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DE
PRESSEBÜRO
St. Gallen, 1. Oktober 2012
Die Herausforderungen der Evangelisierung in Europa:
Botschaft der europäischen Bischöfe
Botschaft der Bischöfe und Pressemitteilung zum Abschluss der Vollversammlung
des Rates der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE)
St. Gallen, Schweiz, 27. bis 30. September 2012
Mit der Messe der Nationen, die live vom Schweizerischen Fernsehen aus der St.
Galler Kathedrale übertragen wurde, ist die vom CCEE einberufene
Vollversammlung der Vorsitzenden der europäischen Bischofskonferenzen (27. bis
30. September 2012) zu Ende gegangen. Zum Abschluss ihres Treffens haben die
Teilnehmer eine Botschaft zu den Herausforderungen der Evangelisierung in
Europa verfasst.
Unmittelbar vor dem vom Heiligen Vater Benedikt XVI. ausgerufenen Jahr des Glaubens
und der Bischofssynode über die Neuevangelisierung hat sich der CCEE zu seiner
jährlichen Versammlung zusammengefunden. Aus Anlass des 1400-jährigen Jubiläums
der Ankunft des heiligen Gallus in der Stadt fand das Treffen dieses Jahr auf Einladung
von Mgr. Markus Büchel in St. Gallen, dem offiziellen Sitz des CCEE, statt.
Das intensive und fruchtbare Treffen (27. bis 30. September) fand statt im Licht des
Glaubens, in einer Atmosphäre der geschwisterlichen Solidarität sowie in der Leidenschaft
und dem Bewusstsein, Hirten der christlichen Gemeinden sowie aller europäischen Bürger
zu sein.
Zum Abschluss des Treffens verfassten die Teilnehmer der Vollversammlung des CCEE
folgende Botschaft (es folgt die Abschlusspressemitteilung).
Botschaft
der Vollversammlung des CCEE
Schweiz, St. Gallen, 30.9.2012
Die Vorsitzenden der europäischen Bischofskonferenzen, die sich vom 27.
bis zum 30. September in St. Gallen (Schweiz) zusammengefunden haben,
haben sich unmittelbar vor dem vom Heiligen Vater Benedikt XVI. ausgerufenen
Jahr des Glaubens mit der Herausforderung der Evangelisierung
auseinandergesetzt. Dem Heiligen Vater, seiner Lehre und seinem petrinischen
Amt gegenüber haben die Bischöfe ihre Dankbarkeit und ihre Zuneigung
erneuert.
Wir sind uns bewusst, dass die Verkündigung von Jesus Christus das
große „Ja“ Gottes zum Leben des Menschen, der Freiheit, der Liebe ist. Das
Evangelium offenbart in der Tat das wahre Gesicht des Menschen, es bewahrt
ihn vor dem moralisch Bösen und führt ihn zur Fülle seines Menschseins. In
Anbetracht der gravierenden Auswüchse der freien Wirtschaft und des ethischen
Libertarismus wollen wir daran erinnern, dass das Christentum aktueller denn je
ist; sein immerwährend aktuelles Erbe steht für alle bereit, weil es einen
CH-9000 St. Gallen, Gallusstr. 24, T +41-71-227 60 40; F 41-71-227 60 41; Email: [email protected]; www.ccee.ch
Humanismus vertritt, der personalistisch und gemeinschaftlich zugleich ist. Mit
Blick auf Christus verkündigt die Kirche den von der Sünde befreiten Menschen,
der sich für andere und Gott, den Schöpfer, öffnet, fest verankert in ihm, der
Quelle und dem Garanten jener Werte, die das Handeln des Einzelnen und der
Völker prägen. Die weltlichen Kulturen mit ihren jeweiligen anthropologischen
Visionen brauchen die christliche Botschaft nicht mit Argwohn zu betrachten, weil
sie seit jeher den Flügel des Glaubens und den der Vernunft offenbart. Die
beiden Flügel gehören zum Menschen und seiner Geschichte, sie sind das
Fundament unserer Zivilisation. Indem die Kirche von der Wahrheit des
Glaubens Zeugnis gibt, nimmt sie teil an der kulturellen und sozialen Debatte auf
der Grundlage des ihr eigenen Erbes der Weisheit und Kultur als Ausdruck der
richtigen Vernunft. Die Absicht, die natürlichen Grundlagen der Gesellschaft, wie
die Familie oder das Zusammenleben der verschiedenen kulturellen und
religiösen Traditionen, wiederherzustellen, ist nicht zufällig.
Wir fragen uns, welchen Zweck die Haltung des Überdrusses und des
systematischen Misstrauens verfolgt, die für Intoleranz und zuweilen auch für
Diskriminierung und Anstiftung zum Hass steht gegenüber dem Glauben und der
christlichen Lehre und damit gegenüber den Christen selbst. Die Stimme der
Christen wird von manchen als unbequem empfunden und als intolerant oder
rückschrittlich eingestuft. In Wahrheit wird ihre Stimme für gefährlich gehalten,
weil sie sich frei äußert, ohne sich irgendwelchen Interessen zu beugen, und
nicht bereit ist, sich erpressen zu lassen. Die menschliche Person und die
Gesellschaft zu schwächen, ist nicht zum Wohle des Menschen sondern steht für
die Interessen einzelner.
Wir schätzen insbesondere – auch im Lichte der Lehre des Zweiten
Vatikanischen Konzils – die menschliche Freiheit, die mit Rücksicht auf die
Rechte der Menschen und ihre religiösen Überzeugungen zur Entfaltung
kommen soll.
Wir haben von der gravierenden Situation der Katholiken in BosnienHerzegowina erfahren. Wir werden ihr Schicksal aufmerksam und solidarisch
begleiten und hoffen, dass ihnen ihre Freiheit zugesichert wird.
Im europäischen Kontext, in dem wir leben, wünschen wir uns
wahrhaftigen Respekt und Offenheit für einen Dialog ohne Vorurteile und
Arroganz. Die Christen spüren ihre Verantwortung als Bürger und verfügen über
ein Erbe an Wahrheiten, die im Laufe der Geschichte der letzten zweitausend
Jahre im Dienst, im Guten und in der Zivilisation zum Tragen kamen. Unser
Auftrag verpflichtet uns, weise Hirten unserer Gemeinden zu sein, welche in
unserer Zeit gegenwärtig sind wie die Hefe im Teig und wie Leuchten, die durch
das Licht Christie zum Wohle aller strahlen.
(von den Teilnehmern der Vollversammlung des CCEE freigegebene Botschaft)
Eröffnungsrede des Präsidenten
In seiner Eröffnungsrede beschrieb der Präsident des CCEE, Kardinal Péter Erdő, den
bisherigen Weg des CCEE sowie die wichtigsten Themen des diesjährigen Treffens.
Besondere Aufmerksamkeit erfordern der mühselige Weg der Europäischen Union im
Hinblick auf die idealen Werte (u.a. die Religionsfreiheit und der Schutz des Lebens und
der Familie), die aktuelle Wirtschaft, die Ursprung für die Armut vieler ist, und die
Beziehung zu den afrikanischen Völkern.
Botschaft des Papstes
In der Botschaft an den Präsidenten des CCEE, Kardinal Péter Erdő, die vom
Staatssekretär, Kardinal Tarcisio Bertone übermittelt wurde, lädt der Heilige Vater die
Kirche in Europa ein, „über die ewige Aufgabe der Evangelisierung und deren erneute
Dringlichkeit“ nachzudenken und der Erfahrung des heiligen Gallus zu folgen, die lehrt,
“dass die christliche Botschaft gesät wird und sich wirksam dort verwurzelt, wo sie echt
und deutlich von einer Gemeinschaft gelebt wird.“ Im Laufe der Arbeiten verfassten die
Vorsitzenden einen Brief, um dem Heiligen Vater für seine Worte und seine Lehre zu
danken.
Erfüllung der satzungsgemäßen Pflichten
Im Rahmen der Vollversammlung wurden die verschiedenen Kommissionen des CCEE
angehört, die über ihre Arbeit und ihre Pläne für die Zukunft berichteten. Die
Vollversammlung begrüßte das Engagement und die Projekte der Kommissionen und
drückte ihre Dankbarkeit und Anerkennung aus.
Gleichzeitig wurden die Vorsitzenden der folgenden Kommissionen des CCEE bestimmt:
In der Leitung der Kommission Caritas in Veritate wurde für ein weiteres Jahr Mgr.
Giampaolo Crepaldi, Bischof von Triest (Italien), bestätigt.
Zum Leiter der Kommission Katechese, Schule und Universität wurde Mgr. Marek
Jędraszewski, Erzbischof von Lódz (Polen), gewählt, er wurde auch in seiner
Verantwortung für den Bereich Universität bestätigt; als Leiter für den Bereich Katechese
wurde Mgr. Duro Hranic, Erzbischof von Đakovo -Osijek (Kroatien), für den Bereich Schule
Mgr. Eric Aumonier, Bischof von Versailles (Frankreich), gewählt.
Zum Leiter der Kommission Soziale Kommunikationsmittel wurde Mgr. José Ignacio
Munilla Aguirre, Erzbischof von San Sebastian (Spanien), gewählt.
Zum Leiter des European Vocation Service (EVS) wurde Mgr. Oscar Cantoni, Bischof von
Crema (Italien), gewählt.
Die aktuellen Herausforderungen in Europa: Soziale und spirituelle Aspekte
Die Einführung ins Thema war dem Erzbischof von Malines-Bruxelles, Mgr. AndréJoseph Léonard, Vorsitzender der belgischen Bischofskonferenz, Prof. Marta Cartabia,
Dozentin für Recht und Richterin am Verfassungsgericht in Italien, sowie Prof. Kuno
Schedler, Dozent für Betriebswirtschaft an der Universität St. Gallen, anvertraut.
Die Vorträge haben wichtige Aspekte und Perspektiven zur Diskussionen der
Vollversammlung beigetragen. Es findet derzeit eine heftige Konfrontation zwischen den
verschiedenen laizistischen Visionen des Rechts und seiner Grundlagen statt. Das
Konzept der menschlichen Natur, das die Basis für die universelle Erfahrung und Kultur
bildet, wird oft für überholt gehalten. Immer deutlicher werden die Umrisse der einzelnen
anthropologischen Anschauungen, die zu Schlüssen, Interpretationen und gravierenden
und gegensätzlichen Entscheidungen führen, z.B. beim Thema Bioethik (Embryonen,
Abtreibung, künstliche Befruchtung, Euthanasie), bei den Beziehungen mit den Religionen
und den Kirchen, bei den Themen Antidiskriminierung, Familie, Rechte von Kindern sowie
bei der heiklen Beziehung zur Souveränität der Staaten. Die Bischöfe unterstrichen die
Freiheit, das Evangelium und die Soziallehre in der Gewissheit verkünden zu können,
dass sie die Quelle jenes Erbes an Hoffnung und Humanismus sind, das das Grundgerüst
der europäischen Gesellschaft bildet.
Religionsfreiheit
Im Rahmen der Vollversammlung wurde der Verfolgung von Christen in der Welt ganz
besondere und konkrete Aufmerksamkeit zuteil. Die Anteilnahme und Nähe zu den
verfolgten Kirchen wurde erneut betont; die internationale Gemeinschaft wurde dazu
aufgerufen, ihre Stimme laut und deutlich und dauerhaft zu erheben, damit das Recht der
Religionsfreiheit immer und überall respektiert und gefördert wird. Ebenfalls thematisiert
wurde das Observatorium zur Intoleranz und Diskriminierung gegenüber Christen in
Europa. Die Bischöfe kritisierten die dort dokumentierten schmerzvollen Fälle aufs
Schärfste, welche einen Rückschritt in der Entwicklung der Kultur und der Gesellschaft
bedeuten und bisherige Vorsätze und Absichten konterkarieren. Erneut bekräftigten die
Bischöfe ihre Absicht, bei der kulturellen Verankerung der grundlegenden Begriffe
„Freiheit“ und „Diskriminierung“ ihren Beitrag leisten zu wollen.
Im Zuge des Berichts zur gemeinsamen Arbeit mit der COMECE im Bereich der sozialen
Fragen ermutigten die Teilnehmer zu einem noch besseren und effizienteren Dienst an der
europäischen Gemeinschaft. Von besonderem Interesse und großer Nützlichkeit waren
die Berichte zum Besuch der Vorsitzenden der südosteuropäischen Bischofskonferenzen
in Straßburg, zum Symposium der Bischöfe Europas und Afrikas sowie zum Treffen der
Bischöfe der katholischen Kirchen mit orientalischem Ritus in Oradea (Rumänien).
Das Licht und die Gnade der täglichen Eucharistie haben die Arbeiten geleitet, die zu
Ende gingen unter dem mütterlichen Schutz der Heiligen Jungfrau Maria, Mutter der
Kirche, und mit dem Gebet zum heiligen Gallus während der abschließenden Messe in
einer übervollen Kathedrale, die vom Schweizer Fernsehen live übertragen wurde.
Pressekontakte
Für den CCEE, Thierry Bonaventura
Tel. +41 71 227 60 44, Mobil +41 78 851 60 40, [email protected]
Für die SBK, Walter Müller
Tel. +41 26 510 15 15, Mobil +41 79 446 39 36, [email protected]
Für die Diözese von St. Gallen, Sabine Rüthemann
Tel. +41 71 227 33 65, Mobil +41 79 423 20 30, [email protected]
Zum Rat der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) gehören die 33 Bischofskonferenzen, die es
derzeit in Europa gibt. Sie werden von ihren Vorsitzenden, den Erzbischöfen von Luxemburg, des
Fürstentums von Monaco, der Maroniten auf Zypern sowie dem Bischof von Chisinau (Moldawien Rep.) und
dem Eparchialbischof von Mukachevo rechtlich vertreten. Vorsitzender des CCEE ist Kardinal Peter Erdő,
Erzbischof von Esztergom-Budapest, Primas von Ungarn. Stellvertretende Vorsitzende sind Kardinal Angelo
Bagnasco, Erzbischof von Genua, und S.E. Mgr. Józef Michalik, Erzbischof von Przemysl. Generalsekretär
des CCEE ist Mgr. Duarte da Cunha. Der Sitz des Sekretariates befindet sich in St. Gallen (Schweiz).
www.ccee.eurocathinfo.eu
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