Reaktionen - Fachdidaktik Chemie ETH

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Fachdidaktik Chemie ETH
Reaktionen S. 1
Mischung oder Reaktion
Im Labor mischen die Schülerinnen zwei Flüssigkeiten. Wenn die Stoffe miteinander reagieren,
sind überraschende Farben, Fällungen oder Gasblasen zu beobachten. Die Anleitung und einige
Bilder finden Sie im Kapitel 3 "Reaktionsgleichungen" auf http://fdchemie.pbworks.com
Erkenntnisse:
 In Reaktionen entstehen Substanzen mit völlig neuen Eigenschaften, weil die Teilchen
verändert werden.
 Das Teilchenmodell kann die Veränderung zuwenig genau beschreiben. Deshalb müssen wir
wissen, wie die Stoffteilchen aufgebaut sind.
Bsp. aus dem Schülerversuch: Brom reagiert mit Malonsäure. Die folgende Skizze reicht als
Erklärung nicht.
Teilchen bestehen aus Atomen
Bsp. Wasser
Bis heute wurden über hundert Atomsorten gefunden. In der Natur kommen dabei nur etwa
neunzig vor. Die restlichen wurden künstlich hergestellt. Manche dieser Atome zerfallen aber in
Bruchteilen von Sekunden gleich wieder und sind deshalb für uns völlig uninteressant.
Jede Atomsorte besitzt:
 einen Namen
 ein Symbol aus ein bis zwei Buchstaben
 eine Nummer
Im Periodensystem stehen die Atome den Nummern nach geordnet. Für die Schülerinnen ist das
Periodensystem im Moment nichts anders als eine Liste, in der sie Symbole und Namen der Atome
ablesen können.
Amadeus Bärtsch
30. Sept. 2015
Reaktionen S. 2
Fachdidaktik Chemie ETH
Verschiedene Moleküle bedeuten verschiedene Substanzen
Viele Moleküle bestehen aus folgenden Atomsorten:
H
Wasserstoff-Atom
O
Sauerstoff-Atom
C
Kohlenstoff-Atom
Cl
Chlor-Atom
N
Stickstoff-Atom
S
Schwefel-Atom
Amadeus Bärtsch
30. Sept. 2015
Reaktionen S. 3
Fachdidaktik Chemie ETH
Aufgabe 1
a) Bei Abgabe einer Schwarz-Weiss-Kopie: Die Atome gemäss Konvention färben.
b) Summenformeln angeben. Gleiche Atome haben dieselbe Farbe.
Die Reihenfolge
c) Aus welcher Substanz kann Ether hergestellt werden? Welches Molekül auf diesem Blatt muss
nur wenig umgebaut werden, damit es zu einem Ether-Molekül wird. Bitte erkläre die
Veränderung mit einer Skizze.
Aufgabe 2
a) Strichformeln zeichnen.
Wenn die Lehrperson die Aufgabe am Beispiel von Wasser und Sauerstoff vormacht und
betont, dass jede Atomsorte eine bestimmte Anzahl Bindungen eingeht, verstehen die Schüler
wie sie vorgehen können. Aus H2O weiss man, dass Sauerstoffatome 2 Bindungen machen.
Deshalb muss es bei O2 eine Doppelbindung geben.
b) Erkläre mit Strichformeln, wie Alkohol- zu Ethermolekülen werden.
Lösung der Aufgaben
Abb. ohne Eintragung und Farbe
Amadeus Bärtsch
30. Sept. 2015
Fachdidaktik Chemie ETH
Reaktionen S. 4
Auswertung
 Die Summenformel gibt die Zusammensetzung des Moleküls an.
 Die Strichformel zeigt, wie sich Atome verbinden. Jede Atomsorte macht eine bestimmte Anzahl
Bindungen.
 Wenn die Moleküle eines Stoffs aus gleichen Atomen aufgebaut sind, bezeichnen wir den Stoff
als elementaren Stoff.
 Wenn die Moleküle eines Stoffes aus verschiedenen Atomen aufgebaut sind, bezeichnen wir
den Stoff als Verbindung.
Beispiele von elementaren Stoffen:
.............................................................................................................................................................
Beispiele von Verbindungen:
.............................................................................................................................................................
 Mit Strichformeln können Reaktionen beschrieben werden. Sie zeigen welche Bindungen
gebrochen und wo neue Bindungen gebildet werden.
Die Strichformeln zeigen beispielsweise, dass Alkohol in Ether und Wasser verwandelt werden
kann. Diese Voraussage ist mit Stoffteilchen nicht möglich. Deshalb verwenden Chemikerinnen
Strichformeln und Summenformeln, wenn sie Reaktionen studieren und die Veränderung der
Moleküle verstehen wollen.
Amadeus Bärtsch
30. Sept. 2015
Fachdidaktik Chemie ETH
Reaktionen S. 5
Reaktionen
1. Wasserstoff verbrennen
Exp. Abgase kondensieren: Die Flamme erzeugt Wasserdampf
Vorgehen
1. Ziel bekannt geben: Wir untersuchen die Abgase bei der Verbrennung von Wasserstoff
2. Apparatur vorstellen und Experiment starten.
Die Glaswaren sind von weitem recht klein und viele Schüler durchschauen die Apparatur nicht
auf Anhieb.
3. Apparatur an der Tafel skizzieren.
4. Schülerinnen nach vorn bitten, damit sie die Apparatur gut sehen.
5. Experiment beenden, U-Rohr entfernen und einem Schüler zum Trocknen geben. Weil er das
U-Rohr aussen trocknet ist es immer noch nass. Die Lehrperson kann ihn auffordern besser zu
trocknen und so allen klar machen, dass sich innen Tropfen gebildet haben.
6. Optional kann wenig wasserfreies Kupfersulfat ins U-Rohr gegeben werden. Welche Flüssigkeit
könnte es sein? Reagenzgläser mit einigen Tropfen Alkohol, Ether und Wasser mit
wasserfreiem Kupfersulfat versetzen und so nachweisen, dass sich Wassertropfen im U-Rohr
gebildet haben. Die Schüler nehmen wieder Platz.
7. Also muss bei der Verbrennung Wasserdampf entstehen. Der Sauerstoff kommt aus der Luft.
8. Erst jetzt Wasserdampf und Sauerstoff in die Skizze eintragen.
9. Bemerkung: Experimente zeigen wie sich Substanzen in einer Reaktion verändern. Ohne den
Nachweis der Produkte könnte man die Reaktion nicht herausfinden.
Amadeus Bärtsch
30. Sept. 2015
Reaktionen S. 6
Fachdidaktik Chemie ETH
Wie kann Wasserdampf entstehen?
Die Flamme ist so heiss, dass die Moleküle
zerrissen werden und die Atome sich neu
verbinden.
In der Flamme findet eine chemische Reaktion statt
Die Reaktionsgleichung beschreibt die Veränderung der Moleküle:
Die Animation Wasserstoff verbrennen.osx von Kurt Pfefferkorn ist auf der Plattform zu finden,
kann allerdings nur mit einem alten Betriebssystem auf Mac abgespielt werden.
Experimente mit Wasserstoff
Wasserstoff brennt.
Inszenierung
1. Wasser in einer grosse Schale mit etwas Spülmittel versehen
2. Wasserstoff einleiten und so viele Blasen wie möglich erzeugen
3. Wasserstoffflasche schliessen und die Blasen mit einem sehr langen Zündholz entzünden
4. Oft sind die Schüler beeindruckt und wünschen lautstark eine Wiederholung. Ohne dass es die
Klasse merkt Sauerstoff in die Schale leiten und eine Schülerin auffordern, die Blasen zu
entzünden. Wenn die Gasflaschen nebeneinander stehen, sehen die wenigsten, dass jetzt
Sauerstoff eingesetzt wird.
Amadeus Bärtsch
30. Sept. 2015
Reaktionen S. 7
Fachdidaktik Chemie ETH
5. Zeigen, dass die Flamme in den Spülmittelblasen viel grösser ist und erklären, dass sie
Sauerstoff enthalten.
Je mehr Sauerstoff, desto stärker das Feuer
6. Wie könnte man eine besonders heftige Verbrennung erreichen? Wasserstoff und Sauerstoff
müssen gemischt werden. Die Reaktionsgleichung gibt das optimale Verhältnis an. In einer
Kunststoffspritze 30 ml Wasserstoff und 15 ml Sauerstoff aufziehen, im Spülmittel ganz wenig
Blasen erzeugen und anzünden. Gehörschutz tragen. Der Knall ist unangenehm.
Knallgas:
Eine Mischung von 2 Teilen Wasserstoff und einem
Teil Sauerstoff explodiert am heftigsten.
Der singende Trichter
Den Auslauf eines grossen Kunststofftrichters mit Aluminiumfolie
auf 2 mm Durchmesser verkleinern. Den Trichter wie in der
Abbildung gezeigt auf den Experimentiertisch stellen und mit einem
Schlauch von unten her genügend Wasserstoff einfüllen. Den
Schlauch entfernen. Sofort die Stahlflasche schliessen und den
Wasserstoff entzünden, der aus dem kleinen Loch strömt.
Zuerst passiert 10 bis 15 Sekunden gar nichts. Dann beginnt der
Trichter zu singen und endlich explodiert das Gas im Trichter mit
lautem Knall. Es ist kein Gehörschutz nötig.
Vorschlag: Sie schildern der Klasse alles was geschehen wird und
führen dann das Experiment durch. Obwohl alle den Verlauf
kennen und gewarnt sind, erschrecken die Schülerinnen und
Schüler bei der Explosion.
Amadeus Bärtsch
30. Sept. 2015
Reaktionen S. 8
Fachdidaktik Chemie ETH
2. Elektrolyse von Wasser
Das Experiment kann mit dem Hofmann-Apparat ausgeführt werden
Abbildung aus Wikipedia
Was ist gut dargestellt?
 Unnötiges ist weggelassen
 Die Apparatur ist leicht verständlich
Was sollte verbessert werden?
 Die Zahl der Gasblasen ist verschieden
 Die Pfeile weglassen, die den geschlossenen
Stromkreis andeuten. Grund: Elektronen können nicht
schwimmen
 Wasser mit einer Farbe angeben
 Die Elektroden müssen weiter oben enden
Plus- und Minuspol statt Kathode und Anode verwenden
Die Vorgänge an den Elektroden können auf dieser Stufe nicht genau erklärt werden, weil
Elektronen und Ionen den Schülern noch nicht bekannt sind.
Erkenntnisse:
 Reaktionen können umgekehrt werden
 Die Reaktionsgleichung erklärt, warum doppelt so viel Wasserstoff wie Sauerstoff entsteht.
Amadeus Bärtsch
30. Sept. 2015
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Reaktionen S. 9
3. Erdgas verbrennen
Exp. Kohlendioxid und Wasserdampf im Abgas nachweisen
Abbildung von K. Pfefferkorn, Kantonsschule Oerlikon. Kalkwasser ist eine gesättigte Lösung
von Calciumhydroxid.
Reaktionsgleichung
Damit CH4 zu CO2 und H2O wird, wird Sauerstoff aus der Luft benötigt.
Amadeus Bärtsch
30. Sept. 2015
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Reaktionen S. 10
4. Fossile Brennstoffe
Lernaufgabe
Lernaufgaben gliedern sich in 4 Phasen: Input, Lernaufgabe, Diskussion und sichern der
Erkenntnisse.
A) Input:
1. Bsp. vorlösen und alle Überlegungen laut vordenken. Da die Aufgabe nicht im Klassengespräch
erarbeitet wird ist der Input kurz und bleibt übersichtlich. Die Schülerinnen wissen anschliessend,
was zu tun ist
1. Bsp. Feuerzeuge enthalten Propan. Propan C3H8 brennt
B) Lernaufgabe
Auftrag: Die Reaktionsgleichung mit Summenformeln aufstellen
2. Bsp. Benzin C7H16 brennt
3. Bsp. Heizöl C17H36 brennt
4. Bsp. Butan C4H10 brennt
5. Bsp. Kerosin C14H30 brennt
6. Bsp. Alkohol C2H6O brennt
In der Lernaufgabe verarbeiten die Schüler das, was im Input vorgestellt wurde. Sie setzen sich mit
der Aufgabe aktiv auseinander und treffen auf neue Herausforderungen. Die Lehrperson geht von
Schüler zu Schüler und sieht die Schwierigkeiten.
Fragen zu den gewählten Beispielen:
1. Warum wurden die oben genannnten Substanzen in die Lernaufgabe aufgenommen?
2. Weshalb diese Reihenfolge?
3. Welche Herausforderungen müssen die Schülerinnen meistern?
Amadeus Bärtsch
30. Sept. 2015
Fachdidaktik Chemie ETH
Reaktionen S. 11
C) Diskussion
In der Lernaufgabe treffen die Schülerinnen auf alle Schwierigkeiten, die sich beim Aufstellen von
Reaktionsgleichungen ergeben. Sie merken, wo es Probleme gibt und können diese teilweise
lösen. Nach der Lernaufgabe folgt deshalb eine Diskussion in der die Lösungen gezeigt und alle
Fragen beantwortet werden.
Wenn die Schüler grösstenteils erfolgreich waren, kann die Diskussion kurz gehalten werden.
Wenn sie aber an vielen Aufgaben scheiterten, so entsteht ein grosses Bedürfnis, die richtige
Lösung zu erfahren. Alle sind froh, wenn die Lehrperson alle Aufgaben verständlich erklärt und
folgen den Ausführungen aufmerksam.
D) Die Erkenntnisse festhalten
Verbrennungen sind Reaktionen mit Sauerstoff: Wenn der Brennstoff Kohlenstoff- und
Wasserstoffatome enthält, entstehen Kohlendioxid und Wasserdampf.
In Reaktionen werden Bindungen gebrochen und die Atome verbinden sich neu. Die Zahl der
Atome jeder Sorte verändert sich nicht.
Übung 4: Atommodelle
Aufgabe 1: Das Bohr'sche Atommodell kommt in jedem Lehrbuch vor
a) Weshalb müssen Gymnasiasten das Bohr'sche Atommodell kennen?
b) Wie kann das Bohr'sche Atommodell bei 15-jährigen Schülerinnen und Schülern im
Grundlagenfach eingeführt werden? Gesucht ist eine sinnvolle Abfolge von Erkenntnissen und
eine stufengerechte Begründung für das Konzept von Bohr.
c) Wo sind die Grenzen des Bohr'schen Atommodells?
In welchen Bereichen von Atombau und Bindungslehre kann das Bohr'sche Atommodell nicht
verwendet werden?
d) Warum ist das Bohr'sche Atommodell falsch? Eine kurze Antwort genügt.
Aufgabe 2: Das Kern-Hülle-Modell
a) Phantasieloser Unterricht: Sie nehmen das rechts
abgedruckte Bild und erklären damit den Streuversuch
von Rutherford. Wie könnten Sie den Unterricht
interessanter machen? Machen Sie einen Vorschlag.
b) Werden Sie das Kern-Hülle-Modell im Unterricht
vorstellen? Bitte begründen Sie Ihre Antwort kurz.
Umfang: Grössenordnung 2 Seiten. Dokument: kleiner ist als 2 MB. Am liebsten als WordDokument, im Notfall als PDF.
Abgabe bis Donnerstag, 16. Okt. 2014 14 Uhr, per Mail an [email protected]
Amadeus Bärtsch
30. Sept. 2015
Fachdidaktik Chemie ETH
Reaktionen S. 12
Was machen ChemikerInnen?
aus Primo Levi: Der Ringschlüssel
Amadeus Bärtsch
30. Sept. 2015
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