KAPITEL IV DER ANFANG ALS EIN UNENTBEHRLICHES MOMENT DER THEORETISCHEN ERKENNTNIS Die dialektisch-materialistische Logik beschränkt sich nicht auf die Verneinung des Weltanfangs im Ganzen, mit der Widerlegung „des absoluten Anfangs“ der alten metaphysischen Philosophie, sie beweist positiv die Produktivität des Anfangsbegriffs, des Ausgangspunkts der konkreten sich entwickelnden Systeme und ihrer geistig-theoretischen Wiedergabe in der Logik des Denkens. In der dialektisch-logischen Auffassung spielt das Problem des Anfangs eine wichtige Rolle für die moderne wissenschaftliche Erkenntnis. DIE THEORETISCHE ERKENNTNIS UND DER ANFANG Die objektive materielle Wirklichkeit als Gegenstand der wissenschaftlich-theoretischen Erkenntnis ist an und für sich konkret, sie ist ein innerlich wechselseitig zusammenhängendes und ein im Inneren gegliedertes Objekt. Das Konkrete ist nach der Charakteristik von Marx eine Einheit zahlreicher Bestimmtheiten. Im theoretischen Denken wird das konkrete, innerlich wechselseitig zusammenhängende Objekt nicht sofort wiedergegeben, es ist nur möglich als Ergebnis der Bewegung des Denkens vom Abstrakten zum Konkreten. Die Methode des Aufsteigens vom Abstrakten zum Konkreten ist ein Verfahren, eine Methode der theoretischen Wiedergabe, der Beherrschung der objektiven Wirklichkeit, und nicht der Entstehung der realen Wirklichkeit selbst, wie sich Hegel das vorstellte. Diese Frage berührend, schrieb Marx: „Das Konkrete ist konkret, weil es die Zusammenfassung vieler Definitionen ist, also die Einheit des Mannigfaltigen. Im Denken erscheint es daher als Prozess der Zusammenfassung, als Resultat, nicht als Ausgangspunkt, obwohl es der wirkliche Ausgangspunkt ist und demzufolge auch der Ausgangspunkt der Kontemplation und Vorstellung ist. Auf dem ersten Weg verflüchtigt sich die vollständige Vorstellung zur abstrakten Bestimmung; auf dem zweiten führen die abstrakten Bestimmungen zur Reproduktion des Konkreten auf dem Weg des Denkens. Hegel verfiel daher der Illusion, das Reale als Resultat des sich selbst synthetisierenden, in sich selbst vertiefenden, und aus sich selbst entwickelnden Denken zu verstehen, während die Methode vom Abstrakten zum Konkreten aufzusteigen nur die Art für das Denken ist, sich das Konkrete anzueignen, es als geistig Konkretes zu reproduzieren. Keineswegs aber ist es der Entstehungsprozess des Konkreten selbst. (1) Somit ordnet sich das objektive, konkrete im Inneren gegliederte Ganze seinen eigenen inneren Gesetzmäßigkeiten unter und hängt nicht vom erkennenden Subjekt ab. Die Bewegung vom Abstrakten zum Konkreten ist nur ein theoretisches Verfahren der Erkenntnis der Wirklichkeit. Aber das bedeutet nicht, dass das Abstrakte und das Konkrete nur eine Charakteristik des theoretischen Denkens sind. Sie sind vor allem dem Objekt selbst eigen. Das Konkrete bedeutet „innerlich gegliederte Einheit verschiedener Existenzformen des Gegenstandes“, die Einheit zahlreicher Bestimmtheiten. Aber die Einheit versteht man nicht im Sinne der einfachen Identität, sondern als eine Einheit, die konkrete Identität der alten nicht dialektischen Logik. Zum Beispiel die biologische Art, die Elementarteilchen, die Gegenwartsepoche – sie sind alle im Inneren gegliederte, innerlich verbundene Systeme. Jedes von diesen Systemen ist nicht einfach ein mechanisches Aggregat verschiedener Merkmale, sondern eine Einheit verschiedener Bestimmtheiten, jedes davon ist ein innerlich bestimmtes konkretes System. 101 Das Ziel der wissenschaftlich-theoretischen Erkenntnis ist die Wiedergabe der objektiven Realität in der Logik des Denkens. Die Wiedergabe der Wirklichkeit im Denken darf nicht als eine einfache Verbindung, eine Kombination gesonderter Abstraktion verstanden werden. Die echt wissenschaftliche Wiedergabe der Wirklichkeit eröffnet die Objekte so, wie sie in der objektiven Realität sind, d.h. in der Einheit ihrer Bestimmungen. Die Gesetze der Erkenntnis des Objektiven, des Konkreten und ihr Ausdruck in der Logik des Denkens passen nicht in den Rahmen der formalen Logik hinein. Das ist die Aufgabe der dialektischen Logik, die die Realität im System der Kategorien, die innerlich miteinander verbunden sind und gegenseitig auseinander hervorgehen, erkennt. Das Gesetz der Einheit der Gegensätze bildet den inneren Kernpunkt aller Kategorien der dialektischen Logik. Die Kategorien der dialektischen Logik sind konkret im Ganzen, im System, aber sie sind konkret auch in ihrer Gepaartheit, denn sie sind die Einheit der Gegensätze. Die Kategorien der dialektischen Logik geben in ihrer Einheit die Realität als eine Einheit des Vielfältigen, als Konkretes wieder. Im „Kapital“ zeigte Marx ein Muster der dialektischen, konkreten Wiedergabe der Wirklichkeit in der wissenschaftlichen Theorie. In dieser Angelegenheit schrieb W.I. Lenin, „wenn Marx nicht eine wirkliche Logik hinterlassen hat, so hat er doch die Logik des „Kapitals“ hinterlassen“. Marx reproduziert theoretisch die Produktionsbeziehungen in der kapitalistischen Gesellschaft, von der einfachsten Beziehung, der Warenbeziehung, bis zu den komplizierten wirtschaftlichen Beziehungen. Die Kategorien des „Kapitals“ sind so innerlich miteinander verbunden, wie das in der Wirklichkeit der Fall ist. Hier sei bemerkt, dass sich die eigentlichen Kategorien des „Kapitals“ selbst nicht entwickeln, kein System bilden, und kein selbständiges Leben führen, wie das bei Hegel geschieht, sie sind nur die Widerspiegelung der real existierenden Wirtschaftsbeziehungen. Das “Kapital“ ist eine ganzheitliche, konkrete Theorie vom Kapitalismus, seine Kategorien sind Momente dieser Theorie, sie widerspiegeln die kapitalistische Gesellschaft in ihrer Wechselbeziehung. Im System der Kategorien des „Kapitals“ widerspiegelte Marx das wirkliche Bild der kapitalistischen Gesellschaft. In seiner Untersuchung der bürgerlichen Gesellschaft verwendete Marx die theoretische Analyse, die sich prinzipiell von der empirischen unterscheidet. In der theoretischen Erkenntnis erfolgt die Analyse des Gegenstandes nicht beziehungslos zum Ganzen, wie das dem Empirismus eigen ist, sondern von der Position des Ganzen – des deutlich hervorragenden Gegenstandbereichs. Nur ein solches Herangehen kann eine richtige Feststellung des Anfangs als einer höchstallgemeinen, elementaren Bestimmtheit des konkreten Forschungsganzen sichern. Die wichtigste Charakteristik der theoretischen Erkenntnis ist die Erschließung der inneren und notwendigen Wechselbeziehungen der Wirklichkeit. So eine Erkenntnis realisiert sich erst dann, wenn jedes Ding und jede Erscheinung ursprünglich auf etwas Einheitliches hinausläuft, auf die Anfangsgrundlage und als Entwicklung und Modifikation dieser Grundlage verstanden wird. Ähnlich wie im Organismus, in dem schon alle Entwicklungsmöglichkeiten in ihrem Keimzustand enthalten sind und von selbst erzeugt werden und nicht von einer äußeren Kraft, muss man alle anderen Erscheinungen darunter auch die Formen des Denkens, in ihrer inneren Zusammenwirkung und Unterordnung erkennen. Ihrer Natur nach ist die theoretische Erkenntnis synthetisch. In der konkret-theoretischen Erkenntnis existieren in der Einheit Analyse und Synthese, Induktion und Deduktion. Das kann man an der Geschichte der nicht relativistischen Quantenmechanik verfolgen. Dem Erscheinen der Quantenmechanik ging der intensive Beschreibungsprozess des Gegenstandes, der zur Vorgeschichte der Quantenmechanik wurde, voraus. Ihre eigene Geschichte beginnt viel später, als die Frage nach der inneren und notwendigen Verbindung der Quantenobjekte entstand. Dasselbe ist charakteristisch auch für die Geschichte der politischen Ökonomie. In seinen 102 Werken stützte sich Marx auf die Errungenschaften der früheren politischen Ökonomie. Die marxsche Methode ist sowohl analytisch als auch synthetisch. In der konkret-wissenschaftlichen Erkenntnis der Wirklichkeit ist die Rolle des Anfangs, der Feststellung des Allgemeinen, des Ausgangspunktes des Forschungsgegenstandes somit groß. Aber die Frage von der wissenschaftlich-theoretischen, konkreten Wiedergabe des Gegenstandes wird am Erkenntnisanfang nicht gestellt, sie ist die Aufgabe der weiter entwickelten Erkenntnis und des Gegenstandsausdrucks. In der Form der theoretischen Erkenntnis der Wirklichkeit werden die Wesenheit, die inneren „Zusammenhänge der Gegenstände und Erscheinungen, die nicht getrennt existieren, sondern sich in äußeren, empirischen Formen zeigen, erfasst. Das wichtigste Ziel der theoretischen, konkreten Erkenntnis ist die Erschließung der immanenten gesetzmäßigen Verbindungen der Wirklichkeit.“… „so ist die Form der Erscheinung“, schrieb Hegel, „welche ein Inhalt im Bereich des Denkens gewinnt, allerdings die wahrhaftige Realität“ (2). Das Erfassen der Wirklichkeit in Form der theoretischen Erkenntnis unterscheidet sich von der künstlerisch-ästhetischen und religiös-praktischen Aneignung der Wirklichkeit. „Das Ganze, schrieb Marx, wie es im Kopfe als Gedankenganzes erscheint, ist ein Produkt des denkenden Kopfes, der sich die Welt in der ihm einzig möglichen Weise aneignet, einer Weise, die verschieden ist von der künstlerischen, religiösen, praktisch-geistigen Aneignung dieser Welt“. (3) In Wirklichkeit ist aber die wissenschaftlich-theoretische Erkenntnis die nächste Form der Aneignung der Wirklichkeit. Ist die Vorstellung näher zur Realität als das Denken? Ja und nein, schrieb W. I. Lenin. Die Vorstellung kann die Bewegung im Ganzen nicht erfassen, zum Beispiel erfasst sie nicht die Bewegung einer Geschwindigkeit von 300 000 km in der Sekunde, aber das Denken erfasst sie und muss sie erfassen. (4) Die Wesenheit, das Ganze wird nur durch dialektisches Denken erkannt, das sich mit einseitigen Bestimmungen nicht ausschöpfen lässt, sondern enthält in sich Bestimmungen, die der Formalismus, der Verstand in ihrer Getrenntheit als wahr anerkennen. Seinerzeit nannte Hegel das theoretische Denken die höchstinnerlichste, wesentliche Natur des Geistes. „Wenn nur der Geist“, schrieb er, „in diesem denkenden Bewusstsein seiner selbst und seiner Produkte wahrhaft existiert, so wird er sich, egal, wie viel Freiheit und Willkür in ihnen sein mögen, seiner wesentlichen Natur gemäß verhalten… Und der denkende Geist wird sich in dieser Beschäftigung mit dem Anderen seiner selbst nicht etwa untreu, so dass er sich darin vergäße und aufgäbe, noch ist er so ohnmächtig, um das von ihm Unterschiedliche nicht erfassen zu können, sondern begreift sich selbst und sein Gegenteil. Denn der Begriff ist das Allgemeine, das sich in seiner Isoliertheit erhält und sich und sein Anderes umfasst, und somit ist es in der Lage, die Entfremdung, zu der es in seiner Vorwärtsbewegung kommt, ebenso wieder aufzuheben.“ (5) Freilich klingt dieser Auszug hauptsächlich rein idealistisch, aber bei aufmerksamer Betrachtung zeigt sich hier ein tieferes Verständnis des Denkens als die empirische, subjektive Vorstellung vom Denken. Das theoretische Verständnis des Gegenstandes entsteht überall inmitten der entwickelten Erkenntnis, wenn die empirische Analyse und die Beschreibung des Ganzen eine bestimmte Stufe erreichen. Empirische Analyse und die Beschreibung bilden die Vorgeschichte der theoretischen Erkenntnis. In der Geschichte der Wissenschaft geschieht es auch so. Im Werk „Zur Kritik der politischen Ökonomie“ schrieb Marx, dass die Ökonomen des XVII. Jahrhunderts immer mit der Bevölkerung, mit dem Staat usw. beginnen. Dabei ist die Aufgabe des Forschers die Isolierung zahlreicher Abstraktionen, Seiten, Elemente, aus denen das gegebene Ganze besteht. Der Hauptmangel dieser empirischen Stufe der Erkenntnis ist, dass die empirische Analyse in ihrer unaufhaltsamen Bewegung zum Verlust der Eigenschaften des Ganzen führt. 103 Im empirischen Stadium der Erkenntnis wird der Gegenstand betrachtet und hauptsächlich von außen beschrieben, wird verglichen, katalogisiert, werden einige Verallgemeinerungen gemacht, die allgemeine Ansichten vorstellen sollen, nach welchen man sich bei der Unterscheidung einer Gruppe der Erscheinungen von der anderen richten muss. Für den Empirismus sind Beobachtung und Erfahrung die einzige Hauptquelle der Wahrheitserkenntnis. Infolgedessen übertreibt er die Bedeutung des Einzelnen, der Erscheinungsformen und interessiert sich wenig für innere, wesentliche Seiten der Dinge. In der Analyse der Naturgegenstände und der gesellschaftlichen Erscheinungen entsteht vor den Empirikern eine unendliche Perspektive. Nach der Beschreibung eines Gegenstandes beginnen sie mit einem anderen und hören damit nicht auf, so lange empirische Fakten existieren. In dieser Hinsicht ist der bekannte Leitsatz von K.A. Timirjasew kennzeichnend: „Wenn das quantitative Wachstum der Kenntnisse auch nicht als Maß ihrer Vollkommenheit dient, dafür zeigt es aber anschaulich die anwachsende Menge der dafür aufzuwendenden Arbeit. Anstatt irgendwelcher 30 000 einzelner Pflanzenformen (Arten), die Senebier auszählte, kennt die Gegenwartswissenschaft davon über 175 000, und nichtsdestoweniger hat sich die Möglichkeit, einen Weg in diesem kolossalen Labyrinth der Einzelfakten zu finden, dank ihrer systematischen Zuordnung, dank ihrer Vereinigung bedeutend erhöht. (6) Wenn die empirische Erkenntnis die vorhandene Gruppe von Fakten ausschöpft, kehrt sie zu den schon gefundenen zurück, um sie weiter zu gliedern, zu teilen und bei ihnen noch neue Seiten zu finden. „Diesem rastlosen unruhigen Instinkt“, schrieb Hegel, „kann es nie an Material gebrechen; eine neue ausgezeichnete Gattung oder gar einen Planeten zu finden, dem, obwohl er ein Individuum ist, die Natur des Allgemeinen eigen ist, das kann nur Glücklichen zuteil werden. Aber die Grenze dessen, was sich als Elefant, Eiche, Gold ausgezeichnet, was Gattung und Art ist, geht durch viele Stufen in die unendliche Differenzierung der chaotisch verteilten Pflanzen und Tiere, der Gesteinsarten, oder der durch Gewalt und Kunst erst darzustellenden Metalle, Erden usw., über. In diesem Reich der Unbestimmtheit des Allgemeinen, worin die Aussonderung sich wiederum der Vereinzelung nähert, und hier und da auch wieder ganz in sie hinabsteigt, ist ein unerschöpflicher Vorrat fürs Beobachten und Beschreiben aufgetan“. (7) In der Erkenntnis ist so eine Betrachtung des Gegenstandes im Anfangsstadium der Wissenschaft notwendig. Denn die Erkenntnis beginnt mit der Bewegung vom Konkreten zum Abstrakten. Auf dieser analytischen Anfangsstufe der Erkenntnis hat man es mit dem Anfangsganzen zu tun, das objektiv im Laufe der gesellschaftlichen Praxis und Erkenntnis hervorgehoben wurde. Um sich den Gegenstand anzueignen, muss man ihn analysieren, beschreiben und bestimmte Aspekte hervorheben. Je umfangreicher und vielfältiger diese Spezialkenntnisse sind, desto besser. Die Hauptbedingung der empirischen Erkenntnis im Bereich der Kunst beschrieb Hegel so: „Denn das erste Erfordernis an den Wissenschaftler ist die genaue Bekanntschaft mit dem unermesslichen Bereich der individuellen Kunstwerke alter und neuer Zeit, mit den Kunstwerken, die teilweise schon untergegangen sind, teilweise sich in entfernten Teilen der Welt befinden und die im Lichte ungünstiger Umstände des Lebens dem Wissenschaftler verborgen blieben. Außerdem gehört jedes Kunstwerk seiner Zeit, seinem Volke, seiner Umgebung und hängt von besonderen geschichtlichen und anderen Vorstellungen und Zwecken ab. Deshalb erfordert die Kunstgelehrsamkeit ebenso großen Reichtum historischer und zwar zugleich sehr spezieller Erkenntnisse, weil eben die individuelle Natur der Kunstwerke sich auf einzelne Umstände bezieht und spezielle Erkenntnisse zu ihrem Verständnis und ihrer Erläuterung nötig sind. – Diese Gelehrsamkeit endlich bedarf genau wie jede andere nicht nur eines guten Gedächtnisses, um die erworbenen Kenntnisse zu speichern, sondern auch einer scharfen Einbildungskraft, damit sich der Kunstgelehrte klar und gegliedert den Charakter der Kunstwerke in allen unterschiedlichen Zügen vorstellen kann und hauptsächlich dazu, damit er in der Lage ist, sie nach Wunsch vor seinem geistigen Auge mit anderen Kunstwerken vergleichen zu können.“ (8) 104 Hier sind von Hegel gelungen die allgemeinen Bedingungen der empirischen Erkenntnis auf wissenschaftlich-theoretischem Gebiet beschrieben worden. Typische Beispiele für eine solche Forschungsmethode sind die Methoden von Linnè, Cuvier und anderer. In seinem „Grundrissen“ hat I. I. Metschnikow vortrefflich die Forschungsmethode der biologischen Erscheinungen von Cuvier charakterisiert. „Alle Verallgemeinerungen von Cuvier tragen deutliche Spuren der induktiven Methode, Cuviers Schule nennt sich Schule der Tatsachenerarbeitung. Die Schlussfolgerungen, die sie zulässt, ergeben sich direkt aus dem Vergleich des Forschungsmaterials und werden sofort für Erleichterung der weiteren Untersuchung verwendet. Cuvier duldet keine Theorien, Deduktionen in der Wissenschaft. Das Ziel der letzteren besteht seiner Meinung nach darin, dass ein natürliches System gefunden wird, das heißt, so eine Gruppierung der Organismen, die die Wesen, die wirklich ihrer Natur nach am nächsten zueinander stehen, einander am nächsten bringen könnte“. (9) Für die empirische Erkenntnis sind auch die Verallgemeinerungen charakteristisch, die ihrer Natur nach abstrakt-allgemein sind, aber in denen nicht das Wesen, nicht das Allgemeine des Forschungsganzen, aufgedeckt wird, sondern nur das Gemeinsame durch den Vergleich aufgefangen wird. Gerade Verallgemeinerungen solcher Art meinte Hegel, als er schrieb: „Diese Gesichtspunkte nun, wie bei anderen Wissenschaften, die einen empirischen Anfang haben, bilden, indem sie für sich herausgehoben und zusammengestellt werden, allgemeine Kriterien und Sätze, und in noch weiterer Verallgemeinerung die Theorien der Künste.“ (10) Der Hauptmangel solcher abstrakten Betrachtung besteht darin, dass hier jene konkrete Bestimmtheit fehlt, auf die der Mensch Rücksicht nehmen muss, wenn er so oder so handeln will. Allgemeine Regeln bleiben deshalb abstrakte, formelle Verallgemeinerungen. In solchen Untersuchungen wird der von ihnen zu betrachtende Inhalt aus dem Kreis unserer Vorstellungen als etwas Gegebenes entlehnt. „Jetzt“, setzt Hegel fort, „wird weiter nach der Beschaffenheit dieser Vorstellung gefragt, indem sich das Bedürfnis näherer Bestimmungen hervortut, welche gleichfalls in unserer Vorstellung angetroffen und aus ihr heraus in Definitionen festgestellt werden. Damit befinden wird uns aber sogleich auf einem unsicheren, dem Streit unterworfenen Boden. Denn zunächst könnte es zwar scheinen, als sei das Schöne eine ganz einfache Vorstellung. Doch ergibt sich bald, dass sich in ihr mehrfache Seiten auffinden lassen, und so hebt denn der Eine diese, der Andere eine andere heraus, oder wenn auch die gleichen Gesichtspunkte berücksichtigt sind, entsteht ein Kampf um die Frage, welche Seite nun als die wesentliche zu betrachten sei.“ (11) Infolge ihrer Abstraktheit und Einseitigkeit gerät die empirische Verallgemeinerung ständig in Widerspruch, denn es gelingt fast nie, die konkrete, reale Existenz des Gegenstandes auf seinen abstrakt-allgemeinen Ausdruck zurückzuführen. Deshalb bleibt der Empirismus in der Erforschung der Gegenstände und Erscheinungen immer im Rahmen der Einzelheiten, der Einzelexistenz. Übrigens, wie Hegel genau bemerkte, „erfordert das wissenschaftliche Erkennen viel mehr, sich dem Leben des Gegenstandes hinzugeben, oder, was dasselbe ist, die innere Notwendigkeit desselben vor Augen zu haben und auszusprechen.“ (12) Die Erkenntnisgeschichte zeugt davon, dass keine echte Wissenschaft auf dieser empirischen Stufe bleibt. Die Wissenschaft interessieren hauptsächlich innere, immanente Wirklichkeitsgesetzmäßigkeiten. Darum ist das Interesse der Gesellschaft für empirische Tatsachen anders, als fürs theoretische Verständnis. K.A. Timirjasew schrieb, „dass eine einfache Beschreibung oder Aufzählung der uns umgebenden Pflanzen und Tiere natürlich das allgemeine Interesse nicht erwecken können, obwohl allerdings die Zahl der Personen, die Vergnügen an der Bekanntschaft mit der heimatlichen Flora und Fauna finden, direkt vom Grade der wissenschaftlichen Entwicklung der Gesellschaft zeugt. Eine fragmentarische Beschreibung bemerkenswerter Pflanzen und Tiere erscheint als etwas wenig Unterhaltsames… Kann etwa irgendeine Seltenheit die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenken… Eine andere Sache ist die Erklärung der Erscheinungen, die allgemeinen für alle Organismen dieses oder jenes Reichs sind, die Erforschung der Hauptgesetze des Lebens, sie kann und muss die Aufmerksamkeit 105 jedes denkenden Menschen auf sich ziehen, der verstehen möchte, was um ihn geschieht. Dasselbe rechtfertigt sich auch anlässlich der unbelebten Natur; die Mineralogie, die einfache Beschreibung der Stoffe, die die Erdkruste bilden, ist gewiss nicht im Stande solches Interesse zu erwecken wie Chemie, die die unter Einwirkung der Stoffe hervorgerufenen Erscheinungen erklärt, wie Geologie, die von der Geschichte unseres Planeten berichtet.“ (13) Die Hauptaufgabe jeder Wissenschaft ist es zu erklären, Wirklichkeitsgesetze aufdecken. „Die Aufgabe des Physiologen“, schrieb Timirjasew, „besteht nicht im Beschreiben, sondern im Erläutern der Natur und in ihrem Lenken, dass sein Verfahren nicht in der passiven Rolle des Beobachters, sondern in der aktiven Rolle eines Forschers bestehen soll, dass er in den Kampf mit der Natur treten und kraft seines Verstandes, seiner Logik von ihr die Antwort auf seine Fragen erzwingen, ausforschen soll, um sie sich anzueignen, sich unterzuordnen, damit er im Stande ist, nach eigener Willkür Lebenserscheinungen hervorzurufen oder einzustellen, zu modifizieren oder zu lenken“. (14) Im Unterschied zur empirischen Beschreibung der Erscheinungen ist die Aufgabe der theoretischen Erkenntnis und Erläuterung komplizierter, sie erfordert ernstere und tiefere Bemühungen. „Es ist verständlich, schreibt Timirjasew, „dass die Aufgabe der Physiologie viel komplizierter als die Aufgabe der Morphologie ist und weitere Kenntnisse voraussetzt. Um organische Formen zu beschreiben, braucht man keine Vorkenntnisse zu haben; um Lebenserscheinungen zu erklären, d.h. sie auf einfachere physische und chemische Erscheinungen zurückzuführen, worin auch die Aufgabe der Physiologie besteht, braucht man vorläufig nur mit diesen Erscheinungen bekannt zu sein. Um ein Morphologe zu sein, braucht man nur ein Morphologe zu sein. Um Physiologe zu sein, sollte man gewissermaßen sowohl Physiker, Chemiker, als auch Morphologe sein“. (15) Auf einer bestimmten Erkenntnisstufe ist das theoretische Herangehen in der Wissenschaft notwendig. Wenn die einleitende, analytische Arbeit erledigt ist, wird eine reifere Aufgabe gestellt, den gegebenen Gegenstand theoretisch zu reproduzieren und seinen Platz im System der anderen Gegenstände und Erscheinungen zu bestimmen. Hier entsteht die Frage vom Anfang, von dem das Aufsteigen zum Konkreten im Denken möglich ist. Diese Gesetzmäßigkeit der Erkenntnis tritt deutlich in der Physikgeschichte hervor. So wird einerseits aus den Vorstellungen der molekularkinetischen Wärmetheorie eine bestimmte quantitative Wechselbeziehung zwischen dem Druck, dem Umfang und der Temperatur (Zustandsgleichung) des Einatomgases festgestellt und seiner Wärmekapazität andererseits; eine analoge quantitative Wechselbeziehung wird zwischen der Zähigkeit und der Wärmeleitfähigkeit solcher Gase hergeleitet. „In allen ähnlichen Fällen“, schreibt Einstein, „geht es darum, dass man die empirische Gesetzmäßigkeit als eine logische Notwendigkeit versteht“. (16) Die wichtigste Charakteristik einer theoretischen Gegenstandsforschung ist die Betrachtung des Objekts als solches. In dieser Hinsicht war ein interessantes Beispiel schon die Platonsche Philosophie. Darin werden die Gegenstände „nicht in ihrer Besonderheit, sondern in ihrer Allgemeinheit, in ihrer Gattung, ihrem In-sich- und Für-sich-sein erkannt, indem Platon behauptete, das Wahre seien nicht die einzelnen guten Handlungen, wahren Meinungen, wunderbaren Menschen oder Kunstwerke, sondern das Gute, das Schöne, das Wahre selbst“. (17) Aber die Platonsche Betrachtungsweise enthält den Mangel, dass sie noch abstrakt ist, darin ist noch nicht die Einheit des Allgemeinen mit dem Besonderen und Einzelnen erfasst. In der theoretischen Betrachtung der Dinge ist die Hervorhebung des Allgemeinen, die Gegenstandserkenntnis entsprechend seinem Begriff wichtig. Deswegen begrenzt sich die theoretische Erkenntnis nicht auf die Beschreibung und Aufzählung verschiedener Eigenschaften des Gegenstandes, sondern führt notwendigerweise die Vielfältigkeit auf die Einheit zurück, erkennt ihn als eigene Modifikation dieser Substanz. „… Sich mit der einfachen 106 Tatsachenbezeugung nicht begnügend“, schrieb K.A. Timirjasew, „aber sich dieser Tatsache eine rationale Erklärung zu geben bemühend, sie als einen Einzelfall unter anderen allgemeineren Gesetzen festzustellen; sich nicht mit der empirischen Kenntnis begnügend, dass sie eine solche ist, aber nach einer deduktiven Schlussfolgerung strebend, dass sie so sein muss. Wie sollen diese allgemeinen Gesetze sein, auf deren Grundlage wir im Stande sind, uns überraschende Vollkommenheit der organischen Welt als ein notwendiges Ergebnis herzuleiten?“ (18) Ein klassisches Beispiel der naturwissenschaftlichen Theorie ist die spezielle und allgemeine Relativitätstheorie von Einstein. „Aus der Gleichberechtigung aller trägen Systeme, die durch Versuche bewiesen wurde, in der Verbindung mit dem experimentellen Beständigkeitsgesetz der Lichtgeschwindigkeit, das einen konzentrierten Ausdruck in der Elektrodynamik von MaxwellLorentz gefunden hat, entstand die spezielle Relativitätstheorie. Sie brachte uns eine weitgehende Vereinigung der bisher selbständigen theoretischen Begriffe; in einheitliche Wesenheiten vereinigten sich einerseits elektrische und magnetische Felder, andererseits – träge Masse und die Energie.“ (19) In der allgemeinen Relativitätstheorie hat sich die fundamentale Verallgemeinerung, die Zusammenfassung der Vielfalt der Erscheinungen zur Einheit noch tiefer gezeigt. „Die nächste Stufe auf dem Wege zur Vereinigung war die allgemeine Relativitätstheorie. Sie brachte eine logische Einheit in die bis zu dieser Zeit getrennten Begriffe der Trägheit und der Gravitation, deren empirische Verbindung schon lange durch den Massenbegriff festgestellt worden war. Aber die größte Feinheit dieser Theorie besteht darin, dass sie es ermöglichte, von ganz allgemeinen logischen Prinzipien (Gleichstellung aller Bewegungszustände) ausgehend, auf logischem Wege das komplizierte Gesetz des Gravitationsfeldes abzuleiten.“ (20) Ein solcher Vereinigungsprozess der Zusammenfassung der Vielfalt zur Einheit geschah auch auf dem Gebiete anderer Wissenschaften. „Der Haupterfolg der Chemie am Ende des vorigen Jahrhunderts“, schrieb Timirjasew, „besteht darin, dass es ihr gelungen ist, die Verschiedenartigkeit der Naturkörper auf die begrenzte Zahl der sie bildenden einfachen Körper, Elemente zurückzuführen… Den Biologen gelang es, ein solch einzigartiges elementares Organ zu finden, durch dessen unzählige Veränderungen und Verbindungen alle Teile der kompliziertesten Organismen gebildet werden. Hier müssen an erster Stelle die Verdienste der Botaniker Schleiden, Mohl, Robert Braun genannt werden. Der erste von ihnen war, wenn nicht buchstäblich der Begründer, der erste „Verkünder“ der Zellenlehre, und die letzten beiden haben ihre zwei wichtigsten Bestandteile – das Protoplasma und den Kern entdeckt.“ (21) An einer anderen Stelle setzt er diesen Gedanken fort: „nachdem er das Leben einzelner Organe und vor allem eines Elementarorgans, aus dem sich alle anderen zusammensetzen, d.h. der Zelle studiert hat, nachdem er das allgemeine Bild der Wechselwirkung der Organe, d.h. das Gesamtleben einer ganzen Pflanze ebenfalls erforscht hat, strebt er danach, zu verstehen, inwieweit das erreichbar ist, das Leben der Pflanzenwelt im Ganzen, als Ganzes betrachtet, und auf diesem Wege versucht er die umfangreichste und rätselhafteste Frage zu beleuchten – die Frage nach der Entstehung der Pflanzen und nach dem Grunde ihrer Vollkommenheit, oder anders gesagt, die Frage nach der Harmonie, nach der Zweckmäßigkeit der organischen Welt.“ (22) Das Streben, den Inhalt, die inneren Verbindungen der empirischen Tatsachen zu verstehen, ist die wichtigste Eigenschaft der theoretischen Erkenntnis. Sie ist nicht nur solchen Wissenschaften wie Physik, Biologie, politische Ökonomie, sondern auch den historischen Wissenschaften eigen. Auf den ersten Blick entsteht der Eindruck, dass die Geschichte mit der theoretischen Erkenntnisweise unvereinbar sei, auch in der historischen Wissenschaft ist die Beschreibung unvermeidlich. Aber schon die Historiker der Restaurationszeit, insbesondere Thierry, traten gegen die indifferente Beschreibung, Anhäufung historischer Tatsachen auf und bemühten sich, die Inhalte (den Sinn) der historische Entwicklung, dieser oder jener historischen Tatsachen zu 107 verstehen. In diesem Zusammenhang sind die Kriterien der theoretischen Erkenntnis auch auf die historische Wissenschaft anwendbar. In seiner Arbeit „Über die Geschichte der englischen Verfassung“ anlässlich des Werkes von Henry Gallam (Schreibweise konnte nicht überprüft werden, Anm. d.Ü.) „Die Verfassungsgeschichte Englands“ kritisiert Thierry scharf die abstrakte, empirische Beschreibungsmanier der Veränderungen, die sich auf dem Gebiet der Staatsverwaltung und Gesetzgebung vollzogen. Die Arbeit von Gallam charakterisiert Thierry als die vollständigste und klarste Übersicht über Gesetze und Parlamentsakten Englands. „Die Beschreibungen solcher Art bestechen auf den ersten Blick“, schrieb Thierry, „aber in Wirklichkeit sind sie nicht so belehrend, wie es scheint. Sie leiden an jenem wesentlichen Mangel, dass sie die bürgerliche und politische Geschichte des Landes, die sie behandeln, schon voraussetzen; auf diese Weise werden darin die Akte der Gesetzgebung außerhalb der Umstände, die sie hervorgerufen haben, interpretiert und nur deren genaue Darstellung kann ihren echten Sinn feststellen. Der Autor der „Verfassungsgeschichte“ schenkt seine ganze Aufmerksamkeit der Erforschung der Gesetze und der Verwaltungsprotokolle, was aber die Reihenfolge der historischen Tatsachen anbetrifft, so verlässt er sich gewöhnlich hier auf die erste beste Auslegung, ohne die Tatsachen einer neuen kritischen Prüfung zu unterziehen, ohne die kleinste Bemühung um tieferes Eindringen in das soziale Wesen, dessen Veränderungen verschiedene Stufen der Gesetzgebung bedingen.“ (23) Hier untersucht und analysiert Thierry kritisch den typischen Fall des empirischen, abstrakten Herangehens an die historischen Ereignisse. Es scheint, dass diese Untersuchungen alles haben; Tatsachen, eine sehr genaue Beschreibung, Gelehrsamkeit, aber es fehlt das Verständnis des wahren Sinns der Tatsachen. Deshalb bleiben solche Erforschungen ungeachtet ihrer Genauigkeit abstrakt. Thierry unterstreicht: „reale Motive, die diesen Akten zugrunde liegen, zeigen sich nur schwach in der geringen Zahl der historischen Tatsachen, die ihm zufällig unter die Feder gerieten. Wir sehen die Verfassung des englischen Volkes in verschiedenen Epochen, aber nirgends sehen wir das englische Volk selbst.“ (24) Französische Historiker der Restaurationszeit bemühten sich, theoretische Forschungsverfahren in die historische Wissenschaft einzuführen. In dieser Hinsicht ist das Buch von O. Thierry interessant: „Die Erfahrung der Entstehungsgeschichte und der Erfolge des dritten Standes“, worüber Marx an Engels schrieb: „Aus seiner Darlegung ist gut zu sehen, auf welche Weise die Erhöhung der Klasse geschieht, während verschiedene Formen, auf die sich in unterschiedlicher Zeit sein Schwerpunkt konzentriert, und verschiedene Teile der Klasse, die dank diesen Formen Einfluss bekamen, zu Grunde gehen. Diese Reihenfolge der Metamorphosen, die eine Klasse durchmacht, bis sie die Herrschaft erreicht hat, ist nirgends, meines Erachtens, bis jetzt so gut dargestellt worden – wenigstens nach dem Materialreichtum.“ (25) Thierry verfolgte konkret-historisch den Werdegang des dritten Standes. Im Vorwort zum Buch bestimmte er seine Methode so: „Es musste für sie (d.h. die Geschichte. – Zh. A.) eine Gestalt geschaffen werden, dabei in historischen Erscheinungen durch Abstrahierung alles, was nicht hierher gehört, entfernt werden; man musste Leben und Erzählinteresse in die Reihenfolge der Urteile und allgemeinen Tatsachen hineinbringen.“ (26) Im Unterschied zu dem empirischen und abstrakten Untersuchungsverfahren geht Thierry vom Verständnis des konkreten Ganzen aus, deckt logisch den inneren Inhalt des Gegenstandes auf, dessen Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte er in seinem Werk verfolgen will. Darum haben seine Untersuchungen der Geschichte als Ergebnis nicht die formale Gegenstandsgeschichte, sondern die konkrete Geschichte einer real vorgekommenen Erscheinung. Thierry bestimmt den dritten Stand folgendermaßen: „Also, der Stand“, schreibt er, „der das Werkzeug der Revolution 1789 wurde und dessen Geschichte ich, von ihrem Anfang beginnend, zu skizzieren versuche, ist nichts anderes als die ganze Nation unter Ausschluss des Adels und der Geistlichkeit. Diese Bestimmung umreißt zugleich den Umfang und genaue 108 Grenzen des Gegenstandes meiner Auslegung, indem sie darauf hinweist, was ich berühren und was ich auslassen muss.“ (27) In der dialektisch-logischen Erkenntnis wird das objektiv Konkrete im Denken als die Einheit der Vielzahl der Bestimmtheiten wiedergegeben. In solcher theoretischen Erkenntnis werden die Tatsachen nicht als etwas selbständig Existierendes gedeutet, sondern als innerlich im System verbundene und mit jener Einheit, die den zahlreichen Bestimmtheiten zu Grunde liegt. Das dialektisch-materialistische Verständnis des theoretischen Wissens, die Aufdeckung des Anfangs, „der Zelle des Gegenstandsgebiets“ unterscheiden sich wesentlich vom Reduktionismus, der den ganzen Reichtum der Welt auf die „letzten“ Elemente, die unveränderliche Substanz zurückführt. In dieser Konzeption schwindet und wird die Bedeutung des Einzelnen geleugnet. Die Dialektik erkennt nicht nur die Geschichtlichkeit der Substanz an, sondern zeigt auch, dass die Entwicklung und die inneren Gesetzmäßigkeiten dem konkreten System selbst angehören. Deshalb wird die Erkenntnis nicht als eine einfache Zusammenfassung zur Einheit, zum Allgemeinen, sondern als eine geistig-theoretische Wiedergabe der Wirklichkeit verstanden. Denn im Laufe seiner Formierung und Entwicklung hat jedes konkrete Ganze eine Menge Formbildungen, die abstrakt vereinfacht werden und mittels der Zusammenfassung zur unbeweglichen Ausgangssubstanz nicht verstanden werden können. So eine komplizierte Bewegung, Formbildung kann nur in Form des theoretischen Aufsteigens vom Abstrakten zum Konkreten adäquat verstanden werden. Im Laufe der geistig-theoretischen Wiedergabe der Wirklichkeit tritt die Theorie als eine Kette der logisch nacheinander folgenden Abstraktionen, Begriffe, Kategorien auf, in deren Form die Entwicklung, die Formbildung der objektiven konkreten Wirklichkeit theoretisch wiedergegeben wird. In einer logischen Erforschung kann man selbständig die Verbindung dieser Abstraktionen, Begriffe in der Theoriestruktur betrachten und dadurch objektive Verbindungen der Gegenstände und Erscheinungen vorhersehen. Sie selbst haben irgendwelche Bedeutung, insofern sie objektive Verbindungen, die Entwicklung und die Formbildung des Gegenstandes richtig widerspiegeln. Wenn das theoretische Verständnis von etwas einfach auf die Erkenntnis seiner Voraussetzungen zurückgeführt wird, so ist es schwer, die notwendige Verbindung des Neuen mit seinen Voraussetzungen zu verstehen, das Neue tritt als etwas Zusätzliches und Äußerliches auf. Marx unterstrich mehrfach, dass die Produktion wirklich als eine allgemeine Bedingung einer beliebigen Gesellschaft auftritt, aber es ist schwer, damit unmittelbar die konkrete Form der Gesellschaftsentwicklung zu erklären. Genau so ist es nicht genug, im Religionsverständnis nur auf seine Erdbasis, die Zurückführung der Religionserfindungen zu ihren materiellen Beziehungen hinzuweisen. In Wirklichkeit kann sie nur als eine umgewandelte, mystifizierte Form der menschlichen Tätigkeit tiefgründig verstanden werden. In der konkreten theoretischen Erkenntnis wird ein wichtiger Platz der Kategorie der vermittelnden Wirklichkeitskettenglieder zugewiesen. Es handelt sich darum, dass die unmittelbare Zurückführung der ideologischen Form auf die Wirtschaftsbeziehungen, die Mehrwertformen auf den Wert usw. ernsthaft die Natur des Konkreten verfälschten und vergewaltigten. Außerdem bleibt die Natur der Form selbst, ihre immanente Bestimmtheit unverstanden. Metaphysische Zurückführung gibt nur den Anschein von Verständnis. Theoretische Überlegungen der Metaphysiker sind im Ganzen nicht überzeugend genug. Deshalb sind von Anfang an reale Bedingungen für den Empirismus und den Positivismus in der Sache der Verneinung der theoretischen Erkenntnis und ihrer Rolle vorhanden. Wenn die theoretische Erkenntnis der Gegenstände und der Erscheinungen nur als Reduktion, Zurückführung auf die Bedingungen erörtert wird, so bleibt immer rätselhaft und unverstanden, warum diese Bedingungen in solchen Formen realisiert werden müssen, die ihnen ihrem ganzen Wesen nach fremd sind. So ist es zum Beispiel schwer, alle Besonderheiten der psychologischen 109 Tätigkeit unmittelbar aus dem neurophysiologischen Substrat zu verstehen. In genau solcher Weise ist es schwer, das Schaffen eines beliebigen Schriftstellers nur durch Bedingungen des wirtschaftlichen Lebens dieses oder jenes Landes und der Epoche zu erklären, obwohl letzten Endes diese Bedingungen diese eine wichtige Bedeutung haben. Von den reduktionistischen Positionen aus ist es sogar schwer, die Möglichkeit und die Existenz der dialektisch-materialistischen Logik zu verstehen, denn der Materialismus wird als Zurückführung der Natur, Gesellschaft usw. auf das unbewegliche materielle Substrat verstanden. „Ohne Unterlass“, schrieb Merleau-Ponty, „wird nicht ohne Grund die Frage gestellt, auf welche Weise die Materie, wenn man dieses Wort im weiteren Sinne nimmt, das Prinzip der Produktivität und der Neuheit, welches man die Dialektik nennt, erhalten kann.“ (28) Die wichtigste Voraussetzung des dialektisch-logischen Prinzips der Wiederherstellung der Wirklichkeit ist die Anerkennung der Selbstentwicklung, der Selbstbewegung der Materie. Nur die Anerkennung der Notwendigkeit des Verneinungsmoments in der Materie selbst gibt die Möglichkeit das Neue, zahlreiche Formbildungen, Entwicklungsstufen zu erklären. Ein klassisches Muster solcher theoretischen Wiedergabe ist das „Kapital“ von Marx. Erforschung, empirische Analyse solch entwickelter Kategorien wie Rente, Gewinn (Profit), Zinsen usw. hatten ihren Platz in der politischen Ökonomie lange vor Marx, obwohl ihr echtes konkretes, dialektisches Verständnis nur in der marxistischen politischen Ökonomie möglich wurde. Hier wurde konsequent die Arbeitswerttheorie verfolgt, der Mehrwert und seine Verbindung mit den empirischen Erscheinungsformen eröffnet. DIE CHARAKTERISTIK DES ANFANGSBEGRIFFS Oben wurde schon erwähnt, dass die Frage vom Anfang nur in der theoretischen Wirklichkeitserkenntnis, im Laufe der Erkenntnis der inneren Verbindungen der Gegenstände und Erscheinungen entsteht. Solch theoretisches Erfassen ist real erfüllbar in dem Falle, wenn die Vielfalt der Einzelheiten auf die allgemeine Grundlage zurückgeführt wird und wenn die Einzelheiten als eine Modifikation, die Erscheinungsform dieser Grundlage verstanden werden. Im empirischen Stadium der Wissenschaftsentwicklung entsteht so eine Aufgabe nicht, denn da wird die einheitliche, konkrete Wiedergabe des Gegenstandes noch nicht als Erkenntnisziel gestellt. Es gibt Wissenschaften, in denen das Problem des Anfangs real noch nicht aufgeworfen wurde, zum Beispiel, die Anatomie. Genauso stand es auch mit der Morphologie, so lange sie eine beschreibende Wissenschaft blieb. Als die Morphologie eine theoretische Disziplin wurde, als sie versuchte, das Objekt als lebendiges Ganzes zu erkennen, entstand unvermeidlich das Problem des Anfangs, des Ausgangpunktes. K. A. Timirjasew unterstrich mehrmals, dass die Physiologie, die sich am Ende des vorigen Jahrhunderts als eine theoretische Wissenschaft herausgebildet hatte, die ganzheitliche Natur der physiologischen Erscheinungen theoretisch wiederzugeben und zu verstehen suchte. In diesem Zusammenhang entsteht die Frage nach den Bestimmtheiten, den Anfangskriterien, nach dem Ausgangspunkt der theoretischen Wirklichkeitserkenntnis. So eine Fragestellung ist vollkommen gesetzmäßig, denn während der Analyse des konkreten Ganzen wird eine Menge seiner Bestimmtheiten aufgedeckt, die darin in Einheit vertreten sind. Zum Beispiel, die Analyse einer sozialen Erscheinung wie ‚die Nation’ entdeckt darin eine Menge Merkmale: die Gemeinsamkeit des Territoriums, der Sprache, der Wirtschaftsbeziehungen, der psychischen Geistesrichtung. Dasselbe kann man von den Begriffen Mensch, Klasse, Gesellschaft usw. sagen. 110 Im konkreten Ganzen haben alle Gegenstandsbestimmtheiten eine spezifische Rolle und befinden sich darin in einer unteilbaren Einheit. Jede Bestimmtheit für sich bekommt selbständige Bedeutung nur in der empirischen Betrachtung. Die wichtigste Bedingung des theoretischen, konkreten Wirklichkeitsverständnisses ist ihre Erkenntnis als Einheit zahlreicher Bestimmtheiten. Das echt wissenschaftliche, konkrete Verständnis des Anfangs, der Ausgangsform wird in der dialektischen Logik gegeben, auf seiner Grundlage ist die systematische Erkenntnis der objektiven Wirklichkeit möglich. Freilich, wenn man die Geschichte des Anfangsbegriffs aufmerksam verfolgt, so gab es da sowohl ein abstraktes, verstandesmäßiges, als auch ein konkretes Verständnis. In der gesamten vorkantischen Philosophie verstand man den Anfang abstrakt, verstandesmäßig. Der Anfangsbegriff wurde außerhalb des historischen, konkreten Systems untersucht. Als der Anfang wurde entweder der allgemeine, klare und deutliche Begriff (Descartes, Spinoza, Leibniz), aus dem man durch Deduktion alles vorhandene Wissen abzuleiten versuchte, bezeichnet, oder man ging von der sinnlichen Erfahrung, dem Einzelnen aus (Bacon, Locke, Hume), auf die man sich stützte, um die synthetische Natur der menschlichen Kenntnis zu begründen. Die Abstraktheit und Einheitlichkeit aller dieser Anfangsbegriffe bestand darin, dass darin eine Seite des konkreten Anfangsbegriffs übertrieben und der anderen Seite gegenübergestellt wurde. Deshalb waren sie nicht imstande, auf Grund ihrer abstrakten Anfänge die konkrete, synthetische und allgemeine Natur der menschlichen Erkenntnis genügend zu erklären. In der Philosophiegeschichte konnten weder die Materialisten, noch die Idealisten (Rationalisten und Empiriker) das Anfangsproblem richtig stellen und lösen, denn sie verstanden die Dialektik des Allgemeinen und des Einzelnen, Unvermittelten und Vermittelten, Analytischen und Synthetischen, Induktiven und Deduktiven nicht. Bei solchem nichtdialektischen Verständnis des Anfangs wurde jener Widerspruch unlösbar, auf das schon die ersten griechischen Philosophen gestoßen waren, und zwar: wenn man den Anfang als eine sinnlich-konkrete Bestimmtheit, als Einzelheit verstehen muss, wie kann man dann das Vorhandensein der Art, der Ganzheit verstehen, die mehr sind als die Summe seiner Elemente? Und wenn der Anfang als das Allgemeine zu verstehen ist, wie ist dann die existierende Menge der Unterarten zu verstehen? In den philosophischen Konzeptionen des Rationalismus und Empirismus ist dieser Widerspruch voll erhalten geblieben, aber er zeigte sich als Widerspruch des Analytischen und Synthetischen in der Formierung des menschlichen Wissens. Wenn man in der Wissensbildung vom Allgemeinen (Begriff) ausgeht, so ist es schwer, die synthetische Natur des menschlichen Wissens zu erklären. Umgekehrt, wenn man von der einzelnen, sinnlichen Erfahrung ausgeht, so ist es schwer, die Allgemeinheit und die Notwendigkeit des menschlichen Wissens zu begründen. Auf diese Seite des Problems lenkte Kant ernsthaft seine Aufmerksamkeit. Diese Aufgabe versuchte auch Hegel zu lösen. Aber auch seine Versuche hatten keinen Erfolg, denn von den Positionen des Idealismus ist diese Aufgabe unlösbar. Diese Gegensätze zu lösen, sind sowohl die deduktive (axiomatische) Logik, als auch die Logik des Positivismus nicht im Stande, denn sie können die ganzheitliche Natur des Objekts nicht wiedergeben, weil sie das Allgemeine dem Einzelnen, das Analytische dem Synthetischen gegenüberstellen. Laut der deduktiven (axiomatischen) Logik muss man beim Aufbau der Wissenssysteme von den Axiomen und Postulaten ausgehen, die im Rahmen der Theorie ohne Beweisführungen angenommen wurden, und daraus widerspruchslos die übrigen Theoriegrundsätze ableiten. In der griechischen Philosophie und Axiomlogik verstand man als primär offensichtliche Grundlagen. Freilich, in den gegenwärtigen Axiomtheorien distanziert man sich vom Offensichtlichkeitsmerkmal (das fünfte Postulat des „Anfangs“ von Euklid und das vierte Axiom der vierten Gruppe bei Gilbert werden nicht dazu gezählt). Axiomatische Theorien abstrahieren sich vom Inhalt der Termini, 111 die zum Axiomsystem gehören. „Unter der axiomatischen Theorie versteht man das wissenschaftliche System“, schreibt Smirnow, „dessen Grundsätze alle rein logisch aus einer Mehrzahl von Grundsätzen abgeleitet werden, die in dieser Theorie ohne Beweisführungen angenommen werden und die Axiome genannt werden, und deren Begriffe alle auf eine bestimmte Klasse der Begriffe zurückgeführt werden, die man unbestimmbar nennt.“ (29) Als Beispiel des axiomatisch aufgebauten Wissenssystems kann die Struktur der Euklidischen Geometrie von Gilbert dienen, der mit Hilfe von fünf Gruppen, die zwanzig Axiome vereinen, die mittels der drei Geometrieelemente (Punkt, Gerade, Fläche) und der fünf Ausgangsbegriffe („gehört“, „zwischen“, „kongruent“ „parallel“, „kontinuierlich“), durch Anwendung der Syllogismusregeln das System der Euklidischen Geometrie beweisen konnte. In der Struktur der axiomatischen Methode gibt es zwei Elemente: Ausgangsmittel (Axiome und unbestimmbare Ausgangsbegriffe) und logische Operationsmittel mit Ausgangselementen (Folgerungsregeln und Regeln der Begriffsbestimmungen). Wenn Gilbert und Ackermann zwei Teile der axiomatischen Methode hervorheben - das System der Axiome und Beweisregeln, so führt A. Tarskij zwei Begriffe ein – die Primärtermini und die Regeln der Bildung der Nachfolgenden. In der „Menschlichen Erkenntnis“ nennt B. Russell das Primärterminisystem ein „Minimalwörterbuch“ der Wissenschaft. Nach Russell entspricht der Wissenschaftsterminus dem Begriff des „Minimalwörterbuchs“ in dem Falle, wenn: 1) jedes Wort, das in der Wissenschaft gebraucht wird, eine Nominalbestimmung mittels der Wörter dieses Minimalwörterbuchs hat, 2) keines aus diesen Anfangswörtern eine Nominalbestimmung mittels anderer Wörter hat. Dieser Minimalwortschatz wird von Russell als das Wesentlichste in der Wissenschaft angesehen, denn alles, was man von der Wissenschaft sagen kann, kann mittels dieser Primärwörter gesagt werden. So genügen für die Feststellung der geografischen Breite und Länge die Wörter: „Greenwich“ und „Nordpol“. „Gerade dank dem Vorhandensein dieser zwei Wörter...“, schreibt er, „kann die Geographie von den Entdeckungen der Forschungsreisenden erzählen. Gerade diese zwei Wörter sind allerorts beteiligt, wo Breite und Länge erwähnt werden“. (30) Der philosophische Idealismus schlachtet einige Mängel der axiomatischen Wissensstruktur selbst aus, denn hier wird die objektive Entstehung der Axiome, der Ausgangsbegriffe vertuscht, was dem logischen Idealismus ermöglicht, sie als rein willkürlich und nach eigenem Belieben die Theorie als eine formale Begriffswechselbeziehung miteinander auszulegen. Es stimmt, bei den formalen Konstruktionen achtet man nur auf die Abhängigkeit der Folgerungen von den Axiomen, und deshalb erscheint die Wahl dieses oder jenes Axiomsystems als Produkt der Aktivität des Subjekts. In Wirklichkeit gibt es da keine Willkür, denn die deduktive (axiomatische) Wissensbegründung ist auf einer bestimmten Entwicklungsstufe der Wissenschaft möglich, wo ihre Hauptbegriffe und Prinzipien schon ausgearbeitet sind, d.h. es wurden jene Begriffe und Grundsätze ausgesondert, auf deren Grundlage man ein bestimmtes Wissenssystem aufbauen kann. Aber diese Grundbegriffe, Axiome sind keinesfalls Produkt des freien Schaffens, wie das die Positivisten darstellen. („Wir verschmähen“, schrieb A. Tarskij, „wie das gewöhnlich gemacht wird, den Sinn der von uns angenommenen Primärtermini und lenken unsere Aufmerksamkeit ausschließlich nur auf die Axiomform, in welchen diese Termini vorkommen“) (31). Diese Axiome sind Ergebnis der Erkenntnis der inneren Gesetzmäßigkeiten der Wirklichkeit. Vom Standpunkt des philosophischen Idealismus aus hält man die Axiomwahl für gelungen, wenn man auf ihrer Grundlage ein Theorem beweisen kann, und sie den so genannten logischen Bedingungen der Unabhängigkeit, der Nichtwidersprüchlichkeit und der Vollständigkeit des Axiomsystems entsprechen. Laut dem Unabhängigkeitsprinzip muss das System keine Behauptung enthalten, die man aus anderen Grundsätzen ableiten kann. Ein Axiomsystem 112 genügt der Bedingung der Nichtwidersprüchlichkeit, wenn eine von zwei auf ihrer Grundlage aufbauenden widersprüchlichen Äußerungen nicht bewiesen werden kann. Die Nichtvollständigkeit und Begrenztheit der axiomatisch aufgebauten Theorie zeigte sich im Theorem von Hegel, der überzeugend bewies, dass fast alle nichtwidersprüchlichen axiomatisch aufgebauten theoretischen Systeme nicht vollständig sind. Sie enthalten in sich immer wissentlich wahrhafte Urteile, die zur gegebenen Theorie gehören und in ihren Termini formuliert sind, aber die in diesem System nicht bewiesen werden können. Das alles zeugt davon, dass der Anfangsbegriff, der in der axiomatischen (deduktiven) Logik verwendet wird, kein konkreter, dialektischer Begriff ist. In den Anfängen der axiomatisch aufgebauten Theorie wird nur eine Seite, ein Aspekt des synthetischen, konkreten Anfangsbegriffs erfasst. Im Grunde genommen leidet an derselben Einseitigkeit das Anfangsverständnis des modernen Empirismus, Neopositivismus, die auf ein anderes Extrem verfallen - auf das Einzelne, die „reine Erfahrung“. Freilich unterscheidet sich hier die Anfangsproblemstellung einigermaßen von ihrer Problemstellung vom alten Empirismus und Neopositivismus. Die Sache ist die, dass der Neopositivismus in seiner Logik das vorhandene Wissenssystem auf eine gewisse Zahl von Basis- und Elementarsätzen zu reduzieren bemüht ist, die von ihm als letzte und keinerlei Zweifel zulassende gedeutet werden. Diese letzten, „unzerlegbaren Protokollsätze“ werden von Karnap als Gegebene der sinnlichen, individuellen Erfahrung charakterisiert. Sie sind unmittelbar gegeben, „unwiderlegbar“ und völlig „frei“ von rationellen Momenten. Nachdem auf solche Weise die Natur des Basis-, des „Protokollwissens“ bestimmt wurde, stieß der Neopositivismus wieder auf jene Schwierigkeiten, die auf dem Wege einer beliebigen empirischen Philosophie vorkommen. Tatsächlich, wenn die „Protokollsätze“ nur individuell, sinnlich sind, wie ist dann die Allgemeinheit und Allgemeingültigkeit der menschlichen Erkenntnis möglich? Die Versuche, diese Schwierigkeit zu vermeiden, ließen den logischen Positivismus eine gewisse Evolution im Verständnis des Ausgangspunktes des Wissenssystems durchmachen. So schlug Schlick seinerzeit vor, in diesem Ausgangswissen zwei Momente zu unterscheiden: einerseits, den individuellen, unbeschreiblichen, sinnlichen Inhalt, andererseits, die strukturelle Beziehung innerhalb der Erfahrung, die allgemeingültige „Form“. „Wir können uns davon am Beispiel von Schlicks Lehre von der ‚Struktur’ und vom ‚Inhalt’ überzeugen“, bemerkt zu Recht W.S. Schwyrew, „dass schon von Anfang an die logischen Positivisten bei der Durchführung ihrer Basiswissensdoktrin auf Schwierigkeiten gestoßen und gezwungen waren, vom konsequenten positivistischen Sensualismus zurückzutreten. Denn nach Schlick haben die Sprachelemente („die Form“) einen allgemeingültigen Charakter, der prinzipiell nicht auf die unmittelbare Erfahrung zurückgeführt werden kann. Aber diese Abkehr von der konsequenten subjektivsensualistischen Position rettet die Sache nicht. Es bleibt doch unklar, wie auf der Basiswissensebene die Einheit der Sinnlichkeit und des Faktors, der seinen Ausdruck in der Rede findet, verwirklicht wird, was einen Verbindungsmechanismus zwischen diesen zwei Komponenten des einheitlichen menschlichen Erkenntnisprozesses darstellt.“ (32) Die ganze Diskussion über die „Protokollsätze“, die Neopositivismusevolution, seine Abkehr vom konsequenten Reduktionismus zeigten deutlich die Unfähigkeit des Positivismus, die Logik der wissenschaftlichen Kenntnisse genügend zu begründen, die Beziehungen des Allgemeinen und Einzelnen, Unmittelbaren und Mittelbaren, Analytischen und Synthetischen aufzudecken. Noch ein Zeugnis der Kraftlosigkeit des Neopositivismus, die realen Erkenntnisschwierigkeiten zu lösen, die im Zusammenhang mit dem empirischen Anfang entstehen, ist der Versuch von R. Karnap, den er im Artikel „Physikalistische Sprache als Universalsprache der Wissenschaft“ unternommen hat. In dieser Arbeit versucht er, die unmittelbare Prüfbarkeit mit der Allgemeingültigkeit zu verbinden. Als Vermittlersprache wird die physikalistische Sprache vorgeschlagen, die einerseits, den Verkehr der Individuen ermöglicht, andererseits, Bedingungen 113 für den Ausdruck der „unmittelbaren Erfahrung“ schaffen sollte. Wenn eine Protokollsprache laut ihrer äußersten Individualität in eine andere Protokollsprache unübersetzbar ist, so können beide in die physikalistische Sprache übersetzt werden. Im Weiteren begann der Neupositivismus, sich vom extremen Empirismus abzukehren. Dazu trugen hauptsächlich Diskussionen, theoretische Schwierigkeiten im Basiswissensverständnis bei. „Es existiert kein Mittel“, schrieb Neurath, „absolut zuverlässige Sätze zu einem Ausgangspunkt der Wissenschaft zu machen. Es gibt keine tabula rasa. Man kann uns mit Seeleuten vergleichen, die ihr Schiff auf der offenen See bauen müssen und nicht einmal im Stande sind einzudocken, um es stückweise umzubauen“ (33). Das dialektisch-materialistische Anfangsverständnis ist dialektisch konkret. Darin wurden rationell all jene Schwierigkeiten gelöst, die vom Standpunkt der alten Philosophie unlösbar sind. Freilich wurden in der hegelschen Logik wertvolle Ideen für die Begründung des dialektischen, konkreten Anfangsverständnisses ausgearbeitet. Aber das hegelsche Verständnis des Anfangs und der Logik, die Entfaltungsmethode des Wissens enthielten in sich Mängel, denn der Denkentwicklungsprozess, die Methode des Aufstiegs vom Abstrakten zum Konkreten wurde von Hegel nicht als Mittel der theoretischen Wiedergabe des Objekts, der materiellen Wirklichkeit, sondern als Erzeugnis dieser Realität im Laufe der mystischen Selbstentwicklung der absoluten Idee verstanden. Da Hegel den Entstehungsprozess des Dinges, des konkreten Ganzen mit dem Mittel seines theoretischen Verständnisses identifiziert, ist natürlich die Analyse des Philosophen zur Aufdeckung des Systemanfangs nicht auf die objektive, konkrete Ganzheit gerichtet, sondern auf die Erforschung des Systems ausgeprägter theoretischer Vorstellungen. Deshalb versteht Hegel als Anfang, als Ausgangspunkt die theoretische Abstraktion, den Begriff, der in seiner Selbstentwicklung aus sich heraus das Besondere und Einzelne erzeugt. Im Gegensatz zu verschiedenen Formen des Idealismus und formalistischen Konzeptionen der Logik, in denen hauptsächlich innere Wechselbeziehungen der Theorieelemente außerhalb ihrer Beziehung zur Wirklichkeit betrachtet werden, handelt es sich in der dialektischmaterialistischen Logik um theoretisches Wissen als Widerspiegelung der objektiven Realität. Deshalb werden hier von Anfang an objektive Wechselbeziehungen, die Logik des Gegenstandes und seine Beziehung zur Logik der Theorie betont. A. DER ANFANG ALS ELEMENTARE KONKRETHEIT In der materialistischen Dialektik wird der Anfangsbegriff, der Ausgangspunkt der theoretischen Erkenntnis nicht als ein Gedanke (Abstraktion), sondern als eine unmittelbare, höchst allgemeine, elementare Konkretheit dieses Systems verstanden. Das dialektisch-logische Anfangsverständnis betrachtet den Ausgangspunkt zum Unterschied von dessen rationalistischem und empirischem Verständnis, im Gegensatz zum Neopositivismus und zu den axiomatischen Vorstellungen als etwas Synthetisches und Konkretes. Laut der dialektischen Logik muss die Inhaltsmethode der theoretischen Wiedergabe eines beliebigen Systems nicht vom Begriff, den logischen Postulaten, Axiomen und nicht von der „reinen Erfahrung“ ausgehen. Sie muss vor allem eine bestimmte empirische Realität, ein Gegenstandsgebiet und ihr elementares Sein, ihre einfachste Konkretheit analysieren, aus deren Entwicklung sich dieses komplizierte Ganze herausbildete. Die Analyse dieser elementaren Konkretheit, der „Zelle“ deckt in ihr die Einheit des Allgemeinen und Einzelnen, der Materie und Form, des Positiven und Negativen auf und ermöglicht es, das ganze System zu verstehen und als Ganzes theoretisch auszudrücken. Ungeachtet dessen, dass das Wort „Anfang“ im gewöhnlichen Verständnis als etwas Größeres auftritt, handelt es sich in Wirklichkeit aber um die einfachste Realität im konkreten System. Da 114 das objektive Ganze als etwas Entstandenes und Gebildetes verstanden wird, wird der Anfang als eine elementare, einfachste Realität verstanden, aus der es sich entwickelte. In diesem Sinne ist der Anfang etwas Unmittelbares, Elementares, das aber in diesem System eine allgemeine Bedeutung hat. Nach der dialektischen Logik existiert nichts absolut Unmittelbares, „Elementares“, denn es existiert kein absolutes, sich selbst identisches, unveränderliches System. Alle Systeme sind historisch, und darum sind auch Systemanfänge historisch, d.h. der Anfang ist die einfachste Elementarform nur inmitten dieses oder jenes Systems. Außer ihm und außerhalb des konkreten Aufstiegs hat es keinen Sinn vom Elementaren des Anfangs zu sprechen. Den Anfang haben wir als Unmittelbares bestimmt, welches eine allgemeine Form im System hat. Aber die Anfangsunmittelbarkeit bedeutet bei weitem nicht, dass sie nur sinnlich unmittelbar ist. Solche Unmittelbarkeit hat nur das ursprüngliche Ganze, obwohl davon zu sprechen genau so schwer ist wie vom absolut Unmittelbaren, denn es tritt schon als Ergebnis der Praxis und Erkenntnis auf. Aber man kann doch vom Gegenstandsbereich als vom Unmittelbaren sprechen, denn es dient, wie das sinnlich-konkrete, als Objekt der sinnlichen Betrachtung. Der Anfang des Aufstiegs wird im Resultat der theoretischen Analyse als das ärmste Element des Ursprungsganzen festgestellt. Darum tritt der Anfang als ein abstraktes, einseitiges Moment des Ganzen auf. Infolgedessen entsteht die Illusion, dass der Anfang eine Gedankenabstraktion, ein Begriff ist. In Wirklichkeit aber ist der Anfang des konkreten Ganzen kein Gedankenelement, sondern ist ein Element des objektiv-realen Inhaltssystems. Der Anfang des Ganzen muss nicht unbedingt der inhaltsreichste, im Sinne des den ganzen Systeminhalt enthaltende, sein. Der Anfang heißt deshalb Anfang, die Elementarzelle des Systems, weil er die allgemeinste Gegenstandsbestimmtheit ist. Aber das Inhaltliche, Konkrete verwirklicht sich real durch dieses Abstrakte. Wenn der Systemanfang nicht ausgesondert wurde, so ist die Ausarbeitung der theoretischen, konkreten Kenntnis über die Wirklichkeit unmöglich. Natürlich, das dialektisch-materialistische Verständnis der Einfachheit des Ausgangsanfangs, der Elementarkonkretheit hat nichts Allgemeines mit dem positivistischen Kriterium der Einfachheit, mit der „Denkökonomie“. Laut Positivismus ist die Einfachheit des Anfangs das Subjektive, das bequemste für das denkende Subjekt. In der dialektischen Logik aber wird die Einfachheit, die Anfangsabstraktheit der Ausgangskonkretheit vor allem als eine objektive Gegenstandscharakteristik der Dinge verstanden. In der dialektischen Logik hat die Frage vom Anfang ihren spezifischen Inhalt. Es geht darum, dass eine gewisse Bestimmtheit des Ganzen als Anfang ausgelegt wird nicht nur deshalb, weil sie eine einfache Natur hat, sondern hauptsächlich aus dem Grunde, weil sie als das Allgemeine, die „Zelle“ auftritt, aus der sich im Laufe der Entwicklung das konkrete System formiert. Gerade das ermöglicht die geistig-theoretische Wiedergabe des Ganzen im Denken. Die positivistische Logik schreibt dem subjektiv gedeuteten Prinzip der Einfachheit eine sich selbst genügende Bedeutung zu. Es wird als das wichtigste Kriterium der Vollkommenheit der Theorie unabhängig von seiner Objektivität und Wahrhaftigkeit in den Vordergrund gestellt. Im Grunde einer solchen Auslegung der Einfachheit der Ausgangskenntnis liegt das subjektividealistische Verständnis der Theorie, des Begriffs nicht als Widerspiegelung der objektiven Wechselbeziehung der Gegenstände und Erscheinungen, sondern als eine bequemere, „effektivere“ Deutung der Gesamtheit der Tatsachen. Das richtige philosophisch-theoretische Verständnis des Einfachheitsprinzips spielt eine bestimmte Rolle in den naturwissenschaftlichen Theorien, wovon viele Äußerungen der größten Physiker zeugen: Planck, Einstein, Heisenberg u. a. Im ganzen Umfang kann das Einfachheitsproblem nur von der Position der dialektischen Logik aus verstanden werden. Das Einfachheitsproblem fällt mit dem subjektiv-idealistischen Prinzip der „Denkökonomie“ nicht voll zusammen. Vom dialektisch-logischen Standpunkt aus enthält der Begriff der 115 Wissenseinfachheit einen rationalen Sinn, denn er ist eine empirische Verallgemeinerung jener Tatsache, dass dem konkreten System die einfachste, allgemeine, substantielle Beziehung zu Grunde liegt, aus deren Entwicklung sich das zu erforschende konkrete Ganze formierte. Den Unterschied vom materialistischen Anfangsverständnisses zum idealistischen hat Marx sehr gut in den „Bemerkungen zum Buch von A. Wagner“ begründet, in dem er unterstrich, dass für ihn der Ausgangspunkt des theoretischen Aufstiegs nicht der Begriff, sondern eine bestimmte ökonomische Konkretheit ist. Vor allem, „ich gehe nicht von den ‚Begriffen’, auch nicht vom ‚Wertbegriff’ aus“, schrieb er, „und daher brauche ich das letzte nicht zu ‚teilen’. Ich gehe von der einfachsten Gesellschaftsform aus, in der das Arbeitsprodukt in der Gegenwartsgesellschaft vorgestellt wird, das ist die „Ware“. Ich analysiere diese, und dabei zuerst in jener Form, in welcher sie erscheint … Somit unterteile nicht ich den Wert auf den Gebrauchswert und den Tauschwert als Gegensätze, in welche die Abstraktion des ‚Wertes’ zerfällt, sondern die konkrete Gesellschaftsform des Arbeitsproduktes, die einerseits ‚Ware’ ist, der Gebrauchswert, und andererseits – der ‚Wert’, aber nicht der Tauschwert, denn nur die Erscheinungsform allein kann ihren eigenen Inhalt nicht ausmachen.“ (34) Das verstand A. Wagner nicht, denn er kannte nur die formale Beziehung des Gattungsbegriffs zum Artbegriff. Deshalb sah er in der Analyse von Marx die Ableitung der Gebrauchs- und Tauschwertbegriffe aus dem Begriff „Wert“. Die Wurzel all dieses Professorengeschwätzes findet Marx in der Etymologie des Wortes „Wert“. „Das einzige, das all diesem deutschen Unsinn offen zu Grunde liegt“, schrieb er, „besteht darin, dass die Worte: Wert oder Würde ursprünglich auf die nützlichsten Dingen selbst angewendet wurden, die sogar als „Arbeitsprodukte“ lange existierten, bevor sie zu Waren gemacht wurden. Aber mit der wissenschaftlichen Bestimmung des „Warenwertes“ hat das so wenig zu tun, wie jener Umstand, dass das Wort „Salz“ ursprünglich von den alten Völkern für Kochsalz verwendet wurde, und später, seit Plinius’ Zeiten, Zucker und andere Dinge als eine Unterart des Salzes figurierten.“ (35) Für Marx liegt der ganze Reichtum des Besonderen und Einzelnen gar nicht im Begriff, wie das Hegel schien, sondern in den realen Beziehungen, die objektiv allgemeine Objektbedingungen bilden, aus denen und durch welche die Natur des Besonderen und Einzelnen erklärt wird. Das größte dialektische Prinzip in Hegels Definition allein führt zum falschen Erscheinungsverständnis. Das Verhältnis seiner Dialektik zur hegelschen hat Marx äußerst klar als diametral entgegengesetzt formuliert. Die hegelsche „Wissenschaft der Logik“ mit dem „Kapital“ von Marx vergleichend, schrieb Engels: „...einerseits, die konkrete Entwicklung, wie sie in Wirklichkeit geschieht, und, andererseits, die abstrakte Konstruktion, in der höchst geniale Gedanken und mancherorts sehr wichtige Übergänge, wie zum Beispiel, der Qualität in die Quantität und umgekehrt, werden in eine scheinbare Selbstentwicklung eines Begriffs aus dem anderen verarbeitet.“ (36) Für die hegelsche Logik ist die Hypostasierung des Begriffs charakteristisch, dessen Anerkennung als echte Realität, was sich mit dem marxistischen Verständnis, in dem der Begriff „nichts anderes als das Materielle, in den Menschenkopf Umgesetzte und darin Umgebildete“ (37) ist, nicht vereinbaren lässt. Bekannt ist auch die Kritik von Marx an der abstrakten metaphysischen Methode von Proudhon, der in seinen Untersuchungen nicht von den ökonomischen Beziehungen ausging, sondern sie willkürlich laut angenommener Ideen deutete. Der Autor des „Elends der Philosophie“ führte die wirtschaftlichen Beziehungen zur logischen Folgerichtigkeit der Ideen einseitig zusammen. Und die ökonomischen Kategorien stellte er als etwas selbständig Existierendes und innere Impulse Enthaltendes dar. „Aber wenn wir“, schreibt Marx, „die historische Entwicklung der Produktionsbeziehungen, für die die Kategorien nur als theoretischer Ausdruck dienen, außer Acht lassen, wenn wir in diesen Kategorien nur von wirklichen Beziehungen unabhängige Ideen, spontane Gedanken sehen wollen, so müssen wir wohl oder übel nach der Entstehung dieser Gedanken in der Bewegung der reinen Vernunft suchen.“ (38) 116 Im „Elend der Philosophie“ deckte Marx die theoretische Quelle dieser abstrakten Methode auf, die zu jener Metaphysik aufsteigt, die sich, Abstraktionen erzeugend, einbildet, sich mit der Wirklichkeitsanalyse zu befassen. „...Diese Metaphysiker“, schrieb Marx, „haben auf ihre Weise Recht, wenn sie sagen, dass die Dinge unserer Welt nur Muster darstellen, für die als Kanevas logische Kategorien dienen.“ (39) Mittels solcher Abstraktion kann man alles in der realen Welt auf eine gewisse magere Idee zurückführen. „Und wenn wir in den logischen Kategorien“, schreibt K. Marx, „die Substanz aller Dinge sehen, so ist es nicht schwer sich vorzustellen, dass wir in der logischen Formel der Bewegung eine absolute Methode gefunden haben, die nicht nur jedes Ding erklärt, sondern auch die Bewegung jedes Dinges in sich einschließt.“ (40) Die ökonomische Wirklichkeit wurde von Proudhon abstrakt betrachtet. Er erforscht nicht die Entwicklung und innere Verbindungen der Wirtschaftsbeziehungen, sondern er wechselt sie durch eine imaginäre Reihenfolge der logischen Ideen aus. Aus der Bewegung der einfachen Kategorien entsteht bei ihm eine Kategoriengruppe, aus der Gruppe - eine Reihe, und aus der Reihe - ein System. Dabei hat das alles keinen Bezug zur realen Objektbewegung. Proudhon verstand überhaupt nicht, dass „die Menschen, die die Gesellschaftsbeziehungen entsprechend der Entwicklung ihrer materiellen Produktion festsetzen, auch die Prinzipien, Ideen und Kategorien entsprechend ihren Gesellschaftsbeziehungen schaffen.“ (41) Das alles zeugt von der Abstraktheit und der Schwäche jener Konzeption, die statt der realen, gesellschafts-ökonomischen Bewegung die Reihenfolge der theoretischen Ideen herausstellt. In Wirklichkeit wird in Form der Ideen, der Wirtschaftskategorien die objektiv-reale Gesellschaftsbewegung ausgedrückt, die auf ihren eigenen immanenten Gesetzen ruht. Ähnlich wie die organische Natur im Evolutionsprozess verschiedene Formbildungen, Arten hat, so haben sowohl das soziale Leben als auch das Denken verschiedene Stufen, sozial-ökonomische Formationen. In der Arbeit „Die moralisierende Kritik und die kritisierende Moral“ schrieb K. Marx: „... die Veränderung oder überhaupt die Vernichtung dieser Beziehungen kann natürlich nur im Resultate der Veränderungen der Klassen selbst und ihren Wechselbeziehungen geschehen; die Beziehungsveränderung zwischen den Klassen aber ist eine historische Veränderung, Produkt aller Gesellschaftstätigkeit im Ganzen, mit einem Wort, Produkt einer bestimmten „historischen Bewegung“. Der Schriftsteller kann dieser historischen Bewegung dienen, indem er als ihr Wortführer auftritt, aber selbstverständlich kann er sie nicht schaffen.“ (42) Für die dialektisch-materialistische Logik ist das prinzipiell, was das theoretische Denken fähig ist zu verstehen, die objektive Wirklichkeit theoretisch anzueignen, aber keinesfalls kann es sie erschaffen. In ihren reinen Bewegungen kann die Theorie wirklichen Kollisionen entgehen, indem sie sich eine „idealisierte Wirklichkeit“ schafft. Aber Wirtschaftsbeziehungen sind nicht das Resultat irgendwelcher Doktrin, die von einem bestimmten theoretischen Prinzip ausgeht, und von daher weitere Schlüsse zieht. „Umgekehrt“, schrieb Marx, „die Prinzipien und die Theorien, die von den bürgerlichen Schriftstellern in der Zeit des Kampfes des Bürgertums gegen den Feudalismus angeführt wurden, waren nichts anderes, als theoretischer Ausdruck der praktischen Bewegung, dabei kann man genau verfolgen, wie dieser theoretische Ausdruck im größeren oder minderen Grade utopisch, dogmatisch, doktrinär war, abhängig davon, ob er sich auf eine mehr oder weniger entwickelte Phase der wirklichen Bewegung bezog.“ (43) Die wichtigste Voraussetzung des dialektischen Anfangsverständnisses ist die Anerkennung der Geschichtlichkeit des Systems. Jedes konkrete Ganze wird von Marx als Produkt der vorhergehenden historischen Bewegung genommen, in dessen Prozess ständig die Veränderung des Anfangs, die Umwandlung des Allgemeinen ins Besondere und des Besonderen ins Allgemeine geschieht. Das muss man immer in Betracht ziehen. 117 Ein ähnliches Bild existiert auch in der organischen Natur. Im Evolutionsprozess geschieht hier die Ablösung einer Form durch eine andere. Jede biologische Art ist eine Ganzheit, die auf Grund eines bestimmten Stoffwechseltyps existiert. Die Art ist eine Gesamtheit aller Unterarten, die mit der Art nur statistisch zusammenfällt. Im Laufe der Evolution können einzelne Unterartengruppen sich stark von der Ausgangsform unterscheiden und eine Grundlage, eine Substanz, den Anfang einer neuen Art bilden. Diese Methodologie ist produktiv auch hinsichtlich eines breiteren Systems. So entstand das Biologische im Ergebnis des Chemismus. In einem bestimmten Stadium bildete sich im Chemismussystem eine spezifische Struktur, die einige andere Verbindungsketten hat. Ursprünglich entsteht sie als eine Ausnahme, eine Abweichung von der Norm; im weiteren entwickelt sie sich und verwandelt sich in etwas Festes und Substantielles, wovon ihre Erscheinungsform abhängt (Reizbarkeit, Vermehrung und Erblichkeit usw.). Die dialektisch-materialistische Logik geht direkt von dieser wichtigsten Voraussetzung im Anfangsverständnis der theoretischen Erkenntnis aus. Darin wird prinzipiell das Primäre der Logik der objektiven Wirklichkeit in Bezug auf die Denklogik anerkannt und die abstrakte Methode der willkürlichen Konstruktion abgelehnt. Wenn Hegel unter der Subjektsubstanz die absolute Idee versteht, so wird da als echte Substanz die objektive Wirklichkeit anerkannt. Im Laufe der theoretischen Wiedergabe solcher Realität entsteht die Frage nach dem Anfang, nach den allgemeinen Bedingungen eines historisch bestimmten Systems. Im „Kapital“ analysiert Marx als elementare Konkretheit die Ware, die kein Begriff ist, sondern eine massenhafte, Milliarden mal vorkommende Beziehung der bürgerlichen Gesellschaft. In der Ware ist das elementare Dasein dieses konkreten Ganzen erfasst. Das, was Marx als das Allgemeine, als Ausgangsrealität betrachtet, fällt mit dem objektiv-historischen Prozess und der Formierung der kapitalistischen Produktion zusammen. Wenn man sich die kapitalistische Gesellschaft als ein soziales System der innerlich verbundenen Beziehungen vorstellt, das Dasein in sich und für sich, so ist die Ware das Elementare, das Dasein der kapitalistischen Gesellschaft an sich. Das ist es, warum Marx die Untersuchung der bürgerlichen Ordnung mit der Warenanalyse begann, die eine „Zelle“ des Kapitalismus ist und in dieser „einfachsten Konkretheit“ alle Widersprüche des Kapitalismus aufdeckt. „Die Analyse“, schreibt Lenin, „deckt in dieser einfachsten Erscheinung (in dieser „Zelle“ der bürgerlichen Gesellschaft) a l l e Widersprüche (respective Keime a l l e r Widersprüche) der gegenwärtigen Gesellschaft auf. Die weitere Darlegung zeigt uns die Entwicklung (sowohl das Wachsen als auch die Bewegung) dieser Widersprüche und dieser Gesellschaft in Σ ihrer einzelnen Teile, von ihrem Anfang bis zu ihrem Ende.“ (44) Die Ware ist eine historische Kategorie. Die Rolle der elementaren Realität, „des existierenden Daseins“ erfüllt sie nur im Kapitalismus. In allen anderen Wirtschaftssystemen tritt die Ware als eine Ausnahme von den Regeln und als etwas Besonderes auf. Als eine allgemeine und universelle Bestimmtheit tritt die Ware nur in diesem System auf, denn im Kapitalismus sind alle Verbindungen und Beziehungen durch die Ware vermittelt. Deshalb kann man sie dann selbständig verstehen, wenn alle anderen Beziehungen ohne theoretische Analyse der Ware nicht verstanden werden. Darum analysiert Marx im „Kapital“ vor allem die Warenbeziehungen in reiner Form, unabhängig von konkreteren, besonderen Beziehungen der bürgerlichen Gesellschaft. Nur die besondere Rolle der Ware ermöglicht es, sich bei ihrer Betrachtung von anderen Beziehungen und den Profitbeziehungen zu abstrahieren. Marx erforscht die Warenbeziehung in reiner Form, d.h. zuerst betrachtet er den einzelnen, bargeldlosen Warenaustausch. „Da die Warenform die allgemeinste und nicht entwickelte bürgerliche Produktionsform ist“, schrieb er, „entsteht sie sehr früh, obwohl sie in vorigen Epochen nicht so vorherrschend war...“ (45) Die aufmerksame Analyse dieser „elementaren Konkretheit“, der Einzelheit erlaubt es, das allgemeine Gesetz der Warenproduktion zu erkennen. Selbst die Natur der Einzelheit interessiert 118 den Forscher nicht für die Registrierung, sondern als ein Weg zur Aufdeckung der allgemeinen Abstraktion der gegebenen Wirklichkeit. Im konkreten System tritt der Anfang nicht nur als eine Bedingung auf, sondern auch als Resultat, d.h. die Systemfunktionierung muss ständig als eigenes Produkt die Bedingung eigener Existenz schaffen. So kann der Kapitalismus auf eigener Grundlage nur dann existieren, wenn er ständig Warenallgemeinheit, die Arbeitskraft als Ware, schafft. Darum bestimmt W.I. Lenin den Kapitalismus als Warenproduktion auf jener Stufe seiner Entwicklung, wo auch die Arbeitskraft zur Ware wird. Deshalb charakterisiert Marx von Anfang an den Kapitalismus als eine große Anhäufung von Waren und die Einzelware als sein elementares Dasein. In diesem Falle wird die Warenbeziehungsallgemeinheit unterstrichen. Jener Umstand, dass im Kapitalismus alle Beziehungen durch die Ware vermittelt sind, ist gar nicht das Ergebnis der theoretischen Überlegungen, sondern eine objektive Tatsache. In ihren theoretischen Grundsätzen versuchte eine Reihe von Wirtschaftswissenschaftlern auch das zu leugnen. Sie behaupteten, dass Marx speziell den Kapitalismus als eine große Anhäufung von Waren bestimmt habe, um im Weiteren den ihm nötigen Schluss darüber zu bekommen, dass die Quelle des kapitalistischen Reichtums, des Schöpfers des Mehrwerts die unbezahlte Arbeit des Arbeiters ist usw. Inzwischen verstanden das schon die Klassiker der politischen Ökonomie. Sie erforschten tiefgründig die Wertkategorie. Bekanntlich versuchte Ricardo, alle anderen Besonderheiten des bürgerlichen Reichtums, ausgehend vom Wertprinzip, zu begreifen. Die Warenallgemeinheit in der kapitalistischen Gesellschaft widerspiegelte sich umfangreich in den historischen Untersuchungen, besonders in den Werken von Thierry über die Bildung des dritten Standes. Die Gesamtheit der Ware-Geld-Beziehungen in der bürgerlichen Ordnung fand ihre Widerspiegelung auch in der schöngeistigen Literatur. So beschreibt das Balzac mit Worten seines Helden Bianchon: „In früheren Zeiten spielte das Geld keine so entscheidende Rolle; es gab auch etwas anderes, das sogar dem schnöden Mammon vorgezogen wurde. Das waren edle Herkunft, Talent, Verdienste vor dem Staat. Aber in unseren Tagen hat das Gesetz das Geld zum Maßstab aller Dinge gemacht, machte es zur Grundlage der politischen Rechtsfähigkeit. Einigen Amtspersonen wurde wegen der Ermangelung an Vermögen das Abstimmungsrecht bei Wahlen entzogen; Jean-Jacques Rousseau wäre dieses Recht entzogen! Das Erbrecht, das die Vermögensverteilung vorsieht, zwingt jeden schon mit zwanzig Jahren selbständig zu werden. Und zwischen der Notwendigkeit sich ein Vermögen zu schaffen und den Wucherfinanzmachenschaften gibt es keine Schranken, denn das Religionsgefühl ist in Frankreich verschwunden, ungeachtet der löblichen Bemühungen derjenigen, die den Katholikeneinfluss wiederherzustellen versuchen. Das ist es, was die Leute sagen, die gleich mir die Gesellschaftsphysiologie studieren.“ (46) Auf diese Weise werden die Ware und die Warenbeziehung zu Recht als der Ausgangspunkt, die Keimform des Kapitalismus sowohl historisch als auch logisch definiert. Dasselbe kann man auch vom Eiweiß, vom lebendigen Protoplasma sagen, das die einfachste Form, die elementare Konkretheit der biologischen Materie ist. Im Laufe der geistigtheoretischen Wiedergabe des Lebens ist eine Vorbereitungsanalyse dieser einfachsten Konkretheit nötig. Bezüglich der Entdeckung der Zelle, ihrer Rolle in der Biologie, schrieb Engels an Marx: „Die Haupttatsache, die die ganze Physiologie revolutionierte und das erste Mal die vergleichende Physiologie ermöglichte, ist die Entdeckung der Zelle: in den Pflanzen von Schleiden, bei den Tieren - von Schwann ... Alles ist die Zelle. Die Zelle ist das hegelsche Insich-sein und geht in ihrer Entwicklung gerade den hegelschen Prozess durch, bis sich auch endlich die „Idee“ entwickelt, dieser vollendete Organismus.“ (47) In der Quantenmechanik ist so ein allgemeiner Anfang, von dem ausgehend das Naturverständnis der Mikroerscheinungen möglich ist, das Handlungsquant, die Korpuskelwellennatur der Mikroerscheinungen. In der Relativitätstheorie ist dieses Ausgangsallgemeine das Relativitätsprinzip. Es entsteht die Frage, wie man die Maxwell’sche 119 Gleichung für unbewegliche Körper auf elektromagnetische Erscheinungen in den beweglichen Medien verallgemeinern kann, wenn es keinen Äther gibt, und die elektromagnetischen Erscheinungen (Felder) eine selbständige Realität darstellen, wobei die sich aufeinander beziehenden beweglichen Systeme nicht beschleunigen, sondern raum-euklidisch, homogen und isotrop sind? Das große Verdienst Einsteins besteht darin, dass er auf diese Frage die Antwort gegeben hat. Nach Einstein ist die allgemeine Grundlage, der Ausgangspunkt bei der Verallgemeinerung der Maxwellschen Gleichungen auf sich bewegende Medien das Relativitätsprinzip. Das objektiv-allgemeine ist sowohl für die Ware, als auch für das lebendige Protoplasma, sowohl für die Korpuskelwellennatur der Mikroerscheinungen als auch für das Relativitätsprinzip, dass sie alle höchst elementar, allgemein, unmittelbar sind und keine Begründung in diesem System erfordern. Alle anderen, komplizierteren Bestimmtheiten des Konkreten basieren umgekehrt auf ihnen. Das alles zeugt davon, dass in einem beliebigen konkreten, organischen System, das historisch ist, alles aus einer Keimform beginnt, aus der das konkrete Ganze erwachsen ist und entwickelt wurde. „Das, was wir den Inhalt, die Bedeutung nannten“, schreibt Hegel, „ist das in sich Einfache, die Sache selbst auf ihre einfachsten, wenn auch umfassenden Bestimmungen zurückführt, im Unterschied zur Ausführung. Dieses Einfache, dieses Thema gleichsam, das die Grundlage für die Ausführung bildet, ist das Abstrakte, die Ausführung dagegen ist erst das Konkrete.“ (48) Freilich, die Elementarheit, die Allgemeinheit, die Unmittelbarkeit des Anfangs muss man konkret verstehen. Außerhalb eines bestimmten Sachgebiets, eines Systems hat so eine Behauptung keinen Sinn. Darin besteht auch eine der Besonderheiten des dialektischen Verständnisses des Anfangsproblems, denn es ist mit dem konkreten, historischen System verbunden. Für das tiefe Anfangsproblemverständnis spielt das „Kapital“ von Marx eine große Rolle, denn hier wurden in einer Wissenschaft möglichst allseitig und vollständig die Dialektik, Logik und die Theorieerkenntnis des Marxismus verwendet. Wenn auch Marx die „LOGIK“ (groß geschrieben) nicht hinterließ“, schrieb W.I. Lenin, „so hinterließ er die Logik des ‚Kapitals’, und das müsste man besonders in dieser Frage verwenden. Im „Kapital“ wurden die Logik, Dialektik und die Theorieerkenntnis zu einer Wissenschaft (man braucht nicht drei Wörter: das ist ein und dasselbe) des Materialismus, der alles Wertvolle bei Hegel genommen und dieses Wertvolle vorangebracht hat.“ (49) In der Untersuchung der Logik des Gegenwartsdenkens ist das „Kapital“ ein Muster der wissenschaftlich-theoretischen Erkenntnis der Wirklichkeit. „Eine zweifache Analyse“, schrieb über das „Kapital“ Lenin, „eine deduktive und induktive, logische und historische...“ (50) Hier werden ökonomische Beziehungen und Kategorien nicht in Koordination, sondern in innerer Subordinationsverbindung betrachtet. Das wichtigste Moment der Logik des „Kapitals“ ist das Anfangsproblem, wo der Anfang nicht einfach als quantitativ-gemeine, sondern als allgemeine, elementare Systemkonkretheit auftritt. Die Logikanalyse des „Kapitals“ überzeugt noch einmal davon, dass der Anfang nicht willkürlich und subjektiv sein kann. Er tritt als eine allgemeine und notwendige Systembestimmtheit auf. Der Anfang wird zum Anfang infolge einer besonderen Rolle in der objektiven Realität und in ihrer wissenschaftlich-theoretischen Wiederherstellung. Der Anfang ist das einfachste, gewöhnlichste, massenhafteste, unmittelbarste Sein, bemerkte W.I. Lenin. „Der Begriff (die Erkenntnis) im Sein (in den unmittelbaren Erscheinungen) eröffnet die Wesenheit... - so ist wirklich der a l l g e m e i n e G a n g der gesamten menschlichen Erkenntnis (der ganzen Wissenschaft) überhaupt. So ist auch der Gang der N a t u r w i s s e n s c h a f t und der p o l i t i s c h e n Ö k o n o m i e (und der Geschichte).“ (51) 120 Das dialektisch-logische Anfangsverständnis, die Methode des Aufstiegs vom Abstrakten zum Konkreten fanden ebenfalls fruchtbare Anwendung im Werk von Engels „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“. Engels zeigte vor allem, dass vor den Forschungen von Morgan bei der Untersuchung der Familienbeziehungen in der Urgesellschaft hauptsächlich der Empirismus herrschte, der das historische Erscheinungsverständnis ausschloss. In diesen Untersuchungen wurden einfach ungeregelte Geschlechtsbeziehungen in den Urzeiten, orientalische Polygamie und indisch-tibetische Polyandrie als historische Tatsachen beschrieben, aber es gab keinen ernsten theoretischen Versuch, sie auf Grund von etwas Einheitlichem zu begreifen. „Aber diese drei Formen“, schrieb Engels, „konnte man nicht in ihrer historischen Reihenfolge anordnen, und sie figurierten nebeneinander ohne jegliche Wechselbeziehung.“ (25) Beim Fehlen des theoretischen Verständnisses war es schwer, zum Beispiel solche Fragen zu erklären: warum man bei einzelnen Völkern der antiken Welt den Ursprung nicht nach dem Vater, sondern nach der Mutter zählte, und warum bei vielen Völkern die Ehen innerhalb bestimmter, mehr oder weniger großen Gruppen verboten waren? Alle diese Tatsachen wurden als zufällige Erscheinungen, als „Sonderbarkeiten“ interpretiert. In die Erforschung der Urfamilie brachten viele Verwirrungen die formalen, äußerst künstlich aufgebauten Arbeiten von MacLennan. Zum Beispiel kamen bei der Erforschung der Urfamilie zwei Sittenarten vor. Erstens, die Sitte, bei der der Bräutigam die Braut aus einer anderen Gruppe entführen muss; es gibt Gruppen, innerhalb derer die Ehe verboten ist. Zweitens gibt es die Sitte, die fordert, dass die Männer einer bestimmten Gruppe sich nur innerhalb der eigenen Gruppe eine Frau wählen. Anstatt diese Tatsachen tiefgründig zu analysieren, begnügte sich MacLennan mit der oberflächlichen, künstlichen Teilung dieser Gruppen in exogame und endogame. Im Weiteren leitet er den Grund für die Exogamie nicht aus der Blutverwandtschaft, sondern aus dem Mangel an Frauen ab, der, nach seiner Meinung, die Folge der bei den Wilden verbreiteten Sitte ist, die Kinder weiblichen Geschlechts nach der Geburt zu töten. „Da die Exogamie und die Vielmännerei aus ein und demselben Grunde - der zahlenmäßigen Ungleichheit beider Geschlechter - entstehen, so müssen wir meinen, das bei allen exogenen Rassen ursprünglich Vielmännerei war... Und darum müssen wir zweifellos annehmen, dass unter exogamen Rassen das erste Verwandschaftssystem das war, welches die Blutverwandtschaft nur von der mütterlichen Seite kannte.“ (53) In MacLennans Familienstrukturen und seinen Theorien über die Urehe sind ernste Mängel logisch-methodologischer Art enthalten. Vor allem werden die Urfamilie, die Verwandtschaftsbeziehungen von ihm statisch, außerhalb gesellschaftshistorischer Entwicklung betrachtet. In seinen Untersuchungen deckt er nicht innere Verbindungen, die Unterordnung der Familienbeziehungen in der Urgesellschaft auf, sondern ist mit der Verwandlung der vorhandenen Tatsachen in künstliche Prinzipien beschäftigt. MacLennan verwechselt die Aufdeckung der allgemeinen, massenhaften Beziehung der Wirklichkeit mit einem zufälligen, willkürlichen Systemelement. So ist zum Beispiel das Problem des Frauenmangels in der Urfamilie bei weitem keine einfachste, elementarste und „massenhafteste Beziehung“. Die Arbeiten von Morgan wurden nach ihrer Logik und Methodologie zu einer großen Errungenschaft. Darin wurde theoretisch richtig die Natur der Urfamilie aufgedeckt und wiedergegeben. Freilich, wir finden schon im „Mutterrecht“ von Bachofen Elemente der richtigen Problemstellung. Bachofen sah, dass 1) die Urmenschen anfangs im unbegrenzten Geschlechtsverkehr lebten; 2) solche Beziehungen die Möglichkeit der genauen Feststellung des Vaters ausschlossen und man deshalb die Herkunft nur nach der Frauenseite bestimmen konnte; 3) infolgedessen die Frauen als einzige genaue Eltern der jungen Generation Hochachtung genossen, die bis zu ihrer vollen Herrschaft stieg. Aber die Entwicklung der Familienbeziehungen leitet er aus der Entwicklung der Religionsvorstellungen, Einführung der neuen Götter usw. ab. Bachofen glaubte wirklich, dass die Götter Athene und Apollo in der grie121 chischen heldenhaften Epoche ein Wunder vollbrachten: sie stürzten das Mutterrecht, ersetzten es durch das Vaterrecht. Nichtsdestoweniger schätzte Engels Bachofens theoretische Verdienste als einen tiefgründigen Forscher der Familiengeschichte sehr, der die Urfamilie als etwas sich Entwickelndes und verbundenes Ganzes zu verstehen bemüht war. „Er legte als erster“, schrieb Engels, „statt leerer Phrasen über den unbekannten Urzustand mit ungeregelten Geschlechtsbeziehungen in der klassischen antiken Literatur den Beweis vieler Bestätigungen dessen vor, dass bei den Griechen und den asiatischen Völkern wirklich vor der Monogamie so ein Zustand existierte, in dem, den Brauch keinesfalls störend, nicht nur der Mann mit mehreren Frauen, sondern auch die Frau mit mehreren Männern Geschlechtsbeziehungen haben durfte; er bewies, dass dieser Brauch bei seinem Verschwinden eine Spur in Form der Notwendigkeit für die Frau hinterließ, das Monogamierecht mit dem Preis der die durch bestimmte Rahmen eingeschränkte Verpflichtung, sich fremden Männern hinzugeben, zu erkaufen; dass darum die Herkunft ursprünglich nur nach der Frauenlinie bestimmt werden konnte - von der Mutter zur Mutter; dass diese ausschließliche Bedeutung der Frauenlinie noch lange auch in der Periode der Monogamie, wo die Vaterschaft unbestreitbar oder jedenfalls anerkannt wurde, beibehalten blieb; dass endlich diese ursprüngliche Lage der Mütter als der einzigen unbestreitbaren Eltern ihrer Kinder ihnen und damit allen Frauen überhaupt einen hohen Gesellschaftsstatus sicherte, welchen sie seitdem nie mehr eingenommen haben.“ (54) Im Unterschied zum Empirismus und theoretischen Mystizismus wurde das wissenschaftliche, theoretische Problemverständnis in den Arbeiten von Morgan erreicht, der zu dieser Frage mit einem „in vieler Hinsicht entscheidendem Material“ auftrat. In seinen Forschungsarbeiten bewies er überzeugend, dass „das bei den Irokesen wirkende eigenartige Verwandtschaftssystem allen Ureinwohnern der Vereinigten Staaten eigen und folglich auf dem ganzen Kontinent verbreitet war, obwohl es direkt den Verwandtschaftsstufen, die tatsächlich aus dem dort angenommenen Ehesystem abgeleitet wurden, widerspricht.“ (55) Nach dem Denkstil, der Logik und der Methodologie ist die Arbeit von Morgan wichtig, denn sie zeugt von der großen Bedeutung der Prinzipien der dialektischen Logik in der theoretischen Wirklichkeitswiedergabe. In seinen Untersuchungen begnügte sich Morgan nicht mit der Feststellung der Tatsachen, der passiven Verallgemeinerung des dort angenommenen Ehesystems, sondern er versuchte das alles von Grund auf zu verstehen. Mit diesem Ziel analysierte er theoretisch das besondere, eigenartige Verwandtschaftssystem bei den Irokesen, das für die ganze einheimische Bevölkerung der Vereinigten Staaten gemein war. Wichtig ist auch, dass er nicht von dem Begriff, den theoretischen Voraussetzungen ausgeht, sondern er versucht theoretisch das ganze System der Familienbeziehungen in der Urgesellschaft auf Grund der Analyse jenes besonderen, einmaligen Verwandtschaftssystems, das in diesem System eine allgemeine Rolle spielt, wiederherzustellen. Aus diesem Grunde tritt dieses unentwickelte Verwandtschaftssystem als der Anfang, als „elementare Zelle“ im Verständnis und in der theoretischen Wiedergabe der Familienbeziehungen in der Urgesellschaft auf. Nach ihrer Logik und der Methodologie ist solch eine theoretische Analyse im Wesentlichen mit der Logik des „Kapitals“ identisch, wo die geistig-theoretische Wiedergabe der kapitalistischen gesellschaftsökonomischen Formation mit der Analyse des elementaren Seins, des einzelnen Warenaustausches beginnt, obwohl auf den ersten Blick so ein einfacher Austausch der im Kapitalismus verbreiteten Austauschform widerspricht. Auf gleiche Weise betrachtet Morgan die Familie, indem er von einem bestimmten Verwandtschaftssystem ausgeht, obwohl es dem dort verbreiteten Ehesystem widerspricht. Engels untersuchte gründlich die Methode von Morgan, indem er zeigte, wie im Resultat der theoretischen Analyse Morgan sah, „1) dass das bei den Indianern Amerikas angenommene Verwandtschaftssystem auch bei zahlreichen Stämmen in Asien und in etwas veränderter Form in Afrika und in Australien existiert; 2) dass dieses System seine volle Erklärung in jener 122 Gruppeneheform bekommt, die sich gerade im Stadium des Absterbens auf den Hawaiischen und anderen australischen Inseln befindet und 3) dass neben dieser Eheform auf denselben Inseln aber auch ein solches Verwandtschaftssystem existiert, das nur durch eine noch ältere, heute abgestorbene Gruppeneheform erklärt werden kann.“ (56) In diesem Falle handelt es sich um eine dialektische, theoretische Betrachtung der objektiven Wirklichkeit. Ursprünglich stellt der Forscher zahlreiche Tatsachen fest, betrachtet Verwandtschaftssysteme und ihre Widersprüche, obwohl die Frage damit nicht ausgeschöpft wird. Im Weiteren versucht Morgan alle diese Tatsachen aus den auf den Hawai-Inseln im Absterbezustand befindlichen Besonderheiten der Gruppenehe theoretisch zu erklären und zu begreifen. Seinerseits leitet er das dort festgestellte Verwandtschaftssystem aus der weniger entwickelten Urform ab, die sich als eine höchst abstrakte Realität, als „Zelle“ dieses Systems erweist. Auf den ersten Blick erinnert diese Methode anscheinend an Reduktion, Herabsetzung, aber in Wirklichkeit ist sie dem einseitigen Reduktionismus nicht identisch, sondern ist eine wichtige Form der geistig-theoretischen Wiedergabe der Wirklichkeit. In jedem theoretischen Zusammenfassungsakt ist hier zugleich die Ableitung zugegen, denn jedes Verwandtschaftssystem wird nicht nur zur Familienurform zurückgeführt, sondern auch aus der Bewegung und Entwicklung dieser letzten ausführlich erklärt. Bei der metaphysischen Reduktion wird etwas auf das Urelement zurückgeführt, aus welchem es unmöglich ist, die Spezifik der vorhandenen Forschungsform zu verstehen. Engels schätzte das Buch von Morgan „Blutsverwandtschaftssystem und Eigenschaften“ hoch ein. „Von den Verwandtschaftssystemen ausgehend, hat er ihnen entsprechende Familienformen wiederhergestellt“, schrieb Engels, „und auf solche Weise einen neuen Forschungsweg und die Möglichkeit tiefer in die Vorgeschichte der Menschheit einen Blick zu werfen, eröffnet.“ (57) Hier haben wir ein theoretisches, dialektisches Verständnis der Familienbeziehungen in der Urgesellschaft, das dem abstrakten und formalen Frageverständnis gegenübersteht. Im folgerichtigen Übergang von einer Form zur anderen, vom Inhaltsreicheren zum Einfachsten sucht Morgan nicht nach irgendwelchen Prinzipien, hypothetischen Voraussetzungen, sondern er bemüht sich, höchst abstrakte und einfachste Konkretheit, eine „Zelle“ zu erkennen, aus dem man die nächstkomplizierte Form erklären kann. Nach seiner logischen Form und dem Inhalt ist die Methode von MacLennan den theoretischen Prinzipien von Proudhon und Dühring identisch. Die Sache ist die, dass er in den theoretischen Konstruktionen nicht von realen Beziehungen, sondern von künstlichen und hypothetischen Gebäuden oder aus einer zufälligen Tatsache, die er unkritisch verallgemeinert, ausgeht. Seine theoretischen Ausführungen leitet MacLennan aus solchen Grundlagen ab, die prinzipiell noch Erklärung bedürfen. So stützte sich zum Beispiel die ganze Familiengeschichte nach MacLennan auf die Gegensätze zwischen den exogamen und endogamen „Stämmen“, was als Grundstein dieser ganzen Theorie offenbart wurde. In den Forschungsarbeiten von Morgan wurde das alles gänzlich widerlegt. Morgan hat das alles bewiesen und erklärt, indem er von der wirklichen Grundlage ausging. Endogamie und Exogamie bilden keineswegs Gegensätze; die Existenz der exogamen „Stämme“ ist bis jetzt noch nirgends bewiesen worden. „Aber in der Zeit“, schrieb Engels, „als noch die Gruppenehe herrschte, und sie existierte anscheinend einmal allerorts, wurde der Stamm in eine Reihe mütterlicherseits verbundener Blutverwandtschaftsgruppen, Sippen, geteilt, in denen strenges Eheverbot herrschte, so dass die Männer, die einer Sippe angehörten, obwohl sie eine Frau innerhalb des Stammes nehmen durften und, in der Regel, haben sie das auch gemacht, aber sie außerhalb der eigenen Sippe nehmen mussten. Wenn also die Sippe streng exogam war, so war der Stamm, der eine Reihe von Sippen vereinte, auch streng endogam. Damit war der letzte Rest der künstlichen Konstruktionen von MacLennan widerlegt.“ (58) 123 In den theoretischen Grundsätzen Morgans wird das Exogamie- und Endogamieproblem real verstanden und von einer allgemeineren Grundlage - der allerorts (in einer bestimmten Epoche) existierenden Gruppenehe, abgeleitet. Außerdem entdeckte Morgan in einer nach dem Mutterrecht organisierten Sippe die Urform, aus der sich die späteste nach dem Vaterrecht organisierte Sippe entwickelte. „Die griechische und römische Gentilgemeinschaft“, schrieb Engels, „die bisher ein Rätsel für alle Historiker war, bekam ihre Erklärung in der Indianersippe und somit war eine neue Grundlage für die ganze Urgeschichte gefunden.“ (59) Im Resultat einer solchen theoretischen Analyse bekam Morgan eine reale Möglichkeit, die ganze Urgeschichte ganzheitlich vorzustellen, innere Verbindungen und die Subordination der Ursippen aufzudecken, beginnend von der höchst allgemeinen Form der Gruppenehe, dem Mutterrecht und anschließend mit dem Vaterrecht und der monogamen Familie. „Jedem ist klar“, schrieb Engels, „dass somit eine neue Epoche in der Ausarbeitung der Urgeschichte eröffnet wurde. Die Sippe, die nach dem Mutterrecht gegründet wurde, wurde zu jenem Kernpunkt, um den sich diese ganze Wissenschaft dreht; seit seiner Entdeckung wurde klar, in welcher Richtung und was man erforschen und wie man die festgestellten Ergebnisse gruppieren muss.“ (60) Morgan verwendete wirklich ein neues methodologisches Verfahren, denn er ging von der Hervorhebung eines bestimmten Gegenstandsbereichs aus, insbesondere analysierte er familienverwandtschaftliche Beziehungen der Irokesen, unter denen er lange Zeit gelebt hatte. In einer aufmerksamen Analyse entdeckte er das Verwandtschaftssystem bei den Irokesen, das sich im Widerspruch mit den wirklichen Familienbeziehungen befand. In Wirklichkeit hatten sie eine leicht auflösbare Monogamie, wobei es scheint, die Benennungsverwendungen: Vater, Mutter Sohn, Tochter, Bruder, Schwester usw., klar sein sollten. Aber der tatsächliche Gebrauch dieser Wörter widersprach irgendwie alledem. Morgans Verdienst besteht darin, dass er sich über diese Widersprüche nicht hinwegsetzte, er sah darin nicht eine „einfache Höflichkeitsform“ und deutete sie nicht als etwas Zufälliges, sondern beschloss folgerichtig ihren tieferen Grund zu klären. Es erwies sich, dass ein solches Verwandtschaftssystem kein leerer Wortgebrauch ist, sondern der Ausdruck der tatsächlich herrschenden Ansichten zu Verwandtschaft und Nichtverwandtschaft (Nähe - Weite). Auf solche Weise geht die Theorie von der tatsächlichen Lage aus und deckt darin Widersprüche auf, die man nicht einfach ignorieren kann, und das erfordert theoretische und historische Deutung. F. Engels schrieb: „Die Bezeichnungen Vater, Kind, Bruder, Schwester - sind nicht etwa nur Ehrentitel, sie ziehen ganz bestimmte, ernste gegenseitige Verpflichtungen nach sich, deren Gesamtheit den existierenden Gesellschaftsordnungsteil dieser Völker ausmacht.“ (61) Ebenso wie Marx im „Kapital“ das Geldgeheimnis erklärt, indem er von der Entwicklung des einfachen Warenaustausches ausgeht, so leitet auch Morgan das Verwandtschaftssystem bei den Irokesen (Vater, Bruder, Schwester) aus jener realen Familienform ab, die einst auf den hawaiischen Inseln bestand. „Auf den Sandwich Inseln (Hawaii) existierte schon in der ersten Hälfte des gegenwärtigen Jahrhunderts die Familienform, in der genau solche Väter und Mütter, Brüder und Schwestern, Söhne und Töchter, Onkel und Tanten, Neffen und Nichten waren, wie sie das amerikanische und altindianische Verwandtschaftssystem fordert.“ (62) Aber auch das Verwandtschaftssystem auf Hawaii entsprach seinen wirklichen Familienbeziehungen nicht und darum setzte es ursprünglichere, nicht differenzierte Familienbeziehungen voraus. Auf Hawaii galten alle Kinder der Brüder und Schwestern ohne Ausnahme als Brüder und Schwestern und gemeinsame Kinder nicht nur ihrer Mutter und ihrer Schwestern, ihres Vaters und seiner Brüder, sondern auch aller Brüder und Schwestern ohne Unterschied. Solch ein höchst allgemeines Verwandtschaftssystem ist schwer, von der dort existierenden Familienform unmittelbar ausgehend zu erklären. Deshalb schrieb Engels: „Wenn folglich das amerikanische Verwandtschaftssystem eine in Amerika schon nicht mehr existierende primitivere Familienform voraussieht, die wir wirklich noch auf den Hawaii-Inseln finden, so weist andererseits das hawaiische Verwandtschaftssystem auf eine noch frühere Familienform 124 hin, deren Existenz wir gegenwärtig freilich schon nirgends mehr auffinden können, aber die existieren musste, denn sonst hätte das entsprechende Verwandtschaftssystem nicht entstehen können.“ (63) Auf solche Weise, mittels der schrittweisen Zurückführung des Verwandtschaftssystems auf die nächsten Familienformen wird die Möglichkeit geschaffen, endlich höchst elementare, noch nicht geteilte Familienform, aus deren Entwicklung und allmählicher Teilung andere entwickeltere Familienformen in der Urgesellschaft entstanden. Im „Ursprung der Familie...“ von Engels unterscheidet sich auch das Gegenstandsforschungsverfahren vom Verfahren der geistig-theoretischen Wiedergabe der konkreten Wirklichkeit, der theoretischen Auslegung. Wenn im Laufe der Untersuchung der Theoretiker von der realen Form, in diesem Falle von dem existierenden Verwandtschaftssystem ausgeht, das der vorhandenen Familienform widerspricht und allmählich dahin kommt, bis die einfachste Form, die „Zelle“ festgestellt wird, so beginnt die Problemauslegung direkt bei dieser einfachsten Form und sie steigt zu konkreteren und inhaltsreichen Familienformen und zum Verwandtschaftssystemen auf. Nach seiner Logik und Methode ist „Der Ursprung der Familie...“ von Engels ähnlich dem „Kapital“ von Marx. Während Marx im Laufe der wissenschaftlichen Untersuchung und der theoretischen Analyse der kapitalistischen Formation, ihrer verschiedenen konkreten, entwickelten Formen das „elementare Sein“ des Kapitalismus in der Ware aufdeckt, so verwendeten Engels und Morgan die theoretische Analyse zur Erforschung der Familienbeziehungen in der Urgesellschaft, obwohl diese Analyse quasi in historischer Form auftritt. Im Ergebnis einer solchen theoretischen Analyse, die in Abstiegsform verwirklicht wird, kann jene unentwickelte Familienurform, aus der sich alle anderen konkreten Familienbeziehungsformen entwickelten, geklärt werden. Ursprünglich herrschte in den Familienbeziehungen in der Urgesellschaft unbegrenzter Geschlechtsverkehr und es fehlte Differentiation. „... Es existierte der Urzustand“, schrieb F. Engels, „wo inmitten des Stammes unbegrenzte Geschlechtsverbindungen herrschten, so dass jede Frau jedem Manne und genau so jeder Mann jeder Frau gehörte.“ (64) Aber diese primitive Form gehörte einer überaus fernen Epoche. Diese Frage berührend, schrieb Engels, dass man „kaum damit rechnen kann, unter sozialen Fossilien, bei den in ihrer Entwicklung zurückgebliebenen Wilden, direkte Beweise ihrer Existenz in der Vergangenheit zu finden.“ (65) Die Notwendigkeit solcher Urform wird vom auf den Hawaii-Inseln gefundenen Verwandtschaftssystem und von der Logik des Sachverhalts vorausgesetzt. Es ist so, dass als Anfang eines beliebigen Systems, auch der Familienurform, nur eine solche Form dienen kann, die in diesem System als höchst primitive, embryonale, abstrakte und nicht differenzierte Form auftritt. Die hawaiische Familienform kann nicht zur Ursprungsform gezählt werden, denn darin gibt es eine gewisse Differentiation. Aber auch dort existierte ein Verwandtschaftssystem, das noch primitivere Familienformen in einer noch früheren Epoche vermutet. Die Abstraktheit, Nichtdifferenziertheit und Primitivität bilden die wichtigste Charakteristik eines beliebigen Anfangs. Im Ganzen existiert dieses Anfangsverständnis auch in den naturwissenschaftlichen Untersuchungen. In diesem Sinne ist die Erforschung der Nervensystemevolution von I.M. Setschenow charakteristisch. Im Laufe der theoretischen Frageanalyse bezeichnet er als den Anfang, den Ausgangspunkt, die nicht differenzierteste, nicht geteilte und embryonale Form des Nervensystems. „Auf der niederen Stufe des Tierreiches“, schrieb er, „ist die Fühlbarkeit gleichmäßig durch den ganzen Körper ohne jegliche Aufteilungsmerkmale und Trennung in Organe verbreitet. In ihrer Ausgangsform ist sie von der so genannten Reizbarkeit einiger Gewebe, (zum Beispiel Muskelgewebe) bei höheren Tieren kaum zu unterscheiden, weil sie von der anatomischen und physiologischen Seite ein reizbares 125 und zugleich kontrahierendes Protoplasmastück darstellt. Je nachdem, wie sich die Evolution vorwärts bewegt, beginnt diese zusammengesetzte Form sich mehr und mehr in einzelne organisierte Bewegungs- und Gefühlssysteme zu zergliedern: den Platz des kontrahierenden Protoplasmas nimmt jetzt das Muskelgewebe ein, und die gleichmäßig verbreitete Reizbarkeit gibt ihren Platz einer sich zusammen mit dem Nervensystem entwickelnden, bestimmten Lokalisation der Empfindlichkeit ab.“ (66) Hier wird die Ausgangsform von I.M. Setschenow als eine höchst abstrakte, unmittelbare und gleichmäßig verbreitete Form dieser Konkretheit charakterisiert. Deshalb tritt sie auch in einem weniger inhaltsreichen System auf. Nur im Entwicklungsprozess wird die ursprüngliche Ausgangsform immer inhaltsreicher. Dabei stellt I.M. Setschenow die Nervensystemevolution als die Bewegung vom einfachen zum komplizierten, von der undifferenzierten Form zur vielfach zergliederten dar. „Noch weiter“, schrieb er, „spezialisiert sich die Empfindlichkeit sozusagen qualitativ - erscheint ihr Zerfall auf so genannte Systemgefühle (das Hunger-, Durst-, Geschlechts-, Atem- usw. -gefühl) und auf die Tätigkeit der höchsten Sinnesorgane (Gesichtssinn, Tastsinn, Gehörsinn usw.).“ (67) Die Nervensystemevolution mit der Evolution der organischen Welt vergleichend, weist I.M. Setschenow auf ihre Identität hin. „Der Evolutionstyp ist auch hier im Allgemeinen der alte - die Zergliederung oder die Differentiation des Vereinigten in Teile und ihre Absonderung in Gruppen verschiedener Funktionen (Funktionsspezialisierung), aber welch einen großen Schritt macht somit der Tierorganismus im Vergleich mit der Ausgangsform in der Sache der Lebensübereinstimmung mit den Existenzbedingungen! Dort, wo die Empfindlichkeit gleichmäßig über den ganzen Körper verbreitet ist, kann sie dem letzten nur in dem Falle dienen, wenn der Außenwelteinfluss auf den empfindenden Körper unmittelbar durch Berührung wirkt, und dort, wo die Empfindlichkeit sich im Auge, Gehör, und Geruch formierte, kann sich das Tier auch hinsichtlich solcher Einflüsse orientieren, die auf es von weitem einwirken.“ (68) Im „Ursprung der Familie...“ beschränkt sich Engels nicht auf die Charakteristik der ursprünglichen Ausgangsform der Familie, er beweist auch ihre Notwendigkeit auf einer bestimmten, höchst primitiven Produktionsstufe. Im Unterschied zu den höheren Tieren, wo die Herde und die Familie einander nicht ergänzen, sondern einander gegenübergestellt sind und die Eifersucht der Männchen die Entwicklung der Herde hemmt, scheint es, fehlte die Eifersucht in der menschlichen Urgesellschaft, und existierte gegenseitige Duldsamkeit der erwachsenen Männchen. „Die gegenseitige Duldsamkeit der erwachsenen Männchen, ja, das Fehlen der Eifersucht waren die erste Bedingung für die Bildung solcher größeren und dauerhaften Gruppen, in deren Umfeld sich nur die Verwandlung des Tiers in den Menschen vollziehen konnte.“ (69) Ungeachtet einer gewissen Analogie im Zusammenleben der Tiere und der Menschenfamilie gibt es unter ihnen in Wirklichkeit nichts Allgemeines. Die ursprünglichen Familienbeziehungen der Menschen formierten sich auf einer prinzipiell anderen Grundlage, anderen Substanz, als die verschiedenen Formen des Zusammenlebens der Tiere. Die Analogie zwischen der Ursprungsfamilienform mit dem Tierzusammenleben wäre genau solch ein theoretische Fehler wie die Zurückführung der Gesetze der Elektrodynamik auf die Mechanik, der Gesetzmäßigkeiten der Mikrowelt auf die Makrowelt usw. Diese Seite der Frage berührend, schrieb F. Engels: „...die Tierfamilie und die menschliche Urgesellschaft sind unvereinbare Dinge, weil die Urmenschen, die sich aus dem Tierzustand herausfanden, entweder überhaupt keine Familie kannten, oder höchstens solche, die bei den Tieren nicht vorkommen.“ (70) In der Tat war ihrer Natur nach die Urfamilie ziemlich ungegliedert, miteinander verschmolzen und universal. Das zeugt von der gleichzeitigen Existenz der Polygamie und der Polyandrie. Bei den Säugetieren kommen ungeregelter Geschlechtsverkehr, Polygamie, Monogamie vor, aber es fehlt die Polyandrie. In diesem Zusammenhang kritisiert Engels Westarmark (Schreibweise konnte nicht überprüft werden. Anm. d. Ü.), der solchen Zustand auf der frühen Stufe der 126 menschlichen Gesellschaft leugnete, indem er ihn mit der Prostitution identifizierte. Die Gruppenehe war ein gesetzmäßiger und notwendiger Zustand in der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft, deshalb war sie moralisch. Und natürlich ist sie mit der Prostitution nicht zu vergleichen, die eine perverse Form ist, entstanden als Folge der Produktionsbeziehungen. „... Es kann kein Verständnis der Ursprungsbedingungen erreicht werden“, schrieb Engels, „ so lange sie durch die Bordellbrille angesehen werden.“ (71) Die theoretische Grundlage solcher Fehler ist das Fehlen des Historismus in der Untersuchung der Gesellschaftserscheinungen. Der echte Inhalt, die allgemeine Grundlage der Gegenstände und Erscheinungen wird nur unter der Bedingung erkannt, wenn der Forscher dazu von der Position des Historismus aus herangeht, sie konkret betrachtet. Die Frage nach dem Ausgangspunkt, dem Anfang existiert in der dialektischen Logik außerhalb der Zeit und des Raums überhaupt nicht, sondern wird konkret als Anfang, als „Ausgangszelle“ des gegebenen historisch bestimmten Systems betrachtet. Das theoretische Verständnis der Urfamilie wird mit der Aufdeckung der einfachsten Ausgangsform nicht ausgeschöpft. Die Entdeckung und die Begründung des Anfangs ist nur ein Mittel der geistig-theoretischen Wiedergabe des Gegenstandes. Deshalb muss man in der theoretischen Erkenntnis die Bewegung und die Entfaltung dieser einfachsten Form verfolgen. Im Laufe solchen Aufstiegs in der Wissenschaft wird der Gegenstand immer inhaltsreicher und konkreter. So verfolgt Engels, wie aus dem ungeregelten Verkehr sehr früh eine Blutverwandtschaftsfamilie, die erste Familienstufe entsteht, in der die Ehegruppen nach den Generationen verteilt sind. In dieser Familie existiert schon die Differentiation, denn Ehegattenrechte werden zwischen den Eltern und Kindern, Vor- und Nachkommen ausgeschlossen. Die Blutverwandtschaftsfamilie wurde nirgends gefunden, sie ist ausgestorben. „Aber dass diese Familie existieren musste“, schrieb Engels, „zwingt uns das hawaiische Verwandtschaftssystem anzuerkennen, das auch noch bis jetzt in Polynesien in Kraft bleibt und solche Blutverwandtschaftsstufen ausdrückt, welche nur bei dieser Familienform entstehen können...“ (72). Im Laufe der weiteren Entwicklung gab es eine noch größere Differenzierung der Familienbeziehungen. Wenn in einer Blutverwandtschaftsfamilie Geschlechtsverkehr zwischen Eltern und Kindern unzulässig ist, so ist er da auch unter leiblichen Brüdern und Schwestern verboten. Eine solche Einschränkung existierte auf den Hawaii-Inseln im vorigen Jahrhundert. Die Tatsache an und für sich, das Verbot des Geschlechtsverkehrs zwischen den Kindern einer Mutter, wirkte sich ernst auf die Teilung der alten und der Erneuerung der neuen Hausgemeinden aus. „Eine Reihe oder mehrere Reihen Schwestern bildeten den Kern einer Gemeinde, ihre leiblichen Brüder - den Kern der anderen. So oder auf solchem Wege entstand aus der Blutverwandtschaftsfamilie die Familienform, die Morgan Punalua-Familie nannte.“ (73) Im weiteren entstand aus der Punalua-Familie hauptsächlich das Gentilgemeinschaftsinstitut, denn bei der Gruppenehe ist der Vater des Kindes unbekannt, und die Mutter ist bekannt, deshalb kann bei allen Gruppeneheformen die Herkunft der Kinder nur von der mütterlichen Seite festgestellt werden. Die Rolle der Punalua-Familien charakterisierend, schrieb Engels: „Die Punalua-Familie lieferte einerseits eine volle Erklärung des bei den amerikanischen Indianern herrschenden Verwandtschaftssystems, das Morgan als Ausgangspunkt aller seiner Forschungen diente; es diente andererseits als ein fertiger Ausgangspunkt, aus dem man eine auf Mutterrecht gegründete Sippe gründen konnte...“ (74) Im Weiteren entsteht aus der Entwicklung der Punalua-Familie eine Paarfamilie, bei der der Mann mit einer Frau lebt und gleichzeitig von der Frau strengste Treue gefordert wird; und für den Ehebruch wird sie hart bestraft. „Die Ehebande aber konnte man leicht von beliebiger Seite auflösen, die Kinder aber gehörten, wie auch früher, nur der Mutter.“ (75) Einige Züge der 127 Paarfamilie erscheinen noch in der Tiefe der Punalua-Familie, obwohl sie ursprünglich als etwas Unbeständiges, Zufälliges in diesem System auftritt. In der Punalua-Familie hatte der Mann eine Hauptfrau unter vielen Frauen, und er war für sie Hauptmann unter anderen Männern. Mit der Entwicklung des Privateigentums verwandelte sich die Paarfamilie in eine monogame Familie, bei der der Vater Haupt und Herr der ganzen Familie ist. Zu dieser Zeit wurde das Mutterrecht gestürzt und der Vater wurde zum echten Herrn der Familie und der Sklaven. „Um die Treue der Frau zu sichern“, schrieb F. Engels, „und folglich auch die Herkunft der Kinder von einem bestimmten Vater, ergibt sich die Frau der absoluten Macht des Mannes; wenn er sie tötet, so führt er nur sein Recht aus.“ (76) Die monogame Familie als Resultat der Entwicklung der Familienbeziehungen in der Urgesellschaft tritt zugleich als Anfang, als „Zelle“ aller Familienbeziehungen in der zivilisierten Gesellschaft auf. „Die Monogamie“, schrieb F. Engels, „war ein großer historischer Fortschritt, aber zugleich eröffnete sie neben dem Sklaventum und dem privaten Reichtum jene sich bis jetzt fortsetzende Epoche, in der ein beliebiger Fortschritt zugleich auch einen relativen Rückschritt bedeutet, wo der Wohlstand und die Entwicklung einiger auf Kosten der Leiden und der Unterdrückung anderer verwirklicht wird. Die Monogamie ist jene Zelle der zivilisierten Gesellschaft, nach der wir schon die Natur der voll entwickelten Gegensätze und Widersprüche inmitten der Gesellschaft erkennen können.“ (77) „Sie enthält in Miniatur all jene Widersprüche“, schrieb K. Marx, „die sich später weit verbreitet in der Gesellschaft und im Staate entwickeln.“ (78) Also, wenn man sich die Familienbeziehungen in der Urgemeinde ganzheitlich, theoretisch, mit allen ihren Merkmalen vorstellt, d.h. die Urfamilie nicht abstrakt, sondern konkret erforscht, so tritt als Urkeim, als Urform eine höchst verschmolzene, ungegliederte Form – der ungeregelte Geschlechtsverkehr auf, aus dem die Blutverwandtschaftsfamilie entstand. Im Laufe des theoretischen und historischen Aufstiegs von dieser Urform zu den entwickelteren und konkreteren Formen mittels Klärung der historischen Bedingungen und der Lösung der entstehenden realen Widersprüche geschieht die geistig-theoretische Wiedergabe der Familienbeziehungen in der Urgesellschaft. Im Ergebnis dieser Bewegung wird unsere Kenntnis vom Objekt immer inhaltsreicher. In den Schlussfolgerungen solchen theoretischen Verständnisses werden die Urfamilienbeziehungen für den Forscher ein einheitliches und konkretes Ganzes. 1. Marx, K. Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie. – Berlin, S.21-22 2. Hegel. Vorlesungen über die Ästhetik. Bd.1. – Berlin, 1835, S.13 3. Marx, K. Grundrisse ... S.22 4. Lenin, W.I. Sämtliche Werke, Bd.29, S.209. 5. Hegel. Vorlesungen ... S.18-19. 6. Timirjasew, K.A. Gesammelte Werke. Bd. V. M.,1938.S.387-388 7. Hegel. Die Phänomenologie des Geistes. Bd.2. Berlin, 1832. S.185-186. 8. Ebenda, Bd.1, S.20-21. 9. Metschnikow, I.I. Ausgewählte biologische Schriften. M., 1950 48. 10. Hegel.Bd.1,S.21. 11. Ebenda, S.23. 12. Ebenda, Bd.2, S.42-43. 13. Timirjasew, K.A. Gesammelte Werke. Bd. IV. M., 1938. S. 34 14. Ebenda, S.35. 1974. S.47- 128 15. Ebenda, S.36. 16. Einstein, A. Gesammelte Werke. Bd. II. S.245. 17. Hegel. Bd. 1, S.29 18. Timirjasew, K.A. Gesammelte Werke. Bd.IV.S.300. 19. Einstein, A. Gesammelte Werke. Bd. II, S. 245. 20. Ebenda. 21. Timirjasew, K.A. Gesammelte Werke. Bd. V. S. 389. 22. Ebenda, Bd. IV. S. 60. 23. Thierry, O. Ausgewählte Werke. M., 1937, S.263. 24. Ebenda, S.264. 25. Marx, K., Engels, F. Gesammelte Werke, Bd.28.S.322. 26. Thierry, O. Ausgewählte Werke. S.7. 27. Ebenda,S.3 28. Merleau-Ponty. Temps modernes.S.521. 29. Smirnow, W. A. Deduktive Methoden und einige Probleme der logischen Sprache der Wissenschaft. M., 1948. S.169. 30. Russell, B. Die menschliche Erkenntnis. M., 1957. S.278. 31. Tarskij. A. Die Einführung in die Logik und die Methodologie der deduktiven Wissenschaften. M., 1948. S.169. 32. Schwyrew, W.S. Der Neopositivismus und die Probleme der empirischen Wissenschaftsbegründung. M., 1966. S.44 33. Neurath, O. Protokollsätze. “Erkenntnis“. Bd.2. 1932. S.206. 34. Marx. K., Engels, F. Gesammelte Werke, Bd.19, S. 383-384 35. Ebenda, S.387. 36. Ebenda, Bd. 38. S. 177 37. Marx K. Das Kapital. Bd.1.- Berlin, 1962. S.27 38. Marx K., Engels, F. Gesammelte Werke, Bd.4 S.129. 39. Ebenda, S.130 40. Ebenda, S.131 41. Ebenda, S.133 42. Ebenda, S.318 43. Ebenda, S.319 44. Lenin, W.I. Sämtliche Werke, Bd.29. S.318. 45. Marx, K. 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