Forschungsprotokoll vom 30.1.2012 Femurkopfepiphysenlösung – in welcher Situation findet suffizientes Remodeling statt und wann ist eine offene Hüftreposition indiziert? Eine multizentrische, prospektive Studie Datum Protokoll 30.1.2012 Version V2 Protokoll-Autor Prof. Dr. med. Fritz Hefti, Basel Hauptprüfer Prof. Dr. med. Fritz Hefti, Basel Involviertes Team Prof. Dr. med. Fritz Hefti, Konsiliararzt Kinderorthopädie UKBB, Basel Prof. med. Dr. Carol. Hasler, Chefarzt Kinderorthopädie UKBB, Basel Prof. Dr. med. Thomas Wirth, Chefarzt Kinderorthopädie, Olgahospital Stuttgart, Präsident der Deutschsprachigen Vereinigung Kinderorthopädie ca. 10 kinderorthopädische Institutionen, deren Leiter Mitglied der Deutschsprachigen Vereinigung für Kinderorthopädie ist Wissenschaftliche Beratung: Frau Prof. Dr. med. Rachel Rosenthal, Martin Allgöwer Professur für Klinisch-chirurgische Forschung, Departement Chirurgie, Universitätsspital Basel Frau Dr. rer. nat. Juliane Schäfer, Institut für Klinische Epidemiologie und Biostatistik, Universität Basel Prüfzentren Basel (Koordination); Ca. 10 Institution in Deutschland, Schweiz und Österreich Femurkopfepiphysenlösung – multizentrische Studie - Studienprotokoll 2 Hintergrund Koxarthrosen gehören zu den häufigsten Arthrosen. Man rechnet, dass es allein in Deutschland ca. 500‘000 Koxarthrosepatienten gibt. Neuere Forschungen weisen darauf hin, dass das Impingement die häufigste Ursache der Koxarthrose ist und auch bei den meisten früher als „idiopathisch“ bezeichneten Koxarthrosen eine Rolle spielt. Ein Grossteil der Patienten mit „Cam-Impingement“ hat eine manifeste oder latente Epiphysenlösung durchgemacht. Diese Studie soll helfen, die Behandlung der Femurkopfepiphysenlösung zu optimieren. Die Femurkopfepiphysenlösung (ECF = Epiphyseolysis capitis femoris) ist eine während des pubertären Wachstumsschubs häufige Erkrankung, welche zu einer schweren Deformation des Femurkopfes und Schenkelhalses und zu frühzeitiger Arthrose führen kann. Neuere Studien haben gezeigt, dass es schon bei einem relativ geringen Gleitwinkel ventrolateral zum Verlust des “offsets” des Femurkopfes und damit zum Impingement am vorderen Pfannenrand kommt. Dies kann hier eine Labrumläsion erzeugen und durch die Scherwirkung kommt es auch zum Knorpelschaden [14,15]. Das Impingement ist wahrscheinlich hauptverantwortlich für die spätere Arthrose. Der Begriff des „Impingements“ wurde durch R. Ganz in Bern geprägt, primär als Komplikation der Schenkelhalsfraktur [7], dann als Folge der Überkorrektur nach periazetabulärer Osteotomie [17]) und im Jahre 2000 als die primäre schädigende Wirkung der ECF. Das Problem ist der Verlust des „Offets“ des Femurkopfes gegenüber dem Schenkelhals, wodurch der Schenkelhals bei Flexion am Pfannenrand anschlägt. Man spricht auch von „Cam“-Impingement, da wie bei einer Nockenwelle der Schenkelhals exzentrisch um den Drehpunkt des Femurkopfes dreht. Die Vertreter der „Berner Schule“ sind deshalb der Ansicht, dass auch bei geringem Gleitwinkel eine offene Reposition des Femurkopfes zur Wiederherstellung des „Offsets“ notwendig ist [14,15]. Obwohl das Impingement auch bei geringem Gleitwinkel regelmässig beobachtet wird, so ist die daraus resultierende Arthrosegefährdung noch weitgehend unklar, da Langzeitstudien bei einem Gleitwinkel bis zu 40° nach 40 bis 50 Jahren nur bei weniger als der Hälfte der Fälle eine relevante Arthrose nachwiesen [1, 2, 5, 22]. Die offene Reposition vermag die anatomischen Verhältnisse weitgehend wiederherzustellen, allerdings auf Kosten einer Verkürzung des Schenkelhalses, zudem ist die Operation technisch anspruchsvoll. Zwar wird von den Entwicklern dieser Methode das Risiko der Femurkopfnekrose bei korrekter Durchführung der Operation als gering eingeschätzt [23], dennoch findet die Operation nur langsam Verbreitung wegen der dieser potentiell schwerwiegenden Komplikation. Eine Alternative zur offenen Reposition ist die Fixation in situ. Diese kann entweder mit fugenerhaltend (z.B. mit Kirschnerdrähten, sog. Hansson-Pins [9] oder Gleitschrauben [21]) oder fugenverschliessend (mit Schrauben) erfolgen. Fugenerhaltende Methoden lassen ein weiteres Wachstum der Fuge zu [12], fugenüberbrückende Schrauben hingegen verschliessen die Fuge. Beide Methoden sind sehr verbreitet. Die Frage, ob und wann eine offene Reposition durchgeführt werden sollte, gehört in der Kinderorthopädie zurzeit zu den am hitzigsten diskutierten Fragen. Dem „Berner“ Postulat, auch bei geringem Abrutschen wegen der Gefahr des Impingements und der Knorpelschädigung eine offene Hüftreposition durchzuführen stehen einerseits die Langzeitergebnisse entgegen, die nach mässigem Abrutschen keineswegs in allen Fällen eine Arthrose beobachteten, anderseits wurden auch Fälle beobachtet, bei denen es nach Fixation mit „Pins“ bis zum Wachstumsabschluss zu einem Remodeling gekommen ist ([8] und persönliche Beobachtungen). Eine Studie aus dem Jahre 1990 [12] weist ein Remodeling nach Pinning aufgrund von Winkelmessungen resp. Ultraschallmessungen [13] nach, allerdings war damals das Konzept des Offsetverlustes und des Impingements noch nicht bekannt und es wurden keine entsprechenden Messungen durchgeführt. Ein aktuelles Behandlungskonzept besteht auch darin, dass man den Wachstumsabschluss abwartet und dann beurteilt, ob ein femoro-azetabuläres Impingement noch vorhanden ist und im zutreffenden Fall eine Schenkelhalskonturierung vornimmt (mittels chirurgischer Hüftluxation oder arthroskopisch). Der Offset des Femurkopfes gegenüber dem Schenkelhals kann am zuverlässigsten durch Messung des sogn. α-Winkel entsprechend den Angaben von Nötzli [18] auf MRT-„coronal scout views“ gemessen werden. 2 Femurkopfepiphysenlösung – multizentrische Studie - Studienprotokoll 3 Ziel dieser Studie ist zu evaluieren, wie der Effekt des Pinnings im Gegensatz zur Verschraubung auf das Remodeling ist (primäre Fragestellung) und inwiefern sich die Nekrose- und allgemeinen Komplikationsraten nach fugenerhaltender Fixation, fugenverschliessender Fixation und offener Hüftreposition unterscheiden (sekundäre Fragestellungen). Studiendesign Prospektive observationelle Kohortenstudie Haupt- und Nebenfragestellungen Hauptfragestellung Wie ist der Effekt des Operationsverfahrens (Pinning versus Verschraubung) auf das Remodeling (suffizientes Remodeling Ja/Nein) unter Korrektur für die beiden Confounder präoperativer Gleitwinkel (gemessen im axialen konventionellen Röntgenbild) und Zeitdauer zwischen der Operation und dem Wachstumsabschluss (definiert als konventionell radiologisch geschlossene Epiphysenfugen) Nebenfragestellungen Sind die Nekroseraten innert einem Jahr ab Operation in den drei Gruppen Operation mittels fugenerhaltender Fixation (Pinning), fugenverschliessender Fixation (Verschraubung) und offene Hüftreposition unterschiedlich und wie sind sie im Vergleich zu den in der Literatur beschriebenen Spontannekroseraten bei Patienten ohne operativen Eingriff? Sind die postoperativen Komplikationsraten, eingeteilt nach Clavien und Dindo [3, 4] innert einem Jahr ab Operation in den drei Gruppen Operation mittels Pinning, Operation mittels Verschraubung und offene Hüftreposition unterschiedlich? Hypothesen Hauptfragestellung Bei genügendem Wachstumspotential findet nach Fixation mit fugenerhaltender Fixation (Pins) eine Wiederherstellung des Offsets zwischen Schenkelhals und Femurkopf statt. Mit fugenverschliessenden Schrauben ist dies nur in geringerem Ausmass der Fall. Nebenfragestellung Die Komplikationsrate ist nach Fixation in situ geringer als bei offener Hüftreposition Patienten Einschlusskriterien Alle Patienten, bei denen sich in der Adoleszenz eine Hüftkopfepiphysenlösung ereignet, deren Eltern einverstanden sind, dass ihr Kind in die Studie aufgenommen wird und die in einer der beteiligten Kliniken mit einer der 3 Methoden (Pinning, Verschraubung, offene Hüftreposition) behandelt werden. Ausschlusskriterien Rein traumatische Epiphysenlösungen, mit anderen Methoden behandelte Epiphysenlösungen 3 Femurkopfepiphysenlösung – multizentrische Studie - Studienprotokoll 4 Praktische Studiendurchführung Patienten, welche die obengenannten Einschlusskriterien erfüllen (beziehungsweise deren Erziehungsberechtigte) werden eingeladen, an der Studie teilzunehmen. Sie werden über den Sinn und Zweck der Studie und den Studienablauf schriftlich und mündlich aufgeklärt und informiert, dass die Teilnahme freiwillig ist und jederzeit ohne Angaben von Gründen zurückgezogen werden kann. Die Daten werden nur erhoben, wenn die schriftliche Einwilligung der Patienten, beziehungsweise bei Minderjährigen die Einwilligung der Erziehungsberechtigten (informed consent), vorliegt. Die Minderjährigen werden zusätzlich altersentprechend aufgeklärt und geben deren schriftliche Einwilligung, wenn vom Alter her möglich (assent). Die Entscheidung, welche Behandlung durchgeführt werden soll, liegt beim Behandler selbst, allerdings muss es eine der 3 Möglichkeiten (fugenerhaltende Fixation, fugenverschleissende Operation, offene Reposition) sein. Der Behandler darf jene Methode wählen, die er für sich als Standard für die gegebene Situation definiert hat, darf die Methode für analoge Fälle dann aber später nicht wechseln. Eine (sanfte) geschlossene Reposition ist erlaubt – sie wird mit der prä- und postoperativen Dokumentation erfasst. Patienten, bei denen primär eine Osteotomie durchgeführt wird, können nicht in die Studie aufgenommen werden. Die Wahl des Operationsverfahrens (fugenerhaltend versus fugenverschliessend) hängt nicht von speziellen Patientencharakteristika ab, sondern vielmehr davon, mit welchem der beiden Verfahren der behandelnde Orthopäde beziehungsweise die Klinik am meisten Erfahrung hat. Zudem ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich die Patienten der Orthopäden, die eher die eine beziehungsweise die andere Technik anwenden, grundsätzlich unterscheiden. Somit ist das Risiko für confounding in dieser Beobachtungsstudie klein. Die Patienten sollen bei der Diagnosestellung standardisiert dokumentiert werden. Dazu gehören: Patientennummer Datum, Geburtsdatum, Geschlecht Anamnese (Dauer, Klassifikation stabil = gehfähig / instabil = gehunfähig) Handplatte (Beurteilung biologisches Alter) Grösse und Gewicht des Patienten Röntgenbild a.p. und axial (nach Lauenstein) Postoperative Dokumentation Patientennummer Datum (innerhalb 6 Wochen nach der Operation) Röntgenbild a.p. und (standardisiert) axial Anonymisierter Op.bericht Bericht ob und wie Gegenseite operiert wurde Die Dokumentation bei Diagnosestellung und postoperativ müssen innert 2 Monaten an die Studienleitung geschickt werden. Der (Assistenz-)Arzt, der die vollständige Dokumentation zusammengestellt hat, erhält dafür Fr. 50.- EUR. Dokumentation bei Wachstumsabschluss (Kriterium: Verschluss der Y-Fuge resp. min. 2 Jahre postop., wenn möglich nach Metallentfernung, aber vor einer ev. Konturierungsoperation) Patientennummer Verlaufsbericht (Komplikationen, eingeteilt nach Clavien und Dindo [3, 4] (wie z.B. Infektionen klassifiziert nach CDC (Centers for Disease Control and Prevention [16], Implantatprobleme, Progredienz der Dislokation, Femurkopfnekrose), Folgeoperationen (z.B. Nachnagelungen) Datum (innerhalb 6 Wochen nach der Kontrolle) Röntgenbild a.p. und axial (nach Lauenstein) MRI (mit „coronal scout views“) 4 Femurkopfepiphysenlösung – multizentrische Studie - Studienprotokoll 5 Die Dokumentation bei Wachstumsabschluss muss innert 2 Monaten an die Studienleitung geschickt werden. Der (Assistenz-)Arzt, der die vollständige Dokumentation bei der Nachkontrolle zusammengestellt hat erhält dafür Fr. 50.- EUR. Für den vollständigen Datensatz (prä-, postoperativ und bei Wachstumsabschluss) erhält die einsendende Klinik zusätzlich 100.- EUR. Die Daten werden auf einer Web-basierten Datenbank gesammelt und können mit einem entsprechenden Passwort Web-basiert eingegeben werden. Die Röntgenbilder werden von einem Mitglied des Studienteams unter Supervision eines erfahrenen Facharztes für Kinderorthopädie standardisiert ausgewertet. Eine Verblindung ist lediglich für die präoperativen Röntgenbilder möglich. Auf den konventionellen Bildern werden Abrutschwinkel, Schenkelhalslänge sowie Höhe des Trochanter majors gemessen, auf den MRT („coronal scout views“) wird der α-Winkel nach den Angaben von Nötzli [18] gemessen. Als suffizient gilt das Remodeling, wenn der α-Winkel weniger als 50° beträgt. Risiken und Vorteile Die Patienten werden nach den bestehenden Standards behandelt. Das Protokoll hat während der Datenerfassungsperiode keinen Einfluss auf das routinemässige Management der Hüftkopfepiphysenlösung. Da die Patienten aufgrund der Studie nicht anders behandelt werden, als dies ohne Studie der Fall wäre, bestehen keine besonderen Risiken. Der Datenschutz wird wie unter dem Kapitel „Ethische Ueberlegungen“ aufgeführt gehandhabt. Für künftige Patienten lässt sich festhalten, dass wenn es gelingt nachzuweisen, dass bis zu einem gewissen Abrutschwinkel bei genügend Wachstumspotential ein Remodeling der Femurkopf/Schenkelhalskontur besteht, d.h. der sogn. Offset zwischen Femurkopf und Schenkelhals wiederhegestellt wird, für einen Grossteil der Patienten die riskante offene Femurkopfreposition in Zukunft nicht mehr notwendig sein wird. Statistisches Auswertungkonzept Am Anfang steht eine Deskription der Daten der Patienten in den drei Operationsverfahren (fugenerhaltende versus fugenverschliessende Fixation versus offene Hüftreposition). Für nominale Merkmale werden hierzu absolute und relative Häufigkeiten verwendet, für stetige Messdaten geben wir den Median und Interquartilsabstand an, um Lage und Variabilität der Verteilung in den drei Operationsverfahren zu beschreiben. Zur graphischen Darstellung werden Boxplots verwendet, die die Form der Verteilung beschreiben und nützlich sind, um auffällige Beobachtungen zu identifizieren. Hauptfragestellung: Nebst des oben erwähnten Chi-Quadrat-Tests zum Vergleich der Remodeling Raten in den beiden Operationsverfahren (Pinning versus Verschraubung) passen wir sowohl ein univariates als auch ein multiples logistisches Regressionsmodell an, um weitere wichtige Einflussgrössen und mögliche confounder (Störgrössen) zu berücksichtigen. Diese sind der präoperative Gleitwinkel (gemessen im axialen konventionellen Röntgenbild) und die Zeitdauer zwischen der Operation und dem Wachstumsabschluss (definiert als konventionell radiologisch geschlossene Epiphysenfugen). Gemäss Peduzzi et al. [19] sollte eine logistische Regression nur gerechnet werden, falls mindestens 10x soviele Beobachtungen mit und mindestens 10x soviele Beobachtungen ohne Remodeling wie Variablen im Modell vorliegen, um zu vermeiden, dass (i) die geschätzten Koeffizienten potentiell verfälscht sind, (ii) Konfidenzintervalle nicht die vorgesehene Überdeckungswahrscheinlichkeit besitzen, (iii) statistische Tests nicht die vorgesehenen Eigenschaften haben, und (iv) die Häufigkeit der "Entdeckung" paradoxer Zusammenhänge steigt. Es wäre daher wünschenswert, dass etwa 30 Patienten pro Operationsverfahren für die Studie rekrutiert werden können. Nebenfragestellungen: 5 Femurkopfepiphysenlösung – multizentrische Studie - Studienprotokoll 6 Die Häufigkeiten des Auftretens einer Nekrose oder einer oder mehrerer postoperativer Komplikationen innert einem Jahr ab Operation in den drei Operationsverfahren (fugenerhaltende versus fugenverschliessende Fixation versus offene Hüftreposition) werden ausführlich deskriptiv dargestellt. Anschliessend wird pro Patient die schwerste postoperative Komplikation ausgewählt und eine Gruppierung in „major“ versus „minor“ vorgenommen. Für beide binären Zielkriterien (Nekrose innert einem Jahr ab Operation Ja/Nein und „major“ postoperative Komplikation innert einem Jahr ab Operation Ja/Nein) wird je ein logistisches Regressionsmodell angepasst werden, um zu quantifizieren, inwieweit das Auftreten einer Komplikation vom gewählten Operationsverfahren abhängt. Zur besseren Interpretierbarkeit werden überdies simultane Konfidenzintervalle zur Überdeckungswahrscheinlichkeit 95% für die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Komplikation in den drei Operationsverfahren (Pinning versus Verschraubung versus offene Hüftreposition) berechnet [10] . Statistische Software: Zur Analyse verwenden wir das R system for statistical computing [20] und das R add-on package multcomp [20]. Sample size Fallzahlplanung: Das Zielkriterium der Hauptfragestellung ist ein binäres Merkmal (suffizientes Remodeling Ja/Nein), und es soll untersucht werden, ob Patienten in den zwei Operationsverfahren (fugenerhaltende versus fugenverschliessende Fixation) eine unterschiedliche Remodeling Rate haben. Für die Fallzahlplanung werden die folgenden Annahmen getroffen. Zunächst wird angenommen, dass die Remodeling Rate nach ECF bei Operation mit Verschraubung bei maximal 20% liegt. Nun soll bei einem vorgegebenen Signifikanzniveau von α = 5% eine Erhöhung der Remodeling Rate bei Operation mit Pinning um 50% auf 70% mit einer Power von 90% entdeckt werden können. Zur Überprüfung der Hypothese wird ein zweiseitiger Chi-Quadrat-Test verwendet. Dazu ist eine Fallzahl von circa 19 Patienten pro Operationsverfahren erforderlich [6] . Es ist vorgesehen, die Studie so lange durchzuführen, bis mindestens 25 pro Gruppe erfasst sind, womit wir den „losses of follow-up“ gerecht werden. Pflichten des Prüfers Der Prüfer bestätigt, dass die Studie gemäss Protokoll, GCP, und den geltenden gesetzlichen Bestimmungen durchgeführt wird. Er berichtet über schwerwiegende, unerwünschte Ereignisse und Protokolländerungen. Er hat für die Deckung von Schäden eine Versicherung abgeschlossen. Ethische Überlegungen Die Daten werden nur erhoben, wenn die schriftliche Einwilligung der Patienten, beziehungsweise bei Minderjährigen die Einwilligung der Erziehungsberechtigen (informed consent), vorliegt. Die Minderjährigen werden zusätzlich altersentprechend aufgeklärt und geben deren schriftliche Einwilligung, wenn vom Alter her möglich (assent). Die Einwilligung erklärt Sinn und Zweck der Studie, den Studienablauf und hält fest, dass die Teilnahme freiwillig ist und dass sie jederzeit ohne Angaben von Gründen zurückgezogen werden kann. Alle Daten werden vertraulich behandelt und nur Mitglieder des Studienteams haben Zugriff zu den Daten. Die Patientennamen werden durch eine Patientenidentifikationsnummer ersetzt, die separat aufbewahrt wird. Diese Anonymisierung ist reversibel und erlaubt somit später bei Bedarf, den Patienten zu identifizieren und die Originalakte erneut einzusehen. Das Protokoll muss von den lokalen Ethikkommissionen bewilligt werden. Mit dem Rechtsdienst der teilnehmenden Kliniken wird der Haftpflichtversicherungsschutz geklärt. 6 Femurkopfepiphysenlösung – multizentrische Studie - Studienprotokoll 7 Da dieses Krankheitsbild typischerweise in der Pubertät auftritt, lässt sich diese Studie nur unter Einschluss von Minderjährigen, d.h. einer speziell schützenswerten Population, durchführen. Da dies jedoch eine reine Beobachtungsstudie ist, ergeben sich durch die Teilnahme keine speziellen Risiken. Im Gegenzug erwarten wir durch diese Studie wichtige Erkenntnisse, die für das Management künftiger jugendlicher Patienten äusserst relevant sind. Das Protokoll wird der Ethikkkommission beider Basel (EKBB) vorgelegt. Nur mit Zustimmung dieser Kommission wird die beschriebene Studie durchgeführt. Ausserdem wird das Protokoll dem Rechtsdienst des UKBB vorgelegt um die Haftpflichtsfrage abzuklären. Nach erfolgter Zustimmung durch das EKBB werden an allen beteiligten Kliniken analoge Anträge an die lokale Ethikkommission gestellt. Qualitätskontrolle und –sicherung Der direkte Zugang zu den Originaldaten wird gewährleistet. Audits sowie Inspektionen von Behörden und Ethikkomissionen werden jederzeit erlaubt. Die Daten werden elektronisch auf einer abgesichterten Internet-Plattform in anonymisierter Form erfasst. Zugang zu den Daten der einzelnen Kliniken haben nur registrierte Mitarbeiter der behandelnden Klinik. Mitarbeiter anderer Kliniken können diese nicht einsehen. Hingegen hat die Studienleitung Zugang allen Daten in anonymisierter Form. Die Auswertung der Daten erfolgt durch die Studienleitung. Nach Abschluss der Studie werden alle Daten vernichtet. Zeitplanung Datenerfassung Frühling 2012 bis Dezember 2016. Datenauswertung ca. Frühjahr 2017. Literatur 1 Carney BT, Weinstein SL (1996) Natural history of untreated chronic slipped capital femoral epiphysis. 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