Organizational Behavior und Cultural Identity

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FHTW Fachhochschule für Technik und Wirtschaft
FB 4 – Wirtschaftsinformatik
Organisations- und Geschäftsprozeßmodellierung I
Wintersemester 1998/99
Prof. Dr. Pietsch
Bestandteile, Bedeutung und Schaffung von
organisatorischer Intelligenz in Unternehmen
Organizational Behavior und Cultural Identity
Die Rolle, das Verhalten und die Einstellung der Individuen
untereinander und gegenüber dem Unternehmen
ausgearbeitet von
Holger Holl (0173555)
Kerstin Masekowitz (s0176510)
Bodo Rekowski (s0178890)
Stefan Ungnad (s0167446)
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 2
Inhaltsverzeichnis
1
Einstieg ............................................................................................................... 4
2
Einflußfaktoren auf das Verhalten der Organisationsmitglieder ................... 5
2.1 Kulturelle Herkunft und Identität bestimmen Werte und Normen ..................... 6
2.2 Wandel des Unternehmensumfeldes .............................................................. 10
2.3 Globalisierung ................................................................................................. 13
2.4 Änderungen von Organisationsstrukturen ...................................................... 14
2.5 Unternehmenskultur ....................................................................................... 15
2.6 Schlußfolgerungen aus dem bisher gesagten ................................................ 19
3
Das Verhalten und seine Bedingungen .......................................................... 21
4
Der Charakter einer Organisation ................................................................... 22
4.1 Definition......................................................................................................... 22
4.2 Funktionen ...................................................................................................... 22
4.3 Ausprägungen ................................................................................................ 23
4.4 Zusammenfassung ......................................................................................... 25
5
Typologien von Menschenbildern .................................................................. 26
5.1 Definition......................................................................................................... 26
5.2 Anpassungstypologien.................................................................................... 26
5.3 Berufstypologien ............................................................................................. 27
5.4 Organisationelle Menschenbilder ................................................................... 27
5.5 Zusammenfassung ......................................................................................... 28
6
Einstieg und Eingliederung ............................................................................. 29
6.1 Selektion ......................................................................................................... 29
6.2 Sozialisation ................................................................................................... 30
6.3 Zusammenfassung ......................................................................................... 30
7
Formen der Interaktion .................................................................................... 31
7.1 Kooperation .................................................................................................... 31
7.2 Konflikt ............................................................................................................ 31
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 3
7.3 Konkurrenz ..................................................................................................... 32
7.4 Zusammenfassung ......................................................................................... 32
8
Literaturverzeichnis ......................................................................................... 33
Organizational Behavior und Cultural Identity
1
Seite 4
Einstieg
Wenn ein Unternehmen überleben will, muß es sich ständig anpassen, es muß also
lernfähig sein. Wenn wie uns mit der Frage der Lernfähigkeit einer Organisation
beschäftigen,
stellt
sich
auch
die
Frage
wie
das
Verhalten
der
Organisationsmitglieder beschaffen sein muß, damit diese Lernfähigkeit erreicht,
bzw. erhalten werden kann.
Viele Faktoren beeinflussen das Verhalten der Organisationsmitglieder
Erfahrungen, Erfolgsmuster, Werte, Normen, Ziele,
Vorbilder, Verhaltensrichtlinier, Grundannahmen
Bilden sich aus
Beeinflussen
Verhalten der Organisationsmitglieder
Quelle: Simon, Schriften für FührungskräfteBand17
Oder anders ausgedrückt,
Organisationsmitglieder
was muß in
bekannt
sein,
Hinblick auf
um
ein
das Verhalten
Unternehmen
der
erfolgreich
weiterentwickeln zu können.
Die Rolle, das Verhalten und die Einstellungen der Individuen untereinander
und gegenüber dem Unternehmen sollen daher Gegenstand dieses Vortrages
sein.
Organizational Behavior und Cultural Identity
2 Einflußfaktoren
auf
Seite 5
das
Verhalten
der
Organisationsmitglieder
Wir werden uns nun einige Einflußgrößen, die uns wichtig erscheinen, etwas näher
anschauen.
Determinanten des Verhaltens von Organisationsmitgliedern
Fähigkeiten,
Fertigkeiten der
Individuen
Charakter
einer
Organisation
Werte,
Verhaltensnormen
Wandel des
Unternehmensumfeldes
situative
Bedingungen
Globalisierung
Unternehmenskultur
Organisationsstrukturen
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 6
2.1 Kulturelle Herkunft und Identität bestimmen Werte und Normen
Die spezifischen Werthaltungen eines Menschen werden natürlich am
stärksten von seinem direkten Umfeld beeinflußt. So spielen das familiäre
Umfeld, die kulturelle Herkunft usw. für die Herausbildung der Werthaltungen
eine entscheidende Rolle.
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 7
Auswirkungen des kulturellen Umfeldes auf die anerkannten Werte und
Normen am Beispiel Japans
Zur
Verdeutlichung
der
Unterschiede
die
es
hierbei
zwischen
den
verschiedenen Kulturen gibt, wird immer gerne das Beispiel Japan
herangezogen, weil sich damit sehr gut die Unterschiede zu den westlich
geprägten Wertvorstellungen darstellen lassen.
Von Kindheit an wird in Japan der Gemeinschaftssinn, und die starke
Ausrichtung auf die Gruppe anerzogen. Dies gilt sowohl für Schule und Beruf,
als auch für Freizeitaktivitäten. In der Familie und in der Schule lernen die
Kinder die Regeln, nach denen sie ihr ganzes Leben lang spielen müssen,
nämlich absolute Einordnung in die Gruppe und Vermeidung von individuellen
Zügen oder anderen Konfliktauslösern. Das Gruppeninteresse wird stets vor
das eigene Interesse gestellt.
Auf der anderen Seite soll sich jeder in der Gruppe gut aufgehoben fühlen. Es
wird darauf geachtet, daß in der Entscheidungsfindung der Gruppe jedes
Gruppenmitglied berücksichtigt wird. So wird in einem Unternehmen kein
Arbeiter vom Informationsfluß und vom informellen Wissensaustausch
ausgeschlossen. Jedes Gruppenmitglied wird möglichst vollständig in alle
Aktivitäten
einbezogen.
Sowohl
das
Harmonie-
als
auch
das
Konsensbedürfnis sind ein zweischneidiges Schwert: Aus unserer Sicht - und
auch aus der Sicht vieler Japaner - entsteht ein hoher Konformitätsdruck, der
zu viele Freiräume im Menschen versiegen läßt. In Japan überwiegt allerdings
noch bei weitem die Einsicht, daß Motivation und Leistungsbereitschaft von
Menschen die aktiv und interaktiv in der Gruppe arbeiten, wesentlich höher
sind, als wenn dies nicht der Fall wäre.
Japaner schöpfen ihr Selbstwertgefühl aus der frühkindlichen Erfahrung, von
der sozialen Umwelt mit all ihren individuellen Fehlern und Unzulänglichkeiten
angenommen zu sein, und zwar nicht auf Grund persönlicher Leistung,
sondern einfach wegen ihrer Existenz. In der japanischen Gesellschaft erreicht
man Erfolg nicht aufgrund individueller Aggressivität, sondern im Vertrauen
und Schutz der Gruppe. Dies erklärt auch, warum das Sozialverhalten bei
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 8
beruflichen Entscheidungen über das Kriterium „fachliches Können“ gestellt
wird.
Die westliche Kultur zeichnet sich durch Gültigkeit moralischer Normen aus,
die im Christentum wurzeln. Für den Einzelnen ist weniger wichtig wie andere
sein Verhalten beurteilen, selbst wenn es sich dabei um ihn nahestehende
Personen handelt. Hier wird mehr die Kreativität des Einzelnen gefördert.
Entsprechend steht bei der Beurteilung eines Menschen eher die persönliche
Leistung
im
Vordergrund.
Das
wirtschaftliche
Leistungsverhalten
ist
gewissermaßen geprägt von individueller Konkurrenz (was wohl seine
deutlichste Ausprägung in der nordamerikanischen Kultur findet).
Sprichwörter sprechen ihre eigene Sprache
„Wenn zwei sich streiten ...“,
„... freut sich ein Dritter!“
„..werden beide bestraft !“
(Sprichwort bei uns)
(Japanisches Sprichwort)
Quelle: Niels Bergemann Andreas L.J.Sourisseaux: Interkulturelles Management
KELLER (1981) hat die japanische, im Gegensatz zur „anspruchszentrierten“
europäischen Gesellschaft, als verpflichtungszentriert“ bezeichnet und damit
die Konfliktarmut der Japaner erklärt.
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 9
Wert- und Zielkongruenz zwischen Unternehmen und Mitarbeiter
Wenn nun der durch seine individuellen Wertehaltungen geprägte Mensch in
ein Unternehmen eintritt, findet er nicht nur übereinstimmende Werte und
Zielvorstellungen, sondern es gibt eine gemeinsame Schnittmenge.
Werte- und Zielkongruenz zwischen Unternehmen und Mitarbeiter
Betriebliche
Ziele
Persönliche
Ziele
Erreichbare Ziele
Quelle: Simon, USW-Schriften für Führungskräfte Band 17
Voraussetzung für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit und das Erreichen
der Unternehmensziele ist daher Wertkonsens zwischen Unternehmen und
Mitarbeiter. Nur dort, wo sich die individuellen Werte der Mitarbeiter mit der
Philosophie des Unternehmen decken, kann erfolgreich gearbeitet werden.
Damit sind wir nun bei unserem Unternehmen, und wollen uns weitere
Einflußfaktoren ansehen.
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 10
2.2 Wandel des Unternehmensumfeldes
Wertewandel
Schon seit mehreren Jahren vollzieht sich bei uns ein Wertewandel, der sich
auch in der Arbeitswelt niederschlägt.
Um
sich
das
zu
verdeutlichen,
könnte
man
die
Maslowsche
Bedürfnispyramide auf die Arbeitswelt übertragen.
Übertragung der Maslowschen Bedürfnispyramide auf die Arbeitswelt
Selbstverwirklichung
U-Kultur
Soziale Bedürfnisse
Arbeitsklima
Sicherheit
Grundbedürfnisse
Einkommen
Quelle: Simon, Schriften für Führungskräfte Band 17
,Auf der niedrigsten Ebene der Pyramide steht das Einkommen zum Zweck
der Befriedigung von Grundbedürfnissen. Diese Ebene dürfte in den fünfziger
und sechziger Jahren für die Arbeitsplatzwahl bestimmend gewesen sein. Mit
höherem Einkommens- und damit Bedürfnisniveau gewinnen Faktoren wie
Arbeitsplatzsicherheit, Arbeitsplatzklima ...und schließlich Unternehmenskultur
mit dem Ziel der Selbstverwirklichung zunehmend an Gewicht. Zunehmend
werden eine anspruchsvolle Tätigkeit, Kontakte mit anderen Menschen, die
Möglichkeit Ideen zu verwirklichen, Verantwortung, aber auch eine Verkürzung
der Arbeitszeit gewünscht.
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 11
Insbesondere der Führungsnachwuchs verlangt heute mehr als nur ein gutes
Einkommen. In einer Reihe von Untersuchungen die UNIC Bonn an deutschen
Universitäten durchgeführt hat, bestätigt sich dieser Befund durchgängig.
Die
nächste
Abbildung
Führungsnachwuchses,
Freiräume
für
eigene
zeigt
das
am
Faktoren
Ideen,
Beispiel
wie
kooperative
des
kaufmännischen
herausfordernde
Führung
Tätigkeit,
etc.
in
der
Anforderungsskala ganz oben stehen. Merkmalen wie hohem Einkommen,
guten Sozialleistungen, Krisensicherheit
wird hingegen deutlich geringeres
Gewicht zugemessen.
Erwartungen von kaufmännischen Hochschulabsolventen an die zukünftige Tätigkeit
Herausfordernde Tätigkeit
Individuelles Arbeiten
Aus- und Weiterbildung
Führung durch Mitwirkung
Flexible Arbeitszeit
Karriere und Verantwortung
Attraktives Gehalt
Zeit für Freizeit
Sicherheit i.w.S.
Ruf und Ansehen
des Unternehmens
0
20
40
60
80
100
Quelle: UNIC-University Connection GmbH, Bonn
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 12
Strukturwandel
Wir erleben gegenwärtig die Auswirkungen einer fortschreitenden Verlagerung
von Produktions- zu Dienstleistungstätigkeiten. Dienstleistung ist dadurch
gekennzeichnet, daß Leistungserstellung und Absatz simultan stattfinden, d.h.
eine zwischengeschaltete Qualitätskontrolle ausscheidet. Es ist unmöglich,
jedem Kundenberater in einer Bank einen "Qualitätskontrolleur" zur Seite zu
stellen.
Die
Qualitätskontrolle
muß
vielmehr
vorher
per
Ausbildung,
Überzeugung, Motivation in den Mitarbeiter ‘eingebaut’ werden.
Viele neue Tätigkeitsprofile zeichnen sich dadurch aus, daß die Leistung nur
schwer meßbar ist. Als Beispiel seien Forschung und Softwareentwicklung
genannt. Hochqualifizierte Mitarbeiter in solchen Funktionen lassen sich nur
über
Motivation
und
Zielvorgaben,
hingegen
nicht
mit
klassischen
Kontrollmechanismen führen.
Andere Autoren sprechen auch von einer Entwicklung hin zu einer
Informationsgesellschaft. So meinten die Autoren NAISBITT/ABURDENE 1985: „In
der neuen Informationsgesellschaft sind die Schlüsselfaktoren des Erfolgs
Information, Wissen und Kreativität. Es gibt nur eine Stelle wo man diese
Ressourcen findet: Die Mitarbeiter. Das Humankapital gewinnt einen völlig
neuen Stellenwert.
Neben den Entwicklungstendenzen die wir gerade als Wertewandel bzw.
Strukturwandel beschrieben haben, gibt es noch andere grundlegende
Wandlungserscheinungen die weltweit wirken, und die oft auch als
Globalisierung bezeichnet werden.
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 13
2.3 Globalisierung
Bedingt durch die fortschreitende Globalisierung ergeben sich auch neue
Problemfelder. So sind heute zum Beispiel viele Unternehmen in mehreren
Kulturkreisen tätig (global player). Die Einflüsse auf das betreffende
Unternehmen und dessen Mitarbeiter sind also je nach Standort sehr
unterschiedlich. Somit hat man in ein und demselben Unternehmen völlig
verschieden
strukturierte
Mitarbeiter.
Die
Mitarbeiter
in
Siemens-
Niederlassungen in Deutschland, den USA, Japan und der sogenannten
„Dritten Welt“ bedürfen also unterschiedlicher Behandlung, Führung und
Motivation. Während man Mitarbeiter in den USA zu jeder denkbaren Tagesund Jahreszeit beschäftigen kann, muß man in arabischen Ländern Rücksicht
auf religiös bedingte Ruhezeiten nehmen.
Auch die Motivierung der Mitarbeiter muß anders erfolgen, während es in
Deutschland schon (oder noch) um die Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung
geht,
steht
in
anderen
Ländern
noch
die
Bedürfnisbefriedigung
im
Vordergrund. Ist es für Beschäftigte in den USA völlig normal nach dem „hire
and fire“-Prinzip beschäftigt und entlassen
zu werden, stößt dies in
Deutschland noch auf heftigen Widerstand der Gewerkschaften. Kann man
Mitarbeitern in Japan so ziemlich alles abverlangen, da hier die Arbeit und die
Identifikation mit dem Unternehmen einen ganz anderen Stellenwert im Leben
der Menschen einnehmen, ist dies in Deutschland nicht ohne weiteres
möglich, da hier die Arbeit nach wie vor eher als Mittel zum Zweck angesehen
wird.
Dessen ungeachtet wird natürlich auch in Deutschland von Regierung und
Unternehmen, eben mit Verweis auf die fortschreitende Globalisierung und die
sich daraus ergebende stärkere Konkurrenz, versucht, die Menschen an
anderswo herrschende Gepflogenheiten zu gewöhnen. Bislang mit nicht
unerheblichem Erfolg.
In Anlehnung an vorgenannte Punkte ist es für die Unternehmen auch wichtig,
verschiedene Gesetzeslagen in den einzelnen Ländern zu beachten, auch
wenn diese sich allmählich aneinander annähern.
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 14
Die Globalisierung eignet sich, wie schon erwähnt, auch dazu, andere, dem
Unternehmen vorteilhaft erscheinende Zustände einzuführen und ferner mit
der Drohung einer Unternehmensverlegung ins Ausland, Zugeständnisse zu
erzwingen und Mitarbeiter „williger“ zu machen.
Fraglich ist hierbei nur, wo dies enden soll, kann es wirklich sinnvoll sein unter
immer schlechteren, auch krankmachenden Bedingungen zu arbeiten und sich
dafür den dritten Mercedes leisten zu können.
Nun führt die Globalisierung natürlich auch zu positiven Effekten, ohne sie
hätte wohl der Umweltgedanke in den USA nie Einzug gehalten.
Für Mitarbeiter die aufgabenbedingt zwischen den einzelnen Standorten
pendeln wird es, um erfolgreich zu sein, immer wichtiger sich in der jeweiligen
Mentalität zurechtzufinden und diese zunächst einmal anzuerkennen. So
berichtete ein Betriebsleiter einer bekannten Unternehmung mit Niederlassung
in Rußland, wie schockiert er war, daß Termine so gut wie nie eingehalten
würden, und die Mitarbeiter es mit den Arbeitszeiten auch nicht so genau
nähmen. Er hat nun aber nicht versucht, dort Verhaltensweisen wie er sie aus
Deutschland gewohnt war einzuführen, sondern hat den Betriebsablauf den
dortigen Verhaltensweisen angepaßt. Mit Erfolg wie er meint.
Durch Fusionen entstehen neben immer mehr quasi-Monopolen auch
zunehmend
Mischkonzerne
Lebensmittelbetrieb
andere
und
natürlich
Menschen
werden
benötigt
als
in
einem
in
einem
Rüstungsunternehmen. Auch die Außendarstellung eines solchen Konzerns
kann natürlich nicht einheitlich sein.
2.4 Änderungen von Organisationsstrukturen
Die genannten Einflüsse (Wertewandel, Strukturwandel, Globalisierung usw.),
die von außen auf das Unternehmen einwirken erfordern eine Änderung von
Organisationsstrukturen, wenn ein Unternehmen überleben möchte.
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 15
„Die Organisation der Zukunft wird flacher sein als die der Vergangenheit ... .
Die ‘Führung durch Kontrolle’ ... wird von der ‘Führung durch Vertrauen’
abgelöst. Eine solche Führung setzt aber voraus, daß klare Grundwerte und ziele vorgegeben und bekannt sind, aus denen der Untergebene seine
Detailentscheidungen ableiten kann.“ Diese Prognose, die ungefähr 1990
abgegeben wurde, hat sich heute teilweise erfüllt. In vielen Unternehmen
finden wir heute andere Organisationsstrukturen als vor einigen Jahren.
 Schlußfolgerung: Das Verhalten der Organisationsmitglieder muß sich
zwangsläufig ändern, es wächst die Bedeutung von Unternehmenskultur.
2.5
Unternehmenskultur
Begriff Unternehmenskultur
Auf die Frage ‘Was ist Unternehmenskultur?’ kann man in der Literatur viele
verschiedene Anworten finden. Mal wird der Begriff etwas enger gefaßt,
manchmal etwas weiter.
Geht man vom allgemeinen Kulturbegriff aus, dann kann man unter Kultur ein
„Muster von gemeinsamen Wert- und Normvorstellungen verstehen, die über
bestimmte Denk- und Verhaltensmuster die Entscheidungen, Handlungen und
Aktivitäten einer sozialen Gruppe beeinflussen. Diese Kultur wird durch Lernund Sozialisationsprozesse erworben und bewirkt, daß sich soziale Gruppen
voneinander in charakteristischer Weise abheben.
Ein derartiges Kulturverständnis kann auch zur Kennzeichnung der Kultur
einer Unternehmung herangezogen werden. Unter Unternehmenskultur wird
dann eine Grundgesamtheit gemeinsamer Wert- und Normvorstellungen
sowie geteilter Denk- und Verhaltensmuster verstanden, die Entscheidungen,
Handlungen und Aktivitäten der Organisationsmitglieder prägen.
Oder einfacher gesagt,
Unternehmenskultur ist ein von allen Mitarbeitern
anerkanntes und als Verpflichtung angenommenes Werte- und Zielsystem
eines Unternehmens.
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 16
Merkmale von Unternehmenskultur
Merkmale der Kultur sind sowohl die grundlegenden gemeinsamen Wert- und
Normenvorstellungen (Einstellungen zum Kunden, zum Gewinn, zu Kosten,
zur Gesellschaft etc.), als auch die von den Organisationsmitgliedern und der
Unternehmung entwickelten spezifischen Denkmuster und Verhaltensweisen,
die durch bestimmte Symbole verkörpert werden Riten, Rituale, Zeremonien,
Mythen, Sprache).
Nach PETERS/WATERMAN (1983) zeichnet sich die „richtige“ Kultur durch
folgende Merkmale aus:
 Primat des Handelns,
 Nähe zum Kunden,
 Freiraum für Unternehmertum,
 Produktivität durch Menschen,
 sichtbar gelebtes Wertesystem,
 Ausrichtung auf angestammtes Geschäft,
 einfacher/ flexibler Aufbau,
 kombiniert straff-lockere Führung
Gemeinsam, trotz verschiedener Sicht- und Herangehensweise, begegnen
uns immer wieder die gleichen Schlagworte: Mitarbeiter als größtes Vermögen
erkennen, Freiraum zur Entwicklung der Mitarbeiter schaffen, Potentiale der
Mitarbeiter freilegen, gelebtes Wertesystem, Kundenorientierung.
Charakteristisches Merkmal der U-Kultur ist die Orientierung nach innen (im
Gegensatz zu Cultural Identity nach außen wirkt).
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 17
Unternehmenskultur in Deutschland, theoretisch gibt es sie:
Stärke der Ausprägung der Unternehmenskultur differenziert nach dem Leistungsprogramm
m
su
n
Ko
4,8
5,3
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
26,7
13,5
33,7
25
k aum aus geprägt
etw as aus geprägt
68
61,5
r
te
gü
st
ve
In
i
er
üt
g
ns
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s tark aus geprägt
61,5
st
en
i
D
is
le
n
ge
n
tu
Quelle : USW-Schriften für Führungskräfte Band 17 (S.48)
Die
Abbildung
Unternehmenskultur
zeigt
im
eine
unterschiedliche
Konsumgüter-,
Ausprägung
Investitionsgüter-
der
und
Dienstleistungsbereich. Die Zahlen stammen aus einer repräsentativen
Umfrage in Zusammenarbeit mit dem EMNIT-Institut Bielefeld.
Befragt wurden Führungskräfte aus 201 Unternehmen.
Mit dem „Proklamieren“ einer Unternehmenskultur ist es aber nicht
getan
Ein Problem in diesem Zusammenhang, ist das Mißverhältnis zwischen
Anspruch und Wirklichkeit. Verschiedene Autoren verweisen immer wieder
darauf, daß oftmals Ziele und Wertvorstellungen umfangreich schriftlich fixiert
sind, aber allzuoft nur eine Alibifunktion erfüllen und ohne Auswirkungen auf
das Verhalten von Mitarbeitern bleiben.
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 18
Unternehmenskultur in Amerika und Deutschland
Eine Untersuchung in Deutschland und den USA beschäftigte sich mit
folgenden Fragen:
 Welche
globalen
Unternehmensziele
verfolgen
deutsche
und
amerikanische Unternehmen?
 Welche grundlegenden kulturellen Normen gibt es in deutschen
beziehungsweise amerikanischen Unternehmen?
 Gibt es typisch deutsche, beziehungsweise typisch amerikanische
Merkmale der Unternehmenskultur?
Das Ergebnis der Untersuchung machte folgendes deutlich:
 Die Zielorientierung deutscher Unternehmen erscheint differenzierter:
Es werden mehr Kategorien angesprochen.
 Die Zielorientierung amerikanischer Unternehmen ist vergleichsweise
einseitig ausgerichtet: ausgeprägte Konzentration auf ökonomische
Ziele.
 Deutsche Unternehmen scheinen insgesamt längerfristig orientiert.
Das drückt sich nicht nur darin aus, daß potentiell relevante
Interessengruppen
stärker
berücksichtigt
werden:
Überleben,
Existenzsicherung oder Erhalt des Unternehmens über Generationen
werden sogar ausdrücklich als oberster Zweck der Aktivitäten
genannt. Solche Äußerungen gab es bei USA-Managern nicht.
Im Vergleich der Unternehmenskulturellen Normen zeigen sich qualitativ wie
quantitativ unterschiedliche Trends:
 Bei den befragten deutschen Unternehmen kristallisierten sich
durchschnittlich zehn kulturprägende Normen pro Unternehmen
heraus.
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 19
 In den USA waren es jeweils zwischen drei und sieben, also deutlich
weniger.
Die Unterschiede bei Zielkategorien und Normen resultieren aus anders
differenzierten Werten deutscher und amerikanischer Firmen.
„Typisch“ deutsche beziehungsweise amerikanische Wertfärbungen lassen
sich in folgenden grundlegende Verhaltensregeln erkennen:
Deutschland
USA
 Teamgeist
 offene Kommunikation
 Kooperation
 unternehmerisches
Handeln
Denken
 Zusammenspiel
 Betonen eines positiven Klimas
 gegenseitige Achtung
(„Gut drauf“-Gesllschaft)
2.6 Schlußfolgerungen aus dem bisher gesagten
Wenn eine Organisation langfristig erfolgreich sein will, muß sie viele
Einflußgrößen beachten.
Eine Organisation muß kulturspezifische Wert- und Einstellungssysteme
berücksichtigen, sie muß Unterschiede zwischen verschiedenen Kulturkreisen
anerkennen.
Will
sie
langfristig
erfolgreich
sein,
muß
sie
überdies
Wandlungstendenzen innerhalb einer kulturellen Einheit beachten. Einer
Organisation stehen vielfältige Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Viele
davon dienen dazu, die Anpassung des Einzelnen an die dominanten
Strukturen innerhalb der ursprünglichen Organisation zu begünstigen. So kann
das japanische Unternehmen nur jene einstellen, die bereit sind, sich an seine
und
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 20
Strukturen anzupassen. Aber auch eine Anpassung oder ein Wandel der
herkömmlichen
Strukturen
der
Organisation
an
die
jeweiligen
gesellschaftlichen oder kulturellen Gegebenheiten oder Wandlungsprozesse
ist denkbar, in Zukunft möglicherweise unverzichtbar.
Offensichtlich gibt es auch einen starken Zusammenhang zwischen den vorgelebten
Werten der Unternehmensführung und dem Verhalten der Mitarbeiter, damit möchte
ich zu den nächsten Schwerpunkten ‘Das Verhalten und seine Bedingungen’ und
‘Der Charakter einer Organisation’ überleiten.
3 Das Verhalten und seine Bedingungen
Wie bisher zu sehen, wird das Verhalten von Individuen von vielen Faktoren
beeinflußt. Die folgende Abbildung zeigt vier zentrale Einflußfaktoren.
Soziales Dürfen
Individuelles
und Sollen
Wollen
Verhalten
Situative
Persönliches
Ermöglichung
Können
Abbildung 1: Verhalten und seine Bedingungen (nach Spieß, 1999, Seite 14)
Das „soziale Dürfen und Sollen“ beinhaltet die Normen und Regeln, nach denen sich
das Individuum richten muß. Mit der „situativen Ermöglichung“ sind die äußeren
Umstände gemeint, die das ein bestimmtes Verhalten erlauben oder verhindern.
Diese beiden Faktoren bieten demnach den Rahmen, innerhalb dem ein Individuum
agieren kann. Auf der anderen Seite wird das Verhalten auch vom Menschen selbst
beeinflußt. Dazu zählt zum ersten das „individuelle Wollen“, welches sich in Motiven
und Werten ausdrückt. Als vierten Determinante ist das „persönliche Können“ zu
nennen. Es umfaßt die Fähigkeiten und Fertigkeiten des Individuums.
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 22
4 Der Charakter einer Organisation
4.1 Definition
Der Charakter einer Organisation wird durch ihre geistige Orientierung bestimmt. Vier
Ideologien (Führungsphilosophien) definieren, wie sich die Interessen einer
Organisation mit denen ihrer Mitglieder vereinbaren lassen. Die Ideologie beeinflußt
das Verhalten der Organisationsmitglieder, ihre Fähigkeit, deren Wünsche und
Bedürfnisse zu erfüllen. Zudem legen sie fest, wie die Organisation in der Lage ist,
mit ihrer Umwelt fertig zu werden.
Eine Organisationsideologie enthält die logische Grundlage der positiven und
negativen
Anordnungen.
Dieses
Grundprinzip
erklärt
das
Verhalten
der
Organisationsmitglieder, aber auch die Funktionsweise der Umwelt. Dies geschieht
dadurch, daß es den Mitgliedern klarmacht, welches Verhalten sie von anderen
Menschen und Organisationssystemen erwarten können.
Unter den Mitgliedern von Organisationen gehen Vorstellungen über das, was ist und
das, was sein sollte in einander über. Sie sind konsistent oder werden zumindest so
dargestellt.
4.2 Funktionen
Eine Organisationsideologie bietet Antworten auf folgende Fragen:
 Auf welche Ziele ist die Organisation ausgerichtet?
 Anhand welcher Werte wird ihr Erfolg und ihr Wert gemessen?
 Welche Beziehung bestehen zwischen der Organisation und ihren Mitgliedern?
Was darf die Organisation von ihren Mitgliedern erwarten, was die Mitglieder von
der Organisation?
 Welches Verhalten wird wie kontrolliert?
 Welche Qualitäten und Verhaltensweisen der Mitglieder werden von der
Organisation gebilligt?
 Welche Methoden werden im Umgang mit der Umwelt angewendet?
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 23
4.3 Ausprägungen
4.3.1 Machtorientierung
Die machtorientierte Organisation versucht, ihre Umgebung zu beherrschen. Dabei
ist sie nicht gewillt, sich anderen Organisation bzw. Regeln unterzuordnen. Solch
eine Organisation handelt wettbewerbsorientiert. Sie beutet bei ihrem Bestreben, ihre
Macht zu vergrößern, andere (meist schwächere) Organisationen aus.
In die machtorientierte Organisation sind interne Kontrolle und Integration fest
eingefügt. Sie bringt sehr viel Energie auf, um ihre Mitglieder zu kontrollieren und
einzuschüchtern. Wenn die Organisation zu groß wird, wird dieses Kontrollsystem
leicht unübersichtlich und kann zusammenbrechen.
Bei alledem fällt es der machtorientierten Organisation schwer, entsprechend schnell
und flexibel zu reagieren. Sie hat Probleme damit, Informationen effektiv zu
verarbeiten. Dies liegt zum Teil daran, daß Entscheidungen an der Spitze getroffen
werden. Auf dem Weg dorthin durchlaufen die Informationen viele Stationen und
werden dabei verzerrt oder verfälscht. Auch wenn die Organisation Probleme bei
komplexen Sachverhalten hat, kann ihre Struktur sehr effektiv bei schnellen
Entscheidungen und deren Durchsetzung unter riskanten Umweltbedingungen sein.
Die machtorientierte Organisation bietet aggressiven Menschen die Möglichkeit, sich
bis zur Spitze hochzukämpfen. Hat er eine Position inne, die ihm die Ausübung
seiner Macht ermöglicht, so unterdrückt und kontrolliert er seine Untergebenen. Dem
normalen Durchschnittsmenschen kann sie allerdings kaum Sicherheit bieten.
4.3.2 Rollenorientierung
Im Gegensatz dazu ist die rollenorientierte Organisation auf legales, legitimes und
verantwortliches Handeln bedacht. Dazu versucht sie, rational und geregelt
vorzugehen. Konkurrenzkämpfe und Konflikte innerhalb der Organisation, aber auch
zwischen Organisationen, werden durch Verträge, Regeln und Verfahrensordnungen
beigelegt oder gar vermieden. Rechte und Privilegien werden definiert und sind von
allen Organisationsmitgliedern zu beachten. Hierarchie und Status spielen keine so
bedeutende Rolle wie in einer machtorientierten Organisation. Erstrebenswert sind
Stabilität, Konventionalität und Kompetenz.
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 24
Durch die vielen Regeln und Definition in der Rollenorientierung, ist das Verhalten in
einer solchen Organisation leicht vorhersagbar. Die korrekte, den Vorgaben
entsprechende Reaktion gilt gegenüber der effektiven als besser.
In der rollenorientierten Organisation versucht man, mit Rationalisierung und
Vereinfachung gegen die Schwierigkeiten der Überwachung komplexer Aufgaben
anzukämpfen. Aufteilung einzelner Tätigkeiten in kleine Elemente, Aufstellen von
Regeln und Überwachen der Leistungen schreiben jeden Schritt vor. Bei
Veränderungen besteht deshalb die Gefahr, daß die Mitglieder ihr Verhalten nicht
anpassen. Sie fahren weiter wie gewohnt fort, auch wenn das Vorgehen uneffektiv
geworden ist.
4.3.3 Aufgabenorientierung
Die aufgabenorientierte Organisation ist auf ein übergeordnetes Ziel ausgerichtet.
Faktoren, die die Erfüllung dieser Aufgabe behindern, werden beseitigt, egal ob es
sich dabei um Autorität, Regeln oder Verordnung handelt. Die aufgabenorientierte
Organisation ist nicht an Autorität, Gewohnheiten oder Ordnungen gebunden.
Autorität wird nur auf der Grundlage von Kenntnissen und Kompetenz akzeptiert. Die
Organisation
ist
gemäß
den
Anforderungen
der
Aufgabe
strukturiert.
Zusammenarbeit wird angestrebt, wenn sie für die Erreichung des Zieles notwendig
oder nützlich ist.
Die aufgabenorientierte Organisation wird auch mit einer komplexen, sich ändernden
Umgebung fertig. Sie hat im Vergleich zur macht- oder rollenorientierten
Organisationen kürze Kommunikationskanäle durch eine dezentrale Kontrolle.
Dadurch werden Zeitverluste minimiert. Zudem werden Informationen weniger
verzerrt oder abgeschwächt. Um auf Änderungen flexibel reagieren zu können,
werden zeitweise Projektgruppen mit den notwendigen Fähigkeiten gebildet. Daraus
ergibt sich eine variable Organisationsstruktur.
Die aufgabenorientierte Organisation sorgt dafür, daß alle Mitglieder, unabhängig
von ihrer Position, ihre Aktionen unterstützen. Aber auch sie beutet den einzelnen
aus. Sie verwendet sein Wissen und seine Fähigkeiten, solange sie von Nutzen sind.
Werden sie nicht mehr benötigt, so soll das Mitglied sich ohne Protest
verabschieden. Status und Anerkennung in der Organisation hängen vom Beitrag zur
Erledigung der Aufgabe ab. Eine Veränderung der Probleme kann mit finanziellen
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 25
Einbußen und abnehmender Zufriedenheit für den Betroffenen führen. Die Mitglieder
werden von der Organisation als Instrumente für „höhere“ Ziele eingesetzt.
4.3.4 Personenorientierung
Bei der personenorientierten Ideologie dient die Organisation ihrem Mitglied als Mittel
zur Bedürfnisbefriedigung. Wenn das Mitglied keine Möglichkeit mehr sieht, in der
Organisation seinen eigenen Interessen nachzugehen, wird sie für ihn entbehrlich
und er tritt aus.
Autorität wird nur selten auf Grundlage der Eignung für eine bestimmte Aufgabe
zeitweilig verliehen. Rollen innerhalb der Organisation werden nach persönlichen
Vorlieben übertragen. Dabei wird auch das Bedürfnis des Einzelnen nach Bildung
und Weiterentwicklung berücksichtigt. Langweilige und unangenehme Aufgaben
werden gleichmäßig verteilt.
Entscheidungen werden mit dem Einverständnis der anderen Mitglieder getroffen.
Dabei wird nicht erwartet, daß ein Beteiligter entgegen seinen Zielen und Werten
handelt.
Die personenorientierte Organisation ist geeignet, mit komplexen Sachverhalten und
Veränderungen fertig zu werden. Sie hat eine geschmeidige Struktur mit kurzen
Kommunikations- und Kontrollwegen. Alle Mitglieder mit dem Herzen bei der Sache.
Sie sorgen nicht nur für ihr eigenes Wohlergehen, sondern auch für das Wohl der
anderen Mitglieder.
Bei der personenorientierten Ideologie wird die Arbeitsumgebung an die Bedürfnisse
und Motivation des einzelnen angepaßt. Das Mitglied muß unabhängig und aus sich
selbst heraus motiviert sein. Die personenorientierte Organisation bietet ihm dafür
den Raum für Selbstverwirklichung.
4.4 Zusammenfassung
Organisationsideologien bestimmen den Charakter einer Organisation. Sie legen
fest, wie sich die Organisation gegenüber der Umwelt und gegenüber ihren
Mitgliedern
verhält.
Unterdrückung
von
gekennzeichnet
durch
Machtorientierung
Untergebenen.
Regeln
und
steht
Die
für
Marktbeherrschung
rollenorientierte
Verordnungen.
Die
Organisation
und
ist
aufgabenorientierte
Organisation betrachtet ihre Mitglieder als Instrumente, um ein höheres Ziel zu
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 26
erreichen. Dagegen wird die personenorientierte Organisation wird von ihren
Mitgliedern als „Werkzeug“ benutzt, um die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.
Für die meisten Organisationen paßt jedoch keine der vier Ideologien perfekt. Die
„ideale“ Ideologie würde etwas machtorientiert sein, um mit der Konkurrenz fertig zu
werden. Für Stabilität und interne Integration ist ein bißchen Rollenorientierung nötig.
Aufgabenorientierung gewährleistet die Lösung von Problemen und die rasche
Anpassung an Veränderungen. Ein Teil Personenorientierung wäre nötig, um Fragen
neuer Mitarbeiter beantworten zu können. (die wissen wollen, warum sie sich auf
etwas einlassen sollen, wenn ihre Bedürfnisse nicht erfüllt werden)
5 Typologien von Menschenbildern
5.1 Definition
Menschenbilder stellen komplexe kognitive Merkmale dar. Sie dienen „der Analyse
und Beeinflussung menschlichen Handelns in Organisationen“ (Spieß, 1999, Seite
25) „Die Gesamtheit der Annahmen einer Theorie über den Menschen in
Organisationen wird als Menschenbild bezeichnet. In der Praxis beschreiben
Menschenbilder die Auffassungen eines Vorgesetzten über den Geführten und
umgekehrt.“ (Spieß, 1999, Seite 25)
Je nach Schwerpunkt ergeben sich verschiedene Einteilungen. Im folgenden werden
Anpassung
an
eine
bestehende
Organisation
(Anpassungstypologien),
die
Einstellung zur Arbeit (Berufstypologien) sowie organisationelle Menschenbilder
vorgestellt.
5.2 Anpassungstypologien
Ausgehend von der Annahme eines passiven Individuums erscheint die Reaktion auf
Autorität als entscheidende Variable bei der Anpassung der Organisation.
So läßt sich als erstes der sogenannte „Aufsteiger“ identifizieren. Er ist
machtorientiert und statusbewußt. Sein Ziel ist die Bewährung in bürokratischen
Situationen.
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 27
Der „indifferente Typ“ ist gegenüber der Organisation gleichgültig. Er sieht in der
Arbeit ein Mittel zur Bedürfnisbefriedigung. Seine Bedürfnisse sind dabei außerhalb
der Arbeit angesiedelt.
Die dritte Typologie ist die des „Ambivalenten“. In der Psychologie bedeutet
Ambivalenz das Streben in 2 entgegengesetzte Richtung. Dementsprechend sucht
der ambivalente Mensch den Erfolg. Er ist aber andererseits nicht bereit, den Preis
dafür zu zahlen.
5.3 Berufstypologien
Der „karriereorientierte“ Mensch ist positiv zu Arbeit eingestellt. Er ist zu
außergewöhnlichen Engagement bereit. Sein zentrales Ziel ist dabei sein beruflicher
Aufstieg.
Dagegen bedeutet „Freizeitorientierung“, daß „die berufliche Arbeit als Mittel zum
Zweck wahrgenommen wird.“ (Spieß, 1996, Seite 153) Demnach kommt der Freizeit,
also der Zeit außerhalb der beruflichen Tätigkeit, die größte Bedeutung bei.
Als Kombination von diesen beiden Typologien gilt dar „flexibel orientierte Mensch“.
Er ist dazu bereit, sich beruflich zu engagieren. Voraussetzung dafür ist aber, daß er
seine eigenen Ziele nicht vernachlässigen muß. Ihm ist eine Reduzierung seiner
Arbeitszeit wichtiger als eine Gehaltserhöhung.
5.4 Organisationelle Menschenbilder
Hier wird zwischen „rational-economic man“, „social man“, „self-actualizing man“ und
„complex man“ unterschieden. Jedes dieser Menschenbilder hat unterschiedliche
Bedürfnisse und muß anders motiviert werden. Welche Typologie welche Strategie
des Managements zur Folge hat, ist in der folgenden Tabelle dargestellt:
TYPOLOGIE VON
BESCHREIBUNG
MENSCHENBILDERN
MANAGEMENT- UND
ORGANISATIONSSTRATEGIEN
rational-economic
motiviert durch
Klassische Managementfunktionen, wie
man
äußere Anreize
Planen, Motivieren, Kontrollieren
passiv
Mittelpunkt ist Effizienz
Organizational Behavior und Cultural Identity
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rational
social man
motiviert durch
Aufbau und Forderung von Gruppen
soziale Bedürfnisse
self-actualizing man
soziale Anerkennung
Bedürfnisse
Motivation durch die von einer Aufgabe
hierarchisch geordnet ausgehenden Anreize
Ziel ist Autonomie
Mitbestimmung am Arbeitsplatz
Manager fördern und kontrollieren nicht
complex man
äußert wandlungs-
Manager sind Diagnostiker, die
und lernfähig
Verhalten situationsgemäß variieren
Abbildung 2: organisationelle Menschenbilder (nach Spieß, 1999, Seite 26)
Der passive und rational veranlagte „rational-economic man“ wird hauptsächlich
durch äußere Anreize motiviert. Im Gegensatz dazu wird der „social man“ durch
soziale Bedürfnisse motiviert. Der „self-actualizing man“ versucht, Autonomie zu
erreichen. Seine Bedürfnisse sind hierarchisch geordnet. Der „complex man“ ist
äußerst lern- und wandlungsfähig.
Abhängig
von
der
Organisationsstrategien
jeweiligen
Typologie
erforderlich.
So
sind
sind
andere
beim
Management-
„rational-economic
und
man“
klassische Managementfunktionen angebracht. Dazu zählen Planung, Kontrolle,
Motivation. Dem „social man“ entspricht dem Aufbau und der Förderung von
Gruppen und soziale Anerkennung. Der „self-actualizing man“ kann durch die
Anreize einer Aufgabe motiviert werden. Beim „complex man“ beurteilen die Manager
die aktuelle Situation und variieren das Verhalten entsprechend.
5.5 Zusammenfassung
Um das menschliche Verhalten analysieren und gezielt beeinflussen zu können, wird
dieses
anhand
von
Menschenbildern
klassifiziert.
Durch
Betrachtungsweisen werden wechselnde Aspekte berücksichtigt.
unterschiedliche
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 29
6 Einstieg und Eingliederung
Die Beziehung zwischen dem einzelnen Individuum und der Organisationen
funktioniert häufig nicht immer reibungslos, sondern wird häufig von Konflikte
begleitet. In der heutigen Zeit möchten viele Menschen ihre eigene Situation
kontrollieren. Sie streben nach persönlicher Unabhängigkeit. Viele Organisationen
dagegen verfügen über eine „hierarchische Befehlskette“ und sind „durch das Prinzip
der Arbeitsspezialisierung [...] gekennzeichnet“. (Spieß, 1996, Seite 152) Um
Konfliktsituationen zu vermeiden, muß der Einzelne seinen Anspruch auf Autonomie
einschränken und Fremdkontrolle dulden. Wer dennoch auf Selbstverwirklichung
besteht, muß sich eine Organisation suchen, die weniger formalisiert ist. Dazu zählen
vor allem personenorientierte Organisationen.
6.1 Selektion
Personen mit bestimmten Menschenbildern bevorzugen also dementsprechende
Organisationen. Umgekehrt akzeptieren Organisationen nicht jedes Individuum als
Mitglied. Die Theorie des „Person-Environment-Fit“ fordert die „Übereinstimmung der
Person und ihrer Arbeitsumgebung“. (Spieß, 1999, Seite 28) Das heißt, die Ziele und
Anforderungen der Organisation sollen erfüllt werden. Ebenso ist eine Über- bzw.
Unterforderung der Person zu vermeiden.
Diese Auswahl wird als Selektion bezeichnet. Selektion kann in Selbst- und
Fremdselektion unterschieden werden.
6.1.1 Selbstselektion
Mit Selbstselektion wird der Prozeß bezeichnet, der die individuellen Tätigkeiten von
der Stellensuche bis zum Vorstellungsgespräch umfaßt. Dieser kann sich über einen
langen Zeitraum erstrecken. Dabei werden alle bisherigen Erfahrungen am
Arbeitsmarkt und erste Kontakte mit Organisationen berücksichtigt. Das Vorgehen
bei der Selbstselektion kann in mehrere Phasen eingeteilt werden. Zunächst werden
Idealvorstellungen vom Beruf entwickelt. Ist sich der Bewerber darüber im klaren, so
beginnt er, die Suche zu planen. Anschließend beginnt die eigentliche Suche und die
Auswahl der Organisationen. Der Prozeß wird mit der Bestätigung der Entscheidung
und der Bindung an die Organisation abgeschlossen.
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 30
Bei der Selbstselektion werden neben rationalen Gedanken auch Gefühle und
irrationale Elemente einbezogen. So wird zum Beispiel dem Unternehmensimage
eine hohe Bedeutung beigemessen.
6.1.2 Fremdselektion
Die Auswahl des passenden Bewerbers durch die Organisation wird als
Fremdselektion bezeichnet. Dabei stehen mehrere diagnostische Verfahren zur
Auswahl.
Dazu
zählen
beispielsweise
Auswahlgespräche,
Fragebögen,
Arbeitsproben und Assessment Center.
6.2 Sozialisation
Die Sozialisation umfaßt den Prozeß der Eingliederung eines Individuums in eine
Organisation.
Haben sich Individuum und Organisation füreinander entschieden, tritt die Person in
die Organisation ein. Jetzt beginnt für sie ein Lernprozeß. Sie wird mit den Werten
und Vorstellungen der Organisation vertraut gemacht.
Der Sozialisationsprozeß läßt sich in drei Phasen unterteilen. Die Voreintrittsphase
entspricht im wesentlichen der bereits erläuterten Selektion. An sie schließt sich die
Eintrittsphase an. Der Neuling wird getestet, ob er zur Organisation paßt. Der
Anfänger versucht, sich zurechtzufinden und von den „älteren“ Mitgliedern akzeptiert
zu werden. Diese Zeit hat Einfluß auf seine weitere Bindung an die Organisation. Sie
kann sogar seine gesamte berufliche Entwicklung beeinflussen. Wichtig ist die
soziale Unterstützung von seinen Kollegen. So ist zu vermeiden, daß der neue
Mitarbeiter fachlich unter- oder überfordert wird. In der Phase der Metamorphose
übernimmt die Person die vorherrschenden Werte und Einstellungen des
Unternehmens. Damit wird der Neuling zum „Vollmitglied“.
6.3 Zusammenfassung
Um Konflikte in Organisationen zu vermeiden, müssen Individuum und Organisation
zueinander passen. Dazu wird von beiden Seiten ein umfangreicher Auswahlprozeß
durchlaufen. Stimmen die Vorstellungen mit der Realität überein, wird der Bewerber
zum Organisationsmitglied. Im Laufe der Zeit lernt er die Werte und Vorstellungen
der Organisation kennen und paßt sich an.
Organizational Behavior und Cultural Identity
Seite 31
7 Formen der Interaktion
Unter Interaktion wird allgemein die Wechselbeziehung zwischen Personen und
Personengruppen bezeichnet. Zu unterscheiden sind Kooperation, Konflikt und
Konkurrenz.
7.1 Kooperation
Kooperation ist das „Tätigsein von zwei oder mehr Individuen, die bewußt, planvoll,
aufeinander abgestimmt die Zielerreichung eines jeden beteiligten Individuums in
gleichem Maße gewährleistet“. (Spieß, 1996, Seite 11) An einer Kooperation nehmen
stets andere Parteien teil. Dabei ist es wichtig, daß sich alle Beteiligten untereinander
abstimmen.
Je geringer der Unterschied zwischen individuellen und gemeinschaftlichen Zielen
wird, desto mehr wächst die Bereitschaft zu kooperieren.
Damit Kooperation entstehen kann, müssen alle Beteiligten eine gewisse
Entscheidungs- und Handlungsfreiheit besitzen. Sie müssen erkennen, daß sie von
der anderen Partei abhängig sind. Sie müssen begreifen, daß sie selbst zur
Kooperation bereit sein müssen, soll der potentielle Partner kooperieren.
„Zusammenarbeit ist nur zwischen solchen Menschen möglich, die sich als
gleichrangig empfinden.“ (Spieß, 1996, Seite 16) Dem anderen müssen gleichwertige
Vorschläge zugetraut und gleiche Rechte zugestanden werden
Kooperatives Verhalten kann durch das Vermitteln von Wissen, Appelle an die
soziale Verantwortung und das Schaffen von Vertrauen gefördert werden.
7.2 Konflikt
Ein Konflikt besteht, wenn zwei oder mehrere Parteien versuchen, ihre sich
widersprechenden Ziele zu verwirklichen. Es gibt intra- und interindividuelle Konflikte.
Intraindividuelle
Konflikte
sind
sogenannte
innere
Konflikte.
Interindiviuellen
Konflikten entstehen durch Interaktion.
Man kann Konflikte auch nach der vorliegenden Handlungsweise in Organisationen
unterscheiden. So ist der Bewertungskonflikt zu finden, bei dem im Mittelpunkt steht,
welches
Ziel
als
wichtig
empfunden
wird.
Des
weiteren
gibt
es
den
Beurteilungskonflikt. Hierbei streiten sich die Parteien um die Art und Weise, wir ein
Organizational Behavior und Cultural Identity
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bestimmtes Ziel erreicht wird. Die Ressourcen sind beim Verteilungskonflikt der
Streitpunkt. Ein Beziehungskonflikt entsteht, wenn sich eine Partei vernachlässigt
fühlt.
7.3 Konkurrenz
„Konkurrenz bedeutet, daß zwischen zwei Parteien eine entgegengesetzte
Wechselwirkung besteht, d.h., eine Partei kann nur auf Kosten der anderen ihr Ziel
erreichen.“ (Spieß, 1996, Seite 17) Konkurrenz in eine Form des indirekten Kampfes.
Der Rivale wird nicht unmittelbar geschädigt. Vielmehr wird er bei der Durchsetzung
seines Ziels behindert.
7.4 Zusammenfassung
Konkurrenz und Kooperation gelten als gegensätzliche Formen der Interaktion.
Gesellschaftlich gilt kooperatives Handeln als positiv, während Konkurrenz als
negativ angesehen wird.
Im Unterschied zur Konkurrenz, bei der entgegengesetzte Zielrichtungen verfolgt
werden, treffen beim Konflikt unvereinbare Handlungstendenzen aufeinander.
Auf Konflikte trifft man sowohl in kooperativen als auch in konkurrierenden
Situationen. Bei der Kooperation beziehen sie sich auf die Beurteilen, ob eine
Handlung notwendig ist, um ein Ziel zu erreichen. Bei der Konkurrenz tritt sie auf,
weil sich die Beteiligten über die Ziele an sich uneinig sind.
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8 Literaturverzeichnis
 Spieß, Erika/ Winterstein, Hans: Verhalten in Organisationen: eine Einführung.
Stuttgart; Berlin; Köln: Kohlhammer, 1999
 Spieß, Erika: Kooperatives Handeln in Organisationen. München; Mering:
Hampp, 1996
 Harrison, Roger: Führungsphilosophie und Unternehmenscharakter. In Harvard
Business Manager: Unternehmensethik; Bd. 1. (S. 34 – 43). Hamburg: Manager
Magazin Verlagsgesellschaft, 1982
 Hermann Simon (1990): Herausforderung Unternehmenskultur; USW-Schriften
für Führungskräfte Band 17, Schäfer Verlag.
 Lilly Beerman & Martin Stengel: Werte im interkulturellen Vergleich. In: Niel
Bergemann, Andreas L., J.
Sourisseaux (Hrsg) : Interkulturelles Mangement,
Heidelberg: Physika Verlag (1996), S.11-33.
 Gerd J. Adami (1994): Arbeitskultur und Wirtschaftserfolg in Japan; Lean
Production II, Schriftenreihe des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft.
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