05.Sonntag im Jahreskreis/A/Evangelium01 Liebe Mitchristen! Jeder von uns hat so seine kleinen und großen Schwächen. Eine von diesen Schwächen besteht sicherlich auch darin, daß es uns nicht gerade unsympatisch ist, wenn uns von Zeit zu Zeit einmal ein Kompliment gemacht wird. Komplimente sind die Streicheleinheiten des Lebens, sie kosten nichts, machen Freude und letztendlich gerade sie so etwas wie ein Lichtblick oder das Salz in der Suppe. Wir fühlen uns geschmeichelt und es tut uns gut, wenn andere wohlwollende Bemerkungen machen. Freilich, es ist auch immer die Gefahr dabei, daß Komplimente ausarten zu Lobeshymnen, die weit von der Realität entfernt sind. Da heißt es dann aufpassen und rechtzeitig einen Riegel vor die eigene Eitelkeit schieben, denn allzu leicht heben wir vom Boden ab, wird unser Blick für die Wirklichkeit verschleiert. Komplimente sind also eine oftmals zweischneidige Sache und ihr Echtheitsgrad wird nicht zuletzt davon bestimmt wieviel Vertrauen ich zu der Person habe, die mir das Kompliment gemacht hat. Über diesen Punkt des Vertrauens freilich brauchen wir keinerlei Zweifel zu hegen, wenn das Kompliment, wie eben gehört, von Jesus Christus selbst kommt. Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt, sagt er und meint damit alle, die an ihn glauben. Jesus spricht diese Worte nicht als Forderung an uns aus, er meint sie so, wie er sagt; kein Befehl, sondern eine Tatsache. Damit drückt er zum einen den Wert und die Nützlichkeit des Menschen aus, zum andern heißt er uns Christen das zu sein, worauf er selber Anspruch erhob: Ich bin das Licht der Welt, so lauten Jesu eigene Worte im Johannesevangelium. Salz und Licht sind lebensnotwendige Dinge, ohne sie ist kein Stoffwechsel möglich, ohne sie ist an ein Überleben nicht zu denken. Wohl mit Bedacht hat darum Jesus gerade diese beiden Worte verwandt, um uns damit klar zu machen, welche Stellung wir als Christen in dieser Welt einnehmen: wir sind lebensnotwendig für diese Welt. Das soll uns nun sicherlich nicht hochmütig werden lassen. Wir wissen: Jesus stärkt uns immer wieder sozusagen den Rücken, er steht uns bei und was immer wir tun: er hilft uns unsere Fähigkeiten zu erkennen und sie für die Mitmenschen fruchtbar zu machen. In uns stecken viele Möglichkeiten, sich für die Sache Jesu einzusetzen. Doch wir sind oft gehemmt, entweder weil wir uns selbst zu wenig zutrauen oder weil wir befürchten uns lächerlich zu machen. Das aber sind nur Oberflächlichkeiten, die ihre hemmende Wirkung verlieren können, wenn wir uns wirklich einmal auf Jesu einlassen. Liebe Mitchristen, Entdeckungen kann nur machen, wer bereit ist sich auf Neuland zu begeben. Eine christliche Gemeinde wie die unsere lebt davon, daß Menschen den Mut haben, sich als Getaufte und Gefirmte einzusetzen und als "Salz der Erde" und "Licht der Welt" etwas zu wagen. Wer sich seiner gottgeschenkten Fähigkeiten bewußt ist und sich zutraut sie einzubringen, der ist originell, oder um mit den Worten Jesu zu sprechen: der ist würzig wie Salz, der ist ein Licht für die anderen ohne, daß er daraus persönliche Vorteile zu ziehen sucht. Für uns alle gilt: Jeder von uns hat vor Gott seinen eigenen Namen, seine eigene Bedeutung. Jeder kann von sich sagen: Ich bin gottgewollt - ich bin wer! Warum also sollten wir nicht den Mut haben selbständig und selbstbewußt aufzutreten? Warum sollten wir nicht Farbe bekennen, einen Standpunkt beziehen, wo es notwendig erscheint? Warum sollten wir nicht unsere eigene Meinung haben, auch wenn es eine Meinung ist, die unsere gottferne Welt nicht versteht und überhaupt nicht hören will? Ich bin ein Christ - ich bin wer! Ich brauche mein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen! Liebe Mitchristen, Licht der Welt, Salz der Erde sein: Die Jünger haben sich damals diese Worte Jesu nicht nur zu Herzen genommen, sondern sie als einen kostbaren Schatz weitergegeben. Und Jünger Jesu - das sind wir auch! Amen 05.Sonntag im Jahreskreis/A/Evangelium02 Liebe Mitchristen! Wir Katholiken sind immer wieder überrascht, wenn wir feststellen, mit welcher Ausdauer und Zielstrebigkeit andere Glaubensgemeinschaften für ihren Glauben eintreten: Die Zeugen Jehovas sind da ein gutes Beispiel. Stundenlang stehen sie an wichtigen Plätzen und bieten ihre Zeitschriften an; sie scheuen sich auch nicht bei Hausbesuchen die Bewohner offen und frei mit ihrer Überzeugung bekannt zu machen. Das verunsichert uns häufig, denn insgeheim bewundern wir wohl diesen Mut. Und aus dieser Verunsicherung, vielleicht auch teilweisen Beschämung heraus, machen wir dann auch so manche abfällige Bemerkung. Und wir sind schlußendlich froh darüber, daß wir ein derart öffentliches Bekenntnis offenbar nicht abzulegen brauchen. Ob wir da mit unserer Meinung richtig liegen, ist die Frage. Denn Jesus äußert sich eigentlich unmißverständlich darüber, was wir als Christen sein sollen: Salz der Erde und Licht der Welt! Wir alle wissen, was damit gemeint ist, doch wir tun uns schwer dies auch in die Tat umzusetzen. Salz ist heute nicht mehr so wichtig wie in früheren Zeiten, wo es oft von weither transportiert werden mußte und unentbehrlich war. Trotzdem gilt auch noch heute: Wenn das "Salz in der Suppe" fehlt, sind die meisten Speisen fad und geschmacklos, erst die richtige Dosis macht es aus, daß wir sie auch wirklich genießen können. Mit uns, unserem Leben und unserem Glauben ist es ganz ähnlich. Die ganze Menschheit befindet sich in einem Strudel verschiedenster Lebenskonzepte und Weltanschauungen. Gott ist "out": Er, die Sakramente, die Gemeinschaft der Kirche sind für viele unnötig, ja überflüssig geworden. Sie halten sich lieber an Wahrsagereien und Horoskope, an Ideologien und Schönfärbereien; sie lassen sich beeinflussen von irgendwelchen Sekten und selbsternannten Heilanden. Selbst wir praktizierenden Christen können uns oftmals dieser Faszination nicht ganz entziehen. Da ist es gut, wenn unsere Verbundenheit zu Jesus Christus wirklich intakt ist. Dann nämlich können wir "Salz der Erde" sein - ein Beispiel für gelebten Glauben und die daraus sich ergebende Unerschütterlichkeit gegenüber den Einflüssen des Zeitgeistes. Liebe Mitchristen, Salz löst sich auf und verteilt sich unter den Speisen. Nur so entfaltet es seine eigentliche Wirkung. Das bedeutet für uns konkret: Unser Einwirken in die Umgebung muß wohl dosiert sein. Wir sollen nichts 'versalzen', sondern vielmehr den rechten Geschmack dazugeben. Wenn wir mit unserem Glauben nicht da sind, dann wird alles fad und geschmacklos. So sind wir aufgefordert stets die Zeit zu beobachten und konstruktive Kritik zu üben. Und wir sollten lernen, nicht mit den Achseln zu zucken, wenn die Werte, die uns wichtig sind, mehr und mehr an Bedeutung zu verlieren drohen. Wir haben dieser Welt etwas zu bieten, was weit mehr ist, als alles, was die Welt uns bieten kann: unseren Glauben an den einen Gott und dessen Menschwerdung in Jesus Christus. Wenn wir dieses Angebot immer wieder machen und aufrechterhalten, dann ist auch das Gute des Lebens gesichert. Eine kleine Geschichte aus Indien beschreibt das recht anschaulich: Ein Weiser versuchte seinem Sohn immer wieder das wichtigste Gut auf Erden zu erklären. So sagte er eines Tages zu seinem Sohn: "Tu dieses Salz in Wasser und komm morgen wieder zu mir zurück!". Der Junge tat, wie ihm geheißen. Am nächsten Tag sagte sein Vater: "Bring mir das Salz, das du gestern ins Wasser getan hast!" "Ich kann es nicht finden", meinte der Junge. "Es hat sich aufgelöst!" "Koste das Wasser von dieser Seite des Tellers", befahl der Vater. "Wie schmeckt es?" "Salzig!" "Nimm einen Schluck aus der Mitte! Wie schmeckt es?" "Salzig!" Koste es von der anderen Seite des Tellers! Wie schmeckt es?" "Salzig", antwortete zum dritten Mal der Junge. "Gieß das Wasser aus"; sagte der Vater. Der Junge tat es und sah, daß das Salz wieder zum Vorschein kam, als das Wasser verdunstet war. Darauf meinte der Weise: "So wie dieses Salz, so ist auch Gott, mein Sohn. Im Wasser konntest du es nicht erkennen, aber in Wirklichkeit aber ist es da. Im Trubel der Welt kannst du Gott nicht erkennen, aber in uns ist er da!" Amen. 05.Sonntag im Jahreskreis/A/Evangelium03 Liebe Mitchristen! Für Eltern und Erzieher ist es eine Binsenweisheit: Wenn du jemanden ermutigen willst, mußt du ihn loben, nicht ermahnen oder tadeln! Durch Tadel nämlich wächst der Erwartungsdruck und die Erfahrung zeigt: Je mehr ein Mensch unter Druck gerät, desto weniger gelingt ihm etwas. Er wird nervös und hektisch; die Fehler häufen sich; Erfolgserlebnisse rücken in weite Ferne. Ganz anders beim Lob: Hier erfährt der Mensch durch die Worte des anderen Anteilnahme und echte Hilfestellung. Der Druck wird verringert, Versagensängste mindern sich; man fühlt sich als Person ernst genommen und das Selbstvertrauen wächst. Ein positiver Ausgang und eine Steigerung der Leistungsfähigkeit sind wahrscheinlich. Was sich bei Eltern, Ausbildern und Vorgesetzen als wirksames Mittel durchgesetzt hat, ist im kirchlichen Bereich leider durchaus noch nicht gang und gäbe. Für viele sind Kirche und Glaube immer noch mit dem erhobenen Zeigefinger verbunden: Du mußt ein besserer Mensch werden; du sollst regelmäßig in die Kirche gehen; du mußt alle Vorschriften und Gebote einhalten, usw.. Nun steht es außer Frage, dass es der Kirche durchaus zusteht auf Gebote und Normen hinzuweisen und ihre Übertretungen anzuprangern. Doch wenn Glaube und Kirche immer mit dem Gefühl verbunden sind, den gestellten Erwartungen nie und nimmer gerecht werden zu können, dann stimmt etwas nicht. Die oft zitierte Glaubenskrise unserer Zeit hat damit, wie ich meine, viel zu tun. Sicherlich lassen sich viele Ursachen anführen, doch ein Grund, warum Menschen dem Glauben gleichgültig gegenüber stehen, ihn als lästig und gar für sich selbst nicht mehr als gültig erachten, liegt sicherlich auch in der Erfahrung: Ich werde als Mensch nicht bestätigt, gelobt oder ermutigt, sondern hauptsächlich nur ermahnt, zurechtgewiesen und auf meine Fehler und Halbwahrheiten festgelegt. Liebe Mitchristen, wenn du jemanden ermutigen willst, dann mußt du ihn loben! Von dieser Weisheit hat Jesus viel verstanden. Das heutige Evangelium bietet hierfür ein blendendes Beispiel: Ihr seid das Salz der Erde, hat er gesagt, und nicht: Ihr müßt euch anstrengen, um zum Salz der Erde zu werden. Ihr seid das Licht der Welt, hat er gesagt, und nicht: Ihr müßt besser werden, damit ihr das Licht der Welt sein könnt! Im Klartext heißt das: Ihr seid nicht nur etwas - ihr seid viel! Ihr seid nicht nur einigermaßen - ihr seid gut! Jesus spricht diese Worte nicht zur Glaubenselite seiner Zeit, sondern zu ganz normalen Menschen; Menschen wie du und ich. Er sagt es zu Menschen, die um ihre Schwächen und Unzulänglichkeiten wissen, die unter ihren Fehlern und Ängsten leiden. Er sagt es zu Menschen, die das Gefühl haben: Ich bin ja nur eine kleine Leuchte, auf mich kommt es nicht an! Aus Jesu Mund dürfen sie, und wir, hören; jeder einzelne von uns: Du bist das Licht der Welt, du bist das Salz der Erde! Das macht Mut, das gibt Selbstvertrauen, da kann der Glaube anfangen zu wachsen. Das ist Zusage statt Ermahnung, Ermutigung statt Forderung, Frohbotschaft statt Drohbotschaft. In den Augen Gottes bin ich wer, bin ich wichtig und bedeutsam: Licht, nicht Funzel, unverzichtbar und unersetzbar wie Salz! Mein Glaube - und sei er manchmal noch so schwach und wackelig - er ist wertvoll und wichtig! Liebe Mitchristen, lassen wir die Worte Jesu einfach in uns wirken, freuen wir uns darüber und hören wir damit auf, uns gegenseitig und uns selbst unter Druck zu setzen. Seien wir glücklich über Jesu Lob und seine Anteilnahme, denn nicht diejenigen sind das Licht der Welt und das Salz der Erde, denen der Glaube und die Kirche gleichgültig geworden sind - nein, wir sind es - ich bin es, ich, die ich eine Jüngerin, ich, der ich ein Jünger Jesu sein will! Amen.