3. Die ECC-Informationstechniken (und

Werbung
Electronic Customer Care (ECC) IT in der Anbieter-Kunden-Beziehung
DISSERTATION
der Universität St. Gallen
Hochschule für Wirtschafts-,
Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG)
zur Erlangung der Würde eines
Doktors der Wirtschaftswissenschaften
vorgelegt von
Andreas Muther
aus
Österreich
Genehmigt auf Antrag der Herren
Prof. Dr. Hubert Österle
und
Prof. Dr. Torsten Tomczak
Dissertation Nr. 2145
Die Universität St. Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG), gestattet hiermit die Drucklegung der vorliegenden Dissertation, ohne damit zu den darin ausgesprochenen Anschauungen Stellung zu
nehmen.
St. Gallen, den 5. Mai 1998
Der Rektor:
Prof. Dr. Georges Fischer
Vorwort
Neue Informationstechniken (IT), allen voran Werkzeuge im Umfeld des Internets, ermöglichen neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Anbieter und Kunde (Electronic Customer Care). In einem verstärkten Wettbewerb (Stichworte Globalisierung, Deregulierung, Käufermarkt) können sich Unternehmen durch den gezielten Einsatz der
Informationstechnik in der Anbieter-Kunden-Beziehung Wettbewerbsvorteile sichern.
Voraussetzung für die Realisierung bestehender und zukünftiger Potentiale ist die
Auseinandersetzung mit den aktuellen informationstechnischen Entwicklungen. Die
vorliegende Arbeit leistet dazu einen Beitrag. Sie analysiert wichtige Informationstechniken, zeigt IT-Trends auf und sucht nach geschäftlichen Potentialen der IT in der
Kundenbeziehung.
Electronic Customer Care ist ein junges Gebiet mit einer rasanten Entwicklung. Ein
innovatives Publikationskonzept trägt diesem Umstand Rechnung, indem es die Arbeit
in eine herkömmliche Dissertationsschrift und eine leicht wartbare, elektronische Datenbank (siehe beiliegende CD-ROM) teilt, die auch über Internet zugänglich ist.
Die Arbeit entstand im Rahmen des Forschungsprogramms "Informationsmanagement
Universität St. Gallen" (IM HSG) im Kompetenzzentrum "Total Customer Care" (CC
TCC), einer Kooperation zwischen dem Forschungsinstitut für Absatz und Handel
(FAH) und dem Institut für Wirtschaftsinformatik (IWI) der Universität St. Gallen.
An erster Stelle möchte ich Herrn Prof. Dr. Hubert Österle für die wissenschaftliche
Betreuung der Arbeit sowie für die hervorragenden Forschungsbedingungen am Institut danken. Herrn Prof. Dr. Torsten Tomczak schulde ich Dank für die Übernahme des
Korreferats. Danken möchte ich ferner den Herren Dr. Elgar Fleisch, Dr. Jochen Lotzer, Dr. Sven Reinecke und Rainer Söhlemann, die durch Kritik und Anregungen viel
zum Gelingen der Arbeit beigetragen haben, sowie meinen Kollegen am Institut für
ihre konstruktiven Hinweise und die gute Arbeitsatmosphäre.
Ein herzlicher Dank geht an alle meine Freunde, im besonderen an meine Partnerin
Alexandra. Ihr Verständnis und ihre Unterstützung gaben mir den nötigen Rückhalt
während der Ausarbeitung der Arbeit. Ganz besonders danken möchte ich schließlich
meinen Eltern, die den Abschluß der Arbeit leider nicht miterleben durften, mich aber
auf meinem Weg immer unterstützt haben. Ihnen widme ich diese Arbeit.
Feldkirch, im Februar 1998
Andreas Muther
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................... v
1.
Einleitung ............................................................................................................. 1
1.1. Problemstellung ................................................................................................ 1
1.2. Ziele und Adressaten der Arbeit ....................................................................... 3
1.3. Entstehung der Arbeit ....................................................................................... 4
1.4. Forschungsmethodik ......................................................................................... 6
1.5. Aufbau der Arbeit ........................................................................................... 10
2.
Grundlagen und Beispiel .................................................................................. 13
2.1. Redesign der Anbieter-Kunden-Beziehung .................................................... 13
2.1.1. Die Herausforderungen im globalen Markt .............................................. 13
2.1.2. Informationstechniken sind Enabler und Treiber für neue Lösungen ...... 15
2.2. Der Customer Buying Cycle (CBC) als Strukturierungstechnik zur
Analyse der Anbieter-Kunden-Beziehung ...................................................... 17
2.3. Der Customer Buying Cycle am Beispiel eines Softwarehauses .................... 21
3.
Die ECC-Informationstechniken (und -Services)........................................... 25
3.1. Definition ECC-Informationstechnik und -Service ........................................ 25
3.2. Strukturierung der ECC-Informationstechniken und -Services ...................... 28
3.2.1. Anforderungen an die ECC-Klassen......................................................... 29
3.2.2. Ableiten der ECC-Klassen ........................................................................ 30
3.3. IT-Trends und die Auswirkungen auf Electronic Customer Care .................. 35
3.3.1. Multimedia/Interaktivität .......................................................................... 36
3.3.2. Standardisierung ....................................................................................... 38
3.3.3. Vernetzung/e-Home .................................................................................. 39
3.3.4. Intelligente Systeme .................................................................................. 41
ii
Inhaltsverzeichnis
3.3.5. Integration ................................................................................................. 42
3.3.6. "Multimode Access" ................................................................................. 44
3.3.7. Sicherheit .................................................................................................. 45
4.
Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung...................................... 47
4.1. Trends in der Anbieter-Kunden-Beziehung .................................................... 47
4.1.1. Allgemeine Trends in der Anbieter-Kunden-Beziehung .......................... 48
4.1.1.1.
24-Stunden-Service ............................................................................ 50
4.1.1.2.
Kundenselbstbedienung und Abnehmerqualifikation ........................ 50
4.1.1.3.
Individualisierung der Anbieter-Kunden-Beziehung (One-toOne-Marketing) .................................................................................. 52
4.1.1.4.
Push-Informationen ............................................................................ 55
4.1.1.5.
Information on Specific Demand ....................................................... 57
4.1.1.6.
Integration der Kundenprozesse ......................................................... 58
4.1.1.7.
Neue Geschäftsmodelle ...................................................................... 59
4.1.1.8.
Zielgruppenspezifische Komplettlösungen
("Problemlösungspakete") .................................................................. 62
4.1.2. Trends pro Phase des Customer Buying Cycles ....................................... 63
4.1.2.1.
Anregungsphase ................................................................................. 64
4.1.2.1.1. Elektronische Marktforschung ..................................................... 64
4.1.2.1.2. Online/Multimedia-Publicity........................................................ 66
4.1.2.2.
Evaluationsphase ................................................................................ 67
4.1.2.2.1. Selbstinformation ......................................................................... 67
4.1.2.2.2. Elektronische Bedürfnisanalyse/Beratung/Produktanpassung ..... 68
4.1.2.3.
Kaufphase ........................................................................................... 70
4.1.2.3.1. Elektronische Kaufabwicklung .................................................... 70
Inhaltsverzeichnis
iii
4.1.2.3.2. Statusinformationen ..................................................................... 71
4.1.2.3.3. Digitale Zahlungsabwicklung ...................................................... 71
4.1.2.4.
After Sales Phase ................................................................................ 72
4.1.2.4.1. Kundengemeinschaften ................................................................ 72
4.1.2.4.2. Elektronische Serviceplattformen ................................................ 73
4.1.2.4.3. Anreizsysteme und Kundenbindung ............................................ 74
4.2. Beurteilung des IT-Einsatzes in der Anbieter-Kunden-Beziehung................. 75
4.2.1. Nutzen des Electronic Customer Care ...................................................... 76
4.2.2. Beurteilung des Electronic Customer Care durch die Anbieter ................ 78
5.
Kriterien für erfolgreiche ECC-Lösungen ...................................................... 81
5.1. Angemessenheit der Lösung ("Focused Offer") ............................................. 81
5.2. Ausnutzung der Redesign-Potentiale .............................................................. 84
5.3. Integration der ECC-Informationssysteme und Aufbereiten der
Kundeninformationen ..................................................................................... 85
6.
Zusammenfassung und Ausblick ..................................................................... 91
6.1. Ergebnisse der Arbeit ...................................................................................... 91
6.2. Die zukünftige Entwicklung von Electronic Customer Care und die
Auswirkungen ................................................................................................. 94
Anhang I: Die ECC-Datenbank ................................................................................ 99
AI.1. Zielsetzung und Komponenten der Datenbank ............................................... 99
AI.2. Möglichkeiten zur Suche in der Datenbank .................................................. 102
AI.2.1. Abfragen .................................................................................................. 103
AI.2.2. Listen ....................................................................................................... 104
AI.2.3. Specials ................................................................................................... 104
AI.3. Ein Modell für die Weiterführung der Datenbank ........................................ 105
iv
Inhaltsverzeichnis
AI.4. Übersicht über die Datenbankinhalte ............................................................ 106
AI.4.1. Liste der ECC-Fallbeispiele .................................................................... 106
AI.4.2. Liste der ECC-Informationstechniken (und -Services) ........................... 111
AI.4.3. Liste der ECC-Produkte .......................................................................... 112
AI.5. Installationsanweisung .................................................................................. 115
Anhang II: Die ECC-Befragung ............................................................................. 117
AII.1. Der ECC-Fragebogen................................................................................... 117
AII.2. Fragebogenrücklauf ..................................................................................... 118
Anhang III: Die Partnerunternehmen des CC TCC ............................................ 119
Literaturverzeichnis................................................................................................. 121
Abkürzungsverzeichnis
3D
Dreidimensional
ALE
Application Link Enabling (SAP)
AOL
America Online
API
Application Programming Interface
ASP
Active Server Page
ATM
Asynchronous Transfer Mode oder Automated Teller
Machine
BAPI
Business API (SAP)
BBS
Bulletin Board System
Bot
Für "Robot"
BTX
Bildschirmtext
CA
Certification Authority
CAS
Computer Aided Selling
CBC
Customer Buying Cycle
CC TCC
Kompetenzzentrum "Total Customer Care"
CD-ROM
Compac Disc - Read Only Memory
CGI
Common Gateway Interface
CORBA
Common Object Request Broker Architecture (OMG)
CTI
Computer Telephony Integration
DB
Datenbank
DL
Dienstleister
DRTV
Direct Response Television
DVD
Digital Video Disc (Digital Versatile Disc)
E-Mail
Electronic Mail
ECC
Electronic Customer Care
EDI
Electronic Data Interchange
EDIFACT
EDI for Administration, Commerce and Transport
EFT
Electronic Fund Transfer
EIS
Executive Information System
EPK
Elektronischer Produktkatalog
vi
Abkürzungsverzeichnis
ER-Diagramm
Entity-Relationship-Diagramm
FAH
Forschungsinstitut für Absatz und Handel
FAQ
Frequently Asked Questions
FOD
Fax-On-Demand
FTP
File Transfer Protocol
GIF
Graphics Interchange Format
GUI
Graphical User Interface
HP
Hewlett-Packard Company
HTTP
Hypertext Transport Protocol
HTTPD
Hypertext Transport Protocol Daemon
IBM
International Business Machines Corporation
IDC
Internet Database Connector (Microsoft)
IKT
Informations- und Kommunikationstechnik
IRC
Internet Relay Chat
IS
Informationssystem
ISDN
Integrated Services Digital Network
IT
Informationstechnik
ITV
Interactive Television
IWI
Institut für Wirtschaftsinformatik
JPEG
Joint Photographic Experts Group
KMU
Kleine und mittlere Unternehmen
LAN
Local Area Network
MIME
Multipurpose Internet Mail Extension
MIS
Management Information System
MIT
Massachusetts Institute of Technology
MPEG
Motion Picture Experts Group
MS
Microsoft
MUD
Multi User Dungeons/Domains/Dimensions
NC
Netzcomputer
OAG
Open Application Group
ODA
Office Document Architecture
OLE
Object Linking and Embedding (Microsoft)
Abkürzungsverzeichnis
vii
OMG
Object Management Group
OPS
Open Profiling Standard
PC
Personal Computer
PDA
Personal Digital Assistant
PDF
Portable Document Format (Adobe)
PoI
Point of Information
PoS
Point of Sale
RSA
nach Rivest, Shamir und Adelman
RSAC
Recreational Software Advisory Council
S-HTTP
Secure HTTP
SAP
Systeme Anwendungen Produkte in der Datenverarbeitung
SET
Secure Electronic Transaction
TAPI
Telephony Application Programming Interface
TCP/IP
Transmission Control Protocol/Internet Protocol
TTP
Trusted Third Party
TV
Television
URL
Uniform Ressource Locator
VANS
Value Added Network Services
VRML
Virtual Reality Modeling Language
WAN
Wide Area Network
WfMC
Workflow Management Coalition
WWW
World Wide Web
1. Einleitung
1.1. Problemstellung
Der weltweit führende Anbieter von UNIX-basierten Rechnern, Hewlett Packard (HP),
1
bietet seinen Kunden über Internet den HP "Buyer's Guide" an () . Der interaktive
Produktkatalog erlaubt potentiellen Kunden das Suchen nach Produktinformationen sowie das selbständige Konfigurieren und Vergleichen verschiedener Rechnermodelle.
27.000 Zugriffe pro Monat mit über 6.000 Konfigurationen und 2.600 Produktvergleichen verdeutlichen die Akzeptanz des interaktiven Services vgl. Laidig 1996.
Bis Juni 1997 plant der Automobilhersteller Ford zur Unterstützung seiner 15.000 unabhängigen Händler die Inbetriebnahme des Netzwerkes "FocalPt" (). Unter anderem
verwaltet FocalPt individuelle Kundendaten (Benötigt der Kunde normalerweise ein
Leihauto? Wünscht er die Reparatur am Vor- oder Nachmittag?) und Reparaturinformationen zu jedem Auto. Bei einer Panne wendet sich der Kunde an die nächstgelegene Ford-Reparaturwerkstätte, die über FocalPt sämtliche Informationen des Kunden
abruft, inklusive einer Historie früherer Reparaturen des entsprechenden Wagens [vgl.
Wagner 1997a].
Entwicklungen der Informationstechnik (IT) wie Internet, Multimedia, breitbandige
Kommunikationswege, Vernetzung, Digitalisierung der Haushalte usw. ermöglichen
neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Anbieter und Kunde. In einem verstärkten
Wettbewerb (Stichworte Globalisierung, Deregulierung, Käufermarkt) differenzieren
sich Unternehmen immer weniger nur über Produkte und Preise, sondern über die
Qualität ihres gesamten Leistungssystems, d.h. über zusätzliche Informationen und
Dienstleistungen für den Kunden [vgl. Belz et al. 1991, S. 11ff.; Belz et al. 1997;
Treacy/Wiersema 1995, S. 121ff.; Piller 1997; Rayport/Sviokla 1996].
Die Entwicklung dokumentiert sich in neuen Konzepten wie One-to-One-Marketing
[vgl. Peppers/Rogers 1993; Peppers/Rogers 1997c, S. 415], Customer Profiling [vgl.
Hagel/Rayport 1997], Mass Customization [vgl. Pine 1993; Gilmore/Pine 1997], Relationship Marketing [vgl. Tomczak 1994; Vavra 1992] oder Efficient Consumer Response [vgl. Heydt 1997]; auf Basis der Informationstechnik realisieren Unternehmen
1
Die mit einem Pfeil () gekennzeichneten ECC-Fallbeispiele, -Informationstechniken oder -Produkte (vgl. Abschnitt AI.1.) sind auch in der beiliegenden Datenbank auf CD-ROM erfaßt, meist
mit zusätzlichen Informationen wie Quellen, detaillierter Beschreibung, URL, Anbieter usw.
2
1. Einleitung
innovative Leistungen mit höherem Nutzen oder geringeren Kosten für alle Phasen der
Anbieter-Kunden-Beziehung (Electronic Customer Care)1.
Die Vielzahl der IT-Entwicklungen und die Geschwindigkeit, mit der neue Produkte
auf dem Markt erscheinen, machen es für den einzelnen nahezu unmöglich, den Überblick zu bewahren. Die Komplexität steigt nochmals an, wenn die Auswirkungen der
informationstechnischen Entwicklungen auf die Anwendungsbereiche in der Kundenbeziehung zu beurteilen sind [vgl. Steinbock 1994, S. 1]. Fachbereichsmanager (z.B.
im Marketing und Vertrieb) und Spezialisten der Informatik sind gefordert, Lösungen
für das Electronic Customer Care (ECC) zu suchen. Dabei stehen sie vor Fragen wie:
 Wie nutze ich das Internet, um Kunden zu akquirieren und zu binden? Wie realisiere ich kundenindividuelle Leistungen? Wie verhalten sich meine Konkurrenten?
 Sind Transaktionen über Internet sicher? Welche Standards existieren? Akzeptieren meine Kunden die elektronische Zahlungsabwicklung?
 Welche Plattformen und Konzepte existieren, um eine effiziente und zielgruppenspezifische Werbung zu realisieren?
 Gibt es eine Möglichkeit, meinen Lieferanten besser an das vorhandene Auftragsabwicklungssystem anzubinden, um etwa eine Just-in-Time Produktion zu ermöglichen?
 Wie verbessere ich meinen Kundendienst? Welche Möglichkeiten eröffnen Informationstechniken, die Kundenbindung zu erhöhen?
 Welche Unternehmen bieten Lösungen im Bereich ECC an? Welche Produkte
(oder Dienstleistungen) kann ich von ihnen beziehen? Gibt es Referenzprojekte?
Die Herausforderung besteht einerseits im Erkennen neuer informationstechnischer
Entwicklungen und der IT-Einsatzpotentiale in der Kundenbeziehung, andererseits im
Finden neuer Lösungen, welche die Kundenbedürfnisse befriedigen und sowohl für
den Anbieter als auch den Kunden einen hohen Nutzen in der Kundenbeziehung generieren [vgl. Wenger et al. 1997; Varney 1996, S. 46].
1
Der Begriff Electronic Customer Care (ECC) steht in dieser Arbeit als Synonym für den Einsatz
der Informationstechnik (IT) in der Anbieter-Kunden-Beziehung. Die Anbieter-Kunden-Beziehung (oder kurz "Kundenbeziehung") besteht im Sinne der Arbeit aus den Phasen des Customer
Buying Cycles (CBC) (vgl. Abschnitt 2.2.). Anbieter sind entweder Dienstleistungsunternehmen
oder Lieferanten bzw. Hersteller von Produkten. Die Arbeit betrachtet sowohl den Bereich Business-to-Business als auch Business-to-Consumer.
1. Einleitung
3
1.2. Ziele und Adressaten der Arbeit
Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Analyse der für das Electronic Customer
Care (ECC) relevanten Informationstechniken, das Aufzeigen informationstechnischer
Entwicklungen, das Identifizieren von Einsatzpotentialen der Informationstechnik in
der Kundenbeziehung und das Ableiten der wichtigsten Trends, die sich durch den ITEinsatz in der Anbieter-Kunden-Beziehung abzeichnen. Im Detail beantwortet die Arbeit folgende Fragen:
 Welche ECC-Informationstechniken existieren, und wie kann ich sie in der Anbieter-Kunden-Beziehung einsetzen? Welche geschäftlichen Möglichkeiten zeichnen
sich ab? Welche Konzepte setzen sich in der Kundenbeziehung durch?
 Wie entwickeln sich die Informationstechniken weiter, und welche neuen Einsatzmöglichkeiten entstehen?
 Welche neuen Konzepte und geschäftlichen Potentiale realisieren Unternehmen mit
den neuen Informationstechniken, und welchen Nutzen ziehen sie und ihre Kunden
daraus? Wie sehen Kriterien für erfolgreiche Lösungen aus?
 Welche ECC-Produkte und -Dienstleistungen existieren am Markt, und welche Referenzprojekte gibt es?1
Mit dieser Zielsetzung richtet sich die Arbeit an folgende Adressaten in Wissenschaft
und Praxis:
 In der Praxis sind vor allem Informatikverantwortliche und Fachbereichsmanager,
insbesondere aus dem Gebiet des Marketings und Vertriebs, angesprochen. Dem
Mitarbeiter in der Informatik gibt die Arbeit einen Überblick über die aktuellen ITEntwicklungen, beschreibt relevante Produkte und zeigt Produktreferenzen. Fachbereichsmanager lernen anhand von Fallbeispielen Einsatzpotentiale und Trends
der Informationstechnik in der Kundenbeziehung kennen und finden Ideen und Lösungen für ihr Unternehmen. Der Marketingmanager erkennt Nutzenpotentiale der
Informationstechnik für das Marketing.
1
Der Autor ist sich bewußt, im Rahmen seiner Arbeit keine komplette Marktübersicht über den Bereich Electronic Customer Care erstellen zu können. Im Vergleich zum Gesamtmarkt ist die
Anzahl der erfaßten und beschriebenen Produkte und Dienstleistungen sehr klein. Bei der
Auswahl strebte der Autor danach, für möglichst viele ECC-Informationstechniken (vgl. Abschnitt
AI.1.) konkrete und innovative Produkte zu zeigen. Das Ziel, eine Marktübersicht zu erstellen, ist
vor allem im Hinblick auf eine mögliche Weiterführung der Arbeit als Internet-Plattform über die
eigentliche Dissertationserstellung hinaus erwähnt (vgl. Abschnitt AI.3.).
4
1. Einleitung
 Der Wissenschaft dient die Arbeit als Grundlage zur Beurteilung der informationstechnischen Entwicklungen und deren Zuordnung zu geschäftlichen Lösungen in
der Anbieter-Kunden-Beziehung. Sie analysiert die Kundenbeziehung anhand des
Customer Buying Cycles (vgl. Abschnitt 2.2.), strukturiert die verfügbaren ECCInformationstechniken und -Produkte (vgl. Abschnitt 3.2.), ordnet Fallbeispiele geschäftlichen Aufgaben im Customer Buying Cycle zu und zeigt aktuelle Trends in
der Kundenbeziehung auf.
Zur Erreichung der genannten Ziele wählt die Arbeit ein innovatives Publikationskonzept (für eine detaillierte Beschreibung siehe Abschnitt 1.5.). Neben der vorliegenden
Dissertationsschrift existiert eine elektronische Datenbank (siehe Anhang I) mit ECCFallbeispielen, -Produkten und -Informationstechniken. Die Datenbank ist über Internet [siehe ECC 1997] ansprechbar. Eine Kopie der Datenbank liegt auf der beiliegenden CD-ROM. Unter der angegebenen Adresse im Internet [ECC 1997] findet der Leser darüber hinaus zusätzliche Informationen zum Thema Electronic Customer Care
(etwa Trendanalysen, Feedbackmöglichkeiten) und ein Formular zur Registrierung eigener ECC-Fallbeispiele und -Produkte ("community of interest"). Die "Community"
wird laufend aktualisiert und gewartet.
1.3. Entstehung der Arbeit
Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen des Forschungsprogramms "Informationsmanagement Universität St. Gallen" (IM HSG) im Kompetenzzentrum "Total Customer Care"1 (CC TCC), einer Kooperation zwischen dem Forschungsinstitut für Absatz und Handel (FAH), dem Institut für Wirtschaftsinformatik (IWI) der Universität
St. Gallen [vgl. IWI 1997, S. 71-75] und mehreren Vertretern aus der Praxis (siehe
Anhang III). Das FAH verfügt über das notwendige Know-how im Bereich Marketing,
das IWI bringt seine Kompetenzen in den Bereichen Prozeßreorganisation (Business
Engineering) und Informationstechnik ein, die Unternehmen definieren praxisrelevante
Problemstellungen. Mit dieser Kombination arbeitet das CC TCC an Methoden und
Lösungen zur bedürfnisgerechten, prozeßorientierten und innovativen Gestaltung der
Kundenbeziehung.
Das Kompetenzzentrum ist in drei Forschungsmodule gegliedert (vgl. Bild 1.3./1). Der
Bereich Care Management analysiert die vier Marketing-Kernaufgaben Kundenakquisition, Kundenbindung, Leistungsinnovation und Leistungspflege [vgl. Tomczak/Rei1
Anmerkung: Der Begriff "Total Customer Care" geht letztlich zurück auf das Kundenorientierungs-Programm der Firma Schott in Mainz.
1. Einleitung
5
necke 1996, S. 6] und beantwortet insbesondere die Frage, wie es Unternehmen gelingt, die richtigen Kunden zu akquirieren und langfristig zu binden und welche Leistungsinnovationen dafür notwendig sind. Unter anderem werden auch die Erfahrungen aus Kundenorientierungsprogrammen zahlreicher Unternehmen (z.B. Customer
Focus von ABB, Total Customer Care von Schott, TOP von Siemens usw.) untersucht,
ausgewertet und verglichen.
Kompetenzzentrum
Total Customer Care
Care
Management
Electronic
Customer Care
Verteilte
Leistungssysteme
Marketing
Management der
vier Kernaufgaben
Informationstechnik
Einsatz in der AnbieterKunden-Beziehung
Prozeßmanagement
Überbetriebliche
Kundenproblemlösungen
Kundenorientierung
Customer Buying
Cycle
IT
IT
IT
IT
Business Network
Bild 1.3./1: Schwerpunkte des CC TCC
Der Schwerpunkt Electronic Customer Care beschäftigt sich mit der Fragestellung,
welche Informationstechniken Unternehmen in der Anbieter-Kunden-Beziehung wie
einsetzen können, um Lösungen mit höherem Nutzen oder geringeren Kosten zu realisieren und welche Nutzenpotentiale die Informationstechnik im Marketing entfaltet.
Der Bereich "Verteilte Leistungssysteme" beantwortet die Frage, wie Unternehmen im
Rahmen von Kooperationen umfassende Problemlösungspakete für Kunden realisieren
können.
Die Zielsetzungen dieser Arbeit (vgl. Abschnitt 1.2.) decken den Schwerpunkt "Electronic Customer Care" des Kompetenzzentrums Total Customer Care ab. Die Arbeit
kombiniert informationstechnisches und betriebswirtschaftliches Know-how und untersucht den IT-Einsatz in der Anbieter-Kunden-Beziehung.
6
1. Einleitung
1.4. Forschungsmethodik
Aufgrund ihrer Zielsetzung und Adressaten verbindet die Arbeit betriebswirtschaftliche Konzepte (vor allem aus den Bereichen Marketing und Vertrieb) mit Methoden
der Informatik (Anforderungsdefinition und Realisierung von Informationssystemen).
Sie ist der Wirtschaftsinformatik als angewandte Wissenschaft zuzurechnen. Eine solche Wissenschaft ist interdisziplinär, ihre Probleme entstehen in der Praxis, ihr Forschungsziel ist das Gestalten der betrieblichen Wirklichkeit, ihre Aussagen sind wertend und normativ, und ihr Forschungskriterium ist die praktische Problemlösungskraft
ihrer Modelle und Handlungsanweisungen [vgl. Ulrich 1984, S. 178-191].
Die spezifische Problemstellung der Arbeit ist in der Literatur kaum behandelt; die
Forschungsfrage orientiert sich an Praxisproblemen. Dies führt zu einer explorativen
Ausrichtung der Arbeit und macht es sinnvoll, eine qualitative Forschungsstrategie zu
wählen. Dabei steht die Interpretation von Einzelbeobachtungen im Mittelpunkt (Induktionsprinzip), um auf diesem Wege zum Nachweis von Gesetzmäßigkeiten zu
kommen. Fallbeispiele, Desk Research, Expertengespräche, Analogien, Kombination
von Quellen usw. prägen diese Art empirischer Arbeit [vgl. Tomczak 1992].
Für die Durchführung eines IT-Assessments1 schlägt die Literatur kein einheitliches
Vorgehen vor. Vielmehr dominiert die Aussage, daß die zu wählenden Schritte auf jeden Untersuchungsbereich neu anzupassen sind. Das IT-Assessment ist durch ein problemorientiertes Festlegen des Vorgehens und durch ein iteratives Sammeln, Selektieren und Bewerten von Technologieinformationen gekennzeichnet vgl. Steinbock
1994, S. 12. Die Arbeit berücksichtigt diese Problematik einerseits durch einen eigenen Forschungsprozeß (vgl. Bild 1.4./1), andererseits durch das bereits angesprochene,
neue Publikationskonzept (siehe auch Abschnitt 1.5.), d.h. durch die Teilung der Arbeit in eine Dissertationsschrift und eine elektronische Datenbank.
Die Datenbank (DB) speichert Inhalte, die sich häufig ändern bzw. die durch die laufende Sammlung stetig anwachsen. Zudem ermöglicht die Datenbank die Pflege der
Arbeit über die eigentliche Dissertationserstellung hinaus und macht die Ergebnisse
(über Internet) einem breiten Publikum verfügbar. Überlegungen zur Professionalisierung und Weiterführung der Datenbank findet der Leser in Abschnitt AI.3. Anhang I
beschreibt den Zweck, die Inhalte und die Abfragemöglichkeiten der Datenbank de1
Unter dem Begriff IT-Assessment versteht man den Prozeß der IT-Sammlung, -Strukturierung und
Einsatzbestimmung (aus geschäftlicher Sicht) [vgl. z.B. Österle 1995, S. 138ff.; Steinbock 1994,
S. 6ff.], d.h. ein IT-Assessment für den Bereich Electronic Customer Care entspricht weitgehend
den Zielsetzungen dieser Arbeit.
1. Einleitung
7
tailliert, welche durch die Digitalisierung der Inhalte flexible Suchmöglichkeiten
eröffnet (vgl. AI.2.).
Laufende Pflege
der Datenbank
Dissertation
1. Problem
erfassen
Dissertationsschrift
3. Problem
beschreiben und
strukturieren
2. Problem
auswählen
Datenbank
4. Erfassen
"State of the Art"
ECC-Fallbeispiel
5. Strukturieren
und Auswerten
der DB-Inhalte
6. Überprüfen
der Ergebnisse
ECC-IT/-Service
ECC-Produkt
Datenbank
7. Anwenden der
Ergebnisse
ECC-Fallbeispiel
ECC-IT/-Service
ECC-Produkt
siehe Abschnitt AI.3.
Bild 1.4./1: Forschungsprozeß für die Durchführung des IT-Assessments
Tabelle 1.4./1 konkretisiert den Forschungsprozeß [in Anlehnung an Ulrich 1981, S.
7ff.] und zeigt pro Forschungsphase die durchgeführten Aktivitäten bzw. die angewendeten Forschungsmethoden (kursiv dargestellte Methoden sind im Anschluß an Tabelle 1.4./1 kurz beschrieben). Der Forschungsprozeß durchläuft die einzelnen Forschungsphasen nicht streng sequentiell, sondern iterativ.
Forschungsphase
Aktivität bzw. Forschungsmethode
1. Problem erfassen: Suche nach
relevanten Problemen in der
Realität

2. Problem auswählen
Desk Research
 Berücksichtigen der Aussagen von Firmenvertretern bei
diversen Akquisitionsgesprächen für das CC TCC bzw.
das Teilprojekt ECC
 Verstehen der Problemzusammenhänge (Hermeneutik)
 Subjektive Auswahl eines relevanten Forschungsobjekts
(Untersuchung der Einsatzmöglichkeiten der Informationstechnik in der Anbieter-Kunden-Beziehung)
8
1. Einleitung
Forschungsphase
Aktivität bzw. Forschungsmethode
3. Problem beschreiben und
strukturieren

4. Erfassen "State
of the Art": Umfassende Analyse der gegenwärtigen ECCSituation
5. Strukturieren u.
Auswerten der
DB-Inhalte: Ableiten von
Trends und Beurteilungskriterien
6. Überprüfen der
Ergebnisse
Erfassen und Interpretieren problemrelevanter Beiträge,
Theorien und Ansätze (Desk Research)
 Auswahl und Beschreibung geeigneter Ansätze (z.B.
Customer Buying Cycle)
 Fallforschung: Erhebung und Analyse von ECCFallbeispielen (vgl. Abschnitt AI.1. und AI.4.1.)
 Fallforschung: Erhebung und Analyse von ECC-Informationstechniken (vgl. Abschnitt AI.1. und AI.4.2.)
 Fallforschung: Erhebung und Analyse von ECCProdukten (vgl. Abschnitt AI.1. und AI.4.3.)
 Begleitende schriftliche Befragung
 Analogien: Clusterung von ECC-Informationstechniken
mit ähnlichen Funktionalitäten und Eigenschaften in ECCKlassen
 Analogien: Erkennen von Trends (sowohl IT-Trends als
auch geschäftliche Entwicklungen in der Kundenbeziehung) sowie Beurteilungskriterien für ECC-Lösungen

Workshop mit Marketing-, Organisations- und ITFührungskräften
 Wissenschaftlicher Diskurs
7. Anwenden der
 Publikation der Internet-Datenbank; allgemeine Nutzung
Ergebnisse
als ECC-Plattform ("community of interest"); laufende
Pflege der Datenbank (siehe Abschnitt AI.3.)
Tabelle 1.4./1: Der Forschungsprozeß im Detail
Desk Research: Im Rahmen einer umfassenden Desk Research wertete der Autor in
der Phase der Problemerkennung (Phase I) und Problembeschreibung (Phase III) wissenschaftliche Literatur (Grundlagen zu Electronic Commerce, Marketing usw.), populärwissenschaftliche Veröffentlichungen und Presseberichte aus bzw. führte ausgedehnte Internet-Recherchen zum Thema durch. Ferner nahm der Autor an mehreren
einschlägigen Konferenzen teil. Besonders wertvoll war eine 12-tägige Study-Tour
nach Kalifornien in das Silicon Valley.1 Der Autor lernte dort in Firmenbesichtigun-
1
Die Tour führte u.a. zu: Adobe Systems, Apple Computer, SUN Microsystems, Xerox Parc, Netscape Communications, Cisco Systems, Macromedia, Qualcomm, Stanford University (eine detaillierte Beschreibung der Organisation und Zielsetzung der Study-Tour findet sich unter [SVA
1997]).
1. Einleitung
9
gen, Produktpräsentationen und Diskussionen aktuelle Entwicklungen im Bereich Informationstechnik in Wissenschaft und Praxis kennen.
Fallforschung: Um den "State of the Art" im Bereich Electronic Customer Care zu erheben (Phase 4), erfaßte, analysierte und bewertete der Autor insgesamt über 160
ECC-Fallbeispiele, -Informationstechniken und -Produkte1 und legte die Ergebnisse
strukturiert in der beiliegenden Datenbank ab. Quellen waren Zeitschriften im Bereich
Internet/WWW und Electronic Commerce (für Fallbeispiele), das Internet (Web-Server von IT-Anbietern) sowie Prospekte einschlägiger ECC-Produkte. Bei der Sammlung legte der Autor darauf Wert, das Spektrum möglicher ECC-Lösungen und -Informationstechniken möglichst breit abzudecken. Die Fallforschung belegt Aussagen im
Rahmen der Arbeit und ist Basis für das Ableiten von Gesetzmäßigkeiten in der Anbieter-Kunden-Beziehung (z.B. Trendanalysen).
Schriftliche Befragung: Begleitend zur Erhebung des "State of the Art" fragte der
Autor sämtliche Unternehmen, die mit einem Fallbeispiel in der ECC-Datenbank vertreten sind, nach zusätzlichen Informationen zu deren Lösungen. Die Rücklaufquote
des strukturierten, elektronischen Fragebogens (vgl. AII.1.) war relativ gering (vgl.
AII.2.). Dennoch sind die Antworten einerseits für die Komplettierung der Daten in
den Fallbeispielen wichtig, andererseits ermöglichen sie Tendenzaussagen (vgl. Abschnitte 4.2. und 6.2.).
Analogien: Die detaillierte Analyse der erhobenen Fallbeispiele und Technologien
(beispielsweise die Identifikation angewendeter Marketingkonzepte, vgl. dazu den
Thesaurus in Abschnitt AI.2.) hatte das Ziel, Analogien zu finden, d.h. Technologien
mit ähnlichen Eigenschaften bzw. Funktionalitäten und Fallbeispiele mit ähnlichen betriebswirtschaftlichen Konzepten logisch zu gruppieren. Der Analogieschluß ist Basis
für die Identifikation von IT-Trends und geschäftlichen Entwicklungen in der Anbieter-Kunden-Beziehung (Phase 5).
Workshop: Das Kompetenzzentrum Total Customer Care führte mit seinen Partnerunternehmen (vgl. Anhang III) einen zweitägigen Workshop zum Thema Electronic Customer Care durch. Im Rahmen des Workshops präsentierte der Autor die Ergebnisse
der Forschung, die in der Gruppe diskutiert und weiterentwickelt wurden.
Die Arbeit, im speziellen die elektronische Datenbank bestehend aus dem "State of the
Art" des Electronic Customer Care, wird über die Dissertation hinaus - in Form einer
1
Die Analyse (Identifikation von Funktionen und Eigenschaften) und Beschreibung von Informationstechniken bzw. ECC-Produkten soll hier ebenfalls als Fallforschung gelten.
10
1. Einleitung
Internet-Anwendung - weitergepflegt und erreicht durch die allgemeine Öffnung ihren
praktischen Nutzen (Phase 7). Überlegungen zur Weiterführung der Datenbank findet
der Leser in Abschnitt AI.3.
1.5. Aufbau der Arbeit
Das neue Publikationskonzept
Electronic Customer Care ist ein junges Gebiet mit einer rasanten Entwicklung. ECCInformationstechniken und -Produkte entwickeln sich laufend weiter, Unternehmen
verbessern ihre ECC-Lösungen ständig und generieren neue Leistungen für den Kunden. Ein innovativer Publikationsansatz trägt diesem dynamischen Umfeld Rechnung,
indem er die Arbeit in eine herkömmliche Dissertationsschrift (statische Inhalte) und
eine elektronische Datenbank/Internet-Plattform (dynamische Inhalte) teilt (vgl. Bild
1.5./1).
"community of interest"
ECC-Datenbank
Medium
Buch (statisch)
Dissertationsschrift
Generalisierung,
wissenschaftliche
Aufbereitung
CD-ROM (statisch)
Internet/WWW (dynamisch)
Sammlung "State of the Art"
Diskussion, Hyperlinks,
Marketingplattform usw.
Internet/WWW (dynamisch)
e-Mail
Bild 1.5./1: Das neue Publikationskonzept
 Dissertationsschrift: Die Dissertationsschrift generalisiert die Inhalte der ECC-Datenbank. Sie bereitet die Sammlung der ECC-Fallbeispiele und die Beschreibungen
der ECC-Informationstechniken und -Produkte wissenschaftlich auf und leitet Entwicklungen/Trends ab. Die Ergebnisse sind längerfristig gültig und daher in Buchform abgelegt. Quellen aus der Datenbank sind in der Dissertationsschrift mit einem
Pfeil in Klammer "()" gekennzeichnet.
 ECC-Datenbank: Neben der Dissertationsschrift besteht die Arbeit aus einer elektronischen Datenbank, die ECC-Fallbeispiele, Beschreibungen von -Informationstechniken und -Produkten (derzeit über 160) speichert (Sammlung "State of the
Art") und flexibel abrufbar macht (vgl. Anhang I). Die Datenbank erleichtert die
1. Einleitung
11
Wartung der Arbeit und macht die laufende Aktualisierung der Informationen auch
über die Dissertationserstellung hinaus möglich. Sie ist über Internet [siehe ECC
1997] ansprechbar. Eine Kopie der Datenbank liegt auf der beiliegenden CD-ROM.
 "community of interest": Die Datenbank im Internet [siehe ECC 1997] wird zu einer "community of interest" im Bereich Electronic Customer Care ausgebaut. Der
Leser findet dort Diskussionsmöglichkeiten, Links zu interessanten Fallbeispielen,
Trendanalysen usw. Zudem soll die "Community" als Marketingplattform für Anbieter von ECC-Produkten und -Dienstleistungen dienen. Überlegungen zur Professionalisierung und Weiterführung der Datenbank als "community of interest" über
die Dissertationserstellung hinaus findet der Leser in Abschnitt AI.3.
Aufbau der Dissertationsschrift
Die Dissertationsschrift ist wie in Bild 1.5./2 dargestellt gegliedert.
1. Einleitung
2. Grundlagen und Beispiel
3. Die ECC-IT (und -Services)
Anhang I
4. Neue Konzepte in der Kundenbeziehung
ECCDatenbank
5. Kriterien für erfolgreiche ECC-Lösungen
6. Zusammenfassung und Ausblick
Bild 1.5./2: Aufbau der Dissertationsschrift im Überblick
Kapitel zwei analysiert den zunehmenden IT-Einsatz in der Anbieter-Kunden-Beziehung, stellt den Customer Buying Cycle als Strukturierungstechnik zur Analyse der
Kundenbeziehung vor und zeigt Electronic Customer Care anhand eines durchgehenden Beispiels.
Die Strukturierung und Beschreibung von ECC-Informationstechniken (und -Services)
und damit das Aufzeigen möglicher Komponenten einer ECC-Lösung sowie das Ableiten informationstechnischer Trends sind Inhalte des Kapitels drei.
Kapitel vier verläßt die rein technikorientierte Betrachtung und stellt den Bezug zu den
geschäftlichen Anwendungen der Informationstechnik her. Es beschreibt neue Konzepte, die sich durch den IT-Einsatz in der Anbieter-Kunden-Beziehung ergeben
12
1. Einleitung
(Trends) - sowohl allgemein als auch pro Phase des Customer Buying Cycles - und
beurteilt den IT-Einsatz in der Kundenbeziehung (z.B. Nutzen).
Kapitel fünft leitet Kriterien und Checkfragen für erfolgreiche ECC-Lösungen ab und
ordnet sie den unternehmerischen Gestaltungsebenen Strategie, Prozeß und Informationssystem zu.
Kapitel sechs faßt die Ergebnisse der Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick.
Die ECC-Datenbank, deren Zielsetzungen, Inhalte und Abfragemöglichkeiten sind im
Abschnitt "Anhang I" detailliert beschrieben.
Die Dissertationsschrift enthält nur einen recht kleinen Auszug der Informationen, die
in der Datenbank verfügbar sind. Der Leser ist aufgefordert, zusätzliche Fallbeispiele
und IT-Beschreibungen (z.B. zu den in den Abschnitten 3.3. und 4.1. identifizierten
Trends) in der ECC-Datenbank auf CD-ROM oder im Internet zu suchen.
2. Grundlagen und Beispiel
Kapitel zwei nennt Gründe für den Einsatz der Informationstechnik in der AnbieterKunden-Beziehung (Abschnitt 2.1.), strukturiert die Kundenbeziehung allgemein anhand des Customer Buying Cycles (Abschnitt 2.2.) und beschreibt zum besseren Verständnis ein Praxisbeispiel (Abschnitt 2.3.).
2.1. Redesign der Anbieter-Kunden-Beziehung
Neue Marktbedingungen verschärfen die Konkurrenz. Die Zahl der Wettbewerber
wächst unaufhaltsam, zugleich unterscheiden sich die am Markt verfügbaren Leistungen in ihrem Kern zunehmend weniger ("Commodities"). Die globale Verfügbarkeit
von Leistungen und Informationen (z.B. über das Internet ()), veranlaßt Kunden,
Angebote weltweit zu vergleichen und von vielen verschiedenen Anbietern zu kaufen
("Globalisierung") [vgl. Link/Hildebrand 1995; Wagner 1997b]. In vielen Branchen
wandeln sich aus diesen Gründen - verstärkt durch Deregulierungsmaßnahmen - Verkäufermärkte zu Käufermärkten, an denen die Abnehmer über erhebliche Verhandlungsmacht verfügen [vgl. Piller 1997; Hammer/Champy 1994, S. 30ff.].
2.1.1. Die Herausforderungen im globalen Markt
Angesichts der schwierigen Absatzsituation sind viele Unternehmen zu neuen Wegen
gezwungen, um ihre Wettbewerbsposition zu verbessern, wie folgende Aussagen in
der Literatur unterstreichen: [Piller 1997] schreibt, daß klassische Wettbewerbsoptionen (z.B. Differenzierung oder Kostenführerschaft) im neuen Umfeld nicht mehr ausreichen. Unternehmen müssen hybride Strategien berücksichtigen, die ein relativ hohes
Maß an Qualität, Service und Funktionalität bei geringen Preisen bieten.
[Wagner 1997b] zitiert eine Studie der Gartner Group Inc. und stellt fest, daß Anbieter
nicht länger nur über den niedrigsten Preis konkurrenzfähig bleiben, sondern dem
Kunden zusätzliche Informationen und Dienstleistungen bieten müssen.
[Rayport/Sviokla 1996] führen den Begriff der "Virtuellen Wertschöpfungskette" ein:
Erfolgreiche Kundenbeziehungen erfordern neben der physischen Wertschöpfungskette eine "Virtuelle Wertschöpfungskette", die den Kunden mit zusätzlichen (digitalen) Leistungen versorgt.
[Belz et al. 1991, S. 11ff.] fordern Unternehmen auf, sich nicht nur über Produkte und
Preise zu differenzieren, sondern über die Qualität ihres gesamten Leistungssystems.
Ein Leistungssystem besteht dabei aus der Kernleistung (z.B. Computer) plus Zusatzund Serviceleistungen, die der Anbieter dem Kunden bedarfsgerecht und maßge-
14
2. Grundlagen und Beispiel
schneidert bietet [vgl. auch Davidow/Uttal 1991, S. 40ff.] (z.B. elektronische Konfigurationsunterstützung, Integration der Leistung in die Abläufe des Kunden, innovative
Zusammenarbeit mit dem Kunden) (vgl. Bild 2.1.1./1).
Anbieter
Preis der Leistungskombination
Reputation, persönliche Beziehungen
Managementleistungen
Zusatz-Dienstleistungen
Kern-Dienstleistungen
Sortiment/ Programm
Produkt
Einkaufs- u. Verwendungsverbund
Kundendienst
Garantie, Finanzierung, Schulung usw.
Integr. Projektmanagement, Kooperation usw.
Image, Vertrauen, Erlebnis
Leistungssystem
Kunde
Bild 2.1.1./1: Leistungssystem
siehe Haedrich/Tomczak 1996, S. 57; in Anlehnung an Belz et al. 1991, S. 12
Instrumente wie Qualität und Preis reichen als isolierte Wettbewerbsargumente nicht
länger aus. Um sich gegen die Konkurrenz zu behaupten, richten sich Anbieter an den
Bedürfnissen des Kunden aus und bieten ihm innovative Markt-/Leistungs-Kombinationen an. Darüber hinaus müssen sie durch geeignete Zusatzleistungen die Qualität
der angebotenen Marktleistung erhöhen [vgl. Belz et al. 1991, S. 1; Mende 1995, S. 1,
S. 47-49; Treacy/Wiersema 1995, S. 121ff.] und den Kunden möglichst umfassend betreuen, d.h. während aller Phasen der Kundenbeziehung [vgl. Mauch 1990, Ives/Learmonth 1984].
Ziel der Zusatzleistungen (z.B. bessere Informationsqualität, Angebot individueller
Lösungen, innovative Serviceleistungen, neue Arbeitsaufteilung zwischen Anbieter
und Kunde, schnellere Reaktionszeiten auf Kundenanfragen, Leistungsbündelung) und
der umfangreichen Betreuung des Kunden während aller Phasen der Anbieter-KundenBeziehung ist der Aufbau einer langfristigen Partnerschaft mit dem Kunden [vgl. Peter/Schneider 1994, S. 7].
2. Grundlagen und Beispiel
15
2.1.2. Informationstechniken sind Enabler und Treiber für neue Lösungen
Die Fortschritte der Informationstechnik (IT)1 - allen voran Werkzeuge im Umfeld des
Internets - bringen Lösungen für die genannten Herausforderungen, aber auch völlig
neue Ideen und Möglichkeiten. Informationstechniken haben das Potential, herkömmliche Leistungen grundlegend zu verändern [vgl. z.B. Österle 1995, S. 9ff.; Davenport
1993, S. 37ff.; Venkatraman 1991, S. 127] und ermöglichen neue Lösungen für alle
Phasen der Anbieter-Kunden-Beziehung, indem sie beispielsweise Kundenwünsche individueller, schneller und kostengünstiger erfassen und bearbeiten [vgl. Link/Hildebrand 1995, S. 30], den Zugriff auf Informationen eines Unternehmens erleichtern
(z.B. Abruf von Auftragsdaten über Internet), zusätzliche Leistungen anbieten (z.B.
Status Tracking, Online-Bestellung) oder dem Kunden die Möglichkeit zur Selbstbedienung geben (z.B. Kiosksystem (), Home Shopping).
Ein Schub moderner Informationstechniken steht vor der Markteinführung (vgl. Bild
2.1.2./1). Folgende Funktionen zeigen beispielhaft deren Leistungen in der AnbieterKunden-Beziehung [vgl. Davenport 1993, S. 51; Reinecke 1996, S. 84]:
 Analysieren: Optimieren der verfügbaren Informationen und der Entscheidungsfindung (z.B. Database Marketing, Marketinginformationssysteme, Customer Profiling, One-to-One-Marketing);
 Transformieren: Verändern herkömmlicher Prozesse auf Basis von Informationen
(z.B. Mass Customization, Modularization);
 Verbinden: Koordinieren von Prozessen über Distanzen (z.B. IT-unterstütztes
Account Management, Management verteilter Prozesse in Virtual Companies, Integration verteilter Informationssysteme und integrierte Prozeßabwicklung);
 Eliminieren: Abbauen von Prozeßzwischenstufen (z.B. Disintermediation durch
vertikale Integration und Verzicht auf den Großhandel, Direktvertrieb über Internet);
 Beobachten: Erheben von Prozeßinformationen (z.B. Analyse und Optimierung des
Produkteinsatzes beim Kunden, intelligente Logistiksysteme, Erheben von Kundeninformationen);
1
Abschnitt 3.1. konkretisiert den Begriff Informationstechnik, der in der Arbeit gleichgesetzt wird
mit dem Begriff "Informations- und Kommunikationstechnik" (IKT). Zudem unterscheidet die
Arbeit nicht zwischen den Begriffen Informationstechnik und -technologie, wie auch die englische
Sprache, die nur den Ausdruck "information technology" kennt. Für eine Unterscheidung der Begriffe Informationstechnik und -technologie im deutschen Sprachgebrauch siehe Grupp 1993, S.
2.
16
2. Grundlagen und Beispiel
 Wissen bereitstellen: Verteilen von Wissen (z.B. Außendienststeuerung, Groupwareeinsatz im Marketing, Optimierung des Beziehungsmanagements, Auftragsinformationen, Status Tracking);
Ausmaß
IT-Einsatz
One-to-One
Marketing
Lösung/
...
Mass
Konzept
Customization Virtual
Community
Home- Profiling
Online- Service
SET
Shopping
BAPI OPS ... MiddleALE
Prozeßware
S-HTTP TAPI
redesign
...
HTTP
Java VRML
SW/
RSA
Tool
MassenMUD
Cookie
marketing
Chat
TelefonWWW
Elektr.
E-Mail
E-Geld Zertifikat
auskunft
Streaming
Bot
Newsgroup
ITV ...
FTP
Search- PushAudiotex
EPK Engine System 3D-Chat
EDI
BBS
SatellitenEFT
PDA Pager netz
Funktelefon
Smart Card Set-top-Box
Plattform/
WAN
CD-ROM
Netz
...
Laptop
Multimedia- KabelTelefon
Internet
Fax
modem NC
ISDN Terminal
1980
1990
2000
t
Bild 2.1.2./1: Zunehmender Einsatz der IT in der Anbieter-Kunden-Beziehung
[in Anlehnung an Hoch/Schirra 1993, S. 24]
 Parallelisieren: Schaffen paralleler Abläufe (z.B. One-Stop-Shopping, integrierter
elektronischer Zahlungsverkehr);
 Vitalisieren und Rationalisieren: Automatisieren oder Erhöhen der Eigenleistung
des Kunden (z.B. Automatic Banking, Kiosksystem, elektronische Produktkonfiguration, intelligente Agenten).
Unternehmen müssen die Entwicklungen der Informationstechnik verfolgen, die entstehenden Potentiale erkennen und neue Lösungen in der Kundenbeziehung suchen,
damit sie den schwierigen Wettbewerbsbedingungen (vgl. Abschnitt 2.1.1.) entgegentreten können. Der proaktive Einsatz moderner Informationstechniken ist eine Möglichkeit, sich von der Konkurrenz abzuheben.
2. Grundlagen und Beispiel
17
2.2. Der Customer Buying Cycle (CBC) als Strukturierungstechnik
zur Analyse der Anbieter-Kunden-Beziehung
Wie identifiziert man die IT-Potentiale in der Kundenbeziehung? Ansatzpunkte für
diese Fragestellung liefert der Customer Buying Cycle in Anlehnung an Mauch 1990;
Ives/Learmonth 1984, S. 1196ff.; Molenaar 1996, S. 126, ein generisches Modell zur
Strukturierung der Kundenbeziehung. Vom Erkennen eines Bedürfnisses auf Kundenseite, über das Sammeln von Produkt- und Preisinformationen, die Kaufabwicklung
bis hin zur Verwendung der Ware oder Leistung spiegelt der Customer Buying Cycle
alle möglichen Berührungspunkte zwischen Anbieter und Kunde im Zusammenhang
mit dem Erwerb, Besitz und der Entsorgung einer Marktleistung wider (vgl. Bild
2.2./1)1. In dieser Arbeit dient das Modell als Checkliste, die an der Kundenbeziehung
ansetzt und für jede Phase der Anbieter-Kunden-Beziehung prüft, ob Informationstechniken neue Lösungen mit geringeren Kosten oder höherem Nutzen ermöglichen
vgl. Mertens 1992, S. 66f.; Mertens 1993.
Anregung
After Sales
Anbieter
CBC
Kauf
Kunde
Evaluation
Bild 2.2./1: Der Customer Buying Cycle [in Anlehnung an Mauch 1990;
Ives/Learmonth 1984, S. 1196ff.; Molenaar 1996, S. 126]
In der Anregungsphase (auch: "Problemerkennung", "Awarenessphase", "Kontaktphase", "Recognize Need" usw.) sind die Bedürfnisse des Kunden nicht operationalisiert
oder nicht latent. Externe Einflüsse wie z.B. Werbung, Public Relations wecken das
Interesse beim Kunden und unterstützen ihn bei der Bedürfnisformung.
In der Evaluationsphase (auch: "Informationsprozeß", "Spezifizieren des Kaufobjekts", "Prozeß des Aufstellens und Bewertens von Alternativen", "Bewertungsphase",
"Investitionsentscheidung") konkretisiert der Kunde durch das Auswerten von Produkt-, Preis- und Lieferanteninformationen seine Bedürfnisse und holt sich Angebote
bei Anbietern ein.
1
Eine Auflistung und Gegenüberstellung weiterer Phasenkonzepte, welche die Literatur entwickelt
hat, findet sich bei [Backhaus 1995, S. 54ff..
18
2. Grundlagen und Beispiel
Die Kaufphase (auch: "Bestellabwicklung", "Einkauf" usw.) beginnt bei der Durchführung der Bestellung und endet beim Bezug und der Bezahlung der Leistung.
Die After Sales Phase (auch: "Nutzungsphase", "Ownership", "Nachbetreuung" usw.)
umfaßt den Zeitraum vom Nutzungsbeginn bis zur Entsorgung eines Produkts, also die
Einführung, Wartung und Schulung aber auch die Phase der Neugewinnung von Kunden (z.B. Anreizsysteme für neuerlichen Produktkauf).
Der Customer Buying Cycle hilft, den Prozeß des Kunden zu verstehen und zu strukturieren, seine Bedürfnisse zu erkennen und mögliche Formen der IT-Unterstützung zu
finden. Er strukturiert die Kundenbeziehung und dient als Technik, Lösungen für die
genannten Herausforderungen (vgl. Abschnitt 2.1.1.) zu finden. Tabelle 2.2./1 zeigt
beispielhaft mögliche Kundenbedürfnisse, Aufgaben des Kunden und des Anbieters
sowie mögliche Formen der IT-Unterstützung pro Phase des Customer Buying Cycles.
Die Verwendung des Customer Buying Cycles zur Strukturierung und Analyse der
Kundenbeziehung ist nur eine Möglichkeit, die Komplexität der Schnittstellen zwischen Anbieter und Kunde in den Griff zu bekommen und nach Möglichkeiten einer
IT-Unterstützung zu suchen. Ausgehend von einer vorhandenen Marktleistung hilft
der CBC-Ansatz, den Kunden während aller Phasen des Lebenszyklus dieser Leistung
zu beobachten und versucht, neue Leistungen durch zusätzliche Informationen oder
Dienstleistungen für den Kunden zu finden. Die CBC-Betrachtung im Sinne dieser Arbeit berücksichtigt folgende Bereiche nicht:
 Untersuchung rein interner Aufgaben des Anbieters oder des Kunden. Der Customer Buying Cycle repräsentiert die Schnittstellen der Anbieter-Kunden-Beziehung.
Interne Aufgaben wie Produktionsplanung, Führung, Forschung, Organisation usw.
berücksichtigt das Modell nicht.
 Zusammenarbeit zwischen Kunde und Anbieter außerhalb des Einkaufs-/Verkaufsprozesses. Obwohl der CBC-Ansatz in der Literatur sehr weit gefaßt ist und sämtliche Aktivitäten zwischen Anbieter und Kunde umfaßt, konzentriert sich die vorliegende Arbeit im wesentlichen auf Aufgaben im Umfeld des Einkaufs oder Verkaufs einer Leistung. Andere Formen der Zusammenarbeit, z.B. gemeinsame Produktentwicklung, Kooperation in Form eines Virtual Enterprises usw. betrachtet die
Arbeit nicht.
Phase
Bedürfnis Kunde Aufgabe Kunde
Aufg. Anbieter
 Neuheiten erfahren
 Transparenz des
 Markt- und Kun- Marktforschung
deninformationen - Business DB
- Branchen CD-ROM
sammeln
 Entwicklungen
verfolgen
 Neue Leistungen
IT-Unterstützung
2. Grundlagen und Beispiel
Phase
Anregung
19
Bedürfnis Kunde Aufgabe Kunde
Aufg. Anbieter
IT-Unterstützung
Angebots
 Kundenindividuelle Information
 Zeitgerechte
Ansprache
erkennen
 Bedürfnis
erkennen
 Markterkundung
 Interesse an Produkt generieren
 Werbung
 Public Relations,
Verkaufsförderung
 Informationen
über Leistung und
Anbieter suchen
 Bedürfnis konkretisieren
 Anforderung an
Leistung bestimmen
 Leistungen
vergleichen
 Geeignete Leistung wählen
 Gespräche mit
Lieferanten
 Produkt-, Preisund Firmeninformationen bieten
 Beratung
 Kundendemos
 Angebot erstellen
 Unterstützung bei
der Konfiguration
 Entscheidungsunterstützung
Public Relations
- Web-Präsenz
- Online-Spiele
Elektronische
Verkaufsförderung
- PoS-Terminal
Online-Werbung
- e-Mail Newsletter
Firmeninformationen
- WWW Gelbe Seiten
- Online-DB
Multimedialer Produktkatalog
- CD-ROM, WWW
- Online-Dienst
Konfiguratoren
- Angebotssysteme
Beratung vor Ort
- Mobile Computing
Online-Beratung
- Videoconferencing
- Call Center
- Elektr. Fragebogen
Online-Bestellung
- Internet, Online-Dienst
- EDI, Datex-J
Elektronische Zahlung
- Digitales Geld
- Smart Card
- EDI, EFT
- Public Key
Online-Lieferung
- Internet
Customer Support
-WWW, FAQ
Online-Beratung
- Videoconferencing
- WWW, Chat
Online-Updates
- Internet, FTP
Elektr. Manuals
- CD-ROM, WWW
Kundengemeinschaft
- Virtual Community
- 3D-Chat, MUD
 Konkrete Informationen bzgl.
der Leistung
 Genaue Vorstellung über Bedürfnisse erlangen
Eva
luation Individuelle
Information
 Beratung
 Evaluationsunterstützung
 Kommunikation
Kauf
 Einfache Bestellabwicklung
 Transparenz über
den Bestellvorgang
 Integrierte
Bezahlung
 Einfache Logistik
 Sicherheit
 Leistung bestellen  Bestellabwicklung
 Bestelländerung

Abwicklung
 Bestellstatus
Zahlungsverkehr
überprüfen
 Leistung bezahlen  Statusinformationen an Kunden
 Leistung testen u.
weitergeben
akzeptieren
 Leistung liefern
After
Sales
 Einfache
Bedienung
 Tips für die richtige Verwendung
 Reibungsloser
Betrieb
 Optimaler Service
 Reparatur
 Rasche Antworten auf Fragen
 Entsorgung
 Verwendung der
Leistung erlernen
 Gespräche mit
anderen Kunden
 Leistung verwenden
 Leistung warten
 Leistung updaten
 Leistung entsorgen




Schulung
Beratung
Wartung/Service
Hotline/Trouble
Shooting
 Verarbeitung
Kundenfeedback
 Entsorgungsunterstützung
 Kundenbindung/
Kundenpflege
Tabelle 2.2./1: Ideensammlung im Customer Buying Cycle
 Gestaltung neuer Produktsysteme durch Berücksichtigung der Informationstechnik
in Produkten zu Produktsystemen vgl. Hermanns/Flegel 1992, S. 431. Das CBCModell geht von vorhandenen Kernleistungen (Produkten) aus. Ziel ist es, diese
20
2. Grundlagen und Beispiel
dem Kunden durch zusätzliche Informationen und Leistungen näherzubringen und
nicht, neue Produkte zu definieren (z.B. neuer Computerchip für eine Waschmaschine).
Das CBC-Modell reduziert mit diesen Einschränkungen die Komplexität der AnbieterKunden-Beziehung und ist ein geeignetes Instrument, die Schnittstellen zum Kunden
zu visualisieren und strukturieren.
Zur Detaillierung des Customer Buying Cycles verwendet die Arbeit neben den vorgestellten Phasen (Anregung, Evaluation, Kauf, After Sales) die in Tabelle 2.2./2 beschriebenen Aufgaben, die auf die möglichen, nicht aber notwendigen Bestandteile der
Anbieter-Kunden-Beziehung explizit aufmerksam machen.
Die dargestellten generischen Phasen und Aufgaben des Customer Buying Cycles nehmen in der Realität je nach Unternehmen und Kombination Produkt/Kundengruppe
unterschiedliche Formen an [vgl. Haedrich/Tomczak 1996, S. 56]. Das Leistungsspektrum eines Anbieters von Standardprodukten unterscheidet sich z.B. stark von einem
Anbieter hochgradig komplexer, variantenreicher Investitionsgüter. So kann der Lieferant eines High-End-Servers für alle vorgestellten Phasen und Aufgaben durch den ITEinsatz zusätzliche Informationen und Dienstleistungen bieten, für das Produkt "Schokolade" macht es hingegen keinen Sinn, Schritte wie Installation oder Schulung zu unterstützen.
Ungeachtet dieser Tatsache dient der vorgestellte Customer Buying Cycle als Standardkonzept zur Beschreibung einer Kundenbeziehung, das der Anwender je nach Bedarf an kundenindividuelle Anforderungen anpassen kann.
Das Modell dient darüber hinaus zur Strukturierung der Fallbeispiele, Informationstechniken und Produkte in der ECC-Datenbank (vgl. Abschnitt AI.1.).
2. Grundlagen und Beispiel
Phase Aufgabe Anbieter
Marktforschung
Customer Buying Cycle
Anre- Werbung/Public
gung Relations
Evaluation
Kauf
After
Sales
21
Beschreibung
Markt- und Kundeninformationen sammeln und
auswerten (primär und sekundär)
Bekanntmachen einzelner Produkte (Produktprofilierung) und des Unternehmens als Ganzes
Verkaufsförderung
Zusätzliche u. außergewöhnliche Kaufanreize für
best. Zielgruppen; kurzfristiger/taktischer Natur
Bedürfnisanalyse/
Beratung
Kundenwünsche/-bedürfnisse erfassen; Kunde
beraten; Entscheidungsunterstützung
Produkt- und
Preisinformation
Informationen über Produkte, Preise und Unternehmen anbieten
Konfiguration/
Offerterstellung
Unterstützung bei der Konfiguration einer Leistung
und Erstellen einer Offerte
Bestell- und
Kaufabwicklung
Abwickeln der Bestellung (Bestellung, Reklamation, Storno, Bestellstatus, Zusatzbestellung usw.)
Zahlungsverkehr
Bezahlen einer Leistung; Abwickeln von
Überweisungen; Bezug von Geld
Lieferung/Leistungserbringung
Lieferung eines Produkts (z.B. Senden per Internet); Distribution; Erbringen einer Dienstleistung
Installation/
Schulung
Installation der Leistung beim Kunden; Kundenschulung; Inbetriebnahme
Kundendienst/
Wartung
Wartung des Produkts nach der Inbetriebnahme;
Beantwortung von Kundenfragen; Service
Kundenbindung/
Kundenpflege
Anreizsysteme für neuerlichen Produktkauf;
Kundengemeinschaften
Tabelle 2.2./2: CBC mit generischen Phasen und Aufgaben
2.3. Der Customer Buying Cycle am Beispiel eines Softwarehauses
Das folgende, relativ einfache Beispiel zeigt, wie Electronic Customer Care in der
Realität aussehen kann; es beschreibt den unternehmensspezifischen Customer Buying
Cycle der Firma SAP AG (vgl. Bild 2.3./2) und demonstriert anschaulich Beispiele für
den IT-Einsatz in den einzelnen Phasen der Kundenbeziehung.
Die Firma SAP AG vgl. SAP 1997a ist Anbieter betriebswirtschaftlicher Standardsoftware im Client/Server-Bereich. Mehr als 6.000 Unternehmen in über 50 Ländern
haben die Produkte R/2 und R/3 der SAP im Einsatz.
22
2. Grundlagen und Beispiel
Die Komplexität der verkauften Software erzeugt einen hohen Beratungs- und Wartungsaufwand. Der Kunde benötigt Unterstützung bei der Installation, Beratung vor
und während der Einführung, Produktupdates nach dem Erscheinen neuer Releases,
Releaseinformationen usw. IT-gestützte Service-Pakete der SAP AG helfen, derartige
Dienstleistungen kostengünstig und aktuell anzubieten (vgl. Bild 2.3./1).
Bild 2.3./1: IT-gestützte Services an der Kundenschnittstelle
Eingesetzte Informationstechniken
SAP nutzt folgende Tools und Applikationen, um dem Kunden je nach Situation eine
passende Leistung anzubieten:
 Die SAP-WWW-Site (http://www.sap.com/) enthält eine Fülle allgemeiner Informationen über Produkte und Dienstleistungen, z.B. Informationen über neueste Releases, technische Entwicklungen, finanzielle Statusberichte, Kontaktadressen u.a.
 Über das SAPNet (http://sapnet.sap-ag.de/) greift der Kunde auf detaillierte Produktinformationen zu. Darüber hinaus kann der Kunde Software-Updates herunterladen und mit anderen Kunden und SAP-Spezialisten über technische Probleme diskutieren. Im Selbstbedienungsbereich bestellt der Kunde selbständig Broschüren,
meldet sich für SAP-Kurse an usw. Das SAPNet ist nur für SAP-Kunden und -Partner zugänglich (Zugriffskontrolle mittels Paßwort).
2. Grundlagen und Beispiel
23
 Das Online Service System (OSS) bietet - direkt aus der R/3-Anwendung heraus Dienste wie "Hot News", aktuellste Informationen über das Produkt R/3, Auslieferungstermine neuer Releases und Informationen über den Stand der Produktentwicklung. Daneben können Kunden in einer "Error Notes Database" nach Lösungen
für ihre Fehler suchen, sich selbstinstallierende Softwarepatches herunterladen und
Probleme direkt über ein Messaging-System an das SAP-Support-Team senden.
 In der "elektronischen Diskussionsliste" () der SAP (SAP-R3-L) diskutieren Kunden per e-Mail () über Probleme, Entwicklungen und Neuheiten auf dem Gebiet
SAP R/3. Der Anwender spezifiziert, welche Themen ihn interessieren (z.B.
"News", "System R/3", "System R/2", Modul "HR", "SD") und erhält ausschließlich
Informationen und Diskussionsbeiträge seiner Wahl. Mitarbeiter des MIT (Massachusetts Institute of Technology) moderieren die Diskussionsliste, welche derzeit
ca. 3.500 Anwender zählt.
 CD-ROMs liefern Dokumentationen für die Implementierung, das Systemmanagement, die Datenbankverwaltung, die Migration und den Betrieb des Systems R/3.
 Das International Demonstration and Education System (IDES) ist ein komplettes
R/3-System zum Testen und Demonstrieren der R/3-Funktionalitäten.
 Die SAP Newsgroup (de.alt.com.sap-r3) bietet im Internet eine Plattform zur Diskussion beliebiger Themen rund um SAP.
 Durch Remote Consulting (Videoconferencing) und das sofortige Beheben von Fehlern mittels Remote Login in das System des Kunden sparen die SAP-Kunden Zeit
bei ihrer Problemlösung und bis zu 10-15% der Beratungskosten durch die Reduktion von Reisezeiten vgl. SAP 1997b.
 25 regionale Helpdesks stehen 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche via
Telefon und Fax zur Verfügung.
Ordnet man die eingesetzten Informationstechniken dem von der Firma SAP AG für
ihre Kunden definierten Customer Buying Cycle zu, sieht man die Abdeckung der
CBC-Phasen "Evaluation", "Prototype", "Implementation" und "Productive" durch ITgestützte Dienstleistungen (siehe Bild 2.3./2).
Nutzen für SAP und den Kunden
Die umfangreiche, IT-gestützte Betreuung des Kunden bringt sowohl für die SAP AG
als auch für den SAP-Kunden mehrere Vorteile:
24
2. Grundlagen und Beispiel
 Der Kunde kann, je nach Problemstellung und Voraussetzung, unterschiedliche
Schnittstellen zur Kommunikation mit SAP wählen (etwa Internet, Videoconferencing, Telefon, Fax, OSS).
WWW-Site
(Internet)
SAPNet
(Internet)
CD-ROM
Elektron. Diskussionsliste
(SAP-R/3-L)
Information DB
(WWW, OSS)
Newsgroup
(de.alt.com.sap-r3)
Bild 2.3./2: Der CBC der SAP AG vgl. SAP 1997c
 Die Möglichkeit zum "Self-Service" durch den Kunden (WWW, CD-ROM, Newsgroup usw.) reduziert den Beratungsaufwand für SAP-Mitarbeiter.
 Die umfassende Betreuung des Kunden während aller Phasen der Anbieter-KundenBeziehung erhöht die Qualität des gesamten Angebots und führt zu besseren Leistungsindikatoren des R/3(2)-Einsatzes (beispielsweise schnellere Implementierung,
bessere Systemperformance, Kostenreduktion).
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
Welche Informationstechniken und Services (Dienstleistungen) kann ein Unternehmen
in der Anbieter-Kunden-Beziehung einsetzen?1 Dieses Kapitel konkretisiert die Begriffe ECC-Informationstechnik und ECC-Service (Abschnitt 3.1.) und beschreibt mögliche Komponenten einer ECC-Lösung durch die Definition von IT- und Serviceklassen
("ECC-Klassen") (Abschnitt 3.2.). Abschnitt 3.3. stellt die wichtigsten informationstechnischen Trends und deren Auswirkungen auf Electronic Customer Care dar.
3.1. Definition ECC-Informationstechnik und -Service
Der Begriff Electronic Customer Care (ECC) steht in dieser Arbeit als Synonym für
den Einsatz der Informationstechnik (IT) in der Anbieter-Kunden-Beziehung. Die Anbieter-Kunden-Beziehung besteht im Sinne der Arbeit aus den Phasen des Customer
Buying Cycles (vgl. Abschnitt 2.2.). Anbieter sind entweder Dienstleistungsunternehmen oder Lieferanten bzw. Hersteller von Produkten. Betrachtet wird sowohl der Bereich Business-to-Business als auch Business-to-Consumer.
Was sind ECC-Informationstechniken?
Zur Einordnung und Konkretisierung des Begriffs ECC-Informationstechnik dienen
zwei Modelle, auf der einen Seite das Modell des Business Engineerings [vgl. Österle
1995, S. 13ff.], auf der anderen Seite ein ECC-Schichtenmodell [in Anlehnung an
Knetsch 1996, S. 38; vgl. Schmid et al. 1995, S. 54ff.].
Das ECC-Schichtenmodell definiert mögliche Ebenen des Electronic Customer Care,
die nach dem Prinzip der Mehrwertgenerierung auf höherem Niveau die technische
Sichtweise verlassen und zunehmend geschäftliche Konzepte des Electronic Customer
Care repräsentieren (vgl. Bild 3.1./1).
Das Business Engineering verfolgt nach [Österle 1995, S. 13ff.] das Ziel, die unternehmerischen Gestaltungsebenen Strategie, Prozeß, Informationssystem und Informa-
1
Um die für eine ECC-Lösung benötigten Elemente vollständig zu beschreiben, definiert die Arbeit
neben IT-Klassen auch Dienstleistungsklassen, welche die für das Electronic Customer Care relevanten Dienstleistungen repräsentieren (dies vor dem Hintergrund einer möglichen Weiterführung
der Arbeit in Form einer "community of interest" im Internet, die ebenfalls von ECC-Dienstleistern als Marketingplattform genutzt werden kann, vgl. Abschnitt AI.3.) Die Identifikation und
Analyse von ECC-Dienstleistungen sind allerdings kein Schwerpunkt dieser Arbeit.
26
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
tionstechnik1 (siehe Bild 3.1./1.) durchgängig und aufeinander abgestimmt zu entwickeln. Der Geschäftsprozeß spielt dabei die Schlüsselrolle [vgl. Österle 1995, Kap.
1; Jacobson 1995, Kap. 1; Taylor 1995, S. 105-108]; er verbindet die Strategie- mit der
Systementwicklung und balanciert Anforderungen, Möglichkeiten und Einschränkungen der anderen Ebenen aus [vgl. Österle 1995, Kap. 1].
Strategie
Strategie
Prozeß
Prozeß
CBC-Phase
Anregung
Evaluation
CBC-Aufgabe Marktforschung
ECC-Lösung
Informationssystem
Informationssystem
Daten/Information
SW/Tool
Informationstechnik
Informationstechnik
Plattform/
Netz
...
Kauf
After Sales
Installation/Schulung
...
e-Mail
EDIService- WWWElectronic AuftragsChatraum SupportNewsletter abwicklung
Forum
Text
Sprache Bewegtbild
Grafik
...
...
eMail
Konfigurator
Telefon
PC
Chat
EDI
WWW
...
Set-top-Box CD-ROM
...
Bild 3.1./1: Die Ebenen des Business Engineerings (links) [vgl. Österle 1995, S. 16ff.]
und das ECC-Schichtenmodell (rechts) [in Anlehnung an Knetsch 1996, S 38]
Auf Ebene Strategie dokumentiert ein Unternehmen seine Position im Markt und die
daraus abgeleiteten Schlüsselentscheidungen [siehe Österle et al. 1995, S. 3].
Der Prozeß ist eine Menge von Aufgaben, die in einer vorgegebenen Ablauffolge zu
erledigen sind. Leistungen sind die Ergebnisse des Prozesses, die an interne oder externe Kunden gehen [vgl. Österle 1995, S. 52 und 62].
Das Informationssystem umfaßt alle Applikationen und Datensammlungen eines Unternehmens [vgl. Österle 1995, S. 58] und stellt dem Prozeß kontextbezogene Funktionalitäten und Daten für einen spezifischen Anwendungsbereich zur Verfügung.
Das Informationssystem besteht aus Komponenten der Informationstechnik. Die Informationstechnik faßt alle Objekte der Informations- und Kommunikationstechnik zusammen, die als Basiskomponenten für die Entwicklung und den Betrieb von Informa-
1
Die Erweiterung des Ebenenmodells nach [Österle 1995, S. 16ff.] um die Ebene Informationstechnik erwähnt und beschreibt [Riehm 1997, S. 5ff.].
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
27
tionssystemen1 dienen [vgl. Riehm 1997, S. 9]. Dazu zählen Hardware-Plattformen
und Netzwerkkomponenten (z.B. PC, Set-top-Box, Kabelmodem), die keinen direkten
Anwendungsbezug haben, sowie Softwarelösungen/Tools2 zur Unterstützung von spezifischen Prozeßaufgaben (beispielsweise elektronische Zahlungssysteme, elektronische Produktkataloge, Auftragsabwicklungssysteme).
Die ECC-Informationstechnik umfaßt sämtliche IT-Komponenten zur Realisierung
von Informationssystemen, welche Aufgaben in der Anbieter-Kunden-Beziehung unterstützen (vgl. Bild 3.1./2). Dazu zählen interne Systeme ("Intra-Enterprise-Systeme"
wie etwa eine Kundendatenbank), Systeme zur Interaktion mit Konsumenten ("ExtraEnterprise-Systeme" wie z.B. Home Banking über Internet ()) und Systeme hin zu
Geschäftskunden ("Inter-Enterprise-Systeme" wie beispielsweise die Auftragsabwicklung über EDI ()) [vgl. Bloch/Pigneur 1997].
ECC-Informationstechnik
OnlineShop
e-Geld Chat
Interne Kommunikation
Data
Warehouse
...
EDI
KundenDB
Poduktionsplanung usw.
Kunde
Kiosksystem
CBC
BAPI
Newsgroup
...
Konfigurator
Telefon
Internet ITV
...
PushSystem
EDI
...
Internet
e-Mail
...
Konsument
Home Electronics
StereoFernseher ... anlage
Geschäftskunde
Inter Ent.
EPK
Extra Ent.
Intra Enterprise
Anbieter
Auftragsabwicklung
...
MIS
Bild 3.1./2: Abgrenzung ECC-Informationstechnik
Was sind ECC-Services (-Dienstleistungen)?
Ein Unternehmen nimmt für die Realisierung, für den Betrieb und für die Wartung
einer ECC-Lösung Dienstleistungen (-Services) in Anspruch, welche etwa die Implementierung unterstützen (Web-Design, Anschluß an das Internet usw.), bei der Vermarktung einer Lösung helfen (etwa Directory Service), den Betrieb einer Lösung ermöglichen (beispielsweise Abwicklung Zahlungsverkehr, Passport Service) oder die
Wartung übernehmen (elektronisches Archivieren usw.) (vgl. Bild 3.1./3).
1
Informationssysteme entstehen somit als kontextspezifische Anwendungen einer oder mehrerer Informationstechnik(en).
2
Unter Tools sollen hier neben Softwarelösungen auch darüber hinausgehende Standards und Spezifikationen (z.B. BAPI, EDIFACT) verstanden werden.
28
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
Unter ECC-Dienstleistungen lassen sich somit sämtliche Services zusammenfassen,
die ein Unternehmen im Rahmen der Erstellung, des Betriebs und der Wartung einer
ECC-Lösung in Anspruch nehmen kann.
Anregungsphase
Kunde
Dienstleistung
Directory
Service
...
Anbieter
Content
Broker
Evaluationsphase
Passport
Service
Anregungsphase
Transaction
Service
eMarket
Marketing
Service
Evaluationsphase
After Sales
Phase
Kaufphase
Financial
Service
Kaufphase
...
Community
Builder
After Sales
Phase
Bild 3.1./3: Beispiele für Dienstleistungen in der Anbieter-Kunden-Beziehung
3.2. Strukturierung der ECC-Informationstechniken und -Services
Welche Informationstechniken und Services kann ein Unternehmen im Customer
Buying Cycle einsetzen? Aus welchen Komponenten besteht eine ECC-Lösung? Die
Beobachtung von Institutionen aus Praxis und Wissenschaft zeigt, daß die Vertreter
der jeweiligen Bereiche den IT- und Service-Markt entsprechend ihren Bedürfnissen
unterschiedlich einteilen [vgl. Steinbock 1994, S. 9]. Das zeigt auch eine Untersuchung von [Huber 1997], welche Marktforschungsinstitute (Gartner Group, Diebold
Deutschland GmbH usw.), Hersteller (IBM, HP), Vertriebskanäle (VOBIS usw.) und
Printmedien (Financial Times, Computerwoche) nach ihren IT-Strukturierungsmodellen untersucht und dabei unterschiedlichste Schwerpunkte sowie eine Vielfalt der verwendeten Begriffe erkennt.
Die vorhandenen Strukturierungsvarianten [siehe z.B. Huber 1997] stellen den ECCMarkt und damit die möglichen Komponenten einer ECC-Lösung nicht deutlich dar.
Abschnitt 3.2.2. definiert daher eine neue Struktur ("ECC-Klassen"), welche ECC-Informationstechniken, aber auch die relevanten ECC-Services beinhaltet und den in Abschnitt 3.2.1. dargestellten Anforderungen entspricht [vgl. Steinbock 1994, S. 8].
Ziel der Strukturierung ist die übersichtliche Darstellung des ECC-Marktes und dadurch das Aufzeigen der Komponenten, aus denen ECC-Lösungen bestehen können.
Zudem gliedert die ECC-Datenbank ihre Informationen anhand dieser Struktur [siehe
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
29
ECC 1997]; damit können Datenbank-Anwender systematisch nach passenden Informationstechniken, Dienstleistungen und Anbietern suchen.
3.2.1. Anforderungen an die ECC-Klassen
 Vollständigkeit: Die ECC-Klassen müssen auf einer höheren Abstraktionsstufe
sämtliche Informationstechniken, Produkte und Dienstleistungen des Bereichs Electronic Customer Care repräsentieren. Alle Informationstechniken, Produkte und
Dienstleistungen gehören zu mindestens einer ECC-Klasse.
 Neutralität: ECC-Klassen sollten weitgehend geschäftsneutral sein, d.h. sie sind
auf unterschiedliche Branchen, Geschäftsbereiche oder Geschäftsbeziehungen (Business-to-Business, Business-to-Consumer) anwendbar.
 Differenzierung: Die ECC-Klassen müssen sowohl aus der Art der Verwendung
als auch aus technischer Sicht eine sinnvolle Differenzierung zulassen. Trotz möglicher Überschneidungen muß genügend Trennschärfe zwischen den ECC-Klassen
bestehen.
 Nachvollziehbarkeit/Praktikabilität: Primäres Ziel der Klassifikation ist die
praktische Anwendung der ECC-Klassen zur Strukturierung der Informationstechniken, Produkte und Dienstleistungen in der ECC-Datenbank. Das Vorhaben, die
Datenbank einem großen Publikum über Internet verfügbar zu machen, verlangt
eine relativ einfache Struktur und intuitive Nachvollziehbarkeit der Einteilung.
 Offenheit: Obwohl ein gewisses Maß an Stabilität gefordert ist, muß die Typologie
für zukünftige informationstechnische Entwicklungen offen sein. Das bedeutet, daß
bei grundsätzlichen Veränderungen des technischen oder geschäftlichen Umfelds
eine Ergänzung/Änderung der Typologie zulässig ist.
Um die genannten Anforderungen zu erfüllen, nutzt die Arbeit die Paradigmen der Objektorientierung [vgl. z.B. Booch 1991]. Sie beschreibt Informationstechniken und
Dienstleistungen als Objekte mit Eigenschaften und Funktionalitäten (Methoden) und
faßt Objekte mit gemeinsamen Eigenschaften und Funktionalitäten in Klassen [vgl.
Booch 1991, S. 93] zusammen. Herstellerspezifische Produkte sind Instanzen von
Klassen.
Durch Anwendung der Klassenbildung (Generalisierung/Spezialisierung und Bildung
von Ober- und Unterklassen) und Komplexbildung (Aggregation von Objekten zu neuen Objekten) [vgl. Österle 1995, S. 214ff.] entsteht eine flexible IT- und Service-Hie-
30
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
rarchie, wobei eine Informationstechnik oder eine Dienstleistung eine Spezialisierung
von mehreren Klassen sein kann und damit die Eigenschaften mehrerer Klassen erbt.1
3.2.2. Ableiten der ECC-Klassen
Untersucht man die Objekte einer Kundenbeziehung, insbesondere den Anbieter, den
Kunden und die bei der gemeinsamen Prozeßabwicklung auszutauschenden Informationsobjekte (z.B. Auftrag, Produkt), zeigt sich, daß sämtliche Aufgaben (Methoden)
der Objekte (Suchen, Frage stellen, Bestellen, Informieren, Bezahlen usw.) zu einer
oder mehreren der drei Interdependenzarten "Information", "Kommunikation" oder
"Transaktion" gehören (vgl. Bild 3.2.2./1) [vgl. Kortzfleisch 1996]. Die Verwendung
dieser Interdependenzarten zur Konkretisierung der Informationstechnik im Bereich
Software/Tools (vgl. Abschnitt 3.1., Bild 3.1./1) macht Sinn, da man zur Realisierung
von Informations-, Kommunikations- oder Transaktionsschnittstellen Tools mit unterschiedlichen Leistungen - d.h. Funktionen und Eigenschaften - benötigt.
Produkt/
Leistung
Anbieter
Anbieter
Suchen (z.B. Search Engine)
Evaluieren (z.B. Angebotssystem)
Konfigurieren (z.B. e-Konfigurator)
Bestellen (z.B. Online-Shop)
Bezahlen (z.B. elektron. Geld)
...
Kunde suchen (z.B. Search Engine, Directory)
Kunde identifizieren (z.B. digitales Zertifikat)
Kunde beraten (z.B. Telefon, Videoconferencing)
Information bereitstellen (z.B. EPK, Web-Page)
Bestellung abwickeln (z.B. EDI, Remote Login)
Fragen beantworten (z.B. Telefon, e-Mail)
...
Auftrag
...
Kunde
Kunde
Lieferant suchen (z.B. Directory)
Produkt evaluieren (z.B. EPK)
Fragen stellen (z.B. e-Mail, Telefon)
Produkt wählen (z.B. Angebotssystem)
Produkt bestellen (z.B. Online-Shop)
Produkt bezahlen (z.B. elektron. Geld)
...
Fett = Information
Kursiv = Kommunikation
Normal = Transaktion
Bild 3.2.2./1: Interdependenzarten Information, Kommunikation, Transaktion
Eine ECC-Lösung erfordert neben den Tools zur Realisierung der genannten Interdependenzarten ("Informationstools", "Kommunikationstools", "Transaktionstools") eine
Hardware- und Netzplattform, die als Basis für die entsprechenden SW-Lösungen
dient (Klasse "Plattform/Netz", vgl. Abschnitt 3.1. und Bild 3.1./1). Dazu kommen die
1
Die Prinzipien der Klassenbildung (Bilden von Klassen mit Subklassen) und Komplexbildung
(Aufzählen der Objekte, welche eine Informationstechnik nutzt oder aus denen sie besteht) sind
auf abstraktem Niveau realisiert und bei der Strukturierung der Informationstechniken in der ECCDatenbank [siehe ECC 1997] angewendet.
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
31
ebenfalls in Abschnitt 3.1. erwähnten und beschriebenen ECC-Dienstleistungen (vgl.
Bild 3.1./3), welche die Realisierung, den Betrieb und die Wartung einer ECC-Lösung
unterstützen (Klasse "Provider/Dienstleister").
Die Arbeit teilt zusammenfassend und auf einem hohen Abstraktionsniveau die am
Markt vorhandenen ECC-Informationstechniken und -Services in die Klassen "Informationstool", "Kommunikationstool", "Transaktionstool", "Plattform/Netz" und "Provider/Dienstleister" ein, wie sie nachfolgend kurz beschrieben sind:
Informationstool: Zu Informationstools gehören sämtlich IT-Objekte, welche Informationen aufbereiten, strukturieren und dem Kunden automatisch (ohne Interaktion
mit einer anderen Person) zur Verfügung stellen bzw. den Kunden bei der Suche
nach Informationen unterstützen (Beispiele: elektronischer Produktkatalog, Tonbanddienst, Web-Page, Search Engine).
Kommunikationstool: Kommunikation ist ein Prozeß, der zielgerichtete Informationen interaktiv austauscht [vgl. Stauffert 1991, S. 455]. Kommunikationstools unterstützen und realisieren Gespräche/Diskussionen mit anderen Personen (Beispiele:
E-Mail, Groupware, Newsgroups, Telefon).
Transaktionstool: Transaktionstools sind Abwicklungs- und Buchungssysteme [vgl.
Kortzfleisch 1996]. Zu Transaktionstools zählen Systeme zur Vorbereitung, Unterstützung, Durchführung und Sicherung von Transaktionen1 (Beispiele: Profiling
Tools, Verschlüsselungstechniken, Online-Shop).
Plattform/Netz: Hardwarelösungen und Netzwerke stellen keine kontextspezifischen
Leistungen zur Verfügung. Sie dienen als Basis für die Informations-, Kommunikations- und Transaktionstools (Beispiele: PC, physisches Netzwerk, Fernsehgerät).
Provider/Dienstleister: Nicht zur Informationstechnik zählen Provider und Dienstleister. Sie unterstützen die Entwicklung, die Wartung und den Betrieb von ECC-Lösungen; die Service-Klasse "Provider/Dienstleister" komplettiert die benötigten
Komponenten einer ECC-Lösung (Beispiele: Trusted Third Party, Web-Design, Financial Service, Content Broker).
Bild 3.2.2./2 konkretisiert die oben dargestellten ECC-Klassen durch das Ableiten von
Subklassen und durch das Aufzeigen herstellerspezifischer Produkte pro Klasse.
1
Zum Begriff Transaktion im engen Sinn [vgl. Gutzwiller 1994, S. 236].
32
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
InformationsInformationsaufbereitung/
aufbereitung/
Multimedia
Multimedia
InformationsInformationstool
tool
KommuniKommunikationstool
kationstool
InformationsInformationsbereitstellung/
bereitstellung/
-abruf
-abruf
Audiotex (...)
Fax-On-Demand (Epigraphx, ...)
Push-System (Marimba, Wayfarer, ...)
...
WWW (...)
InformationsInformationsstrukturierung/
strukturierung/
Suchhilfe
Suchhilfe
Search Engine (Alta Vista, Lycos, ...)
...
Directory (BigBook, Bigfoot, ...)
"Lean
"Lean CommuCommunication"
nication"
e-Mail (Lotus Notes, MS-Mail, ...)
Internettelefonie (MS-NetMeeting, ...)
...
Videoconferencing (MS-NetMeeting, ...)
Collaboration/
Collaboration/
Virtual
Virtual
Community
Community
Groupware (Lotus Notes, ...)
...
Whiteboard (...)
Virtuelle
Virtuelle
Welt
Welt
GeschäftsabGeschäftsabwicklung/
wicklung/
Online-Shop
Online-Shop
ECCECCKlasse
Klasse
TransaktionsTransaktionstool
tool
ZahlungsZahlungssystem
system
Integration
Integration
Enabler
Enabler
SicherheitsSicherheitstechnik
technik
Profiling
Profiling
Tool
Tool
Plattform/
Plattform/
Netz
Netz
MUD (WorldsAway, ...)
...
3D-Chat (Worlds Chat, ...)
Merchant Server (Intershop Online, ...)
...
Business Applikation (Pandesic, ...)
Elektronisches Geld (DigiCash, Mondex, ...)
...
Smart Card (VisaCash, Mondex, ...)
EDI (SAP ALE, ...)
...
e-Mail (...)
Asymm. Verschlüsselung (RSA, ...)
...
Digitales Zertifikat (VeriSign, ...)
Cookie (...)
...
Digitales Zertifikat (VeriSign, Firefly, ...)
NetzNetzinfrastruktur
infrastruktur
Kabelmodem (...)
...
Set-top-Box (...)
ECCECCGerät
Gerät
TV (Sony, ...)
...
Kiosksystem (...)
Mobile
Mobile
Computing
Computing
Provider/
Provider/
Dienstleister
Dienstleister
Autorensystem (Macromedia Director, ...)
...
GUI-Gestaltung (ActiveX, Shockwave, ...)
NetNetProvider
Provider
ECC-DienstECC-Dienstleister
leister
PDA (Robotics, ...)
...
Laptop (...)
Online-Dienst (T-Online, AOL, ...)
...
Internet/WWW (Sprynet, ...)
Passport Service (VeriSign, Firefly, ...)
...
Trusted Third Party (VeriSign, ...)
Bild 3.2.2./2: Übersicht über die wichtigsten IT- und Service-Klassen im Bereich
Electronic Customer Care und Beispiele für spezifische Produkte je Klasse
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
33
Die Klassenhierarchie gibt einen Überblick über Informationstechniken und Dienstleistungen, die ein Unternehmen bei der Realisierung von ECC-Lösungen benötigt. Sie
dient dem ECC-Projektverantwortlichen als Hilfe, notwendige IT- und Service-Komponenten für sein Projekt zu definieren.
Das Navigieren und Suchen in der Hierarchie erleichtert Tabelle 3.2.2./1. Sie beschreibt die wichtigsten Funktionen und Eigenschaften der einzelnen ECC-Klassen
(Hierarchieebene drei). Der Leser bzw. der ECC-Projektverantwortliche kennt die Anforderungen seiner ECC-Lösung und sucht in der Auflistung nach denjenigen Klassen,
welche die benötigten Leistungen zur Realisierung seines Projekts bereitstellen. In der
ECC-Datenbank [siehe ECC 1997] findet er pro Klasse konkrete Produkte und Services, die er für die Realisierung einsetzen kann.
Informationstool
Klasse
Typische Funktionen
Eigenschaften
InformationsInformationsaufbereitung/
aufbereitung/
Multimedia
Multimedia

Digitale Aufbereitung der Informationen
Multimediale Gestaltung der Informationen
Entwerfen des GUI usw.

InformationsInformationsbereitstellung/
bereitstellung/
-abruf
-abruf

Bereitstellen von Informationen
Verteilen von Informationen an Interessenten (Push)
Abrufen von Informationen durch den
Kunden (Pull) usw.

Strukturieren von Informationen
Unterstützung bei der Suche nach Informationen (z.B. Produkt, Anbieter) usw.

Rudimentäre Kommunikation mit dem Geschäftspartner
Zielorientierter Interessenaustausch usw.





InformationsInformationsstrukturierung/
strukturierung/
Suchhilfe
Suchhilfe

"Lean
"Lean CommuCommunication"
nication"


Kommunikationstool

Collaboration/
Collaboration/
Virtual
Virtual
Community
Community





Virtuelle
Virtuelle
Welt
Welt


Intensive Zusammenarbeit mit dem
Geschäftspartner
Austausch von Dokumenten, Grafiken usw.
Gemeinsame Entwicklung
Kundengemeinschaften
Diskussionsplattform, Gruppenbesprechung
usw.
Darstellen realer Welten in digitaler Form
Verwirklichen virtueller, multimedialer
Gemeinschaften usw.







Offen/Proprietär
Animiert/Nicht
animiert
On Stock/On
Demand/On
Specific Demand
Unicast/Multicast/Broadcast
Offene Liste/Geschlossene Liste
Strukturiert/Nicht
strukturiert
Point-to-Point/
Multipoint
Synchron/Asynchron
Moderiert/Nicht
Moderiert
Multimedial/Nicht
Multimedial
2D/3D
34
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
Klasse
GeschäftsabGeschäftsabwicklung/
wicklung/
Online-Shop
Online-Shop
Typische Funktionen
Eigenschaften

Anbieten von Leistungen
Unterstützen des Einkaufsprozesses
Konfigurieren, Preise berechnen usw.
Abwickeln von Transaktionen (etwa Bestellung, Reklamation)

Zahlungsverkehr durchführen
Kleinstbeträge bezahlen
Kreditkarteninformationen übermitteln usw.


Sicher/Nicht sicher
Offen/Proprietär
Zugriff auf entfernte Systeme
Zugriff auf Geschäftslogik eines
Transaktionssystems
Integration heterogener Systeme usw.

Offen/Proprietär
Sichern von Transaktionen zwischen den
Geschäftspartnern (Vertraulichkeit, Authentizität, Datenintegrität, Nachweisbarkeit)
Identifikation der Geschäftspartner usw.

Offen/Proprietär
Erheben/Speichern eines Kundenprofils
Individualisieren von Leistungen auf Basis
des Profils
Zusammenführen von Kunden mit ähnlichen
Profilen usw.

Offen/Proprietär
Vernetzung der Geschäftspartner
Anschluß an Online-Medien usw.

Offen/Geschlossen



Transaktionstool
ZahlungsZahlungssystem
system



Integration
Integration
Enabler
Enabler



SicherheitsSicherheitstechnik
technik


Profiling
Profiling
Tool
Tool


Plattform/Netz

NetzNetzinfrastruktur
infrastruktur

ECCECCGerät
Gerät

Realisierung der Schnittstelle zum Kunden
usw.

Home/PoS/
Enterprise
Mobile
Mobile
Computing
Computing


Online/Offline

Netzzugang/Added
Value Services

-

NetNetProvider
Provider

Mobile Kommunikation
Mobiler Zugriff auf Transaktionssystem
Mobiler Datentransfer usw.
Bereitstellen Netzzugang (Online-Plattform)

Managen der Plattformen usw.
ECC-DienstECC-Dienstleister
leister

ECC-Realisierung (z.B. Web-Design)

ECC-Abwicklung (z.B. Trusted Third Party)

ECC-Wartung (z.B. Archiving)


Provider/DL

Standardtool/
Eigenentwicklung
Offen/Proprietär
Tabelle 3.2.2./1: Beispiele für Funktionen und Eigenschaften (nicht abschließend) pro
ECC-Klasse
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
35
Die ECC-Klassen helfen, den ECC-Markt einzuteilen und unterstützten den Leser bei
der Suche nach relevanten IT- und Service-Komponenten. Die Klassenhierarchie spiegelt die Strukturierung der Informationstechniken und Services in der ECC-Datenbank
wider [siehe ECC 1997]. Dort findet der Leser zu jeder Klasse eine Auswahl interessanter Anbieter bzw. Produkte.
3.3. IT-Trends und die Auswirkungen auf Electronic Customer Care
Wie entwickeln sich Informationstechniken weiter und welche Auswirkungen ergeben
sich dadurch auf die Anbieter-Kunden-Beziehung?
Versucht man, die zukünftigen Entwicklungen der Informationstechnik darzustellen
(IT-Trends), kann man Technologien zusammenfassen, die in ihrer Wirkung ähnlich
sind und helfen, einen Trend mitzugestalten. Bild 3.3./1 macht dazu einen Versuch.
Die identifizierten Entwicklungen lassen sich nicht eindeutig abgrenzen und überschneiden sich teilweise. In der beiliegenden ECC-Datenbank findet der Leser pro
Trend neben relevanten Informationstechniken auch einschlägige Fallbeispiele.
ECC-Informationstechniken und -Produkte
Chat
WWW
ActiveX
StandardSW
EDIFACT
Kabelmodem
Internet
BAPI
CORBA
Konfigurator
OLE
EDI
CGI
Digital Passport
SET
Bot
CTI
TCP/IP
ALE
API
RSA
...
WfMC
OAG
Set-top-Box
Online-Dienst
Public Key
RSAC
...
Intelligent Agent
...
WWW
BAPI
PDA
Multimedia/
Interaktivität
Standardisierung
Vernetzung/
e-Home
Cookie
Intelligente
Systeme
Integration
ASP
Standardisierte Protokolle
Cellular Phone
S-HTTP
TTP SSL
OMG
Push-System
Angebotssystem
...
Shockwave
ATM
ITV
WAN
DVD
ISDN
OPS
PDF
MUD
Real-Player
VRML
Java
IT-Trends
...
ATM
CTI
...
Digitales Zertifikat
Digitale Unterschrift
...
Multimode
Access
Sicherheit
Bild 3.3./1: Entwicklungsschwerpunkte der Informationstechnik (IT-Trends)
36
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
Ziel dieses Abschnitts ist es, die Auswirkungen der einzelnen IT-Entwicklungen auf
den Bereich Electronic Customer Care zu identifizieren. Dazu versucht die Arbeit, pro
Trend (vgl. Abschnitte 3.3.1. bis 3.3.7.) die technologischen Entwicklungen in den
nächsten zwei bis fünf Jahren zu identifizieren und daraus mögliche Auswirkungen auf
den Bereich Electronic Customer Care abzuleiten.
3.3.1. Multimedia/Interaktivität
Die Beschränkung der Informationssysteme auf die Verarbeitung strukturierter Daten
löst sich auf [vgl. z.B. Steinbock 1994, S. 243; Hünerberg/Heise 1995]. Verbesserte
Technologien zur Darstellung von Texten, Bildern, Audio und Video und höhere
Übertragungsraten im Bereich Telekommunikation erlauben die attraktive und interaktive Gestaltung von Inhalten, besonders im Bereich Internet/WWW.
Die Entwicklung zeigt sich in neuen Tools zur Informationsaufbereitung (etwa ActiveX (), Shockwave (), VRML () oder das Produkt QuickTime von Apple) und
in interaktiven Anwenderschnittstellen (beispielsweise interaktive Web-Formulare, Java-Applets (), Chat-Systeme (), MUDs ()). Dazu kommen verbesserte Audiound Videotechnologien ("Streaming"1, Desktop-Videoconferencing, Internet-Telefonie
usw.) und die Kombination von unterschiedlichen multimedialen Elementen in einer
gemeinsamen Oberfläche (z.B. eine WWW-Page, die Text-, Audio-, Grafik- und Javaobjekte integriert und über Hyperlinks verfügbar macht) (vgl. Bild 3.3.1./1).
Die zukünftige Entwicklung der Multimedia-Technologie im Bereich Electronic Customer Care läßt sich wie folgt beschreiben:
 Die fortschreitende Digitalisierung von Daten in allen Bereichen der Informationsverarbeitung (elektronische Bestellabwicklung, digitale Telefonie, digitale Fernsehkanäle, Image Processing usw.), die Erhöhung der Bandbreiten (neue Kompressionsverfahren, ATM, ISDN usw.) und die sinkenden Telekommunikationskosten
verstärken den Trend zur multimedialen Aufbereitung von Inhalten.
 Grafische Benutzeroberflächen (z.B. WWW) verstehen durch ausgeklügelte PlugIn-Konzepte sämtliche gängigen Grafik- (z.B. GIF), Dokumenten- (z.B. HTML,
OLE, PDF, ODA) und Kompressionsformate (z.B. JPEG, MPEG) und können mit
beliebigen Informationsobjekten arbeiten.
1
Unter Streaming versteht man ein Verfahren, welches das Anhören von Audio- oder Videosequenzen schon während des Downloads von einem Server ermöglicht (das Produkt RealPlayer ()
verwendet z.B. dieses Konzept).
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
37
 Die multimedialen und interaktiven "User Interfaces" lassen sich künftig in ihrem
Aussehen flexibel an ein Kundenprofil anpassen und sind ohne spezielle Schulung
einsetzbar.
 Beeinflußt durch Entwicklungen aus der Spieltechnologie (etwa 3D-Games), nimmt
die Qualität multimedialer Systeme weiter zu. Insbesondere entwickeln sich interaktive 3D-Welten (z.B. MUDs (), 3D-Chat-Systeme) und Systeme zur dreidimensionalen Produktpräsentation (z.B. VRML ()) rasch weiter.
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OnlineHilfe
Elektronischer
Katalog
Audio
Elektron.
Geldüberweisung
Grafik, Foto
...
Voice Mail
Hotline
Bild 3.3.1./1: "Multimediales Dokument"
Auswirkungen auf Electronic Customer Care:
- Multimediale Systeme sprechen durch ihre einfache und intuitive Bedienbarkeit einen immer größeren Benutzerkreis an, erhöhen die Akzeptanz elektronischer Leistungen und die Bereitschaft der Kunden, für Inhalte zu bezahlen.
- Die Interaktivität verbessert die Möglichkeit, auf Kundenwünsche situativ zu reagieren und verschiedene Kunden unterschiedlich zu behandeln.
- Neuartige 3D-Welten helfen, Produkte ansprechend zu präsentieren und geben dem
Kunden die Möglichkeit, mit anderen Kunden in virtuellen Räumen in Kontakt zu
treten. Anbieter kreieren virtuelle Verkaufsräume und bedienen digitale Repräsentationen (sogenannte "Avatare") der Kunden.
38
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
3.3.2. Standardisierung
Die Standardisierung sorgt einerseits für die technische Abstimmung von Systemen
(etwa Protokolle), andererseits vor allem aber auch für die Vereinheitlichung von Inhalten und der Zugriffssteuerung auf die Geschäftslogik eines Systems, wie auch folgende Thesen zeigen:
 In einem durch Globalisierung und Dezentralisierung gekennzeichneten Umfeld
müssen verteilte Informationssysteme Standards nutzen, damit sie sich gegenseitig
verstehen und Prozeßaufgaben gemeinsam bearbeiten können.
 Neue Standards entstehen, die auf die Einhaltung der Geschäftslogik bei der Prozeßabwicklung in verteilten Umgebungen achten und die Semantik übertragener
Geschäftsobjekte berücksichtigen (vgl. Abschnitt 3.3.5.).
 Der Kampf um Standards (etwa im Bereich Internet, Online-Dienste, ITV) hat erst
begonnen. Einerseits gibt es sehr wenige Toolanbieter (z.B. Merchant Server (),
EPK (), digitale Zertifikate ()), die man als echte Marktführer bezeichnen
könnte. Andererseits fehlen Normen für die standardisierte Abwicklung der Geschäfte (wie z.B. im EDI-Bereich das Format EDIFACT) bzw. sind diese gerade
erst in Entwicklung (z.B. SET (), OPS (), BAPI ()). Richtungsweisende Entscheidungen sind in den nächsten ein bis drei Jahren zu erwarten.
 Langjährige Standardisierungsbemühungen nationaler und internationaler Gremien
(z.B. WfMC, OAG, OMG), z.B. in den Bereichen EDI () oder verteilter Systeme
(z.B. CORBA), werden durch Anforderungen der neuen Informationstechniken (Internet, WWW, Java usw.) abgelöst und durch neue Initiativen ersetzt.
 Das fehlende Wissen über die zukünftige Bedeutung einzelner Standardisierungsinitiativen und Anbieter macht Investitionsentscheidungen aus heutiger Sicht schwierig (z.B.: Setzt sich Lotus Domino () als Web-Server-Standardplattform durch?).
Auswirkungen auf Electronic Customer Care:
- Allgemein anerkannte Schnittstellen und Spezifikationen erleichtern die gemeinsame Bearbeitung von Prozeßaufgaben (z.B. BAPI (), EDIFACT) und den freien
Austausch von Informationsobjekten zwischen Anbieter und Kunde.
- Das Etablieren von Standards (z.B. für die Transaktionsabwicklung, die Zahlungsabwicklung, die Identifizierung von Geschäftspartnern, das Erstellen von Kundenprofilen) wird einen Schub für Electronic Customer Care bringen, da keine technischen Barrieren effiziente Lösungen verhindern.
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
39
- Kunden können durch die Verwendung von Standards universell auf die Systeme
beliebiger Anbieter zugreifen. Die Systeme verstehen - da standardisiert - das übermittelte Kundenprofil (z.B. digitales Zertifikat), akzeptieren das angebotene Zahlungsmittel (z.B. e-Geld) und bearbeiten Transaktionsaufrufe wie Verfügbarkeitsprüfung, Berechnung Lieferfrist usw.
- Die Standardisierung trägt durch die Vereinfachung der Geschäftsabwicklung zur
Akzeptanzsteigerung von Online-Angeboten bei.
- Der zu erwartende Standardisierungsschub (zumindest im Bereich Internet) bringt
dem Anwender kürzere, einfachere und exakter planbare Einführungsprojekte.
3.3.3. Vernetzung/e-Home
Große Unternehmen haben heute sowohl die interne Vernetzung (etwa von Arbeitsplätzen, Abteilungen) als auch die Vernetzung mit den Geschäftspartnern (Kunden,
Lieferanten usw.) relativ weit vorangetrieben. Für kleine und mittlere Unternehmen
(KMU) sowie für private Haushalte [vgl. auch Brenner/Kolbe 1996a setzt sich die
Entwicklung fort, wie auch folgende Thesen zeigen:
 Neue Netzinfrastrukturen und Protokolle (beispielsweise Glasfaserkabel, ISDN,
ATM) stellen die für moderne Lösungen benötigte Bandbreite billig zur Verfügung
und ermöglichen auch über Internet multimediale Anwendungen mit ausreichender
Qualität (Telefonie, Videoconferencing, 3D-Welten usw.).
 Spezielle Internet-Tarife der Post, der Anschluß an das Internet über das TV-Kabel
(für den keine variablen Kosten anfallen), die Verwendung des Fernsehers als Internet-Empfangsgerät (z.B. WebTV ()) und die sinkenden Kosten für die benötigte
Hardware (etwa für "Home Electronics" wie Set-top-Boxen oder Kabelmodems)
führen zu einer Akzeptanzsteigerung digitaler Dienste in den privaten Haushalten.
 Neue Geräte, die Signale unterschiedlicher Quellen (z.B. Satellit, TV-Kabel, Internet) empfangen und verstehen (auch genannt "Integrated Receiver Decoder") [vgl.
Hurley 1996] sind in Entwicklung. Innerhalb des Wohnbereichs verteilen Funk- und
Infrarotsysteme die Signale zu den Empfangsgeräten.
 Die DVD (digital video disc), eine neue CD-ROM-Generation mit einer Speicherkapazität zwischen 4,7 und 17 Gigabyte, ist in der Lage, die volle Länge eines Kinofilms zu speichern. Sie ersetzt herkömmliche CDs, CD-ROMs und VHS-Video-
40
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
kassetten mit dem Vorteil, daß sie nach unten kompatibel ist, d.h. daß alte CDs und
CD-ROMs ebenfalls von den entsprechenden Geräten gelesen werden können.
Auswirkungen auf Electronic Customer Care:
- Die neuen und billigen Infrastrukturen (z.B. Internet, ISDN, Online-Dienste, ITV)
verringern die Eintrittsbarrieren bei der Nutzung von Online-Angeboten und schaffen neue Potentiale für KMU und private Anwender.
- Vor allem KMU verzichten vermehrt auf teuere VANS und herkömmliche EDIVerbindungen, nutzen statt dessen billige Dienste des Internets (Internet-EDI, eMail, FTP usw.) und erhöhen dadurch ihre Konkurrenzfähigkeit.
- Die Schnittstelle zum Konsumenten verlagert sich zunehmend in den Haushalt (vgl.
Bild 3.3.3./1). Private Abnehmer sind über Telefon, Fernseher (ITV), Internet oder
Online-Dienste (beispielsweise AOL, T-Online) an globale Netze angeschlossen
und beziehen digitale Dienstleistungen über die neuen Medien (etwa e-Mail, Home
Banking, Home Shopping, DRTV, Video-on-Demand, Reisereservation, Mobile
Computing).
Verkehrsinformation
Finanzdienstleister
Reiseveranstalter
e-Home
Information
Home
Shopping
Gesundheit
Sicherheit
Unterhaltung
Transportunternehmen
Internet/TV
Video
Games
Arbeit
...
Arbeitgeber
Radio
...
Ausbildung
Reisen
Sport
Home
Banking
Mobility
Kommunikation
Verkehrsleitsystem
Einkaufen ...
Bild 3.3.3./1: e-Home [vgl. Brenner/Kolbe 1996b, S. 8]
- Neue Speichermedien mit hohen Kapazitäten (z.B. DVD) erleichtern die Verteilung
umfangreicher, multimedialer Informationen. Dies führt zu neuen Möglichkeiten im
Home-Bereich (etwa erleichterte Verteilung speicherintensiver, interaktiver Multimedia-Anwendungen).
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
41
3.3.4. Intelligente Systeme
Die zur Kundenbearbeitung verwendeten Tools und Softwarelösungen (z.B. EPK, Angebotssysteme, Konfiguratoren, Suchmaschinen) verfügen über eigene "Intelligenz",
verstehen Kundenanforderungen und lösen Standardaufgaben für den Kunden, vermehrt aber auch komplexere Abläufe wie Konfiguration, Produktevaluation [vgl. auch
Martin 1997; SNI 1997]. Thesen sind:
 Einfache intelligente Systeme sind Push-Systeme (vgl. Abschnitt 4.1.1.4.), deren
Verbreitung in den nächsten Jahren wachsen wird, weil sie Anwendern das mühsame Suchen nach Informationen auf Web-Sites oder anderen Informationsmedien ersparen.
 Suchmaschinen und Knowledge-Agenten (z.B. AltaVista, HotBot, WebCompass)
sind für das Finden, Strukturieren und Analysieren von Informationen auch in Zukunft wichtig, weil sie durch neue und intelligente Algorithmen helfen, die entstehende Informationsflut in Online-Medien zu bekämpfen.
 Intelligente Robots wie "Chatter Bots" (die mit Kunden "reden"), "Knowledge
Bots" (die Informationen strukturiert aufbereiten), "Commerce Bots" (die z.B. Angebot und Nachfrage automatisch koordinieren), "Shopping Bots" (die z.B. selbständig die billigsten Angebote für ein bestimmtes Produkt suchen) (vgl. Abschnitt
4.1.2.2.1.) oder "Mail Bots" (die automatisch e-Mails versenden oder beantworten)
[vgl. auch BotSpot 1997] werden die nötige Marktreife erlangen.
Auswirkungen auf Electronic Customer Care:
- Intelligente Agenten vereinfachen die Prozeßabwicklung mit dem Kunden und werden in vielen Varianten die Kundenbeziehung durchdringen.
- Intelligente Systeme unterstützen den Trend zur Kundenselbstbedienung resp. Abnehmerqualifikation (vgl. Abschnitt 4.1.1.2.) und helfen Unternehmen, Personal
einzusparen.
- Intelligente Produktkataloge oder Angebotssysteme (), die dem Kunden beim
Evaluieren, Konfigurieren (Plausibilitätskontrolle, Variantenvergleich usw.) und
beim Berechnen von Preisen helfen, passen (unterstützt von Cookies, digitalen Zertifikaten oder Informationen aus dem User-Login) auf Basis des Kundenprofils die
angebotenen Informationen und Leistungen immer präziser an die Bedürfnisse des
Kunden an (vgl. Abschnitt 4.1.1.3.).
42
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
3.3.5. Integration
Früher waren Informationssysteme meist isoliert und bearbeiteten abgegrenzte Aufgaben in einzelnen Abteilungen/Organisationseinheiten (beispielsweise Auftragserfassung, Buchhaltung). Danach ging die Entwicklung hin zu integrierten Systemen, die
mehrere geschäftliche Aufgaben mit einer Anwendung und mit einer Datenbasis erfüllen (z.B. das System SAP R/3, vgl. Abschnitt 2.3.). Heute versucht man, Anwendungen (Informationssysteme), die im Netzwerk autonom und spezialisiert arbeiten,
über geeignete Schnittstellen mit anderen Anwendungen zu integrieren, sie aber trotzdem autonom zu belassen (vgl. Bild 3.3.5./1).
Anwendung B
Anwendung A
Anwendung C
Anwendung A
Anwendung B
Anwendung C
Anwendung D
Anwendung D
verteilt,
nicht integriert
zentral,
integriert
Anwendung A
Anwendung C
Anwendung B
Anwendung D
verteilt,
integriert
Zeit
Bild 3.3.5./1: Entwicklung der Integration [siehe SAP 1995, S. 11]
Auch die zur Unterstützung der Anbieter-Kunden-Beziehung benötigten Anwendungen gilt es zu koordinieren (z.B. das Transaktionssystem eines Anbieters mit seiner
Web-Präsenz), damit sie Informationsobjekte wie z.B. Auftrag, Reklamation, Storno
aber auch Sprache, Text und Video verstehen und richtig bearbeiten.
Heute gibt es aber beispielsweise erst wenige Internet-Lösungen, die direkt mit dem
administrativen Transaktionssystem integriert sind, d.h. über Internet einen Zugriff auf
die Transaktionslogik (Geschäftslogik) des Systems zulassen (z.B. direkte Einbuchung
eines Auftrags über Internet in ein SAP-System und Prüfung der Kreditwürdigkeit des
Kunden). Ein derartiger direkter Zugriff ist für viele Unternehmen noch zu riskant, da
Lösungen für eine eindeutige Identifikation des Kunden noch nicht voll ausgereift sind
und daher die Gefahr von "Junk-Aufträgen" zu groß ist - vor allem im anonymen Massengeschäft. Zudem bieten Hersteller erst begrenzt Technologien an, mit denen man
über Internet auf die Geschäftslogik eines Systems zugreifen kann (z.B. über spezielle
APIs wie den BAPIs () der Firma SAP AG).
So ist heute z.B. das "Batchen" von Internet-Aufträgen in eigenen Zwischentabellen
und das separate Eingeben der Aufträge in das eigentliche Transaktionssystem durch-
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
43
aus üblich. Bei der Firma Hewlett Packard etwa lösen derzeit Internet-Bestellungen ein
e-Mail zum entsprechenden Sachbearbeiter aus, der den Auftrag manuell in das Auftragsabwicklungssystem eingibt.
Folgende Thesen zeigen die zukünftige Entwicklung im Bereich Integration auf:
 Neue Zugriffstechniken (z.B. BAPIs ()) erleichtern die Anbindung der vorhandenen Transaktionssysteme an das Internet und den direkten Zugriff auf deren Geschäftslogik. Die sichere Identifikation des Kunden (z.B. durch digitale Zertifikate)
reduziert die Gefahr von "Junk-Eingaben".
 In verteilten Umgebungen sind Tools wichtig, welche die Einhaltung der geforderten Geschäftslogik überwachen (z.B. ALE (), BAPI ()), d.h. auf die korrekte
Abwicklung der Geschäftsprozesse (korrekte Verfügbarkeitsprüfung bei Online-Bestellungen, Prüfen des Kunden-Kreditlimits vor der Auftragseinbuchung usw.) achten.
 Zusätzlich zu bestehenden Anwendungen wächst die Anzahl von Internet-Applikationen, die mit bestehenden Daten arbeiten müssen. Neue Standards und Protokolle
(z.B. IDC, ASP, CGI) machen für den Anwender unbemerkt vorhandene Datenbestände über die neuen Internet-Anwendungen verfügbar.
 Die Internet-Technologie entwickelt sich als Standard-Middleware für die Navigation (z.B. HTTP), Präsentation (z.B. HTML, PDF, VRLM), die Kommunikation
(z.B. IRC, MIME, Internet-Telefonie) und den Zugriff auf Geschäftsapplikationen
oder Daten (z.B. BAPI, CGI, ASP) rasch weiter und bildet in Zukunft vermehrt die
Basis für betriebliche Anwendungen, zumindest aber für die grafische Oberfläche.
Das Internet führt verteilte Funktionsmodule und Daten unter einer einheitlichen
Benutzeroberfläche zusammen.
 Die Computer- und Telefontechnologien wachsen zusammen (CTI) [vgl. Walters
1995, Kap. 3].
Auswirkungen auf Electronic Customer Care:
- Die Koordination verteilter Systeme, die im Netz autonom und spezialisiert arbeiten, erleichtert in der Anbieter-Kunden-Beziehung die Abwicklung verteilter Geschäftsprozesse.
- Die Web-Technologie bildet in Zukunft das Standard-GUI für viele Geschäftsanwendungen. Der Web-Browser integriert und präsentiert Daten, die in beliebigen
44
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
Systemen gespeichert sein können, und ermöglicht den Zugriff auf Geschäftsapplikationen durch standardisierte Funktionen.
- Die Integration der Systeme der Geschäftspartner und die enge Verknüpfung der
Prozesse durch eine standardisierte Zugriffslogik ermöglicht neue Geschäftsmodelle
(etwa Just-in-Time, Built-to-Order, Direktvertrieb).
- CTI verbessert die Möglichkeiten zur Kommunikation mit dem Geschäftspartner.
3.3.6. "Multimode Access"
Unabhängig der verwendeten Endgeräte und Telekommunikationsinfrastrukturen (Internet, Mobilfunk, Telefonleitung usw.) greifen Kunden auf das Informationsangebot
und die Dienstleistungen von Anbietern zu, beispielsweise über Internet, Telefon,
PDA, Spielkonsole, Automated Teller Machine oder ITV (vgl. Bild 3.3.6./1). Standardisierte Zugriffsprotokolle (z.B. TCP/IP) verstärken den Trend.
Telefon
PDA
Handy
ATM
ITV
Leistungen
Internet
Fax
OnlineShop
Online-Infor...
mationen
Application
Services
Datenbank
Hotline
Spielkonsole
PC
Zapfsäule
...
Uhr
Auto
Bild 3.3.6./1: "Multimode Access"
Die erwarteten Entwicklungen im Bereich "Multimode Access" der nächsten Jahre lassen sich wie folgt darstellen:
 Die fortschreitende Standardisierung der Endgeräte und der Netzprotokolle erleichtert den Zugriff auf digitale Leistungen. Die durch die Digitalisierung der Daten ermöglichte Multifunktionalität einzelner Endgeräte (Empfang des Internets über
Fernseher, Versenden von Fax und e-Mail über PDA, Telefonieren über PC usw.)
unterstützt den Trend.
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
45
 "Digitale Ausweise", die entweder auf dem Computer, dem PDA, einer Smart Card
oder in der Set-top-Box eines Fernsehers gespeichert sind, melden den Anwender
unabhängig des verwendeten Geräts bei der Dienstleistungsquelle an, übermitteln
sämtliche notwendigen User-Informationen (etwa Adresse, individuelle Einstellungen) und ersparen damit beispielsweise den Aufwand zur Identifikation des Anwenders oder das langwierige Anpassen der Leistungen an den Nachfrager.
Auswirkungen auf Electronic Customer Care:
- Unternehmen bieten den Kunden zukünftig unterschiedliche Möglichkeiten für den
Zugriff auf ihre Leistungen an. Je nach Situation kann der Kunde die Informationen
und Dienstleistungen per Fax, über Audiotex (), über Internet () usw. wahlweise mit dem Computer, PDA, Mobiltelefon oder Fernseher flexibel abrufen.
- Unabhängig davon, welches technische Hilfsmittel der Kunde verwendet, werden
dem Kunden ähnliche Leistungen zur Verfügung stehen.
3.3.7. Sicherheit
Tabelle 3.3.7./1 zeigt zentrale Anforderungen an die Sicherheit bei der Abwicklung
von Geschäftstransaktionen über offene Netzwerke.
Sicherheitsanforderung
Beschreibung
Vertraulichkeit
Es muß sichergestellt sein, daß Daten während einer Übertragung nicht
Dritten zugänglich sind (Stichwort Verschlüsselung). Auch die Verbindungsdaten selbst müssen geheim bleiben.
Authentizität
Es muß sichergestellt sein, daß die an einer Übertragung beteiligten Parteien diejenigen sind, für die sie sich ausgeben (sichere Identifikation).
Datenintegrität
Es muß sichergestellt sein, daß Daten während einer Übertragung nicht
verändert/ergänzt werden oder während der Übertragung verloren gehen
(Unverfälschtheit der Daten).
Nachweisbarkeit
Es muß sichergestellt sein, daß die Übertragung der Daten von keiner
der beteiligten Parteien bestritten werden kann (wird durch die Kombination der oben genannten Anforderungen erreicht).
Tabelle 3.3.7./1: Zentrale Sicherheitsanforderungen an praxistaugliche Lösungen
[siehe Bhimani 1996, S. 31]
Neue Sicherheitsstandards und -konzepte sowie neue Dienstleistungen (z.B. Trusted
Third Parties), welche die Erfüllung der aufgezeigten Anforderungen ermöglichen,
sind in naher Zukunft breit auf dem Markt verfügbar.
46
3. Die ECC-Informationstechniken (und -Services)
Thesen im Bereich Sicherheit sind:
 Die Sicherheitsprobleme des Internets sind weitgehend gelöst. Basierend auf hohen
Rechnerleistungen arbeitet die Public-Key-Verschlüsselung (z.B. RSA) mit ausreichend großer Schlüssellänge, um die Vertraulichkeit und Datenintegrität bei der
Übertragung von Informationspaketen in offenen Netzwerken sicherzustellen.
 Sicherheitstechnologien (z.B. S-HTTP, SSL, digitale Zertifikate) sind direkt in Applikationen (z.B. Web-Browser) eingebettet und agieren für den Kunden unbemerkt
und ohne zusätzlichen Aufwand im Hintergrund.
 Neue Standards für die Abwicklung von Kreditkarten-Zahlungsprozessen (z.B.
SET), neue Anbieter von digitalem Geld (z.B. DigiCash, CyberCash) und neue
Dienstleister, welche die Identität (Authentizität) der Geschäftspartner sicherstellen
(sogenannte Trusted Third Parties), werden zunehmend akzeptiert.
 Organisationen wie z.B. das Recreational Software Advisory Council (RSAC) entwickeln Filtersysteme für das Internet ("Freigabedienst"). Content Provider bewerten ihre Inhalte nach den standardisierten Kriterien von RSAC bezüglich Gewalt,
Sex, Sprache usw. Im Web-Browser (derzeit nur MS Internet Explorer) regelt ein
autorisierter Benutzer, auf welche Informationen die Anwender des Browsers zugreifen dürfen [vgl. RSAC 1998].
Auswirkungen auf Electronic Customer Care:
- Digitale Unterschriften () und digitale Zertifikate () stellen die Authentizität
der Geschäftspartner sicher.
- Übergeordnete Kontrollinstanzen (sogenannte Trusted Third Parties [vgl. Zbornik
1996, S. 156ff.]) geben digitale Zertifikate nur an vertrauenswürdige Personen oder
Unternehmen aus und machen den Kauf auch bei unbekannten Unternehmen sicher.
- Die Lösung der Sicherheitsprobleme führt bald zu einer weiteren Akzeptanzsteigerung der Online-Angebote.
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
Kapitel drei beschreibt IT- und Service-Klassen der Kundenbeziehung und aktuelle ITTrends. Kapitel vier verläßt die technikorientierte Sichtweise und identifiziert geschäftliche Potentiale der Informationstechnik in der Kundenbeziehung. Abschnitt 4.1.
faßt Entwicklungen im Bereich Electronic Customer Care zusammen, leitet geschäftliche Trends (Konzepte) ab und dokumentiert diese anschaulich anhand von Beispielen.
Abschnitt 4.2. konkretisiert den Nutzen und die Ziele von ECC-Lösungen.
4.1. Trends in der Anbieter-Kunden-Beziehung
Nach [Forrester 1996] wird der Wert der über Internet verkauften Produkte und Leistungen im Jahr 2000 bei ca. 200 Milliarden Dollar liegen (bei derzeit 15 Milliarden
Dollar).1 33 Millionen US-Haushalte werden online sein, der Anteil der Unternehmen
mit Internet-Präsenz steigt von 4% auf 33%. Aussagen, welche die zunehmende Akzeptanz und Verbreitung des Internets und anderer interaktiver Dienste dokumentieren
(unabhängig davon, ob im Bereich Business-to-Business oder Business-to-Consumer),
gibt es viele [vgl. Hansen 1996, Kap. 2; Resnik/Taylor 1994], ebenfalls dementsprechende Beispiele: So bietet der deutsche Computerdirektvertrieb transtec AG () seit
1995 im Internet u.a. Produkt- und Statusinformationen sowie Bestellmöglichkeiten
für einen Papierkatalog an. Heute zählt der Web-Server bis zu 30.000 Zugriffe am
Tag; 2.200 Katalogbestellungen gingen 1996 über Internet ein. Das Unternehmen bezeichnet die wirtschaftliche Bedeutung der Web-Präsenz heute als "deutlich spürbar",
in vier Jahren wird sie "sehr bedeutend" sein.
Aber wie müssen Unternehmen Informationstechniken einsetzen, um die betrieblichen
Herausforderungen (vgl. Abschnitt 2.1.1.) zu meistern? In der Literatur existieren wenige konkrete Antworten auf diese Frage [vgl. Bloch et al. 1996, S. 30]. Beobachtet
man allerdings führende Unternehmen und analysiert deren Lösungen2, zeichnen sich
die in den Abschnitten 4.1.1. und 4.1.2. beschriebenen Trends ab, die sich gegenseitig
nicht ausschließen und zum Teil überschneiden. Sie visualisieren die durch den IT-
1
Angaben über die zukünftige Nutzung des Internets (z.B. getätigter Umsatz, Anzahl User) unterscheiden sich je nach Quelle zum Teil wesentlich. Ein Grund dürfte u.a. die unterschiedliche Definition von Begriffen wie "Internet-Verkäufe" oder "Internet-User" sein.
2
Die Analyse identifizierte die wichtigsten Marketingkonzepte der einzelnen Fallbeispiele in der
ECC-Datenbank und leitete daraus sowohl allgemeine Entwicklungen als auch Entwicklungen pro
CBC-Phase ab (siehe Bilder 4.1.1./1 und 4.1.2./1).
48
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
Einsatz in der Kundenbeziehung hervorgerufenen Entwicklungen und zeigen damit
grundlegende Konzepte erfolgreicher ECC-Lösungen auf.
Die nachfolgend dargestellten Entwicklungen und Beispiele spiegeln die optimistische
Grundhaltung vieler Medien, Anwender und vor allem Anbieter bezüglich der neuen
Informationstechniken und deren Anwendungsmöglichkeiten wider. Sie sind weitgehend nachvollziehbar; der Leser muß die einzelnen Konzepte jedoch kritisch hinterfragen und sich vor Augen halten, daß viele von ihnen erst in einer frühen Phase ihrer
Entwicklung sind.
Bild 4.1./1 zeigt den typischen Verlauf der Erwartungen in neue Lösungen anhand einiger Technologiebeispiele und ordnet die in Abschnitt 4.1.1. identifizierten allgemeinen Trends in der Kundenbeziehung (kursiv dargestellt) grob der Erwartungskurve zu.
Medienpräsenz
Push-Informationen
Neue Geschäftsmodelle
NC
Individualisierung der Kundenbeziehung
BAPI
Intelligent Agent
Digitales
Zertifikat
Zielgruppenspezifische
Komplettlösung
Avatar
Einführung
Information on Specific Demand
VRML
ITV
Integration der Kundenprozesse
Smart Card
Java
"Spitze" der
aufgeheizten
Erwartungen
24-h-Service
Kundenselbstbedienung
Virtual
Reality
Ernüchterung
ActiveX
SET
Erkennen
der echten
Potentiale
...
PDA WWW
Niveau der
Produktivität
Zeit
Bild 4.1./1: Der "Hype"-Zyklus neuer Technologien bzw. Konzepte
[Darstellung der Erwartungskurve siehe Forbes 1997, S. 6]
4.1.1. Allgemeine Trends in der Anbieter-Kunden-Beziehung
Bild 4.1.1./1 zeigt Marketingkonzepte, die Unternehmen in den analysierten Fallbeispielen einsetzen. Ähnlich wie bei der Metaplantechnik sind inhaltlich zusammengehörende Konzepte in Clustern (Suchfeldern) zusammengefaßt, welche die allgemeinen
Entwicklungsschwerpunkte (Trends) in der Anbieter-Kunden-Beziehung repräsentieren (Cluster mit eigenen Überschriften). Dabei bedeutet allgemein, daß die identifizierten Entwicklungen nicht konkret eine spezielle Phase des Customer Buying Cycles betreffen, sondern in mehreren Phasen Auswirkungen haben können.
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
OnlineShop
24-StundenService
24-StundenHotline
OnlineSpiele
ServiceFAQ
Wirtschaftsdatenbank
Online-Produktdokumentation
24-StundenChat
"Elektronisches
Schaufenster"
...
...
Customer
Profiling
Digitales
SW-Archiv
...
Self Customization
Individualisierung der
Kundenbeziehung
DatabaseMarketing
Learning
Relationship
FeedbackFormular
Real-TimeMarketing
OnlineAuftragsdaten
Fax-OnDemandAuskunft
Angebotssystem
Customized
Marketing
Elektronische
Bestellung
Intelligenter
Agent
Elektron. PreisElektronische
Schulungskalkulation
Konfigurations- Information
CD-ROM
on
Stock
unterstützung
Yellow Pages
Elektronische ProAutomatische
Newsgroup User
duktevaluation
Group
Telefonauskunft
(Audiotex)
Elektronischer
Online-Produkt- u.
Produktkatalog
...
Preisinformationen
Personalisierte
Leistungen
Mass Customization
Kundenselbstbedienung
(Abnehmerqualifikation)
Produktinformation am
PoS-/PoI
Business
Process
Redesign Online-Bestellung
über WWW
Zielgruppenspezifische
Werbung
...
"Community
Knowledge"
Individuelle
Personal-Pages
...
...
Micromarketing
Customer Profile Matching
49
Relationship
Marketing
Push
Newsdienst
Neue Geschäftsmodelle
Pay-perView
Remote
Login auf
System des AuftragsabAnbieters
wicklung
über EDI
Just-inTime
Digitales
Geld
...
Customer
Integration
Integration der
Kundenprozesse
Built-toOrder
One-to-OneAdvertising
One-to-OneMarketing
Mikrozahlung
Information
on Delivery
Newsticker
"Webcasting"
...
"Electronic
Newsletter"
Reminder
Service
Elektronische
Diskussionsliste
Fax-Broadcasting
...
...
Elektronischer
GlobaliDisinterMarktplatz
sierung
Datenbankmediation
...
Push-Informationen
Query
Outsourcen
Neue (elekE-MailDirektder Nicht- tronische)
HelpFeedback
ProblemlöLeistungsvertrieb
Kernkom- Mittlerdienste
Chat
sungspaket
system
petenzen
Online-LieInformaOnlineferstatus
...
"Virtueltionsbroker
Global
Indirect
User
Beratung
le Lager"
Sourcing
Marketing
Group
Neue NetAudio- und
IntelliDienste
Videosupport
...
Onlinegenter
Bündelung von An- "Customer
...
Auktion
Focussed
Agent
bietern auf OnlineKontoabfrage
Alliance"
Plattformen
über Telefon
Online...
Personalisierbare Zielgruppenspezifische
Information on Verfügbarkeitsprüfung
und konfigurierSpecific Demand
...
bare Web-Pages Komplettlösung
Hotline
... allgemeines, nicht phasenspezifisches (CBC) Marketingkonzept
... Marketingkonzept, das schwerpunktmäßig auf eine bestimmte CBC-Phase wirkt
Bild 4.1.1./1: Allgemeine Trends in der Kundenbeziehung (Suchfelder)
[Darstellung der Suchfelder in Anlehnung an Belz 1998, S. 45]
50
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
Eine eindeutige Zuordnung der Marketingkonzepte zu Suchfeldern ist nicht immer
möglich (siehe z.B. Schnittmenge bei den Trends "24-Stunden-Service" und "Kundenselbstbedienung"). Trotzdem hilft die Grafik, die wichtigsten Entwicklungen zu erkennen und zu visualisieren. Die Lage eines Marketingkonzepts innerhalb eines Suchfelds
hat keine semantische Bedeutung. Das Suchfeld ohne eigene Überschrift enthält ausschließlich phasenspezifische Konzepte, wird daher erst in Abschnitt 4.1.2. behandelt,
der die phasenspezifischen Marketingkonzepte (weiße Kästchen in Bild 4.1.1./1) zu
Trends pro Phase des Customer Buying Cycles zusammenfaßt.
Die allgemeinen Trends sind nachfolgend im Detail beschrieben. Weitere Beispiele
pro Trend und Beispiele für Informationstechniken, welche Enabler für die genannten
Entwicklungen sind, findet der Leser in der beiliegenden ECC-Datenbank.
4.1.1.1. 24-Stunden-Service
Unternehmen bieten ihre Leistungen, unabhängig der realen Öffnungszeiten, sieben
Tage die Woche und 24 Stunden am Tag an. Die ständige Verfügbarkeit elektronischer
Plattformen (etwa Internet (), Audiotex-Systeme (), Fax-On-Demand (), Bulletin Board Systeme (), Interactive TV (), Multimediaterminals (), "elektronische
Schaufenster" (), digitale SW-Archive) löst die Notwendigkeit permanenter persönlicher Bedienung ab. Bestellmöglichkeiten, technischer Support, Produkt- und Preisinformationen usw. sind für den Kunden jederzeit elektronisch zugänglich, erhöhen damit seine Flexibilität und führen zu einer besseren Servicequalität (ganztägiges Einkaufen im Online-Shop, Status Tracking rund um die Uhr, 24-Stunden-Hotline usw.).
So greift der Kunde im Internet-Buchladen Amazon.com () rund um die
Uhr auf ein Angebot von 2,5 Millionen Büchern zu, sucht im Kuoni Ticket
Shop () nach Flugtickets und Last Minute-Angeboten, ruft beim Computerhersteller Compaq Produktinformationen zu seinem Personal Computer
über das Fax-On-Demand-System "PaqFax" ab () oder informiert sich
am Sonntag bei der Hausbank per Telefon über den aktuellen Kontostand.
4.1.1.2. Kundenselbstbedienung und Abnehmerqualifikation
Unternehmen lagern Standardaufgaben (beispielsweise Übermitteln von Preis- oder
Produktinformationen, Informieren über den Lieferstatus oder die Produktverfügbarkeit), vermehrt aber auch komplexere Abläufe wie Produktkonfiguration, Bestellabwicklung, Produktschulung, zu ihren Kunden aus. Die Kundenselbstbedienung entlastet die Mitarbeiter von Routinetätigkeiten, spart Geld ein und gibt dem Kunden die
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
51
Möglichkeit, sich selbständig und jederzeit - ohne lästige Bedienung - über das Leistungsangebot des Unternehmens zu informieren [vgl. z.B. Keeler 1995, S. 229ff.;
Bievert et al. 1994, S. 28ff., 50ff.]. Darüber hinaus verbessern Selbstbedienungsplattformen die Abnehmerqualifikation [vgl. Belz et al. 1997, S. 44; Schicht 1993, S.
254f.]. Verbesserung der Abnehmerqualifikation bedeutet, daß Kunden ihre Produktkompetenz [vgl. Hansen/Henning 1996] durch die Verwendung von Online-Dokumentationen, Gebrauchsanweisungen auf CD-ROM, elektronischen Schulungsunterlagen
usw. erhöhen, wie auch das Unternehmen SAP AG in Abschnitt 2.3. zeigte. Weitere
Beispiele für Kundenselbstbedienung bzw. Abnehmerqualifikation sind:
Der Computerdistributor PRISMA () bietet zur Entlastung des Vertriebspersonals über Internet Informationen allgemeiner (Produktinformationen, Verfügbarkeitsdaten, Informationen zu den Supportleistungen usw.) sowie individueller,
d.h. kunden- und auftragsbezogener Art an (etwa Auftragsstatus, Auftragswert, Liefertermin), die der Kunde teilweise über BAPIs () direkt aus einem SAP-System1
abruft. 100 legitimierte Anwender nutzen derzeit den Service (Tendenz steigend).
Eine einfachere Service-Plattform finden Kunden der Firma U.S. Robotics (3Com). Der Anbieter des elektronischen Organizers "Pilot" stellt auf seinem
Web-Server FAQ (Frequently Asked Questions) bezüglich des Produkts bereit [vgl.
Robotics 1997]. Nur in Ausnahmefällen benötigen die Kunden die Hilfe eines Robotics-Servicetechnikers.
Mehr Komfort, Interaktivität und Intelligenz bieten hingegen
der SB-Bausparplaner, eine interaktive CD-ROM mit Berechnungsmöglichkeiten für
eine individuelle Bausparvariante, ausgegeben von der Deutschen Bank AG (),
oder die "Micasa & Home CD-ROM" der Schweizer Handelskette Migros.
Die CD-ROM präsentiert Einrichtungsgegenstände im Wohn- und
Heimbereich multimedial und bietet dem Kunden viele Zusatzinformationen (z.B. einen "Wohnungsplaner").
"InfoPoint", eine Point-of-Information-Lösung (PoI) für Deutsche Presse-Grossisten (), ist ein ähnliches Beispiel: 500 Multimediaterminals sollen bis Ende 1998 bundesweit in Zeitschriftenläden, Supermärkten, Hotels und
Bahnhöfen installiert werden. Diese bieten Informationen zu 2.500 Magazinen und
Zeitschriften. Titel, die nicht vorrätig sind, bestellt der Kunde direkt am Terminal.
Sie werden über Nacht in die entsprechende Filiale geliefert.
1
Der Zugriff mittels BAPIs ist erst in Testphase (Stand November 1997).
52
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
Durch die Kundenselbstbedienung bzw. Abnehmerqualifikation lernen Kunden, die
Produkte und Dienstleistungen selbständig auf ihren Bedarf abzustimmen, den Nutzen
des Produkts vollständig zu erschließen und erzielen dadurch einen Spezialisierungseffekt bezüglich der Leistung [vgl. Hansen/Henning 1996, S. 162]. Eine verbesserte
Produktkompetenz des Kunden ist dann von Vorteil, wenn das Unternehmen den gestiegenen Ansprüchen besser entspricht als die Konkurrenz und dadurch ungeeignete
Lieferanten ausschließt [vgl. Belz et al. 1991, S. 68f.].
Unterstützt werden "SB-Lösungen" einerseits von einfachen Informationsplattformen
wie WWW-Pages, CD-ROMs, Tonbanddienste und Teletex. Andererseits von komplexeren Systemen wie etwa elektronischen Produktkatalogen (), Konfiguratoren oder
Angebotssystemen () mit eigener Intelligenz (Konfigurationsunterstützung, Plausibilitätskontrolle, Preisberechnungen usw.). Zunehmend setzen Anbieter auch die bereits
erwähnten (vgl. Abschnitt 3.3.4.) "Intelligenten Agenten" () ein. Sie helfen dem
Kunden beim Suchen, Vergleichen oder Bestellen von Produkten.
4.1.1.3. Individualisierung der Anbieter-Kunden-Beziehung (One-to-One-Marketing)
Informationstechniken erlauben durch ihre Interaktivität, Kundeninformationen zu
sammeln und auszuwerten und damit individuelle Leistungen für Kunden zu erstellen,
d.h. unterschiedliche Kunden unterschiedlich zu behandeln (One-to-One-Marketing,
Micromarketing, Individual Marketing) [vgl. Peppers/Rogers 1993; Pine et al. 1995;
Piller 1997; Hagel/Rayport 1997; Tomczak/Dittrich 1997, S. 36f.].
Das so realisierte "Individual Marketing" ersetzt durch das kundenspezifische Individualisieren von Produkten und Leistungen ("Customized Marketing") sowie durch eine
Intensivierung der Beziehung zum einzelnen Kunden ("Relationship Marketing") das
anonyme Massenmarketing [vgl. Link/Hildebrand 1997a, S. 16] (vgl. Bild 4.1.1.3./1).
Online-Technologien, speziell Werkzeuge im Umfeld des Internets, erlauben unter anderem die in Tabelle 4.1.1.3./1 dargestellten Varianten zur Personalisierung von Leistungen [zusammengefaßt von BroadVision 1997].
Art der Indivi- Beschreibung
dualisierung
Detaillierung
Option/Menu
Select; direkte
Suche
Der Benutzer/Kunde formuliert aktiv seinen Bedarf und wählt selbständig die gewünschten Leistungen/Informationen; keine Intelligenz beim System.
Das System bietet Optionslisten/Menüs an, aus denen der Kunde passende Leistungen wählen kann; das System bietet die Möglichkeit zur direkten Suche (Schlüsselworte usw.).
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
53
Art der Indivi- Beschreibung
dualisierung
Detaillierung
Profile/Rulebased Matching
Im System sind spezielle Regeln
hinterlegt. Die Regeln personalisieren das Angebot auf Basis des Kundenprofils.
Der Benutzer/Kunde übermittelt sein Profil (z.B. mittels Online-Formular, digitalem Zertifikat). Das System paßt auf Basis
des Profils das Angebot an den Kunden an
(z.B. PointCast ()).
Feedback/Obser- Das System lernt aus der Beobachvation-based
tung des Kunden und aus dem KunMatching
denfeedback und individualisiert
darauf aufbauend seine Leistungen.
Der Benutzer/Kunde übermittelt sein Profil nicht direkt. Das System gewinnt das
Profil durch die Beobachtung des Kunden
bzw. durch Produktbewertungen des
Kunden (Feedback) und paßt das Angebot
entsprechend an (z.B. One-To-One ()).
Stereotyping,
Community
Rating
Der Benutzer/Kunde übermittelt sein
Profil bzw. das System gewinnt es durch
Beobachtung. Das System entscheidet, zu
welchem Kundentyp der Kunde gehört
(z.B. Firefly Network ()).
Das System entscheidet, zu welchem Kundentyp ein Anwender gehört; danach bietet das System Leistungen an, welche Kunden dieses
Typs normalerweise bevorzugen.
Tabelle 4.1.1.3./1: Mögliche Varianten zur Individualisierung von Inhalten/Leistungen
[zusammengefaßt von BroadVision 1997]
Aber nicht nur im Umfeld des Internets, das durch Technologien wie "Cookies" (),
digitale Zertifikate (), Produkte wie den personalisierbaren Merchant Server "OneTo-One" der Firma BroadVision () oder das auf Community Rating basierende Verkaufssystem der Firma Firefly Network () personalisierte Leistungen anzubieten
vermag, erheben Unternehmen Kundenprofile und bauen darauf individuelle Leistungen und enge Kundenkontakte auf. Es gibt auch Beispiele in anderen Bereichen:
Jeder Angestellte der Hotelkette Ritz-Carlton () füllt für alle Gäste, mit denen er Kontakt hat, ein sogenanntes "guest preference pad" aus. Am Abend gibt
er die gesammelten Informationen in eine hoteleigene Datenbank ein. Die Mitarbeiter sämtlicher 28 Ritz-Carlton-Hotels haben Zugriff auf die erhobenen Kundenprofile (derzeit ca. 500.000) über das Reisereservationssystem "Covia". So kann ein
Kunde, der bei einem Besuch ausdrücklich Weißwein mit Eis bestellt hat, davon
ausgehen, daß er bei der nächsten Übernachtung in einem Ritz-Carlton-Hotel gefragt
wird, ob er den Wein wieder mit Eis haben möchte.
Auch der Bekleidungsproduzent Levi Strauss () individualisiert seine
Leistungen und bietet in ausgewählten Geschäften maßgeschneiderte Damenjeans
an. Die Maße der Kundin gehen über Computernetz direkt zum Laser-Schnittroboter
der nächstgelegenen Fabrikationsstätte. Nach ca. zwei Wochen liegt die maßgeschneiderte Jeans im Verkaufsraum bereit.
54
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
Die effiziente Übermittlung und Auswertung der Kundeninformationen durch die Informationstechnik ermöglicht diese Art der Produktindividualisierung in Massenmärkten, die durch den Begriff "Mass Customization" gekennzeichnet ist [vgl. Pine 1993].
Individualisierung
der Leistung
Customized
Marketing
Individual
Marketing
(Fokus Produkt)
(Fokus Produkt u. Kunde)
Produktkonstruktion
Produkt...
konfiguration
Customer Learning
Profiling Relationship
Self Custo- Database
Marketing
mization
...
Mass Customization
Massenmarketing
Relationship
Marketing
(Fokus Abverkauf)
(Fokus Kunde)
...
Standardprodukt
Transaktion
Folgeverkauf
Partnerschaft
Loyalität
Customer
Integration
...
Intensität der
Kundenbeziehung
Bild 4.1.1.3./1: Individual Marketing [vgl. Link/Hildebrand 1997a, S. 16]
Kombiniert man die Kundenselbstbedienung (vgl. Abschnitt 4.1.1.2.) mit der Produktindividualisierung, spricht man von "Self Customization" [vgl. Piller 1997, S. 17], bei
welcher der Kunde selbständig ein im Standard ausgeliefertes Produkt an seine Bedürfnisse anpaßt.1
Ein Beispiel für Self Customization ist das Software-Produkt "Microsoft Office". Das Programm wird in Millionen identischer Exemplare abgesetzt und
durch den Kunden während des Setups oder später während des Gebrauchs individuell angepaßt (Tastaturbelegung, Menüs, Sprache usw.). Viele Funktionen des
Standardprodukts nutzt oder kennt der Anwender nicht, fehlende Funktionen kann er
dagegen selbst definieren (z.B. durch Anwenden einer Makrosprache) [vgl. Piller
1997, S. 17].
Individuelle Informationen und Leistungen sparen dem Kunden Zeit (beispielsweise
bei der Suche und Auswahl von Produkten), erhöhen die Bereitschaft zum Kauf (aufgrund des passenden Leistungsangebots und folglich der geringeren Anzahl von
1
Zur Produktindividualisierung vgl. auch "Baukastenlösungen" [Belz et al. 1991, S. 61ff.].
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
55
"Blindleistungen") und verbessern die Kundenzufriedenheit und -bindung (durch den
Aufbau einer engen Anbieter-Kunden-Beziehung) [vgl. Bernoff/Nurse 1996]. Ziel einer One-to-One-Kundenbeziehung ist die laufende Verbesserung der Partnerschaft,
wobei sich die Kenntnisse über den Kunden (beispielsweise Bedürfnisse) durch die
Zusammenarbeit (Kundenfeedback, -beobachtung usw.) laufend verbessern ("Learning
Relationship") [vgl. Pine et al. 1995; Peppers/Rogers 1997c, S. 420f.].
4.1.1.4. Push-Informationen
Push-Informationen sind Informationen, die ein Content Provider oder Content Broker
[zu Informationsdiensten vgl. z.B. Bruck/Mulrenin 1995, Kap. IV] zentral aufbereitet
und über Netzwerk dem Kunden direkt zur Verfügung stellt (z.B. über einen Ticker,
Bildschirmschoner, per e-Mail oder per Fax) [vgl. Scheier 1997, S. 66]. Die Anwendungsmöglichkeiten von Push-Systemen reichen von der Verteilung von Nachrichten,
Produkt- und Preisinformationen, internen Messages bis hin zum Versand von Werbebriefen. Unternehmen nutzen Push-Systeme auch zur Verbesserung des Telefonservice
(Sammeln und anschließendes Verteilen von Kundendaten an die Mitarbeiter im Call
Center) oder zur automatischen Verteilung und Installation von Software-Updates
[vgl. Scheier 1997, S. 67].
Vorteil der Übermittlung von Informationen nach dem Push-Prinzip gegenüber herkömmlichen Pull-Diensten (der Kunde sucht nach neuen Informationen, etwa auf
Web-Pages, in Foren usw.) ist, daß der Kunde nicht das gesamte Informationsangebot
eines Anbieters laufend kontrollieren muß. Er spezifiziert lediglich einmal, an welchen
Themen er interessiert ist (Interessenprofil) und wird ab diesem Zeitpunkt automatisch
über Neuerungen auf den relevanten Gebieten informiert (vgl. Bild 4.1.1.4./1). Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die übermittelten Informationen individuell auf Gruppen
oder einzelne Personen abzustimmen. Die Kombination aus "Broadcast" und Personalisierung eröffnet neue Möglichkeiten für das Marketing ("Narrowcast") [vgl. Cortese
1997, S. 41].
Anwendungsbeispiele von Push-Systemen sind der Newsdienst PointCast (),
der den Abonnenten ausschließlich mit Informationen versorgt, welche dieser
bei der Installation in einer Auswahlliste als für ihn interessant klassifiziert hatte,
oder der "Elektronische Newsletter" der Firma PictureTel Corp. (), der
den PictureTel-Kunden laufend per e-Mail über Produktneuigkeiten informiert, und zwar nur über Produkte und Leistungen, die den Interessen des Kunden
entsprechen.
56
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
Die Anwendungsmöglichkeiten spezieller Push-Software-Lösungen (z.B. Wayfarer
Communications [vgl. Wayfarer 1997], Marimba Inc. (), BackWeb Technologies
[vgl. BackWeb 1997]) reichen in fast alle Bereiche eines Unternehmens.
Beispielsweise nutzt das angesprochene Netzwerk "FocalPt" der Firma
Ford (vgl. Abschnitt 1.1.) das System des Anbieters Wayfarer, um seine Informationen an die Ford-Händler zu übermitteln.
Das Unternehmen Trilogy (Trilogy Development Group) [vgl. Trilogy
1997] wiederum verteilt an seine Kunden Software mit der Push-Technologie "Castanet" () der Firma Marimba Inc.
Das Produkt Castanet ist auch in den Web-Browser des Anbieters Netscape Corp.
("Netscape Communicator") integriert ("Netcaster") und regelt den Empfang von Informationen (sogenannten Kanälen) direkt im Browser. Auch Microsoft bietet mit
dem Web-Browser "Internet Explorer 4.0" die Möglichkeit, "Channels" zu abonnieren und sich die Informationen auf seinen Desktop übertragen zu lassen ("Active
Desktop").
Registrierung
(einmalig)
Content
Content
Provider
Provider
...
...
Content
Broker
User
User A
A
User
User B
B
Filter
Content
Content
Provider
Provider
Interessenprofil
Content
Content
Content
Provider
Provider
User
User C
C
...
...
User
User Y
Y
Content
(News, SW, ...)
ProfilDB
Empfang der
Informationen:
- Ticker
- Bildschirmschoner
- Pop-Up-Window
- Web-Browser
- e-Mail
- Fax
- Festplatte
- ...
Content Push
(wiederholt)
Bild 4.1.1.4./1: Typische Funktionsweise eines Push-Systems mit Content Broker
Obwohl Push-Systeme u.a. wegen der Fähigkeit zum "Narrowcast" einige Vorteile gegenüber herkömmlichen Pull-Plattformen haben, gibt es auch kritische Stimmen: [Hibbard 1997] sieht beispielsweise die Gefahr, daß durch die Vorselektion der Informationen beim Content Provider viele Informationen verloren gehen und dadurch die Anwender in ihrer Kreativität eingeschränkt sind. Trotzdem gelten Push-Systeme als große Hoffnung, die Geschäfte im Internet durch verbesserte Werbemöglichkeiten (Übermittlung der Werbebotschaften direkt auf den Desktop der Kunden) sowie durch personalisierte Inhalte (für welche die Kunden eher bereit sind, zu bezahlen) anzukurbeln.
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
57
4.1.1.5. Information on Specific Demand
Neue Plattformen wie das Internet, proprietäre Online-Dienste, VideoconferencingSysteme, Multichatting-Tools oder MUDs () zeichnen sich durch ihre hohe Interaktivität aus. Diese erlaubt es, auf einen Kunden situativ zu reagieren und damit nicht nur
statische Informationen ("Information on Stock"), sondern speziell für eine Kundenanfrage generierte Lösungen, bereitzustellen ("Information on Specific Demand") [vgl.
Schmid et al. 1995, S. 104ff.; Dratva 1995, S. 98f.; Kortzfleisch 1996, S. 19].
So diskutiert der Kunde im "SPRYNET Help Chat" () in real time und
rund um die Uhr über ein Internet-Chat-System mit einem Techniker des Internetproviders SPRYNET.
Auf einer Web-Seite des Bereichs "Internet Solutions" () der Firma Hewlett Packard (HP) initiiert der Interessent durch Anklicken des Buttons "Call
Me Now" und Hinterlegung seiner Telefonnummer ein Telefongespräch mit einem
HP-Technologieberater. Dieser ruft automatisch zurück, die Telefongebühren liegen
bei HP.
Ein anderer Kunde bezieht bei Rechtsfragen über Internet/e-Mail eine OnlineRechtsberatung bei Jeroen de Kreek, einem Rechtsanwalt aus Amsterdam ().
Ebenfalls zur Kategorie "Information on Specific Demand" gehören einfachere Lösungen wie der Abruf individueller Kontoinformationen über das Telefon, die Abfrage
des Auftragsstatus über Internet oder das Durchführen von Datenbank-Queries in
Online-Datenbanken. Das Bereitstellen individueller Informationen auf Kundenwunsch erhöht die Interaktivität eines Angebots und spielt in der Kundenbeziehung
eine wichtige Rolle, da die Qualität des Online-Angebots dadurch wesentlich erhöht
wird [vgl. Schmid et al. 1995, S. 104ff.].
Für Informationsdienste im Bereich "Information on Specific Demand" ist eine hohe
Verfügbarkeit des Anbieters sowie ein hoher Automationsgrad bei der Produktion der
Informationen entscheidend, damit der Anbieter spezifische Anfragen auch bei überdurchschnittlichen Belastungen bearbeiten kann. Großes Potential birgt die öffentliche
"Historisierung" von Lösungen und Antworten, die ein Unternehmen auf spezifische
Anfrage hin erstellt hat. Das Unternehmen macht seine Informationen anderen Teilnehmern als "Information on Stock" oder "Information on Delivery" verfügbar, etwa
durch Publikation in Form von FAQs oder als Beitrag in einer spezifischen Newsgroup
oder "community of interest" [vgl. Armstrong/Hagel 1996, S. 135]. Dadurch erspart es
sich die mehrfache Beantwortung gleichartiger Fragen und letztendlich Zeit und Kosten [vgl. Schmid et al. 1995, S. 107; Dratva 1995, S. 98f.].
58
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
4.1.1.6. Integration der Kundenprozesse
Die elektronische Kundenintegration zielt darauf ab, den Wertschöpfungsprozeß des
Kunden informationstechnisch mit dem Wertschöpfungsprozeß des Lieferanten zu verknüpfen [vgl. Hermanns/Flory 1997, S. 604ff.]. Die Prozeßintegration zwischen Anbieter und Kunde zeigt sich in der Aufteilung und Abstimmung von Wertschöpfungsaktivitäten1 sowie in der Unterstützung der relevanten Prozeßaufgaben durch integrierte Informationssysteme. Ziel ist einerseits die Vereinfachung der Prozesse und damit
die Realisierung neuer Lösungen mit höherem Nutzen (z.B. Just-in-Time, Built-to-Order, Online-Bestellung). Andererseits wollen Anbieter die Kunden enger binden und
damit Eintrittsbarrieren für Konkurrenten schaffen [vgl. Österle 1995, S. 155; Hermanns/Flory 1997, S. 604ff.; Tomczak/Dittrich 1997, S. 37; zu "Customer Integration"
vgl. auch Kleinaltenkamp et al. 1996; Belz et al. 1997].
Die Prozeßintegration zwischen Geschäftspartnern wird häufig durch Lösungen aus
dem Bereich EDI (Electronic Data Interchange) () beschrieben. Deren Ziel besteht
darin, die Auftragsabwicklungssysteme der beteiligten Parteien über elektronische
Nachrichten wie EDIFACT zu verknüpfen, um die Aufträge schneller, sicherer und rationeller abzuwickeln.
Große Abnehmer verlangen von ihren Lieferanten heute oft die Installation derartiger Systeme, ebenso wie die Kaufhäuser Walmart und Kmart im Fall
des amerikanischen Herstellers von Fahrradkomponenten "Shimano American Corporation" (). Die beiden Großketten drohten Shimano bei Beharren auf dem alten
System (manuelle Auftragserfassung, Auftragsbestätigung per Fax) mit massiven
Auftragsrückgängen.
EDI-Systeme zur Integration der Kundenprozesse werden durch die Web-Technologie
und durch direkte Zugriffsmöglichkeiten auf ein entferntes System ergänzt, teilweise
aber auch abgelöst. Um sich die relativ hohen Kosten von EDI zu sparen (aufwendige
Implementierung, teure VANS für die Datenübermittlung usw.), bilden Unternehmen
ihre Geschäftsprozesse vermehrt direkt im Internet/WWW ab [vgl. Dugger 1996, S.
44ff.] (siehe auch das Beispiel "Boeing Commercial Airplane Group" in der Datenbank) oder sie geben dem Geschäftspartner über Netzwerk direkten Zugriff auf das eigene System (z.B. Remote Login), wie auch folgende Beispiele zeigen:
1
Oft in dem Sinne, daß ein Partner nur noch diejenigen Aufgaben durchführt, die zu seinen Kernkompetenzen zählen.
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
59
Das Business Model des Computerherstellers Monorail Inc. () basiert auf der engen, IT-gestützten Zusammenarbeit mit dem Transportunternehmen
Federal Express (FedEx). FedEx übernimmt das Abwickeln sämtlicher PC-Bestellungen und -Lieferungen für Monorail und erlaubt seinem Kunden Monorail zum
Plazieren der Aufträge direkten Zugriff auf das proprietäre FedEx-Netzwerk.
In ähnlicher Weise greifen die 450 unabhängigen Distributoren der Brauerei Heineken () in Amerika über einen Web-Browser und Internet auf
das Supply-Chain-Management-Programm von Heineken zu, tätigen dort Bestellungen und rufen den Bestellstatus ab.
Die Integration und Reorganisation von Prozessen zwischen Geschäftspartnern birgt
große Potentiale. Im Sinne des "Business Process Redesigns" [vgl. Davenport 1993;
Hammer/Champy 1994; Hess/Brecht 1995; Österle 1995] hinterfragen Unternehmen
nicht nur einzelne Aufgaben und unterstützen diese funktional (Evolution), sondern
suchen nach gänzlich neuen Lösungen mit hoher Effizienz in den Bereichen Qualität,
Service und Geschwindigkeit (Revolution) [vgl. Venkatraman 1991, S. 127]. So will
z.B. Heineken (vgl. oben) durch die effizientere Bestellerfassung und die dadurch verbesserten Planungsmöglichkeiten seine Lieferzeiten zu den Distributoren von 10 bis 12
Wochen auf vier Wochen senken.
4.1.1.7. Neue Geschäftsmodelle
Basierend auf neuen Informationstechnologien, der breiten Verfügbarkeit von Informationen und neuen Netzdienstleistungen, ändern sich herkömmliche Modelle der Geschäftsabwicklung [vgl. auch Evans/Wurster 1998]. Neben einer zunehmenden Globalisierung ("Global Village", in dem die physische Niederlassung eines Anbieters für
den Kunden nicht wichtig ist) ändert sich auch die Art und Weise, wie Anbieter mit
ihren Kunden Geschäfte abwickeln.
Neue Formen von Intermediären mit neuen Dienstleistungen, etwa "Information Broker" ("Infomediaries"), entstehen [vgl. Hagel/Rayport 1997, S. 54ff.], alte Unterstützungsprozesse (beispielsweise Zwischenhändler) werden nicht mehr benötigt (Direktvertrieb, Disintermediation) (vgl. Bild 4.1.1.7./1) [vgl. Bloch et al. 1996, S. 34; Forbes
1997, S. 14].
Disintermediation:
Indem Unternehmen über neue Technologien direkt mit Kunden kommunizieren, eliminieren sie nicht nur Zwischenhändler, sondern erhöhen zudem durch einen schnel-
60
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
len und direkten Service die Kundenloyalität. Der Trend zur Disintermediation zeigt
sich etwa darin, daß Hersteller von Produkten der Kooperation mit Online-Diensten
eine zunehmende Bedeutung beimessen. Online-Dienste übernehmen im Netz die
Funktionen des Handels [vgl. Hanser 1997, S. 109f.] und substituieren herkömmliche
Zwischenhändler, wie auch folgende Beispiele zeigen:
Die Firma Dell Computer Corp. () begann im Jahr 1996 mit dem Verkauf
Ihrer Produkte über Internet/WWW (Direktvertrieb). Mitte 1997 verzeichnete der Technologieanbieter auf seinem Web-Server 225.000 Zugriffe in der Woche
und verkaufte täglich Computer und verwandte Produkte im Wert von zwei Millionen Dollar online.
Ähnlich agiert die in Abschnitt 4.1.1.6. erwähnte Firma Monorail,
die basierend auf der IT-gestützten Prozeßintegration mit dem Transportunternehmen FedEx auf Zwischenhändler verzichten und nur so ihre niedrigen Preise halten
kann [vgl. Hoffmann/Nash 1997].
Herkömmliche Unternehmen
Neue
NetzDienste
Anbieter
Banken
Öffentliche
Verwaltung
Logistik/
Transport
Content
Electronic
Broker
Market
Electronic
Directory
Intermediary
Service
Anregungsphase
Evaluationsphase
Financial
Service
Passport
Service
Kaufphase
...
Zwischenhändler
Einzelhändler
Marketing Transaction
Service
Service
Net
Content
...
Provider
Provider
After Sales
Phase
Kunde
Bild 4.1.1.7./1: Neue Netzdienste und herkömmliche Unternehmen zur Unterstützung
der Anbieter-Kunden-Beziehung
Disintermediation dokumentiert sich auch durch sogenannte "elektronische Marktplätze", auf denen Anbieter und Nachfrager direkt zusammentreffen, Geschäftsbedingungen wie Preise, Lieferzeiten und technische Spezifikationen aushandeln und Verträge
miteinander abschließen. Die unten dargestellten Anbieter elektronischer Marktplätze
gehören aber auch zu den neuen elektronischen Mittlerdiensten (vgl. nächster Punkt).
Eine dementsprechende Plattform ist das GE (General
Electric) Trading Process Network (TPN), ein offener, web-basierter Marktplatz zur
Suche nach Lieferanten, über den GE bis Mitte 1997 Einkäufe im Wert von rund
einer Milliarde Dollar abgewickelt hat ().
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
61
Ein anderes Beispiel ist das Global Trade Point Network des UN-Programms "Electronic Trade Efficiency" (). Die Plattform steuert die Kontaktaufnahme zwischen Anbieter und Nachfrager in 173 verschiedenen Ländern und zählte
im Januar 1997 38,7 Millionen Zugriffe auf die entsprechenden Web-Seiten.
Auch das japanische Technologieunternehmen Sanyo () sucht im Internet nach Lieferanten. 1.500 Zugriffe am Tag zählt die Web-Seite des Unternehmens,
auf der Sanyo 500 genau spezifizierte Teile ausgeschrieben hat. Potentielle Lieferanten können direkt per e-Mail Angebote erstellen ("Global Sourcing").
Neue elektronische Mittlerdienste:
Neue Mittlerdienste nutzen die Möglichkeiten der IT, um in der Anbieter-Kunden-Beziehung Unterstützungsprozesse anzubieten, wie auch folgende Unternehmen zeigen:
Marshall Industries (), ein amerikanischer Zwischenhändler elektronischer Komponenten, bereitet im Internet ein Sortiment von ca. 10.000 Artikel verschiedener Lieferanten auf und verkauft sie an seine 30.000 Kunden, die zudem Produktbeschreibungen und -analysen erhalten (Electronic Intermediary).
Zu neuen Intermediären ("Infomediaries") zählen auch Anbieter von Suchmaschinen
wie Yahoo [vgl. Yahoo 1997] oder AltaVista [vgl. AltaVista 1997]. Diese indizieren
die Inhalte des Internets (HTML-Pages aller Web-Sites) möglichst komplett, legen sie
strukturiert in Datenbanken ab und stellen sie dem Kunden über Suchmasken zur Verfügung. Die Finanzierung sichern sich diese Unternehmen hauptsächlich aus Einnahmen für das Einblenden fremder Werbebanner auf ihren Web-Pages.
Eine Art elektronischer Intermediär ist auch der Internet-Buchladen Amazon.com (), der seine riesige Auswahl an Büchern (vgl. Abschnitt 4.1.1.1.)
größtenteils nicht physisch bereithält, sondern lediglich in elektronischer Form indiziert auf einer Datenbank. Die Belieferung der Kunden aus dem "virtuellen Lager" funktioniert durch eine ausgeklügelte Logistik, welche die Zusammenarbeit mit
den Amazon-Lieferanten regelt.
Ein wiederum anderes Geschäftsmodell entwickelte der Anbieter Pandesic, ein 50:50 Joint Venture zwischen Intel und SAP. Pandesic () offeriert eine
integrierte Komplettlösung (HW, Software, Service) für die Realisierung von Internet-Verkaufsstätten. Neu ist das Verrechnungsprinzip: Pandesic installiert das System zu einem relativ geringen Fixpreis und übernimmt sämtliche Wartungsarbeiten.
Dafür erhält das Unternehmen eine Transaktionsgebühr von einem bis zu sechs Prozent der monatlichen Umsätze, die der Kunde über das System erwirtschaftet.
62
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
Online-Auktion:
Zu neuen Geschäftsmodellen gehören neben den behandelten Konzepten wie Intermediation, Disintermediation, elektronischer Marktplatz oder Global Sourcing auch Online-Auktionen [vgl. auch Klein 1996, S. 201; Klein 1997], bei denen Kunden Angebote für Produkte abgeben können, die der Auktionator bei Auktionsschluß an den
Bestbieter verkauft.
Die Firma Onsale Inc. () führt auf diese Weise pro Woche im Internet
zwei Auktionen durch (Computer und Peripherie) und erwirtschaftet bei wöchentlich
ca. 750.000 Besuchern rund eine halbe Million Dollar pro Auktion.
4.1.1.8. Zielgruppenspezifische Komplettlösungen ("Problemlösungspakete")
Das Wesen einer "zielgruppenspezifischen Komplettlösung" besteht in der Integration
sämtlicher Leistungen, die eine spezielle Kundengruppe für die Lösung ihres Kundenproblems benötigt, in einer Plattform. Dies entspricht dem Wunsch des Kunden, eine
Anlaufstelle für seine Problemlösung zu haben. Attraktiv ist die Leistungsbündelung
mehrerer Anbieter, weil sich der Kunde dadurch das mühsame Suchen und Koordinieren unterschiedlicher Leistungsquellen erspart.1
Die Bereitstellung von Leistungen, die nicht direkt das Kundenproblem betreffen (z.B.
aktuelle Tagesthemen, Hintergrundinformationen, Börsenberichte, Chat-Stunden mit
Prominenten), aber trotzdem für den Kunden interessant sind, trägt zur Akzeptanz
derartiger Systeme bei. Die Zusatzdienstleistungen generieren additiven Nutzen für die
Plattform, da sie die übergeordnete und umfassende Kompetenz des Anbieters demonstrieren ("Indirect Marketing")2 [vgl. Belz et al. 1991, S. 67-70].
Eine Komplettlösung besteht idealtypisch aus den in Bild 4.1.1.8./1 dargestellten
Komponenten. Dazu gehören Fachinformationen, Neuigkeiten aus verwandten Bereichen, sachfremde Informationen, Kommunikationstools zur Diskussion mit anderen
Anwendern, Online-Beratungs-Dienste, Angebote für Fort- und Weiterbildung, Hintergrundberichte und die benötigten Anwendungen zur Abwicklung der relevanten Geschäftsprozesse.
1
[Fleisch 1996] zeigt als Beispiel für den Zusammenschluß mehrerer Dienstleister eine sogenannte
"Customer Focussed Alliance", in der sich Reisebüro, Veranstalter, Schiliftbetreiber usw. elektronisch zusammenschließen, um das Kundenproblem "Schifahren" ganzheitlich zu lösen.
2
Nach [Weinhold-Stünzi 1982] umfaßt "Indirect Marketing" sämtliche Maßnahmen zur Förderung
des Verkaufs der eigenen Marktleistung, die über indirekte Leistungen erfolgen.
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
63
Bedürfnisse
Bedürfnisse des
des Kunden
Kunden
BeraBeratung
tung
FachinforAbAktuelle
FachinforAbAktuelle
mationen
mationen wicklung
wicklung News
News
...
...
Komplettlösung
Komplettlösung
Zeitung
Zeitung
Berater
Berater
...
...
HintergrundHintergrund- Aktuelle
Aktuelle TaTainformationen
informationen gesthemen
gesthemen
Anbieter
Anbieter
A
A
Anbieter
Anbieter
B
B
KommuniKommuni- SchuSchukation
lung
kation
lung
Bücher/
Abwicklung
Bücher/
Abwicklung der
der
Studien
Geschäftsprozesse
Studien
Geschäftsprozesse
Archiv
Archiv
Radio
Radio
TV
TV
Anbieter
Anbieter
...
...
Bild 4.1.1.8./1 Mögliche Komponenten einer Komplettlösung
Die Plattform "ConnectedHealth.Net" () ist ein Beispiel
für eine Komplettlösung. Sie faßt für Unternehmen der Gesundheitsbranche eine
Vielfalt von Fachinformationen unterschiedlichster Quellen zusammen, stellt sie im
Internet strukturiert bereit (Produktinformationen, gesetzliche Regelungen, Fachzeitschriften, Online-Beratung usw.) und übermittelt sie dem Kunden bei Interesse über
sogenannte Kanäle im Push-Prinzip.
Die Web-Präsenz "Total Baby Care" der Firma Procter & Gamble
gehört ebenfalls zu dieser Sparte. Sie enthält neben Informationen zum Produkt
"Pampers" alles Wissenswerte über das Thema "Neugeborene" (z.B. Infektionskrankheiten, Impfmöglichkeiten, Wachstum).
Sowohl ConnectedHealth.Net als auch die Seiten der Firma Procter & Gamble zeichnen sich durch Leistungen aus, die nicht notwendigerweise zum Kerngeschäft der Anbieter zählen, für den Kunden aber trotzdem wichtig und interessant sind ("Indirect
Marketing").
Die Leistungsbündelung reduziert für den Kunden den Aufwand zur Lösung seines
Problems (Informationssuche bei unterschiedlichen Quellen usw.) und trägt gemeinsam mit Aktivitäten im Bereich Indirect Marketing (etwa Hintergrundinformationen,
Kundengemeinschaften) zur Erhöhung der Akzeptanz des Angebots bei.
4.1.2. Trends pro Phase des Customer Buying Cycles
Nachdem Abschnitt 4.1.1. allgemeine Trends in der Anbieter-Kunden-Beziehung aufgezeigt hat, geht Abschnitt 4.1.2. detailliert auf die Entwicklungen im Customer
64
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
Buying Cycle ein. Bild 4.1.2./1 gruppiert die identifizierten phasenspezifischen Marketingkonzepte (vgl. auch Bild 4.1.1./1) zu Schwerpunkten (Trends) pro CBC-Phase. Die
nachfolgenden Abschnitte und Beispiele beschreiben die Trends. In der beiliegenden
ECC-Datenbank findet der Leser zusätzliche Beispiele und "Enabling-Technologies"
pro Trend.
4.1.2.1. Anregungsphase
4.1.2.1.1. Elektronische Marktforschung
Für die Marktforschung (Identifizieren von Branchentrends, Konkurrenzanalyse, Suche von Informationen über Lieferanten usw.) greifen Unternehmen auch auf OnlineInformationen zurück [vgl. Keeler 1995, S. 129ff.]. "Yellow Pages", Online-Dienste,
Wirtschaftsdatenbanken, Branchen-CD-ROMs bieten beispielsweise eine Fülle von Finanz-, Firmen-, Börseninformationen usw.
Beispiel ist das kostenpflichtige Data Star Web () der Firma
Knight-Ridder Information, welches Hunderte von Datenbanken über Internet bereitstellt und Informationen wie Firmen- und Branchenneuigkeiten, Marktforschungsberichte, Finanzdaten und Informationen aus Management und Wirtschaft anbietet (sekundäre Marktforschung [vgl. Meffert 1991, S. 184]).
Anbieter von Push-Systemem (vgl. Abschnitt 4.1.1.4.) erleichtern künftig die Informationsbeschaffung, indem sie den Anwendern eigene Kanäle zur Verfügung stellen
(z.B. "Wichtigste Konkurrenten"), die alle Reportagen, Artikel oder Kennzahlen einer
Firma oder Branche bereitstellen.
Wichtiger für die Marktforschung ist das Sammeln detaillierter Informationen über die
eigenen Kunden, deren Bedürfnisse, Interessen und Kaufverhalten (primäre Marktforschung). Die Daten erhält ein Unternehmen z.B. durch das Auswerten der Zugriffsstatistiken auf seinen Web-Server (HTTPD-Logfile, das Daten wie Domain, Datum, Zeit,
URL des Kunden abspeichert) [vgl. Cook/Sellers 1995, S. 341ff.], aus der Installation
von Feedback-Formularen für Kunden, dem Auswerten von Cookie-Files (durchgeführte Transaktionen, besuchte Seiten usw.) [vgl. Hagel/Rayport 1997, S. 58] oder aus
der Sammlung und Auswertung demographischer Daten, die der Kunde in Online-Bestellformulare usw. eingetragen hat ("Customer Profiling").
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
65
Marketingkonzept
Wirtschaftsdatenbank
Evaluationsphase
Anregungsphase
Yellow Pages
FeedbackFormular
Zielgruppenspezifische
Werbung
Elektronische
Marktforschung
"Electronic
"Elektronisches
Newsletter"
Schaufenster"
ProduktinOnline- formation am
...
Spiele
PoS-/PoI
One-to-OneAdvertising
Online-/Multimedia Publicity
Elektronischer Elektron. Preis- Elektron. Kon- ...
figurationsProduktkatalog kalkulation
unterstützung
"Elektronisches Online-Produkt- u. Online-ProduktSchaufenster"
Preisinformationen dokumentation
Elektronische Produktevaluation
OnlineShop
Auftragsabwicklung
über EDI
Elektronische
Diskussionsliste
Digitales
SW-Archiv
Reminder
Service
Mass Customization
Real-TimeMarketing
OnlineVerfügbarkeitsprüfung
...
Just-inTime
...
Learning
Relationship
...
OnlineSpiele
Elektr. Bedürfnisanalyse/Beratung/
Produktanpassung
Elektronische
Kaufabwicklung
Statusinformationen
Kundengemeinschaften
...
Audio- und
Videosupport
SchulungsCD-ROM
Selbstinformation
Digitale Zahlungsabwicklung
...
Newsgroup
Kontoabfrage
über Telefon
Relationship
Marketing
OnlineAuktion
Digitales
Geld
User
Group
ServiceFAQ
...
OnlineLieferstatus
Mikrozahlung
Pay-perView
OnlineBeratung
Online-Bestellung
über WWW
Build-toOrder
OnlineAuftragsdaten
HelpChat
Customer Profile
Matching
Angebotssystem
Elektronische
Bestellung
Kaufphase
...
DatabaseMarketing
Customer
Profiling
"Community
Knowledge"
After Sales Phase
Trends im CBC
...
Elektronische
Serviceplattformen
Anreizsysteme und
Kundenbindung
Bild 4.1.2./1: Konsolidierung von Marketingkonzepten zu CBC-spezifischen Trends
66
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
Die Aufbereitung der Kundenprofile (beispielsweise in Kundendatenbanken - "Database Marketing") ermöglicht Unternehmen, die Bedürfnisse einzelner Kundengruppen
zu identifizieren und ihre Kunden präziser anzusprechen [vgl. Rohner 1996, S. 47ff.].
Die persönliche Ansprache kann zu einer Erhöhung der Kundenzufriedenheit und Verbesserung der Kundenbindung führen [vgl. Hagel/Reyport 1997, S. 53].
Kunden sind bereit, ihre persönlichen Informationen (ihr "Kundenprofil") an Anbieter
weiterzugeben, wenn sie davon profitieren [vgl. Hagel/Reyport 1997, S. 55]. Der sich
in Entwicklung befindliche Standard OPS (Open Profiling Standard) () oder die
ebenfalls neuen "elektronischen Zertifikate" () nutzen die Bereitschaft des Kunden,
dessen persönliche Daten offenzulegen. So erstellen in Zukunft Kunden ihr Profil nur
einmal und nur mit denjenigen Informationen, die sie von sich preisgeben möchten.
Danach hinterlegen sie den "digitalen Ausweis" auf ihrem Rechner oder bei einem
Dienstleister ("Certification Authority"). Indem das Profil bei jedem Besuch eines Online-Anbieters automatisch übertragen und geladen wird, erspart sich der Kunde die
mehrmalige Eingabe seiner Daten und erhält auf Basis des Profils auf ihn angepaßte
Leistungen [vgl. Peppers/Rogers 1997a; Bernoff/Nurse 1996].
4.1.2.1.2. Online/Multimedia-Publicity
Neue Technologien unterstützen durch ihre Interaktivität und Multimedialität (als zusätzlicher Marketingkanal) (kundenspezifische) Werbe- und PR-Maßnahmen sowie
Verkaufsförderungsaktivitäten am Point of Sale (PoS) [vgl. z.B. auch Hünerberg/Heise
1995; Segerer 1996]. Eine einfache Form sind "elektronische Schaufenster" () im
Internet, in denen Anbieter grob ihre Leistungen beschreiben (z.B. Produkte, Öffnungszeiten, Anfahrtsskizze). Über e-Mail kann der Kunde meist zusätzliche Informationen anfordern ("elektronischer Firmenprospekt"). Interessanter sind zielgruppenspezifische Werbeaktionen mit hoher Werbewirksamkeit, die Unternehmen über OnlineMedien realisieren können.
So werben die Firmen MCI, AT&T, Honda Motor oder MasterCard in
Chaträumen und Foren geeigneter Kundengruppen des Firefly-Servers ().
Andere plazieren zielgruppengenau Laufschriften und Werbetafeln auf
dem Bildschirm des Kiosksystems "InfoPoint" (vgl. Abschnitt 4.1.1.2.).
Beispielsweise wirbt die Maggi GmbH neben Inhaltsverzeichnissen von Frauen- und
Gourmet-Zeitschriften für ihre Würzmittel, Bouillons und Salatsoßen.
Wiederum andere Anbieter senden dem Kunden periodisch per e-Mail kundenindividuelle Informationen im "Electronic Newsletter" zu (One-to-One-Advertising). Zu-
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
67
nehmend wichtige Werbeträger sind auch Werbeflächen im Internet (Werbebanner),
wobei animierte Werbungen die Antwortrate erhöhen [vgl. Zehnder 1997].
Als gutes Beispiel gilt ein Banner der Firma Hewlett Packard [vgl. Microscope 1997], in dem der Kunde gegen den Computer Tennis spielen kann. Das
Produkt Shockwave () sorgt dabei für die Animation.
Auch das "VirtualTag™" der Firma First Virtual Holdings () ist interessant. Das Werbebanner mit integriertem Verkaufsraum ist in der Programmiersprache Java () realisiert. Der Anwender ruft Produktinformationen direkt im Werbebanner ab, bestellt Produkte, bezahlt und gibt Lieferinformationen in das Banner
ein, das mit seinen Funktionen einen kompletten Verkaufsraum repräsentiert.
Das Unternehmen LinkExchange Inc. () hilft bei der Diffusion
von Web-Bannern. LinkExchange-Mitglieder (die Mitgliedschaft ist gratis) reichen
ihre Banner beim Dienstleister ein und verpflichten sich gleichzeitig, Werbungen anderer Mitglieder auf ihren Web-Pages anzuzeigen. LinkExchange sorgt nun durch
ein genaues Gegenrechnungsprinzip (pro fremden Banner, das wir bei uns präsentieren, zeigt eine andere Web-Site unser Banner) für die Verbreitung der Banner innerhalb des Werbenetzwerks. LinkExchange zählt derzeit ca. 100.000 aktive Mitglieder
und generiert fünf Millionen Werbeschaltungen am Tag.
Neben interaktiven Werbebannern locken Unternehmen Kunden vermehrt durch Spiele und multimediale Produktpräsentationen zu ihren Angeboten (Stichwort Fun/Entertainment).
Das Textilunternehmen Hennes & Mauritz () entwickelte beispielsweise
für seine Kunden im Internet eine eigene virtuelle Welt, in der die Besucher
im Sinne eines Adventure Games auf einer interaktiven Reise zum Mars Aufgaben
lösen, in einer Bar andere Kunden kennenlernen (Chat-System) und nebenbei Informationen über H&M-Produkte und -Niederlassungen erhalten.
4.1.2.2. Evaluationsphase
4.1.2.2.1. Selbstinformation
Eine Umfrage von CommerceNet/Nielsen Media Research ergab, daß sich der Prozentsatz der Anwender, die das Internet zum Suchen nach Produktinformationen verwenden, von 19% im Herbst 1995 auf 39% im Frühjahr 1997 erhöht hat [vgl. CommerceNet 1997].
68
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
Im Sinne der Kundenselbstbedienung (vgl. Abschnitt 4.1.1.2.) verwenden Kunden
neue Medien, um selbständig nach Angeboten zu suchen (unterstützt durch Search Engines, Directory-Dienste, Yellow Pages usw.), Produkte zu vergleichen und zu konfigurieren (elektronische Konfiguratoren) oder den Preis für ein spezielles Angebot zu
berechnen (Kalkulationsunterstützung).
Ein Beispiel für eine Möglichkeit zur Selbstinformation im Netz ist
der "Buyer's Guide" () der Firma HP (vgl. Abschnitt 1.1.), der über WWW/Internet Produktkonfigurationen, -vergleiche und Preisberechnungen ermöglicht.
Auch der "BargainFinder" der Firma Andersen Consulting ()
unterstützt den Kunden bei der Suche nach Informationen. Der "Intelligente Agent"
durchsucht auf Kundenwunsch neun Internet-Musikgeschäfte nach dem besten Preis
für eine bestimmte Musik-CD und prüft deren Verfügbarkeit. Der Anwender erhält
eine Liste der Ergebnisse und erspart sich so die mühevolle Suche nach dem besten
Angebot.1
Das vorhandene Informationsangebot beschränkt sich heute allerdings meist auf generelle Produktinformationen, die der Kunde über Internet oder CD-ROM abrufen kann
[vgl. Hanser 1997, S. 106]2, ohne Zusatzfunktionen wie Konfiguration usw.
4.1.2.2.2. Elektronische Bedürfnisanalyse/Beratung/Produktanpassung
Einen Schritt weiter gehen Systeme, die im Sinne des "Information on Specific Demand" (vgl. Abschnitt 4.1.1.5.) speziell auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnittene Analysen und Beratungen anbieten.
Intelligente Agenten und Angebotssysteme () unterstützen in der Evaluationsphase
die detaillierte Erhebung der Kundenbedürfnisse ("Needs Specification" [vgl. Peppers/
Rogers 1997b]), die Beratung des Kunden und die Suche nach passenden Produkten
(auch wenn sie nicht zu 100% auf die Beschreibung des Kunden passen, "Soft
Matching"). Dazu kommen Plattformen, welche die direkte Kommunikation mit einem
Berater ermöglichen (z.B. Chat-Systeme, Videoconferencing-Systeme).
Beispielsweise findet der Kunde des Schweizer Herstellers von Kosmetikprodukten
JUVENA () mit dem "JUVENA Beauty Advisor" Produkte, die am besten zu sei1
Viele Anbieter sperren den Agenten aus, da sie die Preise ihrer Leistungen keinem derartigen Vergleich unterziehen wollen.
2
Die Aussage beruht auf einer Studie der Unternehmensberatung Arthur D. Little, die 127 Unternehmen zu den bereitgestellten ECC-Anwendungen in der Pre- und After-Sales-Phase befragte.
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
69
nem Hauttyp passen. Interessenten beantworten einige Fragen zu ihren Gewohnheiten
und zu ihrer Haut; JUVENA wertet die Antworten aus und stellt eine Palette
geeigneter Hautpflegeprodukte zusammen.
Zur Berechnung der zukünftig benötigten Geldmittel entwickelte das Versicherungsund Finanzierungsunternehmen Equitable () ein über Internet ansprechbares Beratungsprogramm (Java-Applet), das dem Kunden mögliche finanzielle Engpässe
aufzeigt.
Großen Erfolg erzielte auch die Flagstar Bank (), die mittels Videoconferencing (Intel ProShare) den Kunden über Möglichkeiten zur Aufnahme eines
Hypothekendarlehens berät und damit den Zeitbedarf für den gesamten Prozeß der
Darlehensvergabe auf unter eine Woche drückte (von ursprünglich 45 bis 60 Tagen).
Zur Kundenberatung kann man auch Systeme zählen, die Kunden mit ähnlichen Bedürfnissen zusammenführen, damit diese untereinander diskutieren können ("Customer
Profile Matching").
Die Firma Firefly Network () entwickelte dafür einen Agenten (), der
die Kundeninteressen durch iteratives Bewerten von Produkten detailliert erhebt und
auf Basis des generierten Kundenprofils ("Firefly Passport") den Kunden zu einer
bestimmtem Kundengruppe zuordnet. Dieser hat nun die Möglichkeit, mit gleichgesinnten Personen in Chat-Systemen oder Kundenforen zu diskutieren und deren Produktbewertungen zu lesen.1
Die detaillierte Erhebung der Kundenbedürfnisse und -wünsche (und deren elektronische Speicherung und Weiterverarbeitung) bilden die Voraussetzung zur Anpassung
der Produkte (Leistungen) an die spezielle Anforderungen des Kunden. Dabei spricht
man auch von "Mass Customization" und versteht darunter die kosteneffiziente Massenproduktion von Gütern und Dienstleistungen in kleinen Losgrößen, die oft erst
durch den Einsatz moderner Informationstechnologien möglich wird [vgl. Pine 1993;
Peppers/Rogers 1997c, S. 421].
1
Das Wissen, zu welchem Kundentyp (zu welcher Kundengruppe) ein einzelner Kunde gehört, erleichtert es Unternehmen, passende Leistungen anzubieten, da Erfahrungswerte mit anderen
Kunden des gleichen Typs als Entscheidungsgrundlage verwendet werden können ("Community
Knowledge") [vgl. Peppers/Rogers 1997c, S. 232ff.].
70
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
4.1.2.3. Kaufphase
4.1.2.3.1. Elektronische Kaufabwicklung
Obwohl derzeit die Umsätze durch Online-Produktverkäufe noch eher gering sind
(Hauptargumente sind Sicherheitsbedenken und bei jungen Teilnehmern das Fehlen einer Kreditkarte [vgl. CommerceNet 1997]), geht der Trend eindeutig in Richtung elektronischer Kaufabwicklung. Kunden scannen unabhängig von Ort und Zeit das Produktangebot und tätigen entweder direkt von zu Hause aus (beispielsweise Home
Shopping, Home Order Television, Direct Response Television) oder am PoS (InStore-Electronics wie Kiosksysteme usw.) ihre Einkäufe. Im Business-to-BusinessVerkehr integrieren die Partner ihre Informationssysteme (etwa über EDI () oder
Remote Login) zur Beschleunigung der Abläufe (Built-to-Order, Just-in-Time usw.)
(vgl. Abschnitt 4.1.1.6.).
Ein Beispiel für Home Shopping ist die CD-ROM des deutschen Versandhauses Otto. Bereits zum dritten Mal veröffentlichte das Unternehmen einen digitalisierten Auszug seines Hauptkatalogs. Das Sortiment ist multimedial aufbereitet
und durch ein Suchmodul erschlossen. Der Kunde wählt zu Hause die gewünschten
Artikel und bestellt per Modem direkt bei Otto. Für Kunden mit Internet-Zugang existiert eine Plattform im Internet mit Abbildungen und Beschreibungen von über
20.000 Artikeln [vgl. Otto 1997].
Vorteil elektronischer Plattformen für Anbieter ist die Möglichkeit zum "Real-TimeMarketing". Dynamische Regeln in der Vertriebssoftware (oder der Mitarbeiter an der
Telefon-Hotline) passen auf Basis des beobachteten Kundenverhaltens, des übermittelten Kundenprofils oder den in einer Datenbank gespeicherten Kundendaten während
des Einkaufsprozesses das Angebot an die Bedürfnisse des Kunden an. Darüber hinaus
machen sie den Kunden auf zusätzlich benötigte Produkte (z.B. Batterie für Fotoapparat) oder auf spezielle Angebote aufmerksam (Cross-/Up-Selling) [vgl. Varney 1996,
S. 49f.].
Der Merchant Server "One-To-One" der Firma BroadVision () ist ein
Beispiel für eine Plattform, die basierend auf dem Kundenprofil und -verhalten den
Site-Inhalt dynamisch an den Kunden anpaßt und durch Cross- oder Up-Selling-Aktivitäten die Anzahl der Transaktionen (Kaufabschlüsse) zu erhöhen versucht [vgl.
BroadVision 1997].
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
71
4.1.2.3.2. Statusinformationen
Das Offenlegen der Informationen über den Kaufprozeß (Produktverfügbarkeit, Liefertermine, den Bestell- oder Produktionsstatus, Lieferstatus usw.) erhöht die Transparenz der Bestellabwicklung und verbessert beim Kunden das Vertrauen in eine ordnungsgemäße Abwicklung. Beobachtungen zeigten, daß die Möglichkeit zum Abruf
von Statusinformationen von Kunden unterschiedlich akzeptiert wird; in Einzelfällen
führte der Service aber zu großen Vorteilen für den Kunden [vgl. Sieber 1996, S. 27].
Ein oft zitiertes Beispiel aus dieser Kategorie ist der Paketdienst FedEx, der
seinen Kunden über WWW die genaue Lokation und den genauen Liefertermin ihrer
Sendungen mitteilt ().
Auch die in Abschnitt 4.1. angesprochene transtec AG () und der Computervertrieb PRISMA () (vgl. Abschnitt 4.1.1.2.) stellen ihren Kunden über Internet eine
Zugriffsmöglichkeit auf die Daten ihrer Auftragsabwicklungssysteme zur Verfügung
und bieten damit dem Kunden aktuelle Statusinformationen (etwa Produktions- und
Lieferstatus, Verfügbarkeit usw.).
4.1.2.3.3. Digitale Zahlungsabwicklung
Es wird erwartet, daß Kunden im Jahr 2000 die Hälfte der Online-Einkäufe mit Smart
Cards (), elektronischem Geld () und elektronischen Schecks () bezahlen werden. Für Zahlungen über zehn Dollar wird die Kreditkarte das dominante Zahlungsmittel bleiben. Für geringere Beträge kommen Smart Cards und elektronisches Geld zum
Einsatz [vgl. Jupiter 1997], die Zahlungen von Klein- und Kleinstbeträgen ermöglichen ("Mikrozahlungen").
Der Trend verstärkt sich durch die Lösung der Sicherheitsproblematik. Neue Verschlüsselungstechniken (Public-Key-Verfahren) () oder Standards wie die Spezifikation SET () zur sicheren Durchführung von Kreditkartenzahlungen im Internet
(), entwickelt von den Firmen Visa und Mastercard, bieten bald ausreichende Sicherheit bei der Abwicklung von Online-Zahlungen.
Banken erkennen den Trend und starten erste Pilotprojekte. Die Deutsche Bank etwa
testet das Zahlungsmittel ecash™ der niederländischen Firma DigiCash (), die
Dresdner Bank das System CyberCash™ ().
Visa International entwickelt mit VisaCash™ () eine Smart Card zur Bezahlung mit elektronischem Geld am PoS oder im Internet ("elektronische
Geldbörse") und konkurriert mit der Firma Mondex International (), die ebenfalls
eine Smart Card zur Durchführung von Mikrozahlungen anbietet (gemeinsam mit
72
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
speziellen Hardwarekomponenten zur Sicherung der Transaktionen).
Ein Anwendungsbeispiel für Mikrozahlungen ist der "Digital NewsStand" der Firma CyberCash (). In dem Internet-Zeitschriftenkiosk bezieht der
Kunde Abonnements auf sehr kurze Zeit (Stunde, Tag) und mit dementsprechend geringen Kosten (z.B. 0,25 Dollar). Er bezahlt mit elektronischem Geld und kann sofort auf die Inhalte zugreifen ("Pay-per-View").
4.1.2.4. After Sales Phase
4.1.2.4.1. Kundengemeinschaften
Um Kunden zu binden und deren Produktkompetenz [vgl. Hansen/Henning 1996]
bzw. Abnehmerqualifikation [vgl. Belz et al. 1997, S. 44; Schicht 1993, S. 254f.] zu
erhöhen, bilden Unternehmen Kundengemeinschaften ("Virtual Communities").
Je nach Ziel und Art der Kundenbeziehung unterscheidet man zwischen "communities
of transaction" (rund um den Produktkauf), "communities of interest" (gemeinsame Interessen), "communities of fantasy" (virtuelle Welten mit spielerischem Charakter) und
"communities of relationship" (gemeinsame Erfahrungen usw.) vgl. Armstrong/ Hagel 1996; Hagel/Armstrong 1997. Elektronische Kundengemeinschaften ermöglichen
Kommunikationsprozesse zwischen den Kunden (Kundeninteraktion). Dadurch generieren sie eine höhere Kundenloyalität, fördern die Kundenbindung [vgl. Tomczak/Dittrich 1997] und erlauben durch die Beobachtung der Kommunikationsprozesse einen detaillierten Einblick in die Bedürfnisse der Kundenbasis [vgl. Armstrong/Hagel 1996; Bruhn 1995, 8ff.].
Ein einfaches Beispiel für eine Kundengemeinschaft sind die "Intel Newsgroup Forums" (), eine Diskussionsplattform im Internet, in der Kunden untereinander oder mit Intel-Spezialisten in produktbezogenen Newsgroups über Probleme,
technische Fragen usw. diskutieren können ("community of transaction").
Neben diesen herkömmlichen, textbasierten Gemeinschaften (z.B. Newsgroups (),
elektronische Diskussionslisten ()) werden in Zukunft auch "virtuelle Welten" eine
wichtige Rolle spielen. Kunden nehmen dort imaginäre Repräsentationen der eigenen
Persönlichkeit an ("Avatare", vgl. Bild 4.1.2.4./1), diskutieren in 2D- oder 3D-Umgebungen miteinander, tauschen Erfahrungen aus oder lösen gemeinsam Abenteuer (sogenannte MUDs - Multi User Dungeons oder 3D-Chat-Systeme).
Früher als reine "communities of fantasy" gedacht, sehen Unternehmen heute den geschäftlichen Nutzen der virtuellen Welten, in denen Personen anonym auftreten und
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
73
miteinander diskutieren können. Produkte wie "Worlds Chat™" () oder "WorldsAway™" der Fujitsu Software Corporation () drängen in diesen Markt.
Bild 4.1.2.4./1: Screenshot einer WorldsAway-Session mit sogenannten "Avataren"
Die Pride Media Ltd. [vgl. Pride 1997], eine Organisation gegründet von Homosexuellen, nutzt beispielsweise das Produkt WorldsAway, um
anonyme Treffen ihrer Mitglieder im "Pride! Universe" zu veranstalten ("community
of relationship").
Eine "community of interest" ist der Online-Informationsdienst "msnbc.com"
() (realisiert von Microsoft und NBC), der den Lesern detaillierte Analysen und
Berichte zu den Bereichen Sport, Wirtschaft und Leben vermittelt. Anwender bewerten die verfügbaren Artikel auf einer Skala und erhöhen durch das "Rating" den Nutzen für andere Teilnehmer, da diese gute Artikel schneller erkennen und MSNBC
uninteressante Artikel aufgrund der Bewertungen entfernen kann. MSNBC zieht aus
den Erfahrungen Rückschlüsse auf die Interessen der Kunden und verbessert laufend
das Angebot ("Learning Relationship") [vgl. Pine et al. 1995].
4.1.2.4.2. Elektronische Serviceplattformen
Die erhöhte Verfügbarkeit (intelligenter) Serviceplattformen wirkt sich positiv auf die
Qualität des Kundendienstes aus. Die Möglichkeit, real time auf Fragen zu antworten
(z.B. Help-Chat, Audio- oder Video-Support, Telefonauskunft) oder elektronische Archive mit Lösungen häufig auftretender Probleme zu installieren (z.B. Herunterladen
von Software-Patches von einem FTP-Server, Sprachauskünfte über Audiotex-Systeme, Abruf von Dokumentationen über ein Fax-On-Demand-System, Beantworten von
Fragen mittels FAQs), entlastet das eigene Personal von Routinetätigkeiten. Dazu
74
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
kommt der Vorteil, den Support 24 Stunden am Tag in einer Kundenselbstbedienungsumgebung anbieten (vgl. Abschnitt 4.1.1.1. und 4.1.1.2.) und Informationen immer auf
dem aktuellsten Stand halten zu können (im Gegensatz von z.B. Papierdokumentationen). Die Folge kann ein höheres Kundenvertrauen, eine stärkere Kundenbindung [vgl.
Tomczak/Dittrich 1997] oder ein für das Unternehmen verringerter Aufwand zur Erstellung der Dienstleistungen sein [vgl. Cronin 1996, S. 58ff.; Keeler 1995, S.229ff.;
Molenaar 1996, S. 43ff.].
Die Entwicklung geht hin zu knowledge-basierten Systemen, welche den Kunden selbständig durch die Problemlösung führen [vgl. z.B. Microsoft 1997] und zu Produkten,
die sich selber diagnostizieren. Bei Problemen rufen diese über eine Online-Verbindung den Servicetechniker und übermitteln ihm die gesammelten Fehlerbeschreibungen [vgl. Davidow/Uttal 1991, S. 189; Varney 1996, S. 48; Bloch et al. 1996, S. 32],
wie das Beispiel von General Electric zeigt:
Der Produzent elektronischer Geräte will im Heimbereich künftig seine Produkte mit einer Selbstdiagnose-Software ausstatten, die bei Problemen ein Customer Care Center informiert, noch bevor das Problem beim Kunden richtig zu Tage getreten ist [vgl. Varney 1996, S. 48].
Ebenfalls eine innovative Lösung im Kundendienst realisierte der
Hersteller von Verpackungsmaschinen Hartness (). Bei einem Problem mit einer
Verpackungsmaschine kontaktiert der Kunde per Videoconferencing einen HartnessServicetechniker; eine mobile Kamera zeigt dem Techniker die defekte Maschine.
Über einen Audiokanal (mobiles Head-Set) erhält der Techniker die Problembeschreibung. Er bildet sich ein Verständnis von der Situation und leitet notwendige
Schritte ein. 80% der Anfragen löst Hartness auf diese Art und erspart dem Kunden
hohe Stillstands- und Reisekosten.
4.1.2.4.3. Anreizsysteme und Kundenbindung
Unternehmen lernen aus Kundenreaktionen und -beobachtungen [vgl. BroadVision
1997] sowie den bisher durchgeführten Transaktionen mit dem Kunden ("Learning
Relationship") [vgl. Pine et al. 1995; Peppers/Rogers 1997c, S. 420f.]. So entstehen im
Laufe der Zeit zunehmend verfeinerte Abbilder jedes einzelnen Kunden ("organisationales Lernen"), auf Basis derer ein Unternehmen dem Kunden neue, speziell auf ihn
abgestimmte Leistungen offeriert [vgl. Reichheld 1996, S. 69; Link/Hildebrand 1997b,
S. 387]. Der Anbieter macht den Kunden auf Sonderangebote und neue Produkte aufmerksam, oder er lockt mit den Vorzügen der bereits realisierten engen Beziehung
(z.B. Vereinfachung der Bestellabwicklung durch Wiederverwendung der Kundenda-
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
75
ten, Anpassen des Produktangebots an die Kundengewohnheiten, Zeitersparnis, Risikominimierung usw.).
Beispielsweise kaufen Kundinnen tendenziell mehrmals eine individuelle
Jeans im Bekleidungsgeschäft Levi Strauss (vgl. Abschnitt 4.1.1.3.), da die Kundendatenbank neben den demographischen auch die physischen Daten der Käuferin festhält und eine erneute Produktion einer individuellen Jeans äußerst einfach ist.
Freiwillig kommen auch Kunden des Online-Lebensmittelhandels "Peapod"
() zurück, der aufgrund von Kundenbeobachtungen und der Auswertung
des Kundenfeedbacks jeden einzelnen Kunden genau kennt; auf Basis dieses Wissens offeriert Peapod individuelle Leistungen und erzielt so eine Kundenbindungsrate von 80%.
Aggressiver ist der Geschenkartikel-Shop "Yours Truly"
(), der mit dem sogenannten "Reminder Service" zu neuen Einkäufen animiert; der
Dienst kündigt dem Kunden spezielle Ereignisse (Geburtstage des Partners, Hochzeitstag usw.) über e-Mail im voraus an und erinnert gleichzeitig an das Geschenkangebot der Firma ("Relationship Marketing") [vgl. Bell 1994; Peter/Schneider 1994;
Munkelt/Stippel 1996; Link/Hildebrand 1997a, S. 16ff.].
Auch Online-Spiele locken Kunden wiederholt zu einem Angebot und können ihn längerfristig binden.
So vertreibt das Unternehmen Suchard im Internet verschiedene MilkaProdukte. Ein Online-Spiel will die Kundenbindung erhöhen: Der Spieler
arbeitet auf einer virtuelle Alm [vgl. Milka 1997] und ist Pate einer "Lila Kuh", für
deren Wohl er verantwortlich ist. Die Kuh reagiert ähnlich einem Tamagotchi auf die
Zuwendungen des Spielers. Spieler mit den zufriedensten Kühen werden prämiert,
wobei die Häufigkeit des Besuchs bei einer Kuh wesentlich zu deren Zufriedenheit
beiträgt.
4.2. Beurteilung des IT-Einsatzes in der Anbieter-Kunden-Beziehung
Nachdem Abschnitt 4.1. IT-getriebene Entwicklungen in der Kundenbeziehung aufgezeigt hat, geht Abschnitt 4.2. auf den Nutzen von ECC-Lösungen ein bzw. beurteilt
Electronic Customer Care aus Sicht der Anbieter.
76
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
4.2.1. Nutzen des Electronic Customer Care
Tabelle 4.2.1./1 verdeutlicht beispielhaft, daß der Einsatz der Informationstechnik in
der Anbieter-Kunden-Beziehung und die sich daraus ergebenden neuen Konzepte wie
Kundenselbstbedienung, 24-Stunden-Service (siehe Abschnitt 4.1.) für beide beteiligten Parteien - d.h. sowohl für den Kunden als auch den Anbieter - Vorteile bringen
können.
Nutzen Anbieter
Nutzen Kunde
Globale Präsenz
Globale Auswahl, höhere Markttransparenz
Kostensenkung durch effizientere
Prozesse (automatisches Status
Tracking usw.)
Effiziente Geschäftsabwicklung,
Erhöhung der Servicequalität
Verringerter Personalaufwand durch
Kundenselbstbedienung
Selbständiger und unabhängiger Zugriff
auf die Unternehmensleistungen
Zusätzliche Informationen über den
Kunden (Customer Profiling, Mass
Customization, One-to-One-Marketing)
Personalisierte Produkte und
Dienstleistungen
Verbesserte Kundenbindung durch
Rund-Um-Die-Uhr-Betreuung
Gesteigerte Qualität des Kundendienstes, 24-Stunden-Service
Kundenakquisition durch flexibles,
Individuelle, an eine gegebene Situation
schnell veränderbares Leistungsangebot angepaßte Leistung
("Real-Time-Marketing")
Höhere Margen durch Ausschalten von
Zwischenhändlern
Nachhaltige Preisreduktion
Beschleunigung der
Wertschöpfungskette
Rasche Reaktionszeiten auf
Anfragen/Bestellungen
...
...
Erkennen der Kundenprobleme durch
die Beobachtung der Diskussionen in
elektronischen Kundengemeinschaften
Erfahrungsaustausch zwischen Kunden,
rasche Hilfe durch andere Kunden
Neue Geschäftsmöglichkeiten
Neue Produkte und Dienstleistungen
Tabelle 4.2.1./1: ECC-Win-Win-Situationen [in Anlehnung an ESPRIT 1997]
Obwohl die einzelnen Nutzenpotentiale wie höhere Markttransparenz, rasche Reaktionszeiten, 24-Stunden-Service oder personalisierte Leistungen (vgl. Tabelle 4.2.1./1)
für den Kunden im Detail unterschiedliche Vorteile bringen, wirken sie aus Sicht des
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
77
Anbieters gemeinsam auf die Marketingkernaufgaben Kundenakquisition und Kundenbindung [vgl. Tomczak/Reinecke 1996; Blattberg/Deighton 1997]. Die durch das Ausschalten von Zwischenhändlern erzielte Preisreduktion kann demnach ebenso zu einer
besseren Kundenbindung führen wie die Erhöhung der Servicequalität durch individuelle Leistungen.
ECC-Lösungen beeinflussen durch zusätzliche Leistungen und innovative Wege die
allgemeinen Erfolgsfaktoren der Leistungserbringung "Qualität", "Flexibilität", "Kosten" und "Zeit" [vgl. Mende 1995, S. 47-49], können damit den Erfolg respektive die
Akzeptanz1 der Marktleistung (Produkt oder Dienstleistung) steigern und letztlich positive Effekte auf die Marketingkernaufgaben Kundenakquisition und Kundenbindung
herbeiführen (vgl. Bild 4.2.1./1).
ECC
IT in der Anbieter-Kunden-Beziehung
+
Potentiale
für den
Kunden
+
Globale
Auswahl
(vgl. Tabelle 4.2.1./1)
Marketingkernaufgaben
Personalisierte
Leistungen
Neue Produkte und
Dienstleistungen
Effiziente Geschäftsabwicklung
Preisreduktion
+
Erfolgsfaktoren der
Leistungserbringung
+
Erfolg/Akzeptanz
der Marktleistung
Selbstbedienung
...
Rasche Reaktionszeit
24-StundenService
+
Zeit
Zeit
Flexibilität
Flexibilität
Qualität
Qualität
Kosten
Kosten
+
Marktleistung
+
+
Kundenakquisition
Kundenbindung
+
... mögliche positive
Auswirkung
Bild 4.2.1./1: Auswirkungen des IT-Einsatzes auf die Marketingkernaufgaben
Kundenakquisition und Kundenbindung
Das Messen des qualitativen und quantitativen Erfolgs von Electronic Customer Care
und damit das Bestimmen der Auswirkungen auf die Faktoren Kundenakquisition und
1
Die Faktoren Nutzen, Preis und Verfügbarkeit bestimmen im wesentlichen die Akzeptanz bzw.
den Erfolg einer Marktleistung (Produkt oder Dienstleistung) [vgl. Mende 1995, S. 47-49].
78
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
Kundenbindung ist allerdings schwierig. Viele Unternehmen wissen daher nicht, ob ihre Lösungen tatsächlich erfolgreich sind oder nicht. So gibt es z.B. keine Erfahrungen,
wie man die Verweildauer eines Kunden auf einem Web-Server oder die Anzahl der
monatlichen "Hits" auf eine Homepage bezüglich des Erfolgs bewerten kann. Auch ist
nicht klar, ob etwa "communities of interest" tatsächlich zur Kundenbindung beitragen, ob ein Anbieter durch das Bereitstellen von FAQ wirklich Personal einsparen
kann, oder ob das Verteilen von CD-ROMs mit Produktkatalogen zu einer spürbaren
Zunahme von Bestellungen führt.
Die Liste der offenen Fragen ließe sich beliebig fortsetzen und sie zeigt, daß die Bewertung einer ECC-Lösung bezüglich ihres Nutzens schwierig ist. Die diesbezüglich
fehlenden Erfahrungen beschreiben auch [Fink/Hanser 1997]: "Denn sie wissen nicht,
was sie tun ... 61 Prozent der Unternehmen, die Multimedia-Anwendungen im Marketing einsetzen, können nicht beurteilen, ob sie hierbei erfolgreich agieren oder nicht".
Erst die Verfügbarkeit von Methoden und Tools zur Auswertung der gesammelten Informationen (z.B. Tools zur Analyse des Käuferverhaltens auf einem Web-Server) und
entsprechende empirischer Studien (etwa Erfahrungen bestimmter Branchen oder Anbieter mit neuen Online-Medien) werden zeigen, welchen Nutzen Electronic Customer
Care in einzelnen Unternehmen tatsächlich bringen kann.
4.2.2. Beurteilung des Electronic Customer Care durch die Anbieter
Die im Rahmen der Fallforschung durchgeführte schriftliche Online-Befragung (vgl.
Abschnitt 1.4.) fragte die Unternehmen in der ECC-Datenbank u.a. nach den Zielen
ihrer Lösungen. Bild 4.2.2./2 zeigt die in der Umfrage genannten ECC-Ziele sortiert
nach der Anzahl der Nennungen (je weiter oben, desto öfter genannt).1
Das Ergebnis verdeutlicht, daß Unternehmen mit ihren Lösungen neben der Kundenakquisition und -bindung weitere wichtige geschäftliche Ziele verfolgen. Sie erhoffen
sich durch Electronic Customer Care starke Impulse für das Geschäft (etwa Umsatzsteigerung, Kostensenkung, Entlastung des Vertriebspersonals). Ihre Lösungen, derzeit
1
Nur 12 der 65 befragten Unternehmen beantworteten diese Frage. Das Argument "Gewinnung
neuer Kunden" wurde mit acht Nennungen am häufigsten genannt. Nur ein Unternehmen hingegen
bewertete die Kostensenkung als wesentliches Ziel.
4. Neue Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
79
auch als Prototypen zur Sammlung von Erfahrungen mit neuen Medien betrieben,
sollen in wenigen Jahren wesentlich zum Erfolg des Unternehmens beitragen.1
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Gewinnung neuer Kunden
Umsatzsteigerung
Verbesserung Kundenservice
Kundenbindung
Profilierung
Vereinfachung der Prozesse
Neuer Absatzkanal
Direkte Kommunikation (One-to-One-Marketing)
Entlastung des Verkaufspersonals
Erfahrungen mit neuen Medien
Kostensenkung
Bild 4.2.2./2: Mögliche Ziele von ECC-Lösungen (tendenziell)
Um die erwarteten Ziele und die positiven Auswirkungen auf die Marketingkernaufgaben Kundenbindung und -akquisition zu erreichen, müssen die Lösungen allerdings
bestimmte Kriterien erfüllen. Kapitel fünf versucht, diese zu identifizieren und zu beschreiben.
1
Die Unternehmen bewerteten die zukünftige wirtschaftliche Bedeutung ihrer Lösungen auf einer
5-stufigen Skala von "völlig unbedeutend" bis "geschäftstragend" (siehe Abschnitt AII.1.). Alle
Antworten zeigten die steigende Relevanz der Lösungen in den nächsten vier Jahren.
5. Kriterien für erfolgreiche ECC-Lösungen
Für 37% aller Web-Sites sind heute Marketingabteilungen zuständig, knapp gefolgt
von der Informatik mit 35% [vgl. CSC 1997, S. 11]. Auf welche Kriterien müssen die
Verantwortlichen bei der Realisierung einer ECC-Lösung achten? Sind das Marketing
und die Informatik die richtigen Ansprechpartner für Electronic Customer Care?
Bei den erhobenen Fallbeispielen lagen oft nur unzureichende Angaben über deren Erfolg vor. Das Entwickeln allgemein gültiger Kriterien für gute ECC-Lösungen ist aber
nicht nur aus diesem Grund schwierig. Es ist auch die Tatsache, daß meist eine Kombination verschiedener Faktoren den Erfolg einer Lösung bestimmt.
Auf einem hohen Abstraktionsniveau zeigte sich jedoch, daß der Kunde vor allem Lösungen akzeptiert, welche das Kundenproblem richtig erkennen und "angemessene"
Mittel zu dessen Lösung anbieten; auch stoßen Lösungen auf gute Akzeptanz, die im
Vergleich zur Konkurrenz bessere (innovativere) Leistungen anbieten und damit wesentliche Vorteile für den Kunden bringen. Für den Anbieter ist es wichtig, daß seine
Lösung mit den bestehenden Anwendungen integriert ist, damit beim Betrieb kein großer zusätzlicher Manipulationsaufwand entsteht. Bild 5./1 versucht - aus diesen Aussagen abgeleitet - drei mögliche Kriteriencluster für gute Lösungen darzustellen.
- Technische Komplexität
- Form Leistungserbringung
- Verfügbarkeit
- Sicherheit usw.
Redesign
- Radikale Veränderung
- Ausnutzung der ITPotentiale
- Neue Lösungen usw.
Angemessenheit
Integration
ECC
- Integration der ECC-IS
- Aufbereiten der Kundeninformationen
- Usw.
Bild 5./1: Kriteriencluster für erfolgreiche ECC-Lösungen
5.1. Angemessenheit der Lösung ("Focused Offer")
Bild 5.1./1 stellt Beispiele von ECC-Lösungen mit verschiedenen Komplexitätsgraden
dar, beginnend bei einem einfachen "elektronischen Schaufenster" () bis hin zu einem hoch komplexen, personalisierbaren Merchant Server () oder der Prozeßintegration via EDI (). Einfache Lösungen ermöglichen die funktionale Unterstützung
82
5. Kriterien für erfolgreiche ECC-Lösungen
einzelner Prozeßaufgaben, besitzen keine intelligenten oder ausgeklügelten Konzepte,
sind leicht standardisierbar und für den Anbieter tendenziell schneller und billiger zu
implementieren als Lösungen, die stark individuellen Charakter haben und hohe organisatorische Anforderungen stellen.
OnlineKonfigurator
Telefonauskunft
FAQ
"Elektronisches
Schaufenster"
FTPDownload
Status
Tracking
Bulletin Board
Systeme
NewsgroupDiskussion
Zugriff auf Auftragsabwicklungssystem
Virtual
EDI-ProzeßCommunity
integration
Angebotssystem
Customer Profiling
Systeme
OnlineIndividualisierShop
barer Merchant
Elektronischer
Produktkatalog
Server
OnlineAuktion
Elektronische
Fax-On-Demand
Zahlungsabwicklung
System
e-Mail
Intelligenter
Elektronischer
Newsletter
Robot
Marktplatz
FeedbackFormular
"Standard", nicht komplex,
leichte Implementierung
"Speziell", komplex,
aufwendige Implementierung
Bild 5.1./1: Komplexität von ECC-Lösungen (tendenziell)
[in Anlehung an ESPRIT 1997]
Einige Beispiele in der ECC-Datenbank zeigten, daß nicht immer die aufwendigen,
technisch anspruchsvollen Lösungen (rechter Bereich von Bild 5.1./1) den höchsten
Nutzen (Kundenakzeptanz usw.) generieren, sondern diejenigen Lösungen, die ein bestehendes Kundenproblem richtig erfassen und geeignete Mittel zur Behebung anbieten (gemessen etwa durch das Verhältnis Aufwand/Nutzen, die Verfügbarkeit der
Technologie beim Kunden, die Übereinstimmung der Lösung mit dem Kundenbedürfnis). So können einfache und auf den ersten Blick nicht spektakulär wirkende Systeme
durchaus auf hohe Kundenakzeptanz stoßen, wenn sie auf die Kundenbedürfnisse zugeschnitten sind.
Beispiel ist der spartanisch angelegte Web-Server der Firma transtec AG (vgl. Abschnitt 4.1.), der auf multimediale Elemente wenig Wert legt, dennoch im Detail überzeugt (Statusauskünfte, Package Tracking usw.) und durchwegs gute Kritik von den
Kunden bekommt [vgl. Bruscha 1996]. Aber auch der FTP-Server der Firma Digital
Equipment Corp. (), der 9.000 Firmendokumente und Softwareprogramme mit sehr
5. Kriterien für erfolgreiche ECC-Lösungen
83
geringem Aufwand über herkömmliches FTP bereitstellt und schon 1994 20.000 Zugriffe im Monat verzeichnete, stiftete bei den Kunden hohen Nutzen. Auf der anderen
Seite existieren hochentwickelte und in der Literatur vielbeschriebene Produkte, die
weniger Erfolg haben. Etwa setzt trotz großer Marketinganstrengungen erst eine Firma
den "Intelligent Agent" der Firma Firefly Network (vgl. Abschnitt 4.1.1.3. oder
4.1.2.1.) produktiv ein1 ("My Yahoo"). Auch DHL Worldwide Express erkannte, daß
das oft zitierte "Package Tracking" über Internet zwar gute Prestigeerfolge erzielt, die
betroffenen Sachbearbeiter aber meist nicht über einen Internet-Anschluß verfügen.
Deshalb führte das Unternehmen neben der Web-Schnittstelle eine Zugriffsmöglichkeit per Telefon auf das System "GlobalTrack" ein, die sich schon nach ca. 100 Tagen
amortisierte, statt nach neun Monaten, wie erwartet [vgl. Varney 1996, S. 46f.].
Die Akzeptanz von ECC-Lösungen hängt demnach nicht von deren Komplexitätsgrad
oder dem eingebrachten Aufwand ab, sondern von der Angemessenheit in bezug auf
das Kundenbedürfnis und den Kundenprozeß der entsprechende Zielgruppe ("Focused
Offer") [vgl. Rogers/Shoemaker 1971; Westwood 1996, S. 160; Swoboda 1996]. Beispiele für Checkfragen zur Bewertung von Lösungen bezüglich des Kriteriums "Angemessenheit" können sein (geordnet nach den unternehmerischen Gestaltungsebenen
Strategie, Prozeß und Informationssystem/IT, vgl. Abschnitt 3.1.):
Strategie:
 Hat der Anbieter das Kundenproblem erkannt und deckt die Lösung die Bedürfnisse der anvisierten Zielgruppe ab?
 Ist die Lösung zeitlich richtig terminiert, d.h. sind die Kunden auch mental auf die
neue Technologie eingestellt?
Prozeß:
 Steht der potentielle Nutzen für den Kunden in einem positiven Verhältnis zum
Aufwand, der bei ihm durch die Installation und den Betrieb der Lösung entsteht
(beispielsweise einfachere Bestellabwicklung, Zusatzinformationen, Kosteneinsparungen kontra zusätzlich benötigtes Personal, Schulungs- oder Hardwarekosten)?
 Paßt die Art der Leistungserbringung zu den Bedürfnissen der Zielgruppe (z.B.
Pull oder Push der Informationen, passende multimediale Gestaltung, örtliche und
zeitliche Verfügbarkeit, Benutzerführung, Verständlichkeit, emotionales Medienerlebnis)?
1
Stand Mitte 1997.
84
5. Kriterien für erfolgreiche ECC-Lösungen
 Findet der Kunde sämtliche Leistungen, die er zur Lösung seines Problems benötigt ("Leistungsbündelung")?
Informationssystem/Informationstechnik:
 Entspricht die Lösung den technischen Voraussetzungen des Kunden, d.h. verfügt
das angestrebte Kundensegment über die benötigte IT-Infrastruktur wie Telefon,
Fax, Internet, EDI und macht der IT-Einsatz für die bestehende Problematik Sinn?
 Ist die Zielgruppe ausreichend technisch versiert? Ist die grafische Oberfläche passend gestaltet?
 Ist die Lösung für den Kunden ausreichend sicher (z.B. Anonymität, Verfügbarkeit,
Transaktionssicherheit)?
5.2. Ausnutzung der Redesign-Potentiale
Kunden akzeptieren neue Lösungen eher, wenn diese für sie einen höheren Nutzen als
die herkömmlichen Leistungen bieten; Anbieter können sich nur durch innovative Lösungen mit hohem Nutzenpotential von der Konkurrenz abheben. Informationstechniken in der Kundenbeziehung haben daher oft keinen Erfolg, wenn sie lediglich konventionelle Leistungen durch elektronische Formen der gleichen Leistung ersetzen und
dem Kunden (oder dem Anbieter) damit keinen zusätzlichen Nutzen oder keine Kosteneinsparungen bieten [vgl. auch Forbes 1997, S. 22].
Ein sehr einfaches Beispiel für eine Leistung mit zusätzlichem Nutzen zeigt der Versandhandel Otto, der im Internet mit 3D-Ansichten seiner Produkte lockt, die im herkömmlichen Papierkatalog nicht verfügbar sind [vgl. Otto 1997]; deutlicher nutzt die
Firma Monorail (vgl. Abschnitt 4.1.1.6. und 4.1.1.7.) das Potential zum Redesign. Ohne die enge Zusammenarbeit mit dem Transportunternehmen FedEx (gestützt auf die
Integration der betroffenen IS-Systeme), welche ein völlig neues Geschäftsmodell ermöglicht (Ausschalten der Zwischenhändler, Auflösen der Lager), könnte Monorail
seine niedrigen Preise nicht halten und am Markt nicht existieren.
Geleitet durch Konzepte wie das Business Process Redesign (vgl. Abschnitt 4.1.1.6.)
[vgl. Davenport 1993; Hammer/Champy 1994; Hess/Brecht 1995; Österle 1995], müssen ECC-Projekte neue (radikale) Wege mit Vorteilen für beide Seiten der AnbieterKunden-Beziehung suchen (z.B. Beschleunigung von Prozessen, Zusatzinformationen,
einfachere Bestell- oder Serviceabwicklung, One-to-One-Beziehung) und die Potentiale der Informationstechnik voll nutzen, um die nötige Akzeptanz beim Kunden zu finden. Beispiele für Checkfragen in diesem Bereich sind:
5. Kriterien für erfolgreiche ECC-Lösungen
85
Strategie:
 Untersucht das ECC-Projekt die strategischen Grundlagen des gegenwärtigen Geschäfts (Kunden, Konkurrenten, Partner, Vertriebswege usw.) und zieht es mögliche neue Geschäftsmodelle in Erwägung?
 Sind die geplanten Veränderungen mit der Geschäftsstrategie und den alten Instrumenten der Kundenansprache abgestimmt (z.B. paßt ein neuer Vertriebsweg in das
vorhandene Mehrkanalsystem)?
Prozeß:
 Realisiert die Lösung innovative geschäftliche Wege in der Kundenbeziehung (z.B.
Übertragung von Aufgaben an den Kunden), oder ersetzt sie lediglich konventionelle Leistungen durch elektronische Formen der gleichen Leistung?
 Sucht der Prozeßentwurf [vgl. Österle 1995, S. 56] nach Lösungen, welche den
Kundennutzen erhöhen (Effektivität) und die Kosten senken (Effizienz steigern),
also im Vergleich zur alten Lösung einen Zusatznutzen generieren?
 Gibt es einen Prozeßmanager [vgl. Österle 1995, S. 54], der für die Qualität der
neuen Prozesse verantwortlich ist ("Prozeßführung") und die neue Lösung politisch
vertritt?
 Kontrolliert der Prozeßmanager den neuen Prozeß, koordiniert er ihn zwischen den
betroffenen organisatorischen Einheiten und sorgt er für die Weiterentwicklung des
Prozesses?
Informationssystem/Informationstechnik:
 Bestimmen geschäftliche Anforderungen Investitionsentscheidungen für neue Informationstechniken?
 Nutzt die Lösung sämtliche Redesign-Potentiale der Informationstechnik (beispielsweise Interaktivität, Multimedia, dauernde Verfügbarkeit, Anonymität, Globalität)?
5.3. Integration der ECC-Informationssysteme und Aufbereiten der
Kundeninformationen
Die Anzahl von Anwendungen, die Kundendaten sammeln oder generieren, steigt
durch den Vormarsch neuer Internet-Applikationen [vgl. Cameron et al. 1996]. Mitarbeiter sehen oft nur denjenigen Teil der Informationen, den ihnen ihr aufgabenspezifi-
86
5. Kriterien für erfolgreiche ECC-Lösungen
sches Informationssystem bereitstellt. Ein Verkaufsmitarbeiter weiß daher in vielen
Fällen nicht, daß der Kunde am Telefon am selben Tag schon zwei Gespräche mit dem
Servicetechniker hatte, fünf Bestellungen des Kunden auf die Auslieferung warten
oder daß die Marketingmitarbeiter bereits ein detailliertes Interessenprofil des Kunden
über Internet gewonnen haben (vgl. Bild 5.3./1).
Mitarbeiter/Abteilung
Informationssystem
• Internet-Marketing
• PR-Abteilung
z.B. Web-Präsenz,
Kundendatenbank
• Verkaufsaußendienst
• Sachbearbeiter Auftragsabwicklung
z.B. Auftragsabwicklungssystem,
CAS-System
• Service-Techniker
• Kunden-Support
z.B. ServicePlattform, Hotline
Kunde
Bild 5.3./1: Unterschiedliche Sichten auf den Kunden [vgl. Cameron et al. 1996]
Lösungen müssen so konzipiert sein, daß sämtliche Informationen über den Kunden
zentral verfügbar und Einzelaktivitäten aufeinander abgestimmt sind [vgl. Cameron et
al. 1996]. Der Kunde hat dann das Gefühl, nur eine Schnittstelle bei der Kommunikation mit dem Unternehmen zu haben ("One Face to the Customer"). Das benötigte
individuelle Wissen (beispielsweise des Sachbearbeiters) und das organisatorische
Wissen (beispielsweise die Definition der entsprechenden Arbeitsabläufe) muß an der
Schnittstelle zwischen Kunde und Anbieter rechtzeitig zur Verfügung stehen, um den
Kunden effizient bei der Problemlösung zu unterstützen ("Knowledge-Marketing"
[vgl. Boutellier/Corsten 1997]).
Die Integration der relevanten Informationssysteme ist Basis für eine derartige Konzentration der Kundeninformationen. Die Definition von Schnittstellen zwischen den
einzelnen Systemen, die Kundendaten manipulieren, und die Koordination bzw. das
systematische Aufbereiten der Kundendaten (z.B. in Kundendatenbanken), bringt das
notwendige Wissen an die Kundenschnittstelle ("Customer Advocat Servers" [vgl. Cameron et al. 1996]).
Zudem müssen die Informationssysteme zur Abwicklung der Prozesse im Back-Office
(Auftragsabwicklungssystem, Web-Server, Kundendatenbank, PPS-System usw.) so
miteinander integriert sein, daß z.B. der Sachbearbeiter Aufträge, die der Kunde über
Internet eingibt, nicht ausdrucken und dann manuell in das eigentliche Abwicklungssystem eingeben muß. Die Back-Office-Informationssysteme sollten Standardprozesse
5. Kriterien für erfolgreiche ECC-Lösungen
87
(beispielsweise die Bestellabwicklung, Reklamationsbearbeitung) ohne große manuelle Eingriffe abwickeln können (Vermeidung von Medienbrüchen).
Die Integration der ECC-Systeme durch das Schaffen entsprechender technischer
Schnittstellen (z.B. Datenkoordination über EDI, direkte Eingabe von Internet-Aufträgen über BAPIs in ein SAP-System) und organisatorischer Regelungen (z.B. Prozeßund Stellenbeschreibungen, detaillierte Aufgabenaufteilung) auf der einen sowie das
Sammeln und Aufbereiten der relevanten Kundendaten (Kundendatenbank usw.) auf
der anderen Seite, sind für eine optimale Kundenbetreuung und zur Realisierung sämtlicher ECC-Potentiale wichtige Voraussetzungen. Folgende Checkfragen dienen u.a.
zur Bewertung von Lösungen bezüglich dieses Kriterienclusters:
Strategie:
 Existieren unternehmensweite organisatorische Regelungen, welche die Relevanz
einzelner Daten für Unternehmensbereiche festlegen und dadurch den Integrationsbedarf der Daten bestimmen (Verteilungs- und Integrationsmodell)?
 Berücksichtigt man bei der Auswahl neuer Informationstechniken strategische Fragen wie z.B.: Welche Standards und Anbieter setzen sich in Zukunft durch?
Prozeß:
 Wie gut sind "neue" Prozesse mit dem normalen Verkaufs-/Beratungsprozeß koordiniert?
 Sind sämtliche kunden- oder auftragsbezogenen Daten für alle beteiligten Mitarbeiter in ausreichender Qualität verfügbar?
 Nutzt die Lösung die Vorteile des "Team-Selling" aus, d.h. sind die Verkaufsaktivitäten bei Kontakt mehrerer Unternehmensbereiche mit einem Kunden koordiniert? Hat der Kunde das Gefühl, daß er nur von einer Person beraten oder bedient
wird ("One Face to the Customer")?
 Ist die Lösung, etwa die Online-Präsenz, organisatorisch mit den entsprechenden
Abteilungen (Fachbereichen usw.) abgestimmt oder kommt es vor, daß ein Kunde
auf einer Web-Page Informationsbroschüren anfordern kann, für deren Versand
sich niemand zuständig fühlt?
Informationssystem/Informationstechnik:
 Sind die Informationssysteme derart integriert, daß sie sämtliche Daten über den
Kunden oder die Kundenprozesse jederzeit bereitstellen können?
88
5. Kriterien für erfolgreiche ECC-Lösungen
 Werden die Standardprozesse des Online-Geschäfts im Back-Office durch das Informationssystem weitgehend selbständig abgewickelt (z.B. integriertes Standardpaket mit Anbindung an das Internet)?
 Sind die ECC-Informationssysteme zu anderen Systemlösungen kompatibel, d.h.
derart integriert, daß Mehrfacherfassungen (z.B. Aufträge, Rechnungen) vermieden
werden?
Prozeß
Strategie
Angemessenheit
Abstimmung
der Lösung
mit Geschäftsstrategie
Richtige zeitliche Terminierung
Bezug zum
Kundenproblem
Verhältnis
Aufwand/
Prozeßleistung
Ausmaß der
Leistungsbündelung
Relevanz
für Zielgruppe
...
Art der
Leistungserbringung
Verständlichkeit der
Lösung
IS/IT
...
Verfügbarkeit
der IT beim
Kunden
Technische
Komplexität
Gestaltung
grafische
Oberfläche
Redesign
Technische
Sicherheit
...
Integration
Neues
Geschäftsmodell
Abstimmung
mit alten
Instrumenten
der Kundenansprache
...
Neue
Prozesse/
Ínnovation
Zusatznutzen
Installation
Prozeßmanager
Prozeßführung
Politische
Vertretung
Verteilungsund Integrationsmodell
Strategische
IS-Planung
...
Verfügbarkeit der Daten bei allen
Mitarbeitern
Abstimmung
der IS mit
Organisation
"TeamSelling"
...
"One Face to
the Customer"
Koordination
mit "alten"
Prozessen
Kompatibilität zu anderen
betrieblichen
Systemen
Ausnutzen
sämtlicher
IT-Potentiale
Auswahl
Technologie
aus geschäftlicher Sicht
Unternehmensweite organisatorische Regelungen
...
Zentrale Bereitstellung
der Kundenund Prozeßdaten
...
...
Automatisches
Abwickeln
der Standardprozesse
Bild 5.3./2: Beispiele für mögliche Checkfragen pro ECC-Erfolgskriterium
(zugeordnet zu den unternehmerischen Gestaltungsebenen)
Bild 5.3./2 zeigt zusammenfassend die genannten Checkfragen pro ECC-Erfolgskriterium, zugeordnet zu den unternehmerischen Gestaltungsebenen Strategie, Prozeß und
Informationssystem/IT [vgl. Abschnitt 3.1.; Österle 1995, S. 13ff.].
Die Kriterien und Checkfragen zeigen, daß für eine gute ECC-Lösung das Marketing
und der Fachbereich Informatik eng zusammenarbeiten müssen.
5. Kriterien für erfolgreiche ECC-Lösungen
89
Das Marketing kennt die Kundenbedürfnisse und -erwartungen und kann bei der Klärung der Frage erheblichen Input leisten, wie eine "angemessene Lösung" aussehen
muß. Gemeinsam mit der Informatik sucht das Marketing nach Lösungen mit großem
Redesign-Potential, d.h. nach neuen Leistungen mit hohem Zusatznutzen für den Anbieter und den Kunden.
Der Fachbereich Informatik stellt sicher, daß die benötigten Informationssysteme in
technischer Hinsicht ausreichend integriert sind und schöpft sämtliche IT-Potentiale
durch die Automatisierung der Back-Office-Systeme und -prozesse aus. Neue IT-Möglichkeiten trägt die Informatik an das Marketing bzw. andere Fachbereiche heran und
macht auf die Potentiale in der Kundenbeziehung aufmerksam.
6. Zusammenfassung und Ausblick
Im letzten Kapitel faßt Abschnitt 6.1. die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen. In Abschnitt 6.2. finden sich Überlegungen bzgl. der zukünftigen Relevanz und
den möglichen Auswirkungen von Electronic Customer Care.
6.1. Ergebnisse der Arbeit
Die nachfolgenden Punkte zählen die wesentlichen Ergebnisse der Arbeit auf. Sie
decken sich weitgehend mit den in Abschnitt 1.2. formulierten Zielen.
 Erhebung und Analyse von ECC-Fallbeispielen, -IT und -Produkten
Die Analyse der ECC-Fallbeispiele gibt einen detaillierten und aktuellen Überblick
über den "State of the Art" des Electronic Customer Care. Der Leser findet Fallbeispiele, die anhand des Customer Buying Cycles strukturiert sind. Diese können ihm
Anregungen für eigene Lösungen geben. Pro Fallbeispiel sind die eingesetzten Informationstechniken identifiziert, ebenso wie die realisierten Marketingkonzepte.
Flexible Abfragemöglichkeiten erschließen die Informationen in der ECC-Datenbank.
Die Sammlung von ECC-Informationstechniken und -Produkten gibt einen Einblick in die technischen Bestandteile des Electronic Customer Care.
Konkret zeigte die Erhebung der Fallbeispiele und Technologien:
1
-
Viele Unternehmen investieren in Lösungen im Bereich Electronic Customer
Care; die Projekte sind oft in frühen Phasen und dienen der Sammlung erster
Erfahrungen mit neuen Medien wie dem Internet, PoS-Kiosksystemen oder Online-Diensten. Aussagen über den Nutzen neuer Lösungen sind aus heutiger
Sicht oft schwierig.
-
Erst eine sehr geringe Anzahl von Unternehmen konnte bisher einen überdurchschnittlich großen Nutzen aus ihren ECC-Lösungen ziehen. Die Berichterstattung in den Medien konzentriert sich auf die wenigen, äußerst erfolgreichen
Beispiele (z.B. Dell (), Amazon.com1 (), Onsale ()) und vergißt, die
ebenfalls vorhandenen Mißerfolge zu erwähnen.
Anmerkung: Auch Amazon.com war Ende 1997 noch nicht in den schwarzen Zahlen.
92
6. Zusammenfassung und Ausblick
-
Bei der Realisierung von Electronic Customer Care geht der Trend eindeutig in
Richtung Internet. Das globale Netz wird in den nächsten Jahren der KeyEnabler für ECC-Lösungen werden. Billiger und effizienter als manche älteren
Technologien (beispielsweise Videotex, BTX, VANS) und in Zukunft für jedermann leicht zugänglich, entwickelt sich das Internet mit seinen neuen Möglichkeiten (etwa Globalität, Push-Dienste, Multimedia) zum "Generalist" für Lösungen in allen Phasen des Customer Buying Cycles.
-
Viele Anbieter wissen noch nicht, wie sie das Internet in ihre Organisation und
in ihr Tagesgeschäft einbetten sollen.
-
Eine große Zahl von ECC-Produkten drängt in den Markt; zukünftige Standards
sind schwer zu identifizieren, Anbieter müssen sich erst profilieren.
 Strukturierung der ECC-Informationstechniken und Ableitung von IT-Trends
Die entwickelten IT- und Service-Klassen (siehe Abschnitt 3.2.2.) bieten einen
strukturierten Überblick über Informationstechniken und Dienstleistungen, die man
zur Realisierung von ECC-Lösungen benötigt. Die Klassen teilen den Markt in logisch zusammengehörende Cluster und erhöhen die Markttransparenz. Die informationstechnischen Trends (siehe Abschnitt 3.3.) zeigen die wichtigsten Entwicklungen der Informationstechnik auf und helfen die Frage zu beantworten, wie
ECC-Informationssysteme in Zukunft aussehen könnten. Bei der Strukturierung der
Informationstechnik und der Ableitung von IT-Trends zeigte sich:
-
Eine allgemein gültige und anerkannte Einteilung des ECC-Marktes gibt es
nicht. Die in Abschnitt 3.2.2. vorgestellte Hierarchie stellt nur eine Strukturierungsvariante dar. Der Leser erhält durch die Identifikation konkreter Produktund Servicecluster einen Überblick über den komplexen ECC-Markt.
-
ECC-Projektverantwortliche können die entwickelten ECC-Klassen als eine Art
Checkliste bei der Realisierung ihrer Projekte einsetzen (Aus welcher IT- oder
Service-Klasse benötige ich welche Funktionalitäten oder Leistungen, damit ich
die geplante Lösung umsetzen kann?).
-
Die Entwicklung im Bereich Informationstechnik geht hin zu Systemen, die auf
Standards basieren, multimediale Daten verwenden, über eigene "Intelligenz"
verfügen und im globalen Umfeld universell und flexibel einsetzbar sind. Das
Internet entwickelt sich zur Standard-Middleware.
6. Zusammenfassung und Ausblick
93
 Identifikation der wichtigsten Konzepte in der Anbieter-Kunden-Beziehung
Neue Informationstechniken ermöglichen neue Konzepte in der Kundenbeziehung.
Die Arbeit identifiziert die wichtigsten Entwicklungen (z.B. 24-Stunden-Service,
Information on Specific Demand) und nennt zahlreiche Beispiele (vgl. Abschnitt
4.1. und ECC-Datenbank). Zusammenfassend gilt:
-
Die markantesten Verbesserungen erzielen neue Informationstechniken im Bereich Interaktivität. Diese erleichtert den Schritt weg vom anonymen Massenmarketing hin zum "Individual Marketing", das sich mit jedem Kunden einzeln
beschäftigt.
-
Electronic Customer Care mit seinen neuen Konzepte in der Anbieter-KundenBeziehung kann zu besseren Leistungsindikatoren bei den Marketingkernaufgaben Kundenakquisition und Kundenbindung führen (vgl. Abschnitt 4.2.).
-
ECC-Projektverantwortliche können die in Abschnitt 4.1. dargestellten Konzepte als Ideenquelle bzw. Meßlatte für ihre Lösungen oder Pilotprojekte verwenden.
 Ableitung von Erfolgskriterien für ECC-Lösungen
Nicht jede ECC-Lösung bedeutet per se einen zusätzlichen Nutzen für den Kunden
oder den Anbieter. Das Thema Electronic Customer Care ist relativ neu, Kriterien
für erfolgreiche Lösungen formen sich erst. Die Arbeit macht dazu einen Versuch.
Sie beschreibt Anforderungen an Lösungen, deren Erfüllung zu einer hohen Kundenakzeptanz bzw. zur Entfaltung sämtlicher Nutzenpotentiale führt. Folgende
Aussagen lassen sich ableiten (vgl. Kapitel fünf):
-
Die Anforderungen an eine Lösung hängen von den Bedürfnissen (Erwartungen) und den technischen Voraussetzungen des Kunden ab (Angemessenheit
der Lösung).
-
ECC-Lösungen sollten die Potentiale der Informationstechnik voll ausnutzen
und - falls mit dem Kundenbedürfnis verträglich (Stichwort Angemessenheit) radikal innovative Wege gehen, die mit der Geschäftsstrategie abgestimmt sind.
-
Unternehmen müssen die eingesetzten Informationssysteme integrieren, um
Medienbrüche zu vermeiden und die benötigten Kundeninformationen aufbereiten zu können.
94
6. Zusammenfassung und Ausblick
6.2. Die zukünftige Entwicklung von Electronic Customer Care und
die Auswirkungen
Wie entwickelt sich Electronic Customer Care weiter?
Schlagzeilen wie "What's holding back e-commerce?" [siehe Semich 1996], "Deutsche
Handelsunternehmen sind kaum im Internet vertreten" [siehe FAZ 1997] oder "The
technology's there, but few Web sites conduct transactions" [siehe Gow 1997] deuten
auf die mangelnde Akzeptanz sowie die vorhandene Skepsis und Unsicherheit im Bereich Electronic Customer Care hin. Zwar nutzen immer mehr Unternehmen die Möglichkeit, elektronische Medien in der Kundenbeziehung einzusetzen, oder sie planen
zumindest deren Einsatz [vgl. FAZ 1997; Hanser 1997, S. 106], trotzdem scheint der
Durchbruch noch nicht völlig geschafft zu sein.
Gründe dafür können sein, daß einerseits die benötigten technischen Mittel erst in ein
bis zwei Jahren in voller Reife breit auf dem Markt verfügbar sein werden. Andererseits setzen Unternehmen vorhandene Technologien nicht oder falsch ein und schöpfen dadurch die IT-Potentiale nicht voll aus.
Ein weiterer Hemmschuh für Electronic Customer Care ist, daß viele Kunden noch
nicht bereit sind, die neuen Lösungen einzusetzen. Sie sehen darin keinen Vorteil, weil
die Lösungen für sie zu teuer, zu aufwendig oder zu kompliziert in der Bedienung sind
[vgl. Semich 1996].
Trotz der derzeit noch mangelhaften Situation gibt es sehr wenige Zweifel daran, daß
sich Electronic Customer Care durchsetzen wird.1 Getrieben durch die zu erwartende
Bandbreitenexplosion im Telekommunikationsbereich, die weitere Vernetzung der
Haushalte [vgl. auch Brenner/Kolbe 1996a], die Lösung der Sicherheitsprobleme des
Internets, die Verbreitung anerkannter digitaler Zahlungssysteme usw. wird der ITEinsatz in der Anbieter-Kunden-Beziehung weiter an Bedeutung gewinnen [vgl. auch
Semich 1996].
Für den Konsumenten verlagert sich die Schnittstelle zum Anbieter in den Haushalt
(vgl. auch Abschnitt 3.3.3.), wo er bequem und rund um die Uhr auf die Leistungen
des Anbieters zugreifen kann. Die Vision zeigt einen elektronischen Butler, dem der
1
Die im Rahmen der Arbeit durchgeführte schriftliche Befragung (vgl. Abschnitt 1.4.) untermauert
diese Aussage. Alle Antworten zeigten, daß die befragten Unternehmen der wirtschaftlichen Bedeutung ihrer ECC-Lösungen in den nächsten vier Jahren eine stark zunehmende Bedeutung
beimessen.
6. Zusammenfassung und Ausblick
95
Kunde über einen millimeterdicken Bildschirm an der Wand Aufträge erteilt.1 Versehen mit eigener Intelligenz und angeschlossen an ein weltweites Computernetz, versteht der Butler die menschliche Sprache und erledigt die ihm aufgetragenen Arbeiten
selbständig (z.B. Lieferant suchen, Preise vergleichen, Einkaufen, Theaterkarten reservieren).
Im Bereich Business-to-Business werden sich allgemein anerkannte Standards entwickeln (beispielsweise für die elektronische Koordination von Angebot und Nachfrage, die Auftragsabwicklung, die Prüfung der Kreditwürdigkeit eines Kunden), welche die Abwicklung der Prozesse zwischen Anbieter und Kunde vereinfachen (vgl.
auch Abschnitt 3.3.2.). Die Auswahl eines Geschäftspartners wird zunehmend von der
Möglichkeit abhängen, mit ihm Geschäfte elektronisch abwickeln zu können. Unternehmen, die keine entsprechenden Schnittstellen anbieten, laufen Gefahr, Aufträge zu
verlieren.
Was bringt Electronic Customer Care den Anbietern?
Anbieter können sich durch innovative Leistungen in der Anbieter-Kunden-Beziehung
von der Konkurrenz differenzieren und sich damit im härteren Wettbewerb (vgl. Abschnitt 2.1.1.) besser durchsetzen. Electronic Customer Care hat das Potential, die
Kundenbeziehung qualitativ zu verbessern und sich dadurch in besseren Leistungsindikatoren bei der Kundenakquisition und Kundenbindung niederzuschlagen.
In mittlerer Zukunft wird Electronic Customer Care allerdings zum Basis-Know-how
avancieren und kein Garant für Marktvorteile mehr sein. Im Gegenteil: Electronic Customer Care muß sich zum Pflichtinstrument der Kundenbearbeitung entwickeln, will
man weiterhin am Markt bestehen. Das zeigte eine Studie von Arthur D. Little: Nur
52% der in der Umfrage untersuchten Unternehmen erwarten durch den Einsatz von
ECC-Anwendungen2 einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil. Hingegen glauben 85%,
daß der Verzicht auf derartige Lösungen bald einen Wettbewerbsnachteil darstellen
wird [vgl. Hanser 1997, S. 106].
Daneben bergen neue Informationstechniken für Anbieter auch die Gefahr, daß der
Kunde durch ihre Hilfe weltweit Leistungen vergleicht und den besten Anbieter für
eine Leistung wählt. Elektronische Bestellprozesse, die der Kunde über das Netzwerk
1
Das Unternehmen Apple Computer zeigte eine dementsprechende Videodokumentation anläßlich
der Firmenbesichtigung im Rahmen der in Abschnitt 1.4. erwähnten Study-Tour.
2
Die Studie versteht unter ECC-Anwendungen Technologien in den Anwendungsbereichen Information, Beratung, Verkauf und Dialog.
96
6. Zusammenfassung und Ausblick
bald standardisiert, sicher und ohne Vorkenntnisse bei beliebigen Online-Anbietern
abwickeln kann, erleichtern die globale Suche. Die verbesserte Markttransparenz und
die sicheren globalen Bestellmöglichkeiten machen es dem Kunden einfach, situativ
zu einem neuen Anbieter zu wechseln, was sich negativ auf die Kundenbindung auswirken kann.
Wie wirkt sich Electronic Customer Care auf herkömmliche Mittlerdienste aus?
Electronic Customer Care hat das Potential, ganze Wirtschaftszweige zu restrukturieren, indem es durch höheren Kundennutzen herkömmliche Instrumente der Kundenbearbeitung substituiert (vgl. Bild 6.2./1, vgl. auch Bild 4.1.1.7./1).
“Middlemen”
Bank
Versicherung
Zwischenhändler
Reisebüro
Broker
Verkäufer
Schalter- Versicherungs...
vertreter
dienst
“Middleware”
Fluglinie
Lieferant
Online
Reserv.
...
eMail
Verwaltung
Electronic
Mall
ATM
Home
Banking
EFT
EPK
InternetPräsenz
PoSKiosk
Kunde
...
herkömmliche Schnittstelle zum Kunden (Mittlerdienste)
neue Schnittstelle zum Kunden (Informationstechniken)
Bild 6.2./1: "Middleman" vs. "Middleware" [vgl. Krol 1996, S. 29]
Die Leistungen bekannter Mittlerdienste (etwa Reisebüros, Zwischenhändler, Schalterbedienstete, Verkäufer) geraten durch elektronische Konkurrenz zunehmend unter
Druck, wie auch folgende Beispiele zeigen:
 Das Produkt TravelPoint™ der Austrian Airlines-Tocher TraviAustria ist ein Endkundenprodukt, das Commercial-Kunden (Geschäftsreisenden) über Modem und
Telefonleitung sämtliche Informationen zur Planung und Buchung einer Reise zur
Verfügung stellt. Der Kunde bucht selbständig, das Reisebüro übernimmt lediglich
den Quality-Check der Buchung [vgl. Wegschneider 1997].
6. Zusammenfassung und Ausblick
97
 Einen Schritt weiter gehen amerikanische Fluggesellschaften, die ihren Kunden
anbieten, Flugtickets über Internet zu kaufen und zu buchen. Der Kunde bestellt
über Internet und läßt sich seine Bordkarte am Flughafen von einem Automaten
ausdrucken. Durch den neuen Dienst wird die Vermittlerrolle der Reisebüros überflüssig [vgl. FAZ 1996].
Viele Wirtschaftszweige verfolgen derartige Entwicklungen mit Argusaugen. Mit
Recht. Electronic Customer Care wird die Art der Kundenbearbeitung wesentlich verändern und für manche Mittlerdienste zwischen Anbieter und Kunde eine große Konkurrenz darstellen [vgl. auch Evans/Wurster 1998]. Sie müssen sich konkrete Gedanken machen, wie ihr Geschäft durch Electronic Customer Care in Zukunft betroffen ist
und proaktiv nach innovativen Lösungen suchen, wollen sie auch in Zukunft konkurrenzfähig bleiben.
Was bringt Electronic Customer Care dem Kunden?
Die größten Potentiale birgt Electronic Customer Care letztlich für den Kunden. Neue
Leistungen (virtueller Einkaufsbummel mit automatischer Lieferung ins Haus, individualisierte Produkte usw.), ein besserer Kundendienst (etwa durch sich selbst diagnostizierende Produkte) und die effizientere Zusammenarbeit mit dem Anbieter während
aller Phasen des Buying Cycles können bei ihm einen hohen Nutzen stiften.
Hingegen wirken sich beispielsweise die zu einfachen Online-Bestellmöglichkeiten
auch negativ aus. So weist etwa [Ogger 1996] in seinem Buch "König Kunde" auf die
Gefahren des Teleshoppings hin und warnt davor, sich von unseriösen Online-Angeboten verlocken zu lassen. Durch aggressive Online-Werbung und Verkaufsangebote
sowie die einfachen Bestellmöglichkeiten per Fernsehgerät usw., läuft der Kunde Gefahr, unnötig Geld auszugeben.
Zudem zieht die zunehmende Digitalisierung der Kundenschnittstelle in manchen Bereichen den Verlust der persönlichen Kommunikation mit sich, was sich negativ auf
das Wohlbefinden der Beteiligten auswirken kann.
Es wird am Kunden liegen, die neuen Angebote und Leistungen mit Vernunft zu bewerten und sich ein Bild darüber zu machen, wie er diese zu seinem Vorteil nutzen
kann.
Anhang I: Die ECC-Datenbank
Anhang I dokumentiert den Aufbau, die Inhalte sowie die Abfragemöglichkeiten der
ECC-Datenbank, zeigt ein mögliches Modell zur Pflege der Datenbank über die Dissertation hinaus und gibt eine Anleitung für die Installation der Datenbank.
AI.1. Zielsetzung und Komponenten der Datenbank
Die ECC-Datenbank ist für die Verwendung im Internet konzipiert und ist dort unter
der HTTP-Adresse [siehe ECC 1997] ansprechbar (vgl. Bild AI.1./1).
Bild AI.1./1: Homepage der ECC-Datanbank
Die beiliegende Kopie der Datenbank auf CD-ROM dient der Komplettierung der Dissertationsschrift. Damit verfügen auch Leser der Arbeit über sämtliche Informationen,
die keinen Zugriff auf das Internet haben. Zudem ermöglicht die CD-ROM aus wissenschaftlicher Sicht die Historisierung sämtlicher Quellen sowie die nachhaltige Aufbewahrung der Dissertationsleistung.
Die Pflege der Inhalte in einer elektronischen Datenbank und deren breite Publikation
im Internet/WWW haben folgende Ziele:
 Der rasche Technologiefortschritt läßt die Beschreibungen von IT- und Produktbeispielen schnell altern. Ein elektronisches Medium erlaubt die relativ einfache Anpassung/Ergänzung der Daten. Die Arbeit bleibt wartbar.
100
Anhang I: Die ECC-Datenbank
 Die Digitalisierung der Inhalte bietet verbesserte Strukturierungs- und Suchmöglichkeiten und erhöht die Vernetzung der Informationen. Der Leser kann, je nach
Interessenlage, die Datenbank nach verschiedenen Kriterien durchsuchen und findet rasch die gewünschten Informationen (siehe Abschnitt AI.2.).
 Internet-Beispiele sind nicht nur beschrieben, sondern durch dynamische Verweise
über das Hyperlink-Konzept direkt im Internet ansprechbar.
 Die Internet-Plattform ermöglicht die Wartung der Arbeit über die Dissertationserstellung hinaus. Die Datenbank soll in Zukunft u.a. Technologieanbietern die Möglichkeit geben, ihre Produkte und Referenzprojekte abzulegen und einem breiten
Publikum über Internet verfügbar zu machen (vgl. Abschnitt AI.3.).
Die Datenbank besteht aus den in Bild AI.1./2 anhand eines Metamodells1 dargestellten Informationen. Die Tabellen AI.1./1 bis AI.1./3 beschreiben die wesentlichen Metamodell-Komponenten.
Snapshot
c
ist Spezialisierung von
ist ein
1
1
Detailliertes
Fallbeispiel c
ist ein
cn
n
n
ECCLösung
realisiert
cn
ist
Referenzanwendung
für
cn
ECC-IT/
-Service
1
cn
ist Ausprägung
von
ECCn
Produkt
n
bietet an
1
Anbieter/
Dienstleister
Bild AI.1./2: Metamodell mit Sicht "Datenbankinhalte"
1
Mit einem Metamodell beschreiben wir die Datenbankinhalte konzeptionell in Form eines Datenmodells [vgl. Österle 1995, S. 183ff.]. Knoten repräsentieren Komponenten (Datenbankinhalte),
Kanten und Kardinalitäten beschreiben die Beziehungen zwischen den Komponenten (c: keine
oder eine; 1: genau eine; cn: keine, eine oder mehrere). Ein Bogen stellt ein exklusives ODER
zwischen Komponenten dar [vgl. auch Derungs 1997, S. 84-85]. Attribute beschreiben die
Eigenschaften der Datenbankinhalte.
Anhang I: Die ECC-Datenbank
101
Metamodell-Komponente: ECC-Lösung (ECC-Fallbeispiel)
Beschreibung:
ECC-Fallbeispiele zeigen, welche Lösungen Unternehmen im Bereich
Electronic Customer Care mit welchen Erfahrungen implementiert haben.
Sie repräsentieren Referenzanwendungen einer speziellen ECC-Informationstechnik resp. eines speziellen ECC-Services und/oder eines ECCProdukts. Die Beschreibung einer ECC-Lösung ist entweder sehr kurz
und besteht hauptsächlich aus einem Link zur realen Lösung ("Snapshot")
oder ist detailliert ausgearbeitet ("Detailliertes Fallbeispiel").
Attribute:* Bewertung: Kurze Bewertung des Fallbeispiels.
Nutzt IT: Aufzählung der eingesetzten ECC-Informationstechniken oder
-Produkte.
CBC: Aufzählung der CBC-Phasen, die im entsprechenden Beispiel betroffen sind.
Marketingkonzept: Aufzählung der wichtigsten Marketingkonzepte, die
im Beispiel Einsatz finden.
Wer*: Kurze Beschreibung des Unternehmens, bei dem die Lösung exi* Für
stiert.
"Snapshots"
nicht beWas: Beschreibung des Fallbeispiels.
schrieben
Wie*: Beschreibung der technischen Realisierung.
Warum*: Beschreibung des Nutzens für den Kunden und den Anbieter.
Beziehun- Zu "ECC-IT/-Service": Eine ECC-Lösung wird durch eine oder mehrere
gen:
Informationstechniken oder Dienstleistungen realisiert.
Zu "ECC-Produkt": Eine ECC-Lösung ist Referenzanwendung für kein,
ein oder mehrere Produkt(e).
Tabelle AI.1./1: Beschreibung Metamodell-Komponente "ECC-Lösung"
Metamodell-Komponente: ECC-IT/-Service
Beschreibung:
ECC-IT/-Services sind hersteller- und anbieterunabhängige (generische)
Informationstechniken bzw. Dienstleistungen, die eine ECC-Lösung realisieren bzw. deren Leistung für die Realisierung benötigt wird.
Attribute:
Spezialisierung von: Einordnung in die Hierarchie der Informationstechniken und Dienstleistungen (siehe Abschnitt 3.2.2.).
Nutzt IT: (nur ECC-IT) Aufzählung von Informationstechniken, die gemeinsam mit der beschriebenen Informationstechnik verwendet
werden bzw. aus denen sie sich zusammensetzt.
CBC: Aufzählung der CBC-Phasen, die durch die Informationstechnik
oder den Service unterstützt werden können.
Marketingkonzept: Aufzählung der Marketingkonzepte, die durch die
Informationstechnik oder den Service unterstützt werden können.
Was: Kurze Beschreibung der Informationstechnik oder des Services.
102
Anhang I: Die ECC-Datenbank
Metamodell-Komponente: ECC-IT/-Service
Funktionen: Aufzählung der wichtigsten Funktionen.
Eigenschaften: Aufzählung der wichtigsten Eigenschaften.
Beziehun- Zu "ECC-Lösung": Eine ECC-Informationstechnik resp. ein ECC-Service
gen:
realisiert eine oder mehrere ECC-Lösungen.
Zu "ECC-Produkt": Eine ECC-IT resp. ein ECC-Service ist Basisklasse
für ein oder mehrere Produkt(e).
Tabelle AI.1./2: Beschreibung Metamodell-Komponente "ECC-IT/-Service"
Metamodell-Komponente: ECC-Produkt
Beschreibung:
ECC-Produkte sind Informationstechniken bzw. Dienstleistungen bestimmter Hersteller oder Anbieter.
Attribute:
Bewertung: Kurze Bewertung des ECC-Produkts.
Ist ein(e): Zuordnung des ECC-Produkts zu einer oder mehreren ECCKlassen.
Nutzt IT: Aufzählung von Informationstechniken, die gemeinsam mit dem
beschriebenen Produkt verwendet werden bzw. aus denen es sich zusammensetzt.
CBC: Aufzählung der CBC-Phasen, die durch das Produkt unterstützt
werden können.
Marketingkonzept: Aufzählung der Marketingkonzepte, die durch das
Produkt unterstützt werden können.
Wer: Daten über den Hersteller bzw. Anbieter des Produkts.
Was: Kurze Beschreibung des Produkts.
Screenshot: Screenshot des Produkts (optional).
Funktionen: Aufzählung der wichtigsten Funktionen.
Eigenschaften: Aufzählung der wichtigsten Eigenschaften.
Beziehun- Zu "ECC-Lösung": Ein ECC-Produkt realisiert eine oder mehrere ECCgen:
Lösungen.
Zu "ECC-IT/-Service": Ein ECC-Produkt ist Ausprägung einer ECC-IT
oder eines ECC-Services.
Tabelle AI.1./3: Beschreibung Metamodell-Komponente "ECC-Produkt"
AI.2. Möglichkeiten zur Suche in der Datenbank
Der Anwender kann flexibel auf die Inhalte der ECC-Datenbank zugreifen. Die Fallbeispiele, Informationstechniken (Services) und Produkte sind durch einen Thesaurus
schlagwortartig beschrieben (z.B. Marketingkonzept, CBC-Aufgabe) und so systematisch abrufbar. Bild AI.2./1 zeigt, mit welchen Deskriptoren die Komponenten der
Anhang I: Die ECC-Datenbank
103
ECC-Datenbank klassifiziert sind und welche Abfragemöglichkeiten der Anwender
dadurch erhält.
ECC-Thesaurus
Customer Buying Cycle
Marktforschung
Werbung/Public Relations
...
Kundenbind./Kundenpflege
Marketingkonzept
Cross-/Up-Selling
Indirect Marketing
...
Mass Customization
Trend
Kundenselbstbedienung
Individualisierung der KB
...
Kundengemeinschaften
Typ der Kundenbeziehung
Business-to-Consumer
Business-to-Business
Irrelevant
ECC-IT/-Service
E-Mail
Push-System
...
Trusted Third Party
ECC-Produkt
One-To-One (BroadVision)
Firefly Passport (Firefly)
...
NetMeeting (Microsoft)
Branche
Automobilindustrie
Banken
..
Versicherung
Zugriffsmöglichkeiten auf die ECC-DB
Konkurrenz
(Branche)
Produktreferenz
Abfragen
Marketingkonzept
CBCAufgabe
IT-/ServiceReferenz
ECC-IT/
-Service
ECCProdukt
ECCLösung
ECC-IT/
-Service
ECCKlassen
ECC-DB
ECCFallbeispiel
ECCProdukt
Listen
ECCTrends
Specials
Bild AI.2./1: ECC-Thesaurus und Möglichkeiten zur Suche in der Datenbank
AI.2.1. Abfragen
Abfragen bedienen sich konkreter Kriterien zum Abruf der Informationen aus der Datenbank. Folgende Suchmöglichkeiten stehen zur Verfügung:
 Customer Buying Cycle: Durchsuchen der Datenbank anhand der Aufgaben des
Customer Buying Cycles. Beispiel: "Zeige mir Fallbeispiele für die Unterstützung
der Aufgabe Produktevaluation!"
104
Anhang I: Die ECC-Datenbank
 Referenzanwendung: Dieses Suchkriterium zeigt dem Anwender Referenzprojekte
ausgewählter ECC-Produkte oder -Dienstleistungen. Beispiel: "Zeige mir Einsatzmöglichkeiten für das Produkt Microsoft NetMeeting!"
 Marketingkonzept: Ausgehend von aktuellen Marketingkonzepten (z.B. Indirect
Marketing, Kundenselbstbedienung, One-to-One-Marketing) sucht der Anwender
nach Möglichkeiten für deren Implementierung. Beispiel: "Zeige mir Produkte
oder Informationstechniken, die ich zur Realisierung des Konzepts "One-to-OneMarketing" einsetzen kann!"
 Konkurrenzanalyse: Das Suchkriterium ist die Branche. Der Anwender wählt die
gewünschte Branche (und bei Bedarf eine Aufgabe im Customer Buying Cycle)
und erhält eine Liste mit Lösungen aus dieser Branche. Beispiel: "Zeige mir Kundenbindungsprogramme anderer Banken!"
 IT-/Service-Referenz: Diese Abfrage identifiziert Lösungen, die mit einer bestimmten Informationstechnik/Serviceleistung realisiert sind. Beispiel: "Wie setze
ich die Informationstechnik e-Mail für Werbeaktionen ein?"
AI.2.2. Listen
Listen zeigen - je nach Wunsch - eine alphabetische Aufstellung sämtlicher
 ECC-Lösungen,
 ECC-Produkte oder
 ECC-IT/-Services
in der Datenbank. Mit der Funktion verschafft sich der Anwender einen schnellen und
kompletten Überblick über die Datenbankinhalte.
AI.2.3. Specials
Im Bereich "Specials" findet der Leser eine strukturierte Übersicht über die DB-Inhalte und zusätzliche Informationen zu den identifizierten Trends (siehe Abschnitte 3.3.
und 4.1.).
 Der Abschnitt "ECC-Klassen" enthält eine Hierarchie der erhobenen ECC-Informationstechniken, -Services und -Produkte mit dem Ziel, den Markt in übersichtliche Leistungscluster (IT- oder Dienstleistungsklassen) einzuteilen (siehe Abschnitt
3.2.2.) und damit mögliche Komponenten einer ECC-Lösung aufzuzeigen.
Anhang I: Die ECC-Datenbank
105
 Im Abschnitt "ECC-Trends" findet der Leser Fallbeispiele und Beschreibungen
von Informationstechniken und Produkten, welche die identifizierten IT-Trends
(siehe Abschnitt 3.3.) und Trends in der Kundenbeziehung (siehe Abschnitt 4.1.)
wesentlich prägen.
AI.3. Ein Modell für die Weiterführung der Datenbank
Die ECC-Datenbank soll über die Dissertationserstellung hinaus weiterleben. Anbieter
von ECC-Leistungen können die Internet-Datenbank als Marketingplattform für sich
nutzen, indem sie Beschreibungen ihrer Produkte und Referenzprojekte der Plattform
zur Verfügung stellen und so einem breiten Publikum zugänglich machen. Interessierte
Unternehmen suchen in der Datenbank nach innovativen ECC-Lösungen und -Technologien.
Die Datenbank dient ihnen als Ideenquelle für ihre Projekte und als Instrument zur Suche nach geeigneten ECC-Anbietern. Bild AI.3./1 zeigt die wichtigsten Player der geplanten Weiterführung.
realisiert
Lösung bei
Referenzunternehmen n
n stellt Business-Case
zur Verfügung
n
n
ECCDB
n
1
verwaltet
1
n
ist ein
c
Fachbereichsleiter
Berater
1
nutzt
DBAnwender
1
1
1
ist ein
c
ECC-Anbieter/
-Dienstleister
n
beschreibt
Produkt/Dienstleistung
und Referenzanwendung
Administrator
ist ein
c
Student
Bild AI.3./1: Metamodell mit Sicht "Weiterführung der ECC-Datenbank"
106
Anhang I: Die ECC-Datenbank
Ziel der Weiterführung ist eine praxistaugliche Internet-Plattform ("community of interest"), die als Informationsdrehscheibe für ECC-Nachfrager und -Anbieter dient.1
AI.4. Übersicht über die Datenbankinhalte
Abschnitt AI.4. zeigt Listen der Datenbankinhalte (Liste der beschriebenen Fallbeispiele, Liste der erhobenen Informationstechniken/Services und Liste der Produkte).
Fallbeispiel
Amzon.com
Bookstore
Andersen Consul- BargainFinder
ting
Bank of America Build Your Own
Bank
Boeing Commer- Onlinecial Airplane
Ersatzteilservice
Group
Central Garage AG Autorücknahme
Compaq Corp.
PaqFax
CyberCash Inc.
Digital NewsStand
Deere & Company Kommunikation mit
NetMeeting
Dell Computer
Direktvertrieb über
Corp.
Internet
1
Typ
Lieferung/Leistungserbringung
Installation/Schulung
Kundendienst/Wartung
Kundenbindung/Kundenpflege
Unternehmen
Marktforschung
Werbung/Public Relations
Verkaufsförderung
Bedürfnisanalyse/Beratung
Produkt- und Preisinformation
Konfiguration/Offerterstellung
Bestell- und Kaufabwicklung
Zahlungsverkehr
AI.4.1. Liste der ECC-Fallbeispiele
X - - - X - X X X - - X
- - - - X - - - - - - X - - - - - - - - - - X
- - - - - - X - - - X -
-
-
-
-
X
-
X
-
X
-
X
-
X
-
X
X
X
X
X
-
- - - - X X X X - - - -
Für die Finanzierung der Weiterführung der Datenbank beantragte das Institut für Wirtschaftsinformatik gemeinsam mit vier Projektpartnern aus der Praxis (vgl. Anhang III) Drittmittel beim
Schweizerischen Amt für Konjunkturfragen.
Denz&Co
Fallbeispiel
"Elektronisches
Schaufenster"
Deutsche Bank
Ecash(tm) bei der
Deutschen Bank
Deutsche Bank
Beratungssoftware
Bauspar AG
SB-Bausparplaner
Digital Equipment FTP-Server
Corp.
Dresdner Bank AG CyberCash(tm) bei
der Dresdner Bank
Encyclopaedia
Internet-VerkaufsBritannica Inc.
förderung
Equitable
Java-Finanzberatung
Companies Inc.
Ernst & Young
ConnectedHealth.Net
LLP
ESPN SportsZone Fantasy Games
FedEx Corp.
Package Tracking
FESTO KG
Direktbelieferung
Firefly Network
Showcase Firefly
Inc.
Online
Flagstar Bank
Hypothekendarlehen
via Videoconferencing
FlowerLink
Status Tracking
Ford Motor Corp. Push-Netzwerk
"FocalPt"
Freihofer AG
Online-Buchhandlung
Typ
Lieferung/Leistungserbringung
Installation/Schulung
Kundendienst/Wartung
Kundenbindung/Kundenpflege
Unternehmen
107
Marktforschung
Werbung/Public Relations
Verkaufsförderung
Bedürfnisanalyse/Beratung
Produkt- und Preisinformation
Konfiguration/Offerterstellung
Bestell- und Kaufabwicklung
Zahlungsverkehr
Anhang I: Die ECC-Datenbank
- X - - X - - - - - - - - - - - - - X - - - - - X X X X - - - - - - - - - X - - - - - X X
- - - - - - - X - - - X X X - X - - - X - - - X - X - X - - - - - - - - - - - - - - - X X
X
X
-
X
X
-
X
X
-
X
X
-
-
-
X
X
- - - X - X X - - - - -
- - - - X - X - X - - X
- X - X X X - - - - X X
- - - - X - X - - - - -
Fruit of the Loom
Fallbeispiel
Bindung der
Distributoren
GEIS
Trading Process
Network (TPN)
Germany.Net
"Ad Breaks"
Globalink Inc.
Übersetzungsdienst
Hartness
Wartung mit
International
Videoconferencing
Heineken USA Inc. Online-Bestellung
Hennes & Mauritz Adventure Game
Heritage Inc.
Online-Abfallberatung
Hewlett-Packard Call Me Now
Hewlett-Packard HP Buyer's Guide
Hewlett-Packard Download Bulletin
Board Service
Hewlett-Packard Fax-On-DemandSystem "HP FIRST"
InfoPoint
Presse-Grossisten
Multimediaterminal
Insight
Direktverkauf von
Computern und
Peripheriegeräten
Intel Corp.
Newsgroup Forums
Jeroen de Kreek
Online-Rechtsberatung
Jigowat
VRML-Katalog
JUVENA
Beauty Advisor
Typ
Lieferung/Leistungserbringung
Installation/Schulung
Kundendienst/Wartung
Kundenbindung/Kundenpflege
Unternehmen
Anhang I: Die ECC-Datenbank
Marktforschung
Werbung/Public Relations
Verkaufsförderung
Bedürfnisanalyse/Beratung
Produkt- und Preisinformation
Konfiguration/Offerterstellung
Bestell- und Kaufabwicklung
Zahlungsverkehr
108
- - - - - - X - - - - X
X X - - X - X X - - - - X - - - - - - - - - - X - - - - - - - - - - - - - - - - - - - X X - - - - - X - X - - - X - - - - - - - - - - X - - X - - - - - - X
- - - X - - - - - - - - - - - X X - - - - - - - - - X - - - - X X X - - - X - - - - X X X X X - X - X - - - - - X - X X - X - X - - -
X - - X X - - - - X X X
- X - X - - - - X - - - - - - X - - - - - - - - - X X X - - - - - X
Karstadt AG
Karstadt AG
Kuoni Reisen AG
Levi Strauss
Lexus Canada
Fallbeispiel
EDI-Logistikabläufe
Music Master
Kuoni Ticket Shop
Mass Customization
Automatisierter
Kundendienst
Marshall Industries Plugged-IN
Merck-Medco
Managed Care
(Datamining)
Migros
Cookie-PR bei
Migros
Migros-Genossen- Micasa & Home CDschafts-Bund
ROM
Monorail Inc.
Online-Logistik
MSNBC
"Learning Relationship" bei MSNBC
Nestlé S. A.
Nestlé Easy Shop
Onsale Inc.
Online-Versteigerungen
Pacific Bell
Shockwave-Animation
Peapod
Virtual Supermarket
PictureTel Inc.
e-Mail Newsletter
Prisma Express
Electronic Commerce
GmbH
mit SAP R/3
PRO BUY
Preisbroker
Procter & Gamble "Total Baby Care"
Typ
Lieferung/Leistungserbringung
Installation/Schulung
Kundendienst/Wartung
Kundenbindung/Kundenpflege
Unternehmen
109
Marktforschung
Werbung/Public Relations
Verkaufsförderung
Bedürfnisanalyse/Beratung
Produkt- und Preisinformation
Konfiguration/Offerterstellung
Bestell- und Kaufabwicklung
Zahlungsverkehr
Anhang I: Die ECC-Datenbank
X
-
X
-
-
X
-
-
X
X
X
-
X
X
X
-
-
-
X
X
X
-
X X X - X - - - - - - - - - X - - - - - - - - X - - - - - - - - - - - - - X - - - - - - - - - - - - X - X - X - - - - - - - - - - - X
- - - - - - X - X - - - - - - X - X - - - - - X - - X - - - - - - - - - - X - X - X - - X
X X X - X - - - - - - - - - - X - X - - - - X
- - - - X - - - - - - - X - - X - - - - - - X
Prodigy Inc.
Fallbeispiel
Prodigy Shopping
Network
Ritz-Carlton
Kundenbindung bei
Ritz-Carlton
Royal Insurance
Schulung mit
Videoconferencing
SABRE Group Inc. Travelocity Flight
Paging
Sanyo Electric
Global Sourcing
SAP AG
SAP Listserv
Sears Automotive Store 2000
Group
Shimano American EDI-KundeninteCorporation
gration
Siemens Nixdorf Global Engineering
Network (GEN)
SPRYNET
Help Chat
(CompuServe)
Tech Data Corp.
Unterstützung Konfiguration und Offerterstellung
transtec AG
Produkt- und Statusinformationen
Tripod
Community of
Interest
United Nations
Global Trade Point
Network
Visa International "Electronic
Inc.
Courtyard"
Typ
Lieferung/Leistungserbringung
Installation/Schulung
Kundendienst/Wartung
Kundenbindung/Kundenpflege
Unternehmen
Anhang I: Die ECC-Datenbank
Marktforschung
Werbung/Public Relations
Verkaufsförderung
Bedürfnisanalyse/Beratung
Produkt- und Preisinformation
Konfiguration/Offerterstellung
Bestell- und Kaufabwicklung
Zahlungsverkehr
110
- - X - X - - - - - - - - - - - - - - - - - X
- - - - - - - - - X - - - - - - - - - - - X X
X - - - X - - - - - - - - - - X - - - - X X - - - - - - - - - - X - - - - - - X - - - - X
X - - - X - - - - - - - - - X X - - - - - X X
- - - X X X - - - - - -
- - - - X - - - X - - - X - - - - - - - - - X
X - - - X - - - - - - - X - - - - - - - - - X
Unternehmen
Fallbeispiel
Visa International,
Bank of America
Vobis Microcomputer AG
White Lion Net
Smart-Card-Bezahlung im Internet
"Built-to-Customer"
- - - - - - - X - - - -
Maßgeschneiderte
Werbestrategien
Talk.com von
HotWired
Reminder Service
- - - X - X X - - - - -
Wired Ventures
Inc.
Yours Truly
Typ
Lieferung/Leistungserbringung
Installation/Schulung
Kundendienst/Wartung
Kundenbindung/Kundenpflege
111
Marktforschung
Werbung/Public Relations
Verkaufsförderung
Bedürfnisanalyse/Beratung
Produkt- und Preisinformation
Konfiguration/Offerterstellung
Bestell- und Kaufabwicklung
Zahlungsverkehr
Anhang I: Die ECC-Datenbank
- - - X X X X - X - - -
- - - - - - - - - - - X
- - - - - - X - - - - X
Tabelle AI.4.1./1: Fallbeispiele in der ECC-Datenbank
AI.4.2. Liste der ECC-Informationstechniken (und -Services)
IT/Dienstleistung
"Elektronisches Schaufenster"
Angebotssystem
Gehört zu ECC-Klasse
Informationsbereitstellung/-abruf
Informationsbereitstellung/-abruf, Geschäftsabwicklung/Online-Shop
Asymmetrische Verschlüsselung Sicherheitstechnik
Audiotex
Informationsbereitstellung/-abruf
Bulletin Board System (BBS)
Informationsbereitstellung/-abruf, Collaboration/Virtual Community
Chat (Internet Relay Chat)
"Lean Communication"
Cookie
Profiling Tool
Digitale Unterschrift
Sicherheitstechnik
Digitales Zertifikat
Sicherheitstechnik, Profiling Tool
Directory Service (Katalog)
Informationsstrukturierung, Suchhilfe
E-Mail
"Lean Communication", Integration Enabler
EDI
Integration Enabler
112
Anhang I: Die ECC-Datenbank
IT/Dienstleistung
Elektronische Diskussionsliste
Elektronischer Produktkatalog
Gehört zu ECC-Klasse
Collaboration/Diskussion, Virtual Community
Informationsbereitstellung/-abruf, Geschäftsabwicklung/Online-Shop
Elektronisches Geld
Zahlungssystem
Fax-On-Demand
Informationsbereitstellung/-abruf
FTP
Informationsbereitstellung/-abruf, Integration
Enabler
Intelligent Agent ("Bot")
Informationsstrukturierung/Suchhilfe, Geschäftsabwicklung/Online-Shop
Interactive Television (ITV)
Net-Provider
Internet
Net-Provider
Internet-Telefonie
"Lean Communication"
Internet-Zahlungssystem
Zahlungssystem
Kiosksystem
Informationsbereitstellung/-abruf, ECC-Gerät
Kredit-Debit-Zahlungssystem
Zahlungssystem
Kreditkarten-Zahlungssystem
Zahlungssystem
Merchant Server
Geschäftsabwicklung, Online-Shop
Mobile Computing
Plattform/Netz
MUD - Multi User Dungeons
Virtuelle Welt
Newsgroup
Collaboration/Virtual Community
Online-Datenbank
ECC-Dienstleister
Online-Dienst (COLS)
Net-Provider
Push-System
Informationsbereitstellung/-abruf
Shopping Cart
Geschäftsabwicklung/Online-Shop
Sicherheitstechnik
Transaktionstool
Smart Card
Mobile Computing, Zahlungssystem, Sicherheitstechnik
Symmetrische Verschlüsselung Sicherheitstechnik
Trusted Third Party
ECC-Dienstleister
Virtual Community
Kommunikationstool
World Wide Web
Informationsbereitstellung/-abruf, Integration
Enabler
Tabelle AI.4.2./1: Informationstechniken und Services in der ECC-Datenbank
AI.4.3. Liste der ECC-Produkte
Name Produkt
ActiveX™
Anbieter
Microsoft Corp.
Ist ein konkretes Beispiel für
Interaktive/Multimediale Oberfläche
Anhang I: Die ECC-Datenbank
Name Produkt
ALE (Application
Link Enabling)
BAPI (Business
API)
Castanet
Anbieter
SAP AG
SAP AG
113
Ist ein konkretes Beispiel für
Integration Enabler, EDI
Integration Enabler, Remote/Information
Access
Marimba Inc.
Informationsaufbereitung/-abruf, PushSystem
CustomerQ
Quintus Corp.
Informationsaufbereitung/-abruf, Call Center
DataStar Web
Knight-Ridder Inc. ECC-Dienstleister, Online-Datenbank,
Content Provider, Content Broker
Digital ID
VeriSign Inc.
Profiling Tool, Digitales Zertifikat; Trusted
Third Party, Passport Service
ecash™
DigiCash
Zahlungssystem, Elektronisches Geld; ECCDienstleister, Financial Service
Firefly Passport Firefly Inc.
Profiling Tool, Digitales Zertifikat; ECCDienstleister, Passport Service
Intercast(tm)Intel Corp.
Informationsbereitstellung/-abruf, BroadcastTechnologie
Medium
Internet Card
Cyber City
Profiling Tool, Smart Card, Sicherheitstechnik
Internet Fax-On- Epigraphx Inc.
Informationsbereitstellung/-abruf, Fax-OnCommand
Demand
Internet Payment First Virtual
Zahlungssystem, Kredit-Debit-ZahlungssySystem
Holdings Inc.
stem; ECC-Dienstleister, Financial Service
Internet über TV- Teleport GmbH
ECC-Dienstleister, Internet Service Provider
Kabel
INTERSHOP
Intershop
Geschäftsabwicklung/Online-Shop,
Online
Communications Merchant Server
Java
Sun Microsystems Interaktive/Multimediale Oberfläche;
Inc.
Integration Enabler, Programmiersprache
LinkExchange™ LinkExchange Inc. ECC-Dienstleister, Marketing Service
Lotus Domino
Lotus
Collaboration/Virtual Community, GroupwaDevelopment
re; Online-Shop, Merchant Server; IntegraCorporation
tion Enabler, Remote/Information Access
markt24
Telemedia GmbH Geschäftsabwicklung/Online-Shop,
Merchant Server
Mondex
Mondex Internatio- Zahlungssystem, Elektronisches Geld; ECCnal Limited
Dienstleister, Financial Service
NetMeeting
Microsoft Corp.
"Lean Communication", Internet-Telefonie;
Collaboration/Virtual Community, Whiteboard
114
Name Produkt
NetWalker
One-To-One
OPS (Open Profiling Standard)
Pandesic
PointCast
Network
RealPlayer
SC Catalog
SC Config
Secure Internet
Payment System
SET (Secure
Electronic
Transaction)
Shockwave for
Director
Starview
VirtualTAG
VisaCash
VRML
WebTV
Worlds Chat™
WorldsAway
Anhang I: Die ECC-Datenbank
Anbieter
Werbal
BroadVision Inc.
Ist ein konkretes Beispiel für
ECC-Dienstleister, Marketing Service
Geschäftsabwicklung/Online-Shop,
Merchant Server
Netscape, VeriSign Profiling Tool, Digitales Zertifikat
Inc., Firefly Inc.
SAP AG und Intel Transaktionstool, Merchant Server; ECCCorp.
Dienstleister, Transaction Service
PointCast Inc.
Informationsbereitstellung/-abruf, PushSystem; ECC-Dienstleister, Content Broker
Progressive
Informationsaufbereitung/Multimedia,
Networks
Sound-/Videoübertragung
Trilogy
Informationsaufbereitung/-abruf,
Geschäftsabwicklung/Online-Shop, EPK
Trilogy
Informationsbereitstellung/-abruf, Geschäftsabwicklung/Online-Shop, Angebotssystem
CyberCash Inc.
Zahlungssystem, KreditkartenZahlungssystem; ECC-Dienstleister,
Financial Service
VISA
Asym. Verschlüsselung, KreditkartenInternational,
Zahlungssystem
MasterCard
International
Macromedia Inc. Interaktive/Multimediale Oberfläche,
Autorensystem
Sterling Inc.
Integration Enabler, Remote/Information
Access
First Virtual
Geschäftsabwicklung/Online-Shop,
Holdings Inc.
Merchant Server
Visa International Elektronisches Geld, Smart Card; ECCDienstleister, Financial Service
Silicon Graphics
Interaktive/Multimediale Oberfläche
Inc. et al.
WebTV Networks Informationsbereitstellung/-abruf, BroadcastInc.
Medium
Worlds Inc.
Virtuelle Welt, 3D-Chat; ECC-Dienstleister,
Community Builder
Fujitsu Software
Virtuelle Welt, MUD; ECC-Dienstleister,
Corp.
Community Builder
Tabelle AI.4.2./1: Produkte in der ECC-Datenbank
Anhang I: Die ECC-Datenbank
115
AI.5. Installationsanweisung
Prinzipiell gibt es drei Möglichkeiten, auf die Inhalte der Datenbank zuzugreifen.
1. Internet:
Voraussetzung = Web-Brower (z.B. Netscape Version 3.0 oder besser) und Internet-Anschluß
Die beschriebene Datenbank ist im Internet bis auf weiteres unter der Adresse [ECC
1997] zu finden. Mit einem herkömmlichen Web-Browser und einem Internet-Anschluß kann der Leser auf die Informationen zugreifen. Die Verfügbarkeit der InternetDatenbank ist aber nicht auf Dauer zu garantieren. Deshalb liegt die Datenbank auch
auf der beiliegenden CD-ROM.
2. CD-ROM:
Es existieren zwei Varianten für den Zugriff auf die Informationen auf der CD-ROM.
(a) Ohne Datenbankabfragen (vgl. Abschnitt AI.2.1.):
Voraussetzung = CD-ROM-Laufwerk und Web-Browser (z.B. Netscape Version
3.0 oder besser)
Bei dieser Variante kann der Leser lediglich anhand der verfügbaren Listen (Fallbeispiele, Informationstechniken/Services, Produkte) (vgl. Abschnitt AI.2.2.) auf
die DB-Inhalte zugreifen. Dazu legt er die CD-ROM in das CD-ROM-Laufwerk
des Computers ein, sucht auf der CD-ROM im Verzeichnis "diss_amu" die Datei
"ECC_Listen.htm" und lädt durch Doppelklick auf diese Datei die Startseite der
Datenbank. Dort findet der Leser die genannten Listen.
(b) Mit dynamischen Datenbankabfragen (vgl. Abschnitt AI.2.1.):
Voraussetzung = CD-ROM-Laufwerk, Web-Browser, MS Personal-Web-Server,
ODBC-Verbindung zur Datenbank, Windows 95, Grundkenntnisse Windows 95
Will der Leser die flexiblen Abfragemöglichkeiten der Datenbank nutzen, ist die
Installation aufwendiger. Zur Durchführung der Datenbankabfragen muß der Interessent einen Web-Server auf seinen Rechner installieren. Die Server-Software
(MS Personal Web Server) mit sämtlichen anderen benötigten Komponenten befinden sich auf der beiliegenden CD-ROM. Detaillierte Anweisungen für die Installation des Web-Servers findet der Leser in der Datei "read_me" auf der CDROM.
Anhang II: Die ECC-Befragung
AII.1. Der ECC-Fragebogen
1. Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrer Lösung?
2. Nennen Sie - wenn möglich - Zahlen, welche die Nutzung (Akzeptanz) Ihrer
Lösung durch den Kunden beschreiben! Z.B.:
- Anteil der Kunden, welche die Lösung verwenden
- Anzahl der Zugriffe (Internet-Page)
- Anzahl der Kontakte (Hotline, e-Mail usw.)
- Anzahl der bestellten oder ausgegebenen CD-ROMs
- Umsatzanteil
- Sonstiges
3. Fragen zur wirtschaftliche Bedeutung
3.1 Bitte geben Sie an, welche wirtschaftliche Bedeutung Sie der Lösung beimessen
und worauf (z.B. Umsatzsteigerung, Kosteneinsparungen, Gewinnung neuer Kunden, Abgrenzung gegenüber Konkurrenz, Imagegewinn) Sie diese zurückführen:
- Heute:
( )*
_________________________________
- In 1 Jahr:
( )*
_________________________________
- In 4 Jahren: ( )*
_________________________________
* 1=völlig unbedeutend, 2=gering, 3=deutlich spürbar, 4=sehr bedeutend, 5=geschäftstragend
3.2 Können Sie Ihre Aussagen schon durch Zahlen belegen? (z.B. Umsatzanteil in
Geschäftsfeld, Kosteneinsparungen)
4.
Fragen zum Projekt
- In welchem Jahr wurde das Projekt zur produktiven Lösung?
- Wann (in welchem Jahr) wurde oder wird voraussichtlich der BreakEven-Point erreicht?
- Wer hat das Projekt initiiert?
( ) Geschäftsleitung
( ) Marketing
( ) Informatik
- Wie lange war die Projektvorlaufszeit?
(optional)
- Wie hoch war der Personalaufwand (Mannjahre)?
(optional)
- Wie hoch waren die Gesamtkosten?
(optional)
- Sonstiges
118
Anhang II: Die ECC-Befragung
AII.2. Fragebogenrücklauf
Der Autor forderte 65 Unternehmen per e-Mail auf, den elektronischen ECC-Fragebogen (vgl. AII.1.) im Internet/WWW auszufüllen. Das waren alle zum Zeitpunkt der Erhebung mit einem Fallbeispiel in der Datenbank vertretenen Firmen. 12 Unternehmen
kamen der Aufforderung nach.
Tabelle AII.2./1 zeigt die Unternehmen, welche den Fragebogen beantworteten1.
Unternehmen
Ansprechpartner
Fallbeispiel
Callisto Germany.Net
-
Ad Breaks
Central Garage AG
Balz Eggenberger
Central Garage Web-Server
Concept GmbH
V. Tietgens
PoS-Terminal InfoPoint
Dresdner Bank AG
Michael Buschmann,
Adrej Ankerst
Pilotprojekt CyberCash
Freihofer AG
Christoph Bürgin
Buchhandel im Internet
Juvena International AG
Ursula Keller
Juvena Beauty Advisor
Karstadt AG
Günther Korff
Karstadt Music Master
Kuoni Reisen AG
Andreas Dietrich
Kuoni Ticket Shop
MigrosGenossenschafts-Bund
-
MICASA CD-ROM
Prisma Express GmbH
P. Rohwer
Prisma Web-Server
Pro Buy
-
ProBuy.de
transtec AG
Claudia Bosch
transtec AG Web-Server
Tabelle AII.2./1: Fragebogenrücklauf
1
Nicht alle Firmen gaben ihre Ansprechpartner beim Ausfüllen des Fragebogens an. Daher ist
dieses Feld bei einigen Unternehmen leer.
Anhang III: Die Partnerunternehmen des CC TCC
Tabelle Anhang III/1 listet die Partnerunternehmen des Kompetenzzentrums Total
Customer Care sowie die Projektpartner des Teilprojekts "Electronic Customer Care"
auf.
Unternehmen
Ansprechpartner
Kompetenzzentrum Total Customer Care allgemein
Rentenanstalt
Kurt W. Bättig
Zürcher Kantonalbank
Anita Sigg
Zürich Versicherung
Dr. Jürg Hauswirth
Forschungsschwerpunkt "Electronic Customer Care"
Delta Consulting Group AG
Phillip Lämmlin
Hess Consulting AG
Jürg Bänziger
IMG AG
Günter Pfeiffer
Target Group
Christoph Grosser
Tabelle Anhang III/1: Die Partnerunternehmen des CC TCC
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Lebenslauf
14.3.1968
Geboren in Feldkirch, Österreich
1974-1982
Volks- und Hauptschule in Feldkirch
1982-1987
Bundeshandelsakademie in Feldkirch
Juni 1987
Matura
1987-1988
Zivildienst, Rettungsdienst beim "Arbeiter Samariterbund"
1988-1993
Studium der Wirtschaftsinformatik an der Universität Wien
und an der ESCP in Paris (Ecole Supérieure de Commerce de
Paris), Magistergrad der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
1993-1994
Mitarbeiter des Vorarlberger Rechenzentrums (VRZ Informatik) in den Abteilungen "Support Vorarlberger Landesregierung" und "Netzwerktechnik"
1994-1998
Assistent am Institut für Wirtschaftsinformatik an der Universität St. Gallen, Lehrstuhl Prof. Dr. H. Österle (Kompetenzzentren "electronic Business Networking" und "Total Customer Care" des Forschungsprogramms "Informationsmanagement HSG")
1994-1995
Doktorandenstudium an der Universität St. Gallen
1997
Ausarbeitung der Dissertation
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