Die Anfänge - Realschule Kamp

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Die Anfänge
Die Realschule wurde im Mai 1918 als Vorschule gegründet und in der früheren
einklassigen Lintforter Schule an der Schulstraße, dessen Gebäude neu hergerichtet
worden war, untergebracht.
Später fand hier die Berufsschule ihren Platz, heute stehen an dieser Stelle
Einfamilien-Reihenhäuser. Es wurden zunächst drei Klassen gebildet, 7, 8 und 9. Der
Unterricht fand in zwei Abteilungen statt. Infolge der Kriegszustände musste unter
schwierigsten Bedingungen gearbeitet werden; der Bau litt an großer Feuchtigkeit,
zudem fehlte es an Lehr- und Lernmitteln jeder Art, die nur mühsam zu beschaffen
waren.
Truppendurchmärsche und damit verbundene Einquartierungen sowie sich häufende
Grippeerkrankungen brachten oft einen längeren Ausfall des Unterrichts mit sich.
Dennoch konnte Ostern 1919 die erste Mittelschulklasse eingerichtet werden, und
bald wurde auch die erste für die Mittelschule geprüfte Lehrkraft angestellt:
Mittelschullehrer Friedrich LESAAR, der Bruder des langjährigen Bürgermeisters
Hubert LESAAR.
Ihm wurde auch von der Regierung die einstweilige Leitung der Schule übertragen.
Aber schon am 28. Februar 1921 starb er nach kurzer, schwerer Krankheit. Laut
Eintragung vom 4. Februar 1920 im "Protokollbuch für verschiedene Sitzungen " der
Stadt Kamp - Lintfort wurde die Schule damals von 109 Kindern (57 Knaben und 52
Mädchen besucht.
Die weitere Entwicklung
Am 20. April 1921 übernahm Herr Mittelschulrektor Fritz HAASE die Führung der
Schule. Damals unterrichteten drei Herren und zwei Damen mit der Qualifikation für
das Lehramt an Mittelschulen. Durch Barackenanbau waren 1922 und 1924 je zwei
neue Klassenräume geschaffen worden, und in dieser Zeit umfasste die Schule zum
ersten Male sechs aufsteigende Klassen und war damit zur voll ausgebaute
Mittelschule geworden. Die staatliche Anerkennung erfolgte am 4. April 1925 durch
einen Erlass des damaligen Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung. Die
Absolventen der Oberklasse bekamen nun den sogenannten Einjährigen - Vermerk,
ab 1927 das " Zeugnis der Mittleren Reife."
Nach den amtlichen Bestimmungen für die Mittelschule, die fünf verschiedene Typen
vorsahen, gehörte die Kamp- Lintforter Schule zur Gruppe V: Mittelschule und
Zubringerschule zur höheren Schule mit zwei Fremdsprachen. Durch eine enge
Zusammenarbeit mit der Oberrealschule i.E. in Moers konnte man den Kindern den
Übergang zur weiterführenden Schule wesentlich erleichtern. Unter dem Vorsitz von
Herrn Oberstudiendirektor Dr. BAUER, Moers, legten die in Frage kommenden
Schülerinnen und Schüler eine einfache Versetzungsprüfung ab, und nach Bestehen
der Prüfung bekamen sie die Übergangsgenehmigung.
Eine weitere Möglichkeit wurde angeboten dadurch, dass die Gemeinde die
Genehmigung zur Errichtung einer Rektoratsschule beantragte, die mit der
Mittelschule verbunden sein sollte. Die Genehmigung wurde erteilt, und Ostern 1927
wurden acht Sextaner eingeschult, die 1930 den Anschluss an das Gymnasium
Adolfinum in Moers fanden.
Im Laufe der Jahre und bedingt durch den weiteren Ausbau der Schule hatte sich das
Kollegium allmählich wesentlich vergrößert. Anfang 1929 unterrichteten an der
Mittelschule: Mittelschulrektor Fritz HAASE, Mittelschulkonrektor Hans POXLEITNER,
acht weitere Lehrpersonen und ein Kaplan der Kath. Pfarrgemeinde.
Das neue Haus
Ostern 1929 waren die Arbeiten an dem neuen Mittelschulgebäude auf der FriedrichHeinrich - Allee abgeschlossen. Die Arbeit war nun in jeder Beziehung leichter, und
die Anschaffung und Unterbringung einer ausreichenden physikalischen und
biologischen Sammlung wurde jetzt möglich. Auch bedeutete die Aula einen
wesentlichen Gewinn für die Schulgemeinde, und man hatte endlich einen würdigen
Rahmen für Schul- und Klassenfeiern aller Art, die durch den Schülerchor und das
Schülerorchester unter der Leitung des neuen Musiklehrers, Herrn Anton LUCE, noch
in ihrer Wirkung gewannen. Auch der Bevölkerung von Kamp - Lintfort stand mit der
Aula nun ein repräsentativer Bau für festliche Versammlungen zur Verfügung.
1933 - 1939
Die gleichmäßige Arbeit in der Schule wurde durch die sog. Machtergreifung 1933
erheblich gestört.
Die Schule trug jetzt den Namen von Ernst Moritz Arndt, dessen vaterländische
Gedichte und Flugschriften sich das damalige Regime verfälschend zu eigen machte.
Das Kollegium gehorchte zwar nur in den notwendigen Grenzen den Anordnungen
von oben, und der Leiter der Schule tat alles, um die eigentliche Schularbeit möglichst
vor Störungen zu bewahren, aber dennoch wurden die Lehrer immer zu
Veranstaltungen gezwungen, die der fruchtbaren Arbeit abträglich waren. Solche "
Unterbrechungen " waren unter anderem: Staatsjugendtag, gleitender Sechstageplan,
Fahnenhissung, Feiertage und Umzüge. Schließlich kam dazu das Verbot von
Büchern aus der Lehrer- und Schülerbücherei.
Der 2. Weltkrieg
Nachdem sich die Zusammensetzung des Kollegiums in dieser Zeit durch Todesfälle
und Pensionierungen wieder geändert hatte, brachte der 2. Weltkrieg neue
Schwierigkeiten, weil Herr RENNINGS, Herr KÜHN, Herr DEHNERT und Herr LUCE
eingezogen wurden. An ihre Stelle traten 1940 Frau HAUBROCK, Frau SCHNEIDER,
Frau JACQUES und Frau REIDEMEISTER. Auch Herr ANHAMM und Herr Dr.
DAMMERMANN mussten 1943 ihren Dienst unterbrechen. Aus Duisburg, wo
sämtliche Schulen geschlossen waren, wurden Frau Martha COERS und Frau Clotilde
VOGL nach Kamp - Lintfort abgeordnet.
Das Gebäude der Mittelschule wurde in den letzten Kriegsmonaten öfter durch
Bombenangriffe beschädigt. Sämtliche Lehrmittel, Karten, Bilder und Bücher wurden
Ende 1944 in wochenlanger Arbeit von Herrn FIEBIG mit Schülern der Oberklassen in
einen Tiefkeller im Südflügel gebracht. Während dieser Zeit
explodierte in
unmittelbarer Nähe der Schule eine Luftmine, die die schwersten Schäden anrichtete.
Die gewölbte Decke der Aula lockerte sich und stürzte später ein, da Dach wurde zum
Teil abgedeckt. Türen und Fenster wurden mehr oder weniger herausgerissen und
viele Lehrmittel beschädigt. Der Unterricht musste bei den häufigen Luftangriffen in
den Kellerräumen stattfinden; - man behalf sich, obwohl die Zwischenwände meist
fehlten. Die wenigen Luftschutzsuchenden, die tagsüber nach unten kamen, hörten
dem Unterricht interessiert zu. So wurde der Schulbetrieb bis in die letzten Tage vor
dem Einmarsch der Amerikaner nach besten Kräften aufrecht erhalten.
Der Neubeginn
Nachdem am 5. März 1945 die amerikanischen Truppen Kamp - Lintfort erreicht
hatten, war zunächst jedes schulische Leben lahmgelegt. Jedoch nach einigen
Wochen gestattete die Besatzung einen Religionsunterricht in den Räumen der
Kirchen, an dem sich freiwillig auch einige Lehrkräfte der Mittelschule beteiligten.
Die Lehrmittel der Schule waren im tiefen Keller untergebracht worden, was sie in den
unsicheren Zeiten nach 1945 vor Diebstahl schützte, so dass das meiste bald wieder,
wenn auch zum Teil angeschimmelt, in die entsprechenden Räume gebracht werden
konnte.
Vorher übernahmen die Herren des Kollegiums die kleineren Reparaturen an den
Türen und Fenstern, da die Handwerker mit der übergroßen Zahl der Aufträge nicht
nachkamen. Die Damen des Kollegiums säuberten mit den Schülerinnen die
Schränke und Klassenräume, und bald war - äußerlich - die Ordnung wieder
hergestellt. Eine wichtige Aufgabe: Nationalsozialistisches Schrifttum musste
ausgeschieden und verbrannt werden. Im September 1945 konnten die Volksschulen
in Kamp - Lintfort den Unterricht wieder aufnehmen, wobei wegen der geringen
Anzahl der Lehrkräfte auch die Damen der Mittelschule mit eingesetzt wurden. Am 10.
Oktober 1945 jedoch konnte dann auch die Mittelschule wieder beginnen, und zwar
mit vier weiblichen und drei männlichen Lehrkräften. Es wurden sechs Klassen
eingerichtet.
Die Bestimmungen der Militärregierung sahen vor, dass die Kinder keine Bücher
mitbringen durften. Nur Hefte und Schreibgerät waren erlaubt, eine Tatsache, die den
Unterricht sehr erschwerte. Jedes Gedicht, jede Vokabel, jede Aufgabe musste an die
Tafel geschrieben und von den Kindern abgeschrieben werden. Schulkreide konnte
nur mit Mühe beschafft werden. Geschichtsunterricht durfte überhaupt noch nicht
erteilt werden. Durch die Schulspeisung, die damals auch in Kamp - Lintfort eingeführt
wurde, ließen sich Unregelmäßigkeiten und Verzögerungen im Unterricht nicht
vermeiden. Ostern 1946 wurden 47 Knaben und 28 Mädchen aufgenommen, zwei
Sexten wurden eingerichtet.
Eine Versetzung fand in diesem Jahr nicht statt wegen der mehr oder weniger großen
Lücken, die in den letzten Kriegsjahren entstanden waren. Die Schüler wurden nach
ihren Leistungen in die Klassen eingruppiert, in denen sie mitarbeiten konnten. Im
Verlaufe des Jahres 1946 musste die Lehrer- und Schülerbücherei noch einmal
gewissenhaft durchgesehen werden, um politisch anstößiges Schrifttum zu entfernen.
Frau Martha BOEKELS und Frau Klara SÜHLING wurden als neuen Lehrkräfte
angestellt, beide mit dem Zeugnis der Lehrbefähigung für Volks- mittlere und höhere
Schulen. 1947 und 1948 folgten als Kollegen Herr Kurt LUEDTKE, Herr Heinz HESSE
und Herr Paul KOSTKA. Herr ANHAMM kam aus französischer Kriegsgefangenschaft
zurück und nahm seinen Dienst wieder auf.
Die neue Aula
Der Sommer 1949 bildete einen ersten Höhepunkt in der Nachkriegsgeschichte der
Städtischen Realschule. Die stark zerstörte Aula wurde wieder hergerichtet und an
der Südseite durch Herausbrechen einer Wand erweitert, um Platz für eine kleine
Bühne zu schaffen; außerdem wurde eine neue Decke eingezogen, der Parkettboden
wurde neu verlegt, und die Fenster wurden mit Blei verglast. Am 15. Oktober 1949
fand im Rahmen einer Feierstunde die Einweihung statt, und Rektor HAASE betonte
in seiner Ansprache, eine Gemeinde wie Kamp - Lintfort habe die Verpflichtung, die
geistigen und kulturellen Belange zu wahren; darum sei die Aula mit ihrer Bühne auch
in Zeiten der Wohnungsnot kein unnützes Prunkstück, sondern ein Festraum für
Darbietungen von hohem Niveau.
Im Februar 1950 erlebte die neue Aula ihre erste große Veranstaltung: Der Gemeinde
Kamp - Lintfort wurden die Stadtrechte verliehen. Im Rahmen einer Feier vor
geladenen Gästen übergab Herr Regierungspräsident Baurichter die Urkunde zur
Stadtwerdung an Herrn Bürgermeister Schmelzing. Auch die Schulkinder, die
zukünftigen Bürger der Stadt Kamp - Lintfort, sollten an diesem Ereignis teilhaben. Für
sie wurde tags zuvor eine Feierstunde angesetzt, und in der Mittelschule hielt Herr
Otto FIEBIG die Festrede, in der er einen Überblick gab über die Geschichte Kamp Lintforts und die Entwicklung der Mittelschule. Dabei erklärte er den Schülern das
Stadtwappen.
Einige Daten und Notizen aus dem Schulalltag der Jahre 1950 bis 1955
15.06.1950 Herr Otto FIEBIG verlässt die Schule, da er zum
Rektor der Mittelschule Ründeroth gewählt
worden ist und am 16. Juni 1950 seinen Dienst
dort antreten muss, Frau Maria Theresia
FAHLENBOCK ( später Frau GRABENAU ) ist seit
dem 9.6.1950 als technische Lehrerin bei uns
angestellt.
20.07.1950 Frau Irmgard WÄDLICH, die die MittelschullehrerPrüfung in Erdkunde und Biologie
abgelegt hat, tritt ihren Dienst an.
01.09.1950 Die Räume, in denen die Polizei untergebracht
war, sind der Schule für Unterrichtszwecke
zurückgegeben worden.
01.10.1950 Frau Agnes POTT ist mit Wirkung vom 18. Juli
1950 zur Konrektorin ernannt worden.
04.05.1951 Durch Runderlass des Kultusministers vom 21.
März 1951 führen sämtliche Mittelschulen
von jetzt ab die Bezeichnung " Realschule ".
16.04.1953 Mit dem heutigen Tag beginnt das neue
Schuljahr.
Lehrkörper
Der Schulleiter
9 Damen
5 Herren
Frau BOEKELS ist wegen Dienstunfähigkeit
durch Krankheit pensioniert. An ihre Stelle tritt
Fräulein ARNTZ ( später Frau SPAGIS ). Fächer:
Deutsch und Englisch
Die Schule hat 13 Klassen.
01.05.1954 Herr HESSE verlässt die Schule und übernimmt
die Leitung der Knaben- Realschule in Krefeld.
An seine Stelle tritt Herr WALBOTT, der bisher an
der Volksschule in Rumeln tätig war. Lehrfächer:
Physik, Chemie und Biologie.
Die Städtische Realschule wächst
Von jetzt an war ein ständiges Anwachsen der Städtischen Realschule zu
beobachten. Durch den Einsatz des Schulleiters und die gewissenhafte Arbeit des
Kollegiums hatte sich die Städtische Realschule den Ruf erworben, nach Tradition
und Leistung eine der besten Schulen im Kreise Moers zu sein. Es unterrichteten jetzt
16 hauptamtliche Lehrkräfte in 13 Klassen. Kultur- und Studienfahrten des Kollegiums
und der Schüler wurden wie eh und je gefördert; dazu gehörten z.B. Opern- und
Schauspielaufführungen in Duisburg und Krefeld, Besuche von Landtagssitzungen in
Düsseldorf, verbunden mit der Besichtigung des Benrather Schlosses oder des
Flughafens in Lohausen. Fahrten zu den Bundestagssitzungen in Bonn mit Herrn
LÜTKEMEYER ergänzten den Geschichtsunterricht und die Arbeit in
Gegenwartskunde. Auch Gerichtsverhandlungen in Rheinberg und Moers konnten die
Schüler miterleben.
Weiterhin erfreuten sich die Winterfreizeiten der Abschlussklassen im Hochsauerland,
die Herr ANHAMM jedes Jahr mit Sorgfalt vorbereitete, großer Beliebtheit.
Herr Direktor Fritz HAASE legte als Deutsch- und Geschichtslehrer im Laufe seiner
Tätigkeit eine umfangreiche Lehrer- und Schülerbibliothek an, die neben Klassik,
Romantik und Realismus auch alle wichtigen Werke der neuen Literatur enthielt. Die
Abschlussfeiern der Klassen 6 wurden stets mit viel Begeisterung von Lehrern und
Schülern vorbereitet und boten den geladenen Gästen, den Vertretern der Stadt, den
Mitgliedern des Schulausschusses, dem Vorsitzenden der Schulpflegschaft und den
Eltern ein eindrucks- volles Bild von der Arbeit in der Städtischen Realschule. Auch
das jährliche Schulsportfest brachte gute Leistungen. Im Schuljahr 1956 /57 traten
Herr Karl KLERX mit den Fächern Mathematik, Physik, Chemie und Frau Elisabeth
BLASWEILER mit den Fächern Kunsterziehung und Textilgestaltung in das Kollegium
ein. Am Ende dieses Schuljahres schieden Herr Direktor HAASE, Frau
Direktorstellvertreterin POTT und Herr LUEDTKE aus dem Schuldienst aus, da sie die
Altersgrenze erreicht hatten. In einer schlichten Abschiedsfeier mit dem Kollegium
würdigte Herr RENNINGS ihre Verdienste und ihre vorbildliche Arbeit und sprach
herzliche Wünsche für die Zukunft aus. Im April 1957 wurde dann der neue
Schulleiter, Realschullehrer Wilhelm VOLKMANN, in sein Amt eingeführt. Herr
VOLKMANN kam aus Wülfrath, wo er 19 Jahre an der Realschule gewirkt hatte. Mit
Wirkung vom 1. Juni 1957 wurde er zum Realschuldirektor ernannt.
Im Frühjahr 1958 unternahmen Schüler der Städtischen Realschule zum erstenmal
eine größere Studienfahrt ins Ausland. Herr ABELS und Frau REICHWEIN fuhren mit
14 Schülern der Klasse 6 und 5, die am Französischunterricht teilnahmen, nach
Frankreich. Paris und Angers waren die Schwerpunkte; außerdem besichtigte man die
Loire-Schlösser und Fischerdörfer am Atlantik. Herr ABELS hatte die Fahrt mit
französischen Freunden vorbereitet, so dass die Schüler auch einige Empfänge durch
französische Behörden und mehrere Begegnungen mit französischen Jugendlichen
erleben durften. Ein Gegenbesuch der jungen Franzosen und Französinnen erfolgte
im gleichen Jahr. Herr ABELS wiederholte im folgenden Jahr mit einer
Abschlussklasse die Frankreichfahrt.
Sechzehn hauptamtliche und sieben nebenamtliche Lehrpersonen unterrichteten in
dieser Zeit 475 Schüler und Schülerinnen. Bald musste die Schulpflegschaft zu einer
Sondersitzung einberufen werden, um über den weiteren Ausbau der Schule zu
beraten. In kürzester Zeit musste nämlich die fünfzehnte Klasse eingerichtet werden.
Der Schulleiter stellte den Antrag, den Speicher schnellstens auszubauen, damit die
neue Klasse auch ihren eigenen Raum bekommen konnte. Die Stadtverwaltung sagte
zu, und so konnten zwei Klassenräume neu gewonnen werden.
Und immer wieder stellte die Schulpflegschaft, die den sog. Schulgroschen als
freiwillige Spende der Eltern eingeführt hatte, größere Beträge zur Verfügung, um
außerhalb des offiziellen Etats Geräte, Lehrmittel und anderes Arbeitsmaterial
anzuschaffen, u. a. Tonbandgeräte, Schallplattengeräte, Schallplatten für den
Deutsch- und Sprachunterricht, Dia - Serien, Schreibmaschinen und Bücher für die
Schülerbücherei.
Die sechziger Jahre
Mit Beginn des Schuljahres 1961 / 62 übernahm Herr Realschullehrer Johannes
KOHL aus Wülfrath die Stelle des Direktorstellvertreters, nachdem der bisherige
Stellvertreter, Herr Wilhem RENNINGS, aus dem Schuldienst ausgeschieden war.
Herr RENNINGS hatte die Altersgrenze erreicht, nachdem er kurze Zeit vorher sein
40jähriges Dienstjubiläum gefeiert hatte. Sein Nachfolger, Herr KOHL, unterrichtete in
den Fächern Mathematik, Erdkunde und Werken. Gleichzeitig wurde in die 20.
Planstelle Herr Realschullehrer Heinz SPREER eingewiesen, der bisher an der ev.
Ebert - Schule tätig war. Seine Unterrichtsfächer: ev. Religion und Geschichte.
In den folgenden Jahren erhöhte sich die Schülerzahl allmählich auf über 500. Herr
RIEDEL, der mit der Leitung der neuen Realschule in Geldern betraut wurde, und
Frau TOEPLER, die als Fachlehrerin für Englisch an die Realschule in Moers versetzt
wurde, verließen die Kamp - Lintforter Realschule. Es konnten in der Folge drei
Planstellen nicht besetzt werden, und die beiden Klassen 4 mussten mit überhöhter
Klassenstärke weitergeführt werden. Dass der Unterricht (auch in den folgenden
Jahren ) trotz des großen Lehrermangels ohne wesentlichen Ausfall durchgeführt
werden konnte, ist das Verdienst der Lehrkräfte, die sich immer wieder bereit
erklärten, zusätzlich Stunden zu übernehmen, um die Stundenkürzungen in tragbaren
Grenzen zu halten.
Als der Schule am 1. Oktober 1963 von der Bezirksregierung die beiden
Realschullehrer z.A. Laurenz THEKOOK ( Deutsch und kath. Religion ) und Rolf
SCHLEICHER ( Englisch und Latein ) zugewiesen wurden, konnten zwei Klassen, von
denen eine inzwischen durch Zuzug fünfzig Schüler aufwies, wieder in drei
Parallelklassen auseinandergezogen werden. Leider verunglückte Herr SCHLEICHER
im Februar 1964 auf der Heimfahrt mit seinem Wagen so schwer, dass er fünf Monate
dienstunfähig war. Nach seiner Genesung ließ er sich in den Raum Aachen versetzen.
Einen erneuten Engpass gab es, als am Ende des Schuljahres 1963 / 64 mehrere
Kollegen gleichzeitig die Schule verließen. Der Leiter der Schule wurde in den
Schulaufsichtsdienst bei der Bezirksregierung in Düsseldorf abgeordnet und nach
endgültiger Übernahme zum Oberregierungs- und Schulrat ernannt. Frau WÄDLICH
wurde an die im Aufbau befindliche Realschule in Moers und Herr KLERX an die neu
gegründete Realschule in Rheinkamp versetzt. Frau REICHWEIN hatte sich an die
Mädchen-Realschule in Neuwied versetzen lassen und Herr ABELS trat den Dienst in
der Realschule Siegburg an.
Bis zur Besetzung der Direktorstelle leitete nun Herr Direktorstellvertreter KOHL die
Schule. Vier unbesetzte Planstellen und zwei Dauervertretungen waren die Erbschaft,
die ihm überlassen wurde. Die Schülerzahl betrug jetzt insgesamt 528. Als Herr KOHL
Ende 1964 vom Rat der Stadt Kamp - Lintfort ( Mai 1965 erhielt er die
Ernennungsurkunde der Regierung ) zum neuen Direktor der Schule gewählt wurde,
hatte sich die Situation etwas gebessert. Frau Elsa HARTMANN mit den Fächern
Englisch und Französisch, Frau Karin KUNATH, jetzt Frau HOFSCHEN, ( Biologie
und Chemie ) und Frau Erika MITZE ( Englisch und Geschichte ) waren am 1. Oktober
von der Regierung unserer Schule als Realschullehrerinnen z.A. zugewiesen worden.
Herr WALBOTT feierte in diesem Jahr sein 25jähriges Dienstjubiläum. Am 14.
Oktober überreichte ihm der Schulleiter die Ehrenurkunde des Kultusministers.
Reisen bildet
Um zu zeigen, welche Möglichkeiten das Kollegium der Städtischen Realschule für
sich und die Schüler aufspürte und nützte, um auch außerhalb des Unterrichts etwas
für die Weiterbildung zu tun, seien einmal die Fahrten und Besichtigungen aufgezählt,
die die Lehrer und Schüler im Laufe der Jahre durchführten. Es ist das besondere
Verdienst von Herrn ANHAMM, dass er in den fünfziger Jahren für mehrere
Abschlussklassen einen Skiurlaub im Hochsauerland, im Hochschwarzwald oder in
den bayrischen Alpen vorbereitete. Durch seine Beziehungen zum Kamp - Lintforter
Ski - Club war es immer wieder möglich, die für solche Fahrten erforderliche
Ausrüstung auch für die Schüler zu beschaffen, die durch eine Neuanschaffung
finanziell zu sehr belastet gewesen wären.
Außerdem wurden mehrere Berlin-Fahrten veranstaltet, die zum Teil mit einer
Besichtigung des Volkswagenwerkes in Wolfsburg verbunden waren. Auch eine
Studienfahrt mit dem Schiff durch die Niederlande konnte den Klassen angeboten
werden. Landschulheim- oder Jugendherbergsaufenthalte mit den vorletzten und
letzten Klassen in der näheren Umgebung, auf Juist oder Langeoog, in Lübeck ( mit
Zonengrenzfahrt ), Friedrichshafen und Wiesbaden bedeuteten eine wesentliche
Bereicherung des schulischen Lebens. Tagesfahrten führten nach Köln ins Wallraf Richartz - Museum und ins Funkhaus, zu den Hüttenwerken Rheinhausen, zur August
- Thyssen - Hütte nach Duisburg, ins Bergbaumuseum nach Bochum, ins
Heimatmuseum nach Moers und Kevelaer, ins Folkwangmuseum nach Essen, ins
van - Gogh - Museum nach Otterloo und ins Münsterland zur Besichtigung der
Wasserburgen.
An sportlichen Veranstaltungen sind die jährlich stattfindenden Bundesjugendspiele,
Schulvergleichskämpfe in Kamp - Lintfort oder in anderen Städten und zwei große
Schwimmfeste zu nennen. Außerdem nahmen viele Kollegen immer wieder an
Wanderführerlehrgängen oder Lehrerfortbildungskursen teil.
Schwierige Jahre
Die folgenden Jahre waren gekennzeichnet durch Lehrermangel, Lehrerwechsel,
Raumnot und sonstige störende Unregelmäßigkeiten, die nur durch den vollen Einsatz
des Lehrerkollegiums überwunden werden konnten.
Am 3. Mai 1965 trat Frau Gisela MEYER aus Duisburg ihren Dienst in unserer Schule
an, die bald darauf zur Direktorstellvertreterin ernannt wurde. Mitte Mai erlitt der
kommissarische Leiter der Alpener Realschule, Herr KLERX, einen Herzinfarkt.
Daraufhin wurden Herr JANßEN zur Durchführung des Unterrichts für 3 Tage, Herr
SULEK für 2 Tage und Frau MEYER für einen Tag dorthin abgeordnet. Vom 29. Mai
ab wurden dann die Kinder der Alpener Realschule täglich mit einem Schulbus nach
Kamp -Lintfort gebracht und dort in der Realschule planmäßig unterrichtet, obwohl
noch eine Lehrerin durch Krankheit ausfiel.
Am 1. September 1965 wurde die Städtische Realschule Ausbildungsschule, d.h.
dass das Kollegium von nun an regelmäßig Lehramtsanwärter des Bezirksseminars
Krefeld betreute und in die pädagogische Praxis einführte. Drei Lehramtsanwärter (
Frau Beate KAIRIS, Herr Egon STÄHLER - MAY und Herr Eckart GIEDKE ) traten
am 7. September ihren Dienst an. Im September wurden Herr Kaplan GALEN
verabschiedet. Er war 3 1/2 Jahre als Religionslehrer an der Realschule tätig
gewesen. Jetzt wurde er zum Pfarrer von Spellen ernannt.
In diesem Jahr und in den beiden folgenden Jahren traten Frau Realschullehrerin z. A.
Wilma BESAU, jetzt Frau REINTJES ( Englisch und Geschichte ), Frau
Realschullehrerin z.A. Sigrun DAEMEN ( Französisch und Geschichte ) und Frau
Ursula NIEDERDRENK
( Gymnastiklehrerin ) in das Kollegium ein.
Im Oktober ging Frau SÜHLING in den Ruhestand, und am 6. November starb Frau
Elisabeth HAUBROCK im Alter von 72 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit. Sie
hatte ( auch nach ihrer Pensionierung ) bis zuletzt den Englischunterricht in der
Alpener Klasse erteilt.
Nach 45jähriger Dienstzeit trat Herr KOSTKA am 31. März 1966 in den Ruhestand,
war aber bereit, weiter an der Schule zu bleiben und 12 Stunden wöchentlich zu
unterrichten. Herr JANßEN wurde auf eigenen Wunsch an die Realschule Geldern
versetzt.
Neben den Schwierigkeiten des Lehrerwechsels und der nun beginnenden
Kurzschuljahre gab es aber auch Erfreuliches. Die Schulküche, auf deren Installierung
die Schule seit langer Zeit gewartet hatte, wurde durch die besondere Initiative von
Herrn KOHL endlich fertiggestellt. Bis vor kurzem war dieser Raum als Fahrradkeller
benutzt worden. Nun konnte auch ein hauswirtschaftlicher Unterricht in den
Stundenplan eingebaut werden.
Da Frau JACQUES auch nach ihrer Pensionierung weiterhin 15 Wochenstunden
erteilte, Frau Realschullehrerin Gertrud WESTERSCHULTE seit dem 8. April an der
Realschule unterrichtete und alle hauptamtlichen Lehrkräfte wieder bereit waren, zwei
bis vier Wochenstunden nebenamtlich zu erteilen, konnte das neue Schuljahr trotz
vier unbesetzter Planstellen bei jetzt 554 Schülern und Schülerinnen mit neuem Elan
begonnen werden.
Im November verabschiedete das Kollegium dann Frau JACQUES, die Kamp Lintfort verließ, um im Weserbergland ihren Lebensabend zu verbringen. Gleichzeitig
wurde Herr LÜTKEMEYER auf eigenen Wunsch nach Nepthen / Sieg versetzt.
Im zweiten Kurzschuljahr ( 1966 / 76 ) mussten wieder 16 Klassen eingerichtet
werden, da auch diesmal 3 Klassen neu hinzukamen. Die Räume im Schulbau
reichten dazu nicht mehr aus. Deshalb mietete die Stadt zwei Räume im Paul Schneider - Haus, das der evangelischen Kirchengemeinde gehört und über den
Schulhof schnell und bequem zu erreichen war. Allerdings brachte diese notwendige
Maßnahme eine Erschwerung in der Aufsicht und größere Unruhe im gesamten
Schulbetrieb mit sich. Und die Hauptschwierigkeit blieb: Sieben Planstellen waren
unbesetzt. Erleichterung gab es durch die 2. Staatsprüfung von Herrn GIEDKE und
Herrn STÄHLER - MAY, die beide an unserer Schule bleiben konnten und in
Planstellen eingewiesen wurden. Nach den beiden Kurzschuljahren fand zum
erstenmal die Entlassung der Abschlussklassen im Sommer statt. Am 15. Juli 1967
verließen 43 Mädchen und 57 Jungen die Schule. Wie in den Jahren vorher erhielten
auch diesmal die besten Schülerinnen und Schüler von der Schulpflegschaft eine
Buchprämie.
Die Schuljahre 1967/68 und 1968 /69 brachten die schwerste Belastungsprobe für das
Kollegium, für die Schüler, für die ganze Schule. Akuter Raummangel hatte dazu
geführt, dass die gesamte Erprobungsstufe, also 6 Klassen, im neu errichteten
Gymnasium untergebracht werden musste. Das bedeutete in einer weiterführenden
Schule mit Fachunterricht ein ständiges Pendeln zwischen den beiden Gebäuden, mit
dem Auto, dem Fahrrad oder auch zu Fuß, oft sogar in den kleinen Pausen. Herr
Direktor KOHL versuchte zwar, den Wechsel in so engen Grenzen wie nur möglich zu
halten, doch mit organisatorischen Mitteln war da wenig auszurichten, da mindestens
90 % der Kollegen täglich zum Teil mehrmals hin- und herfahren mussten. Von einer
Pause, die ein wenig neue Kraft für die nächste Stunde gibt oder die Gelegenheit
bietet, sich in Ruhe über einen " schwierigen Fall " oder gar über die neueste Literatur
zu unterhalten, konnte hier beim besten Willen nicht mehr die Rede sein. Die Gefahr,
dass das Kollegium " auseinanderfiel ", lag ständig in der Luft und konnte auf die
Dauer nur durch eine gewisse Form der Selbstverleugnung und eine große Portion
Humor gebannt werden. Dieser außergewöhnliche und fast unerträgliche Zustand
dauerte zwei Jahre. Aber trotzdem ging der " normale " Schulalltag weiter. Als neue
Lehrkräfte kamen Herr Winfried CASPERS aus Menzelen und Frau Gabriele
POLLEIT vom Siegburger Seminar. Frau SPOGIS wurde im Rahmen der
Familienzusammenführung nach Münster versetzt, und an ihre Stelle trat Herr
Realschullehrer Hermann WESLING aus Rheinberg. Und nachdem Herr Alfred VIETZ
der Schule als Werklehrer zugewiesen worden war, konnte auch in den seit längerer
Zeit schon eingerichteten Räumen im Untergeschoss für mehrere Jungenklassen der
Werkunterricht erteilt werden.
Frau Emilie STRAß, die seit etwa 10 Jahren in den Fächern ev. Religion, Englisch,
Französisch und Deutsch unterrichtete und die auch nach ihrer Pensionierung noch
bereit war, 12 Stunden nebenamtlich zu erteilen, schied im Laufe des Schuljahres auf
Anraten des Arztes aus dem Dienst aus.
Auch Herr ANHAMM, der vor einigen Jahren sein 40jähriges Dienstjubiläum und
wenig später sein 40jähiges Ortsjubiläum gefeiert hatte, erreicht mit dem Ende dieses
Schuljahres die Altersgrenze. In Anwesenheit von Vertretern der Stadt und der
Verwaltung wurde er offiziell verabschiedet. Er erklärte sich jedoch bereit, weiterhin
einige Stunden nebenamtlich zu unterrichten.
Die Abschlussfeier für die Klassen 10 wurde in diesem Jahr ausschließlich von den
Schülern gestaltet. Jungen und Mädchen der Klassen 8 und 9 sprachen Texte von B.
Brecht, J.F. Kennedy, G. Heym und C.F. v. Weizsäcker. Ein Schüler der Klasse 9
spielte dazu Stücke von Rachmaninoff, Debussy und Toch.
Ein halbes Jahrhundert Städtische Realschule
Trotz der Errichtung des Gymnasiums in Kamp - Lintfort und mehrerer Realschulen in
der Umgebung war die Schülerzahl der Schule von 1961 bis 1969 von 500 auf zirka
670 gestiegen. In den Jahren vorher waren alle Realschüler aus den Städten und
Gemeinden, die jetzt eine eigene Realschule besaßen, ebenfalls zu uns gekommen,
nämlich aus Moers, Rheinkamp, Alpen, Geldern und Neukirchen - Vluyn. Jetzt waren
in der Städtischen Realschule Kamp - Lintfort 18 Klassen eingerichtet, d.h. 6
Jahrgänge je dreizügig. Es unterrichteten 20 Lehrer und Lehrerinnen hauptamtlich, 2
waren im Angestelltenverhältnis tätig und 7 Damen und Herren des Kollegiums
erteilten nebenamtlichen Unterricht. Die Arbeit wurde im Vergleich zu den beiden
letzten Jahren wesentlich erleichtert dadurch, dass das Kollegium nicht mehr zu "
wandern " brauchte. Aufgrund eines Ratsbeschlusses vom 18.12.1968 wurden die
Vorbereitungen für einen Teilneubau in die Wege geleitet. In den Sommerferien
erstellte eine niederländische Firma das Projekt in Fertigbauweise. Der Neubau
enthielt Klassenräume, zwei kleine Nebenräume und Pausentoiletten für die Schüler.
In diesem Jahr beging die Städtische Realschule Kamp - Lintfort ihr 50jähriges
Jubiläum, und im Rahmen
einer Feierstunde am Samstag, dem 25. Oktober 1969, übergab Herr Bürgermeister
Kames offiziell das Gebäude an das Kollegium. Die Festrede hielt Professor Dr. Fritz
Holtmeier, Bonn, ein ehemaliger Schüler unserer Schule vom ersten
Absolventenjahrgang 1925. Für seine Ansprache hatte er das Thema "
Geistespolitische Situation und gesellschaftspolitische Bewusstseinsförderung"
gewählt, und es ging ihm darum zu zeigen, dass nach dem 2. Weltkrieg noch mehr als
zwei Jahrzehnte lang ein geistiges Vakuum und eine Verwirrung der Begriffe und
Weltanschauungen geherrscht habe. Er rief dazu auf, die Lücken, die im Erziehungsund Bildungssystem seit 1945 immer noch bestünden, endlich zu schließen und
unsere Vergangenheit aufzuarbeiten. Bestimmte romantisierende Strömungen des 19.
Jahrhunderts seien noch immer nicht überwunden, und unsere geistige Entwicklung
habe mit der technischen nicht mitgehalten. Er wurde konkret im Hinblick auf die
Schule und sagte, ein bisschen staatsbürgerliche Gymnastik genüge nicht, und mit
bloßer Staatsbürgerkunde sei die politische Bildungsaufgabe unserer Zeit nicht zu
lösen. Man müsse einen Schritt weitergehen und nach dem Sinn des Lebens fragen.
Politisches Wissen diene dazu, das politische Ge-Wissen zu fördern. Damit
verbunden sei natürlich eine echte gesellschaftspolitische Bewusstseinsförderung auf
dem Hintergrund einer umfassenden Lehre vom Menschen und seiner Wirklichkeit.
Philosophische Anthropologie und universale Soziologie müssten das tragende
Fundament aller Pädagogik sein.
( Vergleiche hierzu auch den Redeauszug an anderer Stelle. )
Am Abend dieses Festtages trafen sich die Ehemaligen im Foyer der Aula des
Gymnasiums zu einer Wiedersehensfeier, und schon vorher hatten auch die Schüler
ihren Teil zum Jubiläum beigesteuert. Am Freitag, dem 19. Sept. 1969, fand ein
Kinderfest statt, zu dem alle Eltern und Geschwister unserer Schüler als Zaungäste
geladen waren. In der Woche der Jubiläumsfeier gab es einen Elternabend, der mit
Laienspiel, Tanz, Instrumentalmusik und turnerischen Übungen etwas von der Arbeit
in der Schule nach draußen tragen sollte.
Zurück in den Schulalltag
Nach den zahlreichen Feiern zum Jubiläum der Schule mit Kinderfest, Elternabend,
großem Festakt, Wiedersehensfeier und Ball der Ehemaligen mussten sich Lehrer
und Schüler wieder der regelmäßigen schulischen
Alltagsarbeit zuwenden. Es hatten zum Beginn des Schuljahres wieder achtzehn
Klassen eingerichtet werden müssen, da 124 Schüler ( innen ) angemeldet worden
waren. Aber man konnte mit einem Gefühl der Erleichterung an die Arbeit gehen,
denn in den großen Ferien waren sechs Klassenräume und die entsprechenden
Nebenräume in Fertigbauweise auf dem Schulhof installiert worden.
Trotzdem blieb eine geregelte Unterrichtsführung weiterhin sehr schwierig, da nicht
alle Lehrerstellen besetzt waren.
Von der Niersenberg - Hauptschule war Frau HAAN nach Ablegung
der
Realschullehrerprüfung in den Fächern Englisch und kath. Religion an die Realschule
versetzt worden, und Frau ROTTER, die in Bonn die Realschullehrerprüfung in
Englisch und Erdkunde abgelegt hatte, überbrückte ihre Wartezeit bis zum Eintritt in
das Krefelder Seminar dadurch, dass sie zwölf Stunden nebenamtlich unterrichtete.
Auch Herr ANHAMM,
der zum Ende des Schuljahres 1968 / 69 pensioniert worden war, war bereit, noch
zwölf Stunden zu übernehmen, um den damals eklatanten Lehrermangel etwas zu
mildern. Ohne die Vielzahl der nebenamtlich Unterrrichtenden wäre der Schulbetrieb
geradezu zusammengebrochen. Die " Hauptamtlichen " übernahmen freiwillig bis zu
fünf Zusatzstunden.
Die Schülerzahl betrug im Jubiläumsjahr ( 1.9.1969 ) 667, davon 357 Mädchen und
310 Jungen. Frau ROTTER begann ihre Zeit als Lehramtsanwärterin, und Frau
FRITZE wurde aus Münster in eine Planstelle eingewiesen, und zwar mit den Fächern
Mathematik und Physik.
Zum Schuljahr 1970 / 71 wurde Frau LOHAUS der Schule zugewiesen mit den
Fächern Biologie und Textiles Gestalten, und von der Hauptschule kam Herr VOM
SCHEIDT mit den Fächern evangelische Religion und Deutsch. Da er bereit war, als
Neigungsfach Musik zu erteilen, konnte er nach dem Ausscheiden von Herrn
WESTERMANN dessen Unterricht und den Schulchor übernehmen.
Die Differenzierung - ein Jubiläumsgeschenk der Regierung ?
Mit dem Beginn des Schuljahres 1970 / 71 wurde die Städtische Realschule Kamp Lintfort an einem Versuch beteiligt, den die Landesregierung an fünfzig von etwa
fünfhundert Realschulen im Lande Nordrhein - Westfalen durchführte. Differenzierung
hieß das Stichwort, und es bedeutete, dass die Schüler der Oberstufe, also der
Klassen 9 und 10, für zwölf Stunden aus dem Klassenverband herausgenommen und
in Neigungsgruppen unterrichtet wurden. Die Schüler konnten einen mathematisch naturwissenschaftlichen, einen sprachlichen oder einen sozialwissenschaftlichen
Schwerpunkt wählen. Der theoretisch mögliche künstlerische Schwerpunkt mit Musik
und Kunst wurde an unserer Schule nicht eingerichtet, weil es keinen Musiklehrer mit
Fakultas gab und weil die erforderlichen Vorläufe für einen solchen MK - Kurs nicht
hatten erfolgen können. ( An anderer Stelle wird die Bedeutung der Differenzierung
unter pädagogischen, didaktischen und schulpolitischen Gesichtspunkten ausführlich
dargestellt. )
Immer noch Platzmangel
Es wurden wieder so viele Kinder angemeldet, dass drei Anfangsklassen
eingerichtet werden mussten. Die Realschule hatte nun 19 Klassen, und die Räume
reichten - trotz Fertigbau - nicht aus. Deshalb wurde der Vorraum des Zeichensaals
abgetrennt und als Klassenraum eingerichtet. Etwa ein Viertel der Lehrerplanstellen
war unbesetzt, und am 1. September schied Frau HAAN aus. Sie hatte sich für drei
Jahre beurlauben lassen und ging als Lehrerin an eine Schule in Uganda. Dafür
wurde der Schule im Februar 1971 vom Essener Seminar Herr Realschullehrer z.A.
Horst HÖWING mit den Fächern Englisch und Erdkunde zugewiesen. Im Mai
machte Frau ROTTER die 2. Staatsprüfung und blieb an unserer Schule.
Am 5. Mai 1971 feierte Herr Direktor KOHL sein 40jähriges Dienstjubiläum, und die
Schule beging einen besonderen Festtag. In Anwesenheit von Bürgermeister
Haugk, Stadtdirektor Dr. Zoller, vom Ersten Beigeordneten Harhoff, vom
Schulpflegschaftsvorsitzenden Dr. Wagner und Stadtoberamtmann Schönwiese vom
Schulverwaltungsamt sprach der Realschuldezernent Regierungsoberschulrat
Geyer die Laudatio, die in den Worten mündete, Herr KOHL habe die Schule
vorbildlich geführt, und seine Prinzipien der Pflichterfüllung und der Menschlichkeit
könne man den jüngeren Kollegen als Maßstab empfehlen.
Ein Neubau für die Realschule ?
Hauptproblem blieb weiterhin die Raumnot in der Realschule. Wieder wurden 115
Kinder angemeldet, was die Einrichtung vor drei Klassen bedeutete, und dazu
kamen in diesem Schuljahr besonders viele Schüler, die am Ende der
Erprobungsstufe vom Gymnasium zu uns umgemeldet wurden. Das bedeutete eine
weitere 7. Klasse, so dass die Realschule jetzt 20 Klassen unterzubringen hatte. Der
letzte freie Fachraum, der Zeichensaal, wurde auch noch zum Klassenraum. Da
deutlich eine wachsende Tendenz zu erkennen war und eine akute Raumnot für die
nächsten Schuljahre erkennbar wurde, beschloss der Rat der Stadt Kamp - Lintfort,
für die Realschule auf dem Baugelände des Gymnasiums einen Neubau zu
errichten. Für die Übergangszeit wurden zwei weitere Fertigklassen auf dem
Schulhof der Realschule aufgestellt und zwei Räume im Paul - Schneider - Haus
unmittelbar neben dem Realschulgelände angemietet.
Herr PFEIFER mit den Fächern Englisch und Französisch und Herr RÜTTGERS mit
Mathematik und Geschichte kamen am 1.2.1972 an die Schule, und mit dem Beginn
des Schuljahres 1971 / 72 wurde die Personalsituation auch noch dadurch
verbessert, dass Herr URBAN, ebenfalls mit den Fächern Mathematik und
Geschichte, in das Kollegium eintrat. Herr
RÜTTGERS und Herr URBAN hatten beide vorher an der Ebertschule unterrichtet
und nachträglich die Realschullehrerprüfung abgelegt.
Frau MEYER, unsere Direktorstellvertreterin, verließ die Schule, da der
Schulausschuss der Stadt Essen sie zur Schulleiterin der Helene - Lange - Schule
gewählt hatte. Am 13. Juni 1973 wurde dann Herr Direktor KOHL, der nach
zweiundvierzig Jahren Schuldienst in den Ruhestand ging, feierlich verabschiedet.
Er hatte die Schule in einem Jahrzehnt geleitet, in dem sich dieser Schultyp einer
Verdoppelung der Schülerzahlen gegenübergestellt sah - mit all den daraus
resultierenden Problemen. Dass sich aber außerdem die Realschule von innen her
reformierte, daran hatte auch er bedeutenden Anteil. Innerhalb
dieser
Verabschiedung wurde auch der neuen Schulleiter, Herr KLIEWE, vorgestellt.
Realschuldezernent
Regierungsoberschulrat Geyer überreichte ihm die
Ernennungsurkunde und führte ihn in seinem Amt ein. Einen Tag später wurde Herr
ANHAMM, Realschullehrer a.D., der als Ruheständler noch an der Schule tätig war,
verabschiedet. Aus Altersgründen wurde der Vertrag nicht verlängert.
Mit dem neuen Schuljahr 1973 / 74 wurde Herr VINNBRUCK mit den Fächern Sport
und Geschichte angestellt. Er war vorher an der Niersenbergschule in Kamp Lintfort tätig. Herr CASPERS wurde an die Realschule Schwalmtal abgeordnet, wo
er später stellvertretender Schulleiter wurde.
Millionen für Schulneubau
Nachdem schon im Jahre 1971 unter dem Druck des enormen Raummangels die
ersten Neubausignale ertönt waren und ein Antrag auf Genehmigung von
Landesmitteln für ein Erweiterungsgebäude auf dem Gelände des Gymnasiums
gestellt worden war, kam erst jetzt, mehr als zwei Jahre später, der positive
Bescheid, - und sogleich verbunden mit einem Wermutstropfen: Der Bauzuschuss in
Höhe von mehreren Millionen sollte erst 1976 fließen. Da aber mit dem Bau
dringend begonnen werden musste, wandte sich die Verwaltung an die Gesellschaft
für kommunale Anlagen(GKA), so dass dennoch die Möglichkeit einer
Zwischenfinanzierung gefunden wurde. Ein Versprechen lag auf dem Tisch: Zum
Schuljahr 1975 / 76 sollte die Realschule - nach einer Zwischenlösung im
Zusammenhang mit der Gymnasiumserweiterung - ihr neues Domizil beziehen
können. Baubeginn: Frühjahr 1974. Herr VIETZ besuchte die Neubaustelle
regelmäßig mit der Kamera und hielt die einzelnen Bauabschnitte fest.
Im November starb Herr RENNINGS, Direktorstellvertreter i.R., im Alter von 78
Jahren. Er hatte auch in all den Jahren nach seiner Pensionierung den Kontakt zur
Schule aufrecht erhalten, hatte im Zuge eines Spazierganges mal eben
hereingeschaut und war regelmäßig zu Klassentreffen von Ehemaligen eingeladen
worden. Seinem Wirken war es zu verdanken, dass die Schule zunächst als
Vorschule und später als Realschule eine der angesehensten Schulen des Kreises
wurde.
Notizen aus dem Schulalltag
01.08.1975 Herr BERGHOF trat nach seiner 2.
Staatsprüfung als Realschullehrer z.A. mit den
Fächern Biologie und Erdkunde an der Schule
seinen Dienst an.
30.10.1975 In der Turnhalle der Schule löste sich eine
schwere Leuchte zum Teil von der Decke. Bei
dieser und einer anderen Leuchte bestand die
Gefahr, dass die herabstürzten. Deshalb musste ab
sofort die Turnhalle für den gesamten Unterricht
gesperrt werden.
01.11.1975 Die Schulpflegschaft entschied sich einstimmig
für die Einführung eines unterrichtsfreien
Samstags im Monat. Am Vormittag hatte sich die
SMV der Schule mit 23 : 1 Stimmen für die
Einführung der 5- Tage - Woche in dieser Form
entschieden. Die Gesamtkonferenz hatte am
30.11.1975 die Einführung eines
unterrichtsfreien Samstags beschlossen.
30.01.1976 Der für den 30. Januar geplante Umzug in das
neue Gebäude musste verschoben werden, weil
die Außenanlagen noch nicht fertiggestellt waren.
03.02.1976 Frau TERHALLE ( kath. Religion und Englisch ) und
Herr SCHEUFELD ( Erdkunde und Physik ) treten
ihren Dienst an der Realschule an. Herr SCHEUFELD
wird auch einige Klassen in Mathematik unterrichten.
20.02.1976 Die Schule muss die beiden Räume im Paul Schneider - Haus räumen. Die evangelische
Gemeinde ist nicht mehr bereit, die Räume länger
zu vermieten.
02.04.1976 Umzug in das neue Gebäude an der Moerser
Straße..... Es bietet ausreichend Platz. Die
Klassenräume sind groß und hell, die Sonne an
der Südseite wird durch von außen angebrachte
Alulamellen abgeschirmt. Fachräume werden
grundsätzlich mit dem Gymnasium gemeinsam
genutzt. Die neue Dreifach - Sporthalle ist mit
dem Einzugstermin fertig geworden. Bereits am
Nachmittag des Vortags begann der Fuhrpark
mit dem Transport der Klassenschränke und des
Gestühls. Eine Umzugsfirma übernahm den
Transport der Bücherei, der Sammlungen, der
Medien usw. . Die naturwissenschaftliche
Sammlung wurde noch nicht transportiert, weil
zum Zeitpunkt des Umzugs die Räume noch
nicht fertiggestellt waren.
Der Abschied vom alten, liebgewordenen
Gebäude fiel nicht leicht, dennoch sind alle
Kollegen froh, im schönen, neuen Gebäude ein
neues " Zuhause " gefunden zu haben.
Die ersten Jahre im neuen Haus
Nach einer Eingewöhnungsphase mit all den kleinen Verunsicherungen und
täglichen Neuorientierungen
( Wo ist ..... ? ), nach einer feierlichen Einweihung des Schulneubaus und nach dem
etwas verspäteten Umzug der naturwissenschaftlichen Sammlung aus dem alten
Gebäude in die neuen Räume ( 11.6.1976 ) begann dann eine angenehme
Konsolidierungszeit ohne Raumnot, ohne von der Decke stürzende Leuchten, ohne
die bange Frage: Was fangen wir an, wenn...... ?
Auch die Personalsituation verbesserte sich in kleinen Schritten. Zwar durfte wegen
der schlechten Finanzlage des Landes der Stellenrahmen nur bis zu einer Lücke
von 14,4 % ausgefüllt werden und es mussten alle nebenamtlichen Lehrkräfte
entlassen werden, aber es wurden dafür auch drei neue hauptamtliche Kollegen
eingestellt: Frau BRAKELMANN mit den Fächern Sport und Erdkunde, Herr GATZA
mit den Fächern Mathematik und Chemie und Herr REHWINKEL mit der
Fächerkombination Mathematik / Erdkunde. Die Stellenbesetzung durch
hauptamtliche und hauptberufliche Lehrkräfte hatte sich dadurch um mehr als 3 %
verbessert, und als am Ende des Schuljahres 1976 / 77 Herr WALLBOTT
verabschiedet wurde, wurde diese Lücke bald weiter geschlossen durch die "
Neuzugänge " Frau QUAPP mit den Fächern Deutsch und Geschichte, durch Frau
PIONKE mit Englisch und Sozialwissenschaften, durch Herrn JAMA mit Sport und
Erdkunde. Weiterhin unterrichteten einige Kollegen in einem Neigungsfach und in
regelmäßiger Mehrarbeit, z.B. Herr URBAN in Mathematik und Herr THEKOOK im
Fach Musik.
Herr WALBOTT hatte sich bereit erklärt, der Schule nach seiner Pensionierung
noch mit zehn Stunden in den Fächern Physik, Biologie und Chemie zu helfen. Im
darauffolgenden Jahr verließ er uns endgültig, aber der Fehlbestand in der
Planstellenbesetzung blieb bei 10,6 % stehen, da Frau ECKERT mit den Fächern
Deutsch und Sozialwissenschaften und dem Neigungsfach Musik und Herr WELL
mit den Fächern Englisch und Biologie zu uns kamen.
In der zweiten Hälfte des Schuljahres 1978 / 79 wurde Frau Realschulkonrektorin
KLEWER vom Regierungspräsidenten mit der Leitung der Berta - von - Suttner Realschule in Essen betraut. Lehrer und Schüler verabschiedeten sich in einer
Feierstunde von ihr. Sechs Jahre hatte sie das Amt der stellvertretenden
Schulleiterin innegehabt. Darüber hinaus ergaben sich zum folgenden Schuljahr
folgende Veränderungen im Kollegium:
Frau BANK wurde auf eigenen Wunsch nach Troisdorf, Frau TERHALLE nach
Wesel und Frau KRINS nach Haltern versetzt. Herr RÜTTGERS war zum Konrektor
gewählt worden, und als neue " Mitstreiter " kamen Frau KORAN - BÜNGELER, uns schon aus ihrer Referendarzeit bekannt - , mit Englisch und Französisch und
Herr KUHNEN mit Deutsch und katholischer Religion.
60 Jahre Städtische Realschule Kamp-Lintfort
Am 21. und 22. September 1979 feierte die Schule ihr sechzigjähriges Bestehen mit
einer Tanzparty und einer großen Tombola im Foyer der Stadthalle und mit einem
Schulfest in allen Räumen der Realschule.
Alle Klassen hatten einen Beitrag für diesen Tag vorbereitet, und der Erfolg dieser
Veranstaltung ging dabei zu einem nicht geringen Teil auf das Konto derjenigen
Eltern, die mit Begeisterung die Vorarbeiten ihrer Kinder begleiteten und auch
manchmal mit einer guten Idee oder mit " Beziehungen " eine Sache zum guten
Ende brachten. Fünfundzwanzig Klassen und doppelt so viele Spiele und andere
Angebote belebten diese Schulkirmes. 787 Schüler, 35 Lehrer und an die tausend
Gäste brachten Leben auf das Schulgelände mit einem Programm, das von " Autos
waschen ",
" Blinde Kuh " und " Colastand " über " Dosenwerfen",
"Fahrradlangsamfahren" und "Groschentauchen" bis zu " Stierkampf", "
Schwimmflossenlauf" und "Theater" führte.
Seit dem Schuljahresbeginn unterrichtete Herr IBOLD mit den Fächern Biologie und
Erdkunde an unserer Schule, unser "Nesthäkchen", aber bald deuteten sich schon
wieder Verabschiedungen an von Kollegen, die jeder für sich in besonderer Weise
das Gesicht der Schule geprägt hatten. Frau GRABENAU, mehreren
Schülergenerationen als Gesprächspartnerin über das Fachliche hinaus lieb und
teuer, und Herr VIETZ, engagierter Werklehrer der Schule seit fast zwanzig Jahren,
traten am Ende des Schuljahres in den Ruhestand, was dann zum Glück durch Frau
LIEDIGK ( Englisch und Sozialwissenschaften ), Frau MÜLLER-SALZMANN (
Englisch und Erdkunde ) und Frau WALTER ( Englisch und Erdkunde ) als "
Neulinge " wieder ausgeglichen wurde. Aber so abrupt konnte sich Frau
GRABENAU doch nicht von ihrer langjährigen und vertrauten Umgebung losreißen;
Im Herbst nach ihrer Pensionierung feierte sie mit dem Kollegium ihren 60.
Geburtstag.
Und Schule war nicht nur Unterricht
Wie sehr die Schule in all diesen Jahren von innen heraus lebte und dabei das "
Draußen " mit einbezog, demonstrierte sie durch hundertfache Aktivität außerhalb
des Unterrichts, außerhalb der strengen Stundentafel, wie sie der Plan vorschreibt.
Für die Schüler der Klassen 10 wurden regelmäßig Studien- und Abschlussfahrten
angeboten, nach Berlin und Paris, mit dem Boot nach Holland und mit der
Bundesbahn nach Salzburg , Friedrichshafen oder Heidelberg. Die Insel Fehmarn,
der Weißenhäuser Strand, List auf Sylt oder Dänemark waren beliebte Ziele, und für
Wintersportbegeisterte wurde zweimal eine Ski-"Schule" im Pitztal angeboten. Aber
die Schüler mussten nicht bis zum 10. Schuljahr auf diese Möglichkeiten warten,
ihre Mitschüler und ihre Lehrer auch einmal in fremder Umgebung und außerhalb
der strengen und geregelten Schul - und Unterrichtssituation kennenzulernen, denn
es gab für die Kleinen Schullandheimaufenthalte und Jugendherbergsfahrten nach
Norderney, Hollerath, Berleburg, Hinsbeck, Neuastenberg, Nettetal, Wiehl,
Todtmoos- Au und Rothenburg ob der Tauber. Einige Tagesfahrten hatten
Studienfahrtcharakter, z.B. der Besuch der Anstalten in Bethel und der Kölner
Synagoge innerhalb des Religionsunterrichtes. Dem Vergnügen und der sportlichen
Betätigung dienten wiederholte Fahrten nach Grefrath zum Eisstadion oder (seltene)
Schneefahrten ins Sauerland nach Oberhundem, und der Chor wurde belohnt durch
Ausflüge in die Gruga oder nach de Efteling. Mehrere Jahre hintereinander bekamen
die Schüler des 9. und 10. Schuljahres die Möglichkeit, an Vorbereitungskursen zur
Erlangung des Mopedführerscheins teilzunehmen, und es belebte den
Deutschunterricht außerordentlich, wenn Jugendbuchautoren in die Klasse kamen,
um aus ihren Büchern zu lesen und mit den Schülern über das Gelesene zu
sprechen: Josef Reding, Hans Georg Noack oder Willi Fährmann.
Auch der Schüleraustausch mit unserer Partnerschule in England, ein besonderer
Aspekt von " lebendiger" Schularbeit, begann am Ende dieses Jahrzehnts. Zum
erstenmal kam eine englische Gruppe von elf Schülern der Park View
Comprehensive Scholl aus Chester - le - Street nach Kamp - Lintfort, und am 12.
April 1980 machten unsere Schüler den ersten ( Gegen-) Besuch dort. Sie wurden
von Frau HARTMANN und Herrn PFEIFER begleitet. ( Eine ausführliche Darstellung
der Austauschmaßnahmen mit England und mit Frankreich erfolgt an anderer Stelle
der Festschrift.)
Die Lehrer taten alles, um im " Einzelkampf" des Unterrichts nicht den Blick für das
Ganze und vor allem nicht den Kontakt zu den Kollegen zu verlieren. Die
Lehrerausflüge am " Tag zur Pflege der Kommunikation" verbanden stets das
Kulturelle mit dem Geselligen, verbanden Besichtigung mit Feier, Kunst mit
vergnüglicher Runde. Eine Besichtigung des Herold - Verlages in Godesberg
mündete in eine Rheintour, der Besuch in Effelsberg beim größten Spiegelteleskop
der Welt in einer Fahrt auf dem Rursee, das Kennenlernen der
Erzeugerversteigerung in Straelen in einem Waldspaziergang bei den " Sieben
Quellen " und die technische Information auf dem Flugplatz in Saalhof in einem
gemütlichen Grillabend. Das Kloster Marienthal vertiefte die heimatgeschichtlichen
Kenntnisse, die Führung durch das STEAG - Kraftwerk öffnete die Augen für
Energie- und Umweltprobleme, ein Theaterbesuch in Düsseldorf diente der
Erbaulichkeit und der ( guten ) Unterhaltung -, und immer war die Pädagogik
Mitfahrer und Begleiter: Wie manches Problem kam bei einem Gespräch im Bus
oder am Essenstisch einer Lösung näher!
Veränderungen - Personalien - Aktivitäten
Während einer langfristigen Erkrankung des Schulleiters musste Herr RÜTTGERS
als Konrektor über viele Monate hin die Schulgeschäfte allein führen. 743 Schüler
und Schülerinnen wurden in 24 Klassen unterrichtet. Alle 32 Planstellen waren
besetzt. Frau THISSEN mit den Fächern Deutsch und evangelische Religion und
Frau KLYK mit Textilgestaltung und evangelischer Religion waren der Schule neu
zugewiesen worden, sodass der Unterricht als " normal" und
" ausgeglichen" bezeichnet werden konnte. Herr PFEIFER, der seit dem Vorjahr
das Amt des Schullaufbahn-Beratungslehrers innehatte, organisierte auf breiter
Ebene Informationsveranstaltungen zur Berufswahl für die Schüler des 9. und 10.
Schuljahres. Zusammen mit den Eltern wurden diese regelmäßig durch Lehrer der
beruflichen Schulen und des Gymnasiums in das Umfeld " Weiterbildung"
eingeführt, und sie hatten die Möglichkeit, sich rechtzeitig kundig zu machen über
die verschiedenen Zweige der Fachoberschule, über das Fachabitur, über die
Höhere Handelsschule, die Berufsfachschule, das Berufsschulpflicht oder den
Übergang auf die gymnasiale Oberstufe.
Im Mai 1983 trat Herr KLIEWE aus Krankheitsgründen vorzeitig in den Ruhestand.
Er galt als ein Schulleiter, der in der Hektik und dem vielfachen Kleinkram des
Schulalltags nie die Geduld verlor. Daneben schätze man seine ruhige und
selbstbewusste Fähigkeit, verwaltungstechnische und organisatorische Probleme zu
lösen. Das Wohl und die Zufriedenheit der Schüler und Kollegen standen für ihn an
erster Stelle. Er beherrschte die Kunst der Menschenführung und versuchte, jede
Konfrontation zwischen Schule und Elternhaus zu vermeiden. Die Kollegen
erzählten gerne von seinen geistvollen und amüsanten Ansprachen zu allen
möglichen Anlässen, und viele Schüler der Oberstufe verdankten ihm die erste
vorsichtige Einführung in die Computerwelt und die Elektronik.
Herr VINNBRUCK, der jahrelang der verantwortliche Organisator der
Bundesjugendspiele war, ließ sich in diesem Jahr einen besonderen Rahmen für
den Sporttag einfallen, eine Spielfolge, eine Art Kür nach der Pflicht, ein "Spiel ohne
Grenzen ". Die Kleinen machten eine " Gummistiefelstaffel" oder "Wassertransport"
und die Großen "Tauziehen" oder " Kamelreiten".
Herr WESLING bearbeitete mit Schülern der Klassen 9 und 10 im
Geschichtsunterricht ein Thema aus der Heimatgeschichte, indem er den " Alltag
des Nationalsozialismus in Kamp - Lintfort " erforschen ließ, was schließlich zu einer
kleinen Dokumentation wurde mit den Themenbereichen " Sprüche in Poesiealben",
"Kinderlandverschickung", " Luftkrieg", " Fest- und Feiertage" und " Propaganda ".
Im Schuljahr 1983 / 84 wurde Herr RÜTTGERS vom Rat der Stadt zum Leiter der
Schule gewählt und vom Regierungspräsidenten zum Realschulrektor ernannt. Er
setzte damit offiziell die Arbeit fort, die er schon seit über einem Jahr kommissarisch
geleistet hatte. Bis zur neuerlichen Besetzung der frei werdenden Konrektorstelle
übernahm Herr THEKOOK die " Vertretung des ständigen Vertreters des
Schulleiters", wie es im Schreiben der Regierung lautete, und seine eigentliche
Aufgabe war somit, ad hoc anfallende und langfristige Vertretungspläne für die
Kollegen anzufertigen. Als dann die Stell ausgeschrieben wurde, beschloss das
Kollegium, von seinem Anregungsrecht Gebrauch zu machen und die drei Bewerber
einzuladen, sich in einer Kurzkonferenz vorzustellen und sich für Fragen zur
Verfügung zu
halten. In der sich anschließenden Beratung und
Beschlussempfehlung ergab sich ein einstimmiges Votum für Herrn APPENRODT,
der das gesamte Kollegium emotional und rational für sich hatte einnehmen können.
Herr KUHNEN betreute auch in diesem Jahr und in allen folgenden die Schüler des
10. Schuljahres bei den Tagen religiöser Orientierung in Gemen. Selbstfindung,
Besinnung, Standortbestimmung, Gespräche,
" künstlerische " Umgestaltung von biblischen Stoffen, Kommunikationsübungen und
die Auseinandersetzung mit Lebensfragen in kleinen Gruppen und Arbeitskreisen
waren von Anfang an die Schwerpunkte dieser Schulendtage, die für katholische
und evangelische Schüler gemeinsam angeboten wurden. Alle Schüler erzählten
jedes Mal begeistert von Gemen.
Nach wochenlangen Vorbereitungen und nach dem Eintreffen der Genehmigung
des Regierungspräsidenten wurde im Januar 1984 das erste Betriebspraktikum mit
Schülern unserer Schule durchgeführt. Herr PFEIFER als Beratungslehrer hatte
zusammen mit den Klassenlehrern und den Politiklehrern siebenundsechzig
Betriebe ausfindig gemacht, die bereit waren einen oder mehrere unserer "
Praktikanten" zu nehmen. ( Vergleiche hierzu auch an anderer Stelle den Bericht
zum Thema " Berufsfelderkundung und Betriebspraktikum".)
Zu Beginn des zweiten Schulhalbjahres trat Herr APPENRODT seinen Dienst als
stellvertretender Schulleiter an. Damit war nach fast drei Jahren nicht nur die Lücke
in der Schulleitung geschlossen, sondern die Fächer des neuen Konrektors (
Mathematik und Physik) gaben auch dem mathematisch - naturwissenschaftlichen
Unterricht neue Impulse.
Im Sommer sah die Schule wieder Schüler der englischen Partnerstadt Chester - le Street bei sich, der Kollegiumsausflug ging zur Villa Hügel, wo eine PeruAusstellung stattfand, Frau KELLER brachte mit der Laienspiel - AG das Stück " Die
tote Tante " erfolgreich auf die Bühne, und das Schuljahr schloss wie immer mit
einem Schulgottesdienst und einer Verabschiedungsfeier für das 10. Schuljahr.
Im September unternahmen Herr BERGHOF und Frau FRITZE mit der Klasse 10 a
eine Studienfahrt nach Berlin. Zur gleichen Zeit war Frau KORAN - BÜNGELER mit
der 10 d in Tübingen, Frau WALTER und Herr WELL begleiteten die Klasse 10 b
nach Chester - le - Street, und Herr VINNBRUCK und Frau MIKSCH betreuten als
Sportlehrer die Schüler der Klasse 10 d auf einem Segeltörn über das Ijsselmeer.
Alle Schüler und Lehrer brachten vielfältige Eindrücke von diesen Studienreisen mit
in Form von Fotos, Tagebuchnotizen, Berichten und selbstgefertigten
Federzeichnungen.
Neues in der Stundentafel - Informatik und Technik
Herr GATZA hatte sich durch Eigenstudium und durch Fortbildungsveranstaltungen
in das Programmieren eingearbeitet, so dass sechs Computer Commodore C 64,
die der Schulträger für die Schule angeschafft hatte, sehr bald als neue Medien im
Fachbereich Technik unterrichtlich eingesetzt werden konnten. Später sollte Herr
LANGER ( mit den Fächern Deutsch und Geschichte zu uns gekommen ) einen
weiteren wesentlichen Anteil an der Computerarbeit in der Schule haben. ( Die
Entwicklung und Bedeutung des Faches Informatik für die Schule ist an anderer
Stelle in einem besonderen Artikel dargestellt. )
Der Werk- und Technikunterricht sollte ebenfalls intensiviert werden. Das zeigte sich
z.B. auf den "exotischen" Bestellformularen und Rechnungen des Schulsekretariats,
wo plötzlich von
Rund- und Sperrhölzern, Bohrständern, Gehrungssägen,
Spreizzangen, Sechskantschlüsselsätzen oder Topfbohrern die Rede war. Herr
THEKOOK als Hobbybastler übernahm fürs erste den Unterricht, der in den
folgenden Jahren von Herrn IBOLD und Herrn WELL fachgerecht weitergeführt
wurde. Die beiden hatten sich für das Fach Technik in langfristigen
Fortbildungsveranstaltungen qualifiziert, und sehr bald verschwand auch die
Fachbereichsbezeichnung " Werken " ganz aus der Stundentafel.
Eine Aktion, die das Technische mit dem Musischen verband erwuchs aus einer
gemeinsamen Idee der Eltern- und Lehrerschaft. Die tristen und grauen Betonwände
im Eingangsbereich der Schule und im Treppengang zum Fahrradkeller wurden
farblich gestaltet. Frau ROTTER hatte mit Elternvertretern und einer Abordnung von
Schülern ein Konzept hierzu erarbeitet, und so entstanden in leuchtenden Farben
ein Riesenaquarium, ein origineller Fahrradpark und ein Blumenschmuck als "
Wegweiser" in das Gebäude. Außerdem wurden zu den
schon vorhandenen Tischtennisplatten ein Basketballkorb und eine Volleyballanlage
aufgestelt, freudig angenommen von den Schülern und viel genutzt.
Eine weitere " Neuerung" stellte unser Schulgarten dar. Auslöser war eine Äußerung
des Landwirtschaftsministers mit dem Inhalt, in jede Schule gehöre ein Schulgarten.
Auf ein Schreiben der Schulleitung hin kam die Zusage des Ministers, die finanzielle
Seite so unbürokratisch wie möglich zu erledigen. Zwar kam die Bewilligung des
Geldes so kurz vor dem Verfallsdatum, dass es Herrn IBOLD nur unter größten
Schwierigkeiten möglich war, die Bestellungen des Grundbedarfs noch rechtzeitig
fertig zu machen, aber das " Unbürokratische " bestand darin, dass das Geld z.B.
auch für den Zaun ausgegeben werden durfte, was offiziell eigentlich nicht erlaubt
war. Jedenfalls stand zunächst einmal eines Morgens eine
Schubkarre mit
Gartengeräten im Lehrerzimmer, und die Schulgarten - AG konnte mit ihrer Arbeit
beginnen.
10 Jahre Förderverein
In einer Feierstunde zum Zehnjährigen Bestehen des Fördervereins , der schon
band ins elfte Jahr gegen sollte, bedankte sich Herr RÜTTGERS besonders bei den
" Mitstreitern der ersten Stunde ", bei Herrn MÜLLER-JAHN, bei Herrn KLIEWE. bei
Herrn SPREER und bei Frau HARTMANN.
69 Personen waren es bei der Gründungsversammlung im Jahre 1974 gewesen,
und die Zahl war noch im gleichen Jahr auf 214 angestiegen. Nach zehn Jahren
hatte der Verein 475 Mitglieder. Der neue Vorsitzende, Herr STANKOWIAK, hob als
neuen Gedanken für die Bereicherung des Schullebens die Anbindung an die
Wirtschafts- und Arbeitswelt hervor, wie sie sich z.B. im Betriebspraktikum und
anderen berufsfördernden Maßnahmen schon verwirklicht hatten.
An außerunterrichtlichen Aktivitäten gab es wieder eine gelungene
Laienspielaufführung. Diesmal hatte Frau WESTERSCHULTE ein Stück mit dem
Titel " OPEN END " geprobt, in dem es um das Thema " Drogen und Alkohol" ging.
Die Aufmerksamkeit der Mitschüler und der " Fluss" des Spiels ließen erkennen,
dass an der Spielidee hart gearbeitet worden war.
Als Arbeitsgemeinschaften wurden z.B. angeboten: Maschinenschreiben,
Hauswirtschaft, Mikrokospieren, Schulversuch zum Umweltschutz, Geschichte der
Kriegs- und Nachkriegszeit in Kamp - Lintfort und Landeskunde Großbritannien.
Mit dem Beginn des Schuljahres 1985 / 86 erhielt die Schule zwei neuen
Kolleginnen, Frau KAUSSEN mit den Fächern Französisch und Deutsch und Frau
BERGER mit evangelischer Religion und Textilgestaltung.
661 Schüler und Schülerinnen besuchten in diesem Schuljahr die Städtische
Realschule.
Neben ausdrücklich pädagogischen Konferenzen, z.B. mit dem Thema "
Erziehender Unterricht ", die die althergebrachten " Verfügungen und
Bekanntmachungen " völlig außen vor ließen, traf sich das Kollegium einmal im Jahr
zu einer schulinternen Fortbildung, bei der unter der Leitung kompetenter Fachleute
die Probleme des Schulalltags und das Miteinander von Schülern, Lehrern und
Eltern diskutiert und aufgearbeitet wurden. Einmal war es eine ganztägige
Veranstaltung zum Thema " Verhaltensauffälligkeiten ( Aggression ) bei Schülern
aus der Sicht der Verhaltensbiologie " und ein anderes Mal ein Diskussions- und
Gesprächstag zum Thema " Erziehungsauftrag des Unterrichts ". Dem folgte ein
Jahr später noch die pädagogische Fortbildungsveranstaltung " Methoden und
Techniken des Lernens - Eine Hilfe für Schüler und Lehrer ".
Im sportlichen Bereich war die Schule erfolgreich, da die weibliche Jugend B beim
Kreissportfest den 1. Platz im Basketball und im Hallenhandball belegte und die
männliche Jugend B den 1. Platz im Basketball. Die Mannschaften wurden von Frau
BRAKELMANN und Herrn VINNBRUCK trainiert.
Aus Kunst, Literatur und Musik
Frau NIEDERDRENK, seit ihrem Eintritt in die Schule vor fast zwanzig Jahren
engagierte Kunsterzieherin, stellte im Rathaus der Stadt Kamp - Lintfort eigene
Arbeiten aus: Bleistiftzeichnungen und Aquarelle.
Frau WESTERSCHULTE brachte noch einmal " eine größere Sache " mit der
Laienspiel - AG auf die Bühne, nämlich das Kriminalstück " Zehn kleine Negerlein",
für das Herr THEKOOK und Herr WELL im Werk- und Kunstunterricht Kulissen und
Plakate anfertigten. Für den Musikunterricht konnte mit Geldern des Fördervereins
ein 61-Tasten-Keyboard von Technics angeschafft werden, das eine große
Bereicherung für den Musikunterricht und für die zahlreichen innerschulischen
Feierstunden darstellen sollte. Der erste und eigentliche Grund für die Anschaffung
war allerdings die Tatsache, dass sich bei drei Musiklehrern eine Doppelbelegung
des Musikraums nicht immer vermeiden ließ. Das Keyboard ermöglichte ein
Ausweichen in den Klassenraum.
Frau BLASWEILER, dienstälteste Lehrerin der Schule und erfahrene Pädagogin für
die Fächer Kunst und Textilgestaltung, die auch sieben Jahre als Fachleiterin beim
Bezirksseminar Krefeld tätig war, trat in den Ruhestand. Herr RÜTTGERS
bedauerte in seiner Abschiedsrede, dass man ja eigentlich keinen Grund zum Feiern
habe, denn man verliere ein " wunderschönes barockes Element im Gebäude des
Schullebens ". Sie stelle so etwas wie eine " kleine Geschichte unserer Schule " dar.
Es wurde dennoch eine fröhliche Feier mit zahlreichen Ansprachen, mit Blumen und
Geschenken, - Ausdruck der Beliebtheit und Anerkennung, die sich Frau
BLASWEILER in all den Jahren erworben hatte.
Kommt die Gesamtschule ?
Zum erstenmal in der Geschichte der Realschule fand eine Dienstbesprechung statt
mit dem ausdrücklichen Thema " Selbstdarstellung der Schule ". Auslöser für diese
Konferenz waren Zeitungsberichte vom Monat vorher mit Überschriften wie " Es geht
ums Überleben", " Wird die Realschule verdrängt ?" oder " Realschule im Abseits ".
Es ging dabei um die Absicht der Mehrheitsfraktion im Stadtrat, der SPD, unter
allen Umständen zum Schuljahr 1987 / 88 in Kamp - Lintfort eine Gesamtschule
einzurichten und diese in den Räumlichkeiten der Realschule im Schulzentrum
unterzubringen. Die Realschule müsse dann in eine (leerstehende) Hauptschule
ausweichen. Es wurden in der Presse Befürchtungen geäußert, dass eine solche
Umgruppierung auf längere Sicht den " Tod" unserer Schule bedeuten könnte. Die
Kollegen sahen es als dringend erforderlich an, dem Eindruck, das Sterben der
Realschule sei beschlossene Sache, entgegenzuwirken. Es dürfe sich nicht die
Meinung breit machen, es lohne sich doch nicht mehr, sein Kind an unserer Schule
anzumelden. Es wurde also beschlossen, im Februar einen Tag der Offenen Tür zu
veranstalten und gleichzeitig eine kleine " Chronik 1986 " als Broschüre zu
verfassen, um vor allem den Eltern unserer potentiellen Neulinge Material an die
Hand geben zu können.
Das Programm zu diesem für uns so wichtigen Werbetag gestaltete sich sehr
vielfältig, und es gab nicht einen Schüler und nicht einen Lehrer, der sich bei dieser
Präsentation ausschloss, und als die Anmeldewoche für die Klassen 5 zu Ende war
und wir 81 Neuzugänge zu verzeichnen hatten, da schlossen viele nicht aus, dass
die erfreuliche Zahl ein bisschen auch auf unser Engagement beim Tag der Offenen
Tür zurückzuführen war. Außerdem konnte man noch mit einer leichten Erhöhung
der Anmeldezahl rechnen, da inzwischen das Ergebnis der Anmeldung zur
Gesamtschule vorlag. Mit 79 Interessierten lag die Zahl weit unter der erforderlichen
Grenze von 112, was bedeutete, dass zunächst eine solche Schulform nicht
eingerichtet werden konnte. In einem Elternbrief des Schulleiters von April 1987
konnte es deshalb heißen: " Aus der Zeit seit meinem letzten Brief ist zu berichten,
dass 92 Schüler für die neuen Eingangsklassen angemeldet wurden. Das sind etwa
gleich viele Anmeldungen wie 1986."
1987 bis 1990
Im neuen Schuljahr mussten 561 Schüler unterrichtet werden, und wie immer
begann die Arbeit mit Konferenzen, mit der Wahl des Lehrerrates, der Wahl der
Lehrervertreter zur Schulkonferenz, der Verteilung der Wiederholer und der
Neuschüler auf die Klassen und diesmal - einer Diskussion über Aidsaufklärung in
den Schulen. Frau ROTTER, Lehrerin für Suchtberatung an unserer Schule und jetzt
auch mit dem Thema "Aids" betraut, gab ein Merkblatt in die Klassen 9 und 10, das
ihnen die ersten wichtigsten Informationen bot.
Auf Anregung von Frau KLEIN ( vorher BERGER ) besuchten alle Schüler des 5.
und 6. Schuljahres die Heilig - Land - Stichting in Arnheim, wo auf 45 ha die Umwelt
der Bibel in zahlreichen Gebäuden und Figurengruppen dokumentiert wird. In der Art
eines Freilichtmuseums wird neutestamentliche und alttestamentliche Zeitgeschichte
den Schülern anschaulich gemacht.
Völlig unerwartet starb Frau GRABENAU, die von 1950 bis 1981 an unserer Schule
in den Fächern
" Hauswirtschaft, Handarbeit und Leibesübungen" , wie es damals hieß,
unterrichtete.
Folgende Lehrer unterrichteten in diesem Schuljahr: Herr Appenrodt ( Stellvertr. d.
Schulleiters ), Herr Berghof, Frau Brakelmann, Frau Daemen, Herr Edelhoff, Frau
Fritze, Herr Gatza, Herr Giedke, Frau Hartmann, Herr Höwing, Frau Hofschen, Herr
Ibold, Herr Jama, Frau Kaussen, Frau Keller ( seit längerer Zeit krank ), Frau Klein,
Frau Koran - Büngeler, Herr Kuhnen, Herr Langer, Frau Müller - Salzmann, Frau
Niederdrenk, Herr Pfeifer, Frau Pionke, Frau Rotter, Herr Rüttgers
( Schulleiter ), Herr Scheufeld, Herr Thekook, Frau Thissen, Herr Urban, Herr
Vinnbruck, Herr Well, Herr Wesling, Frau Westerschulte, - und sie fanden sich
wieder einmal zu einer schulinternen Fortbildung zusammen, diesmal unter dem
Thema " Lehrersein heute ". Da die Veranstaltung mit neueren und für viele fremden
Methoden arbeitete, mit Körper- und Atemübungen, mit Kommunikationszeiten, mit
Wandzeitungen, Meditation und provozierenden Fragen, geriet die Diskussion und
die Seminarkritik emotional und kontrovers, war aber nicht ohne Humor und
Selbstironie. Und zu den Themen " Fehlerlosigkeit ", " Wie sehe ich mich?" und "
Desinteressierte Schüler" gab es interessante Ergebnisse.
1988 im Januar war wieder eine " Offene Tür" mit Schlaglichtern aus dem
Schulalltag, z.B. mit Kunst ( Masken ) bei Frau KLEIN, mit Elektronik bei Herrn
SCHEUFELD, mit Musik bei Herrn THEKOOK, mit Kochen bei Frau KORAN BÜNGELER und mit Rechtschreibunterricht bei Herrn EDELHOFF.
Frau HARTMANN und Frau HOFSCHEN feierten mit dem Kollegium ihr 25jähriges
Dienstjubiläum, und zwei Monate später tat es ihnen Herr RÜTTGERS nach.
Zum Thema " Realschüler und Berufswahl - Erwartungen der Betriebe, Erwartungen
der Schüler ", veranstaltete die Schule einen gut besuchten Gesprächsabend, und
drei Kollegen absolvierten ein Lehrerbetriebspraktikum, eine absolute Neuerung
innerhalb des Fortbildungskanons der Lehrer. Herr RÜTTGERS arbeitete eine
Woche im Autohaus Espey, Frau DAEMEN in einer Bäckerei und Herr PFEIFER in
einer Gärtnerei. Die beiden zuletzt Genannten waren dann auch mit den beiden
Fremdsprachenkursen in Paris, und einen Monat später hieß es wieder, 32
englische Schüler aus unserer Partnerschule in Chester - le - Street zu betreuen.
Der Kollegiumsausflug führte diesmal in die Kreisstadt Wesel und beeinhaltete auch
eine Führung durch den Dom.
Am 22. 6. 1988 entließ die Schule 129 Schüler und Schülerinnen, wovon 117 die
FOS- Reife erlangten, davon 55 mit Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe. Eine
Klasse hatte unter der Assistenz von Frau KAUSSEN eine Bierzeitung
zusammengestellt, die auch eine Liste von fiktiven Lehrernamen enthielt. Einige Titel
seien hier ( zur Freude der Eingeweihten ) genannt:
Monika Krausig : Mein Leben im Hinterzimmer
Horst Höflich
: Wie gehe ich mit Schülern um ?
Benno Kobold
: Die Lebensweise der Schüler
Karl Heufeld
: Nie mehr ohne Regenschirm
Karl Gutshof
: Vom Tellerwäscher zum Sportlehrer
Leo Wald
: You are on the woodway
Hermann Westlich: Von Cäsar über Hitler bis zu mir
Elisabeth Spitze : Wo ist der Brennpunkt ?
Dann wurden im neuen Schuljahr die ersten Kontakte zwischen Cambrai und Kamp
- Lintfort geknüpft, aus denen sich nicht nur eine Städtepartnerschaft, sondern auch
ein lebendiger Austausch von Schulen entwickelte, der an anderer Stelle näher
beschrieben wird.
Um die Weihnachtszeit besuchte Herr THEKOOK mit Schülern des
Wahlpflichtfaches Musik der Klasse 9 die Oper " Die verkaufte Braut " im
Stadttheater Krefeld, Frau ACHTERBERG veranstaltete mit der Klasse 5 a auf den
Fluren ein kleines Weihnachtssingen, Herr KUHNEN war wieder mit 47 Schülern
und Schülerinnen in Gemen zu den " Tagen religiöser Orientierung ", Frau THISSEN
verlegte mit einem Unterrichtsprojekt ihre Deutschstunden in die Stadtbibliothek zur
Erarbeitung des Themas " Kinder in anderen Ländern, Kinder in frühreren Zeiten",
der Tag der Offenen Tür fand wie in den Vorjahren großen Anklang, und das
Kollegium nahm an vier aufeinanderfolgenden Tagen an einem Erste - Hilfe - Kursus
teil. Herr BERGHOF machte Aufnahmen mit der schuleigenen Video - Kamera, und
es ging ( trotz der ernsten Sache ) manchmal recht lustig zu.
1989 war wieder ein Jubiläumsjahr, und die Schule bestand jetzt 70 Jahre. Natürlich
sollte ein richtiges Fest gefeiert werden bei dieser " runden " Zahl, und es gab auch
pessimistische Kollegen, die sagten; " Lasst uns jetzt die Siebzig feiern. Wer weiß,
ob sie Schule die Fünfundsiebzig noch erreicht ! " Das Programm des Schulfestes,
das von 10.00 Uhr bis 15.30 Uhr in allen Räumen ablief, war vielfältig und bunt und
voller guter Schülerideen. Zum Tanzabend fanden sich zahlreiche Ehemalige ein,
die Partnerschulen, ehemalige Kollegen und offizielle Stellen schickten
Glückwünsche, und die Presse berichtete ausführlich darüber. Frau NIEDERDRENK
hatte das Plakat und die Einladungskarten entworfen.
Nachdem vor einem Jahr Frau ACHTERBERG mit den Fächern Englisch und
Mathematik ins Kollegium gekommen war, trat zum Schuljahr 1989 / 90 Herr
SCHULZ mit Englisch und Erdkunde seinen Dienst bei uns an. Frau ACHTERBERG
hatte sich bereit erklärt, auch einige Stunden Musik zu erteilen, sodass es jetzt nach
Herrn THEKOOK , Frau KAUSSEN und FRAU WESTERSCHULTE einen vierten
Lehrer mit dem Neigungsfach Musik gab und ein regelmäßiger Musikunterricht über
die Erprobungsstufe hinaus auch in den Klassen 7 und 8 und als Wahlpflichtfach
sogar in den Klassen 9 und 10 erteilt werden konnte.
Herr SCHULZ übernahm zusätzlich in einigen Klassen den Biologieunterricht. 537
Schüler wurden zu diesem Zeitpunkt in 20 Klassen von 35 Lehrern unterrichtet.
Ebenfalls mit Beginn dieses Schuljahres wurde nach mehrheitlichen
Abstimmungsergebnissen in der Lehrer- und Schulkonferenz und nach Zustimmung
des Schulträgers und der Regierung die komplette 5 - Tage - Woche eingeführt. Das
bedeutete allerdings, um einen lückenlosen und geregelten Unterricht für alle
Klassen durchführen zu können, ein Ausweichen auf einen Nachmittag in der
Woche, so dass ab dem 9. August 1989 der Mittwoch unser " Ganz "-Tag wurde,
einmal abgesehen davon, dass die meisten Sportkollegen wegen der
Turnhallenverteilung immer schon an einem oder mehreren Nachmittagen hatten
unterrichten müssen.
Im Oktober waren dann zum erstenmal sechzehn französische Schüler aus unserer
Partnerschule dem Collège Lamartine in Cambrai, bei uns zu Gast, und Frau
HARTMANN erinnerte noch einmal daran, dass die beiden Schulen Vorreiter der
deutsch - französischen Kontaktaufnahme gewesen seien.
Für den Tag der Offenen Tür im Januar 1990 erstellt die Arbeitsgemeinschaft "
Schülerzeitung " unter der Leitung von Herrn LANGER ein Informationsblatt, da in
zeichnerischen Kürzeln alle Kurse und Arbeitsgemeinschaften aufwies und für die
Eltern eine gelungene Orientierungshilfe darstellte:
Im April 1990 feierten Frau DAEMEN, die sich zum Ende des Schuljahres nach
Kevelaer versetzen ließ, und Frau WESTERSCHULTE mit dem Kollegium ihr
25jähriges Dienstjubiläum. Herr BERGHOF machte mit seiner Klasse eine
Studienfahrt nach Lappach / Südtirol ( mit einem Abstecher nach Venedig ), Frau
HOFSCHEN
und
Frau
KORAN
BÜNGELER
begleiteten
unsere
Französischschüler nach Cambrai. Herr BARTH, der " technische Assistent " für den
naturwissenschaftlichen
Unterricht,
lud
alle
Lehrer,
mit
denen
er
zusammenarbeitete, zu einem kleinen Imbiss aus Anlas seines 60. Geburtstages
ein, Herr GIEDKE war in diesem Jahr fünfundzwanzig Jahre an der Realschule tätig,
und das Kollegium machte einen Ausflug nach Goch, kombiniert mit einer
Fahrradfahrt entlang der Niers oder mit einer Paddeltour auf dem Wasser.
Die letzten Jahre
Seit dem November 1990 was das Schulleben mehr oder weniger geprägt von den
Plänen der Stadt, in Kamp - Lintfort eine Gesamtschule zu errichten. Die SPD
beschloss zusammen mit den Grünen, zum Beginn des Schuljahres 1991 / 92 im
Schulzentrum diese Schulform einzurichten. Die Realschule sollte schrittweise zur
Julius - Leber - Hauptschule verlagert und die Julius - Leber - Schule schrittweise
aufgelöst werden. Dieser Beschluss löste zunächst Schrecken, Unruhe und Angst
um den Bestand unserer Schule, dann aber eine Anzahl von Aktivitäten aus.
Schulleitung, Lehrer und Eltern waren davon überzeugt, dass man die älteste
Realschule am Niederrhein nicht durch eine Standortverlagerung " eliminieren"
konnte. Zwar gab es Unterschriftenaktionen, Elternproteste und viele Schülerbriefe
gegen die Gesamtschule, da das bisherige dreigliedrige Schulangebot in Kamp Lintfort sich als ausreichend erwiesen hatte und ein Bedarf nicht zu bestehen
schien, doch nachdem die Entscheidung gefallen und durch politische Mehrheiten
legitimiert war, ging es darum, den Schaden so gering wie möglich zu halten. Der
Bitte an die für die Schulpolitik Verantwortlichen, die Realschule wieder im
ehemaligen Gebäude an der Friedrich - Heinrich- Allee unterzubringen, um eine
Abdrängung in die Ortsrandlage zu vermeiden, wurde nicht stattgegeben. Und so
ging es darum, bei einem Schulgebäudewechsel optimale Lösungen für uns zu
erkämpfen. Herr RÜTTGERS als Schulleiter lud zusammen mit dem
Schulpflegschaftsvorsitzenden Hans - Joachim KUHL zu einem Vortrag mit dem
Thema " Dreigliedriges Schulsystem - Gesamtschule" ein, die Presse veröffentlichte
wochenlang Leserbriefe mit Pro- und Contrastimmen, und der Tag der Offenen Tür
fand diesmal an drei aufeinanderfolgenden Wochen statt, um die Eltern so
ausführlich wie möglich über unsere Schule und die Schulform " Realschule "
informieren zu können. Drei Familien aus den Schulpflegschaften des Gymnasiums,
der Realschule und der Julius - Leber - Hauptschule klagten vor dem
Verwaltungsgericht in Düsseldorf gegen den sofortigen Vollzug der Stadt zur
Errichtung einer Gesamtschule, und für den Fall einer positiven Entscheidung war
auch eine Klage gegen die Gesamtschule grundsätzlich geplant; aber das Gericht
wurde bis zum Abschluß des Anmeldeverfahrens nicht tätig, und so wurde der
Widerspruch zurückgenommen, da durch die hohe Anmeldezahl zur Gesamtschule
die Rechtsgrundlage zwischenzeitlich entfallen war. So musste also unsere Schule
im Schulzentrum der Gesamtschule Platz machen, und obwohl Stadtrat und
Verwaltung ursprünglich die Auslagerung an nur einen Ort ( Sudermannstraße )
zugesagt hatte, sollte ab 1992 ein Umzug in zwei Gebäude
( Sudermannstraße und Geisbruchstraße ) erfolgen. Diese
" billigere " Lösung musste erfolgen, weil das Innenministerium die von der Stadt
veranschlagten Kosten von 33 Millionen DM beanstandet hatte. Die Schulkonferenz
brachte in einem Schreiben zum Ausdruck, dass Schüler, Eltern und Lehrer der
Realschule sich durch den Stadtrat und die Stadtverwaltung getäuscht und
hintergangen fühlten. Nach dem Plan der Stadtverwaltung sollten die Schüler der
5er und 6er Klassen zunächst zur Geisbruchstraße umziehen und ein bzw. zwei
Jahre später zur Sudermannnstraße.
Die Gesamtschule öffnete also ihre Pforten, und das bedeutete für uns eine
Einschränkung, denn die Gesamtschüler bezogen fünf Klassenräume und einen
Mehrzweckraum im Obergeschoss des Realschultraktes. Außerdem wurden
Fachräume des Gymnasiums und der Realschule in einem gewissen Rahmen von
der Gesamtschule mitgenutzt. 543 Schüler hatte die Realschule in diesem
Schuljahr.
Frau BRAKELMANN ließ sich beurlauben, es kamen wieder mehr als zwanzig
Schüler und zwei Lehrer aus Cambrai zum Austauschbesuch, vierzehn Kollegen der
Realschule fuhren auf der Zeche Friedrich - Heinrich ein, um sich " Vor Ort " über
die Arbeitsbedingungen eines technologisch hochgerüsteten Bergwerks zu
informieren, Frau FRITZE und Herr EDELHOFF begleiteten Schüler der Klasse 8
nach Chester - le - Street, und zum erstenmal fand unser Tag der Offenen Tür in
den Räumen der Schule an der Geisbruchstraße statt, weil hier ja das Domizil
unserer Neulinge sein würde. Im Februar 1992 erreichte uns die Nachricht vom
Tode von Frau BLASWEILER, die von 1956 bis 1968 an unserer Schule in den
Fächern
Kunsterziehung
und
Textilgestaltung
unterrichtet
hatte.
Der
Kollegiumsausflug ging in diesem Jahr nach Cambrai, unserer Partnerstadt mit
Partnerschule im Norden Frankreichs, und das Schuljahr endete wie immer mit
einem Gottesdienst und einer Abschlussfeier für die Schüler des 10. Schuljahres und mit einem Teilumzug in die Schule an der Geisbruchstraße.
Geteilte Schule
Die neue Situation erinnerte die älteren Kollegen an die Jahre 1967 bis 1969, wo
schon einmal die Erprobungsstufe ausgelagert worden war. Jetzt war wieder "
Wandern " angesagt, und die zwei Kilometer zwischen dem Schulzentrum und der
Geisbruchstraße mussten von zahlreichen Lehrern täglich, von einigen sogar bis zu
zehnmal die Woche zurückgelegt werden. Zwar hatte sich Herr APPENRODT
bemüht, die Zahl der Fahrten zwischen den beiden Gebäuden so niedrig wie
möglich zu halten, aber es gab eben doch eine natürliche planerische Grenze bei
diesen außergewöhnlichen Umständen.
So richtig in Besitz genommen wurde dann das Schulgebäude an der
Geistbruchstraße einige Monate nach dem Einzug. Bei Beratungen über "
stabilisierende Aktionen " für unsere zerrissene und etwas beiseitegeschobene
Schule kam das Kollegium auf den Gedanken, einen Baum zu pflanzen und damit
ein bleibendes Zeichen zu setzen. Herr IBOLD als Biologielehrer schlug eine
Stechpalme vor, und als am 18. Dezember 1992 der Baum gepflanzt wurde, hielt
eine Mauerinschrift fest, warum Schüler und Lehrer gerade dieses Gewächs
ausgewählt hatten und worin man den "Symbolwert" dieser Pflanze sehen kann.
In der Personalsituation der Schule hatte es auch wieder Veränderungen gegeben.
Herr APPENRODT hatte mit dem Ende des Schuljahres 1991 / 92 sein Amt als
Konrektor auf eigenen Wunsch abgegeben. Er hatte seine freiwillige Demission
damit begründet, dass er wieder mehr als Lehrer in der Klasse arbeiten, wieder
mehr unterrichten wolle, statt bis zu seiner Pensionierung in der Hauptsache in der
Schulorganisation tätig zu sein. Die Kollegen akzeptierten diesen Schritt, bedauerten
allerdings, dass ihnen ein so guter " Stundenplanmacher " verlorengegangen war.
Und die Regierung? Sie hatte offensichtlich Schwierigkeiten, für diesen
ungewöhnlichen Schritt einer freiwilligen Rückstufung das richtige Formular zu
finden.
An die Stelle von Herr APPENRODT trat Herr AARSE mit den Fächern Deutsch,
Geschichte und ev. Religion. Er kam von der Realschule Neukirchen - Vluyn, und so
traf es sich gut, dass Frau THYSSEN, die die Fächer Deutsch und ev. Religion hat,
als Ausgleich an ihre alte Schule in Neukirchen - Vluyn zurückzugehen bereit war.
Die Raumverhältnisse im Schuljahr 1992/93 waren noch beengter geworden, weil
die Gesamtschule inzwischen den nächsten Jahrgang aufgenommen hatte und dazu
auch die entsprechende Anzahl von Klassen beanspruchte, die uns jetzt fehlten.
Dennoch ging die alltägliche Schularbeit in Ruhe und erfolgreich weiter - mit dem
Wechsel von Anspannung und Erholung, mit Klassenarbeiten und Konferenzen, mit
dem Betriebspraktikum und anderen außerunterrichtlichen Tätigkeiten. Im Sport z.B.
gab es einen Erfolg für die Basketballmannschaft der Jungen, die Kreismeister
wurde.
Aber als das Schuljahr zu Ende ging, war doch ein innerliches Aufbrechen zu
spüren, der Wunsch, wieder geordnete, nicht provisorische Verhältnisse und - eine
Schule " für uns alleine " zu haben. Und so begannen in der Woche vom 28. Juni bis
zum 2. Juli 1993 die Vorbereitungen für den endgültigen, den " großen " und letzten
Umzug in das Gebäude an der Sudermannstraße, das im neuen Schuljahr unsere
Klassen 7 bis 10 aufnehmen sollte. Herr BERGHOF, der die Schulchronik führt,
notierte: " Nach 17 Jahren und drei Monaten verlassen wir das Schulzentrum."
Die " alte " Schule wurde also noch vor den großen Ferien in Kartons gepackt, um
mit Beginn des neuen Schuljahres sogleich voll durchstarten zu könne. Das
Gebäude an der Sudermannstraße wurde für den Einzug aufgefrischt, zwei
naturwissenschaftliche Fachräume sollten völlig neu gestaltet werden, und was an
Klassenräumen fehlte, wurde in Fertigbauweise ergänzt oder ( - für eine Klasse - ) in
der nebenan liegenden Grundschule " angemietet ".
Mit dem Beginn des Schuljahres 1993 / 94 kamen Lehrer und Schüler in eine
renovierte Schule. Viele Klassen hatten neue Stühle bekommen und der
Computerraum war " vom
Feinsten ". 642 Schüler mussten in 22 Klassen unterrichtet werden, was von 33
Lehrern und Lehrerinnen ( - davon 9 Teilzeitkräften - ) geleistet wurde.
Der naturwissenschaftliche Unterricht konnte nach einer Warteschleife im Dezember
in den neuen Fachräumen für Physik und Chemie endgültig seine volle Arbeit
aufnehmen, und mit Stolz genießen jetzt Lehrer und Schüler eine gewisse
Technologieatmosphäre in Hörsaal, Vorbereitungsraum und Sammlungsraum, alle
ausgestattet nach modernsten fachdidaktischen Grundsätzen.
Schwieriger gestaltet sich der Sportunterricht, der sich nun auf drei Hallen verteilt.
Selbst die eigene Sporthalle muss sich die Schule mit der benachbarten Astrid Lindgren - Grundschule teilen.
Und eine weitere Belastung bleibt: Wegen der beiden getrennten Gebäude sind
weiterhin tägliche Fahrten zwischen Gestfeld und Geisbruch unvermeidbar. Für
mehr als die Hälfte der Lehrer bedeutet das, - je nach Stundenplan -, dass sie sich
bis zu zehnmal die Woche auf den Weg machen müssen zwischen den beiden
Gebäuden. Aber das Versprechen der Stadt Kamp - Lintfort als Schulträger steht im
Raum, diesen Zustand in den kommenden Jahren zu ändern und die Städtische
Realschule nach Ausbau und Erweiterung der Gebäude an der Sudermannstraße
wieder zu vereinen.
Wir schreiben jetzt das Jahr 2000.
Die Lücke in der Dokumentation wird bald geschlossen.
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