Versuchsprotokoll vom 4.11.1998 – Pumpfrequenz der pulsierenden Vakuolen in Paramecien In diesem Versuch wurde die Kontraktionsfrequenz der pulsierenden Vakuolen bei Paramecien in Abhängigkeit von der osmotischen Konzentration im Außenmedium untersucht. Materialien: Zuckerlösungen folgender Konzentration: 0.025,0.05,0.1 Mol Paramecien in Wasser Watte, Löschpapier Ferner Mikroskop, Objektträger, Deckgläser zum Anfertigen mikroskopischer Präparate. Versuchsaufbau und –Durchführung: Man bringt einen Tropfen der Paramecien-Lösung auf einen Objektträger. Anschließend fügt man noch einige Wattefasern auf den Objekträger. Diese erfüllen zwei Aufgaben: Zum einen sollen sie die Bewegungsfähigkeit der Paramecien einschränken, zum anderen dienen sie als Abstandhalter zwischen dem Objektträger und den Deckglas, damit die Paramecien nicht zerquetscht werden. Anschließend betrachtet man ein Paramecium unter dem Mikroskop und zählt die Pumpfrequenz der pulsierenden Vakuolen pro Minute und notiere sich den Wert. Um dann zu untersuchen, wie sich die Pumpfrequenz bei höherer Konzentration des Außenmedium ändert, fügt man an einer Seite des Deckglases einen oder zwei Tropfen der 0,025 molaren Lösung hinzu. Nun legt man an der anderen Seite des Deckglases das Löschblatt an und sauge die Lösung unter dem Deckglas durch. Anschließend betrachtet man sich wieder ein Paramecium unter dem Mikroskop und zählt die Pumpfrequenz. Dies wird für die 0,05 und die 0,1 molare Lösung wiederholt. Durchgeführt wurde der Versuch parallel in fünf Kursen, um durch Mittelwerte genauere Ergebnisse zu erzielen, da ein Paramecium natürlichen, biologischen Schwankungen unterworfen ist und so die einmalige Durchführung keine repräsentative Werte liefern würde. Versuchsbeobachtung: In nachfolgender Tabelle sind die Ergebnisse der einzelnen Kurse aufgeführt. Die Pumpfrequenz ist als Schläge pro Minute aufgeführt: Kurs: A1 A2 B1 B2 C Wasser 11,3 13,7 14,8 12,3 10 14,4 0.025 9 5,8 12,4 8,5 7,14 0.05 4 1,6 8,2 4 6 5,96 0.1 3 0 5,2 2 0 2 Pumpfrequenz Paramecium in Abhängigkeit der Außenmediumkonzentration Pumpfrequenz (Kontraktionen/Min.) 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Wasser 0,025 0,05 0,1 A1 11,3 9 4 3 A2 13,7 5,8 1,6 0 B1 14,8 12,4 8,2 5,2 B2 12,3 8,5 4 2 C 10 6 0 Ø 14,4 5,96 2 7,14 Konzentration in mol A1 A2 B1 B2 C Ø Die Kontraktionsfrequenz (= Entleerungsfrequenz) der pulsierenden Vakuolen nimmt mit steigender Konzentration im Außenmedium ab, bei zwei Kursen stellen die pulsierenden Vakuolen ihre Tätigkeit bei 0,1 Mol vollständig ein. Im Durchschnitt nimmt die Pumpfrequenz von 14,4 bei normalen Wasser auf 2 bei 0,1 molarer Lösung ab. Erklärung: Es stellt sich nun die Frage, warum die Pumpfrequenz antiproportional zur Konzentration der Lösung ist.. Eine Begründung ist die Osmoregulation. Ein Paramecium besitzt in der Regel einen höheren osmotischen Wert als sein Außenmedium, da sein normaler Lebensraum Wasser ist. Da in seinem Inneren die gelösten Stoffe eine höhere Konzentration aufweisen als in dem Wasser, welches das Paramecium umgibt, strömt infolge des Konzentrationsgradienten ständig Wasser in das Tierchen hinein. Die gelösten Stoffe selbst können nur mit Einschränkungen diffundieren, da dieser Vorgang durch die semipermeable Membran kontrolliert wird. Folglich müssen die pulsierenden Vakuolen ständig pumpen, um das hineinfließende Wasser wieder nach draußen zu befördern, da anderenfalls das Paramecium platzen würde. In normalen Wasser beträgt die Frequenz im Durchschnitt 14,4 Entleerungen pro Minute. Je höher die Konzentration im Außenmedium nun ist, desto niedriger ist diese Frequenz, da sich der Konzentrationsgradient gegen null annähert, d. h. der osmotische Druck auf beiden Seiten der Zellmembran (im Inneren Medium und im äußeren Medium) sich langsam angleicht. Da die Pumpfrequenz bei einer Konzentration im Außenmedium von 0,1 Mol bei zwei Versuchsgruppen bereits auf null zurückging, kann man folgern, das die primäre Funktion der pulsierenden Vakuolen lediglich darin besteht, überschüssiges Wasser aus der Zelle hinauszupumpen und nicht zur Ausscheidung von Abfallstoffen ist, da dann die Pumpfrequenz nicht in einem solchen Maße abnehmen würde und schließlich ganz auf null absinken würde. So ist das Paramecium mit Hilfe seiner kontraktilen Vakuolen in der Lage, im Zellinneren eine höhere osmotische Konzentration als im Außenmedium aufrechtzuerhalten, ohne zu platzen. © November 98 Andreas Petry