Xxxxx cand. med. vet. 9. Semester Gießen, xxxxx Obduktionsbericht Bei dem zu obduzierenden Tier handelt es sich um eine Katze. Das 5 Monate alte Tier ist weiblich, nicht kastriert und hat weißes Fell mit einem breiten hellgrau- melierten Streifen auf dem Rücken. In der Unterhaut befindet sich ein ca 1,5 cm langer, schmaler metallischer Gegenstand, der ein Transponder sein könnte. Das Tier wiegt 2,1 kg. Der Besitzer ist Herr x aus y. Die Obduktion findet am xxxxx von 9.15 Uhr bis 10.30 Uhr in der Sektionshalle des Instituts für VeterinärPathologie der Universität Gießen unter der Leitung von xxxx statt. Anwesend sind:xxxxx. Auftraggeber für die Obduktion ist der Besitzer des Tieres. Vorbericht: Die Katze verstarb plötzlich in der Nacht vom 7. auf den 8.2.2001. 1 Äußere Besichtigung Die Tierleiche liegt vollständig vor. Sie ist bis auf die distalen Gliedmaßenenden und den Analbereich vollständig abgehäutet. Fell und Schwanz liegen bei. Sie liegt auf der linken Seite. Das Tier ist gleichmäßig kalt, die Totenstarre ist aufgehoben. Die Cornea ist getrübt und die Bulbi sind eingesunken. Der Ernährungszustand und Pflegezustand sind gut. Ventral und caudal der Rippen befindet sich ein ca 3 mal 3 cm großer, grünlicher Fleck. Während der Sektion liegt das Tier auf dem Rücken. 2 Innere Besichtigung 2.1 Bauch- und Beckenhöhle Das Netz weist eine etwa 3 mal 3 Zentimeter große, grünliche Verfärbung auf. Beim Eröffnen der Bauchhöhle werden ca 5 ml rötlich- durchsichtige Flüssigkeit aufgefangen. Am Jejunum findet sich eine eingesunkene PeyerPlatte, die Serosa ist gerötet. Die Mesenteriallymphknoten sind vergrößert. Im Enddarm befindet sich grüner, pastöser Inhalt, im Jejunum ist der Inhalt flüssig und rötlich. Bei Leber und Niere tritt im Anschnitt Flüssigkeit aus. Der Lobus dexter lateralis der Leber weist eine Verdickung auf und ist hellbraun verfärbt. Die Ränder der Leber sind zum Teil stumpf. 2.2 Brusthöhle Im Thorax befinden sich ca 5 bis 10 ml seröse, rötliche, freie Flüssigkeit. 1 bis 2 ml gleich aussehende Flüssigkeit ist im Pericard. Die Lunge ist im Anschnitt sehr feucht. Sie ist cranial dunkel gefärbt, caudal hell. Beim Anschnitt der Bronchien tritt Schaum vor. 2.3 Kopf Die Hirnkonturen sind verwaschen. 3 Pathologisch- anatomische Diagnose Aszites Hydrothorax Hydropericard Lymphadenitis simplex Stauungsorgane (Leber, Lunge, Nieren) fokale Leberverfettung? akutes, diffuses, alveoläres Lungenödem akute, diffuse bis segmentale, fibrinöse, katarrhalische Jejunitis 4 Epikrise Die Farb- und Konsistenzveränderung am Lobus dexter lateralis der Leber könnte eine fokale Leberverfettung sein. Um dies sicherzustelllen, muß eine histologische Untersuchung gemacht werden, denn es könnte sich auch um ein tumuröses Geschehen handeln. Zu einer Leberverfettung kann es kommen, wenn das Tier durch zu üppige Ernährung allgemein verfettet (nutritive Verfettung), zu viel Fett mobilisiert werden muß, da der Körper aufgrund von Hungerzuständen, Streß oder endokrinen Störungen einen erhöhten Bedarf hat (LipomobilisationsVerfettung) oder die Fettsäure- Oxidation in der Leberzelle gestört ist (hypoxische Verfettung). Auch durch Toxine kann eine Leberverfettung ausgelöst werden. Es kann auch ein Mangel an esswentiellen Faktoren des Fettstoffwechsels zu einer Leberverfettung führen. Verdacht besteht auf Parvovirose. Das canine Parvovirus, das hauptsächlich Hunde befällt, kann sich auch in Katzen vermehren. Das Virus benötigt für seine rasche Vermehrung Zellen, die sich oft in kurzer Zeit teilen. Daher kommt es häufig im hämatopoetischen System und im Darm vor. Die Infektion erfolgt über den MundRachen- Raum. In den Tonsillen und den Mesenteriallymphknoten vermehrt sich das Virus zuerst. Das könnte die Lymphadenitis simplex der Mesenteriallymphknoten erklären. Von dort aus kann das Virus, entweder frei oder in Lymphoblasten, in andere lymplhatische Organe und Gewebe wandern. 4 bis 5 Tage nach der Infektion ist die Virusvermehrung im cranialen Darmabschnitt und im Knochenmark nachweisbar. Die Peyerschen Platten sinken ein, weil die Lymphozyten zur Abwehr des Virus abwandern. Eine akute, katarrhalische bis fibrinöshämorrhagische Jejunitis mit geröteter und verdickter Darmschleimhaut, wie hier vorgefunden, tritt bei der Parvovirose auf. Desweiteren findet man ein blutig- rotes, zerfießendes Knochenmark, was bei dieser Katze jedoch nicht der Fall ist. Auch die Milz, die hier unverändert erscheint, ist bei Parvovirose leicht geschwollen mit unterschiedlicher Blutverteilung bzw. Blutungen. Als weiterführende Untersuchungen für den Nachweis der Parvovirose werden Proben von Darm, Knochenmark, Lymphknoten und Milz für den virologischen Nachweis des Parvovirus genommen. Desweiteren wird eine serologische Untersuchung und ein Antikörpernachweis gemacht. Zur Sicherheit, falls eine bakterielle Infektion dahinterstecken sollte, wird auf Bakterien untersucht. Differentialdiagnostisch muß an die Feline Infektiöse Peritonitis (FIP) gedacht werden. Zur FIP führt eine Infektion mit felinen Coronaviren, von denen es 2 Typen gibt: Die enteralen felinen Coronaviren verursachen bei gutem Immunstatus eine Infektion ohne äußere Anzeichen. Wenn das Virus sich sehr sehr stark vermehrt, führt diese Infektion zur transienten katarrhalischen Enteritis, die einen harmlosen Verlauf hat. Eine Infektion mit felinen infektiösen Peritonitis- Viren führt fast immer zum Tod und bleibt nicht auf das Bauchfell beschränkt. Besonders anfällig sind Katzen,die bis zu 2 Jahre alt sind, genetisch vorbelastet oder mit anderen Erregern infiziert sind, z.B. FeLV, FIV. Im Darm kann das FIP- Virus mutieren und so die FIP zum Ausbruch bringen. Oder die Katze nimmt Ausscheidungen von anderen Katzen, die das mutierte Virus in sich tragen, auf. Die mutierten Viren vermehren sich in Makrophagen, diese platzen und geben das Virus frei, welches nun die Organe befällt. Und andere Makrophagen. Eine FIP kann trocken (parenchymatös) oder feucht (exsudativ) verlaufen. Oft gibt es Mischformen. Bei der feuchten Form findet man bernsteinfarbene Ergüsse in Körperhöhlen und Pericard. Die Serosen weisen kleine, weiße Knötchen auf. Bei der trockenen Form sind die Knoten größer und häufiger, ohne Ergüsse. Seröse Häute, Mesenteriallymphknoten, Leber, Nieren, Augen, Herz, Lunge, Milz, Rückenmark und Gehirn können betroffen sein. Die gestauten Organe sind auf die prämortale Beeinträchtigung der Herzfunktion zurückzuführen. Ebenso wie das Lungenödem, was durch Flüssigkeitsaustritt aus dem Blutgefäßsystem in die Alveolen aufgrund der gestauten Lunge entsteht. 4.1 Postmortale Veränderungen Die Totenstarre ist durch autolytische Vorgänge bereits aufgehoben. Festzuhalten sind die gleichmäßige Leichenkälte, die getrübte Cornea und der verminderte Augenturgor. Die grünliche Verfärbung auf dem Netz ist eine gallige Imbibition, die, ebenso wie die Sulfmethämoglobinbildung ventral und caudal der Rippen, auf Permeabiltitätsänderungen und anschließende Fäulnis zurückzuführen sind. Die unterschiedliche Färbung der Lunge läßt auf Hämostase schließen. Die Flüssigkeiten in den Körperhöhlen könnten ebenfalls postmortal aufgetreten sein, wie die Veränderungen des Gehirns, da das Tier eingefroren war und wieder aufgetaut wurde. 5 Todesursache Die Todesursache ist akutes Herz- Kreislaufversagen mit noch unklarer unmittelbarer Ursache. Gießen, den xxxxx_____________________________