BERGVÖGEL Übersicht Vorkommensstatus in der Schweiz: Stimme: ●● häufige und wichtige Arten Stimme/Ruf ohne Hilfsmittel bekannt ● seltenere und ziemlich wichtige Arten () Stimme/Ruf mit Hilfsmitteln bestimmbar ○ seltenere Arten × sehr seltene Arten Hühnervögel Rauhfusshühner Glattfusshühner Spechtvögel Spechte Haselhuhn Alpenschneehuhn Birkhuhn Auerhuhn Steinhuhn ○ ● ● ○ ○ Dreizehenspecht ○ Sperlingsvögel Schwalben Pieper Braunellen Drosseln Mauerläufer Rabenvögel Sperlinge Finken Ammern Felsenschwalbe Baumpieper Wiesenpieper Bergpieper Alpenbraunelle Steinschmätzer Steinrötel Ringdrossel Mauerläufer Tannenhäher Alpendohle Kolkrabe Schneesperling Zitronengirlitz Erlenzeisig Alpen-Birkenzeisig Fichtenkreuzschnabel Zippammer ○ ● ● ● ○ ● ○ ● ○ ● ● ● ○ ● () ●● ● ● ○ Lernziele Bergvögel: Artkenntnis: Die mit ●● und mit ● bezeichneten Arten sollten im Feld jederzeit ohne Buch angesprochen werden können. Die mit gekennzeichneten Arten sollten im Feld zusätzlich anhand des Gesanges oder eines typischen Rufes ohne Hilfsmittel bestimmt werden können. Äusseres Erscheinungsbild: einige wichtige Verhaltensmuster und dazugehörende Beispiele sowie markante Silhouetten sollten geläufig sein. Besondere Merkmale, Biotope, Brutbiologie (Nest), Nahrung der ●● und ● -Arten sollte bekannt sein. Arten, die mit ○ bezeichnet sind, sollten im Feld ohne Hilfsmittel bestimmt werden können. Es wird aber nur ein geringes Basiswissen verlangt. BERGVÖGEL -2- Lebensraum Gebirge Berge prägen das Landschaftsbild der Schweiz – vor allem der Jura und die Alpen nehmen grosse Flächen ein. Die Alpen sind das grösste und höchste Gebirge Europas, davon liegen 13% in der Schweiz und machen 60% der Landesfläche aus! Die gebirgige Landschaft beheimatet eine unglaubliche Vielfalt an Lebensräumen mit unterschiedlichen klimatischen Bedingungen, was das Vorkommen unzähliger Tiere und Pflanzen begünstigt. Klimatische und physikalische Prozesse wie Erosion, Steinschläge, Lawinen, Stürme und vieles mehr tragen zu einem steten Wandel des Lebensraums Gebirge bei. Welche Nischen im Gebirge sind wichtig für Vögel? Die Brutvögel von Gebirgsregionen sind perfekt an die wechselnden und harten Bedingungen angepasst. Viele von ihnen brüten in Felsen und suchen dort oftmals auch ihre Nahrung. Doch auch der Bergwald, Bäche und Feuchtgebiete sind wichtige Biotope. Speziell zu erwähnen sind Moorlandschaften, die oftmals in höher gelegenen Regionen noch bestehen blieben. Im Winter finden oft sogenannte Vertikalwanderungen statt, d.h. bestimmte Arten wandern in tiefer gelegene Regionen ab. Andere Arten trotzen tiefsten Temperaturen oder verlassen sich auf die Versorgung durch Gastronomiebetriebe und deren Besucher. Wie erging es dem Gebirge in den letzten 100 Jahren? Das Hochgebirge blieb dank seiner Unwirtlichkeit zu einem rechten Teil vor stetem menschlichem Wirken verschont. Vielerorts kam es jedoch zu einer touristischen Erschliessung, verbunden mit starker Bautätigkeit. Auch der Bau verschiedener Stauseen zur Energiegewinnung brachte lokal grosse Veränderungen. Entscheidend ist die Intensität der Nutzung der Alpwiesen und -weiden. Wie geht es dem Lebensraum Gebirge heute? Durch die klimatisch und topografisch eher ungünstigen Bedingungen für den Menschen ist das Gebirge noch nicht allzu stark von Menschen beeinflusst. Ein wichtiges Problem sind Störungen – immer mehr Leute suchen Erholung und Abenteuer in den «unberührten» Landschaften und dringen so immer tiefer in entlegene Regionen vor. Vor allem im Winter kommt es durch Sportler zu immer grösseren Störungen für überwinternde Tiere. Zusätzlich beeinträchtigt der Klimawandel die Gebirgsregionen zunehmend (Gletscherschmelze, Felsstürze durch Auftauen des Permafrostes, Erwärmung etc.) und es ist nicht abzusehen, welche Auswirkungen die veränderten klimatischen Bedingungen auf die kälteliebenden Arten haben werden. Was können wir tun, um den Vögeln im Gebirge zu helfen? Die Gebirgsregionen stellen einen wichtigen Teil von noch grösstenteils naturnaher Landschaft mit grosser Artenvielfalt dar. Es ist daher wichtig, sie in diesem Zustand zu bewahren und zu fördern. Sanfter bzw. nachhaltiger Tourismus ist deshalb sehr wichtig. Markierte Wanderwege und Skipisten nicht verlassen Winterruhezonen respektieren Hinterfragen Sie den Sinn von Abenteuer- und Extrem-Sportarten, v.a. wenn diese in bekannten sensiblen Gebieten stattfinden. Falls Sie ihre Ferien in den Bergen planen, reisen Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln an: Das braucht weniger Parkplätze und vermindert den Schadstoff-Ausstoss. Bei grosser Trockenheit kein Feuer entfachen. BERGVÖGEL -3- Hühnervögel (Galliformes) Raufusshühner (Tetraonidae) Mittelgrosse bis grosse, hauptsächlich bodenbewohnende Vögel im Berg- und Flachland, Mooren und Tundren. Gemeinsame Merkmale sind: o Kurze, kräftige und ganz oder teilweise befiederte Beine (Name!) ohne Sporn o Kurze, runde Flügel, flatternder, geräuschhafter Flug mit Gleitstrecken o Befiederte Nasenlöcher o Mehr/weniger deutliche, bei Balz stark geschwollene, rote Hautpartie über dem Auge (Rosen) Geschlecht bei allen Arten gut unterscheidbar. Hasel- und Alpenschneehuhn leben monogam. Birk- und Auerhuhn leben polygam, wobei die Männchen an gemeinsamen Balzplätzen balzen. Hauptverbreitung der Raufusshühner in Europa liegt in Skandinavien und Russland. Als Eiszeitrelikte konnten sich vier Arten in den höheren Lagen von Mittelland, Jura und Alpen halten. Die Populationen von Auer- und Haselhuhn im Mittelland (z.B. Albis, Lägern, Grauholz bei Bern, Tösstal, Napf, etc.) sind im 20. Jahrhundert weitgehend verschwunden. Raufusshühner ernähren sich fast ausschliesslich vegetarisch. Nur die Küken verzehren in der ersten Zeit Kleintiere, wobei Waldameisen eine wichtige Rolle spielen. Als Anpassung an die wenig ergiebige Winternahrung (Nadeln, Knospen, etc.) besitzen Raufusshühner lange (Blind)därme. Die Jungvögel sind wie bei Glattfusshühnern schon sehr früh und deutlich vor Erreichen der Grösse von Adulten flugfähig. Als Folge der wenig ergiebigen Nahrung und der extremen Bedingungen im Gebirge reduzieren die Raufusshühner ihre Aktivitäten im Winter auf ein absolutes Minimum. Wiederkehrende Störungen stressen diese sehr störungsempfindlichen Arten und führen zum Verschwinden. Lediglich das Alpenschneehuhn verträgt gewisse Störungen und ist meist nicht sehr scheu. Um weniger auszukühlen bauen die Raufusshühner gerne Schneehöhlen, in denen sie dann den grössten Teil der Zeit verbringen. Im Frühling findet man an solchen Orten dann oft Kothaufen. Bodenbrüter, die ihre Nester in offenen Mulden bauen. Standvögel. Alpenschneehuhn und Birkhahn sind auch heute noch jagdbar. 2005 wurden in CH 882 Alpenschneehühner und 638 Birkhähne geschossen (Eidg. Jagdstatistik). Haselhuhn ○ Alpenschneehuhn ● Verbreitung CH Status CH Lebensraum Alpen und Jura, heute v.a. zwischen 1’000 und 1'600 m ü M. Verbreiteter Brutvogel, aber nicht häufig; NT, B1, P Grössere, ungestörte Waldkomplexe mit reichhaltigem Jungwuchs Kennzeichen Etwa so gross wie eine grosse Haustaube, unauffällig graubraun gefärbt, grauer Schwanz mit schwarzweissem Endband Kennzeichen ♂ Stimme Schwarzer Kehllatz, kleine rote Rosen, grauere Färbung als ♀ Gesang rhythmische Folge hoher Töne ähnlich Goldhähnchen. Nahrungserwerb Am Boden oder in Büschen und jungen Bäumen, frisst Knospen, junge Triebe, Früchte, etc. Alpen, nur über der Waldgrenze (meist erst ab 2'200 m ü M.) Verbreiteter Brutvogel, aber nicht häufig; NT, B3 Tundra und Zonen oberhalb der Waldgrenze mit reichhaltiger Deckung. Meidet Skipisten und beweidete Flächen. Ca. haustaubengross, mausert Kleingefieder dreimal jährlich, im Winter bis auf schwarzen Schwanz und Zügel rein weiss, im Sommer ♂ fleckig grau gefärbt, ♀ fleckig bräunlich, Gefieder an Bauch und Beinen ganzjährig weiss Schwarzer Zügelstreif, im Sommer grau statt braun, rote Rosen auffälliger Folge hölzerner knarrender Laute (ou-a-a-a-kaka-ka), oft von Warte und teilweise auch im Balzflug vorgetragen, singt auch im Herbst Nahrungssuche ausschliesslich am Boden, im Winter gerne auf schneefreien Flächen BERGVÖGEL Haselhuhn Alpenschneehuhn Birkhuhn ● Auerhuhn ○ Allgemeines Verbreitung CH Alpen, ab 1'200 m ü M, meist aber zwischen 1'800 und 2'200 m ü M. Status CH Verbreitet, aber nicht häufiger Brutvogel; NT, B2, P Lebensraum Bei uns im Übergangsbereich vom Wald zur offenen Landschaft im Bereich der Waldgrenze Kennzeichen ♂ Etwas grösser als Rabenkrähe, überwiegend schwarz mit weissen Unterschanzdecken, Unterflügeln und Flügelstreif; Leierschwanz. Etwa krähengross, graubraun und schwarz gebändert, Kehle ebenfalls gebändert, schwacher weisser Flügelstreif Weit hörbarer kollernder Balzgesang, dazwischen zischende Laute, singt auch im Herbst. Kennzeichen ♀ Stimme -4- Grösstes Raufusshuhn, ausserhalb der Brutzeit gerne in kleinen, gleichgeschlechtlichen Gruppen Nur noch örtliche Restbestände in Alpen und Jura (im Mittelland fast verschwunden), meist zwischen 1000 und 1'800 m ü M., früher auch tiefer Sehr seltener Brutvogel; die früher geschlossene Verbreitung ist heute sehr lückenhaft. Isolierte Vögel können balztoll werden und balzen dann alles Bewegliche (Wanderer, Autos, Hunde) ohne Scheu an. EN, B2, P Störungsarme, reich gegliederte, lichte Bergwälder mit reichhaltigem Unterwuchs (z. B. Heidelbeeren) und alten Bäumen Auf Grund von Grösse kaum zu verwechseln, sehr dunkles Gefieder, massiver Schnabel, Rücken braunschwarz Bedeutend grösser als Birkhenne, ungefleckte, rostrote Brust und Kehle Balzgesang sehr speziell, nicht sehr weit hörbar. Eine Folge von klickenden Lauten gefolgt vom Geräusch eines knallenden Sektkorkens mit anschliessend schleifenden und zischenden Lauten. BERGVÖGEL -5- Glattfusshühner (Phasianidae) Ökologie Steinhuhn grundsätzlich wie andere Glattfusshühner (vgl. Theorie Kulturlandvögel). Das Steinhuhn ist die einzige heute in der Schweiz lebende Art der Gattung Alectoris. Die Vertreter dieser Gattung sind in der Westpaläarktis von Nordwestafrika, Südeuropa und südliches Mitteleuropa, Kleinasien und dem Nahen Osten verbreitet. Steinhuhn ○ Allgemeines Verbreitung CH Status CH Lebensraum Kennzeichen Gesang Nahrung Das Steinhuhn hat ein relativ kleines Verbreitungsgebiet in den Alpen, Italien und dem Balkan. Trotz seiner auffälligen Zeichnung ist es oft schwierig zu entdecken. Zentral- und Südalpen, v.a. zwischen 1'200 und 2'500 m ü M.; wärmeliebend Verbreiteter, aber nicht häufiger Brutvogel; NT, B1, P () Sonnige grasbewachsene und mit Steinen gegliederte Südhänge mit wenig Büschen und Bäumen Etwa haustaubengross, Geschlechter gleich gefärbt; gattungstypische Gestalt, Gefieder graubraun, Flanken dicht gebändert, Kehle weiss, Schwanzaussenseiten rotbraun, Schnabel und Beine rot. Eine Reihe kurzer, abgehackter Töne, laut und weit hörbar, oft von erhöhter Warte wie Felsblock vorgetragen. Sucht die Nahrung ganzjährig am Boden, im Winter bevorzugt auf schneefreien Flächen. Frisst Blätter von Kräutern, Samen, fleischige Früchte, im Winter Gräser und immergrüne Kräuter. Spechtvögel (Piciformes): Spechte (Picidae) Bewohnt totholzreiche Fichten- und Tannenwälder und hat als Folge der Waldschäden eher wieder etwas zugenommen. Allgemein sehr geringe Dichte. In den grossen Revieren (ca. 0.75 km2) bewohnen ♂ und ♀ meist verschiedene Revierteile. Wenig scheu Ökologie des Dreizehenspechtes grundsätzlich wie andere Spechte (vgl. Theorie Waldvögel 1). Dreizehenspecht ○ Verbreitung CH Status CH Lebensraum Kennzeichen Stimme Nahrung Nord- und Zentralalpen. Meist zwischen 1'000 m ü M. und der Waldgrenze. Stellenweise auch in den Südalpen, im westlichen Jura und in höheren Lagen des Mittellandes (z. B. ZH-Oberland). Verbreiteter Brutvogel, aber infolge grosser Reviere und hoher Ansprüche an Lebensraum nicht häufig; LC, B3, () Naturnahe Fichten- und Tannenwälder mit grossem Angebot an Totholz sowie stark geschädigte Wirtschaftswälder. Fehlt in intensiv bewirtschafteten Wäldern weitgehend. Etwas kleiner als Buntspecht. Färbung schwarz-weiss. Dunkle Flügel, Bauch und Rücken quer gebändert. Kopf schwarz mit zwei weissen Streifen hinter Auge und durch Wange. ♂ mit gelber Stirn und Scheitel, bei ♀ schwarz mit weissen Stricheln. Ruf „bick“, weicher als Buntspecht. Trommelwirbel kräftig mit langsamen Schlägen, Dauer ca. 1,2 s. Hackspecht, sucht die Nahrung meist in Totholz. Ringelt im Frühling Bäume, um an den Saft zu kommen. BERGVÖGEL -6- Sperlingsvögel (Passeriformes) Schwalben (Hirundinidae) Ökologie der Felsenschwalbe grundsätzlich wie andere Schwalben (vgl. Theorie Siedlungsraum). Südeuropäische Art, die in den Alpen und im Jura ihre nördliche Verbreitungsgrenze erreicht. In den letzten Jahren neu auch in Städten im Mittelland (Freiburg, Bern, Grenchen, auch Zürich). Felsenschwalbe ○ Allgemeines Verbreitung CH Status CH Lebensraum Kennzeichen Stimme Nest Zugverhalten Die Felsenschwalbe ist die einzige Schwalbe, die im Mittelmeerraum überwintert und sogar in der Schweiz versucht hat zu überwintern (z. B. in Bern). Die Art ist weniger gesellig als andere Schwalben und lebt in Einzelpaaren oder kleinen Kolonien und ist am Brutplatz territorial. Alpen und in geringer Dichte auch Jura sowie einzelne Städte im Mittelland. Lebt meist in Höhen von 500 bis 1'800 m ü M., in den Zentral- und Südalpen auch bis 2'500 m ü M. Häufiger Brutvogel; LC Besiedelt v.a. senkrechte, wenig bewachsene und gut besonnte Felsen, Steinbrüche und seltener Brücken, Galerien oder Wohngebäude. Nahrungssuche gerne entlang von Felsen und in Schluchten. Recht grosse, kräftig gebaute Schwalbe mit breiten, spitzen Flügeln. Färbung graubraun, unterseits dunkler als andere Schwalben, stark kontrastierende dunkle Flügeldecken. Bei gespreiztem Schwanz auffällige kleine helle „Fenster“ im Schwanz sichtbar. Ruf kurz und hell „pli“ oder „piä“. Gesang aus schnellen Zwitscherstrophen Unter Überhängen, Vorsprüngen oder in Höhlen. Offenes Nest wie Rauchschwalbe Kurzstreckenzieher, der im Mittelmeergebiet überwintert. Trifft früh im März ein und zieht auch relativ spät ab. Braunellen (Prunellidae) Alpenbraunelle ○ Allgemeines Verbreitung CH Status CH Lebensraum Kennzeichen Gesang Zugverhalten Im Gegensatz zur Heckenbraunelle lebt die Alpenbraunelle das ganze Jahr über gesellig. Auch zur Brutzeit werden die „Reviere“ durch Gruppen von meist 5 – 9 Vögeln besiedelt. Alpen über der Baumgrenze, meist oberhalb 2000 m ü M., weicht im Winter in tiefere Lagen aus. Häufiger Brutvogel; LC, B3 Blockschutthänge, mit Steinen und Felsen gegliederte alpine Rasen Grösser als Haussperling; Färbung ähnlich Heckenbraunelle, aber rotbraun gefleckte Flanken und gebänderte Kehle, beide Geschlechter gleich gefärbt, deutlich grösser als Heckenbraunelle. Ruf lerchenartig „drrü drrü“, Gesang im Singflug vorgetragen Standvogel, weicht im Winter in tiefere Lagen, in Bergkurorte, Skistationen etc. aus und kann Futterhäuschen besuchen BERGVÖGEL -7- Pieper (Motacillidae) Kleine, schlanke und relativ langschwänzige Singvögel mit spitzem Schnabel. Insektenfresser, die ihre Nahrung am Boden suchen und sich meist am Boden aufhalten. Bodenbrüter in offenen bis halboffenen Landschaften mit typischem Singflug. Zeichnung unterschiedlich braun-weiss gestreift, Schwanzaussenkanten weiss. Unsere hier behandelten Arten sind kleiner und zierlicher gebaut als Lerchen. Die Geschlechter sind gleich gefärbt. Unterscheidungsmerkmal Pieper/Lerche: Bei Piepern sind im Sitzen keine Handschwingen sichtbar, da diese von den Schirmfedern verdeckt sind. Bei Lerchen sind die Handschwingen (ausser bei der Kurzzehenlerche) sichtbar. Neben den hier behandelten Arten kommen in der Schweiz noch der Rotkehlpieper (seltener Durchzügler) und der Brachpieper (seltener Durchzügler, sporadischer Brutvogel) vor. Allgemeines Verbreitung CH Status CH Lebensraum Kennzeichen Stimme Zugverhalten Baumpieper ● Wiesenpieper ● Früher eine der in der ganzen Schweiz häufigsten Vogelarten Höhere Lagen in Voralpen, Alpen und Jura, ab ca. 1'000 m ü M. bis zur Baumgrenze, lokal häufig Brutvogel; Reliktpopulation in Alpen und Jura, lokal häufig; LC (Halb)offene Landschaften mit extensiv genutzten Weiden und Singwarten (Bäume, Büsche, Leitungen). Früher auch Riedgebiete, Waldränder. Etwas kräftiger als der sehr ähnliche Wiesenpieper. Oberseite beige-graubraun gestreift, Unterseite mit kräftigen Stricheln auf beigefarbener Brust. Bauch weiss, Flanken deutlich feiner gestreift als Brust. Gesang von Singwarte oder aus Singflug. Steigt mit „zit-zitzit-zit“-Motiven auf und lässt sich mit hängenden Beinen und „tsja-tsja-tsja-sürrrr“-Reihen fallschirmartig fallen. Ruf gezogenes raues „pjiiet“. Langstreckenzieher, von April bis September bei uns. Sehr häufig in Skandinavien und nördlichem Mitteleuropa V.a. Jura und Nordalpen, meist zwischen 800 und 1'600 m ü M., während dem Durchzug in der ganzen Schweiz Spärlicher Brutvogel, häufiger Durchzügler und spärlicher Wintergast. VU, B2 Offene Moore und extensiv genutzte Wiesen und Weiden mit einzelnen niederen Singwarten, ausserhalb der Brutzeit auch im Kulturland Sehr ähnlich Baumpieper. Etwas kleiner gebaut. Flanken wie Bauch grob gestrichelt. Rückenfärbung mehr olivbraun. Gesang ähnlich Baumpieper, aber ohne Abschluss mit „tsja-tsja-tsja“-Reihen. Ruf fein und hoch, meist gereiht „istist-ist“. Kurzstreckenzieher Bergpieper ● Alpen und Jura, meist zwischen 1'000 und 2'400 m ü M, seltener höher, im Winter im Mittelland. Brutvogel; nimmt infolge der Intensivierung der Landwirtschaft im Berggebiet ab. LC Im Brutgebiet offene alpine Matten mit Zwergsträuchern, Wiesen und Weiden. Im Winterquartier an Gewässern und in Riedwiesen. Im PK rosafarbene Brust und grauer Kopf, Rücken graubraun. Im SK Brust und Flanken wie andere Arten gestrichelt, Kopf weniger grau. Gleicht im SK den anderen Arten. Zügel und Beine dunkler. Kräftiger Gesang, der meist im Singflug oder von Warte (z.B. Stein) vorgetragen wird, ohne „tsja“-Elemente des BP. Ruf scharf gezogen „piiist“, meist einzeln und weniger gereiht als WP. Teilzieher, Vögel der Alpen überwintern im Flachland BERGVÖGEL -8- Drosselvögel (Turdidae) Gute Sänger; suchen ihre Nahrung vorwiegend am Boden; Jungvögel meist fleckig braun Beide Geschlechter unterschiedlich gefärbt Gesang wird gewöhnlich von einer Warte aus vorgetragen Die Blaumerle besiedelt in geringer Dichte Steinbrüche und Felsen in tieferen Lagen von Tessin und Wallis. Deren ♀ kann mit dem ♀ des Steinrötels verwechselt werden, hat aber einen ungefleckten Rücken. Steinschmätzer ● Allgemeines Verbreitung CH Status CH Besiedelt offene Landschaften mit lückenhafter Vegetation in ganz Europa, z. B. Tundren, Weiden, Moore, Dünen, Gebirge Alpen und örtlich im westlichen Jura, ab ca. 1'400 m ü M, doch meist erst über der Baumgrenze bis 2'800 m ü M., während Durchzug ganze Schweiz Brutvogel und häufiger Durchzügler; LC Steinrötel ○ Die Art besiedelt Europa in zwei Rassen (alpestris in Alpen und Südeuropa, torquatus in Nordeuropa) Zentral- und Südalpen. Sehr selten in den Nordalpen und im Jura Alpen und Jura, ab ca. 1000 m ü M. bis 2'400 m ü M. Seltener Brutvogel, im Rückgang begriffen. LC, B1 Häufiger Brutvogel (alpestris) und seltener Durchzügler (torquatus); VU, B3 Bergwälder und reich gegliederte Lebensräume (Zwergsträucher, Blockschutt) oberhalb der Waldgrenze bis 2'400 m ü M. Beide Geschlechter ähnlich Amsel, mit weissem Halbmond auf Brust und helleren Flügeln. Alpestris an Bauch geschuppt. Gesang rauer als Amsel, wehmütig mit 2–4 mal wiederholten Silben. Ruf hart „tock“ Kurzstreckenzieher Lebensraum Offene und mit Blockschutt gegliederte Bergwiesen und deckungsreiche Weiden Südexponierte, offene und steinige Hänge und Felsen Kennzeichen Schwanzmuster mit schwarzem T und weisser Basis. ♂ im PK schwarze Maske und Flügel, Rücken grau, ♀ braungrau, ohne Maske. Variabler Gesang von Warte oder aus Singflug, ♂ mit grauem Kopf, rostrotem Bauch und Schwanz, Rücken weiss. ♀ auf Unter- und Oberseite braun gefleckt, mit rostrotem Schwanz. Melodisch flötender Gesang, an Amsel oder Gartenrotschwanz erinnernd. Langstreckenzieher Stimme Zugverhalten Langstreckenzieher, bei uns im Mittelland häufig nordische Durchzügler Ringdrossel ● BERGVÖGEL -9- Rabenvögel (Corvidae) Rabenvögel haben einen schlechten Ruf als „Räuber“ und werden deshalb verfolgt. In der Schweiz werden jährlich 350–500 Kolkraben geschossen (Eidg. Jagdstatistik) Zusätzlich zu den behandelten Arten kommt im Wallis selten die früher verbreitete Alpenkrähe vor. Diese unterscheidet sich von der Alpendohle durch den längeren, roten Schnabel und den raueren Ruf. Sie ist kein Zivilisationsfolger. Ökologie der Rabenvögel vgl. Theorie Kulturland. Allgemeines Verbreitung CH Status CH Lebensraum Tannenhäher ● Alpendohle ● Kolkrabe ● Legt Wintervorräte aus Arven- und Haselnüssen an, die in bis 15 km Entfernung gesucht werden. Alpen und Jura, ab ca. 1’000 m ü M. bis zur Baumgrenze gebietsweise häufiger Brutvogel (in Abhängigkeit vom Vorkommen von Arve und Hasel); LC Nadel- und Mischwälder. Zivilisationsfolger, der gerne an Bergstationen, Restaurants und in Siedlungen nach Nahrung sucht. Alpen, meist an und oberhalb der Baumgrenze Verbreiteter und häufiger Brutvogel; LC, B3 Grösste Singvogelart der Welt mit riesigem Verbreitungsgebiet auf der ganzen Nordhalbkugel. Verbreiteter Jahresvogel in der ganzen Schweiz Heute wieder verbreiteter Brutvogel, nachdem die Art infolge Verfolgung lange selten war. LC Brütet in Felsen, auf Bäumen und selten an Gebäuden. Nahrungssuche auf benachbarten offenen Flächen Bussardgross und langflügelig. Von der Rabenkrähe am kräftigeren Schnabel und dem keilförmigen Schwanz zu unterscheiden. Ruft kraftvoll „krack-krackkrack“ Standvogel, revierlose Jungvögel streifen in Gruppen umher. Kennzeichen Gefieder dunkelbraun mit weissen Flecken. Unterschwanzdecken weiss, Flügel und Bürzel dunkel. Stimme Auffälliger, krächzender, langgezogener Ruf „krrrääh“ Standvogel Zugverhalten Besonderes Brütet einzeln in Felsen. Nahrungserwerb auf offenen alpinen Wiesen und Weiden. Meidet Wald. Gefieder schwarz, Beine rot, kurzer gelber Schnabel. Tritt meist in Schwärmen auf. Ruf hell rollend „zirrr“ Standvogel, der aber täglich ausgedehnte v.a. vertikale Nahrungsflüge unternehmen kann. Ausgeprägtes Spielverhalten: Rollen im Schnee, hängen sich kopfüber an Zweige und schaukeln etc. BERGVÖGEL - 10 - Mauerläufer (Tichodromadidae) Familie mit nur einer Art, die Kleibern sehr nahe steht und oft als deren Unterfamilie angesehen wird. Brütet in felsigem, hauptsächlich unzugänglichem Gelände mit steil abfallenden Felswänden mit etwas Bewuchs und Wasservorkommen (ca. 1000–3000 m ü.M.) Nest in Felsspalte Im Winter (oft in tieferen Lagen) an Gebäuden oder Steinbrüchen zu sehen Mauerläufer ○ Allgemeines Verbreitung CH Status CH Lebensraum Kennzeichen Gesang Zugverhalten Besiedelt Felsen in Gebirgen vom südlichen Eurasien bis China. Alpen und Jura westlich von Balsthal, meist zwischen 800 und 2'400 m ü M., im Winter auch an Felsen im Mittelland (z.B. Burgdorf) Verbreitet, aber nicht häufiger Brutvogel; LC, B3 Senkrechte, reich gegliederte Felswände. Im Winter selten auch an Gebäuden. Grösser Haussperling. Unverwechselbar, aber kletternde Vögel in Felsen sehr unauffällig. Rücken und Bauch grau, Flügel schwarz mit auffällig roten Flügeldecken, ♂ im PK mit schwarzer Kehle. Typischer schmetterlingsartiger Flug. Recht schweigsam, Ruf pfeifend „tih“ Vorwiegend Standvogel, weicht im Winter in tiefere Lagen aus Sperlinge (Passeridae) Der Schneesperling ist in Europa der einzige Vertreter einer grossen Gruppe (in den Gebirgen Asiens) weit verbreiteter Sperlinge. Ökologie des Schneesperlings grundsätzlich wie andere Sperlinge (vgl. Siedlungsvögel) Schneesperling (früher auch Schneefink) ○ Allgemeines Verbreitung CH Status CH Lebensraum Kennzeichen Gesang Zugverhalten Einziger Vertreter der Familie der Schneesperlinge in Europa. Die meisten Arten von Schneesperlingen leben in den Gebirgen Asiens. Höhere Lagen der Alpen oberhalb der Waldgrenze, von 1’800 bis über 3'000 m ü M. Brutvogel, lokal häufig; LC, B3 Steinige und karge Hochgebirgstundra. Nest in Felsklüften, Spalten und teilweise auch an Gebäuden, oft mehrere Paare beieinander. Streift ausserhalb der Brutzeit in Gruppen bis 200 Ex. umher und besucht im Winter auch Futterhäuschen. Grösser Haussperling, Rücken erdbraun, Bauch weiss, Handflügel schwarz und Armflügel weiss, Kopf grau. Zur Brutzeit Kinn und Schnabel schwarz, sonst Kinn weisslich und Schnabel gelblich. Verschiedene Rufe wie „zjiih“ oder „mjäh“. Gesang von Warte oder aus kreisförmig gleitendem Singflug Standvogel, kann im Winter in tiefere Lagen ausweichen BERGVÖGEL - 11 - Finken (Fringillidae) Eher kleine Singvögel mit eingekerbtem Schwanz, wellenförmigem Flug Kegelförmiger Schnabel ( Körnerfresserschnabel) Nahrung: hauptsächlich Sämereien , im Sommer auch Insekten Jungenfütterung: Insekten werden im Schnabel, Samen aus dem Kropf gefüttert Offenes Napfnest in Büschen oder Bäumen Mehrheitlich Teilzieher (Kurzstreckenzieher). Teilweise häufige Durchzügler und Wintergäste. Ausserhalb der Brutzeit gesellig, z.T. in Schwärmen Zitronengirlitz ● () Erlenzeisig ●● (Alpen-) Birkenzeisig ● Allgemeines Art mit kleinem Verbreitungsgebiet in Gebirgen West- und Mitteleuropas Verbreitung CH Alpen und Jura, meist zwischen 1'200 und 2'000 m ü M. Status CH Verbreitet und gebietsweise häufiger Brutvogel; LC, B3 Auf der Nordhalbkugel weit verbreitet. Die in Mitteleuropa verbreitete Rasse cabaret wird teilweise als eigene Art Alpenbirkenzeisig abgespalten Verbreiteter Brutvogel in Alpen und östlichem Jura, v.a. 1'500 – 2'300 m ü. M., wenige Bruten im Tiefland Häufiger Brutvogel, seltener Wintergast im Mittelland; LC Lebensraum Lockere Koniferenbestände, an Waldgrenze oder Alpweiden Klein; gelb-grau-grün gefärbt, Kopf gräulich, ♀ matter gefärbt als ♂ Ruft kurz und sehr fein „teh“ oder „te-te-te“ Kurzstreckenzieher, der im Mittelmeergebiet überwintert Zur Brutzeit unauffällig, jedoch häufig in Birken, im Winter gerne in Trupps an Gewässern in Erlen und Birken, besucht auch Futterhäuschen ganze CH, Schwerpunkt in den mittleren Lagen in Alpen und Jura, ca. 1'200 – 1'600 m ü. M. Verbreiteter Brutvogel, häufiger Durchzügler und Wintergast; LC Zur Brutzeit Nadelwälder, im Winter gerne an Gewässern und in Siedlungen Klein, zierlich, Flanken und Rücken gestreift, ♂ viel gelber als ♀ Zweisilbige Rufe wie „tiläh“ Kennzeichen Stimme Zugverhalten Kurzstreckenzieher, von dem im Mittelland viele nordische Vögel überwintern Lichte Baumbestände und Gebüsche sowie benachbarten Mähwiesen und Weiden Klein; graubraun gefärbt, stark gestreift mit weissen Flügelbinden. ♂ Stirn und Brust rot Ruft gereiht „tschett-tschetttschett“ Kurzstreckenzieher BERGVÖGEL Fichtenkreuzschnabel ● Allgemeines Verbreitung CH Status CH Lebensraum Kennzeichen Gesang Zugverhalten Kreuzschnäbel sind hochmobile Vögel, die auf der Suche nach Nahrung in weiten Teilen Europas umherwandern und bei Massenreifung von Fichtensamen invasionsartig auftreten können. Brütet bereits schon Ende Winter (abhängig von Fichtenreife, es wurden schon in sämtlichen Monaten Bruten festgestellt). Vom Fichtenkreuzschnabel bearbeitete Zapfen weisen längs aufgeschlitzte Schuppen auf. Verbreiteter, aber unsteter Jahresvogel in der ganzen Schweiz, am häufigsten zwischen 1'000 und 1'800 m ü M. Verbreiteter und häufiger Brutvogel, Auftreten stark von Massenreifung von Fichten abhängig. LC Nadelwälder, v.a. Fichtenwälder. In den Alpen auch in Lärchen- und Föhrenwälder. Grösser als Haussperling. Grosser, kräftiger Fink mit gekreuztem Schnabel. ♂ Kopf, Unterseite und Rücken rot mit dunklerem Flügel, ♀ grünlichgrau mit gelbgrünem Bürzel, Jungvögel graubraun und kräftig gestreift. Flugruf laut „gipp-gipp-gipp“. Gesang Mischung Trillern und Zwitschern mit Flugrufen. Wanderungen in Abhängigkeit vom Nahrungsangebot. Ammern Ökologie der Zippammer grundsätzlich wie andere Ammern (vgl. Theorie Kulturland). Zippammer ○ Allgemeines Verbreitung CH Status CH Lebensraum Kennzeichen Gesang Nahrung Zugverhalten Verbreitete Ammer in felsigen und steinigen Lebensräumen in Südeuropa bis ins südliche Mitteleuropa Alpen, stellenweise im Jura Häufiger Brutvogel in den Südalpen, seltener in Zentralalpen und vereinzelt in Nordalpen und Jura; LC Sonnige, felsige und steinige und zumindest teilweise offene Berghänge sowie lichte Wälder. Etwas grösser als Haussperling, kurzflügelige und langschwänzige Ammer. Typisches schwarz-hellgrau gestreiftes Kopfmuster, gestreifter Rücken, Bauch und Bürzel rotbraun. ♂ intensiver gefärbt als ♀ Ruft hoch kurz scharf „tsii, singt hoch und klar Sämereien, zur Brutzeit auch Insekten Standvogel, im Winter eher am Talgrund der Alpentäler - 12 -