Hintergrundinformationen für das Seminar: Spracherwerb (Steven Pinker) 1.)Einleitung: -Sprachbeherrschung als menschliches Merkmal -Sprache als ‚Hauptbeförderungsmittel’ der Gedankenübertragung -Spracherwerb von Kindern erfolgt ohne formellen Unterricht Verschiedene Fragen der kognitiven Wissenschaft: Modularity: Spracherwerb durch ‚geistiges Organ’, das anders organisiert ist als das der Wahrnehmung oder des log. Denkens Oder ist Spracherwerb eine Frage der allg. Intelligenz? Einzigartigkeit der Menschen: Ist Sprache nur den Menschen eigen? Vrgl.: Beedance mit festem Repertoire an Möglichkeiten Kein System ist so kombinierfähig wie menschl. Sprache Sprache und Denken: Sprache nur als kommunizierfähiges Mittel von Gedanken Oder bedeutet Sprache lernen Denken lernen? Erlerntes und Angeborenes? Da Tiere nicht sprechen ist anzunehmen, dass Sprache vererbt wird Umgebung ist entscheidend d.h. Umgebung und Vererbung also entscheidend Chomsky: Da Kinder hochkomplexe Sprachen lernen ohne expliziter Anleitung hängt Spracherwerb von angeborenen artspezifischen Modulen ab, die sich von der allg. Intelligenz unterscheiden. 2.) Biologie des Spracherwerbs: 2.1 Die Entwicklung von Sprache -Veränderung der Form des Stimmtraktes zu Gunsten des Sprechens, zum Nachteil des Atmens, Schluckens & Kauens (USA pro Jahr 6000 Fälle von Erstickungstod, Darwin) -Versuch festzustellen, ob Menschen von Affen abstammen Sein Fazit: -allmähliche Entwicklung von Sprache (Darwin) -Menschen stammen nicht direkt von Affen ab -über 300 000 Generationen Entwicklung von Sprache 2.2 Trennung von Sprache & allg. Intelligenz: -Entwicklung von ‚brain circuitry’ hauptsächlich in der linken Hemisphäre, das so aussieht als wäre es Sprachzentrum -Sprachstörungen durch Gehirnerschütterung, jedoch keine Beeinträchtigung der Intelligenz -Specific Language Impairment: starke Beeinträchtigungen der Sprechfähigkeit trotz dem Nichtvorhandensein von Wahrnehmungsschwierigkeiten, sensorischen Problemen etc. -Syndrome, bei denen Sprache vollständig vorhanden ist bei Menschen mit ernsthaften geist. Beeinträchtigungen 2.3 Reifung des Sprachsystems: -vor der Geburt: Reifung der Neuronen -in dem Jahr nach der Geburt: Wachstum des Kopfes, des Gewichts des Gehirns und der Dicke der Gehirnrinde -Synapsen entwickeln sich zw. 9 Monaten und 2 Jahren, sterben dann bis ins Erwachsenenalter ab in dieser Zeit 50% mehr Synapsen als Erwachsene Warum Kinder Sprache einfacher lernen als Erwachsene: -spezielle Art der Mutter mit dem Kind zu reden -mehr Motivation für Kommunikation -keine Fremdenfeindlichkeit -keine Erstsprache die ‚in die Quere kommt’ 3.) Der Verlauf des Spracherwerbs: -im ersten Jahr: Kontrolle über Sprachmuskulatur & phonetische Unterscheidungen der Elternsprache > Lernprozess beruht nicht auf einer Verbindung zwischen Laut und Bedeutung -kurz vor dem ersten Lebensjahr: Verständnis und Produktion einzelner Wörter (one-word stage) -mit ca. 18 Monaten: immense Vergrößerung des Wortschatzes, primitive Syntax (two-word stage) All dry. I sit. Our car. Papa away. >die Worte tauchen zu 95% in der richtigen Reihenfolge auf Agent Action (Mother gave Mommy fix. Give Put Give Recipient John Object lunch Location in the kitchen) doggie. doggie light. paper. -gegen Ende des 2. und Anfang des 3. Lebensjahres: Vergrößerung der Satzlänge, fließende grammatikalische Konversationsfähigkeit, monatlicheVerdopplung der Zahl der syntaktischen Variationen 2,3: “Play checkers. Big drum.” Dies sind sehr einfache syntaktische Sätze, nur Kombinationen aus z.B. Verb und Objekt. 2.6: “No, I don't want to sit seat.” Hier kann das Kind schon Subjekt, Verb und Objekt kombinieren, im übrigen mit richtiger Verbform. 2.11: „Do want some pie on your face?” Die Verknüpfung eines Akkusativobjektes mit einem unbestimmten Artikel ist grammatikalisch schon schwieriger. 3.1: “You know how to put it back together.” mittlerweile Haupt – und Nebensatz. Das sind 3.2: “When it's got a flat tire it's need a go to the station” ein anders verknüpfte(r) Haupt- und Nebensatz. Auch das Ab dem 3. Jahr weisen die Sätze auch größtenteils Präpositionen und Flexionen auf. Außerdem können mehrere Sprachbäume kombiniert werden „Einbetten“. Bevor das Kind 4 Jahre alt ist, kann es richtig sprechen. Kapitel 4 Komplexität der Sprache wächst mit dem Alter. Spracherwerb bedeutet, dass folgendes existiert: Eine Klasse von Sprachen. Eine Umgebung. Eine Lernstrategie. Ein Erfolgskriterium. Negatives Feedback ist wichtig. Andernfalls stellen Kinder eigene Regeln auf. Kapitel 5 Laut Pinker beruhen grammatische Regeln auf allgemeiner menschlichen Denkweise. Kinder erschließen durch logisches Denken die unregelmäßigen Formen nicht, sondern generalisieren an diesen vorbei. Kapitel 6 Eltern korrigieren fast nie falsche Grammatik ihrer Kinder. Ein Element der Sprache ist Prosodie (Tonhöhe, Rhythmus, Artikulation). Kontext ist wichtig für das Lernen einer Sprache. Es existiert „Mamasprache“, sie ist aber unbedeutend. Kapitel 7 Kinder verstehen Sprache als komplexes System, da sie (z.B.) Morphologie lernen. Korrelation alleine ist unbedeutend für das Lernen von Grammatik. Kinder erschließen komplizierte Grammatik, z.B. Passiv, in dem sie die Bestandteile zum einzig möglichen Sinn ordnen. Kapitel 8-10 8. Das Problemlösen des kindlichen Spracherwerbs Wie lernt ein Kind eine Sprache? Input sind Geräusche und Situationen, Output ist die Grammatik der umgebenden Sprache, die Wortstellung, Stellungen von abstrakten Einheiten (Nomen, Verben, Subjekt...) Es reicht kein angeborenes Wissen. Das Kind muss erst einmal durch Selbstanstrengung eine Verbesserung des Verständnisses erfahren, um selbst eine Grammatik für die Sprache formulieren zu können. Dies nennt Pinker das "bootstrapping problem". 8.1. Auswahl einfacher Kriterien 1) erstellen einer gewaltigen Korrelationsmatrix ( in der die Beziehungen der Wörter aufgezeigt werden) : sie registriert welche Wörter in welchen Positionen erscheinen, in welcher Reihenfolge sie es tun, Stellungen von Pre- und Suffixen (akribische Betrachtung der Syntax) syntaktische Kategorien erscheinen implizit. Das Kind erlernt Abhängigkeiten. 2) Es gibt für ein Kind eine unwahrscheinlich große Anzahl an Kombinationsmöglichkeiten; die meisten werden niemals im Sprachgebrauch erscheinen. 8.2. Benutzung der Prosodie Ein weiterer Ansatz des Kindes zur Erschließung einer Sprache könnte es sein, dies anhand der Prosodie der Sätze ( Satzlänge, Pausen, Tonhöhe, -tiefe) zu tun. Auf den ersten Blick scheint diese Lösung attraktiv, denn auch ohne Syntaxkenntnisse kann man die Prosodie in der Sprache wahrnehmen. Nach Pinker scheint dies bei näherer Betrachtung nicht zu funktionnieren, denn die syntaktische Struktur beeinflusst zwar Aspekte der Prosodie, aber Aspekte der Prosodie werden neben der Syntax von vielen anderen Faktoren beeinflusst. Dies kann das Kind, so Pinker nicht zurückverfolgen. 8.3. Benutzung des Kontexts und der Semantik Eine dritte Möglichkeit zur Erschließung der Sprache könnte die einseitige Abhängigkeit zwischen Syntax und Semantik sein, die in den grundlegenden Sätzen der meisten Sprachen vorkommt. Wenn Kinder bemerken, dass semantische und syntaktische Kategorien sich bedingt beeinflussen, können sie semantische Eigenschaften von Wörtern und Sätzen, als Beleg dafür verwenden, dass sie zu syntaktischen Kategorien gehören. Ex. The cat chased the rat. > Subjekt vor dem Verb, Objekt nach dem Verb. Dies stellt eine Basis zur Erstellung eines Baumes dar, der die Satzstruktur beschreibt und der die Analyse der Sprache erlaubt. 9.1. "bootstrapping" – die ersten Regeln Für das Kind reicht es nicht aus, Wort für Wort zu analysieren. Es muss die Sätze in bestimmte Sinneinheiten, Phrasen gliedern. Es muss also Wortgruppen verstehen, Tatsachen,die eine Sinneinheit bilden, die an die Stelle eines simplen Nomens „That dog“ treten können. Das tun Kinder laut Pinker. Der Gebrauch von Teilsprachkategorien, Satzstrukturen und Bedeutungen, die aus dem Gesamtkontext erschlossen werden ist, nach Pinker, ein nützliches Hilfsmittel, das dem Kind beim schnellen Grammatikerwerb ohne systematische elterliche Hilfe helfen kann. Aufgrund variabler Möglichkeiten der Wortstellung können mit einer groben Analyse der Satzstruktur andere Teile der Sprache systematisch erschlossen werden. 9.2.1. Blockaden und Flexionsüberregularisierung 9.2.2. Zwischenbeziehungen der Wortbedeutung und der Syntax . Nach Pinker hat jedes Verb ein Argument, eine Spezifikation, mit welchen Satzteilen es zusammen auftritt. 9.3. Parametersetzung und das Prinzip der Teilmenge Alle Grammatiken scheinen auf einer gemeinsamen Basis aufzubauen. Verschiedene Parameter erlauben der Sprache zu variieren. Das Setzen von Parametern erklärt die Universalität und Schnelligkeit des Spracherwerbs- trotz seiner obskuren Komplexität dessen, was grammatikalisch richtig ist und was nicht. Ohne es gelernt zu haben, können Kinder einen einmal erlernten Prozess ableiten und verallgemeinert auf andere Situationen anwenden.