Handout Wortbildungsverfahren

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Fakultät Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften
Institut für Germanistik
Lehrstuhl Slawistik
Proseminar: Wortbildung der slawischen Sprachen
Seminarleiter: Prof. Dr. H. Kuße
Thema: Wortbildungsverfahren – Vergleich deutsch-russisch-polnisch
Referat vom 20.04.2006
Referentinnen: Brit Meerheim, Ina Wingold
Inhalt
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Einleitung
Derivation
Komposition
Abbreviatur (Abkürzungen)
Konversion
Fragestellung
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Wortbildung
... ist „die Gesamtheit der Verfahren, mittels derer in einer Sprache neue Wörter auf der Basis schon vorhandener
Wörter gebildet werden.“ 1
Diese neuen Wörter werden gebildet, weil sie benötigt werden neue Dinge, Maschinen, Begriffe und Sachverhalte zu
bezeichnen oder um vorhandene Bezeichnungen zu konkretisieren.
Es werden entweder einzelne Wörter zu neuen komplexen Wörtern zusammengefügt oder einzelne Wörter werden
durch grammatische Mittel zu neuen Wörtern umgeformt.
2. Derivation (Ableitung)
Unter Derivation wird die Wortbildungsart verstanden, bei der ein Basiswort mit einem oder mehr
Wortbildungselementen (Affixen) verbunden wird, das allein kein selbständiges Wort darstellt. Das Ergebnis der
Derivation wird Derivat genannt.
Die Derivation ist unterteilt in explizite und implizite Derivation. Die explizite Derivation umfasst die Suffigierung,
Präfigierung sowie die Präfigierung und gleichzeitige Suffigierung. Die affixlose Wortbildung wird als die implizite
Derivation bezeichnet.
1
www.diplom.de/db/diplomarbeiten5861.pdf. 10.04.06
1
Deutsch
1. Derivation zweitwichtigstes
wortbildendes Verfahren
2. durch reine Suffigierung werden
Substantive und Adjektive gebildet,
seltener Verben
z.B.: Frei-heit; mach-bar; prob-ieren
3. durch reine Präfigierung werden
vorrangig Verben gebildet, aber
auch Substantive
z.B.: vor-fahren; Ge-brauch
4. Suffigierung und Präfigierung
treten bei allen 3 Wortarten
(Substantiv, Adjektiv, Verb) auf
Ver-dumm-ung; un-ver-gess-lich;
ver-un-rein-ig-en
Polnisch
Russisch
1. wichtigstes Wortbildungsverfahren
2. Suffigierung
Das Polnische gebraucht mehr
Suffixe zur Bildung neuer Wörter
als das Deutsche.
-arnia piwiarnia (Bierstube)
- arz = pisarz (Schriftsteller)
- ek (Diminutiv) = roczek (Jährchen)
3. Präfigierung
mehr als die Hälfte der Präfixe sind
fremder Herkunft
między – (zwischen-) =
międzyczas (Zwischenzeit)
nad - (aber,über) =
nadgodzina (Überstunde)
4. Suffigierung und Präfigierung
u-powszechn-ić (verbreiten)
5. Mit den Affixen werden im
Polnischen die Wörter in bestimmte
semantische Kategorien
(Bedeutungsfunktion) eingeordnet
z.B. Diminutiv: - ek
Handlungsausführung: -arz
Einwohnernamen: - ak/ -ik usw.
1.Derivation wesentlichstes
wortbildendes Verfahren und große
Suffixvielfalt
2. durch reine Suffigierung werden
Substantive, Adjektive und Verben
gebildet
z.B.: нов-ость (Neuigkeit)
культур-н-ый (kulturell)
достиг-ну-ть (erreichen)
Suffigierung am häufigsten
angewandt
3. reine Präfigierung bei Verben
vorrangig, seltener bei Substantiven
z.B.: за-казать (bestellen)
при-город (Vorstadt)
4. Neubildung von Substantiven und
Adjektiven durch bloße Präfigierung
äußerst selten und unproduktiv
5. Postfigierung bei Verben,
pronominale Wörter
z.B.: катать  кататься
кто кто-то
что  что-либо
где где-нибудь
6. Suffigierung und Präfigierung ist
bei Substantiven, Adjektiven und
Verben zu finden
z.B.: под-стакан-ник (Teeglashalter)
раз-бежать-ся
без-вкус-н-ый (geschmacklos)
3. Komposition (Zusammensetzung)
Definition
Zusammenfügung von zwei oder mehr lexikalischen Morphemen(LM) (oder Kombinationen aus LM und anderen
Morphemen) zu einem Kompositum, wobei üblicherweise das letzte Glied sowohl die Wortart als auch die
Flexionsklasse bestimmt.
Kopulativkomposition:
 Alle Kompositionsglieder bringen ihre für die Bedeutung der Zusammensetzung relevanten Merkmale in
gleich starkem Maße ein
Determinativkomposition:
 Determinativkompositum besteht aus zwei Gliedern, Determinans (Erstglied) und Determinatum (Grundwort)
 Das zweite Glied (Grundwort) wird durch das erste Glied (Bestimmungswort) näher bestimmt, in seiner
Bedeutung determiniert.
Hochhaus vs. haushoch; Hausfrau vs. Frauenhaus
 Das Grundwort legt die Wortart fest (Flexion usw.) und ist die semantische Basis
Kartoffelsuppe = Suppe aber Brot-, Nudel- und Gemüsesuppe auch.
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Deutsch
1. wichtigstes und produktivstes
Verfahren
2. Koppulativkomposita eher
selten
Dichterkomponist
Ministerfreund
blaugrau
Sachsen - Anhalt
3. Determinativkomposita
häufiger
N+N
Papst - besuch
N+V
haus – halten
N + e + N Hund- e- zwinger
unflekt. A. + N Klein - kind
Polnisch
1. Verfahren wird relativ selten verwendet
(eher in der Fachsprache)
gazo - sylikat (Schaumgassylikat)
2. keine Komposition mit Verben
3. Bildung aus Präposition +
Nomen zählt zu der Komposition
(bez roboty) = bezrobocie
(Arbeitslosigkeit)
4. häufig Zusammenbildungen (Basis* vom
Kompositum kommt nicht selbständig
vor)
bawidamek (Schürzenjäger) *damek
5. Koppulativkomposita häufiger
obiadokolacja (Mittag- und Abendessen
zugleich)
6. Determinativkomposita
N+N
auto – serwis (Autowerkstatt)
N + o + N kurs –o – konferencja
(Konferenz zur Weiterbildung)
flekt. A + N Wielkanoc (Weihnachten)
Im Polnischen wird sehr selten
zur Komposition gegriffen. Man
verwendet hierfür eher nachstehende
Adjektive.
ubranie domowy = Kleidung die im Haus
getragen wird
Russisch
1. Verfahren ist relativ selten
2. vorwiegend beim Adjektiv &
Substantiv mit Bindevokal -o/ -eсевер-о-восток (Nordosten)
герман-о-советский
(deutsch- sowjetisch)
3. relativ häufig adjektivische
Komposita aus Adverbien &
qualitative Adjektiven
вечно-зелёный (immergrün)
4. Koppulativkomposita selten
N + N лесостепь
(Waldsteppe)
5. Determinativkomposita
selten
N + o + N вод-о-снабжение
(Wasserversorgung)
A + A светло-голубой
(hellblau)
4. Abbreviatur (Abkürzungen)
Ein Abkürzung bezeichnet die verkürzte Form eines Wortes oder einer Wortgruppe. Abkürzungen sind gesellschaftlich
bedingt und können manchmal nur regional oder durch bestimmte Gruppen erkannt werden. Abkürzungen sind
Schreib- und Leseerleichterungen und sorgen für eine konzentriertere und schnellere Kommunikation. Sie setzen auch
Konventionssysteme voraus, damit sie von der betreffenden Gruppe verstanden werden können.
Deutsch
1. noch untergeordnete Rolle in
Wortbildungsverfahren, aber
zunehmend häufiger
z.B.: usw. = und so weiter
Hptm = Hauptmann
i. d. R. = in der Regel
hdl = hab dich lieb
Polnisch
1. Abkürzung : ul. = ulica
nr. = nummer
doc. = docent
2. vorwiegend in der öffentlichen
Verwaltung, Militär,
Großunternehmen, Alltagssprache
3. Akronym
Kiedy władza Partii Komunistycznej
– KPZR
(Das Zentralkomitee der
Kommunistischen Partei der
UdSSR)
3
Russisch
1. bedeutende Rolle
2.russische Wörter und offizielle
Bezeichnungen sind oft in gekürzter
Form, weil sie sonst zu lang sind
3. weit verbreiteter produktiver Typ ist
das gekürzte Adjektiv + Substantiv
z.B.: мед-сестра
4. können als Basis weiterer
Wortbildungsverfahren dienen
z.B.: вуз (Hochschule) 
вузовский (Hochschul-)
5. Konversion
Konversion ist ein Wortartenwechsel ohne Formveränderung d.h. der Wortstamm oder auch ein flektiertes Wort wird
ohne Veränderung der Form in eine neue Wortart übertragen.
Deutsch
1. häufig lautliche Änderungen
springen = Sprung
gut = (das) Gute
2. sehr selten
3. Substantivierung sehr oft
(das) Auffordern
(das) Gehen
4. Konversion innerhalb
einer Wortklasse kommen
nicht vor
Polnisch
1. häufig lautliche Änderungen
2. sehr selten
skoczyć = skok (Sprung)
biały = biel (das Weiß)
brązowy = brąz (Braun)
3. Im Polnischen kommen
Stammbildungen innerhalb
einer Wortklasse vor!
fizyka = fizyk
Physik = Physiker
Russisch
1. affixlose Ableitung spielt im Russischen
ein große Rolle
указать  указ (Befehl)
2. auch durch gleichzeitige
Zusammensetzung und Ableitung
любить книги  книг-о-люб
(Bücherliebhaber)
лазить в воду  вод-о-лаз (Taucher)
3. Konversion an sich, gibt es im
Russischen nicht
6. Problemstellung
Während der Ausarbeitung des Referats ist häufig das Problem der direkten Zuordnung bestimmter Wörter in ein
Wortbildungsverfahren aufgetreten. Es lies sich feststellen, dass nicht alle Wörter genau zu einem
Wortbildungsschemata hinzugerechnet werden konnten. Das liegt vor allem daran, dass sich die
Sprachwissenschaftler nicht einig sind und manche Lexeme zwei Verfahren zugeordnet werden kann.
7. Literatur:
Bartnicka, B. (2004), Grammatik des Polnischen, München.
Engel, U. (1999), Deutsch-polnische kontrastive Grammatik, 2 Bde., Heidelberg.
Fleischer, W.; Barz, I. (1995), Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache [Studienbuch], 2., durchges. und erg.
Aufl., Tübingen: Niemeyer.
Kubrjakova, Je.S. (1982), „Teorija nominacii i slovoobrazovanie“, in: Probleme der sprachlichen Nomination Materialien
der Konferenz des Wissenschaftsbereichs Ostslawische Sprachwissenschaft der Sektion Theoretische und
Angewandte Sprachwissenschaft und des Instituts zur Weiterbildung der Russischlehrkräfte vom 11. und 12.
November 1981, Leipzig, 24-30.
Lissner, H-J. (1967), Grundlagen der russischen Wortbildung, Potsdam.
http://hypermedia.ids-mannheim.de/pls/public/sysgram.ansicht. 18.04.2006
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