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XII. Kongress der IVG, Warschau, 30. Juli - 7. August 2010
Sektion 54. Deutsche Morphologie im Kontrast
Starke Verben: Deutsche Morphologie in Harmonie mit Englisch und Russisch
Dr Christopher Beedham, Universität St Andrews
Handout
(1) trinken hat den VK [k] und den KV [tr]
(2) starke Verben: 169
schwache Verben: 1.467
(9 mal so viele schwache Verben wie starke Verben, vom Infinitiv ausgehend; mit anderen
Worten: es gibt 9 mal so viele schwache Verblexeme wie starke Verblexeme)
(3) Deutsche VKs: Statistik schwacher gegenüber starken Verben (Auszug aus unseren Daten):
VK
schwache
starke Verben
Verben
Infinitiv
Präteritum 2. Partizip 3. Pers. Sing.
ap
12
1
lf
3
4
5
1
s
e:r
15
1
2
12
4

(4) Englische VKs: Statistik schwacher gegenüber starken Verben (Auszug aus unseren Daten):
VK-Sequenz
schwache
starke Verben
Verben
Infinitiv
Präteritum
2. Partizip
20
p
7
4
4
and
10
1
m
4
11

1
z
(5) Russische VKs: Statistik produktiver gegenüber unproduktiven Verben (Auszug aus unseren
Daten):
VK-Sequenz
produktive Verben
unproduktive Verben
-аз5
4
-ель12
1
-ит8
0
-олч0
1
-от4
13
(6) Mater 1970: 11.356 Verben
2
(7) Zahl der Verben mit dem Präfix ab (entweder allein oder als Teil eines längeren Präfixes)
Präfix
Zahl der
Verben
ab
690
herab
93
hinab
75
abseits
1
abwärts
2
861
Gesamtzahl für ab-:
(8) 146 von 196 trennbaren Präfixen (= 74%) enthielten einen VK der starken Verben;
die Präfixe bei 5.743 Verben von den 7.290 in Anhang II dokumentierten Verben (= 79%)
enthielten einen VK der starken Verben
(9) Präfixe (sowohl trennbare als auch untrennbare) machen ein Verb perfektiv (Helbig und Buscha
1989:73, Duden-Grammatik 2006:415, Flämig 1965:8, Fleischer 1976:326-328)
(10) Helbig and Buscha (1989:72): ‘perfektive Verben grenzen den Verlauf des Geschehens
zeitlich ein oder drücken den Übergang von einem Geschehen zu einem anderen Geschehen
aus’.
Duden-Grammatik (2006, 415): ‘[telische] Verben beschreiben punktuelle oder notwendig
zeitbegrenzte Vorgänge oder Handlungen, d.h. Ereignisse, die einen Kulminations- oder
Endpunkt voraussetzen’.
Adresse des Verfassers
Dr Christopher Beedham,
Dept. of German, School of Modern Languages,
University of St Andrews, St Andrews KY16 9PH,
Schottland, Großbritannien,
E-Mail: [email protected]
Staff Profile: http://www.st-andrews.ac.uk/modlangs/People/German/Beedham/
3
Bibliographie
Beedham, Christopher. 1994. The Role of Consonants in Marking Strong Verb Conjugation in
German and English. Folia Linguistica XXVIII.279-296.
——. 1995-1996. Vowel + consonant and consonant + vowel sequences in the strong verbs of
German and English. Cahiers Ferdinand de Saussure 49.139-163.
——. 2005a. Eine phonotaktische Verbindung zwischen starken Verben und grammatischen
Wörtern der deutschen Gegenwartssprache. Deutsch als Fremdsprache 42.167-172.
——. 2005b. Language and Meaning: The Structural Creation of Reality.
Amsterdam/Philadelphia: Benjamins.
——. Forthcoming. A phonotactic link between strong verbs and function words in English.
Word.
——. MS. Eine phonotaktische Korrelation und semantische Verbindung zwischen starken Verben
und trennbaren Präfixen der deutschen Gegenwartssprache.
Bittner, Andreas. 1996. Starke ‘schwache’ Verben - schwache ‘starke’ Verben: deutsche
Verbflexion und Natürlichkeit. Tübingen: Stauffenburg.
Duden 4: Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. 2006. 7. Aufl. Mannheim: Dudenverlag.
Flämig, Walter. 1965. Zur Funktion des Verbs. III. Aktionsart und Aktionalität. Deutsch als
Fremdsprache 2:4-12.
Fleischer, Wolfgang. 1976. Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. 4. Aufl.. Leipzig:
Bibliographisches Institut.
Helbig, Gerhard & Joachim Buscha. 1989. Deutsche Grammatik: Ein Handbuch für den
Ausländerunterricht. Berlin: Langenscheidt/Enzyklopädie.
Keller, R.E. 1978. The German Language. London: Faber and Faber.
Klappenbach, Ruth und Wolfgang Steinitz. 1977. Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache.
Bd. 1-6. Berlin: Akademie-Verlag.
Köpcke, Klaus-Michael. 1998. Prototypisch starke und schwache Verben der deutschen
Gegenwartssprache. In: Matthias Butt/Nanna Fuhrhop (Hg.), Variation und Stabilität in der
Wortstruktur. Sonderheft Germanistische Linguistik 141-142:45-60.
Mater, Erich. 1967. Deutsche Verben Bd. 2: Grundwörter und deren Zusammensetzungen.
Leipzig: Bibliographisches Institut.
——. 1970. Deutsche Verben Bd. 9: Trennung der Kompositionsglieder; Wortlänge der
Grundwörter. Leipzig: Bibliographisches Institut.
Saussure, Ferdinand de. 2001. Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft. 3. Aufl. Berlin:
de Gruyter.
Simon, Horst & Heike Wiese (eds.). 2010. Expecting the unexpected: exceptions in grammar.
Berlin/New York: Mouton de Gruyter.
Tobin, Yishai. 1993. Aspect in the English Verb: Process and Result in Language. London:
Longman.
Tröster-Mutz, Stefan. 2004. Die Realisierung von Vokallängen: erlaubt ist, was Sp[a(:)]ß macht?
SKY Journal of Linguistics 17:249-265.
Wegener, Heide. 2007. Entwicklungen im heutigen Deutsch - wird Deutsch einfacher? Deutsche
Sprache 35:35-62.
Wells, C.J. 1985. German: A Linguistic History to 1945. Oxford: Clarendon.
Zubin, David A. und Klaus-Michael Köpcke. 1984. Affect classification in the German gender
system. Lingua 63:41-96.
Бидэм, Кристофер. 2004. Последовательности гласный + согласный в простых
непродуктивных глаголах на -ать/-ять и -еть в русском языке [Vokal +
Konsonant-Sequenzen in russischen unproduktiven Grundverben auf -at’/-jat’ und -et’].
Язык и Речевая Деятельность 7:9-38.
——. MS. Фонотактика непродуктивных глаголов русского языка: глаголы на -ить и с
разными суффиксами инфинитива [Die Phonotaktik von russischen unproduktiven
Verben: Verben auf -it’ und mit verschiedenen Infinitivendungen].
4
Anhang I
VKs der deutschen starken und anderen unregelmäßigen Verben (VKs von veralteten
Verbformen in Klammern)
ap
at
(ak)
aks
af
as
a
ax
arp
arb
ark
arg
arf
arst
am
an
ant
and
a

al
(alts)
alt
alf
a:p
a:b
a:t
a:d
a:k
a:g
a:f
a:s
a:z
a:x
a:r
a:m
a:l
a:Ø
a:Ø
aib
ait
aid
aig
aif
ais
aiz
aiç
ain
aiØ
(aug)
auf
(auØ)
k
ks
f
s

ç
çt
rb
rg
rf
rst
n
(nd)

k
l
lts
lt
(lk)
lf
:p
:t
:k
:g
:f
:s
:r
:Ø
e:b
e:t
e:g
e:z
e:r
e:m
e:l
e:d
e:Ø
e:Ø
ts
t
k
f
s
st

ç
çt
rp
rt
rk
rf
rst
m
n
nt
nd

k
l
lts
lt
lf
i:p
i:b
i:t
i:d
i:k
i:g
i:f
i:s
i:z
i:ç
i:r
i:n
i:l
i:lt
i:Ø
(t)
k
f
s

x
xt
rb
rd
rg
rf
rst
m
n
l
lts
lt
(lk)
lf
o:p
o:b
o:t
o:k
o:g
o:s
o:r
o:l
o:Ø
o:Ø
yf
(yç)

n
ø:g
ø:s
s
rd
rf
(nt)
nd

k
u:p
u:b
u:t
u:d
u:k
u:ks
u:g
u:f
u:
u:r
u:Ø
u:Ø
ys
yrf
()
y:g
Insgesamt 187 VKs von 196 unregelmäßigen Verben.
NB 1: Die Vokale werden in der folgenden Reihenfolge angegeben: a e i o u, zuerst kurz, dann
lang, dann Diphthonge. Die Konsonanten werden in folgender Reihenfolge angegeben: pf, ts, p, b, t,
d, k, g, f, v, s, z, , x, ç, h, r, m, n, , l, j, Ø. Das Symbol Ø steht für einen Nullkonsonanten, floh
z.B. endet auf einen Nullkonsonanten, und sein VK wird als o:Ø geschrieben (es geht phonetisch
um Halbkonsonanten, sie werden aber im hier dargestellten System als Nullkonsonanten behandelt).
NB 2: Wir richten uns nach dem Duden-Aussprachewörterbuch, nur bei gehabt setzen wir sowohl
[ghapt] als auch [gha:pt] an (s. Tröster-Mutz 2004, 254, 260, 263, 264).
5
Anhang II
Trennbare Präfixe mit und ohne einen VK der starken Verben
Auszug aus unseren Daten (beruht auf Mater 1970)
 mit einem VK der starken Verben
X ohne einen VK der starken Verben
Präfix
aus/heraus/raus/hinaus/voraus/auswärts/auswendig
ab/herab/hinab/abseits/abwärts
an/heran/ran/daran/dran/hinan/voran/hintan/hintenan
auf/hinauf/herauf/rauf/drauf/darauf/vorauf/urauf/aufwärts/aufrecht
ein/hinein/herein/drein/darein/hinterdrein/einwärts/überein
zu/hinzu/dazu/herzu
vor/hervor/davor/vorher/bevor/zuvor/vorwärts
zusammen/beisammen
gut
glatt
fertig
breit
kurz
bekannt
dafür
hier
spazieren
übrig
blank
hängen
kaputt
locker
sicher
weh
blasen
dicht
flach
gehen
halt
hopp
lahm
mündig
rund
streng
weis
wett
zuwege
Insgesamt 196 Präfixe/Präfixwurzeln, 7.290 Verben
Zahl der
Verben
1077
861
746
701
701
283
273
209
11
9
8
4
4
3
3
3
3
3
2
2
2
2
2
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
VK der starken
Verben
X









X

X


X

X


X


X





X

X



X

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