IP/04/1015 Brüssel, den 3. August 2004 EU-Forschungsarbeiten zur Züchtung menschlicher Hornhaut sollen zahlreichen Patienten das Augenlicht wiedergeben Die Europäische Union unterstützt Forschungsarbeiten zur Züchtung menschlicher Hornhaut, die die Augenchirurgie revolutionieren und dazu beitragen könnten, die Anzahl der Tierversuche zur Wirkung chemischer Stoffe auf das menschliche Auge zu reduzieren. Die Wissenschaftler wollen nanotechnologische Methoden für die In-vitro-Züchtung von dreidimensionalem menschlichem Hornhaut-Gewebe einsetzen. Zur Herstellung des Sehvermögens wird der Ersatz der äußeren Hornhautschicht angestrebt, die Entwicklung einer Hornhauthälfte als Ersatz für die äußere Hälfte der Hornhaut, sowie die Rekonstruktion der Hornhaut als Ganzes. Das “Cornea Engineering”-Projekt wird von einem Konsortium von 14 Forscherteams aus neun Ländern (Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Israel, Italien, Schweden, Türkei und Vereinigtes Königreich) durchgeführt. “Die europäische Forschung öffnet Ihnen die Augen, und dies im wörtlichen Sinne! Diese Spitzenforschung wird dazu beitragen, dass mehr Patienten wieder sehen können und weniger Tierversuche erforderlich sind”, sagte das für Forschung zuständige Kommissionsmitglied Philippe Busquin. “Durch Gewebezüchtung entwickelte Hornhäute werden den Mangel an Hornhaut-Spendern weltweit lindern. Es können mehr Hornhautoperationen vorgenommen werden, und mehr Menschen werden wieder sehen können. Das Projekt “Cornea Engineering” zeigt, wie der Europäische Forschungsraum hochqualifizierte europäische Fachleute zusammenführen, eine “kritische Masse” an Sachkenntnis erreichen und so die Lebensqualität der europäischen Bürger verbessern kann.” Linderung des weltweiten Mangels an Hornhaut-Spendern Die immer größere Anzahl von Augenoperationen zur Korrektur von Sehfehlern führt weltweit zu einem Mangel an Hornhaut-Spendern, denn die betroffenen Hornhäute eignen sich nicht mehr für Implantate. Durch Gewebezüchtung erzeugte Hornhäute können diesen Mangel lindern und das Risiko der Übertragung von Krankheiten durch die Operationen vermindern. Weniger Tierversuche Derart erzeugte Hornhäute können auch die Anzahl der Tierversuche zur Pharmakotoxizität kosmetischer Erzeugnisse verringern. Durch den Einsatz gezüchteter Hornhäute ist es möglich, die Verwendung von Hasen zur Ermittlung der Auswirkungen chemischer Stoffe auf das Auge zu reduzieren. Demnächst werden EU-Rechtsvorschriften in Kraft treten, mit denen das Inverkehrbringen kosmetischer Produkte, die in Tierversuchen geprüft wurden, verboten wird, womit diese Praxis weiter eingedämmt wird. Vorschläge für EUVorschriften, die zusätzliche Tests für Chemikalien vorschreiben, werden sich zwar auf die Anzahl der Tierversuche auswirken, die Gewebezüchtung kann jedoch auch hier Alternativen anbieten. Nanotechnologien : Revolution in der Augenchirurgie Das “Cornea Engineering”-Projekt beinhaltet die Hornhautkonstruktion anhand rekombinanter menschlicher Proteine in einer Kultur, die die natürlichen Bestandteile der Hornhaut ziemlich genau nachahmt. Hierdurch dürften Probleme, die bei künstlichen Hornhäuten aus synthetischen Polymeren auftreten, vermieden werden. Diese integrieren sich nach der Implantation häufig nicht in das umgebende Gewebe. Bei den bisherigen Methoden der Gewebezüchtung wurden auch nicht vom Menschen stammende Proteine (z.B. von Rindern) für die Zellen verwendet, weshalb ein Risiko der Übertragung der degenerativen Krankheit BSE (Bovine Spongiforme Enzephalopathie) bestand. Weitere Informationen sind über folgende Internetseiten abrufbar: http://www.cordis.lu/nanotechnology/src/pressroom.htm http://www.ibcp.fr/fr/project_presentation.pdf http://www.ibcp.fr/en/ibcp_eq_DH_PS.html 2 Annex Projekt “Cornea Engineering” (gezüchtete Hornhaut) Gesamtkosten: 4,37 Mio. € Beitrag der Kommission: 2,56 Mio. € Teilnehmer am Projekt « Cornea Engineering » (europäische Wissenschaftler, führende Ophthalmologen, innovative KMU (kleine und mittlere Unternehmen): Centre National de la Recherche Scientifique -Délégation Rhône Alpes (Frankreich) Assistance Publique Hôpitaux de Paris (Frankreich) Banque Française des Yeux (Frankreich) Laboratoires Ioltech (Frankreich) Coletica (Frankreich) Universitatsklinikum Hamburg-Eppendorf Fondazione Centro San Raffaele del Monte Tabor (Italien) Fondazione Banca Occhi del Veneto-Onlus (Italien) University of Dundee (Vereinigtes Königreich) Universität Lüttich (Belgien) Universität Lund (Schweden) Universität Oulu (Finnland) Universität Tel Aviv (Israel) Middle East Technical University (Türkei) 3