Psychopathologie SS 2008 PD. Dr. Franz 1. Kapitel: Einführung ............................................................................................................. 2 1.1 Die psychopathologische Untersuchung ....................................................................... 3 2. Kapitel: Bewusstseins- und Orientierungsstörungen........................................................ 7 1.1 Bewusstseinsstörungen..................................................... Error! Bookmark not defined. 1.2 Orientierungsstörungen ................................................................................................. 9 1.4 Fallbeispiel ...................................................................................................................... 9 1.3 Wichtige Syndrome ...................................................................................................... 10 3. Kapitel: Aufmerksamkeits – und Gedächtnisstörung, Dementielle Syndrome ............ 11 3.1 Theorie........................................................................................................................... 11 3.2 Diagnostik ..................................................................................................................... 11 3.3 Differentialdiagnosen ................................................................................................... 12 3.1 Theorie........................................................................................................................... 13 3.2 Diagnostik ..................................................................................................................... 13 3.3 Differentialdiagnosen ................................................................................................... 15 4. Kapitel: Formale Denkstörungen ..................................................................................... 17 4.1 Definitionen zu inhaltlichen und formalen Denkstörungen ..................................... 18 4.2 Formale Denkstörungen .............................................................................................. 20 4.3 Fallbeispiel: Brief einer Frau mit einer akuten Psychose ......................................... 23 5. Kapitel: Wahn .................................................................................................................... 25 5.1 Wahnkriterien .............................................................................................................. 25 5.3 Inhaltliche Denkstörungen: Begriffe .......................................................................... 25 5.1 Wahnkriterien .............................................................................................................. 26 5.2 Syndrome ...................................................................................................................... 28 5.3 Inhaltliche Denkstörungen: Begriffe .......................................................................... 28 6.Kapitel: Sinnestäuschungen ............................................................................................... 31 6.1 Diagnostische Kriterien von Halluzinationen ............................................................ 31 6.1 Diagnostische Kriterien von Halluzinationen ............................................................ 32 6.2 Fallbeispiele................................................................................................................... 35 7. Kapitel: Ich - Störungen .................................................................................................... 37 7.1 Definitionen ................................................................................................................... 38 7.2 Dimensionen der Ich - Störung ................................................................................... 39 7.3 Ich – Störungen nach modernen Definitionen ........................................................... 40 8. Kapitel: Störungen der Affektivität, Ängste und Zwänge.............................................. 41 8.1 Ängste ............................................................................................................................ 44 8.2 Zwänge .......................................................................................................................... 46 9. Kapitel: Antriebs – und psychomotorsiche Störungen, .................................................. 55 9.1 Grundlegendes zu Störungen des Antriebs und der Psychomotorik ...................... 57 9.2 Differentialdiagnosen ................................................................................................... 61 9.3 Fallbeispiel .................................................................................................................... 62 10. Kapitel: Suizidalität ......................................................................................................... 63 10.1 Epidemiologie, Risikofaktoren, Methoden, Gründe ............................................... 64 10.2 Prävention und Therapie: ......................................................................................... 66 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie 1. Kapitel: Einführung Fragen: Die psychopathologische Untersuchung 1. Welchen Zweck hat der psychopathologische Befund? Welche wichtigen Ebenen gibt es dort? (S. 3) 2. Wie läuft die psychopathologische Untersuchung ab? Was umfasst sie? (Seite 4) Zusammenfassung Der psychopathologische Befund - Grundlage jeder Diagnostik. - Unterscheidung folgender Ebenen: Symptome, Syndrome und Diagnose - Verlauf, Labor, apparative Verfahren (Bildgebung, EEG, EKG) und körperliche Untersuchung wichtig, da die Psychopathologie zwar Leitsymptome hat (wie z.B. für Bewusstseinsstörungen, Ich – Störungen, Gedächtnisstörungen) für bestimmte Diagnosen, aber keine beweisenden Symptome! Die psychopathologische Untersuchung - Erfassung des aktuellen psychopathologischen Befund & bisherigen Verlauf der Symptome mittels: o Semistrukturiertes Interview, d.h. bestimmte inhaltliche Fragen, die aber im Wortlaut und Reihenfolge variiert werden können. Einzelne Fragen können ergänzt o. ausgelassen werden o „Freier“ Teil: Offene Fragen zum gezielten Nachfragen o Strukturiertem Interviewteil: als letztes o Fremdanamnese: Manchmal der einzige Hinweis auf Symptome oder frühere Erkrankungen (z.B. Wahn, Aggressivität, Suizidalität). Gleiche Fragen an Angehörige, wie an die Patienten. o Selbstbeurteilung und Fremdbeurteilung des Patienten: Subjektives Erleben des Patienten und Beobachtungen während des Interviews. - Tipp: Für Anfänger ist eine Gliederung sinnvoll. - Die psychopathologische Untersuchung umfasst: 1. Bewusstsein und Orientierung 2. Aufmerksamkeit und Gedächntis 3. Affektivität (einschl. Ängste und Zwänge) 4. Verhalten, Antrieb, Psychomotorik 5. Formales Denken 6. Inhaltliches Denken 7. Ich – Erleben 8. Wahrnehmung 9. Vegetativum 10. Selbst – und Fremdgefährdung 11. Besonderheiten (z.B. Minderbegabung, Sucht auffälliges Verhalten, z.B. Kleidung) Der psychopathologische Normalbefund 2 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Klassifikationen psychischer Störungen im ICD – 10 Die psychopathologische Untersuchung Der psychopathologische Befund - Grundlage jeder Diagnostik. - Unterscheidung folgender Ebenen: Symptome, Syndrome und Diagnose - Ablauf: 1. Feststellen von Symptomen (wichtig: Symptome haben keinen Verlauf!) 2. Syndrome benennen 3. Verlauf, Labor, apparative Verfahren (Bildgebung, EEG, EKG) und körperliche Untersuchung heranziehen und Diagnose stellen Dies wichtig, da die Psychopathologie zwar Leitsymptome hat (wie z.B. für Bewusstseinsstörungen, Ich – Störungen, Gedächtnisstörungen) für bestimmte Diagnosen, aber keine beweisenden Symptome! Beispiel: Patienten, die „Stimmen“ hören, müssen keine Schizophrenie haben, können aber eine Enzephalitis, Hirntumor oder ähnliches haben. 3 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Die psychopathologische Untersuchung - - Erfassung des aktuellen psychopathologischen Befund und dem bisherigen Verlauf der Symptome (Verlauf wichtig, da wenn Symptome der Bewusstseinsstörung ganz neu sind oft organische Ursache!) mittels: o Semistrukturiertes Interview, d.h. bestimmte inhaltliche Fragen, die aber im Wortlaut und Reihenfolge variiert werden können. Einzelne Fragen können ergänzt oder ausgelassen werden o „Freier“ Teil: Offene Fragen zum gezielten Nachfragen o Strukturiertem Interviewteil: als letztes o Fremdanamnese: Manchmal der einzige Hinweis auf Symptome oder frühere Erkrankungen (z.B. Wahn, Aggressivität, Suizidalität). Gleiche Fragen an Angehörige, wie an die Patienten. o Selbstbeurteilung und Fremdbeurteilung des Patienten: Subjektives Erleben des Patienten und Beobachtungen während des Interviews. Tipp: Für Anfänger ist eine Gliederung sinnvoll. Die psychopathologische Untersuchung umfasst: 12. Bewusstsein und Orientierung 13. Aufmerksamkeit und Gedächntis 14. Affektivität (einschl. Ängste und Zwänge) 15. Verhalten, Antrieb, Psychomotorik 16. Formales Denken 17. Inhaltliches Denken 18. Ich – Erleben 19. Wahrnehmung 20. Vegetativum 21. Selbst – und Fremdgefährdung 22. Besonderheiten (z.B. Minderbegabung, Sucht auffälliges Verhalten, z.B. Kleidung) Freier Teil 4 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Halbstrukturierter Interviewteil Strukturierter, letzter Interviewteil 5 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Der psychopathologische Normalbefund 6 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie 2. Kapitel: Bewusstseins- und Orientierungsstörungen Fragen: 1. Was ist der Normalbefund? (Seite 8) 3. Nenne eine gute Definition zu Bewusstsein! (Seite 8) 4. !!!Dekliniere Bewusstseinsstörung durch! (Seite 8 – 9) 5. !!!Was sind Orientierungsstörungen und wie diagnostiziert man sie? (Seite 9) 6. Nenne wichtige Syndrome samt zentrale Symptome und Diagnosen zu Bewusstseinsund Orientierungsstörungen! (Seite 10) Zusammenfassung Normalbefund: Der Patient ist wach, sowie zeitlich, örtlich und zur eigenen Person voll orientiert. Bewusstseinsstörungen Ebenen: quantitative Ebene ist Schlaf – Wachs Achse und die qualitative Ebene ist die Einengung, Verschiebung und Trübung (s. dazu auch Graphik weiter unten) Wichtige Aspekte: Wenn Bewusstseinsstörungen neu Auftreten deutet dies weniger auf eine psychische Störung hin, sondern ist eher ein starker Hinweis auf eine akute, organische Ursache direkt am Gehirn Notfall und ausgiebige Diagnostik wichtig! Orientierungsstörungen Mangelndes Bescheidwissen in folgenden Gegebenheiten (müssen bei Untersuchung festgestellt werden) 1. Zeit: Datum, Jahr, Tag, Jahreszeit 2. Ort: Zimmer, Haus, Stadt, Land 3. Situativ: Untersuchung in der Klinik oder was gerade geschieht 4. Eigene Person: Name, Geburtstdatum, wichtige persönliche Gegebenheiten Untersuchung mittels unauffälligem Fragen und Fremdanamnese. Wichtige Syndrome Psychogener Dämmerzustand = Dissoziative Störung, d.h. integrative Funktionen der Psyche sind geschwächt und spalten sich ab. Ausgelöst durch ein Trauma. Ein Delierpatient ist ein akuter Notfall! Zentrale Trias sind Merkfähigkeit, Orientierung und Halluzination. 7 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Normalbefund: Patient ist wach, sowie zeitlich, örtlich & zur eigenen Person voll orientiert. Bewusstseinsstörungen Definition: Die Fähigkeit Sinnesseindrücke von innen nach außen aufzunehmen, zu ordnen und ggf. darauf zu reagieren. Relevant hier Wachheit/ Vigilanz, Bewußtseinsklarheit, Selbst – Bewusstsein (Ich – Bewusstsein) - Gutes Bild von Dr. Franz: Bewusstsein ist wie eine innere Bühne, auf dem Gedanken, Gegenstände um einen herum und momentane Ereignisse stattfinden. Die Bühne ist meist gut beleuchtet und man kann adäquat auf Szenen auf dieser Bühne reagieren. Unbewusstes/ Vorbewusstes: Komplexe, psychische Vorgänge, die nicht mit dem Bewusstseins wahrgenommen oder gar gelenkt werden (z.B. unterschwellige Wahrnehmungen, < 100 bit/s oder autonome Funktionen). Hierzu gehören Motivationen und Antriebe, Gestimmtheiten und Strebungen; als Filter dient der Thalamus (»Tor des Bewusstseins«). Laut Psychoanalyse ein System abgespaltener bzw. »unterdrückter« Triebansprüche. kortikale Strukturen sind subkortikale Bereiche. Die wesentlichen Merkmale zur Beurteilung der Bewusstseinslage: sind – außer der Wachheit – Aufmerksamkeit und Orientiertheit, Aufnahme und Verarbeitung von Sinneseindrücken, Erinnerungs- und Merkfähigkeit, Klarheit von Vorstellungen, Gedanken, Urteilungen und Wahrnehmungen, Bezug zur Umwelt, Reagibilität und Umstellfähigkeit sowie Kontroll- und Steuerungsfähigkeit. Ebenen: quantitative Ebene ist Schlaf – Wachs Achse und die qualitative Ebene ist die Einengung, Verschiebung und Trübung (s. dazu auch Graphik weiter unten) Wichtige Aspekte - Wenn Bewusstseinsstörungen neu auftreten deutet dies weniger auf eine psychische Störung hin, sondern ist eher ein starker Hinweis auf eine akute, organische Ursache direkt am Gehirn Notfall und ausgiebige Diagnostik wichtig! - Wird ein schizophrener oder depressiver Patient somnolent oder zeigt eine andere quantitative oder qualitative Veränderung, dann gehört dies NICHT zu der Krankheit, sondern ist etwas Neues. 8 Anne Maria Auler - Hypervigilanz: Zustand von Überwachheit mit subjektiven, aber nicht objektivem, Gefühl Leistungssteigerung (geistig, Aufmerksamkeit, Sinne, Erinnerung) und höheren Gefühlsintensität. Es kann auch zu einem entrücktrauschhaften Empfinden der äußeren und inneren Erlebniswelt kommen. o - - Ausarbeitung der VL Psychopathologie Unterschied zu Bewusstseinserweiterung: Bewusstseinserweiterung als Gefühl ungewöhnlicher innerer Bereicherung und euphorischer Selbstverwandlung mit rauschhaften Entgrenzungserlebnissen (Reise, Trip, Kick) (z.B. nach Einnahme halluzinogener Drogen & Pilzgifte beschrieben werden (»stoned« sein) Trübung: Bühne unklar, alles geht durcheinander, alles unscharf, verwaschen, kein klarer Gedanke kann gefasst werden Verschiebung: So als wären die Scheinwerfer verrückt oder die Bühne erweitert sich und man bekommt alles mit. Man hat das Gefühl alles zu wissen, über die ganze Welt Bescheid zu wissen. Häufig bei Substanzmissbrauch (LSD, Kokain), d.h. die Droge wirkt am Gehirn und versucht die akute, organische Störung. Nach dem Abklingen geht die Störung wieder weg (gilt auch für Trübung). Einengung: Nur noch ein Lichtkegel erleuchtet die Bühne, nur ein redundanter Ausschnitt ist bewusst. Patienten laufen hilflos herum, bei schwacher Einengung sind Patienten noch handlungsfähig. o Fallbeispiel: Patient kann s ich nicht mehr richtig unterhalten, sich nicht umstellen, gibt nur Routineantworten schwache Einengung Reiseleiter steigt in Zug ein, geht mit der Gruppe bis zum letzten Wagen. Steigt wieder aus und geht zum Zuganfang und dann wieder in den Wagen rein. Geht wieder bis zum letzten Wagen. Als Gruppe ihn anspricht, reagiert er nicht (ist nur auf diese eine Tat beschränkt) Orientierungsstörungen: Mangelndes Bescheidwissen in folgenden Gegebenheiten (müssen bei Untersuchung festgestellt werden) 5. Zeit: Datum, Jahr, Tag, Jahreszeit 6. Ort: Zimmer, Haus, Stadt, Land 7. Situativ: Untersuchung in der Klinik oder was gerade geschieht 8. Eigene Person: Name, Geburtstdatum, wichtige persönliche Gegebenheiten (bei schwerster Form der Demenz kein Wissen mehr darüber) Untersuchung mittels unauffälliger (um Kränkung zu vermeiden, die das Interview auch schwerer macht) Fragen und Fremdanamnese. Fallbeispiel (auch zum Raten ) Der Patient beobachtete einen Flugzeugabsturz. Er wollte helfen, musste aber hilflos mit ansehen, wie der Pilot vor seinen Augen verbrannte. Stunden nach dem Ereignis fuhr er nach Hause, als endlich die Vernehmungen durch die Polizei abgeschlossen waren. Er wollte zu einer Abzweigung fand sie aber nicht. Die Straße, die er jede Woche zehnmal entlang fuhr, hatte sich aber verändert und er konnte sie nicht mehr wieder erkennen. Er suchte nach bekannten Gebäuden und fand keine. Nun hatte er schon den Eindruck in einem ganz anderen, ihm völlig fremden Land zu sein. Er suchte immer nach dieser einen Abzweigung und fuhr kilometerlang weiter. Immer wieder sah er das Gesicht des Piloten vor sich, wie dieser verbrannte, und mit der Zeit hatte der Patient das Gefühl mit dem Piloten zu verschmelzen und selbst zu verbrennen. Er schaffte es auf einen Parkplatz und stellte seinen Wagen ab, mit der aller letzten Kontrolle über sich selbst, die er noch aufbringen konnte. Die Bilder kamen immer häufiger, immer schneller. Von der Außenwelt bekam er nichts mehr mit, die war nur dunkel. Jemand sprach ihn an. Er sah denjenigen nicht und verstand nur mühevoll die Stimme. Langsam konnte er seine Umgebung wahrnehmen und er sah, dass er an einer Wand hockte (wusste nicht, wie er dorthin gekommen war) und von zwei Polizisten angesprochen wurde. Seinen Namen, seine Geschichte, an nichts konnte er sich erinnern. Anhand des Ausweises brachte die Polizei ihn nach Hause und die Freundin erkannte er noch wieder. Aber alles in dem Haus war ihm fremd. Mit den Jahren kam die Erinnerung zurück und ein Jahr nach dem Ereignis konnte er sich wieder an die letzten 20 Jahre seines Lebens erinnern. (bei Raten einfach abdecken) Patient hatte eine dissoziative Störung aufgrund eines Traumas. Hier kann man gut sehen , dass die Einengung immer stärker wurde und die Orientierungsfähigkeit schwand. Wichtig ist der Satz, dass die Bilder des Piloten vor seinem Augen immer wieder kamen und er nichts mehr anderes sehen konnte. 9 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Wichtige Syndrome Psychogener Dämmerzustand = Dissoziative Störung, d.h. integrative Funktionen der Psyche sind geschwächt und spalten sich ab. Ausgelöst durch ein Trauma. Es kann zu schweren Amnesien dauern, die jahrelang anhalten können. Für die Prüfung nicht alles wissen, was das Delir auslöst. Wichtig nur, dass man nicht nur Alkoholentzug als Ursache angibt! Ein Delierpatient ist ein akuter Notfall! Zentrale Trias sind Merkfähigkeit, Orientierung und Halluzination. Delir (ICD 10: F05): - Störungen des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit - Merkfähigkeit herabgesetzt - Globale Störung der Kognition (v.a. Orientierung) - Störung der Wahrnehmung (v.a. optische Halluzinationen) - hypo – hyperaktive Psychomotorik - Schlaf – Wachrhythmus gestört - affektive und vegetative Störungen Alkoholentzugssyndrom: psychomotorische Unruhe, Desorientiertheit, Halluzination und Wahn sprechen für Delir! ZAS: krankhafter Zustand des vegetativen Nervensystems, bei dem der Nervus vagus (Parasympathikus) in seiner bremsenden und dämpfenden Funktion weitgehend ausgeschaltet 10 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie wurde. 3. Kapitel: Aufmerksamkeits – und Gedächtnisstörung Dementielle Syndrome Fragen: Theorie 1. Wo liegen die Unterschiede b. Aufmerksamkeit, Konzentration & Auffassung? (S.13) 2. Welche Einteilung des Gedächtnisses gibt es und was ist bei Demenz zuerst, was zuletzt gestört? (Seite 13) 3. Was ist bei Gedächtnisstörungen beeinflusst? (Seite 13) Diagnostik 4. Was sind die diagnostischen Kriterien für eine MCI? (Seite 13) 5. Demenz: mögliche Symptome, Früherkennungssymptome und diagnostisches Vorgehen! (Seite 14 – 15) Differentialdiagnose 6. Welche Differentialdiagnosen gibt es? (S. 15 – 16) Zusammenfassung Theorie Unterschiede von Aufmerksamkeit, Konzentration und Auffassung - Aufmerksamkeit: Spotlight auf Blickpunkt des Gespräches richten - Konzentration: Spotlight auf Gespräch halten, Konzentration ist quasi gehaltene Aufmerksamkeit - Auffassung: Wahrgenommenes aufnehmen, verstehen und verbinden (z.B. mit Vorwissen). Bei Störung kann die Auffassung falsch sein, verzerrt sein oder fehlen. Einteilung des Gedächtnisses Immediatgedächtnis: 5 – 10 Sekunden, Merkfähigkeit: 5 – 10 Minuten, Neugedächtnis: letzter Tag und Woche, Altgedächtnis: biographisches Gedächtnis o Bei der Demenz ist erst die Merkfähigkeit gestört und gegen Ende auch das Altgedächtnis Gedächtnisstörungen Bei Gedächtnisstörungen ist die Fähigkeit beeinträchtigt, neue Informationen zu lernen (Neugedächtnis) und mit fortschreitender Störung auch länger zurückliegende Lebensereignisse zu erinnern (Altgedächtnis). Unterscheidung b. Konzentrations-, Auffassungs- & Gedächtnisstörungen: hirnorganisch bedingt vs. funktionell Aspekte zu Demenzen: Beginn mit MCI möglich, Reversibilität möglich, auch bei jungen Menschen möglich Diagnostik Leichte kognitive Beeinträchtigung (Mild Cognitive Impairment, MCI) - Störung in einem oder mehreren kognitiven Bereichen; vorzugsweise Gedächtnisstörungen - Schweregrad einer Demenz ist nicht erreicht - Hinweise auf erhöhtes Risiko innerhalb der nächsten 3-6 Jahre eine Demenz zu entwickeln (ca. 30%) - Grundsätzlich aber Reversibilität der Störung möglich - Sehr heterogene Ätiologie (z.B. häufig beginnende vaskuläre Störungen) Demenz Mögliche Symptome - Gedächtnisstörungen (obligat, müssen also da sein): Kurzzeitgedächtnis und Langzeitgedächtnis - Gestörtes abstraktes Denken 11 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie - Probleme bei Ähnlichkeiten/Unterschiede, Sinngehalt von Wörtern und Begriffen: - Gestörtes Urteilsvermögen - Verminderte Problemlösungen im Alltag, Beruf und Familie - Persönlichkeitsveränderungen: Verstärkung von prämorbiden Zügen bis zur Persönlichkeitsänderung - Aphasie, Apraxie, Agnosie (höhere kortikale Areal hier betroffen) Demenz nach dem ICD – 10 Demenz ist gemäß ICD-10 definiert als erworbene Störung des Gedächtnisses und des Denkvermögens, die so ausgeprägt ist, dass sie berufliche und private Alltagsaktivitäten beeinträchtigt. Die Störung muss mindestens sechs Monate bestehen und darf nicht nur im Rahmen eines Delirs auftreten. Früherkennungssymptome 1. Vermeidungsstrategien (Themawechsel, Witze, Ablenken) in Folge der Gedächtnisstörungen: 2. Gelegentlich exzessive Ordentlichkeit um Fehler zu vermeiden, Bericht in minutiösen Details 3. Sozialer Rückzug 4. Plötzliche Verstimmungen (Depressive Symptome) 5. Manche Demenzen beginnen mit paranoiden Wahnerleben Unterformen der Demenz: kortikale und subkortikale Demenz Diagnostisches Vorgehen Anamnese (subj. Beschwerden) und Fremdanamnese (Schweigepflicht wird nicht verletzt nach Dozent, man fragt Familie des Patienten) ↓ Testung (obj. Gedächtniseinbußen) (z.B. mittels Mini – Mental Test, DEMTEC, Wortliste) ↓ Untersuchung (u.a. Routinelabor, EKG, EEG, Liquorpunktion,…) ↓ Technische Diagnostik (Demenzhinweis, Risiko) ↓ Verlaufsuntersuchungen (Testung, CCT/MRT) Therapieziel: Verbesserung der Lebensqualität, Aufschieben der Demenz, Entlastung der Angehörigen, längere kognitive Leistungsfähigkeit. Differentialdiagnose Depression und MCI: Häufige Kombination von kognitiven Störungen und Depression Depression und Demenz: 12 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Theorie Unterschiede von Aufmerksamkeit, Konzentration und Auffassung - Aufmerksamkeit: Spotlight auf Blickpunkt des Gespräches richten, gezielte Ausrichtung des Wachbewusstseins, Wahrnehmens, Vorstellens, Verstehen unter besonderer Aktivierung von Vigilität, Motivation und Intention auf bestimmte Objekte oder Situationen. Eingliederung informativer Bewusstseinsinhalte in den bisherigen Wissensstand Nötig für Aufmerksamkeit ist unbeeinträchtigte und kontinuierliche Klarheit - Konzentration: Spotlight auf Gespräch halten, Konzentration ist quasi gehaltene Aufmerksamkeit wenn herabgesetzt: dysexekutive Symptome (Zerstreutheit, Zerfahrenheit, vermehrte Ablenkbarkeit, kognitives gleichen, Betroffener kann sich nicht über längere Zeit mit einer Sache beschäftigen) - Auffassung: Wahrgenommenes aufnehmen, verstehen und verbinden (z.B. mit Vorwissen). Bei Störung kann die Auffassung falsch sein, verzerrt sein oder fehlen. Einteilung des Gedächtnisses - Immediatgedächtnis: 5 – 10 Sekunden (z.B. kurz eine Telefonnummer behalten um sie zu wählen, dann wird sie wieder vergessen) - Merkfähigkeit: 5 – 10 Minuten - Neugedächtnis: letzter Tag und Woche - Altgedächtnis: biographisches Gedächtnis o Bei der Demenz ist erst die Merkfähigkeit gestört und gegen Ende (bei der schwersten Form) auch das Altgedächtnis (d.h. die Personen kennen ihren Namen, ihre Geschichte usw. nicht mehr) Gedächtnisstörungen Bei Gedächtnisstörungen ist die Fähigkeit beeinträchtigt, neue Informationen zu lernen (Neugedächtnis) und mit fortschreitender Störung auch länger zurückliegende Lebensereignisse zu erinnern (Altgedächtnis). Unterscheidung bei Konzentrations-, Auffassungs- und Gedächtnisstörungen: - hirnorganisch bedingte: - ‚funktionelle‘: unter anderem bei PTSD, Depression (klass. Beispiel da hier eine Pseudodemenz vorherrschen kann), Schizophrenie Einige Aspekte zu Demenzen - Demenzen können mit MCI beginnen - Sie können reversibel sein (z.B. wenn sie durch körperliche Grunderkrankungen wie Hypertonie, Nikotinabuses usw. verursacht werden) - Der Begriff Demenz kann sein kurzer Zeit auch auf Gedächtnis -, Merkfähigkeits – und Konzentrationsstörungen auf Basis von reversiblen, organischen Grunderkrankungen verwendet werden. - dementielle Syndrome sind auch bei jungen Menschen möglich Diagnostik Leichte kognitive Beeinträchtigung (Mild Cognitive Impairment, MCI) - Störung in einem oder mehreren kognitiven Bereichen; vorzugsweise Gedächtnisstörungen - Schweregrad einer Demenz ist nicht erreicht - Hinweise auf erhöhtes Risiko innerhalb der nächsten 3-6 Jahre eine Demenz zu entwickeln (ca. 30%) 13 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie - Grundsätzlich aber Reversibilität der Störung möglich - Sehr heterogene Ätiologie (z.B. häufig beginnende vaskuläre Störungen) Demenzen können, müssen aber nicht mit MCI beginnen. Demenz Mögliche Symptome - Gedächtnisstörungen (obligat, müssen also da sein) o Kurzzeitgedächtnis: nach 5 min drei Gegenstände erinnern, neue Informationen aufnehmen o Langzeitgedächtnis: Information länger als 5 min speichern (Neugedächtnis) oder länger zurückliegende Informationen zu erinnern (Altgedächtnis) - Gestörtes abstraktes Denken (z.B. Patient bitten Sprichwörter oder Analogien erklären zu lassen. Patienten machen dies häufig sehr konkret, wogegen gesunde Patienten eher abstraktere Erklärungen liefern) - Probleme bei Ähnlichkeiten/Unterschiede, Sinngehalt von Wörtern und Begriffen: - Gestörtes Urteilsvermögen - Verminderte Problemlösungen im Alltag, Beruf und Familie - Persönlichkeitsveränderungen o Verstärkung von prämorbiden Persönlichkeitszügen bis hin zu totaler Persönlichkeitsänderung, also von z.B. nett zu gereizt und bösartig o Qualitative Veränderung der Persönlichkeit: 1. Apathisch-antriebsarm-schwerfälliger Typ 2. Euphorisch-umständlich-distanzlos-geschwätziger Typ 3. Reizbar-unbeherrscht-enthemmter Typ - Aphasie (Wortfindungsstörung), Apraxie, Agnosie (höhere kortikale Areal hier betroffen, da es Probleme bei Erkennung von Sprache/ Tönen/ Gesichtern/… gibt) Demenz nach dem ICD – 10 Demenz ist gemäß ICD-10 definiert als erworbene Störung des Gedächtnisses und des Denkvermögens, die so ausgeprägt ist, dass sie berufliche und private Alltagsaktivitäten beeinträchtigt. Die Störung muss mindestens sechs Monate bestehen und darf nicht nur im Rahmen eines Delirs auftreten. Früherkennungssymptome 6. Vermeidungsstrategien (Themawechsel, Witze, Ablenken) in Folge der Gedächtnisstörungen: 7. Gelegentlich exzessive Ordentlichkeit um Fehler zu vermeiden (in dem Stadium in dem der Patient die Fehler noch selbst bemerkt), Bericht in minutiösen Details 8. Sozialer Rückzug 9. Plötzliche Verstimmungen (Depressive Symptome) 10. Manche Demenzen beginnen mit paranoiden Wahnerleben (was starke Spannungen in der Familie bis hin zum Bruch mit Verwandten bewirken kann) Unterformen der Demenz - „Kortikale Demenz“: Gedächntis, abstraktes Denken, Urteilsvermögen, höhere Funktionen (Aphasie, Apraxie, Agnosie) - „Subkortikale Demenz“: Verlangsamung, Aufmerksamkeit↓, affektive Störungen, aber kaum Gedächtnis- und kognitive Störungen! Patient überrascht evtl. unter Testbedingungen mit kognitiver Leistung (M. Parkinson, beginnende MID, HIV Demenz) 14 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Diagnostisches Vorgehen Anamnese (subj. Beschwerden) und Fremdanamnese (Schweigepflicht wird nicht verletzt nach Dozent, man fragt Familie des Patienten) ↓ Testung (obj. Gedächtniseinbußen) unter anderem mittels Mini – mental – Test (wenig trennschaft, aber sehr schnell), oder DEMTEC (trennschärfer, dauert 10 Minuten) oder lernen einer Wortliste, die Patient nach 5 Minuten wiedergeben soll ↓ Untersuchung (u.a. Routinelabor, EKG, EEG, Liquorpunktion zum Ausschluss erklärender organische Erkrankungen) ↓ Technische Diagnostik (Demenzhinweis, Risiko) ↓ Verlaufsuntersuchungen (Testung, CCT/MRT) Therapieprinzipien - Kausal bei sekundären Demenzen, Behandlung der Grunderkrankung (z.B. NPH, Hypothyreose) - Symptomatisch nach erfolgter kausaler Behandlung, mit Antidementiva (Acetycholinesterasehemmer), welches die dementielle Entwicklung zwar abmildern und verzögern, aber nicht aufhalten können. - Behandlung affektiver (z.B. SSRI’s zur antidepressiven Therapie, TZA bewirken kognitive Einbußen) und wahnhafter Begleitsymptome (mittels Antipsychotika, die aber vorsichtig dosiert werden müssen) - Ziele: Verbesserung der Lebensqualität, Aufschieben der Demenz, Entlastung der Angehörigen, längere kognitive Leistungsfähigkeit. Differentialdiagnose Depression mit kognitiven Beeinträchtigungen (Depression mit Pseudo – Demenz) Depression und MCI - Häufige Kombination von kognitiven Störungen und Depression - Wohl auch wechselseitige Auslösung 15 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Depression und Demenz - Durchgehend depressive Stimmung bei Depressiven, weniger typisch depressive Symptome bei Demenz - Depressive haben Schuldgefühle, wenn sie etwas nicht geschafft haben, Demente beschuldigen andere (z.B. wenn sie etwas nicht finden, sagen sie, dass man es ihnen geklaut hätte) - Depressive geben Defizite zu, während Demente eher ihre Symptome vertuschen (Witze reißen, ausweichend antworten, usw.) o Demenz und Depression kann gleichzeitig bestehen, z.B. kann sich aufgrund einer Demenz eine Depression oder depressive Symptomatik entwickeln. 16 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie 4. Kapitel: Formale Denkstörungen Fragen: 1. Welche Unterteilungen gibt es bei Denkstörungen? Nennen Symptome formaler Denkstörungen! 2. !!!Dekliniere formale Denkstörungen durch (das Schaubild)! 3. !!!Beschreibe einige Syndrome zu formalen Denkstörungen und wo kommen sie vor! Zusammenfassung Inhaltliche und formale Denkstörungen Der Patient bemerkt oft nicht, dass etwas an ihm auffällig ist. Inhaltliche Denkstörung: Störung der Denkinhalte, stets im Zusammenhang mit Störung des Realitätsurteils! Formale Denkstörung: Formale Denkstörungen sind Störungen des strukturellen Denkablaufs. Der Betroffene kommt nicht zum Ziel und das was er erzählt ist ungeordnet. DD: Aphasie Einteilung formaler Denkstörungen in quantitativ und qualitativ a) Quantitativ: Denktempo erhöht vs. erniedrigt Denkhemmung, Verlangsamung: Objektiv wahrgenommene Verzögerung des Denkablaufs, Perseveration (verbal: Verbigeration; inhaltlich: Haften; an einem Thema kleben; eingeengter Gedankengang), Ideenflüchtiges Denken, Gedankendrängen (übermäßiger Druck vieler Einfälle oder ständig wiederkehrende Gedanken) 17 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie b) Qualitativ: grammatikalischer Aufbau der Sprache gestört Umständlichkeit, Vorbeireden, Konkretismus (Begriffe werden nur noch wörtlich verstanden), Symboldenken (Begriffe werden nur noch übertragen verstanden), Begriffszerfall (Begriffe verlieren exakte Bedeutung und Abgrenzung gegenüber anderen Begriffen), Kontamination, Neologismen, Zerfahrenheit, Inkohärenez Definitionen zu inhaltlichen und formalen Denkstörungen Der Patient bemerkt oft nicht, dass etwas an ihm auffällig ist. Noch eine Anmerkung zum Geschichtlichen: Die Pathopsychologen gingen davon aus, dass das Sprechen auch das Denken genau widerspiegelt, daher wird bei den Denkstörungen von dem Sprechen auf das Denken geschlossen. Das Denken wird stets von Emotionen, Motivationen und Volitonen (Absichten) begleitet, diese können stimulierenden oder hemmenden Charakter haben. Denkabläufe beginnen mit einem Einfall, können zielgerichteten Denkprozess haben (können verlangsamt/ beschleunigt sein, arm/ reich oder stereotyp/ zerfahren sein) und in einer Erkenntnis oder einem Handlungskonzept enden. Inhaltliche Denkstörung: - Störung der Denkinhalte, stets im Zusammenhang mit Störung des Realitätsurteils! - Dabei ist der Denkinhalt unrichtig und nicht realitätsbezogen. Der Betroffene glaubt etwa, ein hinter ihm fahrender Pkw würde ihn verfolgen, obwohl dies nicht der Fall ist - Inhaltliche Denkstörungen kann man einzeln auch als Wahneinfall bezeichnen, in ihrer Summe ergeben sie einen Wahn. Dies kommt zum Beispiel bei Psychosen, bei 18 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie verschiedenen Formen der Schizophrenie, bei Manie, bei psychotischer Depression oder auch bei der wahnhaften Störung vor. Formale Denkstörung: - Formale Denkstörungen sind Störungen des strukturellen Denkablaufs. - Der Betroffene kommt nicht zum Ziel und das was er erzählt ist ungeordnet. DD: - Aphasie: Sprachstörungen hängen mit dem Gehirn zusammen und betroffen sein kann das Brocca und das Wernicke Areal. Amnestisches Syndrom? Einteilung formaler Denkstörungen in quantitativ und qualitativ a) Quantitativ: Denktempo erhöht vs. erniedrigt Denkhemmung, Verlangsamung: Objektiv wahrgenommene Verzögerung des Denkablaufs, Perseveration (verbal: Verbigeration; inhaltlich: Haften; an einem Thema kleben; eingeengter Gedankengang), Ideenflüchtiges Denken, Gedankendrängen (übermäßiger Druck vieler Einfälle oder ständig wiederkehrende Gedanken) b) Qualitativ: grammatikalischer Aufbau der Sprache gestört Umständlichkeit, Vorbeireden, Konkretismus (Begriffe werden nur noch wörtlich verstanden), Symboldenken (Begriffe werden nur noch übertragen verstanden), Begriffszerfall (Begriffe verlieren exakte Bedeutung und Abgrenzung gegenüber anderen Begriffen), Kontamination, Neologismen, Zerfahrenheit, Inkohärenez Brechungen im inhaltlichen Fluss: Zwei Möglichkeiten Möglichkeit 1: - sprunghaft: Inhalt A bricht ab, Inhalt B kommt - zerfahren (Schizophrenie), inkohärent (hirnorganische Erkrankungen): bei großen Einheiten, d.h. Thema A etwas länger, dann Thema B etwas länger, dann Thema C - Wortsalat: wenn zu stark augesprägt, gehen die Worte durcheinander und man bekommt Wortsalat (schwere Unterscheidung von Aphasie) bei akuten Psychosen Möglichkeit 2: - Sprunghaft, aber mit assoziativen Verknüpfungen - Dem Diagnostiker fällt es schwer dem Gedankengang des Patienten zu folgen. Typisch für Maniker Syndrome Symptome - Antrieb↓ - verlangsamtes Reden - gedrückte Stimmung - negatives Denken Syndrom Depression Diagnose u.a. - bipolare Störung - Depression (leicht bis schwer) - bei langer Einnahme von Ecstasy möglich - Stimmungslage gehoben 19 Anne Maria Auler (Umschlagen in Aggression aber auch möglich) - Beschleunigung der Sprache - körperliche Leistungsfähigkeit subjektiv hoch - Überschätzung eigener Fähigkeiten - Wenig Schlaf subjektiv nötig - manchmal auch Wahnvorstellungen und Halluzinationen Ausarbeitung der VL Psychopathologie Manisches Syndrom u.a. - Manie - bipolare Störung Formale Denkstörungen 20 Anne Maria Auler Symptom Verlangsamung Ausarbeitung der VL Psychopathologie Beschreibung - Objektiv wahrgenommene Verzögerung des Denkablaufs - kommt breitbandig vor. - KEIN Leitsymptom daher! - Sie tritt meistens zusammen mit einer Antriebsstörung auf. Häufig bei - Schizophrenie: Zeichen von Antriebsverarmung, Verlangsamung + Teilnahmslosigkeit (Patient klagt nicht, das ist eine DD zu Depression) - Depression: Verlangsamung + depressive Symptomatik (Patient klagt) 21 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie - Demenz: je dementer, je langsamer. Ursache ist hirnorganische Veränderung! - starke Müdigkeit / Erschöpfung Denkhemmung - - Gedanken wird mühselig verlangsamt. Betroffene äußern sich leise und wie mit erhöhtem Kraftaufwand, um gegen den inneren Widerstand vorzugehen. Phänomenologische Ähnlichkeit mit Gedankenarmut. Vorbeireden Umständlich/ Weitschweifig Als Ausdruck von Ambitendenz Depression - beim manischen Syndrom (teilweise reden Patienten so schnell, dass man sei nicht versteht) - Schizophrenie: eher leicht bei positiver Symptomatik - Drogenintoxikation Beschleunigung Strukturveränderung Perservativ/ Haften - - an einem Thema kleben, eingeengter Gedankengang, immer den gleichen Inhalt, die gleiche Aussage - Haften: Begriff nutzt man eher bei hirnorganischen Abbausyndromen - Trotz Verständnis der Frage nicht beabsichtigtes (!) Vorbeiantworten - deszendierte, aber unpassende Antwort - Demenzen: bei Konfabulationen, statt Erinnerung kommt immer gleicher Inhalt/ Geschichte. - v.a. bei Depression: z.B. „Habe alle in Unglück gestürzt“, „das wird eh nichts mehr“ (Antwort auf alle Fragen) - bei „fixer“ Idee (gefesselt sein durch eine Vorstellung oder eine Idee) - auch bei Schizophrenie - akute Schizophrenie: „Wo wohnen Sie?“ „Da wo ich wohne stimmt etwas nicht!“ - In leichter Form oft in einer mündlichen Prüfung passieren *g* - mangelnde Abstraktionsfähigkeit; weitschweifiges Reden, ohne Ziel zu verlieren, d.h. die Patienten kommen nur schwer zum Ziel - Umständlich ist die Vorform zum Weitscheifigen - oft bei Demenzen - Depression - Persönlichkeitsstörungen - oft bei chronischer Schizophrenie - bei „fixer“ Idee (gefesselt sein durch eine Vorstellung oder eine Idee) Gesperrt /Gedankenabreißen - der Gedanke kommt und ist plötzlich weg. Oft kommt dann nichts anderes danach sondern es herrscht nur noch Leere) - akute Schizophrenie - emotionaler Stress, bzw. Schreckerleben (Katastrophenreaktion) Neologismen, Kontamination/ Verdichtungen - Neologismen: Wortneubildungen ohne Sinn und oft mit bizarrem Inhalt (Eine sprachliche Äußerung der Kontamination) - Kontamination/ Verdichtungen: z.T. logisch unvereinbare Bedeutungen werden miteinander verquickt; Verdichtung aus mehreren Gedanken/ - v.a. bei Schizophrenie - auch bei Autisten und extrem akzentuierten Persönlichkeiten 22 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie worten aufe einen Begriff (z.B. „Orangen + Orang – Utan“ zu „Orangeutan) Sprunghaft - zusammenhangloses und alogisches Denken - Themen wechseln sehr schnell; Inhalt A bricht ab, Inhalt B kommt, dann bricht Inhalt B ab und Inhalt C kommt usw. - bei akuten Psychosen Zerfahren/ Inkohärent - zerfahren (Schizophrenie): zusammenhangsloses & alogisches Denken; dissoziierter Gedankengang - inkohärent (bei hirnorganischen Erkrankungen): absolut zerfahrenes Denken bei gleichzeitig qualitativer Bewußtseinsstörung - bei großen Einheiten, d.h. Thema A etwas länger, dann Thema B etwas länger, dann Thema C - bei akuten Psychosen - auch möglich bei qualitativer Bewusstseinsstörung, Alkohol – und Drogenrausch, fortgeschrittener Demenz - assoziatives + Beschleunigung = Ideenflucht - Unmöglichkeit, etwas längeren Gedankengang zu Ende zu führen, da ständig neue Assoziationen und Einfälle auftauchen - v.a. bei Manie (manisches Syndrom) auch bei - Zorn und Erregtheit - Alkohol, Drogen, maniformes Syndrom - schizoaffektive und schizophrene Psychose Beispiel für Ideenflucht: „Mein Name ist Franz, aber nicht der Kaiser Franz, Der Fußball macht Spaß, ging aber die Treppe hinunter, die Treppe bei mir im Haus ist braun…“ Ideenflucht (Beispiel für Zerfahrenheit: Siehe den Brief der akut psychotischen Patientin weiter unten) Zusammenfassung Formale Denkstörungen äußern sich in pathologischen Veränderungen der Denkabläufe, die verarmt, blockiert, verlangsamt, inkohärent, perseverierend oder ideenflüchtig sein können. Eine Beurteilung der Denkabläufe ist nur über den Umweg der sprachlichen oder schriftlichen Mitteilungen des zu Untersuchenden möglich. Fallbeispiel: Brief einer Frau mit einer akuten Psychose 23 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Brief ist Beispiel für formale Denkstörung, besonders für Zerfahrenheit! 24 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie 5. Kapitel: Wahn Fragen: 1. !!!!!Was sind die Wahnkriterien? (Seite 24) 2. Was sind Differentialdiagnosen für Wahn und bei welchen psychischen Störungen treten echte Wahnideen auf? (Seite 25) 3. Beschreibe Syndrome mit Wahn. (Seite 26) 4. Welche Arten von Wahn gibt es? (Seite 26 – 27) 5. Wie kann sich ein Wahn entwickeln? Beschreibe verschiedene Stufen! (Seite 27) Zusammenfassung Wahnkriterien Wahnkriterien: !!!Unkorrigierbarkeit, unmittelbare Gewissheit (trotz Unvereinbarkeit mit Realität) o Kann Bezugssystem nicht wechseln / o Überstieg nicht möglich mangelndes Bedürfnis nach Realitätsprüfung abnormer Ich-Bezug / Ich-Umwelt-Verhältnis bei erhaltener Intelligenz Gleichzeitigkeit mit normalem Denken Der Wahn ist nur ein Symptom und kann viele Ursachen haben, siehe weiter unten! Auftreten echter Wahnideen bei: - Schizophrenie (akut + chronisch organische Psychosen) - affektive Psychosen (Affektkongruenz hier!), - Borderline Störungen: Vorrübergehend, starker Affektdruck „Doppelte Buchführung“: Wahn und Realität bestehen nebeneinander Differentialdiagnosen Überwertige Ideen, Verzweiflung/ Aufregung , Zwänge, Halluzinationen Syndrome Symptom Wahn Wahn + Halluzination Syndrom Paranoides Syndrom Paranoid – halluzinatorisches Syndrom Diagnose u.a. - Schizophrenie - Depressiver Wahn - Paranoia (auch ohne Depression) - chronische Alkoholabhängigkeit - Hirnorganische Psychosen u.a. - Hirnorganische Psychosen - paranoid – halluzinatorische Schizophrenie (wenn Untersuchung keine organische Ursache aufzeigt) - Schizophrenie Zur Diagnosestellungen mit einbeziehen: EEG, Labor, körperliche Untersuchung, Verlauf, CCT, MRT, Liquor Inhaltliche Denkstörungen: Begriffe 25 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Nach Art der Wahnentstehung kann man unterscheiden zwischen - Wahneinfall: Plötzliches Aufkommen von wahnhaften Überzeugungen - Wahnwahrnehmung: Richtige Sinneswahrnehmungen erhalten eine im Sinne des Wahnhaften abnorme Bedeutung. - Erklärungswahn: Wahnhafte Überzeugung zur Erklärung von psychotischen Symptomen. Arten von Wahn - Wahnstimmung: Alles ist unheimlich, etwas ist „im Gang“ ohne konkreten Inhalt - Beziehungswahn: Dinge beziehen sich auf mich - Beeinträchtigungswahn: Dinge beziehen sich auf mich und sind gegen mich gerichtet - Verfolgungswahn: systematische Absicht anderer mich zu schädigen - Liebeswahn: diese Person liebt mich, will es mir aber nicht sagen - Eifersuchtswahn: unkorrigierbare Überzeugung vom Partner betrogen zu werden - Größenwahn: Überschätzung eigener Fähigkeiten, Leistungen, Bedeutung - Wahnsystem: „Gebäude“ innerlich folgerichtiger Vorstellungen. Möglicher Entstehung eines Wahns 1. Wahnstimmung: „Irgendetwas stimmt nicht“ 2. Beziehungswahn: „Umgebung bezieht sich nur auf mich, die meinen alle nur mich“) 3. Wahneinfall und ich = besondere Rolle (z.B. bei Größenwahn/ Verfolgungswahn/ Liebeswahn, viele religiöse Wahnthemen): „Plötzlich ist mir klar, dass die Geheimdienste mich stoppen wollen, weil ich eine wichtige Studie mache, da ich etwas Besonderes bin wegen meiner überragenden Intelligenz 4. Wahnsystem: „Ab jetzt sind alle miteinbezogen und entweder Helfer oder Gegner“ Wahnkriterien Wahnkriterien: Kernsymptome sind krankhaft verfälschte, unkorrigierbare Gedanken und Vorstellungen, die sich mit der Realität nicht in Einklang bringen lassen. !!!Unkorrigierbarkeit, unmittelbare Gewissheit (trotz Unvereinbarkeit mit Realität) o Kann Bezugssystem nicht wechseln / o Überstieg nicht möglich o Beispiel: Eifersucht vs. Eifersuchtswahn („meine Frau war vielleicht doch nicht mit einem anderen weg“ vs. „ich bin felsenfest überzeugt, dass meine Frau mit einem anderen Mann unterwegs war“) o Diagnostische Frage (sehr vorsichtig widersprechen): „Das klingt ja alles sehr wirr, haben Sie das schon mal nachgeprüft?“ mangelndes Bedürfnis nach Realitätsprüfung abnormer Ich-Bezug / Ich-Umwelt-Verhältnis bei o man bezieht alles Mögliche auf sich und man muss immer im Mittelpunkt stehen ohne zu merken wann man damit übertreibt. o z.B. wenn Auto an Wohnung vorbeifährt könnte Patient denken, dass das Auto wegen ihm kam erhaltener Intelligenz Gleichzeitigkeit mit normalem Denken Die Wahnkriterien sind sehr wichtig für den Berufe, man muss abweichende Meinungen von Wahn abgrenzen (bei UDSSR wurden abweichende Meinungen als Wahn behandelt und Kritiker so aus dem Weg geräumt). Der Wahn ist nur ein Symptom und kann viele Ursachen haben, siehe weiter unten! Diese Wahnkriterien helfen beim Feststellen von religiösem Wahn, da man inhaltlich bei Religion vs. Religionswahn nicht viel finden kann, was einem bei der Diagnose hilft. Wahn kann von Depressivität, Angst, Aggressionen, Misstrauen, Fehlhandlungen begleitet werden (Dispute sind kontraproduktiv und verfestigen die Begleiterscheinungen nur!) 26 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Fanatische Persönlichkeit: Wird nur ungern als Diagnose gegeben und wenn dann nur im forensischen Kontext. Hier gibt es eine lange Vorgeschichte mit immer den gleichen Wahnideen. Auftreten echter Wahnideen bei: - Schizophrenie (akut + chronisch organische Psychosen) - affektive Psychosen (Affektkongruenz hier!), - Borderline Störungen: Vorrübergehend, starker Affektdruck „Doppelte Buchführung“: Wahn und Realität bestehen nebeneinander, d.h. man kann sich mit einem Patienten unterhalten ohne dass man den Wahn mitkriegt, da eine Abspaltung Wahn – Realität stattgefunden hat Differentialdiagnosen zum Wahn „überwertigen Ideen“: - Verzweiflung/ Aufregung: - - ÜwI. ähneln dem Wahn. Beherrschen das Denken in unsachlicher und einseitiger Weise. ABER: Sind nicht absolut unkorrigierbar / Überstieg ist möglich Konträre Absichten nicht mehr sachlich gewürdigt (rechthaberische Tendenzen), sowie eigene Empfindlichkeit und Selbstbezogenheit liegen vor (dereistisches Denken) alltägliche Aufgaben stehen mehr und mehr hinter missionarischem Eifer zurück Isolation, Selbstvernachlässigung und Verschrobenheit möglich z.B. bei politischen Extremisten oder schizoider Persönlichkeit Hier ist das wahnhafte Gefühl (z.B. das andere einem nicht glauben, obwohl man die Wahrheit kennt) nur zeitweise vorhanden, bei Wahnkranken ist es aber ein andauerndes, authentisches Gefühl. z.B. hat ein Mann seine Frau als schizophren in die Psychiatrie einweisen lassen um sie loszuwerden und die Frau war in der Psychiatrie so verzweifelt und sagte, dass sie nicht verrückt sei, dass es wie ein Wahn wirkte. Zum Glück fand man die Wahrheit heraus. Zwänge = imperative innere Erlebnisse (Gedanken, Impulse, Handlungen), die sich wider Willen aufdrängen und ich – dysthon sind, es besteht durch diese Zwänge ein Leidensdruck. - Bei Wahn ich – synthon und kein Leidensdruck (höchstens leiden Patienten weil sie Angst vor den Verfolgern haben). - von Gruppe geteilt; hat teilweise interne, nachvollziehbare Logik. Esoterik - Glaube/ aber kein Wissen an Gott, aber Gott spricht nicht zu ihnen (hören nicht die Stimme im Kopf) - Diskussion möglich, sieht die Irrationalität seiner Angst Phobie - Leute wissen rational, dass ihr Verhalten nicht normal ist und empfinden es irrationales als korrekturbedürftig Verhalten - Schwer von Wahn abzugrenzen. Halluzinationen Feststellung von vorherigen Psychosen ist schwer, da es den Patienten schwer fällt retrozepiv über Psychosen zu reden. Kleine Information am Rande, nach einem Trauma kann es zu einer Psychose kommen oder auch zu einer dissoziativen Abspaltung. Zwänge: - 27 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Syndrome Symptom Syndrom Wahn Paranoides Syndrom Paranoid – halluzinatorisches Syndrom Wahn + Halluzination Diagnose u.a. - Schizophrenie (Schizophrenie ist kein Syndrom) - Depressiver Wahn (z.B. Depression + Paranoia) - Paranoia (auch ohne Depression) - chronische Alkoholabhängigkeit (z.B. beim Abbau des Gehirns, aber auch ohne Abbau vom Gehirn) - Hirnorganische Psychosen u.a. - Hirnorganische Psychosen - paranoid – halluzinatorische Schizophrenie (wenn Untersuchung keine organische Ursache aufzeigt) - Schizophrenie (Schizophrenie ist kein Syndrom) Zur Diagnosestellungen mit einbeziehen: EEG, Labor, körperliche Untersuchung, Verlauf, CCT, MRT, Liquor Inhaltliche Denkstörungen: Begriffe Nach Art der Wahnentstehung kann man unterscheiden zwischen Wahneinfall - - Wahnwahrnehmung - Plötzliches Aufkommen von wahnhaften Überzeugungen. Beispiel: „Gestern ist mir plötzlich klargeworden, daß ich den Friedensnobelpreis erhalte, weil ich die Supermächte telepathisch ausgesöhnt habe“. möglich u.a. beim Größenwahn, Beziehungswahn, religiösem Wahn Richtige Sinneswahrnehmungen erhalten eine im Sinne des Wahnhaften abnorme Bedeutung. Beispiel: „Daß der Arzt mit dem Kopf nickte, als er mir zum Abschied die Hand gab, bedeutet, dass ich Krebs habe.“ 28 Anne Maria Auler Wahnsystem Ausarbeitung der VL Psychopathologie - “Gebäude” innerlich folgerichtiger Vorstellungen. Beispiel: „Ab jetzt sind alle miteinbezogen und entweder Helfer oder Gegner“ Arten von Wahn Erklärungswahn Wahnstimmung: - Wahnhafte Überzeugung zur Erklärung von psychotischen Symptomen. - Beispiel: „Als ich schlief, implantierten mir der Geheimdienst einen Sender unter der Haut!“ - Alles ist unheimlich, etwas ist “im Gang”, ohne konkreten Inhalt. - z.B.: „Irgendetwas stimmt nicht“ - schwer zu Diagnostizieren Beziehungswahn - Dinge beziehen sich auf mich/ Ereignisse geschehen wegen mir. Mir soll etwas bedeutet werden. Beeinträchtigungswahn - Gefühl durch andere Personen oder Geschehnisse (telepathisch) behindert oder beeinträchtigt zu werden Verfolgungswahn (Paranoia) - Liebeswahn - Es besteht eine unklare/ explizite und systematische Absicht anderer, mich zu schädigen. Vorsicht: abrupte und unvermutete Aggressionshandlungen gegen vermeintliche Verfolger möglich! Schuld – und Versündigungswahn - Nihilistischer Wahn - Religiöser Wahn - Eifersuchtswahn - Querulantenwahn Erotischer Beziehungswahn: Ich bin ganz sicher, dass er/ sie mich liebt, auch wenn er/ sie dies nicht offen zu erkennen gibt. z.B. durch im Rundfunk oder einfache Handlungen vermeintlich versteckte Nachrichten Häufig durch Stalking begleitet Feste Überzeugung, schuldig geworden zu sein und alles falsch gemacht zu haben. Personen glauben schwere Strafe verdient zu haben z.B. bei Depression mit wahnhaften Symptomen möglich - Weitgehende Ablehnung und Negierung alles überhaupt Vorhandenen. Feste Überzeugung spirituell – religiöse Erkenntnisse zu haben oder Übermittler einer religiösen Figur zu sein. Unkorrigierbare Überzeugung von Untreue, oft trotz gegenteiliger Beweise. misstrauische Überwachungsmanöver, unbegründete Vorwürfe, (handgreifliche) Auseinandersetzungen v.a. bei dementen und alkoholkranken Männern - mit allen Mitteln für Gerechtigkeit eintreten zu müssen entsteht oft durch selbst erfahrenes Unrecht Folge sind viele gerichtliche Auseinandersetzungen und 29 Anne Maria Auler Größenwahn (z.B. Cäsarenwahn) Ausarbeitung der VL Psychopathologie - auch aggressive Handlungen Überschätzung eigener Bedeutung, Fähigkeiten, Leistungen. Möglicher Entstehung eines Wahns Wahneinfälle (auch mit Ich – Bezogenheit „das Auto könnte nur mich verfolgen“) oder Wahnstimmung Wahnstruktur (bestimmte logischer Abfolge von Wahneinfällen oder Wahnstimmungen Verknüpfung im Wahnsystem (Wahnarbeit) Durch intensive, affektive Beteiligung am wahnhaften Geschehen (Wahndynamik) ist besondere und intensive Anteilnahme an den erlebten Verfremdungen möglich. Auftreten von Wahn – parathyme Wahninhalte (in Verbindung mit Sinnestäuschungen als paranoidhalluzinatorisches Syndrom bei Schizophrenie) – als synthymer Wahn bei affektiver Psychose – Liebeswahn, Querulantenwahn, Eifersuchtswahn und symbiontischer Wahn sind eher Merkmale einer paranoiden Entwicklung bei besonderer Persönlichkeitsstruktur – unter Rauschdrogen bzw. bei Alkoholismus – bei anhaltender sozialer Deprivation, Isolation und Kontaktmangel (Kontaktmangelparanoid) – im dementiellen Abbau (als ängstlich gefärbter Beeinträchtigungswahn, oft infolge Verkennung) 30 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie 6.Kapitel: Sinnestäuschungen Fragen: 1. Welche Arten von Wahrnehmung gibt es? (Seite 29) 2. Was sind Halluzinationen & wo kommen sie vor und welche Differentialdiagnosen gibt es? (S. 29 – 31) 3. Was sind wichtige diagnostische Fragen um eine Halluzination herauszufinden und was muss man beim Gespräch beachten? (Seite 31) Zusammenfassung: Sinnestäuschungen Diagnostische Kriterien von Halluzinationen Arten von Wahrnehmungen Halluzinationen Halluzinationen sind Wahrnehmung ohne Sinnesreiz und hohem Realitätscharakter. Bei Halluzinationen und normaler Wahrnehmung sind dieselben Gehirnareale aktiviert (zeigt das fMRT), obwohl es keinen Input bei den Halluzinationen gibt. Es gibt sie: akustisch, optisch, taktil, Geruch, Geschmack etc. Schizophrenie Alkoholkranke Patienten Alkoholentzug Akute + chronische organische Psychosen Amphetaminkonsum Temporallappenepilepsien/ Tumorepilepsie Borderline – PS Affektive Psychosen Typische Halluzination Akustische (befehlende, dialogisierende, kommentiere) + optisch Halluz. beschimpfende Stimmchöre optische Halluzinationen (Tiere, Kneipenszenen) optische und taktile Halluzinationen taktile Halluzinationen („Koks – Käfer“) Häufig Geruchs und Geschmackshalluzinationen nur vorübergehend Sehr selten. Achte auf Affektkongruenz! 31 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie vorübergehende hypnagoge und hypnopompe Halluzination möglich. Schlaf Differentialdiagnosen: Zwang, Demenz, Wahnwahrnehmung Diagnostische Fragen: Wichtig - Der Patient hört sie und kann er sie nicht von realen Wahrnehmungen unterscheiden. Daher Patient Halluzinationen nicht versuchen auszureden. - Patient muss sich ernst genommen und wertgeschätzt fühlen - „Ich höre keine Stimme, aber ich glaube Ihnen, dass Sie welche hören.“ Diagnostische Kriterien von Halluzinationen Definitionen für Wahrnehmung – normale Wahrnehmung: äußerer Reiz Zentrale Abbildung und Eingliederung über neurale Afferenzen Interpretation der Wahrnehmung im Thalamus als kontextabhängige, komplexes Ganzen(Binding) und mit Besonderheiten wie z.B. Empfinden, Appetenz, Erwartung) so ist geordnetes und sinnvolles Erfassen einer Reizkonfiguration möglich o Empfindung: einfache, elementar strukturierte und v.a. leibnahe Wahrnehmungen (z.B. Kälte, Wärme) o Synästhesien: Verschmelzungen verschiedener Sinnesreize (z.B. Farbenhören) – Wahrnehmungsstörung (Sinnestäuschung): o = verfälschte Wahrnehmung o resultiert aus Veränderungen des Wahrgenommenen o kann alle Sinnesmodalitäten betreffen o schließt u.a. mit ein: Illusionäre Wahrnehmungen, Halluzinationen, Pseudohalluzinationen, Wahnwahrnehmung Zusammenfassung für Wahrnehmungsstörungen: Wahrnehmungsstörungen zeigen sich als unvollständige, verzerrte oder verfälschte Sinneseindrücke, die unterschiedliche Grade von Eindringlichkeit und Realitätserleben aufweisen. Zu ihnen gehören illusionäre Verkennungen (Illusionen), Halluzinationen (echte Sinnestäuschungen) und Pseudohalluzinationen. Am häufigsten sind akustische (auditive) und optische (visuelle) Täuschungen. Arten von Wahrnehmungen - Pseudohalluzination: hoher Realitätscharakter, aber als “unecht” erkannt (Drogen, Übermüdung), oft bei Narkolepsie Illusion: Vorhandener Sinnesreiz wird falsch gedeutet (Starke Affekte Normaler, Übermüdung, Bewusstseinsstörung) (z.B. in Dunkelheit Strauch als Mensch deuten) Akoasmen: Man hört statt Stimmen nur Geräuschknacken. Syndrom Halluzinose (Unterform der Halluzination) Symptome Syndrom Diagnose 32 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie - szenenhaft aneinander gereihte, fortlaufende Sinnestäuschungen - erhaltenes Bewusstsein - erhaltene Handlungsfähigkeit - erhaltene Orientierung Halluzinose u.a. bei - chronischem Alkoholmissbrauch - Drogenkonsum (bei kurzfristigem LSD Konsum, bei langfristgem Kokain, Amphetamine und Cannabiskonsum) - Schädigung des hinteren Hirnbereichs Halluzinationen Definition: Halluzinationen sind Wahrnehmung ohne Sinnesreiz und hohem Realitätscharakter („leiblicher Eindruck, meist als „echt“ empfunden). Bei Halluzinationen und normaler Wahrnehmung sind diesselben Gehirnareale aktiviert (zeigt das fMRT), bei der Halluzination gibt es aber keinen Input, da der Außenreiz fehlt. Es gibt bei unterschiedliche Komplexität bei Halluzinationen. Es gibt sie auf allen Sinnesgebieten: u.a. bei o Akustische H.: Geräusche, Stimmen o Optische H.: Gegenstände, Lichtblitze, Szenen... o Taktile H.: Körperfühlsphäre (z.B. Tiere, die über die Haut laufen) o Geruchs-, Geschmacks-H.: olfaktorische Halluzinationen beinhalten zum Beispiel Angst vor vergiftetem Essen. Patienten finden meist durch Nachfragen von Freunden heraus, dass sie Hallus haben. Art der Störung Schizophrenie Typische Halluzination - - Die beiden häufigsten Halluzinationsarten o Akustische Halluzionationen (befehlende, dialogisierende, kommentiere Stimmen, die über den Patienten reden; typisch. Untypisch ist diffuses Stimmengewirr) o optische Halluzinationen anderer Arten von Halluzinationen eher seltener Alkoholkranke Patienten Alkoholentzug - beschimpfende Stimmchöre - optische Halluzinationen (Tiere – wie z.B. Insekten oder Schlangen an der Wand; ganze Kneipenszenen – d.h. es kommt vor, dass Patient Bier beim Pfleger bestellen will) Akute + chronische organische Psychosen - optische und taktile Halluzinationen Drogenkonsum - bei ampethamin – induzierten Halluzinationen (insbesondere Kokain) taktile Halluzinationen („Koks – Käfer“) Temporallappenepi lepsien/ Tumorepilepsie Borderline – PS - Häufig Geruchs und Geschmackshalluzinationen - nur vorübergehend Affektive Psychosen - Sehr selten Achte auf Affektkongruenz! Schlaf - vorübergehende hypnagoge (während des Einschlafens) und hypnopompe (Stimmen kurz vor dem Aufwachen) Halluzination möglich. Man glaubt sich dabei hellwach, ist jedoch normalerweise gelähmt (Schlafparalyse) und fühlt sich gefesselt und hilflos. 33 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie - Nicht selten sieht man ungewöhnliche Wesen, Ungeheuer, verstorbene Verwandte oder andere Personen. Diese Halluzinationen haben mit gewöhnlichen Träumen nichts zu tun, sie scheinen meist völlig realistisch, und die Betroffenen sind von der Wirklichkeit ihrer Erinnerung absolut überzeugt - Eindrücke aber rückläufig nach Beenden der Halluzination Trance & Meditation Differentialdiagnosen: - Zwang: Patient schafft hier den Überstieg und erkennt den als – ob – Charakter der Halluzination - Demenz: Bei Demenz Probleme mit der örtlichen Orientierung, kann allerdings auch wahnhafte Grenzen überschreiten (z.B. Dementer glaubt er wäre im KZ). Allerdings wenn Hirnfall und Exitose bei Demenz ist auch Halluzination möglich! - Wahnwahrnehmung: Außenreiz existiert hier, wird aber in Richtung des Wahnes gedeutet (z.B. „der Mann hat mir die Hand geschüttelt und das heißt, dass ich Krebs habe.“) Diagnostische Fragen Wichtig: - Man darf nicht mit dem Patienten diskutieren, dass die Stimmen, die er hört, nicht da sind! Der Patient hört sie und da dieselben Gehirnareale wie bei einer normalen Wahrnehmung aktiv sind, kann er sie nicht von realen Wahrnehmungen unterscheiden. Daher Patient Halluzinationen nicht versuchen auszureden. - Patient muss sich ernst genommen und wertgeschätzt fühlen - „Ich höre keine Stimme, aber ich glaube Ihnen, dass Sie welche hören.“ (ist eine gute Art Verständnis klar zu machen, aber auch offen zu sagen, dass man nichts hört) Diagnostische Fragen (erst nach dem „Warm – Up“!) - Gibt es irgendetwas, was Sie ängstigt oder ablenkt? (deswegen kommen Patienten zum Beispiel in Therapie) - Wirkt irgendetwas auf Sie ein, was Sie stört oder beunruhigt? - Hören Sie manchmal jemanden sprechen, obwohl niemand im Raum ist? - Hören Sie Stimmen? - Sind es vielleicht nur Ihre eigenen Gedanken, die da laut werden? - Haben Sie Personen oder Gegenstände gesehen, die andere nicht sehen konnten? - Haben Sie in letzter Zeit merkwürdige Gerüche bemerkt? - Haben Speisen oder Getränke irgendwie anders als sonst geschmeckt? - Gehen in Ihrem Körper merkwürdige Dinge vor? - Haben Sie noch andere eigenartige Wahrnehmungen gemacht? - Nennen Sie mir Beispiele! Patienten ist es entweder peinlich, sie reden offen darüber oder sie verheimlich die Halluzinationen. Daraufhin hinweisen, dass es sich um Routinefragen handelt (um auch Patienten ohne Halluzination bei der Erstellung des psychopathologischen Befundes nicht vor den Kopf zu stoßen). Behandlung 34 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Medikamente um die Halluzinationen in der akuten Phase zu stoppen oder zu vermindern. Danach weiterhin medikamentöse und psychotherapeutische Behandlung, möglich auch multi – modale Behandlung (Entspannungstherapie, Physiotherapie, Bewegungstherapie, Musiktherapie, etc.) Fallbeispiele Fallbeispiel: Akustische Halluzinationen (nach AMDP 1995) Dialogische Stimmen / imperative Stimmen: “Ich habe die Stimmen mehrerer Männer gehört, die sich über mich unterhalten haben. Eine davon hat mir dann den Befehl gegeben nach Homburg zu fahren.” Kommentierende Stimmen: “Ich habe die Stimme meiner toten Mutter gehört. Sie hat mich immer gelobt oder getadelt, je nachdem was ich gemacht habe.” Andere akustische Halluzinationen: “Ich habe dauernd Musik gehört, fast wie ein Konzert war es gewesen.” “Ganz deutlich habe ich ein Knirschen und Knacken in der Wand gehört.” “Es macht immer Klick im Kopf, und jedesmal werde ich intelligenter.” Fallbeispiel: Halluzinationen auf anderen Sinnesgebieten (nach AMDP 1995) Optische Halluzinationen: “Und da habe ich plötzlich - mitten in der Stadt - eine Armee von Soldaten mit lauter Goldhelmen auf mich zukommen sehen.” “Der ganze Raum war mit Lichtblitzen und bunten Vierecken angefüllt.” “Auf einmal kam ein Hund in das Krankenzimmer gelaufen und sprang auf das Bett meines Nachbarn.” Gustatorische Halluzinationen: “Auf einmal hatte ich einen richtig fauligen Geschmack im Mund.” Olfaktorische Halluzinationen: “Plötzlich hat es nach Gas gerochen; es war ganz merkwürdig, weil es sonst keiner gemerkt hat.” Taktile Halluzinationen: “Da habe ich gespürt, wie sich eine kalte, behaarte Hand auf meinen Körper legte; ganz deutlich habe ich die fünf Finger gespürt. Es war eine ganz rauhe Hand.” “Plötzlich ist mir eiskaltes Wasser über den Rücken gelaufen. Als ich nachgesehen habe, war die Haut ganz trocken.” “Auf einmal konnte ich lauter kleine Kristalle zwischen den Fingern tasten, sie waren zum Teil rund, zum Teil aber auch länglich.” Fallbeispiel: Sinnestäuschungen im Bereich der Körperwahrnehmung / Zoenästhesien (nach AMDP 1995) “Elektrischer Strom fließt durch meinen Bauch; das Herz und der Darm ziehen sich zusammen.” 35 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie “In meinem Kopf schwappt das Gehirn hin und her.” “Im Hoden ist so ein eigenartiges Ziehen, als ob eine Eisenkugel daran hinge.” Fallbeispiel: Patientin A. (30 Jahre alt) Die Patientin lebte in einem Frauenhaus und stellte sich mit vegetativer Erregung und Anspannung vor. Im Gespräch berichtete sie, dass sie sich diffus bedroht fühlen würde (Wahnstimmung) und ihr wurde klar, dass der Teufel sie lenkte und sie besaß. Bei der Aufnahme wirkte sie verkrampft, gequält, weinte, hatte eine grimassenhaft verzogene Mimik und wirkte latent suizidal. Sie wollte sich nicht gewaltsam umbringen sondern hatte entschieden zu verhungern. Nachdem der Hunger zu stark wurde, aß sie wieder. In den Folgetagen nach der Aufnahme lief sie alleine über den Flur, beschäftigte sich mit sich selbst und lachte/ amüsierte sich. Als man sie fragte warum, sagte sie, dass sie sich von den Stimmen der Dämonen und Monster des Teufels unterhalten lassen würde, die über sie redeten (eine Art der Bewältigung). Die Patientin wuchs auf in Anatolien und zog nach Deutschland. Die Eltern waren streng religiöse orthodoxe Christen. Sie selbst ist nicht sehr gläubig. Ihre erste Lehre brach sie ab, da ihr Chef sie sexuell belästigte. Die Beziehung zu ihrem Freund scheiterte, nachdem dieser sie betrogen hatte. Bitter war, dass sie ihren Freund hatte heiraten wollen. Dann erfuhr sie von ihrer Familie, dass man sie mit einem 65 Jahre alten Mann zwangsverheiraten wollte. Die Familie hätte viel Geld dafür bekommen. Die Patienten sagte ihrer Familie, dass sie dies nicht wollte und blieb dabei. Daraufhin schmiss die Familie sie heraus und die Patientin kam in das Frauenhaus. Sie hatte starke Schuldgefühle ihrer Familie gegenüber, ob es in Ordnung gewesen wäre, sie im Stich zu lassen und den Mann nicht zu heiraten. Davon abgeleitet lassen sich auch die Halluzinationen erklären, da sie meinte, dass der Teufel in ihrem Körper wäre und sie in die Hölle kommen würde. Da die Symptomatik erst seit 1 Monat auftrat und sich schnell entwickelte, gibt es eine gute Prognose für die Heilung. Patientin hat eine akute, polymorphe, psychotische Episode (mit Diagnose der Schizophrenie vorsichtig sein, da nach Belastung und erst seit kurzem aufgetreten ist). 36 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie 7. Kapitel: Ich – Störungen Fragen: Ich - Störungen 1. Was sind Ich – Störungen? 2. Beschreibe die Dimensionen der Ich – Störungen. 3. !!!Was sind Leitsymptome einer Ich – Störungen? 4. Wo treten Ich – Störungen auf? Zusammenfassung: Ich - Störungen Ganz kurze Zusammenfassung: Störungen der Ich-Identität und Ich-Demarkation beruhen auf einem Verlust der Ich-Umwelt-Abgrenzung. Sie äußern sich als Gedankenentzug, -eingebung oder -ausbreitung oder Transitivismus mit dem Gefühl, nicht mehr »Herr im eigenen Haus« des Selbst zu sein und im Denken und Vorstellen von außen manipuliert zu werden (Symptome 1. Ranges für Schizophrenie). Das „Ich“ - kontrollierter, steuernder und regelnder hypothetischer Bewusstseinskern einer Person - das Wissen als einheitliche Person zu existieren, als ein – und derselbe Mensch im Wahrnehmen, Denken, Erinnern, Erleben, Handeln; Repräsentation durch Personalität - neuronale Organisation durch medialen, präfrontalen Kortex, der von Informationen aus der Insula und dem Hippocampus versorgt wird. - das Selbst: Gesamtheit aller psychischen Eigenschaften und Funktionen, die dem „Ich“ zugehörig sind Definitionen - Störungen, bei denen sich die Ichhaftigkeit des Erlebens verändert (Derealisation, Depersonalisation) oder bei denen die Grenze zwischen Ich und Umwelt durchlässig erscheint - “Ich-Bewußtsein ist die Gewißheit des wachen bewußtseinsklaren Menschen:. Das Ich macht den wachen bewußtseinsklaren Menschen aus, der um sich selbst weiß, sich als gestimmt, gerichtet, wahrnehmend, wünschend, bedürftig, getrieben, verlangend, fühlend, denkend, handelnd in der Kontinuität seiner Lebensgeschichte erfährt. Wir gebrauchen das substantivistische Abstraktum “Ich” zur Benennung dieses eigenen Selbstseins und spüren dabei die Zusammengehörigkeit von Ich und Welt als etwas Selbstverständliches.” (Scharfetter, 1985, S. 46) - Man muss bei Ich – Störungen unterscheiden zwischen: o Ich – Störungen: Depersonalisation und Derealisation bei Meditation/ Trance, Ermüdung/ Erschöpfung (Burn – Out), schwere psychische Belastung/ Psychotrauma, epileptische Aura, Rauschdrogen (Ecstasy, Pilze), ausgeprägten PS (schizoid oder Borderline), Depression (Leergefühl), schizophrene Psychose, Zwangskrankheit o Verlust der Ich – Identität (schwerwiegender): Gedankenentzug, Gedankeneingebung, Gedankenausbreitung, Transitivismus (kritiklose Übertragung des eigenen Zustand auf andere) am Häufigsten bei schizophrener Psychose (Symptome ersten Ranges) Dimensionen der Ich – Störung (nach Scharfettter, 1985) Gefallen Franz nicht! - Ich-Vitalität: Wir erfahren uns- “bei vollem Bewusstsein”- selbstverständlich als lebendig, leibhaftig, anwesend. Dies ist immer verbunden mit einer bestimmten Stimmung (Vitalgefühl). - Ich-Aktivität: Dem Gesunden ist es selbstverständlich, dass er selbst es ist, der erlebt, erfährt, 37 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie wahrnimmt, fühlt, gestimmt ist, denkt, spricht, sich bewegt, handelt. Wir erfahren uns selbst als die Akteure unseres Denkens und Handelns. - Ich-Konsistenz und -Kohärenz: Wir erfahren uns als Einheit von bestimmter Beschaffenheit, als zusammengehörig in unserem Selbstsein. - Ich-Demarkation / Ich-Grenzen: Wir sind uns unserer selbst bewusst und damit auch dessen, was wir nicht selbst sind, unterscheiden Ich und Nicht-Ich. Wir können unterscheiden, was dem Ich angehört und was von außen an uns herankommt. - Ich-Identität: Bewusstsein der eigenen Identität und Kontinuität trotz des Wandels der eigenen Person und der Umwelt im Verlauf der Lebensgeschichte. !!!Ich – Störungen nach modernen Definitionen (Leitsymptome einer Ich – Störung) im weiteren Sinne: - Depersonalisation: eigenes Ich o. Körperteile werden als fremd, unwirklich oder verändert erlebt. - Derealisation: Umgebung erscheint Patient unwirklich, fremdartig oder auch räumlich verändert. - Gedankenausbreitung: Der Kranke klagt darüber, dass seine Gedanken nicht mehr ihm allein gehören, dass andere daran Anteil haben und wissen, was er denkt. - Gedankenentzug: Kranke hat das Gefühl, es würden ihm die Gedanken weggenommen, abgezogen. - Gedankeneingebung: Der Kranke findet seine Gedanken und Vorstellungen als von außen eingegeben, beeinflusst, gemacht, gelenkt, gesteuert. - Fremdbeeinflussungserlebnisse: Der Kranke findet sein Fühlen, Streben, Wollen und Handeln als von außen gemacht, gelenkt, gesteuert. - Transitivismus (Verlust der Ich – Identität): Kritiklose Übertragung des eigenen Zustand auf andere Patient hält z.B. den Arzt, Freunde, etc. für geistesgestört und bringt Angehörige als vermeintlich krank in die Sprechstunde im engeren Sinne: Gedankenausbreitung, Gedankenentzug, Gedankeneingebung Das „Ich“ - kontrollierter, steuernder und regelnder hypothetischer Bewusstseinskern einer Person - das Wissen als einheitliche Person zu existieren, als ein – und derselbe Mensch im Wahrnehmen, Denken, Erinnern, Erleben, Handeln - neuronale Organisation durch medialen, präfrontalen Kortex, der von Informationen aus der Insula und dem Hippocampus versorgt wird. - Repräsentation durch Personalität (Erleben seiner Selbst in Bezug auf eigene Existenz, Tätigkeit, Eigenständigkeit, Abgegrenztheit nach Außen und der bleibenden Identität im zeitlichen Bereich) - Erworben im Verlauf der Kindheitsentwicklung durch Differenzierungsprozess zwischen Innen (Selbst) und Außen (nicht selbst), gegen Ende des 2. Lebensjahres keine diffuse Subjekt – Objekt Einheit mehr - Test: Erkennen im Spiegel (Demnach erkennen Schimpansen und Menschen sich selbst im Spiegel, ab einem bestimmten Alter) - Selbstbewusstsein = die Person, in der man von sich selber spricht - das Selbst: verwandter Begriff zu dem „Ich“ o Gesamtheit aller psychischen Eigenschaften und Funktionen, die dem „Ich“ zugehörig sind o Empfinden des Selbst ist gebunden an Daseins – und Aktivitätsbewusstsein o Kennzeichnung der eigenen Person mit einem unbeeinträchtigen Erleben der Ich – Identität (Selbstkonzept) Definitionen von Ich - Störungen - Störungen, bei denen sich die Ichhaftigkeit des Erlebens verändert (Derealisation, Depersonalisation) oder bei denen die Grenze zwischen Ich und Umwelt durchlässig erscheint Minderung der Gewissheit über Einheitlichkeit, Eigenständigkeit und Kontinuität der eigenen Person - “Ich-Bewußtsein ist die Gewißheit des wachen bewußtseinsklaren Menschen: “Ich bin ich selber.” „Das Ich macht den wachen bewußtseinsklaren Menschen aus, der um 38 Anne Maria Auler - Ausarbeitung der VL Psychopathologie sich selbst weiß, sich als gestimmt, gerichtet, wahrnehmend, wünschend, bedürftig, getrieben, verlangend, fühlend, denkend, handelnd in der Kontinuität seiner Lebensgeschichte erfährt. Wir gebrauchen das substantivistische Abstraktum “Ich” zur Benennung dieses eigenen Selbstseins und spüren dabei die Zusammengehörigkeit von Ich und Welt als etwas Selbstverständliches.” (Scharfetter, 1985, S. 46) !!!Symptome ersten Ranges für Schizophrenie Beispiel: Patient glaubt, dass andere seine Gedanken hören oder dass er die Gedanken anderer hören kann. Man kann bei Ich – Störungen unterscheiden zwischen: o Ich – Störungen: Minderung oder Verlust über die Einheitlichkeit, Eigenständigkeit, Kontinuität der eigenen Person Formen hier: Depersonalisation und Derealisation bei Meditation/ Trance, Ermüdung/ Erschöpfung (Burn – Out), schwere psychische Belastung/ Psychotrauma, epileptische Aura, Rauschdrogen (Ecstasy, Pilze), ausgeprägten PS (schizoid oder Borderline), Depression (Leergefühl), schizophrene Psychose, Zwangskrankheit o Verlust der Ich – Identität (schwerwiegender): Auflösung der Ich – Umwelt Abgrenzung (= Ich – Demarkation), die oft von außen kontrolliert erlebt wird Durch Kontrollverlust Gefühl über sich selbst nicht mehr frei verfügen zu können (Gefühl der Fremdbeeinflussung, des „Gemacht“ – werden) Ohnmacht, Verwirrung, Hilflosigkeit, Angst nicht mehr zwischen real und irreal zu unterscheiden, Depressivität, Rückzug, Isolation Formen hier: Gedankenentzug, Gedankeneingebung, Gedankenausbreitung, Transitivismus (kritiklose Übertragung des eigenen Zustand auf andere) am Häufigsten bei schizophrener Psychose (Symptome ersten Ranges), bei qualitativer Bewusstseinsstörung, toxischer Psychose (Rauschdrogen), während epileptischer Aura Dimensionen der Ich – Störung (nach Scharfettter, 1985) Gefallen Franz nicht! - Ich-Vitalität: Wir erfahren uns- “bei vollem Bewusstsein”- selbstverständlich als lebendig, leibhaftig, anwesend. Dies ist immer verbunden mit einer bestimmten Stimmung (Vitalgefühl). 39 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie - Ich-Aktivität: Dem Gesunden ist es selbstverständlich, dass er selbst es ist, der erlebt, erfährt, wahrnimmt, fühlt, gestimmt ist, denkt, spricht, sich bewegt, handelt. Wir erfahren uns selbst als die Akteure unseres Denkens und Handelns. - Ich-Konsistenz und -Kohärenz: Wir erfahren uns als Einheit von bestimmter Beschaffenheit, als zusammengehörig in unserem Selbstsein. - Ich-Demarkation / Ich-Grenzen: Wir sind uns unserer selbst bewusst und damit auch dessen, was wir nicht selbst sind, unterscheiden Ich und Nicht-Ich. Wir können unterscheiden, was dem Ich angehört und was von außen an uns herankommt. - Ich-Identität: Bewusstsein der eigenen Identität und Kontinuität trotz des Wandels der eigenen Person und der Umwelt im Verlauf der Lebensgeschichte. !!!Ich – Störungen nach modernen Definitionen (Leitsymptome einer Ich – Störung) im weiteren Sinne: - - - - - Depersonalisation (Ich – Störung): man fühlt sich selbst fremd, verändert oder das eigene Tun fühlt sich fremd an. Man hat das Gefühl, dass eigene Gedanken von jemand anderem „gemacht“ werden. Der eigenen Person fehlt es an Ich – Vitalität und Dynamik, so werden Handeln, Sprechen und Denken als unvertraut (ich – dysthon) erlebt. o z.B. man fühlt sich selbst fremd oder das eigene Tun fühlt sich fremd an. Man hat das Gefühl, dass eigene Gedanken von jemand anderem „gemacht“ werden. o Beispiel: “Wenn ich depressiv bin, ist im Kopf plötzlich eine Leere, ich fühle mich denn kalt, wie tot.” Derealisation (Ich – Störung): vertraute Umgebung erscheint einem fremd, traumartig, blass, irreal, künstlich oder fremde Umgebung erscheint einem vertraut. Person fühlt sich isoliert/ ausgeschlossen ( gefühlsmäßige Anteilnahme an der Umgebung und Wahrnehmungsintensität nimmt ab) Vorstufe zu Wahnstimmung. o z.B. vertraute Umgebung erscheint einem fremd oder fremde Umgebung erscheint einem vertraut. Vorstufe zu Wahnstimmung Gedankenausbreitung (Verlust der Ich –Identität): Der Kranke klagt darüber, dass seine Gedanken nicht mehr ihm allein gehören, dass andere daran Anteil haben und wissen, was er denkt. o Gedankenlautwerden: Andere hören vermeintlich die akustisch vernehmbaren Gedanken des Patienten o Beispiel: “Die Leute merken, was ich denke. Alle wissen, was in meinem Kopf vorgeht. Die hören meine Gedanken!” Gedankenentzug (Verlust der Ich –Identität): Der Kranke hat das Gefühl, es würden ihm die Gedanken weggenommen, abgezogen und der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Gedankeneingebung (Verlust der Ich –Identität): Der Kranke findet seine Gedanken und Vorstellungen als von außen eingegeben, beeinflusst, gemacht, gelenkt, gesteuert. o o - Beispiel: “Sie hypnotisieren mir Gedanken in den Kopf, die gar nicht meine sind.” DD Zwang: die Gedanken/ Impulse werden zweifelsfrei als selbstgedacht/ selbstgemacht, bzw. ich – zugehörig erlebt. Fremdbeeinflussungserlebnisse (Verlust der Ich –Identität): Der Kranke findet sein Fühlen, Streben, Wollen und Handeln als von außen gemacht, gelenkt, gesteuert. Beispiel: “Die machen, dass ich schreie. Die steuern meinen Herzschlag, die machen ihn langsam und schnell.” 40 Anne Maria Auler - Ausarbeitung der VL Psychopathologie Transitivismus (Verlust der Ich – Identität): Kritiklose Übertragung des eigenen Zustand auf andere Patient hält z.B. den Arzt, Freunde, etc. für geistesgestört und bringt Angehörige als vermeintlich krank in die Sprechstunde o DD: Doppelgängererlebnis (autoskoptische Halluzination), man nimmt sich selbst als Begleiter war Kombi aus Wahrnehmungstäuschung und Erinnerungsverfälschung im engeren Sinne - Gedankenausbreitung - Gedankenentzug - Gedankeneingebung 8. Kapitel: Störungen der Affektivität, Ängste und Zwänge Fragen: Ängste und Zwänge 1. Welche Arten von Angststörungen gibt es und welche Symptome begleiten sie?(S. 39) 2. Beschreibe den Entscheidungsbaum der Angst und das Teufelskreismodell der Angst! 3. Wie kann man Zwänge aufteilen? (Seite 41) Störungen der Affektivität 4. Welche Formen der affektiven Störung gibt es? (Seite 42) 5. Was ist Affektivität und wie beschreibt man sie? (Seite 42 – 43) 6. Welche Syndrome gibt es bei den affektiven Störungen? (Seite 43) 7. Was ist eine Depression? (Seite 44) 8. Was ist eine Manie? (Seite 45) Zusammenfassung: Störungen der Affektivität, Ängste und Zwänge Ängste Arten von Angststörungen - Panikattacken: ohne sichtlichen Auslöser und nicht vorhersagbar. Es kann zu Teufelskreis mit Erwartungsängsten und verstärkter Selbstaufmerksamkeit kommen. - Phobien: objektabhängige Angst: Agoraphobie, Sozialphobie, Tiere, … - Generalisierte Angststörung: ständige, übertrieben Sorgen über alltägliche Bereiche, z.B. Finanzen. Frei flottierend, ständige Angstbereitschaft, Angst wechselt Objekt. 41 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Teufelskreismodell der Angst Zwänge Arten von Zwang: Zwangsgedanke, Zwangshandlung, Zwangsimpuls Affektive Störungen Wichtige Begriffe zur Affektivität - Affektivität: Gesamtheit der Affekte, Stimmungen und Gefühle, die den Denkvorgängen und Erlebnisinhalten eine lust – oder unlustbetonte Tönung geben - Affekt: intensives Gefühlserlebnis von nicht länger anhaltender Dauer - Affektive Resonanz: Gefühlsmäßige Ansprechbarkeit, die zu emotionalem Mitschwingen und gefühlsmäßigen Angeregt werden führt - Gestimmtheit/ Stimmungslage: hintergründige, überdauernde Gefühlslage - Gefühle: Wesentlich an Kommunikation und Interaktion beteiligt. Geben Rückmeldungen über eigene körperliche und psychische Befindlichkeit - Gemütsleben: Gesamtheit der Affekte, Empfinden, verspüren, angemutet – und angeregt werden, Appetenz und Befindlichkeit Beschaffenheit von Affektivität und affektive Resonanz sind bedeutende Parameter psychologischer Erkrankungen, erschließbar durch Beobachtung, Erlebnisschilderung 42 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Syndrome - - - - - - Symptom Affekt ↓ Formales Denken gehemmt/ verlangsamt/ entscheidungsunfähig Inhaltliches Denken: Wahnideen (bei psychotischer Depression) Ich - Erleben↓ Motorik↓ oder ↑ Fakultativ somatische Symptome Affekt ↑ (euphorisch, über optimistisch,…) Formales Denken beschleunigt und einfallsreich, assoziativ Antrieb↑ Inhaltliches Denken: Selbstüberschätzung, Größenwahn Motorik↑ (bis zum Toben) Syndrom Depressives Syndrom (!!!depressiv ist kein Symptom, sondern nur ein Syndrom!!!) Manisches Syndrom Diagnose Als Syndrom an sich unspezifisch und häufig! Unter anderem bei - Affektiven Störungen (mit/ohne psychotische Symptome) - Begleitend bei Schizophrenie, organische Psychosen, Demenz) - Persönlichkeitsabwandlungen, Borderline PS - Neurotisch und erlebnisreaktive Störungen - Exogene Noxen und Körperkrankheiten Unter anderem bei: - bei monopolaren o. bipolaren Psychosen („schizoaffektiven Psychosen”) - Akute (> chronische) organische Psychosen - Manie kann auch bei Drogen auftreten! Wichtige Begriffe der Affektivität - Affektivität: Gemeint ist gesamtes Gefühlsleben nach seinem momentan hervorstechenden Charakter Prüfung: aus Verhaltensbeobachtung und Gespräch - Ambivalenz: Gleichzeitiges Nebeneinander von positiven und negativen Gefühlen Vorkommen: Gesunde, grübelnde Depressive, Schizophrenie - Parathymie: Widerspruch zwischen gegenwärtigem Erleben und Affektivität. Vorkommen: Schizophrenie, selten Hysterie - Gefühl der Gefühllosigkeit: Quälendes Nichtfühlen-Können, keine Liebe, keine Trauer Vorkommen: schwere Depression (mit/ ohne psych. Symptome), möglich auch bei Borderline – PS - Affektverflachung: Wenig schwingend, teilnahmslos, “hölzern”. Vorkommen: chronische Schizophrenie, “Minussymptomatik der Schizophrenie” oder auch als Antipsychotika - / Neuroleptikanebenwirkung - Affektlabilität: Vergrößerte affektive Auslenkbarkeit, überstarke emotionale Reaktion Vorkommen: z.B. Manie (euphorisch, Hochstimmung, Reizbarkeit) - Affektinkontinenz: Steigerung d. Affektlabilität, mangelnde Affektsteuerung, Affekte abnorm stark Vorsicht: Normale, emotionale Reaktionen nicht pathologisieren und Kulturabhängigkeit der Affekthandhabung beachten! Vorkommen: akute > chronische organische Psychosen, Oligophrenie Depression Erscheinungsbilder: gehemmt, agitiert, larviert Verlauf: allmählicher Beginn, selten akut odersubakut, Dauer von Tagen bis Jahren, durchschnittlich 6 Monate, 50% erleiden ein Rezidiv Depression ist ernste Krankheit: 10-15% der Patienten sterben durch Suizid Heute Unterteilung im ICD 10 nach psychosozialen und klinischen Kriterien: Schweregrad (leicht/ mittel/ schwer), Verlauf (chronisch, akut, in Schüben und Phasen), Auslöser (z.B. bei der Anpassungsstörung) Manie Typische Merkmale 43 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie - unsinnige Geldausgaben bis hin zum wirtschaftlichen/ ökonomischen Totalschaden - maßloser Optimismus - möglich auch gehetztes Verhalten Wahnsymptomatik: synthymer, stimmungskongruenter Wahn (Größenwahn, z.T. Verfolgungswahn) Erscheinungsbilder: Hypomanie, Manie, verworrende Manie Verlauf: langsam oder sprunghaft (d.h. über Nacht); Drogen können auch zur Manie führen! Zwangseinweisung bei Manie: wegen akuter Eigen – oder Fremdgefährdung oder durch bestellten Betreuer Diagnostik affektiver Störungen - Primär klinisch Psychopathologischer Befund, gezielte Anamnese - Psychologische Testverfahren - Die ganze Palette der klinischen Diagnostik (MRT, Labor, EKG, EEG, Neurologie, internistisch, etc.) - Gespräch: „Wie ist die Stimmung?“, „Wie geht es Ihnen?“, ging es ihnen vor einer Woche besser?“ - Beobachtung des Verhaltens, ist Patient z.B. bedrückt, hilflos, überfordert Einleitung: Ängste und Zwänge - Beides gehört mit zu den Psychosen, da die Realitätskontrolle verloren geht Stimmenhören ist ein Unterschied (Halluzination), da ohne Schallquelle etwas gehört wird. Bei Zwängen und Ängsten sind es eigene Gedanken (Ich – Störung) und Patienten können das Gefühl haben, das immer ein Teil von ihnen verloren geht (ist aber keine Halluzination) Ängste Arten von Angststörungen - - Panikattacken: kommen ohne sichtlichen Auslöser und sind nicht vorhersagbar. Es kann zu Teufelskreis mit Erwartungsängsten und verstärkter Selbstaufmerksamkeit kommen und Panikattacken können zu einer Panikstörung werden. Phobien: objektabhängige Angst: Agoraphobie, Sozialphobie, Tiere, Gewitter, Umwelt (z.B. Höhen) o - Agoraphobie: Abklären wovor Patient Angst hat (vor schlechten Bewertungen anderer oder davor umzukippen und hilflos zu sein, DD zu Sozialphobie dann) Patient hat Angst in eine nicht vertraute Umgebung zu gehen oder in eine Umgebung ohne Fluchtmöglichkeit Fluchtmöglichkeit und vertraute Person als Begleitung ist für Agoraphobiker wichtig (z.B. Platz in der Nähe der Tür, die beste Freundin fährt mit Bus) Generalisierte Angststörung: ständige, übertrieben Sorgen über alltägliche Bereiche, z.B. Finanzen. Frei flottierend, ständige Angstbereitschaft, Angst wechselt Objekt. Ist zum Beispiel die Angst, dass das Auto kaputt geht nicht mehr da, hat der Patient Angst davor nicht genug zu essen im Haus zu haben. Ist diese Angst weg hat Patient Angst davor zu verarmen. Und so weiter. 44 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Häufige Begleitsymptome von Angst allgemein: Teufelskreismodell der Angst 45 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Zwänge Arten von Zwang Zwang = Zwänge äußern sich in Gedanken, Impulsen oder Handlungen, die gegen den Willen des Betroffenen gedacht, erlebt oder durchgeführt werden müssen, obgleich sie als unnötig oder gar unsinnig beurteilt werden und Nachteile im sozialen, rechtlichen oder beruflichen Bereich und Verlust von Lebensqualität. Im Gegensatz zu Zwangsbefürchtungen in Form von Phobien können sich die Betroffenen den Zwangsritualen nicht durch Vermeidungsverhalten entziehen. Zwang gehört mit zu den inhaltlichen Denkstörungen. - - Zwangshandlungen (Kompulsionen): Monoton – ritualisierte, wiederkehrende Handlungen aufgrund von Zwangsgedanken oder Zwangsimpulsen. Unterlassung führt zu Angst, Durchführung lindert Angst, allerdings nur kurz. Bei der zwanghaften PS liegen keine derartigen Rituale vor, sie sind ich – synthon und bestehen schon seit Jugend. z.B. Kontroll – und Ordnungszwang, Waschzwang Zwangsgedanken (Obsessionen): stereotype Ideen oder Gedanken, die perseverierend auftreten (oft bedrohlich, aggressiv, blasphemisch oder obszön). z.B. „Ich denke immer an Sex mit dem alten Pfarrer.“ - Zwangsimpulse: angsterzeugende, repetitive Antriebserlebnisse gegen inneren Widerstand (z.B. Zählzwang, Schluckzwang) z.B. eine Frau hat den Impuls ihr Kind zu erstechen, mag die Vorstellung aber nicht (hier gute Abklärung wichtig!), daraus kann auch eine Zwangshandlung entstehen, z.B. alle Messer wegschließen Differentialdiagnose - DD zu Wahn: Der Wahn ist ich – synthon und Zwang ist eher ich – dysthon (man will den Zwangsgedanken nicht denken, bzw. die Zwangshandlung gar nicht durchführen) - DD Tourettsyndrom: Dieses Syndrom ist keine Zwangsstörung 46 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Epidemiologie der Zwangsformen - Am Häufigsten: Kontroll – und Waschzwang - Am Seltensten: Horten/ Sammeln und Zählen Vorkommen: überkorrekte und pedantische Persönlichkeit, frühkindlicher Autismus, Zwangskrankheit, anankastische Depression (Depression mit Zwangssymptomatik im Vordergrund), gelegentlich bei beginnender Schizophrenie Störungen der Affektivität Übersicht über affektive Störungen - - Zyklothemie: „Bipolar Light“, da man hypomane und dysthyme Episoden hat. Dysthymie: Kriterien und Schweregrad der Symptomatik reichen nicht für eine Depression aus, dennoch möglich, dass es auf dem Boden einer Dysthymie zu einer Depression kommt. Wichtige Begriffe zur Affektivität - - Affektivität: o Gesamtheit der Affekte, Stimmungen und Gefühle, die den Denkvorgängen und Erlebnisinhalten eine lust – oder unlustbetonte Tönung geben o Gemeint ist gesamtes Gefühlsleben nach seinem momentan hervorstechenden Charakter Prüfung: aus Verhaltensbeobachtung und Gespräch Affekt: intensives Gefühlserlebnis von nicht länger anhaltender Dauer Affektive Resonanz: Gefühlsmäßige Ansprechbarkeit, die zu emotionalem Mitschwingen und gefühlsmäßigen Angeregt werden führt Gestimmtheit/ Stimmungslage: hintergründige, überdauernde Gefühlslage Gefühle: o Wesentlich an Kommunikation und Interaktion beteiligt. Geben Rückmeldungen über eigene körperliche und psychische Befindlichkeit o neuronales Korrelat ist das limbische System, welches mit dem Vegetativum und dem Endokrinum zusammenhängt o o - Zwei – Faktoren Theorie (Schachter und Singer): Gefühle sind eine Funktion von einer physiologischen Erregung, die kognitiv bewertet wird Ekman’s Theorie (basiert auf Darwins Theorie): Es gibt sechs Primäremotionen (Angst, Wut, Ekel, Trauer, Überraschung, Freude) Gemütsleben: Gesamtheit der Affekte, Empfinden, verspühren, angemutet – und angeregt werden, Appetenz und Befindlichkeit Beschaffenheit von Affektivität und affektive Resonanz sind bedeutende Parameter psychologischer Erkrankungen, erschließbar durch Beobachtung, Erlebnisschilderung Gefühlsstörungen äußern sich in quantitativer Hinsicht als abnormaler Mangel oder Überschuss an Affekten oder unpassenden, bzw. labilisierten Affektlagen und Gestimmtheit Qualitative Gefühlsstörungen = Veränderungen der Gefühlsinhalte Ubiquitäre Verstimmungen (z.B. Wehmut, Missmut, Ängstlichkeit) haben keine krankhafte Natur, sondern können normal oder auch durch Hormone verursacht sein. 47 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie In der klinischen Erfahrung gibt es lediglich typische Veränderungen der Affektivätt: Ambivalenz Parathymie Gefühl der Gefühllosigkeit Affektverflachung/ Affektverarmung Affektlabilität (Rührseligkeit) Affektinkontinenz Affektstarre Alexithymie Hyperthymie Affektiertheit Beschreibung Gleichzeitiges Nebeneinander von positiven und negativen Gefühlen, Stimmungen, Strebungen. Beispiel: Patient ist sich unsicher ob er das Arztzimmer verlassen oder bleiben soll Widerspruch zwischen gegenwärtigem Erleben und Affektivität Beispiel: Patient erzählt amüsiert vom Tod des Vaters Quälendes Nichtfühlen-Können, keine Liebe, keine Trauer, etc. Gefühl der Gefühllosigkeit keine Dissoziation (bei Dissoziation sind noch Gefühle da, die abgespalten werden, bei dem Gefühl der Gefühllosigkeit gibt es aber kein Gefühl mehr)! Wenig schwingend (schwingen = Einstellung auf die Affektlage anderer, sich gegenseitig schöne/ traurige Dinge erzählen), teilnahmslos, “hölzern”. Beispiel: Patientin wünscht , nach Körperhaltung, keine weiteren Fragen, als sie von Studenten befragt wird und diese stellen keine weiteren Fragen Schwingung bei Studenten intakt Vergrößerte affektive Auslenkbarkeit, überstarke emotionale Reaktion. Zum Beispiel von freudiger Erregtheit bis zur Weinerlichkeit kommt es schon bei geringem Anlass. Beinhaltet auch Stimmungsschwankungen (von sehr gut bis sehr traurig) Steigerung der Affektlabilität, mangelnde Affektsteuerung, Affekte sind abnorm stark. Übergang zur Rührseligkeit ist fließend allerdings sehr emotionale Reaktionen bei schweren Situationen nicht pathologisieren! Ausbleibendes oder mangelhaftes, emotionales Mitschwingen, bzw. fehlende Affektmodulation. Betroffene wirken wenig empathisch, kühl, unzugänglich, distanziert und gleichgültig. Unvermögen eigene oder fremde Gefühle wahrzunehmen oder zu äußern. Betroffene zeigen meistens auch einen Mangel an Einfühlungsvermögen, Empathie und affektiver Ansprechbarkeit Anhaltende, subeuphorische – kritiklose Gestimmtheit Unbekümmertheit, Oberflächlichkeit, verflachter Affekt, oft auch Umtriebigkeit und Beschäftigungsdrang gekünseltes, geziertes Ausdrucksverhalten Vorkommen Gesunde, grübelnde Depressive, Schizophrenie Schizophrenie, selten Hysterie, Simulation und Dissimulation schwere Depression (mit/ ohne psychotische Symptome), möglich auch bei Borderline – PS - v.a. chronische Schizophrenie (v.a. Hebephrenie und chronische Psychose) - auch bei psychotische Residualzustände, hirnorganisches Psychosyndrom, Sucht (v.a. chronischer Missbrauch von Beruhigungsmitteln) “Minussymptomatik der Schizophrenie” oder auch als Antipsychotika - / Neuroleptikanebenwirkung (dann wird Affektverarmung als quälend empfunden) - v.a. Manie (euphorisch, Hochstimmung, Reizbarkeit) - auch bei emotional - instabiler PS, Zyklothymia, organischem Psychosyndrom, Hirnschädigung, Demenz, Psychose - v.a. akute > chronische organische Psychosen, Oligophrenie, - auch bei Demenz, hirnorgan. Schädigung, chron. Alkoholismus, neurol. Systemerkrankung (MS) schizoide PS, dämpfende Medikamenten & Drogen, chron. Psychose dementieller Persönlichkeitsabbau, narzisstische/ schizoide/ depressive Persönlichkeit Dauergestimmtheit überaktiver Personen, Drogen oder Beruhigungsmittel, hirnorganische Störung, ADHS keine Angabe 48 Anne Maria Auler Affekstau Affektsperre Affektstupor Analgesie Anhedonie Parahedonie Negativismus Ausarbeitung der VL Psychopathologie Aufstauung nicht geäußerter Gefühle Blockader der Gefühle Unfähigkeit emotional zu reagieren Gefühlslosigkeit/ Schmerzunempfindlichkeit Unfähigkeit sich zu freuen/ zu genießen grundlose Heiterkeit allgemeine Verweigerung keine Angabe keine Angabe keine Angabe keine Angabe keine Angabe keine Angabe keine Angabe Syndrome Symptom - - - Affekt ↓ Formales Denken gehemmt/ verlangsamt/ entscheidungsunfähig Inhaltliches Denken: Wahnideen (bei psychotischer Depression) Ich - Erleben↓ Motorik↓ oder ↑ Fakultativ somatische Symptome Syndrom Depressives Syndrom (!!!depressiv ist kein Symptom, sondern nur ein Syndrom!!!) Diagnose Als Syndrom an sich unspezifisch und häufig! Unter anderem bei - Affektiven Störungen (mit/ohne psychotische Symptome) - Begleitend bei Schizophrenie, organische Psychosen, Demenz) - Persönlichkeitsabwandlungen, Borderline PS - Neurotisch und erlebnisreaktive Störungen - Exogene Noxen und Körperkrankheiten Das depressive Syndrom ist gekennzeichnet durch einen generellen Verlust an Lebensfreude, Leistungsfähigkeit und körperlichem Wohlbehagen. Zusätzlich können synthyme Wahnvorstellungen auftreten; schwerer Depressive neigen außerdem zur Suizidalität. Dysthymia ist eine leichte Form der Depression. - - - Affekt ↑ (euphorisch, über optimistisch,…) Formales Denken beschleunigt und einfallsreich, assoziativ Antrieb↑ Inhaltliches Denken: Selbstüberschätzung, Größenwahn Motorik↑ (bis zum Toben) Manisches Syndrom Unter anderem bei: - bei bipolaren Störungen - „schizoaffektiven Psychosen” - Akute (> chronische) organische Psychosen - Manie kann auch bei Drogen aufoder Alkohol auftreten! - stimmungslabile Personen - bzw. bei Zyklothymia - Demenz Maniforme Syndrome sind gekennzeichnet durch eine Steigerung von Antrieb, Aktivität, Denkabläufen, Gestimmtheit und Vitalgefühlen. Bei affektiver Psychose (endogener Manie) kann sich die Grenze zwischen Selbstüberschätzung und Größenwahn auflösen. Hypomanie ist eine leichtere Form der Manie. Manisches Syndrom - Affekt: heiter - euphorisch, optimistisch. Seltene Variante: gereizt (in Tabelle: Affekt gesteigert positiv – euphorisch – und negativ – gereizt) - Formales Denken: einfallsreich - assoziationsreich - assoziativ – ideenflüchtig - Inhaltliches Denken: Selbstüberschätzung – Größenwahn - Antrieb ↑ - Motorik: Bewegungsbedürfnis - Erregung – Toben - Vegetativ: Schlafbedürfnis und Essbedürfnis sinkt Kraeplin fasst 1856 das phasenhafte Alternieren von manisch und depressiven Symptomen als „manisch – depressives Irrsein zusammen 49 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie gereizte Manie: Umtriebigkeit, missmutig – gereizte Stimmung stille Manie: heiter – gehobene Stimmungslage mit jovial – gönnerhaftem umgänglichen Verhalten Depressives Syndrom - Affekt: nicht ‚traurig‘, sondern: schwermütig, lustlos, herabgestimmt bis versteinert, niedergedrückt bis vital entleert, pessimistisch – hoffnungslos. Selbst Dinge, die früher Spaß gemacht haben, machen dem Patienten keinen Spaß mehr - Formales Denken: oft gehemmt/ verlangsamt, oft entscheidungsunfähig, Ambivalenz - Inhaltliches Denken: bei psychotischer Depression fakultativ Wahnideen (Schuld, Krankheit, Verarmung, Kleinheits- und Nichtigkeitswahn, nihilistischer Wahn). Synthymer‘, stimmungskongruenter Wahn! o Schizophrenie: Zeiger der Schuld/ Bedrohung auf eigenen Menschen o Depression: Zeiger der Schuld/ Bedrohung auf sich selbst - Ich-Erleben: fakultativ Ich-Vitalität , Depersonalisation, wenig schwungvoll, seelische Frische fehlt. Man fühlt sich verändert, so als wäre man nicht mehr der/die Alte (Depersonalisation). - Antrieb: gesenkt - Motorik: verlangsamt bis zu Mutismus oder Stupor; möglich ist aber auch eine gesteigerte Motorik - Somatische Symptome: Häufig Appetitmangel, Kopf-, Nacken-, Rückenschmerzen, Obstipation, Druckgefühl im Bauch Depression wird gekennzeichnet von negativer Emotionalität, Antriebsverlust, sozialer Rückzug, körperliche Beschwerden und negative Kognition Kraeplin (1865 – 1926) integrierte die Symptome der Depression, die bisher unter Melancholie, Blödsinn oder Willenlosigkeit in manisch – depressiven Krankheitskomplex Das depressive Syndrom ist gekennzeichnet durch einen generellen Verlust an Lebensfreude, Leistungsfähigkeit und körperlichem Wohlbehagen. Zusätzlich können synthyme Wahnvorstellungen auftreten; schwerer Depressive neigen außerdem zur Suizidalität. Depression somatische Symptome - Obstipation, Diarrhoe, Appetitlosigkeit - Libido- und Potenzverlust - Kopf- und Rückenschmerzen - Herzrasen, Schwindel, Rhythmusstörungen - Dyspnoe, Hyperventilation - Mundtrockenheit , Schwitzen Erscheinungsbilder - gehemmte Depression - agitierte Depression (stark erhöhte Aktivität, z.B. raschen Wechsel von Sitzposition, erhöhtes Klagen; möglich bei Patienten mit Schuldkomplex, da sie meinen nicht faul herumsitzen zu dürfen) - larvierte Depression (somatische Beschwerden stehen im Vordergrund, Patienten fällt es schwer die psychiatrische Diagnose zu akzeptieren) Verlauf 50 Anne Maria Auler - Ausarbeitung der VL Psychopathologie allmählicher Beginn, selten akut odersubakut Dauer von Tagen bis Jahren, durchschnittlich 6 Monate 50% erleiden ein Rezidiv Epidemiologie - Durchschnittserkrankungsalter: Uniploar (40 – 45 Jahre), Bipolar (30 – 35 Jahre) - Lebensprävalenz der Dysthymie (früher “neurotische Depression”) 2-10% - Fr / Mä = 2 : 1 (unipolar), 1:1 (Bipolar) - Schaden durch nicht o. nicht lege artis behandelte affektive Störungen: 20-50 Milliarden Dollar (USA) - !!!10-15% Tod durch Suizid Depression ernste Krankheit und kein einfaches „geht es uns heute mal nicht wieder gut“!!! Unterteilung - Traditionelle Unterteilung: psychogen (reaktiv/ neurotisch), endogen (anlagebedingt) und somatogen (organisch bedingt) - Heute Unterteilung im ICD 10 nach psychosozialen und klinischen Kriterien: o Schweregrad: leicht (Patient kann noch gut im Alltag und Beruf funktionieren), mittel (Patient kann mit Mühe im Alltag und Beruf funktionieren), schwer (Patient kann gar nicht mehr im Alltag und Beruf funktionieren Gefahr der Verwahrlosung, den ganzen Tag im Bett liegen) o Verlauf: chronisch/ akut/ in Schüben und Phasen o Auslöser: z.B. bei der Anpassungsstörung gibt es explizit einen Auslöser Manie Typische Merkmale - unsinnige Geldausgaben was bis zum wirtschaftlichen/ ökonomischen Totalschaden führen kann - Aggressivität, Reizbarkeit (vor allem wenn Patienten auf Grenzen stoßen, stationär bleiben sollen oder andere nicht so schnell sind wie sie. „Warum dauert die Vorlesung so lange, macht mal schneller ihr Schlappis, ich muss noch etwas anderes tun heute“). - maßloser Optimismus - möglich auch gehetztes Verhalten, zum Beispiel hat der Patient keine Zeit für ein Psychiatergespräch und will sofort weg. Wahnsymptomatik: synthymer, stimmungskongruenter Wahn (Größenwahn, z.T. Verfolgungswahn) Erscheinungsbilder - Hypomanie (der Patient bekommt u.U. Veränderungen noch mit) - Manie (u.a. mit Denkstörungen und Orientierungsstörungen) - verworrene Manie Verlauf: Bei der Manie kann es sich entweder langsam steigern oder man kann über Nacht manisch werden. - In der Therapie lernen die Patienten die Zeichen der Manie zu erkennen um rechtzeitig eingreifen zu können, wenn sie wieder einen Rückfall haben. - Drogen können auch zu manischen Symptomen führen! 51 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Zwangseinweisung bei Manie - Aufgrund von akuter Eigen – oder Fremdgefährdung. Durch einen Betreuer, der bestellt wird, wenn der Patient zu stark erkrankt ist, aber keine akute Eigen – oder Fremdgefährdung zeigt Beispiel - Patient (Student, nicht sehr wohlhabend) kaufte in Berlin für 50.000 Euro eine Prostituierte frei, in die er meinte sich verliebt zu haben. Dann bekam er bei der Bank noch einen Kredit für 100.000 Euro (musste also schon ziemlich überzeugend gewirkt haben) um eine Jazzkneipe zu eröffnen. Um immer genug Kunden zu haben, beantragte er, dass die Straße an seiner Kneipe geändert und zu einer Einbahnstraße gemacht wird, die genau nur auf seine Kneipe hinführte). Diagnostik affektiver Störungen - Primär klinisch Psychopathologischer Befund - gezielte Anamnese - Psychologische Testverfahren - Labordiagnostik, EEG, EGK, CCT, MRT, Neurologie, internistischer Befund - Gespräch: „Wie ist die Stimmung?“, „Wie geht es Ihnen?“, ging es ihnen vor einer Woche besser?“ - Beobachtung des Verhaltens, ist Patient z.B. bedrückt, hilflos, überfordert - Bei Manie ist der Aufbau des Vertrauensverhältnisses am Anfang wichtiger als die Untersuchung, da man ansonsten auch Probleme bekommt, diese durchzuführen. Als Hinweis auf körperliche Ursachen kann man bei Manikern auch auf den äußerlichen Gesundheitszustand und das Alter achten. Fallbeispiel für depressive Symptomatik Die Patientin wirkte wie ein kleines Häuflein Elend, im Dunkeln hockend. Sie zuckte nervös mit den Händen und vermied Blickkontakt. Sie zeigte Zeichen einer Spätdyskenesie, da sie im Rahmen einer früheren Schizophrenie mit Antipsychotika behandelt worden war. Sie fühlt sich antriebslos und hat wenig Appetit. Die Patienten befand sich wegen Depression bereits schon einmal in Behandlung. Seit einigen Wochen lag sie wieder den ganzen Tag nur im Bett und hatte den ganzen Tag über keinen Antrieb. Ihre Freundinnen sagten ihr, dass es besser für sie wäre, in die Klinik zu gehen. Die Patientin war bei der Entscheidung in die Klinik zu gehen sehr unsicher und hatte viel hin und überlegt. Als möglichen Auslöser der erneuten Depression wird der Umzug vermutet, den die Patientin erst vor kurzem hinter sich gebracht hat. Von der neuen Wohnung behaupten ihre Freundinnen, dass diese ein dunkles, kleines Loch wäre. Sie äußerte Angst wegen ihren beiden Katzen, die jetzt aufgrund ihrer Krankheit in ein Tierheim müssten (diese Angst ist allerdings normal!). Die Patienten äußerte keine Suizidabsicht. Psychopathologischer Befund - Patientin war wach und örtlich, zeitlich, situativ und zur eigenen Person voll orientiert (sie wusste z.B., dass sie vor Studenten saß). - Das formale Denken war geringfügig verlangsamt. Die Patientin gab nur kurze Antworten und benötigte führende Fragen. Es entstand kein Gesprächfluss. - Die Aufmerksamkeit war leicht eingeschränkt (Patientin wirkte zeitweise so als würde sie in einer anderen Welt versinken, reagierte aber auf Fragen vom Therapeuten) 52 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie - Die Stimmung war gedrückt und die Schwingungsfähigkeit eingeschränkt. Die Patienten hatte eine starre Mimik und eine leise, monotone Stimme. Ambivalenzen waren sichtbar (da die Patientin den Eindruck machte, dass sie zwar gerne hatte gehen wollen, allerdings blieb sie sitzen). - Der Antrieb war deutlich verringert, sogar soweit, dass die Patientin mehrere Tage lang im Bett liegen blieb. - Psychomotorik war erhöht. Die Körperhaltung war gebeugt und die Patientin spielte nervös mit den Händen herum (das ist keine Agitiertheit! Agitiertheit ist z.B. raschen Wechsel von Sitzposition, erhöhtes Klagen) - Sie äußerte keine Suizidalität - (die Patientin vermied auch Blickkontakt) Schwere, depressive Episode, da alle 4 Kardinalsymptome erfüllt sind (Antriebslosigkeit, Interessenverlust, Freudlosigkeit, gedrückte Stimmung) + es eine Reihe von Nebensymptomen gibt. Aggressivität Aggression - Definition: Tendenz Beschädigung, Entwertung oder Vernichtung von Personen (sich selbst = Autoaggression oder andere = Heteroaggression) oder Gegenständen. - Entstehung o spontan („Spaß an Aggression“) o durch Provokation (reaktiver Typ) o geplante und gezielte Handlung (proaktiver Typ) o aus Hostalität (Feindseligkeit, Aggression wegen innerer Abneigung und Gehässigkeit gegenüber bestimmten Personen oder Objekten) o Notwehr (Bedrohung der eigenen Unversehrtheit oder leibliche Existanz) Sie kann phantasiert, verbal oder körperlich sein, sowie offen oder verdeckt sein - körperlicher Vorgang: o Adrenalin wird ausgeschüttet, das vegetative NS erhöht den Sympathikus (nutzt NA und A als NT) erhöhte Handlungsbereitschaft, Unruhe, muskuläre Anspannung, Rötung des Gesichtes. o Aggression wird gefördert durch Drogen oder Alkohol (v.a. wenn GABA↑ & somit Hemmschwelle erniedrigen) Funktionsstörungen im emotionsregulierenden Frontalhirnbereich Funktionsstörungen im Serotoninhaushalt - Aggression kann vorkommen in: o Autoaggression: Suizid, Borderline – PS, Kasteiungen, exzessives Fasen, rituelle Selbstverstümmelungen, artifizielle Störung/ Münchhausen Syndrom (= Menschen fügen sich selbst Verletzungen zu um im Krankenhaus Aufmerksamkeit zu bekommen) o Heteroaggression: Alkoholeinfluss, stimulierende Drogen/ bzw. pathologischer Rausch, psychotischer Wahn, gereizte Manie, epileptischer Dämmerzustand, organisches Psychosyndrom (durch frühkindliche Hirnschädigung verminderte Frustrationsschwelle), Demenz, selten im Rahmen katatoner Erregtheit (ungerichtete Aggressionhandlung) 53 Anne Maria Auler Symptome - Aggression hoch - Hostalität (Aggression gegenüber einer Person oder einem Objekt mit bestimmten Eigenschaften) - möglich noch sympathikotone Reaktionslage (Unruhe, Rötung des Gesichtes, muskuläre Verspannung) Ausarbeitung der VL Psychopathologie Syndrom Hostalitätssyndrom Diagnose Unter anderem bei o Alkoholeinfluss o stimulierende Drogen/ bzw. pathologischer Rausch o psychotischer Wahn o gereizte Manie o epileptischer Dämmerzustand, organisches Psychosyndrom (durch frühkindliche Hirnschädigung verminderte Frustrationsschwelle) o Demenz o selten im Rahmen katatoner Erregtheit (ungerichtete Aggressionhandlung) 54 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie 9. Kapitel: Antriebs – und psychomotorsiche Störungen, Fragen: 1. Was sind Störungen des Antriebs und der Psychomotorik? (Seite 49) 2. Welche Syndrome gibt es? (Seite 49 – 50) 3. Welche Begriffe gibt es? (Seite 50 – 51) 4. Was sind Differentialdiagnosen? (Seite 53 – 54) Zusammenfassung: Grundlegendes zu Störungen des Antriebs und der Psychomotorik Definition: Unter den Störungen des Antriebs und der Psychomotorik werden üblicherweise alle Störungen zusammengefasst, die die Energie, Initiative und Aktivität eines Menschen betreffen (Antrieb) sowie die durch psychische Vorgänge geprägte Gesamtheit des Bewegungsablaufes (Psychomotorik). Diese Störungen ergeben sich größtenteils spontan aus der Beobachtung des Patienten. Syndrome zur Störung des Antriebs und der Psychomotorik Katatones Syndrom zentrale Symptome: Mutismus, Stupor, Antriebsminderung, gehemmte Motorik (Vorsicht: Nicht alle mit Stupor sind kataton!). Patienten nehmen bizarre Posen ein und bleiben stundenlang still stehen. perniziöse Katatonie: In 50% der Fälle geht die Katatonie nicht weg, sondern es gibt eine gefürchtete, in 20% der Fälle letale Verlaufsform 55 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Diagnostik Zur Diagnostik immer den gesamten Eindruck mit einbeziehen! Das heißt Augen, Mimik, Körperhaltung. Wenn da etwas nicht zusammenpasst, dann ist dies ein Hinweis auf Katatonie. Wogegen beim Depressiven alles passt: gebeugte Haltung, herabgestimmte Mimik, traurige Augen.. Wichtige Begriffe zum Antrieb und zur Psychomotorik Mangel an Energie und Initiative Antriebsarmut: Starrezustand des ganzen Körpers bei wachem Bewusstsein. Bewegungen Stupor: werden nicht oder nur sehr langsam ausgeführt. Der Patient muss hier immer wach sein Im Gegensatz zur Antriebsarmut wird die Initiative und Energie vom Patienten Antriebshemmung: nicht als an sich vermindert, sondern als gebremst erlebt. Workargheit bis Nichtsprechen. Mutismus: Übermäßiger Rededrang. Logorrhoe: Zunahme der Aktivität und der Initiative im Rahmen einer geordneten Tätigkeit. Antriebssteigerung: Ziellose & ungerichtete motorische Aktivität. Motorische Unruhe: Automatische Handlungen, die Patient als nicht von selbst intendiert empfindet. Automatismen: Gleichzeitig nebeneinander vorkommenden, entgegengesetzte Willensimpulse. Ambitendenz: Äußerungen, die lange Zeit in immer gleicher Form wiederholt zu werden Stereotypien: Gleichförmig wiederkehrende, rasche und unwillkürliche Muskelzuckungen. Tic: Mimisches Verhalten und affektiver Erlebnisinhalt stimmen nicht überein. Paramimie: Sonderbare, unnatürliche, gekünstelte, posenhafte Züge des Verhaltens. Manierismen: Patient erweckt den Eindruck, dass er sich darstellt und die Situation Theatral. Verhalten: dramatisiert. Neigung zu Tätlichkeiten. Aggressivität: Verminderung der Sozialkontakte. Sozialer Rückzug: Differentialdiagnosen Dissoziative Störung (Konversionsstörung) DD: Plötzlich einsetzendes, fokal neurologisches Defizit. Es kann aufgrund einer der Trauma ähnlichen Situation zu plötzlichen Lähmungserscheinungen kommen. WICHTIG: immer Verlauf/ Labor abprüfen!!! Anhand klinischer Kriterien keine sichere Differenzierung möglich. Ticstörungen DD zu Zwangsstörungen: unwillkürliche, rasche, wiederholte, nicht-rhythmische motorische Bewegung (gewöhnlich umschriebener Muskelgruppen) oder Lautproduktion, die plötzlich einsetzt und keinem offensichtlichen Zweck dient. Tics werden als nicht willkürlich beeinflußbar erlebt, können aber meist für unterschiedliche Zeiträume unterdrückt werden. reine neurologische Störung!!! Differentialdiagnosen zur Katatonie - psychisch: depressiver Stupor, Konversionsstörung, Schreckreaktion, Müdigkeit, Hypnose - somatisch: Systemerkrankungen, Infektionskrankheiten - neurol.: MNS, ZNS – Schädigungen, akinetischer Mutismus, Parkinson/ Dyskenesien/ GTS, Epilepsie MNS (malignes, neurologisches Syndrom) Die Reaktion auf Neuroleptika, kann zu MSN führen. Die Symptomatik ähnelt der Katatonie. Unterschied zu Katatonie: Patienten nehmen keine bizarren Posen ein 56 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Grundlegendes zu Störungen des Antriebs und der Psychomotorik Definition: Unter den Störungen des Antriebs und der Psychomotorik werden üblicherweise alle Störungen zusammengefasst, die die Energie, Initiative und Aktivität eines Menschen betreffen (Antrieb) sowie die durch psychische Vorgänge geprägte Gesamtheit des Bewegungsablaufes (Psychomotorik). Diese Störungen ergeben sich größtenteils spontan aus der Beobachtung des Patienten. Syndrome Antriebssteigerung ist spezifisch, Antriebsminderung aber sehr unspezifisch (psychiatrische und neurologische!!! Ursachen möglich). Antriebsstörung ist ein ganz zentrales Symptom bei dem depressiven Syndrom, der Negativsymptomatik der Schizophrenie (z.B. hier Sprachverarmung) und der Katatonie! Zur Negativsymptomatik der Schizophrenie gehören die 5 A’s (Anhedonie, Asozialität – soz. Zurückgezogenheit –, Affektlosigkeit, Apathie, Sprachverarmung) Katatones Syndrom - zentrale Symptome: Mutismus, Stupor, Antriebsminderung, gehemmte Motorik (Vorsicht: Nicht alle mit Stupor sind kataton!). Patienten nehmen bizarre Posen ein und bleiben stundenlang still stehen. 57 Anne Maria Auler - Ausarbeitung der VL Psychopathologie perniziöse Katatonie: In 50% der Fälle geht die Katatonie nicht weg, sondern es kommt zur perniziösen Katatonie. Sie ist eine besonders schwere und akut lebensbedrohliche Form der katatonen Schizophrenie. Hier kommt es zu einem Stupor (oder auch einem heftigen Erregungszustand mit raschen und ungezielten Bewegungen) und einer Erhöhung der Körpertemperatur sowie Elektrolytverschiebungen und Kreislaufkomplikationen. perniziöse Katatonie ist die gefürchteste Verlaufsform. Symptomatik der Katatonie (für die Prüfung nicht alle körperlichen Ursachen kennen, man muss nur wissen, dass es welche gibt). Das katatone Dilemma: Damit wird der Konflikt bezeichnet, bei dem sich Ärzte nicht sicher sind, ob ein Patient ein malignes neurol. Syndrom hat (weitere Neuroleptika wären tödlich) oder ob es sich um eine periziöse Katatonie handelt (Neuroleptika wären lebensrettend). Diagnostik Zur Diagnostik immer den gesamten Eindruck mit einbeziehen! Das heißt Augen, Mimik, Körperhaltung. Wenn da etwas nicht zusammenpasst, dann ist dies ein Hinweis auf Katatonie. Wogegen beim Depressiven alles passt: gebeugte Haltung, herabgestimmte Mimik, traurige Augen. Wichtige Begriffe Wichtige Begriffe zum Antrieb und zur Psychomotorik Antriebsarmut: Mangel an Energie und Initiative, u.a. an der spärlichen spontanen Motorik und der mangelnden Aktivität erkennbar. Stupor: Der Stupor ist ein Starrezustand des ganzen Körpers bei wachem Bewusstsein und 58 Anne Maria Auler Antriebshemmung: Ausarbeitung der VL Psychopathologie damit ein Artefakt der Entwicklung (Starre oft bei Schreck, „wie eine Salzsäule erstarren“). Bewegungen werden nicht oder nur sehr langsam ausgeführt. Nahrung und Flüssigkeit werden nicht oder bestenfalls unter intensiver pflegerischer Hilfe aufgenommen. Je nach Krankheit zeigt der Patient noch Reflexe oder nicht. Der Patient muss beim Stupor immer wach sein!!! Dies also abklären!!! bei verschiedenen Störungen gibt es Stupor, da die Endstrecke die gleiche ist. Es gibt unter anderem: depressiver (gebeugte Sitzhaltung, depressive und herab gestimmte Ausdrucksmotorik), psychogener, schizophrener & katatoner Stupor. Bei der Antriebshemmung werden im Gegensatz zur Antriebsarmut die Initiative und Energie vom Patienten nicht als an sich vermindert, sondern als gebremst erlebt. Vorsicht! Ein Medikament sollte anfangs leicht den Antrieb UND die Kognition steigern, da bei starker, alleiniger Antriebssteigerung kann es zu Nervosität, Hetzen und Unruhe bei den Patienten kommen und besteht erhöhte Suizidgefahr. Parallel zu den Medikamenten gibt es bei psychiatrischen bedingten Störungen Soziotherapie. Unterscheidung der Antriebshemmung bei versch. Krankheiten - Depression: depressiver Affekt, Patient ist herabgestimmt, bedrückt und erlebt es als unangenehm, nichts zu fühlen - Schizophrenie: Affektverflachung, Gleichgültigkeit und Patienten wirken hölzern. Sie leiden auch nicht darunter, sondern es ist ok für sie. - Katatonie: neben gesenktem Antrieb noch geminderte Motorik (mutistisch) Mutismus: Workargheit bis Nichtsprechen. Logorrhoe: Übermäßiger Rededrang. Antriebssteigerung: Zunahme der Aktivität und der Initiative im Rahmen einer geordneten (zielgerichteten) Tätigkeit. Motorische Unruhe: Ziellose und ungerichtete motorische Aktivität, die sich bis zur Tobsucht steigern kann. Automatismen: Der Patient führt automatische Handlungen aus, die er als nicht von sich selbst intendiert empfindet. Dazu gehören u.a. Negativismus (auf eine Aufforderung hin wird automatisch das Gegenteil des Verlangten oder nichts getan), Befehlsautomatie (automatenhaftes Befolgen gegebener Befehle), Echolalie / Echopraxie (alles Gehörte oder Gesehene wird nachgesprochen oder nachgemacht). Ambitendenz: Gleichzeitig nebeneinander vorkommenden, entgegengesetzte Willensimpulse machen ein entschlossenes Handeln unmöglich. Stereotypien: Äußerungen auf sprachlichem und motorischem Gebiet, die die Tendenz aufweisen, lange Zeit in immer gleicher Form wiederholt zu werden, und sinnlos erscheinen. Tic: Gleichförmig wiederkehrende, rasche und unwillkürliche Muskelzuckungen, ggf, mit Ausdrucksgehalt. Paramimie: Mimisches Verhalten und affektiver Erlebnisinhalt stimmen nicht überein. Manierismen: Sonderbare, unnatürliche, gekünstelte, posenhafte Züge des Verhaltens. Besonders bei der Katatonie, wo die Menschen in bizarren Posen stundenlang ausharren, die auch in gesunder Mensch eigentlich nicht machen könnte. Verrückterweise können nach der Katatonie die Menschen diese Posen nicht mehr einnehmen. Theatralisches Verhalten: Der Patient erweckt den Eindruck, daß er sich darstellt, daß er die Situation bzw. seine Beschwerden dramatisiert. Aggressivität: Neigung zu Tätlichkeiten. 59 Anne Maria Auler Sozialer Rückzug: Ausarbeitung der VL Psychopathologie Verminderung der Sozialkontakte. Einige Bilder zur Störung der Psychomotorik Depressive Haltung: Gebeugt, Mundwinkel heruntergezogen. Dissoziativer Stupor bei einer schweren Entscheidung. Kataton: bizarre Pose Kataton: Augen, Mund und Mimik passen nicht zusammen. 60 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Differentialdiagnosen Dissoziative Störung (Konversionsstörung) DD: Plötzlich einsetzendes, fokal neurologisches Defizit. Es kann aufgrund einer der Trauma ähnlichen Situation zu plötzlichen Lähmungserscheinungen kommen. WICHTIG: immer Verlauf/ Labor abprüfen!!! Anhand klinischer Kriterien keine sichere Differenzierung möglich. ‚stroke mimics‘(stroke = Insult): dissoziative Störung, epileptischer Anfall mit Todd‘scher Parese, Migräneanfall mit Aurasymptomatik, Akute Hypoglykämie, Peripher – vestibuläre Störung, Akute entzündliche ZNS-Erkrankung Laiensystem: Symptomwahrnehmung � Notruf Rettungssystem: Erstversorgung + Zuweisung (geeignetes Krankenhaus/stroke unit) Krankenhaus: Akutdiagnostik + -therapie - Beispiel: Eine Patientin, die eine schlechte Vaterbeziehung hatte und im Therapeuten den Ersatz sah, wurde eifersüchtig, als sie sah, dass eine Mitpatientin schon in der ersten Sitzung guten Kontakt zum Therapeuten hatte. Daraufhin hatte sie den Impuls diese zu schlagen, allerdings war der Impuls zu „böse“ für sie, sodass sie Lähmungserscheinungen am Arm hatte. Ticstörungen DD zu Zwangsstörungen Hat nichts mit Psychiatrie zu tun!!! Reine neurologische Störung!!! Syndrome, bei denen das vorwiegende Symptom ein Tic ist. Definition Tic: unwillkürliche, rasche, wiederholte, nicht-rhythmische motorische Bewegung (gewöhnlich umschriebener Muskelgruppen) oder Lautproduktion, die plötzlich einsetzt und keinem offensichtlichen Zweck dient. Tics werden als nicht willkürlich beeinflußbar erlebt, können aber meist für unterschiedliche Zeiträume unterdrückt werden. Tourette Syndrom: Wirkt explosiv, man hört Patienten von weitem. Ein Patient mit Tourette - Syndrom kann sich aber normal im Alltag zurechtfinden. Er kauft ein und kann neben einem an der Ampel stehen. Klassifikation der Tics als: o a. einfach: motorisch: Blinzeln, Kopfwerfen, Schulterzucken, Grimassieren vokal: Räuspern, Bellen, Schnüffeln, Zischen o b. komplex: motorisch: Sich – selbst – schlagen, Springen, Hüpfen vokal: Wiederholung bestimmter Wörter, Gebrauch von sozial unannehmbaren bzw. obszönen Wörtern (Koprolalie), Wiederholung eigener Laute bzw. Wörter (Palilalie) 61 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Der Schweregrad variiert von fast normal (d.h. vielleicht zeigt 1 von 5 10 Kindern passagere Tics) bis zu dem Tourett-Syndrom, das eine seltene chronische und behindernde Störung ist. Ticerkrankungen treten wesentlich häufiger bei Jungen als bei Mädchen auf und üblicherweise gibt es eine familiäre Häufung von Tics. Die häufigste Ticform tritt vor allem im Alter von 4 - 5 Jahren auf. Vorübergehende Ticstörungen: sie dauern nicht länger als 12 Monate Chronische motorische / vokale Ticstörungen: sie treten einzeln oder multipel (in der Regel) auf und dauern länger als 1 Jahr Differentialdiagnosen zur Katatonie - psychisch: depressiver Stupor, Konversionsstörung, Schreckreaktion, Müdigkeit, Hypnose - somatisch: Systemerkrankungen, Infektionskrankheiten - neurologisch: MNS, ZNS – Schädigungen, akinetischer Mutismus, Parkinson/ Dyskenesien/ GTS, Epilepsie MNS (malignes, neurologisches Syndrom) Die Reaktion auf Neuroleptika, kann zu MSN führen. Die Symptomatik ähnelt der Katatonie. Unterschied zu Katatonie: Patienten nehmen keine bizarren Posen ein. Symptomatik des MNS - Akinese + Rigor Stupor - Temperaturerhöhung (38 -42°C) - Fluktuierende Bewusstseinslage - Vegetative Entgleisung - CPK ↑, Leukozyten ↑, BSG ↑ - Liquor , EEG , cranielles CT Fallbeispiel Patient mit heterophrener Schizophrenie. Er zeigte keinen depressiven Affekt, sondern lächelte verschmitzt. Trotz des Lächelns war keine tiefe Schwingungsfähigkeit da, auch nicht als er von der problematischen Beziehung mit seiner Mutter geredet hatte. Er gab sehr eintönige Antworten, zuckte oft gleichgültig mit den Schultern und musste durch viele Fragen gelenkt werden. Seit er in der Klinik ist, sitzt er jeden Tag vor dem Fernseher. Nach der Frage, was er am Liebsten sieht, antwortete er, wie so oft im Interview: „Weiß nicht!“ und er konnte auch nicht 3 Wünsche nennen, die er hätte, wenn er sie sich jetzt erfüllen könne. Ebenso war er sehr gleichgültig seiner Einstellung gegenüber, dass er kein Lebensziel hat. Der Patient hatte einen Selbstmordversuch hinter sich. Er sprang aus dem Fenster und als er nach medizinischer Behandlung wieder auf der Station war, sagte er ohne jeden Affekt zu dem Selbstmordversuch, dass ihm einfach so danach gewesen wäre. Der Motivationsverlust bei der Affektverflachung kommt dadurch, dass auch das Dopaminsystem mit betroffen ist, daher wird im Falle des Patienten ein Medikament genommen, welches das Dopamin nur teilweise blockt, da der Patient ansonsten gar nichts mehr machen würde. Die Therapie mit ihm wird aufgrund seiner schweren Antriebsstörung und Affektverflachung kaum möglich sein. Demnächst kommt der Patient in betreutes Wohnen, wo er einen Betreuer hat. 62 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie 10. Kapitel: Suizidalität Fragen: 1. Welche Methoden, Gründe und Risikofaktoren gibt es bei Suizidversuchen? (Seite 56 bis 58) 2. Wie kann man Suizidalität abschätzen? (Seite 58 bis 59) 3. !!!Was ist das präsuzidiale Syndrom und welche 3 wichtigen Konstrukte gibt es? (Seite 58) 4. !!!Patient mit Verdacht auf SV: Wann ist stationäre Aufnahme nötig? (Seite 59) Zusammenfassung: Risikofaktoren, Methoden, Gründe Arten des Suizids Erweiterter Suizid, Gemeinsamer Suizid, Bilanzselbstmord, Appellcharakter, “cry for help“, Parasuizidale Geste, Wunsch nach Ruhe (die gefährlichste Form) Methoden “Harte“: Erhängen, Erschießen, Sturz, Ertränken, Eröffnen der Pulsader, Verkehrsunfall eher bei Männern “Weiche“: insbesondere Tablettenintoxikation (64% in einer Studie) eher bei Frauen Gründe Subjektive Beweggründe Unter anderem: Enttäuschung, Kränkungserlebnis, (drohender) Verlust einer nahen Bezugsperson, Angst vor einer Erkrankung, auch vor dem Ausbruch und der Wiederkehr einer psychiatrischen Erkrankung, nicht fertig werden mit dem Altern Psychodynamische Modelle narzisstische Krise, Wendung der Aggression gegen die eigene Person, aggressiver Akt gegen Bezugspersonen Biologische Modelle Serotonerge Dysregulation, Mangelnde Impulskontrolle, Erniedrigte HIES-Spiegeln im Liquoe, Impulshaftigkeit (besonders aggressives/autoaggressives Verhalten), Praediktor für weitere SV Risikofaktoren Frühe SV, Suizidankündigungen, Sucht, Depression, Schizophrenie, Persönlichkeitsstörungen, Alleinstehende, Kinderlosigkeit, Bindungsunfähigkeit, Kontaktstörungen, Höheres Lebensalter, Pubertät, Verlust der familiären Bindungen, Flüchtlinge, Entwurzelte, Verfolgte, Chronisch oder unheilbar Kranke, Frauen: Liebeskonflikte, Männer: Berufskonflikte, Sinnentleerung, Ordnen der Nachkommenschaft Prävention und Therapie: Psychiatrische St. Häufigstes Vorkommen von SV und vollendeten Suiziden - depressive Kurzschlussreaktionen, Neurosen und Persönlichkeitsstörungen, Borderlinepatienten, Schizophrenie, schwere Depressionen: SV am häufigsten - endogenen Psychosen: vollendete Suizide häufiger in Folge einer Pseudoeinengung, 63 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Abschätzen der Suizidalität !!!Folgende klinischen Konstrukte sollten Sie kennen - „Erwägung, Ambivalenz und Entschluss“ (Pöldinger: “suizidale Entwicklung“): Risiko vom Suizid in Entschlussphase höher als in Erwägungsphase - „Präsuizidales Syndrom“ (Ringel): Das Syndrom umfasst die drei Merkmale Einengung, Aggressionsumkehr und Suizidphantasien, die nach Ringel regelmäßig einer Suizidhandlung vorausgehen. „Ruhe vor dem Sturm“ (Präsuizidale Pause): Keine Verbalisierung der Suizidgedanken mehr, aber ruhige, besonnene Vorbereitung, u.U. Euphorie (‚Stimmungsbesserung‘) – Patient wirkt scheinbar ‚gebessert‘, entlastet‘ !!!Vorsicht wenn ein immer klagender und leidender, therapieresistenter Patient plötzlich nicht mehr klagt, da er dann schon in der Entschlussphase sein kann Offenheit: Befragung der Patienten nach Suizidabsichten sollte in jedem Fall geschehen. Die Mehrzahl der Patienten gibt ehrliche Antworten und ist durch das klare Ansprechen dieses Themas auch erleichtert. Therapeutisches Vorgehen - !!!Behandlung stationär: Bei eindeutiger, nicht beeinflussbarer oder abschätzbarer Suizidabsicht ist die Einweisung in ein psychiatrisches Krankenhaus unumgänglich, notfalls auch durch Unterbringungsbeschluss. Es ist eine unterlassene Hilfeleistung, wenn man einen suizidalen Patienten einfach so nach Hause gehen lässt! o Als psychologischer Psychotherapeut muss man im Falle eines Verdachtes auf Selbstmord den Hausarzt, sozialpsychiatrischen Dienst, eine Psychiatrieambulanz oder eine Ambulanz der Nervenklinik informieren und die Verantwortung an den Patienten an diese Kräfte abgeben. Davor darf man den Patienten aber nicht alleine lassen!!! - Behandlung ambulant: wenn Patient konkrete Behandlungsabsprachen zuverlässig einhalten kann seine familiären und partnerschaftlichen Beziehungen hinreichend tragfähig sind. - Bester Schutz gegen Realisieren der Suizidabsicht: Eine feste Bindung (religiös, sozial, finanziell, etc.) und keine Vorbereitung, sowie Verpflichtung und gute Beziehung gegenüber dem Arzt! Vorsicht wenn keine festen Bindungen mehr bestehen und Patient schon alles vorbereitet hat. - Jeder Verdacht auf suizidale Tendenzen erfordert eingehende Exploration im Sinne des PP Befundes - Entscheidend: Aufbau einer verlässlichen therapeutischen Beziehung. Verbindung zum suizidalen Patienten darf nicht abreißen. Epidemiologie, Risikofaktoren, Methoden, Gründe Epidemiologie von Suizid und Suizidversuch in Deutschland (2000) Vollendete Suizide: - Männer: 8145 Suizide = 20,28 / 100.000 Einwohner - Frauen: 2934 Suizide = 6,97 / 100.000 Einwohner Suizidversuche (SV): - !!Suizidalität spielt in jeder therap. & allgemeinmedizinischen Praxis eine Rolle! - !!Im Alter nehmen Suizidrate und Ernsthaftigkeit zu (4300 von 12000 Suiziden jährlich begehen Menschen über 60 Jahren) 64 Anne Maria Auler - Ausarbeitung der VL Psychopathologie - !!Suizide sind bei Jugendlichen & jungen Erwachsenen nach Unfällen häufigste Todesursache !!Rate an Suizidversuchen mindestens 10x höher (bei hoher Dunkelziffer) als Suizide WHO: weltweit ca. 500.000 Suizide jährlich Ein Suizidversuch ist der beste Prädiktor für einen Suizid, klinisch relevante Suizidgedanken sagen in 66% aller Fälle einen Suizid in den nächsten 24 Stunden voraus - Männer SV: 108/100.000 Einwohner mehr harte Methoden eher vollendete Suizide als Suizidversuche im Vergleich zu Frauen - Frauen SV: 131 / 100.000 Einwohner mehr weiche Methoden eher Suizidversuche als vollendete Suizide im Vergleich zu Männern Arten des Suizids Erweiterter Suizid Gemeinsamer Suizid Bilanzselbstmord Appellcharakter, “cry for help“ Parasuizidale Geste Wunsch nach Ruhe: Parasuizid Nahe Bezugsperson wird mit umgebracht z.B. Liebespaar bringt sich um Negatives Ergebnis bei der Überlegung, was einem noch positives und negatives im Leben bevorsteht (besonders bei schwerer Krankheit, Schulden) Patient baut genug Sicherheitsmaßnahmen ein, dass er noch rechtzeitig gerettet wird. Zum Beispiel könnte eine Patientin die Schlaftabletten nehmen, kurz bevor ihr Mann zu Hause ankommt. Eine besonders gefährliche Form! oft bei schweren Depressionen oder schweren Krankheiten, wo die Patienten nach langer, fehlgeschlagener Therapie keine Lust mehr haben und einfach nur ihre Ruhe haben wollen. Depressionen sind bald übrigens die 2. häufigste aller Krankheiten! - Handlung mit nicht tödlichem Ausgang, bei der ein Mensch sich absichtlich Verletzungen zufügt oder ein Medikament/eine Droge außerhalb des anerkannten Dosisbereichs einnimmt, ohne sterben zu wollen. - oder merkwürdige Unfälle - parasuizidale Versuche können auch verdeckte SV sein. - Beispiel: Jemand fährt unangeschnallt mit überhöhter Geschwindigkeit bei Glatteis um eine enge Kurve und wird aus dem Wagen geschleudert beim Unfall. Methoden “Harte“ Methoden - Erhängen (4% in einer Studie) - Erschießen - Sturz aus großer Höhe (4% in einer Studie) - Ertränken - Eröffnen der Pulsader (16% in einer Studie) - Verkehrsunfall (6% in einer Studie) “Weiche“ Methoden - insbesondere Tablettenintoxikation (64% in einer Studie) Gründe Subjektive Beweggründe (nach Huber) Psychodynamische Modelle Biologische Modelle 65 Anne Maria Auler - - Ausarbeitung der VL Psychopathologie Enttäuschung, Kränkungserlebnis (drohender) Verlust einer nahen Bezugsperson Angst vor einer Erkrankung, auch vor dem Ausbruch und der Wiederkehr einer psychiatrischen Erkrankung Einbuße an sozialem Prestige und Angst davor berufliche Misserfolge Angst vor Abwertung in der Meinung der anderen Angst vor Einsamkeit, Isolierung, Sinnentleerung Nichtfertigwerden mit dem Altern - !narzisstische Krise: negative Wertschätzung der eigenen Person oder Abwertung/ Kränkung durch andere Personen Borderline Patienten machen SV nach Frustration bis hin zum erpresserischen SV (Aggression gegen andere) - !Wendung der Aggression gegen die eigene Person (besonders bei der Depression, auch ohne SV) - !aggressiver Akt gegen Bezugspersonen Aggression spielt bei dem Suizid eine große Rolle, ohne Aggression wäre kein Suizid möglich - - Serotonerge Dysregulation Mangelnde Impulskontrolle Erniedrigte HIES-Spiegeln im Liquor: Erhöhte Impulshaftigkeit, besonders aggressives/autoaggressives Verhalten, Praediktor für weitere SV Risikofaktoren - Frühe SV, Suizidankündigungen - Sucht, Depression, Schizophrenie, Persönlichkeitsstörungen - Alleinstehende, Kinderlosigkeit, Bindungsunfähigkeit, Kontaktstörungen - Höheres Lebensalter, Pubertät, Verlust der familiären Bindungen - Flüchtlinge, Entwurzelte, Verfolgte - Chronisch oder unheilbar Kranke - Frauen: Liebeskonflikte, Männer: Berufskonflikte - Sinnentleerung, Ordnen der Nachkommenschaft Prävention und Therapie: Psychiatrische St. Häufigstes Vorkommen von SV und Suizid - depressive Kurzschlussreaktionen: SV sind am häufigsten in akuten Krisensituationen endogenen Psychosen: vollendete Suizide häufiger in Folge einer Pseudoeinengung, Neurosen und Persönlichkeitsstörungen: SV Schizophrenie, schwere Depression: manchmal raptusartige Suizidversuche Borderlinepatienten: Nutzen SV oder Ankündigung von SV um Aufmerksamkeit zu kriegen und die Bezugsperson zu erpressen (z.B. beim Verlassenwerden) Abschätzen der Suizidalität !!!Folgende klinische Konstrukte sollten Sie kennen „Erwägung, Ambivalenz und Entschluss“ (Pöldinger: “suizidale Entwicklung“) „Präsuizidales Syndrom“: Ringel - Risiko steigt mit der Phase, d.h. der Patient in der Entschlussphase hat ein hohes Risiko, da er nur noch klären muss wie, wann und wo er den Selbstmord begeht I. Zunehemende Einengung: Gedankenfokus nur auf Selbstmord gerichtet. Je geringer die Bindung (religiös, familiär, finanziell) ist, desto größer ist die Einengung. a) Situative Einengung b) Dynamische Einengung (einseitige Ausrichtung v. Apperzeption, Assoziationen, Verhaltensmustern und Abwehrmechanismen) c) Einengung der zwischenmenschlichen Beziehungen 66 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie d) Einengung der Wertwelt II Aggressionsstauung und Aggressionsumkehr Fehlende Aggressionsabfuhr und Wendung der Aggressionen gegen die eigene Person „Ruhe vor dem Sturm“ (präsuizidale Pause) III Suizidphantasien a) Aktiv intendiert b) Passiv sich aufdrängend - sehr gefährlich, da selbst erfahrene Therapeuten getäuscht werden können - Oft bei therapieresisten Patienten - Keine Verbalisierung der Suizidgedanken mehr, aber ruhige, besonnene Vorbereitung, u.U. Euphorie (‚Stimmungsbesserung‘) – Patient wirkt scheinbar ‚gebessert‘, entlastet‘ - !!!Sehr verdächtig: Wenn ein Patient, der normalerweise immer sehr viel klagt und leidet plötzlich sagt, dass es ihm besser geht und er keine Sorgen mehr hat, dann kann er schon in der Entschlussphase des Selbstmords sein! Offenheit Es ist nicht nur möglich und sinnvoll, die Patienten selbst zu ihrer Suizidalität zu befragen, sondern dies sollte in jedem Fall DIREKT geschehen. Die Mehrzahl der Patienten gibt auf Fragen zur Suizidalität ehrliche Antworten. Ein großer Teil der Patienten fühlt sich durch das klare Ansprechen dieses Themas auch erleichtert. Fragen 1. Denken Sie daran sich das Leben zu nehmen? Häufig? !2. Sind diese Gedanken wie ein Zwang? !3. Haben Sie konkrete Ideen, wie Sie vorgehen würden? !4. Haben Sie schon Vorbereitungen getroffen? !5. Haben Sie schon einmal einen Versuch unternommen? 6. Ist in Ihrer Familie oder im Umkreis so etwas schon passiert? !7. Sehen Sie die Situation als aussichtslos für sich an? 8. Haben Ihre Kontakte zu Freunden/Verwandten abgenommen? 9. Wohnen Sie allein? !10. Fühlen Sie sich familiär, beruflich, religiös oder weltanschaulich nicht mehr eingebunden? WICHTIG: Fragen nach der Einbindung des Patienten, denn umso kleiner sie ist, umso größer ist die Gefahr des Selbstmordes!!! Besonders gefährlich: Keine Einbindung mehr und bereits schon Vorbereitung getroffen!!! WICHTIG: Direktes Ansprechen auf Suizidideen! Man kann den Patienten nicht auf falsche Ideen bringen, da er sie häufig, wenn er suizidal ist, bereits schon hat! Therapeutisches Vorgehen - Behandlung ambulant: wenn Patient konkrete Behandlungsabsprachen zuverlässig einhalten kann seine familiären und partnerschaftlichen Beziehungen hinreichend tragfähig sind. o Bester Schutz gegen Realisieren der Suizidabsicht: feste mitmenschliche Beziehungen und Verpflichtungen dem Arzt, den Angehörigen und anderen Bezugspersonen gegenüber multidisziplinäre Organisation der Hilfe - !!!Behandlung stationär: Bei eindeutiger, nicht beeinflussbarer oder abschätzbarer Suizidabsicht ist die Einweisung in ein psychiatrisches Krankenhaus unumgänglich, notfalls auch durch Unterbringungsbeschluss. 67 Anne Maria Auler Ausarbeitung der VL Psychopathologie Es ist eine unterlassene Hilfeleistung, wenn man einen suizidalen Patienten einfach so nach Hause gehen lässt! o Als psychologischer Psychotherapeut muss man im Falle eines Verdachtes auf Selbstmord den Hausarzt, sozialpsychiatrischen Dienst, eine Psychiatrieambulanz oder eine Ambulanz der Nervenklinik informieren und die Verantwortung an den Patienten an diese Kräfte abgeben. Davor darf man den Patienten aber nicht alleine lassen!!! - Sicherung: Vertrauen < Antisuizidversprechen < Überwachung (heutzutage haben Kliniken neben dem Sicherungsauftrag noch einen therapeutischen Auftrag) - Jeder Verdacht a. suizidale Tendenzen erfordert Exploration im Sinne d. PP Befundes - Nicht scheuen, Patienten gezielt auf die Suizidalität anzusprechen. - Entscheidend: Aufbau einer verläßlichen therapeutischen Beziehung. Verbindung zum suizidalen Patienten darf nicht abreißen. - Multidisziplinäre Organisation der Hilfe: Intensivierung + Netzwerkknüpfung, z.B. durch z.B. Seelsorger, Sozialarbeiter, Erzieher, Kontakt- und Beratungsstellen, Familienangehörige und Freunde (multidisziplinäre Organisation der Hilfe). Klinischer Verlauf - zunächst passiver Rückzug auf sich selbst und Entwicklung eines Gefühls der Einsamkeit, Sinnlosigkeit und Ausweglosigkeit - Innere Beschäftigung mit Konfliktfeld, Aufgabe von Auswegen und Hilfen - dann innere, ohnmächtige Aggressionen (Aggressionsanstieg) mit Vorwürfen gegen die anderen, Schuldgefühle und Aggressionsumkehr gegen die eigene Person mit schmerzlicher Resignation und Ankündigungen der Suizidabsicht, - schließlich Suizidphantasien mit Ausmalen der den anderen aus dem eigenen Suizid entstehenden Leiden. 68