Allgemeines über Gerste

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Allgemeines über Gerste
Saatzeit:
Wintergerste soll mit fünf Bestockungstrieben (ES 25) in den Winter gehen. Der dafür
optimale Saattermin liegt je nach Jahr und Standort zwischen dem 10. und 20.
September. Im Süden überwachsen sich extreme Frühsaaten aufgrund der
Tageslänge eher als im Norden und sind durch Mehltaubefall, Schneeschimmel,
Gelbverzwergungsvirus, Halmbruch und evtl. Fritfliege stärker gefährdet. Spätsaaten
bestocken zu wenig und kosten daher Ertrag.
Saatstärke:
Sie beeinflusst die Bestandesdichte weniger als Saatzeit und Stickstoffversorgung.
Eine optimale Saatstärke sorgt aber für eine gleichmäßige Ausnutzung des
Standraumes, eine ausgewogene Konkurrenz zwischen den Einzelpflanzen,
vermeidet Überbestockung und bietet eine Risikoabsicherung.
zweizeilige Sorten: zwischen 300 und 450 Körnern/m2 beeinflusst die Saatstärke
unter normalen Bedingungen den Ertrag nur wenig, bei höheren oder niedrigeren
Saatstärken sinkt er deutlich. Optimal sind 350 bis 400 keimfähige Körnern/m 2.
Zuschläge von 5 - 10% sind nur bei ungünstigen Bedingungen - schwerer Boden,
grobes Saatbett, Verschlämmungsgefahr, Nässe, raue Lage - angebracht.
sechszeilige Sorten: dank hoher Kornzahl pro Ähre können sich die sechszeiligen
Sorten besser anpassen, insgesamt genügen deutlich niedrigere Bestandesdichten.
Zwischen 250 und 450 Körnern pro m2 Saatstärke reagiert der Ertrag kaum, optimal
sind zwischen 300 und 350 keimfähigen Körnern pro m2.
Die Aussaatmenge in kg/ha lässt sich leicht berechnen:
Wachstumsregler:
Er soll die Standfestigkeit absichern und die Strohstabilität verbessern. Anwendung
nur bei guter Wasserversorgung und wüchsiger Witterung. Meist reicht eine Gabe mit
z.B. Terpal C, frühestens ab 2-Knotenstadium (ES 32), normalerweise zum
Erscheinen des Fahnenblattes (ES 37), spätestens bis zum Grannenspitzen (ES 49).
Aufwand je nach Bestand, Standort und Sorte zwischen 0,7 und 1,8 l/ha. Niedrige
Mengen für trockengefährdete Lagen und standfeste Sorten, höhere Mengen bei
mastigen Beständen, lageranfälligen Sorten und sicherer Wasserversorgung.
Grunddüngung mit P und K:
Erfolgt nach Bodenvorrat und kann normalerweise im Rahmen der Fruchtfolge
durchgeführt werden. Pro 10 dt Korn/Stroh werden 8/3 kg P2O5 und 6/17 kg K2O
entzogen.
N-Düngung:
Eine gute Basis ist die Nmin-Untersuchung (DSN) oder das Stickstoff-Monitoring. Ein
Düngefenster dient zur Beurteilung der Stickstoffnachlieferung aus dem Boden.
1
DieVerteilung der N-Gaben richtet sich nach Verwertung (Futtergerste,
Winterbraugerste), Sorte (zweizeilig, sechszeilig), Standort und Bodenstruktur.
Herbststickstoffgabe: Normalerweise nicht notwendig. Nur bei mangelhafter
Bodenstruktur, verspäteter Aussaat oder dem Einarbeiten großer Strohmengen kann
sie zweckmäßig sein, wobei 20-30 kg N/ha in leicht verfügbarer Form (z.B. KAS)
genügen.
Erste N-Gabe: Zeitig zu Vegetationsbeginn (Ende Februar - Anfang März) mit leicht
verfügbaren N-Formen (KAS), die erste Gabe beeinflusst maßgeblich die
Ährengröße. Die Höhe richtet sich nach Bodenvorrat und Ertragsziel, es wird
einschließlich Nmin-Vorrat ein Richtwert von 100 (sechszeilige Sorten) bzw. 120
(zweizeilige Sorten) kg N/ha einschließlich Bodenvorrat angestrebt.
Zuschläge bei vorheriger Strohdüngung (+20 kg N/ha) oder zur Förderung der
Bestockung, Abschläge für üppige Bestände. Düngergaben ab 60 kg N/ha teilen und
im Abstand von 2-3 Wochen ausbringen. Mindestgabe 30 kg N/ha. Zu hohe Gaben
erhöhen die Bestandesdichte und fördern die Lagergefahr erheblich.
Zweite N-Gabe: Erfolgt zum Schossbeginn (ES 30-32, ca. 4 Wochen nach der ersten
Gabe).
Dritte N-Gabe (Spätdüngung): Zum Ährenschieben (ES 49-59), wenn die
Lagergefahr weitgehend gebannt ist. In schwachen Beständen wird sie vorgezogen
(ES 39, Fahnenblatt voll entwickelt). Die Spätdüngung muss bei
Braugerstenerzeugung entfallen.
Die Höhe der N-Gaben bei einem Bodenvorrat von rund 50 kg Nmin/ha und Erträgen
von 60 bis 80 dt/ha zeigt die Tabelle:
Herbst
Termin
Saat
Stadium
-
1. Gabe
2. Gabe
3. Gabe
Feb./ März Mitte April Ende Mai
ES 25
ES 30-32 ES 39-49*
in kg N pro ha
6-zeilige (20-30)
40-50
30-50
50-60
2-zeilige (20-30)
60-70
30-40
30-50
*bei standortbedingter Lagergefahr ES 51-59
Gülledüngung:
Ist zur Vegetation gut möglich, ideal vom Vegetationsbeginn bis zum Ende der
Bestockung (ES 25-29), wenn eine bodenschonende Ausbringung auf morgens leicht
gefrorenem Boden möglich ist. Verträglich ist eine Ausbringung bis zum Schossen
(2-Knoten-Stadium, ES 32), wenn eine bodenschonende Ausbringtechnik zum
Einsatz kommt. Gut verwertet werden maximal 20-25 m3 Rinder- oder 15 m3
Schweinegülle. Die Gülle kann 50-80% der notwendigen Mineraldüngermenge
ersetzen, eine mineralische Startgabe von 20-40 kg N/ha ist wegen der langsamen
Wirkung des Güllestickstoffs aber auf jeden Fall notwendig.
2
Pflanzenschutz:
Meist ist aus Kostengründen maximal eine Fungizidbehandlung rentabel. Wertvolle
Dienste zur Diagnose und Behandlungsentscheidung leistet das Gerstenmodell
Bayern. Das Gerstenmonitoring liefert über den regionalen Fax-Warndienst der
ÄfLuE oder das Internet (www.lbp.bayern.de) Hinweise zum Krankheitsauftreten,
ersetzt aber nicht die Bestandesbeobachtung.
Der zunehmenden Verbreitung des Gelbmosaikvirus kann nur durch die Wahl
virusresistenter Sorten begegnet werden.
Gerste (Hordeum vulgare)
Bedeutung, Flächen, Produktion
Aussehen, Anbau, Ernte
Älteste Kulturpflanze der Welt; sehr markante,
lange Grannen. Steht in der Fruchtfolge meist
nach Weizen und vor einer Hackfrucht
Gerste wird im frühen Herbst (Winter-gerste)
oder im zeitigen Frühjahr (Sommergerste)
ausgesät. Wuchshöhe 50 – 70 cm. Ernte: im
Juli/August mit dem Mähdrescher.
Typen:
Ansprüche an den Boden deutlich geringer als bei
Weizen; die Versorgung mit Stickstoff (vor allem für
Braugerste) ist geringer.
Zweizeilig: die Körner sind in zwei Reihen angeordnet;
lange Ähre, meist Sommergerste, genutzt zur
Herstellung von Bier.
Bekämpfung der Unkräuter und Krankheiten (z. B.
Mehltau, Blatt- und Netzflecken) notwendig.
Mehrzeilig: die Körner in sechs Reihen angeordnet;
dicke, kurze Ähre, meist als Wintergerste, genutzt als
Tierfutter.
Ertragsniveau: Wintergerste = 6.0 – 7.0 t;
Sommergerste ist 5.0 – 6.0 t/ha.
Baden-Württemberg: 98000 ha Wintergerste = 600000
t; 90000 ha Sommergerste = 500000 t (insgesamt 33 %
der Ackerfläche)
Das Stroh wird meist nicht genutzt, gelegentlich als
Einstreu für Tiere
Zusammensetzung, Inhaltsstoffe
Aufbereitung, Nutzung
Gerstenkörner enthalten ca. 63 %
Kohlehydrate, 10 % Ballaststoffe, 2 % Fett, 2
% Mineralstoffe und Vitamine.
"Gerste kann man trinken". Bier wird aus
Sommergerste gebraut (Reinheitsgebot).
25 kg Körner = 20 kg Malz = 100 l Bier
Der Eiweißgehalt von Braugerste sollte 10 – 11 %
betragen, außerdem sind feine Spelzen, gute Keim- und Graupen (Körner ohne Spelze und Schale), Flocken,
Verzuckerungseigenschaften wichtig.
Malzextrakt oder Malzkaffee.
Futtergerste sollte einen möglichst hohen Gehalt an
Rohprotein (über 12 %) aufweisen.
Wintergerste wird vor allem als energiereiches Futter für
Schweine, Rinder und Geflügel genutzt (Kraftfutter).
3
Sorgfalt bei der Gerstenbestellung zahlt sich aus
Gerste war in den vergangenen Jahren die zweitgrößte Getreideart nach
Winterweizen. Bei der Entwicklung von Gerste sind in den letzten 10-15 Jahren zum
Teil große Schwankungen zu Erkennen. Dies lässt sich durch die unterschiedlichen
Witterungsbedingungen im Herbst- Winter erklären. Ihr macht eine Nasskalte
Herbstwitterung mit schlechter Vorentwicklung oder Wechselfröste am
Winterausgang sehr zuschaffen.
Es spielt aber nicht nur die Witterung eine große Rolle, sonder auch die
Fruchtfolgestellung.
-
Der frühe Saat- und Erntezeitpunkt tragen zu einer besseren
Maschinenauslastung bei.
Als frühräumende Frucht ermöglicht Wintergerste den Anbau von
Zwischenfrüchten.
Aufgrund der frühen Ernte ist sie die optimale Vorfrucht für Winterraps.
Für Veredelungsbetriebe bietet Wintergerste eine gute Futtergrundlage.
Je nach Jahreswitterung zeigen sich im Anbau Risiken
Wintergerste ist die am ehesten auswinterungsgefährdete Getreideart.
Kahlfröste bis – 15°C können zum Absterben der Pflanzen führen.
Gegenüber Wechselfrösten ist Gerste recht empfindlich.
Das „Auffrieren“ schädigt die Wurzel und kann zu niedrigen Bestandesdichte führen.
Auf Gelbmosaikvirus gefährdeten Standorten unbedingt eine Virusresistente Sorte
wählen.
Gerste stellt höchste Ansprüche an die Kalkversorgung. Niedrige pH-Werte können
bei Gerste Ertragseinbußen verursachen. Der pH-Wert sollte auf Sandböden nicht
niedriger als 5,5 und auf Lehmböden nicht unter 6,5 liegen. Werden diese Werte
unterschritten kann eine Kalkung zur Gerste der Versauerung in der Wurzelzone
entgegenwirken.
4
Bodenbearbeitung und Saatbettbereitung
Auf Bodenverdichtungen reagiert Gerste sehr empfindlich, deshalb wird zu Gerste
gepflügt. Die Pflanzen sollten ausreichend Bestockt und mit einem kräftig
ausgebildetem Wurzelsystem in den Winter gehen, zur Verbesserung der
Winterfestigkeit. Fast 50 % des Ertragspotentials wird vor dem Winter festgelegt. Die
Bestockung und der Beginn der Ährchenanlage sind ertrags- entscheidende
Entwicklungsprozesse, die im Herbst erfolgen. Diese dürfen nicht unter
Stresssituationen stattfinden. Es muss ein gutes Wurzelsystem zu schaffen sein,
deshalb müssen die Bearbeitungsmaßnahmen darauf abgestimmt werden.
Hierzu gehören:
- Vermeidung von Strukturschäden
- eine gute Strohverteilung und eine sorgfältige
Stoppelbearbeitung
- keine zu nasse Bestellung
- ein ortsüblicher Saattermin
Für Wintergerste ist der Saatzeitpunkt sehr begrenzt, da sie gut Bestockt in den
Winter gehen muss. Es ist eine zeitige Aussaat ab dem 20. September anzustreben,
und hat sich in der Lippischen Region als optimal erwiesen.
In wärmeren Regionen wie z.B. das Münsterland kann Gerste auch noch nach Mais
gesät werden und zwar bis in die erste Oktoberhälfte hinein.
Gegen eine sehr frühe Saat spricht, das zu üppige Bestände auswintern und schon
im Herbst die Gefahr besteht, durch Pilzkrankheiten und Gelbverzwergungsvirus
befallen zu werden.
Bei zu späten Saatterminen ist durch höhere Aussaatstärken keine Ausreichende
Vorentwicklung sichergestellt. Es gibt ausnahmen wo dies gelingt, das auch nur bei
bestimmten Witterungen, die aber auch Anbaurisiken mit sich bringen. Hierbei sollte
keine Beizung erfolgen, um Auflaufverzögerungen zu vermeiden.
Bei Gerste gilt Grundsätzlich:
Noch wichtiger wie der Saattermin, sind die Aussaatbedingungen, um das
Ertragspotential ausschöpfen zu können. Wintergerste muss vor Einsetzen der
Vegetationsruhe gut bestockt sein, und Einzelpflanzen mit kräftigen Wurzeln
ausgebildet haben.
5
Bodenbearbeitung mit oder ohne Pflug
Bodenbearbeitung mit Pflug:
Dieser ist Problemlos zu handhaben, aber mit viel Aufwand erforderndes
Bodenbearbeitungsgerät hinterlässt einen gut „überlockerten“ Boden, und eine
Bewuchsfreie Ackerfläche.
Um einer Erosion vorzubeugen, die durch das Pflügen stark gefördert wird, sollte der
gepflügte Acker unbearbeitet in den Winter gehen.
Der natürliche, lang andauernde Absetzvorgang kann oder muss durch den
Packereinsatz beschleunigt werden.
Beim Pflügen sollte darauf geachtet werden, dass eine Verringerung des
überflüssigen Befahrens des Ackers gegeben ist, durch eventuelle kombinierte
Arbeitsgänge.
Bodenbearbeitung ohne Pflug:
Bodenschützende Arbeitsverfahren beinhalten für unsere Anbaubedingungen
vor allem die konservierende Bodenbearbeitung, welches hauptsächlich durch
Komponenten charakterisiert wird:
-
Schonende, also nichtwendende und fruchtfolgespezifische Bodenlockerung
zur Erhaltung der Bodenstruktur und Vermeidung von Schadverdichtung,
sowie zur Kosten- und Arbeitseinsparung
-
Mulchsaat, also die Einsaat in mit Pflanzenresten oberflächig bedeckten oder
durchmischten Boden, zur Vorbeugung von Bodenerosion durch Wasser und
Wind, als Verdunstungsschutz in Trockengebieten und zur Vermeidung von
Nährstoffmobilisierung zum falschen Zeitpunkt.
6
Saatstärke
Bei der Wintergerste sollte sich die Saatstärke an bewährten Werten orientieren.
Die unter unseren Verhältnissen erforderlichen Bestandesdichten von 500-550
Ähren/m² werden bei mehrzeiligen Sorten mit Aussaatstärken von 280-350
Körner/m². Bei guter Witterung bzw. Aufgangsvoraussetzung ist eine Reduzierung
der Aussaatstärke bis auf 250 Körner/m² möglich.
Auf leichten Standorten sollten niedrige Saatstärken gewählt werden, um das
Auswintern der Pflanze zu verringern und dort keine zu hohen Bestandesdichte zu
erhalten. Bei überzogener Bestandesdichte wirkt sich eine Vorsommertrockenheit
eher nachteilig aus. In einer Versuchsreihe zeigte sich, das auch dünne Bestände zu
sicheren Erträgen führen kann.
In höheren Lagen ist von Saatstärkenreduzierungen abzuraten, da sich dadurch das
Auswinterungsrisiko erhöht.
Zweizeilige Sorten benötigen höhere Bestandesdichten von 650-750 Ähren/m².
Aufgrund der guten Bestockungsfähigkeit reichen 300 Körner/m² im allgemeinen aus.
Dies wurde auch schon in früheren Versuchen belegt. Vorraussetzung dafür ist, dass
die höheren Anforderungen an Saatbett und Saatgutablage erfüllt werden. Dabei ist
eine Aussaat mit weniger als 300 Körner/m² bei zweizeiligen Sorten nicht zu
empfehlen.
Die richtige Saattiefe wählen!
Um eine einheitliche Saattiefe zu gewährleisten, sollte diese während des Drillens
überprüft werden, da es bei nicht ausreichend abgesetztem Boden leicht zu einer
mehr als 4 cm tiefen Saatgutablage in den einzelnen Drillreihen kommt. Eine zu tiefe
Saat verzögert den Aufgang, was einer Saatzeitverspätung gleichkommt.
Gravierender ist aber, dass die Pflanzen , um die Oberfläche zu erreichen, einen
Halmheber ausbilden müssen. Dabei verbraucht die Pflanze unnötig Energie, die
dann zur weiteren Entwicklung fehlt. Die Pflanzen bestocken und bewurzeln sich nur
mäßig, wintern leichter aus und sind weniger standfest. Im Frühjahr vergilben sie
eher und werden häufiger von Typhula befallen.
Eine zu flache Saatgutablage wirkt sich ebenfalls nachteilig auf die
Gerstenentwicklung aus. Bei trockenen Bedingungen wird die Keimung unsicher. Die
Kronenwurzeln sitzen nicht fest genug und die Pflanzen sind in der Folge stärker
durch Wechselfröste gefährdet.
Verweis auf die Seite der Landwirtschaftskammer:
http://www.landwirtschaftskammer.com/rlp/landbau/prod_tec/getreide/sorgfger.htm
7
Sortenempfehlungen
mehrzeilige Sorten
Theresa erzielte mehrjährig stabile Kornerträge auf mittlerem bis hohem Niveau. Sie
zeichnet sich durch eine gute Winterfestigkeit, Resistenz gegen Gelbmosaikvirus und
Mehltau aus. Für Zwergrost zeigte sie sich etwas stärker anfällig, während für die
übrigen Blattkrankheiten eine mittlere Resistenz besteht. Theresa weist eine mittlere
bis gute Standfestigkeit sowie eine durchschnittliche Kornqualität auf.
Carola zeigte mehrjährig ein hohes Ertragvermögen. Die Sorte besitzt eine gute
Standfestigkeit, geringe Anfälligkeit für Mehltau und Zwergrost sowie
Gelbmosaikvirusresistenz. Zu beachten ist die stärkere Anfälligkeit gegenüber
Netzflecken. Ihre Schwäche in der Korngröße zeigte sich auch in diesem Jahr.
Candesse erreichte mehrjährig gute Ertragsergebnisse mit einer guten Kornqualität.
Gegenüber Mehltau und Zwergrost verfügt sie über gute Krankheitsresistenzen. Die
Sorte kann stärker von Netzflecken befallen werden. Sie ist standfest und
gelbmosaikvirusresistent.
Ludmilla erzielte im Mittel der Versuchsjahre hohe Ertragsleistungen, eine sehr gute
Kornqualität und hohe Marktwareeträge. Die langstrohige Sorte ist standfest. Auf ihre
stärkere Mehltauanfälligkeit ist zu achten. Bei der Standortwahl muss die fehlende
Gelbmosaikvirusresistenz berücksichtigt werden.
Als Sorte mit früher Abreife besitzt Landi trotz unterdurchschnittlicher Erträge bei
sehr guter Kornqualität Anbauberechtigung. Durch eine frühere Abreife zeichnet sich
auch die Sorte Nikel aus.
Im ersten Prüfjahr zeigten die Sorten Alissa und Franziska hohe bis sehr hohe
Ertragsleistungen.
Zweizeilige Sorten
Zweizeilige Sorten zeichnen sich allgemein durch eine sehr gute Standfestigkeit und
eine deutlich bessere Kornqualität aus. Das Ertragsniveau mehrzeiliger Wintergerste
wird nicht erreicht.
Regina war auch in diesem Jahr die leistungsstärkste zweizeilige Sorte. Vorteilhaft
ist die gute Standfestigkeit, ungünstig hingegen die stärkere Anfälligkeit für Mehltau
und die fehlende Gelbmosaikvirusresistenz.
Vanessa ist eine Sorte mit sehr guten Verarbeitungseigenschaften als Braugerste.
Sie weist ein geringe bis mittlere Anfälligkeit gegenüber pilzlichen Schaderrregern
auf. Die Standfestigkeit ist gut bis mittel. Gegenüber Gelbmosaikvirus besteht keine
Resistenz. Sie wird für den Anbau als Winterbraugerste empfohlen.
8
Kurzcharakteristik der geprüften Wintergerstensorten*
Kornertrag
rel. 19972001**
Winterfestigk.
Pflan- Stand- Resistenz/Toleranz gegenüber HektoReife(lt.
zen- festigliterzeit
Einstuf.
länge
keit
gew.
Stufe Fung.eff.
Mehl- Zwerg- Rhyncho- NetzBSA)
II
(dt/ha)
tau
rost
spor. flecken
Mehrzeilige Sorten
Theresa
G
99
16,9
+o
m
m
+o
+
o-
o
o
o-
Landi G
98
21,3
o
mfr
m
o-
+
o
o
-
+
Anoa
99
18,5
msp
m-l
o
o
o-
+o
+o
-
Nikel G
98
18,5
o
mfr
k-m
o
o-
o
+
o
o
Carola G
100
14,3
+o
m
m-l
+
+
+
o
o-
o-
Sarah G
98
12,6
o
m
m
+
+
+
o-
+o
+o
Annette
m
k-m
o
o-
o
o
o
o
99
20,5
Candesse
100
G
15,7
+o
msp
m
+
+o
+
+o
o
+
Ludmilla
101
15,7
o
m
m-l
+
o-
+
+o
+o
+
Franziska
100
G
16,4
m
m
+
o
o
+o
o
o
Alissa G
103
20,4
m
m-l
+o
o
+o
+o
o
o
Silke
99
14,1
m
k-m
+
+o
o-
o
+o
o-
Georgia G
98
13,0
msp
m-l
+
o
+o
+o
+o
+
Verena G
94
15,6
m
m
+
+
o-
+o
o
o
Zweizeilige Sorten
Regina
94
17,1
o
m
k-m
+
-
+o
o
+o
+
Tiffany
91
16,6
o
m
k-m
+
o-
+o
+o
o
+
Bombay
93
16,9
o
m
k-m
+
+o
o
o-
o
+
Isolde
93
14,1
m
k
++
o
o
-
+o
+
Vanessa
92
15,0
m
k-m
+o
+o
o
+o
+o
+
100 %
98,5
=dt/ha
16,8
* nach Ergebnissen der LSV in Mecklenburg-Vorpommern unter Berücksichtigung der Einstufung
durch das BSA
** adjustierte Mittelwerte aus Wertprüfungen, Landessorten-, Orientierungs- und EU-Versuchen
der für Mecklenburg-Vorpommern relevanten Standorte
Stufe I ohne Fungizid, Stufe II = mit Fungizid, Fungiz.eff. = Fungizideffekt Differenz Stufe II-Stufe I,
G = resistent gegenüber Gelbmosaikvirus
+ = gut o = mittel - = gering mfr = mittelfrüh, msp = mittelspät, m = mittel, m-l = mittel bis lang, k-m
= kurz-mittel
N-Düngung zu Getreide
9
Das Getreide deckt seinen Stickstoffbedarf aus verschiedenen N-Quellen:
1. den Stickstoffgehalt des Bodens zu Vegetationsbeginn (Nmin-Gehalt),
2. die Stickstoffnachlieferung aus dem Bodenvorrat während der
Vegetationsperiode
3. und die mineralische und organische Stickstoffdüngung.
Bei der Ermittlung des N-Düngebedarfes kommt es darauf an, den Beitrag des
Bodenstickstoffes an der Ernährung des Pflanzenbestandes möglichst genau
abzuschätzen, denn nur die verbleibende Differenz muss gedüngt werden. Ein
bewährtes Hilfsmittel stellt die Nmin-Methode dar.
Die Richtwerte zum Nmin-Wert werden als zusammenfassende Auswertung zu den
düngungsrelevanten Terminen im Wochenblatt veröffentlicht. Da diese Mittelwerte
nicht für jeden Betrieb relevant sind, sollte jeder Betrieb einige typische Schläge auf
den Nmin-Gehalt untersuchen lassen.
Diese Probenahme erfolgt jedoch anders als die bei der Grundbodenuntersuchung.
Bei der Grundbodenuntersuchung wird der gesamte durchwurzelbare Bodenraum bis
90 cm untersucht. Beim Nmin-Gehalt jedoch wird der Boden in den einzelnen
Schichten untersucht, d.h. eine Probe von 0 – 30 cm, eine von 30 – 60 cm und noch
eine von 60 – 90 cm. Aus 12 – 16 Einstichen wird pro Schicht eine Mischprobe von
300 – 500 g erstellt. Zusätzlich müssen diese Proben unmittelbar nachdem sie
gezogen wurden bei 2 – 4°C gelagert werden, um eine Verfälschung der Proben
auszuschließen.
Die nach der Nmin-Methode ermittelt erforderliche N-Menge bis einschließlich
Schossen wird im allgemeinen in zwei Teilgaben gedüngt. Die Höhe der Teilgaben
richtet sich nach der Bestandsentwicklung und der Verteilung des mineralischen N im
Bodenprofil.
Für eine startbetonte Düngung sprechen


schwach entwickelte, zu dünne oder ausgewinterte Bestände
hohe Anteile des gefundenen Boden-N in den unteren Schichten
Demgegenüber sollte der Schwerpunkt auf der Schossergabe liegen bei


reichlich bestockten, üppigen Beständen
hohen Nmin-Werten in der Krume.
Da zum Zeitpunkt der Nmin-Untersuchung und der Kalkulation des Düngebedarfes
noch nicht abzusehen ist, ob und wann die unterstellte Mineralisation eintritt, muss
die endgültige Düngungsstrategie bezüglich Höhe und Termin der Anschlussgabe
am Witterungsverlauf ausgerichtet werden.
Kalte, trockene oder nasse Witterung hemmt, hohe Temperaturen bei ausreichend
Bodenfeuchte und guter Durchlüftung fördern die Mineralisation.
Verweis auf die Seite der Landwirtschaftskammer:
http://www.landwirtschaftskammer.com/rlp/landbau/duenger/stickst/stickget.htm
Mögliche N-Dünger:
10
Dünger
davon*
%
N*
Stabilisator
NO3- NH4- AmidN
N
N
Sonstige
Nährstoffe
Kalkammonsalpeter (KAS)
27
13,5
13,5
-
-
Ammonnitratharnstofflösung (AHL)
28
7
7
14
-
Ammonnitratharnstofflösung (AHL)
30
7
8
15
-
Harnstoff
46
-
-
46
-
Ammonsulfatsalpeter (ASS)
26
7
19
-
-
13 % S
Schwefelsaures Ammoniak (SSA)
21
-
21
-
-
24 % S
12 % CaO
* Die %-Angaben beziehen sich auf Gewichts-%, für die Ausbringung flüssiger Düngemittel interessiert
aber der Gehalt in Volumen-%. Die Umrechnung erfolgt über die Dichte, die bei 28er AHL, Alzon
flüssig, Alzon flüssig S und Piasan S 1,28 kg/l und bei 30er AHL 1,32 kg/l beträgt. 28er AHL enthält 36
Volumen-% (28*1,28), 30er AHL 40 Volumen-% (30*1,32) Stickstoff.
Für die N-Düngung steht eine Vielzahl an Düngemitteln zur Verfügung (s. Tabelle),
deren Wirkungsgeschwindigkeit sich in Abhängigkeit von der N-Form unterscheidet:



NO3-N (Nitrat) wird im Boden nicht gebunden, gelangt daher mit dem Wasser
rasch zu den Pflanzenwurzeln; wirkt sehr schnell, kann aber auch leicht
verlagert werden.
NH4-N (Ammonium) kann zwar direkt von Pflanzen aufgenommen werden,
gelangt aber wegen der festen Bindung im Boden erst nach der mikrobiellen
Umwandlung zu Nitrat in größerem Umfang zu den Wurzeln; wirkt langsamer
als Nitrat
Amid-N (Harnstoff) kann in gewissem Umfang über die Blätter aufgenommen
werden (z.B. bei AHL, gelöstem Harnstoff), muss aber bei Einsatz als
Bodendünger über Ammonium zu Nitrat umgewandelt werden.
Alle gängigen N-Formen sind zur Getreidedüngung gleichermaßen geeignet.
Voraussetzung ist, dass die Besonderheiten der Dünger beachtet werden (Ätzrisiko
bei AHL, Wirkungsgeschwindigkeit, besondere Ansprüche an die Streutechnik und
das höhere Verlustrisiko bei nachfolgend hohen Temperaturen und Trockenheit bei
Harnstoff usw.). Entscheidungskriterium für eine bestimmte N-Form sollte daher
neben der vorhandenen Technik und ggf. dem Schwefelgehalt vor allem der Preis je
kg N sein.
Termine der N-Düngung
11
BBCH-Stadien
kg N / ha normal
kg N / ha gesplittet
1-3-Blatt-Stadium
60
36
21
Bestockungsbeginn
30
36
25
Hauptbestockung
29
Bestockungsende
30
Schossbeginn
31
1-Knoten-Stadium
32
2-Knoten-Stadium
37
Erscheinen des letzten Blattes
39
Blatthäutchen-Stadium
49
Öffnen der Blattscheide
51
Beginn des Ährenschiebens
55
Mitte des Ährenschiebens
59
Ende des Ährenschiebens
61
Blüh-Beginn
65
Voll-Blüte
69
Blüh-Ende
71
Kornbildung
75
Milchreife
85
Teigreife
87
Gelbreife
91
Vollreife
92
Totreife
00
trockenes Saatkorn
07
Austritt der Keimscheide
10
Auflaufen
11-13
36
30
36
GESAMT
12
60
36
180
180
WINTERGERSTE
Blattkrankheiten
Mehltau (Erysiphe graminis), Netzfleckenkrankheit (Drechslera teres),
Rhynchosporium-Blattfleckenkrankheit (Rhynchosporium secalis), Braun- bzw.
Zwergrost (Puccinia hordei) u.a.
Bedeutung
Je nach Lage, Wetter und Sorte Schadauftreten von bis zu 3 Krankheiten; in der
Regel mindestens eine der Krankheiten bekämpfungswürdig
Vorbeugende Maßnahmen
Befall ist geringer, wenn:



Sorte wenig anfällig (Note nach beschreibender Sortenliste nicht > 6)
Saatgut gebeizt
Vorfrucht keine Gerste
Schadbild
weiße Pusteln (Mehltau), gelb-braune Blattflecken mit braunem Netzmuster
(Netzfleckenkrankheit), ovale, grau-weiße, braun umrandete Flecken
(Rhynchosporium), kleine hellbraune Pusteln (Zwergrost)
Kontrolltermin
wöchentlich ab Vegetationsbeginn im Frühjahr bis zum Blühbeginn (DC 31-61)
Kontrollmethode
Kontrolle der oberen 3 Blätter von je 5 Halmen an den 5 Punkten der Boniturlinie
Bekämpfungsschwelle
Mehltau
15 befallene Pflanzen (60%)
Netzflecken
5 befallene Pflanzen (20%)
Rhynchosporium 12 befallene Pflanzen (50%) 3. Blatt
3 befallene Pflanzen (10%) 2. Blatt
Zwergrost
8 befallene Pflanzen (30%)
oder erste Nester
Wichtige Hinweise zur situationsbezogenen Bekämpfung




Hinweise des amtlichen Warndienstes zum Befallsbeginn beachten
Hinweise der amtlichen Pflanzenschutzberatung zur Mittelwahl beachten
Behandlung mit einem Fungizid, das gegen alle im Feld nachgewiesenen
Krankheiten wirksam ist, Ziel: nur 1 Behandlung
Verringerung der Aufwandmenge bis 50% bei nicht zu hohem Anfangsbefall
und an Sorten mit geringer bis mittlerer Anfälligkeit
13
WINTERGERSTE
Unkräuter
Windhalm (Apera spica-venti), Ackerfuchsschwanz (Alopecurus myosuroides),
Klettenlabkraut (Galium aparine), Vogelmiere (Stellaria media), Kamille-Arten
(Matricaria spp.), Ehrenpreis (Veronica hederifolia), Ackerstiefmütterchen (Viola
arvensis) u.a.
Bedeutung
In der Regel kein Verzicht auf eine Herbizidanwendung möglich
Vorbeugende Maßnahmen
Verunkrautung wird vermindert durch:





Vorfrucht (Anteil Getreide in der Fruchtfolge < 67%)
Bestandesdichte nicht unter standortspezifischer Norm
Vermeidung extrem früher bzw. später Aussaattermine
unkrautfreies Saatbett
Zwischenfrucht und konkurrenzstarke Sorten
Mechanische Unkrautbekämpfung
Im Herbst mit Striegel während des Spitzens bzw. ab 3-Blattstadium der Gerste
möglich
Kontrolltermin
Herbst ab DC 11 und im Frühjahr bis DC 29
Kontrollmethode
Zählen der Unkräuter im Zählrahmen an den 5 Punkten der Boniturlinie an 2
Schlagseiten (quer zu Drillreihen) entsprechend der Kenntnis zur Unkrautverteilung
Bekämpfungsschwelle
Schwankt zwischen 0,1 (Klettenlabkraut) und 50 (Ehrenpreis, Stiefmütterchen)
Pflanzen/m2
Wichtige Hinweise zur situationsbezogenen Bekämpfung





Entscheidung zur Bekämpfungsnotwendigkeit durch Schätzung der
Ertragsverluste präzisieren
in Abhängigkeit von Leitunkräutern das geeignetste Herbizid auswählen
(jährliche Hinweise der amtlichen Pflanzenschutzberatung beachten!)
Verringerung der Aufwandmenge bis 50% bei: Unkräuter bis 2-Blatt-Stadium,
geringe Verunkrautung bzw. Zusatz von AHL
Kombinationsmöglichkeit mit Fungiziden gegen Fu8krankheiten und mit AHL
überprüfen
pfluglose Bodenbearbeitung, insbesondere Direktsaat, begünstigt die
Verunkrautung vor allem mit ausdauernden Arten sowie Tauber Trespe,
Windhalm und Kamille
Verweis auf die Seite der BBA: http://www.bba.de
14
WINTERGERSTE
Blattläuse als Vektoren der Gerstengelbverzwergung (BYDV)
Haferblattlaus (Rhopalosiphum padi), Große Getreideblattlaus (Sitobion avenae) u.a.
Bedeutung
Ausbreitung der Viruskrankheit bei starkem Blattlausauftreten im Herbst und in
milden Wintern (Überwinterung infizierter Blattläuse) möglich; unbedingt Hinweise
des Warndienstes beachten!
Vorbeugende Maßnahmen
Befall ist geringer, wenn:


Aussaattermin nicht zu früh
keine Befallsherde (Ausfallgetreide, Brache, Gräser) in der Nähe
Schadbild
Blattläuse an den Blattunterseiten, nach der Bestockung Wachstumshemmung und
Gelbverfärbung viruserkrankter Pflanzen
Kontrolltermin
nach Warndiensthinweis im Herbst
Kontrollmethode
Kontrolle von je 20 Halmen an den Punkten der Boniturlinie auf Blattlausbefall
Bekämpfungsschwelle
20% der Pflanzen mit Blattläusen
Wichtige Hinweise zur situationsbezogenen Bekämpfung


Vektorenbekämpfung im Herbst oder zeitigen Frühjahr mit allen zugelassenen
Insektiziden bei trockener, milder Witterung möglich
Vektorenbekämpfung im späteren Frühjahr mit möglichst
nützlingsschonendem Insektizid
15
Krankheiten der Wintergerste
Wintergerste:
Die Wintergerste hat zum überwiegenden Teil die Ähren geschoben.
Krankheiten:

Es herrschen günstige Infektionsbedingungen für Netzflecken und Zwergrost.
In anfälligen Sorten mit hohem Ertragsniveau (z.B. sind Landi, Carola sehr anfällig für
Netzflecken, Anoa, Nickel anfällig für Zwergrost) sollte jetzt die letzte
Fungizidmaßnahme erfolgen.
Wenn die Gerste schosst, fallen in
einigen Beständen Pflanzen auf, die
im Wachstum zurückbleiben und
gelbstreifige bis gelbe Blätter haben.
Dies sind die Symptome des
Gerstengelbverzwergungs-Virus, das
auch bei uns zunehmende Bedeutung
in Weizen und Gerste gewinnt.
Die Übertragung erfolgt durch
Blattläuse.
Zum Auftreten des Gerstengelbverzwergungs-Virus im Beratungsgebiet:
Das Gerstengelbverzwergungs-Virus wird durch infektiöse Blattläuse übertragen.
Besonders anfällig sind Wintergerste und Hafer. Dann folgt Weizen. Die Viren
verursachen eine Verzwergung der Pflanzen und eine Gelb- bzw. Rotverfärbung der
Blätter. Die Ertragsverluste können erheblich sein.
Im vergangenen Herbst erreichte der Blattlausbefall in Weizen und Gerste in
unserem Gebiet Anfang Oktober trotz der nasskalten Witterung den
Bekämpfungsrichtwert. Die Getreidebestände wurden zum Teil mit Insektiziden
behandelt.
Die Situation in diesem Frühjahr zeigt sich nun wie folgt: Während im Süden
Mecklenburgs zum ersten Mal gravierende Schäden auftreten, beschränkt sich der
Virusbefall bei uns im Norden noch auf vereinzelten Nestbefall in der Wintergerste
ohne wesentliche Ertragsbeeinträchtigung. Der Befallsumfang im Weizen ist noch
nicht erkennbar, wird aber voraussichtlich auch nur in dieser Größenordnung liegen.
Aber nachdenklich macht, dass


1. trotz des nassen Herbstwetters und des sich daraus relativ niedrigen
Befallsniveaus an Läusen eine Reihe von Infektionen erfolgt sind. Ein
kommender warmer Herbst mit starkem Läuseauftreten lässt daher weitaus
stärkeren Virusbefall erwarten, obwohl man nicht von der Anzahl der Läuse
auf den Befallsumfang schließen kann.
Und 2. dass nicht nur Frühsaaten, sondern auch Spätsaaten bei der
Wintergerste mit Aussaattermin um den 05. Oktober befallen wurden.
Da heißt es, im nächsten Herbst sehr achtsam zu sein.
16
Futterwert beim Getreide Ernte 2001
Um Getreide optimal in der Futterration einzusetzen, muß der Futterwert bekannt
sein. Dabei zeigen die Ergebnisse der LUFA Oldenburg, daß man sich aufgrund der
großen Schwankungen nicht auf Tabellenwerte verlassen sollte. Erst eine gezielte
Futteruntersuchung liefert die Informationen für die Zusammenstellung einer
leistungsgerechten Futterration.
Rohnährstoffbestimmung mittels NIR
Futtergetreide kann kostengünstig mittels der Nah-Infrarot-Reflektionsspektroskopie
(NIR-Verfahren) auf seine wertgebenden Rohnährstoffe hin untersucht werden. Dazu
wird die Futterprobe zunächst im Trockenschrank bei 600 C über Nacht getrocknet
und anschließend fein vermahlen. Die so vorbereitete Probe wird im NIR-Gerät
analysiert und dabei z. B. die Gehalte an Rohprotein, Rohfett, Rohfaser und Stärke
ermittelt. Das NIR-Verfahren ist ein sehr schnelles und zuverlässiges Verfahren, das
zudem den Vorteil hat, wesentlich kostengünstiger als die naßchemischen Verfahren
zu sein. Jedoch ist dieses Verfahren in der Routine nur für diejenigen
Einzelfuttermittel anwendbar, die in großen Probenzahlen anfallen, für die eine
entsprechende aufwendige NIR-Kalibrierung erstellt worden ist und ständig gepflegt
wird. Im Futtergetreidebereich bietet die LUFA Oldenburg die NIR-Untersuchungen
für Gerste, Roggen, Triticale und Weizen für 48,00 DM (24,54 EURO) pro
Standarduntersuchung an. Dabei werden zusätzlich zu den Gehalten an
Trockensubstanz, Rohnährstoffen und Energie auch die wichtigsten Aminosäuren
(nach der DLG-Formel abgeleitet) mit angegeben.
Futtergerste: Durchschnittliche Qualität
Tabelle 1 zeigt die Ergebnisse der diesjährigen Futtergerstenproben im Vergleich zu
den Vorjahren. Dabei ist auffällig, daß die Rohproteingehalte in Proben der 2001er
Ernte etwas niedriger ausfallen als im Vorjahr. Dies kann u. a. damit begründet
werden, daß oft die Mengenerträge etwas höher waren als im Vorjahr und somit nicht
soviel Rohprotein im Korn eingelagert werden konnte. Die etwas niedrigeren
Rohproteingehalte sind entsprechend in der Zusammenstellung der Futtermischung (
besonderes Augenmerk bei RAM-Futtern!) zu berücksichtigen. Gerade bei höheren
Anteilen von Gerste im Schweinefutter schlagen Abweichungen in den Inhaltsstoffen
in der fertigen Futtermischung besonders durch.
Starke Unterschiede zwischen den Getreidearten
Tabelle 5 zeigt alle die Ergebnisse bei den 4 Getreidearten Gerste, Roggen, Triticale
und Weizen aus der Ernte 2001 im Vergleich. Dabei werden die Unterschiede bei
17
den einzelnen Inhaltsstoffen und beim Energiegehalt zwischen den Getreidearten
deutlich. Besonders auffällig sind jedoch die hohen Schwankungsbreiten bei den
Inhaltsstoffen. So liegt beispielsweise der mittlere Rohproteingehalt bei Triticale bei
10, 4 % bezogen auf 88 % Trockenmasse und schwankt bei den Praxisproben
zwischen 7,6 und 13,9 %. Schaut man dazu in der DLG-Futterwertabelle für
Schweine (1991) nach, so steht dort ein entsprechender Rohproteingehalt für
Triticale von 12,8 %. Hierbei wird sehr deutlich, daß für eine exakte
Rationsberechnung der Futterwert des eingesetzten Getreides bekannt sein muß.
Orientierungswerte für Zearalenon und Deoxynivalenol
Die Hauptvertreter der Fusarientoxine sind Zearalenon und Deoxynivalenol, die beim
Tier in höheren Konzentrationen zu Schäden führen können. Zearalenon kann z. B.
bei Sauen rauscheähnliche Symptome, Fruchtbarkeitsstörungen und hohe
Ferkelverluste hervorrufen. Deoxynivalenol führt in höheren Konzentrationen zu
Erbrechen, Futterverweigerung und zur Schädigung der Haut und der Schleimhäute.
Orientierungswerte für die Konzentrationen von Zearalenon und Deoxynivalenol im
Futter für die einzelnen Tierarten sind in Tabelle 6 wiedergegeben.
Fusarientoxingehalte nicht dramatisch
Allen ist noch die z. T. hohe Belastung mit Fusarientoxinen vorwiegend bei Weizen
aus der Ernte 1998 in Gedächtnis. 1999 und 2000 waren aufgrund der Witterung die
Fusarientoxine beim Getreide kein Problem. Wie sieht es nun in diesem Jahr aus?
Dazu hat die LUFA Oldenburg Getreideproben aus dem Versuchswesen
(Pflanzenschutz - und Düngungsversuche) der Landwirtschaftskammer Weser-Ems
auf die Fusarientoxine Zearalenon und Deoxynivalenol hin untersucht. Die dabei
ermittelten Gehalte mittels HPLC-Verfahren wiesen bei keinem der Fusarientoxine
einen Gehalt über dem Orientierungswert auf. Bei den an die LUFA Oldenburg bisher
eingesandten Praxisproben zeigte sich folgendes Bild: Gerste kann als weitgehend
unbelastet angesehen werden, da alle ermittelten Werte bei Zearalenon unterhalb
bzw. nahe der Bestimmbarkeitsgrenze von 10 µg und bei Deoxynivalenol unterhalb
bzw. nahe der Bestimmbarkeitsgrenze von 0,1 mg lagen. Bei Roggen, Triticale und
Weizen lagen die Gehalte teilweise etwas höher, wobei es in einigen Fällen
(Verdachtsproben) auch zu Gehalten über den Orientierungswerten führte. Daher
sollte bei Vorhandensein entsprechender Voraussetzungen für eine verstärkte
Fusarientoxinbildung wie z. B. fusarienanfällige Sorte, Vorfrucht Mais, pfluglose
Bodenbearbeitung, verzögerte Ernte eine Überprüfung der Gehalte an Zearalenon
und/oder Deoxynivalenol veranlaßt werden. Dazu bieten sich bei Getreide 2
18
Verfahren an: ELISA-Verfahren zur groben Orientierung oder das HPLC-Verfahren
zur exakten Feststellung der Gehalte. Bei Mischfuttermitteln kann nur das HPLCVerfahren angewandt werden.
Es bleibt festzuhalten
Die Untersuchungen von Futtergetreide der Ernte 2001 zeigen, daß bei allen
Getreidearten die Stärkegehalte etwas höher sind als im Vorjahr. Auffällig sind die
sehr großen Schwankungen bei den Inhaltsstoffen innerhalb der Getreidearten. Die
Gehalte an den Fusarientoxingehalten sind nicht dramatisch, sollten aber bei Triticale
und Weizen in besonderen Fällen beachtet werden.
Gerste - Ernte 1998 bis 2001
(Mittelwerte)
Praxisproben an LUFA Oldenburg
2001
2000
Trockensubstanz (%)
Rohprotein (%)*(Nx6,25)
Rohfett (%)*mit HCl
Rohfaser (%)*
Stärke (%)*
ME-Schwein (MJ/kg)*
86,2
10,7
2,8
5,4
51,8
12,9
(Mischfutterformel)
* bezogen auf 88 % Trockensubstanz
19
85,6
11,4
2,8
5,1
50,1
12,9
1999
1998
86,4
10,1
2,9
4,9
52,8
13,0
85,6
11,7
2,9
5,0
49,5
12,9
Getreide - Ernte 2001
(Mittelwerte und Schwankungsbreiten)
Praxisproben an LUFA Oldenburg
Gerste
Roggen
Triticale
Weizen
n=116
86,2
n=37
85,7
n=82
85,8
n=105
85,7
Rohprotein (%)*(Nx6,25)
(79,4-91,6)
10,7
(80,4-87,4)
9,2
(76,3-90,2)
10,4
(78,8-89,8)
11,7
Rohfett (%)*mit HCl
(7,8-13,4)
2,8
(7,6-10,5)
1,6
(7,6-13,9)
2,3
(8,5-15,6)
2,2
Rohfaser (%)*
(2,4-3,3)
5,4
(1,1-2,0)
2,8
(1,7-3,1)
2,8
(1,4-3,2)
2,6
Stärke (%)*
(3,9-7,2)
51,8
(1,9-4,3)
53,7
(2,1-3,9)
58,4
(2,0-4,2)
59,4
(45,6-57,0)
12,9
(50,7-55,9)
13,3
(50,9-62,4)
14,0
(55,5-64,5)
14,3
(Mischfutterformel)
(11,9-13,3)
* bezogen auf 88 % Trockensubstanz
(12,9-13,5)
(13,3-14,2)
(13,9-14,7)
Trockensubstanz (%)
ME-Schwein (MJ/kg)*
20
Orientierungswerte für Konzentrationen von Deoxynivalenol und Zearalenon im
Futter von Schwein, Rind und Huhn bei deren Unterschreitung die Gesundheit
und Leistungsfähigkeit nicht beeinträchtigt wird
(FAL u. BAFF, 2000)
Deoxynivalenol
Zearalenon
(mg/kg Futter)*
(µg/kg Futter)*
Tierart bzw. Tierkategorie:
Schwein
prä-pubertäre weibliche
Zuchtschweine
Mastschweine und Zuchtsauen
Rind
prä-ruminierend
weibliches Aufzuchtrind/Milchkuh
Mastrind
1,0
50
1,0
250
2,0
5,0
5,0
250
500
-1
Huhn (Legehühner, Masthühner)
5,0
-1
1
nach derzeitigem Wissensstand keine Orientierungswerte erforderlich
*
bei 88 % Trockensubstanz
21
Neue Richtwerte für wirtschaftseigenes Kraftfutter
In der Tierproduktion betragen die Kraftfutterkosten etwa 30 - 60 % der variablen
Kosten. Bei Verwendung von wirtschaftseigenem Kraftfutter hat die Bewertung dieser
Futterkomponenten einen erheblichen Einfluss auf Erzeugungskosten und
Rentabilität. Für Wirtschaftlichkeitsberechnungen, z.B. im Rahmen von
Betriebszweigauswertungen, ist deshalb die Verwendung einheitlicher, auf
realistischer und durchschaubarer Berechnung basierender Richtwerte erforderlich.
Berechnungsmethode zur Bewertung von wirtschaftseigenem Getreide, das
kontinuierlich innerhalb eines Jahres verbraucht wird:
1. Markterlös lagerfähiger Ware zur Erntezeit
2. + 9 % MwSt ( Melasseschnitzel 7 %)
3. + Zinsanspruch (4 % des Anfangswertes)
4. + Lagerkosten incl. Einlagerung (bei Investitionskostenniveau von 90 DM/m 3)
5. + Schädlingsbekämpfung (z.B. mit Actellic 50)
6. + Schwund (1,8 % der Anfangsmenge, jedoch bei Hülsenfrüchte nur 1,4 %)
Beispiel Gerste (Ernte 2001)
1. 16,70 DM/dt
2. + 1,50 = 18,20 DM/dt
3. + 0,73 = 18,93 DM/dt
4. + 1,10 = 20,03 DM/dt
5. + 0,10 = 20,13 DM/dt
6. + 0,36 = 20,49 DM/dt
Ø Selbstkosten/Jahr = 10,45 EURO/dt
Das entspricht dem voraussichtlichen Durchschnittspreis für das
Getreidewirtschaftsjahr 2001/2002
Die bei den Betriebszweigauswertungen eingesetzten Richtwerte bzw. Einheitspreise
verhindern nicht nur produktionstechnisch unbegründete Futterkostenunterschiede in
den Jahresabschlüssen, sondern zeigen auch, welche durchschnittlichen Kosten
dem Getreideverkaufserlös der Erntezeit hinzuaddiert werden müssen.
Erst nachBerücksichtigung weiterer 1,- bis 1,50 EURO für Mahl- und
Mischkosten sind die Gesamtkosten der Eigenmischung mit dem
Fertigfutterzukaufpreis vergleichbar.
22
Nachfolgend die Richtwerte im einzelnen:
88
Trockenmasse (T)
NEL
MER (Rinder u. Schafe)
MES (Schweine) n. MFF
Ø Markterlös 1)
ohne MWSt
incl. MWSt
+ Zinsanspruch
=
+ Lagerkosten incl.
Einlg. 2)
+
Schädlingsbekämpfung
=
+ Schwund
= Richtwerte
=
= Ø Selbstkosten/Jahr
88
%
MJ/kg
MJ/kg
MJ/kg
Ernte
2001
DM/dt
DM/dt
DM/dt
DM/dt
Mais Weizen Roggen Triticale Gerste Hafer Mel.Schn.
1
2
3
4
5
6
7
88
88
88
88
88
88
91
7,40
7,50
7,50
7,30
7,10 6,10
6,90
11,70 11,70
11,70
11,60 11,30 10,10
11,00
14,50 14,10
13,70
14,00 12,90 11,20
7,20
21,00 18,00
22,90 19,62
0,92
0,78
23,80 20,40
16,80
18,31
0,73
19,04
16,65
18,15
0,73
18,87
16,70 15,70
18,20 17,10
0,73 0,68
18,93 17,80
17,89
19,14
0,77
19,91
DM/dt
1,10
1,10
1,10
1,10
1,10
1,10
1,10
DM/dt
DM/dt
DM/dt
DM/dt
EURO/dt
EURO/dt
0,10
25,00
0,45
25,50
13,00
13,00
0,10
21,60
0,39
21,99
11,23
11,25
0,10
20,24
0,36
20,61
10,52
10,50
0,10
20,07
0,36
20,40
10,43
10,45
0,10 0,10
20,13 19,00
0,36 0,34
20,49 19,30
10,46 9,87
10,45 9,85
21,01
0,38
21,39
10,92
10,90
0,18
0,11
0,15
0,10
0,14
0,09
0,14
0,09
0,15
0,09
0,16
0,10
0,16
0,09
EURO je 10 MJ MES
0,09
0,08
3)
Futtervergleichswert
Kühe (nXP u. NEL) 4) 5) EURO/dt 10,80 10,90
Kühe (XP u. NEL) 4)
EURO/dt
4)
Mastrinder (XP u. MER) EURO/dt 9,82 11,23
Schweine (Lys.u. MES) 4) EURO/dt 10,40 10,71
Futtermehrwert
EURO/dt -2,60 -0,54
0,08
0,07
0,08
0,09
0,15
9,95
10,12
10,77
0,27
10,60
11,54
11,24
0,79
10,45
10,45
10,45
±0
9,54
9,77
9,75
-0,10
10,84
10,62
7,64
-3,26
EURO je 10 MJ NEL
EURO je 10 MJ MER
Gerstenernte
Die Getreideernte dürfte in diesem Jahr in Westfalen-Lippe insgesamt höher
ausfallen als im Vorjahr. Dies ist einerseits darin begründet, dass die
23
Anbauflächen gegenüber 2000 besonders bei Wintergerste und Triticale etwas
ausgedehnt wurden. Andererseits liegen die Erträge vielfach auf gutem Niveau.
Mit der Gerstenernte sind die meisten Landwirte sehr zufrieden, obwohl diese
Frucht nach dem Winter keinen guten Eindruck gemacht hatte. Im weiteren
Wachstumsverlauf hat sie sich dann aber noch gut entwickeln können und brachte
überwiegend hohe Ertragsergebnisse bei meist guten Qualitäten.
In höheren Lagen konnten die guten Ergebnisse in diesem Jahr häufig nicht
erreicht werden. Auch bei Triticale und Roggen wird aus der Praxis von guten
Ertragsergebnissen zwischen sieben und neun Tonnen je Hektar berichtet. In wie
weit sich die regnerische Witterung und die Ernteunterbrechung hier negativ auf
die Qualität ausgewirkt haben, kann derzeit noch nicht abschließend bewertet
werden.
Die Erträge von Winterweizen liegen in diesem Jahr zwischen 7,5 und zehn
Tonnen je Hektar und können überwiegend als gut bezeichnet werden. Die Hitze
Anfang Juli mit Temperaturen von mehr als 30°C hat allerdings die
Kornausbildung zum Teil beeinträchtigt, was besonders in der
Saatgutaufbereitung zu niedrigeren Saatgutausbeuten führen kann.
Weizenbestände, die als Vorfrucht ebenfalls Weizen hatten, lagen im Ertrag etwas
niedriger als Weizenbestände nach einer Blattfrucht, z.B. Raps oder Kartoffeln.
Lagerung von Getreide
24
In der
modernen Tierhaltung besteht ein großer Teil der eingesetzten Futtermittel aus
Konservaten. Dies trifft nicht nur auf Getreide in der Schweine- und
Geflügelproduktion zu, auch in der Rinderhaltung werden überwiegend
Konservate – meist in Form von Silagen und wirtschaftseigenem Getreide –
verfüttert. Die Qualität dieses Futters hängt einerseits von den Nährstoffen,
Spurenelementen und Vitaminen ab, andererseits aber auch von
unerwünschten Stoffen wie Verschmutzungen oder Toxinen. Pilzbefall und
damit verbundene Mykotoxine (Gifte von Schimmelpilzen) stellen eine
schleichende Gefahr für die Leistungsfähigkeit und Gesundheit der Nutztiere
dar. So wurde festgestellt, daß Milchkühe weniger Futter aufnehmen, wenn die
Silage Mykotoxine enthält. In der Schweinezucht sind erhöhte
Totgeburtenraten, schlechte Fruchtbarkeit und gestiegene Ferkelverluste als
Folge von Mykotoxinen im Mischfutter beobachtet worden. Um derartiges zu
vermeiden, muß die Verfahrenstechnik Voraussetzungen schaffen, die eine
Bildung unerwünschter Pilze in Futterkonservaten verhindern.
Konservierung von Wirtschaftsgetreide
In der Bundesrepublik Deutschland werden regelmäßig 50-85 % des Getreides in
nicht lagerfähigem Zustand mit Feuchten über 14 % gedroschen. Um dem Verderb
vorzubeugen, müssen geeignete Konservierungsmaßnahmen durchgeführt werden.
Solche Verfahren sollten an die Feuchte des Ernteguts, den Verwendungszweck und
die vorhandene technische Ausstattung angepaßt sein, um die Kosten zu senken. Im
Institut für Agrartechnik Bornim (ATB) werden verschiedene Verfahren zur
Konservierung von Futtergetreide untersucht und bewertet. Im folgenden werden drei
unterschiedliche Ansätze für neue Konservierungsverfahren für Futtergetreide
vorgestellt.
Chemische Konservierung durch Milchsäure
Zur chemischen Konservierung werden am häufigsten Propionsäure oder
Mischungen anderer Säuren eingesetzt. Die Wirkungsweise dieser
Konservierungsmittel beruht auf der Abtötung und/oder Inaktivierung der am Korn
anhaftenden Mikroorganismen.
25
Der Umgang mit Propionsäure ist aus Gründen des Umwelt- und Arbeitsschutzes
nicht ganz unproblematisch. Eine Alternative kann hier Milchsäure sein. Sie ist als
organische Säure weniger aggressiv, besitzt aber vergleichbare konservierende
Eigenschaften. Milchsäure läßt sich nicht nur auf chemischem Wege herstellen,
sondern auch biotechnologisch auf der Basis nachwachsender Rohstoffe.
Die Eignung von Milchsäure als Konservierungsmittel konnte am ATB in
verschiedenen Modellversuchen an erntefeuchter beziehungsweise
wiederbefeuchteter Gerste nachgewiesen werden (vgl. Abb. 1). Aus der Abbildung
wird deutlich, daß 90 %ige Milchsäure in gleicher Aufwandmenge wie Propionsäure
die Zahl der Schimmelpilze unterhalb eines Schwellenwertes von 20.000
koloniebildenden Einheiten pro Gramm Frischmasse reduzieren kann.
Aufwandmenge und Konzentration müssen allerdings für eine qualitätserhaltende
einjährige Lagerung noch optimiert werden. Mit der Überprüfung der Ergebnisse in
der Praxis wird in diesem Jahr begonnen. Sollten sich diese günstigen Resultate in
der Praxis bestätigen, stünde damit dem Landwirt ein preiswertes Verfahren (ca. 3
DM/dt) zur Konservierung von Futtergetreide zur Verfügung.
Abb. 1: Einfluß von unterschiedlichen Säuren auf das Schimmelpilzwachstum
während der Lagerung von Gerste mit einem Feuchtegehalt von 22 %
Bei der biotechnologischen Erzeugung von Milchsäure mit Hilfe von Bakterien ist es
möglich, überwiegend die physiologisch vorteilhafte L(+) - Milchsäure zu produzieren.
Es wird vermutet, daß diese Form der Milchsäure in konserviertem Futter
probiotische Wirkungen entfaltet und sich positiv auf die Gesundheit der Tiere
auswirkt. Dies soll in weiterführenden Arbeiten näher untersucht werden.
Gerste 25 % Feuchtigkeitsgehalt, 4 Wochen nach Versuchsbeginn: Mit
Propionsäure behandelt (links), unbehandelt (rechts)
26
Lagerung unter Luftabschluß
Eine weitere Möglichkeit ist die Lagerung von geschrotetem Getreide bis 20 %
Feuchtegehalt unter Luftabschluß. Dieses Verfahren erscheint wegen der niedrigen
Kosten (2 DM/dt) und der geringen lagerbedingten Verluste attraktiv. Seit 5 Jahren
untersuchen wir diese Form der Konservierung in verschiedenen brandenburgischen
Praxisbetrieben bei erntefeuchter Gerste, Tritikale und bei Roggen.
Die Verfahrensgestaltung gliedert sich in folgende Prozesse: Annahme des
Getreides, Zerkleinern, Einlagern in Fahrsilos, Verdichten des Schrotes im Silo und
Abdecken des Silos mit Folie. Die Verfahrensabschnitte „Zerkleinern" und
„Verdichten" wurden besonders intensiv bearbeitet.
Auf Grund der Verdauungsphysiologie muß das Getreide für die Schweinefütterung
stärker zerkleinert werden als für die Rinderfütterung. Beim Schweinefutter sollten 50
% der Getreidepartikel kleiner/gleich 1 mm sein, während beim Rinderfutter 4 mm
ausreichend sind. Für die Rinder sollte das Korn also lediglich gequetscht sein, damit
das Korninnere zugänglich wird.
Die Zerkleinerung des Getreides erfolgt am zweckmäßigsten mit einem
Doppelwalzenstuhl (Abb. 2).
Abb. 2: Doppelwalzenstuhl
Dieses Verfahren ist energetisch wesentlich günstiger zu bewerten als das sonst
übliche Zerkleinern mit Hilfe von Hammermühlen. Hohe Lagerungsdichten sind nach
der Zerkleinerung eine Grundvoraussetzung für das Gelingen der Konservierung.
Während bei fein zerkleinertem Getreide durch Überfahren mit schwerem Gerät
Lagerungsdichten bis ca. 1.000 kg/m3 erzielt werden können, liegen die Dichten bei
grob zerkleinertem Futter zwischen 700 kg/m3 und 850 kg/m3. Die Untersuchungen
am ATB haben ergeben, daß auch grob zerkleinertes Getreide durch eine anaerobe
Lagerung konserviert wird. Bei allen Versuchsansätzen konnte qualitätsgerechtes
Futter erzeugt werden. Die Nährstoffverluste waren gering, ebenso der Besatz an
Verderbniserregern. Der Gehalt an Ochratoxin A – einem verbreiteten Mykotoxin, das
hauptsächlich von Schimmelpilzen der Gattungen Penicillium und Aspergillus
gebildet wird – lag bei allen Varianten unterhalb von 3 µg/kg. Dieser Wert wird zur
Zeit als EU-einheitlicher Grenzwert für Ochratoxin A diskutiert. Der Energiebedarf
konnte um 65 % und die Kosten um 15 DM/t gesenkt werden.
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Solarunterstützte Trocknung
Speziell in der Landwirtschaft bietet sich die solare Lufterwärmung für
Trocknungszwecke an, da Ernteperiode und Hauptenergieangebot der Sonne im
Jahresverlauf zeitlich zusammenfallen. Bei der möglichst kontinuierlich
durchzuführenden Satztrocknung von Getreide mit solar erwärmter Luft muß jedoch
auch bei ungünstigen solaren Einstrahlungsverhältnissen – also bei bedecktem
Himmel – ein rechtzeitiger Trocknungsabschluß sichergestellt sein, um
Qualitätseinbußen durch einsetzende Verderbnisprozesse zu vermeiden. Im Institut
für Agrartechnik Bornim wird daher an einem Sorptionsspeicher von solarem
Trocknungspotential gearbeitet, der durch die Nutzung von Getreide als
Speichermedium neue Realisierungsmöglichkeiten für die solar unterstützte
Trocknung eröffnet (vgl. Abb. 3).
Abb. 3: Mehrfachnutzung von Solardach und Sorptionsspeicher für
nachgeschaltete Trocknungsprozesse (schematisch): A = Solardach, B =
Sorptionsspeicher, C = Mischkammer, D = Ventilator, E = Getreidetrocknung; F
= Heutrocknung, G = Holzhackschnitzeltrocknung, j = relative Luftfeuchte
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Das Prinzip der Sorptionsspeicherung nutzt die latente Wärmeenergie des in der
Außenluft enthaltenen Wasserdampfes. Bei der Entfeuchtung des Speichers –
tagsüber mit solar erwärmter Luft – kühlt sich die durchströmende Luft infolge der
aufzubringenden Desorptionswärme ab. Bei der Befeuchtung des Speichers
hingegen – nachts durch Außenluft – erwärmt sich die durchströmende Luft durch die
freigesetzte Adsorptionswärme. Im Ergebnis liegt die relative Feuchte der
Speicheraustrittsluft normalerweise immer unterhalb der relativen Feuchte der (nicht
erwärmten) Außenluft.
Simulationsrechnungen zeigen, daß trocknungsfähige Luft mit einer relativen
Feuchte von 65 % auch bei extrem ungünstigen Witterungsbedingungen über
mehrere Wochen hinweg Tag und Nacht ohne zusätzliche Lufterwärmung
bereitgestellt werden kann. Getreide als Speichermedium steht im
landwirtschaftlichen Betrieb konkurrenzlos preiswert zur Verfügung und besitzt
gegenüber technischen Sorbentien, wie zum Beispiel Silika-Gel, entscheidende
verfahrenstechnische Vorteile. So verschlechtert Staub die Sorptionseigenschaften
von Silika-Gel – aber nicht die von Getreide. Mykotoxinbildung infolge von
Schimmelpilzwachstum im Inneren des Speichers kann ausgeschlossen werden, da
schädigungsrelevante Luftzustände praktisch nicht erreicht werden; das
Speichergetreide bleibt „trocken", das heißt unterhalb des bezüglich der
Verderbgefährdung kritischen Wassergehaltes.
Diese Art der Trocknung ist nicht nur für frisch geerntetes Getreide, sondern auch für
Saatgut, Heu oder Holzhackschnitzel geeignet. Die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens
wird entscheidend von der Mehrfachnutzung der Kollektor-Speicher-Einheit für die
nachgeschalteten Trocknungsprozesse abhängen. Die vergleichsweise kleine Menge
an Speichergetreide kann nach Abschluß der Trocknungsperiode als Viehfutter
verwendet werden.
Konservierung von Halmfutter
Grünfutter kann auf verschiedenem Wege haltbar gemacht werden: Neben der
Bereitung von Heu ist die Silierung das wichtigste Konservierungsverfahren. Bei der
Silierung von Grünfutter treten insbesondere bei schwer vergärbaren Futterstoffen
wie Gräsern und Leguminosen sowie bei ungünstigen Witterungsbedingungen immer
wieder Fehlgärungen auf. Diese können zu erheblichen Qualitätsverlusten und zur
Beeinträchtigung der Tiergesundheit führen. Viele Faktoren, die die Silierung
beeinflussen, zum Beispiel die Anzahl der Milchsäurebakterien im Gärgut oder die
Konzentration an fermentierbaren Kohlenhydraten, sind zu Beginn des Prozesses
meist nicht optimal vorhanden. Durch Zusatz von Siliermitteln kann der Silierprozeß
sichergestellt werden.
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Neben chemischen Siliermitteln werden aus Gründen des Arbeitsschutzes und der
Verträglichkeit in der Tierernährung verstärkt Milchsäurebakterien als SilageImpfkulturen verwendet. Eine Vielzahl solcher Impfpräparate ist bereits auf dem
Markt. Doch auch bei ihrer Verwendung bleibt der Siliererfolg zuweilen aus. Ursache
für die Unwirksamkeit einiger Präparate sind häufig ungeeignete
Milchsäurebakterienstämme. Die Suche nach wirksamen Impfkulturen bleibt daher
trotz der Vielfalt der angebotenen Präparate eine wichtige Aufgabe.
Im Institut für Agrartechnik wurden über viele Jahre Milchsäurebakterien isoliert und
auf ihre Siliereignung zur Konservierung von Gras untersucht. Aus einem Pool von
250 Stämmen hat sich ein Gemisch aus den Stämmen Lactobacillus casei und
Lactobacillus rhamnosus ausgezeichnet. Es beeinflußt das Gärsäurespektrum positiv
(hoher Gehalt an Milchsäure und geringe Mengen an Buttersäure und Ammoniak,
vgl. Abb. 4) und führt zu einer besseren Verdaulichkeit der Rohnährstoffe. Seit zwei
Jahren wird diese Bakterienkombination erfolgreich zur Gras-Silierung unter
Praxisbedingungen eingesetzt. In diesem Jahr sind auf diese Weise 15.000 Tonnen
Welsches Weidelgras (Lolium multiflorum) in der Agrargenossenschaft in
Niederschöna einsiliert worden. Zur Zeit wird an einem Verfahren gearbeitet, mit dem
der Landwirt auf seinem Hof diese Stämme selbst vermehren und somit erhebliche
Siliermittelkosten einsparen kann. Die gegenwärtigen Kosten von ca. 4 DM pro
Tonne Siliergut könnten sich auf 1-2 DM reduzieren. Im nächsten Jahr wird eine
Pilotanlage dazu in der Agrargenossenschaft in Niederschöna errichtet werden.
Abb. 4: Einfluß unterschiedlicher Bakteriengemische auf das
Gärsäurespektrum von Gras-Silagen nach 90tägiger Fermentation
Alle dargestellten Verfahren zielen auf die Erzeugung von lagerfähigen, qualitativ
hochwertigen Futtermitteln. Nährstoffreiches, mykotoxinfreies Futter ist die
Voraussetzung für eine optimale Ernährung der Nutztiere und die Erhaltung ihrer
Gesundheit sowie für die Erzeugung unbelasteter Lebensmittel.
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Mykotoxine im Getreide
Eine Gefährdung für die Nahrungsmittelproduktion/ Pflanzenschutz steht vor
höchsten Anforderungen
Die Belastung unserer Nahrung steht oft im Mittelpunkt der öffentlichen
Diskussion. Allerdings werden dabei natürliche Gifte wie Mykotoxine in der
Bevölkerung nur als zweitrangiges Problem betrachtet. Zu Unrecht? Immerhin
führen diese Stoffe, die durch pilzliche Schaderreger im Erntegut gebildet
werden, zu einer eingeschränkten Verwendung des Rohstoffs für die
Nahrungsmittel- und Futtermittelherstellung. Die schon in geringen Mengen für
Warmblüter toxisch wirkenden Stoffwechselprodukte der Pilze können
schwere, irreparable Schädigungen des Organismus verursachen. Eine
langandauernde Aufnahme von belasteten Nahrungsmitteln bzw. von
Futtermitteln in der tierischen Erzeugung kann im Extremfall sogar zum Tode
führen.
Die meisten Mykotoxine sind hitzestabil und sehr beständig. Im
Verarbeitungsprozess werden sie nicht chemisch aufgespalten oder in einer anderen
Form unschädlich gemacht. Daher muss die Toxinbildung durch eine gezielte
Bekämpfung der pilzlichen Schaderreger verhindert werden.
Hinsichtlich ihrer Entstehung wird unterschieden zwischen Mykotoxinen, die bereits
vor der Ernte auf dem Feld gebildet werden (durch "Feld-Pilze" wie Fusarium) und
denen, die nach der Ernte aufgrund unsachgemäßer Lagerung im Erntegut
entstehen (Durch "Lager-Pilze" wie Aspergillus und Penicillium).
Im Folgenden werden Ansätze zur Bekämpfung mykotoxinbildender
pilzlicher Schaderreger unter Berücksichtigung von pflanzenbaulichen
Einflussfaktoren sowie den Maßnahmen des integrierten Pflanzenschutzes
aufgezeigt.
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Probleme in der Praxis
Die Belastung des Erntegutes durch Mykotoxine ist ein Problem, das von Witterungs, Standort- und anbautechnischen Einflüssen abhängt und in bestimmten
Zeitintervallen immer wiederkehrt. Aufgrund der unzureichenden Prognose zum
Auftreten der Erreger ist eine gezielte Bekämpfung nur bedingt möglich. Folglich
müssen in erster Linie vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden, um die
Wahrscheinlichkeit eines Schadens zu vermindern.
Zu der unsicheren Vorhersage zum Auftreten der pilzlichen Pathogene gesellt sich
ein weiteres Problem: Die in Frage kommenden Pilzarten bilden ihre toxischen
Stoffwechselprodukte nicht immer. Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, inwieweit
äußere Einflussfaktoren oder genetische Veranlagungen bei den Pilzen zur
Produktion von Mykotoxinen führen.
Mykotoxine als verdeckte Gefahrenquellen
In allen Fällen erfolgt die Mykotoxinbildung durch die Erreger nach einem gleichen
Schema: Zuerst dringt der Pilz in das Pflanzengewebe beziehungsweise in das
Erntegut ein. Bei manchen Schalenfrüchten (z. B. Erdnuss, Mohn) heftet er sich am
Anfang auch nur äußerlich an. Nach Besiedlung und Infektion der Wirtspflanzen
breitet sich der Pilz aus und beginnt - sofern die Umweltbedingungen für ihn günstig
sind - mit der Mykotoxinproduktion.
Obwohl die einzelnen Mykotoxine unterschiedlichen chemischen Stoffklassen
zugeordnet werden, haben viele eine ähnliche Wirkung: Sie können Galle, Leber und
Nieren schädigen, zu Funktionsstörungen am Verdauungstrakt und den
Fortpflanzungsorganen führen und das Immunsystem beeinträchtigen. Hinsichtlich
des Konzentrations-Wirkungs-Verhältnisses muss allerdings zwischen den Stoffen
differenziert werden.
Ein Abbau vorhandener Gifte im Erntegut lässt sich nur bedingt vornehmen, da diese
Stoffe sehr stabil sind. Es ist daher notwendig, alle pflanzenbaulichen und
pflanzenschützerischen Maßnahmen zu kombinieren (Integrierter Pflanzenschutz),
um einen Befall des Getreides weitgehend auszuschließen und dadurch die
anschließende Produktion von Mykotoxinen zu unterbinden.
Fusariengifte
Im Getreidebereich besitzen die Stoffgruppen der Trichothecene und Zearalenone,
die von Pilzen der Gattung Fusarium (Abb. 1) gebildet werden, die größte
Bedeutung. Diese Toxine können oftmals schon auf dem Feld vor der Ernte in den
Getreidekörnern produziert werden.
Abb. 1: Sporenformen wichtiger Fusarium-Arten im Getreide und Mais:
Fusarium culmorum (links);
Fusarium graminearum (rechts)
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Als wichtigste Vertreter der Trichothecene sind Deoxynivalenol, Nivalenol, Scirpenol
und T2-Toxin zu nennen. Das Deoxynivalenol (DON), welches sehr häufig und in
hoher Konzentration gefunden wird, führt im Tierbereich zu Futterverweigerung,
Erbrechen, Durchfall, Schleimhautentzündungen, zum Absterben von Embryonen
und zu Totgeburten. Dabei tolerieren Wiederkäuer und Geflügel wesentlich höhere
Konzentration als Schweine. Hinsichtlich der Gefährdung der Menschen konnten
Nierenschäden bis hin zum Nierenversagen bei langfristiger Aufnahme von
belasteten Nahrungsmitteln ermittelt werden.
Die Zearalenone besitzen zwar eine relativ schwache Toxizität, aber schon bei
geringer Konzentration ist eine ausgeprägte östrogene Wirkung festzustellen.
Gefährdet sind wiederum vor allem Schweine, bei denen es zu Schäden der
Fortpflanzungsorgane kommen kann. Oftmals sind Gesäugeschwellungen, Gewichtsund Größenzunahme der Gebärmutter, Zystenbildung an den Eierstöcken,
Frühgeburten und unterentwickelte Ferkel die Folge. Aufgrund der im Freiland
geringen Produktion von Zearalenonen sind diese Giftstoffe eher den Lagertoxinen
zuzuordnen.
Mutterkorn
Eine bedeutende Toxin-Gruppe sind auch die Alkaloide im "Mutterkorn", die durch
den Pilz Claviceps purpurea, vornehmlich an Roggen, gebildet werden. Beim
Mutterkorn, welches in der Ähre als "übergroßes Korn" erscheint, handelt es sich um
ein pilzliches Dauerorgan (Sklerotium), das durch ein Zuwachsen vegetativer
Pilzorgane entstanden ist (Abb. 2). Eine verstärkte Aufnahme der Alkaloide über
belastete Nahrungsmittel (Abb. 3) verursacht bei Warmblütern starke
Gliederschmerzen, Lähmungserscheinungen, Muskelkrämpfe und Absterben
einzelner Körperteile, unter Umständen mit tödlichem Ausgang. Im tierischen Bereich
treten zusätzlich Symptome wie verminderte Futteraufnahme, Milchmangel und der
Abgang von Föten auf.
Abb. 2: Mutterkorn im Roggen Abb. 3: Angeschnittenes
Mutterkorn (grau-violett)
im Vollkornbrot
Eine Aufnahme von 5-10 g Mutterkorn kann bei entsprechendem Alkaloidgehalt für
Erwachsene tödlich sein. Aus diesem Grunde wurde für Nahrungsmittel eine
Höchstgrenze von 0,05 % und für Futtermittel von 0,1 % der gelieferten Rohware
festgelegt.
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