Obduktionsbericht Die Untersuchung findet am Donnerstag, den 11.05.06 im Rahmen der Prüfung „ Allgemeine Pathologie und spezielle pathologische Anatomie und Histologie“ in der Zeit von 8:00 bis 11:00 Uhr in der Sektionshalle des Institutes für Veterinärpathologie der Justus-LiebigUniversität Giessen statt. Zur Obduktion liegt ein Rottweiler, männlich, ca. 4 bis 6 Jahre alt vor. Das Tier wiegt 53,5 kg. Der Einsender des Tieres ist der Tierarzt X aus Y. Vorbericht: Der Rottweilerweiler wurde am 10.05.06 beim Haustierarzt vorgestellt. Zum damaligen Zeitpunkt lag das Tier in Seitenlage. Das Tier wurde noch am selben Tag euthanasiert. Äußere Besichtigung: Die Tierleiche ist bis auf die distalen Gliedmaßenenden und den Anogenitalbereich enthäutet. Das Fell liegt zur vollständigen Besichtigung vor. Der Tierleichnam ist gleichmäßig und vollständig erkaltet. Die Gelenke sind alle nicht beweglich. Die Cornea ist getrübt, die Bulbi mittelgradig eingesunken. Ernährungs- und Pflegezustand des Hundes sind als gut zu bezeichnen. Die Unterhaut erweist sich als sehr fetthaltig. Im Bereich des Nabels ist ein golfballgroßes Fettgerinsel zu sehen. Innere Besichtigung: Bei der Eröffnung der Bauchhöhle fließen ca. drei Liter einer stark trüben gelbbraunen Flüssigkeit ab. In der Bauchhöhle sieht man große Massen an Fett. Das Darmgekröse, wie auch die Nieren sind durch das gelblich schimmernde Fett nur schemenhaft zu erkennen. Die Milz ist geringgradig vergrößert. Das Organ hat eine rötlichbraune Verfärbung Auf der gesamten Milzoberfläche sind stecknadelkopfgroße bis erbsengroße, erhabene, weiße Gebilde zu erkennen, welche auch im Parenchym zu finden sind. Das Organ zeigt zusätzlich eine ca. drei mal vier zentimetergroße schwarze Auflagerung auf der Oberfläche. Beim Anschneiden wird ersichtlich, das auch dieses in die Tiefe zieht. Die Leber zeigt eine rötlich, gelbbraune Farbe auf der Oberfläche, zusätzlich erkennt man auch auf der gesamten Leberoberfläche schwarze, grünlich schimmernde zerfließende Flecken. Diese sind von unterschiedlicher Größe, von drei mal fünf Zentimeter bis zu acht mal zwölf Zentimeter. Zusätzlich hat die Leber, ebenso wie die Milz stecknaldelkopfgroße bis erbsengroße, diese sind nicht erhaben. Beim Anschneiden des Organs fällt ferner das trockene Parenchym auf. Außerdem findet man die weißen Gebilde auch hier. Auf der Zwölffingerdarmschleimhaut befindet sich ein ca. zwei eurocent großes Loch in der Darmwand. Die Lunge zeigt eine blaßrötliche Farbe, beim Anschneiden fließt eine geringe Menge roter, schaumiger Flüssigkeit ab. Die Bronchen und das distale Drittel der Trachea sind von einer mäßigen Menge rötlich-weißen Schaums gefüllt. Die Mesenteriallymphknoten sind pflaumenkerngross vergrößert. Beim Anschneiden zeigen diese eine grau-braune Farbe. Desweiteren zeigt sich auch der linke Axillarlymphknoten pflaumenkerngross. Beim Anschneiden zeigt sich eine eher graue Farbe. Zusätz erscheinen auch die beiden Cervicallymphknoten vergrößert. Sie zeigen beim Anschneiden eine graubraune Farbe. Die linke Gelenkpfanne ist abgeflacht. Pathologisch-anatomische Diagnose(n): 1. Lympatische Leukose 2. mittelgradige Aszites 3. Ulcus in der Darmschleimhaut des Zwölffingerdarmes 4. akutes herdförmiges geringradiges Lungenemphysem 6. Hüftgelenksdysplasie 6.Adipositas Differentiadiagnose: mittelgradige Fettleber (zu 1, bezüglich oben beschriebenen Leberveränderungen) Epikrise: Unter Leukose versteht man eine systemisch blastomatöse Proliferation von Blutzellen beziehungsweise deren Vorstufen. Die Ursache für diese entartete Proliferation von Blutzellen beim Hund ist noch nicht endgültig geklärt, die Ätiologie eines Tumors ist in diesem Falle vielfältig. Es erkranken bevorzugt ältere Hunde, vornehmlich Boxer, Bernhardiner und Labrador Retriever. Verschiedene Autoren beschreiben virusähnliche Partikel, jedoch ist eine virale Äthiologie (Oncorona - Viren) nur für Katze, Rind und Schaf gesichert. Eine Erkrankung kann auf dem Weg der diaplacentaren Übertragung oder durch Erwerb von einem anderen Individuum derselben Spezies erfolgen. Beim Hund haben Übertragungen von zellfreien Extrakten bisher noch nicht zu Infektionen geführt. Jedoch konnten Hundewelpen mit Leukämiezellen infiziert werden. Desweiteren gelten Strahlenschäden, kanzerogene Stoffe, wie Blei, N-Nitrosoverbindungen, alkylierende Zytostatika, Mykotoxine, UV- oder Röntgenstrahlung sowie hormonelle Faktoren als exogene auslösende Faktoren. Die Leukosen lassen sich wie folgt einteilen. Lymphatische Leukose: 1. Lymphosarkom: (lympathische Leukose) mit multizentrischer Form, intestinaler Form, Thymusform und anderen Formen, es erkranken bevorzugt Lymphknoten, Milz, Thymus und Knochenmark, ferner auch die Leber, wie es beim Obduktionstier der Fall ist. Beim Rind und beim Schaf erkranken Labmagen, Darm, Herzmuskel. Bei der Katze die Niere. Prinzipiell können aber auch leukotische Wucherungen in jedem Organ auftreten. Ferner können viele, oder nur einzelne Organe bzw. Lymphknoten leukotisch werden. 2. Lymphatische Leukämie, betroffen sind vor allem Knochenmark, Leber und Milz, es werden keine soliden Tumore ausgebildet. 3. Tumoren immunglobulinbildender Zellen, hierzu zählen das Plasmozytom und die Makroglobulinämie (Morbus Waldenström) Die klinische Symptomatik ist abhängig von der Organlokalisation des Lymphosarkoms. Im Falle der Beteiligung des Magen- Darm- Trakts und der Mediastinallymphknoten ist mit Symptomen wie Durchfall, Anorexie, Abmagerung und eventuell einer Hypoproteinämie zu rechnen. Durch Mitbeteiligung der Nieren kann es zu einer Niereninsuffizienz kommen. Das Staging des Lymphosarkoms ist wegen der vielen möglichen Organolokalisationen schwierig, es werden fünf Stadien unterschieden. Zur Diagnosestellung am lebenden Tier ist eine Aspirationszytologie eines veränderten Lymphknotens am besten geeignet. Das Blutbild kann unspezifisch verändert oder unauffällig sein. Bei der lympatischen Leukämie kommt es zur Proliferation lymphoider Zellen im Knochenmark, die auch im peripheren Blut zirkulieren. Beim Hund kommen sie deutlich seltener vor als Lymphosarkome. Meist treten klinisch unspezifische Allgemeinsymptome auf. Das Blutbild ist hier verändert, es kommt je nach Verlaufsform zu Leukozytose, Lymphozytose und zum Auftreten von Lymphoblasten im peripheren Blut. Plasmozytome und Neoplasmen der B-Lymphozyten, welche zur Bildung von Paraproteinen ( z. B .Bence- Jones- Körperchen) führen; bei der Makroglobulinämie kommt es zur Bildung von monoklonalem Makroglobin des IGM-Typs. Myeloische Leukose: Hierzu gehört die Megakaryozytenleukose, Erythroleukämien, Basophilen- Leukämie, Eosinophilen-Leukämie und Mastzellenleukose sowie die maligne Histiozytose. Hier sind vor allem Knochenmark, aber auch Leber und Milz betroffen. Leukämische Formen sind häufig. Die myeloischen Leukosen sind seltener, sie machen gegenüber lymphatischen Leukosen ca. 20 % aus. Solitäre Tumore sind selten. Nach dem Differenzierungsgrad der Zellen lassen sich 1. differenzierte 2. wenig differenzierte und 3. undifferenzierte Formen unterscheiden. Die Grenzen können fließend sein. Nach dem Grad der Ausschwemmung dieser Zellen ins Blut lassen sich 1. leukämische (vermehrt entartete Leukozyten im Blut) und 2. aleukämische (keine veränderten Zellen im Blut) unterscheiden. Auch eine Hautleukose kann entstehen. Mit diffusen Verdichtungen und meist multiplen Knoten. Als Hauptfolgen der Leukose treten immunologische Insuffizienzen, Knochenmarksinsuffizienzen, Blutungen und Behinderung der Organfunktionen auf. Die Folge dieser Insuffizienzen sind oft bakterielle Allgemeininfektionen (Sekundärinfektionen). Speziell beim Hund verläuft die Leukose häufig aleukämisch. Oft zeigt sich jedoch infolge der Sekundärinfektionen eine Vermehrung der neutrophilen Granulozyten. Differentialdiagnostisch sollte auch noch an eine mittelgradige Fettleber gedacht werden. Bei der mittelgradigen Fettleber ist der Fettgehalt der Leberzellen absolut erhöht. Dies kann durch erhöhte enterale Fettzufuhr, erhöhte Mobilisation von Fettsäuren aus Depots, reduzierte Metabolisierung oder reduziertern Abtransport bedingt sein. Eine Fettleber zeigt sich hell rot gelblichbraun, dennoch sind für eine Fettleber die multizentrischen stecknadelkopfgroßen weißen Gebilde auf der Leberoberfläche, wie auch im Leberparencym eher ungewöhnlich. Eine Aszites stellt Ansammlungen wässriger, eher klarer Flüssigkeit in den Höhlen dar. Ursächlich kommen Herzinsuffiziens, chronische Pleuritis bzw. Peritonits, Nierenkrankheiten, Neuopalsien, zu Kachexie führende Krankheiten sowie Hypalbuminämie in Betracht. Speziell für die Genese des Aszites sind weiterhin portale Kreislaufstörungen (Leberzirrhose, Venenmissbildungen im Leberbereich, Pfortadersklerose von zentraler Bedeutung. In diesem Fall kann die Flüssigkeit zusätzlich aus dem Ulcus des Zwölffingerdarmes in die Bauchhöhle ausgetreten sein, das es sich hier nicht um klare, sondern eher um stark trübe gelbbraune Flüssigkeit gehandelt hat. Ein Ulcus ist eine besonders tiefgreifender, rundlicher oder kraterförmiger Defekt auf der Haut oder Schleimhaut, der unter Narbenbildung abheilt. Dennoch kann ein Ulcus auch durchbrechen. Beim Durchbruch in andere Gewebe oder Hohlräume können sich schwerwiegende entzündliche Prozesse ergeben. Meist entwickelt sich ein Ulcus aus einem Abzeß, einem mit Eiter angesammelten Hohlraum, es muß also eine Entzündung vorangegangen sein, die auf Bakterien zurückzuführen ist. Ferner kann so ein Durchbruch auch traumatisch entstanden sein, etwa durch einen spitzen Fremdkörper, welchen das Tier beim fressen aufgenommen hat, was in diesem Fall eher zu vertreten wäre. Das herdförmige geringgradige Lungenemphysem ist agonal bedingt. Es ist die Folge der, durch die Verabreichung des Tötungsmittels entstandenen, Kreislaufinsuffiziens. Das Emphysem entsteht durch die in der Agonie besonders tiefe Atmung. Hierbei zerreißen elastische Fasern in den Alveolen, die bei der Exspiration mithelfen die Luft aus dem Alveolen zu drücken. So verbleibt bei jedem Atemzug meht Luft in den Alveolen. Unter einer Hüftgelenksdysplasie (HD) versteht man eine Fehlbildung der Hüftgelenke, die in der Regel beidseits auftritt. Die Probleme, die mit der HD assoziiert werden, treten ursächlich aufgrund einer Imbalanz zwischen den Muskelmassen und den mechanischen Kräften auf, die sich im Hüftgelenk als Zentrum manifestieren. Dies und eine zu flache Gelenkpfanne führen zu einer übermässigen Lockerung der Hüfte. Dadurch „reitet“ der Femurkopf auf der Pfanne selbst, anstatt glatt in das Acetabulum zu gleiten. Der Körper versucht dieses Phänomen durch Bildung von zusätzlichen Knochenformationen zu kompensieren, was allmählich zu einer partiellen oder komplettem Subluxation führt. Die Hunde verspüren unterschiedlich starken Schmerz, versuchen die Gliedmaße zu entlasten und bewirken dadurch eine Muskelatrophie. Dies fördert die Arthrose weiter, da die stützende Funktion der Muskulatur am Hüftgelenk wegfällt. Weiterer Schaden wird durch die zunehmende unphysiologische Abnutzung der Knorpelstruktur verursacht, und der degenerative Prozess schreitet weiter fort. Entzündung und Arthritis folgt. Durch eine Capsulitis wird mehr Gelenkflüssigkeit produziert; daraus resultiert eine weitere Lockerung des Gelenks. Eine Adipositas kommt dann zustande, wenn während längerer Zeit mehr Nahrung aufgenommen als verbraucht wird. Es entsteht eine allgemeine Fettsucht. Bei der Überfütterung (Polyphagie) werden dem Körper Kalorien angeboten, die er – im Unterschied zu den wasserlöslichen Vitaminen – nicht sofort ausscheiden kann. Dieser Energieüberschuß wird in Form von Depotfett gespeichet. Postmortale Veränderungen: Totenkälte Die Totenkälte (Algor mortis) entsteht durch das Erlöschen der wärmeerzeugenden Stoffwechselprozesse. So gleicht sich schließlich die Körpertemperatur der Umgebungstemperatur an. Totenstarre (Rigor mortis) Nach dem Tod kommt es durch Einströmen von Caliciumionen aus dem sarkoplasmatischen beziehungsweise endoplasmatischen Retikulum zu einer Kontraktion des Muskels, wodurch ein Rigorkomplex entsteht. Die Filamente können weder aktiv noch passiv aneinander vorbeigleiten. Die Muskulatur erstarrt im gesamten Körper, da das zur Lösung des Komplexes benötigte ATP nicht mehr hergestellt werden kann. Die Lösung der Totenstarre erfolgt erst durch autolytische Prozesse, die zu einer Trennung der Aktin - Myosin - Verbindung führen. Die Totenstarre tritt in der Regel 2 bis 8 Stunden nach dem Tode ein und dauert zwischen 24 und 48 Stunden an. Die Lösung derselben ist abhängig von der Umgebungstemperatur und der Todesursache. Totenauge Durch Wasserverlust infolge Verdunstung verlieren die Augäpfel ihren Tonus und sinken in die Orbita ein. Die Hornhaut wird durch die fehlende Tränenproduktion glanzlos und trübe. Todesursache: Akutes Herz-Kreislaufversagen infolge Verabreichung eines Tötungsmittels.