Gliederung: Nationalismus

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Gliederung: Nationalismus
1.Nationalismus, das ist Parteilichkeit für die – eigene – Nation. Sie gibt es in allen möglichen
Formen, ist in allen Schichten und Klassen der Gesellschaft beheimatet, trägt unterschiedliche
politische Färbungen, bleibt gelegentlich platonisch, wird manchmal rabiat und bestimmt bei
einigen Bürgern den Inhalt ihres Amtes.
Als Deutscher lernt man – und zwar nur als Deutscher -, dass es den Nationalismus gut und böse
gibt. Gut heißt er Patriotismus oder Vaterlandsliebe, soll „die Liebe zu den Seinen“ betreffen, böse
heißt er Nationalismus, meint „den Hass auf die Fremden“; und denken soll man bei Letzterem an
den dt. Faschismus und an Neonazis. Die Unterscheidung ist erfunden. Sie ergibt sich allein aus der
deutschen Gleichsetzung von Nationalismus mit Nationalsozialismus.(Warum das nur in
Deutschland? NS-Zeit-Aufarbeitung mit negativem Nationalismus, der später zum ideologischen
Grund für positiven wurde. Grün/Fischer)
2a. Zentrale Frage: Wie schaffen es erwachsene Menschen, sich das Interesse ihrer Nation zu eigen
zu machen? Lohnt sich solche Parteilichkeit? Wenn ja, für wen? Gehen die Interessen aller Patrioten
mit denen des Staates, an dem die Geschicke der Nation hängen, zusammen?
Einleitende Frage: Wofür sind diese patriotischen Menschen, wenn sie für D. sind? Was ist die
Sache der Nation, für die sie sind?
- Sind sie für eine bestimmte Verfassung ihrer Nation nach innen? Sprechen sie sich für ein
sozialistisches, kommunistisches, demokratisches, kapitalistisches D. aus? Oder nur für D., so wie
es geht und steht, verfasst ist und regiert wird? Mit der (jeweils) gegebenen nationalpol.
Zwecksetzung, den gegebenen Einrichtungen und Verfahrensregeln?
- Wer für D. ist, ist dies nicht im Namen eines bestimmten polit. Standpunkts, der in D. regieren
muss („Unter den und den Bedingungen wäre ich für D.!“), sondern getrennt davon. Patriotismus ist
abstrakte Parteilichkeit, die etwas Absolutes an sich hat: Für D., wie es jeweils regiert wird.
(Abstraktion 1)
2b.Wozu wird mit dieser abstrakten nationalen Parteilichkeit Ja gesagt und was schließt dieses Ja
ein? Wer in dieser Weise Ja zu D sagt – ohne Bedingungen für das Ja anzugeben -, der denkt von
vornherein in den Kategorien von „Wir und die anderen“; der bestimmt das Ja zu D als logische
Negation aller anderen, „fremden“ Nationen. Wir gehören zusammen; die anderen gehören nicht
dazu!
- Ich bin Deutscher und kein Franzose, Türke, US-Amerikaner etc., zusammengefasst: das sind alles
Ausländer; wobei die Negation erst einmal nur eine Abgrenzung darstellt, die je nach Außenpolitik
mit unterschiedlichstem Inhalt gefüllt werden kann (Bündnispartner, befreundete Nation,
Konkurrent, Widersacher, Feind...). Sachlich ergibt sich diese Negation aus der Konkurrenz von
Staaten.
3. „Wir und die anderen.“ (I) Die Parteilichkeit zu D behauptet damit eine Gemeinsamkeit aller
Deutschen. Die hier lebenden Menschen sind darin identisch, dass sie alle für D sind.
Exkurs:Ich bin Werder-Fan....
Ich bin Steuerzahler.
Ich bin Friseuse...
Ich bin Deutscher.
Was heißt das „Ich bin....“jeweils? Wie wird man das alles? Was ist die Identität aller Deutschen
sachlich? Rechtsstellung zum Staat (qua Staatsbürgerschaftsrecht); politische Rekrutierung als Teil
des nationalen Volks getrennt vom Willen. (Abstraktion 2) Darin gleich gemacht und auf alle
gültigen Systeme (Politik, Ök., Recht, Bildung, Gewalt....) instrumentell als Lebensbedingungen
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verpflichtet und zu Staatsvolk zusammengefasst. Gilt für alle, gleichgültig welche Stellung in der
dt. Gesellschaft: Eigentümer, Nichteigentümer, Mitglied von Herrschaft und Masse der Regierten
(Abstraktion 3). (Ius soli, ius sanguinis: Verweise auf differente bevölkerungspolitische Zwecke des
Staates) Volk – eine furchtbare Abstraktion. Wieso furchtbar?
- „Ich bin Deutscher“-aus Überzeugung: Der Schuh passt mir, in den der dt. Staat mich gesteckt hat.
Formen: Urlaubsfrage „Woher kommst du?“ „Aus Deutschland.“ Dabei kommt er gerade vom
Baden oder vom Frühstück....
7.
Ideologische Begründungen des Deutschtums/nationale Identität: Sprache, Geschichte, Kultur,
Sitten,Werte.
- Vorpolitische-quasinatürliche Bestimmungen sollen politisch-gewaltsame Volksrekrutierung und
Parteilichkeit legitimieren. Behauptung: Dt ist man nicht qua Entscheidung, sondern qua
Wesen/Art/Herkunft. (Rassismus) Alle konkreten Bestimmungsversuche von dt-nationaler Identität
blamieren sich dabei an der Abstraktion, die da legitimiert werden soll. Alle Dt., egal welche ök.,
soz., polit. Gegensätze sie bestimmen, sprechen dieselbe Sprache – mehr oder weniger gut: Und
deswegen soll man für D sein? Den Zusammenschluss gibt es nicht:. CDU-ler und linker
Kapitalismus-Kritiker streiten sich in derselben Sprache. Richter verknackt Verbrecher auf
deutsch.....Gilt für alle genannten Bebilderungen einer nationalen Identität.
- Schon gar nicht spricht das alles für diese Gemeinschaft im Unterschied zu allen anderen – kap.dem.- Nationen.
- Dass vorpolitische Wesensbestimmung und quasi-natürliche Zuordnung von Menschen zu
bestimmtem nationalen Menschenschlag bei Staatsvolk vorliegt, dass dies eine deutsche Identität
ausmacht, ist auch dadurch widerlegt, dass sich das politische Identifikationssubjekt „Nation“ nach
jedem Krieg mit oder ohne territoriale Eroberungen neu darstellt und der siegreiche Staat das Volk
neu ordnet/zuordnet: z.B. nach Wiedervereinigung mussten DDR-ler sich in neue politische Kultur
einordnen, „ihre“Geschichte neu sortieren und sittlich umdenken.
- Staat selbst widerlegt das durch Einbürgerungspolitik: Macht Ausländer zu Deutschen.... (s.
Integrationdebatte)
8. „Wir und die anderen.“ (II) Nicht harmlose Benennung von Unterschieden (Rothaarige und
Grünhaarige), sondern Negation/Ausschluss der anderen, der Ausländer macht UNS zur
Besonderheit: „Wie gut, dass ich nicht zu den Anderen gehöre.“ Inland/Ausland und
Inländer/Ausländer schließt Vergleich in allen Affären ein, der mit der Sonde der dt. Überlegenheit
Leistungsvergleiche betreiben:
- dt. Wachstum im Vergleich mit ….
- dt. Währung im Währungsvergleich....
- dt. Fußballnationalmannschaft....
- dt. Bildungswesen (PISA)...
Parteilichkeit schließt Stolz auf Überlegenheit und Scham/Schande bei Unterlegenheit ein: D ist
also als D. siegesberechtigt! Sachlich ist dies der Stolz auf Erfolge bzw. Scham mit Misserfolgen in
der Benutzung des Volks (plus Land) durch hoheitliche Macht für Stärkung der nationale Zwecke
(Wachstum und Hoheit/Hegemonie).
9. Dies sind tatsächlich die Zwecke jener Amtsbrüder und -schwestern, die als Politiker Dienst an
der dt. Nation tun. Politiker sind Berufsnationalisten. Dies der Nationalismus von oben. Was haben
sie davon? Eben die Erfolge den Nation, wenn sie diese mit ihrer Macht ins Werk setzen können.
Privatmaterialismus ist nicht ihr Nutzenkriterium. Für das vollständige Aufgehen in dieser
praktischen politischen Parteilichkeit werden sie von materiellen Sorgen freigestellt. Dies der
instrumentelle Zweck dieser Einrichtung: Gehälter, Diäten etc.
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Exkurs: Merkel sagt:„Ich bin stolz auf Deutschland!“
VW-Chef sagt: „Ich bin stolz auf Deutschland!“
Lohnarbeiter sagt:„Ich bin stolz auf Deutschland!“
Was bedeutet Stolz? Worauf kann man Stolz sein? Stolz nur auf Erfolge bei eigener Leistung, bei
Gelingen selbst gesetzter Zwecke (Achtung: falscher Übergang von Stolz auf Person!). Wer hat
Grund dazu? Nur Merkel. VW-Chef – als Eigentümer-Charaktermaske - kann stolz auf
Ausbeutungserfolge in der Konkurrenz sein, nicht auf D. Dafür D als das Land ausgewählt, das zur
Zeit (kann sich ändern) im internationalen Vergleich die besten Bedingungen liefert.
(„Vaterlandslose Gesellen“; Kapitalexport) Beim Arbeiter – als Lohnarbeiter - streicht sich Stolz auf
eigene Leistung/Erfolge – schon gar auf D. - durch, da abhängiger Dienstleister an Kapital- und
Staatsinteressen. Der könnte – aber dies gerade nicht als Lohnarbeiter – z.B. stolz auf seinen
gepflegten Vorgartenrasen, sein Modellflugzeug etc. sein.
Exkurs: Was ist mit denen, die denken, ihr gutes Leben hätten sie der Nation zu verdanken? („Mir
geht es hier gut!“) Das gibt es, dass Leute hierzulande im Wohlstand leben, d.h. tatsächlich
Nutznießer des hier produzierten Reichtums sind. Aber: Lässt nie Schluss auf Parteilichkeit für D –
insgesamt mit allen Zwecken, Einrichtungen etc. - zu? Rationell führt das zur Frage: Warum geht es
denen unter dt. Verhältnissen so gut und anderen so schlecht? Auf wessen Kosten leben sie im
Wohlstand? Spricht der Gegensatz von Arm und Reich für D ?
10. Auflösung: Nationalismus aller einkommensabhängigen Menschen, also Nationalismus von
unten ist ein echtes Rätsel. Denn bei denen keine (guten ) Gründe für Parteilichkeit. Denn:
Gehören 1. dem Kollektiv nicht aus freiem Willen an (Zwangskollektiv); können 2. die Zwecke
des Kollektivs nicht mit bestimmen, sind ihnen alternativlos vorgesetzt (Geldverdienen als
existenzielle Lebensbedingungen und Lebensform für Mehrheit der Nichteigentümer) und
ziehen 3. nicht nur keinen Nutzen aus der Nation, sondern sind als Volk Ressource für
Mehrung von fremder/entgegengesetzter Staats- und Geldmacht. Nie im Leben eine materiell
positive Bilanz, sondern gerade getrennt davon, berechnungslose Parteilichkeit.
(Achtung beim Folgenden: Begründung durch Patrioten ist nicht dasselbe wie Grund für
Patriotismus)
11.Wie begründet der Nationalist/Patriot (von unten) seine Parteilichkeit – wo ihr eben keine
vernünftige und schon gar nicht materiell positiv ausfallende Bilanz zugrunde liegt. Zwei klassische
Begründungsformen hat er parat, die er besonders bei Kritik an seinem WIR herausholt:
(1)Hierzulande darf jedermann ..... sein Glück machen, d.h. man kann mit seiner Leistung seinen
Erfolg bestimmen, darf seine Interessen verfolgen, d.h. seinen Beruf wählen, alles kaufen, was
man will, seine Meinung frei sagen, demonstrieren, frei wählen, frei reisen, frei seinen
Lebenspartner wählen, glauben, was man will …
(2) Im Vergleich zu (früher, DDR, Afrika., NS-Zeit…. ) ist hier alles viel besser.
Schon die erste Begründung lebt sachlich von dem Vergleich, der in der zweiten Begründung das
Thema ist. Denn woanders darf man nicht dürfen. D.h. beide Begründungen beziehen ihre
Argumentation nicht aus positiv bestimmten Leistungen der Nation für sie, sondern aus dem
Vorhandensein von Erlaubnissen und anderen Lebensumständen, die woanders nicht existieren. Ob
das gut oder weniger gut ist, hier sein Glück machen zu dürfen, frei wählen zu dürfen (1) , einen
Hausstand mit Waschmaschine und Mittelklassewagen zu haben, den andere nicht haben bzw.
hatten (2), wird nicht begründet. Das aber ist dringend nötig:
12. Zum Dürfen: Die Freiheit des bgl. Subjekts ist nicht zu leugnen; sie ist grundgesetzlich
garantiert. Das heißt aber: Sie ist eine staatliche Erlaubnis, wird von oberster Gewalt gewährt. Was
nicht Gutes verheißt. (Vergleich bereits: Eltern mit Erziehergewalt ausgestattet sprechen Erlaubnis
aus...) Es verheißt: Die freie Wahrnehmung meiner Interessen unterliegt einer hoheitlichen
Kontrolle. Sie ist also nicht zu verwechseln mit: Ich darf hier machen, was ich will! Denn: Staatlich
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sind die Bedingungen gesetzt, die Zwecke der Lebensgestaltung ökonomisch vorgegeben, die Mittel
dafür bestimmt, die Verfahren vorgeschrieben und die Grenzen angegeben, unter denen man hier
„sein Glück“ machen darf:
Alle Bedingungen setzt der Rechtsstaat; die Zwecke laufen ökonomisch auf Geldverdienen hinaus;
die Mittel sind die eigene Leistung unter Anwendung des jeweils individuell ökonomisch
Verfügbaren (Eigentum oder Arbeitskraft); das Verfahren heißt Konkurrenz und die Grenzen liegen
darin, Person und Eigentum aller anderen Konkurrenten zu respektieren, egal wie viel Eigentum sie
besitzen und welche Qualität ihre ökonomischen Ressourcen haben. Dabei hat das Verfahren, auf
das jedermann verpflichtet ist, die Konkurrenz, die Eigenart, dass in ihr alle mit gleichen Interessen
antreten (vgl. Schule oder Arbeitsmarkt), aber von vornherein klar ist, dass gerade nicht die
Interessen aller aufgehen können/sollen. Deswegen sind die Konkurrenten in ein gegensätzliches
Verhältnis gesetzt: Sie müssen sich anstrengen, um besser zu sein als andere, d.h. denen mit eigener
Leistung den Erfolg streitig machen.
Damit ist gesagt, was man nicht darf: Sich Zwecke setzen, die allein an Bedürfnisbefriedigung
orientiert sind; dafür eine Produktion organisieren , die nicht im Dienst an fremden Eigentums steht;
zu arbeiten, etwas zu leisten, was Maß nimmt an optimaler Vermittlung des Zwecks der
Bedürfnisbefriedigung mit möglichster Schonung der Arbeitskraft; und dies für alle, die diesen
Zweck teilen, also gegen jede Konkurrenz; und dies so, dass nicht Eigentum und Eigentümer
respektiert werden, sondern Menschen sich als vernünftige Wesen mit identischen Zwecken
„respektieren“; weswegen sie dann ohne die Gewalt des Rechtsstaats auskämen.
Weswegen die eingerichtete, herrschende Freiheit, die jedermann praktiziert, ja, praktizieren muss, für die Mehrheit, die „Nationalisten von unten“ - insofern eine abstrakte Freiheit ist, als sie den
Willen des Bürgers freisetzt, ihn aber nicht ausstattet mit den dazu gehörenden materiellen Mitteln,
sondern ihm vorschreibt, wie er ihn nur verfolgen darf. Das meint: Du darfst dir den Wunsch
erlauben, auf Reisen zu gehen, nette Klamotten zu tragen und in einer gemütlichen komfortablen
Wohnung zu leben. Aber alles das geht nur, wenn du das dafür nötige Geld aufbringst. Wenn du
über kein Eigentum verfügst, das regelmäßig Geld abwirft und zwar ein an den Preisen orientiertes
hinreichendes Quantum, dann musst du dir als (Geld-)Eigentumsloser die Geldbeschaffung zum
Lebenszweck machen. Dann sind nicht Essen, Trinken, Wohnen, Unterhaltung Lebensmittel und inhalt, sondern das Geld. Diese Trennung von erlaubtem Bedürfnis bzw. Interesse und den dafür
hierzulande vorgeschriebenen Aneignungsmitteln ist das Abstrakte der Freiheit: Ich darf alles, aber
komme nur ran, wenn ich mich dem Zweck des Geldverdienens im Dienst an fremden Eigentums
mit allem, was da dran hängt (Arbeitssuche, Qualifikation für kap. Arbeit, die Gesundheit ruiniert
und nicht einmal das abwirft, was man für sein Leben braucht – s. Sozialstaat, HartzIV... - ,
Arbeitslosigkeit...), unterwerfe.
Wie kann all das eine Begründung für den Patriotismus abgeben? Spricht doch schon bei etwas
näherer Betrachtung eher gegen als für die Nation, die bzw. in der das alles staatlich so organisiert
ist.
13. Eine Begründung gibt das nur ab, wenn man die alternativlose Verpflichtung auf das staatlich,
also per Gewalt eingerichtete System und d.h. die Abhängigkeit von ihm als guten Grund für die
Parteinahme behandelt; sich also die für jedermann eingerichteten funktionellen abstrakten
Freiheiten, in denen man sich einzurichten hat, falsch zurechtlegt. D.h.:
Wenn man an der abstrakten Freiheit das Abstrakte durchstreicht, also. ihres funktionellen
Zwangsgehalts entkleidet und sie nur noch als Chance für sich begreift.
Wenn man alle Vorschriften, unter denen man seine Freiheiten nur verwirklichen darf, als Mittel für
das eigene Fortkommen deutet, die hierzulande auch allein für mich und Meinesgleichen
eingerichtet worden sind.
Wenn man deswegen dem politischen Garanten dieser Mittel, dem Staat, deswegen zugetan ist.
Weil: Er ist – im Prinzip – für mich da. Weswegen er immer – ausschließlich - daran gemessen
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wird.
Was umgekehrt die „Einsicht“ einschließt, dass der Bürger auch dafür etwas leisten muss, dass der
Staat dieser seiner bürgerfreundlichen Funktion nachkommen kann (Arbeit, Steuer, andere Opfer...).
Wodurch aus Leistungen, mit denen der Bürger doch „sein Glück“ machen wollte, Leistungen
werden, die er „der Allgemeinheit“ geleistet hat.
Und schon ist der Patriot geboren: Er schließt sich einerseits mit dem Staat zusammen, entdeckt in
ihm fälschlicherweise die Instanz, die es nur gibt, damit er hier mit seiner Leistung sein Glück
machen kann. Und weiß sich andererseits darin identisch mit allen anderen Bürgern: Denn diese
Sorte Freiheit gilt für alle gleichermaßen, was er der Gleichheit aller vor dem Recht entnimmt. Und
schon sind alle Mitbürger seine nationalen Brüder (und Schwestern natürlich). Der doppelte
Zusammenschluss heißt dann WIR. Das ist der Kern des Alltagspatriotismus, der dann das Leben
unter Konkurrenzbedingungen ganz praktisch bestimmt – inklusive aller nationalistischen
Beschwerden.
14. Was hat der Patriot eigentlich von seinem Patriotismus? (I) Warum hält er so daran fest, obwohl
er ständig die Alltagserfahrung macht, dass er von der Nation so wenig hat, sich keine
„Glücksvorstellung“ erfüllt, Lebensperspektiven ständig nach unten korrigiert werden müssen....?
Achtung: Festhalten nicht notwendig/automatisch. Jede Erfahrung eines alltägl. Scheiterns im Kap.
wäre Anlass, sich gescheite Gedanken über die Gründe zu machen, d.h. letztlich seine Parteilichkeit
in begründete Gegnerschaft zu verwandeln.
a. Statt dessen verbreitete Touren, sich – gerade auch gegen Kritik an Parteilichkeit für Nation - die
Verträglichkeit von schlechten Erfahrungen/Beschädigungen in und durch Nation mit (abstrakter)
Parteilichkeit für Nation zurechtzulegen:
- Will ich nicht vielleicht zu viel? Erfolgsmaßstäbe nach unten korrigiert, wenn Erfolg nicht eintritt;
nationale Erfolgsmittel dann in Ordnung, wenn ich meine überzogenen Ansprüche an ihnen
korrigiere.
- Im Vergleich zu....., geht es uns doch gold; verräterische, da von Eingeständnis der
Beschädigungen getragene Relativierung.
- Politik kann auch nicht so, wie sie will: Sachzwänge als Grund, mit denen Politik für
Beschädigungen verantwortlich gemacht und zugleich entschuldigt wird.
- Wenn kein Erfolg, dann selbst schuld, nicht genug angestrengt; deswegen existente nationale
Erfolgsmittel nicht genutzt.
- Es gibt doch keine (erfolgreiche; keine erlaubte [vgl. aktuell Kommunismusdebatte um Lötzsch])
Alternative. Defensive und zugleich geheuchelte Form von Realismus; als ob man für
Kommunismus als polit. System wäre und sich nur durch Misserfolg zum Realismus bekehrt hätte.
(Erfolg-gibt-recht-Logik!) (Übergang zur Menschenbild-Debatte: Kommunismus vielleicht als
schöne Idee, scheitert aber an „dem Menschen“; als Parteinahme für „Deutsch“ ist Berufung auf
„den – gerade seiner bestimmten Nationalität entkleideten - Menschen“ doppelt blöd.)
- Es gibt zuviel rücksichtslose Zeitgenossen, die nur egoistisch sind (Ellenbogenkonkurrenz);
dadurch Ungerechtigkeit und Kriminalität. Alles wäre in Ordnung, wenn jeder im Kollektiv
Rücksicht nehmen würde und (!) wenn Politik darauf aufpassen würde. Übergang zur Politik-Kritik
als Ruf nach mehr Gewalt gegen Mitbürger.
- Politik/Wirtschaftsbosse, überhaupt die Herrschenden erfüllen die nationalen Pflichten nicht,
versagen, Missmanagement....Alles wäre in Ordnung und jeder käme zu dem Seinen, wenn Politik
etc. ihre – idealistisch zurechtkonstruierten - Aufgaben (Arbeitsplätze und Einkommen sichern,
gleiche Bildung für alle, für Gerechtigkeit sorgen ...) erfüllen würden..
- Das Ausland, die Ausländer sind schuld daran, dass es „uns“ nicht gut geht. Klar, das kann von
den Inländern, den „Unsrigen“, mit denen man im positiven, guten Kollektiv verschmolzen ist,
nicht kommen.
- Daraus aber neue Qualität von Politikkritik: Aus Pflichtvergessenheit (Staatsidealismus) wird
tendenziell der Vorwurf des Landesverrats: Wenn Politik nichts gegen Ausländer tut, die „uns“
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zerstören, dann ist sie selbst verantwortlicher Mitzerstörer. Übergang des von deutscher Politik
enttäuschten Nationalisten zu Rechtsradikalismus, Sarrazin, NPD...
b. Nationalismus ist also nicht satte Zufriedenheit; nie allein ein „Hurra, Deutschland vor...!“,
sondern ist immer fordernd gegen die nationale Führung, geht immer mit – nationalistischer - Kritik
schwanger.(Nur) Für kritischen Nationalismus taugen (!) denn auch die eingerichteten und staatl.
erlaubten
Beschwerdeformen: Meinungsfreiheit, Leserbriefe, Demonstrationen, (Protest)Wahlen....
c. Warum halten Bürger gegen Erfahrungen so sehr daran fest? Keine gesonderte Frage neben der
nach dem Grund für Patriotismus: Alternativlose Abhängigkeit der Bürger vom Staat als Grund für
Parteinahme. (Leicht ins Psychologische gehende Übersetzung des Grundes: Sich ein Leben lang
jeden Morgen aufs Neue den Gang in die Fabrik, ins Büro oder Amt anzutun bzw. ganz freiwillig
antun zu müssen, geht nicht ohne irgendeine Vorstellung von „habs hier doch recht gut getroffen“.
Übergang auf Heimat: Mit der – lokal noch bornierten - Heimatliebe liebt man das, woran man sich
jahrelang gewöhnt hat, wo man sich auskennt. Nach der Reise: Endlich wieder zu Hause – wo man
sich auskennt! D.h. wo man von allen Hässlichkeiten, Ärger, Schäden usw. nicht mehr überrascht
wird. Deswegen die Bebilderung der Heimat mit Schönheiten)
15. Was hat der Patriot eigentlich von seinem Patriotismus? (II)
Materiell natürlich nur Schaden. Aber es fordert der Patriot ja auch keine materielle Entschädigung
ein. Zudem bringt die Zugehörigkeit zu einem wirtschaftlich, rechtlich, politischen vorgegebenem
Zwangszusammenhang bringt weder eine sonderliche Ergriffenheit von ‚nationaler Identität’ noch
das Bedürfnis hervor, anderen, die Ausländer, vom eigenen Laden auszuschließen. Dazu gehört es
schon, sich die wirklichen Pflichten eines kapitalistischen Staatswesens – die man im Dienste an
Staat und Kapital nicht herumkommt und denen man freiwillig nachkommt, weil von ihrer
Erfüllung die eigene Existenz abhängt – falsch als moralische Pflichten zu denken, die man
verantwortungsbewusst als Beiträge zu einem allseitigen nationalen Gemeinschaftswerk
übernimmt.(GS 1/95,9)
- Der Patriot hat sich sein „Vaterland“ so zurechtgelegt, dass er sich darin heimisch fühlen kann
(s.o.: Heimat); er „weiß“, sprich: hat sich selbst auf den Gedanken verpflichtet, dass er es mit und in
D alles in allem gut getroffen hat. Er weiß sich zugehörig zu der großen Gemeinschaft der
Deutschen, die von ihrer Staatsmacht – im Prinzip – gut vertreten wird. All diese seine eigene - gar
nicht notwendige - Kopf-Leistung.
- Indem er sich als Teil der nationalen Manövriermasse Volk in das nationale Kollektiv einordnet,
verantwortungsbewusst seine Dienste fürs große Ganze abliefert, darf er zugleich auf tief
berechtigte Ansprüche pochen. Er hat das moralische Recht dazu, sich in dem erfundenen
Einvernehmen zwischen Staat und Volk geistig und praktisch herumzutreiben. Dies wird ihm als
sein Anspruch auch von oben zugestanden: Er darf den Anspruch auf Partizipation (der ist eben nie
identisch mit der Erfüllung!) geltend machen (Stuttgart 21), denn immerhin „sind wir das/dein
Volk!“ Er darf auf Missverhältnisse in dem unterstellten Einvernehmen im Kollektiv hinweisen.(s.o.
Pflichtvergessenheit...) Er darf auf Respekt für die von ihm für das „große Ganze“ erbrachten
Leistungen/Dienste pochen: „Das – Entlassung/HartzIV – könnt ihr doch mit uns nicht machen, wo
wir Jahrzehnte lang geschuftet, Deutschland aufgebaut haben...“ Ein bisschen – ideeller – Dank des
Vaterlands soll also schon sein, wo er das Seine getan und er sich deshalb die Staatsgewalt
verpflichtet hat. Und wenn der Respekt sich nicht oder nicht wie erwartet einstellt, dann demontiert
das nicht das Urteil über die Großartigkeit der Nation, für die die Dienste erbracht worden sind.
Denn „das Recht auf Respekt vor den erbrachten Leistungen fürs Vaterland fordert Respekt vor dem
Vaterland, für das sie erbracht worden sind – sonst wären sie am Ende sinnlos gewesen.“ (DDR2,
S.71)
Aber er gibt noch anderen Lohn:
- Er darf und soll sich nationale Erfolge ein wenig als die seinen anrechnen, an ihnen partizipieren,
sie als die seinen genießen, mit ihnen angeben und auf sie stolz sein, so als hatte er alles selbst
geleistet: Immerhin gehört er zu dem nationalen Kollektiv, das in der EU führt, Exportweltmeister
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ist, eine weltweit anerkannte Kulturhochburg ist, fast Fußball-WM geworden wäre, eine Lena und
eine Angela hat und außerdem sind „wir Papst“ usw..(Umgekehrt bei Niederlagen: Identifikation
über Schande und Scham!) Achtung: Das ist keine Kompensation für materielle Misserfolge. Wie
auch: Geld wird nicht mehr, wenn dt. Kicker gewinnen. So ein Genuss geht – wie eben aller Lohn
der Parteilichkeit - nur aus abstrakter, berechnungsloser Parteilichkeit. Dann ist er aber auch einer.
Und wird „gefüttert“ durch Symbole (Fahne, Hymnen) und gesondert inszeniert auf WMs,
3.Oktober etc., auf denen der Bürger dann zirkulär nichts als seine Zugehörigkeit zu dem tollen
nationalen Kollektiv kollektiv feiern/genießen darf. Das sind dann die „Feiertage“ des
Bekenntnisnationalismus, die regelmäßig vom Alltagsnationalismus mit all seinen nation.
Anspruchshaltungen und nation. Kritikberechtigungen abgelöst wird.
16. Zusammenfassung der objektiven Funktion des Patriotismus/National. Nutzen liegt immer bei
der nationalen Führung und ihren mit Gewalt ausgestatteten Machern. Leute, die sich
berechnungslos zu ihrem Deutschtum bekennen, sich als Teil des nationalen Kollektivs (wohl)
fühlen, begreifen ihr alltgl. Leben als in der politischen Sorge ums nationale Allgemeinwohl
aufgehoben und behandeln sich und ihre Interessen entsprechend. Einen Gegensatz zwischen sich
und der nationalen Herrschaft entdecken sie nicht, allenfalls monieren sie Amtsverfehlungen.
Ansonsten haben sie Verständnis für die Nöte und Sachzwänge, denen auch Politik unterworfen ist,
wenn diese ihnen das Leben schwerer macht. Dieses Staatsvolk betätigt sich – ziemlich –
geschlossen und aus freien Stücken als Produktivkraft aller nationaler Zwecke.
17a. Das nationale „wir“ ist klassenlos, was nicht heißt, dass alle Unterschiede und Gegensätze
geleugnet werden; im Gegenteil, sie werden hervorgehoben und nationalistisch besprochen. Das ist
ein Teil der alltägl. Politisierung des Bürgers durch und in der Öffentlichkeit:
- „Managerabfindungen werden kontrolliert“ (Klar, die verdienen mehr, aber zuviel mehr ist
ungerecht und muss korrigiert werden.)
- „Kann man von Hart IV eine Familie ernähren?“ (Klar, die verdienen/haben weniger, aber
werden in Not von D nicht allein gelassen und dürfen dt. Tugenden zeigen.)
- „Arbeitslosenzahlen gesunken/gestiegen“ (Gutes/schlechtes Zeichen für nationale
Konjunktur)
..............
b. Pflege des Nationalismus im Volk durch: Erziehung
- KZ-Besuch: Betroffenheitserziehung
(So etwas Schlimmes haben wir Deutschen
verbrochen!?)
- Wehret den Anfängen! (D muss sauber bleiben!)
- Ausländerthema in Schulbüchern: „Wir haben Arbeitskräfte gerufen....“ (D ist selbstkritisch
und korrigiert unzureichende Ausl.-Politik menschlich)
- „Wen würdest du heute wählen?“ (Klar geht man wählen! Und hier hat man die Wahl! Man
muss doch und kann mitreden!)
- Die Wiedervereinigung (Die gehören ganz klar zu uns! Nicht etwa wir zu denen! So geht
Staatenaneignung für D’s Größe)
..................
c. Öffentliche Berichterstattung/Information, in der Nation (innen und außen, pro und contra,
Funktionsfähigkeit der BuWehr, welche Ausgaben und wieviel für D am besten?, einziger
Maßstabe :
- „Unsere Sicherheit wird auch am Hindukusch verteidigt!“ (Struck) (Sicherheit: pro Afgh.)
- „Was sollen unsere Soldaten in Afghanistan?“ (Sicherheit: contra Afgh.)
- „Vertuscht die Bundeswehr ihre Skandale?“ (Sorge um Funktionsfähigkeit der BuWe)
- Haushaltsdebatte: „Streit über Ausgabenpolitik“ „Schäuble: Wir müssen sparen um unsere
Verschuldungsrate zu senken!“ (Welche Aufgaben und wie viel am besten für D?)
- Geißler zu Stuttgart 21: Ein Sieg der Demokratie. Großprojekte in Zukunft nicht mehr ohne
Volksbeteiligung! (D lässt Volk mitreden!)
8
-
„5000 Demonstranten zogen friedlich durch die Innenstadt von ...“ (Hier darf man, wenn
ordentlich!)
Merkel zu Nordafrika: „Stabilität durch Demokratie, das muss das Ziel sein!“ (D’s
Zuständigkeit für Nordafrika!)
................
18. Linker Nationalismus: Antideutsch, Antifa
19. Falsche linke Nationalismuskritik: aktuell z.B. „Ums Ganze“
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