Deutsch-Japanische Gesellschaft Baden-Württemberg e.V. バーデンヴュルテンベルク州独日協会 Bambusblätter Informationen für die Mitglieder und Freunde der Deutsch-Japanischen Gesellschaft BW e.V. Februar 2011 Liebe Mitglieder, liebe Japanfreunde, wir begrüßen Sie herzlich zur Februar 2011 Ausgabe der Bambusblätter. Das Jahr 2011 ist nicht nur das Jahr des Hasen (siehe unten) sondern auch ein Jubiläumsjahr. Seit 150 Jahren bestehen diplomatische Beziehungen zwischen Japan und Deutschland, also seit 1861. Das ist ein Grund zum Feiern. Damals gab es das zweite deutsche Kaiserreich noch gar nicht, Preußen hatte die Initiative ergriffen. Die diplomatische Mission unter der Leitung des Grafen Eulenburg stand unter keinem glücklichen Stern. Von den drei Schiffen, die aus der Ostsee 1858 losgeschickt wurden, erreichten nur zwei das Ziel, das dritte ging mit Mann und Maus in einem Taifun unter. Dann verzögerten sich auch noch die Verhandlungen, weil der Dolmetscher ermordet worden war. Der Vertrag, der mit der Shogunats - Regierung abgeschlossen wurde, zählte zu den berüchtigten „Ungleichen Verträgen“. Doch der Gegenbesuch der japanischen Regierungsdelegation in Berlin 1863 galt als glänzendes Ereignis. Seitdem waren die deutsch-japanischen Beziehungen meist freundschaftlich. Ein Grund mehr zum Feiern. Die erste der von der DJG-BW vorgesehenen Festveranstaltungen hat bereits am 8.12.2010 im Linden-Museum stattgefunden (siehe unten). Weitere werden die Aufführung des Ensembles „Byakko Gekidan“ im Wilhelma – Theater sein und der Auftritt eines Chores von Zen-Priestern im Mozartsaal des Kultur -und Kongress-Zentrums Stuttgart. Doch nicht nur Veranstaltungen zum Hingehen und Zuhören will die DJG-BW bieten, sie hat zwei Projekte aufgegriffen, die nicht nur vorübergehende Wirkung haben sollen. Erstens die Erneuerung der Gedächtnistafel für Erwin Bälz an seinem letzten Wohnhaus in Stuttgart und zweitens die Erneuerung des in die Jahre gekommenen japanischen Gartens, der der Stadt Stuttgart anlässlich der IGA 93 geschenkt worden war (siehe unten). Wir hoffen auch mit den übrigen Themen dieser Ausgabe der Bambusblätter Ihr Interesse und Anteilnahme gefunden zu haben. Mit freundlichen Grüßen Dr. Hans-Dieter Laumeyer für den Vorstand der DJG- BW e.V. 1 Inhalt Seite Titel 02: Aus dem Leben der DJG-BW 04: Japaner denken anders 12: Auf dem Pilgerweg von Shikoku 13: Beziehungen zwischen Kūkai und der Stadt Stuttgart 14: Kyogen, das japanische komische Theater 15: Shinnenkai zum Jahr des Hasen 15: Musikalische Reise 23: Festvortrag: Baden-Württemberger in Japan 24: Yoshino, Ort der Kirschblütenschau und prägender Ereignisse 49: Mitteilungen 50: Anzeigen Aus dem Leben der DJG-BW Europäer sehen bekanntlich einen Mann im Mond, Japaner sehen Hasen. Anlässlich seines Grußwortes zum Schinnenkai des Jahres des Hasen hat der Präsident der DJG-BW Dr. Laumeyer, eine Geschichte vorgetragen, die erzählt, wie die Hasen in den Mond kamen. Zum Jahr des Hasen Selbst wenn Sie die Geschichte kennen sollten, sie wird immer wieder gerne gehört. Der shintoiastische Gott der Jäger war ein wilder Geselle, der jedes Jahr ein Opfer der Jäger für sich selbst verlangte. Insbesondere der Fuchs (jap. Inari) wußte ihn mit Beutestücken zu beeindrucken, weshalb es bis heute viele Schreine im Lande gibt, die “Inari” in ihrem Namen führen. Als der Hase zu einer Opfergabe aufgefordert wurde, konnte er den Gott nur um Nachsicht bitten: “Ich bin friedlich veranlagt, jagen kann und mag ich nicht, nimm mich selbst zum Opfer.” Der gemütsharte Gott liess sich davon bewegen. “Du hast mir die wertvollste Beute angeboten, dich selbst. Deshalb werde ich dein Bild in den Mond befördern, damit es allen ein ständiges Vorbild sei.” 2 In der letzten Ausgabe der Bambusblätter waren die Mitglieder und Freunde der DJG-BW angeregt worden, sich im Dichten von Haikus zu versuchen. Dieser Stimulus hat Wirkung gezeigt. Sehen Sie selbst: Regen fällt auf Schnee Nebel rutscht den Hang runter Schau, da blitzt das Eis Verena Grosse Traurigkeit, die augenblicklich verschwindet. Das entsprach genau der Wetterlage, die wir gerade durchlebt haben. Mir ist etwas Ähnliches eingefallen, als ich einen Gemüsegarten betrat, dessen Wegecken und - Kanten durch farbenprächtige Blumen abgegrenzt waren: Blumen im Garten Monotonie durchbrochen Freude im Herzen Das Leserecho regt dazu an, unsere Haiku – Ecke fortzusetzen. Schicken Sie Ihre eigenen Haikus ein oder übersetzen deutschsprachige ins Japanische und umgekehrt, sobald wir japanische haben. Was die Projekte “Erwin Bälz Erinnerungstafel” und “Erneuerung des japanischen Gartens” angeht, so hat sich seit sie von der DJG-BW aufgegriffen wurden, einiges gewissermassen hinter den Kulissen getan. Doch es sollen Projekte aller hiesigen Freunde der deutschjapanischen Kultur sein, deshalb berichten wir hier über den Stand der Angelegenheiten: Die “Erwin Bälz Erinnerungstafel” hatte nach der Ankündigung des Projektes einige Fragen aufgeworfen. Wer kommt für die Kosten auf, wenn die neu aufgestellte Tafel mit Grafittis besprüht wird?”; “Muss die Anbringung der Tafel ins Grundbuch eingetragen werden?”; “Ist die Tafel nicht besser im Linden-Museum anzubringen?”. Diese Fragen sind inzwischen geklärt. Im Linden-Museum gibt es bereits Erinnerungstafeln der Stifter, Erwin Bälz nimmt einen prominenten Platz ein. Der Eintrag ins Grundbuch kostet etwa 100Euro, also keinen besonders hohen Betrag. Frau Dr. Germann ist dabei ihre Idee der Finanzierung zu realisieren, d.h. sie kommentiert die 12 Reiseberichte des Erwin Bälz, die er damals in der führenden Stuttgarter Zeitung veröffentlicht hatte und bringt sie in Buchform, dessen Verkaufserlös die Erinnerungstafel finanzieren soll. Verhandlungen mit Verlagen einereits und mit den Hauseigentümern andererseits sind im Gange und eröffnen einen Ausblick auf Gelingen des Vorhabens. Die “Erneuerung des japanischen Gartens” hat insofern Fortschritte gemacht, als unser Mitglied Prof. Dr. Detlef Vogt mit dem Gartenbauamt gesprochen hat. Daraufhin ist der Garten von freiwilligen Helfern der DJG-BW gesäubert worden, so dass nun ein Kostenvoranschlag für die Sanierung erstellt werden kann. Dieser wird Grundlage sein für die Acquistion von Sponsoren. Der Garten befindet sich im Gelände der Villa Berg. Die Helfer sind von den Parkbesuchern freundlich begrüßt worden bis zu spontaner Unterstützung ihrer Arbeit. Was wohl auch am herbstlichen Charm des Gartens lag, der trotz seiner Verwilderung immer noch empfunden wird. Die beiden Veranstaltungen “Japaner denken anders” und “Pilgerreise in Shikoku” im Bürgerzentrum Stuttgart-West waren raumfüllend besucht. Einer Erscheinung, die wir seit einiger Zeit bei Vortragsveranstaltungen mit Konstanz und mit Freude beobachten können (siehe unten). Die Kyogen–Veranstaltung im Linden-Museum, als erster Beitrag der DJGBW zum 150 jährigen Bestehen der deutsch/japanischen Beziehungen, muss nicht nur wegen des gefüllten Saales als Erfolg betrachtet werden, sondern auch weil die Kyogen-Künstler das Publikum zum Mitmachen und zu herzhaftem Lachen animiert haben und selber herzlich Freude an der Veranstaltung hatten. 3 Schließlich schliesst der Berichtszeitraum dieser Bambusblätter die Feier zum Beginn des neuen Jahres ein. In vielerlei Hinsicht war Shinnenkai 2011 ein Fest. Das Angebot an Musik, Vortrag und geselligem Beisammensein hatte viele Gäste angelockt; der Wannersaal des Linden-Museums war voll besetzt. Wer den Saal betrat, sah eine Bühne voll mit Musik - Instrumenten und eine gastlich vorbereitete Empore. Neben den Grußworten des japanischen Generalkonsules Herrn KOSUGE und unseres Ehrenvorsitzenden Herrn Prof. LEIBINGER hat Fr. Dr. Werlich vom Linden-Museum diese Veranstaltung als gelungenen Auftakt auch für das Jubiläum „100 Jahre Linden-Museum“ bezeichnet. Vom Trommelintro, über das kommentierte Kurz-Konzert bis hin zum Vortrag und dem Abschluss-Trommeln hat ein weiter Bogen deutsch-japanischen Kennenlernens das Interesse des Publikums gefunden und diesem einen bislang einmalig schönen Abend beschehrt. Deshalb ein grosses Kompliment und Dankeschön an alle die vorgetragen hatten. Die Damen Allgaier vom Restaurant "tokio dining", Sick-Pannen von der Fa. BÜRGER ( Maultaschen..) und Frau Worms von der Stuttgarter Ikebana - Schule haben zum festlichen Rahmen das Ihre beigetragen. Besonders anerkennenswert ist die Leistung der beiden Projektleiter, der Herren Andris und Müller. Aber damit nicht genug, viele fleissige Hände haben den Musikalien-Transport, die Kasse und die Essens- und Getränkeausgabe erst möglich gemacht. Dabei waren mehrere junge Leute, die wiederholt geholfen hatten ohne Mitglied der DJG zu sein. Einige junge Damen hatten sogar angefragt, ob sie wieder helfen dürfen! Allen sagen wir ein herzliches Dankeschön, domo arigato gozaimasu. Aber auch einige Sach-und Geldspenden für die Veranstaltung sind eingegangen. Auch dafür vielen Dank. Der Erfolg dieses Festes gibt uns Zuversicht das anspruchsvolle Programm des Jubiläumsjahres 2011 bewältigen zu können. Insbesondere wenn sich noch aktive Mitstreiter melden werden. Zur Vortragsveranstaltung am Fr. den 8.10.2010 im Bürgerzentrum Stuttgart-West Japaner denken anders Winfried Schneider, ehem. Geschäftsführer der DJG-BW Einblicke in die japanische Seele Mit einem freundlichen Lächeln verbeugt sich Kawano-san vor dem gaijin – dem Fremden. Höflich überreicht er seine Visitenkarte mit beiden Händen und leise fügt er hinzu : „Toyota“. Das ist zwar nicht sein Name, kennzeichnet aber die Zugehörigkeit zu seiner Firma. Lächelnd, förmlich und zurückhaltend nehmen Japaner Kontakt auf. Laut, schulterklopfend, ich-bezogen und dabei noch witzig-verbindlich – das ist wohl eher eine Möglichkeit für Westler. Solche Unterschiede in der Beziehungsaufnahme zwischen Menschen haben Gründe. Verschiedene Verhaltensweisen sind meist durch andersartige Lebensgrundlagen geprägt. Auf Grund von Gegebenheiten der natürlichen Umwelt entwickelt sich sodann auf ökonomischen Überlebenspfeilern eine angepasste Gesellschaftsordnung bis hinein in das persönliche Menschsein durch Tradition und Erziehung. Japaner empfinden ganzheitlich 4 Natur und Klima sind Bestimmungsfaktoren des Lebens. Vulkanismus und Erdbeben, Seebeben mit riesigen Tsunami-Flutwellen, tropische Taifune an der Pazifikküste und schwere Schneefälle am Japanischen Meer prägen von Anbeginn die Japaner. Den Anbau- und Siedlungsmöglichkeiten sind enge Grenzen gesetzt durch kaum nutzbare steile Vulkanberge, enge Täler und schmale Küstenstreifen. Die Menschen stehen der Gewalt der Natur duldend gegenüber. Sie fügen sich den unberechenbaren Zufällen ohne Chance zur Formung der Natur wie im klimatisch begünstigten Mitteleuropa. Die allgegenwärtige Natur ist göttlich, sie steht außerhalb des Ich. Die animistischen Götterbindungen im Shintoismus und der taoistische Grundgedanke des yin-yang – Prinzips haben hier ihre Wurzeln. Die Japaner waren von Siedlungsbeginn an sesshaft und lebten vom Ackerbau – ganz im Gegensatz zu den Jäger- und Wandervölkern des Westens. Flurregulierungen und Wasserbautechniken zwangen zu gemeinsamem Handeln. Mit der Natur zu leben und Katastrophen zu meistern sowie die eng begrenzten Anbauflächen von Nassreis und den Fischfang zu nutzen, ist ohne Kooperationsbereitschaft nicht denkbar. Gemeinsames Handeln und kompromissbereite Absprachen sind Kennzeichen der Gruppenkonformität. Die Loyalität zur Gruppe zählt mehr als individuelles Durchsetzungsvermögen. Nur gemeinschaftliches Denken sichert das Überleben. Die Verbindung zwischen den Göttern und den Menschen, zwischen wechselseitigem Geben und Empfangen – auch im zwischenmenschlichen Bereich – findet ihre Entsprechung in gesellschaftlichen Strukturen. Im unendlichen Kreislauf der gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen göttlicher Natur und menschlichem Wirken wird jedoch das menschliche Eigenstreben - bedingt durch seine Endlichkeit – zum Unsicherheitsfaktor für die Erhaltung der Harmonie zwischen oben und unten. Konfuzius entwarf daher eine Morallehre, die das harmonische Fließen auch zwischen den Menschen sichert. So entstand ein hierarchisches Gesellschaftssystem, das bis heute alle ostasiatischen , eben die konfuzianischen Kulturen prägt. Erst eine sittliche Ordnung hält das Weltgesetz des Tao ohne Gegenpole durch kreisendes Ineinanderfließen im Gleichgewicht. Fünf soziale Grundbeziehungen zwischen Herrscher und Untertan, zwischen Vater und Sohn, zwischen Mann und Frau, zwischen älterem und jüngerem Bruder und zwischen zwei Freunden sichern die Ordnung zur Erhaltung der Harmonie. Eine interessante Variante zum ganzheitlichen Denken ergibt sich aus der physiologischen Hirnforschung. T. Tsunoda verglich die beiden Hirnhälften von Japanern und Westlern funktional. Bekannt ist, dass die linke Hemisphäre analytisch-logisch und die rechte synthetisch-intuitiv verarbeitet. Neurophysiologen stimmen überein, dass verbale und rechnerische Funktionen linkshälftig und nicht-verbale – wie musikalische, bildhafte oder geometrische Wahrnehmungen rechtshälftig assoziiert werden. Über Apoplexie-Forschungen fand Tsunoda jedoch Unterschiede zwischen japanischen und westlichen Hirnmustern. Danach zeigt sich eine Kombination zwischen links-verarbeiteten Konsonanten und rechts-verarbeiteten Vokalen in westlichen Gehirnen, aber eine ganzheitliche Sprachverarbeitung in der linken Hemisphäre der Japaner. Deren rechte Seite wird jedoch ständig stimuliert und genutzt durch bildhafte Wortbedeutungen der chinesischen Kanji-Schriftzeichen. Auch instrumentale westliche Musik aktiviert die rechte Hirn-Hemisphäre. Während also japanische Gehirne übergreifend und ausgewogen beide Hälften nutzen, scheint die rechte Hälfte westlicher Gehirne durch analytisch überlastete linke Suppressorfelder unterdrückt zu werden. Diese Annahme könnte der Tiefenpsychologe C.G.Jung unterstützen: Im kollektiven Unbewussten sind symbolische Bilder als Archetypen gespeichert, wofür die rechte Hälfte zuständig ist. Doch mit dem „Bildersturm“ durch die Reformation – einherge5 hend mit der dogmatischen Formulierung des ehemalig bildhaften Unbewussten – ist wohl eine Sinnentleerung mit Aufgabenverlust für westliche Rechts-Hälften eingetreten. Märchen und Mythen, Musik und Kunst würden bei uns die Äquivalenz zwischen links und rechts wieder beleben. Musische und gestalterische Erziehung könnten die bildhafte Phantasie wieder befruchten. Kanji- und Tuschübungen, jahreszeitliche Haiku-Dichtungen, OrigamiFalten, Vorlese-Kurse, Chor- und Instrumentalunterricht und besonders team-Sport zur Koordination von Körper, Geist und Seele fördern in Japan beide Seiten der Hirnaktivität. Harmonie bedingt das Lebensprinzip Die Einbettung der Japaner in ihre natürlichen, religiösen, ökonomischen und gesellschaftlichen Grundlagen setzt sich fort über Traditionen. Traditionen werden durch Erziehung vermittelt. Erziehung findet im Bereich der Mutter statt. In Japan kann man durchaus von einer matriarchalischen Erziehung sprechen. Kleinkinder sind immer bei der Mutter. Sie werden traditionell in einem Sitztuch auch bei der Arbeit auf dem Rücken getragen und nicht schon als Säugling fern von der Mutter in den Kinderwagen gesetzt. Sie werden mehrere Monate gestillt, obwohl die „moderne“ Milchflasche auch in Japan immer mehr die natürliche Ernährung verdrängt. Bis zum Kindergartenalter genießen sie jegliche Freiheiten im Schutz der Familie. Bei unkontrollierten Ausbrüchen, wie Schreien, werden die Kleinen zwar von der Gemeinschaft isoliert, doch die Mutter bleibt beim Kind bis zur Beruhigung mit den Worten: Wenn du das tust, lachen dich doch die anderen aus! Statt Bestrafung durch Liebesentzug erhalten die kleinen Japaner eine Lektion durch Beschämung. Doch auch wie im Westen geht die Erziehungskraft durch neue Sozialformen immer mehr verloren. Ein beschützender Kontakt erfüllt natürlich alle Bedürfnisse, doch eine eigene kreative Stimulierung bleibt dabei aus. Allgemein findet eine erste Sozialisierung durch Gewähren lassen ohne Forderungen statt, wobei die japanische Mutter ihre Kinder als von ihr selbst geschaffene Wesen betrachtet und als „Göttin“ das Leben ihrer Kinder beschützt – im Gegensatz zu von Gott geschaffenen Individuen mit eigener Persönlichkeit. Hinzu kommt die Lebensweise einer japanischen Familie, die von häufiger Abwesenheit des Vaters geprägt ist und zur Projizierung der mütterlichen Hoffnungen auf den Sohn beiträgt. Die sanfte Erziehung hat häufig eine Ich-Schwäche zur Folge und zeitigt im späteren Leben ein oft passives Verhalten gegenüber Autoritäten. Ein Japaner ist dann bestrebt, Konflikten aus dem Weg zu gehen. Unabhängigkeit, Alleinsein, Selbstbehauptung und Eigeninitiative sind europäische Erziehungs- und Verhaltenswerte, die das Ich-Bewusstsein schon frühzeitig durch Erkämpfen der Position unter Gleichaltrigen fordern, aber dadurch auch die in ganz Asien verpönte Aggressions- und Ego-Mentalität fördern. Konformes Verhalten ist also schon über die Kindheit vorgeprägt. Das weitere Leben ist von daher mit dem psychologischen Begriff amae verbunden. Amae kann übersetzt werden mit passivem Anlehnungs- oder Liebesbedürfnis. Die Sehnsucht nach Mutterstrukturen führt zu Bindungen an beschützende Gruppen, wie zur Firma, zur Universität oder zu Clubs und Männerbünden. Selbst in der Sprache drückt sich diese Sehnsucht aus. Nach der förmlichen Vorstellung wird stets der Nachsatz „dozo yoroshiku – ich bitte um Ihr Wohlwollen“ – angefügt. Solche bereits in der Kindheit internalisierte Sozialformen erstrecken sich als Schutzfunktion auf viele Bereiche des Lebens. Man spricht dabei von einem oyabun- kobun – Verhältnis, das die Über- und Unterordnung zwischen dem Führer und anderen Mitgliedern der Gruppe regelt. Oya ist die rituelle elterliche Autorität und ko ist das rituelle Kind in Abhängigkeits-Verhältnissen ,wie zwischen Abteilungsleiter und Untergebenen, älteren und jüngeren Schülern, Professoren und Studenten oder Vorgesetzten und Arbeitern. Diese gegenseitige Abhängigkeit beinhaltet auf der oya-Seite finanzielle aber auch persönliche Fürsorge bis hin zur Hilfe 6 bei Heiratsvermittlungen oder Firmenvermittlungen für graduierte Studenten. Die ko-Seite verpflichtet sich zur Einbringung von Dienstleistungen und zu loyalem Verhalten. Dieser hohe Grad von Solidarität führt zur Harmonie, die zusätzlich verstärkt wird durch gemeinsame Feiern oder Kneipenbesuche nach der Arbeit. Die Gruppe in der Firma verhält sich wie eine Familie – oft zum Leidwesen der eigenen Familie mit einsamen Ehefrauen und quasi vaterlosen Kindern. Die traditionellen Sozialnormen wirken bis in die individuelle Seele der Japaner hinein. Die gesellschaftlich-sozialen Verpflichtungen zwischen Mensch und Mensch – giri – und die menschlich-sympathischen Gefühle – ninjo – widerstreiten oft. Pflichtbehaftetes Ehrbewusstsein bewahrt aber vor Gesichtsverlust. „Das Gesicht verlieren“ bedeutet praktisch einen Ausschluss aus der Gemeinschaft. Die Verpflichtung zu giri beginnt mit geregelten Besuchen, die mit Geschenken bestätigt werden. Leistung und Gegenleistung bestimmen den Wert, die Art der Verpackung und den richtigen Zeitpunkt zur Übergabe. Hierdurch hat sich in Japan eine wahre Geschenkkultur entwickelt. In Kaufhäusern gibt es Geschenkabteilungen, die abgestufte giri-Geschenke anbieten, die dann oftmals als solche zu erkennen sind und unausgepackt bei nächster Gelegenheit weiter gereicht werden. Und o-miage- Geschenke – als Mitbringsel von Reisen an alle – sind selbstverständlich. Auch der gaijin – der Außenmensch außerhalb der Gruppe – sollte bei ersten Kontaktaufnahmen und bei häufigen Besuchen zur Bestätigung der persönlichen Bindungen die Hälfte seines Koffers mit Geschenken für jede einzelne Begegnung füllen. Bei solchen Gelegenheiten kann auch ein gaijin die Grenzen zwischen uchi und soto – zwischen Innen und Außen – durchbrechen, allerdings nur in der dritten Stufe. Die erste Stufe bleibt der familiären und nachbarschaftlichen Gemeinschaft vorbehalten, die zweite der Firmengruppe und die dritte allen weiteren äußeren Verbindungen. Der Japaner stellt sein eigenes Ich immer in eine zwischenmenschliche Beziehung. Dem Anderen keine Unannehmlichkeiten zu bereiten beherrscht sein Gefühl. Er nimmt sich selbst zurück bis hin zur verschwiegenen Wahrheit, um andere nicht zu verletzen. Dieses Verhalten entspricht den Begriffen von tatemae und honne – einer sich situativ anbietenden Vor-Stellung und der eingestandenen Wahrheit – also zwischen einem angepassten Verhalten nach außen und dem wahren innerlichen Empfinden. So ist es durchaus möglich, dass ein WegUnkundiger auf die unbedachte Frage: „Geht`s dort zum Bahnhof?“ eine bejahende Antwort erhält, obwohl das gar nicht der Faall ist. Schließlich will man den Fremden in seiner Überzeugung nicht beschämen. Erst die Frage: “Wo geht`s zum Bahnhof?“ hätte zu einer richtigen Antwort geführt. Direkt „nein“ zu sagen ist dem Japaner ein Gräuel. Damit verletzt man nur. Doch selbst ein höfliches „Ja“ kann oft nur bedeuten, dass man zugehört hat – mehr nicht. Aber diese Verhaltensweisen sind auch bei uns hinreichend bekannt: Denken wir nur an Politiker und deren Wahlversprechen. Das seelische Empfinden der Japaner ist geprägt durch eine Scham-Kultur als Reaktion auf gefürchtete Kritik anderer Menschen. Der Westen hat Schuld eingesetzt, die moralische Gewissenswerte über ein christliches Sündenbewusstsein kontrolliert. Eine homogene Gesellschaft mit geschichtlicher Identität schafft Gruppenbewusstsein über die Einbindung in das ie – das Haus der Familie. Schon die Gebäudestrukturen aus südostasiatischem Einfluss und die japanische Wohnweise sagen viel über die mitmenschlichen Beziehungen aus. Bewegliche Schiebewände im Inneren wie auch nach außen sehen keine Trennung innerhalb der Familie und zu den Nachbarn vor. Räumliche Rückzugsmöglichkeiten gibt es kaum. Das tägliche Leben ist in die Familie eingebunden. Hierdurch entwickelt sich eine starke Solidarität über das Bewusstsein eines gemeinsamen Schicksals. Selbst der koban-Polizeiposten in jedem Wohnviertel erfüllt seine Gruppen-verbindenden Schutz-Auf7 gaben durch häufige Besuche bei den Familien als willkommener Freund und Helfer. Die Gruppenbindung durch offene Kommunikation lässt selten einen Rückzug auf sich selbst zu. Die Individualität des Einzelnen in der Familie muss zurücktreten oder unterdrückt werden. Ein Weg zu sich selbst scheint die äußerliche Hervorhebung von kleinen persönlichen Dingen zu sein, wie der Mode-Status von Versace- oder Vuitton-Accessoires bei der Jugend. Größerer persönlicher Besitz hingegen wird selbstverständlich nicht zur Schau gestellt. Der innerliche Rückzug auf ein abgeschlossenes Selbst drückt sich in einer melancholischen Grundhaltung aus. Ordnung, Korrektheit und Pflichtgefühl überlagern die Sehnsucht nach einem freien Glücksgefühl. Das Empfinden der Einsamkeit und Sehnsucht wird symbolisiert durch die typisch japanischen Begriffe sabi und wabi – ehrwürdige Schlichtheit und vergängliche Sehnsucht. Ein Gefühl für die Einfachheit der Dinge und das Verlorensein des Menschen charakterisieren das Seelenleben der Japaner. Positiviert wird diese Gefühlshaltung im Ausdruck des Lebensstils, der von Anspruchslosigkeit, Bescheidenheit, Selbstbeherrschung und Zurückhaltung geprägt ist. Im Einklang mit der Natur und sich Gefühlen überlassend haben die Japaner eine ästhetisch-harmonische Verbindung zwischen Natur und Mensch entwickelt, die nicht nur in der Teezeremonie, der Kirschblüten-Schau oder der Mondbetrachtung ihren Ausdruck findet, sondern auch in der klassischen Architektur, in der Kunst und besonders in der Haiku-Dichtung. Ki fließt zwischen Mensch und Mensch Die Lebensenergie – ki – ist nach östlicher Auffassung das energetisch Fließende zwischen den Göttern, der Erde und den zwischengebundenen Menschen. Ki ist die Luft im Ursprung des Weltalls. Durch Einatmen wird ki zur Lebenskraft des Menschen, also mit der Psyche identifiziert. So füllt ki das Zwischen von Himmel und Erde aus aber auch zwischen Leib und Herz und schließlich zwischen Mensch und Mensch in seinen sozialen Beziehungen. Soziale Beziehungen sind psychisch geprägt. Wenn ki störungsfrei fließt, ist die Harmonie gesichert. Das erklärt die Wichtigkeit von kimochi – des Gefühls, also des ki-Habens – bei jeder ersten Begegnung zwischen zwei Menschen. Bevor man sich auf einen anderen persönlich wie geschäftlich einlässt, muss zuerst ein abtastendes kimochi geschaffen werden. Europäer sind regelmäßig überrascht, wenn sie statt zielgerichteter sachlicher Verhandlungen zunächst zu einer Party im Restaurant eingeladen werden. Hier entwickelt sich die emotionale Würdigkeit als Basis zu vertrauensvoller Zusammenarbeit. Nicht sachliche Gespräche stehen im Vordergrund sondern die Bereitschaft zur Empathie, auch bei Aufforderung zu karaoke. Bei solchen kimochi-Gesprächen sind gar keine sachlich-richtigen sondern situativ-richtige Antworten geschätzt. Auflockernde Witze führen eher zum Rückzug. Lautes Reden erzeugt Unbehagen. Gar streitbares Verhalten ist schlicht ein Zeichen schlechter Erziehung, das einfach nur lächelnd ertragen wird. Wenn bei dieser unumgänglichen Gelegenheit ein einvernehmliches kimochi geschaffen werden konnte, dann sind die Grundlagen für weitere Kontakte und Verhandlungen geebnet. Bei einem zweiten Treffen wird ein nächst höherer Vertreter der Entscheidungsgruppe dabei sein. Die gefühlsmäßige Übereinstimmung bestimmt das Miteinander zwischen Mensch und Mensch. Statt egoistischer Selbstverwirklichung, die die Harmonie stören würde, fühlen sich die Japaner im uniformen Konservativismus gebunden, der erst im Konsens mit der Gruppe Sicherheit ergibt. Sympathie und Empathie müssen zusammenfließen. Das Selbstwertgefühl ist also von anderen Menschen abhängig. Wichtig ist Japanern, was andere über sie denken. Eine latente Verletzungsvorstellung gegenüber anderen ist sicher auch ein Merkmal der viel gerühmten Höflichkeit der Japaner, die im lächelnden und zurückhaltenden Wesen ihren Ausdruck findet. Seine eigenen Gefühle zeigt man nicht – auch bei traurigen Anlässen. Die Körpersprache mit ehrerbietigen aber Abstand nehmenden Verbeugungen, die 8 häufige Vermeidung eines als bedrohlich empfundenen Blickkontakts bis zur verbalen Kommunikation über ausgewählte Sprachformeln – unter Hintanstellung des eigenen Subjekts – signalisieren neben angenehmer Freundlichkeit aber auch eine fehlende Bereitschaft zu einer gesunden Aggression. Natürlich leiden Japaner als Individuum auch darunter. Außerhalb ihrer Beziehungsgruppen zeigen Japaner bei störenden sozialen Befindlichkeiten ihre Nichtbeachtung. Wer nicht in die homogene Gesellschaft passt, wie Asoziale, Atombombenopfer, Arbeits- und Obdachlose oder Asylanten, Fremdarbeiter und selbst längst eingemeindete Koreaner aus der früheren Besatzungszeit gilt als burakumin – als Mensch einer diskriminierten Minderheit, der oft in abgegrenzten buraku-Wohnsiedlungen untergebracht ist. Geschichtlich gelten die heutigen burakumin als Nachfahren des untersten Sozialranges der Eta, der im buddhistischen Sinn „unreinen“ Tier-und Lederverarbeiter. Abgesehen von dieser Abgrenzung von Außenseitern können negative Gefühle aber schon einmal zu lautstarken Auseinandersetzungen innerhalb der Familie führen, sofern es die hellhörigen Außenwände zulassen. Doch meist werden Aggressionen „in sich hinein gefressen“ und richten sich nach innen gegenüber sich selbst. Seppuku – bei uns als harakiri bekannt – war oft die einzige Möglichkeit, seinen vermeintlichen Ehrverlust durch den Selbsttod kompensieren zu können. Heute drückt sich unertragbarer Kummer eher im karoshi aus, dem plötzlichen Tod durch Überarbeitung. Die japanische Seele hat also oft keine Ausdrucksmöglichkeit zur Selbstbehauptung. Die Furcht vor bestimmten zwischenmenschlichen Situationen und die Wahrnehmung des Selbst über die Reaktion von anderen Menschen kann durch Überanpassung zu neurotischen Sozialphobien führen, die im Westen über ein selbstbehauptendes Ich aufgefangen werden, das jedoch bei Konflikten sehr schnell zur Isolierung führen kann, vor der sich Japaner zu Recht fürchten. B.Kimura, ein japanischer Psychiater, zeigt hierzu typisch japanische Formen von Phobien auf, die auf Störungen des energetischen ki-Flusses zwischen Mensch und Mensch beruhen. Da das Charakteristikum von Sozialphobien in einer fehlenden Wertschätzung durch sich selbst bei einer empfundenen negativen Einschätzung durch andere besteht, ist es für leidende Patienten unerträglich, wenn sie auch nur angesehen werden. Die Erythrophobie, die Angst vor Erröten, ist zwar die einzige Phobie, die sich auch im Westen beobachten lässt, doch unterschiedlich ist ein zwischenmenschliches Schamgefühl bei Japanern und ein gewissenbelastendes Schuldgefühl bei westlichen Menschen. Die Angst, in seinen „verwerflichen“ Gedanken durchschaut zu werden, wertet die Blicke anderer als Einfluss auf sein eigenes ki. Als zweite aber typisch japanische Phobie bezeichnet Kimura die Dysmorphologie, die Furcht vor Missgestaltung als Ausdruck der Ablehnung der eigenen Existenz, wofür der moderne Wahn zur Schönheits-Chirurgie stehen mag. Weiter wird die Blickphobie erwähnt, die bei Augenkontakt Verlegenheit erzeugt, da ein inneres Geheimnis verraten werden könnte. Beispielgebend ist die angenehme Erfahrung, dass sich Ausländer nie durch gaffende Blicke belästigt fühlen, denn Rückblicke würden ja nur unerwünschte Einsichten ermöglichen. Sonnenbrillen dienen Blickphobikern oft zur Verschleierung ihrer Verlegenheit. Letztlich spricht Kimura die Eigengeruchsphobie an. Die Angst, dass verborgene Schwächen zum Geruch werden, der von anderen errochen werden kann, wird als ausströmender ki-Verlust empfunden. Die ausgeprägte Badekultur der Japaner bei mindestens einem Bad täglich könnte ein Hinweis auf diese Ängste sein. Im Westen sprechen wir eher von einem Waschzwang, der aber nicht durch Scham sondern durch Schuld bedingt ist. 9 Diese Darstellungen von Phobien sind natürlich Beispiele aus dem Bereich der Krankheitsbilder von Neurosen. Doch aus solchen Grenzfällen lässt sich deutlich der sozial bedingte psychologische Hintergrund ablesen. Eine spezifische Häufung von Sozialphobien gilt als typisch japanische Besonderheit für Überempfindlichkeit und Hypochondrie. Ein Ausblick auf therapeutische Behandlungsmethoden bei Sozialphobien zeigt erhebliche Unterschiede zwischen der kurierenden Psychotherapie des Westens und der anpassenden Neurosen-Therapie in Japan. Die Psychoanalyse nach S. Freud versucht den Patienten auf sein eigenes Selbst zurückzuführen. Die Tiefenpsychologie nach C.G.Jung enthält erweiterte Gedanken durch Einbeziehung von archetypischen Seelenverwandtschaften. Über das kollektive Unbewusste als verbindende religiöse Urform der Menschheit wurde eine Verbindung geschaffen über das Selbst des einzelnen Menschen hinaus zu einer re-ligio, einer Rück-Bindung an das Göttliche. Die Therapie von Angst-Neurosen in Japan beruht von vorn herein auf dem Gedanken der Wiederherstellung einer sozialen Realität. Nach der „Persönlichen Erfahrungs-Therapie“ von M.Morita wird der Patient von seiner bedrohenden Innenwelt auf die soziale Außenwelt zurück gelenkt. Zur Erreichung dieses Ziels ist ein Rückblick auf das frühere Leben nötig. Doch rein intellektuelles Verständnis über therapeutische Gespräche verzögert oft die Genesung. Bei stationärer Behandlung ist zunächst eine Änderung der Umgebung notwendig. Nach einer Isolationsphase im Bett, bei der sich die Ängste ohne Ausweichmöglichkeit extrem verstärken, wächst der Wunsch nach Befreiung. Die zweite therapeutische Phase beginnt mit leichten Arbeiten im Garten oder mit Tieren zur Stärkung des heilenden Naturgefühls und dem körperlichen Wieder-Eins-Werden mit der Realität des Lebens. Eine dritte Phase betont den Mut zur Akzeptanz der Realität durch schöpferische Aktivitäten wie Töpfern, Schreinern oder Kochen, wobei Interaktion nur im geschützten Raum erlaubt ist aber zu einem Selbstwertgefühl über eine eigene Tätigkeit führt. Die vierte und letzte Phase bereitet auf das tägliche Leben in der Außenwelt vor. Kleine Besorgungen und wichtige Gemeinschaftsarbeiten eröffnen mit therapeutischer Unterstützung eine neue Sichtweise zu einem harmonisch ausgeglichenen Leben wieder in der Gemeinschaft. In Verbindung zur Morita-Therapie steht die Naikan-Methode. Naikan – die Innenschau oder innere Beobachtung seines Selbst – hat ihre Wurzel in buddhistischen Übungen. Die Erkenntnis, dass der Mensch in seinem Erleben dem Leiden ausgesetzt ist, kann nur durch Loslassen vom illusionären Ich zur Erlösung führen. Naikan ist keine Therapie im engeren Sinne sondern ein persönliches Hilfsmittel für Menschen auf der Suche nach Selbstvertrauen. Bei Schwierigkeiten im mitmenschlichen Bereich wird nicht nach äußeren Gründen oder Entschuldigungen gesucht , sondern der Blick wird nach innen auf sich selbst gelenkt. Bei dieser Methode der inneren Beobachtung sind drei Fragen nötig. Die erste Frage ist: „Was hat meine Bezugsperson für mich gemacht?“ Dabei kann die Bezugsperson Mutter, Vater, Geschwister, Partner oder ein anderer sein. Die zweite Frage ist: „ Was habe ich für meine Bezugsperson gemacht?“ Die dritte Frage lautet: „Welche Schwierigkeiten habe ich meiner Bezugsperson verursacht?“ Diese Fragetechnik führt sehr schnell zu einer neuen Selbsteinsicht, die über das eingestandene Verständnis für den Anderen in eine reale Sichtweise der Probleme mündet. Innere Konflikte können so besser bewältigt werden, was wiederum neue Lebensperspektiven eröffnet. In einer Zusammenfassung dieser kurzen Einblicke in das japanische Seelenleben fällt auf, dass ostasiatisch geprägte Menschen so fremd gar nicht sind. Vielmehr vermitteln uns diese 10 Denk- und Verhaltensweisen eine Einsicht – oder Rückerinnerung? – an bei uns längst verschüttete Sozialnormen. Ehemals auch im Westen vorhandene Werte des psychischen und sozialen Einsseins in Harmonie zwischen Göttern und Menschen sind seit der klerikalen Dogmatisierung und der Aufklärung nach dem Motto: „Macht euch die Welt untertan“ durch übergeordnete -ismen-Ideen ersetzt worden. Politische und ökonomische Kolonialisierung, bedenkenlose Konsumierung oder gewissensfreier Hedonismus haben aber heute bei uns ihre Grenzen. Die Suche nach neuen Lebenswerten ist unübersehbar. Seelische Hilfeschreie über esoterische Sektenbindungen, politischer Verdruss oder schockartige Bildungsergebnisse sind erste Ansätze zum Überdenken und Umdenken unserer Lebensweise und unserer derzeitigen psychischen und sozialen Strukturen. Vielleicht können wir uns in dieser neuen globalen Welt auf Menschen-verbindende Überlebensmuster besinnen, die sich die Japaner zwischen Tradition und Moderne erhalten haben. Quellen Ruth Benedict Siegfried Böttcher Karlfried Graf Dürckheim K+E Fels Horst Hammitzsch Horst Hammitzsch Klaus Harpprecht Josef Hartl C.G.Jung H-G Kaethner Bin Kimura Leonard Koren Akihisa Kondo Chrysanthemum and the sword London 1947 Die Japaner denken und handeln anders Politik und Weltgeschichte, Band 19, 1989 Hara. Die Erdmitte des Menschen Barth Verlag 1999 Die Axt im Chrysanthemenwald Conbook 2008 Japan Handbuch Steiner Verlag Wiesbaden, 1982 Das Traditionelle im Gegenwartsdenken der Japaner Sonderdruck „Die Waage“, 2. 1976, Bd.15 Japan – fremder Schatten Weltwoche 15,1991, Zürich Die Naikan-Methode Naikido-Zentrum Wien, 1998 Von den Wurzeln des Bewusstseins Rascher Verlag Zürich, 1954 Sumo, Sushi, Dauerlächeln Conbook 2008 Zwischen Mensch und Mensch Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1995 Wabi – Sabi Stone Bridge Press Berkeley, Publ.Weather Hill Die Morita-Therapie www.public.rz.uni-duesseldorf.de www.morita-therapy.org/classica.htm Takeshi Muramatsu Niall Murtagh Christoph Neidhard Christoph Neumann Tatsuo Oguro Die Gedankenwelt der Japaner Neues aus Japan 1975 Blauäugig in Tokyo Ullstein 2008 Die Kinder des Konfuzius Herder Freiburg 2008 Darum nerven Japaner Piper München 2008 Die rätselhafte Nation 11 Hideo Okuda Takashi Oshio Brigitte Steger Tadanobu Tsunoda Oskar Weggel Poller Verlag Stuttgart, 1982 Die japanische Couch btb Verlag München 2008 Unterschiede in den Lebensauffassungen zwischen Japanern und Deutschen, Bonn 1981 Inemuri – wie die Japaner schlafen Rowohlt Verlag 2007 The left cerebral hemisphere of the brain Japan Found. Newsletter, Vol.VI/1, 1978 Die Asiaten C.H.Beck Verlag München, 1989 Zur Vortragsveranstaltung am 6.11.2010 im Bürgerzentrum Stuttgart-West 講演会にご招待 „Auf dem Pilgerweg von Shikoku“ „四国八十八箇所遍路“ Ein Reisebericht mit Fotografien Tilmann Eberhardt, Buchhändler und Freund Fernöstlicher Kultur Pilgern in Japan zwischen Tourismus und Religion Shikoku ist die kleinste der vier japanischen Hauptinseln. Viele Japaner verbinden mit Shikoku vor allem den 88-Tempel-Pilgerweg (四国八十八箇所). Der traditionsreiche buddhistische Pilgerweg führt als circa 1200 km langer Rundweg über Berge und an der Küste entlang. Der Legende nach geht der Pilgerweg auf den buddhistischen Mönch Kūkai 空海 (774–835), den Gründer der Shingon-Schule des Buddhismus, zurück. Schriftliche Zeugnisse und Pilgerberichte sind seit dem 17. Jahrhundert nachgewiesen. 12 Tilmann Eberhardt ist den Weg in den Jahren 2007 bis 2010 in Etappen gegangen. Er berichtet von den Ritualen an den Tempeln, zeigt die Schönheiten der Insel und erzählt von Begegnungen mit Pilgern und Bewohnern entlang des Weges. Gerade in den letzten Jahren wird die Kultur der Pilgerreise erneut belebt. Pilger machen sich auf den Weg durch Bambuswälder, Reisfelder und Zitronenhaine. Sie nehmen die Strapazen langer Strecken an viel befahrenen Küstenstraßen auf sich, um dann an jedem der 88 Tempel, das Herz-Sutra zu rezitieren. Dabei tragen die Pilger auch zur touristischen Entwicklung einer Insel bei, die es wert ist, entdeckt zu werden. Referent: Tilmann Eberhardt ist Buchhändler und Verlagsvertreter. Seit 20 Jahren reist er immer wieder nach Japan und Korea. Er hat als Redakteur das Buch „lernen & üben Koreanisch“ bei PONS betreut und im „Literaturblatt“ einen Überblick zur Koreanischen Literatur veröffentlicht. Beziehungen zwischen Kūkai 空海, dem japanischen Heiligen, und der Stadt Stuttgart Sie glauben nicht, dass es solche Beziehugen gibt? Doch, es gibt sie. Lesen Sie hier wer Kūkai war und dass offensichtlich niemand seine Beziehungen zu Stuttgart leugnen kann. Kūkai war ein Japaner, der 774 auf der Insel Shikoku geboren wurde und 835 auf dem Berg Koya, einer Tempelstadt 100km südlich von Kyoto starb. In der Zwischenzeit hat er sich dem japanischen Bewusstsein als Alleskönner bis heute eingebrannt. Posthum wurde ihm der Titel Kobo Daishi (Weisheit spendender großer Lehrmeister) verliehen. Sein zeitgenössischer Konkurrent Saicho brachte es als Gründer und erster Patriarch der Klosterstadt Hiei nur zum Titel Dengyo Daishi (Großer Lehrmeister). Kūkai hat Spuren hinterlassen nicht nur als Theologe, sondern auch als Bauingenieur und Architekt, als einer der drei herausragenden Kalligraphen Japans, als Erfinder der japanischen Silbenschrift, als Erfinder der Form „Lexikon“ und als Führer einer Schar von religiösen Jüngern, von denen er als MaitreyaBodhisatva verehrt wurde. Der Maitreya-Buddha ist eine Figur der buddhistischen Eschatologie oder Endzeitlehre. Danach soll der Maitreya-Buddha am Ende der Zeit, wieder auferstehen und soll all jenen, die es nicht geschafft haben, im Laufe ihres Lebens in den Zustand der Erleuchtung zu kommen, den Übergang ins Nirvana verschaffen und zwar bedingungslos. Bis heute sichtbares Zeichen dieser Lehre ist der Friedhof, der das Mausoleum des Kūkai auf dem Berg Koya umgibt. Er enthält die Gräber vieler prominenter Japaner, einschließlich Oda Nobunagas und des Matuo Basho, die auf den genannten Zeitpunkt warten. Soweit über die Bedeutung des Kūkai. Nun seine Beziehung zu Stuttgart. In Stuttgart lebte ein Mensch namens Rudolf Steiner, der dort bis heute Waldorfschulen hinterlassen hat. Rudolf Steiner ist auch dafür bekannt, dass er in Berlin Mitglied der dort existierenden Theosophischen Gesellschaft wurde. Bald ist er aus dieser Gesellschaft ausgetreten und hat eine eigene Gesellschaft gegründet, die anthroposophische. Wir wollen hier nicht darauf eingehen, worin die anthroposophische Gesellschaft sich von der theosophischen unterscheidet. Aber es ist bekannt, weshalb Rudolf Steiner aus der theosophischen Gesellschaft ausgetreten ist, nämlich wegen eines Konfliktes über die Frage, wie der Maitreya-Buddha zu verstehen sei. Damit ist die Beziehungslinie Kūkai, Steiner bis Stuttgart geschlossen. Ob die Theosophen und Anthroposophen bei ihren Diskussionen und Aktivitäten speziell an die Inkarnation des Maitreaya Buddahs auf dem Berg Koya in Japan gedacht haben, ist nur 13 von jemand zu entscheiden, der sich durch eine umfangreiche Literatur zu diesem Thema durchgearbeitet hat, vermutlich nicht. Was den Maitreya – Buddha auf dem Berg Koya keineswegs abwertet. Er ist nur eine von verschiedenen Manifestationen der uralten Überlieferung, die bei den Christen und Juden mit dem Messias zu tun hat, bei den Muslimen mit Mahdi und bei den Buddhisten und Hindus mit Maitreya. Nicht alle Überlieferungen waren zur Zeit der Diskussionen global bekannt. Der Berg Koya ist allemal einen Besuch wert und spendet Weisheit. (Gottfried W. Wollboldt) Zur Vorführung japanischer Theaterkunst 日本の伝統演劇芸能にご招待: 狂言 Kyôgen – japanisches komisches – Theater Im Wannersaal des Linden-Museums Stuttgart Schirmherrschaft: S.E. Präsident der Bundesrepublik Deutschland, S.K.H. Kronprinz von Japan Eine Veranstaltung der Deutsch–Japanischen Gesellschaft Baden – Württemberg e.V. und des Linden – Museums aus Anlass des 150-jährigen Bestehens der offiziellen deutsch-japanischen Beziehungen. Der Wannersaal war schon 10 Minuten vor Beginn der Aufführung vollständig gefüllt, was nicht zuletzt dem DJG-Mitglied Frau Beck-Daim zu danken war, die mehr als 30 ihrer jungen Schüler der japanischen Sprache mitgebracht hatte. Diese fielen dann im Laufe der Aufführung an der richtigen Stelle in lautes Lachen, was die japanischen Darsteller ihrerseits zu Höchstleistungen angeregt haben mag. Die Einzelheiten bezüglich der Namen und des Herkommens der Künstler sowie ihrer Kunst sind in einem Programmheft niedergelegt worden, von dem 150 Exemplare gedruckt worden waren. Sie sind restlos verkauft worden, wodurch die Druckkosten ausgeglichen wurden. Ein Exemplar des Programmheftes befindet sich auf unserer Hompage, wo es von Interessenen nachgelesen werden kann: http://www.djg-bw.de. Erstmals wurde im Rundfunk über eine Veranstaltung der DJG-BW berichtet. 14 Shinnenkai 2011 新年会 Festveranstaltung zum neuen Jahr, Shinnenkai, dem Jahr des Hasen im Wannersaal des Linden-Museums am 15.1.2011 Die Veranstaltung bestand aus drei Teilen, einer musikalischen Rahmenveranstaltung, dem Festvortrag „Baden-Württemberger in Japan“ und einem Teil der Begegnung und privater Gespräche bei einem Glas Tee oder Sake oder beidem. Der Festsaal war prall gefüllt Die Musikveranstaltung enthielt eine Premiere, nämlich die Aufführung einer Komposition von Felix Romankiewicz. Das Besondere daran ist die Umkehrung des normalen Trends. Es gibt mehr japanische Komponisten die westliche Ideen in ihre Kompositionen aufnahmen, als westliche, die japanische Ideen aufnahmen. Felix Romankiewicz gehört zu den wenigen. Seine Vertonung von acht Haiku aus dem „oku no hosomichi“ des Matsuo Basho war eine Uraufführung. Eine musikalische Zeitreise durch die japanische Musik von der Edo - Zeit bis heute 日本の音楽でつづる時間の旅 江戸時代から現在まで Im Linden-Museum Stuttgart, Wannersaal, Samstag 15. Januar 2011 Die Reise beginnt in der Edo-Zeit (1603 bis 1868), benannt nach dem damaligen Namen der Hauptstadt, Edo - heute Tokio. Diese Zeitspanne beinhaltet die längste ununterbrochene Friedensperiode eines Landes in der Neuzeit weltweit! Die Shakuhachi ist eine traditionelle japanische Bambusflöte. Sie stammt von der chinesischen Xiao ab und kam im frühen 8. Jahrhundert nach Japan. Die Konstruktion des Instruments ist sehr einfach: ein Bambusrohr mit normalerweise fünf Grifflöchern und einer Anblaskante, die durch einen schrägen Schnitt am oberen Ende des Rohres gebildet wird. Diese Einfachheit erlaubt es dem Spieler, sehr feine Abstufungen und Schattierungen von Klangfarbe und Tonhöhe zu erzeugen. Ab dem Ende des 16. bis zum 19. Jahrhundert wurde die Shakuhachi von Zen-Buddhistischen Mönchen als eine Art Meditation gespielt. Aus dieser meditativen Übung entstand die Tradition der so genannten Honkyoku ('Urstücke'),meditativer Stücke meistens in freiem Rhythmus, deren Phrasierung eng mit dem Atem des Spielers zusammenhängt. Die Tradition der Honkyoku ist bis heute durch mehrere Schulen von Meister zu Schüler weitergegeben worden. 15 Shingetsu ist eines dieser Honkyoku, entstanden in dem Shakuhachi-spielenden Fuke-Orden des Zen-Buddhismus. Dieses Stück ist eine Variante von einem der Hauptstücke, Yamato Choshi, in der Überlieferung der Linie von YOKOYAMA Katsuya. "Shingetsu" Herz-Mond 心 月 Rentaro Taki kam als erster japanischer Komponist 1901 nach Deutschland, um in Leibzig Musik zu studieren. „Kojo no Tsuki“ ist ein sehr bekanntes Stück. Es ist noch in Japan mit japanischer Melodieführung, aber der westlichen (Moll-)Tonleiter vertont. Rentaro Taki 瀧廉太郎 (1879 - 1903) Kojo no Tsuki 荒城の月 (1900) Der Mond über der Ruine Es war an einem Frühlingsabend, beim Kirschblütenfest mit Essen und Sake Auf den Becher, der von Hand zu Hand im Kreis herumgereicht wurde, fiel das Mondlicht durch die Kiefernäste Wo ist dieses Licht von einst (Bansui Doi 土井晩翠 1871-1952) Etwas unerwartet begegnet uns im folgenden Lied die Melodie des deutschen Kinderliedes „Hänschen klein“, die auch in Japan sehr verbreitet ist! Kosaku Yamada hat 1910 - 1913 in Berlin studiert und mit der dort neu erlernten musikalischen Sprache seine ersten Lieder auf deutsche Texte geschrieben, bis er es wieder wagte, sich japanischen Vorlagen zu nähern. Kosaku Yamada (1886 - 1965) 山田耕筰Uta 唄 (1916) Gesang Die Sonne scheint, ein kleines Kind singt „Cho-cho, Cho-cho“ (Schmetterling, Schmetterling) Wer singt da so ganz alleine, gerade dieses Lied unter so vielen Liedern (Rofu Miki 三木露風 1889 - 1964) Auf den ersten Blick sehr europäisch, fast barock wirkt die polyphone, von Imitationen durchsetzte Begleitung des nächsten Liedes - trotzdem ist die vermittelte Gefühlswelt und die Struktur der Gesangslinie ausgesprochen japanisch. Welch ein Aufeinandertreffen zweier Kulturen! 16 Kunihiko Hashimoto 橋本国彦Botan 牡丹 (1925) (1904 - 1949) Päonie Die treulose Päonie wird bald verblühen An einem Tag ohne Wind Ach, wird die rote Päonie verblühen Wie unsere Beziehung auseinandergeht? Ach, ohne Regen wird sie bald verblühen (Hakushu Kitahara 北原白秋 1885-1942) Im folgenden Lied nähert sich der Klang des Cembalo dem Klang des japanischen traditionellen Koto. Das Koto 箏 ist eine mit Seide bespannte Wölbbrett-Zither, die auf der chinesischen Guzheng basiert. Das Spiel des Koto ist eine der traditionellen Japanischen Künste des Kaiserhofes und wird auch heute noch gepflegt. Schon in Genji Monogatari (Die Geschichte des Prinzen Genji), in dem vielleicht ältesten Roman der Welt, wird das Koto aufgrund seiner großen Beliebtheit am japanischen Hofe erwähnt. Gesang und Dichtung dieses Liedes verströmen sehr japanische poetische Empfindungen, ausgedrückt in einer altertümlichen, hohen Sprache in der Tradition der alten Gedichtform Tanka. (Zu dem Namen der Stadt Nara: die Nara-Zeit wird 710 - 794 datiert, mit Nara als Hauptstadt) Dieses Lied hat der Komponist auch mit Begleitung des Koto in der dafür speziell gebräuchlichen Notation geschrieben. Kozaburo Hirai (1910 - 2002) 平井康三郎 Narayama 平城山 (1935) Der Berg Nara Sich zu verlieben ist traurig Hin und her laufend über den Berg Nara Unerträglich Schon in vergangenen Zeiten Wenn sich einer verliebte und über den Berg Nara ging Fielen seine Tränen auf den Weg (Shihoko Kitami 北見志保子1885-1955) Wie aus einer alten japanischen Komödie (Kyogen, als Intermezzo zwischen den Akten eines Stückes des No-Theaters aufgeführt, ab dem 14. Jahrhundert, Muromachi-Epoche) klingt das folgende Stück. 17 Kiyoshi Nobutoki 信時潔Karasu 鴉 (1936) (1987 - 1965) Krähe Auf dem dünnen Eis auf dem kleinen Reisfeld Stampft und bricht durch mit seinem Fuß und läuft kreuz und quer die Krähe Schwingt den Kopf, wirft sich in die Brust als sei es kalt Pickt unbeschwert die Krähe (Shigemichi Shimizu 清水重道 1909 - ?) Die Musik des folgenden Liedes stammt aus der Edo-Zeit und wurde unter dem Namen „Kouta - stil“ ( 小唄) mit Begleitung des dreisaitigen, lautenartigen Instrumentes Shamisen gesungen. In der Edo-Zeit war „Ko-uta“ ein populärer Musikstil, mit Shamisen als Begleitinstrument. Ikuma Dan komponierte in diesem Stil die „Drei Ko-uta“. Das Shamisen ist ein dreisaitiges, gezupftes Lauteninstrument mit einem langen Hals und einem relativ kleinen Körper. Es gehört neben der Shakuhachi und dem Koto zu den traditionellen Musikinstrumenten Japans. Es kam Ende des 16.Jahrhunderts von China über die Ryukyu-Inseln (Okinawa) nach Japan. Dort hat sich dann mit den Jahren das damals noch Sanshin genannte Instrument zur Samisen weiterentwickelt. Später wurde aus diesem Wort Shamisen. Ikuma Dan 團伊玖磨aus „Drei Ko-uta“: Haru no Tori (1958) (1924 - 2001) 「三つの小唄」より春の鳥 Frühlingsvogel Frühlingsvogel singt, singt Dunkles Blau und Silber auf dem Überwurf meines Kimono Frühlingsvogel singt, singt Das wehe Gefühl, dass Frühling zu Sommer vergeht, klingt im Gesang, begleitet vom Shamisen In der Abenddämmerung glänzt das Gold und Blau des Flusses Okawa Frühlingsvogel singt, singt. (Hakushu Kitahara 北原白秋 1885-1942) 18 Ryosuke Hatanaka schrieb die folgende Komposition als erste nach seiner Heimkehr aus dem zweiten Weltkrieg. Er verwendet eine Art japanischen Rezitationston, der nicht ganz den alten tradierten japanischen Rezitationston wiedergibt, aber sich auch nicht in die avantgardistische europäische Klangwelt entfernt. Ryosuke Hatanaka 畑中良輔 (1922) Kaihin Dokusho 海浜独唱 (1946) Einsamer Gesang am Strand Allein lasse ich die Tränen tropfen und hocke am Meeresstrand Wofür diese Tränen Blaue Wellen kommen und netzen meine Stirn Schau ihn an, meinen erbärmlichen Schatten auf dem nassen Sand Die Wellen nehmen meinen erbärmlichen Schatten weg Die düsteren berührenden Wellen Ich existiere allein an diesem Strand Ach, ich bin allein Als würde ich in das Blau des Meeres einfliessen (Saisei Muro 室生犀星 1889-1962) Das Prinzip der traditionellen Volksmelodiebildung „Oiwake“ mit vielen Verzierungen und Melismen und freiem Takt hat das nächste Lied als Grundlage. Im Original für Gesang und Klavier geschrieben, wird es hier mit Shakuhachi interpretiert. Kiyoshige Koyama 小山清茂 (1914 - 2009) Kemuri 煙 (1933) Rauch Vom Berg Daruma steigt Rauch auf Ist da ein fernes Licht des Lebens (Yoshio Yabuta 薮田義雄 1902-1984) 19 Das Empfinden von Vergänglichkeit (Mujo-kan) 無常感 ist ein Thema, das in der japanischen Kultur immer wieder auf typische Weise erscheint, wie auch im folgenden Lied: es vereint traditionelles Empfinden mit moderner Musik Kenjiro Urata 浦田健次郎 (1941) Kana Kana かなかな (1992) Die Kana-Kana-Zikade Die Zikade singt, die Zikade singt, die Zikade singt Mein Herz ist unruhig Allmählich wird das Herz von der Zikade beherrscht Das Herz wird ganz rein und klar (Jukichi Yagi 八木重吉1897 - 1927) Inzwischen sind wir also schon in einem ziemlich modernen Musikstil angekommen, trotzdem schimmert auch in der folgenden Musik immer noch etwas von dem durch, was am Anfang des Konzertes von der Shakuhachi zu hören war! Rikuya Terashima (1964) Stein und Licht 寺嶋陸也 Ishi to Hikari 石と光 (2004) Der Stein stößt das Licht nicht ab Der Stein zieht das Licht nicht an Auf dem Stein sitzt eine Bremse Blendend das Licht auf ihrem Flaum Eben jetzt ist das Licht an der Erde angekommen (Shuntaro Tanigawa 谷川俊太郎 1931) Basho Matsuo (1644 - 1694) 松尾芭蕉 gilt als bedeutender Vertreter der japanischen Gedichtform Haiku. Basho und seine Schüler erneuerten die bis dahin humorvoll spielerische Haikai-Dichtung und erhoben sie in den Rang ernsthafter Literatur. Das "Oku no hosomichi" („Der enge Pfad zum tiefen Norden“ oder „Auf schmalem Pfad durchs Hinterland“) von 1689 ist sein umfangreichstes, reifstes und wichtigstes "Reisetagebuch" der letzten Reise, von der er berichtet hat. Basho schreibt keineswegs ein Haiku nach dem anderen, wie man es von den modernen Haiku - Sammlungen gewöhnt ist. Er führt ein Tagebuch, in dem er sorgfältig wichtige Ereignisse seiner inneren und äußeren Reise notiert, um dann an der passenden Stelle ein Haiku einzufügen. 20 Die Wanderungen Bashos Felix Romankiewicz (1972) acht haiku aus dem „oku no hosomichi“ des Matsuo Basho (2008/2009) 「奥の細道」より 八つの俳句 auch meine grashütte 草の戸も im wandel der zeit das puppenfest 住替わる代ぞ erleben andere ひなの家 wie verehrungswürdig あらとうと zarte blätter junge blätter 青葉若葉の im sonnenlicht 日の光 stille tief bohrt sich in den fels das sirren der zikaden 閑かさや 岩にしみ入る 蝉の声 unter dem gleichen dach schlafen auch freudenmädchen buschklee und mond 一家に 遊女も寝たり 萩と月 flöhe und läuse und ein pferd pisst nahe meinem kopfkissen のみしらみ 馬の尿する 枕元 mairegen sammelt er schnell ein der mogami-fluss 五月雨を 集めて早し 最上川 wildes meer über der insel sado die milchstraße 荒海や 佐渡によこたふ 天の河 21 sommerwolken am gipfel zerfallen gleich mondberg 雲の峰 幾つ崩れて 月の山 Jim Franklin, Shakuhachi Ryoko Wakatsuki, Sopran Teru Yoshihara, Bariton Mai Shigeoka, Cembalo und Hammerflüel Felix Romankiewicz, Komposition, Cembalo Künstlerporträts Dr. Jim Franklin ist ein Meisterspieler der Shakuhachi. Er studierte zunächst Komposition und Musikwissenschaft in Australien, Deutschland und Holland. Während des Studiums begegnete er der Shakuhachi, und wurde von ihr fasziniert. Nach Studium des Instruments in Australien bei Dr. Riley Lee und in Japan bei Furuya Teruo und Yokoyama Katsuya, erhielt er 1996 von Yokoyamasensei den Titel Shihan („Meister“) und somit die Lehr- und Konzertbefugnis. Als Komponist ist Franklin auch im Bereich der zeitgenössischen Musik und elektroakustischen Musik tätig. Er komponiert für Shakuhachi solo sowie in Kombination mit anderen Instrumenten, und tritt bei Projekten mit Shakuhachi und Live-Elektronik auf, oft in Verbindung mit Tanz und Videokunst. Seit 2004 wohnt er in Deutschland. 2006-2009 war er Vorsitzender der Europäischen Shakuhachi- Gesellschaft. Ryoko Wakatsuki, in Tokushima/Japan geboren, studierte Gesang an der Staatlichen Universität Tokyo für Musik und Kunst. Nach dem Abschluss folgte in Mailand ein Aufbaustudium, das sie mit großem Erfolg abschloss. Nach Tokyo zurückgekehrt, erwarb sie den Titel “Master of Arts“ und promovierte über das Thema “Soubrettenpartien in der Oper“. Privat bildete sie sich in Deutschland weiter bei Anna Reynolds und Bernhard Gärtner. Schon während ihrer Ausbildung begann ihre rege Konzerttätigkeit in vielen Städten Japans, Italiens und Deutschlands. 1993 gab sie ihr Operndebut mit der Partie der Susanna in Mozarts “Le Nozze di Figaro“ in Tokyo. Sie sang unter der Leitung so nahmhafter Dirigenten wie Seiji Ozawa, James Lockhart und an der Staatsoper Tokyo verschiedene Rollen wie die Najade in “Ariadne auf Naxos“ und Anna in „Intermezzo“ von Richard Strauss oder Papagena in Mozarts “Zauberflöte“. Teru Yoshihara, geboren in Sapporo/Japan, studierte in Tokyo Gesang. Nach dem Abschluss folgte ein Aufbaustudium in Mailand, das er mit großem Erfolg abschloss. Danach studierte er an der Stuttgarter Musikhochschule in der Liedklasse von Prof. Konrad Richter und in der Opernschule. Sein Gesangslehrer war in dieser Zeit Bernhard Gärtner. 1995 erfolgte das Opern-Debut des Bariton als "Sharpless" in Puccinis "Madame Butterfly". Seit dem sang er mit großem Erfolg Konzerte und Opern in Deutschland, im europäischen Ausland und in Japan. Dabei arbeitete er mit namhaften Dirigenten wie Nello Santi und Helmuth Rilling zusammen. Seit 2002 ist es ihm ein großes Anliegen, japanische Kunstlieder in Europa zu präsentieren. Im Jahre 2007 betraute ihn die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart mit einem Lehrauftrag für Gesang. Mai Shigeoka, 1981 in Japan geboren, studierte Cembalo und Hammerflügel bei Masaaki Suzuki, Yoshiko Kojima und Kikuko Ogura an der Universität für Kunst und Musik in Tokyo 22 und schloss ihre Studium mit Auszeichnung ab. Weiterhin studierte sie Hammerflügel bei Boyan Vodenitcharov und Piet Kuijken am Königlichen Konservatorium in Brüssel und erhielt dort 2008 das Masterdiplom mit Auszeichnung. Verschiedene Meisterkurse in Cembalo und Hammerflügel bei Jos Van Immerseel, Pierre Hantaï, Stanley Hoogland und Andreas Staier komplettierten ihre Ausbildung. Sie hat zahlreiche Konzerte als Solistin, Continuo- Spielerin und als Begleitmusikerin in Japan, Belgien, Deutschland und Österreich unter namhaften Dirigenten wie Philippe Herreweghe oder Philippe Pierlot gegeben. Seit September 2008 lehrt Mai Shigeoka Hammerflügel am Königlich Konservatorium in Antwerpen. Felix Romankiewicz studierte Klavier an der Musikhochschule Stuttgart bei Prof. Felix Gottlieb und Prof. Wolfgang Bloser und in der Meisterklasse von Prof. Thérèse Dussaut am Konservatorium in Toulouse. Seit 1989 hat er Konzerte in vielen Städten Deutschlands, Frankreichs, Japans, Österreichs und der Schweiz gegeben. Eine Zusammenarbeit ganz besonderer Art verbindet ihn mit Teru Yoshihara: 2002 riefen beide den „DeutschJapanischen Dialog“ ins Leben, der zu zahlreichen Konzerten in vielen Städten Deutschlands und Japans geführt hat. Einen weiteren Schwerpunkt seiner musikalischen Tätigkeit bildet die Komposition: Werke entstanden u.a. für den Deutsch-Japanischen Dialog, für Cultura orientale e occidentale nella musica contemporana, das Junge Musiktheater Esslingen (Die Kinder- und Jugendoper „Teufels-Werk“, Text von Dietlind Rohm) und die Hugo-WolfGesellschaft. Denkmal des Haiku-Dichters und Wanderers Basho Vortrag von Frau Prof. Dr. Eschbach-Szabo „Baden-Württemberger in Japan“ (Wird in der nächsten Ausgabe der Bambusblätter abgedruckt.) 23 Yoshino 吉野, Ort der Kirschblütenschau und prägender Ereignisse Waren Sie schon in Yoshino? Als Gartenfreund oder Gärtner kennen Sie sicher Yoshino-Kirschbäume. Aber Yoshino? Schade, Sie sollten Yoshino kennen, nicht nur wegen seiner Kirschbäume und spektakulären Kirschblüte im April jeden Jahres, sondern auch wegen seiner besonderen Rolle, die es immer wieder im Laufe der japanischen Geschichte gespielt hat. Dabei wurden Fragen angesprochen oder Probleme gelöst, die auch in der europäischen Geschichte eine Rolle spielten, was Europäer dazu einlädt, nicht etwa sich einzumischen, dazu ist es zu spät, aber mitzudenken und Zusammenhänge zu verstehen. Europäer, die es unternehmen, in Japan Land und Leute kennen zu lernen, sind gut beraten, in Kyoto und Nara mit ihren Bemühungen anzufangen. Nicht weil es die europäischsten der japanischen Städte wären, ganz im Gegenteil, sondern wegen ihrer zahlreichen weltlichen und geistlichen Bauwerke und Landschaftsgärten, die ihnen Staunen und Bewunderung vermittels sinnlicher Wahrnehmung abnötigen. Im futuristisch anmutenden Tokio gingen sie „easily lost in Translation“. Ästhetische Schönheit wirkt über die Sinne, weniger über sprachliche Verständigung. Sie regt zwar dazu an, Interesse für den sozialen Rahmen zu wecken, der bemerkenswerte Werke hervorgebracht hat und hervorbringt, doch Verständnis kommt aus der Analyse und aus Vergleichen von Situationen des praktischen Lebens. Yoshino ist ein kleiner überschaubarer Ort, der in der Kirschblütenzeit von japanischen Besuchern massenhaft heimgesucht wird, in der übrigen Jahreszeit aber still dahinlebt. Daneben enthält der Ort sakrale Bauwerke in der Form von Tempeln und Schreinen, die schwerlich aus der Kraft eines Dorfes entstanden sein können, also Ausdruck der japanischen Kultur insgesamt sein müssen. An diesem beschaulichen Ort ist es einfacher, typisch japanische Besonderheiten einzeln zu identifizieren, ihnen nachzugehen, schließlich zu verstehen und möglicherweise Bekanntes, also Gemeinsamkeiten in den Unterschieden festzustellen. 24 Blick über Yoshino hinweg in die Yamato-Ebene Yoshino liegt am südlichen Rande der Yamato-Ebene, in der sich die japanische Staatenbildung vor etwa 2000 Jahren vollzogen haben soll. Wegen seiner Lage, ca. 200m über dem Boden der Yamato-Ebene, am Abhang eines Gebirgsstocks, der bis zu 2000m aufsteigt und die Ebene auf 3 Seiten umschließt, hat der Ort wohl stets besondere Anziehungskraft ausgestrahlt und es ist nachvollziehbar, dass er von alters her ein Ziel für Ausgestoßene, Einsiedler und Grübler war, die sich in die Einsamkeit der Berge zurückgezogen hatten, nicht nur weil sie sich vor der Obrigkeit verbergen mussten, sondern um über religiöse Fragen nachzudenken, sei es zur persönlichen Vervollkommnung oder zur Rechtfertigung staatlicher Institutionen. Da sie nicht nur abstrakt, sondern praktisch dachten, haben sie den kilometerlangen Berghang mit Kirschbäumen bepflanzt, und damit vom heutigen Standpunkt betrachtet, ein Freizeit-Paradies für die nahen Stadtbewohner geschaffen, zumindest in der Zeit der Baumblüte. Allerdings lässt diese Betrachtungsweise die ursprünglichen Hintergründe für seine Entstehung leicht außer Acht geraten. Von den ersten Herrschern Japans wird angenommen, dass sie Mitglieder von Familien waren, die als Landwirte Einfluss gewonnen hatten und ihren Herrschaftsauftrag von Göttern ableiteten und deshalb nicht nur Könige, sondern auch Oberpriester waren. Die aktuelle Kaiserdynastie, als eine dieser Familien, führt ihren Auftrag auf die Sonnengöttin Amaterasu zurück, die im Pantheon der ältesten Religion Japans die wichtigste Göttin darstellt. Am nördlichen Ausgang der Yamato-Ebene, in etwa 50 Kilometer Entfernung von Yoshino, liegt Nara, die erste gemeinsame Hauptstadt Japans, die um 710 n.Chr. diesen Status erlangte. Kyoto, die Hauptstadt von 784 - 1868, liegt weitere 50 Kilometer nördlich von Nara. Beides sind Städte, die nach dem Vorbild der damaligen Hauptstadt Chinas angelegt wurden, nämlich im Schachbrettmuster, unbefestigt und ohne ausgeprägtes Zentrum. Die Wohnsitze, von denen die Regierungsmacht ausging, sind in der Regel Tempel oder Schreine, die über das Stadtgebiet verstreut, nicht selten in den unteren Hanglagen der umgebenden Berge liegen. Yoshino aber wird selbst heute nicht nur wegen seiner landschaftlichen Schönheit und spektakulären Kirschblüte besucht, sondern wegen der aktuellen Bedeutung seiner Tempel, Schreine und sonstigen Kultur-Denkmäler. Seit dem 6. Jahrhundert ist es als eine Brauküche sowohl für religiöses als auch poetisches Denken und Handeln nachgewiesen. Im 12. Jahrhundert diente es Minamoto no Yoshitsune, einem Volkshelden, als Zufluchtsort, als er vor seinem Bruder, dem damaligen Machthaber und politischen Reformator auf der Flucht war. Im 14. Jahrhundert gründete der Reform-Kaiser GoDaigo einen konkurrierenden 25 Kaiserhof in Yoshino und ab dem 16. Jahrhundert erwiesen sowohl Hideyoshi Toyotomi als auch andere prominente Personen aus Kunst, Wissenschaft und Politik dem Ort ihre Referenz. Ein Europäer, der unvorhergesehen nach Yoshino kommt, erfreut sich spontan an der Landschaft und könnte deren Schönheit als Grund für die Volksmenge annehmen, die sich durch die enge Hauptstraße des Bergdorfes wälzt, um am Ausgang des Ortes Platz zu nehmen unter blühenden Kirschbäumen. Aber auf dem Weg dorthin kommt er an einigen Bauwerken vorbei, die Fragen aufwerfen: (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) Warum ist Yoshino, ein kleines Dorf, Endstation der S-Bahn von Nara und Osaka? Die Zahl der Einwohner rechtfertigt das nicht und ringsumher am Fuße der Berge gibt es andere landschaftlich schön gelegene Dörfer. Wie kommt dieser Wald aus Kirschbäumen nach Yoshino? Es gibt keine Urwälder aus Kirschbäumen. Was hat Yoshino mit Religion zu tun? Die Tempel und Schreine des Ortes passen nicht zur ländlichen Umgebung und werden offensichtlich nicht nur aus musealen Gründen besucht. Was hat Yoshitsune mit Yoshino zu tun? Überall liegt der Name in der Luft. Was hat es auf sich mit dem „Südlichen Kaiserhof“, den GoDaigo in Yoshino gründete? Die Frage stellt sich aufgrund der vielfach aufgestellten Wegweiser. Warum gingen Hideyoshi Toyotomi und andere Prominente nach Yoshino? Solch hochrangige Personen haben besseres zu tun, als landschaftliche Schönheiten in abgelegenen Gegenden zu besichtigen. Was hat es mit den Souvenirs auf sich, die Besucher aus Yoshino mit nach Hause nehmen? Die Hauptstrasse ist gesäumt von Souvenirläden. Der Reisende wird reich belohnt, wenn er die Antworten darauf sucht. (1) Warum ist Yoshino Endstation der S-Bahn von Nara und Osaka? Da die S-Bahn gebaut wurde, nachdem der Ort seine Aura entwickelt hatte, beantwortet sich die Frage von selbst. Yoshino liegt im Einzugsgebiet großer Städte, nämlich Nara, Osaka, Kobe und Kyoto, jeweils die Hauptstädte verschiedener Verwaltungseinheiten, die Präfekturen genannt werden und zusammen die Region Kansai bilden, die von ca. 17 Millionen Menschen bewohnt wird. Nicht das Einwohneraufkommen des Dorfes Yoshino ist maßgebend, sondern das Interesse der übrigen Japaner. 26 Lage der Yamato-Ebene innerhalb der Kansai Region. Die gelben Linien sind Grenzen von Präfekturen, ihre Namen erscheinen in roter Schrift Diese 17 Millionen wohnen dort nicht etwa gleichmäßig über die Gebietsfläche verteilt, sondern beschränkt auf die Flächen weniger Ebenen, die rings von steilen Bergen umstellt sind. Hier wird ein deutlicher Unterschied in den Landschaftsformen zu Europa sichtbar. Bei uns folgt die landwirtschaftliche und sonstige Nutzung der Landschaft den Wellen des Bodens, d.h. seinen Erhebungen und Vertiefungen. In Japan sind Wohn- und landwirtschaftliche Nutzflächen tischflach nivelliert. Das hängt offensichtlich mit dem Reisanbau zusammen. Die Pflanzen stehen bis zur Ernte im Wasser, was tischflache Felder erfordert, die vermutlich im Laufe der Zeit durch künstliche Nivellierung entstanden sind. Reisanbau auf Terrassen ist in Japan selten zu sehen. Die mit Wald bedeckten Berge tragen weder Reisfelder noch Ansiedlungen. Von dieser Regel gibt es nur wenige Ausnahmen (z.B. Kobe, Beppu und …Yoshino, weil es auf dem flachen Kamm eines Vorberges errichtet ist). Erst moderne Erkenntnisse der Bodenmechanik erlauben die Besiedlung von Berghängen, weil sie bei Regenwetter immer wieder abrutschen, das heißt ins Tal stürzen. Der größere Anteil der 17 Millionen Menschen in Kansai lebt in der Ebene, die sich nördlich von Yoshino bis Kyoto dahinstreckt, vom flachen Tal eines Flusses (Yodogawa) durchquert, dem Abfluss aus dem Biwa-See, der bei Osaka ins Meer mündet. An dessen Unterlauf zweigen gewissermaßen die Küstenebenen von Osaka und Kobe ab, so dass das gesamte bewohnte Gebiet der Kansai-Region eine einzige Ebene bildet. Ein Zweig des ausgeklügelten S-Bahnnetzes der Region endet bei Yoshino, das in ein bis zwei Stunden Fahrzeit aus den genannten städtischen Ballungszentren zu erreichen ist. (2) Wie kommen die Kirschbäume nach Yoshino? Türken behaupten, die Urform der Kirschbäume sei im Pontischen Gebirge beheimatet. Die Kirschbäume in Japan bringen keine Früchte hervor, also können sie in der unkultivierten Natur nicht überleben. Sie müssen daher durch menschliche Kunstfertigkeiten vermutlich 27 nicht aus der Urform des Pontischen Gebirges abgeleitet worden sein. Kurz, der Kirschenwald am Abhang des Yoshino – Berges muss gepflanzt worden sein. Aber wann? Vor hundert Jahren? Der Überlieferung nach hat Yoshitsune im Jahre 1187 am Yoshino – Berg unter blühenden Kirschbäumen gerastet und neuen Mut gefasst. Zu dieser Zeit hat es dort demnach Kirschbäume in auffallender Zahl gegeben. Anderen Quellen zufolge sind die Bäume bereits im 7. Jahrhundert angepflanzt worden, durch En-no-Gyōja, der auch als Gründer des Shugendô genannt wird, eines religiösen Weges, der Buddhismus, Shintoismus, Shamanismus, Taoismus und andere Philosophien miteinander zu vereinen suchte. Er widmete die Bäume dem Gott der Berge Zaou Gongen; daneben sind sie Gegenstand der frühen Anthologie KOKINSHUU. Der Abhang des Yoshino-Berges ist je nach Höhenstufe in vier Bereiche eingeteilt: Shimo-, Naka-, Kami- und Oku-Senbon, übersetzt lauten diese Namen „Unterer-, Mittlerer-, Obererund Innerer 1000-Baum Bereich“, was nicht bedeutet, dass nur 4000 Kirschbäume den Abhang bedecken, es sind mehr als 30 000. Der Ort Yoshino liegt übrigens in Naka-Senbon. Der Name Oku-Senbon (Innerer – Bereich) deutet an, dass dieser, bereits einige Kilometer oberhalb des Ortes gelegene Bereich, wohl derjenige sein muss, auf den es eigentlich ankommt, obwohl er in seiner Äußerlichkeit nicht an das heranreicht, was weiter unten geboten wird. Die vier Höhenzonen des Yoshino-Bergs. Der historische Ort Yoshino liegt im Bereich der Ellipse. Die graue Linie stellt den Anfang des Omine – Pilgerpfades dar, der sich 130 km durch das schroffe Kii-Gebirge nach Kumano am Ozean schlängelt. Die Omine – Berge liegen südöstlich von Yoshino Nicht alle der angepflanzten Bäume sind Exemplare der Art Yoshino-Kirschbaum (Prunus x yedoensis). Ein abgegrenzter Park im Bereich Naka Senbon enthält mehr als 100 verschiedene Arten. Eine davon bringt weiße Blüten hervor, die stark nach Bananen duften, besser gesagt, die so duften, wie Bananen schmecken. Die Bäume sind nicht alle 1000 Jahre alt. Es werden ständig neue Bäume nachgepflanzt. Das Holz der gefällten Bäume wird von den Dorfbewohnern zu kunsthandwerklichen Gegenständen verarbeitet. 28 Picknick unter blühenden Kirschblüten In der Zeit der Kirschblüte (Mitte April) wird der Ort von zahlreichen Besuchern durchströmt, die einer japanischen Sitte frönen und sich am oberen Ende der Dorfstraße auf freien Plätzen mit Aussicht auf Täler und Höhen unter den Kirschbäumen am Boden niederlassen, um die mitgebrachten Leckereien (O-Bento) zusammen mit Reiswein (Sake), Tee und Bier zu verzehren. Die Arbeitgeber dieser Picknicker drücken ein Auge zu, wenn ihre Mitarbeiter von den Arbeitsplätzen verschwinden, denn die Zusammenkunft unter freiem Himmel dient nicht zuletzt der innerbetrieblichen Kommunikation. Man lernt sich kennen und knüpft Netzwerke. Die weißen und blassroten Blütenblätter sinken im leichten Frühlingswind sanft zur Erde und landen wie gewichtlose Regentropfen in den Haaren, auf den Tabletten und in den Trinkbechern der Feiernden. Dass Japaner Kirschblüten-Feste feiern, ist sprichwörtlich. Offensichtlich handelt es sich um einen überlieferten Brauch. Die Gründe dafür waren nicht in jeder geschichtlichen Epoche die gleichen. Mal waren sie religiös motiviert, mal war es die Popularisierung von Festen der Hofgesellschaft. Doch ein Grund scheint immer und überall motivierend zu sein, nämlich die Poesie der Baumblüte, das Wetter wird wärmer, als es im Winter war, die Tage bleiben länger hell, der Himmel ist blau/weiß und nicht bleigrau wie im Winter. Dies alles sind Faktoren, die auf das Gemüt einwirken. Sowohl in Deutschland (Leichlingen, Werder, Altes Land, …) als in USA und Kanada (Washington D.C., …Vancouver, …) zieht die Baumblüte traditionell die Bewohner der nahe gelegenen Städte auf das Land und versetzt sie in festliche Stimmung. Allenfalls würde es im Westen als Verschwendung betrachtet, sich um Bäume zu kümmern, die nur blühen. Bäume, die Früchte tragen, blühen die nicht auch? Aber vor 1000 Jahren war das Erzeugen von Wunschkindern, nämlich Bäumen mit prächtigen Blüten, noch eine Kunst, die nicht überall praktiziert werden konnte, also eine High Tech - Angelegenheit. (3) Was hat Yoshino mit Religion zu tun? Es ist vielfach belegt, dass der Yoshino-Berg und die umgebenden Berge mindestens seit der Einführung des Buddhismus in Japan (552) ein Rückzugsgebiet für religiöse Einsiedler und Asketen waren, die versucht haben, schamanistische, schintoistische und buddhistische Vorstellungen unter einen Hut zu bringen. Die sich bis heute manifestierenden Ergebnisse sind der große Tempel von Yoshino (Kinpusenji) und der Omine Pilgerpfad, von dem einige Teilstrecken 2004 zum UNESCO – Weltkulturerbe erklärt wurden. 29 Satellitenbild des größten der Grabhügel (Kofun), in Sakai gelegen, einem südlichen Vorort von Osaka, die sterblichen Überreste des Kaisers Nintoku enthaltend (313-399) Episoden der japanischen Geschichte sind seit der Einführung der chinesischen Schrift im sechsten Jahrhundert durch in Japan selbst geschriebene Texte belegt. Die Archäologen haben aber zahlreiche Artefakte ausgegraben oder identifiziert, die älteren Epochen zuzurechnen sind. Insbesondere sind megalithische und sonstige Grabhügel (Kofun) bekannt, die mit zu den größten gehören, die in der Welt gefunden wurden. Die Baumasse des Nintoku Kofun ist größer als die der Cheops-Pyramide. Die Errichtung derartiger Grabhügel hörte mit der Einführung des Buddhismus auf. Der Bau sowie der Verzicht auf den Bau weiterer Grabhügel sind Folgen religiöser Fragen, die die Menschen bewegt haben müssen. Der Buddhismus wurde seit der Mitte des 6. Jahrhunderts durch koreanische Vermittlung eingeführt und fasste dort schnell Fuß, deutlich erkenn bar an den Veränderungen bei der Totenbestattung. Im Jahre 552 sandte der König von Peakche eine diplomatische Mission in das Yamatoreich, mit der Bitte um militärische Unterstützung gegen ein benachbartes Königreich. Auch die Koreaner waren damals kein geeintes Reich. Als Gegengabe brachte die Mission buddhistische Priester mit, die religiöse Bilder und Schriften sowie den Mondkalender im Gepäck trugen. Koreanische Technologie, insbesondere die der Bearbeitung von Eisen, war in Japan begehrt. Die militärische Hilfe wurde den Koreanern gewährt, war allerdings nicht erfolgreich, denn im Jahre 562 wurden die Japaner von ihren Besitzungen Mimana in Korea vertrieben. Die Übernahme der fremden Religion jedoch erwies sich als dauerhaft und folgenreich. Die Veränderung religiöser Denkweisen geht naturgemäß nicht ohne innere und äußere Kämpfe vonstatten. Die äußeren fanden in der Yamato-Ebene statt, die inneren in den Yoshino-Bergen. Das Ergebnis war ein Modus der Koexistenz. Die alte Religion wurde nicht durch die neue verdrängt. Die alte änderte sich zwar, was am Losslassen von alten Totenritualen erkennbar wird, aber der Shintoismus blieb bis heute neben der neuen Religion bestehen. Der Sage nach, wurden sich die Japaner durch die neue Religion erst ihrer alten bewusst. Als 30 der Grosskönig1 erkrankte und Gebete an die alten Götter nicht halfen, betete er vor den Bildern der neuen und wurde gesund. Was ihn der neuen Religion zuneigte. Der Grosskönig wurde aber auch krank, ohne dass die neuen Götter ihm halfen, was die Gegner der neuen Religion auf den Plan rief, die meinten, er würde nicht gesund, weil er die alten Götter vergrault habe. Die neue Religion war im Jahre 710 fest etabliert, als Nara die erste gemeinsame Hauptstadt des japanischen Reiches wurde. Es gab eine herausragende politische Gestalt, die die Reichseinigung zustande brachte, nämlich Shotuoku Taishi, der selbst nur Regent seiner Tante Suiko war und sie durch seine Bemühungen zur Kaiserin, zur `Himmlischen Herrscherin (Tennô) ‘ machte, weil er sie in einem Brief an den chinesischen Kaiser, der sich ´Sohn des Himmels´ nannte, so bezeichnete. Die andere herausragende Persönlichkeit trug den Namen En-no-Gyōja. Sie lebte zeitweise in Yoshino und hat dort bis heute sichtbare Spuren hinterlassen, nämlich den mit Kirschbäumen bepflanzten Berghang, einen Tempel, der als zweitgrösstes Holzhaus in Japan gilt, den Kinpusenji, eine Gemeinschaft von guten Geistern, die in der japanischen Literatur immer wieder als Helfer in der Not auftreten und Yamabushi genannt werden, die religiöse Bruderschaft des Shugendo und den Omine-Pilgerpfad, der seit 2004 als Weltkulturerbe der Menschheit von der UNESCO anerkannt wird. En-no-Gyōja lebte in der Zeit der Jahrhundertwende vom 7. auf das 8. Jahrhundert als freier Einsiedler oder Theologe, der mit der Regierung Ärger bekam, weil er mit dem Volk über religiöse Dinge sprach. Religion aber von der Regierung als ein Hilfsmittel angesehen wurde, das ihr zur Erfüllung ihrer eigenen Aufgaben zustand. Als religiöse Aufgaben galten das Beten für das Wohl des Staates, das Bannen von Epidemien und die Sorge um eine gute Ernte. Das Staatsamt des Regenmachers hatte die notwendigen Vorkehrungen dafür zu treffen. En-no-Gyōja machte die Regierung darauf aufmerksam, dass auch einzelne Menschen religiöse Bedürfnisse haben und wurde dafür verbannt. Während seiner Verbannung soll er im Ise – Shrein die Idee gehabt haben, die die alte Religion, den Shintoismus, mit der neuen, dem Buddhismus versöhnte. Nämlich er erklärte die hauptsächlichen alten Götter, die Kami, es gibt unendlich viele Kami, zu Bodhisatvas2. Das war einleuchtend, verständlich und beseitigte alle Einwände. Jeder konnte selbst entscheiden, was er sein wollte, Shintoist, Buddhist oder beides. En-no-Gyōja wurde posthum von einem Kaiser zum Avatar erklärt, also zu einem Heiligen. Wenn wir in die europäische Geschichte blicken, so gab es auch eine Formel für einen Ausgleich, nämlich der Augsburger Religionsfrieden von 1555 etablierte einen Modus der Koexistenz zwischen verschiedenen religiösen Richtungen, nämlich auf der Basis: „Wessen das Land, dessen die Religion“. Der Landesherr bestimmte die Religion der Untertanen. Nonkonformisten hatten das Recht, auszuwandern. Die Grundlage dieser gegenseitigen Duldung ist politisches Gleichgewicht, aber kein demokratisches. Was ist erforderlich, die Gemüter der Menschen zur Ruhe zu bringen? Politisches Gleichgewicht scheint dafür nicht auszureichen. Der Frage nachzugehen, was die Grundlage einer Harmonisierung sein könnte, scheint lohnenswert zu sein. Eines der frühesten buddhistischen Bauwerke in Japan ist der Tôdai-ji (Tempel) in Nara. Er gilt als die größte Holzkonstruktion der Welt. 1 Zu dieser Zeit gab es noch keine Kaiser. Der Titel Tenno (Kaiser) wurde erwt durch Shotoku Taishi eingefuehrt, der erst spaeter lebte. 2 Erklaerung des Begriffs Bodhisatva siehe weiter unten Abschnitt Buddhismus 31 Tôdai-ji (Tempel) in Nara Das zweitgrößte Holzhaus in Japan ist das Hauptgebäude des Kinpusen-ji in Yoshino. Der Tempel ist ein bedeutendes Zentrum des Shugendô (修験道), wörtlich übersetzt: „Der Weg des Lernens und des Praktizierens“. Gemeint ist, die Beziehungen des Menschen zu der Wirklichkeit der Natur zu erforschen. Die Shugen – Sekte oder Schule ist bis heute aktiv und übt Einfluss auf die Gesellschaft aus. Das Wort Sekte hat im Westen einen negativen Beigeschmack, weil mit diesem Wort Gemeinschaften bezeichnet werden, die vom Pfad der etablierten Lehrmeinung abweichen. Der Buddhismus kennt keinen Papst, der eine Lehrmeinung etablieren könnte, er kennt Wege (Dô), was auch mit Sekte oder Schule übersetzt wird. Die wichtigste Sekte ist jeweils diejenige, die die meisten feinen Leute zu ihren Mitgliedern zählt. Im Laufe der Geschichte Japans haben verschiedene Sekten diese Rolle gespielt. Zweitgrößtes Holzhaus in Japan: Kinpusen-ji (Tempel) in Yoshino Shugendô konzentriert sich auf einen asketischen Lebensstil, wie er Bergbewohnern eigen ist, weil er körperlich erfahrbare Erfolge und Niederlagen in Analogie zu geistigen Entwicklungen setzte und inkorporierte in seine buddhistische, seinerzeit staatlich favorisierte Grundhaltung die Lehren anderer östlicher Philosophien wie Shamanismus, Shintoismus und Taoismus, Konfuzianismus mit dem Ziel, die spirituellen Erfahrungen und Fähigkeiten eines Menschen zu fördern. An verbaler Fixierung immerwährender Wahrheiten ist er nicht interessiert. En-no-Gyōja, der die ersten Kirschbäume am Hang des Yoshino-Berges gepflanzt haben soll, 32 gilt als der Gründer des Shugendô. Wir können uns nun vorstellen, weshalb Kirschblüten einen religiösen Bezug haben. Die Anhänger des Shugendô heißen shugenja, „Leute des Shugen“, aber auch “Yamabushi”, was “sich in den Bergen verneigen oder anbeten” bedeutet. In der japanischen Folklore und den Mythen kommen Yamabushi häufig vor und zwar als Helfer von verirrten Pilgern in den Bergen und als Heilkundige. Um zu spirituellen Erfahrungen zu gelangen, sind körperliche Anstrengungen und Entbehrungen, wie sie auf langen Wanderungen erlebt werden können, hilfreich, z.B. berichten die Jakobspilger nach Santiago de Compostela davon. Von Yoshino führen verschiedene Pfade bis zum 130 Kilometer entfernten Meer durch ein schroffes Bergland, genannt Kii-Gebirge, vorbei an hohen Wasserfällen und entlang steiler Felsabstürze. Sie bieten sich als Übungsfeld für das Sammeln spiritueller Erfahrungen an und wurden auch schon vor den Yamabushi zu eben diesen Zwecken genutzt. Im 10. Jahrhundert erlangten sie den Status heiliger Berge, die selbst in China als Ort für geistige Exerzitien bekannt waren. Es gab auch anderswo in Japan heilige Berge, z.B. den Fujiyama. Menschen auf dem Pilgerpfad von Yoshino nach Kumano Im Jahre 2004 wurden drei Orte in den Kii – Bergen als UNESCO Weltkulturerbe registriert. Es handelt sich um die zweite UNESCO – Registrierung dieser Art. Die erste Registrierung betraf Streckenabschnitte des Jakobswegs nach Santiago de Compostela. Bevor es zur Registrierung der Kii – Berge kam, mussten einige Schwierigkeiten beseitigt werden, denn heilige Orte durften in Japan nicht von Frauen betreten werden und die UNESCO hätte eine derartige Regelung nicht akzeptiert, obwohl es eine Ausnahme gibt, nämlich den Berg Athos in Griechenland. Er ist UNESCO Kulturerbe und darf trotzdem nicht von Frauen und Kindern betreten werden. Inzwischen ist das Frauenverbot in Japan fast vollständig aufgehoben worden. Die erste Lockerung des Verbots erfolgte speziell für den Fujiyama im Jahre 1872, weil man nicht wusste, wie das Verbot den nun im Lande zugelassenen Westlern erklärt werden sollte. Für die Kii-Berge wurde das Verbot 1960 teilweise aufgehoben und zwar Dank der insistierenden Tätigkeit einer Westlerin, die mehr als 30 Jahre lang in Japan gelebt hatte (Edith Hansen). Es gibt auch heute noch Beschränkungen, jedoch nicht in den registrierten Bezirken. Die drei zum UNESCO Kulturerbe erhobenen Orte sind der Berg Koyasan (Wakayama), der Pilgerpfad Yoshino-Omine (Nara) und die Schreine Kumano Sanzan (Wakayama). Sie liegen innerhalb des in moderner Zeit geschaffenen Yoshino-Kumano National Parks und im 33 Netzwerk der traditionellen Pilgerpfade. Kumano, an sich ein heiliger Ort des Shinto, hat seinen Ruf durch eine Legende aufgewertet, wonach im Jahre 420 ein Inder an den Strand gespült worden sei, der aufgrund von Visionen an einem in der Nähe gelegenen Wasserfall eine buddhistische Einsiedelei errichtet habe und durch einen Sektengründer, der seine buddhistische Erleuchtung in einem shintoistischen Schrein erhielt (Ippen Shonin, Gründer eines Nebenzweiges der Jodo-Shu). Heutzutage werden die Pilgerpfade nicht nur zu religiösen Übungen benutzt, sondern von Erholung suchenden Wanderern, die sich an den landschaftlichen Schönheiten erfreuen. Für Europäer ist die Wanderung durch Wälder mit turmhohen, kerzengeraden Nadelhölzern besonders faszinierend, weil er sie in Europa nirgendwo sieht. Der Buddhismus entstand bekanntlich im sechsten vorchristlichen Jahrhundert in Indien und kam in der Form des Mahayana „Großes Fahrzeug“ über China und Korea nach Japan, wo er verschiedene Schulen hervorgebracht hat, die auch Sekten genannt werden. In China hat der Buddhismus nur periodisch eine bedeutende Rolle gespielt. Dort war es der Konfuzianismus, der die soziale Ordnung stark beeinflusst hat. Der chinesische Konfuzianismus und der in Japan entwickelte Neokonfuzianismus haben auch in Japan die staatliche Organisation geformt. In Japan existieren unterschiedliche Religionen, die sich vom Standpunkt der Logik betrachtet, sogar gegenseitig widersprechen, nicht nur konfliktarm nebeneinander, sondern ein großer Teil der Bevölkerung bekennt sich sowohl zum Buddhismus als auch zum Shintoismus. Von christlicher Seite hat den Japanern das den Ruf eingetragen, schizophren zu sein, weil der Shintoismus als diesseitig orientierte Religion zu betrachten sei und der Buddhismus als jenseitig orientierte, beides gleichzeitig zu glauben sei unlogisch. Japaner, auf dieses Problem angesprochen, bezichtigen Westler ihrerseits der Schizophrenie, weil sich die christliche und die Religion der Wissenschaft gegenseitig widersprächen, die eine sei gottgläubig, die andere versuche die Welt ohne Gott zu erklären und das auch noch, ohne je wissen zu können, ob ihr das jemals gelingen könnte, eine Hoffnung wird als Gewissheit gesetzt. Damit unterscheidet sich Wissenschaft nicht grundsätzlich von Religion, beide verlassen sich auf eine Hoffnung, auf etwas, das sich erst noch als zutreffend erweisen muss. Wissenschaften wurden auch immer schon von Christen betrieben und es gibt Wissenschaftler, die sich explizit zum Glauben bekennen neben erklärten Atheisten und Materialisten, die in diesem Sinne als logisch konsequente Puristen gelten können. Mir scheint, beide haben Recht, reden aber aneinander vorbei, weil verbalisierte Diskrepanzen nicht wegen der Verbalisierung den Status der Existenz erlangen, sie gehören ins Reich der Phantasien. Die kulturellen Errungenschaften beider Seiten zeigen, dass die Angelegenheit auf verbaler Ebene nicht zu lösen ist. Europäer neigen dazu, die verbale Fixierung absoluter Wahrheiten als anzustrebendes Ziel zu betrachten, während Japaner versuchen, Fähigkeiten zu entwickeln, mit denen Wahrheiten erlebt oder geschaffen werden können, z.B. in der Form von Ergebnissen der Poesie, Malerei, Meditation oder auch der Schwertkunst. Das Ziel eines christlichen Lebens ist die Erlösung durch Glauben, weil Werke dazu nicht ausreichen. Das Ziel eines buddistischen Lebens ist die Erleuchtung, die es durch Selbstvervollkommnung zu erreichen gilt, aber praktisch erreichen nur wenige diesen Zustand. Deshalb gibt es zumindest im Mahajana Buddhismus die Idee des Bodhisatva, eines Menschen, der den Zustand der Erleuchtung erreicht hat, nun aber von der Erlösung, dem Eingang ins Nirvana keinen Gebrauch macht, weil er anderen Menschen dabei helfen will, den Zustand der Erleuchtung zu erlangen. Der Jodo-Shin-Shu Buddhismus geht so weit, zu sagen, dass die Bohisatvas bereits alles dafür getan haben, jeden Menschen in den Zustand der Erleuchtung zu versetzen, aber es wäre schön, wenn der somit Erleuchtete Dankbarkeit dafür zum Ausdruck brächte. ZenBuddhisten vertreten eine davon leicht abweichende Meinung. Sie betrachten sich gewissermassen von Natur aus im Zustand der Erleuchtung, fühlen in diesem Zustand aber 34 die Notwendigkeit, entsprehend zu leben. Sie streben danach, ihre Lebenstätigkeit möglichst perfekt auszuführen. Wobei es nicht auf die Art der Tätigkeit ankommt, sie könnte in perfekter Müllabfuhr bestehen oder im perfekten Umgang mit dem benötigten Werkzeug. Zur perfekten Ausführung von Tätigkeiten gehört stetes Dazulernen. Der Vorschlag eines europäischen Politikers, nämlich zur Reduktion der überlaufenden Staatsschulden bei der Bildung zu sparen, würde nur dann verstanden, wenn mit Bildung etwas Überflüssiges gemeint wäre. Schliesslich können Menschen mit Wissen vollgepumpt werden, das keine Fähigkeiten erzeugt und auch sonst oder ihnen selbst nichts nutzt Die Schugen Sekte, die neue und alte religiöse Vorstellungen miteinander zu versöhnen suchte und bis heute Einfluss und Wirkung hat, wurde vom Volk nur zögernd aufgenommen, weil ihre Lehren zu komplex sind. Im Jahre 805 kam eine neue Sekte direkt aus China hinzu, nämlich die Tendai Sekte, nicht zuletzt weil die in der Nara-Zeit aktive buddhistische Kegon – Sekte ein politisches Chaos angerichtet hatte. Die neue Tendai - Sekte hielt immer enge Beziehungen zum Kaiserhaus, verweltlichte aber im Laufe der Zeit. Ihr Hauptquartier errichtete sie auf dem Berg Hiei am Rande Kyotos, das die Rolle des geistlichen Zentrums des Landes übernahm, in dem u.a. die Gründer der neuen Richtungen ausgebildet wurden (Zen, Jodo, Jodo-Shin und Nichiren), die in der Kamakura-Zeit entstanden, um das politische Chaos zu lösen, das in der Heian-Zeit angerichtet worden war. Die Tendai Sekte handelte nach der Erkenntnis, dass Menschen auf mindestens zwei Arten zu einer Überzeugung gelangen können, nämlich durch Überredung oder durch Zwang, weshalb sie sich in beiden Techniken übte, sowohl in der Kunst der Überredung als im Umgang mit Waffen. So wird z.B. Minamoto no Yoshitsune zusammen mit dem Kampfmönch Benkei abgebildet (siehe unten). Als Symbol für die Fähigkeit der Theologen, für ihre Überzeugung einstehen und Böses behindern zu können. Kampfmönche oder Sohei sind Vorläufer der sprichwörtlichen japanischen Kampsportler und wurden sowohl von der Tendai-Schule als auch anderen ausgebildet. Benkei war Yoshitsunes treu ergebener und nützlicher Gefährte, nachdem er in einem Zweikampf von diesem besiegt worden war. Politisch gefährlich wurde die Tendai - Sekte in der Zeit der „kämpfenden Provinzen“ im sechszehnten Jahrhundert, weil sie sich aus nicht religiösen Gründen in politische Angelegenheiten eingemischt hatte, sie war verweltlicht. Um 806 wurde zudem die Shingon – Schule direkt aus China eingeführt. Sie vertrat und vertritt den tantrischen oder esoterischen Buddhismus und hat sich aus politischen Angelegenheiten stets herausgehalten. Ihre Lehren werden oft als geheimer Buddhismus bezeichnet, was aber nur bedeutet, dass der Lernende besondere Mühe aufwenden muss und enge Beziehungen zum lehrenden Meister zu halten hat, nicht etwa sein Ausschluss von Teilen der Lehre. Die in der Kamakura-Zeit gegründeten neuen Richtungen waren u.a. auch deshalb entstanden, weil die Theologen sich das Ziel gesetzt hatten, die komplizierten theologischen Zusammenhänge des Buddhismus dem Volk näher zu bringen. Was ihnen tatsächlich gelang, denn bis heute hängen die meisten Japaner den Richtungen Jodo-shin-shu und Nichren-shu an. Die Zen-Richtungen fanden Aufnahme beim Militär. Bekannte Militärführer des zweiten Weltkrieges waren eloquente Zen-Anhänger, wenn nicht Priester. Der Shintoismus ist die ursprüngliche Religion der Japaner. Sie kennt keine heiligen Bücher oder geschriebenen Regeln, sondern gilt als im Bewusstsein der Menschen verankert. Shinto heißt „Weg der Götter (Kami)“. Kami können Berge, Bäume, Gegenstände und Menschen sein, sofern sie durch die Wirkung ihrer Werke oder ihres Daseins den Nachfahren in Erinnerung bleiben. Z.B. ist Mozart ein Mensch, der schon lange gestorben ist, sein Leib ist ein für alle mal zu Staub und Erde zerfallen, seine Musik aber wird überall gespielt. Darin wird seine Göttlichkeit gesehen. Menschen gelten im Grunde als gut. Das Böse kommt durch Geister in die Welt, die mit Hilfe der Kami gebannt werden können. Der größte Kami ist die 35 Sonnengöttin. Die Japaner wurden sich ihrer eigenen Religion erst bewusst, als ihr 31. Kaiser Yomei krank wurde und vor dem Bild eines Buddha um Gesundheit betete. Was den Schamanismus ageht, so ist zwar nicht die Herkunft des Wortes Schamane bekannt, aber es handelte sich um Menschen, die sich als Heiler betätigten. Ihre Heilungskräfte beziehen sie aus einer psychedelischen Kosmogonie deren Ursprung im nordöstlichen Sibirien vermutet wird, aber Spuren in anderen Weltregionen und Religionen hinterlassen hat, sogar im verfassten Christentum. Exorzismus und Hexenverbrennung gelten als Ausdruck des Schamanismus. Der japanische Schamanismus kam wahrscheinlich mit den Ainu ins Land, die zur Zeit der japanischen Staatenbildung die Kurilen Inseln, Hokkaido und den nordöstlichen Teil der Insel Honschu bewohnten und, was Japan betrifft, auch heute noch als Minderheit auf der Insel Hokkaido leben. Die Japaner, die den Yamato-Staat gründeten, sind offensichtlich spätere Zuwanderer, über deren Herkunft spekuliert wird. Sie übernahmen den Schamanismus und vermischten ihn mit eigenen Vorstellungen, was den Shintoismus ergab. Als ich in Osaka den Sumioshi Schrein besichtigte, den einzigen, der die Brandbomben Angriffe des Zweiten Weltkriegs überstanden hatte, wurde ich von einem Japaner angesprochen, der mich fragte, ob ich verstehe, was ich sähe. Ich weiß nicht mehr, was ich antwortete, weil ich glaubte, die Grundprinzipien des Shintoismus zu verstehen, nicht zuletzt wegen des informativen Vortrags von Frau Maruyama-Fritz bei der DJG-BW. Er fragte mich, ob ich wisse, dass der Shintoismus stark von den Hebräern beeinflusst sei. Daraufhin entwickelte sich ein Gespräch, in dem er mich auf verschiedene Dinge aufmerksam machte. Der 'Omikoshi' dort drüben, sieht der nicht so aus, wie die Bundeslade der Hebräer? Wenn er von den Trägern angehoben wird, sagen sie ein Wort, das ‚auf’ bedeutet, es klingt ebenso wie das hebräische Wort für ‚auf’. Mein Gesprächspartner spielte also auf die biblische Geschichte von den 10 verlorenen Stämmen Israels an, die im Jahre 722 v. Chr. von den Assyrern entführt worden waren und in den ‚letzten Tagen’ wieder auftauchen sollten. Auf meine Frage, woher er seine Kenntnisse habe, antworte er, er sei Hobby-Historiker und habe das Buch eines deutschen Juden gelesen, das ihn neugierig gemacht habe. Japanische Historiker hielten sich mehr an das Kojiki und Nihon-Shoki, offiziellen Geschichtsbüchern, die am Anfang der Nara-Zeit entstanden seien, also viel später als die Ereignisse, um die es geht. Aber auch sie könnten nicht verdrängen, dass die mythischen Überlieferungen, auf die sie sich stützten, den hebräischen ähnlich seien. Als ich wieder Zugang zu einem Computer hatte, gab ich die Suchworte „Japan & Hebrew“ ein und erhielt eine lange Trefferliste, aus der ich entnahm, dass der Gedanke, die Japaner seinen Überbleibsel der 10 verlorenen Stämme, gar nicht neu war. Bereits Engelbert Kämpfer, hatte in seinem Buch, aus dem Goethe für seinen ‚west-östlichen Divan’ schöpfte, diesen Gedanken als Vermutung geäußert und begründet. Das Buch des Joseph Eidelberg, The Biblical Hebrew Origin of the Japanese People führt eine lange Liste von Beweisgründen auf, die diese Annahme unterstützen. Selbst die Kritiker verdammen das Buch nicht völlig. Sie geben zu bedenken, die angeblichen Hebräer in Japan müssten nicht unbedingt Nachfahren des Stammvaters Jakob sein, auch die Nachfahren von Esau sprachen so ähnlich wie die Hebräer und wohnten in deren Umgebung. Unter den Assyreren sei es üblich gewesen, besiegte Völker zu entführen und in Palästina hätten sie nicht nur Samaria angegriffen und besiegt, sondern auch andere Landesteile. Sei dem wie es sei, jedenfalls als ich Yoshino besuchte, war ich sensibilisiert für diese Thematik, weshalb mir im Ausstellungsraum des Rathauses, in dem Artefakte der Geschichte das Ortes ausgestellt waren, sofort die Wachsfigur eines zünftigen Yamabushi auffiel. Sie trug als Kopfputz ein „Tokin“ die Hebraer nennen es „Phyloctery“ (siehe Foto). Ansonsten sind nur noch die Pharaonen als Träger ähnlichen Kopfputzes bekannt, doch der pharaonische 36 unterscheidet sich in der Form von dem der Yamabushi und Hebräer. Zünftiger Yamabushi mit Tokin Wachsfigur im Rathaus von Yoshino Konfuzianismus und Taoismus sind ca. 500 Jahre vor Christus in China entstanden. Der Konfuzianismus kann als Religion ohne Götter verstanden werden, sein Ziel ist die Beziehung der Menschen untereinander und zum Staat in harmonischer Weise zu ordnen. In China galt er bis 1908 als Richtschnur für die Verwaltung des Landes. In Japan war er Richtschnur für die Reformen, die zur Etablierung von Nara als Hauptstadt geführt hatten und im späten 16. Jh. war der in Japan entwickelte Neokonfuzianismus Grundlage der staatlichen Neuordnung. Der Konfuzianismus ist einfach verständlich, entspricht aber nicht dem tiefer greifenden menschlichen Bedürfnis nach Welterklärung. Dem kommt der Taoismus entgegen, der in Japan durch Vermittlung der beiden Zen-Sekten (ab 1191) einen erneuten, Kultur bildenden Einfluss ausübte. In China gibt es viele geistliche Richtungen und Techniken, die sich nach dem „Tao“ benennen. Vom Standpunkt der Wissenschaften wird er aus dem Buch „Tao te king“ (Buch vom Tao) abgeleitet, als dessen Autoren die angesehenen Weisen Laotse und Jangtse gelten. Laotse wird auch als Lehrer des Konfuzius und des Gründers des Buddhismus, Buddha Gautama Sidarta, genannt. Eine von europäischen Missionaren hergestellte Übersetzung des „Tao te king“ kam im 16. Jahrhundert nach Europa, wo sie sowohl Ablehnung als auch Zustimmung erfuhr. Ein Grundprinzip des Taoismus ist das „nicht Tun“, worunter nicht „nichts tun“ zu verstehen ist, sondern das Nichteingreifen in die Natur der Dinge. Ein Europäer könnte daraus schließen, Taoisten verböten das Heilen von Kranken, was aber nicht der Fall ist, denn es hat sich ein Zweig der Medizin entwickelt, der taoistische Praktiken zur Heilung anwendet. Merkwürdigerweise sind taoistische (und schamanistische) Heilmethoden 37 manchmal erfolgreich, wo westliche versagen. Die Westler weisen in solchen Fällen auf die zuverlässigere Wiederholbarkeit der Ergebnisse ihrer Methoden hin. Da Menschen die Tendenz haben, den geistigen Dingen des Lebens mehr Bedeutung zuzumessen als den alltäglichen, gab es auch in Japan Konflikte zwischen weltlicher und geistlicher Macht. Staatliche Stellen versuchten in geistliche Entwicklungen einzugreifen und umgekehrt, Geistliche versuchten die staatliche Macht zu beeinflussen oder zu ergreifen. Beides ohne nachhaltigen Erfolg. Letzteres wurde auf zwei verschiedene Arten verhindert: Erstens durch Verlegung der Hauptstadt von Nara nach Kyoto und zweitens durch grausame, aber wirksame Vernichtung der Prätendenten (nach 10 jähriger Vorwarnzeit). Übrigens verlangt der Buddhismus von seinen Anhängern nicht, sich grundsätzlich aus politischen Angelegenheiten herauszuhalten, im Gegenteil, Bösem darf nicht freier Lauf gestattet werden. Allerdings macht es einen Unterschied, ob sich jemand in die Politik einmischt, um Böses zu verhindern oder aus eigennützigen Gründen. Der Eingriff der weltlichen Macht in geistige Angelegenheiten z.B. den Shinto als Staatsreligion zu verordnen, konnte zunächst widerspruchslos vorgenommen werden, prallte im Laufe der Zeit aber wirkungslos ab. Einer der Versuche wurde durch Einwirkung von Douglas McArthur formal aufgehoben. Doch dies ist eine Geschichte, die weniger mit Yoshino als mit Nara, Kyoto und Edo zu tun hat. (4) Was hat Yoshitsune mit Yoshino zu tun? Eigentlich nur wenig. Aber Yoshitsune zusammen mit seinem Freund und Vasallen, dem Kampfmönch Benkei, sind die Volkshelden Japans schlechthin und daher bedeutet es den Bewohnern von Yoshino schon etwas, auf die Anwesenheit der Helden in ihrer Gemeinde verweisen zu können. Die Überlieferung lässt sie einmal (1187) in Yoshino rasten, als Yoshitsune auf der Flucht vor den Häschern seines Halbbruders war, dem ersten auf Dauer ernannten Shogun. Unter blühenden Kirschbäumen fassten er und seine Begleiter neuen Mut, nicht zuletzt weil seine Lebensgefährtin Shizuka Sakuya, auch genannt Yuriru, eine sagenhaft schöne Tempeltänzerin, ihn und seine wenigen Gefährten mit kunstvollen Tänzen aufmunterte. In den Annalen werden sie als heilige Tänze bezeichnet. Bei anderen Gelegenheiten diente sie ihm, dem politisch unerfahrenen Jüngling, als kenntnisreiche politische Beraterin, denn sie war am Kaiserhof aufgewachsen. Sie scheute sich nicht, dem Halbbruder in Kamakura öffentlich seine Schändlichkeit vorzuhalten und wäre deshalb auf der Stelle getötet worden, wenn dies nicht im letzten Augenblick durch die einsichtige Gemahlin des Halbbruders verhindert worden wäre. Yoritomo war durch sein Amt misstrauisch geworden, doch seiner Frau Masaoko vertraute er, er hörte auf sie. 38 Minamoto no Yoshitsune mit dem Kampfmönch Benkei, Darstellung von Yoshitoshi Welch ein außergewöhnlicher Mensch muss das sein, an dessen Rast die Menschen sich 1000 Jahre später noch erinnern. Die Plaketten: „Goethe war hier“ an den Häusern, in denen er einmal übernachtet hatte, sind nicht 1000 Jahre alt. So ist es. Yoshitsune war verstrickt in bedeutende Ereignisse, die zum Übergang von einer japanischen Geschichtsepoche in eine andere führten, nämlich von der Heian- (794 - 1192) in die Kamakura-Zeit (1192 - 1333) und zwar als Schönling und erfolgreicher, tragischer Held, als der Innbegriff des japanischen Ritters, der seinem Halbbruder Yoritomo die Schlachten gewann, die er brauchte, um seine Macht als Shogun zu begründen und zu festigen. Das Volk liebte ihn. Deshalb misstraute ihm sein Halbbruder und er erntete nicht Lohn, sondern wurde in den Selbstmord getrieben. Anders als der sagenhafte Frauen- und Kriegsheld Don Juan, der illegitime Sohn von Kaiser Karl V, der von seinem Halbbruder, König Philipp II zur Lösung heikler Aufgaben eingesetzt wurde, die meist unerwartet glücklich ausgingen, zum Beispiel die Seeschlacht bei Lepanto 1571. Erst mit seiner letzten Mission, nämlich der Befriedung der Niederlande, erregte er den Ärger des Königs, doch Don Juan starb, bevor der Ärger ihm etwas anhaben konnte. Ein Mensch, der aus schwierigen Verhältnissen kommend, etwas aus sich macht, sein Geschick dazu einsetzt, anderen zum Erfolg zu verhelfen und dafür bitter bestraft wird, liefert Stoff, aus dem Mythen gestrickt sind. Er bedarf keiner weiteren Erklärung, er braucht den Literaten nur bekannt zu werden. So gibt es in Japan viele Theaterstücke, sonstige literarische Werke und eine Fernsehserie in 40 Folgen, die das Schicksal von Yoshitsune und seines Freundes Benkei besingen. Yoshitsune war der jüngste Sohn von Yoshitomo no Minamoto. Als sein Vater starb, war er noch ein Wickelkind. Sein älterer Halbbruder Yoritomo war gerade 10 Jahre alt. Der Stammvater der Familie Minamoto ist der Prinz Genji, Held des ersten Romans der Weltliteratur, der „Geschichte des Prinzen Genji“ aus dem 11. Jahrhundert. Der Roman dient heute noch als Lehrstoff zur Vermittlung guter Manieren und überzeugt selbst skeptische Europäer davon, dass Japaner bereits im 11. Jahrhundert moderne Menschen waren. Der Prinz Genji war Sohn eines Kaisers und einer seiner Nebenfrauen, die von der Hofgesellschaft wenig geachtet wurde. Der Kaiser liebte diese Frau und seinen Sohn. Er konnte ihn zwar nicht zu seinem Nachfolger machen, doch sorgt er dafür, dass er der Stammvater der dem Hofadel ebenbürtigen Minamoto-Familie wurde. Kurz bevor Yoshitsune geboren wurde, hatte sich sein Vater gegen die aktuelle Machthaberfamilie Taira erhoben und war dabei umgekommen, nicht nur er, sondern alle männlichen Mitglieder der Familie Minamoto bis auf vier Knaben. Yoshitsune und zwei seiner Brüder überlebten nur deshalb, weil seine Mutter von Kiyomori no Taira, dem Sieger in der Auseinadersetzung begehrt wurde. Um ihre Kinder zu retten, willigte sie ein. Die Kinder wurden einem Kloster zur Erziehung übergeben, was die Auslöschung ihrer Identität bedeuten sollte. Doch Yoshitsune gewann die Sympathie seiner Erzieher und kam hinter das Geheimnis seiner Abstammung. Das ermunterte ihn, sich selbst, unbemerkt vom Klosterbetrieb, zum Schwertkämpfer auszubilden. Als er 16 Jahre alt war, verließ er das Kloster. In Kyoto hörte er von Benkei, einem Kampfmönch von enormer Körpergröße, der sich vorgenommen hatte, tausend Herausforderer zu besiegen. Yoshitsune wollte wissen, was seine heimlich erlernten Künste wert seien, stellte sich dem Kampf und besiegte den Mönch. Aus dem Kampf entwickelte sich eine dauerhafte Freundschaft. Die beiden blieben bis zum Tode Yoshitsunes 39 unzertrennlich. Durch Benkei gewann Yoshitsune die Anknüfung an das Weltgeschehen und hörte von seinem Halbbruder Yoritomo, der inzwischen in Kamakura von sich reden machte. Yoshitsune besuchte ihn am traditionellen Familiensitz. Eine Familienzusammenführung fand statt. Yoritomo hatte sich zu einem politisch denkenden Kopf entwickelt, der die Gründe des Niedergangs der Heian – Zeit durchschaute und Lösungen dafür ausgedacht hatte. Doch noch war die Taira Familie mächtig und bestimmte den Lauf der Dinge. Als Yoshitsune etwa 20 Jahre alt war, wurde er von seinem Halbbruder mit einer kleinen Streitmacht nach Kyoto entsand, um die Tairas zu vertreiben. Er benötigte fünf Jahre, von 1180 – 1185, um die Aufgabe, die Gempei – Krieg genannt wurde, zu erfüllen. Zunächst war er noch unter die Tutelage älterer Heerführer gestellt worden, doch er erwies sich nicht nur als mitreissender Kämpfer, sondern auch als strategischer Kopf, der die Tairas aus fast aussichtsloser Lage in zwei entscheidenden Ereignissen besiegte. Das Heimatgebiet der Tairas ist das westliche Japan. Ihr Hauptschrein ist der Itsukushima auf der Insel Myiajima in der Nähe von Hiroshima. Daher fanden die meisten Kämpfe entweder an der Küste oder auf der japanischen Inlandsee statt. Einmal hatten die Tairas sich in unangreifbarer Lage auf einer Halbinsel verschanzt. Doch Yoshitsune griff sie genau aus der Richtung an, die für einen Angriff völlig unmöglich betrachtet wurde. Mit Umsicht und Wagemut hatte er sich in diese Position gebracht und die Tairas überrascht. Die letzte Schlacht fand auf See bei Dan no Ura in der Nähe der Meerenge von Schimonoseki statt, auch hier hatte esYoshitsune verstanden, Wasserströmungen und Gezeitenwechsel geschickt für seine Zwecke auszunutzen. Bei all seinen Kämpfen hatte sich Yoshitsune grossmütig gegen seine Gegner verhalten, was ihm beim Volk Ansehen eintrug. Das machte seinen Halbbruder Yoritomo eifersüchtig, so dass zwischen beiden ein Streit entstand. Yoshitsune wollte keinen Bürgerkrieg heraufbeschwören, anders als der im Hintergrund intrigierende Exkaiser und Oberpriester (Bonze) Go-Shirakawa und entzog sich dem Zugriff seines Halbbruders durch Flucht. Aber 1189 war seine Position unhaltbar geworden und er beging Selbstmord. Als Yoshitsune erstmals mit Go-Shirakawa zusammentraf, begegnete er einem Menschen von der Gestalt des bekannten Durchhalte-Mönchs Daruma, nämlich mit kugelrundem Rumpf, vom Lotussitzen verkümmerten Beinen und viereckigem Kopf und er freute sich darüber, dem Mönchsleben entkommen zu sein. In der Umgebung des Go-Shirakawa lernte er jedoch die wunderschöne Frau kennen, die er heiratete und die ihn in politischen Fragen beraten konnte, weil sie das Hofleben von Kindheit an kannte. 1191 hatte sich Minamoto no Yoritomo gegen alle Gegner durchgesetzt und gründete eine neue Regierungsform, genannt Bakufu (Herrschaft des Zeltes). Schon die Wortwahl zeigt, dass es nun ein Ende haben sollte mit schöngeistiger Hofkultur, dem Reimen von Gedichten und der Vernachlässigung von Regierungsarbeit. 1192 verlieh ihm der neue Kaiser Go-Toba das Amt Seii Tai Shogun, was Oberbefehlshaber gegen die Barbaren heißt. Yoritomo, der fähige Politiker, stürzte jedoch im Jahre 1199 vom Pferd und starb. Was außer dem Streit um die Nachfolge von ihm blieb, sind die Shogunatsregierungsform, die den Kaiser praktisch dauerhaft auf religiöse Funktionen beschränkte, eine neue Kriegerkaste, nämlich die Samurai als Vasallen des Shoguns, aber auch anderer hochadliger Landeigentümer, der Daimyo und die Zen-Sekten, als von den Samurai bevorzugte religiöse Richtung, die dafür sorgte, dass die Kunst der Samurai bezüglich des Umgangs mit ihren Waffen und deren Herstellung auf eine religiös/philosophische Grundlage gestellt wurde und dass in der Kriegerkaste auch Künste wie Poesie, Malerei, Nô-Theater, Teezeremonie und andere gepflegt wurden. Samurais gab es schon früher, aber die neuen hatten einen anderen Rechtsstatus, was unvorhergesehen später zur Unabhängigkeit der Daimyos von der 40 Zentralgewalt beitrug und zu neuen Problemen. Minamoto no Yoritomo Die Nachfolger im Shogunatsamt, genau genommen des Shogun – Vertreters (Sesshu) stammten aus der Familie Hojo. Masaoko die Frau von Yoritomo war Mitglied dieser Familie und sorgte als geschickte Regentin für den Machtübergang. Die Hojo-Familie, ein Zweig der Taira, war zunächst sehr mächtig. Sie organisierte die Abwehr des Einfalls der Chinesen (unter den Mongolen-Kaisern) 1274 und 1281. Doch ihre Macht zerfiel bald, weil sie die Folgen des Sieges nicht verarbeiten konnte, was 1333 zu einem erneuten Epochenübergang führte, nämlich zur Muromachi - Zeit (1333 – 1576). Das Verdienst der Hojo bestand in der Abwehr der Chinesen. Als diese kamen, erlebten die Japaner mehrere Überraschungen, nämlich überlegene Waffentechnik, insbesondere waren die chinesischen Bogenwaffen schneller zu handhaben, durchschlagkräftiger und treffgenauer als die japanischen Langbögen, sowie überlegene Taktik, die Chinesen kämpften in Formation, während die Japaner den Mann zu Mann-Kampf gewohnt waren. Die Chinesen wurden wegen schlechten Wetters abgewiesen (Kamikaze), nicht weil sie militärisch besiegt worden wären. Der Abstieg der Hojo begann nach dem Rückzug der Chinesen, weil sie ihre Helfer nicht belohnen konnten. Ein Mann zu Mann – Kampf hatte die implizite Eigenschaft, den Sieger zu belohnen, weil er in die Besitznachfolge des Besiegten treten konnte. Die Chinesen brachten kein Land mit, das verteilt werden konnte, aber viele der Japaner, die gekämpft hatten, hielten nun die Hand auf. Die Hojos konnten nur ihr eigenes Land anweisen und verloren damit an Einfluss. Die übrigen hochadligen Landeigner hatten inzwischen ihre eigenen Samurai – Truppen aufgebaut, was sie unabhängig von den Hojos machte. Auch hierdurch verloren sie an Einfluss. Der neue Kaiser Go-Toba beging einen Staatasstreich, der misslang, was zunächst die Macht der Hojos stärkte. Der Ort in Yoshino, an dem Yoshitsune und seine Gefährten den Tänzen der Shizuka Sakuya zugesehen haben sollen, ist der Katte-Schrein. Auf der Suche nach dem Katte-Schrein, wurde mir 2010 von den Bewohners des Ortsteils mitgeteilt, er sein von Kurzem abgebrannt. Ich konnte nur ein Photo von der mit gelb blühenden Blumen überwachsenen Zugangstreppe aufnehmen. (5) Warum macht Go-Daigo Yoshino zum „Südlichen Kaiserhof“? Den Niedergang der Hojo nutzte Go-Daigo seit 1318, die politische Macht erneut in das Kaiserhaus zurück zu bringen. Er war nicht der erste Kaiser, der versucht hatte, aus der Rolle der politischen Bedeutungslosigkeit heraus zu kommen. Die Episode um Go-Daigo jedoch ist bis heute sowohl aus legalistischen als auch aus allgemein menschlichen Gründen interessant und hatte mit Yoshino zu tun, wo noch heute Bauwerke stehen, die Bestandteil seines Hofes 41 waren. Go-Daigo, nach langer Zeit der erste, der nicht im Kindesalter Titularkaiser wurde, sondern im Alter von 31 Jahren. Er war als Kenner der klassischen chinesischen Literatur (Taoismus) anerkannt und wollte die Gunst der Stunde nutzen, um die direkte Kaiserherrschaft wieder herzustellen und zwar zu Gunsten einer harmonischen Gesellschaft, die Ungerechtigkeiten gegen das gemeine Volk vermeidet. Das Ende der Hojo- Herrschaft war nicht nur durch die Lasten der Landesverteidigung gegen die Chinesen geprägt, sondern zusätzlich durch Missernten, Erdbeben und Epidemien. Go-Daigo träumte davon, hier berufen zu sein, eine grundsätzliche Besserung der Verhältnisse durchzusetzen. Go-Daigo träumte nicht nur theoretisch von einer besseren Welt, sondern tatsächlich und das, was er träumte, trat ein. Kein Wunder, Träume unter diesen Umständen als Auftrag zu deuten. Zum Beispiel träumte er einmal, unter einem mächtigen Kampferbaum zu sitzen und sich geborgen zu fühlen. Kampferbäume können älter werden als 2000 Jahre. Kusunoki ist der japanische Name für Kampferbaum. Solche Bäume sind Wahrzeichen in der Landschaft. Der Traumdeuter des Kaisers meinte, Kusunoki sei der Name seines treuesten Mitarbeiters. In der Tat wurde ein Mann namens Kusunoki Masashige gefunden, der sich als sein treuester Vasall erweisen sollte und als ein glänzender militärischer Stratege, der mit wenigen Soldaten ganze Armeen aufhalten konnte. Er hatte keine Verbindung zu einer der angesehenen Adelsfamilien, aber er war in der Nähe von Yoshino beheimatet und kannte dort Wege und Stege. . Bei der Umsetzung seiner Träume beging Go-Daigo Fehler. Geradlinig realisierte er die abstrakten Ideen seiner neuen Weltordnung und vergaß dabei, die Leute, die ihm geholfen hatten, zu belohnen. So ernannte er seinen Sohn Prinz Morinaga zum neuen Shogun, nachdem ihm Ashikaga Takauji mit den Truppen der Hojo Kyoto, seine Hauptstadt erobert hatte und Nitta Yoshisada in Kamakura die Reste der Hojo – Familie vertrieben hatte. Seine Geradlinigkeit überzeugte lokale Machthaber jedoch von seinen guten Absichten, weshalb sie ihn unterstützten. Er war in ein Netzwerk von berechnenden Anhängern gestellt, die ihn je nach Situation unterstützten oder verrieten. Ashikaga-Takauji hatte erwartet, zum Shogun ernannt zu werden, doch als das nicht geschah, wandte er sich gegen den Kaiser. Auch andere gab es, die ihm Pflicht ergeben mit ihren Talenten beistanden, obwohl sie seine Sache für aussichtslos erkannt hatten und mit ihr untergingen, insbesondere Kusunoki Masashige. Der wegen seiner Loyalität zu Go-Daigo von den Zeitgenossen für einfältig gehalten wurde und erst durch den Meji-Kaiser zu Ehren kam. Dieser trug mit Stolz das von Kusonoki hinterlassene Schwert. Ein Symbol, das in jener Zeit gebraucht wurde. Auch die KamikazePiloten im zweiten Weltkrieg zitierten Worte, mit denen Kusunoki seine Pflichtergebenheit begründet hatte. Go-Daigo floh 1336 aus Kyoto, weil Ashikaga-Takauji inzwischen ein anderes Mitglied der kaiserlichen Familie zum Kaiser erhoben hatte, der den nördlichen Kaiserhof bildete. GoDaigo gründete den südlichen Kaiserhof in Yoshino, der lange über seinen Tod hinaus, bis 1392 bestehen blieb und durch einen Vertrag mit dem wirkungsvollsten Ashikaga – Shogun, Yoshimitsu aufgehoben wurde. Die Vertragsbedingungen wurden von Seiten des Shogunats allerdings nicht eingehalten. Go-Daigo war nicht nur legal in sein Amt gekommen, er war auch im Besitz der drei Insignien, die laut Gründungsmythos zur Kaiserwürde gehören. Da diese Insignien vertragsgemäß 1392 an den nördlichen Kaiserhof übergeben wurden, die Vertragsbedingungen von dieser Seite aber nicht eingehalten wurden, betrachten sich die Nachkommen des Go-Daigo bis heute als die wahren Träger der Traditionslinie und machen dieses Privileg der aktuellen Kaiserfamilie streitig. Streitigkeiten um Rechtsfragen gibt es demnach nicht nur in Deutschland. 42 Kaiser GoDaigo Bild aus dem Yoshimizu Schrein in Yoshino Durchgesetzt hatte sich damals (1338) Ashikaga Takauji, Mitglied eines Nebenzweiges der Minamoto-Familie, indem er das Shogunatsamt durch kaiserliche Ernennung des nördlichen Hofes übernahm. Den nördlichen Kaiser hatte er selbst eingesetzt. Das Schogunatsamt blieb dann 250 Jahre lang in der Ashikaga – Familie, aber nur 50 Jahre lang war das Regiment effektiv, danach wurde es immer schwächer, weil nun die Daimyos aufgrund ihrer Handelstätigkeit mit China Reichtum und damit Unabhängigkeit gewonnen hatten. Yoshimitsu Ashikaga hatte die Beziehungen zur Ming-Dynastie nach den Mongoleneinfällen erneuert und nannte sich "König von Japan". Er hatte in den Wirren um das Kaiserhaus versucht, die Kaiserwürde an sich selbst zu reißen, was fehlschlug. Auch die stärkste Macht ändert nicht die akzeptierte Wirklichkeit. Der Staatsmann und Gelehrte Kitabake Chikafusa, ein Gefolgsmann von Go-Daigo, verfasste ein Buch über die lückenlose göttliche Herkunft des japanischen Kaiserhauses "Jinnô shôtôki", was in späteren Zeiten den Mythos um das Kaiserhaus wohl erst begründete. Selbst MacArthur wurde noch mit dem Problem konfrontiert, dass nicht Hirohito der legitime Kaiser sei, sondern ein Nachkomme von Go-Daigo, der ihm einwandfreie Dokumente darüber vorlegte. MacArthur war klug genug, sich darauf nicht einzulassen. Nicht zuletzt trugen die seit 1540 ins Land drängenden Europäer, zur Schwächung der Zentralgewalt bei, weil sie durch die Zusammenarbeit mit den Daimyos der südwestlichen Provinzen ihr Bleiberecht erhielten und deren Handeltätigkeit belebten.. Erst seit 1570 traten Politiker auf, die nach und nach die Zentralgewalt erneuern konnten. Der politische Zerfall jedoch ging mit kultureller Blüte einher. Zeugnis davon sind der bekannte Steingarten (Rioan-ji) und der Goldene Pavillon (Kinkaku-ji) in Kyoto. Sie liegen im Stadtteil Muromachi, wo die Ashikagas ihren Regierungssitz, ein neues Bakufu, eingerichtet hatten und Bauwerke hinterließen, die moderne Touristenströme anlocken. Muromachi ist der Name der Epoche, die von Takauji begründet wurde. Wie der Goldene Pavillon deutlich zeigt, bestanden die Gebäude der neuen Regierung des Zeltes nicht aus Zelten. 43 Ashikaga Takauji(1305 – 1358), Begründer der Muromachi-Epoche (1336—1573) Go-Daigo hat in Yoshino sein Grab hinterlassen, er wollte mit Blickrichtung nach Norden (Kyoto) begraben werden. Der Besucher kann die Erfüllung zumindest dieses Wunsches bestätigen, das Monument blickt nach Norden. Ferner hinterließ er verschiedene Utensilien und Dokumente, die in zwei Gebäudekomplexen aufbewahrt werden, die er zu Bestandteilen seines Hofes gemacht hatte, aber in grauer Vorzeit erbaut worden waren, einem shintoistischen Schrein (jinja) und einem buddhistischen Tempel (ji). Yoshimizu-jinja war Ort seiner Wohnung und seines Thron-Saales, Nyoirin-ji war geistiger Mittelpunkt des Hofes und Ort des Gebetes für das Wohlergehen des Landes. Der Sohn von Kusunoki hatte vor dem Abzug in seine letzte Schlacht, nämlich am Minato-Fluß bei Kobe, ein Abschiedsgedicht in die hölzerne Tür des Tempels geschnitzt. Die Tür ist bis heute erhalten, die Inschrift wird von vielen voller Hingabe entziffert. Schwertknauf mit Darstellung von Kusunoki Masashige wie er mit seinem Sohn über die Aussichtslosigkeit ihrer Situation spricht 44 Yoshimizu-jinja war ursprünglich Tempel des Shugendô, wurde aber durch Go-Daigo Sitz der Thron-Halle des „Südlichen Hofs“ Die Muromachi – Epoche wurde 1573 nach mehr als 100 jährigem Bürgerkrieg mit der Einnahme Kyotos durch Oda Nobunaga beendet. Dieser wurde offensichtlich nicht so geführt wie der 30 jährige und länger währende Krieg in Europa, der ganze Landstriche verwüstete, Nyoirin-ji, Tempel aus den 10.Jh, mit Bildnis des Sohnes von Masashige Kusunoki, sein Abschiedsgedicht in die Tür schnitzend und schlafender Katze sondern so wie Friedrich der Große von Preußen es sich vorstellte: „Wenn der König sich schlägt, soll die Nation nichts davon merken.“ Bürgerkrieg in Japan war in der Regel Privatsache der Adelshäuser, die Differenzen miteinander hatten. Nicht selten traten die Chefs der Häuser Mann gegen Mann an, die Gefolgschaft durfte dabei zusehen und Banner hoch halten. Die tiefe, sonore Vortragsweise japanischer Männer stammt daher, dass derartige Kämpfe mit gegenseitigen Beschimpfungen begannen. Eine Ausnahme von dieser Regel stellte jedoch der Onin – Krieg dar (1467-77), der in der Gegend von Kyoto wütete und weder auf die Zivilbevölkerung noch auf Bauwerke von Tempeln oder auf Kunstschätze Rücksicht nahm. Bekanntlich hat Franz Xavier um 1550 Kyoto besucht. Er fand den Kaiserpalast nicht, weil 45 dieser vermutlich im Onin-Krieg zerstört worden war. Bei dem Vergleich zwischen Kyoto und Lissabon, den er in seinen hinterlassenen Schriften angestellt hat, kommt Kyoto besser davon als seine Heimatstadt. Die der Muromachi nachfolgende Epoche wird nach den Hauptwohnsitzen ihrer Gründer benannt: Azuchi-Momoyama-Zeit (1573-1603). (6) Warum besuchten Toyotomi Hideyoshi und andere Prominente Yoshino? Nach den Tumulten der Muromachi – Epoche kehrte durch Oda Nobunaga, einem Nachfahren der Taira und Toyotomi Hideyoshi, seinem Hausdiener und Nachfolger, als Bauernsohn geboren, erneut eine Periode der politischen Stabilität ein. Zur Befriedungsstrategie gehörte die Errichtung befestigter Burgen und Burgstädte, um renitente Provinzfürsten in Schach halten zu können. In den alten Machtzentren, weder in Nara noch in Kyoto sind Spuren von Befestigungsanlagen erkennbar3. Die Burg von Osaka ließ Toyotomi als uneinnehmbare Festung bauen, sie wurde aber schon kurz nach der Fertigstellung durch Verrat eingenommen und später vom Blitzschlag zerstört. Nach dem 2. Weltkrieg wurde sie in Betonbauweise erneuert und ist heute Museum. Mit 130 Meter Höhe bis Ende der 1960ger Jahre das höchste Bauwerk Osakas 3 Doch, nämlich im Stadtschloss der Shogune in Kyoto gibt es Reste von Befestigung, die Hideyoshi Toyotomi angelegt hatte. 46 Die Burg von Himeiji dagegen hat weniger zyklopische Fundamente, ist nie angegriffen worden und als einzige der großen Burgen unversehrt. Sie wurde als UNESCO – Kulturerbe registriert. Japaner sehen das Bild eines fliegenden Reihers in den Umrissen der weißen Burg. In den Augen der Intellektuellen der Epoche war Toyotomi der ungebildete Bauernlümmel. Aber er hatte ein Gespür für das, was ihm nützlich sein konnte, nämlich Prestige im Volke und unterstützte daher die Künste. Oda Nobunaga hatte die Versuche politischer Einflussnahme insbesondere der Tendai – Sekte nachhaltig unterbunden und die religiös motivierten Bauernaufstände befriedet. Toyotomi konnte daher die kulturellen Aspekte der religiösen Gemeinschaften gefahrlos fördern, was er landesweit durch die Erneuerung oder Verschönerung alter (meist religiöser) Bauwerke tat, nicht zuletzt aus Gründen eines aufkeimenden Personenkultes. Sein Sohn und Nachfolger sowie dessen Mutter als energische Regentin ließen an den renovierten Bauwerken Schrifttafeln anbringen, die seinen Namen in Beziehung setzten zu den ursprünglichen Gründern und Bauherren, die bereits einen festen Platz im Bewusstsein des Volkes hatten. Außerdem bauten sie ihm einen prachtvollen Schrein, was nach ShintoVerständnis seine Vergöttlichung bedeutete. Der Schrein wurde von den nachfolgenden Tokugawa Shogunen sehr bald abgerissen, was sie nicht davon abhielt, einen eigenen in Nikko, nordöstlich von Edo, zu errichten, der bis heute existiert. Altes Kloster Chikurin: Edelherberge schon für Toyjotomi Hideyoshi, Sen no Rikyu gestaltete Teeraum Zen no Rikyu, der berühmte Teemeister Auch Yoshino wurde mit den Großzügigkeiten des Toyotomi bedacht. Der berühmte Teemeister Sen no Rikyu, einer seiner Lehrmeister in kulturellen und wirtschaftlichen Angelegenheiten, ergänzte den uralten Chikurin – Tempel um ein Teehaus, das schöner ist als 47 Teehäuser an anderen Orten. In dieser Zeit wurde der Tempel zu einer Edelherberge umfunktioniert, die heute sogar von normalen Menschen gebucht werden kann. Zwischen Februar und März 1594 erschien Toyotomi Hideyoshi mit großem Gefolge in Yoshino, um die Kirschblüte (hanami) zu erleben. Er wohnte im Chikurin. In seinem Gefolge befanden sich berühmte Künstler. Ihr Erscheinen war nicht ohne Vorbild, denn im inneren Bereich von Yoshino, mitten im Wald und abseits von Wegen und Stegen sind verschiedene Einsiedeleien zu besichtigen, von denen bekannt ist, dass sie monate- und jahrelang von Künstlern behaust wurden, die dort ihre Inspiration empfingen, so z.B. vom Poeten Matsuo Bashô, den Gelehrten Motoori Norinaga, Rai San'yo und den Schriftstellern Shimazaki Toson, Tanizaki Jun'ichiro. Die Herberge im Chikurin bot sicher mehr Bequemlichkeit als die Einsiedeleien in den Bergen, dass sie ebensoviel Inspiration vermittelte wie die Einsiedeleien, davon schweigen die Überlieferungen. Die heutige Form des Kinpusenji stammt aus 1588 und stellt eine von Toyotomi in Auftrag gegebene Renovierung eines viel älteren Gebäudes dar. (7) Was hat es mit den Souvenirs auf sich, die Besucher aus Yoshino mit nach Hause nehmen? Außer der Pflege der Kirschbäume gibt es in Yoshino keine Landwirtschaft. Industrie gibt es lediglich in der Ebene in Richtung Norden. Was den Bewohnern bleibt, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, ist der Tourismus, der in den 10 Tagen der Kirschblüte seinen Höhepunkt erreicht. Wenn sie nicht aus den Kassen der religiösen Gemeinschaften versorgt werden, müssen sie den Touristen anbieten, was sie brauchen oder als Souvenir mit nach Haus nehmen und das wird in den Geschäften, die sich rechts und links der Hauptstraße aneinander reihen, feilgeboten. Dabei handelt es sich neben Galerien, in denen Kunsthandwerker und Künstler ihre Werke zur Schau stellen, um Dienstleister wie Herbergen und Gaststätten und um Verkäufer von Fingerfood. Da es in Yoshino wie fast überall in Japan Thermalquellen gibt, bieten die Herbergen einen Mehrwertdienst für das Hanami (Kirschblütenschau) an, nämlich nicht aus der traditionellen Perspektive des Sitzens auf einer Schilf- oder blauen Plastikmatte, sondern aus der bequemeren Perspektive eines Thermalbeckens, das auf einer Terrasse des Hinterhauses installiert ist. Das angebotene Fingerfood besteht aus japanischen Spezialitäten, wie süßen weißen und schwarzen Bohnen, auf Holzspießchen aufgesteckte Stückchen von gebratenem Fisch oder Hühnchen, Mehlpfannekuchen mit eingebackenem Gemüse (Okonomiyaki, „was ihr wollt Gebratenes“), gerösteten Kastanien … In der Nachbarschaft des Kinpusen-ji gibt es die besten Dangos (in grüne Blätter eingewickelte rosarote Bällchen aus teigiger Masse, denen pulverisierte Teile von Kirschblüten beigemischt sind) aus ganz Japan. Sie haben einen feinen charakteristischen, ungewohnten aber angenehmen Geschmack und Japaner freuen sich sehr, wenn sie Dangos geschenkt bekommen, besonders die aus Yoshino. Das Kunsthandwerk bietet metallische Teebüchsen, die außen mit der Rinde junger Kirschbäume belegt sind und bildliche Darstellungen in der Form von Intarsien oder Strichzeichnungen enthalten. Diese Büchsen gibt es in beachtlichen künstlerischen Qualitäten. Andere Galerien bieten Aquarelle mit Ansichten aus Yoshino an, die das gezeigte Motiv reichlich mit gemalten blühenden Kirschbäumen garnieren. In den Tempeln und Schreinen sind holzgeschnitzte und gemalte Darstellungen im Range „Nationaler Kunstschatz“ zu sehen. Die künstlerische Qualität religiöser buddhistischer Werke erkennt ein Europäer oft auf 48 Anhieb, ihre geistliche Bedeutung allerdings erst nach Einführung und Unterweisung. Was zum Beispiel ein Buddha ausdrückt, der auf einer spiralig aufgewickelten Schlange sitzt, ist mir inzwischen klar geworden. Die christlichen Tempelritter aus den Kreuzzügen wussten es offensichtlich auch und einiges mehr. Sie hatten Kontakt, nicht nur mit Mohamedanern, sondern auch mit Buddhisten, nämlich mit den Mongolen, die damals einige islamische Länder überrannt hatten, aber sie wurden wegen solcher Kenntnisse der Ketzerei bezichtigt und 1307 verboten. Ihr Großmeister wurde verbrannt. Einfach ist dies nicht zu erklären. In den Devotionalien- und Antiquitäten-Läden von Yoshino können Sie keine Figuren eines entzückten oder verklärten Buddhas erstehen, der als „Nationaler Kunstschatz“ eingestuft wäre. Doch Coca und Pepsi sind an jeder Ecke zu haben. Wer sein Mittagessen bevorzugt bei McDonalds einnehmen will, braucht in Yoshino darauf nicht zu verzichten. Dort bekommt er die gleichen Menüs vorgesetzt, die er aus seiner Heimat kennt. Eingang zu einem Badehaus in Yoshino In der Zeit der Kirschblüte In der Sommerzeit (Gottfried W. Wollboldt) Mitteilungen Treffen beim Stammtisch 常連会 (jôrenkai) Unser Stammtisch findet regelmäßig am ersten werktäglichen Dienstag eines Monats statt. Das Lokal ist der Ratskeller Stuttgart, Rathausplatz 1. Das Treffen beginnt jeweils um 19 Uhr. Unser nächstes Treffen findet am Di. 1.März. 2011 statt, an einem Tisch, der uns jeweils vor der Veranstaltung zugewiesen wird. 49 Treffen der IGV Die „Initiativgruppe Veranstaltungen“ (IGV) trifft sich jeweils am gleichen Tag im Lokal des Stammtischs vor dem Stammtischtreffen um 18 Uhr. Wir bitten alle Mitglieder und Freunde der DJG-BW, sich eingeladen zu fühlen, an der Arbeit der IGV teilzunehmen. Der Deutsch/Japanische Handelsvertrag von 1861 Wenn Sie den Wunsch haben, den Vertragstext nachzulesen, so können wir Ihnen helfen. Die Rechtsanwaltskanzlei ARQIS hat uns eine PDF-Datei zugesand, die genau den Vertragstext enthält. Melden Sie sich bei der DJG-BW, falls Sie eine Kopien der Datei haben wollen. Vielleicht können Sie diese Datei auch auf der Hompage der Kanzlei finden: http://www.arquis.com. Anzeigen Neue Bücher über Japan Wir empfehlen jeweils auf der Homepage des Iudicum Verlages nachzuschauen, dort finden Sie auch Veröffentlichungen der OAG Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens, die seit 1873 tätig ist und in ihreen Archiven einen enormen Wissensschatz über Japan angesammelt hat: http://www.iudicium.de/katalog/010-1.htm Anschrift des japanischen Restaurants, das uns bei der Ausrichtung des Shinnenkai 2011 geholfen hat: Echte originale Sushi & Nudel (Ramen und Sanuki-Udon) Mittags von 11:30 bis 14:30 (außer Sonntags) Abends von 17:30 bis 22:30 (jeden Tag) Ruhetag nur Feiertags Wo finden Sie uns? Tokio Dining Steubenstrasse 12 Stuttgart, in der Nähe des japanischen Gartens im Gelände der Villa Berg Die auffallend schönen Ikebana – Arrangements bei unseren Veranstaltungen im Linden –Museum sind von der Stuttgarter Ikebana-Schule hergestellt worden. Deren Homepage erreichen Sie unter: http://www.stuttgarter-ikebana-schule.de/ Japanisch-Unterricht für Ihre Kinder Falls Sie wünschen, dass Ihre Kinder die japanische Sprache erlernen, so empfehlen wir das Königin Charlotte Gymnasium in Stuttgart-Möhringen. Es liegt zwar nicht im Zentrum der Stadt, hat aber guten Anschluss an das Stuttgarter U-Bahn-Netz. An Sportsfreunde In Verbindung mit dem Verlag des Japan-Magazins wird eine neue Sportreise nach Japan organisiert. Im Mittelpunkt der Reise steht ein 6-tägiger Kata-Intensiv-Lehrgang im Kodokan. Aber auch die Möglichkeit zu anderem Training sowie dazu, Land und Leute kennen zu lernen, kommt nicht zu kurz. Die wesentlichen Eckdaten finden sich auf der Judo-Homepagehttp://www.judo-sport.de, wo man auch zwei Berichte und einige Fotos von der im Oktober durchgeführten Reise sehen kann. Anfragen bitte an [email protected] richten 50 =========================================== Dieter Born, c/o Judo-Sport.de / Verlag Dieter Born Postanschrift: Postfach 180230 - D-53032 Bonn - Germany Hausanschrift: Bendenweg 101 - D-53121 Bonn - Germany Sitz: Bonn - AG Bonn, HRA 4229 - Inhaber: Dieter Born Tel.: - Fax: (+49) 0228/55925-55 Email: [email protected] Shoji Atmosphäre für Ihr Zuhause Japanische Trennwände für Raumteilung, Schrank, Kleiderkammer und Fenster 0 84 23 - 602 www.shoji-zeitlos-schoen.de Dorfstraße 28 85135 Kaldorf Ihr TopaTeam-Partner aus Kaldorf Impressum Verantwortlich für diese Ausgabe: Gottfried W. Wollboldt Tel.: 0711 – 65 83 223 e-Mail: [email protected] Ihr Kontakt zur DJG- BW: Leitung : Dr. Hans-Dieter Laumeyer (Präsident), Tel.: 07 11 – 2 26 02 02 e-Mail: [email protected] Geschäftsführung: Wolfgang Grosse Buchenweg 12, 73 650 Winterbach Tel.: 0 71 81 – 7 39 30 e-Mail: [email protected] Schriftführer: Kassenprüfer: Konto: Gottfried W. 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