der Weg - Mitgliedermagazin des SBV, Juli 2013 Editorial ......................................................................................... 2 Das Scheitern der Revision ist gefährlich .................................. 2 Aktuelles ........................................................................................ 3 Delegiertenversammlung 2013 .................................................. 3 Gründung des Sektionenrats ..................................................... 6 Menschen ...................................................................................... 9 Hugo Thomas meistert sein Leben ............................................ 9 Verbandsleben ............................................................................ 12 Unsere Zürcher Sektion feiert ihren 100. Geburtstag .............. 12 Schiff Ahoi! ............................................................................... 14 Granfondo Hochrhein in Gippingen ......................................... 15 Tandems für Fribourg .............................................................. 17 Veranstaltungskalender ........................................................... 18 Mitgliederraum ............................................................................ 21 Einsatz am Lötschberg ............................................................ 21 Ich habe zwei Freunde in Bern ................................................ 23 Impressum Mitgliederzeitschrift des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (SBV) im 100. Jahrgang. Sie erscheint viermal im Jahr in Grossdruck, in Braille, im DAISY-Format, im Elektronischen Kiosk, auf www.sbv-fsa.ch sowie auf Bestellung per E-Mail (ohne Fotos) in Deutsch und Französisch ("Entraide"). Herausgeber: Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV), Gutenbergstrasse 40b, Postfach 8222, 3001 Bern, Tel. 031 390 88 00; [email protected], www.sbvfsa.ch Redaktion: SBV-Informationsdienst Übersetzungen: USG Übersetzungs-Service AG D:\68617939.doc 1/24 Foto Titelbild: Von links: Christian Hugentobler, ehem. Präsident, Kannarath Meystre, Generalsekretär, und Remo Kuonen, amtierender SBV-Präsident. Aufgenommen auf der Extrafahrt mit der MS Wädenswil anlässlich der Delegiertenversammlung 2013. ISSN-Nummern: 1422-0490 (Print), 2296-2018 (Braille), 22962026 (Audio) Layout und Druck: Ediprim AG, Biel/Bienne Braille: Simone Rentsch und Anton Niffenegger Audio: Paul Güntert Tonstudio Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 10. August 2013 Druck auf umweltfreundliches FSC-Papier Editorial Das Scheitern der Revision ist gefährlich Kannarath Meystre, Generalsekretär Liebe Mitglieder Das Dossier IVG-Revision 6b ist vom Tisch. Auf den ersten Blick ist das erfreulich für Menschen mit Behinderung. Nationalrat Christian Lohr (CVP, TG) hält das Scheitern der Revision jedoch für gefährlich: Falls es der IV finanziell schlechter gehe, sagt er in einem Zeitungsinterview, drohten Behinderten harte Sparmassnahmen. Das enorm grosse Engagement von Seiten der Behindertenorganisationen muss fortgesetzt werden. Die Debatte in den Räten hat gezeigt, wie wichtig unsere Präsenz in der Politik und das gezielte Einwirken auf unsere Entscheidungstragenden sind. Unsere Einflussnahme führen wir auch in Zukunft fort. Im Magazin "der Weg" des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbands stehen Sie, liebe Mitglieder, im Zentrum. Silvia Dintheer, Sektion Bern, schildert, wie sie am vierten Mai beinahe ihren Mann verloren hat und zwar im Lötschberg-Basistunnel! Nachzulesen in ihrer spannenden D:\68617939.doc 2/24 Reportage. Weiter begegnen wir der Tandem-Gruppe Fribourg und der Erfahrung, wie sich neue Tandems bei prächtigem Wetter auf einer rasanten Fahrt einweihen lassen. Die 16 SBV-Sektionen engagieren sich stark in den jeweiligen Regionen. Das hat sich uns im Vorfeld und während der IV-6Debatte auf eindrückliche Art gezeigt. Dass die Sektionen ihre profane Tätigkeit durchaus ruhen lassen und zu gegebener Zeit richtig feiern können, hat uns die Sektion Zürich besonders eindrücklich bewiesen. Vom 100-jährigen Geburtstag der Sektion erzählt uns Präsident Roland Studer im Interview mit Jean-Marc Meyrat, Impressionen aus der diesjährigen Delegiertenversammlung runden unsere Bericht-erstattung aus Zürich ab. Nutzen Sie das Mitgliedermagazin, machen Sie unsere Rubrik "Veranstaltungskalender" zu Ihrer Agenda, tauschen Sie Ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Entdeckungen im Mitgliedermagazin "der Weg" aus – wir sind für Sie da und die Redaktion freut sich über jeden Kontakt. Ich wünsche Ihnen eine schöne Sommerzeit! Legende: Kannarath Meystre, Generalsekretär Aktuelles Delegiertenversammlung 2013 Jean-Marc Meyrat, Leiter Informationsdienst 40 Delegierte als Vertreter der 16 Sektionen unseres Verbands trafen sich am 22. und 23. Juni 2013 in Zürich. Im Folgenden möchte ich keinen erschöpfenden Bericht über die Arbeit der Delegierten abgeben, sondern Sie über deren Entscheidungen in Kenntnis setzen. D:\68617939.doc 3/24 Jahresabschluss Das Geschäftsjahr 2012 schloss mit einem negativen Betriebsergebnis von 1,4 Mio. Franken. Vor allem im Bereich Informatik stiegen die Kosten 2012 so eklatant, dass sie einigen Delegierten völlig überzogen erschienen. Die Prognosen lassen erkennen, dass bis 2020 Mehreinnahmen bzw. Einsparungen von rund 5 Mio. Franken nötig sein werden. Steht das Hotel Solsana zum Verkauf? Gemäss Entscheid der Delegiertenversammlung von 2010 sollte sich der SBV von der Solsana trennen, sofern sich für das Hotel keine Partner finden. Da kein Partner gefunden worden ist, müsste der Verkauf nun erfolgen. Für den Verbandsvorstand ist dies jedoch unvorstellbar, ohne auch die Interessen der 400 blinden und sehbehinderten Gäste zu berücksichtigen, die das Hotel 2012 besucht haben. Der Verbandsvorstand schlägt deshalb vor, den veralteten, derzeit nicht bewohnbaren Westflügel zu verkaufen und unter der Regie einer von der Solsana unabhängigen Immobiliengesellschaft in ein Appartement-hotel umzuwandeln. Auf diese Weise könnte man Geld beschaffen und die Zahl der zu vermietenden Hotelzimmer reduzieren. Die noch verbleibenden 45 Zimmer würden den Bedarf der Gäste decken. Ein sofortiger Verkauf würde eine Änderung des Zonennutzungsplans für das Grundstück erfordern, auf dem die Solsana steht. Denn das Hotel ist bisher als Heim eingestuft. Mehrere Delegierte fragen sich, warum der Verbandsvorstand keine Ferienalternative für den Fall eines Verkaufs der Solsana anbietet. Nach einer emotional sehr intensiven, aber auch von wirtschaftlichen und politischen Überlegungen geprägten Debatte beschliesst die Delegiertenversammlung mit 24 Ja-Stimmen bei 15 Nein-Stimmen und einer Enthaltung, die Solsana nicht zu verkaufen; mit 21 Stimmen und 19 Gegenstimmen wird entschieden, den Westflügel zu verkaufen und die 45 Zimmer unter Leitung einer Hotelgesellschaft zu behalten. Aufwandsentschädigung für den Ehepartner? D:\68617939.doc 4/24 Die Freiburger Sektion beantragt, den jährlichen Kostenbeitrag in Höhe von 800 Franken für eine Begleitperson in den Ferien auch dem jeweiligen Ehepartner zukommen zu lassen. Diese Ausweitung würden den SBV jährlich rund 250 000 Franken zusätzlich kosten. Es wird Sie nicht überraschen, liebe Mitglieder, dass der Verbandsvorstand hiervon alles andere als begeistert ist! Rita Annaheim erinnert daran, dass diese Leistung ja gerade dafür geschaffen wurde, dass alleinstehende sehbehinderte Menschen in die Ferien fahren können. Im Interesse einer kostenneutralen Lösung schlägt ein Delegierter vor, falls das Gesuch der Freiburger angenommen würde, sollte man den Betrag von 800 auf 500 Franken reduzieren. Andere Delegierte beantragen, die Angelegenheit an den Verbandsvorstand zu verweisen, der sie mit einem konkreteren Reglement auf die Traktandenliste der Delegiertenversammlung 2014 setzen soll. Dieser Vorschlag wird mit 27 gegen 11 Stimmen bei 7 Enthaltungen angenommen, und die Sache wird an den Verbandsvorstand übergeben. Die Wahlen Seit 2013 werden die Mitglieder des Verbandsvorstands des SBV für jeweils 4 Jahre gewählt. Es stehen 9 Kandidaten für 9 Stellen zur Wahl. Das Gesuch, den Verbandsvorstand "en bloc" durch Zuruf zu wählen, wird mit 26 Nein-Stimmen bei 11 Gegenstimmen und 3 Enthaltungen abgelehnt. Raymond Kuonen wird als Präsident des SBV von allen 40 anwesenden Delegierten einstimmig wiedergewählt. In letzter Minute meldet sich ein weiterer Kandidat: Hans-Ueli Willi stellt sich zur Wahl. Das Ergebnis: Rita Annaheim und Urs Kaiser 40 Stimmen, Corinne Aeberhard 39, Ismael Tahirou 36, Marianne Piffaretti 35, Claude Voegeli 31, Eric Mamin 28 und Hans-Ueli Willi 19 Stimmen. Angesichts der Unsicherheit, ob seine Last-Minute-Kandidatur zulässig war und angesichts der bescheidenen Stimmenzahl verzichtet Hans-Ueli Willi auf sein Amt. Die nächste Delegiertenversammlung findet am Samstag, 28. Juni 2014 in Bern statt. D:\68617939.doc 5/24 Legende: Am Samstag richtete Dr. Thomas Heiniger (2. v. r.), Regierungspräsident des Kantons Zürich, seine Grussbotschaft an den SBV. Hier zusammen mit Roland Studer, Raymond Kuonen und Kannarath Meystre. Der aus dem Verbandsvorstand zurücktretende Pascal Lonfat. Auch am Sonntag diskutierten die Delegierten rege. Am Mikrophon ist Monique Cosandey. Gründung des Sektionenrats Jean-Marc Meyrat, Leiter Informationsdienst Der Sektionenrat (SR), der in den neuen Statuten des Verbands vorgesehen ist, hat sich am Samstag, den 27. April 2013, zum ersten Mal in Bern versammelt. Nachfolgend finden Sie die Namen der 16 Sektionspräsidenten und -präsidentinnen, damit Sie sich mit den Personen, welche die Geschicke der SBV-Sektionen lenken, vertraut machen können. Clerc Adeline, Wallis Cosandey Roger, Waadt Friche Gabriel, Jura Griesser Domenica, Ostschweiz Herren Beat, Bern Koch Monika, Graubünden Leute Dieter, Berner Oberland Meury Adrian, Biel Binachi Corinne, Unitas Müller Verena, Aargau-Solothurn Odermatt Pius, Nordwestschweiz Plüss Isabella, Zentralschweiz Schneider Bernard, Neuenburg Studer Roland, Zürich D:\68617939.doc 6/24 Tourel Vincent, Genf Zullo Andrea, Freiburg Zu Beginn der Sitzung spendete der SBV-Präsident Raymond Kuonen Sandro Molinari ein grosses Lob. Letzterer hat das Amt des Vorsitzenden der Sektion Unitas im Mai 2013 abgegeben, nachdem er während sechzehn Jahren gute und treue Dienste geleistet hatte. Ein neuer Präsident Der Präsident der Sektion Zürich, Roland Studer, einziger Kandidat für das Präsidium des SR, wurde mit 15 Stimmen und einer Enthaltung gewählt. Roger Cosandey, Präsident der Sektion Waadt, wurde mit derselben Stimmenanzahl zum Vizepräsidenten ernannt. Seither wird die Sitzung von Roland Studer geleitet. Eine erfolgreiche Einsetzung Bei der Vorbereitung der nächsten Sitzungen des SR, die bereits bis Ende 2014 geplant sind, fehlt es nicht an Arbeit. Darunter fallen die Ausarbeitung eines neuen Anmeldeformulars für Mitglieder, die Überprüfung des SBV-Budgets 2014 sowie die Aktualisierung des Konzepts zur Interessenvertretung auf regionaler Ebene. Finanzielle Beiträge für die ­Sektionen Die Beibehaltung des gegenwärtigen Reglements über die finanziellen Beiträge für die einzelnen Sektionen wurde mit nur einer Gegenstimme gutgeheissen. Leistungsvereinbarung Von der Möglichkeit einer Leistungsvereinbarung mit dem SBV, die den einzelnen Sektionen durch die neuen Statuten geboten wird, kann Gebrauch gemacht werden. Die im Rahmen dieser Vereinbarung erledigten Arbeiten sollen das Generalsekretariat entlasten. Dabei ist beispielsweise die Inte-ressenvertretung blinder und sehbehinderter Menschen auf regionaler Ebene D:\68617939.doc 7/24 nennenswert. Ein Höchstbetrag von Fr. 50 000.– pro Jahr und Sektion wurde festgelegt. Kunstpreis Der SR hat beschlossen, der Marketing-abteilung, in Zusammenarbeit mit der Kommunikationsabteilung, die Schaffung, Förderung und Verleihung eines nationalen Kunstpreises anzuvertrauen. Mit der Jury 2011 wird ein neues Reglement ausgearbeitet, das dem Föderativkomitee vorgelegt werden wird. Der SR legt seine Prioritäten fest Die Interessenvertretung stellt, wie erwartet, die grösste Priorität dar. Der SR wird ein Dokument erstellen, das die Sektionen bei der Arbeit der Abgleichung ihrer Statuten mit den nationalen Statuten unterstützen soll. Treffen der regionalen Sektionskomitees Der SR sieht keinen besonderen Nutzen in speziellen Treffen der Sektionsvorstände auf regionaler Ebene. Aus diesem Grund wird er diese Versammlungen, die im Zuständigkeitsbereich der einzelnen Regionen bleiben, nicht unterstützen. Die nächste Sitzung des SR wird bereits im August stattfinden! Legenden: V. l. n. r. hintere Reihe: Monika Koch, Isabella Plüss, Roland Studer, Bernard Schneider, Dieter Leuthe, Andrea Zullo, Vincent Tourel, Roger Cosandey, Gabriel Friche, Adrian Meury, Beat Herren. V. l. n. r. vordere Reihe: Verena Müller, Adeline Clerc, Domenica Griesser, Sandro Molinari. Roland Studer (l.), Präsident des Sektionenrates, und Raymond Kuonen, Präsident des Verbandsvorstandes. D:\68617939.doc 8/24 Menschen Hugo Thomas meistert sein Leben Claudine Damay, Mitarbeitende Interessenvertretung Im Winter 2014 wird mit grösster Wahrscheinlichkeit der Lausanner Hugo Thomas die Schweiz bei den 11. Paralympischen Spielen in Sotschi am Schwarzen Meer in Russland vertreten. Anfangs jedoch ähnelte Hugos Lebenslauf eher einem Slalom als einem Abfahrtsrennen. Im Jura-Dörfchen L’ Auberson, das für Spieldosen bekannt ist, erblickt Hugo Thomas 1982 das Licht der Welt. Die ersten acht Jahre führt er ein Vagabundenleben, zunächst bei seinen Grosseltern in der Bretagne, dann wieder in L’ Auberson in einer Sennhütte. Später lebt er mit seinen Eltern sogar in einem abgelegenen Pyrenäendorf. Unbezähmbar, widersetzt er sich allen gut gemeinten Versuchen seiner Mutter, die von Beruf Lehrerin ist, ihm wenigstens eine rudimentäre Schulbildung zu vermitteln. Notfalls flüchtet er sich auf einen Baum, und erst der Hunger treibt ihn wieder aus seinem Versteck. Ohne Spielkameraden und ohne Fernsehen wird dem kleinen Hugo nicht einmal bewusst, dass er von Geburt an sehbehindert ist, denn er kann sich mit niemandem vergleichen. Umso grösser ist der Schock, als Hugo mit acht Jahren in die Schule für sehbehinderte Kinder kommt. Nicht nur in seiner Schulbildung klaffen grosse Lücken, sondern auch in sozialer Hinsicht hat er viel aufzuholen. In der Grossstadt Lausanne fühlt er sich einsam und verloren. Zehn Jahre bleibt er dort. Eine schwierige Entscheidung Am Ende seiner Schulzeit besucht Hugo ein Jahr lang ein Berufsorientierungszentrum. Was er werden will, weiss er genau: Masseur. Man hält ihm vor, die Ausbildung sei viel zu schwierig für ihn, ausserdem werde er damit niemals seinen Lebensunterhalt verdienen. Stattdessen empfiehlt man ihm, ein Praktikum als Koch zu machen, und er willigt ein. Trotz seiner D:\68617939.doc 9/24 Behinderung findet er eine Lehrstelle. Ob er diese Ausbildung je abgeschlossen hätte, bleibt offen, denn wenige Tage vor Antritt der Lehrstelle bricht er sich das Handgelenk. Als letzte Chance bietet sich noch eine Bäckerlehre an, aber mit seinem Lehrmeister versteht er sich ganz und gar nicht. Einmal lässt ihn dieser sogar mit ausgekugelter Schulter arbeiten – an den Folgen leidet Hugo bis heute. Mit der Arbeit kommt er nicht recht voran, weil er dauernd niesen muss und ihm ständig die Nase läuft. Aber niemand schert sich um ihn. Erst als weitere Allergien dazukommen und sich die Asthmaanfälle häufen, wendet sich sein Hausarzt schliesslich an die Invalidenkasse. Aber sie lässt sich auf das ärztliche Gutachten nicht ein. Schlecht und recht schliesst Hugo seine Lehre in einem Beruf ab, den er niemals ausüben kann. Es folgen nutzlose Praktika und einige Monate Arbeitslosigkeit, in denen er lieber feiert, als sich um seine Zukunft zu kümmern. Der Wille ist stärker als die Amtsstuben Seinen Traum, Masseur zu werden, hat Hugo aber nie aufgegeben. Er begreift früh, dass es nicht ausreicht, seine Leidenschaft als Nebenbeschäftigung auszuüben. Er meldet sich an einer Genfer Schule an und verdient das Schulgeld selbst, ohne die Auflagen der Arbeitsvermittlungsstelle zu vernachlässigen. Entgegen allen Voraussagen macht er nach drei Jahren seinen Abschluss, sogar mit 5,4 von 6 Punkten in Anatomie, die für sehbehinderte Studenten besonders schwierig zu lernen ist. Nun arbeitet er als Teilzeitkraft im Institut "Zen" in Pully bei Lausanne. Ein furchtbarer Schicksalsschlag Während seine berufliche Karriere sich also ganz erfreulich entwickelt und die Invalidenversicherung nach zweijähriger Wartezeit endlich seine schweren Allergien anerkennt, verliert Hugo stetig Gewicht und leidet ständig unter unstillbarem Durst. Dass er an Diabetes Typ 1 leidet, also der schwerwiegenderen Variante, kommt ihm nicht in den Sinn. Als er während des ersten Skitrainings der Saison zusammenbricht, bringt ihm der D:\68617939.doc 10/24 Rettungsdienst bei, was jeder Diabetiker wissen und tun muss, um gefahrlos mit seiner Krankheit zu leben. Vom Wettbewerbsgeist erfasst 1990 entdeckt Hugo den Wintersport für sich. Im Ski-Lager seiner Schule interessiert ihn Skifahren eigentlich nicht so sehr – seine Leidenschaft gilt dem Snowboard. Trotzdem stellt er sich auf die Bretter, um sich mit den anderen zu messen und seine eigenen Grenzen auszutesten. 2007 nimmt er erstmals an den Schweizerischen Meisterschaften teil, anfangs wohl eher, weil es ihm Spass macht. Aber das Wettkampffieber hat ihn längst gepackt und lässt ihn nicht mehr los. Zusammen mit seiner fabelhaften Guide Luana Bergamin, der Schwester des bekannten Ski-Champions, steckt sich Hugo hohe Ziele. Hätte er gewusst, wie schwierig der Parcours sein würde, räumt er ein, hätte er das Ganze vermutlich lieber gelassen. Ohne Fleiss kein Preis Als Mitglied der Elite von PluSport, des Dachverbands für den Behindertensport in der Schweiz, muss sich Hugo sieben Monate im Jahr mit eiserner Disziplin den Zwängen von Training und Wettkämpfen beugen. Er steht vor sechs Uhr morgens auf und absolviert ein langes, erschöpfendes Programm. Beim Training muss er jede kleinste Biegung des Parcours auswendig lernen, sich vereiste Stellen merken und die ideale Strecke einprägen. Während des Wettkampfs braucht er enorme Konzentration und Stressresistenz. In der letzten Saison war er stets unter den ersten zehn und konnte so viele Punkte sammeln, dass er gute Chancen hat, für die nächsten Paralympischen Spiele in Sotschi ausgewählt zu werden. Im Februar 2013 bekam er schon einen Vorgeschmack auf einen Sieg in Form einer Bronzemedaille im Super G bei der Ski-WM im spanischen La Molina. Dass Hugo über die Förderung durch PluSport hinaus mehrere Sponsoren für Skier, Helm und Skibrille gefunden hat, freut ihn umso mehr, als für seine sechs Disziplinen allein sechs Paar Skier nötig sind! Vielleicht seine letzte Chance D:\68617939.doc 11/24 Allerdings könnten seine Spiele in Sotschi für Hugo zugleich seine letzten sein. Falls seine unglaublich engagierte Guide tatsächlich nach der Rückkehr aus Russland aufhört, wird er das Abenteuer nicht fortsetzen. Auf ihm lastet deshalb ein unvorstellbarer Druck, eine Medaille zu erringen, denn die Gelegenheit dazu wird sich ihm wohl kaum noch einmal bieten. Und auch wenn Baron Pierre de Coubertin meinte, "Dabeisein ist alles", so möchten im Stillen alle doch nur eins: Siegen. Und das wünschen wir ihm von Herzen! Legende: Hugo Thomas (l.) und seine Guide Luana Bergamin. (www.photohartmann.de) Verbandsleben Unsere Zürcher Sektion feiert ihren 100. Geburtstag Jean-Marc Meyrat, Leiter Informationsdienst Mit 500 Mitgliedern ist die Zürcher Sektion die drittgrösste des SBV. In diesem Jahr feiert sie ihr Jubiläum. Ein Gespräch mit Roland Studer, dem Präsidenten der Zürcher SBVSektion. der Weg: Wie läuft es bei euch? Roland Studer: Es läuft bestens! Wir verfügen über einen dynamischen, engagierten Vorstand und können zum Glück auf unseren sehr kompetenten Sekretär, Urs Lüscher, zählen. Er ist selbst sehbehindert. Urs ist zu 30 % angestellt, braucht aber nicht die Aufgaben der Vorstandsmitglieder zu erledigen. Er engagiert sich intensiv in der Interessenvertretung für Blinde und Sehbehinderte auf lokaler Ebene. Das heisst, er unterhält Kontakte zur Presse, spricht Politiker an und vertritt Vorstandsmitglieder bei Sitzungen, an denen diese nicht teilnehmen können, weil sie alle berufstätig sind. Er gehört beispielsweise der Behindertenkonferenz des Kantons Zürich an, D:\68617939.doc 12/24 deren vierköpfiges Fachgremium sich für Barrierefreiheit im Raum Zürich einsetzt. Ausserdem organisiert Urs Veranstaltungen zur Sensibilisierung unserer eigenen Mitglieder ebenso wie der Öffentlichkeit. Er kümmert sich unter anderem jeweils am letzten Samstag im Monat um unseren Samstags-Lunch als Plattform für den Austausch zwischen unseren Mitgliedern und externen Referenten, die Vorträge zu allen möglichen Themen halten. Dank einer umfangreichen Schenkung können wir Urs zwar beschäftigen, doch seine 30 % reichen nicht aus, um alles Erforderliche zu erledigen. Zum Glück für die Sektion ist Urs ausgesprochen engagiert und schaut nicht auf die Uhr. Derzeit stehen wir mit dem Verbandsvorstand des SBV in Verhandlungen über ein Pilotprojekt, das im Rahmen eines Leistungsvertrags für jenen Teil von Urs’ Arbeit aufkommen würde, der über die lokale Ebene hinausgeht. der Weg: Was tut deine Sektion für die jungen Leute? R. S.: Wir sind der Meinung, dass die Sektion jungen Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen dieselben Aktivitäten anbieten sollte, die auch sehende junge Leute bevorzugen. Dabei denke ich beispielsweise an Flipper-Tage und Jahrmarktsattraktionen, die einige Stunden lang für blinde und sehbeeinträchtigte Jugendliche reserviert werden. In Zusammenarbeit mit der Zürcher Sehbehindertenschule bieten wir sportliche Aktivitäten wie Tandemfahren, Torball und Schiessen an. Aber keine Angst: Auch die älteren Mitglieder kommen nicht zu kurz! der Weg: Zwei Jahre nach dem SBV feiert die Sektion Zürich ihren 100. Geburtstag. Welche besonderen Ereignisse gibt es zu diesem Anlass? R. S.: Akzente setzen in diesem Jahr zum einen Festangebote für unsere Mitglieder, darunter eine Kreuzfahrt und eine Reise, aber auch öffentliche Veranstaltungen. Im September beispielsweise organisieren wir ein Diskussionsforum zum Thema Mobilität, insbesondere über das Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Arten von Nutzung des öffentlichen Raums. D:\68617939.doc 13/24 Zum Abschluss unseres kurzen, aber sehr informativen Gesprächs sei der Zürcher Sektion und ihrem Präsidenten herzlich gedankt, dass alle 40 SBV-Delegierten und die rund 15 Mitarbeitenden, die sich anlässlich der Delegiertenversammlung des SBV in Zürich einfanden, im Rahmen des Sektionsjubiläums eine fabelhafte Schifffahrt mit Nachtessen auf dem Zürichsee geniessen durften. Legende: Roland Studer, Präsident der Sektion Zürich Schiff Ahoi! Urs Lüscher, Sekretär der Sektion Zürich Mit einer Kreuzfahrt in der Adria feierte die Sektion Zürich ihr 100-jähriges Bestehen! Über 70 Teilnehmer Meine Skepsis gegenüber dem Vorschlag, für die Mitglieder der Sektion Zürich eine siebentägige Kreuzfahrt zu organisieren, war gross. Von den über 70 Anmeldungen wurde ich eines Besseren belehrt. Mit dem Car nach Venedig: Am 25. Mai, beinahe mitten in der Nacht, begann die Reise von Zürich nach Venedig. Dort bestiegen wir das Kreuzfahrtschiff Jade der Norvegian Cruise Line. Mit über 3000 Personen an Bord kann das Schiff beinahe als Stadt bezeichnet werden. Ein schwimmendes Schlaraffenland Alle Kabinen, nicht sehr gross aber mit dem Nötigen ausgerüstet, waren mit Punkt- und Reliefschrift bezeichnet, die Lifte mit Sprachausgaben ausgerüstet, das Personal äusserst hilfsbereit. Unzählige Restaurants, Bars und Lounges boten, was das Herz begehrte. Auch an Unterhaltung fehlte es nie. Vom Bingo über D:\68617939.doc 14/24 den Zumba-Tanzkurs bis zum Casinobesuch oder der Vorführung im Stardust-Theater hatte es für jeden Geschmack etwas dabei. Dubrovnik, Piräus, Izmir und Split Nach zwei Tagen auf See standen täglich Landgänge auf dem Programm. Ob in der Gruppe geführt oder auf eigene Faust: Jeder besuchte die interessanten und schönen und malerischen Orte ganz nach seinem Gusto. Meine Favoriten waren die kroatischen Städte und dies nicht allein wegen des hervorragenden Weines. Kaum abgereist und schon wieder auf dem Heimweg Viel zu schnell erwachten wir aus dem Traum und fanden uns in der verregneten Schweiz wieder. Gerade für Menschen mit einer Seheinschränkung ist die Kreuzfahrt eine ideale Möglichkeit, neue Orte zu entdecken und doch eine vertraute Umgebung zu haben. Die beachtliche Teilnehmerzahl und das tolle Echo unserer Mitglieder beweist, dass ein grosses Bedürfnis an solchen Angeboten besteht. Aus "verlässlicher" Quelle weiss ich, dass bereits neue Ideen für reiselustige SBV-Mitglieder vorhanden sind. Legende: Die Norwegian Jade bietet Platz für 3000 Menschen. Urs Lüscher (r.) und Bruno Ganz geniessen die kulinarischen Angebote auf dem Kreuzfahrtschiff. Granfondo Hochrhein in Gippingen Fritz Bolliger, Mitglied Sektion Ostschweiz Petrus muss ein Radler gewesen sein. Am Samstag, 8. Juni, konnte eine grosse Zahl von Radsportfreunden ihrem Hobby in der Region Gippingen bei herrlichem Sonnenschein frönen. D:\68617939.doc 15/24 Im Rahmen der 50. Radsporttage Gippingen (AG) Anfang Juni nahmen über 30 Sehbehinderte mit Tandems am ersten Granfondo Hochrhein teil. Dies ist eine geführte Rundfahrt ohne Wettkampfcharakter. Der Granfondo Hochrhein wurde auf Initiative der Stiftung der 5. Europameisterschaften für Sehbehinderte 1989 (EM SB 89) an den Radsport-tagen Gippingen neu lanciert. Über 30 Tandempaare konnten dazu animiert werden, die 40 km lange Strecke zu absolvieren. Unter der kompetenten Leitung des Gippinger OK-Teams fand die Rundfahrt unfallfrei und bei bester Stimmung statt. Die Zieleinfahrt erfolgte unter dem Applaus der Umstehenden. Danach ging es kulinarisch beim Spaghettiplausch weiter. Sowohl die Teilnehmenden wie auch das Organisationsteam waren begeistert. "So viele Tandems habe ich in der Schweiz noch nie an einer Veranstaltung erlebt", meinte Toni De Biasi, der während vieler Jahre Aushängeschild des Schweizer Tandemsports war. Erwähnenswert ist auch der Einsatz der vielen Piloten, die bereit waren, mit Blinden diese Anstrengung unter die Räder zu nehmen. Blinde Tandemfahrer – eine Tradition in Gippingen Schon bald 25 Jahre sind blinde und sehbehinderte Tandemfahrer gern gesehene Gäste an den Radsporttagen Gippingen. Anlässlich der EM für Sehbehinderte im August 1989 fand erstmals ein Tandemrennen für Sehbehinderte im Aargau statt. Die EM schloss mit einem überraschend grossen finanziellen Gewinn ab. Dank verschiedenen Sponsoren, vorab der Firma Holcim, war es möglich, eine Stiftung zu gründen. Diese hatte das Ziel, die sportlichen Tätigkeiten von behinderten Menschen in der Schweiz zu fördern. In den letzten Jahren begann die Tandemszene in der Schweiz leider etwas einzuschlafen. So beschränken sich die Aktivitäten mit dem Tandem heute auf Touren- und Freizeitfahrten. Rennfahrer gibt es leider nur wenige. D:\68617939.doc 16/24 Mit der Idee, den Breitensport an die Radsporttage Gippingen zu holen, startete die Stiftung den Versuch, der Tandemszene neues Leben einzuhauchen. Dieser Versuch hat sich gelohnt. Die Begeisterung der Granfondo-Fahrerinnen und -Fahrer war gross. Tandems für Fribourg Alfred Rikli, Bereichsleiter Kommunikation und Interessenvertretung Die Groupe de Tandem de Fribourg durfte am Samstag, 8. Juni, drei neue Räder einweihen. Prächtiger hätte das Wetter nicht sein können, als sich etwa dreissig Velofahrerinnen und -fahrer beim mächtigen Tour à Boyer im malerischen Romont zu einer Ausfahrt einfanden. Präsident Patrice Geinoz hatte nebst den Mitgliedern der Tandem-Gruppe seine Clubkameraden von Cyclophile Romontois eingeladen. 60-Kilometer-Rundtour Punkt neun Uhr starteten die Tandem- und Solofahrenden zu einer rund 60 Kilometer langen Rundtour durchs südwestliche Fribourger Mittelland. Ein paar Abstecher ins angrenzende Waadtland gehörten dazu. Bereits wenige Kilometer nach dem Start erlitt das Tandem von Antoine Muller am Hinterrad einen Totalschaden. Für ihn und seinen Piloten wurde der Samstag leider zu einem Reparaturtag. Die übrigen Teilnehmenden genossen die tolle Ausfahrt. Rassige Abfahrten wechselten sich mit Gegenaufstiegen ab. Etwa zwölf Kilometer südwestlich des Bezirkshauptortes Romont und sechs Kilometer vor Moudon tauchte hoch am Hang der Broye das historische SavoyerStädtchen Rue auf. "Rue ist hochoffiziell die kleinste Stadt der Schweiz", bestätigte Monsieur le Professeur Muller später. Entlang von Hofsiedlungen, durch kühle Wälder und mit dem Duft von prallen Wiesen in der Nase steuerten die Rennfahrerinnen und -fahrer gegen Mittag wieder auf Romont zu. Hier wurden sie D:\68617939.doc 17/24 von einem herrlich zubereiteten Mittagessen mitsamt DoubleCrème-Erdbeerdessert erwartet. Im Dienste blinder und sehbehinderter Menschen Bei so viel Sport und dem regen Austausch am Mittagstisch ging der Grund des Anlasses beinahe verloren: Die Groupe de Tandem Fribourg konnte drei neu erstandene Tandems einweihen. Diesen Neuerwerb ermöglichten finanzielle Zustüpfe des SBV, des Lotteriefonds und der Organisation der Etappe Romont der Tour de Romandie. Der SBV-Generalsekretär Kannarath Meystre, der an der Tour als Tandemfahrer teilgenommen hatte, nutzte beim Mittagessen die Gelegenheit, um der Groupe de Tandem de Fribourg für ihr beispielgebendes Engagement im Dienste blinder und sehbehinderter Menschen zu danken. Legende: Patrice Geinoz (v. l. n. r.), Carole Collaud, Andrea Zullo und SBV-Generalsekretär Kannarath Meystre mit einem der drei neuen Tandems. Veranstaltungskalender Sektion Biel 07.09. 25 Jahre Sektion Biel! Schifffahrt auf dem Bielersee mit Mittagessen auf der St. Petersinsel 09.10. "Höck plus" mit Norbert Müller zum Thema Televox, im Restaurant Büttenberg in Biel um 14 Uhr 26.10. Lottomatch im Restaurant Büttenberg in Biel Jeden 2. Mittwoch im Monat Höck im Restaurant Büttenberg in Biel von 14–16 Uhr. Auskunft und nähere Informationen erhalten Sie bei Esther Weber: 032 331 97 18 D:\68617939.doc 18/24 Sektion Ostschweiz 01.07. Stamm im Restaurant Brasserie am Bahnhof St. Gallen, ab 19.00 Uhr 07.07. Wanderung zur "Waldschenke Bischofszell", Treffpunkt: 08.45 Uhr bei Gaiserbahn am HB St. Gallen, ohne Anmeldung, weitere Infos 14 Tage vorher auf Televox 031 390 88 88 (126 612) 05.08. Stamm im Restaurant Brasserie am Bahnhof St. Gallen, ab 19.00 Uhr 18.08. Wanderung "zum Hirschberg", Treffpunkt: 08:45 Uhr bei Gaiserbahn am HB St. Gallen, ohne Anmeldung, weitere Infos 14 Tage vorher auf Televox 031 390 88 88 (126 612) 02.09. Stamm im Restaurant Brasserie am Bahnhof St. Gallen, ab 19.00 Uhr 08.09. Herbstanlass in Rorschach, weitere Infos in Post und Televox 031 390 88 88 (126 612) 22.09. Wanderung "Amdener Höhenweg" oder "ZuzwilOberbüren", Treffpunkt: 08.45 Uhr Gaiserbahn am HB St. Gallen, ohne Anmeldung, weitere Infos 2 Wochen vorher auf Televox 031 390 88 88 (126 612) Sektion Zentralschweiz 17.08. Neumitgliederbegrüssung 21.09. Echoraum aktiv zum Thema: freiwillige Mitarbeiter und Begleitpersonen Ausserdem finden in Luzern, Uri und Zug rund einmal im Monat Gesprächsgruppen statt. An folgenden Veranstaltungen können auch Angehörige, Freunde und Inte-ressierte teilnehmen: 03.09. Aquafit mit Beda Zimmermann 04.09. Ganztageswanderung mit Marco Melchior 07.09. Jassen im BBZ Horw 10.09. Treffpunkt plus SZ/ZG/UR 10.09. Aquafit mit Beda Zimmermann 11.09. Treffpunkt plus: LU/NW/OW 17.09. Laufen und Bewegung mit Beda Zimmermann D:\68617939.doc 19/24 21.09. Luzern 22.09. 24.09. "Schatzkästli" Führung von 11–12 Uhr im Naturmuseum Wallfahrt mit der CAB Rumpf mit Beda Zimmermann In Zusammenarbeit mit dem Bildungsclub der Pro Infirmis: Kurs "Erholungsinseln im Alltag" Auskunft und Anmeldung: Bildungsclub, pro infirmis, Theres Bucher 041 226 60 56 Auskunft und nähere Informationen erhalten Sie bei Isabella Plüss 041 637 37 26 Sektion Zürich 07.08. Wandergruppe Merkur: Rafzerfeld Anmeldung bei Gilbert Monnerat, Tel. 044 741 23 49 (Ersatzdatum 04.09.2013) 17.08. Sektionsausflug: "Vierwald-stättersee" Anmeldung bei Urs Lüscher 044 940 93 10 bis 30. Juli 2013 24.08. Wandergruppe Sohleblitz Bodensee: Berlingen / Tägerwilen. Anmeldung bei Marianne + Walti Ogi, Tel. 044 432 28 28 (Ersatzdatum 07.09.2013) 31.08 und 28.09. Samstags-Lunch im Restaurant Brunnentor, Brunnenstr. 21, 8610 Uster, von 11.00– 13.30 Uhr. Anmeldung bei Urs Lüscher 044 940 93 10 24.09. Kontaktgruppe Enge: Exkursion zum Paul-Burkhard-Haus in Zell im Tösstal. Anmeldung telefonisch bei Ursula Graf: Tel. 044 535 89 34 Auskunft und nähere Informationen erhalten Sie bei Urs Lüscher 044 940 93 10 oder [email protected]. Information: Die Rubrik Verbandsleben mit dem Veranstaltungskalender soll den Sektionen als Austauschplattform dienen. Wir freuen uns auf Ihren Bericht und Ihre Meldung. D:\68617939.doc 20/24 Aus Platzgründen und um der Einheitlichkeit des Magazins willen behalten wir uns vor, Texte zu kürzen, zu überarbeiten und zurückzustellen. Wir freuen uns ausserdem über Fotos in druckfähiger Qualität. Bei Fragen sind wir gerne für Sie da. Die Redaktion: [email protected] Mitgliederraum Einsatz am Lötschberg Silvia Dintheer, Mitglied Sektion Bern Alle sechs Jahre wird am Lötschberg-Basistunnel eine Einsatzübung durchgeführt. Am 4.5.2013 fand die letzte mit 930 Figuranten und 400 Rettungskräften statt. Ein Erlebnisbericht. Nach einem Briefing, wie man sich im Tunnel verhalten solle, stiegen wir um 9.00 Uhr in den Ereigniszug ein. Sofort kamen mein Mann Urs und ich mit anderen Figuranten ins Gespräch. Alle hatten wir bestimmte Aufgaben. Ich sollte meinen Mann im Tunnel verlieren. Da ich praktisch blind bin, bin ich darauf angewiesen, dass mich jemand herumführt. Urs hingegen ist schwerhörig und hat Schwierigkeiten, die Informationen aus den Lautsprechern zu verstehen. Im Ernstfall könnte es leicht geschehen, dass wir einander verlieren. Um 9.34 Uhr bremste der Zug im Lötschberg-Basistunnel und kam zum Stillstand. Bis die Evakuierung der Personen begann, dauerte es aber noch eine halbe Stunde. Obwohl der Zug still stand, hatte ich das Gefühl, er fahre noch. Um 10.05 Uhr wurden wir per Lautsprecher aufgefordert, den Zug auf der beleuchteten Seite zu verlassen. Mir half ein anderer Figurant, Herr Bärtschi aus Frutigen, auszusteigen, denn dies war etwas schwierig. Im Tunnel gab es aber ein Perron, wo man normal laufen konnte. Jetzt verlor ich Urs, und jammerte gespielt "Nein, ich habe meinen Mann verloren." Herr Bärtschi sagte beruhigend: "Den finden wir schon, ich schaue unterdessen zu ihnen." Wir mussten D:\68617939.doc 21/24 bis zum nächsten Rettungsstollen gehen und dort darauf warten, dass wir mit dem Postauto nach Frutigen evakuiert wurden. Im Tunnel kam es mir vor, wie in einer Unterführung, die nicht zu Ende ging. Die Akustik war aber anders als in einer Unterführung, es gab weniger Echo. Endlich im Rettungsstollen angekommen, begann das Warten. Es war heiss und laut. Alle redeten durcheinander und spielten ihre Rollen. Auch ich fragte immer wieder, wo mein Urs sei: "Hoffentlich ist er nicht verletzt!" Im Rettungsstollen war die Akustik wie in einem grossen, gewölbten Keller. Um 11.15 Uhr fuhren die Postautos in den Tunnel. Obwohl noch keine zwei Stunden vergangen waren, seit der Zug angehalten hatte, kam mir die Wartezeit lange vor. Im Ernstfall wäre es sicher schwierig, das Warten auszuhalten. Ich war erleichtert, als ich mit Herrn Bärtschi in ein Postauto steigen und aus dem Berg hinaus fahren konnte. In Frutigen kam ein Helfer vom Care-Team zu mir: "Gehts Ihnen gut?" "Ich habe meinen Mann im Tunnel verloren, hoffentlich ist alles in Ordnung. Mich muss man herumführen, sonst geht es mir gut." Etwas später half mir eine andere Frau vom Care-Team beim Aussteigen und begleitete mich zur Sammelstelle. Dort wurde Urs recht bald gefunden. Zum Schluss bekamen wir alle ein Mittagessen in der Widi-Turnhalle. Information: Die BLS will auch Menschen mit Behinderung ein spontanes und autonomes Reisen ermöglichen. Etliche Massnahmen sind bereits umgesetzt. Etwa: Züge mit Niederflur-Einstiegen, höhere Perrons und stufenlose Zugänge zur öV-Verkaufsstelle, WC, Kiosk etc. Bis im Jahr 2023 soll das gesamte Netz barrierefrei sein. Vgl. www.bls.ch Bahn/Service/Reisende mit Handicap. Legende: Silvia Dintheer (vorne links) wird aus dem Lötschberg-Tunnel evakuiert. Gott sei Dank ist es bloss eine Übung! D:\68617939.doc 22/24 Ich habe zwei Freunde in Bern Jean-Marc Meyrat, Mitglied der Sektion Wallis Seit ein paar Monaten arbeite ich in der Bundeshauptstadt. Dank der Tipps meines Mobilitätslehrers Pascal Monnard kenne ich den etwa zehnminütigen Fussweg vom Bahnhof zum Generalsekretariat des SBV wie meine Westentasche. Zuerst verlasse ich den Bahnhof über die Passerelle, die sogenannte "Welle", und überquere eine Strasse. Auf der anderen Seite steht ein grosser Pfosten, vor dem Pascal mich natürlich extra gewarnt hat. Trotzdem sind der Pfosten und ich uns schon ein paarmal näher gekommen und pflegen mittlerweile freundschaftlichen Umgang miteinander, auch wenn ich, wie ich einräume, nicht frei von Argwohn bin. Obwohl ich genau weiss, wo er steht, bleibe ich auf der Hut. Man weiss ja nie – eine kleine Unachtsamkeit, und schon ist es passiert. Jeden Morgen, wenn ich an ihm vorbeikomme, begrüsse ich ihn freundlich auf Französisch und gebe ihm einen netten Stups mit dem Stock. Morgenstund hat Gold im Mund Nach einem lustigen Abend mit zwei alten Freunden treffe ich in bester Laune morgens in Bern ein. Die Vögel zwitschern, und das Wetter ist so schön, dass ich mir vorstelle, wie die jungen Frauen sich wieder leichter bekleiden und die Frühlingssonne geniessen. Forschen Schrittes gehe ich den "Hirschengraben" hinunter, als es auf einmal einen Riesenknall gibt. Totaler Blackout. Nach ein paar Sekunden finde ich mich auf dem Allerwertesten wieder und halte mir den Kopf. Darin läuten sämtliche Glocken. Sterne, Raketen und andere unbekannte Flugobjekte in allen erdenklichen Farben schwirren in meinem Hirn herum. So klar habe ich seit langem nicht mehr gesehen! Nach Luft schnappend, mit tränenden Augen und brummendem Schädel komme ich irgendwie wieder auf die Füsse. Durch den Aufprall sind mir Rollkoffer und Blindenstock meterweit vorausgeeilt. D:\68617939.doc 23/24 Haben die das Ding letzte Nacht da hingestellt? Da kommt eine nette Dame aus einem Laden und erkundigt sich auf Französisch, ob alles in Ordnung sei. Ich will nur eines wissen: "Haben diese Mistkerle das Ding letzte Nacht da hingestellt?" Sie hält mich am Arm – offenbar hat sie Angst, ich könnte gleich wieder umfallen: "Das nicht, aber ich beobachte jeden Morgen, wie Sie immer näher daran vorbeigehen!" Jetzt habe ich zwei Freunde in Bern, die ich begrüssen muss, bevor ich mich mit einem fröhlichen "Grüezi" beim SBV zum Dienst melde. D:\68617939.doc 24/24