Dokument 3.3.7 Lehrervorträge zum Thema - der 13. August 1961 Quelle: Pädagogische Hochschule Erfurt/Mühlhausen Zentralstelle für Rationalisierungsmittel der Lehrerbildung (ZRL) Tonband Z-M 436 Methodik des Staatsbürgerkundeunterrichts Laufzeit 32:00 Min., Bandgeschwindigkeit 9,5 cms-1 Einführung in die Unterrichtsstunde zur Erarbeitung von Kenntnissen über die Pläne der Imperialisten Vortrag 1 Seit Anfang August 1961 befanden sich die NATO-Truppen in Europa in Alarmbereitschaft. Es wurde deutlich, daß Westberlin unter Ausnutzung der offenen Grenze zur DDR Ausgangspunkt eines Krieges sein sollte. Die BRD-Zeitschrift "Die Welt" aus Hamburg berichtete damals unter der Schlagzeile "Westlicher Alarmplan zum Schutz Berlins erregt Aufsehen" folgende Einzelheiten: 1. Zu Beginn ein Kriegsalarm für alle NATO-Einheiten von Norwegen bis in die Türkei. 2. Bildung einer Sonderkampfgruppe aus britischen, amerikanischen und französischen Soldaten, die gegenüber der Staatsgrenze der DDR bei Helmstädt konzentriert werden sollen. 3. Militärische Besetzung der Grenzübergänge, dann Vorstoß in die DDR 4. Kein Einsatz von Atomwaffen. Sollten aber die Truppen der DDR oder der Sowjetunion den Angriff mit Atomwaffen beantworten, dann werden die schlimmsten Konsequenzen gezogen. Dieser Alarmplan enthielt Maßnahmen für den gewaltsamen Einmarsch in die DDR und die Erzwingung eines Korridors nach Westberlin, ähnlich wie Hitler einen Korridor durch Polen gefordert hatte. Auf der Grundlage dieses Sachverhaltes konkretisierten die westdeutschen Monopolherren und Junker, in Erwartung der baldigen Einverleibung der DDR, ihre Vorstellungen zur Übernahme der volkseigenen Betriebe, der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und der volkseigenen Güter in ihren Privatbesitz. Der Forschungsbeirat für Fragen der Wiedervereinigung Deutschlands beim Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen veröffentlichte am 6. Juli 1961 in seinem dritten Bericht einen detaillierten Plan, wie die sozialistische Gesellschaftsordnung in der DDR vernichtet und der Kapitalismus wieder hergestellt werden sollte. Die herrschenden Kreise der BRD wollten eine spezielle Behörde in der DDR einsetzen, die die Aufgabe haben sollte, das sozialistische Eigentum sofort zu beseitigen und die Macht des westdeutschen Monopolkapitals auf die DDR auszudehnen. Durch Nutzungsverträge, durch Verkauf an westdeutsche Konzerne oder Bildung eines Aufsichtsrates sollte die Aufteilung der volkseigenen Betriebe unter die großen Monopole erfolgen. Die volkseigenen Güter und die LPGen sollten aufgelöst, unser sozialistisches Schulsystem beseitigt und die Sozialversicherung des FDGB reprivatisiert werden. Dieser Plan fand die ausdrückliche Billigung der westdeutschen Regierung. Diesem Treiben konnten wir nicht tatenlos zusehen. Der Zeitpunkt zum Handeln war herangereift. Walter Ulbricht sagt am 10. August 1961 vor den Werktätigen des VEB Kabelwerk Oberspree: 2 "Ich stelle jetzt die Frage: Wie kann man das Abenteurertum der Hitlergenerale und der Bonner Ultras dämpfen? Etwa dadurch, daß wie die Waffen wegwerfen? Ich denke nicht. Deshalb werden, wenn es notwendig ist, die Grenzen der Deutschen Demokratischen Republik militärisch geschützt, und zwar sowohl durch die Truppen der NVA sowie durch die Truppen unserer sowjetischen Freunde." In der heutigen Stunde wollen wir die Ereignisse im Sommer 1961 exakt untersuchen, die historische Bedeutung der Maßnahmen zum 13. August 1961 erfassen und werten. Deshalb wenden wir uns folgenden Fragen zu: Mit welchen Methoden versuchten die reaktionären Kreise des BRD-Imperialismus den Tag "X" vorzubereiten? Welchem Ziel dienten die vielfältigen aggressiven Maßnahmen der USA- und der BRDImperialisten im Sommer 1961? Wie haben die Warschauer Vertragsstaaten auf diese Bedrohung reagiert? Wie wirkten sich unsere Sicherungsmaßnahmen aus? Vortrag 2 Zusammenfassung der erarbeiteten Erkenntnisse und Diktat der Haupterkenntnis der Stunde Wir haben uns erarbeitet, daß der Imperialismus der BRD die sozialistische DDR durch Alleinvertretungsanmaßung, Sabotage und militärische Aggression bedrohte und versuchte, seine Macht über ganz Deutschland auszudehnen. Die Gefahr eines Krieges, der ganz Europa in ein atomares Chaos hätte stürzen können, war im Sommer 1961 real. Die Imperialisten glaubten stark genug zu sein, um den offenen militärischen Überfall auf unsere Republik wagen zu können. Die Partei der Arbeiterklasse, die Regierung der DDR und die gesamte Bevölkerung trugen in diesen Tagen eine schwere Verantwortung. Es mußte alles getan werden, um die Errungenschaften des Sozialismus erfolgreich zu schützen. In dieser Situation bewährte sich erneut der Warschauer Vertrag als festes Bündnis der Verteidigung des Sozialismus und des Friedens. In der gemeinsamen Erklärung der Mitgliederstaaten des Warschauer Vertrages vom 12. August 1961 schlugen die Warschauer Vertragsstaaten der BRD vor, eine wirksame Kontrolle an der Staatsgrenze einzuführen, durch die der Wühlarbeit gegen die Länder des sozialistischen Lagers zuverlässig der Weg verlegt wird. Die DDR setzte in Übereinstimmung mit ihren Verbündeten des Warschauer Vertrages zum Gegenschlag an. In der Nacht vom 12. zum 13. August 1961 übernahmen Einheiten der Nationalen Volksarmee gemeinsam mit den Angehörigen der Kampfgruppen und der Volkspolizei den militärischen Schutz der Staatsgrenze der DDR. Gemeinsam mit Arbeitern errichteten sie Grenzbefestigungen an der Staatsgrenze zu Westberlin. In einer planmäßigen und für die Imperialisten völlig überraschenden Aktion wurde der Kriegsbrandherd Westberlin unter Kontrolle genommen. Die zeitweilig in der DDR stationierten sowjetischen Streitkräfte unterstützten die bewaffneten Kräfte unseres Staates und sicherten vor allem die Westgrenze der DDR. Als der Morgen des 13. August 1961 anbrach, war die Grenze der DDR einschließlich der Grenze zu Westberlin sicher unter Kontrolle gebracht. Die Sicherungsmaßnahmen vom 13. August 1961 schoben der Wühl- und Sabotagetätigkeit, die vor allem von Westberlin aus gegen die sozialistischen Länder betrieben wurde, einen Riegel vor. Als Zusammenfassung notieren wir die Haupterkenntnisse in unserer Arbeitsmappe: 3 Die Maßnahmen vom 13. August 1961 sind Ausdruck des neuen Kräfteverhältnisses zwischen den Kräften des Friedens und des Sozialismus und den Kräften des Krieges und des Imperialismus auf deutschem Boden und in der Welt. Der Imperialismus mußte sich dem neuen veränderten Kräfteverhältnis im Herzen Europas anpassen. Vortrag 3 - Variante A Zur Einführung in die Unterrichtsstunde Heute möchte ich zur Einführung in unserer Stundenthema eine kurze Schilderung über die komplizierte politische Lage zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1961 vortragen. Ihr achtet dabei auf folgende Fragen: Was bewog die imperialistischen Kreise der BRD und der NATO ihre Taktik gegenüber der DDR zu ändern und wie versuchten sie ihre Ziele doch noch zu erreichen? Wie wirkten sich die imperialistischen Machenschaften der reaktionären BRD-Politiker in unserer Wirtschaft aus? Die DDR hatte sich im Laufe der 50er Jahre als sozialistischer Staat gefestigt. Die sozialistischen Produktionsverhältnisse hatten gesiegt. Die sozialistische Staatengemeinschaft war so stark, daß es der BRD und den NATO-Staaten nicht mehr gelang, mit offenen, gewaltsamen Mitteln die Existenz der sozialistischen Länder zu bedrohen. Sie suchten nach anderen geeigneten Mitteln und Methoden, um die DDR aus der sozialistischen Staatengemeinschaft herauszureißen. Feinste Kniffe mußten helfen. Da Westberlin mitten auf dem Territorium der DDR liegt, war es für die reaktionären Kräfte der BRD am günstigsten, von hier aus eine gezielte Wühltätigkeit zu entfachen. Diesen Umstand nutzten sie. Damals befanden sich 80% der Agentenzentralen in Westberlin. 90% des Menschenhandels ging über diese Stadt, wobei ein Preis von 50 bis 3 000 DM pro Person verlangt wurde. Durch Abwerbung oder auch Erpressung wurden hochqualifizierte Arbeitskräfte der DDR entzogen. Einige waren politische Gegner des Sozialismus, aber viele wurden einfach nach Westberlin gelockt. Es war Mode, Briefe an Arbeiter, Ärzte, Lehrer usw. zu schicken, in denen stand, daß ihre Verhaftung durch den Staatssicherheitsdienst der DDR bevorstehe. Durch die Hetze und Propaganda, die vom RIAS, dem SFB und vom BRDFernsehen tagtäglich ausgestrahlt wurde, ließen sich immer wieder DDR-Bürger nach Westberlin locken. Auch die Wirtschaftssabotage war ein beliebtes Element der Wühlarbeit. So wurden z. B. in den Berliner Vieh- und Schlachthöfen und in der Humboldt-Universität Brände gelegt. Es sollte der Eindruck eines totalen politischen und wirtschaftlichen Chaos in der DDR erweckt werden. Dieser Wirtschaftskrieg kostete die DDR nach Meinung westdeutscher Forscher 110 bis 120 Milliarden Mark. Das entsprach den Investitionen der DDR für die Zeit von 1950 bis 1960. Vortrag 3 - Variante B Zusammenfassung zur ersten Teilerkenntnis: Fassen wir das bisher Erarbeitete noch einmal zusammen. Die DDR hatte sich im Laufe der 50er Jahre als sozialistischer Staat gefestigt. Die sozialistischen Produktionsverhältnisse hatten gesiegt. Die sozialistische Staatengemeinschaft war so stark, daß es der BRD und den NATO-Staaten nicht mehr gelang, mit offenen gewaltsamen Mitteln die Existenz der sozialistischen Länder zu bedrohen. Sie suchten nach anderen geeigneten Mitteln und Methoden, um die DDR aus der sozialistischen Staatengemeinschaft herauszureißen. Feinste Kniffe mußten helfen. Da Westberlin mitten auf dem Territorium der DDR liegt, war es für die reaktionären Kräfte der BRD am günstigsten, vor hier aus eine gezielte 4 Wühltätigkeit zu entfachen. Diesen Umstand nutzten sie. Damals befanden sich 80% der Agentenzentralen in Westberlin. 90% des Menschenhandels gingen über diese Stadt, wobei ein Preis von 50 bis 3 000 DM pro Person verlangt wurde. Durch Abwerbung oder auch Erpressung wurden hochqualifizierte Arbeitskräfte der DDR entzogen. Einige waren politische Gegner des Sozialismus. Aber viele wurden einfach nach Westberlin gelockt. Es war Mode, Briefe an Arbeiter, Ärzte, Lehrer usw. zu schicken. In diesen Briefen stand, daß ihre Verhaftung durch den Staatsicherheitsdienst der DDR bevorstehe. Durch die Hetze und Propaganda, die vom RIAS, dem SFB und auch vom BRD-Fernsehen tagtäglich ausgestrahlt wurde, ließen sich immer wieder DDR-Bürger nach Westberlin locken. Auch die Wirtschaftssabotage war ein beliebtes Element der Wühlarbeit. So wurden z. B. in den Berliner Vieh- und Schlachthöfen und in der Humboldt-Universität Brände gelegt. Es sollte der Eindruck eines totalen politischen und wirtschaftlichen Chaos in der DDR erweckt werden. Dieser Wirtschaftskrieg kostete der DDR nach Meinung westdeutscher Forscher 110 bis 120 Milliarden Mark. Das entsprach den Investitionen der DDR für die Zeit von 1950 bis 1960. Wir wollen nun im weiteren Verlauf der Stunde untersuchen, wie unsere Partei- und Staatsführung und das ganze sozialistische Lager auf diese imperialistische Wühltätigkeit reagierten und wie sich die Maßnahmen zur Sicherung der Staatsgrenze in unserer Republik ausgewirkt haben. Wir lesen dazu im Lehrbuch den entsprechenden Abschnitt. Anschließend werden wir diese beiden Fragen diskutieren. Vortrag 4 Einführung die Unterrichtsstunde Unterrichtsgegenstand mit starker Motivierung zum folgenden Wir hören uns zu Beginn der Stunde folgende Schilderung an: Juni 1961. Vor dem Hauptquartier der NATO-Streitkräfte Mitteleuropas in Paris fahren schwarze Limousinen vor. Türen werden aufgerissen, hohe Generale mit ihren Begleitoffizieren eilen in das riesige Gebäude. Die Autos, mit denen sie vorgefahren sind, tragen die Kennzeichen der NATO-Länder Frankreich, BRD, Holland, Luxemburg und USA. Die Gesichter der hohen NATO-Offiziere sind ernst und verschlossen. Presseleute versuchen vergebens, irgendwelche Auskünfte über den Anlaß der Zusammenkunft zu erfahren. Sie werden durch französische Polizei vom Eingang zurückgedrängt. Die große Eingangstür schließt sich, davor nehmen zwei Militärpolizisten Aufstellung. Keiner der anwesenden Journalisten verläßt den Vorplatz des Geländes. Vermutungen werden geäußert und gehen von Mund zu Mund. Man erinnert sich der Worte westdeutscher Politiker: "Westberlin ist die billigste Atombombe. Westberlin ist die Klinke, mit der die Tür nach dem Osten aufgestoßen werden kann." Wochen später. Der Schleier dieser geheimnisvollen Zusammenkunft scheint sich zu lüften. Auf Befehl der NATO werden ihre Streitkräfte in Europa in Bereitschaft versetzt. Bundeswehreinheiten werden an der Staatsgrenze zur DDR konzentriert. Viele der damals anwesenden Journalisten fragen sich: "Gibt es einen Zusammenhang zwischen der damaligen NATO-Sitzung und diesen militärischen Maßnahmen?" Wir wollen in der heutigen Stunde die politisch-bedeutsamen Hintergründe kennen lernen, die mit dem von mir geschilderten Ereignis im Juni 1961 im Zusammenhang stehen. Vortrag 5 Einführung mit möglicher Ergänzung durch Dia-Positive 5 Zum Beginn der Stunde möchte ich eine Situation charakterisieren, die das Verhältnis beider deutscher Staaten im Jahre 1961 darstellt. Aus schweren Anfängen haben sich die Werktätigen der DDR durch ihre fleißige Arbeit und mit Unterstützung der Sowjetunion einen aufblühenden sozialistischen Staat geschaffen. Diese Entwicklung mußte im harten Klassenkampf gegen den Weltimperialismus durchgesetzt werden. Die Feinde des Sozialismus versuchten immer wieder, unseren friedlichen Aufbau zu stören und zu verhindern. In den letzten Stunden haben wir an vielen Beispielen das wahre Gesicht des Imperialismus kennen gelernt. Wie nach dem 2. Weltkrieg vor allem in der BRD die Macht der Monopole und ihre Aggressivität wieder zunahm, dagegen die friedlichen Kräfte immer mehr unterdrückt wurden. Aber auch die erfolgreiche Entwicklung der DDR war den Kapitalisten ein Dorn im Auge und entsprach nicht ihren Vorstellungen. Vor allen über Westberlin versuchten sie in den 50er Jahren unsere Entwicklung aufzuhalten und zu stören. Ich möchte dafür ein paar Beispiele nennen: In Westberlin tummelten sich unzählige Spionage- und Agententruppen, die Mordtaten gegen führende Funktionäre betrieben, Brände legten, Brücken zur Sprengung vorbereiteten, Produktionsgeheimnisse ausspionierten, Maschinen unbrauchbar machten, die Versorgung der Bevölkerung störten, Viehseuchen vorbereiteten, Fachkräfte abzogen und vieles mehr. Über den RIAS wurden Lügen verbreitet, um Unruhe und Unzufriedenheit in unserer Bevölkerung zu stiften. Durch die offene Grenze nach Westberlin wurde unserer Republik großer wirtschaftlicher Schaden zugefügt. Im Sommer 1961 nahmen derartige Aktionen stark zu. Der Fall Rot, wie Strauß sagte, sollte Wirklichkeit werden. Aber daraus wurde nichts. Im Zusammenwirken mit der Sowjetunion und den anderen sozialistischen Ländern wurde diesem Treiben über Nacht für immer Einhalt geboten. Diese bedeutsame Nacht war der 13. August 1961. Einheiten der nationalen Volksarmee, der Grenz- und Kampfgruppen, unterstützt von Einheiten der Sowjetarmee und vielen Werktätigen, schlossen die offenen Grenzen. Damit wurden den imperialistischen Kräften deutlich die Grenzen ihrer Macht gezeigt. Sehen wir uns einige Störversuche der BRD-Imperialisten an den nachfolgenden Dias an, um dann konkret zusammenzutragen, mit welchen Mitteln und Methoden sie gegen die positive Entwicklung in der DDR wirksam wurden und was ihr Ziel war. Vortrag 6 Arbeit am Stoff zur Teilerkenntnis 2 Ich schildere euch jetzt eine Episode zum Thema "Der 13. August 1961". Anschließend wollen wir unsere Meinungen zu folgender Frage austauschen: Warum wurde von den Genossen Kämpfern auf Urlauf, Hochzeitsnacht, Geburtstagsfeier u. ä. verzichtet? Im Sommer 1961 waren die Imperialisten soweit, daß sie glaubten, einen entscheidenden Schritt gegen den Sozialismus, besonders gegen die DDR, wagen zu können. Im Juni stand im Münchner Merkur, "man müsse Explosionen in der DDR auslösen, das sei das beste Mittel". Und General Häusinger erklärte: "Dafür stehen sieben Divisionen bereit." Anfang August deuteten immer mehr derartige Äußerungen darauf hin, daß die westdeutschen Imperialisten den Zeitpunkt einer Explosion für herangereift hielten. In der Nacht zum 13. August waren in Berlin viele Menschen auf den Beinen. Alle Volkspolizisten hatten Dienst. Es trafen sich auch die Mitglieder der Kampfgruppen, tranken noch einen starken Kaffee und gingen dann in Uniform los, um entweder zum Stellplatz zu gehen oder um, wie vorher festgelegt, noch andere Genossen zu verständigen. Selbst einen Kollegen, der an diesem Tage geheiratet hatte, er ging mit, obwohl es ihm nicht leicht fiel. Aber er sagte zu seiner jungen Frau: "Lieber eine ausgefallene Hochzeitsnacht, als später vielleicht viele schwere Jahre." So bildete sich an der Grenze zu Westberlin eine lebende Mauer von bewaffneten, entschlossenen Arbeitern, die ruhig und diszipliniert auf ihrem Posten standen. Als am Morgen von der Springer-Presse oder anderen westlichen Massenmedien aufgeputschte Demonstranten 6 erschienen, wild gestikulierten und die Arbeiter auf der anderen Seite beschimpften, gab es kein Durchkommen. Sie, die sich vorgenommen hatten, in unserer Hauptstadt zu randalieren, Brand zu stiften und die Arbeiterfunktionäre, wenn möglich, gleich umzubringen, hatten sich getäuscht. Ihre Zeit war zu Ende. Sie konnten nur in ohnmächtiger Wut sehen, wie schließlich an der lebenden Mauer ihre Pläne scheiterten und wie die Arbeiter die Errungenschaften unserer Werktätigen sicherten." Vortrag 7 Einführung und Motivation zur Arbeit am Stoff zur zweiten Teilerkenntnis Nachdem wir im ersten Teil der Stunde die aggressiven Versuche der BRD-Imperialisten zur Beseitigung der DDR kennen gelernt haben, wollen wir uns jetzt dem 13. August 1961 zuwenden. Dazu hören wir uns einen Erlebnisbericht an: "Der Sommer 1961 war für mich, wie für viele Kinder in der DDR, ein schöner Feriensommer. Ich hatte gerade die 2. Klasse geschafft und verbrachte den Urlaub mit meinen Eltern in Mecklenburg. Es war ein herrliches, heißes Badewetter. Daß dieser Sommer auch politisch ein heißer war, begriff ich damals noch nicht. Aber es gibt einiges, woran ich mich noch deutlich erinnern kann. Aus irgendeinem Fenster hörte ich die Stimme eines Radiosprechers. "In der vergangenen Nach haben ostzonale Arbeitstruppen auf Befehl Ulbrichts und der sowjetischen Besatzungsmacht begonnen, eine Mauer durch Berlin zu ziehen. Die Bevölkerung der schwergeprüften Stadt demonstriert gegen diese Unmenschlichkeit." Dann folgte Trauermusik. Das waren die Nachrichten vom Sender Rias, Radio im amerikanischen Sektor. - Was war da geschehen? Wer oder was wurde da betrauert und zu Grabe getragen? Diese und weitere Fragen habe ich mir später immer wieder gestellt. Dabei wurde mir immer mehr klar: Es ging um Berlin, genauer gesagt um Westberlin. Eine Insel des Kapitalismus in der sozialistischen DDR. Es war noch mehr als nur eine Insel. Der ehemalige SPD-Bürgermeister von Westberlin, Reuter, hat es ganz klar formuliert: "Westberlin ist die billigste Atombombe. Westberlin ist die Klinke, mit der die Tür nach Osten aufgestoßen werden kann." Die offene Grenze in Berlin bot die Möglichkeit, Unruhe in der DDR zu verbreiten. Im Juli 1961 fühlte sich besonders die Bundeswehr stark genug, den kalten Krieg in einen heißen Krieg umzuwandeln. Die NATO-Truppen in Europa waren in Alarmbereitschaft versetzt. Die Bundeswehr wurde an der Staatsgrenze zur DDR konzentriert. Alles war in ihrem Sinne gut vorbereitet. Und dann am 13. August Trauermusik im Rias. Ja, es gab etwas zu begraben, aber für wen? Berliner Bauarbeiter hatten die Tür nach Osten, wie Reuter die Grenze bezeichnete, zugemauert. Dabei waren sie gesichert von deutschen Arbeitern in Uniform mit sowjetischen Maschinenpistolen. Gesichert von Kampfgruppen, die mehr waren als Sicherungskräfte. Sie waren Ausdruck des Arbeiterwillens. Nicht von allen Werktätigen der DDR wurden diese Maßnahmen sofort richtig verstanden. Aber das Vertrauen in die Politik von Partei und Regierung war gewachsen. Ich kann mich noch heute erinnern, wie sich in den Morgenstunden des 13. August auf der anderen Seite der Grenze Randalierer sammelten. Man wollte die Bauarbeiter an der Arbeit hindern. "Wir sind doch alle Deutsche" waren die ersten Rufe. Einige der organisierten Demonstranten warfen volle Zigarettenschachteln. Aber sie hatten keinen Erfolg. Die Grenze wuchs weiter. Aus dem Ruf "Wir sind doch alle Deutsche", wurde "aufhängen" und aus geworfenen Zigarettenschachteln wurden Steine. Einen Vorstoß hatten die Randalierer damals nicht gewagt. Die bewaffneten Arbeiter waren gegen ihre aufgeputschten Gemüter das beste Argument. Heute weiß ich, daß die Schließung der Grenze zu Westberlin den weiteren Frieden in Europa sicherte. Für mich war der Sommer 1961 ein friedlicher Sommer, so wie alle der folgenden Jahre." Vortrag 8 7 Zusammenfassung der zweiten Teilerkenntnis mit abschließender Diskussion zur Formulierung der Haupterkenntnis Fassen wir aus dem bisherigen nochmals das wichtigste zusammen: In der Nacht vom 12. zum 13. August 1961 wurden die Nationale Volksarmee der DDR und die auf dem Gebiet der DDR stationierten Truppen der Sowjetarmee in Alarmbereitschaft versetzt. Verbände und Truppenteile beider Armeen bezogen in voller militärischer Bereitschaft die ihnen zugewiesenen Räume. Zugleich wurden die Kampfgruppen der Arbeiterklasse alarmiert. In äußerst kurzer Zeit waren die bewaffneten Werktätigen in dieser Nach an ihren Stellplätzen. In den ersten Stunden des 13. August rückten Einheiten der NVA mit Geschützen und Panzern in Berlin ein. Gemeinsam mit den Kampfgruppen der deutschen Grenzpolizei und der Volkspolizei riegelten sie die bis dahin offene Staatsgrenze der DDR nach Westberlin ab. Der Kriegsbrandherd Westberlin wurde unter zuverlässige Kontrolle gebracht. Die Maßnahmen vom 13. August 1961 brachten den Kriegsbrandstiftern, die von einer Beseitigung der DDR geträumt hatten, ein böses Erwachen. Der Termin und die Geschlossenheit der Aktion trafen sie völlig überraschend. Weder der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer noch der damalige Regierende Bürgermeister Westberlins, Willy Brandt, noch die in Westberlin befindlichen Spionagebüros, es waren über 80, hatten von diesem so bedeutsamen Ereignis auch nur annähernd exakte Kenntnis erlangt. Bedenkt bitte noch einmal, 80 Spionagezentralen wußten nicht, was sich da vor ihrer Haustür vollzog. Welche Schlußfolgerungen können wir unter Einbeziehung unserer bisherigen Kenntnisse speziell zu dem letztgenannten Sachverhalt ableiten?"