr. Elahe Mostaghel fest. "Doch der metastasierende Prostatakrebs in der Lage, selbst Testosteron zu produzieren und das Tumorwachstum entsprechend zu stimulieren." Bei Männern unter Hormonentzug fanden sich bis zu vier Mal höhere Testosteronwerte in den Metastasen als im Prostatakarzinomen von Männern mit "normalen" SerumAndrogen-Werten. Zudem analysierten die Forscher die Gen-Expressionsmuster im Metastasen-Gewebe, um herauszufinden, ob die Signalwege zur Testosteron-Produktion aktiv waren. Sie konnten tatsächlich die genetischen Transkripte für Proteine nachweisen, die zur Hormonsynthese benötigt werden. "Wir konnten nicht nur zeigen, dass die Androgen-Werte im Metastasen-Gewebe hoch genug sind, um das Tumorwachstum zu stimulieren, sondern auch, dass dort die genetischen Vorraussetzungen für die Hormonproduktion gegeben sind", berichtet Mostaghel. Medikamente könnten künftig Signalwege blocken Bisher habe sich die Forschung nur auf zirkulierende AndrogeneTestosteron unterbinden. Auch zwei andere Enzym-Inhibitoren, AKR1C3 und 17BHCS3, seien erfolgsversprechend, berichtet Mostaghel. konzentriert, erläutert der Wissenschaftler. Für die Entwicklung neuer Therapien könne es jedoch sinnvoll sein, sich auf Enzyme zu fokussieren, die im Tumorgewebe selbst aktiv sind. Aussichtsreiche Kandidaten seien Inhibitoren von Enzymen der CYP17-Familie. Diese könnten die Umwandlung von Progesteron zu In weiteren Versuchen transplantierte das Wissenschaftler-Team humane Prostatakarzinom-Zellen in kastrierte und nicht-kastrierte Mäuse. Die Tumorzellen hatten die Forscher aus Metastasen von Patienten unter Androgenentzug gewonnen. Die Androgen-Werte im Tumorgewebe lagen bei kastrierten Tieren höher als bei den nicht-kastrierten. Besonders eindeutig war der Unterschied bei Dihydrotestosteron (DHT) - der biologisch aktivsten Form des Testosterons - zu erkennen. "Die DHT-Level lagen bei kastrierten Mäusen doppelt so hoch", berichtet Mostaghel. "Ein weiterer Hinweis, dass das Metastasen-Gewebe die Kapazität hat, die Hormone selber zu synthetisieren." Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher in "Cancer Research" 17 18