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Schlagwort Katalog:
Kapitel 1-3
Deutschland unter Napoleon 1800-1815
Ausgangslage nach der Französischen Revolution
 Linksrheinische Territorien Deutschlands von französischen Truppen besetzt
 Veränderungen durch die Revolution auch dort zu spüren
 Östlich des Rheins setzten sich kaum revolutionäre Züge durch, das „ancien régime“ (alte
Ordnung) hatte weiter Bestand: Feudalgesellschaft und Herrschaftsordnung in Frankreich vor
der Revolution
Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation (besteht seit dem Hochmittelalter)
 Zusammengesetzt aus unzähligen souveränen Kleinstaaten
 Geprägt von monarchischem Herrschaftsanspruch und feudalen und ständischen
Gesellschaftsstrukturen
 Politische und militärische Macht bleiben Landesfürsten und dem Adel vorbehalten
 Bauern waren unfrei , Abgaben und Dienste an Fürste
Napoleons Herrschaftsbeginn
 Beginn der Herrschaft nach Sieg über Österreich 1801
 Mit dem Frieden von Lunéville wurde ein Eingriff in die territoriale Integrität des HRRDN
vorgenommen, Umgestaltung der deutschen Reichsterritorien
 Hunderte kleinere Territorien wurden zusammengelegt
 Weniger Staaten und Zersplitterung (nur noch 4 große Machtbereiche: Frankreich,
Preußen, Österreich und später der Rheinbund)
Reichdeputationshauptschluss (territoriale „Flurbereinigung“)
 Fürsten sollten für ihre Gebietsverluste entschädigt werden
 Auf einem Reichstag in Regensburg 1803 wurden weitere territoriale Veränderungen
vorgenommen
 Neben Österreich und Preußen sollte eine weitere politische Macht in DE entstehen
 Säkularisation: Verweltlichung der geistlichen Territorien
 Mediatisierung: mehrere Staaten wurden unter eine Fürstengewalt gestellt
 Größte Gewinner waren Preußen (Macht in Nordwestdeutschland ausdehnen) und die
süddeutschen Staaten (stellten sich auf Seite von Frankreich)
Rheinbund
 1806 gründete Napoleon den Rheinbund als Zusammenschluss von 16 süd- und
westdeutschen Staaten
 Preußen bleibt unabhängig, der Druck von außen wird jedoch durch den Rheinbund
verstärkt
 Sagt sich vom Kaiser und vom Reich los, Kaiser Franz II von Österreich dankt daraufhin am
06.08.1806 ab
 Heilige Römische Reich Deutscher Nation ist damit aufgelöst
 Unterstellung dem Protektorat Frankreich
 Verpflichtung zu militärischem Bündnis mit Frankreich (Stellung von Truppen für Napoleons
Feldzüge) und zur Lebensmittelversorgung der Truppen
Code Civil/Code Napoleon
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


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Unter Napoleon verfasstes Gesetzbuch, Einführung: 1804 in Frankreich
Vorbildfunktion für die innere Umgestaltung der Rheinbundstaaten
Modernisierung, die die bisherige feudale und ständische Ordnung überwand
„Revolution von oben“
Preußische Reformen
 Durch Modernisierungsprozesse im Rheinbund (Code Civil) sah sich Preußen gezwungen
Reformen in Staat und Gesellschaft durchführen
 1807 Agrarreform und Bauernbefreiung: Bauern wurden persönlich frei, Dienst- und
Abgabepflicht bleibt, Aufschwung für die Landwirtschaft
 1807 Heeresreform: Mobilisierung des Volkes, allgemeine Wehrpflicht
 1808 Regierungs- und Verwaltungsreform: moderne Regierungsorganisation,
Ministerverantwortlichkeit, lokale Selbstverwaltung, politische Partizipation der Bürger
 1809 Bildungsreform: Erziehung zur Selbstständigkeit, Förderung des
Nationalbewusstsein, allgemeine Schulpflicht, dreistufiges Bildungswesen
 1811 Wirtschaftsreform: Beseitigung des Zunftzwang, Gewerbefreiheit
 1812 Judenemanzipation: Gleichberechtigung der Juden
 Reformen waren unabhängig von Napoleon und förderten den Nationalstaatsgedanken (1.
Nationalstaatsgedanke)
 Voraussetzung für den Aufstieg im 19. Jahrhundert
 Individuelle Selbstbestimmung wird gefördert, Forderung nach nationaler Selbstbestimmung
findet Ausdruck in der nationalliberalen Bewegung
Nationalstaatsgedanke
 Nach Lemberg: gemeinsame Ideologie, die sich eine gesellschaftliche Gruppe selber gibt und
integrierend auf diese Gruppe wirkt; grenzt sich gleichzeitig von ihrer Umwelt ab und kann
dabei auch das Gefühl einer Bedrohung von außen und einer Feindvorstellung erzeugen
 Nach Dann: betont Gemeinsamkeiten sozialer Gemeinschaften für die Nationen-Bildung;
„Interessengemeinschaft“ mit: Kultur, Sprache, Herkunft/Geschichte, Traditionen,
Rechtgleichheit, Territorium; Abgrenzung gegenüber anderen Völkern
Niederlage im Russland Feldzug
 1812 ist Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht und zählt weite Teile Europas zu seinen
Territorien
 Preußen und Russland führen bereits Gespräche zur Eindämmung Napoleons
 Bei dem Versuch sich auch Russland anzueignen scheitert er 1812/13 aufgrund der falschen
Klimaeinschätzung, erlebt Niederlage und verliert circa 500.000 Soldaten
 Es kommt zu patriotischen Erhebungen in Preußen und anderen deutschen Staaten
 Ablehnung der napoleonischen Fremdherrschaft wird deutlich und eine antifranzösische
Einstellung entwickelt sich, Zweifel an Napoleon werden laut
 Glaube an eine deutsche Nation wird stärker, Forderung: staatliche Einigung
 Erster Nationalstaatsgedanke
 Anfang vom Ende der napoleonischen Herrschaft
Befreiungskriege
 Die Niederlage in Russland, gab den Ausschlag für einen nationalen
Befreiungskampf/preußische Erhebung gegen Napoleon, initiiert von dem preußischen und
russischen General im Dezember 1812
 Im März 1813 stimmte der preußische König nach langem Zögern mit dem Aufruf „An mein
Volk“ der nationalen Stimmung und Allianzabsprachen mit dem russischen Zaren zu
 Nach anfänglicher Zurückdrängung der Alliierten durch Napoleons überlegene Armeen, trat
im August 1813 Österreich dem Krieg auf Seite von Preußen und Russland bei
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
Das Koalitionsheer besiegte Napoleon im Oktober 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig
 Napoleons Herrschaft brach zusammen
 Die Alliierten marschierten und in Frankreich und Paris ein und zwangen Napoleon zur
Abdankung, Verbannung auf die Insel Elba
 Der 1. Pariser Frieden wird zwischen den Alliierten und dem wiedergekehrten
Bourbonen-König geschlossen
 Napoleon kehrte wieder und wurde ein zweites Mal besiegt (bei Waterloo), mit dem 2,
Pariser Frieden wird er auf die Insel Helena verbannt
 Deutsche Staaten bekommen ihre Unabhängigkeit wieder
Wiener Kongress
 Im Herbst 1814 treffen sich die führenden Staatsmänner und Monarchen von England,
Frankreich, Preußen, Sachsen, Österreich und Russland in Wien, um über die territoriale
Neuordnung Europas zu verhandeln
 Weitere Ziele:
 Friedensordnung
 Überwindung der freiheitlichen Ideen
 Gleichgewicht der Mächte stabilisieren
 vorrevolutionäre Zustände wieder herstellen
 diese Ziele sollten mit bestimmten Prinzipien (der Neuordnung) durchgesetzt werden:
 Restauration: Wiederherstellung der alten Fürstengewalt/vorrevolutionären Zuständen
 Legitimität: Rechtmäßigkeit des Herrschers von Gottesgnaden
 Solidarität: gegenseitige Hilfe zur Aufrechterhaltung von Ordnung und Frieden
 Verhandlungen werden geprägt durch den österreichischen Fürst von Metternich (verfolgt
stark die Restauration)
 Restauration wurde mit Zustimmung der anderen Teilnehmer durchgesetzt, jedoch war es
schwierig vollständig zum „ancien régime“ zurückzukehren, da die einzelnen Staaten
insbesondere die Rheinbundstaaten von den territorialen, politischen und wirtschaftlichen
Veränderungen profitiert hatten (viel Macht für Fürsten)
 Die territoriale Neuordnung besagte Veränderungen für 5 Großmächte:
 Frankreich: Grenzen von 1792
 Sachsen: bleibt erhalten (gegen den Willen von Preußen)
 Preußen: durch Polen, die Rheinprovinzen und das Ruhrgebiet vergrößert (vorteilhaft
durch die hohe Wirtschaftskraft in Westfalen)
 Russland: erhält das Herzogtum Warschau (Kongress-Polen)
 Österreich: zwar fällt der deutsche Südwesten weg, jedoch wird Österreich mit Anschluss
der Lombardei und Venedig zu einem geschlossenen Territorium (doch der Einfluss
schwand)
Heilige Allianz
 Unterzeichnung des christlich-konservativen Manifest am 1815 von Russland, Preußen und
Österreich
 Zur Sicherung der auf dem Wiener Kongress erreichten politischen Zustände, der eigenen
Macht, des Legitimationsprinzips und des Friedens
 Verpflichtung zum gemeinsamen Schutz vor Revolutionen/Interventionsrecht bei
revolutionären Bedrohungen
 In Folge traten alle europäischen Mächte bis auf Großbritannien, dem Osmanischen Reich
und dem Kirchstaat der Heiligen Allianz bei
 Enttäuschung im preußischen Volk über Ziele der Allianz
Deutscher Bund
 Auf dem Wiener Kongress beschlossene Neuordnung Deutschlands
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



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Neuordnung sah europäisches Staatensystem ohne Hegemonialmächte vor, Deutschland
musste unter zwei Voraussetzungen neu gegründet werden
 Deutschland musste sich gegenüber den kontinentalen Großmächten behaupten können
 Durfte nicht selber zur Hegemonial-/Großmacht werden und mit einer
Zentralstaatsbildung das Gleichgewicht in Europa gefährden
So wurde 1815 der Deutsche Bund als lockerer Staatenbund zwischen 35 Fürstenstaaten und
4 freien Städten
Souveränität der einzelnen Staaten blieb erhalten  Verneinung des
Nationalstaatsgedanken/-wunsch der Bevölkerung
Einziges Bundesorgan: Bundesversammlung in Frankfurt am Main der bevollmächtigten
Gesandten der Staaten, jedoch geringe Handlungsfähigkeit
Art. 13 der Deutschen Bundesakte (Verfassung des Deutschen Bundes) verpflichtet die
Staaten zu einer „landständischen Verfassung“
 Jeder Staat sollte eine eigene Verfassung etablieren
 Charakter und Inhalte dieser Verfassung waren nicht festgelegt
 Preußen und Österreich: restaurative Politik wird fortgeführt, ohne gefestigte Verfassung
(Enttäuschung in Preußen, da der König 1813 noch eine Verbesserung der Verhältnisse
versprochen hatte und man sich einen deutschen Nationalstaat mit Verfassung
wünschte)
 Süddeutsche Staaten (Baden, Württemberg, Bayern): Verfassungen mit repräsentativen
Charakter mit Anerkennung der Volkssouveränität (Ausnahme im Deutschen Bund)
Fazit Wiener Kongress
 Zwiespältige Ergebnisse:
 Friedensordnung für Europa errichtet und gesichert
 Volkssouveränität und revolutionäre Ideen des Volks sind ein Gegensatz zur
fortgeführten restaurativen Politik der Machthaber
Nationalliberale Bewegung und restaurative Politik
Nationalismus
 Jugendlich-universitäre Kreise
 Ziele: nationale Selbstbestimmung, staatliche Einheit, Nationalstaat, Volkssouveränität,
 Größte Gefahr für Wiener Ordnung nach Metternich: Auflösung des Deutschen Bundes,
Zusammenführung der Länder, Existenzrecht-Verlust für Österreich, Souveränität der Fürsten
und Legitimationsrecht werden zurückgewiesen
Liberalismus
 Städtische Bildungs-und Besitzbürger
 Entstand aus Aufklärung
 Ziele: individuelle Selbstbestimmung, Schutz des Individuums, Garantie von Menschen-und
Grundrechten, Existenz einer Verfassung, Gewaltenteilung, freie Wahlen, Abschaffung
feudaler Gesellschaftsformen, gleichmäßige und freie Entfaltung der Wirtschaft
 Rechtliche aber nicht politische Gleichheit für Mitbürger (politisch nur für Besitz-und
Bildungsbürger)  innerer Widerspruch
 Nationalstaat = Einheit und Freiheit  Kulturnation (Nationalcharakter bestimmt
Staatsgrenzen, einzige natürliche Staatsform)
Nationalliberale Bewegung/Burschenschaft
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
Ursachen: Enttäuschung über Beschlüsse des Wiener Kongress, sich verschlechternde
wirtschaftliche und soziale Verhältnisse, stärker werdende Forderungen nach nationaler
Einheit und individueller Freiheit
Zunächst nur Anklang und Anhänger in den bürgerlichen Kreisen, später dann um Arbeiter
und Bauern vergrößert
Die ersten Ansammlungen gegen das restaurative Fürstenbündnis gingen von Professoren,
Studenten, Polizisten und Schriftstellern aus, begründet auf den Verfassungsversprechungen
des preußischen Königs und an den „Geist von 1813“ (die Einheit Deutschlands während der
Befreiungskriege)
1815 Gründung der ersten Burschenschaft in Jena
 Ziel: Kampf für politische Freiheit und nationale Einheit
 Verbindung zu Truppen aus den anti-napoleonischen Befreiungskriegen (gleiche Farben:
Schwarz, Rot, Gold)
Gründung einer Turngesellschaft durch F.L. Jahn (militant-liberaler Professor)
 Verknüpfung von Sport und romantischer nationalistischer antifranzösischer Ideologie
Wartburgfest
 Erster Höhepunkt der oppositionellen Bewegung
 Anlass: 300-Jahr Feier der Reformation und 4.Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig
 Versammlung am 18.10.1817 auf der Wartburg bei Eisenach von ca. 500 Studenten
 Bekenntnis zum deutschen Nationalstaat
 Kritik an den Ergebnissen des Wiener Kongress und der restaurativen Politik der Fürsten,
Aufruf zu Freiheit und Einheit
 Viele Reden und teilweise Bücherverbrennungen
 Metternich: systembedrohende Verschwörung, Forderung: strengere Überwachung von
politischen Aktivitäten  Karlsbader Beschlüsse
Karlsbader Beschlüsse
 Anlass: Ermordung des deutschen Schriftstellers und russischen Staatsrat A. von Kotzebue
vom Burschenschaftler K.L. Sand
 Metternich setzte daraufhin seine reaktionäre Politik (Maßnahmen zur Unterdrückung von
umstürzlerischen Kräften) im Deutschen Bund durch
 Auf sein Bestreben wurden im September 1819 die Karlsbader Beschlüsse verabschiedet
 Massive Unterdrückung aller liberalen und demokratischen Bestrebungen
 Pressezensur
 Überwachung der Universitäten
 Unterdrückung der liberalen und nationalen Opposition (Demagogenverfolgung)
 Verbot von Turnvereinen und Burschenschaften
 Geldbußen, Haftstrafen und Amtsenthebungen von Schriftstellern, Journalisten,
Professoren und Studentenführer
 Einrichtung einer Zentraluntersuchungs-Kommission: Ermittlung gegen revolutionäre Züge
und demagogische Verbindungen  Demagogenverfolgung
 Versuch die Entwicklung zur bürgerlich-liberalen Gesellschaft aufzuhalten
Wiener Schlussakte
 Der Deutsche Bund bestimmt in der Schlussakte von 1820, dass die gesamte Staatsgewalt nur
im Monarchen vereinigt bleiben soll
 Liberalisierung wurde gestoppt
Julirevolution in Frankreich
 Höhepunkt im Konflikt zwischen der revolutionären und reaktionären Seite
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



Hat entscheidenden Einfluss auf andere europäische Staaten
Ursachen: 1814 Aufhebung der Pressefreiheit und Auflösung der Nationalgarde (von 1789)
durch Karl X
1830 brechen Barrikadenkämpfe aus und die Aufständischen übernehmen die Stadt
 Der König wird abgesetzt
 Unterprivilegierte Schichten versuchen eine republikanische Staatsform nach
demokratischen Prinzipien zu errichten
 Scheitert am Widerstand großbürgerlicher Gruppen
Folgen: Auslöser für weitere Aufstände in Europa  Revolutionswelle
Hambacher Fest
 Ursachen:
 Freiheitsdrang (bestärkt durch frz. Julirevolution)
 Eintreten für ein unabhängiges Polen  „Wiedergeburt Deutschlands“
 Unzufriedenheit (keine Pressefreiheit, keine Einheit)
 Initiatoren: P.J. Siebenpfeiffer und G.A. Wirth, laden zum Volksfest auf dem Hambacher
Schlossberg ein
 25.000-30.000 Menschen aus ganz Deutschland, Polen und Frankreich und aus allen
Schichten (Bürger, Handwerker, Arbeiter, Studenten…) kommen zusammen
 Vom 27.-30.05.1832 finden Reden statt, in denen die Freiheitsbewegung ihre Forderungen
kund gibt:
 Deutsche Einheit
 Freiheitliche Verfassung
 Volkssouveränität
 Garantie von Grundrechten
 Neuordnung Europas
 Friedliche Methoden und rechtliche Ordnung
 Reaktionen: Truppen werden in die Pfalz geordert und gehen gegen die liberale Opposition
vor, Verhaftungen, Liberale flüchten aus Deutschland, Zehn Artikel
Zehn Artikel (+6 weitere)
 Rechtliche Verschärfung der Karlsbader Beschlüsse
 Als Reaktion der Obrigkeit auf das Hambacher Fest
 Im Juli 1832 verabschieden die deutschen Regierung die 10 Artikel, die weitere Repressionen
beschließen:
 Verhaftung von Oppositionellen
 Einschränkung von Versammlungs- und Pressefreiheit
 Strengere Überwachung der Unis
 Einschränkung der Parlamentsrechte der einzelnen Bundesstaaten
 Reaktionen der Bürger: Resignation, Veränderung Fortschritt und Freiheit scheinen nicht
mehr möglich, Oppositionelle ziehen sich in ein „biedermeierliches“ Leben zurück, fromme
und schickliche Lebensweise spielten sich ein
„Einheit und Freiheit“ in der deutschen Revolution von 1848/49
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Revolution in Frankreich
 Im Februar 1848 gehen Studenten, Arbeiter und Nationalgardisten auf die Barrikaden
 Der König musste abdanken
 Auslöser für Revolutionen in ganz Europa
Märzforderungen
 Von deutschen Oppositionellen verfasst
 Garantie der Grundrechte, Pressefreiheit, Einrichtung von Schwurgerichten und
Bürgerwehren, politische Mitbestimmung
 Fürsten geben nach und Oppositionspolitiker errichten am 5.März ein Vorparlament, das
eine verfassungsgebende Nationalversammlung einberufen soll
Revolution in Wien
 Am 13.03.1848 wird das Ständehaus in Wien von Revolutionären gestürmt
 Die Situation eskaliert und es kommt zu blutigen Straßenkämpfen zwischen Volk und Militär
 Die Obrigkeit beruhigt die Demonstranten durch Zugeständnisse
 Metternich muss fliehen
 Bevölkerung feiert den Sieg der Revolution
Märzunruhen
 14.03.1848 erste Unruhen in Berlin
 18.03.1848 Friedrich Wilhelm IV kündigt die Einberufung eines „Vereinigten Landtages“ und
die Aufhebung der Pressezensur an
 Tausende Menschen versammeln sich vor dem Berliner Stadtschloss
 Es lösen sich zwei Schüsse und die Situation eskaliert, es kommt zu Straßenkämpfen bei
denen 200 Menschen sterben  Revolutionsausbruch
 Friedrich Wilhelm tritt die Flucht nach vorne an: stimmt Ausarbeitung einer Verfassung
und dem Zusammentritt einer Nationalversammlung zu, bekennt sich zur Einheit der
Nation
 Liberale sind gegen die Revolution und streben eine konstitutionelle Monarchie an
 Demokraten sind für die Revolution und Errichtung eines demokratischen Staates im
Sinne traditioneller gesellschaftlicher Sozialverhältnisse
 21.03.1848 Friedrich Wilhelm IV „An mein Volk und die deutsche Nation“: Preußen geht
fortan in Deutschland auf  stellt sich an die Spitze der Revolutionsbewegung
 Die Revolution macht vor dem Thron halt
 18.05.1848 Zusammentritt der deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter
Paulskirche (Frankfurter Nationalversammlung)
 Alte Bundestag beendet seine Arbeit
 Abgeordneten waren bürgerliche Repräsentanten, keine politisches Parteien
 Ziel: Gründung eines National-und Verfassungsstaat und Erarbeitung einer Verfassung
 Streitfragen: welche Gebiete (großdeutsche Lösung: mit Österreich, kleindeutsche
Lösung: ohne Österreich), Staatsform, Wahlrecht, Grundrechte, Staatsoberhaupt
Konflikt um Schleswig-Holstein
 König von Dänemark will Schweden annektieren
 Preußisches Heer verhindert Annexion
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
Nach kurzer kriegerischer Auseinandersetzung erfolgt ein Waffenstillstand zwischen
Dänemark du Preußen im August 1848  Paulskirche muss dem zustimmen
 Zeigt Machtlosigkeit der NV bei kriegerischen Auseinandersetzungen, da ein eigenes
Militär fehlt  Preußen schließt den Waffenstillstand letztendlich allein
 Parlamentarier stellen das Selbstbestimmungsrecht infrage, Bürger fühlen sich von NV
nicht mehr vertreten
 Demokraten verurteilen das Vorgehen der Paulskirche und wenden sich zunehmend von
ihr ab  Schwächung der Revolution
 Neue Gewaltakte, deutscher Nationalismus wird aggressiv, gewalttätige
Revolutionswelle gegen NV (Gegenrevolution)
Gegenrevolution
 Ansatzpunkte aus Konflikt um Schleswig-Holstein
 Die verschiedenen Nationalbewegungen werden gegeneinander ausgespielt, Reaktion
gewinnt an Auftrieb, Volk orientiert sich an Bewegung der Reaktion
 Im Oktober 1848 erreicht die Gegenrevolution Wien
 Mit der Niederlage der Revolution in Österreich schied die großdeutsche Lösung aus
 Gegenrevolution breitet sich in ganz Europa aus
 Erreicht und siegt im November 1848 Berlin
 Friedrich Wilhelm IV zwingt Preußen im Dezember 1848 eine Verfassung auf (bis 1918
gültig), ohne parlamentarische Mitwirkung
Paulskirchenverfassung
 am 27.03.1849 verabschiedet die Paulskirche mit knapper Mehrheit die Reichsverfassung
(konstitutionelle Monarchie)
 erste demokratisch beschlossene Verfassung für einen kleindeutschen Staat
 am 28.03.1849 wird Friedrich Wilhelm IV zum Kaiser der Deutschen gewählt, doch er lehnt
die Kaiserwürde am 03.04.1849 ab aus verschiedenen Gründen:
 Wahl zum Kaiser ist ohne die Zustimmung der Fürsten und Städte nicht mit dem Willen
des Volkes zu vereinen
 Verfassung muss vorher von allen Fürsten geprüft werden
 Kaiserwürde kann nur von „Gottes Gnaden“ empfangen werden
 Volk hat nicht die Legitimität die Kaiserkrone zu vergeben
 Die Annahme der Kaiserkrone vom Volk ist unter der Würde eines Adligen
 Keinen Krieg mit Russland und Österreich riskieren
 Widerspruch mit „Preußen geht fortan in Deutschland auf“, da er die „Spitze“ (Krone)
der Revolution ablehnt
 Mit der Ablehnung durch Friedrich Wilhelm scheitert die NV und die Einzelstaaten ziehen
ihre Abgeordneten zurück
 Parlament löst sich auf, einige süddeutsche und linke Abgeordnete bleiben übrig, zieht
sich nach Stuttgart zurück
Reichsverfassungskampagne und Mairevolution
 In Südwestdeutschland kommt es zu einer neuen Revolutionswelle 
Reichsverfassungskampagne
 Wird mit Waffengewalt und preußischen Truppen niedergeschlagen
 Die Tätigkeit des Rumpfparlaments wird am 18.06.1849 gewaltsam beendet
 Am 23.06.1849 ergeben sich die letzten Revolutionäre
 Gegenrevolution hat endgültig gesiegt
Folgen der Revolution
 Revolutionen überall gescheitert!!!! (Ausnahme: Schweiz)
 Der Deutsche Bund wird neu gegründet
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

Neue Verfassung in Preußen (Zeichen der Revolution: Absolutismus überwunden)
Liberale Ideen konnten nicht mehr vollständig beseitigt werden
Gründe für das Scheitern der Revolution
 Fehlende Führung und revolutionäres Zentrum: kein koordiniertes Vorgehen und keine
effektive Organisation
 Unterschiedliche Interessen der Trägergruppen: keine einheitliche revolutionäre Front
 Unterschiedliche politische Zielsetzungen erschweren die Mehrheitsbildungen im Parlament:
keine festen Parteien oder Fraktionen
 „Professorenparlament“ vertritt nicht gesamte Bevölkerung und deren soziale Interessen
 Schwächen der NV: unerfahren mit der Arbeit in demokratischen Institutionen :
unstrukturierte Arbeit, lange Entscheidungsprozesse
 Erfolge der Gegenrevolution
 Ablehnung der Kaiserkrone
Reichsgründung von oben: Die deutsche Einigung von 1871
Aufbruchsstimmung
 Reaktionäre Politik schwächt ab
 Wiedererstarken der nationalliberalen Bewegung: fordern Einheit und Freiheit
 Forderung: Mehr Freiräume im öffentlichen Leben
 Erfasst fast alle deutschen Staaten und Österreich
 Viele Reformen in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft
 Gründung von Parteien und Entstehung von vielen Vereinen: Politisierung
 Neugründung des Deutschen Bund 1850
Heeresreform = Verfassungskonflikt
 Seit 1861 ist Wilhelm I der neue preußische König
 Verlangt 1862 Geld für die Modernisierung des Heers vom preußischen Abgeordnetenhaus
 Wird verweigert, da eine weitergehende Militarisierung die Macht des Königs stärken
würde
 Parlament fordert mehr Mitspracherecht in Militärangelegenheiten
 Wilhelm löst das Parlament auf und es kommt zu Neuwahlen
 Ergebnis der Neuwahlen stärken die Liberalen (Gegner des Königs9
 Letzte Möglichkeit und Macht zu sichern: Einsatz des antiliberalen Otto von Bismarck als
Ministerpräsident am 22.09.1862
 Einheit soll unter preußischer Krone erreicht werden  kleindeutsche Lösung, nur
Dualismus mit Österreich beschließen (Partnerschaft)
 Konflikt zwischen Abgeordnetenhaus und Krone ist unausweichlich und wird mit
Bismarck fortgeführt
Otto von Bismarck
 Politisch/taktisch klug, gerissen, vorrausschauend, machtgierig, antiliberal, zielstrebig,
furchtlos, überzeugend, temperamentvoll (Wutausbrüche)
 Keine Furcht vor einem „Bruderkrieg“ mit Österreich
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

Radikale/gut durchdachte Schritte und Maßnahmen:
 Kriegserklärung
 Austritt aus dem dt. Bund
 Friedensvertrag mit Österreich (nach 1866)
 Emser Depesche
 Kaiserproklamation
 Offene Demütigungen und Provokationen
Es kommt zum Heeres- und Verfassungskonflikt zwischen Bismarck und dem Abgeordnetenhaus
 Nationale Frage – Freiheit und Einheit?
 Wer hat das Sagen in Deutschland? Preußen vs. Österreich
„Eisen und Blut“-Rede
 Bismarcks Rede vor der Budgetkommission des preußischen Landtags am 30.09.1862 über
seine politischen Vorstellungen und Ziele:
 Gegen Liberalismus, Bildung und Freiheit
 Preußische Einheit und Erweiterung um Macht zu sichern und zu stärken
 Probleme und Konflikte sollen mit Gewalt gelöst werden (Kriegsbereitschaft)
 Strebt Staatsführung unter preußischer Krone an
 Liberale sehen sich und ihre Ziele bedroht
Deutsch-Dänischer Krieg
 Bismarcks Ziel war die Einigung Deutschlands unter preußischer Krone (nationale Frage)
 Ursache: Dänemark versucht durch eine Verfassungsänderung Schleswig und Holstein in
Dänemark einzugliedern
 Deutschland ist empört
 Preußen und Österreich fordern die Wiederherstellung der Verhältnisse aber Dänemark
lehnt ab
 Preußen und Österreich erklären 1864 Dänemark den Krieg
 Dänemark verliert den Krieg und muss Schleswig und Holstein abtreten
 Schleswig an Preußen und Holstein an Österreich
Preußisch-Österreichische Krieg
 Gemeinsame Verwaltung der beiden Herzogtümer gibt Vorwand für einen nächsten Krieg
 Preußen sieht Führungsstellung Österreichs an und Österreich sieht Preußen nicht als
gleichberechtigt an
 Der Deutsche Bund erklärt auf Antrag Österreichs 1866 den Krieg gegen Preußen und die
Kleinstaaten Norddeutschlands
 Deutscher Bruderkrieg
 In der entscheidenden Schlacht bei Königgrätz siegt Preußen am 03.07.1866
 Folgen: Österreich bleibt territorial unangetastet, der Deutsche Bund wird aufgelöst,
Österreich scheidet ohnehin aus, Friedensvertrag mit Österreich wird auf Drängen Bismarcks
ausgearbeitet, Preußen dehnt seinen Machtbereich in Norddeutschland aus, norddeutsche
Gebiete werden im August 1866 zum Norddeutschen Bund (tritt 1867 in Kraft)
zusammengefasst, süddeutsche Staaten schließen mit Preußen Schutz- und Trutzbündnisse
(bei Angriff eines Staates des Bündnis, muss Hilfe geleistet werden)
 Vormachtstellung Preußens gesichert
 Kleindeutsche Lösung verwirklicht, Neuordnung ohne österreichische Beteiligung
Deutsch-Französische Krieg
 Für die von Bismarck angestrebte deutsche Einheit fehlen nur noch die süddeutschen Staaten
 1870 wurde dem Hohenzollernprinzen der spanische Thron angeboten
 Bedrohung für Frankreich (Einkreisung), Frankreich will Annahme verhindern
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



 Frankreich will den preußische König auf den Verzicht des spanischen Throns auf alle
Zeiten bewegen (Treffen zwischen Wilhelm I und dem frz. Botschafter)
 Diplomatische Demütigung für Preußen jedoch Stärkung der Stellung des frz. Kaisers
 Bismarck provoziert bewusst durch die Verfälschung des frz. Berichts über den Verlauf
des Treffens
 Kürzt den Bericht so, dass Frankreich gedemütigt wird
 Frankreich erklärt auf Veröffentlichung der „Emser Depesche“ Preußen den Krieg
(Bismarck hat drauf gehofft/spekuliert)
Kriegserklärung wird in Deutschland mit Jubel begrüßt und löst eine triumphale Stimmung
aus, die Bürger erhoffen sich Deutschlands endgültige Einigung: der Süden folgt dem
Norddeutschen Bund und Preußen in den Krieg
Entscheidender Sieg über Frankreich: Schlacht bei Sedan im September 1870
 Die frz. Truppen kapitulieren
 Napoleon III wird gefangen genommen
 Paris wird besetzt
Bismarck nutzt die anhaltende nationale Euphorie um Deutschland unter einem preußischen
Kaiser zu vereinigen
Endgültiger Waffenstillstand erst Februar 1871 und Friedensvertrag erst am 10.05.1871
 Frankreich muss hohe Reparationen zahlen und Elsass-Lothringen abtreten
 Bismarck schwächte Frankreich so stark das eine Revanche ausgeschlossen blieb
Reichsgründung („von oben“)
 Schon am 01.01.1871 tritt die neue Verfassung in Kraft und das Deutsche Reich war
gegründet
 Konstitutionelle Monarchie
 Träger der politischen Macht: 1. Kaiser, 2. Reichskanzler, 3. Bundesrat, 4. Reichstag
 Kaiser: preußischer König, Legislative (BR und RT einberufen und teilweise auflösen),
Judikative (ernennt Richter), Exekutive (Oberbefehl über Streitkräfte), ernennt und
entlässt den Reichskanzler
 Reichskanzler: preußischer Ministerpräsident, Vertreter des Kaisers und nur ihm
gegenüber verantwortlich, Vorsitz im BR, Vetorecht (Einfluss auf Gesetze)
 Bundesrat: Ländervertretung, mit RT an Gesetzgebung beteiligt (kann diese auch
stoppen), Recht zu Auflösung des RT, kann nicht von Kaiser aufgelöst werden, Vorsitz
liegt beim Reichskanzler (und dieser steht unter dem Kaiser und um im Amt zu bleiben
tut der Rk das was der Kaiser möchte)
 Reichstag: eigentliche Vertretung des Volks, abhängig von Kaiser und BR, an
Gesetzgebung und Finanzrecht beteiligt, einziges demokratisches Organ, schwächste
Organ
 Fast die gesamte Macht liegt bei Preußen: Kaiser, Reichskanzler, Bundesrat (17
preußische Vertreter mit Sperrminorität)
 Kaiserproklamation am 18.01.1871 im Spiegelsaal des Versailler Schloss in Paris (weiterhin
besetzt, Provokation)
 Bei der Kaiserkrönung sind ausschließlich Fürsten und Generale zugegen (plus eine kleine
Delegation von Abgeordneten)
 Reichsgründung ohne Mitsprache des Volks: Reichsgründung „von oben“
 Großer Erfolg für Bismarck
 Entstehung eines neuen Machtzentrums
Inwieweit erfüllten sich 1871 die Hoffnungen von 1848?
 Positiv: Einheit, Wahlrecht, Kriegsregelung, konstitutionelle Monarchie, Gewaltenteilung
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
Negativ: „schwacher“ Reichstag, starke Stellung des Kaisers und Preußens, starker BR aber
nicht vom Volk gewählt, Kaiser beeinflusst Reichsgericht, Landtagswahl: unterschiedliches
Recht, keine Grundrechte
 Zwar Einheit bekommen, aber Freiheit und Recht bleiben aus
Innenpolitische Grundlagen des Deutschen Kaiserreichs
Entwicklung des Parteiwesens
 Das neu eingeführte allgemeine Wahlrecht förderte die Entwicklung des Parteiwesens
 Parteien waren nicht an der Bildung der Regierung beteiligt, daher richteten sie ihre Ziele
nicht zum politisch Möglichen aus und weder Kompromisse noch Koalitionen wurden
versucht
 Einfluss des Parlaments wuchs zwar in den Folgejahren aber die konstitutionelle Monarchie
konnte nicht in eine parlamentarische umgewandelt werden
 Anteilnahme der Bevölkerung an Politik nahm nach 1871 auch zu
 Pressefreiheit ermöglichte den lang ersehnten Austausch von Meinungen
 Rechtliche Einheit vorhanden jedoch keine innere
Kulturkampf
 Programm der Zentrumspartei: Erhaltung der Selbstständigkeit der Kirche, konfessionelle
(religiöse) Schulen, Dezentralisierung der Verwaltung, Selbstbestimmung, Lösung der
sozialen Frage, Förderung und Unterstützung von Mittelklasse und Bauern, Beschränkung der
Militärkosten, gegen Militarismus, festes Bündnis mit Österreich
 Gründe für den Kampf gegen das Zentrum: katholische Kirche gilt als altmodisch und
antiliberal, blockiert Weg ins moderne freie Deutschland, Staat will Loyalität der Bürger
beanspruchen, Kirche aus dem öffentlichen Leben drängen, Kirche sei „national
unzuverlässig“, sammelt preußische Gegner um sich, Kirche sei gegen Nationalstaat und ein
preußisches Königreich, zu großer Einfluss auf weite Teile der Gesellschaft
 Mittel im Kampf: Zurückdrängen der Kirche aus dem öffentlichen Bereich
 1871 „Kanzelparagraph“: Äußerungen über staatliche Angelegenheiten von Geistlichen
vor Publikum verboten
 1872 Verbot von Jesuiten und anderen Orden
 1872 Schulsaufsicht und Bestimmung wird staatlich und Lehrer werden vom Staat
eingestellt (keine Geistlichen mehr)
 1873 „Maigesetze“: Priesterausbildung unter staatliche Aufsicht, Staat verfügt über
Anzeigerecht und Vetorecht bei Einstellung in den kirchlichen Dienst
 1875 Einführung der verpflichtenden Zivilehe
 Ergebnis des Kulturkampfes
 Das Gegenteil ist erreicht: Unterdrückung stärkt die Zentrumspartei und die Kirche,
Zusammenhalt der Katholiken gestärkt, Solidarität und Zusammenarbeit zwischen Kirche
und Partei gestärkt, Loyalität zur Kirche
 Liberale stellen sich auf die Seite des Zentrums (kehren sich endgültig von Bismarck ab,
Bismarck verliert ihre Unterstützung im Parlament)
 Bismarck braucht die Zentrumspartei als innenpolitischer Partner um seine konservative
Schutzzollpolitik durchzusetzen
 1897 wird der Friedenszustand zwischen Bismarck und Rom verkündet
Sozialistengesetz
12




Programm der Sozialdemokraten (SAP – Sozialistische Arbeiterpartei Deutschland): volle
politische Gleichberechtigung, Verbesserung der sozialen Lage (Demokratie, Abschaffung der
Klassenherrschaft, Allgemeines Wahlrecht, direkte Gesetzgebung des Volkes, Entscheidung
über Krieg und Frieden durch die Volksvertretung, freie Meinungsäußerung,
Gleichberechtigung der Frau, weltliche Schulen, staatliche Sozialversicherung,
Koalitionsrecht, Abschaffung indirekter Steuern und Zölle, steigende Einkommens- und
Vermögenssteuern, allgemeine Wehrhaftigkeit, Volksheer statt stehender Heere, bessere
Arbeitsverträge, Pressefreiheit, Gewaltenteilung)
Gründe für den Kampf gegen die Sozialdemokratie: zwei Attentate auf Bismarck werden den
Sozialdemokraten angehängt wird zu schnell zur Massenpartei, keine Kooperation mit dem
Staat, keine Unterstützung des Staats, Manipulation der Massen, Umformung des Staates als
Gefahr, zu demokratische Ideen
Mittel im Kampf:
 1878 Sozialistengesetz: Sozialdemokratische, sozialistische und kommunistische Vereine,
Versammlungen und Druckschriften wurden verboten, Verhaftungen von
Sozialdemokraten
 1883-1889 Sozialgesetzgebung
Ergebnis des Kampf gegen die Sozialdemokraten
 Das Gegenteil wurde erreicht: deutsche Sozialdemokratie wurde immer stärker
(Reichstagswahl 1890: meisten Stimmen)
 Beginn des Abstiegs der Liberalen und des Reichskanzler
 Bei dem Versuch 1890 das Gesetz erneut zu verlängern, scheiterte der Rk an der
Mehrheit des Reichstags
Sozialgesetzgebung
 Versuch die Arbeiterklasse durch eine aktive sozialpolitische Rolle des Staats zu gewinnen
 Schlechte wirtschaftliche Lage der Arbeiter (Gründe: Weltwirtschaftskrise 1873,
Bevölkerungsexplosion und Verstädterung bedingt durch zweite industrielle Revolution)
durch staatliche Sozialversicherungen verbessern:
 1883 Krankenversicherung
 1884 Unfallversicherung
 1889 Alters- und Invaliditätsversicherung (Rente und Zahlung bei Arbeitsunfähigkeit)
 Eigentliches Ziel: Schwächung der Sozialdemokratie (scheiterte!)
Außenpolitische Grundlagen des Deutschen Kaiserreichs
Misstrauen der anderen Großmächte gegenüber Deutschland
 Die Gründung des Deutschen Reichs macht die europäischen Großmächte misstrauisch
 Neues, zu großes Machtzentrum
 Befürchtung: Deutschland strebt Vorherrschaft in Europa an und zerstört so das
Gleichgewicht
 Sorge, vor allem durch die Siege der preußischen Armee, die schnell wachsende Bevölkerung,
die große Wirtschaftskraft und Bismarck
 Bismarck versichert den Mächten Deutschland sei „saturiert“ und habe nicht mehr die
Absicht Gebiete in Europa zu erwerben, Bismarck hatte jedoch Angst vor einer frz. Rache
Ziele der deutschen Außenpolitik/Bismarcks
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




Erhalten des Friedens in Europa und der bestehenden Verhältnisse/status quo (Deutschland
sei saturiert, strebt keine weiteren Territorien an, kontinentale Gleichgewicht wahren)
Verhinderung eines Zweifrontenkrieg
Antideutsche-Koalition mithilfe von Bündnissen verhingern
Isolierung Frankreichs (um Rache-Krieg zu verhindern)
Kein Territoriums – oder Kolonialgewinn, um internationale Konflikte oder Krieg zu
verhindern , außerdem kritisiert Bismarck das Kolonialstreben
 Aufbau eines fragilen System aus Defensivbündnissen
Dreikaiserabkommen
 Abkommen zwischen DE, ÖST und RUS von 1873
 Ziele: Deutsches Reich sichern, Koalition zwischen FRK und ÖST verhindern, Frieden sichern
und die Verständigung untereinander bei einem Angriff von außen verbessern
 Verliert an Gültigkeit während der Balkankrise
Krieg-in-Sicht-Krise
 Aufrüstung Frankreichs veranlassen Deutschland über einen Präventivkrieg nachzudenken
 Russland und Großbritannien stellen sich im Kriegsfall auf Frankreichs Seite
 Deutschland ist damit außenpolitisch isoliert
Balkan Krisen und Berliner Kongress
 1875 und 1876 finden blutige Auseinandersetzungen auf dem Balkan zwischen Bosnien,
Herzegowina, Serbien und dem Osmanischen Reich statt (die drei Staaten lehnen sich gegen
die osmanische Herrschaft auf)
 Krisen lenken die Aufmerksamkeit der europäischen Großmächte auf den Balkan, um dort
ihre eigenen Interessen zu vertreten
 Deutschland hat als einzige Großmacht kein Interesse auf dem Balkan und nutzt die
Spannungen zwischen den anderen Großmächten zur Verbesserung der eigenen Lage aus
 Bismarck organisiert 1878 den Berliner Kongress, um einen drohenden Krieg zwischen den
Mächten durch Verhandlungen zu verhindern
 Bismarck leitet die Verhandlungen als „ehrlicher Makler“
 Eine neue Friedenordnung für Südosteuropa wird ausgehandelt
 Balkankonflikt dennoch nicht vollständig gelöst: Russland fühlt sich als Verlierer, keine
Entspannung zwischen Deutschland und Frankreich
Bündnissystem
 1879 geheimer Zweibund zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn
 Militärischer Beistand bei einem Angriff durch Russland
 Neutralität bei einem Angriff durch andere Mächte
 1881 der Dreikaiserbund (Parallelen zur Heiligen Allianz) ersetzt das Dreikaiserabkommen
zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland (politische Beziehungen sind
entspannt)
 Zerbricht 1885
 1882 Erweiterung zum Dreibund mit Italien
 1887 geheimer Rückerversicherungsvertrag mit Russland
 Neutralität im Kriegsfall (ausgenommen Angriffskriege gegen FRK/ÖST)
 Verhinderung eines Zweifrontenkriegs gegen Deutschland
 1887 Orient-Dreibund zwischen Italien, Österreich-Ungarn und Großbritannien
 DE ist über den eigenen Dreibund indirekt mit England verbündet
 FRK ist als einzige Großmacht komplett ausgeschlossen!!!
Kritik am Bündnissystem
 DE würde einen Präventivkrieg nur verlieren
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



Frieden sollte als Wert gesehen werden, nicht als Machtinstrument
Unsinnige politische Manöver für den Frieden
Bismarck geht von fixen Größen aus (Rivalität Großbritannien-Russland)
Beginnender Kolonialismus/Imperialismus erreicht DE nicht aufgrund der Bündnispolitik, DE
bleibt Ausdehnung vorbehalten
Rücktritt Bismarcks und Zerfall des Bündnisgeflechts
 1888 Dreikaiserjahr: Wilhelm I (ehemaliger preußischer König) stirbt, Sohn Friedrich III wird
Kaiser und verstirbt nach 99 Tagen, Enkel (von W. I) Wilhelm II wird mit 29 Jahren Kaiser
 Wilhelm II ist übermütig und sucht Aufmerksamkeit, ist nicht bereit Bismarck die gesamte
Innen-und Außenpolitik zu überlassen
 drängt Bismarck 1890 zum Rücktritt
 fördert moderne Techniken und steuert erstmals Weltpolitik an  neuer Kurs
 Das Bündnisgeflecht wird vernachlässigt und zerfällt nach und nach, Beziehungen zu den
anderen Großmächten verschlechtern sich
Außenpolitik von Wilhelm II
 Abkehr von Bismarcks Bündnissystems („zu kompliziert“)
 Zerfall der Bündnisse (z.B. nicht-Verlängerung des Rückversicherungsvertrag mit RUS)
 Kurswechsel in der Außenpolitik
 Neuer politischer Kurs: Weltpolitik
 „Platz-an-der-Sonne“-Idee
 Expansion und Aufrüstung
 Kolonialmacht werden
 Vormachtstellung in Europa und der Welt sichern
 Selbstüberschätzung der eigenen Macht und Stärke
 Kolonialstreben findet Zustimmung in Bevölkerung
 Stabile innenpolitische Situation
 Weiterhin sind Sozialdemokraten und der Kaiser verfeindet
 DE habe Anspruch auf Kolonien
 Kolonialbesitz als Symbol für Macht und Größe im Zeichen des Nationalismus
 Einmischung in internationale Konflikte (Südafrika, China, Pazifik, Osmanisches Reich,
Persischer Golf)
 Misstrauen und Feindseligkeit der anderen Staaten gegenüber DE wächst
 DE = nervöse Großmacht, nicht berechenbar, gefährlich
 Besondere Bedrohung für GB (führende Weltmacht), da DE aggressive Außenpolitik führt
 DE will der Erbe von GB sein (Stellung übernehmen)
 Auf-und Wettrüsten der Flotten zwischen DE und GB (GB wahrt seine Vorherrschaft auf
See), Bagdadbahn als Bedrohung der Interessensphären
 Veränderungen der Beziehungen innerhalb von EU
 Europäische Ausland verbündet sich gegen DE und kreist DE so ein
 1904 „Entente Cordiale“ zwischen FRK und GB
 1907 „Triple Entente“ erweitert mit RUS
 Bedrohung für DE (wird isoliert)
 Mit Marokko-Krisen (1905 und 1911) verfestigen sich die Bündnisse
 Internationales Wettrüsten beginnt (Aufrüsten = Prestigegewinn)
 Verhandlungen zum Abrüsten scheitern am gegenseitigen Misstrauen
 EU ist am Rande einer Katastrophe
 DE fordert Präventivkrieg
Gesellschaft des Kaiserreichs
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Militarismus
 Starke Ausrichtung auf das Militär
 Militärischer Dienstgrad spielt eine große Rolle
 Das Tragen der Uniform als gesellschaftlicher Standard
 Erziehungsgrundsätze werden vom Militär kopiert und auf das zivile Leben übertragen
Nationalismus
 Umdeutung des Nationalismus
 Überhöhung der eigenen Nation
 Abkehr von liberalen Zielen
 Aufkommender Antisemitismus/Anitjudaismus
Antisemitismus/Antijudaismus
 Trotz Gleichstellungsgesetz von 1869/1871 verbreiten sich antijüdische Vorurteile schnell in
der Gesellschaft und finden auf viel Zustimmung
 Juden werden als Sündenböcke dargestellt
 Der christliche Antijudaismus wird von einem aggressivem, rassisch fundiertem
Antisemitismus abgelöst
Frauenbewegung
 Wachsende Zahl von Frauen fordert politische und gesellschaftliche Gleichberechtigung
 Streben nach Emanzipation
 Bürgerliche Frauenbewegung strebt Bildung für Frauen an
 Sozialistische Frauenbewegung will das Frauenwahlrecht und gleiche Bezahlung für Frauen
durchsetzen
Die zweite industrielle Revolution
Phasen der Industrialisierung
 1. Phase: Industrialisierung (circa 1750-1867/1873)
 Wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Fortschritt
 Positive ökonomische Aspekte
 Modernisierung
 Veränderung der Lebensverhältnisse
 Zwischenphase: Große Depression = Konjunkturtief (1873-1896)
 2. Phase: Hochindustrialisierung/Zweite industrielle Revolution (circa 1867/1873-1914)
 Revolutionärer Charakter
 Wichtiger Schritt für die Menschheit
Beginn der Industrialisierung in England
 Setzte als erstes in Großbritannien ein (Mutterland der Industrialisierung)
 Grundlagen: Bevölkerungswachstum, gute Versorgung, hoher Hygienestandard, geringe
Kindersterblichkeit, wachsendes Arbeitskräftereservoir, steigende Nachfrage,
Wirtschaftsliberalismus, gesellschaftliche Flexibilität, Insellage, Rohstoffvorkommen,
moderne Infrastruktur, Auflösung des Feudalismus

Leitsektoren:
 Textilindustrie: erster industrieller Leitsektor, Monopolstatus auf dem Weltmarkt,
Mechanisierung der Textilproduktion führte zum Kopplungseffekt und weitere Sektoren
16

wurden zu Leitsektoren, billige Baumwolle aus Kolonien, Spinnmaschine „Spinning
Jenny“ (1768), Mechanischer Webstuhl (1820)
 Bergbau/Eisen-und Schwerindustrie/Eisenbahn: lösen wirtschaftliche Dominanz der
Textilindustrie ab, eng verzahnter Wachstumsbereich („Führungssektorenkomplex“),
Dampfmaschine von James Watt (Bergbau, beliebiger Fabrikstandort), erste Eisenbahn
(1825)
Merkmale der Industrialisierung: Technische Innovation beschleunigen, vom Staat geförderte
Forschungen, neue Naturerkenntnisse in Technik und Mechanik umsetzen, wirtschaftliche
und kulturelle und soziale und politische Veränderungen, Maschinenzeitalter bricht an, neue
Produktionsprozesse entstehen, neue Verkehrswege, Aktienhandel, Kapitalistisches
Wirtschaftssystem wird eingeführt, Staat soll nur schützen und Infrastruktur bieten
(Nachtwächterstaat)
Industrialisierung in Deutschland
 Weitaus später als in England
 Grundlagen: preußische Reformen, Bauernbefreiung, Freizügigkeit (freie Wahl von Wohnort
und Gewerbe), Aufhebung des Zunftwesens, Ende der Zollschranken mit dem Deutschen
Zollverein (1834), Bildungsreform, Vereinheitlichung von Maßen und Gewichten und
Währungen, Eisenbahn als Antriebsmittel für weitere Leitsektoren
 Wandel vom etablierten Agrarstaat zum führenden Industriestaat
Gründerkrise/Große Depression
 Wirtschaftskrise/Börsenzusammenbruch zwischen 1873-1896:
Bankenzusammenbrüche, Firmenpleiten
 Schock für Menschen
 Verschärfung der sozialen Lage der Arbeiterschaft
Hochindustrialisierung/zweite industrielle Revolution
 Wandel der Leitsektoren zu: Maschinenbau, Großchemie und Elektrotechnik (neue
Erfindungen beschleunigen den Wandel)
 Großchemie nimmt mit innovativen Produkten führende Stellung auf dem Weltmarkt ein
 Chemische Industrie: synthetische Farben, Kunstdünger, Arzneimittel
 Elektroindustrie: isolierte Kabel, Elektromotor, Dynamomaschine
 Kommunikationsindustrie: Telegraphie, Telefon
 Autoindustrie: Benzinauto, Dieselmotor
 Deutschland wird Vorreiter der Industriestaaten
 Stromnetze entstehen und versorgen die wachsenden Städte mit elektrischer Energie
 Massenproduktion
 Binnenmarkt entsteht (deutsche Handelsflotte wächst, Firmen expandieren ins Ausland)
 Löhne der Arbeiterschaft steigen
 Höhere Qualifkationsanforderungen, neues Bildungssystem, neue Berufe
 Merkmale der Hochindustrialisierung:
 Urbanisierung (steigende Einwohnerzahlen in Städten)
 Eingemeindung von kleineren Städten
 Massenproduktion
 Entstehung von Konsumtempeln (Kaufhäuser)
 Kost- und Schlafgängerwesen
Folgen für das Leben der Menschen
 Entwicklung industrieller Ballungsräume
 Steigende Migration und Urbanisierung (Städte sind überfüllt)
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






 Schlechte Wohnverhältnisse
 Wohnungsknappheit
 Keine beheizten Räume
 Mangelnde Hygiene
 Nahrungsknappheit
 Medikamentenunterversorgung
 Geringer Lebensstandard
Wertewandel
Steigende Umweltverschmutzung
 Schlechte Luft in den Städten
 Wenig Natur in den Städten
Kleinere Betriebe und Bauern leben am Rande ihrer Existenz
 können sich keine modernisierten Maschinen oder Fachkräfte leisten
Entwicklung von sozialen und infrastrukturellen Einrichtungen (z.B. Wohnsiedlungen,
Straßenbahn, Schulen, Krankenhäuser, Bahnhöfe, Kinos
 Gesellschaft steht im Zeichen des Konsums
Veränderte Arbeitsbedingungen:
 Mehr Arbeitsdisziplin
 Kontrollen der streng eingeteilten Arbeitszeit
 Individuelle Arbeitsleistung ist gefragt
 Lange Arbeitszeiten
 Geringe und ungeregelte Pausen
 Strenge Fabrikordnung und harte Strafen
 Keine Mitbestimmung für Arbeiter
 Ausbeutung der Arbeiter
 Ungesunde Arbeitsbedingungen (Lärm, Schmutz, Zugluft, hohe Unfallgefahr)
 Kein Arbeitsschutz und kein Arbeitsrecht
 Akkordarbeit
 Vorurteile aus der Oberschicht entgegen Arbeiter
Kinder-und Frauenarbeit
 Frauen können es nicht mehr leisten schwanger zu werden, Männer verdienen zu wenig
um eine Familie zu unterhalten, Frauen müssen ihr eigenes Geld verdienen um Existenz
zu wahren, jedoch schlechtere Löhne als Männer, müssen sich durch untergeordnete
Tätigkeiten am Leben halten
 Kinder unterstützen das Familieneinkommen, da die Familie sonst nicht genug hätte,
arbeiten neben der Schule
Rechtswesen urteilt zu Ungunsten der Arbeiter
 Arbeiter werden von Polizei und Gericht benachteiligt
 Strafen fallen willkürlich aus
 SOZIALE FRAGE
Lösungsansätze der Soziale Frage
 Kirche: Arbeitsunfähigkeitshilfe, Einrichtung öffentlicher beheizter Saale, Ausbildungschancen
für Jugendliche schaffen, Gemeinden-und Vereinsgründung, Arbeitsunfähigkeitshilfe,
Eingliederung von Randgruppen in die Gesellschaft, Wertevermittlung, Beherbergung
heimatloser Jugendlicher
 Halt im Leben und Unterhaltung bieten
 Christentum als Lösung
 Unternehmer: Versicherungen (Alters-und Invalidenvorsorge), Einrichtung von Schulen, Bau
von Wohnhäusern, Einkaufmöglichkeiten für Arbeiter, verbesserte Arbeitsbedingungen
 Loyalität das Arbeiters gewinnen
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


 Politische Enthaltsamkeit erzwingen
 Bindung der Arbeiter an das Unternehmen
 Aufbau einer qualifizierten Stammbelegschaft
 Abwehr der Sozialdemokratie
 Sicherung der Unternehmerrolle
Staat: Soziale Gesetzgebung, Versicherungen, Sozialistengesetze
 Vertrauensaufbau, Solidarität, Treue
 Machtsicherung
 Befreiung vom Sozialismus, Arbeiter von der SPD fernhalten
 Unsicherheiten und Angst vor Arbeitslosigkeit und Existenzverlust nehmen
Gewerkschaften/SPD: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, verbesserte Arbeitsbedingungen
schaffen, politisches Interesse der Arbeiter wecken, sozialen Gedanken der Gesellschaft
wecken
 Auf die Wünsche der Arbeiter eingehen
 Wähler gewinnen
 Partei stärken
 Arbeiter an Partei/Gewerkschaft binden
Arbeiter: Proteste und Zerstörung von Maschinen, Unterstützungskassen (im Krankheits-oder
Todesfall), Gründung von Gewerkschaften, Anschluss an Arbeiterparteien (SPD)
 Lebensbedingung verbessern, bessere Arbeitsbedingungen schaffen, höhere Löhne
erzwingen, Einflussnahme in der Politik gewinnen, Angst vor Einkommensverlust und
Existenzverlust nehmen, Möglichkeit schaffen sich gegen den Staat durchzusetzen
Kapitel 4
Ursachen und Theorien des Imperialismus
Motive des Imperialismus
 Kulturimperialismus
 Kulturelles und religiöses Sendungsbewusstsein ( Sozialdarwinismus)
 Rückständigkeit der afrikanischen Gesellschaften beheben
 „Die Last des weißen Mannes“  den Menschen („Wilden“) die Zivilisation zu bringen
 Aufgabe/Mission die Welt zu zivilisieren und den christlichen Glauben zu bringen
 Wirtschaftsimperialismus  Ausbeutung der Kolonien
 Rohstoffe
 Bodenschätze
 Absatzmarkt  Abbau der Überproduktion der Wirtschaftsmächte
 Siedlungsgebiete
 Sozialimperialismus
 Ventil für innenpolitische Spannungen oder demokratische Bestrebungen
 Peripherer Imperialismus
 Regierungen folgen Privatpersonen
 sichern Interessen von Unternehmern und Privatpersonen staatlich ab (Schutzbriefe)
 „the flag follows the trade“  Die Flagge (der Staat) folgt dem Handel
 Sozialdarwinismus
 Vorstellung von Überlegenheit der weißen Rasse
 Übersteigerter Nationalismus
 Machtstreben/Weltmachtpolitik
 „Platz-an-der-Sonne“-Idee
 Machtausweitung
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Phasen des Imperialismus
 15./16. Jahrhundert: Entdeckungsreisen, um „unentdeckte“ Regionen wirtschaftliche
auszukundschaften
 1. Phase: Überseehandel mit tropischen Produkten (Niederlande, Spanien, Portugal)
 Stillstand der kolonialen Bestrebungen
 Ab 1850: industrielle und technische Fortschritte sind Voraussetzung für eine erneute
europäische Expansion
 1882-1914: Zeitalter des Imperialismus
 industrielle Mächte (England, Frankreich, Deutschland, Russland, USA, Japan) dehnen
ihre Herrschaftsgebiete über den gesamten Globus aus
 moderner Imperialismus: neue eigenständige Form, prestigeträchtige „Weltpolitik“ um
Interessensphären stehen im Vordergrund
„Privatisierung der Gewinne bei Verstaatlichung der Kosten“
 Kolonien wirken dem sozialen Druck (tief greifender sozialer Wandel, steigende
Auswanderung) entgegen und bieten Sicherheit und Wachstum
 Zugriff auf begehrte Rohstoffe
 Absatzmärkte für die Produktion
 sollen wirtschaftlichen Aufschwung beschleunigen
 jedoch oft Verlustgeschäft für Staat
 Ausbeutung der Kolonien nur durch Zuschüsse vom Staat mögliche
 Gewinne gehen an private Unternehmen
„Scramble for Africa“
 Wettlauf um afrikanische Kolonien
 15.11.1884-26.02.1885 Berliner Afrika-Konferenz (Höhepunkt des „Scrambles“
 Bismarck lädt 14 Staaten mit Kolonialbesitz nach Berlin ein
 Über Konkurrenz der Staaten und Aufteilung und Verwaltung von afrikanischen Kolonien
beraten
 „Kongo-Akte“ als Abschlussdokument
 Grenzen und Rechte der Kolonien
 Handels-und Zollrechte
 Staaten müssen Kolonialbesitz und Ansprüche dokumentieren und kenntlich machen
 Abschaffung des Sklavenhandels
 Schutz der einheimischen Bevölkerung
 „zivilisatorische Förderung“
 Aufteilung Afrikas
 Willkürliche Grenzziehung
Der Imperialismus Großbritanniens und der USA
Englischer Imperialismus
 Kontinuierliche innenpolitische Entwicklung trotz sozialer Krisen
 Gleichberechtigung
 Parlamentarisierung
 Wahlrecht („Reformbill“ 1832)
 Gründung von Gewerkschaften
 Imperialismus
 Ursachen: dynamische Industrialisierung, Bevölkerungswachstum, wirtschaftliche
Gewinne aus Kolonien, puritanisches Sendungsbewusstsein
20

 Verlauf: Sozialimperialismus, Kolonien: Indien, Afrika, Siedlungskolonien: Kanada,
Australien, Neuseeland
 Folge: Bildung des mächtigen British Empire
British Empire
 Flottenpolitik: führende Seemacht, Kontrolle des Seewegs nach Indien,
 Konflikte mit FRK: 1896 Faschoda Krise  1904 Entente Cordiale
 Ständiger Konflikt mit Russland (Krim-Krieg)
 „Balance of power“: Gleichgewicht der Kontinentalmächte, eigene Stellung sichern
 Konflikte mit DE: DE ist als Hegemonialmacht Gefahr für GB, ab 1900 Wettrüsten,
bessere Beziehungen zwischen GB-FRK-RUS  außenpolitische Isolation von DE
Amerikanischer Imperialismus
 „Manifest Destiny“: Vollendung der Binnenkolonisation von Nordamerika
 Zurückhaltung in der globalen Kolonialpolitik
 1823 „Monroe-Doktrin“: Politik zweier politischer Einfluss- und Interessensphären
 Verzicht auf Einmischung und Kolonisation in Amerika durch europäische Mächte
 Verzicht auf Einmischung in Europa durch die USA
 1898 Spanisch-Amerikanischer Krieg
 USA kann Spanien endgültig aus den amerikanischen Interessensphären verdrängen
 10.12.1898 Frieden von Paris: Spanien tritt südamerikanische Gebiete an USA ab
 Kolonien im Pazifik haben große militärische und wirtschaftliche Bedeutung für USA
 1899 „Bürde des weißen Mannes“, den unzivilisierten Völkern den Fortschritt der
europäischen Kultur zu bringen
 Aufruf an die USA sich stärker in die Kolonialpolitik der Großmächte einzuschalten
Der deutsche Imperialismus
Ausgangslage unter Bismarck
 Seit 1871 Leitgedanke der „Saturiertheit“
 Keine weiteren Gebiete aneignen
 Misstrauen und Ängste der europäischen Mächte beseitigen
 Gefahr von Konflikten mit den Mächten entgehen
 Politik richtet sich auf eine außen- und bündnispolitische Absicherung
 Zurückhaltung gegenüber aktiven deutschen Kolonialbestrebungen
 Kolonien sind finanzielles Risiko
 Dauerhaften Kosten zu hoch gegenüber dem erwarteten wirtschaftlichen Gewinn
 Befürworter der Kolonialpolitik stehen im Gegensatz dazu  führt zu innenpolitischen
Spannungen
 Das Deutsche Reich sei zu kurz gekommen
 Der nationale Status muss durch Kolonialbesitz betont und verstärkt werden
Wandel der Kolonialpolitik (ca. 1884)
 Ursachen
 Ökonomische Schwächeperiode
 Hohes Bevölkerungswachstum
 Hohe Auswanderung
 Immer deutlichere Präsenz von Kolonialbefürwortern („Kolonialagitoren“ werben für das
Kolonialstreben)
 Das Deutsche Reich hat weiterhin keine eigenen Kolonien, doch deutsche Großunternehmer
besitzen immer mehr Kolonien
21
Schutzbriefpolitik
 1884: der deutsche Unternehmer Lüderitz sucht bei Regierung Schutz für seine Kolonie
 Ihm wird der erste Schutzbrief für Koloniegründungen des Deutschen Reichs erteilt
 Schutzbriefe werden 1884/1885 auf Togo, Kamerun, Ostafrika, Neuguinea und Inselgruppen
im Südpazifik ausgedehnt
 Unternehmer sind dem organisatorischen und finanziellen Aufwand der Verwaltung der
Kolonien nicht mehr gewachsen und die Kolonien gehen in den Besitz des DR
 Ab 1890 Weltmachtpolitik von Wilhelm II
Boxeraufstand
 DE pachtet für 99 Jahre den Hafen Kiautschou in China
 Hafen als Handelszugang zum chinesischen Markt und als Versorgungshafen der Marine
 Frühjahr 1900 aufgrund der Dürre kommt es zum bewaffneten Aufstand der „Boxer“ gegen
Deutsche, Missionare, chinesische Christen und deutsches Militär
 Ermordung des deutschen Botschafters
 Kolonialmächte gehen ab da gemeinsam gegen Aufstand vor
 Boxer werden von chinesischen Truppen unterstützt
 Es kommt zum Krieg zwischen China und den Truppen der Großmächte (DE, ITL, FRK, GB,
JAP, ÖST-UNG, RUS, USA)
 „Hunnenrede“ von Wilhelm II im Juli 1900
 Vorgehen des deutschen Soldaten im Boxeraufstand: Aufforderung zur Brutalität, sollen
keine Gnade zeigen
 Deutsche Soldaten sind Korps aus internationalen Truppen
 Christentum soll an die Spitze aller Religionen gehoben werden
 Der Name Deutschlands soll respekteinflößend für jeden Chinesen werden
 Niederlage der Chinesen im September 1901
 1901: größte Ausdehnung des Deutschen Reichs
Bagdadbahn
 Seit März 1903 Ambitioniertestes und letztes großes Kolonialprojekt von DE
 „Griff nach dem Orient“
 Bahnlinie von Istanbul nach Bagdad  wichtige (schnelle und strategische) Verbindung des
Mittelmeers und Vorderen Orient
 GB beobachtet Pläne mit Skepsis
 Möglicher Gewinn von Einflusssphäre von DE ins das British Empire
 Mit Beginn des 1. WK endet die deutsche Expansion
 Bau der Bahn wird erst 1935-1940 abgeschlossen
Strafexpeditionen
 Aktion, bei der das „Fehlverhalten“ (z.B. Gegenwehr gegen koloniale Besatzer)eines
kolonialisierten Volks durch militärische Gewalt bestraft wird
 Durchsetzung kolonialer Herrschaft oft mit Gewalt verbunden
 Gewalt wird heruntergespielt und verharmlost oder als notwendige Erziehungsmaßnahme
dargestellt
 „koloniale Ordnung“ ist oft nur durch diese Strafexpeditionen zu erhalten
Herero-Aufstand
 11.01.1904 überraschende Erhebung der Herero gegen deutsche Herrschaft
 Herero greifen deutsche Farmer an und töten 123 Menschen
22



 Zunächst Verhandlungen über Frieden zwischen dt. Gouverneur und Häuptling der
Herero, doch Reichsregierung fordert die bedingungslose Unterwerfung (Gouverneur
wird entlassen)
 neuer Expeditionskorps unter General Trotha mit 15.000 Mann soll Widerstand
niederschlagen
11.08.1904 Sieg über Herero
 Volk der Herero wird vertrieben
02.10.1904 „Vernichtungsbefehl“: Trotha droht den Herero vollständige Vernichtung bei
nicht-Verlassen des Landes
 Todesurteil für viele: verdursten auf der Flucht durch die Wüste
Dezember 1904 umstrittene Befehl wird aufgehoben
Nama-Aufstand
 Im Oktober 1904 erheben sich die Nama („Hottentotten“) unter Witbooi gegen die deutsche
Kolonialmacht (bis dahin Unterstützung der deutschen Truppen)
 Auseinandersetzung in Form eines Guerilla-Krieg
 Erst 26.11.1905 Waffenstillstand (1 Monat nach Tod von Witbooi)
Maji-Maji-Krieg
 20.07.1905 aus Protest gegen die Arbeitspflicht und wachsende Steuerlast zerstören drei
Aufständische eine Baumwoll-Plantage
 Unterschiedliche Völker schließen sich dem Aufstand an
 Aufständischen hatten von einem Propheten einen Zauber erhalten, der sie vor den
deutschen Kugeln schützen sollte
 Die „geschützten“ Aufständischen traten den deutschen Truppen furchtlos entgegen
 Grausame Folgen und viele Todesopfer
 Doch deutsche Truppen haben Schwierigkeiten den sich rasch ausbreitenden Aufstand
einzudämmen
 Strategie der „verbrannten Erde“ wird angewandt: Soldaten brennen Dörfer, Felder und
Vorräte der Bevölkerung nieder bis der Aufstand 1907 gebrochen war
Kritik an den Niederschlagungen der Aufstände
 Waren die Niederschlagungen Völkermord?
 Parallelen zum späteren Völkermord an den Juden durch die Nationalsozialisten
Kapitel 5
Kriegsursachen und Kriegsbeginn
Kurswechsel
 Ab 1890 Kurswechsel in der deutschen Außenpolitik
 Zerfall des Bündnissystem
 Expansion, Kolonialerweiterung, Aufrüstung
 Neue Weltpolitik und „Platz-an-der-Sonne“-Idee
 DE wird als „nervöse Großmacht“ und gefährlich angesehen, gegenseitiges Misstrauen
 Einmischung in internationale Konflikte, auf internationaler Ebene mitmischen,
Bedeutung und Ansehen wahren/ausweiten
Faschoda-Krise
 1896 Faschoda-Krise zwischen ENG und FRK
 Aufeinandertreffen der britischen und französischen Interessen
23

 FRK: Kolonien in Nord- und Westafrika mit dem Indischen Ozean verbinden
Am 10.07 besetzt eine frz. Truppe das Fort Faschoda im Süd-Sudan
 Britisches Korps fordert den sofortigen Rückzug
 FRK zieht sich umgehend zurück und Krise im Sudan-Vertrag beigelegt
Wettrüsten
 Ab 1900 Wettrüsten zwischen Deutschland und England
 Verhandlungen über Flottenbegrenzung scheitern
 GB fühlt sich bedroht
 DE will zur Weltmacht heranwachsen und ENGs Platz einnehmen
 Verhältnis zwischen GB und DE kippt ins feindliche
 Konkurrenzverhalten macht handlungsunfähig
 Veränderung der Beziehungen der Mächte
Entente Cordiale und Triple Entente
 Ausgangspunkt der Entente Cordiale (herzliches Bündnis) ist die Faschoda-Krise
 Ziel: Beilegung kolonialer Streitfragen
 1904 Gründung der Entente Cordiale zwischen ENG und FRK
 1907 Erweiterung zur Triple Entente mit RUS
 Führt zur Einkreisung Deutschlands
 Bündnisse verfestigen sich durch das aggressive Verhalten von DE
 De fühlt sich bedroht
Marokko-Krisen
 1. Marokko-Krise: 1906
 Frankreich versucht größeren Einfluss in Marokko zu gewinnen
 Das Deutsche Reich greift ein, um Marokkos Unabhängigkeit zu sichern
 DE verfolgt Politik der Stärke und Androhung von Gewalt , um Anspruch an Kolonien in
Afrika gegenüber FRK zu verdeutlichen
 Internationale Konferenz beschließt die Unabhängigkeit Marokkos, aber FRK bekommt
Einfluss auf Polizei und Hafenverwaltung
 2. Marokko-Krise: 1911
 FRK mach Ansprüche auf Marokko deutlich: Besetzt 2 Städte
 DE entsendet Kanonenboot „Panther“ nach Marokko
 Ziel: FRK erpressen  Abtretung des Kongogebiets an DE, und DE gibt Marokko auf
 Großbritannien unterstützt Frankreich ( Triple Entente)
 Marokko-Kamerun-Vertrag vom 18.11: Marokko-Krisen wird zum Nachteil von DE
beendet, DE wird mehr und mehr außenpolitisch isoliert
Balkankriege
 Im Oktober 1912 erklären die Balkanvölker dem Osmanischen Reich den Krieg
 Osmanen werden innerhalb weniger Wochen verdrängt
 Verschiebung der Macht auf dem Balkan betrifft direkt und indirekt die europ. Großmächte,
haben unterschiedliche Interessen:
 Russland: über den Bosporus einen wirtschaftlichen und militärischen Zugang zum
Mittelmeer errichten
 Österreich-Ungarn: territoriale Besitzungen auf dem Balkan schützen, da in Österreich
lebende Serben ihre Unabhängigkeit fordern
 Deutsches Reich: Geschäfte mit Balkan und Osmanischen Reich führen
 Diese unterschiedlichen Interessen vereinen sich nicht mit denen der Balkanvölker
 Auf einer internationalen Konferenz kann die Krise entschärft und eine Neuordnung für den
Balkan errichtet werden
24

 „Londoner Vertrag“: Osmanische Reich verliert im Mai 1913 fast alle europ. Territorien
Im Sommer 1913 kommt es zum 2. Balkankrieg
 Streit der Balkanvölker über die Aufteilung Makedoniens
 Neuordnung zerbricht
 Balkan gilt als das „Pulverfass Europas“
 Österreich sieht eine ernsthafte Bedrohung in der serbischen Unabhängigkeitsforderung
Attentat von Sarajewo und Kriegsbeginn
 Bündnissystem: ÖST-DE, RUS-SER, RUS-ENG-FRK, ENG-BEL-LUX, ENG-USA-JAP
 Am 28.06.1914 wird das österreichische Thronfolgerpaar in Sarajewo (Serbien) von einem
serbischen Nationalisten ermordet
 Serbische Regierung wird als Initiator beschuldigt
 DE sagt ÖST mit Blankoscheck uneingeschränkte Unterstützung zu (DE sucht Kriegsgrund
gegen FRK, Ausbreitung der Demokratie in DE verhindern)
 23.07.1914 Ultimatum von ÖST an SER (bewusst unannehmbar)
 Botschafterkonferenz und Verhandlungen zur Entschärfung der Konflikte scheitern
 Kettenreaktion auf Grundlage des Bündnisgeflechts wird in Gang gesetzt
 28.07.1914: ÖST erklärt SER den Krieg
 RUS sichert SER als „Beschützer der slawischen Völker“ Unterstützung zu
 Aufrüstung und Mobilmachung in RUS startet
 Zusammenstoß zwischen DE und RUS wird unvermeidbar, denn DE muss als
Bündnispartner von ÖST ebenfalls aufrüsten
 „Schlieffenplan“ setzt Sieg über FRK vor der Beendung der rus. Mobilmachung voraus
 30.07.1914: DE erklärt RUS den Krieg
 FRK und ENG müssen als Bündnispartner von RUS mobilisieren
 01.08.1914: DE erklärt FRK den Krieg
 Einmarsch der Deutschen in die neutralen Staaten BEL und LUX als Startoffensive gegen FRK
 GB ist Bündnispartner der beiden Staaten
 04.08.1914: GB erklärt DE den Krieg
Einschätzungen zum Kriegsbeginn/Verantwortung/Schuld
 Innerhalb weniger Tage wird aus einer lokalen Krise ein „Weltbrand“
 Blankoscheck/Bündnis mit ÖST ist ein Riesenfehler
 Diplomatische Verhandlungen mit GB wäre möglich gewesen
 1914 liegt in deutscher Verantwortung, DE hatte die Möglichkeit zu verhandeln und den
Krieg zu verhindern
 Europa taumelt in den Krieg und keiner tut etwas dagegen (unkontrolliert, alle tragen die
Verantwortung)
 Staatsoberhäupter waren zu unautoritär/unfähig einen Krieg zu verhindern
 Keiner wollte den Krieg, aber er war von allen Großmächten einkalkuliert
 Winkler: DE ermutigt ÖST zum Krieg
 Ulrich: Weltmacht oder Untergang (Alles oder Nichts), nur als Weltmacht ist man bedeutend
 Bebel (Sozialdemokrat): Gegner der Weltpolitik, Kritik an Kapitalisten-Politik und
Rücksichtslosigkeit gegenüber dem Volk
 Fischer: Griff nach Weltmacht, Kritik an Wilhelms Politik, Gründe für den Ausbruch des
Kriegs: Blankoscheck, Zeitpunkt war günstig, DE wollte den Krieg und hätte als einzige Macht,
die ihn wollte, ihn auch als einzige Macht verhindern können, Krieg wurde herbeigeführt,
Kriegswille allein auf deutscher Seite
 Erdmann: niemand setzte sich für den Frieden ein oder hat ihn ernsthaft gewollt, alle Staaten
haben Schuld am Kriegsausbruch, niemand wollte den Preis für den Frieden zahlen
 Lloyd George (brit. Premierminister): europäische Staaten sind in den Krieg hineingerutscht
25



Neitzel: Schlachtflotte war nur Symbol der Macht, sollte keinen Krieg führen, wurde aber
immer weiter ausgebaut
Mommsen: DE hat die Krise für eigene Zwecke ausgenutzt, wollte Vormachtstellung
erlangen, hat auf Krieg und Konflikte zwischen ÖST und SER spekuliert
Nipperdey: DE hat erheblichen Anteil am Krieg, jedoch stehen alle Staaten mit in der Schuld
(Weltpolitik trägt ihren Anteil), deutsche Sicherheit und Machtstatus war bedroht also wurde
der Krieg provoziert, weltpolitische Lage führte DE in den Krieg, alle Staaten waren
kriegsbereit, kommende Bedrohung und Krieg wurden von allen überschätzt, Krieg kam weil
alle am Frieden verzweifelten
Der erste Weltkrieg als „moderner“ Krieg
Kriegsbegeisterung
 Viele junge ledige Männer sind von Kriegsvorstellungen begeistert
 Glauben an schnellen Sieg
 Überzeugung, das Richtige zu tun
 Siegessicher, übermütig, euphorisch
 Aufbruchsstimmung
 Vaterlandsstolz, dem Vaterland dienen als Pflicht
 Zusammengehörigkeitsgefühl, Wunsch nach Einigung
 Studenten und Schüler melden sich freiwillig
 Unterschätzung der modernen Waffen
 Nichts zu verlieren
 Wollen sich beweisen
 Akademische Begeisterung
 Aufkommender Nationalismus
 Regierung nutzt Begeisterung aus: Propaganda zur Massenmobilisierung, Politik der
systematischen Desinformation des Volks über Realität des Kriegs
Kriegsängste
 Arbeiter, Landwirte etc. mit Familie denken real, sind sorgenvoll
 Zukunftsängste, Existenzsorgen, Ernährungsangst
 Angst vor großen Opfern
 Quälender Ungewissheit über Beginn und Ausgang des Kriegs
 Wussten um Waffen und fallende Opfer
 Unverständnis über naive Begeisterung
 Angst um Angehörige
 Volk ist im Zwiespalt über den Kriegsausbruch
Moderner Krieg
 Krieg wird anders als alle Kriege zuvor durch moderne Waffen und Strategien
 Hochtechnisierte Waffen und Technologien kommen zum Einsatz
 Soldaten verlieren an Bedeutung
 Neue Waffen/Strategien: Artilleriegeschütze, Luftwaffen, U-Boote, Panzer, Giftgas,
Flammenwerfer, Stellungskrieg (Grabenkrieg), Maschinengewehre, Zeppeline
 „Materialschlachten“: tagelanger Dauerbeschuss von Artilleriegeschützen
Kriegsziele
 DE: Pläne einer Hegemonialmacht in Mitteleuropa nach den Kriegserfolgen 1914,
Vormachtstellung in Europa erreichen, FRK schwächen, Annexion von frz. Gebieten, Belgien
als Partner, Sicherstellung der Ernährung durch Gebiete im Osten, radikale Umwandlung und
26





Verkleinerung Russlands  nationalistische Vorstellungen, Sozialdemokraten:
Verständigungsfrieden, sind gegen den Krieg
RUS: Interessen in Südosteuropa verwirklichen
GB: Beseitigung der deutschen Konkurrenz, Zerstörung der dt. Flotte, Übernahme der
deutschen Kolonien
FRK: Revanche für 1871, Elsass-Lothringen und weitere Gebiete zurück erlangen, Auflösung
von Österreich-Ungarn
ÖST: Vormachtstellung auf dem Balkan sichern
USA: (14-Punkte-Plan), Kredite bewahren, demokratische Weltordnung etablieren,
Weltfrieden, amerikanische Werte verbreiten, Völker-und Menschenrechte vertreten
„Schlieffenplan“ und Krieg im Westen
 „Schlieffenplan“: Einkreisung der frz. Armee durch Einmarsch ins das neutrale BEL
 Plan scheitert im September 1914, da die Franzosen den Vormarsch stoppen
 Krieg erstarrt zu einem Stellungskrieg
 Schützengräben werden auf beiden Seiten zu unüberwindbaren Verteidgungsystemen
ausgebaut  Grabenkrieg
 Versuche von Deutschen und Alliierten den Stellungskrieg wieder zu einem Bewegungskrieg
zu machen scheitern
 Große Verluste bei allen Mächten
 Deutsche Offensiven 1915 um eine belgische Schlacht (1. Giftgaseinsatz) und 1916 bei
Verdun (Materialschlacht) bleiben erfolglos
 1916: Hindenburg und Ludendorff übernehmen die Oberste Heeresleitung (OHL)
 Der unerwartet lange Krieg (kein Sieg über FRK und Erstarrung des Kriegs) führt zu großen
Problemen in der Heimat, „Steckrübenwinter“ (1916/1917) schwächt Heimat weiter
Krieg im Osten
 Unerwartet schnelle Mobilisierung der russischen Armee
 Wechselhaftes Kriegsgeschehen, Bewegungskrieg
 DE besetzen Polen und Baltikum und drängen damit Alliierte zurück
 Keine Ende in Sicht, weit von militärischem Sieg entfernt
Sicht der Welt auf Deutschland
 Steht als Aggressor dar (Einfall in das neutrale BEL)
 Steht in schlechtem Licht, Deutsche werden als „Hunnen“ und „Barbaren“ dargestellt
 Unrechte Kriegsverbrechen gleich zu Anfang des Kriegs
Epochenjahr 1917
USA:
Zimmermanndepesche
 Vom 19.01.1917, aber erst am 01.03.1917 in den USA veröffentlicht
27





Telegramm des Staatssekretär Zimmermann des Auswärtigen Amts an den deutschen
Botschafter in Washington (und den dt. Botschafter in Mexiko)
MEX sollte dem Krieg auf Seite von DE beitreten und dafür nach dem Sieg amerikanische
Gebiete erlangen
DE will auch Japan auf seine Seite bringen
U-Boot-Krieg soll am 1.Februar starten
DE ist der Überzeugung, dass ENG mit dem U-Boot-Krieg schnell zu besiegen sei
Uneingeschränkter U-Boot-Krieg
 Fängt bereits 1915 an, wird aber wieder eingestellt, um die Beziehungen zu den neutralen
Ländern und insbesondere der USA nicht mehr zu gefährden
 Ab 01.02.1917 wird der uneingeschränkte U-Boot-Krieg wieder aufgenommen
 Optimistische Voraussagen: U-Boot-Krieg wird zu einem schnellen Sieg führen
 Erlaubnis für deutsche U-Boote alle feindlichen Kriegs-und Handelsschiffe ohne Vorwarnung
zu topedieren
 Ziel: Waffen-, Rohstoff- und Lebensmittelversorgung an ENG unterbrechen, britische
Seeblockade lockern
 Von den neutralen Handelsschiffen sind viele US-amerikanisch (unterstützen seit Beginn des
Kriegs die Alliierten)
 Schwache amerikanische Wirtschaft profitiert vom Markt mit den Alliierten
 Reaktion: Abbruch aller diplomatischen Beziehungen zu DE
Kriegseintritt der USA
 Der dt. U-Boot-Krieg kostet viele Opfer, darunter viele amerikanische Opfer
 US-Präsident erklärt am 02.04.1917 den Kriegszustand vor dem Kongress
 Am 06.04.1917 stimmt der Kongress zu  Kriegserklärung an DE
 Tritt auf Seiten der Alliierten dem Krieg bei
 Kriegsentscheidender Eintritt der USA
 Wende des Kriegs
Russland:
Russland vor 1914
 Zarenreich
 Große soziale Spannungen: kleine reiche Führungsschicht, benachteiligte Bauern und
Arbeiter, erst seit 1905 Presse-, Versammlungs- und Redefreiheit und Parlament (Duma)
 Bolschewiki: Arbeiterpartei, Ziel: Umwandlung in eine sozialistische Republik, Führer: Lenin
Februarrevolution
 Soziale Probleme können bis zum 1. WK nicht gelöst werden, die russ. Armee muss schwere
Niederlagen in den ersten Kriegsjahren einstecken, soziale Gegensätze werden stärker
 März 1917 (Februar nach russ. Zeitrechnung): Hungerrevolten, Streiks, Demonstrationen
 Soldaten verweigern den Befehl des Zaren die Aufstände niederzuschlagen
 Regierung verliert die Kontrolle
 Spontane Revolution erfasst viele wichtige Städte
 Zar wird noch im März 1917 zur Abdankung gezwungen


Zwei neue Regierungen bilden sich („Doppelherrschaft“):
 Petrograder Sowjet: von neu gebildeten Arbeiter-und Soldatenräte gewählt,
Interessenvertretung
 Provisorische Regierung: gebildet aus bürgerliche Parteien der Duma, Duma ist
überfordert mit der Situation
Weitere Krisen, da keine der beiden neuen Regierungen die volle Verantwortung übernimmt
28

 Versorgungsprobleme weiten sich aus
 Fortführung des Kriegs (entgegen Hoffnungen des Volks, Regierungen verlieren Rückhalt)
Kriegsminister übernimmt im Juli 1917 das Amt des Ministerpräsidenten: verkündet Republik
und setzt Neuwahlen zu einer verfassungsgebenden Versammlung für November an
Oktoberrevolution
 Fehlende Rückhalt der Regierung im Volk ermöglicht den Aufstieg der Bolschewiki
 Bolschewiki unter Lenin sind nicht an Republik (so wie so von Ministerpräsident gefordert
wird) interessiert
 Im November 1917 (Oktober nach russ. Zeitrechnung): Bolschewiki belagern und stürmen
den Sitz der Provisorischen Regierung
 Mitglieder der Regierung werden verhaftet und MP flieht ins Ausland
 Bei der Wahl zur verfassungsgebenden Versammlung am 12.11.1917 erhalten die
Bolschewiki nur 25% der Sitze
 Stärkste Partei: Sozialrevolutionäre
 Im Januar 1918 lässt Lenin die Versammlung gewaltsam auflösen und etabliert eine Diktatur
seiner Partei unter Lenin: die Sowjetrepublik
 Findet Zustimmung im Volk durch Versprechen auf Beendigung des Kriegs
Separatfrieden von Brest-Litowsk
 Bolschewiki bieten den Mittelmächten den sofortigen Waffenstillstand an
 Brauchen den Frieden, um die bolschewistische Herrschaft im Land zu stabilisieren und
die zaristische Gegenrevolution niederzuschlagen
 Es kommt zum Bruch mit den bisherigen Verbündeten und zu Friedensverhandlungen mit
dem Deutschen Reich
 Dt. OHL stellt extrem hohe Forderungen, jedoch willigen die Russen ein, da sie den
Frieden benötigen
 Frieden von Brest-Litowsk vom 03.03.1918 zwischen DE und RUS ist ein Diktatfrieden
zugunsten von DE
 Unabhängigkeit von Finnland, Polen, Ukraine, baltischen Staaten, Georgien
 Teilweise Besetzung dieser Staaten durch dt. Truppen
 RUS hofft die Revolution werde auf deutsche Soldaten überspringen
 DE will Übergreifen der bolschewistischen Revolution auf die jetzt unabhängigen Länder
verhindern und hofft auf Stärkung der Westfront (da Zweifrontenkrieg nun beendet ist)
 Stärkung trifft nicht ein, Frühjahrsoffensive im Westen scheitert
 Im Sommer 1918 kommt es zu einem mehrjährigen blutigen Bürgerkrieg in RUS zwischen
Bolschewisten („Die Roten) und den Zarenunterstützern („Die Weißen“)
Deutschland:
Hungerwinter 1916/1917
 Auch „Steckrübenwinter“ oder „Kohlrübenwinter“ genannt
 Deutsche Wirtschaft ist auf langen Krieg nicht vorbereitet
 Durch die englische Seeblockade wird die Zufuhr von Lebensmitteln und Rohstoffen immer
weiter unterbunden
29


Seit 1915 werden Lebensmittel rationiert, jedoch gehen die Zuteilungsmengen ständig zurück
 Ernteerträge verringern sich durch fehlende Düngemittel und Mangel an Arbeitskräften
Kartoffelernte von 1916 ist besonders schwach (50% des Vorjahres)
 Hungerwinter 1916/1917 trifft bereits hungernde Bevölkerung in Städten besonders hart
 Als Ersatz werden rationierte Kohlrüben (Steckrüben) ausgeteilt
 Schwarzhandel und Wuchergeschäfte entstehen, aufgrund der unterschiedlichen
Versorgungslagen zwischen Land und Stadt
 Über 750.000 Menschen sterben in diesem Winter an der „Heimatfront“
Osterbotschaft
 Rede am 07.04.1917 von Kaiser Wilhelm II
 Kommt den Forderungen nach einer Demokratisierung entgegen und kündigt Reformen nach
dem Krieg an
 Einführung einer geheimen und direkten Wahl
 Weitere weniger konkrete Versprechungen
 Enttäuschung in der politischen Opposition
 Stärkung der Protestbereitschaft der Arbeiten, da die Ankündigungen ungenau waren und
kein exakter Zeitpunkt für die Reformen genannt wurde
Spaltung der Sozialdemokratie
 Alte Konflikte zwischen Parteien kommen wieder auf
 Im Sommer 1917 kommt es zum Streit um weitere Kriegskredite
 Auseinandersetzungen führen zu Spaltung der Sozialdemokratie in SPD und USPD
 USPD = linker (jetzt unabhängiger) Flügel der SPD
Friedensresolution
 Koalition der Mehrheitsparteien (SPD, Zentrum, Fortschrittliche Volkspartei) unter Führung
von M. Erzberger verabschieden am 19.07.1917 eine Friedenresolution, in der sie einen
Verständigungsfrieden fordern
 Verständigungsfrieden wird von Konservativen, Nationalliberalen und OHL abgelehnt
 Setzen weiterhin auf Siegfrieden (wollen Alliierte besiegt sehen, sehen sich kurz vor Sieg)
 Alliierte befinden die Reaktion (Friedensresolution) auf einen bereits zuvor angebotenen
Frieden als unzureichend
 Friedensresolution scheitert
 OHL gewinnt immer mehr Einfluss als Nebenregierung
Das Kriegsende
Niederlage der deutschen Armee
 Seit März 1918 aus Zweifrontenkrieg befreit und Ziele im Osten erreicht
 Frühjahrsoffensive im Westen soll endgültigen Sieg für DE bringen
 Wird von Alliierten abgewehrt
 Deutsche Front bricht am 08.08.1918 in Frankreich zusammen
 Dt. Truppen müssen vor Alliierten zurückweichen
 Die zuvor noch optimistische OHL muss am 29.09.1918 die Niederlage eingestehen
Oktoberreformen
 Liberale Prinz Maximilian von Baden wird am 03.10.1918 zum Reichskanzler ernannt, um die
eigene Verhandlungsposition zu verbessern
 Initiiert ein Reformpaket (Oktoberreformen) zur Änderung der Verfassung
 Reichskanzler soll ab jetzt durch Mehrheit im Reichstag ernannt werden
 Entscheidung über Krieg und Frieden liegt nun bei Reichstag und Bundesrat
30

 Dreiklassenwahlrecht wird abgeschafft
 Aus konstitutioneller wird eine parlamentarische Monarchie
Reformen sind amerikanische Bedingungen für einen Waffenstillstand
Waffenstillstand von Compiègne
 Wird am 11.11.1918 zwischen Deutschland und den Alliierten (FRK, ENG und USA) im Wald
von Compiègne unterschrieben
 Krieg war somit beendet
Politischer Umbruch
Politische Lösungsvorschläge zur Neuordnung Deutschlands
 SPD (Friedrich Ebert): Revolution beenden, Bildung einer verfassungsgebenden NV und
Volksregierung, freies und friedliches Volk, parlamentarische Demokratie, Bürger sollen
Aufstände und Plündereien unterlassen, Stabilität  in den Interessen des Volks/Bürgertum
 Spartakusbund/Linke (Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg): Weiterführung der Revolution,
Einrichtung von Arbeiter- und Matrosenräten, Bewaffnung des Volks und Entwaffnung der
Polizei, Übernahme des Militärs und Behörden, Abschaffung von Reichstag und Parteien und
Reichsregierung, Gleichberechtigung und Frauenwahlrecht, Rückberufung der russ. Botschaft
 (radikale) Interessen des Arbeitervolks
 Liberalen (Hugo Preuß – Staatsrechtler): gesamtes Volk soll in NV vertreten sein, moderne
Demokratie und Verfassung, Einheit und Gleichheit, Gleichberechtigung, politischdemokratische Verwaltung, kräftiger sozialer Fortschritt, Ernährungsfrage lösen
 Lokale Räte (z.B. Württemberg): Einberufung einer verfassunggebenden
Nationalversammlung, keine Gewaltherrschaft, V soll vom Volk getragen werden,
Volkwirtschaft, Erhaltung von Ordnung und Ruhe, Macht soll bei vielen Parteien liegen,
gegen Missbrauch des Heers im Zeichen der Monarchie oder bolschewistischen Terrors,
Regelung der Ernährungsfrage
 Rechte: Befürworter der Monarchie und des Kaiserreichs als Staatsform, Wiederaufbau der
alten Staatsform und Gesellschaft
Novemberrevolution
 Trotz Niederlage des Heers (29.09.1918) wurde der Marine in Wilhelmshaven der Befehl zum
Auslaufen am 25.10.1918 gegeben, um eine Entscheidungsschlacht gegen England zu führen
 Matrosen verweigern Befehl
 Spontane revolutionäre Stimmung erfasst weitere Hafenstädte und Städte in Mittel- und
Süddeutschland
 am 04.11.1918 wird in Kiel der ein Soldatenrat gebildet
 auch in anderen Städten verlangen Soldatenräte die Beendigung des Kriegs, Abdankung
des Kaisers und Freilassung von inhaftierten Meuterern
 Arbeiterparteien und Gewerkschaften übernehmen als Arbeiterräte die politischen
Funktionen in den betroffenen Städten
Doppelte Ausrufung der Republik
 Der 09.11.1918 beginnt mit einer Großdemonstration aus Arbeitern und Matrosen in Berlin
 Reichskanzler von Baden erklärt ohne Autorisierung den Thronverzicht des Kaisers und tritt
als Reichskanzler zurück und überlässt dem Sozialdemokraten F. Ebert die Regierung
(ebenfalls laut Verfassung ohne Berechtigung)
31
 Ziele Eberts: mit USPD zu einer Einigung kommen, um die einheitliche Arbeiterbewegung
wieder herzustellen und um Spartakusbund zu isolieren
 Ausrufung der Republik erfolgt zweifach:
 SPD-Abgeordnete P. Scheidemann redet ohne Rücksprache mit Partei oder Ebert von
einem Balkon des Reichstagsgebäude, um dem Spartakistenführer K. Liebknecht zuvor zu
kommen: das deutsche Volk hat gesiegt, deutsche Republik wird errichtet, Regierung aus
sozialistischen Parteien, Aufruf zu Ruhe und Ordnung und Sicherheit  Revolution soll
beendet werden
 Spartakistenführer K. Liebknecht hält seine Republik-Proklamation ca. 2 Stunden später:
„Wir“/Partei hat Frieden erzwungen, freie sozialistische Republik wird errichtet,
Regierung aus Arbeiter- und Soldatenräten, Aufruf zur Weltrevolution  Revolution soll
fortgeführt werden
 Am 10.11.1918 flieht Wilhelm II in die Niederlande und eine Übergangsregierung (Rat der
Volksbeauftragten) wird eingerichtet, Übertragung der Regierungsgeschäfte an den Rat
Rat der Volksbeauftragten
 Wird am 10.11.1918 gebildet aus je drei Vertretern aus SPD und USPD (USPD tritt im
Dezember 1918 aus)
 Provisorische Regierung
 Ziel: Termin für die Wahl zur NV festlegen
 Jedoch: Auseinandersetzungen über zukünftige Staatsform: Räterepublik oder
parlamentarische Demokratie
 Vereinigung der beiden Arbeiterparteien findet Zustimmung in der Versammlung der
Arbeiter- und Soldatenräte
Ebert-Groener-Abkommen
 Pakt wird am 10.11.1918 zwischen Ebert, der OHL und der kaiserlichen Verwaltung
geschlossen
 General Groener der OHL sichert der Ebert-Regierung Loyalität des Militärs zu
 Regierung kann Truppen zur Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung anfordern und
einsetzen
 Geordnete Destabilisierung sicherstellen
Stinnes-Legien-Abkommen
 Ergänzung zum Ebert-Groener-Abkommen
 Sichert Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften
 Sicherstellung der Versorgung
Reichsrätekongress
 Tagt vom 16.-20.12.1918 in Berlin
 Treffen aller deutschen Räte, Spartakisten besitzen keine Mandate
 Ergebnis: beschließt Errichtung einer parlamentarischen Demokratie (gegen Räteherrschaft)
Januaraufstand
 Am 01.01.1919 schließen sich Spartakisten und andere Linke zusammen und gründen die
KPD (Kommunistische Partei Deutschlands): Gegenpartei zur SDP, wollte proletarische
Diktatur und Sozialisierung von Betrieben durchsetzen
32



Am 05.01.1919 werden von Revolutionären Zeitungs- und Verlagsgebäude besetzt, den die
Kommunisten unterstützen, um die Regierung zu stürzen
 Generalstreik wird ausgerufen
 Als Gegenmaßnahme werden Truppen zum Aufmarsch angefordert
Freikorps (kaisertreue Ex-Berufssoldaten, lehnen Republik in jeder Form ab) und die reguläre
Reichswehr kommen zum Einsatz und schlagen die Aufstände blutig nieder
Am 15.01.1919 werden die Spartakusführer Luxemburg und Liebknecht von Freikorps
verhaftet und am gleichen Tag ermordet
 Diese Tat belastet daraufhin das Verhältnis von SPD und KPD zunehmend
 SPD wird für Aufstände und deren blutigen Ausgang verantwortlich gemacht
Wahl zu Nationalversammlung
 Die Wahl zu NV findet am 19.01.1919 statt (spiegelt die zuvor gegangen radikalen
Ausuferungen nicht wider)
 Erstmals haben Frauen in Deutschland aktives und passives Wahlrecht (es werden 8,8%
Frauen in die NV gewählt, besetzen häufig Themen wie Familie und Bildung
 Verhältniswahlrecht kommt erstmalig zum Einsatz:
 Keine Stimmen gehen verloren
 Kleine Parteien schaffen es in den Reichstag zu gelangen
 Doch zum Problem wird bald die Kompromissunfähigkeit der großen Parteien
 SPD wird stärkste Partei (37,9%)
 Deutliche Mehrheit für demokratische Parteien
 Stellt mit Zentrum und DDP (linksliberal) eine bürgerliche Mehrheit
 Opposition: DNVP (rechtskonservativ), DVP (nationalliberal)
 KPD stellt sich nicht zur Wahl
Weimarer Koalition
 Wegen des Januaraufstands und der unklaren Sicherheitslage in Berlin wird die NV am
06.02.1919 in Weimar eröffnet
 Die bürgerliche Mehrheit verabschieden am 10.02.1919 das „Gesetz über die vorläufige
Reichsgewalt“
 Aufgabe der NV (im ersten Paragraf): „künftige Reichsverfassung und sonstige dringende
Reichsgesetze beschließen“
 Organe der späteren Verfassung werden festgelegt
Weimarer Verfassung
 Ebert unterzeichnet am 11.08.1919 die neue Verfassung, die als demokratischste ihrer Zeit
gilt
 Grundsatz: Volkssouveränität (Alle Staatsgewalt geht vom Volk aus)
 Wahl Reichstagsabgeordnete
 Direkte Wahl des Reichspräsidenten
 Volksentscheid steht über den Beschlüssen des Reichstag
 Die stärksten Verfassungsorgane sind Reichstag und Reichspräsident (gegenseitige Kontrolle)
 Reichstag: Legislative, Regierung braucht Vertrauen des Reichstag, kann Einsprüche vom
Reichsrat ablehnen
 Reichspräsident: Exekutive (Reichswehr), Judikative (Reichsgerichthof), kann komplette
demokratische Legislative beeinflussen (Art. 25 und 48)  hat alle drei Gewalten unter
seiner Kontrolle, „Ersatzkaiser“
 Regierung: Reichskanzler und Reichsminister (vom RP benannt)
 Reichsrat: Ländervertretungen
 Endgültige Gesetzgebung liegt bei Reichstag, Kanzler und Minister
 Alle Parteien sind zugelassen
33








Gewaltenteilung
Gleichheit
Gleichberechtigung
Recht auf Privatsphäre, Unverletzlichkeit der Wohnung
Briefgeheimnis
Presse- und Meinungsfreiheit
Rechte über Gemeinschaftsleben, Bildung und Wirtschaft
Religionsfreiheit
Artikel 25 und 48
 RP besitzt unter bestimmten Umständen diktatorische Befugnisse
 Hat die Macht die Artikel zu kombinieren (jedoch verfassungswidrig)
 Wesentliche Schwäche der WR
 Artikel 25:
 Auflösung des Reichstag
 Nur einmal aus dem gleichen Grund
 Innerhalb von 60 Tagen müssen Neuwahlen erfolgen
 Artikel 48: Notverordnungsrecht
 Voraussetzung: öffentliche Sicherheit und Ordnung müssen wieder hergestellt werden
 Aufhebung bestimmter Freiheitsrechte der Bürger
 Einsatz des Militärs
 Erlass von Notverordnungen mit Gesetzeskraft
 Unverzügliche Mitteilung an Reichstag
Weitere Schwächen der WV
 Artikel 25 und 48 und ihre Kombination
 RP hat Oberbefehl über die Reichsweh
 RP entlässt/ernennt Kanzler und Minister und Reichsgerichtshof
 Reichsregierung als schwächstes Organ
 Keine 5% Hürde
Krisenjahr 1923
 Rückstand Reparationszahlungen
 Ruhrkrise
 Hyperinflation
 Ausnahmezustand
 KPD Aufstand
 Marsch auf Berlin
 Meuterei der bayrischen Armee
 Hitler-Ludendorff-Putsch
Goldenen Zwanziger
 Von ca. 1924-1929
 Frauenbild, Mode, Musik, technischer Fortschritt, Reisen, Architektur, Sport, Kino, Währung
 Bürger lassen es sich gut gehen
 Kriegserfahrungen werden verdrängt, Zufriedenheit macht sich breit
 Lebensfreude und Gefühl der Sicherheit nach Krieg und Krisenjahren
Friedensverträge 1919-1930
14-Punkte-Plan
 US-Präsident Wilson stellt am 08.01.1918 sein 14-Punkte-Plan vor dem Kongress vor
34

Ziel: Weltfrieden
 Selbstbestimmung, Selbstständigkeit und Unabhängigkeit aller europäischen Völker
 Freier Handel, internationaler offener Handel und Gleichheit von Handelsbeziehungen
 Rüstungsbeschränkungen
 Völkerbund (allgemeine Gesellschaft der Nationen)
 Aufrechterhaltung der offen gelegten Diplomatie (öffentliche Politik)
 Sicherung des „milden Friedens“/„Frieden ohne Sieger“
 Freie Seefahrt
 Räumung und Wiederherstellung der besetzten Gebiete (RUS, POL, BEL, ITL, FRK…)
 Friedliche Verhandlungen über den Besitz von Kolonien
Friedenskonferenz
 Eröffnung der Konferenz am 18.01.1919 in Versailles (genau 48 Jahre nach
Kaiserproklamation)
 Es tagen 32 Staaten, jedoch ohne die besiegten Mächte (DE und ÖST-UNG)
 Aufgaben:
 Umgang mit den Kriegsverlierern regeln
 Territoriale Neuordnung Europas
 Reparationen festlegen
 Obererstes Gremium: Rat der Vier (USA, FRK, ENG, ITL)
Forderungen der Siegermächte und Deutschland
 USA: Frieden im Sinne des 14-Punkte-Plans (Verständigungsfrieden, wird jedoch nicht in
Friedensvertag aufgenommen), Friedenssicherung, Basis der Verständigung und
Selbstbestimmung für internationale Beziehungen, freier Handel, Völkerbund herstellen,
Verhinderung der frz. Pläne
 FRK: Deutschland soll dauerhaft geschwächt werden Gebietsabtretungen,
Rüstungsbegrenzungen, Reparationsforderungen, Polen als Partner im Osten für FRK
gewinnen (Einkreisung)
 ENG: keine totale Schwächung von DE, Verhinderung der frz. Pläne, will keinen
Bolschewismus in DE, Sicherung der Stellung als führende Kolonialmacht, Annexion der
deutschen Kolonien, Sicherung des Mächtegleichgewicht, dt. Flotte konkurrenzunfähig
machen, Beruhigung internationaler Konflikte
 DE: milder Frieden im Sinne der 14 Punkte, Verminderung von Strafen und Reparationen,
gleichberechtigtes Mitglied des Völkerbunds, keine alleinige Kriegsschuld, Vorwurf an
Alliierte: Verstümmelung von DE
Verhandlungen über den Versailler Vertrag
 07.05.1919: Übergabe der Vertragsbestimmungen an die deutsche Delegation
 Entsetzen über das Ausmaß der Forderungen bei Politik und Volk
 Haben auf Verständigungsfrieden gehofft
 12.05.1919: Protest gegen den VV aus der NV, einstimmige Ablehnung des Vertrags, er sei
unannehmbar
 16.06.1919: Alliierte stellen ein 5-Tage Ultimatum zur Annahme, Antrag auf Revision wird
abgelehnt, Alliierte drohen mit Waffeneinsatz
 Reichsregierung lässt Ultimatum um 2 Tage verlängern
 20.06.1919: Rücktritt von Scheidemann und Regierung
 22.06.1919: neue Regierung verlangt eine „bedingte Annahme“ (alleine Kriegsschuld
Deutschlands nach Artikel 231 wird gestrichen)
 Alliierte lehnen „bedingte Annahme“ ab
 Deutsche Militärstellen prüfen die Chance eines bewaffneten Kampfes
35



23.06.1919: Heeresleitung findet keine militärischen Alternativen zur Unterzeichnung,
außerdem stellt man fest, dass eine Ablehnung eines Vertrags zu einer Verschärfung der
Seeblockade und einem alliierten Einmarsch führen würde
 Man sieht sich zur Annahme des VV gezwungen
28.06.1919 (genau 5 Jahre nach dem Sarajewo-Attentat): Unterzeichnung des
Friedensvertrag durch das Deutsche Reich (M. Erzberger) im Spiegelsaal des Versailler
Schloss
10.01.1920: Inkrafttreten des VV
Bestimmungen des Versailler Vertrags
 Territorial: umfangreiche Abtretungen in West und Ost, Enteignung aller Kolonien
 Wirtschaftlich: Reparationszahlungen (Geld, landwirtschaftliche Erzeugnisse, Rohstoffe,
Nutztiere), Schwächung der Wirtschaft durch Gebietsverluste, Abbau der Rüstungsindustrie
 Militärisch: Zerstörung aller Kampfgeräte, Beschränkung des Heers und der Marine, nur noch
leichte Bewaffnung, Reduzierung der Flotte, Entmilitarisierung des Rheinlands, Abschaffung
der Wehrpflicht
 Weitere: Deutschland ist alleiniger Kriegsschuldiger (nach Art. 231), Auslieferung der
Kriegsverbrecher: Kaiser und OHL, Eigenständigkeit Österreichs, Mitgliedsverbot im
Völkerbund
 Aus deutscher Sicht: Gewaltfrieden
 Auf der einen Seite: Vertrag bedeutet Unterdrückung und Verarmung
 Auf der anderen: Chance auf Wiederaufbau & Schaffung neuer Grundlagen und Gesetze
 Vertrag ist die Folge von Wilhelms Politik
Deutsche Außenpolitik nach Versailles
 Ziel: Revision und Minderung der Bestimmungen des VV, Reparationen auf ein erfüllbares
Maß reduzieren, Wiedererstarkung von DE zur Großmacht  Erfüllungspolitik
 Mai 1921: die auf der Londoner Konferenz (Januar 1921) geforderten Reparationen können
um fast die Hälfte gemindert werden
Erfüllungspolitik
 Inflationsfördernde Politik unter Stresemann
 Ziel: Unfähigkeit zur vollständigen Leistung der Forderungen beweisen
 Damit Linderung des VV erzwingen
 Bereits während des Kriegs setzten in DE inflationäre Entwicklungen ein
 Vorteile: Schulden fallen weg, Sachwertbesitzer sind nicht betroffen, entwertetes Geld
erleichtert Reparationsforderungen
 Nachteile: Not und Elend und Massenarbeitslosigkeit im Klein- und Bildungsbürgertum
 Man ergriff keine Maßnahmen, um die Inflation zu stoppen
Ruhrkrise
 Im Jahr 1923 besetzen frz. Truppen das Ruhrgebiet, da DE mit den Reparationszahlungen im
Rückstand war
 Regierung Cuno reagiert mit vollständiger Einstellung der Reparationszahlungen
 fordert zum „passiven Widerstand“ auf (friedlich)

„Passiver Widerstand“ wird durch Notenpresse finanziert
 Generalstreiks
 Lahmlegung von Industrie und Verwaltung
 Produktionsrückgang
 Hyperinflation
36


 Verarmung der Bevölkerung
Wird unter Stresemann im Sommer 1923 wegen der hohen Kosten aufgegeben
Im November 1923 kann die Inflation durch die Währungsreform beendet werden
 Einführung der Rentenmark
 Stabilisierung der Wirtschaft
Rapallo-Vertrag
 16.04.1922 Vertrag zwischen DE und SU
 Wiederaufnahme der 1918 abgebrochenen diplomatischen Beziehungen
 Verzicht auf Ersatz der Kriegskosten und –schäden
 Möglichkeit für beide Staaten die außenpolitische Isolation zu durchbrechen
Dawes-Plan
 Expertenkommission unter Leitung vom amerikanischen Bankier Dawes kommen zusammen,
um die Reparationsforderungen und die deutsche Zahlungsfähigkeit zu prüfen
 Daraus entsteht 1924 der Dawes-Plan: schafft vorläufige stabile Reparationsregelung
 Erholungspause für DE
 Dauer nicht festgelegt
Verträge von Locarno
 Stresemann erkennt Notwendigkeit einer Zusammenarbeit mit den Alliierten (vor allem mit
der USA), verfolgt revisionistische Ziele, will DE mit Wirtschaft in Großmachtposition bringen
 Im Oktober 1925 entstehen daraus Verhandlungen über Verträge von Locarno
 Anerkennung der frz. Grenze
 Entmilitarisierung des Rheinlands
 Militärisches Bündnis mit ENG und ITL bei Vertragsverletzung
 Verzicht auf gewaltsamen Revision der Ost-Grenzen
 An Beitritt in den Völkerbund im September 1926 gekoppelt
 Außenpolitische Isolation Deutschlands beendet
Young-Plan
 1924-1929 „Goldene Zwanziger“: Wirtschaftsboom durch Rentenmark und Kredite
 Dawes-Plan nach Weltwirtschaftskrise nicht erfüllbar
 Young-Plan wird am 12.03.1930 vom Reichstag angenommen
 Neuregelung über Reparationszahlungen zugunsten von DE
 War umstritten: einige Parteien (DNVP und NSDAP) fordern vollständige Einstellung der
Zahlungen
 1929 Weltwirtschaftskrise ausgehend von USA
Internationaler Finanzkreislauf bis 1929
 USA erlebt wirtschaftlichen Aufschwung und gibt langfristige und kurzfristige Kredite an DE
 DE verteilt Kredite auf Staat und Wirtschaft auf, Wirtschaft finanziert Steuern, Steuern
finanzieren Staatshaushalt, DE leistet Reparationszahlungen an die Alliierten
 Alliierte: bezahlen Kriegsschulden an USA ab
Weltwirtschaftskrise 1929
 Wirtschaftlicher Aufschwung
 Zu hohe Erwartungen an ewigen Boom
 Höheres Güterangebot als Nachfrage
 Preise fallen
37


 Produktion sinkt
 Arbeitslosigkeit steigt
 Aktienkurse fallen
 Massenverkauf der Aktienpapiere der Bürger
 Barauszahlungen der Banken
 Unfähigkeit der Bürger Kredite zurückzuzahlen
 Zusammenbruch der Banken
 Keine Kreditzahlungen möglich
 Börsencrash am 29.10.1929
USA kann keine Kredite mehr zahlen
Finanzkreislauf ist unterbrochen
Kapitel 6
Politische Voraussetzungen für den Nationalsozialismus
Gründe für das Ende der Weimarer Republik
 Kriegsniederlage
 Unzufriedenheit durch: Friedensverträge, hohe Reparationen, wirtschaftlicher Niedergang
 Verantwortung für diese Nachkriegslösungen wird Demokraten zugeschoben, führt zu
Vertrauensverlust bei Bevölkerung
 Unzufriedenheit mit Regierung
 Mangelnde Akzeptanz der Demokratie
 Keine stabile Mehrheit für Parteien der Regierung
 Unzureichende demokratische Verfassung
 RP und RK mit zu großer Macht (zwei machttragende Organe)
 Notverordnungen: Art. 25 und 48
Feinde der Weimarer Republik
 Rechte Parteien (DVNP)
 Forderung: Wiederherstellung der Monarchie
 Linke Parteien (KPD)
 Forderungen: Diktatur des Proletariats, gegen SPD und rechte Parteien
Kapp-Lüttwitz-Putsch
 Nach dem Befehl zur Auflösung aller militärischen Einheiten und Freikorps fürchten viele
Offiziere und Soldaten um ihre Existenz und widersetzen sich den Befehlen der Regierung
 Am 13.03.1920 besetzen Truppen unter der Führung von Lüttwitz und Kapp das Berliner
Regierungsviertel (Regierung ist vorübergehend in Dresden)
 Kapp übernimmt gesamte Macht als Reichskanzler
 Regierung und NV werden für abgesetzt und aufgelöst erklärt
 Die Regierung fordert von Dresden aus das Volk zum Widerstand auf
 Gewerkschaften rufen Generalstreik aus, wird befolgt
 Nach vier Tagen geben die Putschisten auf, da sie weder in Bevölkerung noch in der
Verwaltung Rückhalt finden
Morde durch rechte Parteien
 Mitglieder rechter Parteien begehen Morde, um Weimarer Republik zu stürzen
 Bildung völkisch-nationalistischer Geheimbünde
 1921 Ermordung des Zentrumspolitikers M. Erzberger
38

 Unterstützer der Friedensresolution, Unterzeichner des Waffenstillstands, Befürworter
des Versailler Vertrags
Mord am liberalen Politiker W. Rathenau
 Philosoph, Industrieller des jüdischen Glaubens
Hitler-Ludendorff-Putsch
 Am 09.11.1923 versuchen Hitler und Ludendorff in München die bayrische Regierung gegen
die Reichsregierung aufzuhetzen
 Sie planen einen Marsch mit den bayrischen Truppen auf Berlin (nach Vorbild Mussolinis mit
dem Marsch auf Rom) und wollen eine provisorische nationalistische Regierung errichten
 Landesregierung versagt und der Marsch wird durch die Polizei noch in München aufgelöst
 NSDAP wird verboten
 Hitler (5jährige Haftstrafe, kommt nach 9 Monaten raus) und andere Parteiführer
werden verhaftet
 1925 Neugründung der NSDAP
Wahl des Reichspräsidenten
 Paul von Hindenburg wird 1925 zum Reichspräsidenten
 Chef der Obersten Heeresleitung, offener Verfechter der Dolchstoßlegende
 Dolchstoßlegende:
 Soldaten im Ersten Weltkrieg sind nicht militärisch von den Alliierten besiegt worden,
sondern die Revolutionäre in der Heimat, die die Demokratie, und somit eine der
Bedingungen zum Frieden, verlangten und durchsetzten, sind den Soldaten in den
Rücken gefallen. Revolutionäre haben zur Kapitulation beigetragen und nicht ein
militärisches Versagen.
 Revolutionäre/Demokraten haben Kapitulation unterschrieben
 Erscheint den Bürgern plausibel, da Truppen bis zu diesem Zeitpunkt einen Einmarsch
der Alliierten in DE noch verhindern konnten
Rechtsruck
 Circa 1928 verlieren liberale und linke Parteien (DDP,DNVP) an Bedeutung
 DNVP richtet sich der Wahl 1928 nach rechts aus und unterstützt mehr und mehr extreme
nationalistische Forderungen
 Kooperiert blad mit NSDAP
Brünings Präsidalregierung
 13.03.1930 Inkrafttreten des Young-Plan (neue Reparationsregelungen, Räumung des
besetzten Rheinlands)
 27.03.1930 die letzte Mehrheitsregierung (Große Koalition und SPD-Mann Müller) der WR
bricht zusammen
 30.03.1930 Zentrumpolitiker Brüning wird Reichskanzler einer Minderheitsregierung
 Gesetze kann er nur durchsetzen indem er Gebrauch der Notverordnungen Art. 25 &48
macht (25: Auflösung des Reichstags, 48: Notverordnungsrecht)
 Regierung ist nur dem Reichspräsidenten (Hindenburg) verantwortlich
Erfüllungs-und Deflationspolitik
 Ziele von Brünings Erfüllungspolitik:
 Lösung des Reparationsproblem
 Sanierung des Haushalts mithilfe von Notverordnungen (Deflationspolitik)
39

Deflationspolitik: Begrenzung der staatlichen Ausgaben, Kürzung von Löhnen und
Sozialleistungen, kostengünstigere Produktion, billigere Exportware
 Folge: Rückgang der Kaufkraft und Produktion, Entlassungen, Verlust von Vermögen
 Keine Gegenmaßnahmen, um den Alliierten die Reparationsunfähigkeit zu beweisen
Hoover-Moratorium
 Brüning erreicht sein Ziel, denn der amerikanische Präsident Hoover schlägt im Juni 1931 das
„Hoover Moratorium“ vor
 Zahlungsverpflichtungen stoppen
 Anfang vom Ende der Reparationen
 Das faktische Ende aller Reparationszahlungen wird im Juni 1932 in der Konferenz von
Lausanne beschlossen
Politischer Durchbruch der NSDAP
 Reichstagswahl 1928: 2,6%
 Reichstagswahl 1930: 18,3%  zweitstärkste Fraktion
 Rückendeckung aus dem bürgerlich-rechten Lager
 Stellen sich gemeinsam gegen den Young-Plan (NSDAP, DNVP, Stahlhelm)
 Bilden die Harzburger Front (Opposition gegen Brüning)
 Führerkult entsteht
 Vorgehen gegen politische Gegner durch SA
 Wähler wählen die NSDAP aus verschiedenen Gründen:
 Angst vor sozialem Abstieg
 Rettung vor Marxismus
 Sehnsucht nach „altem Glanz“ der Zwanziger
 Unzufriedenheit mit WR und Regierung
 Missliche wirtschaftliche Lage
 Wunsch nach Arbeit
 Mitläufer ohne politisches Wissen
 Wähler suchen Sündenbock (Juden)
 Sind „einfach nur“ gegen andere Parteien
Folge von Brünings Politik
 Verschärfung der wirtschaftlichen Situation
 Niedergang der Wirtschaftskraft
 Verarmung von Familien
 Verlagerung politischer Auseinandersetzungen auf die Straße (Straßenschlachten)
 Politisch motiviert Gewalt wird zum Alltag
 Besonders die Auseinandersetzungen zwischen NSDAP (SA) und KPD (RFB) spitzen sich
dramatisch zu
 Blutige Straßenschlachten und Saalkämpfe zwischen 1931-1932
 Verbot der SA im April 1932
Präsidialregierung Papen
 30.05.1932 Rücktritt Brüning
 Verlangte Zwangsenteignung, um Agrarkrise zu bewältigen
40

 Großgrundbesitzer wollen dies verhindern und stellen sich mit Reichswehr und
Reichspräsident gegen Brüning und zwingen ihn zum Rücktritt
 Auch Kurt von Schleicher ist Brünings Politik ein Dorn im Auge: verlangt Beteiligung der
NSDAP zur Lösung der innenpolitischen Lage
01.06.1932 Franz von Papen wird auf Drängen Schleichers neuer Reichskanzler (hat gute
Kontakte zur Wirtschaft)
 Kabinett: DNVP Mitglieder und parteilose Adlige
 Aufhebung des SA-Verbots
 Bürgerkriegsähnliche Zustände
Hitlers Weg an die Macht
 31.07.1932: Die NSDAP geht als stärkste Partei aus der Reichstagswahl hervor
 Papen will Präsidialregierung ohne Reichstag fortsetzen und keine Neuwahlen
durchführen
 Hindenburg gestattet diesen Verfassungsbruch nicht
 Schleicher wird Reichskanzler
 Verunsicherung der Industrie und Großgrundbesitzer durch Annäherung an Gewerkschaften
und Ostsiedlungsprogramm von Schleicher
 Sie fordern die Absetzung Schleichers und schlagen Hitler als neuen RK vor
 Nach dem „Zähmungskonzept“ soll Hitler in eine Regierung aus Rechtskonservativen
eingebettet werden und somit eingedämmt werden
 Am 30.01.1933 wird Hitler zum Reichskanzler ernannt
Die nationalsozialistische Ideologie
Ideologie
 Denkweise von bestimmten Interessen geprägt
 Verfälschte Sichtweise der Wirklichkeit durch Behauptungen
 Nicht wissenschaftlich
 Auswahl korrekter Fakten auf einseitige Weise und Verbindung mit unzutreffenden Urteilen
 Erhebt Anspruch auf alleinige Richtigkeit
 Wahlparolen sind oft ideologisch geprägt
Ziele und Inhalte
  nie genau definiert/inhaltlich nicht einzugrenzen/großer Interpretationspielraum
 Führerprinzip
 Auslese der Besten (Darwinismus)
 Volksgemeinschaft
 Kampf um Lebensraum
 Nationaler Sozialismus (nicht genau definiert)
Führerprinzip
 Auslese der Besten
 Gesellschaft und Staat als Hierarchie
 Basierend auf Befehl und Gehorsam
Volksgemeinschaft
 Basis für Führerprinzip
 Rein deutsche, klassenlose, durch Berufe ständerisch eingeordnete Gesellschaft
 Auf Führer eingeschworene Kampfgesellschaft
41

Aufgabe: Kampf und Eroberung von Lebensraum
Antihaltungen
 zu bekämpfen waren:
 bürgerlicher Liberalismus
 parlamentarische Demokratie mit Gewaltenteilung
 linkspolitische und wirtschaftliche Theorien und Praxen
 Kapitalismus
 Kommunismus und Marxismus
 „rassisch Unerwünschte“ (Juden, Sinti und Roma, Schwarze etc.)
 Internationalismus
Antisemitismus
 Ideologisch:
 Seit dem späten 19. Jh.
 Naturgesetz von Rassenideologen entwickelt
 beschreibt den Kampf zwischen verschiedenwertigen Rassen
 legt höherwertige Klasse (Arier) und rangniedigere Klasse (Jude) fest
 „Judesein“ = unabänderlich Eigenschaft des Blutes, Parasit
 Politisch:
 Bildung antisemitistischer Parteien
 Juden als Sündenböcke für alles gesellschaftliche Übel (Auswirkungen der
Modernisierung, wirtschaftliche Krise usw.)
 Forderung: Entziehung der Grundrechte der Juden, Isolation der Juden aus dem
öffentlichen Leben
 Gesellschaftlich:
 Äußerung durch Neid und Missgunst
 Verbreitung in Vereinen und Verbänden (besonders in Militär und an Universitäten)
 Mitgliedsverbote für Juden, Ausschluss aus Vereinen
 Beschränkung beruflicher Möglichkeiten
 Ausgrenzung der Juden
Antijudaismus
 Traditionell christlich und europäisch
 Juden als „Gottesmörder“
 Antisemitismus als Fortführung/Weiterentwicklung
 Hitler und die NS-Regierung greifen Antijudaismus und Antisemitismus auf brutalste Weise
auf und führen sie bis hin zu mörderischen Konsequenzen: Holocaust (Völkermord an den
europäischen Juden)
die nationalsozialistische Ideologie steht diametral zur olympischen Idee (Völkerverständigung,
Internationalismus, Vorurteile beseitigen, im Zeichen des Friedens)
Das Ende/Scheitern des Rechts- und Verfassungsstaats in Deutschland 1933/34
Schritt 1: Abschaffung der Grundrechte und der Gewaltenteilung
 30.01.1933 Hindenburg ernennt Hitler zum Reichskanzler
 will durch die Zentrumspartei bremsen
42






 Hitler setzt jedoch Neuwahlen durch (05.03)
03.02.1933 Absicherung der Macht durch die Loyalität des Militärs
 Zusicherung von Aufrüstung, Wehrpflicht und Unabhängigkeit der SA vom Militär
 Ziel (Kampf um Lebensraum) sagt den Generälen zu
27.02.1933 Reichstagsbrand
 Wird zum kommunistischen Aufstand erklärt
28.02.1933 „Reichstagsbrandverordnung“ (zum Schutz von Volk und Staat  liefert das Volk
jedoch tatsächlich schutzlos und ohne Rechte an die NSDAP aus)
 Verzicht auf Nutzung des Art. 48 durch Hindenburg
 Einführung des permanenten Notstands
 Aufhebung aller Grundrechte
 Einführung der Todesstrafe
 Grundlage zur Verfolgung politischer Gegner
 Verbesserung der Wahlchancen der NSDAP
 Stabilisierung des nationalsozialistischen Herrschaftssystems
05.03.1933 Neuwahlen – Reichstagswahl (letzten „freien“ Wahlen – nicht mehr wirklich frei
nach RBV – bis 1946)
 Volk ist nicht richtig frei, kein richtiger Wahlkampf aufgrund vieler politischer Gefangener
 NSDAP bekommt keine absolute Mehrheit (43,9%) trotz der RBV
 Mit 8% der DNVP wird die einfache Mehrheit erreicht
 Am 08.03 werden die Sitze der KPD annulliert, basierend auf der RBV  einfache
Mehrheit für NSDAP auch ohne DNVP
21.03.1933 „Tag von Potsdam“
 Feierliche Eröffnung des neuen Reichstags
 Verbindung zwischen alten preußisch-deutschen Traditionen des Kaiserreichs
(Hindenburg) und dem neuen nationalsozialistischen Deutschland (Hitler)
23.03.1933 Ermächtigungsgesetz (Behebung der Not von Volk und Reich)
 2/3 Zustimmung im Reichstag (durch Drohungen und Versprechungen) mit Ausnahme
von SPD
 Aufhebung der Gewaltenteilung
 Legislative geht auf Exekutive über
 Volksvertretung wird bedeutungslos
 Aufhebung der parlamentarischen Kontrolle über die Regierung
Schritt 2: Gleichschaltung
 Verfassungsstrukturen beseitigen
 Nationalsozialistische Marschrichtung in Staats- und Volksangelegenheiten
 Anpassung
 Druckausübung (bis hin zur „Selbstgleichschaltung“)
 Vereinheitlichung/Kontrolle von NSDAP ausgehend
 Pluralismus verdrängen und Einparteisystem ausbauen
 Führerstaat errichten
Gleichschaltung des politischen, öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens:
 31.03.1933 Gleichschaltung der Länder (Teil 1)
 Auflösung der Landtage und kommunaler Verwaltungen
 Neue Zusammensetzung nach Reichstagswahlen vom 05.03
 07.04.1933 Gleichschaltung der Länder (Teil 2)
43
 Einsatz von vom Staat gestellten und kontrollierten Reichsstatthaltern
 NSDAP-Regierung im ganzen Land
 Länder werden zu Verwaltungsbezirken
 07.04.1933 Gleichschaltung und Arisierung der Beamtenschaft
 Beamte können aufgrund politischer Betätigung und Herkunft (nicht Arier) entlassen
werden (trifft vor allem Juden und Linke)
Gleichschaltung /Ausschaltung der Opposition:
 01.05.1933 Einführung des Maifeiertag (zum 1. Mal gesetzlicher „Tag der Arbeit“
 02.05.1933 Zerschlagung der Gewerkschaften
 Einzig zugelassene Gewerkschaft wird DAF (Deutsche Arbeiterfront)
 Um Generalstreiks zu verhindern zunächst Gewerkschaften ausschalten
 Und um Parteien zu schwächen (haben ohne Gewerkschaften keinen Rückhalt mehr)
 22.06.1933 Verbot der SPD (= Genauso Verräter wie Juden und Zentrumspartei)
 Auflösung weiterer Parteien
 DNVP Abgeordnete treten der NSDAP bei
 01.07.1933 „Stahlhelm“ wird SA unterstellt
 14.07.1933 Gesetz gegen die Neubildung von Parteien
 NSDAP = einzig zugelassene Partei, Staatspartei
 Einparteisystem verfestigt sich
Gleichschaltung von Kunst und Kultur
 13.03.1933 Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda
 Kontrolle der öffentlichen Meinung (Einschränkung der Pressefreiheit)
 Soll für ideologische Gleichschaltung der Bürger sorgen
 10.05.1933 Bücherverbrennung von „undeutschen“ Werken
 22.09.1933 Reichskammergesetz
 Propagandaminister Goebbels kontrolliert alle Schriftsteller, Journalisten und Künstler
 Um künstlerischen oder journalistischen Tätigkeiten nachzugehen  Mitglied in
„Kammer“ werden
Schritt 3: Ausschaltung innerparteilicher Gegner und Machtgruppen
 Juni/Juli 1934 Röhm-Putsch
 SA-Chef Röhm fordert „2. Revolution“: politische Entwicklung weiterführen,
Umwandlung der SA, Macht über Reichswehr, Unabhängigkeit der SA
 Hitler rechtfertigt spätere Morde an SA-Führung mit der Behauptung Röhm plante ein
Putschvorhaben, um seine Forderungen durchzusetzen
 30.06.1934 Ermordung der gesamten SA-Führung mithilfe der Reichswehr
 01.08.1934 Abschaffung des Amt des Reichspräsidenten = Führer
 Hitler = Führer und Reichskanzler
 02.08.1933 Tod von Hindenburg und Vereidigung der Wehrmacht auf Hitler
 Uneingeschränkte Macht für Hitler
NS-Außenpolitik 1933-1939
Hitlers offizielle Außenpolitik (nach außen hin /international)
 Respekt gegenüber den anderen Ländern
 Für Frieden einsetzen/gegen militärische Akte
44







Toleranz anderer Völker und Rassen
Keine „Germanisierung“
Konflikte friedlich und diplomatisch lösen
Internationale Gleichberechtigung Deutschlands
Revision des Versailler Vertrags
Mit Außenpolitik von innerpolitischen Geschehnissen ablenken
Mit der offiziellen AP die inoffizielle überschatten
Hitlers inoffizielle Außenpolitik (gegenüber Militär und eigener Regierung)
 Aufrüstung und Vergrößerung der Wehrmacht
 Kampf um Territorium und Gewinn von Lebensraum im Osten
 Sicherung der Ernährung des Volks durch Territoriumsgewinn
 Revision und Erleichterung des VV
 Mit offizieller AP Zeit für Aufrüstung schaffen
 Entschlossenheit zu Krieg und Gewalt
Friedliche Maßnahmen
 Kampf um internationale Gleichberechtigung und friedliche Revision des VV
 „Friedensreden“ von Hitler
 Mai 1933 Reichstagsrede über offizielle AP
 Mai 1933 Neutralitätsvertrag mit UdSSR
 Juli 1933 Reichskonkordat
 Januar 1934 Nichtangriffspakt Polen
 Januar 1935 Saarlandabstimmung und Wiedereingliederung
 August 1936 Olympische Sommerspiele in Berlin
 Oktober 1936 Achse Berlin-Rom
 November 1936 Antikominternpakt mit Japan
 November 1937 Achse Berlin-Rom-Tokyo
 August 1939 Hitler-Stalin-Pakt
Nicht-friedliche Maßnahmen
 Aufrüstung, Vorbereitung zum Krieg, um „Lebensraum im Osten“ zu sichern und
Germanisierung im Osten einzuführen, Vergrößerung des Deutsches Reichs
 Februar 1933 wahre Ziele gegenüber Generälen
 Oktober 1933 Austritt Genfer Abrüstungskonferenz und Völkerbund
 März 1935 Wehrpflicht
 Juni 1935 deutsch-britisches Flottenabkommen
 März 1936 Remilitarisierung Rheinland
 August 1936 Vierjahresplan
 Oktober 1936 Franco-Putsch
 April 1937 Luftwaffentest auf Guernica
 März 1938 Anschluss Österreich
 September 1938 Annexion Sudetenland
 März 1939 Besetzung „Rest-Tschechei“
 September 1939 Angriff auf Polen
Wahre Ziele gegenüber Generälen
 Februar 1933 Ansprache Hitlers vor den Generälen von Heer und Marine
 Deutschlands Ziel: Wiedergewinnung der politischen Macht
 Spricht von Politik nach außen und nach innen (verneint die zwei Seiten seiner AP nicht)
 Aufbau der Wehrmacht fördern
45
Reichstagsrede
 Mai 1933 über offizielles außenpolitisches Programm
 Führt ein trügerisches Bild nach außen  soll von Innenpolitik ablenken
 Innen: Gleichschaltung und Territoriumsgewinn
 Außen: Respekt und Frieden
 Außenpolitik sei „legal“
Neutralitätsvertrag
 Mai 1933 Verlängerung des Vertrags mit UdSSR
 Besteht seit 1926
 Bestärkt vertrauensvolle Zusammenarbeit
 Neutralität mit Kriegsfall
Reichskonkordat
 Juli 1933 Sicherung der Rechte der katholischen Kirche
 Abtrennung der Kirche vom Staat
 Verständigung zwischen Hitler und Vatikan
 Damit verbunden: Anerkennung des NS-Regimes
Austritte
 Oktober 1933 Austritte aus Genfer Abrüstungskonferenz und dem Völkerbund
 Entgegen Locarno-Vertrag von 1926
 Grund: heimliche Aufrüstung vorantreiben
Nichtangriffspakt Polen
 Januar 1934 gegenseitige Verpflichtung zum Nichtangriff
 Besondere Bedeutung für Polen
 Stößt auf Verwunderung im Ausland, gilt als Sensation
Wiedereingliederung Saarland
 Januar 1935 in einer Abstimmung über den Verbleib des Saarlands, stimmen ca. 90% der
Wähler für eine Wiedereingliederung nach Deutschland
 Gehört seit 1920 zu Frankreich
 Daraufhin Anschluss an Deutschland
Wehrpflicht
 März 1935 Wiedereinführung der Wehrpflicht
 Aus „Reichswehr“ wird „Wehrmacht“
 Unerlaubte Vergrößerung des Heers
 Gegen VV
 Nur diplomatische Proteste im Ausland
Flottenabkommen
 Juni 1935 Flottenabkommen mit England ist Bruch des VV von beiden Seiten aus
 Gegenseitige Rüstungsgrenzen werden festgelegt
 Außenpolitischer Erfolg für DE: erlaubte Vergrößerung der Flotte
 England stimmt Abkommen zu im Zeichen seiner Appeasement-Politik
(Beschwichtigungspolitik)
46

Frankreich ist durch den Locarno-Vertrag an ENG gebunden und muss daher der
Appeasement-Politik folgen
Remilitarisierung Rheinland
 März 1936 Einmarsch der Wehrmacht in das entmilitarisierte Rheinland (Besetzung)
 Entgegen Locarno und VV
 Trotz vertraglicher Verpflichtung kein praktisches Vorgehen oder militärische Reaktion durch
die Westmächte (lediglich Kritik und diplomatischer Protest)
Olympische Sommerspiele in Berlin
 Vergabe der Spiele an DE bereits 1931 (zu Weimarer Zeiten und vor Hitlers Machtergreifung)
 Boykottbewegung setzt sich in Gang
 Judenverfolgung ist bereits bekannt
 Besonders amerikanische Sportler boykottieren die Spiele in einem Unrechtsstaat
 IOC verlangt jedoch Trennung von Politik und Sport, genehmigt Spiele
 IOC stellt lediglich die Bedingung an DE zwei Juden in das deutsche Team aufzunehmen
(„Halbjüdin“ wird nominiert, doch Nominierung einer „Volljüdin“ wird nach dem
Aufbruch der amerikanischen Mannschaft zurückgezogen)
 August 1936 Olympia in Berlin waren die Spiele des „Schönen Schein“
 Deutschland gibt sich nach außen hin als Verfechter des olympischen Ideologie und als
friedlicher und toleranter Gastgeber, um sein internationales Ansehen aufzuwerten und um
die innenpolitische Ereignisse zu vertuschen (Eröffnung von KZs, Aufrüstung,
Judenverfolgung, Vierjahresplan, Unterstützung des spanischen Bürgerkriegs)
 Nutzt Olympia für Propaganda im In- und Ausland, Prestigegewinn erfolgreich
 DE gibt nach außen hin seine NS-Ideologie für die olympische Idee auf
 OS in Berlin vertreten das Doppelgesicht der NS-Außenpolitik (friedlich-nicht friedlich)
 Spiele sind kurze Pause des nationalsozialistischen Terrors
 Höhepunkt internationaler Anerkennung für DE
Vierjahresplan
 August 1936 Vierjahresplan fordert die Kriegsfähigkeit Deutschland zum Jahr 1940
 Zu diesem Zeitpunkt sollen sowohl Armee als auch Wirtschaft kriegsfähig sein
 Wehrmacht einsatzfähig machen, Aufrüstung muss beendet sein
 Rüstungsindustrie stärken
 Einschränkung des Konsums der Bevölkerung
 Auslandsabhängigkeit verringern
Achse-Berlin-Rom
 Oktober 1936 ITL und DE beschließen ihre Zusammenarbeit, um den Militärputsch von
Franco in Spanien zu unterstützen
 Deutsch-italienische Interventionspolitik (Einmischung in Konflikte im Ausland)
 Enge konkrete militärische Zusammenarbeit in Spanien
 Erkennen gegenseitige Annexionen anderer Gebiete auf diplomatische Weise an
Antikominternpakt mit Japan
 November 1936 Vereinigung der antikommunistisch eingestellten Staaten DE und JAP
 Hauptziel: kommunistischen Expansion entgegenwirken
 Neutralität im Falle eines Angriffs durch die UdSSR
 Versichrung: keine Verträge mit UDSSR (DE bricht Vertrag 1939 mit Hitler-Stalin-Pakt)
 November 1937 ITL schließt sich an (Achse-Berlin-Rom-Tokio wird gegründet)
47
Guernica
 April 1937 Eingriff in den spanischen Bürgerkrieg und Unterstützung von Franco
 Völkerrechtswidriger Luftwaffentest auf Stadt Guernica (wird vernichtet)
Anschluss Österreich
 März 1938 „Anschluss Österreichs“ war ein Einmarsch der Wehrmacht unter Jubel der
Bevölkerung in Österreich
 Verwirklichung des Plans eines großdeutschen Reichs
 Erst nach Absicherung, dass ITL und ENG mit „Anschluss“ zufrieden/uninteressiert sind
 Schritte: Eingliederung von deutschen Führern in Regierung, Rücktritt des österreichischen
Bundeskanzler, vollständige Übergabe der Regierung an Nazis
 Erfolgreicher Anschluss ohne außenpolitischen Widerstand (Westmächte sehen
Zusammenschluss als „gewollt“ von österreichischer Seite an)
Annexion Sudetenland
 September 1938 nach dem Anschluss ÖST strebt Hitler die Annexion des Sudetenland an (Teil
der Tschechoslowakei, in dem hauptsächlich Deutsche leben)
 Hitler unterstützt Sudetendeutsche, um Abspaltung zu provozieren  Spannung steigt 
Sudetenkrise
 Hitler plant militärischen Einmarsch  Westmächte greifen ein, um den Frieden zu sichern
 Münchener Konferenz wird abgehalten, um mit Hitler zu verhandeln
 MK: diplomatische Verhandlungen, Westmächte halten an Appeasement-Politik fest, Hitler
geht keine Kompromisse ein und bekommt schließlich seinen Willen und das Sudetenland
zugesprochen, um ihn zu besänftigen und um keinen Krieg zu riskieren
 Im Münchener Abkommen wird die Annexion gegen den Willen der Tschechoslowakei
festgelegt, Existenz des „Rest-Staates“ wird jedoch von den Westmächten zugesichert
 Hitler erklärt er habe nach dem Anschluss des Sudetenlands keine weiteren territorialen
Ansprüche (steht im Gegensatz zu seiner weiteren Politik)
Besetzung der „Rest-Tschechei“
 März 1939 Hitler hält an aggressivem Vorgehen fest (Kriegskurs)
 Plan: Zerschlagung der „Rest-Tschechei“ und Angriffskrieg auf Polen
 Slowakei ist seit Oktober 1938 unabhängig und Verbündeteter von DE
 Hitler setzt Tschechei-Staatschef unter Druck (Drohung: Bombardierung von Prag) 
Staatschef unterzeichnet Abkommen, das DE erlaubt die „Rest-Tschechei“ einzunehmen 
Truppen marschieren ein (werden nicht wie in ÖST bejubelt, sondern als Besatzungsmacht
angesehen)  wird zum Protektorat Böhmen und Mähren
 ENG und FRK werden aufmerksam und vorsichtig  sichern Polen bei einem Angriff durch DE
Unterstützung zu
Hitler-Stalin-Pakt
 August 1939 (2 Wochen vor Kriegsbeginn) Nichtangriffspakt mit UdSSR zur Verhinderung
eines Zweifrontenkriegs
 Absteckung der Interessensphären, Gewaltverzichtsabkommen, Verpflichtung zur
Diplomatie, territoriale Umgestaltung,
 Geheimes Zusatzprotokoll: Aufteilung und Isolation Polens, Grenzfragen und Klärungen zu
territorialen Gewinnen (osteuropäische Staaten), Verluste von VV zurückgewinnen
 Von Westmächten Sensation empfunden, Inland ebenfalls erstaunt
48
Angriff auf Polen
 September 1939 Einmarsch in Polen
 Beginn des 2. WK
 Westmächte kehren sich gegen Deutschland
 Militärische Erfolge im ersten Kriegsjahr
Reaktionen aus dem Ausland auf AP/Appeasement-Politik
 Nach Brüchen des VV und Locarno-Vertrag (Aufrüstung, Wehrpflicht, Einmarsch Rheinland)
nur diplomatische Proteste ohne praktische Konsequenzen
 Sudentenkrise: Westmächte wollen verhandeln und Hitler von radikalen Zielen abbringen
 September 1938: Münchener Konferenz
 Jedoch keine Kompromisse von Hitlers Seite aus also geben die Westmächte nach
 Hitler hat freie Hand bei der Annexion, welche vollkommen toleriert wird
 Appeasement-Politik (Beschwichtigungspolitik)
 Tolerierung von Hitlers Vorgehen aus Angst vor einem Krieg
 Nachgeben bei Hitlers Forderungen um des Friedens willen
 Verantwortungslose, nachgiebige Politik gegenüber NS-Regime
 ENG und FRK wäre jedoch zu diesem Zeitpunkt nie in der Lage gewesen einen Krieg
gegen DE zu führen aufgrund ihrer schwierigen wirtschaftlichen Lage, der militärischen
Schwäche und der Antikriegshaltung im Volk
 Ende der Appeasement-Politik: März 1939 bei Besetzung der „Rest-Tschechei“
Der Zweite Weltkrieg
Kriegsziele der Beteiligten
 Deutsches Reich: Lebensraumgewinnim Osten, Vorherrschaft in Europa erlangen
 Italien (bis 1943) und Japan: Vormacht im Mittelmeer und Pazifik sichern
 England (nach Churchhill): bedingungslose Kapitulation Des, Besetzung Des
 UdSSR (nach Stalin): Ausweitung des Einflusses, Vertreibung der dt. Besatzer
 USA (nach Roosevelt): bedingungslose Zerstörung der NS-Ideologie
Deutsche Kriegsführung und -methoden
 Unterschiedliche deutsche Kriegsmethoden und -ziele im Norden/Westen und Osten:
 Norden/Westen: „rassisch-verwandte Völker“, Besetzung aus militärstrategischen und
hegemonialpolitischen Gründen
 Osten: Rassen-, Ideologien- und „Lebensraum“-Krieg, wirtschaftliche Ausplünderung der
besetzten Gebiete zur Versorgung der Wehrmacht und der „Heimat“,
Lebensraumgewinn zur deutschen Ausbreitung und Besiedlung, „rassischminderwertige“ Bevölkerung wurde deportiert, vertrieben oder dezimiert

Kriegsführung:
 Blitzkrieg: schnelle Panzer- und Heervorstöße
 Luftkrieg: Bombenterror gegen Zivilbevölkerung und Zerstörung der Industrie
 U-Boot-Krieg gegen feindliche Flotten
 „Totaler Krieg“: Mobilisierung aller Kräfte (Februar 1943, Rede Goebbels im Sportpalast,
trifft auf Jubel und Begeisterung
 Ausbeutung eroberter Gebiete: Rohstoff-Klau, Umsiedlungen, Hinrichtungen
49
Vernichtungskrieg gegen SU/Russlandfeldzug
 Nach Ausbruch des 2. WK hält Stalin sich zwar an den Nichtangriffspakt marschiert aber am
17.09.1939 ebenfalls in Polen ein
 Keine Kriegserklärung der Westmächte ENG und FRK an die UdSSR
 Westmächte rechnen damit, dass DE und SU ihre Verträge bald brechen werden
 So würde man einen neuen Kriegspartner im Kampf gegen DE gewinnen ohne Verträge
ausgehandelt zu haben und ohne vorher im Kampf gegen die SU Soldaten/Rüstung
geopfert zu haben
 DE und SU werden sich gegenseitig vernichten
 Kriegserklärung von DE an UdSSR: 22.06.1941
 Der deutsche Angriff folgt sofort in breiter Front mit ca. 75% des Feldheeres, jedoch
später als geplant und mit Sommerausrüstung (wird bald zu fatalem Fehler)
 Schneller Vorstoß in den nächsten anderthalb Jahren bis zur Linie Leningrad – Moskau –
Stalingrad – Kaukasus
 Warum erst 1941?
 1940 war erst die Front in FRK gesichert, daher erst ab 1941 Konzentration auf die Front
im Osten möglich
 Motive: RUS zerstören, damit ENG einen Partner verliert, Zweifrontenkrieg verhindern,
Kommunismus zerstören, russische Armee zerschlagen um Bedrohung in Zukunft zu
verhindern, Kampf gegen gefährliche Weltanschauung, Vernichtungskampf gegen
Kommunismus führen
 Ziele: Kommunismus vernichten, Staat auflösen, primitiven sozialen Staat errichten
 Während des Feldzuges: rücksichtslose Ausnutzung der Wirtschaft in den eroberten Gebieten
(Russland und osteuropäische Länder)
 Landwirtschaft und Ort werden zerstört
 Bevölkerung hungert und geht zugrunde, aber auch die dt. Armee ist unterernährt, da
nichts mehr angebaut wird (fehlende Felder und Bauern)
 Forderung: wirtschaftliche Ausnutzung vorantreiben, Landwirtschaft bestehen lassen,
Bevölkerung am Leben lassen und für die dt. Armee unter Zwangsarbeit stellen
 Niederlage der deutschen Armee im Winterkrieg vor Moskau 1941/42
 Sommer 1942 Großangriff, um die UdSSR noch zu besiegen
 Ziele: Eroberung der Stadt Stalingrad (Rüstungs- und Verkehrszentrum) und
Beschlagnahmung der Ölfelder im Kaukasus
Stalingrad
 Beide Ziele sollten gleichzeitig erreicht werden nach Hitlers Vorstellungen
 Die Generäle haben Einwände und Bedenken, wollten erst Stalingrad dann Kaukasus
einnehmen, doch Hitler setzt sich durch
 Kaukasusfeldzug gerät in der Offensive ins Stocken

Von August-November 1942 liefert sich die Wehrmacht in Stalingrad mit der russ. Armee
Straßen- und Häuserkämpfe
 Russland schickt immer wieder Verstärkung und Ablösung
 Nach einem Gegenangriff im November wird die Wehrmacht eingekesselt in der Stadt
 Befehlshaber will aufgeben, doch Hitler befiehlt die Stadt zu halten und über Luft zu
versorgen und bald Bodenverstärkung zu schicken
 Winter setzt ein und Soldaten verhungern und erfrieren, Armee wird auseinander
gebrochen, Soldaten verharren in der besetzten Stadt
 Bodenverstärkung kommt nicht an Stalingrad ran
50

 Ende Januar/Anfang Februar ergibt sich die getrennte Armee: viele gestorben, Rest in
Kriegsgefangenschaft bei Russen
Hitler will Untergang der Armee als Heldenepos darstellen
 Bevölkerung kauft das nicht ab
 Wende des Weltkriegs ist beschlossen
Kriegsverlauf
Phase 1: Deutscher Angriffskrieg
 September 1939 Überfall auf Polen als Kriegsanlass
 September 1939-Juni 1940 Blitzkriege auf Polen, Dänemark, Norwegen, Frankreich, BeneluxLänder
 Juni 1940 Sieg über Frankreich und Waffenstillstand
 Juni 1940-Juni 1941 weitere Blitzkriege mithilfe Italiens gegen Balkan-Länder, Griechenland,
Teile Nordafrikas ( militärische Erfolge)
 Juli 1940 Beginn der Luftschlacht um England  Niederlage
 Juni 1941 Überfall der Sowjetunion (Russlandfeldzug), zunächst Eroberung weiter Gebiete,
Vormarsch scheitert am Wintereinbruch, Rote Armee kann die Wehrmacht an weiteren
Eroberungen hindern  Blitzkrieg-Konzept gescheitert, Niederlage
Phase 2: Wende (schon mit Niederlagen in ENG und SU)
 Dezember 1941 Angriff durch Japan auf US-Flotte in Pearl Harbour  Eintritt der USA in den
Krieg, Entstehung der Anti-Hitler-Koalition (USA, ENG, SU werden militärische Alliierte)
 Ab März 1942 Bombenkrieg von USA und ENG gegen deutsche Städte, Industrieanlagen und
Verkehrsverbindungen
 November 1942 Niederlage des deutschen Afrika-Korps in Ägypten
 Februar 1943 Niederlage der deutschen Armee im russischen Stalingrad  „Totaler Krieg“
Phase 3: Schlussphase und Niederlage Hitlers
 Juli 1943 Landung der Alliierten auf Sizilien  Sturz von Mussolini
 Juni 1944 Landung der Alliierten in der Normandie  Befreiung Frankreichs
 September 1944 Alliierte erreichten die deutsche Westgrenze
 September 1944 Vertreibung der Wehrmacht aus Russland und Osteuropa durch sowjetische
Armee
 Januar 1945 Offensive der UdSSR gegen das Deutsche Reich
 Februar 1945 Konferenz von Jalta, Nachkriegsverhandlungen der Alliierten beginnen
 8. Mai 1945 bedingungslose Kapitulation Deutschlands
 August 1945 Atombomben-Abwurf von USA auf die japanischen Städte Hiroshima und
Nagasaki  japanische Kapitulation: September 1945
Völkermord an den europäischen Juden
Stufen der Judenverfolgung und Mord an den europäischen Juden
 „Rassenlehre“ Hitlers
 „Juden sind Parasiten“, stehen tiefer als ein Tier in der Rangordnung
 Ab 1933 Verdrängung aus dem öffentlichen Leben, allmähliche Zerstörung der beruflichen
Existenz
 15.09.1933 „Nürnberger Rassegesetze“
 09.11.1938 Reichspogromnacht
51



 „Der 09.11.1938 markiert den Umschlag staatlichen Handelns von legislativer und
administrativer Diskriminierung der jüdischen Minderheit zur brachialen Gewalt.“
ab 1939 Deportation in Ghettos
ab 1941 Massenermordung und Vergasung
20.01.1942 „Wannsee-Konferenz“ zur Endlösung der Judenfrage
Antisemitistische Maßnahmen bis 1938
 01.04.1933 „Judenboykott“: Boykott jüdischer Geschäfte und Dienstleistungen
 07.04.1933 „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ (Gleichschaltung):
jüdische Bürger werden in den „Ruhestand“ versetzt (entlassen)
 22.04.1933 „Kulturkammergesetz“ (Gleichschaltung): Beschäftigung in öffentlichen Diensten
für Juden verboten (Presse, Funk, Film, Theater)
 24.04.1933 Verbot des rituellen Schächtens (Eingriff in die traditionelle Ernährung der Juden)
 Ab 1935 Schilder: „Juden unerwünscht“ an Ortseingängen und Geschäften
 15.09.1935 „Nürnberger Rassegesetze“: Aberkennung dt. Staatsbürgerschaft, Verbot
„rassischer Mischehen“ und außerehelichen Geschlechtsverkehrs (zwischen Juden und
„Ariern“), Zeigen der Reichsflagge verboten
 1938 Erfassung der Vermögenswerte der Juden, Einführung der „jüdischen Vornamen“ Sara
und Israel, die alle Juden im Namen tragen müssen
Reichspogromnacht/ „Reichskristallnacht“
 Am 07.11.1938 begeht ein deutscher Jude ein Attentat/Mord auf ein Mitglied der deutschen
Botschaft in Paris
 Aufgrund des Tod des Diplomaten organisierten SA und SS als Racheakt in der Nacht des
09.11.1938 Überfälle auf Juden
 Zerstörung und Plünderung jüdischer Geschäfte
 Zerstörung von Synagogen
 Verhaftung und Deportation von ca. 30.000 Juden
 Bußgeld für diese Schäden von Juden an Regierung
 Keine Reaktion/Proteste aus der Bevölkerung, teilweise sogar Beteiligung
Entwicklungsstufen zur „Endlösung“
 Lösung der Judenfrage, die sich seit dem Kriegsbeginn als immer größer werdendes Problem
für die Regierung entwickelt ist eingeteilt in drei Stufen:
Stufe 1:
 Ab September 1939 Massenmorde in Form von blutigen Massenerschießungen beginnen,
Juden werden deportiert und in Lagern oder Ghettos in Polen untergebracht
Stufe 2:
 Ab Sommer 1940 werden die Unterbringungs-, Bewachungs- und Versorgungsprobleme in
den polnischen Lagern und Ghettos immer größer
 Eine effektivere und weniger psychisch-belastende Mordmöglichkeit wird gesucht
 Gaskammern werden in entwickelt und in Einsatz genommen
Stufe 3:
 Frühjahr 1941 Vorbereitungen für den Vernichtungskrieg in der UdSSR sind auf dem
Höhepunkt, gleichzeitig mit dem Einfall in die UdSSR werden russische Juden ermordet
 November 1941 Ausreiseverbot für deutsche Juden, Verpflichtung zum Tragen des
„Judenstern“ um Juden öffentlich zu kennzeichnen
 Bau von Vernichtungslagern wird voran getrieben
Wannsee-Konferenz
 Im Januar 1942 wird die „Endlösung“ der Judenfrage beschlossen, d.h. ihre totale und
rücksichtslose Vernichtung
52

An der Organisation der Vernichtung sind zahlreiche Institutionen und Behörden beteiligt:
 SS (zentrale Planung und Durchführung)
 Oberkommandos und Einheiten der Wehrmacht (Hilfsdienste für SS)
 Verkehrsministerium (Sonderzüge für Deportationen)
 Auswärtige Amt (Ermordung der Juden aus verbündeten und Vasallen-Staaten)
 Justizministerium (antijüdische Gesetze, Überweisung jüdischer Häftlinge an SS)
 Propagandaministerium (antijüdische Berichterstattung, Verschleierung der Wahrheit)
 Führerkanzlei (technische Konstruktion der Gaskammern)
 Industriebetriebe (Lieferung des Giftgas, Gaskammern und Barackenteilen)
Opfer des NS-Regimes
 Juden
 Sinti und Roma
 Angehörige slawischer Völker (Polen, Tschechen, Russen)
 Homosexuelle
 Schwarze und Andersfarbige
 Zeugen Jehovas
 Kriminelle
 Politische Gegner (Sozialdemokraten, Kommunisten)
 Behinderte und Geisteskranke
Opposition und Widerstand
Widerstand im nationalsozialistischen Deutschland
 Breite Mehrheit unterstützt/akzeptiert das NS-Regime, einzelne Gruppen und Personen
nehmen abweichende Haltung ein
 Ablehnende Positionen dürfen nie offen geäußert werden (Angst und Sorge vor
Misshandlungen und Verhaftung), doch es gab Möglichkeiten seine Haltung eindeutig zum
Ausdruck zu bringen
 Aufgrund der Popularität des Nationalsozialismus, fand Widerstand wenig Zustimmung in der
Bevölkerung = „Widerstand ohne Volk“
 Ziele des Widerstands waren daher: Haltung des Volks beeinflussen, Widerstand in Zukunft
vorbereiten (in „besseren Zeiten“)
 Widerstand konnte sich in DE kaum entfalten
 Wenige Ausnahmen, die Widerstand leisten, wurden alle von der Gestapo zerschlagen
 Deutscher Widerstand blieb erfolglos, aber es gab ihn
Widerstandsbegriff in der NS-Zeit
 organisierter, systematischer und durch öffentliche Aktionen sichtbare Widerstand
 begrenzte, dennoch bedeutende Handlungen die eindeutig gegen die Staatsdoktrin gerichtet
sind (privates kritisches Gespräch, Nichtteilnehmen an staatlich verordneten Umzügen,
Hören verbotener Radiosender, Hilfe für Verfolgte, Sabotage in der Rüstungsindustrie,
Verteilen von Flugblättern)
 Differenzierung der Formen von Widerstand nach D. Peukert (Übergänge sind fließend):
 Konformität
 Nonkonformität/Unangepasstes Verhalten/Abgrenzung
 Verweigerung
 Protest
53

 Widerstand (aktiv und passiv)
Standpunkte werden nach zwei Kriterien unterschieden:
 Reichweite der Systemkritik
 Wirkungsraum der Handlung
Konformität
 „Ohne-Mich“-Standpunkt
 Rückzug ins Private
 Angepasst an das System
 Akzeptanz des Systems
Unangepasstes Verhalten
 Innerhalb privater Familienräume und in Jugendgruppen (z.B. „Edelweißpiraten“)
 Verteidigen Lebensgefühl gegen Staatsdoktrin
 Edelweißpiraten: Abgrenzung von Hitlerjugend durch Tanz und Verteilen von Flugblättern
Verweigerung
 Vielfältige Formen
 Festhalten an altem Brauchtum
 Abgrenzung von „neuen“ Ritualen der Nazis
 Besonders in ländlichen, katholischen Regionen
 Einfluss der Nazis in Berufsgruppen, Behörden und Intuitionen oder durch Sabotage
begrenzen und schwächen
Protest
 Auflehnung gegen das System und seine Ideologie
 Aktiver Protest gegen die geistige Bevormundung durch Flugblätter und Aufruf zur
Verweigerung
Widerstand der Arbeiterbewegung
 Gewerkschaften, KPD und SPD leisten sehr früh Widerstand
 Unmittelbar nach der Machtergreifung beginnen Verfolgungen gegen die Organisationen
 Zwingt Organisationen dazu Untergrund- und Exilorganisationen zu gründen
 Alle Gruppen werden bis 1938 von der Gestapo zerschlagen
 KPD: politischer Hauptfeind der NSDAP, massive Verfolgung
 Aktionen: Kurzdemonstrationen, Flugblätter, politische Parolen an Gebäude, Hissen roter
Fahnen auf Fabrikschornsteinen
 Verhaftungen und Deportationen ins KZ
 Errichtung einer „antifaschistischen Volksfront“ scheitert am Misstrauen der SPD und der
Bevölkerung und der immer besser organisierten Polizei
 Von Hitler-Stalin-Pakt schockiert und eingeschränkt
 SPD: kaum nennenswerter Widerstand
 Untereinander Kontakt halten
 Familien Verhafteter Beistand leisten
 Propaganda gegen das NS-Regime aus Ausland
Kirchlicher Widerstand
 Die beiden großen Kirchen in ihrer Haltung gespalten
 Nur vereinzelter Widerstand von mutigen Geistlichen oder Gemeindemitgliedern, verstehen
sich nicht als politische Opposition, Widerstand bleibt schwach
 Katholische Kirche: durch Konkordat Rechte gesichert und Nationalsozialismus anerkennt
 Konkordat bietet keinen Schutz vor Übergriffen
54

 Opposition der Geistlichen wächst, Kritik durch Papst wird laut
 Höhepunkt: Predigten des Bischofs Kardinal von Galen im Sommer 1941, öffentlicher
Protest gegen den Mord an Behinderten, zeitweise Einstellung der Morde
Evangelische Kirche: in zwei Gruppen gespalten
 „Deutsche Christen“: nationalsozialistisch, aktive Unterstützung des Regimes
 „Bekennende Kirche“: gegründet von Niemöller, Barth und Bonhoeffer, gegen die
völkisch-rassische Ideologie und Gleichschaltungspolitik
Bürgerlicher Widerstand
 Informelle Gruppen mit lockerer Struktur auf Grundlage von persönlichen Beziehungen und
einer Übereinstimmung in Ablehnung des Nationalsozialismus, vereint Menschen mit
verschiedenen Weltanschauungen und aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen
 „Kreisauer Kreis“: Politiker von christlichen Parteien, Kirchenmitglieder, Sozialdemokraten,
Offiziere der Wehrmacht, Diplomaten
 Frage einer Neuordnung Deutschlands nach der erwarteten Niederlage
 „Goerdeler Kreis“: bürgerliche Politiker, Gewerkschaftler, Sozialdemokraten, Mitglieder der
„Bekennenden Kirche“ (=Oppositionelle)
 Enger Kontakt zu Armee und Auswärtigem Amt
 Noch vor Niederlage einen Staatsstreich von innen durchführen
 „Weiße Rose“: Münchener Medizinstudenten um die Geschwister Scholl und Freunde
 Erlebten Schrecken des Ostkrieges bei Lazaretteinsätzen
 Verteilen von Flugblättern, Aufklärung über Verbrechen des NS-Regimes, Aufruf zum
Widerstand und zur Verweigerung des Kriegs  Verhaftung und Ermordung
Militärischer Widerstand
 Mittel und Macht das NS-Regime zu stürzen und die Regierung zu übernehmen
 Auflehnung gegen Treueeid fällt Soldaten schwer
 Oppositionelle Gruppen in der Reichswehr bereits vor dem Kriegsbeginn
 Pläne und Widerstand werden nach Anfangserfolgen im Krieg aufgegeben und
Zustimmung zum Nationalsozialismus verfestigt sich
 Entlassungen schwächen die militärische Opposition mehr und mehr
 Nach der Niederlage bei Stalingrad und damit der Wende des Kriegs verfestigt sich das Bild
Hitler habe den Treueeid als Erster gebrochen und die Widerstandbewegung gewinnt an
Stärke und arbeitet auf ein Attentat auf Hitler hin
 Verschwörer-Gruppe um Offizier Stauffenberg, General Beck und den Kreis um Goerdeler
bildet sich  planen Attentat am 20.07.1944 auf Hitler während einer Lagebesprechung und
wollen daraufhin durch einen Staatsstreich das Land übernehmen
 Sorgfältig geplanter Anschlag und Staatsstreich schlägt fehl
 Hitler überlebt den Anschlag leicht verletzt, Initiatoren werden erschossen
Widerstand von Einzelpersonen
 Nicht immer koordiniert, keine Angehörigkeit zu Gruppen oder Organisationen, Widerstand
einzelner mutiger Attentäter
 Georg Elser: Attentat auf Hitler im Alleingang, schlug fehl durch einen Zufall, verhaftet und im
KZ Dachau erschossen
Widerstand aus dem Ausland
 Politiker, Intellektuelle und Künstler wenden sich früh von Nationalsozialismus ab, werden
verfolgt und fliehen ins Ausland
 Schaffung einer neuen Existenzgrundlage, aber auch Widerstand gegen das NS-Regime aus
Exil heraus
 Gründung von Exilorganisationen
55
 Unterstützung von Widerstandsgruppen in Deutschland
 Aufruf zum Widerstand aus dem Ausland heraus (z.B. Thomas Mann)
Kapitel 7-8
Teilung Europas und Formierung der Blöcke
Atlantik Charta
 Nach dem Eintritt der USA in den 2. WK und dem Beginn des dt. Angriffs auf die UdSSR,
treffen sich der amerikanische Präsident Roosevelt und der englische Premier am 14.August
1941 auf einem Schiff im Atlantik
 USA stellte sich vorher deutlich an die britische Seite mit dem „Lend-Lease-Act“ vom 11.März
1941, das dem Präsidenten Vollmacht mit Waffen, Ausrüstung und Lebensmittel
ausgewählte Länder zu unterstützen, übertrug
 Charta legt Nachkriegsordnung in 8 Grundzügen fest:
1. Verzicht auf territoriale Vergrößerung
2. Territoriale Veränderungen nur mit Zustimmung der betroffenen Völker
3. Recht aller Völker auf Selbstbestimmung ihrer Regierungsform
4. Gleichberechtigter Zugang aller Völker zum Handel und Rohstoffen
5. Wirtschaftliche Zusammenarbeit, um Arbeitsbedingungen zu verbessern, den
wirtschaftlichen Fortschritt anzutreiben und soziale Sicherheit zu garantieren
6. Friedensordnung und Sicherheit für alle Völker
7. Freiheit und Unabhängigkeit der Meere
8. Allgemeiner Gewaltverzicht, Entwaffnung der Angreifer, Aufbau eines Sicherheitssystem
Alliierte Vorstellungen von einer Neuordnung Deutschlands (bis 1945)
 Russische Vorstellungen:
 16.-20.12.1941 Stalin über seine Pläne bei einem Treffen mit dem britischen
Außenminister Eden: erste Vorstellungen einer Zerstückelung, Abtrennung
Süddeutschlands, Umgestaltung Preußens
 1942 Bündnisse mit USA & ENG
 1944 Osten geht als Zone an die SU
 August 1945 Übergabe von Gebieten an Polen, verlangte die Aufteilung Ostpreußens mit
Polen, eigene gesellschaftliche Systeme der Besatzungsmächte in Zonen einführen

Amerikanische Vorstellungen:
 1939 gemeinsame Kriegsziele mit England
 August 1944 Morgenthau-Plan (sehr radikal): Zerstückelung Deutschlands
(„dismemberment“), Abtretungen an SU & POL und FRK, Aufspaltung in Nord- und
Südteil, Beseitigung der Industrie, Reparationszahlungen, Umerziehung der Bevölkerung,
Bestrafung für Kriegsverbrecher (Politiker rücken von diesen ersten
Zerstückelungsplänen ab)
 1944 Süden als Zone für die USA plus Bremer Hafen
 September 1945 Umerziehungspläne für alle Deutschen von alliierter Kommission
Konferenzen von Casablanca, Teheran und Jalta und Außenministerkonferenz Moskau
56




25.01.1943 Konferenz von Casablanca: Treffen zwischen dem amerikanischen Präsidenten
Roosevelt und dem englischem Premier Churchill. Sie fordern die bedingungslose
Kapitulation Deutschlands und legen außerdem ihre gemeinsame internationale Politik fest
Oktober 1943 Moskauer Außenministerkonferenz: die „Europäische Beratende Kommission“
soll Kapitulationsbedingungen ausarbeiten und Besetzung und Verwaltung Deutschlands
vorzubereiten, Englands Vorschlag die Gebiete in drei Teile aufzuteilen wurde am 12.09.1944
akzeptiert (an ENG RUS USA)
28.11-01.12.1943 Konferenz von Teheran: Stalin, als russischer Präsident, ist nun ebenfalls
dabei. Sie diskutieren über bevorstehende Besatzungszonen und erste Grenzfragen.
04.-11-02.1945 weitere Konferenz auf Jalta der drei Mächte, die diese Themen behandelte:
Kapitulationsbedingungen, Festlegung der Grenzen und Zonen, Besetzung und Verwaltung,
Deutschland kampfunfähig machen, Machtverteilung, Verhalten gegenüber DE
(Gleichbehandlung aller Deutschen), erste Schritte zur Einleitung der Demokratie, Frieden
und Ordnung und Wiederaufbau
 Jedoch keine Festlegung über Grenzen, Verschiebung der Entscheidung
 Keine Einigung über wirtschaftliche Gestaltung (Wiederaufbau oder Schwächung?)
 Zwar Meinungsverschiedenheiten aber „ein erster großer Friedenssieg“
Erklärung der Großen Drei
 Zusammenfassung der gemeinsamen Kriegsziele der „Großen Drei“ nach der Konferenz von
Jalta am 11.02.1945
 Schwerpunkte: territoriale Aufteilung Deutschlands, Machtverteilung in Europa und Asien
nach dem Krieg
 Einführung derselben Politik und Systeme in Deutschland
 Gleichbehandlung aller Deutschen, egal in welcher Zone
 Demokratische Suche nach eine Lösung
 Beistand für und Zusammenarbeit mit übrigen europäischen Staaten
 Herstellung der Ordnung in Europa
 Wiederaufbau („eines nationalen Wirtschaftsleben“)
 Entnazifizierung und Umerziehung
 Schaffung demokratischer Einrichtungen
 Friedenssicherung
 Unterstützung von Kriegsopfern
 Hilfe bei dem Einsatz vorläufiger Regierungen (Demokratie!)
 Durchführung von freien Wahlen (bald)
 Fortführung der Atlantik-Charta
 In friedlicher Zusammenarbeit eine neue Weltordnung schaffen
 Frieden und Wohlergehen aller Menschen wieder herstellen
Direktive JCS 1067
 Grundlagen der amerikanischen Besatzungspolitik verfasst von Oberbefehlshaber
Eisenhower am 01.04.1945
 Besetzung des „besiegten Feindstaat“
 Harte/strikte aber gerechte Besetzung
 Alliierte Absichten und Vorsätze durchsetzen
 Fraternisierungsverbot
 DE darf den Weltfrieden nie wieder bedrohen
 Keine wirtschaftliche Stärkung/Unterstützung
 Wiederaufbau nur zu Reparationszwecken
 Reparationszahlungen
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 Keine Unterdrückung durch USA
 Nothilfe für Betroffene im Ausland
 Rückführung der Kriegsgefangenen, die Deutschland gemacht hat
Bedingungslose Kapitulation
 Von den Alliierten geforderte Kapitulation wird am 7./8.05.1945 jeweils im amerikanischen
und sowjetischen Hauptquartier unterzeichnet
 Deutschland gibt sich vollständig in die Hände der Alliierten
 Große Teile der deutschen Bevölkerung hatten sich zuvor schon mit den Alliierten
solidarisiert
 Den Alliierten wird die gesamte Macht über die Wehrmacht übertragen
 Alle Kampfhandlungen werden eingestellt
 4 Besatzungszonen werden eingerichtet
Differenzen in der Wirtschaft und Ausgangslage von USA und SU nach dem Krieg
 USA: gestärkt, hohe Wirtschaftskraft, militärisch unverwundbar
 Hauptanliegen: Wiederherstellung eines freien Weltmarktes, Etablierung der UNO als
globales Friedens- und Sicherheitssystem
 Politik des Freihandels („Open-Door-Politik“): gleiche Handelsbedingungen für alle
Staaten
 SU: über 20 Millionen Opfer, Verlust von Infrastruktur und Industrie, kaum Wirtschaftskraft
 Sieht das Nicht-Helfen/Eingreifen der USA als aggressives Verhalten eines Staates des
westlichen Kapitalismus
 Versucht Wirtschaft wieder aufzubauen durch Demontagen in ihrer Zone
 Hauptanliegen: kommunistische Systeme in besetzten Ländern aufbauen, politische
Sicherung der SU durch Aufbau der Satellitenstaaten (Gewinnung dieser durch
militärischen Einsatz)
 Die unterschiedlichen Interpretationen der Nachkriegsordnungen der Alliierten führen zu
Unstimmigkeiten: Briten und Amerikaner wollen parlamentarische Demokratien auf der Basis
des Selbstbestimmungsrecht errichten, die Sowjetunion versteht sich darin
Volksdemokratien nach sowjetischen Vorbild aufzubauen
„Eiserner Vorhang“
 Mit dem Ende des Krieges zeichnen sich bei den Nachkriegsverhandlungen zunehmend
Differenzen und Misstrauen zwischen den Westalliierten und der Sowjetunion
 Gegensätze in der inneren Struktur und in ihren weltpolitischen Zielsetzungen führten zu
Konflikten
 Andauernde Gegnerschaft zwischen Kapitalismus und Kommunismus
 Ost-West Konflikt bildet sich aus dem in den Jahren 1946/47 der Kalte Krieg entsteht
 Churchill bezeichnet diese Spannungen zwischen Ost und West als „Eiserner Vorhang“ der
sich zwischen die Zonen legt (undurchlässig, isolierend, unzerstörbar, abschneidend  Angst
vor dem was dahinter passiert)
 In einem Telegramm an Truman am 12.05.1945 beurteilt Churchill die Lage/Beziehung zu der
Sowjetunion
 Misstrauen und Angst gegenüber der SU
 Westliche Kräfte verlieren an militärischer Stärke durch Truppenabzug doch Russland sei
auf dem Vormarsch
 Angst vor russischer Expansion
 Beunruhigung über Isolation der SU (SU wird Undurchsichtig)
 Unsicherheit bei den Westmächten
 Westwanderung des Eisernen Vorhangs
 Bedrohung für die Demokratie
58
 Warnung vor Vernachlässigung der Beobachtung der SU
 Eine schnelle Lösung ist notwendig und man müsse alle Konflikte beseitigen
Antisowjetische Strömungen und Politik der Stärke
 Unmut über Sowjetunion findet Ausdruck in zahlreichen Dokumenten, eine Politik der Stärke
(politisch, wirtschaftlich, militärisch) entwickelt sich auf amerikanischer Seite
 Juli/August 1945 Kennan Memoiren: Zusammenarbeit mit SU ist ein „Wahn“, Teilung
Deutschlands wird in Kauf genommen, da es keine Alternativen gibt die westlichen Zonen vor
Russland zu bewahren, westliche Zonen sollen als Puffer/Bollwerk vor russischer Expansion
und Ausbreitung des Kommunismus dienen, SU ist eine Bedrohung für die Demokratie
 05.01.1946 Brief von Truman an Byrnes: man solle Proteste gegen das russische Vorgehen in
Persien einleiten, Empörung über russisches Verhalten, Befürchtung das Russland auch in
anderen östlichen Ländern militärisch und auf selbstsüchtige Weise handeln wird, Russland
verschmäht Zusammenarbeit, Russen müssen aufgehalten werden sonst drohe Krieg, es
sollen nicht länger Kompromisse mit Russland geschlossen werden, man müsse Russland mit
Stärke entgegentreten, Kriegsbereitschaft
 22.02.1946 „das lange Telegramm“ von Kennan an US-Finanzministerium: SU ist der größte
Feind der USA, Glaube an USAs Macht, SU erscheint selbstbewusst (Strategie), Widerstand
gegen die SU muss geleistet werden um ihren Rückzug herauszufordern (dadurch Krieg
verhindern), Kommunismus sei ein Parasit, der bekämpft werden muss, Zusammenarbeit der
Westmächte & Übernahme der Führung im Westen (USA soll Westen vereinen) &
innerpolitische Stabilität (USA) um SU und Kommunismus zu bekämpfen und einzudämmen
 Distanz zwischen UdSSR und USA wird größer
 UdSSR wird als Bedrohung angesehen
 Entstehender Ost-West-Konflikt
 Beginn der Containment-Politik (Eindämmungspolitik) = Eindämmung der russ. Expansion
 Wandel der amerikanischen Außenpolitik wird eingeleitet
Byrnes über Deutschlands wirtschaftliche Vereinigung
 US-Außenminister Byrnes hält am 06.09.1946 in Stuttgart eine Rede über die wirtschaftliche
Zukunft Deutschlands
 Das erste Interesse der USA wäre es Deutschland zu vereinigen und wirtschaftlich zu stärken
 Ist bereit wirtschaftliche Bündnisse zu gründen, selbst wenn nicht alle Besatzungszonen
beitreten werden (verzichtet auf SBZ und provoziert damit die Verfestigung der Teilung)
 Spricht sich für Souveränität und Demokratie in Deutschland aus
 Will Deutschland vor Diktaturen durch andere Staaten (UdSSR) schützen
 Wandel in außenpolitischen Grundsätzen der Besatzungspolitik
 Umsetzung der Potsdamer Konferenz (4 D’s)
 Oberstes Ziel: dauerhafter Frieden und souveränes, demokratisches DE
Truman-Doktrin
 Sowjetunion fällt immer öfter negativ bei den Westmächten auf: Nicht-Einhaltung
verschiedener Verträge zum Abzug der russischen Truppen aus Persien, zum Abzug aus den
Erdölgebieten im Iran, Vorstoß zu den türkischen Meerengen, Unterstützung des
Bürgerkriegs in Griechenland 1946  Truman beschließt der SU den Kampf anzusagen
 Entwickelt Theorie von zwei Lebensarten auf der Welt und beschreibt ein Gefecht zwischen
den freiheitlichen Demokratien und den totalitären Diktaturen
 Stellt diese am 12.03.1947 vor dem Kongress vor, die Grundsätze dieser Theorie wurden zu
den neuen außenpolitischen Leitlinien der USA
 USA/Westen: positiv, es wird auf den Willen der Mehrheit gegründet, Demokratie, freie
Wahlen, Freiheit, Grundrechte, keine Not, Aufgabe freie Völker zu unterstützen,
Stabilisation der Wirtschaft, USA will helfen, befreien, führen (Weltpolizei) 
traditionelle amerikanische Wertevorstellungen
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



 UdSSR/Osten: negativ, Wille einer bewaffneten Minderheit wird ausgeführt, Terror,
Unterdrückung, keine freien Wahlen, Einschränkung der Freiheiten und Rechte,
totalitäres Regime  USA muss den betroffenen unterdrückten Ländern helfen und von
dem totalitären Regime befreien und dessen Ausbreitung verhindern (USA als
Weltpolizei)
Containment Politik: Russland und Kommunismus muss eingedämmt werden und Expansion
verhindert werden, UdSSR muss gehemmt und ihr Einfluss gemindert werden
Stellt sich selber (USA) als positiv und die andere Macht als negativ dar
 Öffentliche Angriff auf die UdSSR
Aufkommende Lagerbildung (wird später durch Shdanow verstärkt)
Vollzogener Wandel der amerikanischen Außenpolitik (neue Grundsätze)
Marshallplan/ERP („European Recovery Program”)
 Finanzielles und wirtschaftliches Hilfsangebot an europäische Staaten
(Wiederaufbauprogramm) verkündet von US-Außenminister Marshall am 05.06.1947
 Amerika ist entschlossen zur Hilfe, sind Hoffnungsträger und Erlöser für Europa
(Selbstdarstellung und Empfinden des Auslands)
 Ziele: Wiederaufbau Europas, Zusammenarbeit mit und unter den europäischen Staaten
fördern, amerikanischen Wirtschaftsinteressen vertreten und erweitern (beinhaltet:)
 Wirtschaftliches Aufbauprogramm in Form von Sachlieferungen und Krediten sowie der
Anlage von Investmentfonds und Investitionen in Industrien, Landwirtschaft etc.
 Zusammenarbeit und politische Stabilität in Europa fördern und stärken,
Friedenssicherung
 Absatzmarkt für die amerikanische Überproduktion herstellen
 Politisches Ziel: Ausbreitung des Kommunismus verhindern und die Isolation der UdSSR
von Europa
 Bedingungen: Wille Frieden und Einheit zu schaffen, demokratische Verfassungen,
freundliche Verständigung und Kooperation, Europa muss die Initiative ergreifen und aktiv
mitwirken, Programmausarbeitung durch USA und Europa
 Westeuropäische Länder & westlichen Besatzungszonen stimmen zu
 UdSSR, osteuropäische Länder und sowjetische Besatzungszone lehnen ab
 Folgen:
 Stärkung der Wirtschaft im Westen (!!!), rascher wirtschaftlicher Wiederaufbau dort
 Schwächung und Zurückdrängung des Kommunismus
 Verfestigung der Zweiteilung Europas und Deutschlands
 Verschärfung des Ost-West Konflikts
 Unterschiedliche starke Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft in Ost und West
(Ost-West Gefälle)

Beurteilung aus russischer Sicht:
 Imperialistische US-Strategie
 Versklavung der europäischen Länder
 Radikale politische Spaltung
 Lagermentalität verfestigt sich auf beiden Seiten und führt zum Kalten Krieg
 Truman-Doktrin macht Zusammenarbeit zwischen USA und UdSSR unmöglich
Shdanow – 2 Lagertheorie (Antwort auf Truman-Doktrin)
 Der sowjetische Chefideologe formuliert als Antwort auf Truman die Zwei-Lagertheorie und
stellt diese am 01.10.1947 auf der Gründungsversammlung des „Kominform“ (Gegensatz
zum Marshallplan) vor
 Entwickelt Theorie von zwei Lagern, in die sich die Welt geteilt habe und beschreibt das sich
verändernde Kräfte- und Machtverhältnis in der Welt
60


 UdSSR: positiv, antifaschistisch, antiimperialistisch, demokratisch, von Frieden und
Freiheit bestimmt, bedeutungsvolles und einflussreiches Land für internationale Politik,
stark, kooperativ, Bekennung zum Kommunismus, UdSSR sollte Führung übernehmen,
positive Zusammenarbeit und Unterstützung der neuen demokratischen Länder
 USA/Westen: negativ, faschistisch, imperialistisch, undemokratisch, reaktionär,
undeutliche und den östlichen Ländern schadenden Plänen (Marshallplan), egoistisch,
Feind der SU, Vorwurf: Westalliierte hatten vor die SU auszuschließen und den Krieg zu
verlängern, um damit die SU zu schwächen (schon bei Konferenzen 1945 abzusehen
gewesen: USA und ENG berücksichtigten die Forderungen und Interessen der UdSSR
nicht)
Shdanow und Truman haben umgedrehte Bilder voneinander (selber positiv, andere Macht
negativ)
Es entsteht Rivalität zwischen den Weltmächten mit gegensätzlichen politischen und
gesellschaftlichen Systemen (Kommunismus vs. Soziale Marktwirtschaft)
 Politik und Wirtschaft sind betroffen
 Ausweitung der Konflikte auf internationale Ebene
 Ideologischer Kampf
 Aufhetzen gegeneinander
 Verherrlichung der eigenen Weltanschauung
 Blockade jeglicher diplomatischen Beziehungen (Vorwürfe, Anschuldigungen)
 Sammeln von Verbündeten
 Kräftemessen
 2 Lager bilden sich auf der Welt (Lagerdenken)
 Verschärfung des Ost-West Konflikts (Rivalität, Abschottung, Rüstungswettlauf,
Misstrauen, Angst, Feindschaft, wechselseitige Furcht vor Waffen
NATO und Warschauer Pakt
 Im Zuge der Politik der Stärke schlossen sich zehn europäische Staaten mit Kanada und den
USA 1949 zum Nordatlantischen Verteidigungspakt zusammen (NATO)
 Verpflichtungen:
 Bei Kriegsfall den anderen Mitgliedsstaaten Beistand leisten (keine Regelung über die Art
des Beistands)
 Zugleich politisches Bündnis, das für eine liberal-pluralistische Demokratie steht
 Intention war es, sich in einem möglichen erneuten Krieg gegen Russland gemeinsam zu
schützen und zu verteidigen
 West-Deutschland trat 1955 bei
 Gegenstück: Warschauer Pakt von 1955, von Russland dominiert, östliche
Verteidigungsbündnis
 Teilt die Welt immer deutlicher in zwei Teile
Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg
Die „Stunde null“
 Kriegsende und damit der staatliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Zusammen- und
Strukturbruch und der notwendige Neubeginn/Neuordnung wurde als „Stunde null“
empfunden (positiv und negativ)
 Strukturbruch: Ideologie und System der Nationalsozialisten musste komplett vertrieben
werden, neue Ordnung musste entstehen, viele Traditionen und Wertvorstellungen der
Deutschen wurden zerbrochen und mussten umgekrempelt werden
 Viele Menschen standen vor dem Nichts: Deutschland lag in Trümmern und man kämpfte um
die einfachsten Lebensgrundlagen, Hauptsorge war die Existenzsicherung
 Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser und Infrastruktur war zusammengebrochen
 Wohnungen und Häuser waren meistens komplett zerstört über ganze Stadtgebiete
61


 Zudem kamen riesige Zuströme von Flüchtlingen und Vertriebenen
Hoffnung auf Neuorientierung und damit positiver Neubeginn
Wirtschaft: Schwarzmarkt entsteht, Produktion ist stark zurückgegangen
 Alliierte müssen die Wirtschaft in ihren Zonen unterstützen
Berliner Deklaration und Alliierter Kontrollrat
 In einer Erklärung über die Niederlage Deutschlands stellten die Alliierten am 05.06.1945 die
vorläufigen politischen Maßnahmen vor
 Damit lag die oberste Regierungsgewalt bei den Alliierten und ihrem hierfür errichteten
Kontrollrat und setzen vier Militärgouverneure der vier Besatzungsmächte als oberste
Befehlshaber ein, bilden die oberste Verwaltungsbehörde
 Kontrollrat und Gouverneure werden die nächsten Schritte für Deutschland leiten und
zukünftige Übergangsregierungen kontrollieren
 Außerdem wurden vier Besatzungszonen eingerichtet
 Aufgaben: Aufhebung nationalsozialistischer Gesetze und Ausführung des Potsdamer
Abkommens, wirtschaftliche Einheit
 Konnte nur einstimmig und mit Zustimmung der Militärgouverneure handeln
 Wachsende Misstrauen zwischen Ost und West und unterschiedliche Interpretationen und
Vorstellungen lähmten den Kontrollrat mehr und mehr bis er am 20.03.1948 aufgelöst wurde
Potsdamer Konferenz und Potsdamer Abkommen (4 D’s)
 Vom 17.07-02.08.1945 fand in Potsdam die letzte große Konferenz der Großen Drei zur Frage
der Neuordnung Europas statt
 Verhandlungen hatten schwierige Startpunkte, da neue Repräsentanten zugegen waren:
Truman für den verstorbenen Roosevelt und Churchill wurde noch während der
Verhandlungen durch den neu gewählten Premier Attlee abgelöst
 Zu schwerwiegenden Auseinandersetzungen kam es jedoch aufgrund Stalin und seinem
eigenmächtigen Vorgehen im Osten (hatte bereits Verhandlungen mit Polen über seine
Grenze zu Deutschland geführt)
 Schwerpunkte der Konferenz: Neuordnung Europas und vor allem Deutschlands,
Deutschlands Zukunft, Westgrenze Polens, Überführung/Vertreibung der Deutschen aus
östlichen Gebieten (auch von UdSSR und Polen gefordert)
 Ergebnisse: 4 D’s, Anerkennung der Oder-Neiße-Linie, Überführung der Deutschen,
Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen in denen den jeweiligen
Besatzungsmächten freie Hand gelassen wurde

4 D’s + Demontage der Wirtschaft (= Dezentralisierung)
 Demilitarisierung: Abrüstung, Entmilitarisierung, Kriegsindustrie abbauen und stoppen,
Militär und Flotten auflösen, Vernichtung des Kriegspotentials (Waffen etc.),
Friedensindustrie fördern
 Dezentralisierung: 1. Wirtschaft dezentralisieren  Zerstörung der Wirtschaftskraft,
Umgestaltung der Wirtschaft auf Versorgung und Verbrauch (und Friedensindustrie).
2. Verwaltung dezentralisieren  4 Zonen mit eigenen Verwaltungen einrichten,
Kontrollrat aus Alliierten als oberste Regierungsgewalt, lokale Selbstverwaltung, nur
demokratische Parteien und Gewerkschaften
 Demokratisierung: Frieden, Freiheit, Grundrechte, Gewaltenteilung, freie Wahlen,
Souveränität, demokratisches Gerichtswesen, friedliche internationale Beziehungen,
demokratisches Bildungswesen, politisches Leben auf demokratischer Grundlage
errichten
62


 Denazifizierung: Verbot der NSDAP, Umerziehung, Nationalsozialismus und Militarismus
ausrotten, nationalsozialistische Gesetze ausrotten, Kriegsverbrecher und
Verantwortliche vor Gericht stellen, öffentliche Posten von Nazis befreien
Die Alliierten einigten sich hiermit auf vermeintliche auf zufriedenstellende Ergebnisse, diese
waren jedoch nur die kleinsten gemeinsamen Kompromisse auf die sich geeinigt werden
konnte, alles weitere waren nur Konflikte, erste Differenzen
Vertagen die Festlegung der Grenze Polens aufgrund zu vieler Unstimmigkeiten
Folglich wird das Potsdamer Abkommen vom 02.08.1945 von allen Besatzungsmächten
beliebig und zunehmend unterschiedlich interpretiert
Entwicklung von Bizone und Trizone
 02.12.1946 Verwaltungsräte der Bizone zwischen USA und ENG
 01.01.1047 Vertrag über das vereinigten Wirtschaftsgebiet der Bizone tritt in Kraft
 Mai 1947 Zusammenfassung der V-Räte zu einem Exekutivrat
 Juni 1947 erster gewählter Wirtschaftsrat, welcher Gesetze ausarbeitete
 Februar 1948 Länderrat, gewählt von den Landesregierungen
 Gute wirtschaftliche Ergänzung zwischen USA und ENG
 USA und ENG bezogen sich ausdrücklich auf das Potsdamer Abkommen und forderten UdSSR
und FRK immer wieder zum Beitritt auf
 01.07.1948 Frankreich tritt der Bizone bei  Trizone
 Im Prozess der Teilung wurden Bizone und Trizone zu Vorläufern bei der Bildung der BRD
Währungsreformen, Berlin Blockade und Luftbrücke
 Bereinigung der Währungsverhältnisse war im Marshallplan vorgesehen
 Währungsreform wurde am 20.06.1948 in den westlichen Zonen durchgeführt
 Bürger erhielten die Deutsche Mark, Grundentscheidung über die Vermögensverteilung
 Westmächte wollten DM auch in West-Berlin einführen
 UdSSR wollte westliche Währung als ungültig erklären lassen und zog mit eigener
Währungsreform am 23.06.1948 nach (sollte auf ganz Berlin ausgedehnt werden)
 Berliner Stadtverordneten widersetzten sich der zweiten Währung
 Westmächte begannen DM in Westberlin einzuführen
 UdSSR startete Berlin-Blockade (isolierte West-Berlin komplett)
 Veranlasste totale Sperre aller Schienen-, Straßen- und Wasserwege, nur Luftwege blieben
aufgrund bestimmter Verträge offen
 SU stellte Lieferung von Kohle, Strom und Lebensmitteln aus der SBZ ein
 Damit verstoß die SU aggressiv gegen den Viermächtestatut der Stadt Berlin, der die Präsenz
aller vier Alliierten in Berlin sicherte
 SU wollte die Westmächte dazu zwingen Berlin aufzugeben und die Berliner Bevölkerung
schwächen
 Um Berlin und die Bevölkerung zu retten und vor dem Aushungern zu bewahren initiierten
die Amerikaner, später mit Hilfe von England und Frankreich eine Luftbrücke
 Mit der Luftbrücke war der letzte friedliche Ausweg aus der Krise, die der erste wirklich
gefährliche Höhepunkt im Kalten Krieg war
 Luftbrücke war durchgehend aktiv bis Mai 1949 (11 Monate) und durchkreuzte die Pläne der
UdSSR, da sie die Zusammenarbeit zwischen den Westmächten und West-Deutschland nur
förderte anstatt die Einbindung West-DE in das westliche Staatenbündnis zu verhindern
Die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (1949-1966)
Londoner 6-Mächte Konferenz, Frankfurter Dokmente und Grundgesetz
 Londoner 6-Mächte Konferenz tagte von Februar bis Juni 1948
63


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

Kompromisse und Verhandlungen mit der UdSSR erschienen unmöglich (am 20.03.1948
verließ das sowjetische Mitglied den Alliierten Kontrollrat, somit: funktionsunfähig)
Westalliierte und Benelux-Staaten beschlossen Errichtung eines westdeutschen Staates
„provisorische Charakter des neuen Staates“ wurde festgelegt, da man noch auf Einheit
spekulierte und diese als Option offen halten wollte
Verhandlungen bilden Grundlage für „Frankfurter Dokumente“ am 01.07.1948
 Aufforderung durch die Militärgouverneure an die Ministerpräsidenten der Länder eine
verfassungsgebende Nationalversammlung einzuberufen (bis 01.09.1948)
 Besatzungsstatut sollte Beziehungen zwischen Westdeutschland und den Alliierten
regeln und die Macht der Alliierten über DE festlegen
 Zunächst Ablehnung der Dokumente in den Koblenzer Beschlüsse am 07.07.1948, da die
Ministerpräsidenten diesen Schritt als Schritt zu Teilung ansahen. Sie wollten die
Spaltung zwischen Ost und West nicht vertiefen
 Auf Druck der USA wird demokratische, föderative und rechtsstaatliche Verfassung
entwickelt, die jedoch „Grundgesetz“ aufgrund des vorläufigen Charakter (entwickelt und
festgeschrieben vom Parlamentarischen Rat)
Grundgesetz bzw. Bedingungen an die vorläufige Verfassung:
 Demokratisch, föderalistisch, rechtsstaatlich
 Zentralinstanz
 Grundrechte und Freiheiten (verbindlich und unabänderlich)
 Außenpolitik wird den Alliierten überlassen (Besatzungsstatut-indirekte Militärregierung)
 Freie Wahlen, Gewaltenteilung
PR erarbeitet von September 1948 bis Mai 1949 das Grundgesetz mit der Präambel:
 GG ist als Auftrag zu verstehen, der Freiheit und Einheit verwirklichen soll und für alle
Deutschen gilt, selbst für diejenigen, die jetzt nichts sagen können (gilt und spricht damit
für alle Deutschen)
Am 8.Mai 1949 wurde das Grundgesetz vom PR angenommen und trat am 23.05.1949 in
Kraft
Zum ersten Bundeskanzler wurde am 15.09.1949 Konrad Adenauer (CDU) gewählt
BRD = freier Teil Deutschlands, Demokratie und Grundreichte, Verbesserung zur Weimarer
Republik, demokratisch legitimiert, Gewalten kontrollieren sich gegenseitig, Grundrechte
sind geschützt
Deutschland- und Außenpolitik Adenauers
 Vier Nahziele: schnellstmögliche Integration in die westliche Welt, Rückgewinnung von
Sicherheit, Gleichberechtigung und Souveränität, DANN ERST deutsche Einheit
 Deutschlandpolitik war geprägt durch: Magnettheorie, Alleinvertretungsanspruch, HallsteinDoktrin, „Über Europa nach Gesamtdeutschland“
 „Politik der Stärke“ gegenüber der SU und der DDR:
 Hegemonialstreben eindämmen
 BRD soll aufblühen in der westlichen Welt
 Enge Anlehnung an Westalliierte
 Magnettheorie  Politik der Stärke (auf DDR bezogen)
 Durch eine neue moderne offene Gesellschaft und wirtschaftlichen Erfolg soll eine
Anziehungskraft auf die DDR-Bürger ausgeübt werden
 Flüchtlingszahlen steigen darauf hin wie erwartet an (Menschen hoffen auf besseres
Leben in der BRD)  Magnettheorie zeigt Wirkung
 „Berlin als glänzender Pfahl im Fleisch der DDR“
64

Alleinvertretungsanspruch 1949 und Hallstein-Doktrin 1955
 Die BRD ist die einzige legitimierte Ordnung Deutschlands
 Nur die BRD ist befugt für alle Deutschen zu sprechen
 Doktrin: Doppelvertretung von DE sei unzulässig, Aufnahme von diplomatischen
Beziehungen zu der DDR durch ausländische Staaten, führt zum Abbruch aller
Beziehungen mit diesen Staaten durch die BRD
 Ziele: Isolierung der DDR, Anerkennung der DDR verhindern  jedoch: drohende
Isolierung der BRD, da DDR ab 1960 von immer mehr Staaten anerkannt wird
 Folge: Verhärtung der innerdeutschen Verhältnisse und Zementierung der Spaltung
 Wiedevereinigung nur „Über Europa nach Gesamtdeutschland“
 Erst Integration in Westeuropa und Erlangung der Souveränität für BRD, DANN Einheit
mit DDR
 Adenauer bevorzugte Europa
 Kritik von Politikern der Opposition und der CDU: überstürzte Westintegration führe
lediglich zur Verhärtung der Teilung und Fronten
 Antikommunistische Grundeinstellung
 Außenpolitik war geprägt durch: Westintegration, Erlangen der Souveränität,
Wiederbewaffnung, Eintritt NATO, äußere Sicherheit, Gleichberechtigung, Wiederaufbau
 Zielverwirklichung/Schritte zur Westintegration:
 Bewaffneter Frieden
 Anlehnung an USA
 Geduld in Bezug auf UdSSR
 Stärke gegenüber UdSSR und DDR beweisen
 Christliches Wertefundament erhalten
 Deutsch-französische Aussöhnung und Annäherung
 Stabilität durch Anlehnung an etablierte Demokratien
 Zugeständnisse und Anschlüsse bzw. Bildung von Bündnissen (1951-1963)
 Zusammenarbeit mit Westmächten und Nachbarländern: Eingliederung in Bündnisse
 Aussöhnung und Annährung mit und an FRK: Wiedergutmachungsabkommen, EGKS
 Erhalt von mehr Souveränität: rasch erlangt nach Gründung: Petersburger Abkommen
 Verminderung der Demontagen und Regelung der Verpflichtungen & Belastungen aus
dem 2. Weltkrieg: Londoner Schuldenabkommen, Saarfrage, Kriegsgefangene
 Genehmigung für Handelsbeziehungen
 Europäische Integration: wirtschaftliche und politische Einigung und Zusammenarbeit
(Montanunion, Europarat, Euratom, Ruhrbehörde)
 Gemeinsame Verteidigung und Wiederbewaffnung: Integration in westliche
Militärbündnisse (NATO, EVG)
Folgen und Reaktion auf Adenauer-Politik
 1955 Einführung der Bundeswehr und Aufhebung des Besatzungsstatus, Anschluss an die
NATO und WEU
 Mai 1955 Pariser Verträge heben Besatzungsstatut auf
 Adenauer hatte teilweise seine Ziele erreicht: Wiederbewaffnung, Westintegration und
Souveränität im Innern und nach außen (noch keine politische Gleichberechtigung)
 Widerstand gegen Adenauer Politik durch SPD, andere Parteien und der eigenen CDU:
 Adenauers Westintegration verfestige die Teilung und die WV würde immer
unwahrscheinlicher
 Westmächte drängen mehr und mehr auf Entspannungspolitik angesichts eines drohenden
Kriegs
Wirtschaft BRD
 Bis 1951 Notstand/Lähmung der Wirtschaft durch Zerstörung und Reparationen
 Mangel an Lebensmitteln und Konsumgütern
65

 Große Einkommenskluft
 Preissteigerungen
 Viele Arbeitslose
 Lebensmittelrationen durch Lebensmittelkarten
Ab 1952 „Wirtschaftswunder“ durch Marshallplan und die Einführung der sozialen
Marktwirtschaft durch Ludwig Erhard
 Produktionssteigerung, weniger Arbeitslosigkeit, Steigerung von Exporten, wachsender
Wohlstand
 Besonderer Reiz für DDR-Bürger in Hoffnung auf ein besseres Leben in BRD (Magnetth.)
Stalin-Note
 10.03.1952 & 09.04.1952 Angebot von Stalin über Verhandlungen zur WV und einem
Friedensvertrag
 Verkleinerter demokratischer Staat
 Besatzungsmächte ziehen ab
 Menschen- und Grundrechte
 Freie Wahlen
 Bündnisneutralität
 Recht auf eigene Streitkräfte und Kriegsindustrie
 Grenzen der Potsdamer Konferenz
 Gründe?! :
 Ausstehender Friedensvertrag
 Furcht vor Eingliederung der BRD in westliches Militärbündnis
 Expansion des Kommunismus (Einnehmen der BRD)
 USA und BRD lehnen ab: erstes klares Ziel ist die Westintegration, Misstrauen über wirkliche
Vorhaben Stalins
 11.&12.05.1952 Deutschlandvertrag (Souveränität), EVG-Vertrag (Verteidigungsbündnis)
 WV rückt in weite Ferne
 Ost-West-Konflikt verschärft sich, wachsendes Misstrauen, Teilung wird immer fester
Kennedy’s 3 Essentiels (3Grundsätze)
 Grundsätze über West-Berlin, 25.07.1961
 Recht der Alliierten auf Anwesenheit in West-Berlin
 Recht der West-Berliner auf freie Wahl ihrer Lebensform
 Recht auf freien Zugang nach West-Berlin durch Ostdeutschland
 Verdeutlicht Abfindung mit Teilung, garantiert nur den West-Berlinern Rechte
Die Geschichte der DDR 1949-1961
Gründung
 1946 Zwangsvereinigung von KPD&SPD zur SED
 Ein-Partei-Diktatur wird ausgebaut
 Volksrat arbeitet Verfassung aus (1947-1949)
 Verfassung der DDR, Inkrafttreten am 07.10.1949
 Eingeschränkte Grundrechte
 Wahlen über Einheitslisten
 Vorherrschaft der SED
 Sozialistisches Modell (UdSSR)
 Keine Gewaltenteilung
 Erinnert an Weimarer Verfassung, keine Parteienkonkurrenz, nicht demokratisch legitimiert,
endgültige Teilung Deutschlands
 Keine Reaktion auf Staatsgründung der BRD, sondern vorbereiteter Prozess
66
„Partei neuen Typs“ und Stalinisierung
 Entschluss über „Partei neuen Typs“ (SED) am 28.01.1949 im Sinne einer Anlehnung an Stalin
(Stalinisierung) bis 1952
 Arbeiterpartei
 Marxistisch-leninistisch
 Klassenbewusstsein
 Demokratischer Zentralismus
 Innerparteiliche Demokratie
 Sozialistisches Bewusstsein
 Parteidisziplin
 Kampf gegen Imperialismus
Säuberungsprozesse
 Man wollte Sozialdemokraten hinausdrängen und bestimmte Funktionsträger ausschalten
 SPD und weitere Parteien werden zu einer Blockpartei zusammengeschlossen: „Nationale
Front“
 Kontrolle und Überwachung durch Massenorganisationen (z.B. FDJ) und ab 1950 durch die
Stasi (man erhielt Einfluss auf große Bevölkerungsgruppen)
 Führungsanspruch der SED wurde deutlich
 Alle Parteien mussten sich unterordnen
 Fassade eines Mehrparteiensystems, jedoch lag eine stalinistische Ein-Partei-Herrschaft
mit Einfluss auf alle gesellschaftlichen Bereiche
Aufbau des Sozialismus
 Wurde erst ab 1952 vollzogen, um die Einheit vorher als Option offen zu lassen (Option fällt
durch Ablehnung der Stalin-Note weg)
 Sowjetische Modell von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wird übernommen
 Kommunismus und Zentralisierung werden vorangetrieben
 Ostintegration beginnt
 Wirtschaftliche Ostintegration (Planwirtschaft und Erhöhung der Arbeitsnormen) führt zu
großen ökonomischen Problemen, niedrigen Lebensstandards (geringer als in BRD) und
Isolation der DDR (Handel nur mit Ostblock-Staaten möglich), Versorgungsengpässen,
Preissteigerungen
 Ursprüngliche Verfassung stimmt nicht mehr mit tatsächlichen politischen und
wirtschaftlichen Strukturen überein
„Neuer Kurs“
 Nach dem Tod Stalins 1953 wird ein neuer politischer Kurs von der sowjetischen Führung am
09.06.1953 verlangt, um die Lebenslage in der DDR zu verbessern und den Flüchtlingsstrom
zu vermindern (massenhafte Flucht, wichtige Arbeiter, Jugendliche und Gebildete gehen
verloren)
 Rücknahme von Preissteigerungen
 Erhöhung der Arbeitsnorm bleibt!
Volksaufstand 17.Juni
 Arbeitsniederlegung und Proteste gegen die Arbeitsnormen und Lebensbedingungen
 Aus wirtschaftlichen Forderungen entwickeln sich politische (Rücktritt Regierung, freie
Wahlen, deutsche Einheit, Zulassung von Parteien, Freilassungen, Freiheitsrechte)
 Volkspolizei und Stasi verlieren die Kontrolle und sowjetische Panzer schlagen den Aufstand
nieder und unterstützt Regierung um Ulbricht
 Westen war unvorbereitet und hält sich zurück aus Furcht vor Krieg
67


Folgen:
 völlige Abhängigkeit von SU wird deutlich
 Unfähigkeit etwas gegen das Regime auszurichten ohne den Westen
 Eingeschränkte Handlungsfähigkeit als teilsouveräner Staat für den die UdSSR die
Existenzgarantie übernimmt
 Sofortmaßnahmen zur Besserung des Lebensstandard
 Flüchtlingszahlen gehen erst einmal zurück
DDR: faschistischer Putschversuch des Westens, BRD nutzte Lage der DDR aus um Regime zu
stürzen, BRD sei schuld an der Teilung, westliche Imperialisten initiierten Aufstand um
Kommunismus zurückzudrängen
Entstalinisierung
 14.05.1955 Beitritt Warschauer Pakt (Reaktion auf NATO Beitritt)
 20.09.1955 Unabhängigkeit der DDR von UdSSR
 Äußerliche stabile SED-Herrschaft, wenig Zustimmung von Volk
 Februar 1956 20. Parteitag der KPdSU: Ministerpräsident distanziert sich Politik Stalins und
die Entstalinisierung wird eingeleitet (Bildung einer Opposition)
 Nur zögerndes Voranschreiten, geringe Auswirkungen auf SED-Herrschaft:
Machkonzentration bleibt
 01.03.156 Gründung der NVA, militärische Aufrüstung
Berlin-Ultimatum
 Angebot von DDR an BRD/Alliierte im November 1958
 Ziel: Einbeziehung West-Berlins in DDR, Berlin soll entmilitarisierte freie Stadt werden und
Viermächtestatus verlieren
 Bei Ablehnung erfolgt Abriegelung der Zufahrt nach West-Berlin durch DDR
 Bürger fürchten um ihre Mobilität
 Flüchtlingszahlen steigen
 Ende 1959 erreicht die DDR eine krisenähnliche Situation durch die Zwangskollektivierung
Mauerbau
 15.06.1961 Ulbricht: „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen.“
 12./13.08.1961 Abriegelung der Grenze zwischen Ost- und Westberlin durch NVA
(Verkehrsverbindungen werden durch Stacheldraht und Grenzkontrollen abgeriegelt)
 Ziele:
 Ökonomische Lage stabilisieren
 Grenzen und Frieden sichern, Schutz vor Westen und Kaltem Krieg
 Loslösung vom Westen
 Kommunismus bewahren
 Rechtfertigung: im Wille des Volkes, Selbstbestimmungsrecht auch über Grenzen, „normale“
Sicherung für souveränen Staat
 16.08.1961 Mauerbau: vollständige Sperrung der innerdeutschen Grenzen
 „antifaschistischer Schutzwall gegen den schlimmsten Staat der Welt“
 Mauer wird nach und nach weiter ausgebaut
68
 BRD: widerrechtliches Handeln, Ankündigung von Hilfe für Betroffene, erkennt Grenze
nicht an
 Enge Zusammenarbeit zwischen UdSSR und SED bei den Vorbereitungen für den Bau
Funktion der DDR im Ost-West-Konflikt für die UdSSR
 Gegenmodell zur BRD
 Sozialistisches Vorzeigemodell
 „Schaufenster“: anderen osteuropäischen Staaten soll die DDR als Beispiel gelten,
kommunistisches Staatsideal verwirklichen, friedlichen Willen der UdSSR den Westmächten
verdeutlichen
Neue Ostpolitik im Rahmen der internationalen Entspannungspolitik
Große Koalition
 Unter Kurt Georg Kiesinger (CDU/CSU) von 1966-1969
 Hauptziel: Überwindung der wirtschaftlichen Rezession
 Neue Wirtschaftspolitik sorgt für neuen wirtschaftlichen Aufschwung
 Stabilitätsgesetz 08.06.1967 (staatliche Maßnahmen um die negative Entwicklung in die
Krise aufhalten): Preisstabilität, hoher Beschäftigungsstatus, außenwirtschaftliches
Gleichgewicht, Wirtschaftswachstum  „magisches Viereck“
 Rasche Überwindung der Krise und Erfolge in der Wirtschaft
 Bemühung um diplomatische Beziehungen mit dem Osten (Vertrauensaufbau zu SU)
 Entkrampfung der Beziehungen im Zeichen der „Zweizangentheorie“
 1963: Passierscheinabkommen
 Aussöhnung mit der Tschechoslowakei und Polen
 Langsamer/bescheidener Aufbau innerdeutscher Kontakte
 ABER: CDU/CSU beharrt auf den Alleinvertretungsanspruch  Teilung verfestigt sich
 SPD verfolgt Entspannungspolitik (Aufgeben der Hallsteindoktrin und
Alleinvertretungsanspruch, Anerkennung der Oder-Neiße-Linie)
 Spannungen innerhalb der Koalition, Gemeinsamkeiten sind verbraucht
Sozialliberale Koalition und neue Ostpolitik
 Unter Willy Brandt (SPD) von 1969-1974 (erstmals gibt CDU Regierungsverantwortung ab)
 Außen-und innenpolitischen Züge stellen Gegensatz zur Adenauerpolitik dar: Einbettung der
Bundesrepublik in ein Netz von gegenseitigen politischen wirtschaftlichen und kulturellen
Abhängigkeiten und Abkommen mit den Ostblockstaaten  neue Ostpolitik
 Grundlage der neuen Ostpolitik bietet die internationale Entspannungspolitik (eingeführt von
der USA nach Berlin-und Kubakrise) und die von Egon Bahr formulierte Strategie „Wandel
durch Annäherung“ 1962:
 Wiedervereinigung ist ein außenpolitisches Problem und nur in Zusammenarbeit mit der
DDR zu schaffen
 Neue Erkenntnis: Der Schlüssel zur WV liegt in Moskau
 Aufgabe der Politik des „Alles oder Nichts“
 Politik der kleinen Schritte (anstelle von Politik der Stärke)
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
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



 Überwindung des Status quo durch Anerkennung des Status quo (direkter Sturz des SEDRegimes ist aussichtslos)
Brandt führt diese Politik weiter aus und treibt den Ausgleich mit dem Osten voran
28.10.1969 Regierungsansprache: Es existieren zwei Staaten in Deutschland, die füreinander
nicht Ausland sind. Ihre Beziehungen sind von besonderer Art  2 Staaten, 1 Nation (Brandt
ist der erste der von zwei Staaten spricht und damit die Existenz der DDR anerkennt)
Kleine Schritte durch ein geregeltes Nebeneinander zu einem Miteinander kommen
 Verbesserung der Kontakte zwischen Ost-und Westdeutschen
 Verbesserung des Lebens der Menschen in der DDR (System erträglicher machen)
 Verhandlungsbereitschaft zur DDR
 Verzicht auf Hallsteindoktrin und Alleinvertretungsanspruch
 Anerkennung der europäischen Nachkriegsgrenzen
Außenpolitik auf Grundsatz der Ostintegration und „der Schlüssel zur WV liegt in Moskau:
 Kontinuität und Weiterentwicklung der diplomatischen Beziehungen zu den
osteuropäischen Staaten
 Bekenntnis zur wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Beziehungen auf
gleichberechtigter Ebene
 Verständigung mit dem Osten auf der Basis der festen Verankerung im westlichen
Bündnis
 Aufbau eines europäischen Vertragswerk
USA reagiert zunächst mit Skepsis und Sorgen um die eigenen Pläne
DDR (Ulbricht) verlangt die völkerrechtliche Anerkennung durch die BRD, aber erst nach
Zustimmung durch UdSSR
März 1970 erster Staatsbesuch eines Westpolitikers (Brandt) in der DDR (Erfurt): kaum
Gespräche nur Austausch alter Argumente, DDR will Anerkennung, BRD jedoch nur
besondere Beziehungen, DDR-Bürger sehnen sich nach Brandt (=Hoffnung für Einheit)
Mai 1970 Gegenbesuch in Kassel: weiterhin unveränderte Standpunkte, Bürger protestieren
für Anerkennung und Einheit, außerdem: rechtsextreme Ausschreitungen
1971 Erich Honecker tritt die Nachfolge von Walter Ulbricht an
Die Ostverträge und Abkommen mit der DDR
 Inhalte der Ostverträge: Gewaltverzicht, Friedenssicherung, keine Gebietsansprüche,
Unverletzlichkeit/Anerkennung der Grenzen (territoriale Integrität), Zusammenarbeit,
Entspannung
 Charakter von Friedensverträgen, Versuch der Beendigung des Kalten Kriegs
 Politik der kleinen Schritte:
 12.08.1970 Moskauer Vertrag: Beginn aller Verträge  „Schlüssel“, Entkrampfung, in dt.
Sinne, Genehmigung für „Brief zur dt. Einheit“
 07.12.1070 Warschauer Vertrag
 07.09.1971 Viermächteabkommen über Berlin zwischen den Alliierten: Status Berlins
gesichert, unbehinderte Zugänge (Transitverkehr nach Berlin), gewaltfreies Handeln, Präsenz
der Alliierten  notwendig für Ostverträge
70




17.12.1971 Transitabkommen: Regelung des Reise-und Besucherverkehrs für DDR,
Reiseerleichterungen, ansteigende Reiseanträge
17.10.1972 Verkehrsabkommen: Regelung über alle Verkehrswege (Land, Luft, Wasser),
ebenfalls Reiselockerungen
21.12.1972 Grundlagenvertrag (DDR & BRD): Grundlage der Beziehungen,
Gleichberechtigung, Gewaltverzicht, territoriale Integrität, Anerkennung der Grenzen,
Verzicht auf Alleinvertretungsanspruch, Friedenssicherung, Zusammenarbeit in Wirtschaft
Technik Gesundheit und Verkehr, Abrüstung, Hoheitsgewalt nur auf eigenem Gebiet, soziale
Beziehungen, ständige Vertretungen im anderen Staat (keine Botschaften)
 Anerkennung der DDR als gleichberechtigter und souveräner Staat, jedoch keine
völkerrechtliche Anerkennung, Struktur für die Zukunft des geteilten Deutschlands
 humanitäre Erleichterungen für DDR-Bürger erreichen
 Brief zur deutschen Einheit: GLV nicht im Widerspruch zum politischen Ziel der WV
17.12.1973 Prager Vertrag: Münchener Abkommen als nichtig erklärt (Annexion Sudetenland
durch Hitler)
Folgen der Ostverträge
 18.09.1973 Beitritt von BRD und DDR zu den Vereinten Nationen (UN)
 Deutschland als Vorreiter des Friedens und des Ausgleichs
 1. Ziel der BRD: Frieden, Einheit und Selbstbestimmung
 Internationale Aufwertung der DDR, viele neue diplomatische Beziehungen, Schritte zur
internationalen Anerkennung
 Intensivierung der zwischenmenschlichen Kontakte im innerdeutschen Verhältnis: steigende
Anzahl von Telefonaten und Reiseanträgen
 SALT Abkommen zwischen USA und UdSSR (1972 und 1979): Bemühungen um Abrüstung,
Obergrenzen  keine eindeutigen Ergebnisse, wenig Erfolg
 Kritik: durch die Ostverträge wird ein Unrechtsregime bestätigt
KSZE (Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa)
 Schlussdokument von 1975 zwischen fast allen europäischen Staaten, beiden dt. Staaten,
USA und Kanadasichern Grundrechte der BürgerInnen und Durchlässigkeit der Grenzen
 Bedeutung für DDR:
 Höhepunkt der außenpolitischen Erfolge
 Kritik am SED-Regime wächst in der DDR-Bevölkerung
 Bürger fordern die zugestandenen Menschenrechte, Einstellung der strengen
Überwachung durch die Stasi und mehr Freizügigkeit
 Zahl der Ausreiseanträge steigt, wachsende Proteste  Freiheits-und Friedensbewegung
Kontinuität und Konzentration unter Helmut Schmidt
 Rücktritt Brandt nach Guillaume-Affäre (DDR-Spion) Mai 1974, Nachfolger: H. Schmidt
 Sozialliberale Koalition und Ostintegration werden weitergeführt
 Politische Klima zwischen DDR&BRD verbessert sich immer mehr
 1978&1980 Verbesserung der Verkehrswege
 11.12.1981 deutsch-deutscher Gipfel in DDR: Annäherungen, DDR braucht Geld und BRD
hofft auf bessere Beziehungen etc.
 Mehr Kooperation durch Milliardenkredite von BRD an DDR
 Man wollte jedoch menschliche Erleichterungen für die DDR-Bürger erreichen und an
„Wandel durch Annäherung“ festhalten
 Kurzfristige Stabilisierung des DDR-Regimes als Folge
71

Ende 1979 der Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan verschlechtert die Ost-WestBeziehungen
NATO-Doppelbeschluss
 Ende der 1970er Jahren endet die Abrüstung und damit die Entspannungspolitik zwischen
USA und UdSSR
 BRD und DDR wollen ihre eigene Kooperationspolitik fortführen
 UdSSR setzt Aufrüstung fort und stationiert Mittelstreckenraketen mit Richtung auf die BRD
 Schmidt initiiert den Doppelbeschluss 1979: UdSSR muss sich zu Verhandlungen über den
Abbau der Raketen bereit erklären, oder die Zahl der Raketen in der BRD werden erhöht
 UdSSR lehnt ab
 USA: „UdSSR ist ein Reich des Bösen“ und setzt ebenfalls Aufrüstung wieder in Gang
 Proteste gegen die Aufrüstung und vor allem die Nachrüstung des Westens werden laut
und Schmidt verliert seinen Posten, 1982 wird Helmut Kohl neuer Bundeskanzler
Intensivierung der deutsch-deutschen Verhältnisse
 Bonn und Ost-Berlin führten ihren gemeinsamen Verhandlungen fort und verstärken
Beziehungen
 Kohl setzt ebenfalls auf Kontinuität in Außen-und Deutschlandpolitik
 1983 Finanzminister Strauß der BRD vermittelt einen Milliardenkredit in die DDR
 Bedingungen: Abbau von Selbstschussanlagen und Minenfeldern an innerdeutschen
Grenzen im Rahmen der menschlichen Erleichterungen
 Weitere Verhandlungen zwischen DDR und BRD: erster Staatsbesuch eines SED Chefs in Bonn
 Honecker wird wie ein Staatschef nach allen protokollarischen Ehren empfangen
 Proteste gegen Empfang: Ehrungen für den Erbauer der Mauer? Verfestigung der
Teilung?
 Gespräche ergaben weitere Erleichterungen: Einreisebestimmungen wurden gelockert,
politische Häftlinge freigelassen und die Selbstschussanlagen abgebaut,
Städtepartnerschaften wurden ermöglicht, Kulturaustausch fand vermehrt statt
 Die deutsche Einheit war jedoch nicht der Schwerpunkt der Gespräche
Revolutionen in Osteuropa
Prager Frühling
 Reformkommunistische Bestrebungen in der Tschechoslowakei
 „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ herstellen
 Aufhebung der Zensur, Beginn demokratischer Prozesse, Liberalisierung des
Wirtschaftslebens
 Truppen des Warschauer Pakts bereiten den Reformen im August 1968 gewaltsam und
brutal ein Ende (ähnlich wie 1953 in DDR und 1956 in Ungarn)
Breschnew-Doktrin
 12.11.1968 Verkündung durch sowjetischen Parteichef Breschnew
 Beschränkte Souveränität für Ostblock-Staaten
 „Souveränität der einzelnen Staaten findet ihre Grenze in den Interessen der sozialistischen
Gemeinschaft“
Solidarnosc
 Erste Unruhen in Polen gegen das sowjetische Modell 1956 und 1970er
 Polnischer Papst Johannes Paul II besucht Polen im Herbst 1978 und stärkt das nationale und
religiöse Selbstbewusstsein der Polen enorm  Mobilisierung und Euphorisierung
 Kirche nutzt diese Situation und macht auf Missstände aufmerksam
72




Sich verschärfende Konflikte und Preiserhöhungen führen zu der Gründung der
unabhängigen Gewerkschaft Solidarnosc (Solidarität) 1980 durch L. Walesa
13.12.1981 Kriegsrecht und damit das Verbot der Gewerkschaft wird verhängt
Folgen: Vertrauensbruch, Versorgungskrise, weltweite Proteste, Unruhen, Politikwechsel in
UdSSR und schließlich Systemwechsel in Polen 1988
Ein „Runder Tisch“ vereinbarte freie Wahlen und nicht-kommunistische Reformen
Charta 77
 1988 20 Jahre nach dem Prager Frühling) Aufruf einer Petition (von 1977) zu Protesten
gegen Menschenrechtsverletzungen des Kommunismus,
 Nach der Inhaftierung des Verfassers beginnen weitere Proteste gegen das kommunistische
Regime
 Es kommt zur Samtenen Revolution des Jahres 1989 und der gewaltfreien Beseitigung der
kommunistischen Herrschaft 1989
 Weitere friedliche Revolutionen in Ungarn und Bulgarien, blutige Straßenschlachten nur in
Rumänien
Der Zusammenbruch der UdSSR
„Neues Denken“
 Gorbatschow wurde 1985 Präsident der UdSSR
 Erkenntnis: Anhaltende Stagnation seit der Breschnew-Doktrin, wirtschaftliche Probleme,
Unzufriedenheit der Bevölkerung sind systembedrohend
 Fordert „neues Denken“ und grundsätzliche Veränderungen und Reformen in Gesellschaft
und Staat um Krisen zu verhindern
 Gründe für das neue Denken:
 Spannungen und Druck ausgehen von Ostblock-Staaten
 Wirtschaftliche und gesellschaftliche Schwächen müssen aufgehoben werden
 Revolutionen, Solidarnosc und Reformen in Ostblock-Staaten mindern Macht
 Kritik an brutale Niederschlagung vers. Aufstände durch Militär
 Reformen sollen den Sozialismus nicht abschaffen, sondern verbessern (Sozialismus mit
menschlichen Antlitz einführen


Perestroika (Umbau, Umgestaltung):
 Fundamentale Umgestaltung der Wirtschaft (Lockerung der zentralen Planung, Zulassung
privater Eigentumsformen, marktwirtschaftliche Elemente
 Demokratische Reformen (freiere und offenere Wahlen, Meinungsfreiheit, offene
gesellschaftliche Diskussionen, Lockerung der Kontrolle von Kunst Kultur und Medien)
 Veränderungen in der Gesellschaft (Auseinandersetzung mit Stalin-Zeit und Hitler-StalinPakt, Auswechslung alter Parteikadar, Freilassungen von Systemkritikern, Aussöhnung
mit Kirche, Kampagnen gegen Alkoholmissbrauch Korruption und Amtsmissbrauch)
Glasnost (Offenheit, Transparenz):
 Medien bekommen mehr Freiheiten und Möglichkeiten
 Regierung und Politik sollen offener und zugänglicher für das Volk werden
 Förderung der Mitsprache
73


Außenpolitische Schritte:
 Abrüstung
 Unabhängigkeit, Gleichberechtigung und Souveränität für Ostblock-Staaten
 Einheit Europas und Zusammenschluss fördern
ABER: Maßnahmen und Appelle konnten die Missstände nicht beseitigen, die ökonomische
Krise dehnte sich aus, Hilfe aus Ausland notwendig, Reaktorunglück Tschernobyl
 Bevölkerung zweifelt an der Ernsthaftigkeit der Politik des neuen Denkens
Die Vereinigung der beiden deutschen Staaten 1989/1990
Voraussetzungen für den Aufbruch zur Demokratie in der DDR
 Reformpolitik von Gorbatschow (Glasnost und Perestroika)
 UdSSR war aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr in der Lage ihren Herrschaftsbereich
militärisch abzusichern, kurz vor Zusammenbruch
 Eiserner Vorhang bröckelt (Ungarn) und ermöglicht ungefährliche Flucht
 Wandel Polens in einem demokratischen Staat als Vorbild
 Wirtschaftlicher Niedergang der DDR aufgrund der Planwirtschaft und fehlenden Mitteln
 Menschen-und Bürgerrechtsgruppen, die sich auf die KSZE Schlussakte berufen und ihre
Menschenrechte einfordern
 Wachsende Unmut über DDR-Führung und ihre Reformverweigerung (keine Einführung von
Glasnost und Perestroika)und Isolation vom Westen und Volk
 Westeuropäische Einigungsprozess zu einem einheitlichen Wirtschaftsraum bis 1992 übt
starke Anziehungskraft auf die Ostblock-Staaten aus
 Öffentliche Proteste von Bürgerrechtsgruppen ausgehend von den Wahlfälschungen der
Kommunalwahlen am 07.05.1989
Öffnung der österreichisch-ungarischen Grenze
 02.05.1989 Ungarische Soldaten bauen die elektrischen Alarmanlagen an der Grenze ab
 06.05.1989 Honecker erklärt es handle sich um eine „planmäßige Demontage des
Grenzsignalzauns“
 27.06.1989 Außenminister beider Länder (ÖST&UNG) durchtrennen symbolisch den
vorgelagerten Signalzaun
 19.08.1989 Paneuropäisches Picknick – Friedensdemonstration
 Grenze wird symbolisch für drei Stunden geöffnet, Durchtrennung des Zauns
 Veranstalter waren die Mitglieder des Demokratischen Forums und der PaneuropaUnion (für europäische Einheit)
 Ca. 600-700 DDR-Bürger nutzen dies als Fluchtmöglichkeit in den Westen
 Überwachung am Grenzzaun wird ein paar Tage später wieder verstärkt


11.09.1989 vollständige Öffnung der Grenze nach Absprache mit Russland
 15.000 Menschen fliehen in den ersten Tagen
 Ausreisestrom hält an
Erstes „Loch“ im „Eisernen Vorhang“, Beginn der Durchlässigkeit
Flucht in die Prager Botschaft (bzw. Botschaften der BRD in Warschau und Budapest
 Menschen flüchten vor dem Regime, Wunsch nach besserem Leben, Unzufriedenheit über
soziale Maßnahmen
 Vor 1989 flüchten immer wieder Menschen in die Prager Botschaft (werden zum Teil
freigekauft und kehren doch in die DDR zurück)
 Steigender Flüchtlingsstrom ab August, bis zu 4.000 Menschen leben in der Botschaft
 30.09.1989 Außenminister Genscher verkündet die Erlaubnis zur Ausreise für die Besetzter
74


ab Oktober Ausreise durch Sonderzüge
zweite Ausreisewelle über die Botschaft: 04/05.09.1989
 verbarrikadierte Züge fahren über Dresden (DDR) nach Hof in Bayern
 Fahrt durch das Staatsgebiet der DDR war Bedingung der DDR Regierung, um die
Flüchtlinge als „Staatenlose“ abzuschieben und ihr Vermögen einzuvernehmen
 Ausschreitungen durch Menschen am Dresdener HBF, wollen auf den Zug aufspringen
40. Gründungstags der DDR
 07.10.1989 Feierlichkeiten, Militärparaden, Gorbatschow ist zum Staatsbesuch
 DDR versucht durch arrangierte Paraden und Fackelzug Stärke zu zeigen, unbeachtet der
immer häufiger stattfindenden Demonstrationen gegen das Regime
 Gorbatschow wird von der DDR Führung und Honecker zu Gesprächen empfangen
 Honecker prahlt mit hoher Wirtschaftskraft der DDR, Gorbatschow weiß genau das die
DDR vor der Zahlungsunfähigkeit steht und die UdSSR dafür aufkommen müsste
 Gorbatschow und sein Pressesprecher betonen die Notwendigkeit der Umsetzung von
Glasnost und Perestroika in der DDR, sie fordern Honecker dazu auf die
Reformverweigerung zu beenden
 Gleichzeitig mit Gesprächen und Militärparaden entwickeln sich Demonstrationen
 Forderungen: Reformen, Reise-und Versammlungsfreiheit, Demokratie, freie Wahlen
 Demonstrationen gegen die Manipulation der Kommunalwahlen vom Mai
 Ihr Ruf an diesem Tag lautete: „Gorbi Gorbi hilf uns!“ und „Wir sind das Volk“
Montagsdemonstrationen in Leipzig
 Seit August/September jeden Montag stattfindende Demonstrationen, ausgehend von der
evangelischen Nikolaikirche, Friedensgebete und anschließend friedliche Demonstrationen
 Wöchentlichen Gebete und Demonstrationen erhalten immer mehr Zuwachs
 09.10.1989 um dem entgegenzuwirken besetzten Stasi Mitarbeiter die Nikolaikirch, sodass
keine Teilnehmer mehr in die Kirche konnten, Demonstranten schlossen sich kurzerhand zu
einem friedlichen Protestzug durch ganz Leipzig zusammen, bestehend aus 70.000 Menschen
 „Wir sind das Volk!“
 Leipzig ist Bühne der friedlichen Revolution
 Größte Demonstration bis dato
 Am 24.10.1989 erfolgt die totale Entmachtung von Erich Honecker nachdem auch in den
Reihen der SED Kritik an seinem Führungsstil laut wurde, Nachfolger wird Egon Krenz
Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz
 04.11.1989 Größte je von der DDR genehmigte Demonstration
 500.000 Teilnehmer, 5-Stunden, live-Übertragung im DDR Fernsehen
 Forderungen: Presse-und Reisefreiheit, freie Wahlen, grundlegende politische
Änderungen, Demokratie
 Wiedervereinigung war kein Ziel der Demonstranten
 Friedlich und ohne Polizeieinsatz
 „Die Massen haben die Kraft, die Herrschenden friedlich zu besiegen.“
Fall der Berliner Mauer
 Am 09.11.1989 sollen in einer Sitzung des Innen-und Staatssicherheitsministerium neue
Ausreiseregelungen beschlossen werden
75
 Einschränkungen bei Anträgen soll wegfallen, jedoch soll DDR bestehen bleiben und
Ausreise beantragt werden müssen
 Der Pressesprecher von Krenz, Günter Schabowski, ist nicht anwesende
 Nach Zustimmung des Beschlusses erhält Schabowski kurzfristig vor der Pressekonferenz
um 19 Uhr ein Dokument, was die neue Verordnung enthält  er ist nicht auf das
Dokument vorbereitet, weiß nicht was es enthält und wird auch nicht aufgeklärt
 Schabowski verkündet, die Ausreise sei ab sofort möglich
 Die Menschen strömen zu den Grenzstellen und als die uninformierten Grenzposten den
Strom und die Proteste auch aus dem Westen nicht mehr aufhalten können, öffnen sie
alle Tore und die Mauer wird durchlässig
Einheit ?!
 Dt. Einigung war nicht vorentschieden
 DDR: Bürger fordern z.T. immer noch nur Reformen, DDR-Regierung ist völlig
unvorbereitet auf Fall der Mauer
 BRD: begrüßt die Öffnung der Grenze, möchte auf Einheit hin arbeiten, DDR Bürger
unterstützen
 Reaktionen des Auslands auf eine mögliche Einheit(sehr unterschiedlich)
 USA (Bush): Angst vor Zurückdrängung aus Europa, amerikanische Vormachtstellung
wäre gefährdet, militärische Präsenz in Westdeutschland müsste beendet werden, Sorge
vor der Auflösung der NATO, mit der WV würden evtl. alle Verträge mit der BRD nichtig
werden, Angst vor deutsch-sowjetischen Bündnis , ABER: Motor der WV, befürworten
den Zusammenbruch des Kommunismus in Europa, gegen sowjetische Truppen auf dt.
Boden, gegen Pläne von GB
 UdSSR (Gorbatschow): Angst vor expandierendem Nationalismus, verliert weiteren
kommunistischen Verbündeten, Misstrauen in geeintes Deutschland, ABER: nach
Zusicherung von Zahlungen (UdSSR vor Bankrott) Zustimmung zur WV, DE soll selbst über
sich bestimmen solange es friedlich geschieht
 Frankreich (Mitterand): Angst vor deutscher militärischer und wirtschaftlicher
Übermacht, Angst vor deutscher Isolation, schneller Fortschritt der westeuropäischen
Wirtschaftsintegration würde erschwert werden und Binnenmarkt wäre gefährdet, EG
würde sich zu weit in Richtung Deutschland entwickeln, spekuliert darauf das WV nie
möglich wird da SU kein Gesamt-DE in NATO will und USA die BRD nicht austreten lassen
werden, hofft auf eine starke SED nach Neuwahlen um DDR zu erhalten, ABER: stimmt
der WV zu nachdem die Einführung des Euros auch in DE zugesichert wird


 Großbritannien (Thatcher): Angst vor deutscher Expansion (wirtschaftliche und
militärisch), Angst vor Entwicklung zu einer europäischen Supermacht, kontinentales
Gleichgewicht und der Einfluss von GB wäre gefährdet, DE würde Bedrohung darstellen,
Sorge vor einer militärischen Rückentwicklung (drittes Reich), Sorge DE würde nicht
verantwortungsvoll mit der neuen Macht umgehen, will Besatzungsrechte zurück,
versuch immer wieder WV-Prozess zu stoppen, pro Zusammenarbeit mit FRK
 Osteuropäische Staaten (insb. Polen): bittere historische Erinnerungen, Angst vor
erneutem Nationalsozialismus, Angst vor Forderung nach Gebieten
13.11.1989 Hans Modrow wird Vorsitzender des Ministerrats in der DDR und schlägt eine
Vertragsgemeinschaft mit der BRD vor, erste Gespräche über Reise-und Besucherverkehr
und Finanzen folgen (BRD zunächst zurückhaltend)
27.11.1989 nun fordern auch die DDR-Bürger auf der Montagsdemonstration die Einheit
(„Deutschland einig Vaterland“ „Wir sind EIN Volk“)
76
Zehn-Punkte-Programm
 BK Kohl legt am 28.11.1989 überraschend für Ausland und Opposition (hatte Plan nicht
angekündigt, um ihn zu schützen) ein Programm zur „Überwindung der Teilung Deutschlands
und Europas“ dem Bundestag vor
 als Reaktion auf Modrows Vorschlag zu verstehen
 Programm soll künftige Deutschlandpolitik und die mögliche Annäherung der beiden dt.
Staaten regeln eingebettet in die gesamteuropäische Entwicklung
 Sofortmaßnahmen in Bezug auf Ausreiseregelungen, medizinische und finanzielle Hilfe
 Zusammenarbeit mit DDR sichern/verstärken in den Gebieten Umweltschutz, Verkehr,
Wirtschaft, Forschung und Kultur, um das Wohlergehen der Bevölkerung zu garantieren
 Bedingung für noch vertiefender Zusammenarbeit und Hilfe ist der Wandel des
politischen und wirtschaftlichen Systems der DDR hin zu Demokratie und sozialer
Marktwirtschaft
 Aufbau einer Vertragsgemeinschaft ( Modrow): dichtes Netz von Vereinbarungen und
gemeinsame Einrichtungen erstellen
 Demokratisch basierte DDR-Regierung durch freie Wahlen als Voraussetzung für eine
Konföderation zwischen den beiden Staaten
 Isolation von Europa wird ausgeschlossen, dt. Einheit ist Teil der europäischen Einheit
 Europa und EG dürfen nicht vernachlässigt werden, DDR wird mit in das europäische
Netz geführt, Zusammenarbeit in EU sichern und dem Ausland (Frankreich) die Angst
nehmen
 Auf den KSZE-Prozess aufbauen und die DDR integrieren, Zusammenarbeit verstärken,
Europa noch transparenter und durchlässiger machen
 Abrüstung ist essentiell für die Friedenssicherung
 Frieden und Souveränität schützen und fördern
 Die deutsche Einheit ist Teil oder ein Schritt zur europäischen Einheit, mit der deutschen
Einheit wird Frieden in ganz Europa erreicht werden, Deutschland soll als souveräner Staat
bestehen
 Hauptaussage: keine genauen Vorstellungen einer deutschen Einheit und niemand weiß wie
diese aussehen wird, aber die Einheit wird kommen, da die Menschen sie wollen
 Ziel: bundesstaatliche Ordnung für ganz Deutschland
 Versucht dem Ausland die Angst vor einer deutschen Einheit zu nehmen
Außenpolitische Schritte zur deutschen Einheit
 01.02.1990 Modrow betont die Wichtigkeit der Einheit bei Gorbatschow in Moskau,
Gorbatschow sieht die Lage in DE als besonders an, aber ist noch kritisch
 10.02.1990 Treffen zwischen Kohl und Gorbatschow in Moskau, Gorbatschow sichert zu, dass
die UdSSR einer WV nicht im Wege stehen wird
 12./13.02.1990 NATO und Warschauer Pakt-Konferenz in Ottawa, am Rande vereinbaren die
Außenminister von BRD und DDR mit denen der vier Siegermächte „2+4 Gespräche“
(besonders initiiert von Genscher), um die „äußeren Aspekte der deutschen Einheit“ und
Sicherheitsfragen zu besprechen
 05.05.1990 erstes Außenministertreffen in Bonn der zwei deutschen Staaten und der vier
Siegermächte über die außenpolitischen Voraussetzungen der dt. Einheit
 14.-16.07.1990 Kohl trifft Gorbatschow im Kaukasus, Kohls wichtigstes Anliegen: Zustimmung
zur deutschen Souveränität und freie Wahl von Bündnissen (NATO), Gorbatschow stimmt zu
(für eine Zahlung von 20 Milliarden DM, um sowjetischen Truppenabzug zu bezahlen und
77




Ausgleich zum Verlust der DDR-Wirtschaft zu bieten) da es der UdSSR nichts mehr nützt DE
aus der NATO rauszuhalten zu wollen (UdSSR droht zu zerfallen), öffnet neue Wege zwischen
UdSSR und DE
17.07.1990 dritte Runde der „2+4 Gespräche“ in Paris, Außenminister der deutschen und
alliierten Staaten bestätigen dem polnischen Außenminister die Oder-Neiße-Grenze,
vertragliche Bestätigung ist die letzte Hürde/Bedingung auf dem Weg zur Einheit
30.08.1990 VKSE (Konferenz für Verhandlungen über konventionelle Streitkräfte in Europa)
in Wien, Außenminister von BRD (Genscher) und Ministerpräsident von DDR (de Maizière)
garantieren die Reduktion der Streitkräfte innerhalb von 4 Jahren auf 370.000 Mann
12.09.1990 Abschluss der „2+4 Gespräche“ durch Unterzeichnung des „Vertrags über die
abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland“ („2+4 Vertrag“) in Moskau, Deutschland
erhält volle Souveränität, DE hat keine Gebietsansprüche mehr, Verkleinerung der Armee,
Verzicht auf ABC Waffen, Unveränderlichkeit der Grenze, DE=BRD, DDR und Berlin, dient als
Friedensvertrag, Siegermächte treten mit der deutschen Einheit am 03.Oktober ihre
Hoheitsrechte ab, Deutschland und die Siegermächte sind offiziell keine Gegner mehr,
Voraussetzung für den Einigungsvertrag, Überwindung des Ost-West-Konflikts, Abzug von
sowjetischen und amerikanischen Truppen (Konsequenz für Alliierte)
19.-21.11.1990 KSZE Staaten (34) erklären in Paris die Nachkriegszeit und den Kalten Krieg für
beendet
Deutschlandpolitische Schritte zur Einheit
 07.12.1989 Einberufung des „Runden Tisch“ unter Modrow, Vertreter aus der Regierung,
Oppositionsgruppen und der Kirche, Aufgabe: Ausarbeitung einer neuen Verfassung,
Organisation von Neuwahlen der Volkskammer, Auflösung des MfS,
 19.12.1989 Kohl besucht Dresden, verkündet den Wegfall von Visen, vom Zwangsumtausch
und von der Grenze am Brandenburger Tor und die Freilassung politischer Gefangenen, Volk
setzt durch ihre Rufe nach Einheit geschichtlichen Prozess in Gang/beschleunigt diesen
 22.12.1989 Brandenburger Tor wird für Fußgänger geöffnet
 18.03.1990 erste freie Wahlen in der DDR, Ergebnis bestätigt den Wunsch der Bevölkerung
nach einer schnellen Einheit (Zusammenschluss der CDU gewinnt deutlich, Lothar de
Maizière wird Ministerpräsident), Ziel der neuen Regierung wird es sein sich selbst
abzuschaffen, Regierungserklärung: Einheit soll in schnellem Tempo und guter Qualität
erfolgen
 18.05.1990 der Staatsvertrag zwischen BRD und DDR wird von den Finanzministern in Bonn
unterzeichnet, besagt Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion
 21.06.1990 Volkskammer und Bundestag legen endgültige Anerkennung der Oder-NeißeLinie als deutsch-polnische Grenze fest
 01.07.1990 der Staatsvertrag tritt in Kraft: Einführung der DM 1:1 als einzige Währung,
soziale Marktwirtschaft wird einheitlich eingeführt, klassische Sozialabsicherungen werden
auf DDR übertragen und Arbeits- und soziale Versicherungsrechte gelten nun auch in der
DDR
 23.08.1990 Volkskammer beschließt den Anschluss an die BRD aus freien Stücken
 31.08.1990 Unterzeichnung des Einigungsvertrag durch Bundesinnenminister (Schäuble) und
DDR-Staatssekretär (Krause) Ost-Berlin, Ratifizierung am 03.10.1990
 03.10.1990 Der Einigungsvertrag tritt in Kraft, womit Deutschland offiziell wiedervereinigt ist:
DDR wird zur BRD, Hauptstadt wird Berlin, Änderungen im GG (Art. 23), Umgestaltung der
Hochschulen, Organisation der Verwaltung, Nutzung der Stasi-Akten
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