AUSderNo13inPOLPHILzuRAWLsLIBERALISMUSam16072004: Liebe Kommiliton(Inn)en ! Ja, Sie haben wahrscheinlich bemerkt, dass auch unsereiner sehr geschlaucht sein kann von so einem Sommersemester. – Wenn ich schon innerhalb der Theoriefelder stets die ganze Komplexität der Themen inhaltlich präsent haben will und muß, dann neige ich oft dazu, die äußeren Umstände und die formalen Bedingungen von gelingender Arbeit weniger zu beachten. Ich könnte Ihnen noch so viel erzählen, wie die sprichwörtliche Zerstreutheit von uns Geistesarbeitern innerlich zustande kommt. Sie ist auch Schutz gegen Überwältigung von außen überhaupt. Bei vielen cleveren Wissenschafts-Managern habe ich oft dann im Gespräch das Gefühl, dass sie den anderen Preis bezahlten: Sie sind kaum noch in den Inhalten, kennen ihren Stoff oft nur noch aus ihrer Erinnerung an ganz früher. Da bin ich – ehrlich gesagt – lieber zerstreut, und weiß warum. Nun gut. Das Vergessen der Protokoll-Vergabe war kein Beinbruch. Wir haben ein von mir durchgesehenes Protokoll aus dem WS 03/04. Wenn Sie sich jetzt noch überlegen, warum ich diesmal etwas häufiger die orinigal position, ihren historischen und systematischen Kontext erwähnt habe, auch, warum sie sich auch im Spätwerk ‚Politischer Liberalismus’ etwas abgewandelt hat, dann ergeben dieses folgende Protokoll und Ihre eigenen Aufzeichnungen vom letzten Freitag schon eine gute Grundlage für die Klausur. Bis Freitag ! Es folgt jetzt das Protokoll von LUTZ LANGE aus der 15. ÜberblicksVorlesung am 13.02.2004 zur Politischen Philosophie von JOHN RAWLS: (Lutz Lange hat hier meine Gliederung als Raster genommen und die einzelnen Stichpunkte mit seinen Notaten ausgefüllt. Sie füllen bitte auch Ihre Notate ein; Ich ergänze noch einige wichtige vergessene Punkte. LL hat das sehr pragmatisch und für unsere Zwecke sehr gut gemacht!!!) Titel: Totgesagte leben länger – Lernfähigkeit und Selbstkorrektur des Politischen Liberalismus in der Gerechtigkeitstheorie von JOHN RAWLS (einschließlich der Liberalismus-Kommunitarismus (=Rep.)-Debatte zwischen ca. 1980 und etwa 2000 in Amerika, Europa und zwischen beiden I - Vorbemerkungen DL: Bitte besorgen Sie sich eine Vorlesung zu Hannah Arendt in der Vorlesungsreihe ‚Moderne Politische Theorien’. Sie ist von ihrem Rang her durchaus einem John Rawls an die Seite zustellen, zumal auch sie – nur von der anderen Seite aus – eine Brücke zu schlagen versucht vom Republikanismus zur modernen Freiheitsproblematik. -2– I. - Warum die politische Philosophie nach dem 2. Weltkrieg erledigt erschien; oder: Kurzer Rekurs auf die us-amerikanische (Denk-)-Geschichte seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts: Wie kam es zu einer Renaissance des Liberalismus? Was ist der amerikanische Hintergrund dafür? Amerika hatte sich seit ca. 1850 vom europäischen Denkgeschehen abgenabelt. Mit dem Bürgerkrieg stellen die Amerikaner fest, daß sie spezielle, eigene Probleme haben. Die europäische Philosophie ist ihnen zu abstrakt, sie wollen eine Theorie finden, die viel pragmatischer auf die Erfordernisse ihres Alltags ausgerichtet ist. Es entsteht eine neue philosophische Richtung : Der Pragmatismus. Einige Vertreter sind Charles Sanders Peirce, William James und später John Dewey, in der Gegenwart Richard Rorty. Große Anregungen für den Pragmatismus kamen von Kant und Schopenhauer. John Stuart Mill beeinflußt als englischer Konsequenzialist den Pragmatismus. Er hat u.A. ein Werk über den Utilitarismus geschrieben. Das Motto des Utilitarismus läßt sich mit dem Satz „The greatest good, for the greatest number of people“ auf den Punkt bringen. Auch der Pragmatismus ist immer auf praktischen Nutzen ausgerichtet und knüpft an den Utilitarismus an. Exkurs: U: zw. principialistischem Denken (vom Prinzip =Anfangsgrund ausgehen……s.o. Kant……) konsequenzialistisches Denken (von der Konsequenz eines Handels ausgehen……s.o. Mill u.a…….) Diese Philosophie findet ihren Niederschlag auch im Logischen Empirismus. Logischer Empirismus hält sich an ein Sinnkriterium. “Der Sinn einer Aussage besteht darin, daß sie einen empirischen Sachverhalt zu Ausdruck bringt. Bringt eine Aussage keinen solchen empirischen Sachverhalt zum Ausdruck, so hat sie keinen Sinn.“ (nach Rudolf Carnap). Damit gelten all die konstruktivistischen Sätze der kontrakt. Politik-Philosophie als irrationales Gequatsche, weil sie das Sinnkriterium nicht erfüllen. Die sittlichen und moralischen Urteile aus der Staats-, aus der Rechts- und Moral-Philosophie gelten als wahrheitsunfähig. Diese Grundeinstellung gegenüber den normativen Theorien hat lange durchgehalten. Fazit aus dieser Zeit: Im logischen Empirismus gelten praktische Sätze nur mit technischem Inhalt als wahrheitsfähig. Memo: Theorie ist aber ein Begründungsgebilde und wenn man den normativen Theorien die Begründbarkeit abspricht dann braucht man sich mit ihnen nicht mehr befassen. Diese Grundhaltung hat lange durchgehalten und ihren Ausdruck z.B. im Behaviorismus gefunden. Sie hat die Frage nach der Einrichtung von Gesellschaft, Politik und Herrschaftsverhältnissen lange Zeit in den Hintergrund treten lassen. -3– II. - The war-induced recourse to and recovery of political and moral-philosophy after WW II, especially after the Vietnam-War. Die Frage ist nun: Was hat diese Stagnation aufbrechen lassen? Der erste/zweite Weltkrieg waren für Amerika noch kein Anstoß, da die Amerikaner hier nicht schuldhaft beteiligt waren, sondern eher nur in der Rolle der Befreier. Erst der Indonchina- und der sich anschließende Vietnam Krieg (zus. zw. 1946-75; wieder ein 30jähriger Krieg !!!DL) rütteln die Amerikaner wach und geben ihnen neue Impulse, auch über ihr eigenes Gemeinwesen und die in ihm verborgenen , aber jetzt zutagetretenden Defekte in der tieferen Gesellschafts- und Politik-Struktur nachzudenken. III - The (post-puritan miracle) from New England (US) : The renewal of Political Philosophie in 1971: ‚A THEORY OF JUSTICE’ by J O H N R A W L S: Zitat von Peter Laslett (1956): „Political philosophy is dead“. Über dreihundert Jahre hat es politische Philosophen gegeben, diese Tradition ist abgebrochen und für den Augenblick ist die Politische Philosophie tot.“ A - Leben und Werk John Rawls wird 1921 in Baltimore, Maryland geboren. Er kämpft zwischen 1943. bis 1946 im pazifischen Krieg. Anfang der 50er geht er an die Universität. Er stand dort dann vor der Aufgabe mit zu entscheiden, wer vor Einberufungen verschont (=Unabkömmlichkeit vom Studium)werden soll. Das ist für ihn eine ungeheuerlich, unmögliche Aufgabe. In welche geistigen Traditionen hätte Rawls eintreten können? : 1) Wohlfahrtstotalitarismus (Rawls sagt nein, Gründe siehe unten) 2) europäischer Existenzialismus oder Marxismus (R: nein) 3) traditionellen liberalen Kontraktualismus (ja, weil: ) Rawls hält nur den Kontraktualismus für anknüpfungsfähig. Der Kontraktualismus ist für ihn leistungsfähig und heuristisch erkenntnisträchtig. Das vertragstechnische Paradigma hält er für modernisierungsfähig, man kann es. z.B. um Elemente der Spieltheorie und der Social Choice Theorie ergänzen. Nach ca. 20 Jahren Arbeit veröffenlicht Rawls dann 1971 seine „A Theorie of Justice“. In ihr bekräftigt er die bürgerliche Freiheitsorientierung, die individuelle Autonomie, Toleranz, soziale Gerechtigkeit und Unparteilichkeit als Fairneß. -4– Sein zweites Argument für den Kontraktualismus ist das Potential der Idee der Rechtfertigung. Er möchte eine durch alle anerkennungsfähige Verhaltensnormierung und Freiheitsbeschränkungen begründen und erst wenn sie begründet sind kann man sie den Menschen zumuten. Er beschäftigt sich vor allem mit dem Freiheits- und mit dem Gleichheitsprinzip, vermittelt über das Problem der Gerechtigkeit. Das Freiheitsprinzip muss aber auf sich selbst historisch reflektieren – Warum sind durch Freiheit denn nicht immer idyllische Verhältnisse entstanden? Rawls will die beiden Prinzipien miteinander verbinden und vor allem das Gleichheitsprinzip in Richtung auf ein Sozialprinzip verändern und modernisieren. Deswegen hat man ihn auch oft einen Sozial- Liberalen genannt. Er möchte einen Liberalismus konstruieren, der auf sich selber reflektiert, der seine historischen Folgen betrachtet und diese prinzipiell(also am Anfang schon) korrigiert. Er will also einen historisch sozialen, verantwortlichen, reflexiven Liberalismus, der sich auf die Urintentionen der bürgerlichen Gesellschaft, nämlich Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit(fraternité) bezieht Am Ende eines gesellschaftlichen Prozesses muß die Verteilung immer in der Weise gerecht erfolgen, dass in der nächsten Generation von Menschen jeder wieder eine gerechte Ausgangschance erhält. . Rawls will nicht an den Utilitarismus anknüpfen. Warum nicht ? Er kritisiert dessen Aggregationsprinzip (siehe Patientenbeispiel) Bitte hier unbedingt das Patientenbeispiel einfügen aus Ihren Notaten. (Dort hatte sich die Gesamt-Nutzen-Bilanz von 3:2 hin auf 4:1 ‚verbessert’, aber man hatte einen Menschen als Mittel (Organlieferant) benutzt, um zwei andere Menschen ‚zusammenzuflicken.’-Der Utilitarismus hat keine prinzipielles Argument dagegen, weil er ganz konsequenzialistisch nur auf die Gesamtbilanz am Ende schaut: auf 4:1, statt 3:2. Man kann nach Rawls nicht Gut und Böse oder Vorteile und Nachteile gegeneinander aufrechnen. Sie sind meist inkommensurabel. Hierin steckt das Wort mensura =Maß) D.H. der Utilitarismus versucht häufig, verschiedene Dinge, Werte usw. auf das alleinige Maß des Nutzens zu beziehen, was aber den Dingen, z.B., wenn Menschen und ihr Schicksal beteiligt sind, völlig unangemessen ist. Fügen Sie bitte oben die kant’schen Argumente gegen den Utilitarismus an dieser Stelle ein. Rawls übernimmt vor allem dieses anti-utilitaristische Denken von Kant. Auch das utilitaristische Moralprinzip, in dem es egal ist ob man Gutes durch Handeln oder durch Nicht-Handeln erreicht, hält er für nicht gerechtfertigt. Rawls kritisiert insbesondere das Unrecht des Aggregationsprinzips im Utilitarismus. Jedem Menschen muss Recht widerfahren und das Recht kommt nach ihm vor dem Nutzen den das Unrecht an einer jeden Person haben könnte. Dabei denkt Rawls an das Unrecht das den einfachen Menschen wie -5– z.B. den Soldaten im Vietnam Krieg (und ihren Gegnern auf der anderen Seite der Front) widerfährt. In ihrem Namen versucht er eine neue Theorie der Gerechtigkeit zu entwerfen. Rawls kommt aus einer sehr (post-)-puritanischen Familie, aus diesem Hintergrund schöpft er seine Motivation ähnlich wie das auch bei Kant (aus dem Pietismus) der Fall war. Zwischen 1939 bis 43 macht er seinen Bachelor, kämpft dann bis 1946 auf den pazifischen Kriegschauplätzen, dann arbeitet er in Princeton als Dozent, geht 1953 an die Cornell Universität, 1960 ans M.I.T. und 1962 nach Harvard. Seine Therory of Justice erscheint 1971. Nach vielen Reaktionen (zwischen 1975-1979) gibt er 1993 eine Revision unter dem Titel ‚Politischer Liberalismus’ heraus. Im Jahre 2002 stirbt er. 1962-1971 erreicht der Vietnam-Krieg seinen Höhepunkt. Rawls Ausgangsfrage war : Wie kann von meinem Land – das ja eine Verfassung hat, das sich für einen Rechtsstaat hält, das sich für liberal hält….. - soviel Unrecht ausgehen?. Warum lebe ich in diesem Lande? Mein kleines scheinbar unschuldiges Wesen, nimmt an allen Vorteilen dieser Gesellschaft teil, die aber auf der anderen Seite so viel Unrecht produziert. Er will nicht indirekt profitieren und es geschehen lassen, daß sein Land in anderen Teilen der Welt so ungerecht handelt. Er will ein Land haben von dem er weiß: Wenn die Institutionen grundsätzlich richtig funktionieren dann können sie keine Ungerechtigkeiten produzieren wie z.B. diesen Krieg. Er fragt nach einer Gesellschaft und danach wie man in einer Gesellschaft Institutionen so strukturieren kann, das von ihnen kein Unrecht ausgeht. „Justice is the first virtue of social institutions“. = heißt Ausgangs(+Ziel)-Orientierung Für Rawls gibt es einen wichtigen Unterschied zwischen einer Gerechtigkeitslehre einerseits und der Ethik auf der anderen Seite. Die Gerechtigkeitslehre befasst sich damit wie man die Institutionen so einrichten kann dass nur Gerechtigkeit entstehen kann. Die Ethik sagt wie die Menschen handeln sollen. Innerhalb des Institutionengefüges nun befasst sich Rawls zuerst mit der Grundordnung dieser Gesellschaft.= b a s i c s t r u c t u r e. Hierfür nennt er vier Gründe : 1. Er will nicht in einer Gesellschaft leben in der es sinnvoll ist zu lügen. Das Glückskriterum muss weg aus der Debatte um die Institutionen. Statt ein Handlungsmodell auszuarbeiten muss man ein Institutionenmodell erstellen. Wir brauchen eine Gerechtigkeit in der Gesellschaft die niemals durch Verletzungen ihrer Institutionen, sondern durch Einhalten dieser Institutionen und ihrer Regeln befördert wird. 2 Moderne Gesellschaften sind komplex. Man kann sich z.B. gegenüber der Armut nicht individuell verhalten. Man muss auf die sozialen Strukturen selbst einwirken. Wenn man das nicht tut, wird man mitverantwortlich für die Armut. Auf die sozialen Strukturen kann man nur einwirken, indem man sich eine institutionalistsche Perspektive verschafft und auf soziale Reformen der grundlegenden Institutionen der Gesellschaft drängt. Diese Perspektive bringt drei Vorteile mit sich : 1. Sie erlaubt die politische Lokalisierung der Moralphänomene. -6– 2. Sie erzeugt die Möglichkeit der Veränderung.(verhindert ihre Perpetuierung) 3. Sie entlastet die einzelnen Subjekte, die sich völlig selbst überfordern, wenn sie stets versuchen, individuell und charitativ auf gesellschaftliches Elend zu reagieren. 3. „overlapping consensus“: Nach Möglichkeit soll man eine Gerechtigkeitslehre finden in der alle Menschen zusammenleben könne. Man darf nicht einen „modus vivendi“ .-- ein Stillstellen der Probleme -- anstreben, denn in diesem setzen sich immer die Stärkeren durch. Wenn alle einer neuen Institutionenordnung zustimmen sollen, dann müssen wir diese Ordnung vernünftig begründen, denn Konsens ist nur möglich durch Begründung und Rechtfertigung. Er versucht seine Theorie möglichst einfach zu halten. Deswegen geht er von sechs methodologischen (nicht inhaltlichen) Idealisierungen (=anfänglichen Vereinfachungen) aus, die man später, wenn erst mal eine Begründungsbasis gefunden ist, aufheben kann: a b c d e f Er beschränkt sich auf ein System, nämlich auf die USA die er vor sich hat, die er kennt, und die sich seit über 200 Jahren nach der Verfassung konsolidiert haben.. Er beschäftigt sich nicht mit Behinderungen wie Verbrechen und Kriminalität. Er nimmt an das genügend Güter vorhanden sind, es aber keinen Überfluss gibt. Er beschäftigt sich nur mit der basic stucture. Es sollen erst einmal keine Vergleiche angestellt werden. Er wählt einen immanenten Ansatz, eine Revolution nach marxistischem Vorbild lehnt er ab, weil sie den obersten Wert der Freiheit zerstört, zudem viel mehr Probleme neu schafft als alte löst . 4) ‚Reflective equilibrium’ As we will see later, also Rawls attempts to justify general principles on the grounds that they accord with our intuitive judgements concerning particular cases. Even if it has to be conceded that our unreflective intuitions may be confused or insconsistent. However, by successfully advancing principles which seem to accord with most of our intuitions and re-examening any conflicting intuitions in the light of those principles, we may hope to move step by step towards a position of ‚reflective equilibrium’, in which our considered intuitions are fully in harmony with our considered principles. Whether the principles thus emerging would therefore be justified, is a disputed issue, for the clarification of that we have to put forward a intellectual experiment of the assumtion of an ‚original position’……….. -7– A. - Anknüpfung an die kontraktualistische Tradition; John Rawls als 5. großer Vertragstheoretiker (nach Hobbes, Locke, Rousseau, Kant), diesmal aber in der Tradition Immanuel Kants.) Rawls knüpft an die Vertragstheorie an. Sucht mit ihr die Begründung von Prinzipien nach denen diese Institiutionen funktionieren sollen. Das kontraktualistische Schema bestand ja allgemein aus: 1) Ausgangszustand, 2) Einigungsprozedur, 3) Ergebnis des Vertrags. Original position (Urzustand) Die Original Position ist unser Ausgangszustand,abera er ist kein Naturzustand(wie bei Hobbes etc.) , er ist ein gesellschaftlicher Zustand als kooperatives System. In diesem kooperieren gesellschaftlich hoch entwickelte , kognitiv durch-zerebralisierte Individuen (studierte, promovierte und praxis-erfahrene Menschen) miteinander. In diesem Urzustand geht es zudem nicht nur um materielle, sondern auch um immaterielle Güter, es geht z.B. auch um Rechte, um Pflichten, um Lebenschancen und um Selbstachtung. a - Veil of ignorance (als Garant der Unparteilichkeit – DL: Ein GenieBlitz) Wie findet unter diesen hoch entwickelten Menschen die Einigungsprozedur statt? Diese Menschen müssen sich überlegen, wie sie sich den Übergang von einem Ist-Zustand in eine well-ordered Society wünschen. Aufgabe für die Philosophie ist es herauszufinden welche Grundsätze hierbei beachtet und befolgt werden müssen. Gerechtigkeit ist eine Verteilungsgerechtigkeit. Wie kann ich denn die primary social goods gerecht verteilen? Dazu sollen Prinzipen aufgestellt werden. Die gedachten Bewohner des Urzustands sollen sich quasi eine Verfassung wählen. Das ist eine Anknüpfung an 1787. Diese Verfassungswahl findet normalerweise zwischen normalen Menschen statt, die ja für sich selbst immer das Beste wollen. Damit kann es aber nicht zu einer nach Rawls idealen Verfassung kommen. Denn Menschen versuchen stets auch bei einer Verfassung für ihr späteres Leben unter dieser Verfassung eine vorteilhafte Situation sich zu ergattern. (Rawls sagt es zwar nicht so wörtlich, weil in US-Amerika die Verfassung auch zu den fast heiligen Gütern der Nation gehört – aber diese Verfassung kann durchaus – wie wir anhand der Interpretation der Federalist Papers gesehen haben - als Beispiel für die parteiliche Übervorteilung einer großen Gruppe der Bevölkerung durch eine kleine, gut organisierte Gruppe von Geist- und Geld-Aristokaten aus VA/US interpretiert werden). Den folgenden Schritt in seiner gedanklichen Konstruktion der Original Position unternimmt Rawls also , um die Unparteilichkeit = Fairness der Grundordnung der Verfassung sicherzustellen.:: Dies ist ganz wichtig zu beachten!!!!!!!!!!!!! -9– Deshalb führt Rawls einen Veil of Ignorance ein. Das ist ein Schleier, der die individuellen Wünsche der Menschen ausblendet, er entindividualisiert die Menschen. Er verhindert Parteilichkeit. Durch den Schleier wissen diese Menschen nicht mehr, an welcher Stelle in der neuen institutionellen Ordnung sie stehen werden. Der Schleier zwingt sie zu einer transsubjektiven Perspektive, da sie nicht wissen wer sie sind und sein werden. Sie müssen sich nun den Kopf der Allgemeinheit machen. Es könnte ja sein, daß sie hinterher in der schlechtesten Position der zu schaffenden Gesellschaft stehen. Die Urzustandsbewohner sollen sich also Gedanken manchen wie die Menschen an der schlechtesten Position in der Gesellschaft (worst-off people,z.B:. Jüdische leprakranke behinderte schwarze Frau in Lagos- bitte dies soll nicht zynisch klingen, sondern nur Rawls’ Denkweise verdeutlichen): Jeder der Bewohner kann in der späteren post-original-position: diese vorläufig nur erdachte worst-off-Person sein; also wird sich jeder Bewohner der original position sich Regelungen der Gesamtgesellschaft zu er-denken, die das Leben der worst-off-people noch erträglich, möglichst sogar auch lebens-wert macht !!!!!!!!!!!!!!!!!!) wohl noch am besten stehen könnten. (Dies ist gemeint, wenn wir davon sprechen, dass Rawls hier den alten Liberalismus sozial korrigiert) Rawls nennt dies übrigens die Maximin-Regel: That’s one of the Game- and decision-theoretical strategies which require one to make one’s worst possible outcome as good as possible, that is: to maximize the minimum This maximin grounds Rawls’s ‚difference-principle’, that political institutions should make the position of the worst-off-group as as possible. DL: Es folgt ein Lutz-Lange-Satz: Es geht also darum die Gesellschaft aller möglichen Gesellschaften zu finden in der die schlechtesten Positionen noch am besten wegkommen. Rawls will die Urzustandsbewohner dazu bewegen wahrhaft universelle Prinzipien zu finden, die für alle das Gleiche bewirken. DL: Nein, das glaubt auch Rawls nicht. Das wäre Kommunismus, den er nicht will, weil er vielen auch die Freiheit nimmt. Rawls weiß, dass es auch in der späteren Gesellschaft ungleiche Positionen geben wird. Aber auch die schechteste, die worst-off-Position soll noch ein menschenwürdiges und erstrebenswertes, nicht in den Selbstmord führendes Leben ermöglichen. Vor allem soll diese worst-off-position die Chance enthalten, sich wieder aus ihr herauszuarbeiten (siehe die späteren Ausführungen zur Chancengleichheit) Und: Jede Veränderung der Gesellschaft soll immer nur so erfolgen, dass gerade jene worst-off-people nicht schlechter, eher sogar stets etwas besser gestellt - 10 – werden. Das Ergebnis der Überlegungen im Urzustand: Die Zwei Prinzipien zur Freiheit und zur Gleichheit. Welche Prinzipen werden die Urzustandsbewohner wählen? Rawls kömmt zu dem Schluss daß sie eine Gleichverteilung der immateriellen Güter, aber eine Ungleichverteilung der materiellen Güter wählen werden. 1. - Das erste und höher-rangige Freiheitsprinzip (Immaterielle Güter) : „Jedermann soll gleiches Recht haben auf das umfangreichste System gleicher Grundfreiheiten haben, das mit dem gleichen System für alle anderen verträglich ist.“ (TdG, S. 81) 2. - Das zweite Gleichheits- und Differenzprinzip (materielle Güter) : „Soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten sind so zu gestalten, dass a) vernünftigerweise zu erwarten ist, dass sie zu jedermanns Vorteil ist, und b) sie mit Positionen und Ämtern verbunden sind, die jedem offentstehen.“ (TdG, S. 81) Die Legitimation des Differenzprinzips liegt in der Notwendigkeit für gesellschaftliche Produktivitätssteigerung. Die gesellschaftliche Arbeitsteilung führt zu höherer Produktivität indem sie unterschiedliche Begabungen heranzieht und zur Wirkung kommen lässt. Dadurch entsteht ein „elevator effect“(Aufzug – die aufwärtsgerichtete Kraft des Kapitalismus) . Rawls würdigt hier also die produktivitätssteigernde Eigenschaft des Kapitalismus und sagt, wir müssen uns diese zunutzemachen. Betrachten wir die Verteilung von Gütern. Diese sollen so verteilt werden, daß denen, die die Güter besser nutzen mehr Güter zur Verfügung gestellt werden. Sie sollen jedoch nur soviel mehr bekommen, das dieses Mehr denjenigen die weniger bekommen nicht schadet.(100 Dollar, und Organisations-Talent/Fabrik BSP.) Wenn Person A aus der Verwendung (Investition) eines mehr an Gütern einen Mehrwert erzeugen kann, so ist das für Person B die das von ihrem Know-how her nicht kann eventuell von Vorteil, zumindest jedoch nicht von Nachteil. Rawls will also die unterschiedlichen Begabungen der Menschen ausnutzen. Dazu braucht er die Ungleichverteilung der materiellen Güter. Diese darf nur niemals zum Nachteil der „worst-off people“ werden. Noch mal zur Verdeutlichung dessen, was hier gemeint ist: Die Gesellschaft hat eine Summe von Mitteln zur Verfügung und soll sie unter zwei Personen verteilen. Der eine Mensch A ist hoch begabt, ausgebildet und unternehmungslustig, hat Investitionspläne. Der andere Mensch B ist weniger begabt, - 11 – nicht gut ausgebildet und hat ganz vorwiegend nur Konsumpläne. Gibt die Gesellschaft nun jedem das Gleiche, dann verbraucht B sofort alles, aber A hat nicht genügend für seine Investition. - Gibt die Gesellschaft nun A mehr als B, aber so, dass B nicht schlechter gestellt ist als (real) vorher, dann hat A etwas für technologisch-ökonomische Investitionen übrig, bei deren (unterstellt)erfolgreicher Allokation er zur Steigerung des BSP beiträgt, von der auch B letztendlich dann profitiert, wenn die Gesellschaft im nächsten Verteilungsdurchgang ihn daran partizipieren lässt, aber wieder A etwas mehr gibt, damit beim nächsten Mal wieder……..usw. (DL: Das einzige, aber riesige Problem ist dann aber: es muß jemanden geben, der in jedem Verteilungsdurchgang dafür sorgt, dass die worst-off-people an der BSP-Steigerung der letzten Runde auch partizipiert. Dazu braucht man z.B. ein bisschen mehr Staat als es ihn diesen Bereichen z.B., in den USA gibt. Der Markt regelt das nicht. Und die best-off-people tun das nicht von alleine. Dagegen sprechen fast alle historischen Erfahrungen. Und dass die best-off-people dazu neigen, solche Gewinne eher bei sich zu halten als sie zumindest teilweise zu verteilen, das haben wir schon oft konstatiert. ---Rawls wird auch wegen seiner diesbezüglichen, aber nur sehr ansatzweisen Ideen : ein Sozialdemokrat (typologisch gedacht) genannt. Ja, wie macht man so etwas ? Ohne einerseits die Initiativkraft von A zu ruinieren, ohne andererseits aber auch das gesamt System bürokratisch so zu ersticken. (z.B. heutige BRD), dass B auch nicht mehr viel davon hat. Überlegen Sie sich bitte mal systemisch was Neues!!!!!!!! Nicht nur nach starken Gewerkschaften rufen und nach Klassenkampf rufen, Sie !!!!!.:( Recapitulation of the ‚Difference Principle’: This princiople, proposed by John Rawls, that economic and social advantages for he better-off members of a society are justified only if they benefit the worst-off. For example, differences in income, wealth and status among different professions and social groups can be defended as just only if they are produced by a system of incentives,market forces,and capital accumulations whose productivity makes even unskilled workers better off than they would be in a more equal system. Rawls continues to argue that the more fortunate cannot be said to morally - 12 – deserve either their inherited wealth ort he natural talents that enable them to command higher pay in the labor market, so the hjustification for an economic system which rewards people unequally: must come from ist benetfits to everyone. This is a stronly egalitarian principle, which doesn’t permit inequalities even if the advantage to the better-off is greater than the disadvantage to the worst-off. It also denies that people are naturally entitled to the product of their natural abilities. The Difference-Principle has therefore drawn resistance both from utilitarians and from those liberals and libertarians who believe that inequalities resulting from natural endowments, are not morally arbitrary and require no further justification. While Rawls helds the sum of natural and birth-given talents as a ‚common asset’, libertarians think them aprivate-ownded asset to capitalize on privatly. Forts. LL: Wenn man dieses Differenzprinzip aufnimmt dann hat man laut Rawls die Wahl zwischen zwei Systemen: 1) liberale Freiheit und Gleichheit 2) demokratische Freiheit und Gleichheit Rawls ist gegen das System der einfachen liberalen Gleichheit und Freiheit, da dabei zu viele Unwägbarkeiten eine Rolle spielen. Da sind Geburtenschicksal und Begabungslotterie der Natur zu nennen, die dazu führen, daß immer eine Gruppen von Menschen aus dieser Gleichheit ausgeschlossen wird, andere hingegen davon unverdient profitieren. . Rawls plädiert für demokratische Gleichheit. Er tritt für die Egalisierung unverdienter natürlicher und sozialisationsbedingter Ausgangsbedingungen ein. (Vergl. den obigen ‚common asset’ – gem.gesellschaftl. Vermögensfonds ; und bitte beachten Sie, dass er an dieser Stelle schon sehr kommunitar.-republikanisch argumentiert, und zwar in demokratischer . Perspektive von liberaler, aber nunmehr auch von demokratisch hergestellter Chancengleichheit!!!!- Rawls hat gelernt, von wem, s.u.) Exkurs (Leben) : Anfang: Chancengleichheit (Gem. Talente-Ausgleich durch bes. gem Förderung….. Ende: Verteil-Gerecht. (und zwar so, dass in der nächsten Gen. wieder Chancengleichheit da ist. (Erbschafts-Steuer ????) - 13 – Das Gesellschaftssystem muss dafür sorgen, daß alle Menschen die gleichen Chancen bekommen und also diese Ungleichheiten ausgleichen. Aufgrund dieser Forderung spricht man auch von einem Egalitären Liberalismus bei Rawls. Diese Forderung ist ganz entgegen die Vorstellungen der Libertarians gerichtet, welche meinen, daß jeder Mensch seine Gewinne aus der natürlichen Lotterie zu seinem eigenen Vorteil nutzen können soll. Bei Rawls sollen alle Menschen auf das gleiche Chancenniveau gehoben werden. B. - Rawls Selbsteinordnung in die Positionen der Theorie-Debatten: a - Rawls Kritik am Utilitarismus (siehe oben) b - Prozeduralismus (siehe oben) c - Der Vorrang des Rechts vor dem Guten. (siehe Prinzipen oben) d - Die vier Stufen bei der Praktischen Verwirklichung der TheorieResultate Zu d: Die Umsetzung soll in 4 Stufen geschehen. Durch diese Stufen hindurch wird der veil of ignorance allmählich, von Stufe zu Stufe mehr gelüftet. 1. Stufe: In der ersten Stufe sind die Menschen noch im Urzustand. Sie haben keine individuellen Kenntnisse. Sie wissen nicht wer sie sind, sind aber trotzdem hoch gebildet und beraten über die Prinzipen einer idealen Gesellschaft. Herauskommt ein Modell von gerechter Gesellschaft, das durch seine Entstehungsprozedur, vor allem durch die Wirkung des Veil of ignorance eine gerecht=faire Ausgangsstruktur für alle Menschen enthält, ob sie nun begabter oder unbegabter auf die Welt gekommen sind, ob sie stärker unternehmungsinteressiert sind oder weniger……(Aber für selbst-zu-verantwortende Fehler, z.B. Faulheit, alle vom Willen abhängenden Nicht-Inititativen, z.B. zur eigenen Fortbildung etc……..= bleibt die Folgenlast beim ent-sprechenden Individuum…..)Allgemein gilt: Alle Menschen müssen ihre vorhandenen Kräfte anstrengen. Es gibt kein Faulheits- oder Golfspiel-Prämien….) 2. Stufe: In der zweiten Phase befinden sich die Menschen in der verfassungsgebenden Versammlung wie z.B. 1787 in Philadephia. Sie setzen die Prinzipen aus der ersten Stufe in eine Verfassung um. Da die Verfassungsgeber noch immer keine Ahnung haben, wer sie in der zukünftigen Gesellschaft sein und wo sie stehen werden, wird diese Verfassung ebenfalls unparteilich und neutral formuliert. Sie bevorzugt keinen Menschen vor dem anderen. Rawls’ Hintergrund - 14 – dazu ist (natürlich) eine gewollte Korrektur der (zB. Fed-Pap.-)Parteilichkeit der amerikanischen Verfassung, die nicht nur ihm viel zu ökonomisch-liberal ausgefallen war.. 3. Stufe: Eine Legislative stellt nun Gesetze auf. Den Menschen wird weiter der Schleier gelüftet. Sie haben schon eher eine Idee wer sie in der Gesellschaft sein werden. Aber weil Gesetze auf der guten, und neutral-unparteilich formulierten Verfassung aufbauen, werden auch sie(Gesetze) selber auch neutral und unparteilich und z.B. vom Supreme-Court jeweils an der obigen Verfassung und deren urzu-ständlich gefundenen Prinzipien bemessen, bewertet, bestätigt oder abgelehnt. 4. Stufe: 1. Der Schleier wird ganz gelüftet. Die Menschen sollen jetzt ganz wissen wer sie sind. Justiz und Verwaltung setzen nun die Gesetze und die Verfassung um. Der Schleier hat seine Funktion erfüllt. Er hat sichergestellt, daß die Verfassung und ihre Prinzipien neutral und fair sind. (---Gerechtigkeit als Fairneß – prozeduralistisch durch diesen langen Wegund seine umständlichen Prozeduren gefunden….Verachten Sie mir bitte nicht diese Prozeduren….eine unmittelbare Zugreifgerechtigkeit gibt es wahrscheinlich nicht.) III. - Die Gegner brauchen Jahre zum Luftholen, dann meldet sich der Republikanismus unter dem Namen des Kommunitarismus zu Worte: - Die Liberalismus-Kommunitarismus-Debatte Statt vom Individuen gehen die Kommunitaristen von der Gemeinschaft und vom Guten Leben aus. Das Gute soll bei ihnen Vorrang vor dem Recht haben. (Ein alter Streit zwischen Liberalen und Kommunitaristen) Einige Vertreter : Michal Sandel Martha Nussbaum, Michael Walzer, Charles Taylor…..Hier nur einige Auszüge und Beispiele. Michael Sandel ‚ ’Liberalism and the limits of justice’ (1982) Sandel wirft Rawls vor er arbeite mit dem Bild eines ungebundenen Selbst (the unencumbered self), wir sind aber alle irgendwo eingebunden. Hier sieht man, daß Sandel gegen den Konstruktivismus ist. Er möchte lieber an reale Strukturen anknüpfen.(Siehe unsere früheren Protokolle zu dieser Differenz) Sein zweiter Einwand ist, daß das losgelöste Selbst niemals sozial agieren kann. Außerdem verhalte sich Rawls Liberalismus parasitär gegen die Gemeinschaft, er nutzt was er vorfindet und regeneriert es nicht im gleichen Maße. - 15 – Zweiter Autor : Michael Walzer: Spheres of Justice 1985 (wichtigster Gegenspieler von Rawls) : 6 Punkte zu Walzer in Bezug auf Rawls: 1. Er geht nicht nur von Prinzipien aus, sondern von gemeinsamen kulturellen und sozialen vor allem von realen Ressourcen. Versucht auch an Dinge anzuknüpfen. Er geht von den Alltagsurteilen der Menschen aus, vom „common sense“ Unsere Theorien müssen mit diesem common sense kohärent sein. Sie dürfen nicht losgelöst sein, nicht abstrakt stehen bleiben. 2. Man darf nicht so sehr die ganze Welt betrachen. Man muss vielmehr die einzelnen Sphären der Gerechtigkeit betrachten. 3. Hauptargument: Man soll keine neuen Regelungen erfinden, sondern man muss die alten Regelungen neu interpretieren. Daraus muss man Anknüpfungspunkte gewinnen. 4. Das Ziel der politische Philosophie ist für ihn nicht so sehr die Konstuierung des Selbst sondern mehr die Beachtung der Verbindungen zwischen den Menschen. 5. 6. Die Gerechtigkeit ist nur in den Sphären der Gesellschaft vorhanden, man kann sie nicht als universal betrachten. Nich so sehr vom self-esteem sondern vom self- respect der und unter den Menschen ausgehen. DL: Bitte bei Interesse diese Dinge genauer studieren ! Und Ihre Notate einfügen. IV. - RAWLS’ Modifikation seiner Gerechtigkeitstheorie hin zu einer Lehre des ‚Political Liberalism’ (1993) Was lernt Rawls aus dieser Debatte? Wie reagiert er auf diese Einwände? Sein früherer Ansatz hat zu sehr auf eine homogene Gesellschaft gezielt. Man muss viel mehr auf das Faktum des Pluralismus Rücksicht nehmen. A. - Worin verändert sich die Gerechtigkeitslehre? Es ergeben sich 9 kleine Revisionen (Beispiele für die Lernfähigkeit des pol.Liberalismus!!! Vergleichen Sie hier den Titel der Vorlesung) 1. Wir müssen noch mehr zu Kant zurück. Wir müssen darauf achten uns moralisch zu vervollkommnen und unsere Fähigkeit zur Selbstachtung schulen. (DL: Was hilft aller Reichtum und Gewinn, wenn wir uns selber fühlen und benehmen wie unsere eigenen domestizierten Haus-Schweine) 2. Die Gerechtigkeitstheorie soll eine politische Gerechtigkeitskonstruktion sein. Sie muss also bewertet werden nach dem, was sie politisch leistet (Deshalb politischer Liberalismus). Sie kann nur etwas leisten bei der Herstellung eines Konsensus. Sie soll dem overlapping consensus herstellen. Alle Bürger müssen in der Lage sein, diesem aus Einsicht und Vernunft zuzustimmen.(welche anderen umfassenden Weltanschauungen sie auch sonst haben mögen) - 16 – 3. Die im Urzustand gefundenen Prinzipien sollen möglichst mit den Alltagsurteilen des common sense der Menschen kohärieren. Diese Kohärenz ermöglicht auch ein vernünftigeres Zusammenleben der Menschen in einer pluralistischen, multikulturellen Gesellschaft. (in der dann – wenn dies Grundstruktur politisch-konsensuell geregelt ist – die Menschen natürlich für sich ihre ‚comprehensive Ideas’ für sich verfolgen können. An diesem Punkt geht Rawls also deutlich auf die Kommunitaristen ein. (DL: Man könnte auch sagen: Rawls geht – platonisch gesprochen – in die Höhle zu den dort normal lebenden Menschen zurück, findet seine Prinzipien im Einklang mit ihnen, statt ihnen von außen, von oberhalb der Höhle abstakte, den Menschen erst mal fremde Prinzipien mitzubringen) 4. Wir verlassen jetzt die ‚mystische’ Sphäre des Urzustandes, denn Prinzipien sollen nun öffentlich erörtert werden. Anregungen dazu kamen u.a. von Habermas: „Strukturwandel der Öffentlichkeit“. (Die Idee selber kommt von Kant, Zum ewigen Frieden) 5. Gerechtigkeitsbegriff wird erweitert. Es geht nicht mehr nur um Verteilungsgerechtigkeit bei den Ergebissen. Es geht nun um eine allgemeine Verfahrensgerechtigkeit auf dem Wege und um eine Chanchengerechtigkeit auch am Anfang des Prozesses. Rawls geht aber nicht so weit, das Erbrecht anzutasten, mit deren Abschaffung man vielleicht eine generationen-übergreifende Gerechtigkeit hätte schaffen können. Rawls weiß, dass er in Amerika lebt und diese Theorie entwickelt. Beim Thema Geld, Eigentum erc. werden Amerikaner sehr ungeduldig) (Bitte bangen Sie mir mir darum, dass wenn John Kerry wirklich ernsthaft Sozialreformen vorschlägt und dafür eine Mehrheit bei den Wahlen zu gewinnen ‚droht’, dass er keinem Attentat zum Opfer fällt wie J.F.Kennedy und viele andere) 6. Menschen sollten ihr Glück auch verdient haben. Verdient haben es diejenigen, die an der Gesellschaft und ihrer Gesamtproduktivität gemäß ihrer besten Anstrengung mitgewirkt haben. 7. Die egalitären Elemente der Gesellschaft werden noch gestärkt. Die Verteilung von Talenten in der Gesellschaft ist ein „common asset“. Die Ungleichheiten müssen von der Gesellschaft im Zuge der Chanchengerechtigkeit ausgeglichen werden. 8. Rawls nimmt das Moment der Versöhnung(Hegel) auf. Versöhnung als Hoffnung darauf, daß wir uns in dieser Welt miteinander versöhnen können, das wir uns nicht mehr schämen - 17 – müssen für das Unrecht, das auch in unserem Land geschieht und an dem wir sogar solange einen ungerechtfertigten Vorteil haben, wie wir nichts dagegen tun, nicht handeln. 9. DL: Bis dahin sollte man der modernen Gesellschaft ein wenig unversöhnt gegenüberstehen.DL: Dies ist meine eigene Einstellung, die ich sowohl in Amerika wie in Europa durchzuhalten versuche. Das einzige Medium das wir zum Ausgleich der Liberalen Ungerechtigkeit haben ist das Recht. Das Gute kann wohl erst weltweit in einem kaum vorstellbaren Zustand des Überflusses zur Geltung kommen, wenn wir also so viel haben, dass jeder sich alles nehmen kann, was er will.----Solange wir aber noch auf wohl lange Zeit Zustände der Knappheit haben werden, so lange brauchen wir das Recht als ein Medium, in dem wir die Grundansprüche eines jeden Menschen für (s)ein menschenwürdiges Leben. mit denen aller anderen Menschen kommensurabel u. kompatibel machen können,nach dem alleinigen Maß, das den Menschen bisher hierfür eingefallen ist: seine Würde als individuelle (unverwechselbsre, unteilbare und unaustauschbare) Person. Amen. Sorry for my kantian insistence. I stop preaching.:) Wie sollte man sonst entscheiden, wer von uns Menschen mehr hungert, wer weniger, wie wir die Güter für ein gutes Leben verteilen. DL: Ich für meinen Teil und wir in unserer Familie haben uns für die lange Übergangszeit, also für unsere Lebensspanne einfach darein eingerichtet: ein auskömmliches, aber geistig lebendiges, an fast allem in der Welt interessiertes Leben zu führen. Wenn man dies dann auch noch beruflich umsetzen kann und darf (was ja bei Ihnen auch der Normalfall sein wird), dann könnte man es sogar rawlsianisch zu rechtfertigen versuchen, wenn dies nicht neben dem erlebten Glück schon zu rechthaberisch, zu selbstgerecht klingen würde. B--‚Politischer Liberalismus’ DL: Bitte stellen Sie sich selber eine Zusammenfassung aus dem Gesagten zusammen. Ich kann nicht mehr, habe etwas Fieber. VIII ----Rawls’ Versuch, die nationalstaatlichen Grenzen hin zum Völkerrecht zu überwinden: ‚Law of peoples’ (1993) - Vorläufiges Fazit zum Rawls’schen Liberalismus DL: Bitte selber studieren.!!!!!!!!!!!!!!! Ist z.B. wichtig für IB‚ - 18 – .... V. - Ausblick auf aktuelle Debatten; ‚Life goes on’ - Bitte übernehmen Sie die Probleme und denken Sie weiter über die Mindestvoraussetzungen und –Regelungen in einer bereits zusammengewachsenen Welt nach – Vostra res agitur ! Und hinterlassen Sie Ihre Welt ein ganz klein wenig verbessert und menschenwürdiger: Ihren und allen Kindern dieser Welt ! Ich finde es wunderschön zu leben. Und ist es nicht eine wunderschöne Aufgabe, an diesen Fragen der politisch-gesellschaftlichen Einrichtung dieser Welt teilzunehmen ? Ich beglückwünsche Sie zur Wahl Ihres Studienfaches: Politische Wissenschaft. Was ich in dieser letzten Sitzung ein wenig demonstrieren wollte, war, daß der Liberalismus erstens in sich lebendig ist und zweitens lernfähig ist. Quod erat demonstrandum. Dies kann man von Konservatismus und Sozialismus nicht in gleicher Weise sagen. Wenn Sie dies für 1 ungerechte und parteiliche Meinungsäußerung halten, dann greifen Sie ein; entwickeln Sie einen besseren Sozialismus, einen besseren Konservatismus, aber für diese Welt und ihre baldigst nötige Verfassung (im formativen Sinne)als eine Welt.It depends all on You, nothing less.! Für Leben und Klausur gilt gleichermaßen: Geben Sie sich Mühe. Für alles Weitere kann man nur zu uns selber sagen: God bless our (one) world. God bless You. ________________________________________________________________DiLö______