Veröffentlichungen der Forschungsstelle Japan # 14 Japan und die friedliche Wiedervereinigung Koreas von Narihiko Ito ISSN 1437-5117 Inhaltsverzeichnis I. Was können wir von der friedlichen Wiedervereinigung Koreas erwarten? ..................... 4 II. Japan und Korea - Eine historische Betrachtung .............................................................. 5 1. Altertum (1.Jh. v. Chr. - 7.Jh.) .............................................................................................................. 5 2. Die Invasion vom Großfürst Hideyoshi ................................................................................................ 6 3. Die Zeit des friedlichen Austauschs zwischen Japan und Korea (1607-1868) .................................. 8 4. Die Invasion und der Krieg in der Meiji-Ära (1894-1910) ............................................................... 10 5. Die Zeit der Kolonialherrschaft (1910-1945) ..................................................................................... 11 III. Die Besonderheiten in der Beziehung zwischen Japan und Korea ............................... 12 IV. Nachkriegsgeschichte Koreas- Hintergrund der friedlichen Wiedervereinigung Koreas ................................................................................................................................................. 14 V. Die heutige Situation ......................................................................................................... 21 VI. Schluss .............................................................................................................................. 22 2 Japan und die friedliche Wiedervereinigung Koreas Narihiko ITO Bevor ich meinen Vortrag über das Thema „Japan und die friedliche Wiedervereinigung Koreas“ beginne, möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr. György Széll und Herrn Johannes Eidt, dem Präsidenten der Gesellschaft der deutsch-japanischen Freundschaft Osnabrück e.V. dafür bedanken, dass sie mir die Gelegenheit gegeben haben, heute vor Ihnen zu sprechen. In meinem Vortrag werde ich die heutige Situation Koreas und die Beziehung zwischen Japan und Korea betrachten. Da die Beziehung zwischen Japan und Korea schon fast 2000 Jahre andauert, muss ich meine Ausführungen jedoch weit in der Vergangenheit beginnen, um die Hintergründe dieser Beziehung genau erklären zu können. Seit dem 4.Juli 1972 wurde die friedliche Wiedervereinigung der beiden Koreas immer wieder von beiden Regierungen versprochen. Vor diesem Hintergrund war das Gipfeltreffen von Nordund Südkorea im Juni des Jahres 2000 wirklich ein historisches Treffen. Warum wurde dieser Wunsch nach nationaler Einheit bis zu diesem Tag nicht verwirklicht? Meine Antwort darauf lautet: „... [W]eil die militärische Regierung Südkoreas - und auch die USA und Japan - die friedliche Wiedervereinigung Koreas nicht wünschte. Sie hatte dieses Versprechen nur benutzt und manipuliert, um ihre Macht zu erhalten“. Im Mai 1987 habe ich Panmunjom, den 38. Breitengrad, von Nordkorea besucht und danach im August 1987 von Südkorea aus. Auf dieser Seite besuchte ich auch einen unterirdischen Weg, an dessen tiefsten Punkt es einen Quell gab, der "Quell für die Wiedervereinigung durch die Zerschlagung des Kommunismus" genannt wurde. In Seoul habe ich bei dem Wiedervereinigungsministerium dessen Generalsekretär nach dieser Quelle gefragt. Er hat mir geantwortet: "Eine Wiedervereinigung ist nur mit militärischen Mitteln möglich, weil wir den Nordkoreanern nicht vertrauen." Präsident Kim Dae-Jung aber, der seit der Präsidentenwahl 1971 dreißig Jahre lang immer wieder konsequent das Gespräch mit Nordkorea gesucht und eine dreistufige Wiedervereinigung 3 gefordert hat, wünscht herzlichst die nationale Wiedervereinigung und Friede zwischen beiden Koreas. Darum hat Nordkorea zum ersten Mal die Tür zum Gipfeltreffen geöffnet. I. Was können wir von der friedlichen Wiedervereinigung Koreas erwarten? Diese Frage möchte ich unter drei Gesichtspunkten beantworten: 1. Für Ostasien bedeutet die friedliche Wiedervereinigung Koreas das Ende des Kalten Krieges, militärische und politische Entspannung, d.h. die Förderung der allgemeinen Abrüstung und Friede. In Europa ist der kalte Krieg schon vor zehn Jahren beendet worden. Auf der koreanischen Halbinsel aber dauert immer noch die heftige Auseinandersetzung zwischen Nord- und Südkorea an. Das Waffenstillstandsabkommen des Koreakriegs im Juli 1953 bestimmte, dass der Friedensvertrag binnen eines halben Jahres nach diesem Abkommen geschlossen werden soll. Aber ein halbes Jahrhundert verging und der Friedensvertrag war immer noch nicht geschlossen worden. Aus diesem Grund ist der Kalte Krieg nur noch auf der koreanischen Halbinsel in der Welt präsent. 2. Für Nord- und Südkorea bedeutet die friedliche Wiedervereinigung Koreas vor allem der Friede, und gleichzeitig das Ende der nationalen Spaltung und die Wiederherstellung der nationalen Identität, die die Koreaner nach dem Verlust der nationalen Unabhängigkeit (1910 Ende der Yi-Dynastie) durch den japanischen Imperialismus bis heute nicht wiedergewonnen haben. 3. Für die benachbarten Nationen Koreas schafft sie die Basis für eine friedliche Beziehung zwischen den Nationen mit Egalität, Kooperation und gemeinsamer Entwicklung. Besonders für Japan vergrößert sie die Möglichkeit, Artikel 9 der japanischen Verfassung zu verwirklichen, da die Spannung in Korea und die "Bedrohung aus Nordkorea" immer als ein Vorwand benutzt wurde, Artikel 9 der Verfassung zu ignorieren. An diesem Punkt wird wahrscheinlich die Frage gestellt: "Es ist schon ganz klar, dass die friedliche Wiedervereinigung Koreas sehr bedeutsam ist, aber ist sie wirklich möglich?" Ich würde darauf antworten: " Es ist zweifellos möglich! Aber es sind viele Schwierigkeiten zu überwinden. Besonders schwierig ist es aufgrund der negativen Haltung von Japan (LDPRegierung und die Rechten) und der USA (Militär-Industriekomplex und die Rechten). 4 Um den Hintergrund dieser Schwierigkeiten zu verstehen und um das Koreaproblem richtig zu lösen, müssen wir die besondere historische Beziehung zwischen Japan und Korea berücksichtigen. II. Japan und Korea - Eine historische Betrachtung Da die Beziehung zwischen Japan und Korea schon seit unmittelbar vor Christus dokumentiert ist, ist davon auszugehen, dass die Beziehung zwischen Japan und Korea seit fast 2000 Jahren besteht. Da ich in diesem Rahmen jedoch nicht die ganze Geschichte bis ins Detail erzählen kann, werde ich den Zeitraum in fünf Perioden teilen und zu jeder die ihr eigene Besonderheit darstellen. 1. Altertum (1.Jh. v. Chr. - 7.Jh.) Im Altertum gab es keine Grenze zwischen "Japan" und "Korea". Nach den Dokumenten aus der Zeit scheint mir, dass der menschliche Reiseverkehr zwischen beiden sehr intensiv war. Nach der Entstehung der drei Reiche (Koguryo 37 v.Chr., Silla und Paekche 313 n.Chr.) nahm der Verkehr zwischen "Japan" und "Korea" zu. Ein Beweis für die engen Beziehungen ist, dass die Gräber der Mächtigen in beiden Gebieten eine ähnliche Form und ein ähnliches Fresko aufweisen (die Gräber in Nordkorea und Takamatsu-Grab in Nara). "Japan" wurde in den alten chinesischen Büchern vom 3.Jh. bis 6.Jh. "Wa" genannt. "Wa" bedeutet auf Chinesisch "klein". Es ist aber nicht eindeutig erkennbar, ob die Chinesen mit dem Wort "Wa" die "Japaner" als kleine Menschen bezeichneten, oder ob sie gemäß dem Chinazentralismus die Leute in der Peripherie von China mit dem Namen "Wa" verachteten. "Wa" wurde auf der japanischen Seite "Yamato" genannt. Seit Mitte des 4.Jh. wurden die Kriege zwischen den drei koreanischen Reichen (Koguryo, Silla und Paekche) heftiger. "Wa (Yamato)" hatte damals ein politisches und militärisches Bündnis mit Paekche in Südkorea und besaß dort ein Büro "Minama", das oft von den nördlichen Reichen Silla und Koguryo angegriffen, besetzt und zerstört wurde. "Wa (Yamato)" unterstützte immer wieder die militärische Aktivität von Paekche und strebte danach, sein Büro "Minama" zu erhalten und wiederherzustellen. Im Jahr 663 schickte "Wa (Yamato)" 27.000 Soldaten auf die Halbinsel, um gemeinsam mit der Armee von Paekche die Armee der Koalition aus Silla und Tang (China) zu 5 schlagen. Sie wurden aber bei der Schlacht von Hakusukinoe vernichtend geschlagen, so dass "Wa (Yamato)" nie wieder seine Truppen auf die Halbinsel sandte. Stattdessen suchte "Wa (Yamato)" einen Südweg nach China (Tang). Es ist zu vermuten, dass die Bewohner des niedergeschlagenen Reiches Paekche nach "Wa (Yamato)" emigrierten und gemeinsam mit den Eingeborenen von "Wa (Yamato)" einen Staat gründeten. Vermutlich war das die Entstehung des altertümlichen vereinigten Staates "Yamato". "Nara" bedeutet auf Koreanisch "Land" oder "Heimat". Die Menschen von "Nara" in "Yamato" nannten das Reich Paekche "Kudara". Man sagt, "Kudara" bedeutet auf Koreanisch "Große Nara", also die "Große Heimat". Hatten diejenigen, die aus dem geschlagenen Reich Paekche nach "Wa (Yamato)" kamen und ein Kaiserreich "Yamato" gründeten, eine starke Sehnsucht nach ihrer "Großen Heimat"? Nachdem der Staat "Yamato" gegründet wurde, wurden zwei Bücher, die die Geschichte des Reiches NIHON (Japan) zum Ersten Mal offiziell beschrieben, editiert und herausgegeben. Sie heißen "Kojiki" (die alte Chronik, 712) und "Nihon-Shoki" (die Geschichte von Nihon, 720). In diesen zwei Büchern wurde die Legende verbreitet, dass im Jahr 200 eine Kaiserin "Jinnô" vom Yamato-Reich die drei Länder in Korea beherrschte. Da diese Geschichte weder in koreanischen noch in chinesischen Dokumenten nachweisbar ist, ist es wahrscheinlich, dass sie sich solch eine Legende wegen der schweren Niederlage der alliierten Armee von Paekche und "Wa (Yamato)" ausdachten. Diese Legende wirkte aber später als Ideologie, um die Superiorität Japans über Korea zu zeigen und zu rechtfertigen. 2. Die Invasion vom Großfürst Hideyoshi 1592-98. - In Japan "Bunroku-Keicho-Krieg" genannt. In Korea "Große Invasion von Wa" genannt. Hideyoshis Ziel war die Eroberung Koreas und Mings (China), um die Hauptstadt Japans in Peking zu errichten und Indien zu erobern. Das war der Anfang der Illusion von der Schaffung eines großen Asiens unter der Führung Japans. Für deren Verwirklichung hatte Hideyoshi sein Heer von 160.000 Soldaten in 9 Divisionen unter der Führung von den Generalen KATô Kiyomasa, KONISHI Yukinaga, SHIMAZU, KOBAYAKAWA usw. nach Korea geschickt. Die folgenden Tatsachen sind sehr bemerkenswert: 6 (1) Im März 1586 fordert Hideyoshi den spanischen Missionar auf, ihm Kriegsschiffe mit Besatzung zu geben. Er wußte, dass die spanischen Christen die Invasion der spanischen Regierung in der Welt außerhalb Europas unterstützen und so Profit erzielten. Aus diesem Grund wollte er die militärischen Kräfte der europäischen Mächte für die Eroberung Koreas und Chinas benutzen. Der spanische Missionar hatte der Forderung Hideyoshis zugestimmt. Es gibt aber keine Schrift, welches die Teilnahme der spanischen Kriegsschiffe an Hideyoshis Korea-Krieg dokumentiert. Im Mai 1587 befiehlt Hideyoshi den christlichen Missionaren Japan zu verlassen. Dies zeigt, dass die christlichen Missionare Hideyoshis Krieg nicht unterstützt hatten. Im August 1596, als Hideyoshi den zweiten Korea-Krieg entschied, befahl er die Hinrichtung von 26 Christen in Nagasaki, weil die Portugiesen in Nagasaki Hideyoshis Forderung ablehnten, ihn mit portugiesischen Kriegsschiffen zu unterstützen. Damit begann die heftige Unterdrückung der Christen in Japan. (2) Hideyoshis militärische Strategie im Korea-Krieg: Er strebte nach einer schnellen Eroberung Koreas durch die Infanterie, um dann Peking zu besetzen. Aus diesem Grund hatten Konishis Truppen, die Mitte April 1592 auf Pusan gelandet waren, bereits im Mai Seoul und im Juni Pjongyang besetzt. Hideyoshi hatte aber nicht mit dem Guerillakrieg der koreanischen Bauern, dem militärischen Eingriff der Ming-Dynastie und dazu der Kälte im Winter Koreas gerechnet. Der Sieg der Truppen Hideyoshis dauerte nur bis Ende 1592. Im Januar 1593 mußte sich die Truppe Konishis aus Pjongyang und im April 1593 die gesamten japanischen Truppen aus Seoul zurückziehen. Diese Rückzüge wurden immer durch Verhandlungen zwischen den japanischen und den chinesischen Generalen vorbereitet. Die japanischen Generale bestachen die chinesischen Generale, um nicht gegeneinander kämpfen zu müssen. (3) Hideyoshis politische Forderung und Wahn: Mai 1593 stellte Hideyoshi dem Ming-Kaiser als Friedensbedingung die Übergabe der Südhälfte Koreas an Japan und die Heirat einer Tochter des chinesischen Kaisers mit dem japanischen Kaiser. Die Ming-Dynastie wollte diese Bedingungen nicht annehmen. Im Juli 1597 schickte Hideyoshi sein großes Heer erneut nach Korea. Diesmal aber wollten die japanischen Generale nicht in den Norden nach Seoul und Pjongyang marschieren. Sie bauten ihre Schlösser in Südkorea und beuteten die koreanischen Bauern aus. Im August 1597 schnitten 7 die japanischen Soldaten die Nasen tausender Koreaner ab, um sie in Fässern einzusalzen und als Beweis ihrer Kriegsverdienste zu Hideyoshi zu schicken. Im September 1597 ließ er dafür einen buddhistischen Tempel "Hô-Kô-Ji" in Kyoto errichten. Die militärische Operation Hideyoshis in Korea hatte ihr Ziel verloren. Im August 1598 starb Hideyoshi. Sein Nachfolger Fürst Tokugawa und die anderen Fürsten entschieden den Rückzug der japanischen Truppen aus Korea. Die Soldaten aber, die sich bis Ende 1598 vollständig aus Korea zurückzogen, waren nur noch ungefähr halb so viele wie die Zahl derer, die nach Korea gingen. (4) Nachwirkung der Invasion in Korea: Die Invasion in Korea dauerte sieben Jahre. Sie verwüstete nicht nur ganz Korea, besonders Südkorea, sondern brachte auch politische und wirtschaftliche Schwierigkeiten für Japan. Besonders im Westen Japans waren die Nachwirkung des Krieges groß, da diese Region Soldaten und Nahrung nach Korea schicken musste. Die Unterdrückung der Christen wurde noch stärker unter dem Tokugawa-Regime. Der Fürst Shimazu in Süd-Kyûshû forderte während des Koreakriegs unter dem Befehl Hideyoshis vom Königreich Ryûkyû (heute Okinawa) Soldaten und Nahrung. Da das Königreich Ryûkyû mit der Ming-Dynastie jedoch eine starke Handelsbeziehung pflegte und aus diesem Grund nur einige Nahrung anbot, drang der Fürst 1609 in das unbewaffnete Königreich Ryûkyû ein und beherrschte es. 50.000 Christen in Shimabara-Gebiet (Nord-Kyûshû), die meisten davon waren Bauern und Fischer, lehnten sich 1630 gegen die wirtschaftliche und geistige Unterdrückung unter dem Tokugawa-Regime auf. 3. Die Zeit des friedlichen Austauschs zwischen Japan und Korea (1607-1868) Der Nachfolger Hideyoshis, TOKUGAWA Ieyasu (1642-1616), der Hideyoshis Koreainvasion kritisch betrachtete, betrieb eine "Abschottungspolitik": Er hatte alle Häfen außer Nagasaki geschlossen und den Außenhandel verboten. Er strebte danach, die Beziehungen zu Korea zu verbessern und empfing nur offizielle Delegationen aus Korea. Die erste koreanische Delegation mit ca. 400 Delegierten kam 1607, um die wichtigen koreanischen Kriegsgefangenen mitzunehmen und die diplomatische Beziehung zu Japan zu verbessern. Danach kam jedes Mal beim Wechsel des Shôguns (General) eine Delegation aus Korea – das geschah zwölf Mal bis 1811. 8 Dieser Zeitraum war die friedlichste Zeit der diplomatischen Beziehungen zwischen Korea und Japan in der 2000jährigen Geschichte. 9 4. Die Invasion und der Krieg in der Meiji-Ära (1894-1910) Die neue japanische Regierung hatte schon 1876 die koreanische Regierung in einen "Freundschaftsvertrag zwischen Japan und Korea" gezwungen, dessen Titel freundlich klang, aber dessen Inhalt ganz ungleich war. Seither suchte Japan die Gelegenheit, Korea zu erobern. Als die Regierung Koreas China um Hilfe bat, um den Bauernaufstand zu unterdrücken, schickte Japan sofort Truppen nach Korea unter dem Vorwand, Korea zu schützen. Die japanische Armee "schützte" den Kaiserpalast und attackierte gleichzeitig die chinesische Armee und Marine in Korea. Das war der Anfang des chinesisch-japanischen Krieges (1894-95). Nach dem Sieg Japans hatte China seinen Einflusss auf Korea verloren. Danach suchte die Kaiserin Koreas Min-pi Hilfe in Russland. Trotz deren Ermordung im Oktober 1895 durch Japan suchte der folgende Kaiser und seine Regierung weiterhin Hilfe bei Russland. Um den russischen Einfluss auf Korea auszuschließen, griff Japan die russische Armee an. Japans Sieg im russisch-japanischen Krieg bedeutete gleichzeitig dessen Hegemonie über Korea. Nach dem Sieg des russisch-japanischen Krieges hatte Japan drei internationale Verträge über Korea mit drei Ländern geschlossen: (1) Juli 1905: Der amerikanisch-japanische Geheimvertrag, der die Kolonialherrschaft Amerikas über die Philippinen und Japans über Korea gegenseitig anerkannte. (2) Der englischjapanische Vertrag, der die englische Kolonialherrschaft über Indien und die japanische über Korea gegenseitig anerkannte. (3) Der Friedensvertrag zwischen Japan und Russland, der die Hegemonie Japans in Korea anerkannte. Nach Abschluss der drei internationalen Verträge im Oktober 1905 hatte ITO Hirobumi mit ca. 50.000 japanischen Soldaten Seoul besucht, um dem koreanischen Kaiser einen "Schutzvertrag" aufzuzwingen. Dadurch hatte Japan Korea seiner diplomatischen, finanziellen und militärischen Souveränität beraubt. Die nationale Unabhängigkeit Koreas war damit beendet. Im Oktober 1909 wurde ITO Hirobumi am Bahnhof von Harbin in Mandschurei von einem koreanischen Nationalisten erschossen. Daraufhin annektierte Japan Korea und zwang es im August 1910 zu einem Annexionsvertrag gegen den Widerstand des Kaisers. Seither wurde Korea als Kolonie von Japan annektiert. 10 5. Die Zeit der Kolonialherrschaft (1910-1945) Das Generalgouvernement Japans in Korea hatte am Tag der Annexion das "Gesetz für die Untersuchung des Landes und Bodens" erlassen. Das Gesetz war ein juristisches Mittel, Koreaner ihres Bodens zu berauben. Die koreanischen Landbesitzer wollten dem Generalgouvernement ihr Bodeneigentum nicht melden, weil sie Angst davor hatten, dass dadurch ihr Boden von Japan in Beschlag genommen wird. Das japanische Generalgouvernement beschlagnahmte alle unangemeldeten Böden als "Boden ohne Besitzer". Die Koreaner wurden dadurch ihrer großen Ländereien von Japan beraubt. Am 1. März 1919, ein Tag vor der Beerdigung des letzten Kaisers der Yi-Dynastie Ko-Jong, der gegen die japanische Invasion und Kolonisierung Koreas vehement Widerstand leistete, entstand und verbreitete sich eine nationale Bewegung mit der "Erklärung für die Unabhängigkeit Koreas" über ganz Korea. Der Zorn der Koreaner gegen die japanische Kolonialherrschaft brach unter dem Einfluss der russischen Revolution (1917) und der Erklärung vom "Selbstbestimmungsrecht der Nationen" Wilsons (1919) aus. Die japanische Regierung hatte diese nationale Bewegung unbarmherzig militärisch niedergeschlagen. Danach aber mußte Japan seine Kolonialpolitik in Korea von einer "Gewaltpolitik" zur "Kulturpolitik" ändern. Was war denn die "Kulturpolitik"? Das war eine Integrationspolitik wie folgt: (1) "Japan und Korea haben die selben Ahnen", "Korea und Japan sind eins", trotzdem war die starke juristische, politische und gesellschaftliche Diskriminierung der Koreaner allgegenwärtig. (2) Das Aufzwingen der japanischen Sprache, der Verehrung des Tennôs und des ShintoSchreins und das Verbot der koreanischen Sprache, des Gebrauchs von koreanischen Namen und der koreanischen Kultur. Beim großen Erdbeben im Kanto-Gebiet im September 1923 hatten die japanischen Polizisten und Milizsoldaten ca. 6000 Koreaner ohne gesetzliche Verurteilung ermordet. Die Staatspolizei Japans verdächtigte die Koreaner im Kanto-Gebiet, dass diese als Revanche gegen die blutige Unterdrückung der nationalen Bewegung vom 1. März 1919 im Wirrsal des großen Erdbebens Japaner vergiften könnten. Gegen die Kolonialherrschaft Japans hatten sich unter der Führung Kim Il-Sungs eine bewaffnete Widerstandsbewegung organisiert und 1936 die "10 Schwerpunkte der nationalen 11 Einheitsfront gegen Japan" erklärt. Der Guerillakrieg der Koreaner gegen Japan dauerte bis August 1945. Die japanische Regierung aber will diese historische Tatsache in Gesprächen mit Nordkorea über die diplomatische Normalisierung nicht anerkennen und lehnt eine Kriegsentschädigung ab, „da es zwischen Japan und Korea keinen Krieg gegeben hatte“. Seit 1939 hatte die japanische Regierung wegen Mangels an Arbeitskräften in Japan koreanische Jungen zur Zwangsarbeit in den Kohlebergwerken und zum Aufbau der militärischen Basen verschleppt. Sie zählten von 1939 bis zum Ende des Kriegs im August 1945 ca. eine Million. Auch mehrere zehntausend kleine Mädchen wurden als "Trostfrauen" in die Kriegsgebiete geschickt. Sie klagen jetzt ihre Menschenrechtsverletzung von der alten japanischen Regierung vor dem japanischen Gericht ein, weil die Japanische Regierung die Opfer offiziell nicht entschädigen will. Die Besonderheiten in der Beziehung zwischen Japan und Korea Die japanische Regierung behauptet heute noch, dass die Kolonialherrschaft damals ganz allgemein und die japanische Herrschaft nicht besonders schlecht war. Meiner Meinung nach, gab es aber eine japanische Besonderheit, die ich historisch in fünf Punkte unterteilen würde. 1. Einseitige Invasion aus Japan (seit dem Altertum bis zur modernen Zeit). Wie ich bereits gesagt habe, hatte Japan bereits im Altertum Militär nach Korea gesandt. Im Mittelalter hatte Hideyoshi Korea sieben Jahre besetzt. Und in der modernen Zeit hat Japan Korea wieder besetzt und 36 Jahre lang kolonisiert. Japan fiel immer wieder in Korea ein. Das koreanische Militär war aber niemals nach Japan gekommen. 2. Die Kontinuität der Invasionsmentalität. (1) Hideyoshi sagte 1592: „Wir realisieren die Idee der Kaiserin Jinnô von der Eroberung der drei koreanischen Länder im Altertum“. Hideyoshi wollte ganz Korea erobern, um Peking zu erreichen. (2) General Terauchi, der die Annexion Koreas durchführte und deren Vertrag unterschrieb, schrieb ein Gedicht am Abend des Annexionsvertrags (am 22. August 1910): "Wenn die Generäle Kobayakawa, Katô und Konishi jetzt in dieser Welt gelebt hätten, wie hätten sie den Mond des heutigen Abends gesehen". (3) Shïna Etsusaburô, der als Außenminister Japans den Grundvertrag zwischen Japan und Korea, der keine Entschädigung für die Vergangenheit enthielt, im Juni 1965 unterschrieb, sagte: 12 "Wenn wir japanischen Imperialismus in der Vergangenheit gehabt hätten, wäre das ein ’glorreicher Imperialismus’ gewesen". 3. Die Kontinuität der Verachtung Koreas. (1) Hideyoshi hatte immer mit dem chinesischen Kaiser verhandelt, aber niemals mit dem koreanischen Kaiser. Ebenso verhandelten die japanischen Generale nur mit chinesischen Generalen und bestachen diese. (2) Die Meiji-Regierung verhandelte immer mit den europäischen Mächten über Korea, aber niemals mit Korea selbst. (3) Nach dem Zweiten Weltkrieg entschied die japanische Regierung ihre Koreapolitik immer mit der Zustimmung der USA, nicht mit der von Korea selbst. 4. Die Ignorierung der nationalen und kulturellen Eigenständigkeit Koreas. Japan hatte z.B. während der Kolonialherrschaft die koreanische Sprache, die Tradition und auch den koreanischen Namen verboten und die Koreaner gezwungen, den japanischen Tenno (Kaiser) und Schintoismus zu ehren, die japanische Sprache in der Schule zu lernen und einen japanischen Namen zu tragen. 5. Die Angst vor einem unabhängigen Korea und der Drang zur Eroberung. Schon 1778 hatte ein bekannter japanischer Kulturwissenschaftler und Dichter, MOTOORI Norinaga (1730-1801) geschrieben: "Das war sehr schade, dass Japan wegen Hideyoshis Tod nicht ganz Korea erobern konnte". 1856 schrieb ein bekannter Nationalist, YOSHIDA Shôin (1830-59): "Wir müssen Korea angreifen und es Japan gehorchen lassen.“ In der modernen Zeit 1885 behauptete ein bekannter Publizist und Gründer der Universität Keiô, HUKUZAWA Yukichis (1835-1901): "Korea soll ein Schutzwall für Japan sein". Die japanische Regierung entschied 1905 seine grundlegende Politik über Korea mit der Zustimmung des Tennôs: "Da die Sicherheit Japans von Korea abhängt, können wir nie den Zustand ertragen, dass Korea von einem anderen Land beherrscht wird". Nach 64 Jahren äußerte 1969 die japanische Regierung die gleichen Argumente in der gemeinsame Erklärung von Nixon und Satô: "Die Sicherheit Koreas ist stark mit der Sicherheit Japans verbunden". Die japanische Regierung unterstützte die militärischen Regierungen in Südkorea, weil sie gegen Nordkorea und gegen die nationale Einheit Koreas waren. Im Gespräch über die diplomatische Normalisierung zwischen Japan und Nordkorea (1.1992.-11.1993) wollte die japanische Regierung die Beziehung nicht verbessern, aus diesem Grund 13 verweigerte sie auch ihre Entschuldigung und die Entschädigungszahlungen für die vergangene Kolonialherrschaft und forderte sowohl die "Zweifel über die nukleare Waffe" aufzuklären und als auch die Zweifel über die Entführung der japanischen Frau Lee Un-E zu erklären. Lee Un-E ist die Frau, die nach dem Geständnis Kim Hyon-His, als die Täterin der Sprengung des Flugzeugs KAL im Dezember 1987 von der Geheimpolizei Koreas (KCIA) unmittelbar vor der Präsidentenwahl verhaftet wurde, aus Japan entführt wurde und Kim Hyon-Hi in Pjongyang die japanische Sprache unterrichtet hatte. Im neuen Gespräch über die Normalisierung der diplomatischen Beziehung zwischen Japan und Nordkorea (seit April 2000) hat die japanische Regierung ein neues Hindernis gefunden: "Entführungszweifel von 10 JapanerInnen" ohne Beweis. Die japanische LDP-Regierung wartet nur auf den Zusammenbruch Nordkoreas. Nachkriegsgeschichte Koreas: Hintergrund der friedlichen Wiedervereinigung Koreas Ich möchte die Nachkriegsgeschichte chronologisch nach folgenden Punkten erläutern: 1. Von der Befreiung Koreas aus der Kolonialherrschaft zur Spaltung Koreas. 1. Die Kairo-Erklärung wurde im November 1943 in Kairo von den USA, Großbritannien und China unterschrieben und danach in Teheran von Stalin (UdSSR) unterstützt. Sie stellte eine wichtige Basis des Koreaproblems nach dem Zweiten Weltkrieg dar, weil sie folgendes beinhaltete: "Wir, die USA, Großbritannien und China, haben vor dem Hintergrund des sklavenähnlichen Zustandes der Koreaner den Entschluß gefaßt, zukünftig ein freies und unabhängiges Korea zu gründen." 2. Die Entscheidung des 38. Breitengrades (10.8.1945): Der 38. Breitengrad war eigentlich die Verteilungsgrenze der Entwaffnung der japanischen Armee zwischen den USA und der UdSSR. 3. Die amerikanische Besatzung des Südkoreas (8.9.1945 – 15.8.1948):Wegen des großen Verbrauchs der militärischen Kräfte in der Okinawaschlacht konnte die USA ihre Truppe nicht nach Südkorea schicken. Darum hatte General McArthur (USA) den japanischen Generalgouverneur General Abe in Korea benutzt, um die öffentliche Ordnung in Südkorea aufrechtzuerhalten (15.8. - 8.9.1945). Der japanische Generalgouverneur unterdrückte alle nationalen Bewegungen in Südkorea als "kommunistisch". 14 4. Die USA hatte während dem Außenministerkongress (USA. GB. und UdSSR) in Moskau im Dezember 1945 vorgeschlagen, Korea zu einem Mandatsgebiet der UNO für ca. 20 Jahre zu machen. Die UdSSR war mit dem Argument dagegen, dass der Vorschlag der USA zu lang sei. Sie einigten sich darauf, die Mandatszeit der UNO in Korea auf 5 Jahre zu begrenzen. 1947 thematisierten die USA das Koreaproblem in der UNO, um Südkorea unter dem Einfluss der USA die Unabhängigkeit zu geben, was praktisch die Spaltung Koreas bedeutete. Vor diesem Hintergrund entstand und verbreitete sich die Massenbewegung gegen die Teilung in ganz Korea. 5. Die USA erklärte ohne Berücksichtigung der Koreaner den 10. Mai 1948 als Wahltag des südkoreanischen Parlaments. Die Massenprotestbewegung gegen die einseitige Wahl verstärkte sich. Die rechten Kräfte Koreas unterdrückten unter der Führung der USA die Massenbewegung unbarmherzig. Diese gipfelte im Massaker auf der Cheju-Insel, auf der sich die Bürger gegen die blutige Unterdrückung bewaffnet zur Wehr setzten. Trotz allem wurde die Wahl durchgeführt. 6. Am 15.8.1948 hatte der Präsident Rhee Syng-Man, der während der japanischen Herrschaft in Hawaii Exil suchte und mit den amerikanischen Truppen nach dem Krieg nach Korea zurückkam, die Gründung der koreanischen Republik ausgerufen. Am 9.9.1948 erklärte Nordkorea die Gründung der demokratischen Volksrepublik Korea. Damit spaltete sich Korea in zwei Teile. 2. 1. Der Koreakrieg (25. 6. 1950 -- 23. 7. 1953). Was für ein Krieg war der Koreakrieg? Der Koreakrieg war eigentlich ein Bürgerkrieg innerhalb einer Nation. Der Krieg entwickelte sich aber wegen des Eingreifens der USA vom Bürgerkrieg zum internationalen Krieg. 2. Zum Hintergrund des Kriegs muss man bemerken, dass am 1.10.1949 die Gründung der Volksrepublik China in Beijing von der KPC erklärt wurde, und dass die Partei Rhees, des Präsidenten Südkoreas, bei der Parlamentswahl im Mai 1950 eine Niederlage erlitt und die Mehrheit im Parlament verlor. Es ist zu vermuten, dass die Arbeiterpartei Korea diese Ereignisse für eine gute Chance zur nationalen Vereinigung gehalten haben. 3. Am 10.12.1948 wurde der Sicherheitsvertrag zwischen den USA und Südkorea geschlossen, der den Rückzug der amerikanischen Armee bestimmte. Hintergrund war das Abkommen der Sowjetunion mit Nordkorea, die sowjetische Truppe bis Ende 1948 zurückzuziehen. Präsident Lees hatte Angst davor, dass der Rückzug der amerikanischen Armee aus Südkorea den Verzicht der USA auf Korea bedeuten könnte. 15 4. Der Bürgerkrieg wurde zum totalen Krieg. Das Schlachtfeld verbreitete sich auf ganz Korea. Die Fronten bewegten sich zwei Mal vom Nord- bis zum Südende und vom Süd- bis zum Nordende Koreas. Nachdem die Front auf dem 38. Breitengrad zum Stillstand kommt, bombardierte die USA Nordkorea zwei Jahre und verwüstete dadurch ganz Nordkorea. Die Kriegsopfer beider Seiten wurden auf insgesamt 3 Millionen Menschen geschätzt. 5. Am 27.7.1953 entstand das Waffenstillstandsabkommen zwischen der UN (USA), Nordkorea und China. Sie hatten im Abkommen versprochen, innerhalb eines halben Jahres den Friedensvertrag zu schließen. Aber bis heute wurde kein Friedensvertrag umgesetzt. Der Koreakrieg ist noch nicht beendet. 3. 1. Die Studentenrevolution (19.4.1960) und der Militärputsch (16.5.1961) Am 19.4.1960 wurde die Rhee Syng-Mans Regierung von den Studenten gestürzt. Die Studenten forderten die Demokratisierung Südkoreas und die nationale Wiedervereinigung Koreas. 2. Am 16.5.1961 erschienen plötzlich Soldaten auf der Straße von Seoul, besetzten die Regierungsgebäude und General Pak Chong-Hi erklärte, dass er Südkorea beherrschte. General Pak stammte aus der japanischen kaiserlichen Armee und hieß Leutnant Okamoto während des Zweiten Weltkriegs. Die japanischen rechten Politiker und Unternehmer, die früher in Korea herrschten, begrüßten ihn. 3. Am 22.6.1965 entstand der Grundvertrag zwischen Japan und Südkorea über die diplomatische Normalisierung. Im Vertrag stand kein Wort über die japanische Kolonialherrschaft in der Vergangenheit. Statt dessen unterstützte die japanische Regierung das militärische Regime Paks wirtschaftlich. Dadurch entstand die "schwarze Verbindung" zwischen Pak und der japanischen LDP-Regierung, mit der Korruption auf beiden Seiten einherging. 4. 1. Die Präsidentenwahl (4.1971) und die gemeinsame Nord-Süd Erklärung (4.7.1972). Im April 1971 fand die Präsidentenwahl in Südkorea statt. Die Kandidaten waren Pak Chong-Hi und Kim Dae-Jung. Trotz des heftigen Eingreifens der militärischen Regierung in die Wahl war der Stimmenunterschied nur 0.9 Millionen. Der praktische Sieger war Kim Dae-Jung, weil Kim für die nationale Versöhnung und Wiedervereinigung mit Nordkorea in drei Stufen appellierte. Das war der Anfang seiner Sonnenscheinpolitik. Deswegen aber wurde Kim von Pak gehasst und immer wieder unterdrückt. 16 2. Die Nixon-Regierung der USA versuchte 1971 eine Kurswende. Nixon besuchte Beijing und suchte die Versöhnung mit China. In Südkorea war Pak ebenfalls gezwungen, seine Politik zu ändern, um politisch zu überleben, da er bereits die letzte Präsidentenwahl wegen der nationalen Wiedervereinigungspolitik von Kim Dae-Jung praktisch verlor. Aus diesem Grund hatte er seinen Botschafter, Chef von KCIA, im Geheimen nach Nordkorea geschickt und am 4.Juli 1972 eine gemeinsame Erklärung von Nord- und Südkorea bekannt gegeben. Danach hatte er die nationale Wiedervereinigungspolitik monopolisiert und die Wiedervereinigungsbewegung der Bürger unbarmherzig unterdrückt. 5. Kim Dae-Jungs Entführungsaffäre (8.8.1973) und die Demokratisierungsbewegung in Südkorea. 1. Am 8.8.1973 entführte der KCIA Kim Dae-Jung aus einem Zimmer eines japanischen Hotels (Hotel Grand Palace) in Tokio, um seine Aktivität für die nationale Wiedervereinigung und Demokratisierung Südkoreas zu verhindern. Nach verschiedenen Beweisen war das eigentlich ein Attentatsplan. Aber wegen der starken internationalen Protestbewegung gegen die Pak Regierung und für die Rettung Kim Dae-Jungs konnte der KCIA Kim Dae-Jung nicht töten. Drei Tage später kam er zu seinem Haus in Seoul zurück. 2. Die Kim Dae-Jung Affäre zeigte deutlich den diktatorischen Charakter der Pak Regierung. Dagegen breitete sich die Demokratisierungsbewegung in Südkorea aus und es entstand die solidarische Bürgerinitiative für die Demokratisierung Südkoreas und gegen die “schwarze Verbindung“ zwischen den japanischen und koreanischen Regierungen. 6. Die Erschießung Paks (26.10.1979), "Frühling in Seoul" und die blutige Unterdrückung in Kwangju (17.-27.5.1980). 1. Am 26.10.1979 wurde Pak von einem seiner Untertanen, dem Chef der KCIA erschossen. Der Zusammenbruch des militärischen Regimes Paks war das Ergebnis der Ausbreitung der Demokratisierungsbewegung. Bereits kurz nach dem „Frühling in Soul“ im Frühjahr 1980 unterdrückte General Chun Doo-Hwans, der als Nachfolger Paks auftrat, die Demokratisierungsbewegung und deren Symbol Kim Dae-Jung. 2. Am 17.5.1980 wurde Kim Dae-Jung plötzlich von Soldaten verhaftet. Dagegen standen die Studenten und Bürger in der Stadt Kwangju, der Heimatstadt Kim Dae-Jungs, auf und forderten die Befreiung von Kim Dae-Jung und anderen Inhaftierten. Das Militär hatte die 17 Bewohner Kwangjus, unter ihnen befanden sich auch Frauen und Babys, blutig niedergeschlagen und ermordet. 3. Im September 1980 begann der militärische Prozeß gegen Kim Dae-Jung und seinen Anhängern. Kim Dae-Jung wurde zweimal zum Tode verurteilt. Dann entstand eine große internationale Bewegung für die Rettung Kim Dae-Jungs in Japan und anderen Teilen der Welt. Ich hatte vom Ende Oktober bis Anfang November mit Millionen von Unterschriften für die Rettung Kim Dae-Jungs die UNO in New York besucht. Auf Grund der internationalen Protestbewegung mußte die koreanische Regierung Paks Kims Strafe von der Todesstrafe zum lebenslangen Zuchthaus herabsetzen. 4. Im Dezember 1982 wurde Kim Dae-Jung in die USA entlassen. Ich war damals der Generalsekretär eines Komitees für die Untersuchung der Entführungsaffäre Kim Dae-Jungs. Darum hatte ich Herrn Kim in Amerika besucht und nach seinen Erlebnissen gefragt. Das war meine erste Begegnung mit Kim Dae-Jung. 7. Die Olympischen Spiele in Seoul 1988 und Ro Tei-Uhs "Nordpolitik". 1. Die Aufgabe des neuen Präsidenten Ro Tei-Uh war, die Olympischen Spiele in Seoul 1988 erfolgreich zu veranstalten. Vor diesem Hintergrund hatte die USA eine gekreuzte Anerkennungspolitik vorgeschlagen, d.h. die Sowjetunion und China sollten auf der einen Seite Südkorea anerkennen und auf der anderen Seite erkannten Japan und die USA dafür Nordkorea an. In diesem Rahmen hatte Ro Tei-Uh seine "Nordpolitik" fixiert, die die diplomatische Beziehung Südkoreas mit der Sowjetunion und China beinhaltete. Die Sowjetunion und China nahmen an den Olympischen Spielen in Seoul teil. Am 17.9.1991 wurden Nord- und Südkorea Mitglieder der UNO. Am 19.4.1991 besuchte Gorbatschow als Präsident der Sowjetunion Südkorea. Am 13.8.1992 erkannte China Südkorea an. Trotzdem haben die USA und Japan bis heute noch nicht Nordkorea anerkannt. Sie haben ihre eigene gekreuzte Anerkennungspolitik verraten. 18 8. Willy Brandts Ostpolitik und Kim Dae-Jungs Sonnenscheinpolitik seit 1971. 1. Kim Dae-Jung glaubte, dass Willy Brandts Ostpolitik die Wiedervereinigung Deutschlands brachte und seine Sonnenscheinpolitik die Wiedervereinigung Koreas bringt, aber nur langsam durch die drei Stufen-Politik: (1) Annäherung, Abrüstung und Austausch zwischen den beiden Regierungen. (2) Zwei Regierungen in einem Staat. (3) Eine Regierung in einem Staat. 2. Kim Dae-Jung lernte aus dem Prozess der Wiedervereinigung Deutschlands sowohl die positive als auch negative Seite kennen. 9. Die Nordkorea-Politik der USA: Von "Zweifel an der nuklearen Waffe" (1993-94) über den zweiten Koreakriegsplan (1994) zu Perrys Bericht (1999). 1. Am 12.3.1993 antwortete Nordkorea auf die Forderung nach einer speziellen Inspektion der unterirdischen nuklearen Fabriken Nordkoreas durch die USA (IAEA) mit dem "Austritt aus dem NPT (Nuclear Proliferation Treaty)". Das war der Anfang des Problems vom "Zweifel an der nuklearen Waffe Nordkoreas". 2. Im Mai 1993 hat Nordkorea "Nodon-1. Raketen" (Schusweite:500-1300km) getestet. 3. Vom 2. bis zum 11.Juni 1993 haben die USA und Nordkorea über den "Zweifel an der nuklearen Waffe Nordkoreas" in Genf gesprochen und eine gemeinsame Erklärung bekannt gegeben. Die USA erklärte keine militärische Bedrohung ihrerseits, die Abschaffung der nuklearen Waffen auf der Korea-Halbinsel, keinen Eingriff in die inneren Angelegenheiten Nordkoreas und die Unterstützung der friedlichen Wiedervereinigung Koreas. Nordkorea erklärte den Stopp des Austritts aus dem NPT. 4. Am 25.Februar 1994 kam es zur folgenden Einigung zwischen Nordkorea und den USA: (1) Stopp des Manövers Teamspirit 94 gegen Nordkorea. (2) Durchführung einer speziellen Inspektion von IAEA. (3) Beginn eines Gesprächs zwischen Nord- und Südkorea für den Austausch einer speziellen Mission. 5. Im März 1994 entstanden heftige Gegensätze beim Gespräch zwischen Nord- und Südkorea. 6. Im April 1994 forderte die japanische Liberaldemokratische Partei der Regierung plötzlich die "Kriegsvorbereitung" gegen Nordkorea und die japanische Polizei griff auf pronordkoreanische Organisationen über, ohne einen Grund anzugeben. 19 7. Am 18. Mai 1994 versammelten sich in Washington die Generale der USA im Pentagon für die Diskussion über den Kriegsplan des Zweiten Koreakriegs und zur Berechnung der Kriegskosten. Sie schätzten, dass die USA 500.000 Soldaten einsetzen müssten. Der Verlust der Soldaten betrug nach dieser Rechnung in den ersten 3 Monaten 52.000 US-Amerikaner, Südkorea verlöre 500.000 Soldaten. Eine Million Bürger in beiden Ländern würde Opfer des Krieges. Die USA forderten von der japanischen Regierung die 1500-Punkte-Kriegshilfe. Japan konnte jedoch wegen seiner Friedensverfassung den amerikanischen Forderungen nicht nachkommen. Deswegen forderte die USA Japan auf, das Kriegshilfsgesetz einzuführen, das im Mai 1999 im japanischen Parlament verabschiedet wurde. 8. Am 13.Juni 1994 kam der Ex-Präsidenten der USA Carter in Seoul an, der nicht von der Clinton Regierung geschickt wurde, sondern von Kim Dae-Jung gebeten wurde, in Pjongyang mit Kim Il-Song über eine Lösung der Auseinandersetzung zwischen den USA und Nordkorea und des nuklearen Problems zu sprechen. Kim Dae-Jung schreibt darüber in seinem Buch, dass er selbst Carter gebeten hatte, in Pjongyang direkt mit Kim Il-Song zu reden. Am 16.Juni 1994 versammelten sich Clinton, Goa, Perry. usw. im Weißen Haus, um über die endgültige Entscheidung über den Zweiten Koreakrieg zu diskutieren. Dorthin hatte Carter folgende Nachricht aus Pjongyang telephonisch mitgeteilt: "Kim Il-Song hat dem Stopp des AKW-Plans und dem Nord-Süd-Gipfeltreffen zugestimmt". Damit wurde die Krise des Zweiten Koreakriegs aufgelöst. Aber kurz darauf am 7. Juli 1994 starb Kim Il-Song plötzlich. 9. Trotz des Tods Kim Il-Songs und des verstärkten Gegensatzes zwischen Süd- und Nordkorea entstand am 21.Oktober 1994 die grundlegende Übereinstimmung zwischen Nordkorea und den USA über: (1) Die Umwandlung des alten AKW-Plans zum amerikanischen AKW-Plan. KEDO (Korean Energy Development Organisation) wird dafür von den USA, Südkorea, Japan usw. gegründet werden. (2) Die Normalisierung der politischen, wirtschaftlichen und diplomatischen Beziehungen zwischen Nordkorea und den USA. (3) Die offizielle Garantie, dass die USA keine militärische oder atomare Bedrohung für Nordkorea ausüben. (4) Nordkorea verbleibt im NPT. Diese Erklärung sollte eigentlich die endgültige Lösung aller Probleme zwischen Nordkorea und den USA darstellen, d.h. wenn die amerikanische Regierung sie wirklich durchgeführt hätte. Aber mit der Bekanntmachung des Pentagon Berichts über die Situation in Ostasien durch die USA im Februar 1995, der die ständige Stationierung von 100.000 US-Soldaten in Ostasien (Japan und Südkorea) gegen Nordkorea erklärt, wurde deutlich, dass die USA auf den Zusammenbruch Nordkoreas durch ihre militärische Bedrohung warten. 20 10. Durch die Präsidentenwahl von Südkorea im Dezember 1997 tritt Kim Dae-Jung als Präsident der "Sonnenscheinpolitik" auf. Er erklärte, dass er Nordkorea nicht als Feind, sondern als Partner für die nationale Wiedervereinigung respektiert. Gleichzeitig empfahl er den USA und Japan die Normalisierung der diplomatischen Beziehungen mit Nordkorea. Im September 1998 bewies Nordkorea mit dem Abschuss eines Satelliten durch eine Langstreckenrakete, dass es die Möglichkeit besitzt, die USA unmittelbar zu bombardieren. Aus diesem Grund waren die USA gezwungen, mit Nordkorea direkt ins Gespräch über die diplomatische Normalisierung ihrer Beziehung zu treten. Im Mai 1999 hat Perry als Sonderbotschafter Clintons Pjongyang besucht. Danach im Oktober 1999 hat er den "Perry Bericht" bekannt gegeben. In ihm hat er die Zustimmung von den USA zur Sonnenscheinpolitik Kim Dae-Jungs und zur Normalisierung der Beziehungen mit Nordkorea vorgeschlagen. 11. Das Gipfeltreffen von Süd- und Nordkorea, Kim Dae-Jungs und Kim Jong-Ils vom 13.15.Juni 2000 in Pjongyang war wirklich eine historische Tat. Dahinter verbirgt sich aber ein langer und schwieriger Prozess. Nach dem Gipfeltreffen vollzog sich der Friedensprozess sowohl zwischen Süd und Nord als auch zwischen Nordkorea und den USA sehr schnell. Am 9.12.Oktober 2000 hat ein nordkoreanischer General Clinton in Washington besucht und das gemeinsame Kommuniqué zwischen Nordkorea und den USA bekannt gemacht. Daraufhin hat am 20. Oktober 2000 die amerikanische Außenministerin Albright Kim Jong-Il in Pjongyang besucht. Aber mit dem Auftritt George Bushs als Präsident im Dezember 2000 fand der Friedensprozess ein jähes Ende. Die heutige Situation Ein Artikel aus der "Frankfurter Rundschau" vom 27. März 2001, dessen Überschrift lautet: "Südkoreas Präsident bildet Kabinett radikal um/Kim Dae-Jung entlässt neun Minister/Raketenabwehr-Programm der USA sorgt für Streit", berichtet: "Außenminister Lee mußte gehen, weil er am vergangenen Freitag öffentlich geäußert hatte, die USA hatten Südkorea vor einem gemeinsamen Gipfel im März gedrängt, das NMD-Projekt offiziell zu unterstützen." Neben diesem Artikel befindet sich noch ein kleinerer Artikel mit der Überschrift: "Zwangsarbeit--Gericht in Japan weist Klage von Koreanern ab". Der Artikel berichtet: "Ein Tokioter Bezirksgericht hat eine Entschädigungsklage von Südkoreanern abgewiesen, die im 21 Zweiten Weltkrieg von der japanischen Armee als Sex-Sklavinnen mißbraucht oder als Zwangsrekruten eingezogen wurden." In dem Artikel liest man noch weiter über die Kläger: "Unter den 40 Südkoreanischen Klägern befanden sich acht frühere Sex-Sklavinnen, 16 Zwangsrekruten und 16 Angehörige von Zwangsarbeitern der japanischen Armee während deren Besetzung der koreanischen Halbinsel von 1910 bis 1945. Sie hatten geklagt, die Gräueltaten der japanischen Armee in Korea mußten als Verbrechen gegen Menschlichkeit verurteilt werden. Die japanische Justiz hatte in ähnlichen Fällen wiederholt Klagen auf direkte Entschädigung abgelehnt." Warum? Mit dem Argument, dass über Entschädigung der geforderten Art bilaterale Verträge zwischen den ehemals verfeindeten Staaten abgeschlossen werden müssten. Diese zwei Artikel zeigen sehr deutlich den Unterschied zwischen Japan und Korea. Japan kann bzw. will noch nicht mit seiner Vergangenheit abrechnen. Südkorea, Kim Dae-Jung steht mit dem Auftritt George Bushs als Präsident einem neuen Problem gegenüber. Der entlassene ehemalige Außenminister Lee Joung Binn formulierte es in seiner Rücktrittsrede folgendermaßen: "Wie der Stolz für die Individuen wichtig ist, braucht der Staat auch den Stolz für sich. Was am wichtigsten ist, sind der Stolz und das Interesse unseres Staates. Wir können nicht mit einem anderen Staat verkehren, wenn der Stolz unseres Staates verletzt wird. Die Beziehung zwischen den USA und Südkorea geht nur gut, wenn der Stolz Südkoreas erhalten bleibt." Seit der Entstehung Südkoreas hat sich kein Minister so klar gegen die USA kritisch geäußert, wie er. Das bedeutet, dass Korea heute eine neue Tür in Ostasien öffnet. Schluss Ich möchte nochmals zur ersten Frage zurückkommen: "Ist die friedliche Wiedervereinigung Koreas wirklich möglich? Und wie?" Meine Antwort darauf ist: Wichtig ist ein richtiges Verständnis des Koreaproblems seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und die internationale Unterstützung, besonders von der japanischen öffentlichen Meinung. Darum habe ich im Oktober 2000 in Japan ein Buch herausgegeben, das "Das die Dunkelheit durchbrechende Licht" heißt. Die Dunkelheit bedeutet die japanische Kolonialherrschaft, der kalte Krieg und das militär-diktatorische Regime nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Licht bedeutet die Demokratisierung, die nationale Einheit und der Friede in Ostasien. 22 1990, vor zehn Jahren habe ich ein Buch herausgegeben, das "das in der Dunkelheit wachsende Licht" hieß. Das Licht hat endlich die Dunkelheit Koreas durchbrochen. Korea ist jetzt im Licht, auch wenn Korea vor vielen Schwierigkeiten steht. Japan ist jetzt in der Dunkelheit, obwohl die meisten Japaner sich dessen nicht bewußt sind. Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit. 23