medien im 3 - Edu-Uni-Klu

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MEDIEN IM 3. GOLFKRIEG
SEMINARARBEIT
Sommersemester 2004
Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaften
Universität Klagenfurt
180.052 Kommunikationswissenschaftliche Theorien und Modelle
Vortragender: Univ.-Ass. Mag. Carsten Winter
Tutorin: Christine Pleschberger
Gruppensprecherin: Gorana Gavran
Stellvertreterin: Nina Neuner
Julia Aichernig
Claudia Blasi
Lisa Gaggl
Ines Hafner
Kathrin Sabitzer
Ralf Six
Martina Steiner
Inhaltsverzeichnis:
1
Einleitung
2
Der Irak
2.1
Der Irak in Zahlen und Fakten
2.2
Hintergründe des Irakkrieges
3
Zwei Länder - Zwei Sender
3.1
CNN - Cable News Network
3.2
Embedded Journalists – Eingebettete Journalisten
3.3
Al Dschasira
3.4
Verbindung CNN und Al Dschasira
3.5
FAIR (Fair & Accuracy in Reporting)
4
Wahrnehmung des Irakkrieges
4.1
Angriffsziel Irak
4.2
Die Sprache in der Inszenierung Krieg
4.3
Euphemismen – Die Beschönigung eines grauenhaften Krieges
4.4
Die Achse des Bösen
4.5
Erschaffung eines Feindbildes
5
Encoding/Decoding – Stuart Hall
Literaturverzeichnis
1
1 Einleitung
„Krisen
–
Kriege
–
Kommunikationen“
-
Militärputsche,
Staatsstreiche,
Befreiungskämpfe, innere Unruhen, offene Grenzkonflikte, Bürgerkriege und
kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Staaten sind Sonderfälle politischer
Konflikte. Alle Konflikte haben – anders als die punktuelle „Ereignisse“ konzentrierte
Berichterstattung der Medien suggerieren kann – eine (Vor-)Geschichte, die in der
Regel als Krise bezeichnet wird. Krisen werden in Kriegen zugespitzt; kriegerische
Auseinandersetzungen können (politologisch) als fortbestehende Krisen verstanden
werden, die eine hohe Gewaltintensität aufweisen. Unter einer allgemeineren
(soziologischen) Perspektive können Krisen als (vermutete) Bedrohungen zentraler
Werte eines Systems definiert werden, die Sicherheit – bis hin zur Gefährdung der
Existenz – reduzieren, Zeitressourcen verknappen und Entscheidungsbedarf
induzieren. 1
Oft kommt es in der Kommunikation nicht darauf an, ob etwas wahr oder gelogen ist,
sondern ob es als wahr oder gelogen hingenommen wird. Eine Information, die
niemanden erreicht kann auch nicht als wahr oder gelogen hingenommen werden,
weil sie im Bewusstsein und Gedächtnis der Rezipienten gar nicht existiert.
Voraussetzung für die Glaubwürdigkeit einer Nachricht ist also ihre Präsentation und
Darstellung. Die Nachrichtenpräsentationen in den Medien, besonders im Fernsehen,
haben eine Präsentationsform geschaffen, die von vielen Menschen als zuverlässig
und seriös geglaubt wird.
Wie kein Krieg vorher, wurde der dritte Golfkrieg so zeitnah und detailliert vermittelt.
Die amerikanische Regierung hat alles getan um frühere Fehler im Bereich der
Transparenz für die Öffentlichkeit nicht zu wiederholen. Die Kriegsberichterstattung
ist für sich genommen ein irrelevanter Faktor im Kriegsgeschehen und gewinnt erst
durch ihre Kontextfunktion für das Handeln der kriegsführenden Partei an
Bedeutung.
1
Löffelholz, Martin: Krieg als Medienereignis, Westdeutscher Verlag, 1993 (S. 11)
2
2 Der Irak
Was sind die Hintergründe und die Fakten zum Golfkrieg?
2.1 Der Irak in Zahlen und Fakten
Der Irak mit der Hauptstadt Bagdad ist eine Arabische Republik am nordwestlichen
Ende des Persischen Golfs, sein offizieller Name ist Al-Jumhuriyah al-'Irqyah
(Republic of Iraq). Das Land hat rund 22,5 Millionen Einwohner. Die Staatsform des
Irak ist eine autoritäre präsidiale Republik - seit 1979 unter dem Staatspräsidenten
Saddam Hussein al-Takriti. Die Medien unterliegen der Zensur, Rundfunk und
Fernsehen unterstehen direkt dem Informationsministerium. Die Opposition lebt
überwiegend im Exil. Der Irak ist in 18 Provinzen gegliedert
und hat eine
Landesfläche von 438.317 Quadratkilometer. Die drei nördlichen Provinzen Dohuk,
Erbil und As-Suleymania werden nicht von der Regierung in Bagdad kontrolliert,
sondern von den Kurdenparteien KDP und PUK. Die Landessprache im Irak ist
Arabisch. Kurdisch gilt in den Nordprovinzen offiziell als Amtssprache. Die
Staatsreligion ist der Islam. Die Währung ist der Iraqui dinar. Das durchschnittliche
Jahreseinkommen pro Einwohner beträgt 845 US-Dollar. Haupt-Ressourcen des Irak
sind Erdöl, Erdgas, Phosphate und Schwefel. Wichtigste Importgüter sind
Nahrungsmittel, Maschinen und Investitionsgüter, im Export befinden sich vor allem
Erdöl, Datteln und Baumwolle. Auf die 1963 erstmals offiziell gehisste rot-weißschwarze Landesflagge mit drei grünen Sternen wurde 1991 zwischen die Sterne die
Inschrift "Allahu Akbar" (Allah ist groß) beigefügt.
2.2 Hintergründe des Irakkrieges
Der Irakkrieg, auch 3. Golfkrieg genannt, begann im März 2003. Die genauen Gründe
für diesen Krieg sind in den verschiedenen Medien äußerst umstritten. Wenn die
offizielle
Begründung
für
den
Krieg
–
dass
das
irakische
Regime
laut
Geheimdienstinformationen eine unmittelbare Bedrohung für das amerikanische Volk
darstelle falsch waren, was waren denn die wirklichen Gründe für die Invasion? In
3
der Rede zur Lage der Nation begründete Bush die Rechtmäßigkeit der Invasion des
Irak damit, er habe Saddam Hussein „die Chance gegeben, die Inspektoren ins Land
zu lassen. Er hat sie nicht rein gelassen,“ fuhr er fort; „und deshalb haben wir nach
einer vernünftigen Aufforderung entschieden, ihn von der Macht zu entfernen.“
Die Washington Post gab diese Bemerkung wieder -
die in Anwesenheit des
versteinert blickenden UN-Generalsekretärs Kofi Annan gemacht wurde und fügte
den folgenden taktvollen Kommentar hinzu: „Die Versicherung des Präsidenten, dass
der Krieg gegen den Irak begonnen wurde, weil der Irak die Inspektoren nicht ins
Land gelassen habe, schien den Ereignissen zu widersprechen, die im Frühjahr
diesen Jahres zum Krieg führten: Hussein hatte in Wirklichkeit die Inspektoren ins
Land gelassen und Busch lehnte die Fortführung ihrer Arbeit ab, weil er sie für
ineffektiv hielt.“ Die New York Times ihrerseits tilgte die bizarre Erklärung des
Präsidenten ganz einfach aus ihrem Bericht über die Pressekonferenz. Mehrheitlich
wird jedoch vermutet dass die USA mit dem Krieg ihre Stärke demonstrieren wollen,
insbesondere auch gegenüber Russland und - was noch wichtiger ist - China. Es
geht aber vor allem um die Kontrolle der irakischen Ölreserven und eine
Schwächung der OPEC. Wer die weltweiten Ölreserven weitgehend kontrolliert, kann
auch die Ölpreise manipulieren. Anhaltend hohe Preise würden z.B. nicht nur den
Volkswirtschaften der westlichen Staaten schaden, sondern in zunehmendem Maße
auch China. Niedrige Preise wären für das selbst Öl-exportierende Russland
schädlich. In diesem Zusammenhang haben die USA auch ein hohes Interesse
daran, dass der Dollar die weltweite Ölwährung bleibt. Nur so ist praktisch die
gesamte Welt gezwungen, zur Begleichung der Ölrechnungen Dollars zu erwerben.
Und
nur
so
können
wiederum
die
USA
ihr
schon
lange
anhaltendes
Außenhandelsdefizit finanzieren. Es war deshalb mit Sicherheit ein schwerwiegender
Fehler des Irak, als er Ende 2000 verkündete, dass er seine Öllieferungen in Zukunft
auf Euro-Basis fakturieren würde. Der Krieg ist geeignet, von den inneren Problemen
der USA und dem sich abzeichnenden Scheitern der US-Globalisierung abzulenken.
Es mögen auch gewisse "Rache-Gedanken" im Hinblick auf den 11.9.2001 eine
Rolle spielen, obwohl der Irak damit nichts zu tun hatte. Und schließlich dient der
Irakkrieg auch dazu, mit Saddam Hussein einen wahrhaft grausamen Diktator zu
entmachten.
Alte mediale Maßnahmen wie z.B. das Abwerfen von Flugblättern wurden auch in
4
diesem Krieg praktiziert. Amerikanische Flugzeuge haben Hunderttausende von
Flugblättern über dem Irak abgeworfen. Wie der Fernsehsender CNN berichtete,
wurden die Soldaten Saddam Husseins darin aufgerufen, sich zu ergeben.
Außerdem wurde an die Soldaten appelliert, keine Massenvernichtungswaffen
einzusetzen. Auf den Blättern wurden ihnen Anleitungen gegeben, wie sie überlaufen
und auf welcher Radio-Wellenlänge sie weitere Informationen erhalten könnten.
Zuvor hatte Saddam Hussein das Ultimatum von US-Präsident George W. Bush
zum Verlassen des Landes in der Nacht zum Donnerstag verstreichen lassen.
Die am Montagabend von US-Präsident Bush in einer Fernsehansprache gesetzte
48-Stunden-Frist war in der Nacht um 2.00 Uhr MEZ abgelaufen. Am Dienstagabend
hatte US-Präsident George W. Bush die letzten Weichen für den Angriff gestellt: In
einem
Schreiben
an
die
Vorsitzenden
des
US-Senats
und
des
Repräsentantenhauses erklärte Bush, da der irakische Machthaber Saddam Hussein
offenbar das Ultimatum nicht erfüllen werde, sei Krieg nun das einzig wirksame Mittel
gegen ihn.
Die diplomatischen Bemühungen garantierten keinen hinreichenden Schutz der USA
vor der irakischen Bedrohung. Der Kongress hatte Bush im vergangenen Oktober die
Vollmacht für einen Krieg ohne UNO-Mandat unter der Bedingung erteilt, dass er
vorab über die Entscheidung informiert werde.
3 Zwei Länder – Zwei Sender
Was bedeutet Objektivität im Bezug auf Kriegsberichterstattung?
Wie wird unsere Wahrnehmung beeinflusst?
In diesem Kapitel wollen wir uns näher mit dem amerikanischen Nachrichtensender
CNN und dem arabischen Informationskanal Al-Dschasira auseinandersetzen und
sowohl einen kurzen Überblick geben, als auch eine kritische Darstellung von diesen
liefern.
3.1 CNN – Cable News Network
5
Fakten über den Sender:
Die CNN Nachrichtengruppe ist eine der größten und erfolgreichsten
Informationsgesellschaften der Welt. Diese besteht aus sechs Kabel- und
Satellitennetzwerken, drei privaten „out- of- home“ Netzwerken, zwei
Radionetzwerken, zwölf Webseiten und einer Nachrichtenquelle.
Im Zentrum dieser Nachrichtengruppe steht der weltweit bekannte Sender „Cable
News Network“ (CNN), der mehr als 77 Mio. US- Haushalte und über 800 Mio.
Personen in den Gebieten Europa, Mittlerer Osten, Afrika, Lateinamerika und Asien
erreicht. Er erfand das Konzept des 24- Stunden Informations- und
Nachrichtenfernsehens und deckt außerdem in seiner Vielzahl von Programmen
Themen wie z.B. Wirtschaft, Wetter, Sport, Unterhaltung, Gesundheit und
Wissenschaft ab.
CNN versucht auf Grund seiner großen Reichweite und Rezipientenanzahl, so wie
jede renommierte Fernsehanstalt, objektiv und seriös Bericht zu erstatten. Da der
Krieg ein Ausnahmezustand ist, unterlaufen auch „Informationsgiganten“ wie CNN
bestimmte Fehler durch falsche Akzentsetzungen und Weglassen von wichtigen
Fakten. Dies ist bedauerlich, aber kaum zu vermeiden. Entscheidend ist jedoch, wie
mit den Fehlern umgegangen wird.
Hier ist ein abschreckendes Beispiel wie CNN mit unangenehmen Wahrheiten im
Irak-Krieg verfährt: Mehrere Frauen und Kinder wurden bei einem Checkpoint von
US-Soldaten getötet, weil ihr Auto angeblich nicht angehalten hat. Die US-Armee
erklärte, dass zuvor Warnschüsse in die Luft und in den Kühler abgegeben wurden.
Allerdings befand sich ein in die Truppe eingebundener Reporter der "Washington
Post" an diesem Checkpoint und seine Darstellung weicht in wesentlichen Punkten
von der offiziellen Erklärung ab. CNN erwähnt zwar den Reporter und seine
Darstellung auf ihrer Homepage, doch der Leser wird trotzdem auf die falsche Spur
geführt:
"In a story on the paper's Web site, The Washington Post reporter wrote that the
unit's captain ordered the first warning shot. As the four-wheel drive Toyota continued
down the road, the captain ordered one round fired into its radiator. After that failed to
stop the vehicle, according to the Post reporter, the captain yelled "Stop him, Red 1,
6
stop him!" That was followed by about a half-dozen shots from the 25 mm cannon on
the platoon's Bradley armored vehicle, the reporter wrote." 2
All diese Sätze sind vollkommen richtig - eigentlich. Nur: Die alles entscheidende
Information, die die ganze Geschichte in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt,
fehlt. Laut dem Reporter wurden die beiden Befehle zu den Warnschüssen in die Luft
und in den Kühler von den Soldaten NICHT befolgt - entweder weil sie sie nicht
gehört haben oder weil sie mit etwas anderen beschäftigt waren. Es hat also keine
Warnschüsse und somit auch keine Aufforderung für die Fahrerin gegeben, das Auto
anzuhalten. Die erste Aufforderung waren circa sechs Explosivgeschosse, die in der
Fahrgastkabine einschlugen. Das ist eine entscheidende Information, die den CNNLesern unterschlagen wird. Und niemand kann ernsthaft sagen, dass es ein
"Versehen" oder eine "Schlamperei" war. Dazu ist es zu kunstvoll gemacht:
Zumindest kann dem Sender nicht der billige Vorwurf "CNN lügt" gemacht werden.
CNN - das gilt auch für das internationale TV-Programm - arbeitet viel subtiler, mit
Verdrehungen, mit falschen Akzentsetzungen, mit Weglassen. Im Ergebnis kommt
jedoch eine falsche Information beim Publikum an - gibt es dafür ein anderes Wort
als Progaganda?
Die US-Soldaten haben einfach einen Fehler gemacht; CNN versucht das zu
vertuschen. Und im Fernsehen wird die verzerrte CNN-Berichterstattung über den
Checkpoint-Vorfall fortgesetzt. Der Sender machte sich sogar die Mühe, eine
aufwendige Computer-Animation zu erstellen - und hat wahrscheinlich noch mehr
Mühe aufgewandt, um es falsch hinzukriegen. Zuerst wird ausführlich die offizielle
Version von den Warnschüssen erzählt, dann wird die Animation an den Anfang
zurückgefahren, um die Version des "Washington-Post"-Reporters zu bringen. Leider
wurde von CNN diese genauere Identifizierung "vergessen", in der Animation ist
lediglich die Rede von einem "Zeugen". So wird CNN unterstellt, dass es sich um
einen irakischen Zeugen handeln muss, wobei CNN wohl annimmt, dass irakische
Zeugen per se als unglaubwürdig zu gelten haben.
Man kann CNN nicht vorwerfen, grundsätzlich Propaganda zu betreiben,
keineswegs. In vielen Fällen gibt es dazu auch wenig Grund, etwa bei
innenpolitischen US-Themen wie Parteipolitik, Minderheiten, Gesundheitspolitik etc.
2
Werner Schmitz, 05.04.2003, http://archive.infopeace.de/msg02471.html
7
Es gibt aber zwei neuralgische Punkte, bei denen diese feingesteuerte Manipulation
des Publikums immer wieder auftaucht: Das ist Israel und die arabische Welt.
3.2 Embedded Journalists
Die Berichterstattung im 3. Irakkrieg war einzigartig. Vor allem durch den Einsatz von
Embedded
Journalists
versuchten
die
amerikanischen
Berichterstatter
den
Rezipienten einen ganz neuen Einblick in das Kriegsgeschehen zu geben. Das sind
Journalisten, die mit den Truppen reisen und direkte Informationen über das
Kampfgeschehen liefern. An die 600 Korrespondenten wurden bereits 2002, im
Vorfeld der Kriegserklärung der USA gegen den Irak vorsorglich für diese neue Form
der Berichterstattung ausgebildet. Doch es gab auch heftige Diskussionen, ob diese
Journalisten wirklich objektiv berichten können, da das amerikanische Heer die
Informationen kontrollierte. Sie durften nur das senden, was das Militär freigab.
Darüber hinaus war die Sichtweise der eingebetteten Journalisten zu eingeschränkt,
um ein Gesamtbild der Lage im Irak zu übermitteln. Es gab zwar gute Bilder von der
Front, aber zuwenig Informationen über das Kriegsgeschehen im Allgemeinen.
Außerdem wurden die Journalisten schon allein durch das ständige zusammen sein
mit den Soldaten gefühlsmäßig beeinflusst und schlugen daher in ihren
Berichterstattungen meist einen patriotischen Ton an.
Um den Medien diesen Informationsverlust zu ersparen und das eigene Ansehen der
Streitkräfte zu erhöhen, bedarf es seitens der militärischen Informationsgeber
besserer Schnittstellen zwischen den embedded journalists und den Pressezentren.
3.3 Al-Dschasira
Fakten über den Sender:
Al-Dschasira ist ein arabischer Nachrichtensehsender gegründet 1996, der seinen
Sitz in Qatar (Doha) hat und nach eigenen Angaben mehr als 40 Mio. Zuschauer
erreicht. Er gilt als einziger politisch unabhängiger arabischer Satellitensender und
wurde deshalb von den Taliban, die von den meisten arabischen und islamischen
Staaten abgelehnt werden, geduldet. Private arabische Satellitenstationen existieren
zwar bereits seit Anfang der 90er Jahre, deren Geldgeber sind aber meist mit dem
politischen Establishment verbunden. Auf Grund dessen und wegen seiner hohen
Rezipientenanzahl, hat dieser einen großen Einfluss auf die Meinungsbildung in der
8
arabischen Welt, wo Medien von Informationsministerien kontrolliert werden. Relikt
aus einer Zeit, in der zum Großteil analphabetische Bevölkerungen maßgeblich über
Fernsehen und Radio beeinflusst werden konnten. Als Scheich Achmad Bin Chalifa
al-Thani vor sechs Jahren die Macht in Qatar übernahm, ordnete er gewisse
Reformen an. Die Gründung Al-Dschasiras gehörte auch zu seinen Vorschlägen. AlDschasira wird zwar von der Regierung finanziell unterstützt, gestaltet sein
Programm aber unabhängig.
Trotzdem muss bei großen Medienunternehmen geklärt werden, welchen Einfluss sie
auf die Bevölkerung haben und woher der Einfluss kommt. Walter Laqueur, ein
Wissenschaftler und Autor zahlreicher historischer Werke und Kommentaren zum
aktuellen politischen Geschehen, verweist auf eine Antwort. Er kritisiert die
Einseitigkeit, sowohl bei westlichen als auch bei arabischen Journalisten und
beschreibt diese, insbesondere in Bezug auf den Nachrichtensender Al-Dschasira
folgendermaßen: „Bis zum Ausbruch des Krieges betrieb Al-Dschasira pure
Propaganda. Wir sollten nicht vergessen, dass der Sender das Sprachrohr Osama
Bin Ladens war. Das gleiche gilt für Al-Dschasiras Berichterstattung über den
Irak.(...)Mit dem Ausbruch des Krieges gewann ihr arabischer Patriotismus Oberhand
über ihre journalistische Integrität und Objektivität. Und so zeigten sie ihren vielen
Millionen arabischen Zuschauern nicht, was wirklich passierte, sondern was diese
sehen wollten.(…)Doch die westlichen Nachrichtenagenturen begingen den Fehler,
Al-Dschasira für eine unabhängige Informationsquelle zu halten…“
3
Al-Dschasira ist nach diesen Angaben von Anbeginn Kriegspartei, um genauer zu
sein Partei des islamischen Weltbürgerkriegs. Laqueur bedauert in diesem
Zusammenhang das Unverständnis des Weißen Hausen und des Pentagon in Bezug
auf die Bedeutung der islamischen Propaganda. Denn faschistische Regime
beinhalten immer zwei wesentliche Elemente: Terror und Massenbeeinflussung.
Der arabische Propagandasender verstärkt seinen Einfluss auf die Rezipienten
durch, von der irakischen Regierung, bereitgestelltes Bildmaterial. Auch der AlDschasira Korrespondent Aktham Suliman, ließ durch einzelne Aussagen darauf
schließen, parteilich zu senden, und in Folge keinen seriösen Journalismus zu
betreiben. Durch diese Entwicklung kommt es dazu, dass verschiedene Journalisten
3
Bergh Peter, Generation Golfkrieg,, Popper-Verlag S.237
9
aus aller Welt diese einseitige Sicht aus Mitgefühl für das blutende arabische Herz
übernehmen. Als veranschaulichendes Beispiel dafür dient die Berichterstattung von
Tina Hassel, die in einer WDR Sendung (Tagesthemen) den Beschuss auf ein
Journalistenhotel und damit verbundene Tötung des Reporters Tareq Ayoub als
„Strategie“ bezeichnete. Nach anderen Angaben war der Beschuss die Antwort der
US-Soldaten auf vorherige Bombardierung und außerdem wussten sie nach ihren
Karten
nicht,
dass
das
Palestine-Hotel
ein
Journalistenhotel
war.
Diese
antiamerikanischen Haltungen sind jedoch, wie schon erwähnt, bei vielen
Journalisten vorhanden. Dies lässt sich vielleicht auch auf ein tief sitzendes
Misstrauen
gegenüber
den
Amerikanern
zurückführen.
Auch
die
Nachrichtenredakteure des ARD und des ZDF pressten alle Informationen zum
Thema Irak-Krieg zuerst durch den Filter ihres pazifistischen Antiamerikanismus.
Dazu eigneten sich vor allem die Bilder von Al-Dschasira. Diese falsche bzw.
„verdrehte“ Weitergabe von Informationen kommt nicht von irgendwoher, da sich die
Umma (religiöse Gemeinschaft aller Muslime) immer schon als „Opfer des Westens“
und nicht als Täter begreift. Man verharrt in einem infantilen, frühkindlichen Stadium,
da Kinder erst die Fähigkeit zur Selbstkritik, ihre Korrekturfähigkeit erlernen müssen,
die Menschwerdung also noch vor sich haben. Die imaginierte Opferrolle wird
bevorzugt, deshalb finden sich Muslims, die nach westlichen Maßstäben objektiv und
realistisch urteilen, äußerst selten.
Sender wie Al-Dschasira und Arab News Network, die in Ägypten viel gesehen
werden verbreiteten Propagandaformeln wie „Bagdad brennt“ oder „Massaker in
Basra“. Übertrieben ausgedrückt handelt es sich bei der Form des Journalismus von
Al-Dschasira um eine Journalismussimulation bzw. eine oberflächliche Anpassung an
den Journalismus.
3.4 Verbindung: CNN und Al- Dschasira
Was haben diese beiden Sender gemeinsam? Auf den ersten Blick so viel, doch
wenn man genauer hinsieht nur so wenig. Sie haben zwar beide
Aufklärungscharakter in einem Krieg, der ebenso sehr durch Bilder und Nachrichten
wie durch Bomben und Panzer entschieden wird, doch ihre Aufklärung besteht,
aufgrund der zwei völlig verschiedenen Standpunkte, aus zwei völlig verschiedenen
Aufgaben. CNN versucht der amerikanischen Bevölkerung und dem Rest der Welt
10
den Krieg als Kampf gegen den Terror zu „verkaufen“, während Al- Dschasira vom
Heiligen Krieg spricht und der arabischen Bevölkerung das zeigt, was sie sehen will.
Weiteres versuchen sie beide ein wachrüttelndes Bild der schrecklichen
Geschehnisse zu liefern und die jeweiligen Bevölkerungen zu informieren. Dabei
wollen beide objektiv und seriös Bericht erstatten, was allerdings in Gesellschaften
wo sowohl Medienzensur als auch Sensationsjournalismus vorherrschen, bestimmt
nicht der Fall sein kann.
Um den „Phänomenen“ der Informationsverdrehung bzw. Informationsverfälschung
vorzubeugen und diese aufzudecken wurde eine Organisation gegründet auf die wir
jetzt näher eingehen wollen:
3.5 FAIR (Fairness & Accuracy in Reporting)
FAIR
(Fairness
&
Accuracy
in
Reporting)
ist
eine
nationale
Medienüberwachungsorganisation, die seit 1986 die Medienberichterstattung kritisch
verfolgt
und
eine
größere
Vielfalt
in
der
Presse
unterstützt.
Sie
prüft
Medienverfahren, die das öffentliche Interesse, Minderheiten oder anders denkende
Standpunkte an den Rand drängen. Als eine Anti-Zensur Organisation deckt diese
unbeachtete Geschichten auf und verteidigt arbeitende Journalisten wenn sie
„mundtot“ gemacht werden.
Als eine progressive Gruppe glaubt die Organisation FAIR, dass strukturelle
Verbesserung erforderlich ist, um die dominierenden Mittelkonglomerate aufzulösen,
unabhängiges öffentliches Funkwesen herzustellen und starke gemeinnützige
Quellen der Informationen zu fördern. FAIR arbeitet mit Aktivisten und Journalisten,
mit denen die Organisation in regelmäßigen Kontakt ist. Die Organisation versucht
ebenso die Öffentlichkeit zu aktivieren, dass sie sich aktiv mit dem Thema Medien
und Berichterstattung beschäftigt und nicht ständig passiver Konsument von
Nachrichten ist. Des weiteren veröffentlicht FAIR „Extra!“, das preisgekrönte Magazin
über Medienkritik und das wöchentliche Radioprogramm „CounterSpin“, die Sendung
die hinter die Schlagzeilen blickt.
Um die Funktion dieser Organisation näher zu beschreiben dient folgendes Beispiel
zur Veranschaulichung: In der Rede zur Lage der Nation am 28. Januar 2003 von
US-Präsident Bush warf er dem Irak vor, er habe versucht, waffenfähiges Uran in
Afrika einzukaufen (Der Satz lautet in der deutschen Übersetzung: "Die britische
11
Regierung hat in Erfahrung gebracht, dass Saddam Hussein vor kurzem
beträchtliche Mengen Uran aus Afrika beschaffen wollte.") Die unabhängige "FAIR"Organisation, hat in ihrer Erklärung (vom 18. Juli 2003) darauf aufmerksam gemacht,
dass es weitere Punkte in derselben und in anderen regierungsoffiziellen Reden gibt,
die
vorher
ebenfalls
widerlegt
bzw.
nicht
bewiesen
wurden.
Insgesamt werden im FAIR-Bericht 6 Punkte genannt, hier ist einer davon:
In der Rede zur Lage der Nation hat Präsident Bush behauptet, der Irak habe
"versucht,
hochfeste
Aluminiumrohre
zu
kaufen,
die
zur
Herstellung
von
Nuklearwaffen geeignet sind". Einem Bericht der Washington Post zufolge, der
Monate vorher, nämlich am 19. September 2002 erschienen war, haben führende
Wissenschaftler und ehemalige Waffeninspekteure betont, dass es sehr schwierig
sei, solche Rohre für die Uran-Produktion zu benutzen. Viel wahrscheinlicher sei es,
dass sie zur Herstellung von Artillerie-Geschossen gedacht waren.
Mit solchen und ähnlichen Situationen beschäftigt sich die Organisation FAIR um für
Richtigstellung und Aufklärung in den Medien zu sorgen. Trotz aller Bemühungen
kommt es jedoch vor allem im Kriegszustand immer wieder vor, dass wichtige
Informationen verdreht, weggelassen oder sogar ganz verfälscht werden. Dies kann
auch eine Organisation wie FAIR nicht verhindern, da jeder noch so kompetente
Journalist sich aufgrund seiner Herkunft, Identität und Erfahrungen nicht von
Vorurteilen und subjektiven Aussagen lösen kann. Sogar Joanna Tucker, Manager
bei Al Dschasira betont, dass Objektivität in der Kriegsberichterstattung eine Illusion
ist. Dennoch sollten wir versuchen diese Illusion zu durchschauen und ihr durch
kritische Auseinandersetzung entgegenzuwirken. Dies fällt in einer Welt der Reizund Informationsüberflutung bestimmt nicht leicht, dennoch sollten wir uns immer vor
Augen halten dass:
Letzten Endes alles was von diesem Krieg bleibt, ein paar Zeilen in irgendeinem
Geschichtsbuch sind.
12
4 Wahrnehmung des Irakkrieges
Wie nehmen wir Krieg, in den wir medial eingebunden sind, wahr?
„Das erste Opfer eines jeden Krieges ist die Wahrheit“. Dieser viel zitierte
Ausspruch stammt von Hiram Johnson der im Jahre 1917 Senator für den USBundesstaat Kalifornien war.
Wahrheit und Wahrnehmung sind zwei Bereiche die vor allem im Krieg immer mehr
unterzugehen scheinen. Am Beispiel des aktuellen Irak-Krieges können wir an uns
selbst erkennen, dass es verantwortlichen Politikern und Militärs gleichermaßen
gelingt uns durch Bilder und Geschichten so zu manipulieren, dass die Wahrheit
kaum noch erkennbar und die Wahrnehmung getrübt ist.
Um aber die Aufmerksamkeit des ‚Publikums’ zu erlangen, müssen erst
Informationen in unser Wohnzimmer geliefert werden. Dies hat wiederum zur Folge,
dass es sich hiermit nicht nur um einen Krieg zweier Länder handelt, sondern in
erster Linie um einen Medienkrieg. Einen Krieg wo der Gewinner höhere
Einschaltquoten, mehr Aufmerksamkeit und somit eventuell mehr Vertrauen bzw.
Glaubwürdigkeit geschenkt bekommt. Die elektronischen Medien, insbesondere das
Fernsehen, ist der bedeutendste Medienträger da er uns durch Bild und Ton die
schrecklichen Ereignisse eines Krieges mitteilt. Jedoch ist zu beachten, dass die USRegierung durch ihre Stellung eines Informationsmonopols alles daran setzt, einen
Krieg zu inszenieren und Bilder zu vermitteln, welche die globale
Informationsgesellschaft keinen Zweifel aufkommen lassen, dass in diesem Krieg
vielleicht etwas nicht ans Tageslicht kommen könnte.
Dieser Medienkrieg ist ein Kampf um die Macht die eigenen Interpretationen des
Geschehens als die wirklichen zu vermitteln. Die beiden wichtigsten Instrumente in
diesem Kampf sind:


Public Affairs Operations (PA, journalistisch geprägte Öffentlichkeitsarbeit des
Militärs)
Psychological Operations („die Kunst des Lügens“ / militärische
Informationsinterventionen mittels eigener und ziviler Medien,
Kriegspropaganda)
13
Die Definition dieser Begriffe lautet:
„PA Operations verbreiten einen ständigen Fluss glaubwürdiger, rechtzeitiger und
präziser Informationen an Militärs, ihre Familien, die Medien und die Öffentlichkeit.
Dies kann auch dazu beitragen, feindliche Aktionen zu vereiteln, die den nationalen
Willen und die Moral schwächen sowie die Weltmeinung gegen unsere Operationen
aufbringen wollen.“4
„Psychologische Kriegsführung... richtet sich gegen ausländische Öffentlichkeiten,
um mit ausgewählten Informationen deren Gefühle, Motivationen und Urteilsfähigkeit
sowie nicht zuletzt das Verhalten ausländischer Regierungen, Organisationen,
Gruppen und Einzelpersonen zu beeinflussen.“5
Unsere Wahrnehmung von Krieg wird durch PA- und PsyOps natürlich beeinflusst,
jedoch ist sie generell davon abhängig was wir zu sehen bekommen. Dies ist
wiederum davon abhängig, was uns erlaubt wird zu sehen und somit von der Quelle
die uns diese Bilder liefert. In den USA – dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten
sind vor allem die Rechte der Reporter und Journalisten begrenzt. Das Pentagon
verwehrt den Journalisten, US-Basen in Usbekistan, Pakistan oder anderen Ländern
in denen US-Truppen agieren, zu besuchen. Als am 5. Dezember die Opfer der
fehlgeleiteten B52-Bombe in die US-Marine-Basis „Camp Rhino“ gebracht werden,
müssen die anwesenden Pool-Journalisten in einem Gebäude fernab warten; man
will nicht, dass sie Augenzeugen dieser Situation werden. 6
Eine weitere Aufgabe der PA ist es auch, uns möglichst rasch zu vermitteln wer die
Guten und wer die Bösen in diesem Krieg sind. Generell wird von den USA das
Gefühl vermittelt – „wer nicht für uns ist, ist gegen uns“. Auch die Ausschaltung der
feindlichen Informations-Infrastruktur und die Substitution „feindlicher“ Medien im
Kriegsgebiet gehören zu den Aufgaben die nötig sind, um uns in unserer
Wahrnehmung möglichst nicht anderwärtig zu beeinflussen. Sehr wohl wollte man
4
Department of the Army: Public Affairs Operations. Field Manual 46-1. Washington 1997
Information Operations. Air Force Doctrine Document 2-5, 1998
6
„Tight Control Marks Coverage Of Afghan War.“ Washington Post, 7.12.2001
5
14
uns jedoch nach dem 11. September (der mitunter als einer der Gründe für den
jetzigen Krieg aufgezählt wird) beeinflussen.
So wurden z.B die Bilder der explodierenden World Trade Center in Endlosschleifen
gezeigt und als Zeichen des Patriotismus ergänzten die Nachrichtenredaktionen bei
CNN, Fox News Channel und NBC ihre eigenen Grafiken und Inserts um kleine USFlaggen, einige SprecherInnen trugen blau-weiß-rote Bänder an ihrer Kleidung.
Ein weiter Punkt der eng mit der Objektivität der Berichterstattung zusammen hängt
ist die institutionelle Verschränkung zwischen Medien und Militär/Rüstungsindustrie.
Um nur einige Beispiele zu nennen:

General Electric produziert F-117 und B-52 Bomber, AWACS Radarflugzeuge
und Navstar Spionagesatelitten und ist Besitzer des TV-Networks NBC, eines
der fünf größten kommerziellen Fernsehsender der USA

Cyrus Vance, früherer US-Außenminister, ist Mitglied im Herausgeberkreis der
New York Times und im Vorstand von General Dynamics, einem der größten
US-Waffenproduzenten

Harold Brown, ehemaliger Verteidigungsminister sitzt im Vorstand des TVSenders CBS 7
Die Affinität der US-Networks zu offiziellen/militärischen Quellen lässt sich nicht nur
durch die genannten Verschränkungen erklären. Viel entscheidender ist die Art und
Weise der Berichterstattung der JournalistInnen und ReporterInnen. Die Tendenz ist
dahin gehend, dass versucht wird möglichst nicht aufzufallen, keine unangenehmen
Fragen zu stellen und mit der Masse zu gehen. Es dominieren Emotionalität,
Einseitigkeit, Unterwerfungsgesten und Manipulation am Nachrichtenmaterial.
Diese Auswirkungen kennen wir zum Teil schon aus früheren Kriegen – zwei Dinge
haben sich jedoch grundlegend verändert:
1) Die Informationskriegsstrategen erzwingen eine Kooperation der Medien im
eigenen Land oder in allierten Staaten – der Kampf um die
Informationsüberlegenheit.
Markievicz, Edouard (Media Action International/Genf) Beitrag: „Conflicts and Right to Information,
2001
7
15
2) Die Monopolstellung der Informationsanbieter geht durch die
Internationalisierung der Mediensysteme, die Digitalisierung der
Nachrichtenübermittlung und das Internet verloren.
3) Es entsteht eine alternative, kritische und unabhängige Informations- und
Kommunikationskultur. 8
4.1 Angriffsziel Irak

Wie die Medien uns den Krieg verkaufen
Einmal mehr rüsten die USA zum Krieg – einmal mehr wird der Wahrheitsgehalt
aktueller Nachrichten zunehmend fragwürdig. Leser und Fernsehzuschauer werden
mit angeblichen Enthüllungen bombardiert, Nachrichtenagenturen und
Fernsehsender kämpfen für die Platzierung exklusiver Nichtigkeiten.
Schreckenszenarien sollen Aufmerksamkeit erzeugen: Das Geschäft mit der Angst
steigert Quoten und Auflagen. Gegner eines Möglichen Krieges zu Wort kommen zu
lassen, passt scheinbar nicht zur Informationsstrategie der Bush-Administration.
Politikwissenschaftler Norman Solomon und Auslandskorrespondent Reese Erlich
zeigen in dem Buch Angriffsziel Irak - Wie die Medien uns den Krieg verkaufen

Berichterstattung in den Medien: Ein Blick von unten
von Reese Erlich
In dem Bericht von Reese Erlich wird deutlich erkennbar, dass alle Auslandsreporter
ziemlich gemeinsame Erfahrungen teilen: miserable
Telekommunikationseinrichtungen, argwöhnische irakische Beamte bis hin zu
Redakteuren in der Heimat, die einen zur Verzweiflung bringen. Die meisten
Journalisten, die lukrative Auslandseinsätze erhalten, machen sich bereitwillig die
Ansichten ihrer Oberen zu eigen. Die meisten Menschen in der Welt und die meisten
Medien außerhalb der USA und Großbritanniens glauben aber immer noch an
nationale Souveränität. Sie vertreten die altmodische Ansicht die auch in der Charta
der Vereinten Nationen festgeschrieben ist: „Kein Land hat das Recht, eine
ausländische Regierung zu stürzen oder ein anderes Land zu besetzen, selbst wenn
die Bevölkerung dort auf schreckliche Weise unterdrückt wird.“ Im Falle des Irak
8
http://www.darmstaedter-friedensbuendnis.de/archiv/2001-12-17-classen.html
16
konnte jedoch trotz zahlreicher Reden und Infomaterialien nicht nachgewiesen
werden, dass der Irak eine unmittelbare Bedrohung für seine Nachbarländer darstellt.
Angeblich besitzen die USA die besten und freiesten Medien der Welt, doch Erlich’s
Erfahrung nach wird dieses berichten immer weniger frei, je höher man in der
journalistischen Nahrungskette aufsteigt. Man sollte sich jedoch immer überlegen
was man berichtet, denn es könnte schwerwiegende Folgen haben. Ausländische
Reporter können sogar gezwungen sein, die USA zu verlassen. Reporter lernen
schnell Selbstzensur zu üben – wenn sie es nicht tun werden sie kaltgestellt. Die USamerikanische und die irakische Medienpolitik haben mehr miteinander gemein, als
die Herrscher beider Länder zugeben würden.

Der Krieg der Medien
von Norman Solomon
„Ich habe mich in den fünfzig Jahren, in denen ich Reporterin war, immer selbst
zensiert“. 9
Es ist uns vielleicht recht, dass Journalisten ihre persönliche Meinung nicht in die
Berichterstattung einfließen lassen, wir erwarten jedoch, alle relevanten Fakten
geliefert zu bekommen, was jedoch nur selten der Fall ist. In den modernen
Nachrichtenstudios Amerikas, sei es beim Fernsehen oder beim Rundfunk, werden
keine Peitschen geschwungen. Redakteure, Reporter, Produzenten oder
Korrespondenten werden nicht an die Leine genommen. Doch wenige Journalisten,
die für die Mainstream-Medien tätig sind, weichen weit vom Weg ab. Im Unterschied
zur staatlichen Zensur, die für gewöhnlich leicht zu entdecken ist, geben Journalisten
die von ihnen betriebene Selbstzensur kaum jemals offen zu erkennen. Am 8.
November 2002, der Tag an dem der Sicherheitsrat der UN die entscheidende
Resolution bezüglich des Irak annahm, wurde im Rahmen der Sendung All Things
Considered von National Public Radio ein Beitrag seines langjährigen
Korrespondenten Tom Gjelten ausgestrahlt. „ Ein Krieg gegen den Irak würde mit
einer Bombardierung beginnen und die Mittel für diese Phase der Kriegshandlungen
stehen schon zum größten Teil an Ort und Stelle bereit“ berichtete er. Der Ton, in
dem er sprach, war beruhigend: Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums sind
zuversichtlich, dass der Termin, den die Vereinten Nationen dem Irak eingeräumt
Angriffsziel Irak – Wie die Medien uns den Krieg verkaufen, Norman Salomon und Reese Erlich,
Goldman Verlag, Deutsche Erstausgabe April 2003)
9
17
haben, sie nicht behindern wird. Sie setzen die Kriegsvorbereitungen in der
Zwischenzeit fort. Ein hoher Offizier sagte: „Wenn der Befehl kommt, müssen wir
bereit sein, mit dem Rock ’n’ Roll-Tänzchen zu beginnen.“
Der Kommentar löste keinerlei kritische Reaktionen aus obwohl jeder wusste dass
dieser Einsatz mit Sicherheit vielen Menschen das Leben kosten würde! Eine
gewählte gefühlslose Ausdrucksweise, mit der die Hörer empfindungslos gemacht
und von den menschlichen Katastrophen des realen Kriegs weggelenkt werden
sollten. Eine solche Art der Berichterstattung ist risikolos! 10
Die Planer und Macher von Kriegen sind sich jedoch der Kluft zwischen den
grausamen Realitäten des Krieges und der professionellen Berichterstattung
bewusst. Wenn sich ein Krieg anbahnt werden die meisten Nachrichtenstudios und –
büros in Amerika von einem heftigen Leiden heimgesucht. Das Medienereignis
besteht im wesentlichen nämlich nur aus einem ständigen Wiedervorwürgen der
Informationen die ihnen von oben zugeteilt werden. Moderatoren von
Nachrichtensendungen, Generäle, Regierungsvertreter, Reporter und große
Experten füllen die Fernsehbildschirme mit Analysen der angewandten Strategie und
Taktik. Die mit Computern simulierten Darstellungen loten neue technische Grenzen
der Verheimlichung und Verstellung aus, während das Pentagon seine neuesten
Kriegstechnologien ausprobiert. Durch Live-Übertragungen mit Hilfe von Satelliten
haben wir das Gefühl, unmittelbar am Kriegsgeschehen teil zu haben. Die Zuschauer
sitzen zu Hause in ihren warmen, gemütlichen Wohnzimmern während sie mit
verfolgten, wie Raketen auf Bagdad niedergingen – als wenn es ich um ein
Feuerwerk handelte. Die Mechanismen, die mehr als andere eine Abstumpfung des
Menschen bewirken sind im wesentlichen jene die zu seiner Aufklärung beitragen.
Das Fernsehen bringt den Krieg in unser Wohnzimmer, doch während wir sehen wie
weit weg von uns das Blut fließt und Menschen sich in Todesqualen winden, macht
diese Berichterstattung uns nur noch emotional abgestumpfter. Wir werden nicht nur
anästhesiert, man versucht uns glauben zu machen, dass unser Bewusstsein
dadurch geschärft wird. Wenn das Fernsehen über einen Krieg berichtet, dann sind
Angriffsziel Irak – Wie die Medien uns den Krieg verkaufen, Norman Salomon und Reese Erlich,
Goldman Verlag, Deutsche Erstausgabe April 2003)
10
18
die Folgen jene, dass sich die Zuseher miteinander verbunden fühlen und das wir
uns noch weiter von der wirklichen Verbindung mit anderen Menschen entfernen.
Krieg ist eines der gewaltigsten Dinge die einem Land oder einem Volk zustoßen
können. Das Fernsehen geht jedoch in sehr subtiler Weise damit um indem es uns
zwar mit Fakten wie Tod, Verstümmelung, Verlust konfrontiert - die Erinnerung daran
mit dem nächsten Werbespot jedoch allmählich verblasst. Es scheint so, als würde
bei einem Krieg niemand mehr sterben müssen, nur weil wir es nicht sehen.
Wiederholung ist die Essenz jeder Propaganda und was nicht ständig in den Medien
zu hören oder zu sehen ist, gerät bald in Vergessenheit. Doch alle Nachrichten
wollen gar nicht gehört werden sowie auch nicht alle Informationen gründlich
recherchiert und nachgeprüft werden. Wir nehmen die Berichterstattungen hin wie sie
uns geboten werden, da wir in dem Glauben leben, dass es sich wohl um
professionellen Journalismus handelt. In Wirklichkeit sind diese Journalisten aber in
einem Netz der Medienindustrie gefangen. Dieses wird von Konzernen beherrscht,
welche über genügend finanzielle Mittel verfügen um ihre selbst definierten
professionellen journalistischen Berichte zu erbringen.
Die meisten Massenmedien – Sendeanstalten, Kabelfernsehsender, Zeitungen,
Bücher, Filme die Musikindustrie und das Internet werden von großen Konzernen
beherrscht. Das hat zur Folge, dass sich die Programmgestaltung nach den
Wünschen dieser Konzerne ausrichtet – denn wenn ein Thema gefällt, wird es
gesponsert und erscheint somit öfters. Man könnte auch sagen, dass unsere
Wahrnehmung im Wesentlichen von den finanziellen Mitteln derer abhängig ist, die
uns vermeintlich ihre Wahrheit präsentieren wollen.
Ein Beispiel für eine falsche Berichterstattung kann durch den widerrechtlichen
Einsatz von UN- Waffeninspekteure im Irak zu Spionagezwecken gegeben werden:
Verteidigungsminister Rumsfeld tischte der Öffentlichkeit wiederholt die Lüge auf,
dass Saddam Hussein die Waffeninspekteure der UN nun schon fünf Jahre zuvor
aus dem Land geworfen habe. Der Irak hat die Inspekteure nicht ausgewiesen. Es
war der Leiter der UNSCOM, Richard Butler, der sie unmittelbar vor dem Luftangriff
‚Operation Desert Fox’ zurückzog.
19
Wie die Medien jedoch darüber berichteten wird in den folgenden Beispielen
demonstriert:

John Diamond in USA Today, 8. August 2002: „Der Irak wies vor vier
Jahren die UN-Waffeninspekteure aus und beschuldigte sie, Spione zu sein.“

Bob Woodward in der Washington Post, 17. November 2002: „In dieser
Rede wurden die Vereinten Nationen dafür angegriffen, dass sie die
Waffeninspekteure im Irak nicht mit Zwang durchgesetzt haben, vor allem in
den vier Jahren, seit dem Hussein sie (die Inspekteure) rausgeworfen hat.“
Eine weitere kleine Lüge oder eher Umwandlung wurde nun auch für das Wort
KRIEG gefunden. Ersetzt wird es durch das viel harmloser klingende Wort
VERTEIDIGUNG. Ebenso versucht man das Image der Kriegsführung durch
Aufpolieren der Medien zu verbessern. Die erste Regierung Bush begann also damit,
den jeweiligen Operationen Namen zuzuteilen, wie z.B. Just Cause – gerechte
Sache, oder Enduring Freedom –dauerhafte Freiheit. Diese sollten die politische
Sichtweise prägen.
4.2 Die Sprache in der „Inszenierung Krieg“
Was versteht unsere Gesellschaft unter dem Begriff Krieg?
„Krieg ist ein Konflikt zwischen Staaten, Völkern sowie anderen politischen Gruppen
der durch organisierten Einsatz von Waffen ausgetragen wird. Krieg bezeichnet somit
einen
Streit,
in
der
zumindest
eine
der
beteiligten
Kriegsparteien
ihre
Machtansprüche gegenüber der anderen durch eine massive Anwendung von
physischer Gewalt, insbesondere zur Tötung von Menschen, geltend zu machen
sucht.“ 11
In unserer Gesellschaft hat sich die Bedeutung des Wortes „Krieg“ im Laufe der
Jahre verändert. Krieg ist durch die expandierte Reichweite der Medien zu einem
allgegenwärtigen Begriff in unseren täglichen Leben geworden. Man verliert aus den
11
http://de.wikipedia.org/wiki/Krieg
20
Augen, dass Krieg mit Tötung, Gewalt und Leid zu assoziieren ist.
4.3 Euphemismen – Die Beschönigung eines grauenhaften Krieges
Wie umhüllt man ungern ausgesprochene Tatsachen?
Im
Duden
wird
Euphemismus
als "mildernde,
verhüllende,
beschönigende
Umschreibung für ein anstößiges oder unangenehmes Wort" beschrieben. 12
Jeder Krieg wird auch mit Worten geführt. Sprache wird im Krieg als ein Instrument
zur Einschüchterung des Feindes und zur Ermutigung der eigenen Truppen
verwendet. Durch die mediale Präsenz von Kriegen, sehen sich die verantwortlichen
Politiker
gezwungen,
zu
so
genannten
Euphemismen
zu
greifen.
Euphemismen dienen also dazu das Image eines Krieges positiv zu beeinflussen.
Zum Teil übernehmen die Medien bewusst oder unbewusst diese Euphemismen in
der Berichterstattung, sie tragen somit ihren Teil zur Beschönigung des Krieges bei.
Die Berichterstattung über den dritten Golfkrieg wurde von einer großen Anzahl von
Euphemismen begleitet. An dieser Stelle führen wir einige Beispiele an, um den
Begriff "Euphemismus" etwas zu verdeutlichen.
In einer öffentlichen Rede wird von den Verantwortlichen nur selten das Wort "Krieg"
in den Mund genommen. Es ist zu negativ beladen. Eher werden Euphemismen wie
"alle notwendigen Maßnahmen" oder "ernste Konsequenzen" verwendet.Im Bezug
auf den dritten Golfkrieg sprach US-Außenminister Colin Powell ebenfalls nicht von
Krieg sondern von der "Operation Iraqui Freedom". Die Bezeichnung "Operation" für
"Krieg" hat in den USA Tradition, da sie durch diesen Ausdruck den Geschehnissen
einen tieferen Sinn geben wollen, denn schon der Afghanistan-Krieg wurde als
"Operation Enduring Freedom" bezeichnet. Das Wort "Operation" ist im Gegensatz
zum Begriff "Krieg" neutral und nicht negativ besetzt. Das Wort "Freedom" versucht
den positiven Hintergrund der militärischen Aktionen zu betonen.
Sehr oft wird das Wort "Krieg" auch durch das Wort "insertion" ("Einführung") ersetzt.
Der "Luftangriff" ist somit eine "vertical insertion".
12
Im "Geschäft des Krieges"
Duden - das Fremdwörterbuch, Dudenverlag, 4.Auflage, Mannheim - Leipzig - Wien - Zürich
21
versucht man also Wörter wie "Tod" oder "sterben" zu vermeiden. An dieser Stelle
möchten wir das Beispiel "friendly fire" erwähnen, das in der Sprache der
Kriegsinszinierung die Bezeichnung für das versehentliche Töten eigener oder
alliierter Soldaten ist.13
"The Pentagon confirmed late Wednesday night that the missible cruise attack was a
decapitation attack aimed at eliminating Hussein before the outbreak of war." 14
Mit "decapitation attack" ist der "Enthauptungsschlag" gemeint, was bedeutet den
politischen Führer des Gegners zu töten. Der erste Bombenangriff der Amerikaner im
dritten Golfkrieg wurde als "decapitation attack" bezeichnet, weil er speziell darauf
ausgerichtet war, Saddam Hussein zu töten.
Die amerikanische Strategie in den ersten Tagen des dritten Golfkrieges wird mit
dem Ausdruck "shock and awe" beschrieben. Dieser Begriff kann vielleicht am
besten mit "Schock und Ehrfurcht" übersetzt werden. Es geht darum den Gegner
einzuschüchtern und von der eigenen Übermacht zu überzeugen. Im dritten Golfkrieg
geschah dies durch massive Luftangriffe, doch dadurch wurde nicht nur Schock und
Furcht beim Militär ausgelöst, sondern vor allem Leid und Tod über die
Zivilbevölkerung gebracht. Bei dieser Taktik geht es also sowohl um die physische
als auch um die psychische Zerstörung des Feindes. Um zu vermeiden über den
Einsatz von Atombomben zu sprechen, wird häufig der Euphemismus "the strongest
possible response" benützt. Mit Hilfe solcher Euphemismen kann die Realität von
Krieg sowohl verändert als auch manipuliert werden. Der Krieg wird somit zum
spannenden aber harmlosen Medienereignis.
4.4 „Die Achse des Bösen“
Der Begriff „Die Achse des Bösen“ wurde im Jahr 2002 von George W. Bush in
seiner Rede zur Lage der Nation am 29.01. geprägt. Darunter versteht man die so
genannten „Schurkenstaaten“ Irak, Iran und Nordkorea. Der Begriff ist eine
13
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.03.2003, Nr. 72 / Seite 9, von Theo Stemmler
14
Keane, Paul: U.S. strikes targets: Cruise missiles launched at Iraqi leadership site. 16.12.2003.
<http://www.brewtonstandard.com/articles/2003/11/26/war/war06.txt>
22
Wortschöpfung, die aus Zitaten von Churchill und Reagan zusammengesetzt wurde.
Der Begriff Achse wurde zuerst von Churchill verwendet und bezeichnete den
Zusammenschluss Deutschland, Italien und Japan im 2. Weltkrieg (Achsenmächte).
Der Begriff Reich des Bösen stammt aus dem Kalten Krieg und wurde von Ronald
Reagan als Bezeichnung für die Sowjetunion verwendet.
„Staaten wie diese und ihre terroristischen Verbündeten stellen eine Achse des
Bösen dar, die sich bewaffnet, um den Frieden auf der Welt zu bedrohen. Diese
Regime sind eine ernste und wachsende Gefahr, da sie den Besitz von
Massenvernichtungswaffen anstreben. Sie könnten Terroristen ihre Waffen zur
Verfügung stellen und ihnen damit die Mittel geben, ihren Hass zu verwirklichen. Sie
könnten unsere Bündnispartner angreifen und versuchen, die Vereinigten Staaten zu
erpressen. Auf jeden Fall wäre der Preis der Gleichgültigkeit katastrophal.“ 15
Erschaffung des Feindbildes am Beispiel des Irakkrieges
Die amerikanische Regierung unter George W. Bush versteht es wie keine Andere,
ihre kriegerischen Handlungen zu rechtfertigen und den Status der USA als Retter
des Weltfriedens zu propagieren. Mit der Verbreitung der Nachricht, dass der Irak
Massenvernichtungswaffen besäße, wurde der Staat bzw. Saddam Hussein wieder
zum Feindbild Nummer eins der USA. In seinen Reden schürt Bush kontinuierlich
den Hass der amerikanischen Bevölkerung auf das Regime Saddam Husseins.
Als Beispiel ein kurzer Auszug aus der Rede zur US Küstenwache am Hafen von
Philadelphia am 31. 03.2003:
“The dictator’s regime has ruled by fear and continues to use fear as a tool of
domination to the end. Many Iraqis have been ordered to fight or die by Saddam’s
death squads. Others are pressed into service by threats against their children. Iraqi
civilians attempting to flee to liberated areas have been shot and shelled from behind
by Saddam’s thugs. Schools and hospitals have been used to store military
equipment. They serve as bases for military operations. Iraqis who show friendship
toward coalition troops are murdered in cold blood by the regime’s enforcers.The
15
http://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/regionen/USA/bush-rede.html
23
people of Iraq have lived in this nightmare world for more than two decades. It is
understandable that fear and distrust run deep. Yet, here in the city where America
itself gained freedom, I give this pledge to the citizens of Iraq : We’re coming with a
mighty force to end the reign of your oppressors. We are coming to bring you food
and medicine and a better life. And we are coming, and we will not stop, we will not
relent until your country is free.” 16
LE MONDE DIPLOMATIQUE: Bush’s Speech to U.S. Coast Guard at port of Philadelphia
(31/03/2003). 22.11.2003. < http://www.monde-diplomatique.fr/cahier/irak/a10004>
16
24
5
Encoding/Decoding – Stuart Hall
Allgemeine Erklärung
Codierung
Bedeutungsstrukturen I
———————
Wissensstrukturen
technische Bedingung
Produktionsbedingung
______________________
Decodierung
Bedeutungsstrukturen II
———————
Wissensstrukturen
technische Bedingung
Produktionsbedingung
Stuart Hall beschreibt sein Modell als einen Kreislauf, wo jeder einzelne Moment in
der Verbindung des Kreislaufes als Ganzes notwendig ist. Jeder dieser Momente hat
seine eigene Modalität und spezifische Existenzbedingungen, darum kann jeder von
ihnen
eine
eigene
Bruchstelle
oder
Störung
konstituieren.
Halls
Kommunikationsmodell beruht auf der These, dass die Aussagen kultureller Texte
bei der Produktion kodiert bzw. verschlüsselt werden. Um ein kulturelles Produkt zu
produzieren, sind technische Infrastrukturen und ein bestimmter Wissensrahmen
notwendig.
Er geht davon aus, dass Medien Macht haben, da sie Rahmen und Kategorien
bereitstellen in denen der Rezipient die Wirklichkeit wahrnimmt und interpretiert. Er
sieht den Prozess der Medienrezeption als aktiven Prozess.
25
Verständigung ist laut Hall nur dann möglich wenn der Rezipient und der Produzent
eines medialen Textes kulturelle Codes miteinander teilen. Unter kulturellen Codes
versteht er festgelegte Systeme von Regeln, durch die der Rezipient deuten kann wie
die Botschaft vom Produzent gemeint war.
Bedeutungsstruktur I und Bedeutungsstruktur II sind nicht dasselbe, bilden keine
„unmittelbare Identität“.
Die Kodes der Kodierungs- und Dekodierungsprozesse müssen nicht vollkommen
symmetrisch
sein.
Die
Grade
der
Symmetrie
hängen
von
den
Äquivalenzverhältnissen zwischen kodierendem Produzent und dekodierendem
Rezipient ab. Doch dies hängt wiederum von der Identität zwischen den Kodes ab,
die unvollständig oder fehlerhaft übertragen, verzerren oder unterbrechen was
gesendet wird. Der Rezeptionsprozess ist abhängig von den spezifischen,
kontextbestimmten
Sicht- und Deutungsweisen der Nutzer. Folglich können
Medienbotschaften die auf eine bestimmte Art und Weise kodiert wurden, auf
vollkommen andere Art dekodiert werden.
Beispiele
Halls Modell besteht aus verschiedenen Komponenten, die zusammen einen
Kreislauf der Kommunikation ergeben. Hier haben wir versucht das Modell auf
unsere Arbeit umzulegen, um es so leichter verständlich zu machen und den Einfluss
der verschiedenen Faktoren auf den Kommunikationsprozess aufzuzeigen.
Wir beginnen mit der technischen Infrastruktur. Dazu gehören Kameras, Mikrophone,
Satellitenverbindungen, eben die ganze Technik. CNN verfügt natürlich über bessere
technische Vorraussetzungen als Al Jazeera, und hat es somit auch leichter seine
Nachrichten schnell zu verbreiten.
Ein weiterer Faktor sind die Produktionsverhältnisse bzw. die Produktionspraktiken.
Dazu zählen zum Beispiel Geldflüsse und auch der Einfluss aus Politik und
Wirtschaft.
Eine bedeutende Rolle kommt auch dem Wissensrahmen zu. Er beeinflusst wie eine
Nachricht kodiert und dekodiert wird und ist bei jedem Menschen unterschiedlich.
26
Einige Faktoren wären zum Beispiel Kultur, Bildung, Sprache, Ethik, Religion, und die
Angehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Schicht.
Bedeutungsstruktur 1 ist die Nachricht, die vom Sender mit einem bestimmten Inhalt
und bestimmter Intention kodiert wird. Man will ein bestimmtes Bild vermitteln.
Bedeutungsstruktur 2 ist die Nachricht die vom Rezipienten decodiert wird. Es muss
aber nicht sein, dass der Rezipient die Nachricht so versteht wie es die erste
Bedeutungsstruktur vorgesehen hat, denn das würde voraussetzten, dass die
Wissensrahmen von Sender und Empfänger identisch wären.
Der Sender kodiert also die Nachricht mit einer bestimmten Bedeutung und der
Rezipient dekodiert sie und interpretiert sie subjektiv.
Das Programm als Sinntragender Diskurs wird zur Schnittstelle zwischen Sender und
Empfänger.
Produktion von Kommunikation
Al Jazeera vs. CNN
Beide Sender haben einen bestimmten Wissensrahmen:






Ethik
Konfliktfelder
Sensationshascherei
Verletzung der Privatsphäre
Aktualitätszwang
Konsumspürbarkeit
Kodieren der Nachricht:
Die Nachricht wird vom Sender mit einer bestimmten Botschaft an den Rezipienten
kodiert. Das geht natürlich nicht ohne die geeignete technische Infrastruktur und
die richtigen Produktionsverhältnisse.
Das Programm als Sinntragender Diskurs erreicht den Rezipienten.
Dekodieren
Der Rezipient dekodiert die Nachricht seinem Wissensrahmen entsprechend.
Wenn wir also ein und dieselbe Nachricht in den USA und im Irak senden, würde sie
von einem Iraker anders dekodiert als von einem Amerikaner.
Der letzte wichtige Faktor sind die Produktionsverhältnisse der Rezipienten, das
heißt, wie erhalten sie die Information. In den USA hat jeder Haushalt mindestens
einen Fernseher, während es im Irak nur 10 Prozent der Gesamtbevölkerung sind.
27
Literaturverzeichnis
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http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/artikel/0/0,1367,POL-0-2038528,00.html
http://.heute.t-online.de/ZDFheute/artikel/28/0,1367,POL-0-2032924,00.html
Reese Erlich, Norman Salomon: Angriffsziel Irak – Wie die Medien uns den Krieg
verkaufen, Goldman Verlag, Deutsche Erstausgabe April 2003
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http://www.digitalnpq.org/global_services/global%20viewpoint/04-09-03.html
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28
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Kocks Klaus, Merten Klaus, Brickwedde-Stümpel
Katja, Wienand Edith: Von
gerechten Krieg – Berichterstattung der Deutschen Presse zum Irak-Krieg, LIT
Verlag Münster, 2003
Rados, Antonia, Live aus Bagdad – Das Tagebuch einer Kriegsreporterin, Wilhelm
Heyne Verlag München, 3. Auflage, 2003
Oppenheim, Roy: Krieg der Bilder, Sauerländer Verlag, 1990
Albrecht, Ulrich: Medien zwischen Krieg und Frieden / Ulrich Albrecht ... (Hrsg.). Mit
Beitr. von Jörg Becker ...., Nomos-Verlag., Baden-Baden, 2002
„Generation Golfkrieg“ von Peter Bergh, Popper-Verlag, Berlin 2003
Dokumentationsfilm von Jehane Noujaim „Control Room – Regie im Krieg“
29
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