Biopsychologie Fragen I. Biologische Psychologie allgemein (1) Welche Fragestellung verbinden Sie mit dem Namen Lashley? Sind Gedächtnisinhalte und Lernprozesse im Gehirn lokalisiert? Wenn ja, wo? Störung des Behaltens nach Entfernung der Hirnstrukturen Rattenversuch: Ratten müssen auf Türen mit unterschiedlichen Mustern springen; bei richtiger Wahl erhalten sie Futter; verschiedene Gehirnteile werden abgetragen und der Versuch wiederholt; Leistungsvergleich Ergebnisse: a) Prinzip der Äquipotenz: Behaltensleistung nur in geringem Maße von der spezifischen Gehirnstruktur abhängig (Lokalisationen betreffen eher Informationsaufnahme) b) Prinzip der Massenwirkung: Ausmaß des Behaltensdefizits ist proportional zum Umfang der zerstörten Strukturen c) Korrelationen zwischen Behaltensdefizit und Umfang der zerstörten Struktur umso größer, je komplizierter die Aufgabe ist. d) Ablationen führen zu stärkeren Ausfällen bei bereits gelerntem als bei neu zu lernendem Verhalten. (2) Welche Fragestellung verbinden Sie mit James, Lange, Cannon und Schachter? Wie hängen Emotionen und das vegetative Nervensystem (VNS) zusammen? Welche Auswirkungen haben VNS-Veränderungen auf die Entstehung/Differenzierung von Emotionen? Welche Auswirkungen haben Sympathikolytika (den Sympathikus abschwächende Stoffe) auf Emotionen? James/ Lange: Emotionen sind Wahrnehmungen körperlicher Veränderungen (visceral und muskulär) Cannon: Emotionen gehen körperlichen Veränderungen voraus, Einfluss der Umweltsituation Schachter: zur Interpretation der körperlichen Zustände braucht man kognitive Leistungen werden Umweltursachen gefunden, entsteht eine Emotion (3) Was versteht man unter Neurosciences? Neurowissenschaften erforschen Struktur und Funktion des Nervensystems, wobei die Funktionen auch psychische Vorgänge betreffen, d.h. Verhalten und Erleben (Janke). (4) Womit beschäftigt sich die Neurochemie? Die Neurochemie befasst sich mit chemischen Prozessen im NS (Transmitter, Hormone, ..) und intrazellulären Vorgängen; sie ist die Basisdisziplin der Neurowissenschaften. (5) Was versteht Janke unter Biologischer Psychologie? Was ist der Unterschied zur Definition von Birbaumer/Schmidt? Janke: Ein Teilgebiet der Psychologie über die Verknüpfung biologischer und psychologischer Sachverhalte (weite Definition). Enger: nur Beziehungen zwischen somatischen und psychischen Vorgängen oder nur Beziehung NS-psychische Vorgänge Birbaumer/Schmidt: Untersuchung der Vorgänge, die für das Verständnis von Verhaltensleistungen bedeutsam sind. Zusammenhänge zwischen biologischen Prozessen und Verhalten unter Betrachtung aller Körperorgane, nicht nur Gehirn. Die Definition von Birbaumer/Schmidt ist bei Janke die „Physiologische Psychologie“ (d.h. rein auf den Organismus beschränkt). Die Janke-Definition ergänzt Bereiche wie Evolution, Verhaltensbiologie (...) und vertritt eine vergleichende Psychologie. 1 (6) Nennen Sie drei Teilwissenschaften der Biologischen Psychologie nach Jankeund jeweils ein Beispiel. Genetische Psychologie: Einfluss der genetischen Faktoren Subjektmerkmale, v.a. Eigenschaften und Krankheiten; Vorhersage von abweichendem Verhalten; z.B. Lösen bestimmte Gene Schizophrenie aus? Vergleichende Psychologie: Vergleich von Tieren und Menschen v.a. hinsichtlich Mechanismen, die spezifischen Verhaltensmerkmalen zu Grunde liegen; z.B. Vergleich von aktivem und passivem Vermeidungsverhalten bei Affen Evolutionspsychologie: Vergleich verschiedener Lebewesen hinsichtlich ihres Verhaltens unter dem Blickwinkel der Phylogenese; z.B. Ist Eifersucht evolutionär bedingt? Tierpsychologie: Beschreibung psychischer Vorgänge bei Tieren; z.B. Gibt es Neid bei Tieren? Ethologische Psychologie (Humanethologie): Untersuchung menschlichen Verhaltens nach methodischen Ansätzen der Ethologie (z.B. kulturvergleichende Studien); untersucht eher molare Verhaltensweisen (z.B. Interaktionen zwischen Individuen) als mit molekularen Verhaltensäußerungen (z.B. Reizaufnahme, Motorik) (7) Was ist nach Janke der Unterschied zwischen Physiologischer Psychologie im weiteren und im engeren Sinn? weit: Beziehung zwischen somatischen (physiologischen und biochemischen) und psychischen Vorgängen aus psychologischer Perspektive (somatische Vorgänge werden als antezedierende, konsekutive, intervenierende, begleitende oder erklärende „Bedingungen“ betrachtet) eng: Teildisziplin der o.g. Physiologischen Psychologie. Beziehung zwischen somatischen Strukturen (v.a. Gehirn) und Verhalten; sie ist grundlagenorientiert, das betrachtete Subjekt ist das Tier, UV: experimentelle Variation von somatischen Merkmalen, AV: Verhalten (Lernen, Motivation, Wahrnehmung) (8) Stellen Sie sich folgende Untersuchungsanordnung vor: Das passive und aktive Vermeidungsverhalten von Ratten und Affen wird verglichen. Ist das ein Forschungsbereich der Physiologischen Psychologie? Nein, weil nur Verhalten untersucht wird, und das gehört nicht zu somatischen Prozessen. (9) Würde der Versuch in den Bereich der Biologischen Psychologie einzuordnen sein? Falls ja, in welche Teilgebiete? Nach Janke gehört er dazu; in der Vergleichenden oder Tier-Psychologie einzuordnen. (10) Womit beschäftigt sich die Neurochemopsychologie? Beziehung zwischen neurochemischen und psychischen Vorgängen, z.B. mangelnde Serotoninverfügbarkeit und impulsives Verhalten (11) Womit beschäftigt sich die Klinische Neuropsychologie? Beziehungen zwischen Erkrankungen des NS und psychischen Vorgängen, v.a. neuropsychologische Tests bei Nachweis cerebraler Schäden; Analyse der neuronalen und damit verbundenen psychischen Prozesse (12) Warum ist der Begriff Verhaltensmedizin völlig irreführend? Verhaltensmedizin ist ein interdisziplinäres Feld und befasst sich v.a. mit der Beziehung zwischen Erkrankungen und psychischen Vorgängen (Psychologen in Prävention, Therapie und Rehabilitation körperlicher Störungen). Sie ist eigentlich ein Teilbereich der Klinischen Psychologie und nicht der Medizin und sucht nach Ursachen und Interventionsmöglichkeiten der Erkrankungen. 2 (13) Welche sind die drei wesentlichen Untersuchungsansätze der Physiologischen Psychologie nach Rosenzweig et al.? somatische Intervention: UV: Veränderungen an der Körperstruktur oder Chemie des Tieres; AV: Verhaltenseffekte Verhaltensintervention: UV: Veränderungen des Verhaltens/Umwelt des Tieres; AV: physiologische/anatomische Veränderungen Korrelative Untersuchung: Messungen beider Variablen (somatische und behaviorale) und Korrelation (14) Geben Sie für jeden dieser Untersuchungsansätze nach Rosenzweig et al. ein Beispiel. somatische Intervention: Trennung der Verbindungen zwischen Teilen des NS und Beobachtung der Wahrnehmung eines Reizes Verhaltensintervention: Training und Beobachtung anatomischer Veränderungen in Nervenzellen Korrelative Untersuchung: Gehirngröße und Lernfähigkeiten (anhand von Punkten; quasiexperimentell) (15) Welcher von Janke aufgeführte experimentelle Untersuchungsansatz wird nicht von Rosenzweig et al. erwähnt? Vorgegeben ist die grobe Fragestellung: Verändert sich das psychische Befinden im Verlauf des Menstruationszyklus? Charakterisieren Sie einen möglichen Untersuchungsansatz zur Beantwortung dieser Fragestellung. Janke: Intervention in Umwelt: UV: Variation definierter Umweltfaktoren und Reize (sensorisch, verbal); AV: Veränderungen somatischer Vorgänge/Strukturen und des Verhaltens Untersuchungsansatz zu Zyklus und Stimmung: aus ethischen Gründen keine Intervention (d.h. Experiment) vertretbar daher korrelativer Ansatz: im Laufe des Zyklus Fragebögen ausfüllen über aktuelle Stimmung (aber nicht retrospektiv) sowie Erfassung der Hormonkonzentration; Korrelationsberechnungen (16) Skizzieren Sie eine einfache Fragestellung aus dem Bereich der Endokrinopsychologie und Ernährungspsychologie und entwickeln Sie einen der Fragestellung angemessenen Versuchsplan. Endokrinopsychologie (Hormonsystem): Stress und Adrenalinkonzentration im Blut Verhaltensunterschiede bei Diabetikern vor/nach Insulinspritze Ernährungspsychologie: Schokolade und Stimmung Stress und Fressverhalten (17) Welche Möglichkeiten gibt es zur Manipulation somatischer Prozesse? Vgl. Frage 18 und 19 (18) Nennen Sie drei Methoden zur Ausschaltung von Funktionen. Art der Manipulation Läsionen von Neuronenverbänden oder Leitungsbahnen Abtragungen Lokale chemische Blockaden Allgemeine chemische Hemmung Techniken Durchschneiden, Koagulation (Quetschung?, Zerstörung durch Hitze), Unterkühlung, Neurotoxine Operative Entfernung (ektomie) oder Isolation (tomie) von Hirnstrukturen Lokale Verabreichung chemischer Substanzen Systemische Verabreichung chemischer Substanzen 3 (19) Nennen Sie drei Möglichkeiten zur Anregung der Funktionen. Art der Manipulation Elektrische Stimulation (Fremd-, Selbstreizung) Lokale chemische Blockaden Allgemeine chemische Hemmung Techniken Oberflächen-, Tiefenelektroden Lokale Verabreichung chemischer Substanzen Systemische Verabreichung chemischer Substanzen (20) Was ist Lobotomie? Was ist eine Lobektomie? Was eine Adrenalektomie? Lobotomie: Trennung der Verbindungen zwischen Gehirnteilen Lobektomie: Entfernen, Wegschneiden von Gehirnteilen Adrenalektomie: Nebennierenentfernung (produzieren Adrenalin im Nebennierenmark) (21) Anhand welcher Eingriffe können gezielt Eingriffe in das ZNS vorgenommen werden? (stereotaktische) Atlanten des Gehirns: Überblick und Lokalisation der Zielregion stereotaktischer Apparat: ermöglicht genaue Eingriffe (22) Was ist ein Placebo? Ein Schein- oder Leerpräparat: pharmakologisch unwirksame Substanz, sie sich äußerlich nicht von einem wirkungsvollen Präparat unterscheidet; wird angewendet, um suggestive Wirkungen der Pharmaka zu kontrollieren. (23) Welche Möglichkeiten gibt es zur Manipulation psychischer Prozesse? Intensität: Wahrnehmung (Helligkeit, Lautheit) Emotion (Ausprägungsgrade) Motivation (Ausprägungsgrade skalierten Hungers) Lernen und Gedächtnis (Grad des Behaltens erlernter Information) Qualität: Angst vs. Ärger nach außen oder nach innen gerichtet? physische oder psychische Anspannung? Behalten spezifischer Information Wahrnehmung der Modalität A vs. der Modalität B Alternativ: Intensitätssteigerung vs. –minderung Informationssteigerung vs. –minderung Informationsveränderung (verbal, akustisch, visuell) Induktion subjektiver Emotionen (Angst, Wut, Freude, ...) (24) Was versteht man unter dem Intensitäts-Qualitäts-Dilemma in der Emotionsforschung? Bei Intensitätssteigerung einer Emotionsart können auch andere Emotionen auftreten, die man nicht induzieren will. (25) Mit welcher theoretischen Grundposition bzgl. der Lokalisation von Gedächtnisspuren sind die Ergebnisse von Kesner nicht vereinbar? Bestimmte Funktionen können lt. Kesner im Gehirn lokalisiert werden, z.B. räumliche Orientierung, motorisches Lernen, Objekterkennung. Andere, z.B. Lashley, meinen, dass keine direkte Lokalisation möglich ist. 4 (26) Auf welche Eigenschaft des Gehirns weisen die Untersuchungsergebnisse von Stein hin? Auf die neuronale Plastizität, d.h. das Gehirn kann sich an veränderte Bedingungen anpassen, z.B. die Reorganisation von Funktionszentren nach Läsionen peripherer Nerven oder nach spezifischem Training oder die gute Erholung von Menschen und Tieren nach Hirnläsionen) (27) Benennen und erläutern Sie drei Möglichkeiten zur Applikation chemischer Stoffe. Inhalation Implantation (Depotpharmaka zur Behandlung von Schizophrenen, die nicht krankheitseinsichtig sind Neuroleptika geben immer eine gewissen Dosis ab) Subkutan (unter die Haut) Intramuskulär Oral/gastrointestinal (durch Schlauch in Magen-Darm-Trakt) Intravenös Intraperitoneal (in Bauchhöhle) (28) Warum ist der Begriff Psychophysiologie nicht gerade glücklich? Es müsste Physiopsychologie heißen, weil Psychologie die Hauptdisziplin ist. (29) Was ist eine Doppelte Dissoziation und worauf weist sie hin? Man manipuliert System 1 und erhält die gestörte psychische Funktion A, aber funktionierendes B; manipuliert man System 2, funktioniert A, aber B nicht; eindeutige Zuordnung von A und B zu den Systemen 1 und 2; dient also der Funktionenzuordnung. (30) Wie gelingt es Talwar et al., eine Ratte dazu zu bringen, einen bestimmten Weg zu laufen? Talwar et al. setzten subdermale Elektroden ins Hirn der Ratten ein und steuerten die Tiere durch elektrische Schläge im Belohnungszentrum in die gewünschte Richtung. (31) Welche Versuchsanordnung benutzten Olds&Milner in ihren klassischen Versuchen und worauf deuten die Ergebnisse hin? Olds&Milner untersuchten als erste die Selbstreizung bei Ratten, indem sie subdermale Elektroden im Hirn anbrachten und sich die Ratten über einen Hebel selbst Schläge setzen konnten. (32) Geben Sie zwei Modifikatoren der verstärkenden Effekte elektrischer Stimulation im Gehirn an. Exkurs: Tierexperimentelle Methoden (1) Was ist ein Achtarm-Labyrinth und welche Arten des Gedächtnisses können damit überprüft werden? Um einen runden Platz herum sind sternenförmig acht Gänge angeordnet. Arbeitsgedächtnis: in jedem Gang Futter, Ratte merkt sich (äußere Hinweispunkte), wo sie bereits war; Fehler als Leistungskriterium Langzeitgedächtnis: nur 50% der Gänge werden geladen, die sich die Ratte merken muss jeden Tag ein Durchgang mit denselben Armen Fehler als Leistungskriterium 5 (2) Vergleichen Sie das Acht-Arm-Labyrinth und das Morris-Water-Maze bzgl. Seiner Möglichkeiten, Gedächtnisprozesse zu charakterisieren. Beide eignen sich, Hippocampusläsionen festzustellen, weil dieses das Lernen verhindern. (3) Was versteht man unter „delayed matching to sample“ („delayed nonmatching to sample“)? (4) Beschreiben Sie die von Holst verwendete Versuchsanordnung zur Auslösung von Stress bei Tupaias. (5) Beschreiben Sie eine Skinnerbox in ihren wesentlichen Merkmalen. Eine Vorrichtung für Tierexperimente, bei der bei Hebeldruck Futter in die Box fällt. Lernerfolg als Herstellung eines bedingten Reflexes. (6) Beschreiben Sie die grundlegenden Parameter beim Geller-Seifter-Konflikttest. (7) Was ist ein Joch-Versuchsplan? Drei verschiedene Ratten in drei verschiedenen Kasten. Kontrollgruppe 1 (KG1): Ratten bekommen Stromschläge, die sie durch Drücken einer Taste beenden können. KG2: Ratten erhalten keine Stromschläge Experimentalgruppe (EG): Ratten bekommen Stromschläge, die sie nicht verhindern können Alle drei Gruppen kommen später in eine Situation, in der sie Schläge vermeiden können. Nur die Hilflosigkeitsbedingung (EG) führt zu motorischer Hemmung (Bewegungslosigkeit), assoziativen Defiziten (kein Vermeidungslernen, Leistungsabfall), Immunsuppression usw. II. Neuropsychologie (1) Was beobachtete Galen an verwundeten und/oder sterbenden Gladiatoren? Welche Theorie unterstützt er damit? Nerven ziehen aus den Sinnesorganen zum Gehirn, nicht zum Herz; Gladiatoren mit Verletzungen am Gehirn hatten Fuktionsausfälle, z.B. beim Großhirn Blindheit oder beim Kleinhirn Gleichgewichtsprobleme. Das unterstützt die enzephale (Hirn-)Theorie im Gegensatz zur Herztheorie („Seele“) der Verhaltenssteuerung. (2) Was ist eine Phrenologie-Karte? Was postuliert sie? Entstanden im 19 Jh.; der Kortex besteht aus verschiedenen Funktionsbereichen, von denen jeder für eine Verhaltensfähigkeit verantwortlich ist, z.B. Farbwahrnehmung, Neugierde. Eine 6 Phrenologie-Karte ist eine Gehirnkarte, auf der die Funktionen des jeweiligen Hirnteils dargestellt sind. (3) Nennen Sie die vier großen Lappen der Hemisphären und ihre Hauptfunktionen. Frontallappen/Stirnlappen (primär motorischer Cortex) Parietallappen/Scheitellappen (primär sensorischer Cortex) Temporallappen/Schläfenlappen (primär auditives Feld) Okzipitallappen/Hinterhauptslappen (primär visuelles Feld) (4) Was ist lokalisiert auf den Gyri prae- und postcentralis? gyrus praecentralis: motorische Funktionen gyrus postcentralis: somatosensorische Funktionen (5) Welche Arten von Karten gibt es für die Großhirnrinde und wie kommen sie zustande? Projektionskarten: Verlauf der Axone aus sensorischen Systemen in das Gehirn, Markierungen der axonalen Verbindungen neocorticaler Felder untereinander und zu den motorischen Systemen des Rückenmarks Cytoarchitektonische Karten: Histologische Untersuchung der Neuronen im Neocortex und Zusammenfassung von Gebieten ähnlicher Struktur. Funktionale Karten: Untersuchung von Auswirkungen von Gehirnschädigungen, elektrische Reizung des Gehirns und Auswertung des dadurch hervorgerufenen Verhaltens; Messung der bei sensorischer Stimulation oder bei Verhaltensweisen auftretenden elektrischen Aktivität des Cortex; über bildgebende Verfahren (Brain Imaging) Aufzeichnung der Gehirnaktivität und Rückschlüsse auf aktive Hirnregionen. (6) Zu welchem Kartentyp gehört die Brodmann-Karte? Wie werden diese Karten konstruiert? Es ist eine cytoarchitektonische Karte, bei der Zellen mit ähnlicher Struktur zusammengefasst werden. (7) Warum wird der primäre motorische Cortex als primär bezeichnet? Primär = Grenze zur Peripherie Der primäre motorische Cortex ist die letzte Schaltstelle, bevor die Nerven der Peripherie anfangen (Neuronen projizieren direkt ins Rückenmark). (8) Welche Funktion besitzen die Cortices höherer Ordnung? Primärer Cortex: visuelle Wahrnehmung; darunterliegende Schichten: Integration verschiedener sensorischer Information, z.B. räumliches Sehen. (9) Welche Funktion verbinden Sie mit dem Namen Broca und Wernicke? Sprachfunktionen: Broca-Aphasie: Sprachproduktion: zusammenhangloses Sprechen, Wortneubildungen (BrocaAreal im Frontallappen) Wernicke-Aphasie: Sprachverständnis (Wernicke-Areal im Temporallappen) (10) Nennen Sie mindestens zwei makroskopische anatomische HemisphärenAsymmetrien. Volumen, z.B. rechts-frontale, aber links-occipitale Petalia (Einbuchtungen) Form und Länge der Sulci (Furchen), z.B. Sylvische Furche: kurze Horizontale, aber lange Vertikale; links: lange Horizontale, aber kurze Vertikale 7 Gyrierung (Aufgabenbereiche), z.B. Planum temporale: links Volumen vergrößert, abhängig von Händigkeit, vermutet als strukturelle Grundlage der Sprachlateralisierung neurochemischer Systeme: links: organisiert um ein dopaminenerges Aktivierungssystem, Überlegen bei komplexen motorischen Programmen (Händigkeit, Sprache); rechts: organisiert um ein noradrenerges Aktivierungssystem, hält Wachheit aufrecht, richtet Aufmerksamkeit auf neue Reize, integriert bilaterale perzeptuelle Info (11)Beschreiben Sie eine Hemisphären-Asymmetrie bzgl. neuranatomischer Systeme. (12) Wie sind bestimmte Funktionen in den Hemisphären lokalisiert? Linke Hemisphäre Wörter, Buchstaben Gesprochene Laute Kontrolle komplexer Willkürbewegungen Komplexe Bewegungen Sequentielle Informationsverarbeitung Verbales Gedächtnis Sprechen, Lesen, Schreiben, Rechnen Funktion Visuelle Wahrnehmung Auditive Wahrnehmung Berührung Bewegung Gedächtnis Sprache Spezielle Fähigkeiten Sequentiell, analytisch, kausal Zusammenfassung Rechte Hemisphäre Geometrische Formen, Gesichter, Emotionaler Ausdruck Nichtgesprochene Laute, Musik Taktile Information Einfache Bewegungen Nonverbales Gedächtnis Gesichtererkennung Emotionaler Inhalt, Prosodie Geometrie, Richtung, Distanz Kontrolle visuell- räumlicher Fähigkeiten, räumliche Analyse Parallel, ganzheitlich-holistisch, intuitiv (13) Beschreiben Sie den klassischen Versuch von Myers&Sperry mit Katzen zu SpliBrain einschließlich der Ergebnisse. Bei Katzen wurde z.B. das Corpus callosum und das optische Chiasma durchtrennt und ein Auge abgedeckt, so dass sich die visuelle Info auf die ipsilaterale Hemisphäre beschränkte. Wurde nur Corpus callosum oder nur Ciasma opticum getrennt oder keines von beidem, lernten sie normal schnell, egal welches Auge abgedeckt war. Wenn beides durchtrennt war, mussten sie die Aufgabe für jedes Auge neu lernen, d.h. die Weiterleitung der Info in die zweite Hemisphäre war geblockt. (14) Nennen Sie zwei methodische Ansätze zur Untersuchung der Lateralisation von Funktionen bei Gesunden. dichotischer Hörtest: Ohren bekommen unterschiedliche akustische Reize; der kontralaterale Informationsfluss hemmt den ipsilateralen (auditory suppression); zeigt Lokalisation der Sprachverarbeitung (bei 97% links) gesichtsfeldabhängige tachistokopische Stimulation: Reizung der Hemisphären durch kurze Darbietung von verbalem Material im rechten oder linken Gesichtsfeld; Info aus dem rechten Gesichtsfeld wird besser verarbeitet, wenn es Buchstaben oder Wörter sind; Verarbeitung aus dem linken Gesichtsfeld am besten, wenn Gesichter oder visuell-räumliche Reize; Lateralisierungseffekte bei non-verbalen Aufgaben geringer. 8 (15) Was ist der Wada-Test und wie funktioniert er? (16) In welcher Beziehung stehen Händigkeit und Sprachlateralsiation? Warum könnte das so sein? 97% der Rechtshänder haben eine linkshemisphärische Sprachverarbeitung, was mit der kontralateralen Verarbeitung zusammenhängen könnte. Linkshänder zu wenig erforscht. (17) Wie ist es möglich, dass psychische Funktionen nach Hemispärektomie noch relativ intakt sind? (18) Welche Funktionen sind verbunden mit V1, V3 und V5? (19) Wie sollen verbales und nicht-verbales Gedächtnis in den beiden Hirnhälften lokalisiert sein? verbal: linke Hemisphäre (analytisch) nicht-verbal: rechte Hemisphäre (holistisch, räumlich) (20) Welche emotionalen Störungen sollen in der Hauptsache bei Schädigungen der linken und welche bei Schädigungen der rechten Hemisphäre auftreten? links: Ängstlichkeit, Tränen, Aggressivität (Katastrophenreaktion) rechts: Witzeln, Interresseverlust, Apathie (Gleichgültigkeit) (21) Welche Gehirnstruktur ist bei Split-Brain-Patienten durchtrennt, und welche Effekte zeigen sich? Die Brücke (corpus callosum) zwischen den zwei Hemisphären ist durchtrennt. Jetzt können Informationen nicht mehr in die andere Hirnhälfte übertragen werden. Folgen: Gegenstände im linken visuellen Feld können nicht benannt oder gelesen werden Mit links kann nicht geschrieben werden Verbale Kommandos können mit links nicht vollzogen werden Linke Hand kann vorgegebene visuelle Muster zeichnen, die rechte Hand nicht Störung aller Aufgaben, in denen sprachliches Denken zu koordinierten Bewegungen beider Körperhälften führen soll „getrennte Willensimpulse“: beide Hirnhälften können verschiedenes Verhalten zeigen (22) Beschreiben Sie die beiden wichtigen Bahnen des visuellen Systems bzgl. Anatomie und Funktion. Anatomie: Funktion: oben: Raumorientierung, Bewegung; unten: Farbe und Form 9 (23) Was versteht man unter corticaler Blindheit? Welcher Lappen muss dafür geschädigt sein? Voraussetzung ist eine Schädigung des Okzipitallappens; sog. „blindsight effect“: keine bewusste Wahrnehmung im Sinn von „sehen“ möglich, aber die Benennung der Position von Gegenständen, die nicht wahrgenommen werden (unterbewusste Beantwortung der Fragen, die sich auf Motorik auswirkt; z.B. der „Blinde“ weicht einem Stuhl aus, den er nicht sieht). (24) Geben Sie zwei wesentliche Funktionen des Parietallappens an. anteriore Anteile: Verarbeitung somatosensorischer Information posteriore Anteile: Integration sensorischer Information; Kontrolle der visuomotorischen Steuerung der Bewegungen im egozentrischen Raum; Rechts-links-Unterscheidung; komplexere visuell-räumliche/konstruktiv-räumliche Leistungen, Rechenleistungen (25) Geben sie drei Störungen an, die bei Schädigung des Scheitellappens auftreten können. gestörte taktile Funktionen visuelle oder taktile Agnosien Apraxien (Unfähigkeit zu zielorientierter Ausführung von Bewegungen oder Bewegungshandlungen, obwohl Kapazität erhalten) Sprachstörungen (Alexie= Wortblindheit/Verlust der Lesefähigkeit; Aphasie) Acalculie (Unfähigkeit zu rechnen) Gestörter intermodaler Vergleich (Wert einer Dimension, z.B. Schmerz, auf der Dimension eines anderen Sinneseindrucks, z.B. Länge einer Strecke auszudrücken) Contralateraler Neglect Schlechtes Kurzzeitgedächtnis Gestörtes Körperbild Rechts-Links-Verwechslungen gestörte räumliche Fähigkeiten Störungen des Zeichnens Fehlerhafte Augenbewegungen Fehlerhafte Zielbewegungen, z.B. Unfähigkeit sich anzukleiden (Schädigungen meist im rechten Parietallappen) (26) Was versteht man unter Aphasie, Apraxie, Agnosie und Bewegungsagnocie? (27) Was versteht man unter einem Neglect? Aphasie: Verlust unterschiedlicher Teilfunktionen der gesprochenen Sprache (Sprachverständnis und/oder –produktion, Schreiben, Lesen, ...), v.a. nach corticalen Hirnverletzungen (vornehmlich der dominanten Hemisphäre) Apraxie: durch Hirnerkrankung oder –verletzung erworbene Unfähigkeit zur zielorientierten Initiierung und Ausführung von Bewegungen oder Bewegungssequenzen (falls Kapazität zur Erfassung der Bewegungsaufgabe und Kraft erhalten, Einschränkung der koordinativen Beweglichkeit und normalen Reflexivität der einzelnen, intakten Körperteile) Agnosie: Unfähigkeit, Wahrnehmbares zu erkennen und einzuordnen, trotz erhaltener Funktionstüchtigkeit der Sinnesorgane und trotz der Fähigkeit, ihre Form und Farbe zu beschreiben (z.B. nach lokalen Gehirnschädigungen) Bewegungsagnosie: Unfähigkeit der visuellen Wahrnehmung von Bewegung ungewöhnliche Verhaltensänderungen, die durch Hirnschädigungen verursacht werden räumliche Wahrnehmungsstörung oder Aufmerksamkeitsstörung (sensorisches Neglect): Nichtbeachten von Teilen des visuellen Feldes und/oder des eigenen Körpers intentionaler motorischer Neglect: fehlender Wille zu korrekter Bewegung 10 z.B. kontralateraler Neglect: Schädigung des rechten inferioren Parietallappens führt zu Nichtzeichnen der linken Hälfte von Bildern und Verlust der Vorherrschaft über die linke Körperhälfte (28) Beschreiben Sie einen Apraxie-Test und einen Neglect-Test. (29) Geben Sie zwei wesentliche Funktionen des Schläfenlappens an. Apraxie: Kimura-Kastentest: Lernen einer vorgegebenen Bewegungssequenz Neglect: Nachzeichnen von vorgegebenen Bildern; Semmes et al.: Berühren von Teilen des eigenen Körpers, Nachgehen eines vorgegebenen Weges Erkennen visueller Objekte Verarbeitung auditorischer Information Reizkategorisierung Langzeitspeicherung sensorischer Information Hinzufügen einer emotionalen Komponente zu sensorischer Informationen und Gedächtnisinhalten (Affektivität) Weitergabe der Info an Frontallappen (30) Geben die drei Störungen an, die bei Schädigung des Temporallappens auftreten könnten. Störung der akustischen Enkodierung Störung der Selektion visueller Reize Störung der Selektion akustischer Reize Störung der visuellen/akustischen Erkennungsleistung Gestörte Organisation und Kategorisierung von Materialien Gestörte Kontexterinnerung Störung des Sprachverständnisses (Wernicke-Aphasie) Gestörte Enkodierung/Gestörtes Langzeitgedächtnis Veränderung der Persönlichkeit und des Affekts Veränderung des sexuellen Verhaltens (z.B. bei Epileptikern) (31) Welche Struktur des Temporallappens ist sehr wahrscheinlich für die Ausbildung des Langezeitgedächtnisses von entscheidender Bedeutung? Hippocampus (32) Mit welcher strukturellen Schädigung sind wahrscheinlich emotionale Veränderungen nach Temporallappenschädigungen verknüpft? Schädigung oder Entfernung von Amygdala, evtl. Hippocampus (33) Welche Bedeutung hat die Amygdala für die Angst? (34) Welche Bedeutung hat der Hippocampus für das Gedächtnis? (35) Was ist Prosopagnosie? Die Amygdala bekommt über die visuelle Umgebung sehr schnell Information (shortcut) und löst eine schnelle Reaktion aus. Die detaillierte Infoanalyse erfolgt im Cortex. (Angstmodell von LeDoux) Initiale Speicherung Konsolidierung (langfristige Abspeicherung) Abruf gespeicherter Info Unfähigkeit, Gesichter zu erkennen 11 (36) In welche Regionen lässt sich der Frontallappen grob einteilen? (37) Geben Sie zwei Areale des präfrontalen Cortex an. (38) Was sind sie wesentlichen Funktionen des prämotorischen Cortex? (39) Geben Sie zwei wesentliche Funktionen des präfrontalen Cortex an. Motorische (Kontrolle der Muskelkontraktionen) und prämotorische (Bewegungssteuerung) präfrontale: dorsolateral und orbital (Aufmerksamkeit, Sprache, Gedächtnis, Handlungskontrolle) dorsolateral: Brodmann-Areale 8, 9, 10, 44, 45 orbital: Brodmanm-Areale 11, 12, 47 Steuerung der Augenbewegung Entwurf von Bewegungssequenzen: Auswahl der für die Situation adäquaten Bewegung Aufmerksamkeit (SAS) Sprache (Broca-Areal) Gedächtnis (Arbeitsgedächtnis?) Handlungskontrolle, -planung (40) Beschreiben Sie einen möglichst umfassenden Erklärungsansatz für die Funktionen des präfrontalen Cortex. SAS: Supervisional Attentional System Diese Theorie besagt, dass durch den Frontallappem Informationen gesteuert werden und Handlungen kontrolliert werden. Das sind kognitive Funktionen, die für die Auswahl der richtigen Bewegungen und Rückmeldungskontrolle notwendig sind. Bei Schädigungen folgen u.a. Perseverationstendenzen, also Probleme, sich an Regeln zu halten. (41) Geben Sie drei Störungen an, die bei Schädigung des Frontallappens auftreten können. Störung der Motorik - Verlust der Feinmotorik - Kraftverlust - Mangelhafte Bewegungsprogrammierung - Mangelhafte willkürliche Fixierung mit den Augen (z.B. Schizophrene können kein Pendel fixieren) - Mangelhafte visuelle Reafferenz (Problem, Normalzustand wieder einzustellen) - Broca-Aphasie (Störungen im Sprachausdruck) Verlust des divergenten Denkens - Eingeschränkte Spontanität - Mangelhafte Strategiebildung Umweltgesteuerte Verhaltenskontrolle - Geringe Antwortunterdrückung - Risikobereitschaft, Spontanität, Regelverstoß, Enthemmung - Beeinträchtigtes assoziatives Lernen Schlechtes Zeitgedächtnis - Schlechtes Kurzzeitgedächtnis - Schlechte Häufigkeitsschätzung - Schlechter Abruf selbstorganisierter Gedächtnisinhalte - Schlechte Leistung bei verzögerten Antworten Beeinträchtigte räumliche Orientierung gestörtes Sozialverhalten (Emotionale Reaktionen eingeschränkt) 12 verändertes Sexualverhalten beeinträchtigte olfaktorische Unterscheidungsfähigkeit Störungen im Zusammenhang mit Läsionen im Gesichtsareal (42) Beschreiben Sie in Verfahren, mit dem man Perseverationstendenzen nachweisen kann. Perseveration: Tendenz, eine immer gleiche Handlung auszuführen; keine Möglichkeit der Umstellung im Handlungsablauf WCST: Wisconsin-Karten-Sortier.-Test: Karte hat drei Merkmale (Farbe, Anzahl, Form); jeweils nach einer muss sortiert werden, aber der VL sagt nur ja/nein, Patient muss Kategorie selbst erkennen; dann wechselt VL die Kategorie, gerade die Neuorientierung ist schwer für Geschädigte (43) Beschreiben Sie ein Verfahren, mit dem Nichtbeachten von Regeln festgestellt werden kann. Turm von Hanoi: 3 Stäbe, auf äußerster 5 Scheiben, die über den zweiten auf den dritten Stab sollen, wobei nie eine größere Scheibe auf eine kleinere darf und immer nur eine Scheibe bewegt werden darf. (44) Welche Persönlichkeitsveränderungen lassen sich nach Schädigungen des Frontallappens feststellen? Risikobereitschaft (utopische Zukunftsplanung) und Regelverletzung Gestörtes Sozial- und Sexualverhalten: keine Anpassung und Kontrolle mehr möglich Pseudodepressiv (Läsionen der präfrontalen Konvexität und subcorticalen Strukturen): - Apathie - Indifferenz - Initiativlosigkeit pseudopsychopathisch (Läsionen des orbitofrontalen Cortex oder von Verbindungen, die diese Region zum limbischen System hat): - kindliches Verhalten - Euphorie - Taktlosigkeit, Witzeln Antisoziales Verhalten - Hyperkinese (45) Nennen Sie drei Kerne des limbischen Systems. Amygdala Hippocampus Fornix Septum Mamillarkörper Gyrus cinguli Thalamus Hypothalamus Corpus callosum (46) Nennen Sie drei Bestandteile der Basalganglien. Nucleus caudatus Nucleus lentiformis (Putamen und Globus pallidus) Striatum (Nucleus caudatus und Putamen) 13 (47) Warum reicht eine Dissoziation zweier psychischer Funktionen bei einer lokalen Gehirnschädigung nicht aus, eine spezifische Lokalisation einer psychischen Funktion zu postulieren? Dissoziation: unter zwei verschiedenen Bedingungen reagieren zwei verschiedene Parameter anderes (entgegengesetzt oder einer in eine bestimmte Richtung und der andere gar nicht) Wenn eine Funktion gestört ist und die andere in Ordnung, kann man keine Lokalisation postulieren, weil die Funktionen von anderen Gehirnregionen übernommen werden können. Daher können erst bei einer doppelten (Entfernung zweier Hirnregionen, so dass je Hirnregion eine Funktion beeinträchtigt ist; zwei Parameter verhalten sich bei zwei verschiedenen Versuchspersonen unterschiedlich) oder dreifachen Dissoziation (z.B. Kesner) Schlussfolgerungen über Lokalisationen gemacht werden. (48) Was könnte bei einer Läsion des zentralen Nervenkerns noch zerstört sein? (49) Was könnte in der Folge der Degeneration eines Nervenkernes noch geschehen? Die Verbindungen des Kerns zu und von anderen Kernen Wenn das Zielgebiet wegfällt, können sich auch die Axone und Dendriten rückbilden. (50) Skizzieren Sie die unterschiedliche Bedeutung der Schädelknochen und der BlutHirn-Schranke für den Gehirnschutz. Schädelknochen: Schutz vor äußerer mechanischer Einwirkung Blut-Hirn-Schranke: Schutz vor unkontrolliertem Eindringen chemisch wirksamer Substanzen aus dem Körper, da Kapillarwand der Gehirngefäße nicht für viele Stoffe durchlässig ist; allerdings können fettlösliche Substanzen, wie Alkohol und Drogen, im Gehirn diffundieren. (51) Geben sie ein Beispiel für pränatal erworbene, perinatal erworbene, infektionsbedingte, degenerativ bedingte und vaskulär bedingte neurologische Erkrankungen. pränatal erworben: Alkoholembryopathie (Missbildung, psychische Funktionsdefizite) perinatal erworben: Hypoxiebedingte Demenz, Lähmung infektionsbedingt: Meningitis, Encephalitis degenerativ bedingt: M. Alzheimer, M. Parkinson vaskulär bedingt: Ischämischer Insult, vaskuläre Demenzen III. Chemopsychologie (1) Welche chemischen Kommunikationssysteme gibt es beim Menschen? klassische Neurotransmission (NS): interzellulär autokrine Mechanismen: Freisetzung von Hormonen o.ä. und deren Auswirkungen auf die freisetzende Zelle, z.B. Autorezeptoren parakrine Mechanismen: Freisetzung von chemischen Stoffen durch die Zelle, Diffusion durch den interzellulären Raum, Aufnahme v.a. benachbarter Zellen Endokrines System (Hormone): Freisetzung von Hormonen in den Blutstrom und Aufnahme durch Zielorgane, die weit entfernt sein können Immunsystem Pheromonsystem: Freisetzung von Hormonen durch ein Individuum, beeinflusst Individuen der gleichen Art Allomone: Freisetzung von Hormonen durch ein Individuum, beeinflusst Individuen einer anderen Art (2) Beschreiben Sie die beiden Rezeptortypen. direkt ligandengesteuerter Ionenkanal (ionotrop, d.h. steuert Ionenflüsse): 14 sobald Liganden an den Rezeptor binden öffnen sich die Ionenkanäle, Ionen passieren die Membran - schnell, kurze Dauer - beteiligte Transmitter: Ach (nikotinerge Rezeptoren), Glyzin, Glutamat, GABA indirekt ligandegesteuert/G-Protein-gesteuerter Rezeptor (metabotrop, d.h. intrazelluläre Funktionen steuernd) - Nach der Ligandenbindung aktivieren die Rezeptoren ein G-Protein an der Membraninnenseite, das entweder selbst Membrankanäle öffnet oder über sekundäre Botenstoffe (second messengers) auf Membrankanäle wirkt - Langsam, lange Dauer - Beteiligte Transmitter: ACh (muskarinerge Rezeptoren), Norepinephrin, Dopamin, Glutamat - (3) Was versteht man unter einem Autorezeptor und wo ist er lokalisiert? Rezeptor eines Neurons, über den dessen Neurotransmitterausschüttung reguliert wird (hemmt die Ausschüttung über negative Rückkopplung). Er ist präsynaptisch an Axonterminals (geben Rückmeldung über die Transmitterkonzentration im synaptischen Spalt) oder somatodendritisch lokalisiert. (4) Wovon hängt die Wirkungsrichtung eines Transmitters an der postsynaptischen Membran ab? Von den Eigenschaften des Rezeptors und evtl. des second messengers (5) Warum ist es irreführend, einen Transmitter als excitatorisch oder inhibitorisch zu bezeichnen, warum aber auch akzeptabel? irreführend, weil es eigentlich nur erregende und hemmende Rezeptoren gibt akzeptabel, weil es eine gewisse prozentuale Verteilung der Transmitter auf erregende und hemmende Rezeptoren gibt (typischerweise binden „erregende Transmitter“ nur an erregenden Rezeptoren) (6) Welches ist der im ZNS am häufigsten vorkommende inhibitorische und excitatorische Transmitter? inhibitorisch: GABA excitatorisch: Glutamat (7) Was versteht man unter einem Neuromodulator? Neurostoffe, die die Wirkung der Neurotransmitter (Intensität und Dauer) beeinflussen und über eine breitere Freisetzung (entlang des gesamten Axons, nicht nur der Synapse) verstärken. Schwer von Transmittern abzugrenzen, weil ein Stoff beide Funktionen haben kann. (8) Was versteht man unter einem Rezeptorblocker? Was unter einem ReuptakeHemmer? Rezeptorblocker: Stoffe, die die Wirkung von Transmittern an den prä- oder postsynaptischen Rezeptoren hemmen (sie binden anstelle der Transmitter an die Rezeptoren und blockieren sie damit), z.B. Kokain für 5-HT Reuptake-Hemmer: Stoffe, die die Wiederaufnahme eines in den synaptischen Spalt ausgeschütteten Neurotransmitters in den präsynaptischen Teil der Synapse hemmen, z.B. Kokain, Imipramin, Fluoxetin für 5-HT; Imipramin, Desipramin für NA (9) Beschreiben Sie vier Möglichkeiten, in die synaptische Transmission einzugreifen (mit Beispielen). Eingreifen in die Transmittersynthese: 15 Blockade der Aufbauenzyme Beeinflussung der Transmitterspeicherung, z.B. Induzieren einer Speicherentleerung durch Reserpine - Beeinflussung des Vesikeltransports zur präsynaptischen Membran Hemmung der Transmitterausschüttung: über axo-axonische Synapsen z.B. durch Pargylin bei DA; Botulinustoxin Beeinflussung der Rezeptortätigkeit auf der postsynaptischen Membran; irreversible oder reversible blockierende Bindung an der Postsynapse, z.B. Rezeptorblocker, Atropin = AChAntagonist an muskarinergen Rezeptoren Hemmung der Wiederaufnahme (reuptake) der Transmitter am synaptischen Spalt statt Enzymabbau - (10) Nennen Sie drei Aminosäuren-Transmitter. GABA (inhibitorisch) Glutamat (excitatorisch) Glyzin Histamin (11)Nennen Sie drei Peptid-Transmitter. Enkephalin Vasoaktives intestinales Peptid (VIP) LHRH (12) Beschreiben Sie Auf- und Abbau von ACh, NA, Da und 5-HT. Acetylcholin: - Aufbau: Präkursoren: Cholin und Acetyl-Coenzym A Katalysator: Cholinacetyltransferase (Cholinacetylase, ChAc) Syntheseprodukte: ACh und Coenzym A - Abbau: Katalysatoren: Acetylcholinesterase (und Butyrylcholinesterase) Metaboliten: Cholin und Acetat Noradrenalin und Dopamin: - Aufbau: aus Thyrosin wird mit Hilfe von Thyrosin-Hydroxylase (Katalysator) L-Dopa. Dieses wird durch Dopa-Decarboxylase zu DA umgewandelt. DA wird mit Hilfe von Dopamin-ß-Hydroxylase zu NA. - Abbau: Mit Hilfe von MAO (Monoaminoxidase) und COMT (Catechol-oMethyltransferase) entsteht das Abbauprodukt Homovalidinsäure (HVA); Reuptake in Präsynapse wichtig! Serotonin: - Aufbau: Tryptophan wird mit Hilfe von Tryptophanhydroxylase zu 5-Hydroxytryptophan, was ausschließlich durch 5-HTP-Decarboxylase zu Serotonin (5-Hydroxytryptamin, 5HT) umgewandelt wird. - Abbau: durch MAO (und Aldehyddehydrogenase) entsteht das Abbauprodukt 5Hydroxyindolessigsäure (5-HIAA) (13) Welche Typen von Rezeptoren gibt es für ACh, welches ist der häufigere Typ im ZNS? nikotinerge Rezeptoren muskarinerge Rezeptoren (häufiger) 16 (14) Welche Typen von Rezeptoren gibt es für ACh im VNS und wo kommen sie vor? nikotinerge Rezeptoren: Parasympathikus (präganglionär), Sympathikus (präganglionär) muskarinerge Rezeptoren: Parasympathikus (postganglionär) (15) Mit welchen Funktionen verbindet man ACh im Striatum und im basalen Vorderhirn? ACh im Striatum: Motorik, Aufmerksamkeit ACh im Basalen Vorderhirn: Lernen, Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Schlaf (?) (16) Was ist 5-HT? Was ist 5-HIAA? (17) Wofür steht MAO als Abkürzung, und was bewirkt dieses Enzym? 5-HT: Serotonin (5-Hydroxytryptamin) 5-HIAA: 5-Hydroxyindolessigsäre (Abbauprodukt von 5-HT) Monoaminoxidase ist beteiligt am Abbau von Monoaminen, z.B. 5-HT, NA (18) Was macht Reserpin neurochemisch? Was macht Kokain? Was macht Amphetamin? Reserpin: - reduziert DA, NA und 5-HT durch Freisetzung von MAO, leert die Transmitterspeicher - Einsatz bei Schizophrenie, kann Depressionen erzeugen Kokain: - blockiert die präsynaptische Wiederaufnahme von NA und DA, so dass die Stoffe überhöht werden; evtl. auch Freisetzung der Förderung von NA und DA - kann zu verstärktem Auftreten von Psychosen führen oder Rauschzuständen Amphetamin: - setzt NA und DA in den Nevenendigungen frei in den synaptischen Spalt (z.B. Ritalin, Rhetylphenitrat) - verursacht vielstündige Steigerung der Leistungsbereitschaft, Stimmungsverbesserung/Euphorie, Appetithemmung (vermutliche Ursache: verstärkte Aktivität von NA in Hirnrinde unter Beteiligung von Endorphinen) - nach Wirkungsende können die Effekte ins Gegenteil umschlagen, v.a. Missstimmung - höhere Dosen führen zu psychotischem Erleben und Verhalten (vermutliche Ursache: überhöhte DA-Freisetzung) (19) Geben Sie Rezeptoragonisten und –antagonisten an für NA, DA, 5-HT und GABA. Transmitter NA DA 5-HT GABA Agonist (Rezeptoraktivierer) Phenylephrin, Clonidin, Isoprotenerol Apomorphin, Quinpirol DOM, CP-93 Muscimol, Baclofen Antagonist (Rezeptorblocker) Yohimbin, Atenolol Haloperidol, Clozapin Ketanserin, Ondansetron Bicuculline, Phaclofen (20) Geben Sie einen spezifischen 5-HT-Reuptake-Hemmer (SSRI=Serotonin specific reuptake inhibitor) an. z.B. Fluoxetin, Nortryptalin; Prozac (Depressionsmittel) (21) Geben Sie einen spezifischen Rezeptorblocker an für den DA2-Rezeptor. Haloperidol (Sulpirid, Spiperon) 17 (22) Geben Sie die wesentlichen Bildungsorte (Nervenkerne) an für NA, DA und 5HT. NA: Locus coeruleus DA: Substantia nigra (Teil der Basalganglien) 5-HT: Nuclei raphe (23) Benennen Sie die vier dopaminergen Systeme im ZNS und beschreiben Sie ihre Funktion. dorsal-mesostriatales/nigrostriatales System: Motorik (Extrapyramidalmotorik) mesolimbisches System: Motivation, Verstärkung mesolimbocorticales/mesothalamisches System: Paranoide Symptomatik, Schizophrenie, Wahn, Halluzination tuberohypophysäres System: Hormonsteuerung (24) Wozu führt eine verminderte oder erhöhte Verfügbarkeit von DA im mesostriatalen System? zuwenig: Symptome des Morbus Parkinson: Bewegungslosigkeit (ev. Katalepsie), Initialisierungsverlust zuviel: Schizophrenie (25) Wozu führt eine erhöhte Verfügbarkeit von DA im mesolimbischen System? Welches ist der Autorezeptor im NA-System? Verstärkte Motivation, größere Verstärkungswirkung, stärkeres Suchtverhalten; Autorezeptor ist der 2-Rezeptor (präsynaptisch). (26) Benennen Sie die drei wesentlichen noradrenergen Systeme im ZNS und jeweils ihre hauptsächlichen Funktionen. Locus coeruleus Komplex: Zentrale Aktivierungsprozesse, Aufmerksamkeit, Angst (unsicher, aber Affen zeigten bei Stimulation Angstreaktion; am 2-Rezeptor typische Angststoffe); zum Cortex aufsteigende Bahnen Laterales tegmentales System: Sympathikus-Steuerung, Integration von zentralem und peripherem NA-System Dorsales medulläres System: Sensorik, Parasympathikussteuerung (27) Wie wirkt sich die erhöhte Verfügbarkeit von NA auf das Essverhalten und die Aufmerksamkeit aus? Essverhalten: Stimulation durch 2-Rezeptor-Besetzung am Nucleus praeventricularis Aufmerksamkeit: erhöht (28) Beschreiben Sie die Effekte einer verminderten Serotonin-Verfügbarkeit auf Regulation von Sättigung und Essverhalten, Angst, Aggression und Impulskontralle, Aktivation und Schlaf. Sättigung und Essverhalten: Sättigung steigt, Nahrungsaufnahme und Gewicht sinkt Angst: steigt Aggression und Impulskontrolle: Impulskontrolle erhöht, Aggression sinkt Aktivation und Schlaf: erhöhter Schlafbedarf (29) In welcher Weise wirkt sich eine erhöhte GABA-Verfügbarkeit auf Angst aus, über welchen Rezeptortyp wird diese Wirkung erzielt? Angst nimmt ab; Wirkung über den GABA A-Benzodiazepin-Rezeptor-Komplex 18 (31) Beschreiben Sie, über welche Kaskade erhöhte Glutamat-Verfügbarkeit neurotoxisch wirkt. Steigt Glutamat kommt es zu einer starken Depolarisierung; der NA(2+)-Einstrom erzeugt eine Soma-Schwellung und damit ein Brechen der Zellmembran. Der CA(2+)-Einstrom erzeugt entweder über oxidativen Stress oder über Schädigungen der Mitochondrien den Zelltod. (32) Beschreiben Sie die Bedeutung von Glutamat für Lernen und Gedächtnis. Glutamat beeinflusst Langzeitpotentierung (LTP) im Hippocampus (elektrophysiologishcer Vorgang, im EEG messbar) (33) Wie wirkt sich die Gabe eines NMDA-Agonisten bzw. –Antagonisten auf das Lernen aus? NMDA = Rezeptortyp von Glutamat; NMDA-Agonist: bessere Lernen; NMDA-Antagonist: schlechteres Lernen (34) Was ist der vermutete somatische Wirkmechanismus der Benzodiazepine? (35) Welche Substanzklassen greifen am GABA(A)-Rezeptorkomplex an? Anxiolytisch, erregungsdämpfend, muskelrelaxierend GABA Benzodiazepin Ethanol Barbiturate Neurosteroide Picrotoxin (36) Wie kann man Erwartungseffekte hinsichtlich der Wirkungen einer chemischen Substanz kontrollieren? Doppelblindversuch (Placebo, echte Substanz) (37) Geben Sie drei psychische Funktionen an, die durch Eingriff in das dopaminerge (serotonerge) System manipuliert werden? (38) Welches Hypothalamus- und welches Hypophysehormon sind an der Regulation von Cortisol entscheidend beteiligt? (39) Wodurch unterscheiden sich neurale und humorale Kommunikation? 19 (40) Wie funktionieren die Feedback-Schleifen innerhalb eines Hormonsystems in der Regel? (41) Wodurch wird die Produktion und Freisetzung der Hypothalamus-Hormone gesteuert? (42) Skizzieren Sie das klassische Experiment von Berthold zur Endokrinopsychologie. (43) Was versteht man unter psychosozialem Zwergwuchs, wie kommt er zustande? Hormone werden u.a. durch psychosoziale Faktoren beeinflusst und können so das Wachstum beeinflussen. (44) Cortisol Welches ist das klassische Stresshormon? (45) Handelt es sich bei dem angstreduzierenden Effekt der Benzodiazepine um einen direkten Effekt? (44) Führen Sie zwei Belege daür an, dass 5-HT bei Angst beteiligt ist. IV. Messung körperlicher Vorgänge (1) Was versteht man unter Digitalisierungsrate? Wie kann man sie grob bestimmen? Die Anzahl der Messwerte pro Sekunde muss mindestens doppelt so hoch sein wie die höchste im Signal vorkommende Frequenz. Wichtig ist die Wahl der richtigen Anzahl der Digitalisierungspunkte für eine gute Signalrepräsentation. (2) Was ist ein Biopotential? Körperpotential, das selbst Spannung generiert und direkt abnehmbar ist, z.B. Herzrate 20 (3) Was ist ein Wandler? Messwandler wandeln das aufgenommene Signal in elektrische Signale um, z.B. Dehnung eines Brustgürtels wird zur Atemfrequenz umgewandelt. (4) Warum müssen Biopotentiale gefiltert und verstärkt werden? Um zu mitteln und Störfrequenz rauszunehmen (5) Was versteht man unter einem EEG; was ist ein EKG? EEG: Elektroenzephalogramm, Methode zur Registrierung von Potentialschwankungen des Gehirns mit Hilfe auf der Kopfhaut angebrachter Elektroden; die Elektroden erfassen die Summenpotentiale von Neuronenverbänden im darunterliegenden Cortexareal, dann werden diese verstärkt und kontinuierlich aufgezeichnet; regelmäßige Potentialschwankungen: Wellen; unipolar: eine Elektrode über aktivem, eine über neutralem Areal; bipolar: beide Elektroden über aktivem Areal EKG: Elektrokardiogramm; Verfahren zur Registrierung der Aps des Herzens, die von der Körperoberfläche oder intrakardial abgeleitet und als Kurven aufgezeichnet werden; dabei entsprechen den Schwankungen der Kurve einzelne Phasen der Herzperiode (6) Erklären Sie das 10-20-System, nach dem die Elektroden standardgemäß auf dem Kopf angeordnet sind. Positionierung der Elektroden am Kopf in 10%-20%-20%-20%-20%-10% (von Ohr zu Ohr, von frontal zu okzipital, vom Nasenrücken zur Hinterhauptserhebung) (7) Wo ist Cz, Fp2, T5 und P4? (8) Welche sind die klassischen Wellenbereiche des EEG (einschließlich Frequenzbereiche)? Wellentyp Frequenzbereich 0,5 – 4 4–7 8 – 13 13 - 30 Amplitudenbereich 20 – 200 5 – 100 5 – 100 2 - 20 Beginn des stärksten Auftretens Variabel Frontal, temporal Okzipital, parietal Präzentral, frontal (9) Wie ist Hirntod definiert? Ableitung von 0 Hz beim EKG (10) Welcher Wellenbereich ist im entspannten Wachzustand dominant? -Wellen (11)Was versteht man unter Alpha-Blockade? Bei visueller Konzentration oder Aufmerksamkeit wird der -Rhythmus sofort blockiert, und geht bei den meisten, aber nicht bei allen Personen, in den höherfrequenten ß-Rhythmus über. (12) In welcher Maßeinheit wird beim EEG die Spannung registriert, und in welchem Messbereich befindet man sich etwa? -Wellen: 5-100µV 21 -Wellen: 2-20µV -Wellen: 20-200µV -Wellen: 5-100 µV (13) Wie wird ein EEG quantifiziert? (14) Kann man mit dem EEG Intelligenz messen? (15) Wo machen sich im EEG Augenbewegungen als Artefakte besonders bemerkbar? (16) Beschreiben Sie eine Methode, wie evozierte Potentiale gemessen werden. (17) Wie kommt die Nomenklatur der Komponenten der EP zustande? Spektralanalyse: Analyse von Frequenz, Amplitude, Form, Verteilung, Häufigkeit und Ordnungsgrad der im EEG enthaltenen Wellen; Power-Spektren Frontallappen Event-related Potentials (EVP) sind spezifische Potentialschwankungen, die innerhalb der elektrischen Spontanaktivität im EEG auftreten und als kortikale Erregungskorrelate von spezifischen Erlebnis-Qualitäten anzusehen sind, z.B. ein Lichtreiz oder Ton. Abnahme über Elektroden EEG-Verstärker Averager (hier auch Trigger des gezeigten Reizes) Darstellung auf Monitor; zur Kontrolle nimmt man zunächst ein Schachbrettmuster, hier ist die Reaktion bekannt und so kann das individuelle Rauschen ermittelt und herausgefiltert werden; eine weitere Technik ist die Mittelung über mehrere Messungen, um das Rauschen zu minimieren Polarität: P oder N Latenz: in ms (P300) oder Reihenfoge (P3: 3. positiver Peak) Elektrodenlokalisation: frontal (fP300) oder parietal (pP300) Experimentelle/psychologische Bedingung (z.B. Bereitschaftspotential) (18) Wodurch unterscheiden sich exogene und endogene Komponenten eines EP? (19) Welche psychologische Bedeutung haben N100, N200 und P300? (20) In welchem Messbereich befindet sich die Amplitude der P300? exogen: Auftreten und Variation in Abhängigkeit von der physikalischen Beschaffenheit eines externalen Ereignisses (z.B. Reizintensität) endogen: Auftreten und Variation abhängig von internalen Bedingungen (z.B. Informationsverarbeitung) Es sind Ausschläge des EEG nach dargebotenen Reizen (EP): N100: alle Ausschläge des EEG bis 100ms nach dem Reiz sind allein abhängig von den Reizeigenschaften; bis hier Enkodierung des Reizes N200: zeigt Unterschiede zwischen Reizeigenschaften und internal gebildeter Vorlage P300: ab 100ms sind die Ausschläge durch die psychischen Verarbeitungsvorgänge bedingt, also sie Speicherung und Korrektur des bereits gespeicherten Modells (P300 dann, wenn Reize eine vorhergehende Erwartung verletzen); P300 spiegelt also den löschungsprozess eines KZG-Inhalts bei Erwartungsverletzung wider Bis ca. 5 (bei Erwartungsverletzung) bis 15µV (OR) 22 (21) Was ist ein Bereitschaftspotential? (22) Welches ist die basale Untersuchungsanordnung zur Registrierung der CNV? (23) Was wird beim Brain Mapping dargestellt? (24) Nennen Sie drei bildgebende Verfahren mit Abkürzung und vollem Namen. CNV= contingente negative Variation; langsame ereignisbezogene negative Potentialschwankungen, „Bereitschaftspotential“; zwischen Warnreiz (O-Welle) und imperativem Reiz (E-Welle) Vp soll nach einem akustischen Warnreiz einen zweiten zeitlich versetzten imperativen akustischen Reiz so schnell wie möglich durch Tastendruck beenden. Verteilung der verschiedenen Frequenzarten (Frequenzhöhe, Phasenverschiebung, Amplitude) an verschiedene Hirnarealen; die verschiedenen Farben zeigen die Intensität der Aktivierung. MRT: Magnetresonanztomographie CAT/CT: Computerisierte (Axial-)Tomographie PET: Positronenemissionstomographie (25) Nennen Sie ein bildgebendes Verfahren, mit dem Strukturen des Gehirns sichtbar gemacht werden können. CAT/CT, MRI (26) Nennen Sie ein bildgebendes Verfahren, mit dem die Funktion des Gehirns sichtbar gemacht werden kann. PET, fMRI (27) Beschreiben Sie kurz die Funktionsweise des CT, PET, des MRI und des fMRI. (28) Was bedeutet Bold-Effekt? CT: Aus vielen fächerartig aufgenommenen Röntgenbildern errechnete Dichteverteilung des Körpers; nach 360° Bildern wird der Patient ein Stück vorgeschoben und neues Schichtbild ermittelt. PET: Verfahren zur Darstellung von biochemischen und physiologischen Prozessen in ihrer zeitlichen Abfolge und räumlichen Verteilung, z.B. Durchblutung, Diffusion, Carrier, Stoffwechsel (Glykolyse, Oxidation, pH, Proteinsynthese, DNS- und Transmitter-Synthese, Rezeptoren) durch radioaktive Markierung MRI: Kernspintomographie: Elektromagneten geben Feldimpulse ab, Auslenkung der Wasserstoffatome (in besonders gut durchblutetem Gewebe umso mehr); schwache Hochfrequenzradiompulse treffen auf Protonen, die bei der Rückkehr in ihre Ausgangslage schwache hochfrequente Radiowellen abgeben. fMRI: functional Magnetresonanceimaging: Messung regionaler Hirndurchblutung über Phänomene der kernmagnetischen Resonanz; Erfassung von Dichte und Relaxationszeiten magnetisch erregter Wasserstoffkerne im menschlichen Körper BOLD-Effekt (Blood Oxygenation Level Dependent Contrast) bei neuronaler Aktivität steigt der regionale, cerebrale Blutfluss dadurch werden die Arterien vermehrt mit O2 angereichert die O2-Anreicherung ist größer als für den Bedarf des Gewebes erforderlich; das Gewebe 23 wird mit mehr Blut (= mehr Sauerstoff) versorgt als benötigt oxygeneriertes Blut (Hämoglobin) ist „magnetischer“ stärkeres BOLD-Signal (= stärkere Bildintensität) z.B. erhöhter Blutfluss im Okzipitallappen bei visuellem Reiz (29) Ordnen Sie folgende Verfahren hinsichtlich ihrer örtlichen und zeitlichen Auflösefähigkeit in aufsteigender Reihenfolge: MRI, CT, PET, EEG. Hohe Auflösung: MRI CT PET: geringe Auflösung (30) Bei den Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren müssen sich die Pbn über einen längeren Zeitraum in einer engen Röhre aufhalten und dürfen sich nicht bewegen; zudem ist es laut. Welche Konsequenzen hat das für die Untersuchung? Angstinduktion; Fehlervarianz bei den Ergebnissen (31) Sie wollen mit Hilfe von fMRI oder PET untersuchen, welche Gehirnbereiche spezifisch durch Angstreize aktiviert werden. Hierzu verwenden Sie angstauslösende Bilder. Hinsichtlich welcher Aspekte ist geeignetes Kontrollmaterial auszusuchen? Wie lösen Sie die Spezifitätsproblematik? Aspekte für Kontrollmaterial: Intensität und Qualität (d.h. andere oder neutrale Emotion sollte ausgelöst werden) Spezifitätsproblem: Durchschnitt mehrerer Vpn (Homogenisierung) (32) Welche Gehirnareale sind vei Antizipation von Belohnung aktiv, welche bei Erhalt? Antizipation: Nucleus accumbens (abhängig von der Höhe der Belohnung) Erhalt: VMFC (Ventromediale frontale Cortex) (33) Was bedeutet NIRS, was misst es und wofür ist es Indikator? (34) Wie groß ist die normale Herzrate in Ruhe? NIRS: Nah-Infrarot-Spektroskopie Misst mit Hilfe von Nah-Infrarot-Licht die Hämoglobinkonzentration des jeweiligen Gewebes bzw. der entsprechenden Gehirnregion (gibt Aufschluss über Aktiviertheit); Licht tritt aus und wird von benachbarten Detektoren aufgenommen (für Kleinkinder gut). In einem Bereich von 650-1000 nm Wellenlänge ändert sich die Absorption von Hämoglobin, während Wasser und andere Substanzen konstant bleiben; Veränderungen der Lichtabsorption in diesem Bereich sind also auf Veränderungen der Hämoglobinkonzentration zurückzuführen; Bei einer Wellenlänge von 800 nm haben HbO2 und Hb den gleichen Absorptionswert; eine Bestimmung der Hb-Konzentration ist also unabhängig von der Sauerstoffsättigung möglich 60 – 80 Schläge pro Minute (35) Welche Herzfrequenzsteigerung ist zu erwarten, wenn jemand zum ersten mal eine Rede vor Publikum halten soll? Bis ca. 90 Schläge pro Minute (36) Welche Beziehungen zwischen psychischer Anspannung und Herzrate besteht auf grund der Ergebnisse von Bartenwerfer? Gibt es eine Alternativerklärung für die enge Beziehung? 24 (37) Mit welcher Maßeinheit und mit welcher Methode wird Blutdruck gemessen? (38) Was versteht man unter Plethysmographie? MmHg: Millimeter in Quecksilbersäule (nach Riva&Rocci) Messung: In der Manschette wird so viel Druck erzeugt, bis kein Blut mehr fließt; der Druck wird heruntergefahren, bis Blut fließt (1. hörbares Signal; systolischer Druck). Wenn die Klopfgeräusche (Korotkov-Signale) verschwinden, normaler Blutfluss (2. Signal, diatolischer Druck) Sphygmogramm Normal: 120:80 Messung des peripheren Pulsvolumens, relativiert am Blutvolumen (auch volumetrische Plethysmographie) (39) Welche beiden plethysmographischen Verfahren kommen häufig zur Anwendung? Ist NIRS ein plethysmographischen Verfahren? (40) Was kann eine Verminderung der peripheren Durchblutung anzeigen? (41) Wofür steht EDA, wofür SCL, SRR? Gefäße nicht weit genug geöffnet EDA: elektrodermale Aktivität SCL: Skin Conductance Level (Leitwert der tonischen (langes Zeitintervall) EDA) SRR: Skin resistance Reaction (Widerstand der phasischen (reizevoziert) EDA) (42) Welche beiden exosomatischen Methoden zur Messung elektrodermaler Aktivität gibt es? Tonisch vs. Phasich (Spontanfluktuation) (43) In welcher Maßeinheit wird die Hautleitfähigkeit und der Hautwiederstand gemessen? Hautleitfähigkeit: µmho oder µSiemens Hautwiderstand: KOhm (44) Wie viele Spontanfluktuationen gibt es bei männlichen Studenten im Mittel unter Ruhebedingungen, wie viele bei Antizipation einer freien Rede vor Publikum? Ca. 6-8/min in Ruhe; ca. 15-18/min bei Vorbereitung auf Rede (45) Geben Sie drei Kennwerte an, die aus einer evozierten Hautleitfähigkeitsreaktion extrahiert werden können. Latenz Anstiegszeit Amplitude (Reaktionshöhe) Gipfelzeit Erholungszeit (Recover) (46) Warum ist es möglich, mit Hilfe von Elektroden Augenbewegungen zu registrieren? 25 Das EOG gehört auch zur Peripherie; aber starke Augenbewegungen „streuen“ in den Frontalbereich. Platzierung der Elektroden an den Augen; Erdungselektrode hinterm Ohr. Der Augapfel verhält sich wie ein Dipol: in der Ruhelage sind die Pole symmetrisch zu den Elektroden; bei Blickbewegung kommt es zu Potentialdifferenzen. (47) Kann man mit dem EOG Augen- und Kopfbewegungen differenzieren? (48) Nennen Sie drei Typen von Augenbewegungen, die mit dem EOG regsitriert werden können. sakkadische Bewegungen (sprunghaft) glatte Folgebewegung vestibuläre Bewegung (Kopfbewegung, Auge unbewegt) Nystagmus Vergenzbewegungen Lidschläge (49) Wie kann man mit Hilfe der Augenbewegungen ein Neglect nachweisen? (50) Nennen Sie aus der Biopsychologie einen Anwendungsbereich für das EOG. (51) Wofür steht EMG? Mit EOG und anderem Methoden (z.B. Blickbewegungskameras) kann man die Blickbewegungen der Patienten erfassen; bei sensorischem Negelct wird eine Hälfte des Blickbereichs ignoriert. Schizophrene haben keine glatten Augenbewegungen. Elektromyogramm: Methode zur Registrierung der spontan bzw. bei Willkürinnervation auftretenden oder durch elektrische Stimulation provozierbaren Aktionsströme im Muskelgewebe und von Muskel-APs; durch in den Muskel eingestochene Nadelelektroden oder über dem Muskel platzierte Oberflächenelektroden werden die Potentiale verstärkt, optisch und akustisch wiedergegeben und aufgezeichnet. (52) Beschreiben Sie einen Anwendungsbereich der Messung elektrischer Gesichtsmuskelaktivität aus der Emotionsforschung. Dauer und Stärke der muskulären Aktivität des Gehirns (gemessen mit EMG oder einem psychologischen Beobachtungssystem) ist ein Index für die Dauer und Stärke des subjektiven Gefühls. (53) Wie wird die Startle-Reaktion beim Menschen gemessen? Was ist eine PPI? (54) Geben Sie drei Komponenten der Orientierungsreaktion (OR) an. Ein auditiver Reiz erzeugt ein bestimmtes Muster (Startle Response); wird ein Prepulse im Abstand von mindestens 100ms gesetzt, sinkt bei Gesunden die Amplitude, bei Schizophrenen nicht; PPI: Prepulse Inhibition OR = Reflex, der von einer Defensivreaktion und dem Startlereflex (Schreckreflex) unterschieden wird Kriterien für eine OR: - Grad der Neuheit: Reaktion muss auf neue Reize sensitiv sein - Habituation: wiederholte identische Reizdarbietung; verringert die Intensität der Reaktion 26 Grad der Erwartung: vergleichbare Orientierungsreaktion auf neuen Reiz hin wie auf Ausbleiben eines erwarteten Reizes - Wenig intensive Reize (besonders in Schwellennähe) müssen eine OR, Reize mit hoher Intensität eine DR (Defensivreaktion) hervorrufen; Reize mit mittlerer Intensität eine Mischung aus beidem; durch extrem steile Anstiegszeiten wird eine SR (Startlereflex), z.B. Blinken des Augenlids, ausgelöst Prozesse einer OR: - Vergleich des ankommenden mit dem (erwarteten) gespeicherten Reizmodell - Entsprechend dem Ausmaß der Abweichung vom erwarteten Reiz („mismatch“) wird eine Mobilisierung der Sinnessysteme in der Peripherie und der zentralen Sinnessysteme (Orientierung) sowie der motorischen Systeme eingeleitet - Der momentane Inhalt des Kurzzeitgedächtnisses (KZG) wird abgeschwächt und entfernt - Das im LGZ gespeicherte Modell wird modifiziert, danach ändert sich die Erwartung erneut usw. Physiologische Korrelate: - Ansteigen von EDA, elektrischer Muskelaktiviät und der hirnelektrischen Aktivität - Absinken der Herzaktivität, der Atmung und der Vasomotorik. - (55) Durch welche Variablen können Orientierungs- und Defensivreaktion differenziert werden? Reizintensität: - niedrig: OR - hoch: DR Vasomotorik: - Ansteigen: DR (peripher), OR (zentral) - Absinken: OR (zentral), DR (peripher) Verlauf der Herzrate: - Ansteigen: DR - Absinken: OR Atmung: Frequenz: - Ansteigen: DR - Absinken: OR Elektrische Muskelaktivität: - Ansteigen: OR - Absinken: DR (56) Wodurch zeichnen sich Depressive im Vergleich zu Gesunden im Hinblick auf die Orientierungsreaktion aus? Wodurch könnte dieses Ergebnis bedingt sein? Depressive (Herzrate tonisch erhöht) zeigen sofort Habituation und reagieren somit nicht mehr auf neue Umweltreize (keine OR mehr). Die tonische Erhöhung der Herzrate macht ein Absinken leicht (Habituation). (57) Zeigen Sie an Hand von Komponenten der Orientierungsreaktion eine Dissoziation zweier Variablen aus einem System auf. System Mensch: Ansteigen der EDA und Absinken der Herzrate während der OR System Vasomotorik: Absinken der Fingerpulsamplitude (peripher) und Ansteigen der Stirnpulsamplitude (zentral) (58) Was versteht man unter Habituation? Was ist Adaption? 27 Habituation: Verringerung der Reizintensität einer OR nach wiederholter identischer Darbietung eines Reizes Adaption: Erhöhung der Reizschwelle eines Sinnesorgans bei kontinuierlicher Reizung Dishabituation: Darbietung eines unterschiedlichen Reizes in einer Serie identischer Reize führt zu teilweiser Wiederherstellung der ursprünglichen Reize (59) Wie unterscheiden sich Orientierungs- und Defensivreaktion in der Habituation? OR: Habituation findet statt DR: es findet keine Habituation statt (60) Welcher peripherpsychologische Indikator bildet nach Bartenwerfer die angegebene psychische Spannung nahezu linear ab? Herzrate (Herzschläge pro Minute) (61) Welche Körperflüssigkeiten sind auch ohne invasive Methoden sammelbar und damit Psychologen zugänglich? Nicht-invasiv: Urin, Speichel, Schweiß, Sperma Invasiv: Blut, CSF (62) Welche Substanzen in den Körperflüssigkeiten sind für physiologisch arbeitende Psychologen interessant? Speichel: Cortisol, Immunglobuline, Testosteron, Aldosteron, Progesteron Urin: Cortisol, Aldosteron, GABA, ... Serum: Cholesterol, ACTH, FSH, LH, TSH, ... Plasma: Cortisol, Aldosteron, NA, ... Liquor: GABA, Albumin, ... (63) Was versteht man unter Mikrodialyse? Messung der Sekretion von Neurotransmittern in einzelnen Hirnregionen (Tiervesuch): Eine Blutersatzlösung wird langsam in eine Kanüle gepumpt, wo sie die Moleküle aus der extrazellulären Flüssigkeit aufnimmt. Die Lösung wird dann auf die in ihr enthaltenen Substanzen analysiert (HPLC: Flüssigkeitschromatographie). (64) Was indizieren A, NA, Cortisol und ACTH nach Erdmann&Voigt im Paradigma des Öffentlichen Sprechens? Catecholamine (A, NA): kognitive Aktivität Cortisol, ACTH: Angst (65) Ist Dopamin der Transmitter für Verstärkung? DA ist generell bei Motivationszuständen beteiligt, u.a. auch bei Verstärkung (im allgemeinen Sinn) (66) Sie messen im Blut die Konzentration von 5-HIAA. Warum lässt diese Messung nicht unbedingt Rückschlüsse auf die zentralnervöse Konzentration von 5-HT zu? Latenzeffekte (Zeit von der Reizdarbietung bis Einsetzen der Reaktion): Strecke vom Gehirn in die Peripherie dauert lange; kein Rückschluss auf ZNS-Konzentration möglich Serotonin kommt sowohl in ZNS wie auch Peripherie vor; aber Blut untersucht nur Konzentration in der Peripherie (z.B. Käse erhöht die Konzentration von 5-HT in der Peripherie, nicht im Hirn) 28 V. Stress (1) Skizzieren Sie die drei Stadien des Allgemeinen Adaptionssyndroms nach Selye. Alarmreaktion: - charakteristische Veränderungen für erste Einwirkung des Stressors - Sinken des Widerstandes - Tod, wenn Stressor zu stark Widerstandsstadium: - wenn Anpassung möglich - Verschwinden der charakteristischen körperlichen Merkmale der Alarmreaktion - Ansteigen des Widerstands über Normallage Erschöpfungsstadium: Erschöpfen der Anpassungsenergie, wenn Anhalten des Stressors, an den sich Organismus angepasst hat (2) Nennen Sie einen Stressor zur Deprivation primärer Bedürfnisse, zur Störung somatischer Funktionen/Strukturen, bei Signalen für aversive Ereignisse (physisch/psychisch), zum Entzug sekundärer Verstärker und zur Störung des sozialen Gleichgewichts. zur Deprivation primärer Bedürfnisse: Sauerstoffmangel, Nahrungs-/Wasser-/Schlafdeprivation, Bewegungsrestriktion, Temperaturkonstanzbeeinträchtigung, sexuelle Deprivation, Geborgenheitsentzug, verminderte emotionale Stimulation, sensorische Über/Unterstimulation, kognitiv-motorische Unterstimulation, Einschränkung des „motorischen Raumes“ zur Störung somatischer Funktionen/Strukturen: Schlafmangel, Fehl-/Unterernährung, Krankheit, Sauerstoffdefizit, Oxidativer Stress (z.B. Zigarettenrauch), Infektion, Intoxination/Beeinträchtigung durch Pharmaka/Drogen, Umweltstoffe/Nahrungsmittel, Cerebraler Insult, Bestrahlung, Zeitrhythmusveränderungen, schmerzauslösende organische Einflüsse Signale für aversive Ereignisse (physisch/psychisch): - physische Faktoren: Ankündigung medizinischer Eingriffe, bevorstehende lebensgefährliche Situationen/Tod, Strafankündigung - psychische Faktoren: bevorstehender Misserfolg in sozialer, leistungsbezogener, beruflicher Hinsicht; bevorstehendes öffentliches Reden/Prüfung; Gefahr des Verlusts vertrauter Personen Entzug sekundärer Verstärker: Entzug von Gratifikationen, materiellen Gütern, sozialen/mentalen Verstärkern, Möglichkeiten zur Freizeitbeschäftigung Störung des sozialen Gleichgewichts: - Veränderung sozialer Bezugsgrößen: soziale Isolation, Verlust von Bezugspersonen, Veränderung des sozialen Netzes/der sozialen Rolle - Interpersonale Konflikte: Meinungsunterschiede, Störung hierarchischer Strukturen - Überhöhung der räumlichen und sozialen Dichte: Gefängnis, heim, Krankenhaus, öffentliche Verkehrsmittel (3) Komplexe Stressoren setzen sich in der Regel aus verschiedenen Belastungskomponenten zusammen. Nennen Sie je zwei Komponenten zu Arbeitsplatzwechsel, Naturkatastrophen und Partnerschaftskonflikt. Arbeitsplatzwechsel: neue Bezugspersonen, Lärm, Feuchtigkeit, Licht Naturkatastrophen: Lebensgefahr, Eigentumsverlust Partnerschaftskonflikt: Kränkung, Streit 29 (4) Nennen Sie zwei Stressverarbeitungsstrategien, die bei längerdauernder Anwendung zu Krankheiten führen können. soziale Abkapselung gedankliche Weiterbeschäftigung Resignation Selbstmitleid Selbstbeschuldigung Aggression Pharmakaeinnahme (5) Nennen Sie zwei Stressverarbeitungsstrategien, die das Auftreten von Krankheiten eher verhindern. Situationskontrolle Reaktionskontrolle Positive Selbstinstruktionen Entspannung Ersatzbefriedigung Ablenkung Selbstbestätigung (6) Wie könnte eine schlechte Lern- und Gedächtnisleistung (Libidoverlust) durch Stress somatisch vermittelt sein? Absinken von Glutamat Dauerstress: Vorhandensein von Glukocorticoiden (v.a. Cortisol) negative Auswirkungen auf Neurone Libidoverlust durch geringere Östrogen- und Testosteron-Produktion 30