SE Didaktik des Psychologieunterrichts Privatdoz. Mag. Dr. Tamara Katschnig SS 2011 Julia Tiefnig Linda Klapfenböck Stundenbild Gesamtzeit: 50 min (30 min davon werden in der Seminareinheit gehalten) Gegenstand: Psychologie und Philosophie Thema: Fehler in der Personenwahrnehmung Klasse: StudentInnen (geplant für 11. Schulstufe) Stundenziel: Die Schüler sollen erkennen, dass ihre Erwartungen von einer Person zu Wahrnehmungs – und Beurteilungsfehlern führen können. Zeit Inhalt Methode Medien 3 Minuten Begrüßung, Klassenbuch, Vorstellung des Themas Lehrervortrag 7 Minuten Durchführung des Experiments von Asch zum Halo- Effekt Einzelarbeit Arbeitsblatt 10 Minuten Besprechung der Ergebnisse- Vergleich mit Aschs Ergebnissen Schüler-LehrerInteraktion Overhead 10 Minuten Erklärung des HaloEffekts und Beispiele aus dem Alltag finden Lehrervortrag, SchülerLehrer- Interaktion Overhead 15 Minuten Erklärung Selffulfilling Prophecies und Zirkuläte Kausalität Lehrervortrag Overhead 5 Minuten Resümee, Zusammenfassung der Unterrichtseinheit Schüler-LehrerInteraktion Handout Fehler in der Personenwahrnehmung Die Personenwahrnehmung ist von drei Faktoren geprägt: 1. Von meinem Selbstbild (Wie sehe ich mich? Was traue ich mir zu?), 2. Von meinem Fremdbild (Was denke ich über andere? Wie sehe ich sie?) und 3. Von meiner Vermutung, wie mich andere sehen. Die Personenwahrnehmung ist ein Teil der sozialen Wahrnehmung, bei der Erwartungen eine besonders wichtige Rolle spielen. Solche Erwartungen können zu Wahrnehmungs - und Beurteilungsfehlern führen. 1. Halo-Effekt = Die Tatsache von einer zentralen Charaktereigenschaft wie „warmherzig“ oder „kalt“ auf andere Charaktereigenschaften, die mit dem Zentralbegriff stimmig sind, zu schließen. Um eine zentrale Eigenschaft wird also ein Halo (= Hof, Heiligenschein, gleichförmige Einschätzung) gespannt, der auf andere Eigenschaften ausstrahlt. Quellen: Lahmer, Karl: Kernbereiche der Psychologie (2006); Verlag E. Dorner GmbH, Wien; S. 67-71 http://www.personalbeurteilung.de SE Didaktik des Psychologieunterrichts Privatdoz. Mag. Dr. Tamara Katschnig SS 2011 Julia Tiefnig Linda Klapfenböck D.h. also ein besonderes Merkmal/eine besondere Fähigkeit überstrahlt andere Merkmale. Beispiele: Ein freundlicher Schüler erbringt gute Leistungen. Übergewichtige Personen sind gutmütig. Brillenträger sind klug. Generell neigt der Mensch dazu, Verhaltensweisen kausal zu erklären, indem er ein bestimmtes Verhalten, einer Situation oder der Veranlagung einer Person zuschreibt. (Attribution = Ursachenzuschreibung) Man unterscheidet zwischen interner und externer Attribution. -Interne Attribution: Ein Lehrer schreibt die Schüchternheit einer Schülerin ihrer Veranlagung zu. -Externe Attribution: Eine verliebte Frau schreibt das aufbrausende Verhalten ihres Mannes dem momentanen Stress in der Firma zu. Wenn man das Verhalten eines Menschen auf Grund einer oder weniger Situationen zu erklären versucht macht man sogenannte Attributionsfehler. 2. SelffulfillingProphecies (sich selbst erfüllende Prophezeiungen) = Die Erwartungshaltung eines Beobachters beeinflusst das Ergebnis einer Handlung. Beispiele: Preisrichter/innen beim Eiskunstlauf beobachten das Training und haben bereits eine Erwartung in Bezug auf die Leistung während dem Wettkampf. Die Voraussage, es werde eine Benzinknappheit geben, bewirkt tatsächlich eine, da viele Autofahrer Benzinvorräte anlegen. SelffulfillingProphecies sind also Vorhersagen, die sich deshalb erfüllen, weil die Personen die die Prophezeiungen hören und daran glauben, sich – meist unbewusst – aufgrund der Prophezeiungen so verhalten, dass sie sich erfüllen. Robert Rosenthal führte zu diesem Phänomen Intelligenztests mit Kindern in Schulen durch und suchte nach einem Zufallsprinzip Kinder aus, die er als besonders intelligent meldete. Im Verlauf des Experiments zeigte sich, dass genau diese Kinder große Leistungsverbesserungen zu Stande brachten. Die Mitteilung von Rosenthal reichte um bei den Lehrern hohe Erwartungshaltungen gegenüber diesen Kindern zu entwickeln. Die Erwartungshaltung des Lehrers beeinflusst also objektiv (messbar) die Leistung eines Schülers. 3. Zirkulare Kausalität In der zwischenmenschlichen Beziehung gibt es nicht eine Ursache und eine Wirkung (= lineare Kausalität), sondern Situationen werden von den Beteiligten völlig verschieden interpretiert. Jeder der Beteiligten konstruiert sich quasi seine eigene Wirklichkeit und geht davon aus, dass andere ebenso von dieser Wirklichkeit ausgehen. Wie man an die Wirklichkeit herangeht, ist für das ausschlaggebend was man finden kann. Es kommt zu einer Verkehrung von Ursache und Wirkung. Beispiel: Zwei Psychiater, die sich nicht kennen, bekommen den Auftrag, jeweils den anderen, der schizophren sei, der aber behaupte, er sei Psychiater, zu behandeln. In den Gesprächen bestätigen beide die anfangs angenommene Schizophrenie. Beide Psychiater sind völlig normal, die Situation ist Absurd. P. Watzlawick: Die Geschichte mit dem Hammer Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: „Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s mir wirklich.“ Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „ Behalten Sie sich Ihren Hammer, Sie Rüpel!“ (Paul Watzlawick, Anleitung zum Unglücklichsein, München: Piper 1983, S.37f.) Quellen: Lahmer, Karl: Kernbereiche der Psychologie (2006); Verlag E. Dorner GmbH, Wien; S. 67-71 http://www.personalbeurteilung.de SE Didaktik des Psychologieunterrichts Privatdoz. Mag. Dr. Tamara Katschnig SS 2011 Quellen: Lahmer, Karl: Kernbereiche der Psychologie (2006); Verlag E. Dorner GmbH, Wien; S. 67-71 http://www.personalbeurteilung.de Julia Tiefnig Linda Klapfenböck