Presseheft "Der Traum" Arsenal Filmverleih präsentiert Der Traum Originaltitel: Drømmen Ein Film von Niels Arden Oplev Mit Bent Mejding, Anders W. Berthelsen, Jens Jørn Spottag, Anne-Grethe Bjarug Riis u.a. Dänemark/Großbritannien 2005, 105 Min., 35mm 1:1,85, Dolby SRD Deutsche Fassung PREISE: Gläserner Bär des Kinderfilmfests der Berlinale 2006 6 Auszeichnungen mit dem dänischen Filmpreis Robert in den Kategorien Bester Spielfilm, Beste Regie, Bestes Drehbuch, Bester Nebendarsteller und Bester Schnitt, Bestes Kostümbild Internationales Kinder- und Jugendfilmfestival Zlín 2006: Publikumspreis, Bester Jugendfilm, Don Quixote Preis Carrousel International du Film 2006, Kanada Bester Film, Bester Schauspieler Cinekid Film Award 2006 Amsterdam Bester Film Chicago Internationales Kinderfilmfest 2006 Kinderjurypreis Bester Jugendfilm Eine Produktion von ZENTROPA ENTERTAINMENTS11 APS in Koproduktion mit NAO3 LTD / SIGMAIII FILMS LTD und in Verbindung mit TV 2/DANMARK, FILMFYN mit Unterstützung durch das DANISH FILM INSTITUTE, NORDISK FILM- & TV FOND Eine offizielle Koproduktion von Dänemark und England in Übereinstimmung mit der EUROPEAN CONVENTION FOR CINEMA CO-PRODUKTION ©2005 ZENTROPA ENTERTAINMENTS11 APS Verleih gefördert durch das MEDIA-Programm der Europäischen Union ab dem 24. Mai 2007 im Kino 1 Cast & Crew Cast Schulleiter Lindum Svendsen Freddie Svale Frits Vater Peder Frits Mutter Stine Internatsleiter Iben Frits Johansen Frits Großvater Frits Großmutter Lehrer Olsen Arzt BENT MEJDING ANDERS W. BERTHELSEN JENS JØRN SPOTTAG ANNE-GRETHE BJARUP RIIS PETER HESSE OVERGAARD SARAH JUEL WERNER JANUS DISSING RATHKE GYRD LØFQVIST ELIN REIMER STEEN STIG LOMMER KURT RAVN Crew Regie Drehbuch Kamera Schnitt Tonschnitt Szenenbild Kostümbild Musik Herstellungsleitung Ausführende Produzenten Produzenten Szenenfotos NIELS ARDEN OPLEV NIELS ARDEN OPLEV & STEEN BILLE LARS VESTERGAARD, dff SØREN B. EBBE PETER SCHULTZ SØREN SKJÆR MANON RASMUSSEN JACOB GROTH KAREN BENTZON PETER GARDE & PETER AALBÆK SISSE GRAUM JØRGENSEN OLE KRAGH-JACOBSEN & THOMAS PETRI 2 Inhalt Kurz-Synopsis Nach den Sommerferien 1969, die der 13-jährige Frits gebannt und fasziniert von den Ideen Martin Luther Kings vor dem Fernseher verbracht hat, kommt er in eine neue Schule. Dort schaltet und waltet der autoritäre Schulleiter Lindum Svendsen, der sich nicht um das Verbot körperlicher Bestrafung schert. Als Frits vom Direktor beinahe ein Ohr abgerissen wird, verstärkt sich in ihm der Widerstand und die Rebellion, motiviert von Martin Luther Kings Vorstellungen von einem besseren Leben und größerer Gerechtigkeit. Unterstützt von dem jungen, unkonventionellen Lehrer Freddie Svale und seinen Eltern Stine und Peder, die jedoch auch alle ihre Probleme haben, nimmt Frits den Widerstand gegen den Schulleiter auf… Der preisgekrönte Familienfilm ist eindrucksvoll gespielt, einfühlsam inszeniert und enthält eine Fülle an freudigen und schmerzlichen Momenten. Inhaltsangabe Im Jahr 1969 erfährt die Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King auch in Europa großen Widerhall. Es ist die Zeit der Anti-Atomwaffen-Bewegung, dem Beatles-Haarschnitt, von Rock 'n' Roll und Rebellion. Frits Vater Peder ist Bauer und respektiertes Mitglied der lokalen Gemeinde, seine Frau Stine arbeitet als Krankenschwester an der Schule. Gemeinsam mit Frits und dessen Schwestern Ellen und Hanne leben sie ein harmonisches und liebevolles Familienleben – das jedoch jäh durch eine Krankheit des Vaters aus den Fugen gerät. An seiner neuen weiterführenden Schule wird Frits gemeinsam mit seinen Klassenkameraden vom Schulleiter Lindum Svendsen willkommen geheißen. Der strenge Svendsen wehrt sich gegen jede fortschrittliche Entwicklung, ist Anhänger von Ordnung, körperlicher "Züchtigung" – und ihr Klassenlehrer. Aus Lehrermangel kommt jedoch der junge Lehrer Freddie Svale an die Schule und wird Frits Lehrer für Dänisch und Gesang. Er bringt nicht nur ganz frisch das Diplom der Kopenhagener Hochschule mit aufs Land, sondern auch eine neue Pädagogik und die unkonventionellen Ideen dieser Zeit. Dieser junge, langhaarige Lehrer passt augenscheinlich nicht zum Rest des Kollegiums. Doch die SchülerInnen lieben ihn. Nicht zuletzt Frits, der in seiner Klasse selbst ein rebellischer Außenseiter ist. Er wird von Mitschülern aufgezogen, aber wehrt sich dagegen, unterdrückt zu werden. Er schwimmt weiterhin gegen den Strom. Im Gegensatz zu seinen Mitschülern verfolgt er begierig die Nachrichten über die Bürgerrechtsbewegung Martin Luther Kings, über die Demonstrationen und den Wunsch nach einer besseren und gerechteren Gesellschaft. Eines Tages wird Frits wegen einer Dummheit so schwer vom Schulleiter bestraft, dass er sich verängstigt und mit stark blutendem Ohr in der Toilette versteckt. Dort findet ihn Freddie, der ihn schockiert nach Hause bringt. Er überzeugt Frits Eltern davon, gegen den Schulleiter vorzugehen und eine juristische Untersuchung zu fordern. Doch im Schulrat der kleinen Gemeinde besitzt der Schulleiter großen 3 Einfluss. Stine verliert unter einem Vorwand ihre Anstellung als Schulkrankenschwester und Frits wird mit Zustimmung des Kollegiums in die Klasse besonders leistungsschwacher Jugendlicher gesteckt. Aber Frits, der nach seinem Vorbild Luther King mittlerweile seinen Namen zu Martin geändert hat, hört nicht auf, sich für ihr Recht einzusetzen – unterstützt von seinen Eltern und Großeltern. Sie verlieren bis zum Schluss nicht die Hoffnung, dass sich die Gerechtigkeit durchsetzen wird. 4 Der Regisseur über seinen Film Als ich im Jahr 2004 inmitten von 250 lautstarken Kindern im Schulhof von Ærøskøbing stand fühlte ich mich in eine lange vergangene Zeit zurückversetzt. Damals stand ich selber im Schulhof und feierte eine Freiheit, die wir gerade gewonnen hatten. Das war ein seltsames und intensives Erlebnis – ich musste zwei Mal schlucken, bevor ich die Szene drehen konnte. Es war fantastisch, nochmals die Atmosphäre des Jahres 1969 hervorzurufen, denn es ist ein Jahr, das mich selbst sehr geprägt hat. Man könnte „Der Traum“ einen persönlichen Film nennen. Meine anderen Filme sind zwar auch persönlich, aber dieser wurde ganz stark von meiner Erinnerung an diese Zeit beeinflusst. Ein Großteil der Geschichte und viele Charaktere des Films haben ihren Ursprung in tatsächlichen Ereignissen und in Menschen aus dieser Zeit und aus dem Ort, an dem ich aufwuchs. Von Anfang an war mir klar, dass „Der Traum“ für mich ein sehr wichtiger Film werden würde – vielleicht ist er sogar der wichtigste. Die Geschichte hat schon lange irgendwo in meinem Kopf existiert bevor ich Mitte der 90er Jahre „Portland“ drehte. Zu der Zeit war ich allerdings noch zu 'rebellisch' und 'provokant' und wollte erst noch einen Film machen, der nicht so 'nett' wie die übrigen dänischen Filme war. Nun bin ich reifer geworden und sensibler, weshalb „Der Traum“ eine andere Art Film darstellt als „Portland“ oder „Chop Chop“. „Der Traum“ ist ein klassisches Stück, das vor allem von seiner Geschichte, seinen Schauspielern und den Emotionen lebt. Kurz zusammengefasst ist es die Geschichte des 13-jährigen Frits, der motiviert von der Bürgerrechtsbewegung Martin Luther Kings, den Mut hat, seinen Schulleiter Lindum Svendson wegen Körperverletzung anzuzeigen. Frits zur Seite stehen sein Vater Peder, seine Mutter Stine und Freddie, ein junger idealistischer Lehrer, der noch in der Probezeit ist. Ihr gemeinsamer Kampf für Gerechtigkeit erschüttert die Fundamente der ruhigen, ländlichen Gemeinde. Der Mut vieler Menschen wird auf den Prüfstand gestellt werden, bevor der Streit gewonnen wird. Im Film spielen vielfältige Gefühle eine Rolle. Manche sind leicht und liebevoll wie die Hitze, die über dem Asphalt eines heißen Sommertags wabert. Manche sind kalt und beängstigend wie der Winternebel, der eine gefrorene Landschaft einhüllt. Denn die Liebe der Familie, die zarte erste Liebe zweier junger Menschen und dieser Sommer, der so warm war, dass man ihn immer noch in der Seele spüren kann, haben als Antwort den Hass einer Person, die über totalitäre Kräfte verfügt. Die Angst vor einem katastrophalen Ende und davor, den Kampf alleine aufnehmen zu müssen, beschäftigt die Sinne, während sich die Geschichte entwickelt. Viel Vergnügen! Niels Arden Oplev Mai 2005 5 Biographien Niels Arden Oplev – Drehbuch und Regie Niels Arden Oplev wurde 1961 in Dänemark geboren und schloss 1989 die Nationale Filmschule Dänemarks mit dem Film „Kyndelmisse“ (1989) und dem Dokumentarfilm „Hugo fra Himmerland“ (1987) ab, die ihm vier internationale Auszeichnungen und zwei Nominierungen einbrachten. Für das Dänische Fernsehen führte Niels Arden Oplev Regie bei mehreren Dokumentar- und Kurzfilmen, sowie dem Fernsehfilm „En succes“ (1993). Er drehte mehrere Episoden verschiedener Serien des dänischen Fernsehens, zuletzt „Der Adler“ (Ørnen). Er lebte und arbeitete mehrere Jahre in New York und erhielt dort 2005 den Emmy für eine seiner Serien. Sein Spielfilmdebüt „Portland“ (1996) porträtiert kontrovers die gewalttätige Untergrundszene im nördlichen und ländlichen Teil Dänemarks, lief im Wettbewerb der Berlinale 1996 und wurde von der Presse hochgelobt. Im Jahr 2001 drehte er die verrückte schwarze Komödie „Chop Chop“ (Fukssvansen) für die Leinwand, die drei dänische Filmpreise erhielt. Mit seinem bislang letzten Film „Der Traum“ (Drømmen) gewann er den Gläsernen Bären des Kinderfilmfestes der Berlinale 2006, und wurde wiederum mit dem Dänischen Filmpreis (Robert) in fünf Kategorien (u.a. Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch) ausgezeichnet. Filmographie: 2006 2004 2003 2001 2000 1997 1996 1992 Der Traum (Drømmen) Der Adler - Die Spur des Verbrechens (Ørnen: En krimi-odyssé), TV Forsvar, TV Chop Chop (Fukssvansen) Unit One – Die Spezialisten (Rejseholdet), TV Headbang i Hovedlandet, TV Portland Nøgen, Kurzfilm Sisse Graum Jørgensen – Produzentin Mit Niels Arden Oplevs „Chop Chop“ hatte Sisse Graum Jørgensen 2001 ihren Einstand als Produzentin, seither hat sie mit zahlreichen angesehenen dänischen Regisseuren zusammen gearbeitet. Für Lone Scherfig produzierte sie auf Englisch „Wilbur wants to kill himself (2002) und war Ko-Produzentin bei „Open Hearts“ von Susanne Bier (2002, auch im Arsenal Filmverleih). Die Zusammenarbeit mit Susanne Bier setzte sie mit „Brothers – Zwischen Brüdern“ (2004) und „Nach der Hochzeit“ (2006) fort. Weiterhin produzierte sie Thomas Vinterbergs „Dear Wendy“ (2005) und arbeitet derzeit an Lone Scherfigs nächstem Projekt. Janus Dissing Rathke – Frits Janus Dissing Rathke ist 13 Jahre alt und kommt aus der Nähe von Århus an der Ostküste Dänemarks, wo er die sechste Klasse besucht. In seiner Freizeit spielt er Fußball und Klavier, wenn er nicht gerade Musik hört. Bevor er die Anzeige für das Casting von „Der Traum“ gesehen hatte, besaß er keinerlei Schauspielerfahrung. Das hat sich nun gründlich verändert. Aber noch ist er unentschieden, ob er Schauspieler werden will oder doch lieber Journalist. 6 Bent Mejding – Lindum Svendsen Bent Mejding ist einer der großen Schauspieler Dänemarks und in jeglicher Hinsicht ein unglaublich dynamischer Mensch am Theater. Neben seiner Arbeit als Schauspieler war er wiederholt und langjährig als Theatermanger tätig. Auch auf der Leinwand hat er Spuren hinterlassen, z.B. bei „Die Olsenbande sieht rot“ von 1976, „Twist & Shout“ von Bille August (1984), für den er den Dänischen Filmpreis (Robert) als bester Nebendarsteller erhielt, „Flickering Lights“ (auch im Arsenal Filmverleih) von Anders Thomas Jensen, „Italienisch für Anfänger“ von Lone Scherfig (beide 2000) und zuletzt „Daisy Diamond“ von Simon Staho (2007). Im Fernsehen war er in einer Vielzahl verschiedener Serien zu sehen, so z.B. in den erfolgreichen Serien „Matador“; „Taxa“ und „Unit One – Die Spezialisten“. Anders W. Berthelsen – Freddie Svale Anders W. Berthelsen ist seit seinem Abschluss an der Dänischen Theaterschule im Jahr 1994 sehr beschäftigt und hat sowohl am Theater als auch im Fernsehen oder auf der Leinwand viele Erfolge gefeiert. Sein Spielfilmdebüt hatte er 1996 in „Portland“ von Niels Arden Oplev. Es folgten Rollen in „Mifune“ (1999, Regie: Søren Kragh-Jacobsen), „Italienisch für Anfänger“ und „Das Gewicht des Wassers“ von Kathryn Bigelow (beide 2000). Nach einer Nebenrolle in "Kletter-Ida" (2004, Regie: Hans Fabian Wullenweber) konzentrierte er sich auf seine Hauptrolle im preisgekrönten "King's Game" von Nikolaj Arcel (2004). Daneben spielt er zwei sehr populäre Charaktere in den erfolgreichen dänischen Serien „Taxa“ und „Krøniken“. Zuletzt stand er wieder für Nikolaj Arcel (De Fortabte sjæles ø, 2007) und Hans Fabian Wullenweber (Cecilie, 2007) vor der Kamera. Jens Jørn Spottag – Frits Vater Peder Jens Jørn Spottag hat sowohl am Theater als auch in wichtigen Leinwand- und Fernsehproduktionen die Grundlage für seine Karriere gelegt. Zu seinen Spielfilmen zählen „Gnadenlose Verführung“ von Susanne Bier (1997), "Idioten" von Lars von Trier (1998), "King's Game" von Nikolaj Arcel, „Inkasso“ von Lasse Spang Olsen und „Silkevejen“ von Jytte Rex (alle 2004). Er spielte die Hauptrolle in dem Oscar®-nominierten Kurzfilm „Ernst und das Licht“ (1996) sowie in „Wahlnacht" (1998), beide von Anders Thomas Jensen. Daneben war er in einer Vielzahl von Fernsehproduktionen präsent. Anne-Grethe Bjarup Riis – Frits Mutter Stine Anne-Grethe Bjarup Riis ist in vielen Theater- und Revue-Produktionen aufgetreten. Auf der Leinwand war sie präsent in "Cafe Hector" von Lotte Svendsen (1996), "Idioten" von Lars von Trier (1998), "Love at first hiccough" von Tomas Villum Jensen (1999) und in den Hauptrollen von "Halalabad Blues" von Helle Ryslinge (2002) und "Veninder" von Charlotte Sachs Bostrup (2005). Zuletzt spielte sie in „I was a Swiss Banker“ von Thomas Imbach (2007), der auf der Berlinale 2007 zu sehen war. Auch den Fernsehzuschauern ist sie durch ihre Rollen in "Finn'sk Fjersyn"; "The Hotel" und "Emma's Dilemma" wohlbekannt. 7 Hintergrundinformationen Martin Luther King, jr. Martin Luther King, jr. (* 15. Januar 1929 in Atlanta, Georgia; † 4. April 1968 in Memphis, Tennessee) war Baptistenpastor und Bürgerrechtler. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern im Kampf gegen die weltweite Unterdrückung der Schwarzen und für soziale Gerechtigkeit. Am 28. August 1963 demonstrierten mehr als 250.000 Menschen friedlich im „March on Washington for Jobs and Freedom“, auch um die Bürgerrechts-Gesetzgebung Präsident Kennedys zu unterstützen. Hier hielt King seine wohl bekannteste Rede „I have a dream“ (s.u.). 1964 erhielt Martin Luther King den Friedensnobelpreis. King, der immer die Gewaltlosigkeit predigte, wurde dreimal tätlich angegriffen, überlebte mindestens ein Bombenattentat und wurde zwischen 1955 und 1968 mehr als 30 Mal inhaftiert. Am 4. April 1968 wurde er in Memphis, Tennessee erschossen. Die Rolle Martin Luther Kings innerhalb der Bürgerrechtsbewegung in den USA Bevor King sich ausschließlich für Bürgerrechte engagierte, setzte sich vor allem die National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) für die Rechte der schwarzen Minderheit ein. Mit dem Erfolg des „Montgomery Bus Boycotts“ im Jahr 1956 nahm der Einfluss Kings auf die Bürgerrechtsbewegung und die Wirkung seiner Person auf die schwarze Bevölkerung stark zu. War er zuvor hauptsächlich als Pfarrer tätig gewesen, reiste er in den folgenden Jahren mit Unterbrechungen durch die gesamten USA und hielt unzählige Reden. Die Erfolge in Birmingham, die Durchsetzung des Civil Rights Act 1964 und die Ehrung mit dem Friedensnobelpreis machten King zum größten Führer des gewaltlosen Protestes für die Gleichberechtigung der Schwarzen. In diesen Jahren verlor auch die NAACP stark an Bedeutung. Es gab aber sowohl Kritik an der Führungsrolle, die King einnahm, als auch an seinem Prinzip, ausschließlich gewaltfrei zu protestieren. So gründete sich 1960 das Student Nonviolent Coordinating Committee (SNCC), das die Funktion Kings in der landesweiten Bewegung konstruktiv kritisierte. 1964 wurde von Malcolm X die Organization of Afro-American Unity (OAAU) ins Leben gerufen. In seiner Rede am Gründungstag rief er offen zur Beilegung der ausschließlich gewaltfreien Strategien auf und distanzierte sich damit deutlich von King. Nach dem Tod von Malcolm X 1965 löste sich die OAAU jedoch auf. 1966 formierte sich die Black Panther Party, die weniger durch Massenproteste als durch Hilfsleistungen für schwarze Bedürftige versuchte, soziale Ungerechtigkeiten auszugleichen. Außerdem trat sie für „schwarzen Nationalismus” und das ausdrückliche Recht ein, sich selbst zu verteidigen, und grenzte sich damit vom Pazifismus- und Toleranzdenken Kings ab. Dann wurde auf Initiative von Carmichael 1966 auch noch die lose separatistische Black Power-Bewegung ins Leben gerufen, die eine Vereinigung aller Schwarzen und die Bewahrung von „schwarzer Kultur” anstrebte. Vor allem durch solche Gruppierungen hatten Kings Ideale und Protestaktionen im Norden der USA einen schweren Stand. Hinzu kam, dass er erst 1966 begann, Demonstrationen im nördlichen Chicago zu organisieren. Trotzdem blieb er für viele bis zu seinem Tod die unumstrittene Führungsfigur des gewaltfreien Widerstands. 8 Durch das Attentat 1968 auf King, den gestiegenen Druck von Seiten des FBI (vor allem auf die Black Panther Bewegung) und die politischen Zugeständnisse erlahmte nach 1970 die Bürgerrechtsbewegung in den USA. Das SNCC löste sich 1970 auf, und die Black Panther zeigten sich ab 1981 nicht mehr öffentlich. Die NAACP sowie die Southern Christian Leadership Conference (SCLC) bestehen noch heute. “I Have a Dream” (engl. „Ich habe einen Traum“) ist der Titel einer berühmten Rede von Martin Luther King jr., die er anlässlich der großen Protestkundgebung „March on Washington for Jobs and Freedom“ am 28. August 1963 vor mehr als 250.000 Menschen hielt. King benutzte seine Rede als negative Hommage auf den geplatzten bzw. für eine Minderheit (beispielsweise die afroamerikanische Bevölkerung der USA) unerreichbaren American Dream, um damit auf die Missstände der schwarzen Bevölkerung aufmerksam zu machen. Auszug: “I have a dream that one day this nation will rise up and live out the true meaning of its creed: ,We hold these truths to be self-evident: that all men are created equal.‘ I have a dream that one day on the red hills of Georgia the sons of former slaves and the sons of former slaveowners will be able to sit down together at a table of brotherhood. I have a dream that one day even the state of Mississippi, a desert state, sweltering with the heat of injustice and sweltering with the heat of oppression, will be transformed into an oasis of freedom and justice. I have a dream that my four little children will one day live in a nation where they will not be judged by the color of their skin but by the content of their character. I have a dream today.” „Ich habe einen Traum, dass sich eines Tages diese Nation erheben wird und die wahre Bedeutung ihres Glaubensbekenntnis ausleben wird: ‚Für uns soll als selbstverständlich gelten: Alle Menschen sind als gleich geschaffen.‘ Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können. Ich habe einen Traum, dass sich eines Tages selbst der Staat Mississippi, ein Wüstenstaat, der in der Hitze der Ungerechtigkeit und Unterdrückung verschmachtet, in eine Oase der Freiheit und Gerechtigkeit verwandelt. Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern allein nach ihrem Charakter beurteilt. Ich habe einen Traum, heute!“ 9 Körperstrafen in der (schulischen) Kindererziehung Als Strafmethode nicht nur in der schulischen Kindererziehung waren Körperstrafen in abgemilderter Form das wohl beliebteste Erziehungsmittel bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Diese Körperstrafen wurden in der Regel mit der flachen Hand, einem dünnen Rohrstock oder einem Lineal auf den Po, im Schulmilieu oft auch auf die ausgestreckte Hand des Kindes gegeben (so genannte "Tatzen"). Andere häufig gebrauchte Körperstrafen waren die Ohrfeige, die Kopfnuss, das Ziehen an den Haaren oder Ohren, oder das Knienlassen des Kindes auf einem dreikantigen Holzscheit. Die körperliche Züchtigung von Kindern und Heranwachsenden war in Westdeutschland in (insbesondere handwerklichen) Ausbildungsverhältnissen bis etwa 1960 und an Grundschulen bis etwa 1970 weit verbreitet. Auch die Übertragung des Züchtigungsrechts an Dritte (etwa an Nachhilfelehrer) war bis etwa 1970 sozial akzeptiert und nicht unüblich. In den meisten Staaten Europas hat sich jedoch seit etwa dem Ende des Zweiten Weltkriegs, vor allem in den 1960er/1970er Jahren und gestützt durch neue psychologische Erkenntnisse, die neue öffentliche Meinung durchgesetzt, dass Körperstrafen schädlich für die Entwicklung des Kindes sind und nicht mehr angewendet werden sollen. In der DDR wurden Körperstrafen an den Schulen 1949 abgeschafft, 1973 auch in der Bundesrepublik Deutschland. Jedoch erklärte noch 1979 das Bayerische Oberste Landesgericht, dass „im Gebiet des Freistaates Bayern (...) ein gewohnheitsrechtliches Züchtigungsrecht“ besteht. 1980 wurde die Prügelstrafe in Schulen auch in Bayern abgeschafft. In den meisten europäischen Ländern ist die Prügelstrafe in Schulen per Gesetz aufgehoben worden, in Großbritannien beispielsweise 1986. In den USA sind noch immer Körperstrafen an den Schulen in ungefähr der Hälfte aller US-amerikanischen Bundesstaaten erlaubt, werden aber praktisch nur noch in den ehemaligen Südstaaten angewandt. Diese werden in der Regel mit einem speziellen Holzpaddel („Paddle“) oder auch mit einem Lederriemen auf das Gesäß des Schülers gegeben („paddling“/“lashing“). In den betroffenen Bundesstaaten obliegt es dem jeweiligen Schulbezirk die Zulässigkeit, Anlässe, Umfang und Durchführungsregelungen für körperliche Bestrafungen festzulegen. In der Vergangenheit haben wiederholt Schulangestellte ihre Stellung verloren da sie gegen die entsprechenden Vorschriften verstießen. Im Bereich der familiären oder elterlichen Kindererziehung sind Körperstrafen mittlerweile in mehreren Ländern Europas per Gesetz verboten. So wurden in Schweden bereits 1979 Körperstrafen als Erziehungsmittel grundsätzlich illegalisiert. Dem Beispiel Schwedens folgten seither mehrere andere (v. a. europäische) Staaten, darunter die Schweiz, Island, Finnland, Dänemark, Norwegen, Österreich, Italien, Zypern, Kroatien, Israel und Litauen. Mit Änderung des § 1631 Abs. 2 BGB haben auch in Deutschland Kinder seit dem 6. November 2000 ein Anrecht auf gewaltfreie Erziehung, das heißt, auch Demütigungen sind verboten. Damit wurde das bis dahin bestehende elterliche Züchtigungsrecht aufgehoben. Körperliche oder seelische Misshandlungen von Kindern in der Erziehung hingegen sind in Deutschland bereits seit 1998 verboten. 10 In Großbritannien wurde ein Anhang zum britischen Kinderschutzgesetz der Eltern, welches das Schlagen ihrer Kinder generell verbieten sollte, im Jahr 2004 abgelehnt. Ein weiterer Antrag, der das Schlagen von Kindern unter Hinterlassung sichtbarer Spuren verbietet, wurde hingegen angenommen und trat im Januar 2005 in Kraft. Im Januar 2006 forderten die vier Kinderbeauftragten Großbritanniens ein totales Verbot von Gewalt in der Kindererziehung; diese Forderung wurde jedoch von der Regierung Tony Blairs abgelehnt. Entsprechende Gesetzesinitiativen in den USA sind im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte immer wieder gescheitert. Seit Anfang der 1990er Jahre gründeten sich dort Elterninitiativen die einem Verbot elterlicher Züchtigung entgegen traten. Redaktion: Julius Windhorst & Trudie Joras Kontakt Verleih: Arsenal Filmverleih Hintere Grabenstr. 20 72070 Tübingen Tel.: 07071-92 96 0 Fax: 07071-92 96 11 [email protected] www.arsenalfilm.de Pressebetreuung: public insight Asamstr. 4 81541 München Tel.: 089-48 99 71 88 Fax: 089-48 99 71 89 [email protected] www.publicinsight.de Ausführliches Pressematerial steht demnächst auf www.arsenalfilm.de zum Download bereit. 11